NewSTARs - Kommentare

Alle Kommentare von NewSTARs

  • 9

    [...] Der Kern bleibt kontinuierlich das Wesentliche. Skriptische Fremdkörper oder überflüssige Ausschweifungen treten ebenso schnell ein, wie sie fallen gelassen werden. So konstruiert er durch rein erzählerischer Struktur einen beispielhaften Umgang mit Unwichtigkeiten ohne belehrendem Subtext. [...]

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    • 5 .5
      über Boston

      Nicht der Pathos lässt das Thriller-Drama stellenweise verunglücken, da dies noch in einem erträglichen Rahmen stattfindet. Nein, es ist die naive Darstellung der Terroristen. Die häuslichen Dialoge sind zutiefst unglaubwürdig und offenlegen die Ahnungslosigkeit der Drehbuchautoren über eine realistische Reflexion der Betroffenen. Darüber hinaus -und das ist das verheerendste am gesamten Film- werden Ideale des Islams und die von rechtsradikalen Terroristen nicht ausreichend differenziert. Mehrfach wird betont, dass der Anschlag auf keinen Fall antimuslimische Bewegungen verursachen soll. Trotzdem wird eine extremistische Wahrnehmung des Glaubens im Film festgehalten, die in ihrer Wirkung zu unkontrolliert ist. Weder teilnahmslos noch analytisch ist jene Szene, sondern lediglich nicht ausreichend durchdacht. So wirkt die Darstellung der Religion bloßstellend und lässt die eigentlichen Konturen verwischen.

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      • 4

        Das schwierigste an "Die Irre Heldentour des Billy Lynn" ist sein Umgang mit sich selbst. Er ist in seiner Machart deutlich zu instabil und versagt durch das tatsächliche Einnehmen oberflächlicher Haltungen in voller Länge. Form und Inhalt schwimmen nicht entgegengesetzt, sondern sind kaum zu unterscheiden.

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        • 8
          über Control

          [...] Von Beginn an ist die Labilität von Curtis in freudenentziehenden Schwarz-Weiß-Bildern festgehalten, in der sein frühjähriger Drogenkonsum eine aussichtslose Flucht aus der eigenen Wahrnehmung bildet. Nie wirkt sein Wesen zu irgendeinem Zeitpunkt ausgeglichen oder gar befriedigt, sondern wird zunehmend vom umgebenden Schatten eingenommen. Die Aufnahmen werden schließlich immer düsterer und verschlingen seinen Protagonisten erbarmungslos. Hier findet keine Erleuchtung oder Wegspaltung statt – Control reflektiert kommentarlos den wartenden Tiefpunkt einer unbehandelten Depression, die ihren Wirt durch des unbeachteten Drucks und andauernder Selbstüberschätzung letztlich auffrisst.

          • 7 .5
            über Ray

            Ray besitzt eine tiefemotionale Ergreifbarkeit, was an der spürbaren Menschlichkeit des Filmes liegt. Besonders gemeint sind damit die rückblickenden Einblicke in Charles Kindheit. Eine regelrechte Wucht des Ergriffenseins wird in jenen Szenen entfaltet, die Regisseur Taylor Hackford mit einem hochwertigen Umgang der Dramatik balanciert. Vorweggenommen sei in diesem Zusammenhang die Szene der Entstehung seines berühmtesten Songs „Hit the Road Jack“, die dank ihrer zwei herausragenden Schauspieler (Regina King!), ihrer Intensität und eines bahnbrechend-impulsiven Filmschnitts der absolute Höhepunkt ist. Die anschließend konstante Qualität hält jedoch nicht bis zum Ende – denn dort stiegen die Emotionen der Macher wegen des plötzlichen Todes von Ray Charles bemerkbar in die Höhe [...]

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            • 4

              [...] Trotz alledem ist dem Skript jegliche Ahnungslosigkeit anzumerken – besonders dann, wenn die Story neue Einwirkungen benötigt. Das Resultat ist ein inhaltsloser, künstlicher Liebesfilm mit einem finalen Hang zu klischeehaften Extremen und prägnanten Anlehnungen an Filmklassikern, dessen Drehbuch sich vorteilhaft als Genrefilm tarnt. [...]

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              • 1 .5

                [...] Die Thematisierung des Beginnes, nämlich die Beziehung der drei Freunde, entpuppt sich als hohles Alibi für einen außerthematischen Plot, der mit Dialogen und Charakteren unterster Würde gestreckt wurde – da mag sonst so viel Pseudoflair verwendet worden sein.

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                • Herzlichen Glückwunsch, Carolina! Ich hoffe, es geht weiterhin steilauf!

                  • Einer der begabtesten und interessantesten Charakterdrasteller aller Zeiten neben John Turturro, Gene Hackman und Daniel Day-Lewis.

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                    • 8 .5

                      Blickt man auf die Grundrisse des Drehbuches, sind viele stilistische Parallelen zu Klassikern der 40er- und 50er-Jahre zu erkennen. Damit sind sowohl die bereits erwähnten charakterstarken Dialoge gemeint, als auch die gestalterische Position des Regisseurs, der sich mehr auf das Skript und Schauspiel konzentriert, als auf inszenatorische Einzigartigkeiten. [...] Schwerwiegender ist nämlich die Flexibilität, vergangene Zeit wiederzubeleben. Medien wie Bilder, Musik oder der Film selbst sind damit gemeint – alles materialisiert in Form einer Zeitmaschine bzw. des DeLorean DMC-12. Auf solch fantastischer Weise wird die Wertschätzung jener Medien als rasantes Abenteuer verpackt.

                      • 7

                        Das kleine, warme Zentrum bietet [Patersons] abendlicher Gang zur Bar, wo pure Gelassenheit von beruhigendem Blues und umhüllenden Lichtern eingebettet wird. Ja, die Highlights des Filmes sind die Momente der Entspannung des Protagonisten. Das klingt nicht nur nach der vollkommenen Effektivität Jarmuschs grundgedanklicher Stilistik, sondern intensiviert das eigene Teilnahmegefühl der Ausgeglichenheit.

                        • 6

                          Ein eigenständiger Franchise-Film mit ehrlichem Charakter und brauchbaren Inhalten, der überraschender Weise eine gute Filmreihe erwarten lässt.

                          • 7

                            Die schauspielerischen Talente des Filmes bilden eine andere Kehrseite. Dabei ist hauptsächlich von Leonardo DiCaprio die Rede. Seine Performance (das Sabbern, Kriechen, Weinen, Grunzen, Frieren etc.) ist in dieser Art zu viel, um wohlmöglich nicht als Overacting bezeichnet zu werden. Doch bei all den Extremen, die ihm am laufenden Band wiederfahren, fehlt es seiner Figur an Seele und Charakter. Den anderen Figuren geht es ebenfalls so, die bis zum Ende hin kaum tastbar sind.

                            So sehen zumindest die Contras aus. Doch wer sich mit dem Naturalismus bereits befassen musste, weiß, dass Perspektivwechsel ein entscheidendes Thema ist. Kehrt man demnach die Kriterien um, zeigt „The Revenant“ die Erbarmungslosigkeit der Natur, zu der wir ebenfalls gehören. Barmherzigkeit, Rücksicht oder den Wert des Charakters gibt es nicht. Es gibt nur das Leben, das Überleben und das Sterben. Menschen werden kälter als die eisigen Temperaturen Nord Amerikas. All das findet sich in einem sinnesbeanspruchenden, western-artigen Showdown zusammen, der aufgrund seiner Größe gewaltig nachbebt.

                            „The Revenant“ [...] ist etwas noch nie dagewesenes. Seine Form, die tatsächlich unvergleichbaren Bilder und die Einsicht in den Zweck der Rache und die wahren Gesichter von überlebensringenden Menschen zeichnen diesen Neo-Naturalismus, besonders zu Zeiten der globalen Erwärmung, als Eintritt in eine neue Stilistik aus. Es ist einfach, ihn zu lieben und es ist leicht, seine Schwächen zu entlarven. Doch die Natur wurde noch nie zweidimensional wahrgenommen.

                            Die komplette Kritik: http://inglouriousfilmgeeks.de/movies/the-revenant-der-rueckkehrer/

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                            • 7

                              [Tom Hardy's Figur] ist das Beispiel eines Großstädters, der in seiner distanzierten Erscheinung einen expressionistischen Flair hat. [...] So ist schließlich auch die subtile Erzählweise, die ein kontrolliertes Tempo einnimmt und durch die warme Farb- und Lichtvielfalt den eigenen Schein der Großstadt trügt. Doch die tatsächliche Wärme tritt erst in Erscheinung von Noomi Rapaces Figur auf, die die moderne Femme fatale des Filmes ist. [...] Der klassische Film noir wird eindrucksvoll in das gegenwärtige New York projiziert.

                              Wie in dem Vorbildgenre wird auch hier mit visuellen Kontrasten gearbeitet, nur dass die analogen Schwarz-Weiß-Fotografien von digitalen, prächtigen Farbtönen ersetzt werden. Das detaillierte und verschleierte Erzählen ist ebenfalls übernommen wurden. Demnach sollte die Reibungsreinheit des Krimi-Skriptes nicht als Selbstverständlichkeit betrachtet werden, denn dies passiert schnell bei einer solch authentischen Geschichte, die nicht ständig daran erinnert, man sehe eine große, fiktive und standartmäßig überzeichnete Hollywood-Geschichte. „The Drop“ ist schließlich nicht auf das Event aus. [Robin Längert]

                              • 8

                                Dass The Hateful Eight ein wortgewandtes Drehbuch mit messerscharfen Dialogen besitzt, ist das wohl markanteste Augenmerk für jedermann. Geradezu exponentiell steigert sich die Spannung durch zunehmend schnellen Schnitten, intensiven Kamerafahrten und sich zuspitzenden Wortwechseln, die sich erst durch explizite Gewaltausbrüche entladen. Doch jenseits dieser Offensichtbarkeit stecken die wahren Schätze Tarantinos Werkes. Dazu gehört in vollen Zügen das Mittel der Blendung. Nur ist damit nicht die Verschleierung eines Qualitätsmangels gemeint, sondern die alltägliche Blendung innerhalb der Gesellschaft, die sich gleichermaßen mit Widersprüchen und Vorurteilen charakterisiert.

                                Behandelt wird der eingefleischte, argumentlose Rassismus, der resultierte Gegenhass und ein verzerrtes, politisches Weltbild. Die Rolle des ersteren übernimmt der Südstaaten General Smithers, gespielt von Bruce Dern. Die versteifte Reduzierung seiner Yankee-Verfeindung macht sich bereits in seiner Äußerung über Dunkelhäutige deutlich („I don’t know that nigger. But I know he’s a nigger. And that’s all I need to know“). Verteidigen scheint sich demgegenüber der Yankee Major Warren, gespielt von Samuel L. Jackson, nur mit seinem Brief des Abraham Lincoln. Doch dieser ist weitaus mehr als die ohnehin schon raffinierte „Entwaffnung der Weißen“; Er stellt den unterschwelligen und unverzichtbaren Roten Faden des Filmes dar.
                                Die Leichtgläubigkeit und Blendung der Menschen, besonders durch Medien wie des im Film benutzten Briefes, ist die Kerndiskussion des Skriptes. Dies geschieht u.a. ebenso in Form der Erzählung Major Warrens über die Erniedrigung von Smithers Sohn, als auch im letzten Kapitel durch Domergues Ausmalung ihrer unausweichlichen Bande. Vollends wirken tut der Einsatz von solchen Undurchschaubarkeiten gerade deswegen, da deren Wahrheitsgehalt für den Zuschauer komplett offen bleibt. Somit schafft Tarantino den wahren Wert des Mediums Film und projiziert die Missstände und Komplikation von der Leinwand auf das Publikum über.
                                Involviert ist damit auch die von Mobray erläuterte Differenzierung vom Hinrichten („For justice delivered without dispassion, is always in danger of not being justice“). Seine Aussage scheint vollkommen schlüssig zu sein und doch widerlegt sie sich in der vorletzten Szene durch das leidenschaftliche Erhängen von Domergue, die die schaurige Erscheinung einer Hexe annimmt. Nun könnte man meinen, dass sich Tarantino in diesem Punkt widerspricht, doch ist dies nur ein weiteres Glied des behandelten Rassismus: Eine Unterteilung in ein Schwarz-Weiß-Schema sei nur eine Oberflächlichkeit.

                                Um die Position des Briefes wieder aufzugreifen: Dieser bildet zugleich eine streng politische Komponente. So setzt sich Tarantino mit den Schwächen des Patriotismus auseinander, welcher im Film nur als faschistisches Werkzeug benutzt wird. Schließlich löst es den wohl größten Schwachpunkt bei John Ruth aus und rührt ihn zur angreifbaren Sentimentalität. Tatsächlich aber fungiert sie als eine rationale Art von Religion. Denn wenn Major Warren und Sherif Mannix, im Sterben liegend, den Lincoln-Brief wie ein Bibelzitat vorlesen, scheint es als bräuchte der Mensch ein existenzielles Hoffnungsideal zum Festhalten. Nicht ohne Grund wurde der Film mit einem verschneiten Christenkreuz eingeleitet, das zum Miederwadenladen gerichtet wohl eher einen getäuschten Schutz symbolisiert. Doch die Unbrauchbarkeit jenes Hoffnungsideals inmitten einer misstrauischen, unehrenhaften Gesellschaft zieht mit Roy Orbinsons „There Won’t Be Many Coming Home“ im Ausklang einen berührenden Schlussstrich mit allem. Ein unvertrauter Tonfall in Tarantinos Filmographie, der trauriger Weise selten geschätzt, wie auch kaum verstanden wurde, so scheint es.

                                The Hateful Eight unangebrachte Gewaltdarstellungen, Trägheit oder gar Selbstverliebtheit vorzuwerfen, ist ein fataler Fehler. Tarantinos unabhängigstes Werk lässt zwar wieder nicht Zitierungen aus (genial eingearbeitet u.a. Das letzte Haus links oder Leichen pflastern seinen Weg), doch ist es so eigenwillig, voller Innovationen (Tarantinos ironischer Audiokommentar als Erzähler) und atmosphärischer Stärke (Morricones Impulsivität; Soundkulisse), dass es rein inszenatorisch bereits ein Masterpiece geworden ist. Und trotzdem gibt es da noch das Drehbuch, das gigantische -sich in einer kleinen, eisigen Hütte tarnend- Formen annimmt, die mit keinem anderen Film vergleichbar sind.
                                Vielleicht geht ja The Hateful Eight einen Weg, wie viele andere Klassiker und reift erst über die Jahre hin zu einer einstimmig unverzichtbaren Kinogröße. Wünschen kann man es ihm nur, denn er gehört zu besten Filmen aller Zeiten.

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                                • 8

                                  Zu einer Pause, einem Wendepunkt oder einem Rückzieher kommt es nicht. Eden Lake zeigt Taten, von denen sich jeder vorher Bewusst sein sollte, sie umzusetzen zu wollen. So tritt Handeln auf Handeln ohne eine Sekunde innezuhalten. Umgesetzt ist es mit einer freudenentziehenden Atmosphäre, einem düsteren Score und einnehmenden Bildern, die zeigen, was nötig ist, um auf eindringliste Art verzweifelt und zugleich nachdenklich zu werden. Dies funktioniert besonders durch die dominanten Elemente des Dramas, die mitsamt des Torture-Horrors die vollkommene Bösartigkeit formen.

                                  Abseits der Inszenierung sind es die Charaktere, deren Zeichnung und Bedeutung, die den Sinn des Geschehens bilden; Die Jugendlichen haben kein modernes Realitätsbild. Sie leben jenseits von Städten und großen Geschehnissen, die ihnen einen Bezugsgrund zu Eilmeldungen und Nachrichten geben würden. Stattdessen bildet die geringe Anzahl der Teenager eine einzig existente Gruppe, aus der niemand ausgeschlossen möchte. Gemeinsam verbringen sie ihre Freizeit im Wald, hören so laut, wie sie wollen, ihre Musik und betrinken sich abends vor dem Lagerfeuer. Wohl nie wurde ihnen all das jemals untersagt – und mit dieser selbstherrschenden, dennoch nicht selbstbeherrschenden Haltung treten sie dem städtischen Pärchen gegenüber. Die zunehmenden Gewaltausbrüche und Verherrlichungen seitens des Gruppenführers sind darüber hinaus wohl rückführend auf häusliche Gewalt angedeutet, was das Geschehen des Filmes umso kritischer macht.

                                  Eden Lake, das heißt, das Grundwesen des Menschen, das schon von Anbeginn existiert. Auf dieser Basis ist James Watkins Horrordrama, kombiniert mit Thrill und Gore, ausgelegt. [...]

                                  Inglourious Filmgeeks: https://inglouriousfilmgeeks.com/2016/10/30/eden-lake/

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                                  • 9

                                    Die Welt, die sich John und Laura Baxter teilen, ist überwältigt von Kälte und Distanz. Sie haben nur noch sich zwei, was die berühmte Sexszene voller Intensität verdeutlicht. Venedig ist dabei das Labyrinth, in dem sie sich nach und nach wegen ihrer Perspektivdifferenzen distanzieren. Beide verkörpern das typische Mann- und Frau-Schema – doch auf solch authentische Weise, dass es fern von jeglichen Klischees ist. So ist es Laura, die die emotionalere Bindung zu Christine hat und sich darum auf den erschreckend überzeugenden Okkult der beiden alten Damen einlässt. John jedoch hält an der Bodenständigkeit fest, die ihm schließlich zum Verhängnis wird. So wird die psychische Labilität um die Verarbeitung des Kindesverlustes erstickend düster illustriert.

                                    Wenn die Gondeln Trauer tragen als religiös zu bezeichnen, wäre lediglich eine Interpretation. Schließlich erörtert der Film das Verhältnis der Verarbeitungskraft des menschlichen Verstandes und die Religion oder das Okkulte als Lückenfüller des gedanklichen Unverständnisses. Ob das Geschehen als Realität oder Metapher verstanden wird oder wie viel Realitätsgehalt das Erlebnis von John beinhaltet, macht das große Mysterium des Filmes aus. So oft, wie man ihn auch schauen mag, Nicolas Roeg’s Meisterwerk möchte sich nicht enträtseln oder fest interpretieren lassen. Schließlich sagt er es jedem nach: „Don’t look now.“

                                    Inglourious Filmgeeks: https://inglouriousfilmgeeks.com/2016/10/29/wenn-die-gondeln-trauer-tragen/

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                                    • 7

                                      Die Rohheit der Materialien und die schaurige Soundkulisse kreieren in ihrer Gesamtheit eine teuflische Atmosphäre, die durchweg zündet. Von dort an wird mit der Furcht des Zuschauer überaus fies gespielt, was eine Reihe von Jump-Scares mit sich zieht. Deren Einsätze weisen üblich auf die nicht besitzende Fähigkeit des Filmemachers hin, qualitativen Horror inszenieren zu können – wie es bei fast jeder Blumhouse Produktion der Fall ist. Doch bei Sinister ist ihr Gebrauch oft anders als erwartet. So füllen die „Jumps“ gar das gesamte Bild und kosten ihre Böswilligkeit in vollen Zügen aus. Analog wird mit dem Soundpegel nicht zögerlich umgegangen, wodurch das Format wiederum recht transparent wird.

                                      Durchaus zerrt der Horror-Thriller oft an den Nerven und zeigt dies bereits anhand seines subtilen Vorspannes. Auch die beginnenden Elemente des Okkultismus behalten die dichte Atmosphäre bei. Nur leider mündet die Geschichte in einem -für die heutigen Mittel- zaghaften Twist, der aufgrund seiner Inszenierung enttäuschend unseriös ist. Statt totalem Terror oder bösartigem Splatter klingt das Geschehen mit Fantasy-Grusel aus, das in seiner unverblüffenden Form zu wenig Konsequenz und Charakter erweist. Entschädigender Weise glänzt Ethan Hawkes intensives Schauspiel über die Dauer des Filmes hinweg.

                                      Die komplette Kritik: https://inglouriousfilmgeeks.com/2016/10/22/sinister/

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                                      • 10

                                        Die kontrastierten Ansätze zwischen jung und alt, lebend und tot, werden in dem Haus zu etwas Unerkennbaren verflechtet, was die Gouvernante und den Zuschauer selbst vollkommen verunsichert. Nichts bleibt mehr eindeutig, abgesehen von dem fiebrigen Terror, der in seiner blutleeren Gestalt zum Ende hin unerträglich wird. Zugegeben, die gezogenen Schlüsse von Miss Giddens mögen teils etwas zu willkürlich erscheinen, doch erweisen sie sich im Einklang mit den beendenden Schriftzügen als überaus durchdacht. Dort wird schließlich die Wahrnehmungskapazität des Zuschauers gefordert, dem, so scheint es, alles offen bleibt. Nur ist dem nicht so. Schon längst hat er sich eine eigene Meinung zu dem Geschehen gebildet, welche auf ewig in seinem Kopf spukt. Schließlich hört das Grauen bei Beendigung des Filmes nicht auf, sondern entfaltet sich neu.

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                                        • 8

                                          [...] Allzu ernst ist der Ton jedoch nicht. Stattdessen deformiert Hooper seine selbstkritische Thematisierung zu einer wahnwitzigen Satire, die aufgrund des drastischen Humors eine vollkommen andere Art des Terrors, im Vergleich zu der bedrückenden Anspannung in TCM, bildet. Ein ähnlicher Gegensatz ist auch in den Bildern zu erkennen, deren Ästhetik hier geschliffen ist und mit dem dreckigen Stil des Vorgängers nichts mehr zu tun hat. Ein weiterer Streich, die Auswirkungen des Massakers in die Gegenwart zu platzieren und sie dort zu behandeln. Nicht ohne Grund schmückt sich TCM 2 in einem popkulturellem Gewand und leitet seine Geschichte wie ein x-beliebiger Slasher ein, die zu jener Zeit bekanntlich erstmals Fließbandproduktionen waren. In diesem Zuge thematisiert er selbst das sexuelle Wesen Leatherfaces ohne jegliche Tabus. Doch eine solche Szenerie lässt Hooper mit einer Leichtigkeit fallen, auch wenn er seinen Spaß an stilistischer Brutalität fortführt. Nicht nur das; er lässt seine brutal-überspitzte Freakshow in einem unübertreffbaren Kettensägen-Duell münden. Der Terror wird somit unaufhaltsam für die Protagonisten. Für uns ist er unwiderstehlich.

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                                          • 6 .5

                                            [...] Umhüllt wird alles mit lachender Action, die in Form ihrer Heiterkeit das wohlmöglich schwierigste Manko darstellt. Darunter leidet besonders der vorherrschende Ton des Filmes, der den Protagonisten mit gewaltiger Coolness jedes Alien töten lässt. Die überstrapazierte Konsumkritik und das pausenlose Morden, hinzu noch der überspitzte Trash im großen Finale, verwischen in ihrer Kombination die anfängliche Klarheit und lassen Sie leben schließlich daran scheitern, ein besserer Film zu sein. Da ist es immerhin gut, dass Carpenter seine Hommage an Science Fiction-B- Movies der Fünfzigerjahre mit einer charismatischen Endszene abschließt, die der Popkultur mitsamt des synthetischen Scores genüsslich eins auswischt.

                                            Die komplette Kritik: https://inglouriousfilmgeeks.com/2016/10/07/sie-leben/

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                                            • 8 .5

                                              End of Summer #5: "Die Reifeprüfung"

                                              [...] Das Drehbuch lässt sich sehr viel Zeit für neue Handlungseinflüsse, während das provokante, sexuelle Verhältnis eine komplexe Wiederspieglung mit dem Umgang der persönlichen Reife ist. Die Wertschätzung von Liebe und Geborgenheit, das Auskosten des Reizes vom Verbotenen und Unerwünschten baut sich pausenlos auf, was als einseitige Darstellung der jungen Generation wirkt. Doch gerade dieser selbstreflexionslose Sympathieaufbau, der hier für den Zuschauer zugänglich gemacht wird, wischt jedem bei der finalen Szene eins aus. [...]

                                              Die komplette Kritik: https://inglouriousfilmgeeks.com/2016/09/25/end-of-summer-5die-reifepruefung/

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                                              • 4 .5

                                                Die historische Einordnung des Filmes wirkt wie ein erzwungenes Muss, dem keinerlei Bedeutung geschenkt wird. [...] Die Frau, welche sich als eigenständig beweisen möchte, verwirklicht sich erst durch ein heroisches Männerbild. Eben diese einseitige Darstellung der Männer wird zu keiner Zeit hinterfragt, was im Originalfilm jedoch auch nicht der Fall war. [...] Das andere Manko liegt bei dem gezeichneten Bild der Afroamerikaner zu jener Zeit. Eine solche Integration und Gleichwertigkeit, wie sie im Film dargestellt wird, ist vielmehr ein Wunschdenken, als eine bodenständige Reflexion der Geschichte. Gerade deswegen bekommt die finale Einsicht in das verwundete Leben von Washingtons Figur keine Glaubwürdigkeit. Zu plötzlich wird das Thema Rassismus eingeworfen, welches hätte schon viel früher behandelt werden sollen.

                                                Die komplette Kritik: https://inglouriousfilmgeeks.com/2016/09/21/die-glorreichen-sieben/

                                                4
                                                • 3
                                                  über Snowden

                                                  [...] Die Bilder sind teils schnell und der Soundtrack in den richtigen Momenten impulsiv. Zu jedem anderen Zeitpunkt aber ist das Geschehen durchweg belanglos und behandelt kaum genug interessante Anhaltspunkte. Stattdessen wird alles strikt einseitig erzählt und verfällt zu einem monotonen Einheitsbrei. Der Patriotismus, der sich selbst zu kritisieren andeutet, wird letzten Endes von allen Seiten eingehämmert. Musikalisch werden die salutierenden Blechbläser zunehmend eingesetzt. Charaktere sind nur noch nach dem Schwarz-Weiß-Muster sortiert. [...]

                                                  Die komplette Kritik: https://inglouriousfilmgeeks.com/2016/09/19/snowden/

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                                                  • 8 .5

                                                    End of Summer #4: "...denn sie wissen nicht, was sie tun"

                                                    Der Kampf unterhalb den Jugendlichen, was zu Beginn als zentrale Handlung wirkt, entpuppt sich nach einem drastischen Unfall als leere Hülle ohne jegliche Bedeutung für ihren Streit um die eigene Dominanz. Doch die Leere scheint für die Figuren einen besonderen Reiz zu haben: Sie resultiert für sie die Unabhängigkeit von Verpflichtungen und den Verzicht auf Verantwortung. So ist das leer stehende Haus im Film, das inmitten der Nacht das Gefühl der Zeitlosigkeit verleiht, ein Ort der seelischen Entfaltung und ein besonderer Zugang für die perspektivlosen Jugendlichen. Ebendort weißt der Film auf seine zeitlose Thematik hin, da das darauffolgende Finale den 24 Stunden-Zyklus vervollständigt. Doch für Jim selbst beginnt ein neuer Abschnitt, das die Endblende, auf das im Sonnenaufgang stehende Planetarium gezielt, träumerisch auffängt.

                                                    Die komplette Kritik: https://inglouriousfilmgeeks.com/2016/09/18/end-of-summer-4-denn-sie-wissen-nicht-was-sie-tun/

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