NewSTARs - Kommentare

Alle Kommentare von NewSTARs

  • Ehe ich es verpasse: Alles Liebe zum Geburtstag! Den mit unter besten Schauspieler der Filmgeschichte sollte man zu Lebzeiten ebenso ehren wie in all den anderen Jahren. Prost!

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    • 1 .5

      Was wie ein terrorisierender Psycho-Thriller klingt, ist in Wahrheit eine familiäre Tragikomödie mit zuckersüß-verspieltem Score und luftig-naiven Humor. Hier werden Kinder nicht nur ernst genommen, sondern auf ein höheres Podest gestellt. So sind die beiden Jungs weitaus mutiger und mit intellektuellerem Vokabular gezeichnet als ihre Mutter, die das weibliche Geschlecht als empfindliche, unselbstständige Person darstellt. Das klingt nicht nur frauenverachtend – das ist es auch in vollen Zügen.

      Weitaus beängstigender ist jedoch Trevorrows Weltbild gegenüber Gerechtigkeit, das letztlich die Befürwortung der Todesstrafe beinhaltet. Es ist zwar nett gemeint von ihm auszusagen, dass Kinder ernstgenommen werden sollen, doch geht er mit seinen Inhalten definitiv zu weit und blendet jedes Realitätsgefühl aus, um seine Geschichte so rosig wie möglich enden zu lassen. Das überrascht in Folge der lachhaft peinlichen Pseudo-Raffinerie und des künstlichen Humors rein gar nicht.

      Am Ende fragt man sich, welches Publikum The Book of Henry ansprechen möchte. Für Kinder ist dieser Film eindeutig zu gefährlich und weltbildverzerrend, während Erwachsene durch den Erzählstil für dumm verkauft werden. Letztlich ist es eine Tragikomödie, die komplett untergehen sollte, da sie in keinem Fall eine Daseinsberechtigung hat. Darüber hinaus funktioniert die vorgetäuschte Empathie der Kinder zu keinem Zeitpunkt und schürt stattdessen die vollkommene Abneigung. Ein gefährlich hetzerischer und meinungsmanipulativer Film, der in keine falschen Hände geraten sollte. [Robin Längert]

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      • 6

        Doug Liman, der zuvor mit Die Bourne Identität und Jumper mehr bzw. weniger überzeugen konnte, zeigt sich wiedermal an dem Spionage-Genre interessiert und verfilmt die abgebrühte Geschichte eines Piloten, der das mexikanische Drogenkartell von Pablo Escobar ebenso zum Erfolg brachte wie die von der CIA streng durchgeführte Observation über jenes Imperium. Vom Konzept her eher für einen Scorsese geeignet, ist Barry Seal eine klassische Rise-and-Fall-Geschichte, die die geradezu unglaubwürdigen Begebenheiten in Form einer Satire überspitzt herausfiltert. Unterhaltung wird damit allemal geboten, nur leider mit einer etwas zu überzeichneten Handschrift, die besonders zu Beginn sehr aufdringlich wirkt. Die richtige Kurve bekommt der Film schließlich erst beim tieferen Eindringen in die politische Ebene der Handlung, mit der Liman überzeugend umgehen kann.

        Als Satire trifft das Biopic die nötigen Töne, um Provokationen auszulösen. Nicht ohne Grund wurde als Orinaltitel American Made ausgewählt, der hierzulande gekonnt mit dem Nebentitel Only In America ergänzt wurde. Nur schade, dass der Film bei uns nicht besser vermarktet wurde. So trifft man neben Situationskomik und eine geringe Handvoll Action eben auch auf scharfsinnige Politkritik an das amerikanische Regiment. Das ist nicht nur weitaus komischer als der einfachere Humor des Filmes, sondern auch in einen verdammt guten Kontext gebracht.

        Tom Cruise steht die Rolle des naiven Antihelden überaus gut, dessen Laufbahn aus mehr Glück als Verstand bestand. Hätte Regisseur Liman letztlich seinen überzeichneten Stil ausbauen können, der zu gerne ein Mix aus Martin Scorsese und Paul Greengrass sein würde, wäre er sicherlich ein wenig besser geworden. Nichtsdestotrotz ist Barry Seal: Only In America eine gelungene Action-Satire, der es an Unterhaltung keinesfalls mangelt. [Robin Längert]

          • 7 .5

            Es ist Heiligabend – bei uns und in Gotham City. Zu keiner anderen Zeit des Jahres ist die Liebe wärmer und die Einsamkeit kälter. Um jenen Kontrast handelt Tim Burtons Batmans Rückkehr.

            Mittlerweile ist der Markt an Comicverfilumungen überfüttert. Überall soll das nächste Filmuniversum expandieren, das sich auf lange Sicht in immer uninteressanter werdenden Handlungssträngen verliert. Doch vor fünfundzwanzig Jahren sah das alles noch ganz anders aus. Dort hatten Filme aus dem Hause DC das Sagen und erschienen mit der Superman- und Batman-Reihe geradezu limitiert. Dabei ist das pechschwarze Herz eines Tim Burton die perfekte Quelle für den Geist eines Filmes rund um den dunklen Reiter und seiner Heimatstadt Gotham.

            Mit einer wiedermal bahnbrechenden Liebe zum Detail visualisiert uns der romantische Expressionist einen Spielplatz voller grotesken und wahnwitzigen Figuren und Szenarien, deren Gefühle vom einen Medium zum anderen schlichtweg perfekt adaptiert wurden. Zwar geht, wie es in gefühlt jeder Batman-Verfilmung stattfindet, Bruce Wayne selbst vollkommen unter, doch ist es vielleicht dieser reizvolle Fokus auf die Antagonisten und dem seelenlosen Erscheinungsbild von Batman, was ihn letztlich von den anderen Comicfiguren abheben lässt. Identitätslosigkeit und soziale Isolation sind nämlich nicht ohne Grund das Hauptthema des Filmes, womit Burton den Kern der Comicvorlage präsenter behandelt als im ersten Teil. Idealerweise nutzt er dafür das Fest der Liebe, um jenen Inhalt sowohl zu verarbeiten, als auch chaotisch zu abstrahieren. So findet eine wahnsinnige Destruktion des Weihnachtsfestes inmitten von Gotham City statt, wo jenes Festgefühl verfliegt und die Maskierten die Leinwand dominieren. Mehr Burton und Batman in Einem bekam man nirgendwo anders zu sehen.

            Wer sich auf die wiederholt skurrile Fantasiewelt von Burtons Batmans Rückkehr einlässt, die einen kräftigen Soundtrack als Rückgrat hat, wird mit ebenso viel Begeisterung wie Liebe beschert – denn besonders sein Ausklang, die letzte und zugleich besinnlichste Szene, ist das Magischste des gesamten Filmes. [Robin Längert]

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            • Top 10 Star Wars-Filme
              1. Krieg der Sterne
              2. Die Rache der Sith
              3. Das Imperium schlägt zurück
              4. Rogue One: A Star Wars Story
              5. Angriff der Klonkrieger
              6. Rückkehr der Jedi-Ritter
              7. Die dunkle Bedrohung
              8. -
              9. -
              10. Das Erwachen der Macht

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              • 7 .5

                Das Gefühl der Nähe und Geborgenheit, welches das Weihnachtsfest so liebevoll definiert, ist besonders inmitten einer verschneiten Winterlandschaft zu spüren, was das Beieinander im trauten Heim noch einen Funken mehr von Wärme verleiht. Doch diese kleine, naturverbundene Magie muss von irgendwo ihren Ursprung haben, fragt sich Burton für seine zum Klassiker angestiegene Weihnachtsgeschichte. Die Antwort ist ebenso schmerzlich wie auch wunderschön personifiziert durch den künstlichen, sozial abgestoßenen Menschen Edward mit den Scherenhänden.

                Der Burton der Neunzigerjahre war noch ein Leidenschaftlicher voller Inspirationen. Nicht nur sein Gothic-Stil begeisterte Publikum und Kritiker gleichermaßen, sondern ebenso seine Verarbeitung der Medien- und Kulturlandschaft der Sechzigerjahre. Zu den letzteren gehört zweifelsohne Edward mit den Scherenhänden, der den medialen Kitsch zu jener Zeit auf skurrile Weise untersucht. Dort ist Edward das schwarze Schaf, der wohlmögliche Pre-Punk des kommenden Jahrzehnts, ein kurzerhand eigensinniger Typ, der keinesfalls von der Gesellschaft akzeptiert werden kann.

                Burton inszeniert eine scheinheilige Integration, die nur aufgrund der Selbstdarstellung als Gutmenschen von Seiten der Vorstadt-Bürger stattfindet. Eine tatsächliche Näherung ist nur bei der jungen Kim zu beobachten, zuckersüß von Winona Ryder gespielt. Sie nutzt ihn nicht als bloße Dienstleistungskraft, sondern setzt sich mit ihm als Person auseinander. Dass am Ende dennoch eine Welle an gewünschter Lynchjustiz inmitten der surrealen Kleinstadt das Fass überlaufen lässt, lässt das Geschehen als wundervolle Hommage an Frankenstein abrunden. So zieht sich die Farbgestaltung auch wieder zurück, die wie bereits beim Vorspann in kalten, dennoch beeindruckenden Grautönen verweilt.

                Edward mit den Scherenhänden zeigt der Gesellschaft den nötigen Stinkefinger, die nach wie vor vorurteilend in Schubladen denkt. Viel lieber fühlen sich alle in ihren gesellschaftlich akzeptierten Schablonen pudelwohl, wofür das schwarze Schaf isoliert leiden muss. Er und sein Schaffen ist zudem auf schnellste Weise vergessen, sobald alle anderen ihr eigenes Wohl gefunden haben. Wat ne Nächstenliebe! Dabei vergisst der Film nicht die wichtigste Frage zu stellen: Ist nicht jeder irgendwo ein schwarzes Schaf?

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                • 5

                  Potter legt großen Wert auf eine ausgeglichene Screentime jeder Charaktere, die eine makellos bunte, jedoch gleichermaßen geknickte Gesellschaft bilden. Jene ähnliche Ausgeglichenheit betrifft ihren Fokus auf ein zentrales Thema im Film, welches als Kerndiskussion fungieren könne. Stattdessen handelt es sich bei den Figuren um personifizierte Mechanismen der westlichen Länder, zu denen der bewaffnete Banker, der sterbenskranke Gesundheitsminister, das überschwängerte, gleichgeschlechtliche Paar, der esoterische Ausländer, seine zynische Partnerin und letztlich die überforderte, alles aussetzende Hausfrau gehören. Jeder von ihnen hat etwas zu sagen. Und jeder erwartet zueghört zu werden. Mit dieser Konstelation spielt Potter ihr Kammerspiel aus – welches weniger erreicht als erhofft.

                  Klischees aufzustellen ist das eine, sie zu entlarven schaffen jedoch nur wenige Filmemacher. Zugegeben, Potter gibt sich jedoch nicht viel Mühe die Grenzen aufzulösen. Viel wichtiger ist ihr der Konflikt zwischen den Parteien, bei dem so viele Themen wie nur möglich angeschliffen werden sollen. Ein roter Faden entsteht dabei genauso wenig wie eine Art von brennendem Interesse für das Geschehen, da die Figuen bedauerlicherweise viel zu eintönig handeln. Grund dafür ist wohlmöglich die Prämisse des Filmes, welche wie ein themenberechnetes Werk einer Filmakademie wirkt und dem Zuschauer geradezu erzwungen das Schild “Anspruch” vor die Nase halten möchte. Als schwarze, gesellschaftspolitische Komödie kann man sich das sicherlich leisten, wenn man denn nicht zu formelhaft mit seinen Inhalten umgeht.

                  Auf Potters Inszenierung hätte man verzichten können. Stattdessen wäre The Party rein erzählerisch in Form eines Romans deutlich besser aufgehoben. Zum Glück jedoch harmonieren vor der Kamera eine Handvoll im impulsive Darsteller, die trotz aller Mängel zu überzeugen wissen. Viel mehr bleibt über den Berlinale-Liebling nicht zu sagen, dessen Eindruck keineswegs bleibend ist. [Robin Längert]

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                  • 8

                    Das Erfolgswerk des diesjährigen Cannes-Festivals befördert brummende Synthies und grelle Stadtlichter einer Nacht, wie sie schwärzer nicht sein könnte. So in etwa kann man sich die Audiovisualität von Good Time vorstellen, dem neuen Film der Safdie-Brüder. Nachdem sich das Duo mit ihrem ersten Film Heaven Knows That einen kleinen, verehrenden Anhang eignen konnten, ist ihr zweiter Kinofilm ein Nerven fordernder Thriller geworden, der großes Durchhaltevermögen verlangt.

                    Good Time besitzt viele Besonderheiten, die ihn teils von anderen Genre-Vettern abgrenzt. Ganz nach den bekannten Charakterzügen des 2010er-Kinos bildet sich der Score aus wilden, synthetischen Tönen, die die knallbunten Bilder der zur Kontrast stehenden Nacht untermalen. Auch wenn es seit Nicholas Winding Refns Drive ein fester Bestandteil unseres aktuellen Jahrzehnts geworden ist, schafft Komponist Daniel Lopatin einen einnehmenden Sound, für diesen er in Cannes letztlich preisgekrönt wurde. Träumerische Dur-Akkorde sollten jedoch nicht erwartet werden. Stattdessen nagt Lopatin an den ohnehin bereits aufgewühlten Nerven, wie es anstrengender und Kräfte fordernder dieses Kinojahr nicht mehr werden kann. Zartbesaiteten sei darum der Gang zum Kino eher abzuraten; Good Time projiziert hemmungslos Stress und Angst.

                    Sobald die erste Szene beginnt, ist bis zum Abspann keine Pause in Sicht. Der adrenalinausschüttende Rauschzustand, in welchen Good Time den Zuschauer befördert, war seit Sebastian Schippers One-Take-Thriller Victoria nicht mehr so intensiv am eigenen Leib zu spüren. Grund dafür ist seine konsequente Authentizität. Statt smarter Coolnes sind hecktische Notlösungen zu sehen, die das Gefühl vermitteln, man entferne sich mit jedem Schritt weiter weg von der Illusion einer kommenden „guten Zeit“. Pattinsons Charakter rennt dafür, für das eigenene Wohl und das seines Bruders, durch halb Queens. Dabei wird wiederholend festgehalten, dass er mit seinen Taten jede zufällig beteiligte Person in den Dreck zieht. Seine Darbietung verdient mit dieser trotz alledem spannenden Flucht, bei der man sich den bestmöglichen Ausweg für den Protagonisten wünscht, einen großen Respekt. Gleichermaßen sollte nicht vergessen werden, dass sein psychisch labiler Filmbruder von einem der Regisseure selbst gespielt wird – und das mit Überzeugung.

                    Man darf gespannt sein, wie viel Aufmerksamkeit dieser Ausnahme-Thriller in Hollywood gewinnen wird. Eine verdiente, jedoch unwahrscheinliche Oscar-Nominierung sei dem Original-Song von Lopatin und Iggy Pop, The Pure and the Damned, gewünscht. Ebenso ungewöhnlich gut ist die gesamte Bildgestaltung und täuschende, Gefahr andeutende Kameraarbeit. Auch wird manch ein Geschehen aus sonderbar distanzierten Perspektiven beobachtet, was eine vollkommen neue Art des Teilnahmegefühls erschafft.

                    Die Gebrüder Safdie haben mit Good Time einen einzigartigen Kinofilm gedreht, dessen Bildatmosphäre und musikalische Untermalung fasziniert. Nicht nur das Horror-Genre kann viel vom Independent-Kino lernen, sondern seit diesem Jahr nun auch das Thriller-Genre. Der Abspann beginnt, doch ist ein Ende nur narrativ gefunden. Good Time wirkt nämlich noch eine ganze Zeit nach – so viel steht fest. Dass dies bei wiederholter Sichtung erneut der Fall ist, ist jedoch zu bezweifeln. Dafür ist der Thriller zu übersichtlich. [Robin Längert]

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                    • 7

                      Die sparsamen, limitierten Locations des Historienfilms sind beinahe an einer Hand zu zählen. Einen stilistischen Sinn hat dieses Vorhaben allemal: Nachdem Katherines unbehaglicher Ehemann sie über unbestimmte Zeit allein mit seinem Vater und den Dienstmädchen im großen Anwesen lässt, ist die unglücklich Verheiratete endgültig sozial isoliert. Schließlich beginnt sie eine Affäre mit Sebastian, ein Arbeiter aus dem Dorf, und spielt immer mehr mit dem Feuer. So ist es ihr Schlafzimmer, das als einziger Rückzugsort vor ihrem Stiefvater und einem möglichen Skandal dient. Der angespannte, erzogene Ton, sowie die authentische Ausstattung und Kostümierung schaffen damit ein intimes Kammerspiel mit Gespür für die lebensstilistische Atmosphäre des 19. Jahrhunderts.

                      Es ist eine klassische Geschichte um Intrigen, die trotz Konventionen durchaus auch mit den Erwartungen zu spielen weiß. Die Literaturvorlage ist dabei aufgrund der Umsetzung als recht trocken einzuschätzen. Der Film besitzt dafür das, was das Buch nicht hatte: Eine unglaubliche Hauptdarstellerin. Ihr, der jungen Florence Pugh, sei zweifellos eine große Karriere zu wünschen. Sie verfügt über geradezu finsteren Charme, der sie trotz aller amoralischen Handlungen zur vollkommen funktionierenden Identifikationsfigur macht. Nicht nur Sebastian verfällt ihr, sondern ebenso der vom Film eingenommene Zuschauer.

                      Die vielen kleine, wirkungsvollen Momente machen Lady Macbeth zu einem ganzen Stück Indie-Perle. Dass das Psychodrama keineswegs viel gekostet haben kann ist zwar bemerkbar, doch verursacht es keine deutliche Schwächung bei seiner Intensität. Eine klare Empfehlung für alle, in deren Nähe der Film zu sehen ist. [Robin Längert]

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                      • 8

                        Hexen auf Besen und pechschwarze Kater im Intro dieses Screwball-Klassikers stimmen bereits voller Freude auf die Glorifizierung des herzlichen Schreckens ein, die in den darauffolgenden zwei Stunden zuckersüß durchgeführt wird. Zwar gibt es in dieser Zeit keine oben genannten Gespenster zu sehen, dafür aber eine Reihe gnadenloser Running Gags gegenüber Frankenstein – oder jemandem, der ihm zum verwechseln ähnlich sieht. Hinzu kommen noch massig andere Gags in Serie, die die ohnehin hohe Geschwindigkeit der Erzählung auf Hochtouren bringt.

                        Wie auch immer blüht Cary Grant zwischen blitzschnellen Wortgefechten in seiner Rolle als überfordertes Opfer mit ganzem Körpereinsatz auf. Somit stellt er seine Kollegen mit Leichtigkeit in den Schatten. Es ist seltsam, aber eine solch ausgelassene, verpielte Darbietung ist in heutigen Komödien seit Jim Carrey nicht mehr auffindbar. Umso mehr ist seine ausgeflippte Offenheit zu schätzen, die trotz aller Überdrehtheiten ganz und gar vertraut wirkt. [Robin Längert]

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                        • 10

                          Die Neuverfilmung des SF-Klassikers mit Vincent Price übernahm lediglich die Grundidee des wissenschaftlichen Experimentes und Fehlschlags. Hauptbesetzt wurde der damalige Neuling Jeff Goldblum, der durch seine überragende Darstellung vollkommen zurecht später zum Blockbuster-Star mutierte. Darüber hinaus hat der Film zwei weitere unverzichtbare Stars zu bieten: Mit den Künsten des Maskenbildner Chris Wallas wird ebenso der bahnbrechende Score von Howard Shore schleichend präsenter. Ohne seinen Kompositionen, die manchmal an die der Studiokomponisten aus der Goldenen Ära erinneren, würde es der Dramaturgie an Feinschliff und Perfektion definitiv fehlen.

                          Während das Original eher als Retro-SF einzustufen ist, beschränkt sich das Remake in keiner Weise auf diesen Titel. Vielmehr ist er eine ausbalancierte Mischung aus Science-Fiction, Horror und vor allem Drama, wobei das Letztere erst durch die einnehmende Liebesgeschichte greifbar wird. Als jenes Genre entpuppt sich der Film am Ende sogar, dessen Erzählkunst spätestens durch den finalen Schnitt unverkennbar wird. So ähnelt das Drehbuch am passendsten einer quadratischen Fuktion, die nach einem langsamen Anstieg einen radikalen Schluss finden muss, ehe es unaufhaltsam gegen Unendlich strebt. (Mal wieder was gelernt.)

                          Zu Beginn ertönt der Score noch zum Intro, während er in der ersten halben Stunde des Filmes geradezu komplett verstummt und die Aufmerksamkeit und Spekulation des Zuschauers erzwingt. Hier möchte Kino endlich wieder als nahrhaftes Medium verstanden werden, das mit seinen Themen dezent umgeht um jeden seinen Schwerpunkt des Geschehens selbst findet zu lassen. Umso vielfältiger ist der Inhalt zu verstehen, in dem ebenso die vielen Seiten einer Beziehung zutiefst bewegend analysiert werden, als auch die grundwesentliche Gier des Menschen, sei es nach Kenntnis, Anerkennung oder gar Konsumgütern.

                          Cronenberg stellt die Frage nach dem Wert der Menschlichkeit und wie sie sich vom animalischen Wesen differenziert. Eine Antwort ist in gewisser Maßen nur subjektiv auffindbar. Lediglich die charakterliche Veränderung vom Wissenschaftler Brundle ist äußerlich zu sehen, doch stellt sich die immer größer werdende Frage, wie viel Mensch noch in ihm steckt. Die Egozentrik ist dabei von allen drei Haupt- und Nebencharakteren vorhanden: Brundles Freundin Veronica zieht aus dem anfänglichen Flirten ihren zukünftigen Erolg. Ihr Ex-Freund und Chef Stathis Borans sieht ihr zerstrittenes Verhältnis nicht als Grund, um sie und ihr Privatleben in Ruhe zu lassen. So sind alles um ihren eigenen Erfolg kämpfende Individuen, die in einem wellenschlagenden Finale aufeinandertreffen.

                          Es gibt wenige Remakes, die voll und ganz nötig sind. Die Fliege von David Cronenberg gehört ohne Zweifel zu jener kleinen Gruppe. Er schöpft nicht nur alle vorhandenen Mittel für die Realisierung eines Filmes aus, sondern geht mit ihnen unglaublich kontrolliert, ausgeglichen und präzise gewählt um, sodass hochkonzentriertes Erzählkino entsteht. Die Art des Horrors ist eine ganz andere, die viel mehr durch die Dramaelemente, Identifikation und dem umso mehr zündenen Ekel funktioniert - mit einer enormen, eingreifenden Wirkung. [Robin Längert]

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                          • 6 .5

                            Die Hingabe zu handgemachten Effekten ist bei Klassikern immer wieder zu genießen. Besonders die aufwendigen Masken der damaligen Zeit wird in Filmen von Heute überwiegend vermisst, während das CGI der kurz- und schmerzlosere Weg geworden ist. Bei Tarantula ist jedoch nicht abzustreiten, dass man es heutzutage tatsächlich besser gemacht hätte. Umso größer ist der Charme jener Effekte, der so herrlich nostalgisch wie amüsant aussieht – und, wenn ein gewisser Ekel vor Insekten und Kleintieren besteht, immer noch den Zuschauer abstoßen kann.

                            Was den Film überaus sympathisch macht, ist seine kritische, ökologische Note. Dort gibt es nämlich eine Szene, in der ein Wissenschaftlicher den Bevölkerungswachstum bis zur Jahrtausendwende hochrechnet und dabei auf über 3 Milliarden Menschen kommt (in der deutschen Synchronisation fälschlicherweise mit „3 Billionen“ übersetzt). Zwar stimmt diese Zahl leider nicht, doch seine folgende Aussage, es gäbe nicht genug Ressourcen für alle, spricht durchaus die bittere Wahrheit aus. Dann wäre irgendwann selbst das kleinste Lebensmittel höchst wertvoll, wie schließlich noch ergänzt wird. Dieses ungenutzte Wissen kann einen überaus enttäuscht einstimmen. Doch macht es der Film letztlich nicht besser und lässt das Geschehen in totaler Bedeutungslosigkeit enden. Schöne Scheiße.

                            Sucht man zündenden Grusel, findet man ihn sicherlich woanders. Der Retro-Science-Fiction-Film Tarantula ist viel mehr ein Film für Nostalgiker, die den Ursprüngen des Horrorfilms auf die Spur gehen wollen. Fündig wird man auf dieser Suche allemal, denn die Effekte sind nach über 60 Jahren immer noch eine Sichtung wert. [Robin Längert]

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                            • 7

                              Er ist ein kleines Phänomen, dieser Film. Der ausbaubare 2000er-Look von Cold Prey kommt den Altbacken-Charakteren äußert entgegen, wodurch die ersten 20 Minuten bereits größten Standard bieten. Vom Vorstellen der Charaktere, über den Highschool-Rock als Soundtrack, bis hin zum ersten Stimmungskiller, der die Gute Laune der Gruppe frühzeitig zum kippen bringt. All das ist im farbtristen Colorgrading zu sehen, der passend zum ersten Schicksalsschlag in einen dunklen Blaustich taucht. So weit, so bekannt. Doch schlägt das Drehbuch zu irgendeinem Zeitpunkt heimtückisch eine neue Richtung ein? Nicht die Spur. Und trotzdem nagt die Spannung mit kräftefordernder Hartnäckigkeit an den Nerven.

                              Wer mit Wendungen oder Neuerzählungen rechnet ist hier Fehl am Platz. Nichts ist den Drehbuchautoren lieber, als die Geschichte vollkommen beim Alten zu lassen. Umso größer ist die Verantwortung vom Regisseur des kommenden Tomb Raider-Films, Roah Uthaug. Ihm gelingt nicht nur der nötige Thrill, sondern zudem noch perfides, unbehagliches Terrorkino. Das grobe Mysterium um die Geschichte des Handlungsortes löst dabei den größten Spuck im Kopf aus. Darüberhinaus überzeugen die fünf Darsteller auf ganzer Linie, denen die nötige Identifikation mit den eigentlich flachen Charakteren gelingt. Und ehe alle Klischees vergessen werden: Selbst die lautkrachenden Jump-Scares dienen tatsächlich mehr als Zweck zur konstanten Spannung statt letztlich zu nerven.

                              Cold Prey – Eiskalter Tod ist hohe Qualität niedrigen Standards, das Beste vom Üblichen. Dass dies nicht nur ein Erstdruck ist, kann im selben Zug widerlegt werden, denn die Zweitsichtung verliert kein Bisschen von der unerträglichen Spannung. Bei einem Film, der selbst beim ersten Mal trotz aller Durchschaubarkeiten dermaßen in den Sessel drückt, ist das wohl eine kleine Glanzleistung. [Robin Längert]

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                              • 7

                                Bereits The Texas Chainsaw Massacre 2 war ein Sprung der visuellen Umsetzung, da das dreckig und verbraucht wirkende Super 16-Format nicht weiterhin zum Einsatz kam und stattdessen mit hochwertigerer Technik gedreht wurde. Anders ist es bei Leatherface nicht. Auch hier setzt sich ein Eindruck von qualitativer Umsetzung fest, der zum Wohle der Glaubwürdigkeit mit überwiegend guten Darstellern geschmückt ist. Noch dazu ist es eine Erleichterung, dass sich voll und ganz auf das Wesentliche der Erzählung konzentriert wird. Längen oder Umständlichkeiten macht sich der Film keine. Somit kommt es Schlag auf Schlag, ohne den Eindruck zu erwecken, das Drehbuch müsse sich neue Handlungsstränge aus den Haaren herbeiziehen. Der finale Folterausbruch mitsamt eines psychopathischen Kindes soll in diesem Zusammenhand ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. [Robin Längert]

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                                • 3

                                  Teil III versucht einen Kreis mit den wiederkehrenden Elementen der Reihe zu schließen, um ebenfalls mit der Vertrautheit der Zuschauer zu spielen – denn abgesehen von Jasons neuer Maskierung bleibt fast alles ganz beim Alten. Trotzdem vermag es Regisseur Steve Miner als Erstausnahme nicht hinzubekommen, der Atmosphäre seines Teil II und dem des Originals gerecht zu werden. Vom Crystal Lake bekommt man letztlich ebenso wenig zu sehen wie von einer eingestimmten Teenagergruppe. Eher lebt und stirbt hier jeder Charakter für sich, wie es oft lächerlicher nicht sein kann. Zum Glück! So wird das Event und der gnadenlose Selbstzweck vollkommen gerecht übernommen.

                                  Es wird kein Geheimnis daraus gemacht, dass Und wieder ist Freitag der 13. einen großen Eindruck im Kino machen soll: Körperteile, Tötungswaffen oder andere Gegenstände werden des 3Ds wegen vor die Linse der Kamera gehämmert und füllen oft das gesamte 21:9-Format aus. Vor Konsequenzen schreitet Miner immerhin nicht zurück. Hätte er sich diese auch bei einer atmosphärischen Handschrift setzen können, würde Teil III noch ein ganzes Stück besser sein.

                                  Doch das spielt alles keine Rolle; Dass Jason seine berühmte Maske einen Tag nach seinem Geburtstag findet, ist schließlich das wohl herzlichste nachträgliche Geburtstagsgeschenk von allen. Alles Gute nachträglich, dikka!

                                  • 7 .5

                                    Ich persönlich muss gestehen, dass ich ein sehr großer Fan der Reihe bin und jedes Jahr meine zwei Anlässe suche, zum Hochsommer und zu den Frights, in die herzerwärmende Atmosphäre des Camps Crystal Lake einzutauchen. So ist es auch dieses Jahr, wo nun endlich Teil 2 meinerseits nachgeholt werden konnte. Dieser hört sich anfangs wie ein Übergangsfilm an, um von der Anfangssituation der Reihe, der mordenden Mutter Mrs. Voorhees, zum kultig-maskierten Jason zu kommen. Doch dem ist nicht so. [...]

                                    Schon die erste Viertelstunde ist ein Highlight des Filmes, in der auf simple Weise die wichtigsten Inhalte des ersten Teils abgerufen werden. Sogar der beste Jump-Scare der Reihe, nämlich der letzte des ersten Teils, wird mit hoher Dreistigkeit wiederholt. Die Kreativität der Macher scheint sich damit direkt zum Anfang in Luft auszuösen, bis schließlich der erste Kill einschlägt und die Stimmung in die Höhe schießt. Das ist feinste B-Movie-Ware der 80er-Jahre-Slasherkunst.

                                    Atmosphäre steht bei Freitag der 13. Teil II – Jason kehrt zurück an forderster Stelle, die ebenso simpel wie effektiv erzeugt wird. Als vorderstes Beispiel dient hierfür eine Szene am Lagerfeuer, bei der der Mythos um Jason und dem Camp Crystal Lake geradezu spürbar ist. Falls jemand meint, er habe dieses Jahr den Sommer verpasst, hat hier die ultimative Möglichkeit ihn nachzuholen. Erwähnenswert ist im Bezug auf seinen Spaßfaktor noch die Tötungsszene des Rollstuhlfahrers, die, wie mein Freund und Kollege Sean zu sagen pflegte, einer audiovisuellen Perfektion gleicht. In der Freitag der 13.-Reihe gibt es wohl keinen anderen Moment, der vor lauter Lachen mehr zum Weinen bringt. Feinkost! [Robin Längert]

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                                    • 5 .5

                                      Der Plot verspricht einen herzbluttriefenden Horror-Spaß, wie er nicht besser von Carpenter kommen könnte. Durchaus weckt die erste halbe Stunde großes Interesse an die Vielfältigkeit der Geschichte, die die biblische Erzählung um Jesus ebenso amüsant neuinterpretiert wie manch ein physikalisches Grundgesetzt. Schnitt und Musik stimmen ebenso auf die dichte Atmosphäre des Filmes ein, dessen Künste bereits im Intro präsentiert werden. Alles in allem macht Die Fürsten der Dunkelheit bis dahin einen großen Spaß.
                                      Zu Zeiten von zahlreichen Slasher-Franchises, wie Freitag der 13. oder Nightmare on Elm Street, resultiert die Adaptierung und damit verbundene Abnutzungsgefahr von sterbenden Teenies/Studenten wohl eine Art Belanglosigkeit. Wird in diesem Zusammenhang nicht genug mit dem Genre und seinen Mitteln gespielt, um schließlich altbekannte Muster auf niedrigster Stufe aufzuwärmen, vergeht auch irgendwann der anfängliche Spaß eines Carpenter-Films. Anders ist es mit Die Fürsten der Dunkelheit nicht, der am Ende einem stehen gelassenen, vergessenen und abgekühltem Kaffee gleicht. Da bleibt Carpenter nichts anderes als die Wahl für einen gezuckerten Eiskaffee, um, wie man es nicht anders von ihm kennt, einen besseren Schluss als erwartet abzuliefern.

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                                      • 8 .5

                                        "Blade Runner 2049" ist ein Urknall. Weder sklavisch verehrend noch oberflächlich unterhaltend ist Denis Villeneuves Fortsetzung des Meilensteins von Ridley Scott. Ein solches Sequel jenes unumstößlichen Maßes gab es in der Filmgeschichte nur wenige Male. Eine Sternstunde des Kinos. Ein Aufruf nach der Menschlichkeit, der Abwendung des Immateriellen. "Blade Runner 2049" zeigt uns keine Zukunft, sondern unsere künstlich formierte, naturverdrängende Gegenwart, in der der Wert der leibhaftigen Nähe ebenso verloren geht wie unser unbeeinflusstes Gedankengut. Gigantisch.

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                                        • 6

                                          Die 1990er-Version braucht keine zehn Minuten zu laufen um erkennen zu lassen, welch inszenatorische Meilensteine in den kommenden drei Stunden zu genießen sind: Rein gar keine. Vollgepackt mit trübsinnigem Kitsch, unglaubwürdigen Darstellern und einem 5-Minuten-Terrine-Soundtrack wird hier zärtliche Fernsehunterhaltung geschaffen, die zum Glück die Nerven für einen folgenden, erholsamen Schlaf schonen. Man könnte meinen, Stephen King’s Es ist ein Paradebeispiel für TV-Produktionen, die nicht mehr sein wollen als sie es eigentlich sind: Kein Blockbuster oder Arthaus-Werk.
                                          Ist man den heutigen Standard von Streaming-Diensten gewohnt, kann Stephen King’s Es viel Kopfschütteln bewirken. Vielleicht wird einem sogar erst bei diesem Film klar, welch gewaltige Schritte die Fernsehlandschaft in den letzten zwei Jahrzehnten gewagt hat. Zwar war hoher Anspruch bereits mit u.a. David Lynchs Mystery-Serie Twin Peaks zu jener Zeit vergeben, die sogar im selben Jahr ihre Premiere feierte, doch besitzt auch diese den makellosen Touch der damaligen TV-Produktionen, deren Alter aus heutiger Sicht unverkennbar ist. Trotz alledem sind es kleine Kulturerben, die heutzutage niemals diese Form, gepaart mit absoluter Ernsthaftigkeit, erreichen würden.
                                          Die Qualitäten von Stephen King’s Es und der Neuverfilmung zu vergleichen würde keinen allzu großen Sinn ergeben. Dafür besitzen beide viel zu sehr ihren eigenen Zeitgeist, wobei es so scheint, als ob die ’90er-Version mehr Nähe zum Buch besitzt (womit nicht die identische Übernahme einzelner Szenen gemeint ist). Daraus könnte geschlussfolgert werden, dass man den TV-Film durchaus bevorzugen kann. Zum Erschrecken reicht dieser jedoch um Welten nicht. [Robin Längert]

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                                          • 5
                                            über Es

                                            Die Szene des mit gelben Regenmantel bekleideten Jungen Georgie, der am Rande der Straßengullys sein Papierboot hinterherjagt, war schon immer die Vorzeigeszene von Es. Anders war es bei der Werbekampagne der Neuverfilmung nicht. Doch sollten Zartbesaitete sich hierbei lieber auf ein abstoßend brutales Intro vorbereiten, das das 16er-FSK-Siegel erheblich in Frage stellt. Besonders, da in dieser Szene gelungen mit den Erwartungen der Zuschauer und der Vertrautheit zur ’90er-Szene gespielt wird, wirkt der pointierte Ausbruch geradezu gnadenlos. An dieses Maß sollte man sich jedoch nicht zu schnell gewöhnen.

                                            Ganz klar ist die Unterhaltung, wie zu erwarten, einem Massenpublikum ausgelegt, das ebenso viel Jump-Scares wie Humor benötigt, um die Stimmung im Saal bei Laune zu halten. Zugegeben, die auflockernden Sprüche erfüllen ihren Zweck, ohne sonderlich mechanisch oder erzwungen zu wirken. Anders ist es bei den Pennywise-Szenen, die vollkommen zusammenhangslose, zum Teilen fürs Internet vorgefertigte 1-Minute-Clips sind. Münden tun selbstverständlich alle mit lautstark dröhnenden Schockeffekten, die oftmals die sich gut aufbauende Atmosphäre auflösen lassen (siehe Garagenszene). [Robin Längert]

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                                            • 9

                                              [...] Bereits mit dem klassischen Voice Over fängt Wilder ein Gespür für die führende Atmosphäre von Sunset Boulevard ein. Sie begleitet den Zuschauer nicht nur den gesamten Film über und bettet ihn mit treffenden Umschreibung in den Schatten des Sunset Blvd. ein („There was a tennis court – or rather the ghost of a tennis court.“), sondern spielt auch gekonnt mit seinen Erwartungen. [...] Der wahre Held ist und bleibt die einzigartige Gloria Swanson, die hier die Rolle ihres Lebens spielt. Der kühne Wahn ihrer gebrochenen, krampfhaft-standhaften Persönlichkeit kann wohl keiner das Wasser reichen (Nein, um Himmels Willen auch nicht Meryl Streep). Ihr imposantes, großformatiges Schauspiel sticht mit ganzer Notwendigkeit zwischen den Performances ihrer Kollegen heraus, die trotz realitätsnahen Zeichnungen immer noch ausreichend wie Filmfiguren wirken. Besser hätte die Illusion des Filmes nicht gestärkt werden können, um trotz Selbstkritik im Genuss des Kunstformats zu bleiben. [Robin Längert]

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                                              • 8 .5
                                                über mother!

                                                Der erste Teaser heizte bereits große Spannung mit einem zweiminütigen Schwarzbild ein, welches mit der Textblende folgte, man müsse das Geschehen selbst sehen. Ausnahmsweise wurde nicht zu viel versprochen, denn die einzigartigen, verbrauchten 16-mm-Bilder weisen sowohl auf die Handschrift des Regisseurs hin, als auch auf seinen Sinn für losgelöste, unberechenbare Visualisierungen. Seine Erzählung beginnt dabei auf ruhigster Stufe, nachdem der Prolog Flammen und Phönixasche auffängt. Ein finaler, teuflischer Ausbruch sei damit bereits versprochen.

                                                Langsam bewegt sich das Geschehen nach vorne, das erst mit der Zeit das Tempo rücksichtslos anschraubt. Inmitten dieses anarchischen Albtraums billiert Jennfer Lawrence mit einer unglaublichen Darbietung, die die bedrückende Unentschlossenheit zwischen Akzeptanz und Misstrauen grandios umsetzt. Ebenso punktet der Rest des Casts, der mit Javier Bardem, Ed Harris, Michelle Pfeiffer, Domhall Gleeson und einer unerwarteten Kirsten Wiig blenden besetzt ist. Besonders Harris Beteiligung erfreut, der nur noch selten den Weg zur Leinwand findet. [Robin Längert]

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                                                • Warum ich ihn nicht schon viel früher "gekennzeichnet" habe. Von seinen Filmen Pi, The Fountain und The Wrestler war ich bislang absolut begeistert, doch mother! übertrifft zweillos alles. FAN!

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                                                  • 7 .5

                                                    Gangster in Key Largo stammt aus der Hochzeit des klassischen Film noir, die retrospektiv von John Huston persönlich im Jahr 1941 mit Die Spur des Falken ins Leben gerufen wurde. Obwohl Huston auch hier Regie führt und wieder einmal Bogart als Hauptdarsteller engagierte, sollte man ihn trotzdem nur als Krimi betrachten. Grund dafür ist nicht nur die geradlinige, überschaubare Story, die sonst so gerne in der „schwarzen Serie“ verdreht und erschwert wird, sondern vielmehr das Verhältnis von Gut und Böse. Hier macht sich niemand die Hände schmutzig, wenn er nicht schon von vornerein Dreck am Stecken hat – ganz besonders der Protagonist und unsere Identifikationsfigur nicht. [...]

                                                    Zweifelsohne besitzt Gangster in Key Largo eine grandiose Atmosphäre, die sich dem üblichen Underscoring entzieht und vielmehr mit der wortwörtlichen „Ruhe vor dem Sturm“ spielt. Ebenso leise, wie es bei geschlossenen Fenstern und Türen im Hotel ist, kann es auch laut und gefährlich werden. Für einen Film solchen Alters wird hier beispielhaft mit dem Sounddesign umgegangen. Dies ist jedoch nicht nur das einzige Markenzeichen Hustons: Vielmehr begeistern die fantastischen Bildkompositionen, die den großen Wert des verlorenen 4:3-Formats beweisen. Denn geradezu perfekt wird hier in einigen Sequenzen das Bild vollkommen abgewogen gefüllt. [Robin Längert]

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