Nospheratu99 - Kommentare

Alle Kommentare von Nospheratu99

  • 5

    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
    Lebensverbesserungs-Zeichentrick für Erwachsene. Oder zumindest für ältere Kinder. Obwohl sich „Colorful“ grafisch auf dem Niveau der „Heidi“- oder „Pinocchio“-Zeichentrickserien der siebziger Jahre bewegt, zielt er inhaltlich auf Teenager ab. Lediglich die Realfilm-Hintergründe, die durch farbliche Verfremdung wie Zeichentrick wirkten, machten optisch eine bessere Figur. Auffällig wurde dies bei den Sequenzen, in denen die historischen Züge gezeigt wurden, aber auch manche Straßenzüge und Teile der Wohnung der Familie bestand aus verfremdeten Realbildern, in die die gezeichneten Personen hineinkopiert wurden. Das machte zwar einen ganz guten Eindruck, konnte die einfache Zeichnung der Personen dann doch nicht ganz kompensieren.
    Die Thematik zeigte die Probleme Heranwachsender. Mobbing in der Schule (von dem zwar gesprochen wurde, man es aber nicht gesehen hat), Familienprobleme, die erste Liebe, die sich später als konsumgeile Schlampe herausstellt und die Trostlosigkeit eines Lebens ohne Freunde. Für unseren Helden beginnt der Streifen also relativ schwierig, zudem wird er uns als eher unsympathischer und dünnhäutiger Zeitgenosse vorgestellt. Interessanterweise ist es erst die Freundschaft zu einem der „uncoolen“ Typen und der stotternden Nerdin, die ihn aus seiner negativen Denkweise herausholen. Plötzlich erscheint die Familie doch nicht so dysfunktional wie ursprünglich angenommen und bietet unserem Helden ein wärmeres Heim als gedacht. Damit machen es sich Regisseur Keiichi Hara und Drehbuchautor Miho Maruo auf den ersten Blick natürlich etwas einfach, doch oftmals sind es eben Kleinigkeiten, die im Leben den Ausschlag geben. Mit einem besseren Lebensgefühl ist die persönlich Ausstrahlung natürlich eine andere und das merken die Mitmenschen auch. Da fällt dann auch das Verzeihen und Verstehen leichter.
    Und so hatte der Film um den Selbstmord-Buben dann trotz einiger Schwächen eine ganz gute Message, jedenfalls wuchsen mir die Figuren mit Fortdauer der Laufzeit immer mehr ans Herz. Und selbst wenn die große inhaltliche Offenbarung ausblieb, so konnte die Frohbotschaft doch immerhin für kurzfristigen Seelentrost sorgen. Und wer weiß, vielleicht fällt er auch bei der FSK12-Sehergruppe da oder dort auf fruchtbaren Boden. Es muss ja nicht immer gleich Selbstmorde verhindern, aber ein besseres Lebensgefühl wollen wir doch alle, egal in welchem Alter.
    Conclusio: Grafisch und technisch nicht auf der Höhe der Zeit, kann der Film durch seine positive Aussage dennoch ein paar Punkte einfahren. Man muss sich natürlich auf die Zeichentrick-Machart einlassen können. Dennoch kann man denke ich eine Sichtung riskieren, womit ich eine Empfehlung eigentlich schon aussprechen möchte. Der Film ist jedenfalls deutlich mehr als seichte Kinderbelustigung und bietet auch einen gewissen Tiefgang.

    10
    • 6

      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
      Es muss nicht immer Mord sein. Regisseur und Drehbuchautor Erhard Riedelsperger setzt uns diesmal einen Entführungsfall vor, der sich allein schon deswegen angenehm von anderen Krimis abhebt. Gleich zu den Vorgängern blieb die herrliche Kulisse der Stadt Salzburg mit ihrer ganz eigenen Stimmung. Obwohl von der Stadt selber im Vergleich mit den bisherigen Filmen deutlich weniger zu sehen war, bot auch dieser einiges an Lokalkolorit und ein paar nette Ansichten. Dazu mischte Riedelsperger neben der schon bekannten Behindertenthematik mit einer Homo-Ehe, Alkoholismus und einem Resozialisierungsprogramm ein paar aktuelle Themen in seinen Film, jedoch ohne einem diese mit Rührseligkeit oder Penetranz aufs Auge zu drücken. Sie werden mit einer angenehm nebensächlichen Normalität gezeigt, was man natürlich auch als Oberflächlichkeit auslegen könnte. Doch letzten Endes sind wir ja hier in einem Krimi und keiner Gesellschaftsstudie.
      Trotzdem fiel die nur wenig eindrückliche Darstellung der emotionalen Befindlichkeiten der Programmteilnehmer leider stärker ins Gewicht, da diese für die Entwicklung der Handlung wesentlich gewesen wäre. Die Teilnehmer wirkten eigentlich nicht wie straffällig gewordene Jugendliche, da hinterließ auch die auffällige Tätowierung kaum Eindruck. Dafür hatten die grantigen Kabbeleien zwischen Fritz und Teichtmeister wieder gute Wirkung, vor allem der raubeinige Bayer gefiel in seiner Ausprägung. Sehr gut auch Muriel Baumeister in der Rolle der alkoholkranken Mutter. Alle anderen ohne Fehl und Tadel.
      Fazit: Für einen hauptabendgerechten TV-Krimi eine gute und runde Sache. Obwohl es hier keinen titelgebenden Toten gab, hatte die Entführungsgeschichte dennoch ihre Berechtigung und konnte trotz manchmal schwächelnder Spannung und nur mit wenig Nachdruck gezeigten Gesellschaftsthemen ihre Punkte einfahren. Und auch optisch machte der Krimi mit ein paar Salzburger Spielorten durchaus gute Figur. Unter dem Strich ein empfehlenswerter Teil der Erfolgsreihe.

      8
      • 7

        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
        Atmosphärische Literaturverfilmung. „Der Hund von Baskerville“ ist meiner Ansicht nach Doyles bester Holmes-Fall, bietet dieser doch alles auf, was mir an englischen Detektivgeschichten gefällt: Eine dichte Stimmung, eine intelligente, wendungsreiche Geschichte und nachvollziehbare Figuren. Eigentlich ist die Novelle ja eine cineastische Steilvorlage, die das Team um Regisseur Sidney Lanfield auch zu netzen versteht. Auch die eher knappe Laufzeit von 79 Minuten trägt dem Werk durchaus Rechnung, das ja auch nicht zu den dicksten Schmökern zählt.
        Gänzlich im Studio gedreht, besticht die erste von vielen weiteren Verfilmungen durch aufwändige Ausstattung, eine feine Atmosphäre und eine werkstreu wiedergegebene Handlung. Kein Wunder, dass die Produktion beim Publikum so gut ankam, dass in Windeseile weitere Holmes-Abenteuer auf die Leinwand kamen und die Hauptdarsteller Basil Rathbone und Nigel Bruce bekannt wurden.
        Getragen von einem bestens aufgelegten Ensemble gelang eine gut angetragene Adaption des klassischen Stoffes, die sich auch hinter späteren Bearbeitungen nicht verstecken muss. Natürlich ist der sw-Optik gewisse Grenzen gesetzt, dennoch ist an der gelungenen Produktion handwerklich kaum etwas auszusetzen. Die deutsche Synchronisation war, gemessen an den damaligen Möglichkeiten (die erste Synchronfassung stammt aus dem Jahre 1984 und die bewerte ich hier) jedoch von eher bescheidener Qualität. Sie ist zwar hörbar, bleibt hinter den damaligen technischen Möglichkeiten leider etwas zurück. Interessant ist jedoch, dass nicht alle Szenen bearbeitet wurden und so sind einige der damals herausgeschnittenen im Originalton zu hören. Möglicherweise ist die Synchronfassung von 1992 also die bessere.
        So gesehen möchte ich für diesen Film doch eine klare Empfehlung aussprechen und mit einer soliden sieben bewerten. Obwohl die Produktion schon gute achtzig Jahre auf den Buckel hat, wirkt sie aus inszenatorischer Sicht keinesfalls angestaubt, lediglich die sw-Optik ist klarerweise den damaligen Möglichkeiten geschuldet und CGI gibt es hier logischerweise auch keine zu bestaunen. Dafür bietet der Streifen jede Menge Charme und wohltuende, schaurig-schöne Mystery, wie sie sein soll.
        Gibt’s in passabler Bild- und Tonqualität auf Youtube.

        10
        • 6 .5

          >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
          Opulente Kriminalverfilmung. Nach angeblichen „neuen Erkenntnissen“ im Zuge der Veröffentlichung bislang geheimer Akten wurde der Fall nun in filmischer Art neu aufgerollt. Man kann den „neuen Erkenntnissen“ natürlich Glauben schenken oder ihnen mit Skepsis begegnen, letzten Endes wird jegliche politische Verknüpfung oder gar Verbindungen zum Königshaus bestritten. Lediglich ein paar politisch mitschwimmende Revolutionäre und sensationsgeile Zeitungsmacher geben dem ganzen eine gesellschaftliche Tragweite. In Agatha-Christie-esker Manier wird uns am Schluss der harmloseste und unverdächtigste Protagonist als Täter präsentiert, was bei näherer Betrachtung natürlich fragwürdig erscheint. Ich fragte mich beim Abspann, dass wenn der Täter ja doch so unpolitisch handelte und zudem auch gesellschaftlich so weit entfernt vom Königshaus positioniert war, warum man die Ermittlungsergebnisse dann so lange unter Verschluss gehalten hat. Er wäre ja der fast schon ideale Täter gewesen, um den Revolutionären den Wind aus den Segeln zu nehmen und den verängstigten Menschen ein Gefühl der Sicherheit zurück zu geben. Warum man den Fall also unter Verschluss gehalten und offiziell weiterhin als nicht geklärt geführt hat, erschließt sich mir nicht wirklich. Und so wirft der Film eigentlich mehr Fragen auf als er zu beantworten imstande ist.
          Trotzdem fand ich die Produktion durchaus gelungen und gut inszeniert. Langeweile kam trotz der üppigen Laufzeit (ich sah ihn nicht am Stück, sondern als Zweiteiler an aufeinanderfolgenden Tagen) nicht auf, das Spannungsniveau blieb immer relativ hoch. Zudem verhedderte sich Regisseur und Drehbuchautor David Wickes nicht in ermüdendem kriminalistischem Kleinkram, sondern führte unsere Ermittler in realistisch wirkende Sackgassen falscher Annahmen und fehlinterpretierter Indizien. Abberline und Mansfield sind nunmal Menschen aus Fleisch und Blut und als solche machen sie eben Fehler und sitzen Irrtümern auf. Wie die beiden tappt man als Zuseher eigentlich die ganze Laufzeit im Dunkeln und lässt sich bisweilen auch gerne an der Nase herumführen.
          Michael Caine und Armand Assante harmonierten gut als überfordertes Ermittlerteam. Zwar neigte Caine besonders gegen Ende oft zum Überspielen und ausuferndem Zähnefletschen, was jedoch die zunehmende Verzweiflung seiner Figur zeigte. Jane Seymour hübsch und sympathisch wie man sie kennt, jedoch ohne wie immer geartete Herausforderung. In den kleineren Rollen gab es paar bekannte Gesichter zu sehen, die alle ihre an sie gestellten Aufgaben passabel lösten. Auch die Synchronisation auf hohem Niveau.
          Blut und Gewalt bekam man nicht in ausufernder Art und Weise zu sehen, die FSK 16 halte ich daher für übertrieben. Dabei braucht es diese hier aber auch nicht, es stehen eher die Ermittlungen im Fokus des Interesses. Damit hebt Wickes seinen Streifen auf ein gutes Niveau, indem er sich eben nicht wie andere seiner Kollegen an den Bluteffekten ergötzt – das Potential würde der Stoff ja durchaus bieten.
          Fazit: Eine empfehlenswerte Bearbeitung des wohl bekanntesten Kriminalfalles Englands. Allein schon die aufwändigen Settings und die herrlichen Kostüme schaffen eine „echt“ englische Stimmung. Zwischen Königspalästen, Pubs sowie nebelverhangen und verwinkelten Straßen wird das Rätsel um den wohl bekanntesten Serienmörder der Welt gelöst - jedoch nicht, ohne neue Fragen aufzuwerfen. Gibt’s in guter Bild- und Tonqualität auf Youtube.

          11
          • 0

            Noch vor Gesangs- und Tanzwettbewerben, aufgepimpten Restaurants und Kochwettstreiten ist diese Show so ziemlich das Schlimmste, was momentan so an Fernsehunterhaltung über die Bildschirme flimmert.
            Dabei ist mir grundsätzlich schon klar, dass in der Modebranche mehr noch als in allen anderen viel von der richtigen Präsentation abhängt. Und dass Mode natürlich auch von jemandem präsentiert werden muss. Und dass diese Präsentatoren eben auch ein Stück weit das Produkt repräsentieren und sich entsprechend verhalten und aussehen müssen. All das wäre ja noch einigermaßen erklär- und ertragbar, wären da nicht die Schattenseiten.
            Es sind vor allem die fast schon perversen Auswüchse der Modellszene und den damit verbundenen gesellschaftlichen Gefahren, die von Jugend- und Schönheitswahn ausgehen, die mir diese Show gründlich verleiden. GNTM steht für all diese negativen Begleiterscheinungen und bereitet damit die Bühne für Entwicklungen, die meines Erachtens in die völlig falsche Richtung gehen. Zwar scheint es langsam ein Umdenken hinsichtlich einheitlicher Schönheitsideale zu geben, doch irgendwie löst sich Branche von den althergebrachten Konformitäten viel zu langsam.
            Auch ist es grundsätzlich zu begrüßen, dass sich ehrgeizige junge Menschen für ihre Karriereziele aus ihrer Komfortzone begeben und auch mal Ungewöhnliches leisten müssen, doch vieles von dem hier Gezeigten geht mir zu sehr in die Richtung der Bloßstellung und des Vorgeführt-Werdens. Dazu generiert sich Klum als eine Art perfekter Übermensch und das zu erreichende Maß aller Dinge. Es ist eine fast schon widerliche persönliche Überhöhung, letzten Endes dreht sich alles um eine einzige narzisstische Person, deren Selbstverliebtheit derart unappetitlich daherkommt, dass einem übel werden könnte.
            Und so steht GNTM eigentlich allem, was ich als gute Fernseh-Unterhaltung empfinde, diametral gegenüber. Eine unsympathische Show mit einer unsympathischen Präsentatorin und einer widerwärtigen Message. Mal jetzt ganz abgesehen davon, dass ich all jenes sogar als nicht ungefährlich empfinde.
            Zugegebenermaßen habe ich nur wenige Episoden gesehen und mir daher nur ein relativ oberflächliches Bild gemacht. Mein Eindruck ist jedoch der, dass hier letzten Endes zu wenig betont wird, dass es sich beim Bild, das einem die Modebrache vermittelt, um eine Schweinwelt handelt, die mit dem echten Leben nicht viel gemein hat. Dass es für alle Beteiligten vor allem harte Arbeit und Entbehrungen bedeutet, wird ja gesagt, doch müsste meines Erachtens mehr die Außenwirkung thematisiert werden.
            Ich habe die Show ja lange ignoriert, doch das musste ich jetzt mal loswerden (und klarerweise null Punkte vergeben). Ich will auch keinesfalls die Seher als was auch immer abqualifizieren, doch sollte jedem klar sein, dass sie – bei allem künstlich inszenierten menschlichen Drama innerhalb der Kandidatengruppe – hier nicht das echte Leben vor sich sehen, auch wenn es immer wieder suggeriert wird.

            11
            • 3 .5

              >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
              Nospheratu99 vs. The Asylum Vol. XXIII. Schwaches Gruselstück. Obwohl der Film eigentlich ganz ordentlich inszeniert wurde, konnte die spannungsarme und vorhersehbare Geschichte nicht so recht punkten. Inmitten einer passablen Optik entwickelte sich eine gar nicht mal so üble Atmosphäre, jedoch wollte das Drumherum den Film nicht so recht in die Gänge kommen lassen.
              Es ist halt der „übliche“ Asylum-Schmus, jedoch keinesfalls die trashige und hanebüchene Gurke a´ la „Sharknado“ und Konsorten, „11/11/11“ versucht sich eher als ruhiger und stimmungsvoller Thriller, der jedoch an der schwachen Handlung, schlechten Mimen und einer miesen Synchronisation scheiterte. Vom Ensemble hatte eigentlich nur Jon Briddell so etwas wie darstellerische Kraft, doch auch seine Figur wurde von der völlig uninspirierten Synchronisation leider ebenso vernichtet wie die der anderen. Dabei schienen die Sprecher selbst sogar einigermaßen passabel zu agieren, doch das Fehlen jeglicher Tontechnik machte diesen das Leben schwer und uns den Film madig.
              11/11/11: Eigentlich sind ja derartige Daten bei Hochzeiten sehr beliebt, doch auch der Teufel scheint ein Faible für derartige Zahlenspiele zu haben. Das nächste „Date Of Interest“ ist heuer der 22. Februar und ich könnte mir vorstellen, dass auf den Standesämtern die Telefondrähte schon heiß laufen, da alle potentiellen Heiratswilligen sich am 22.02.22 das Ja-Wort geben wollen. Und wer weiß, vielleicht lässt sich ja auch der Antichrist wieder für eine drittklassige Filmproduktion über seine Machtergreifung hier auf Erden breitschlagen. Die Herren David Michael Latt, David Rimawi und Sherri Strain hätten sicherlich nichts dagegen…
              Fazit: Es muss nicht immer Kaviar sein, manchmal riecht es eben nach Fischabfällen. Trotz einer passablen Optik und einer teils stimmigen Atmosphäre fällt der Film in vielen anderen Belangen durch. Besonders schwer wiegt das fast völlige Fehlen von Spannung und die flachen und zudem schlecht gespielten Figuren. So gesehen kann ich dafür keine Empfehlung aussprechen und auch die dreieinhalb Punkte sind in erster Linie der Regiearbeit gedankt.

              8
              • 7
                Nospheratu99 23.01.2022, 19:04 Geändert 24.01.2022, 09:42

                >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                Und weiter dringt unser Zauberlehrling in die Geheimnisse der Zauberschule ein. Diesmal geht es um ein schreckliches Wesen, das unter der Lehranstalt haust und unseren Helden in Turbulenzen bringt.
                Nachdem uns Frau Rowling sowohl Figuren als auch Schauplätze bereits im ersten Teil hinlänglich vorgestellt hat, kann sie sich nun um eine fintenreiche Geschichte bemühen. Ein paar falsche Fährten legt sie uns jedenfalls und bietet für diesen Teil zudem auch den einen oder anderen zusätzlichen Charakter auf. Mit dem Phönix und dem Basilisken kommen auch ein paar Fabelwesen hinzu. Damit kann der Zweitling seinem Vorgänger nicht nur das Wasser reichen, sondern zum Gutteil auch übertreffen.
                Regisseur Chis Columbus weiß die ihm von der Erfolgsautorin bereitete Bühne auch zu nutzen und zeigt uns die gleiche fantasievolle visuelle Umsetzung des Vorgängers. Trotzdem man sich immer vor Augen halten muss, dass die Produktion für Halbwüchsige gemacht ist, kann der Film mit seiner herrlichen Optik sicherlich auch älteres Publikum begeistern. Obschon ich persönlich die FSK6 für zu gering angesetzt halte (FSK10 wäre meines Erachtens besser geeignet), werden junge Teenager die meiste Freude an dem Film haben.
                Ich persönlich hatte so meine Probleme mit der zum Teil recht kindlichen Figurenzeichnung. Harry geht in die gefährlichen Situationen mit einer beinahe fahrlässigen Selbstverständlichkeit, die ich für seine Person teilweise unangebracht halte. Ich persönlich hoffe, dass sich meine Kinder das nicht zum Vorbild nehmen.
                Die Darsteller agierten wie im Erstling jederzeit stilsicher und auf dem Punkt. Selbst wenn die Figuren oberflächlich charakterisiert waren und im Korsett ihres Gut-Böse-Schemas niemals überraschten, so konnten ihnen die Darsteller Leben und Kontur verleihen. Auch hier galt es, auf das Zielpublikum einzugehen. Auch die Synchronisation bewegte sich auf dem gleichen hohen Niveau wie der Vorgänger.
                Vor allem die CGI-Effekte waren nicht auf den ersten Blick als solche zu erkennen und damit gewinnt der Streifen ungemein. Es ist diese logische, mit dem Thema bestens verknüpfte handwerkliche Machart, die den Film auf ein gutes Niveau hievte. Nichts wirkte als Selbstzweck, sondern erschien gut in die Handlung und die sonstige Aufmachung eingepflegt.
                Fazit: Ein in allen Belangen zwar glattgebügelter, jedoch gut schaubarer Teil der Potter-Geschichte. Mit einer guten Verbindung von wendungsreicher Geschichte, anheimelnd fantastischer Optik und solide agierenden Darstellern kann man diesen Teil wirklich empfehlen. Kleinere wacklige Passagen kosten eine höhere Note, jedoch steht die sieben ebenso solide wie der Film.

                10
                • 5

                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                  Mittelprächtige Mafia-Komödie. Trotz lockerer Sprüche und interessanter Figuren brennt „Hoods“ kein Gagfeuerwerk ab. Es gibt eher den unterschwelligen Humor, der en passant gesetzte Gags liefert und für eine heitere Atmosphäre sorgt. Auch die Figurenzeichnung setzt uns durchaus sympathische Charaktere vor, deren Schicksal einen nicht kalt lässt. Und so entwickelt sich die Geschichte um den Generationenwechsel in einem Mafiaclan ansprechend und unterhaltsam.
                  Die Darsteller kamen allesamt aus dem lockeren, humorigen Fach und machten ihre Sache so weit so gut. Joe Mantegna, Joe Pantoliano, Robert Costanzo und Jay Brazeau sind ja so etwas wie das Who is Who der Mafia-Darsteller, und ich meine auch Kevin Pollak schon in der einen oder anderen derartigen Rolle gesehen zu haben. Es sind die Parade-Ganoven Hollywoods, die Regisseur und Drehbuchautor Mark Mallone um sich scharen konnte.
                  Optisch und inszenatorisch ist der Streifen ein typisches Kind der Neunziger, was man natürlich gut oder schlecht finden kann. Für mich hat es eigentlich über die ganze Laufzeit gepasst, lediglich das ausgewalzte Herumeiern der Mafiosi nervte manchmal. Womöglich sollte das die launige Aufmachung unterstreichen, doch manchmal übertrieb es Mallone damit ein wenig. Dafür entschädigten die schrulligen Charaktere ein wenig, die immer wieder für Schmunzeln sorgten. Das nachdenkliche Ende setzte einen schönen Kontrapunkt hinter die lockerleichte Geschichte zuvor.
                  Fazit: Kein Highlight des Filmschaffens, aber immerhin neunzig Minuten passable Unterhaltung mit sympathischen Protagonisten. So gesehen kann man den Film schon empfehlen, auch wenn es deutlich lustigere Komödien aus diesem Genre gibt. Für zwischendurch ganz brauchbar und jederzeit auf Youtube in guter Bild- und Tonqualität verfügbar.

                  10
                  • 4 .5

                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                    Halbgarer Blödel-Spaß. Man muss sich a priori im Klaren sein, dass man hier cineastische Schonkost vorgesetzt bekommt, da sämtliche Logik und Nachvollziehbarkeit den billigen Gags geopfert werden. Trotzdem können unsere Nasen wieder ganz gut unterhalten, zumal die Landpartie mit den motorisierten Dreirädern ein feines Urlaubs-Feeling vermittelt.
                    Ach, wie schön was das damals, einfach mal an die Kärntener Seen zu fahren und die Seele baumeln zu lassen - ohne FFP2-Masken, Testungen, verschreckte Impfjünger und den ganzen Irrsinn. Sich einfach mal lockermachen, Tage am Wasser verbringen, Fastfood in sich reinstopfen und sich in einer zweitklassigen Landdisco vollaufen lassen. O Zeiten, wo seid ihr?
                    Allein schon der etwas wehmütigen Reminiszenzen vergangener Tage wegen sah ich die Nasen gerne. Auch wenn die Gags lau und der Streifen schwach war, zauberte er mir ein Lächeln ins Gesicht.
                    Gottschalk und Krüger blödelten sich wie immer mit einer nonchalanten Selbstverständlichkeit durch den Film und schafften es - allen inhaltlichen Widrigkeiten zum Trotz -, zumindest ein wenig Laune zu machen. Es ist wie in vielen anderen Klamauk-Filmen der Nachkriegszeit: Man erwartet ja keine inhaltlichen Offenbarungen oder wirklich intelligenten Humor, eher eine hanebüchene Kasperliade, die wegen der vorgetragenen Dummheit schon wieder lustig ist. Und genau diese Schiene befahren Gottschalk und Krüger, die sich neben den Hauptfiguren auch für das Drehbuch verantwortlich zeichneten. Da erscheint es auch nicht weiter verwunderlich, dass man andere, im nicht allzu ernsthaften Fach beheimateten Künstler wie Drafi Deutscher (Musik) und Jürgen von der Lippe, für die Mitwirkung begeistern konnte. Auch Szene-Wirt Otto Retzer produzierte mit und trat in einer kleinen Rolle auf.
                    Letzten Endes stellt sich die Frage, wie man so etwas bewerten soll? – Objektiv betrachtet ist es natürlich der letzte Schrott, doch irgendetwas in mir spießt sich, das Ding einfach so in den Matsch zu treten. Ist es die durchgängig lockerleichte Atmosphäre, nach der man sich derzeit im Leben sehnt oder die kindlich-naive Machart? Sind es etwa Erinnerungen an vergangene Urlaube und schwerelos empfundene Zeiten? Oder ist es vielleicht die unbekümmerte Darbietung, die trotz aller inhaltlichen Schwächen Laune macht?
                    Wie auch immer, ich gebe einmal eine wohlmeinende viereinhalb, die sich der Streifen aus handwerklicher Sicht sicherlich nicht verdient hat. Trotzdem bringt die Chose in mir eine Saite zum Klingen, die mich von einem gnadenlosen Verriss abhält und mich zumindest leicht unterdurchschnittlich bewerten lässt.

                    7
                    • 5 .5
                      Nospheratu99 20.01.2022, 08:47 Geändert 21.01.2022, 10:06

                      >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                      Launiges Prügel-Abenteuer. Im vierten und letzten Aufguss der „Plattfuß“-Reihe verschlägt es den bärbeißigen Kommissar nebst seiner aus dem trotteligen Assistenten und dem vorlauten Buben bestehende Entourage nach Ägypten, um dort im Schatten der Pyramiden zwielichtigen Halsabscheidern hinterher zu jagen. Und so ohrfeigt sich Bud Spencer launig und lockerleicht durch die Nilmetropole und das umgrenzende Wüstengebiet. Dazwischen streut die Brandt´sche Schnodder-Dialogregie immer wieder witzige Kalauer und mitunter sogar erstaunlich intelligente Wortspielchen ein, die den altbekannten Klopper-Slapstick auch maßgeblich aufwertete. Darüber hinaus befleißigte sich Regisseur Steno einer relativ ausgefeilten Geschichte, die bis auf wenige kleinere Ausrutscher auch in Ernst durchaus gute Figur gemacht hätte und in Anlehnung an die Agentenabenteuer eines James Bond auch ansprechende Fieslinge aufbot.
                      Natürlich ist die Produktion weder ein Leuchtfeuer der Komik noch eines des großen Kinos, doch zumindest wird man durchgehend launig unterhalten. Auch bieten die Originalschauplätze etwas fürs Auge und schaffen eine passable Optik. Natürlich wühlt sich Steno ordentlich durch ägyptische Klischees und Stereotype, sogar die Sphinx („Na wenn sie sogar dir schon den Riechkolben weggehauen haben, dann frage ich mich, wie das erst bei uns sein wird“) und die Ramses-Statue („Neben dem Marmor-Heinrich komme sogar ich mir klein vor“) wurden hineinverwurstet. Das störte jedoch weniger als gedacht, denn rasch ging es weiter zum nächsten Watschentanz.
                      Bud Spencer agierte wie man ihn kennt und schätzt. Er bot die altbekannte Kost aus lockeren Sprüchen und deftigem Haudrauf. Auch sein Synchronsprecher Arnold Marquis schien besser aufgelegt als Wolfgang Hess, der ihm in dutzenden Filmen zuvor seine Stimme geliehen hatte. Enzo Cannavale mit Licht und Schatten, wie man ihn aus den Plattfuß-Filmen zuvor kennt. Baldwyn Dakile mit seinen frechen und übergriffigen Kommentaren schon etwas „over the Top“, da musste man wohl die Dosis bei jedem Film steigern. Alle anderen ohne Fehl und Tadel in ihren windelweichen Rollen.
                      Fazit: Ein Film, der liefert was bestellt wurde, nämlich die üblichen Hampelmann-Schlägereien sowie bärbeißigen und mal mehr, mal weniger klugen Wortwitz, der jedoch einigermaßen gut unterhält. Die übliche Spencer-Kost eben... Mittels einer guten Optik und einer passablen Geschichte hebt sich der Film etwas über den Durchschnitt, womit ich auch gerne leicht überdurchschnittlich bewerte. Eine Empfehlung sei jedoch ausschließlich für Fans des Spencer´schen Prügel-Klamauks ausgesprochen, alle anderen werden mit dem Film wohl nicht so recht glücklich sein. Für mich hat es als nette und lockere Zwischendurch-Unterhaltung gereicht, jeden Tag möchte ich so etwas jedoch nicht sehen.

                      12
                      • 5

                        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                        In Ansätzen witzige, jedoch schlecht gealterte makabre Komödie. Besonders der in weiten Teilen vorgetragene, ruppige Holzhammer-Humor des Wortwitzes kann heutzutage nicht mehr wirklich punkten, dafür halten die Slapstick-Einlagen ein paar Lacher bereit. Vor allem die alkoholbedingte Tollpatschigkeit machte mitunter Spaß, wobei man hier weniger mit, sondern eher über die Protagonisten lacht. Diese waren vielfach unsympathisch gezeichnet, wodurch man ihrem teilweise hilflosen Treiben mit einer gewissen Schadenfreude zusieht.
                        Es geht um ein Beerdigungsinstitut, das vor dem Konkurs steht und daher Umsatz akquirieren muss. Dumm nur, dass die potentiellen „Kunden“ trotz tatkräftiger Mithilfe sich in fast schon geschäftsschädigender Weise beharrlich weigern, in die ewigen Jagdgründe einzutreten. Und so entspinnt sich eine groteske Situation um einen vermeintlich Verstorbenen und dessen immer wiederkehrenden Lebensdrang.
                        Meines Erachtens krankte die Sache vor allem am Fehlen eines Sympathieträgers, mit dem man sich identifiziert und mit dessen Schicksal mitfiebert. Der boshafte und ständig betrunkene Geschäftsführer eignet sich dazu ebenso wenig wie die zänkische Ehefrau und der selbst schon halb über den Jordan marschierte Besitzer der titelgebenden GmbH will auch keine so rechte Freude machen. Auch der grundsätzlich sympathische, durch seine schwächliche und tapsige Art jedoch irgendwie limitierte Gehilfe taugt kaum zu einer Identifikationsfigur. Und auch die teils derben Zoten vermittelten keine wirklich ansprechende Atmosphäre.
                        Gut, dass es wenigstens die Darsteller ein wenig richten konnten. Ein gut aufgelegter Vincent Price verkörperte den Fiesling, dem wirklich nichts heilig zu sein scheint, launig und schwarzhumorig. Peter Lorre als hilflos-tapsiger Gehilfe ohne echte Gags, dafür mit ein paar Lachern im Slapstick. Horror-Ikone Boris Karloff als recht lebendiger Verstorbener hatte ein paar gute Auftritte, alle anderen reine Stichwortgeber.
                        Fazit: Hat im Laufe der Zeit leider einiges Potential eingebüßt, über derartige Hanswurstiaden lacht man heutzutage kaum mehr. Trotzdem freut das Wiedersehen mit einigen Genregrößen, wodurch ich über die Schwächen etwas hinwegsehen und mir immerhin eine durchschnittliche Bewertung abringen kann. Eine dezidierte Empfehlung möchte ich trotzdem ausschließlich für Liebhaber der schwarzen Komödie aussprechen.

                        9
                        • 9 .5

                          >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                          Großartiger Film. Und weil er so ganz anders ist als andere Filme, befleißige ich mich eines ganz anderen Kommentars und wage mich anstatt einer altbekannten Werkbeschreibung an den Versuch einer Interpretation.
                          David Lynch ist ja bekannt für seine Symbol- und Bildsprache und auch „Mulholland Drive“ ist in dieser Tradition gedreht. Dabei spielt die Handlung selbst eine kleinere Rolle als die gezeigten Metaphern. Beinahe lustvoll lässt Lynch seine Figuren durch traum- wie albtaumhafte Szenerien gleiten und zeigt uns ein Sammelsurium an verwirrenden und bisweilen verstörenden Sequenzen, die allesamt einen hypnotischen Sog entfalten.
                          Grundsätzlich ist der Film meines Erachtens als eine Kritik an Hollywood und dessen Regeln zu sehen. Wir haben eine mafiöse Personengruppe, die Geld aus zweifelhaften Kanälen aufstellt um Filme zu drehen. Entscheidungen über Besetzungen und Inhalte werden in sterilen Hinterzimmern getroffen und den künstlerisch tätigen Personen aufoktroyiert. Regisseure und Darsteller haben sich nach diesen Vorgaben zu richten und wenn überhaupt, dann nur höchst eingeschränktes Mitspracherecht. Die Bosse sind oftmals wortlos und lehnen es ab, eine einmal getroffene Entscheidung weiter zu besprechen. Man denke nur an die skurrile Szene in dem theaterartigen Zimmer, an denen ein an den (Roll-)Stuhl gefesselter Oberboss stumme Befehle erteilt, die von seinen Vasallen bedingungslos ausgeführt werden. Begründungen oder Erläuterungen werden keine gegeben, es zählen allein Zuschauerzahlen und finanzielle Gegebenheiten. Das erscheint für das künstlerische Personal oft wie ein Buch mit sieben Siegeln, sie sehen die Bosse so wie hier gezeigt.
                          Der Cowboy steht für die Filmfiguren im Allgemeinen und wird zum Teil von den Produzenten (also diesen Mafia-Typen) beeinflusst und interagiert zum anderen Teil mit dem Regisseur. Der Cowboy sagt es ja in der nächtlichen Szene beim Gatter ganz unumwunden: „Wenn Du es falsch machst, dann wist Du mich noch einmal sehen, wenn Du es richtig machst, dann wirst Du mich zweimal sehen“. Das heißt im Klartext: „Unterwirfst Du Dich dem Diktat der Bosse, dann wirst Du wieder engagiert und arbeitest mit den Filmfiguren öfters - wenn nicht, dann wird das Dein letzter Film gewesen sein und Du siehst Deine Filmfiguren danach nie wieder.“ Und so entwickelt der Cowboy eine ambivalente Beziehung zum Regisseur, einerseits scheint er ihm gewogen, andererseits stehen die Mafia-Typen irgendwie über und hinter ihm.
                          Die von Naomi Watts und Laura Harring gespielten Frauen sind ein und dieselbe Person. Dabei steht Naomi Watts für die unverbrauchte, frische und ein Stück weit auch naive Nachwuchsdarstellerin, Laura Harring für den arrivierten und erfolgreichen Schauspielstar. Ein erfolgreicher Schauspieler muss sich ja oft selbst erfinden und der Öffentlichkeit ein alter Ego seiner selbst präsentieren. Man erschafft sozusagen ein neues Wesen ohne eigene Erinnerung und Eigenschaften. Dieses erfolgreiche Wesen ist Erfolgsgarant und liebgewonnenes Spiegelbild seiner selbst, droht jedoch bei zunehmender Vereinnahmung durch die Öffentlichkeit die Oberhand zu gewinnen. Dann wird es mehr und mehr zur Belastung und damit gerät dann auch die Liebe ins Wanken. Betty und Rita lieben sich zu Anfang ja noch, erst später, mit zunehmender persönlicher Verbiegung und der Vernachlässigung des ureigen Wesens kommt es zu inneren Konflikten. Man hasst, was aus einem geworden ist und möchte es mitunter sogar loswerden. Doch manchmal kommt es eben mitunter auch dazu, dass das naive und liebliche Wesen in einem selbst einfach stirbt (symbolisiert durch den Selbstmord Bettys), und in einem dunklen Hinterzimmer der Seele vor sich hin verrottet. Es verbleibt dann nur mehr die kalte Hülle, die wie Tante Ruth ein finanziell abgesichertes, aber einsames Leben führt. Sie wird später durch unverbrauchte und frische Figuren ersetzt. Gezeigt wird diese Doppelperson dadurch, dass Betty und Rita oftmals im Gleichschritt nebeneinander hergehen, die dunkelhaarige und auch dunkel gekleidete Rita ist dabei eine Art Schattenriss der blonden und hellen Betty.
                          Der blaue Dreikant-Schlüssel ist dabei der metaphysische Schlüssel zum Erfolg und der kleine, blaue Tresor die Berühmtheit. Man öffnet mit ihm sozusagen die Büchse der Pandora, aus der sich materieller Wohlstand und öffentliche Aufmerksamkeit generieren lassen. Dazu muss man sich jedoch verbiegen und seine eigene Person ein Stück weit vergessen. In dem Moment, in dem Rita die Büchse öffnet, verschwindet Betty von einem Moment auf den anderen spurlos. Die eigene Persönlichkeit muss vor der Öffentlichkeit verborgen werden, diese möchte nur den glänzenden Star sehen. Der blaue Tosi-Schlüssel hingegen öffnet die Türe zurück in die Masse all jener unbekannten Darsteller aus der zweiten Reihe und den Vorstadtbühnen, nach denen in der breiten Öffentlichkeit kein Hahn kräht. Es ist der Weg zurück zu seinem eigenen Wesen, aber auch ins wirtschaftliche Prekariat. Und so müsste Betty (wieder) nebenher als Kellnerin arbeiten, hätte sich aber von ihrem alter Ego Rita verabschiedet. Mit all den wirtschaftlichen Nachteilen. Daher auch das höhnische Gelächter des Killers auf Bettys Frage, welche Türe der blaue Tosi-Schlüssel denn öffnet.
                          Damit kommen wir zum Monster hinter dem Cafe. Dieses steht für die Öffentlichkeit und das Publikum. Dieses hält die geöffnete Büchse der Pandora in seiner Hand, aus dieser entspringen kleine (bzw. kleingeistige) Kritiker und dümmlich schwätzendes Publikum (die ja die gleichen sind wie die beiden Alten zu Anfang auf dem Flughafen). Dieses ist einem manchmal wohlgesonnen, manchmal wird man kritisiert und manchmal bedrängt es die Darsteller und verfolgt sie regelrecht. Sie dringen in privateste Bereiche vor, was mit dem Durchkriechen unter dem Türspalt gezeigt wird. Dann säen sie mit ihrem Geplapper Selbstzweifel und lösen eben jenes klaustrophobische Gefühl aus, das Betty in einen verzweifelten Zustand bringt. Rita auf ihrem Elfenbeinturm wird davon jedoch nicht behelligt. Letzten Endes sind es übergriffige Kritiken und distanzloses Publikum, die Betty in den Selbstmord treiben, von der ursprünglichen Person bliebt leider nichts zurück als ein stinkender Kadaver. Die Macht der Masse geht sogar so weit, dass manch einer aus Angst vor der Popularität dem Medium Film fernbleibt, so wie der Mann in dem Cafe zu Anfang (der das Monster schließlich erblickt und kollabiert). Coco hingegen ist die positive Seite der Öffentlichkeit, die es gut mit einem Darsteller meint. Auf der Party hört sie sich Bettys Probleme zwar an, ist jedoch unfähig ihr zu helfen.
                          Der Regisseur ist klarerweise Lynch selbst. Er wirft mit der von Justin Theroux verkörperten Figur seine eigene Person ins Rennen. Dabei zeigt er den Zwiespalt seines Berufes, manipuliert seine Darsteller, indem er das Alter Ego fördert und im Rahmen seiner Tätigkeit gewissermaßen ehelicht, das ureigene Wesen der Darsteller jedoch ignoriert. Selbst wird er ebenfalls von den oben erwähnten mafiösen Studiobossen manipuliert, indem er sich ihren Wünschen beugen muss. Sein ganzes Sein ist durchdrungen von diesen Manipulationen, die letzten Endes auch sein Privatleben zerstören. Sein wirtschaftliches Leben steht mit jedem Film auf der Kippe, man denke nur an den Zwiespalt zwischen luxuriösem Eigenheim und versiffter Absteige. In beides dringen die Mafia-Typen ein und setzen ihn unter Druck. Da zeigt er eine unschöne Seite seines Daseins und bedient sich dabei einem etwas weinerlichen Untertons.
                          Zuletzt haben wir auch die mysteriöse Theatervorstellung, in der Betty den blauen Tresor erhält (genaugenommen materialisiert er sich in ihrer Handtasche). Die Vorstellung steht für die Filmindustrie als solche, wie in der Show ist dort auch nichts so wie es scheint. Der Trompetenspieler spielt in Wahrheit nicht die Trompete und auch die Sängerin singt nicht wirklich. Nach ihrem Zusammenbruch wird die von der Bühne geschafft und die Show geht weiter. Trotzdem hat das Publikum still zu sein und ergriffen zu lauschen, was mit den wiederholten Forderungen des Ansagers nach Ruhe („Silentium“) symbolisiert wird. Nach der seltsamen Vorstellung hält Betty die Popularität in Händen, Rita öffnet wie gesagt die Büchse der Pandora und lässt Betty damit verschwinden. In der Öffentlichkeit ist eben kein Platz für Privates und Persönliches.
                          All diese Motive in einen einzigen Film zu packen ist im Grunde ein Ding der Unmöglichkeit, doch Lynch tut es einfach und das macht auch den mysteriösen und undurchsichtigen Charme von „Mulholland Drive“ aus. Zudem verwirrt er uns durch eine nicht stringente Narration, eigentlich fängt er mit dem Ende an und erzählt uns die Geschichte rückwärts. Vermutlich blickt er so auf sein Schaffen zurück und den Werdegang vieler seiner Kollegen.
                          Letzten Endes bleibt ein wunderbares Stück Zelluloid, das man gerne auch öfters sehen kann. Lange, epische Einstellungen und skurrile Situationen, die jedoch den typisch lynch-artigen Sog entfalten, sorgen für einen immer wieder herrlichen Filmgenuss.

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                            Nospheratu99 17.01.2022, 08:50 Geändert 17.01.2022, 09:51

                            >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                            Und täglich grüßt die Alien-Invasion. Ähnlich wie Bill Murray knapp zwanzig Jahre zuvor ist hier Tom Cruise gezwungen, den gleichen Tag immer und immer wieder zu erleben, um so den Alien Einhalt zu gebieten. Die Geschichte wirkt wie ein Retro-Computerspiel, wo man nach dem „Tod“ seines Avatars wieder von vorne beginnen muss um mit den Erkenntnissen des vorigen Spiels wieder ein Stückchen weiter zu kommen. Doch anders als die auf Dauer ermüdenden Spiele spart Regisseur Doug Liman die lähmenden Wiederholungen gottlob aus und zeigt uns in weiterer Folge nur den Fortschritt der Handlung. Leider lässt er am Ende die Logik zugunsten eines grässlich verschmalzten Hollywood-Endes gänzlich außen vor und bricht mit den Regeln seines Films.
                            Ansonsten unterscheidet sich „Edge of Tomorrow“ in keiner Weise von gefühlt tausenden anderen Alien-Eroberungs-Filmen, in denen Außerirdische auf der Erde erscheinen um diese zu zerstören/erobern/auszubeuten und die Menschheit zu vernichten/versklaven/verspeisen. Das könnte man als eine Urangst des kolonialisierenden weißen Mannes interpretieren, dass es da draußen eine ähnlich gepolte Spezies gibt, die ihm zudem noch überlegen ist oder einfach als filmisches 08/15-Grundmuster sehen, das die Bühne für ausuferndes CGI-Gewitter bereitet. Und jenes bekommt man auch ausführlich geboten – Action, Action und nochmals Action, dazwischen eine angedeutete Liebesgeschichte.
                            Zumindest unserem Helden wurde eine gewisse Entwicklung zugestanden, mutiert er im Laufe des Films vom feigen Drückeberger zur heroischen Kampfbestie, die am Ende ihren wohlverdienten Lorbeerkranz umgehängt bekommt. Seiner Filmpartnerin wurde leider nicht so viel Ehre zuteil, die Kampfamazone verharrt in ihrer Wesensart. So gesehen durfte wenigstens Cruise ein wenig schauspielern, während Blunt im Wesentlichen auf physische Anstrengungen beschränkt blieb. Alle anderen ohne Fehl und Tadel, auch die Synchronisation passte soweit.
                            Technisch war es natürlich allererste Sahne, die Computer-Bilder wirkten realistisch und die Action dynamisch. Handwerklich kann man allen Beteiligten absolute Professionalität attestieren, was der glattgebügelten Produktion visuell auch gut zu Gesicht stand. Das entschädigte für die matte Handlung und den finalen Logikbruch zwar nur bedingt, hielt jedoch zumindest den Finger von der Fernbedienung fern.
                            Fazit: Die gleiche inhaltliche Ödnis wie in vielen tausend anderen Alien-Invasionen, doch wenigstens halbwegs passabel präsentiert und wie gesagt handwerklich gut gemacht. Damit sollten zumindest Genrefreunde mit einem zufriedenen Gefühl aus der Sache gehen, hält doch die fetzige Action zumindest hier, was der Streifen verspricht. Eine leicht überdurchschnittliche Bewertung wäre wohl angebracht, für das völlig verkorkste Ende ziehe ich jedoch einen Punkt ab. Damit schlage ich die optische Umsetzung natürlich gänzlich unter Wert, die sonstige Banalität und der finale Logikbruch lassen jedoch nicht mehr zu.

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                              Schwachbrüstige Fortsetzung des Grusel-Klassikers. Allein schon die inhomogene Geschichte bringt zu keiner Zeit die Intensität des Originalstoffes auf die Leinwand, dazu wirkt sie zu zerfahren und vielgleisig. So hatten die Erstversuche Olivers an der Nichte seines Chefs schon alleine von der Versuchsanordnung kaum etwas mit seinem schlussendlichen „Erfolg“ gemein. Da hakte die Logik schon einmal deutlich und damit hatte die Geschichte von Beginn weg ordentlich Schlagseite. Zudem verhielten sich die vom Monster angegriffenen Personen allesamt wie die Kaninchen vor der Schlange, anscheinend erschien niemandem die Flucht als ernstzunehmende Option. Die Damen durften zumindest in Ohnmacht fallen, während die Herren erst aktiv wurden, als sie die Hände der Wiedererweckten bereits am Halse spürten.
                              Somit entlarvte sich Richard Cunhas Fortsetzung relativ schnell als billige Kopie, die auf dem Erfolg der 1931 erschienenen Literaturverfilmung mit Boris Karloff nebst den Fortsetzungen „Frankensteins Braut“ (1935), „Frankensteins Sohn“ (1939) und „Frankensteins Haus“ (1944) mitschwimmen wollte. Zumindest ein wenig kindlichen Charme strahlte die Fortsetzung aus, da diese weder sonderlich dramatisch noch mit ausufernden Schockeffekten inszeniert wurde. Die billige Maske wirkte selten erschreckend und mitunter sogar lächerlich, womit außer einer klassisch angehauchten Verve eigentlich nur wenig blieb. Auch die Eleganz des Originals wurde nur in Ansätzen erreicht.
                              Die Mimen mühten sich redlich um eine passende Darstellung, fanden in der pomadigen Inszenierung jedoch kaum Möglichkeiten vor. Ich denke, Cunha musste auf Darsteller der zweiten Reihe zurückgreifen, da sich arrivierte Schauspieler diese Inszenierung nicht antun wollten. Dabei erzielte Felix Locher noch die beste Wirkung in seiner nur wenig plausiblen Figur. John Ashley ist hier denke ich auch noch als positives Beispiel anzuführen, er stürzte wenigstens ebenso wie Sandra Knight zumindest nicht völlig ab. Donald Murphy und Sally Todd leider unterirdisch, was aber auch mit ihren schlecht ausgearbeiteten Figuren zusammenhing.
                              Conclusio: Ein bisschen Atmosphäre hier, ein wenig Charme da, doch unter dem Strich nichts Halbes und nichts Ganzes. Der Versuch, an die erfolgreichen, mittlerweile zu Klassikern avancierten Produktionen zuvor anzuknüpfen, schlug wegen der billigen Machart und der schwachen Inszenierung leider völlig fehl. Und so bleibt nicht mehr als ein netter, aber nicht überragender Film, der bestenfalls die Bezeichnung „Bügelfilm“ verdient. Die Vier ist aus handwerklicher Sicht eigentlich etwas zu viel, doch mit etwas Hinwendung zum klassische SW-Charme kann man auch das irgendwie rechtfertigen. Gibt’s in ganz guter Bild- und Tonqualität auf YT.

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                                über Dracula

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                                Schön anzusehende Schauermär. Inhaltlich hat Regisseur Terence Fisher die Geschichte um den Blutgrafen geändert und gestrafft. Damit gibt er seinen Figuren zwar nur wenig Hintergrund, schafft es aber mittels einer atmosphärisch dichten Inszenierung immerhin, das Interesse zu keiner Zeit erlahmen zu lassen. Die schaurig-schöne Stimmung mit wabernden Nebelschwaden, düsteren Grüften (warum sind die eigentlich nie abgeschlossen?) und dramatischer Musik ist das Prunkstück dieser Inszenierung. Fisher nimmt aus der Stoker´schen Geschichte die prägendsten Elemente und formt daraus ein zwar recht knappes, aber immerhin niemals langweiligen Gruselstück. Wie gesagt gesteht er seinen Figuren gerade mal so viel Entwicklung zu, um seine schaurige Geschichte vorantreiben zu können und ihre Motivation glaubhaft zu machen. Zumindest gibt es keine unnötigen Dialoge, Fisher besinnt sich auf die Essenz des Stoffes und lässt alles außen vor, was nicht unmittelbar für das Verständnis der Handlung nötig ist.
                                Dabei verzichtet er auch auf ausufernde Blutszenen und auch die Gewalt wird zumeist abseits der Kamera begangen. Damit macht er seinen Streifen auch für jüngeres Publikum schaubar, aber auch der gesetzte Zuseher wird sich an der stimmungsvollen und atmosphärischen Inszenierung erfreuen können. Die hochdramatische Musik von James Bernard ist ebenfalls ein Pluspunkt, ich könnte mir durchaus vorstellen, dass diese auch in einem Konzertsaal gute Figur machen könnte. Manchmal ist sie mir zwar im Vergleich mit den Stimmen ein wenig zu laut eingespielt, was aber nicht durchgehend negativ auffällt.
                                Christopher Lee ist ja für viele DER Dracula-Darsteller schlechthin, doch ich persönlich kann mich mit ihm nicht so recht anfreunden. In seinem wallenden Umhang sieht er zwar ganz gut aus, wenn ich aber an die Präsenz eines Gary Oldman oder Klaus Kinski denke, dann ist er irgendwie zu schön für den Vampir. Es ist halt wie immer Geschmackssache, ob man einen schönen oder grusligen Grafen möchte – ich persönlich mag zweiteres, da hatte auch ein Frank Langella ein gewisses Akzeptanzproblem. Peter Cushing und Michale Gough harmonierten soweit so gut in ihren flach gehaltenen Rollen. Die Damen kamen leider nicht über den Status eines optischen Aufputzes hinaus.
                                Conclusio: Wer die klassische und dichte Atmosphäre der Hammer Produktionen schätzt, wird auch mit diesem Stück Literatur- und Filmgeschichte seine Freude haben. Spätere Produktionen, die sich mehr mit den Figuren und dem Stoff auseinandersetzten, finden bei mir jedoch mehr Anklang und auch optisch kann ich mich mit den „schönen“ Dracula-Verfilmungen nur bedingt anfreunden. Trotzdem ist diese Adaption jederzeit schaubar und eignet sich bestens als Opener für einen klassischen und niveauvollen Gruselabend.

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                                  Eigenartiger Film. Irgendwie erschließt sich mir den Sinn des ganzen nicht so recht. Was will uns Regisseurin und Drehbuchautorin Lorraine Levy mit ihrem Docteur Knock vermitteln? Etwa dass es lustig ist, wenn ein betrügerischer Möchtegern-Arzt seinen gutgläubigen Patienten aus Gewinnsucht Krankheiten einredet? Oder wollte sie uns eine Satire auf das Gesundheitswesen im Allgemeinen vorsetzen? – Dann hätte sie den Quacksalber aber nicht als Sympathieträger einsetzen sollen, sondern sein verwerfliches Handeln deutlicher anprangern sollen (und ihm am Schluss zumindest die gerechte Strafe zukommen lassen sollen).
                                  Wie auch immer, in dieser Form gewinnt der banale Feelgood-Streifen bei mir keinen Blumentopf. Ich persönlich finde es eher traurig, dass ein Kurpfuscher das Vertrauen seiner Landsleute schamlos ausnützt und damit auch noch durchkommt (am Ende wird er von den Leuten ja sogar noch gemocht). Gerade in Zeiten wie diesen, wo einem völlig gesunden Menschen von Seiten des Gesetzes fragwürdige medizinische Behandlungen aufoktroyiert werden, stößt mir dieser Film sauer auf. Klar, die Pharma-Lobby hätte ihre Freude an unserem „Docteur“ Knock, stopft er die Leute in dem kleinen Ort doch mit Medikamenten voll und unterzieht sie seltsamen Behandlungen, die nur den Sinn haben, seine Taschen zu füllen. Für die Einwohner des kleinen Ortes sind seine Machenschaften jedoch fatal, selbst wenn keiner ernsthaft zu Schaden kommt. Trotzdem will uns Levy die Geschichte als lustig und den Quacksalber als tollen Hecht verkaufen, was die eigentliche Kernaussage – so es eine gibt – letzten Endes völlig konterkariert.
                                  So gesehen ist auch Omar Sy komplett fehlbesetzt, es ist einfach zu sympathisch für die Rolle. Es hätte einen Widerling gebracht, der Sy schlicht und ergreifend nicht ist. Seine Kollegen mühten sich redlich um launige Stimmungsmache, doch leider verkam ihr Aufwand vor dem Hintergrund der grundsätzlich vermurksten Produktion zu einer hilflosen Hampelei, die ich an dieser Stelle nicht weiter besprechen möchte. Es wäre einfach unfair, die Leute aus der ersten Reihe für die Regie-Fehler büßen zu lassen.
                                  Wenigstens die Landschaftsaufnahmen kamen nett und angenehm daher, die sonnenbeschienene, ländliche Idylle bot ein paar Aufheller zwischendurch. Auch das Dörfchen hatte Charme und löste ein paar Urlaubsfantasien aus, zumindest hier hatte Levy ein gutes Händchen.
                                  Conclusio: Eine leidlich flache und zudem aussagetechnisch fragwürdige Boulevardkomödie, die sich die heißen Eisen selbst ins Fleisch drückt. Ob Levy in Unkenntnis oder wider besseres Wissen handelte, spielt keine Rolle – so oder so ist der Film leider total in die Hose gegangen. Für die zwischendurch netten Landschaftsaufnahmen und die gut eingefangenen dörflichen Impressionen lasse ich einen Punkt springen, der Rest ist leider ein Ärgernis durch und durch.

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                                    Nicht uninteressante Grundidee versinkt im Sumpf der Trivialtäten. Gemäß dem Grundsatz „Zeit = Geld“ schafft Regisseur Andrew Niccol die zukünftige Währung gleich mal, das neue Zahlungsmittel heißt Lebenszeit. Das Altern stoppt mit 25, ab dann muss um jede Minute Lebenszeit gearbeitet oder gekämpft werden. Bezahlt wird mit der eingenommenen Zeit (zB. 4 min. für einen Kaffee), ist die Uhr abgelaufen und wird nicht mehr aufgeladen, kippt der Betroffene um und das war es dann. Reiche leben demnach ewig und altern auch nicht.
                                    Doch auch die neue Währung hat es nicht geschafft, die Ungleichheit der Welt zu beheben, im Gegenteil wurde die Kluft zwischen den gesellschaftlichen Schichten so weit vertieft, dass eine Art Kastensystem entstanden ist. Wie heutzutage treiben unlautere Wirtschaftsmethoden die Schwachen ins Prekariat und stärken die Reichen noch mehr. Die Ordnungshüter schienen dabei Exekutive, Staatsanwälte und Richter in Personalunion zu sein, standen somit scheinbar über dem Gesetz. Mit diesem überklaren Gut-Böse-Schema macht es sich Niccols meines Erachtens etwas zu leicht und arbeitet mit dem Holzhammer, wo es feine Werkzeuge gebraucht hätte.
                                    Die Grundlage klingt jetzt vermutlich nach mehr Gesellschafts- und Wirtschaftskritik als es der Film zu leisten imstande ist, letzten Endes werden die Anliegen derart plakativ vor sich hergetragen, dass diese leider auf halber Strecke liegen bleiben. Zudem klaut sich Niccol seinen Film vielfach aus anderen Werken zusammen und lässt auch noch klaffende Logiklücken (bei aller Wirtschaftskritik schien er gleich mal selbst auf das Rechnen verzichtet zu haben) offen. Das verhagelt seinen an sich nicht schlecht gemachten und auch soweit gut visualisierten Film leider dermaßen, dass er mitunter in die unfreiwillige Komik abrutscht.
                                    Das Ensemble werkte sich brav durch die Erzählung, hatte jedoch mitunter Mühe mit den nicht immer sattelfest ausgearbeiteten Figuren. Alex Pettyfer als Zeit-Mafioso hatte dabei die schwerste Aufgabe, sein Protagonist wackelte am meisten. Justin Timberlake und Amanda Syfried harmonierten soweit so gut und bewegten sich mit einer schon fast beneidenswerten Lockerheit über sämtliche inhaltlichen Schwächen hinweg. Cillian Murphy als „Agent Smith“-Verschnitt aus der „Matrix“ solide, wenn auch ohne Tiefgang. Johnny Galecki hatte bei mir noch eine zu starke Komödien-Prägung um wirklich Eindruck zu hinterlassen.
                                    Conclusio: Eine an sich gute Idee watet durch einen See von Banalitäten und trägt ihre Botschaft in Plakatgröße vor sich her. Da helfen auch eine gute optische Umsetzung und passable Darsteller-Leistungen nur wenig, am Ende bleibt ein glänzender Luftballon, der schon bei geringem Druck zum Platzen neigt. Eigentlich schade drum, mit etwas mehr inhaltlicher Auseinandersetzung hätte es etwas ganz Großes werden können.

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                                      Gelungenes (Anti-)Helden-Epos. Nathan Algren gerät zwischen die Fronten von Tradition und Moderne und wird letzten Endes in dem Konflikt zerrieben. Die Geschichte spielt zu einer Zeit, in der Modernisierungen mit Waffengewalt durchgeboxt wurden. Das Althergebrachte musste weichen, unter dem Strich brachten die Veränderungen einigen wenigen Reichtum und vielen tausenden anderen Leid und Vernichtung. In Amerika waren es die Indianer, die weichen mussten und ausgelöscht wurden, in Japan die traditionellen Samurai-Krieger. Da wie dort bedienten sich die Geschäftemacher einer laxen Regierung und des Militärs um sich unliebsamen Traditionalisten zu entledigen. Zurück blieb ein gebrochener Soldat, der die Niedertracht seines Tuns erkannt hat und die Schreie der Getöteten nur mehr mit Unmengen von Alkohol zum Schweigen bringen kann.
                                      Die Eisenbahn ist für Japan ein ähnliches Prunkstück wie etwa jene der Schweiz, auch dort wird diese nahe der Perfektion betrieben. Japaner fahren gern damit und schätzen das Angebot. So gesehen legt der Film den Finger auch auf eine offene Wunde - ich denke, dass in Japan ebenso ungern über dieses historische Kapitel gesprochen wird wie in Amerika über die Indianerkriege.
                                      Und wäre die Geschichte nicht schon eindrücklich genug, woben die epochalen Bilder, die Kameramann John Toll einfing, gemeinsam mit einem ebenso herrlicher Klangteppich von Hans Zimmer ein atmosphärisch dichtes Netz, das die Handlung gut trug. Die mehr als zwei Stunden Laufzeit wurden zu einem Mahnmal wider die rücksichtslose Fortschrittshörigkeit und riefen zur Besinnung auf. Die barbarischen Methoden der sogenannten „zivilisierten“ Welt konterkarierten sich rasch selbst. Auch wenn Regisseur Edward Zwick die Indianerkriege mitsamt den Kriegsverbrechen banal und flach schilderte, so zeigt das meines Erachtens die immer noch nicht aufgearbeitete Vergangenheit Amerikas. Was mit der Sklaverei besser gelang, harrt noch einer fairen Auseinandersetzung.
                                      Tom Cruise agiert wieder einmal in Höchstform. Auch wenn er den gebrochenen Soldaten mitunter etwas überspielte, gelang ihm eine tiefgehende Charakterisierung. William Atherton und Timothy Spall solide. Am Besten gefiel mir jedoch Hieroyuki Sanada, der lebte seine Rolle förmlich, so stelle ich mir einen Samurai-Krieger vor. Alle anderen ohne Fehl und Tadel, auch die Synchronisation hochwertig und gut.
                                      Conclusio: Ein bildgewaltiges und eindringliches Historienepos, das zeigt, wie die Geschichte mit Verlierern umgeht. Der Verlust der traditionellen Werte wiegt ebenso schwer wie der eines verlorenen Krieges mit vielen Toten und lässt nur wenige Gewinner zurück. Gut, dass man sich heutzutage wieder traditioneller Werte erinnern kann, ohne gleich als Nazi oder Rückständler verunglimpft zu werden. Eine klare Empfehlung von mir für diesen Film.

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                                        Nospheratu99 08.01.2022, 11:44 Geändert 14.01.2022, 10:01

                                        >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                        Banales Abenteuer mit Monster. Inhaltlich versucht Regisseur William David Hogan wohl an die Godzilla-Filme anzuschließen. Wie der asiatische Gigant stemmt sich unser titelgebender Behemoth gegen die umweltzerstörerische Menschheit und versucht diese auszulöschen, bevor die Natur ernsten Schaden nehmen kann.
                                        Abgesehen davon, dass die Natur durch menschliche Eingriffe bereits massiven Schaden genommen HAT, bleiben die Versuche des Urzeitmonsters reichlich schwach und sind eigentlich nicht dazu geeignet, die Menschheit wirklich zu bedrohen. Dazu hat es auch noch das Pech, dass es – anders als der unkaputtbare Godzilla – relativ leicht in die ewigen Jagdgründe zu befördern ist und die Armee zudem mit einer speziellen Waffe auf das Monster vorbereitet ist.
                                        Und auch sonst macht der Film mehr Gewese als es das Untier Wert gewesen wäre, gehen die meines Erachtens größeren Gefahren nicht vom Monster selbst, sondern von den Begleitumständen seines Erscheinens (Erdbeben, Gasaustritt aus dem Boden) aus. Da wirkten die Reaktionen der Protagonisten, die die Ankunft des Monsters fast unwidersprochen glauben, reichlich unplausibel und nicht glaubwürdig.
                                        Zu all dem Übel gesellten sich auch maue CGI-Effekte und eine pomadige Inszenierung, was den Streifen unter dem Strich leider ziemlich Absturz erleiden lässt. Die fehlende Atmosphäre wog ebenso schwer, warum man aus der durchaus ansprechenden kanadischen Landschaft nicht ein paar schöne Bilder herauskitzeln konnte, ist mir ein Rätsel. Zumindest blieb man von Asylum-artigen, dümmlichen Geschwafel verschont, und auch die Mimen ruderten mit dem Mute der Verzweiflung gegen die schwache Geschichte an.
                                        Akte-X-Star William B. Davis (der spielt da den mysteriösen Raucher) bot wie seine Kollegen Ed Quinn und Pascale Hutton brauchbare Schauspielkunst, wurde jedoch von der grottenschlechten Synchronisation ebenso verhunzt wie alle anderen Figuren. Auch hier wurden offenbar die Kosten für eine brauchbare Performance gescheut.
                                        Fazit: „Behemoth“ ist eine von vielen unterfinanzierten B-Produktionen, die zudem nicht einmal mit einer ansprechenden Geschichte aufwarten kann. Die schwache und zudem jederzeit vorhersehbare Darbietung zeigte in keiner Weise Wirkung und wurde leider vom Krater der Zweitklassigkeit fast völlig verschluckt. Zwei Punkte lasse ich für das Setting und das Bemühen der Beteiligten in Allgemeinen springen, mehr ist da leider nicht drin.

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                                        • 6

                                          >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                          Lektion elf: Halte Dich an bewährte Muster, dann wird Dein Film auch angenommen. Gut, dass Tonio Valerii seine eigenen Regeln befolgt und das Rad nicht neu erfinden will. Mit einer einfachen, aber wirkungsvollen Geschichte und gut charakterisierten Figuren wandelt er auf ausgetretenen Genrepfaden und setzt uns durchaus markante Szenen vor. Diese hat man allesamt schon irgendwo einmal gesehen, womit die erprobten Muster dann auch gut angeritten kommen.
                                          Dabei verdient das ambivalente Verhältnis zwischen Meister und Schüler ebenso Beachtung wie die problematische Beziehung des Schülers zu der Stadt, in der er aufwuchs und deren Bewohner ihn Zeit seines Lebens fast allesamt zurückwiesen. Klar, dass er nur wenig Bezug zu ihr und ihren Einwohnern hat, nur wenige Menschen sind ihm wichtig. Blöd halt für den Meister, dass der sich auch mal mit den wenigen Bezugspersonen anlegen muss. Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf. Dazu sehen wir altbekannte Motive wie Vergeltung (im positiven wie negativen Sinn), Revolvermann-Ehre und ein klares Gut/Böse-Schema, das sich jedoch erst ganz zum Schluss vollständig offenbart.
                                          Eine aufwändig gebaute und liebevoll ausgestaltete Westernstadt lieferte eine gute Atmosphäre, dazu passte der ein nicht künstlich befeuerter Härtegrad und jede Menge Blei in der Luft. Lediglich der finale Showdown wurde etwas kurz und kommentarlos abgehandelt, zumal schon vorher alles gesagt worden war. Aber auch die Entwicklung des Schülers wurde mitunter etwas flott vorangetrieben und auch schludrig ausformuliert, da muss man sich als Zuseher manchmal seinen Teil denken. Ein paar lapidare Sätze oder kurze Szenen hätten wohl Wunder gewirkt.
                                          Lee van Cleef und Giuliano Gemma trugen ihre Figuren passabel und durchgehend stilsicher durch den Film. Beide hatten damals bereits Western-Erfahrung, van Cleef war sogar so etwas wie ein „alter Hase“ in diesem Genre. Walter Rilla hätte ich unter seinem Bart jetzt nicht erkannt, außerdem hatte er sich nicht selbst synchronisiert und eine andere Stimme als in den deutschsprachigen Produktionen. Und Giorgio Garguillos Bartschnitt hätte eher in einen Werwolf-Film als in einen Western gepasst, aber sei´s drum. Alle anderen soweit so gut, auch die Synchronisation passte. Warum man die deutschen Darsteller sich nicht selbst sprechen ließ, erschließt sich mir nicht.
                                          Fazit: Ein würdiger Vertreter des Spaghetti-Western und damit auch empfehlenswert. Liebhaber des Genres würden ihn wahrscheinlich höher bewerten als meinereiner - für mich persönlich sind Western grundsätzlich nicht so attraktiv, gelegentlich als Abwechslung aber in Ordnung. Und so kann ich auch diesen hier durchaus abnicken und mit einer soliden sechs versehen.

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                                            >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                            Gelungene Referenz-Orgie an King und Kubrick. Um es gleich vorweg zu nehmen: Weder Regisseur Karl Markovics noch Drehbuchautor Daniel Kehlmann reichen auch nur entfernt an den Horror-König und den Regie-Meister heran, dennoch hätten die beiden Letztgenannten an der atmosphärisch dichten Produktion sicherlich ihre Freude gehabt. Weder begeht Markovics den Fehler, seine Darbietung künstlerisch zu überhöhen noch tappt er in die Komödien-Falle, nur gelegentlich zwinkert er etwas mit den Augen. Auch lässt er die Katze nicht allzu früh aus dem Sack, sondern präsentiert uns Seltsamkeiten, die sich gegen Ende verdichten und die wahren Verhältnisse letztlich langsam einsickern lassen. Damit verzichtet Markovics zwar auf einen finalen Knalleffekt, verlieh seiner Inszenierung damit wie ich finde aber ein deutliches Plus an Eindrücklichkeit. Die finalen Sequenzen holten sogar Billy Wilder („Sunset Boulevard“) und Agatha Christie („Hercule Poirot“) ins Boot, ich meine sogar eine Hommage an das Haunted-House-Genre wahrgenommen zu haben.
                                            Bei allen feinen oder direkten Anspielungen muss man aber auch festhalten, dass der Inszenierung auch eine gewisse Biederkeit innewohnt, letzten Endes war diese ja für den TV-Hauptabend gedacht und nicht für FSK18 im Kinosaal. Bissige Härte sucht man hier ebenso wie knackigen Suspence also vergebens, was der Produktion aber eine sympathische Note verleiht. Dennoch sieht man die sich zersetzende Psyche des Protagonisten mit einer gewissen Eindrücklichkeit, die eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Stoff nahelegen.
                                            Leider hatten vor allem die Nebendarsteller nur wenig Möglichkeiten der Entfaltung und nutzten diese zudem auch nicht, da könnte man mit etwas Bosheit von einem kollektiven Versagen sprechen. Viele Dialoge kamen gestelzt und hölzern daher, ohne einer Spur von Glaubwürdigkeit. Die Hauptrollen aber in Ordnung. Markovics harmonierte mit Pohl soweit so gut, und auch Bilgeri, Fliri und Moor hatten ihre Momente. Sunnyi Melles als einziger wirklicher Lichtblick in einem grauen Nebel an Mittelmäßigkeit, da sah man wahres Talent und Hingabe. Julia Koch mit Licht und Schatten.
                                            Fazit: Trotz gewisser darstellerischer Schwächen einer der besten Landkrimis, die ich bisher sah. Vor allem die vielen kleinen und weniger kleinen Anspielungen auf die wirklich Großen des Film- und Krimischaffens, sowie die herrliche Atmosphäre im eingeschneiten Hotel verliehen dem Streifen eine schöne Note. Ich mag ihn einfach und möchte ihn für Filmliebhaber gerne empfehlen - es gibt viel zu entdecken. Die sieben erscheint hinsichtlich der Schwächen fast zu hoch gegriffen, trotzdem lasse ich sie mal so stehen.

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                                              Banales, jedoch nicht uninteressantes Biopic. Ich muss ja zugeben, dass mir vor der Sichtung von „Hands Of Stone“ Roberto Duran völlig unbekannt war. Lag es daran, dass er vor meiner Zeit berühmt war oder dass Panama eben recht weit weg von Mitteleuropa ist – von den amerikanischen Boxern dieser Zeit kannte ich wenigstens die Namen.
                                              Ansonsten sah ich eine „normale“ Sportler-Vita, wie es sie hunderte gibt, vielleicht mit der Ausnahme, dass Duran aus einem Armenviertel kommt (was er aber auch mit so manch anderem Sportler dieser Zeit gemein hat). Die Geschichte zeigt einen einfachen Menschen, der eine besondere Begabung besitzt und das Glück hat, von den richtigen Leuten gefördert zu werden. Dabei stellen ihn seine Berühmtheit, der Wechsel in eine andere gesellschaftliche Schicht und selbstsüchtige Promoter vor größere Schwierigkeiten als seine Gegner im Ring. Doch letzten Endes findet er sich in der „neuen“ Welt zurecht und kann sich, seiner Familie und seinem Land Gutes tun.
                                              Der Boxsport hat seit jeher einen unguten Ruf. Nicht nur, dass Faustkämpfer latent Gefahr laufen, in zwielichtige Kreise abzurutschen, ist auch die Promotion nicht immer nachvollziehbar. Die Regeln, wann ein Sportler bereit ist für einen WM-Kampf, sind mir persönlich völlig unklar – es scheint, als ob das die Promotoren entscheiden, nach irgendwelchen obskuren und nicht eindeutigen Parametern. Vermutlich ist das Finanzielle am Ausschlaggebendsten. Und dann erst die Manipulationen: Gut, verschobene Spiele/Kämpfe gibt es auch in anderen Sportarten, aber gerade beim Boxen ist das ein zentrales Thema. Trotzdem erfreut sich der Sport wegen seiner archaischen Natur großer Beliebtheit, auch bei Frauen.
                                              Besonders die ersten Jahre haben es dem Produzententrio Jakubowicz/Johnson/Duran (verwandt?) angetan, die „ruhigeren“ Profijahre wurden nur kurz im Abspann erwähnt. Es ist die sicherlich interessanteste Zeit, die gezeigt wurde und damit war es auch gut so.
                                              Wie viele seiner dargestellten Figuren hat sich auch Robert de Niro vom aktiven Sportler („Wie ein wilder Stier“) zum erfolgreichen Trainer gewandelt. Dort wie da bot er darstellerische Extraklasse und überzeugte auf ganzer Linie. Edgar Ramirez solide und glaubwürdig, ebenso wie Ana de Armas. Usher sympathisch und soweit in Ordnung. Alle anderen ohne Grund zur Klage und zumindest nicht im Negativen auffällig.
                                              Fazit: Eine unterhaltsame und nicht uninteressante Lebensgeschichte, die leider ein wenig daran krankt, dass mir der Hauptprotagonist völlig unbekannt und daher fast egal war. Obwohl man das der Produktion handwerklich natürlich nicht ankreiden kann, verhindert dies eine höhere Bewertung als eine solide sechs. Vor allem die gut ausgearbeiteten Charaktere und plausibel dargestellten Figuren hätten sich mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt. Gern hätte ich auch mehr Lokalkolorit von Panama gesehen.

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                                              • 5 .5

                                                >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                                Klassischer Western in lockerleichter Manier. Inhaltlich erfindet Regisseur Howard Hawkes das Rad in keiner Weise neu, lediglich die fast schon oberflächlich wirkende Nonchalance scheint bereits ein Vorläufer der Parodien der achtziger Jahre zu sein. „Rio Lobo“ nimmt sich niemals bierernst und trägt ständig eine heitere Atmosphäre vor sich her, nicht einmal schwere Verletzungen oder Todesfälle scheinen die Protagonisten ernsthaft zu beunruhigen. Da fällt das Verzeihen leicht, die Absolution einstiger Gegner erfolgt mit dem Argument, dass jeder doch nur seine Pflicht getan hätte und nachdem die Bürgerkriegs-Sache ohnehin niemals wichtig erschien, waren die Vergehen schließlich kaum mehr der Rede wert. Und so wogen die gegenwärtigen Verfehlungen der „Bösen“, nämlich Unterdrückung und Landraub, deutlich schwerer und moralisch verwerflicher.
                                                Erst als gegen Ende der Ton rauer und die Luft bleihaltiger wurde, wurde auch die Stimmung dramatischer und somit konnte der Endkampf dann doch mit einer gewissen Spannung aufwarten. Dieser wurde wie jener vieler anderer Genre-Vertreter zuvor mit ordentlich Pulverdampf und Action begangen, womit Hawkes auch hier dem Wesen des Westerns treu blieb. Auch optisch bekam man mit jeder Menge staubiger Prärien und schönen Landschaften die absolut klassische Western-Kost serviert.
                                                Auch die Beziehungen der Figuren untereinander wurden mit einem lässigen Unterton gezeigt. Sowohl bei den Mann-Frau-Konstellationen als auch bei den Interaktionen mit den Antagonisten hatte man ständig das Gefühl, dass es sich um ein Spiel handelte. Es passte einfach zu der Oberflächlichkeit der ganzen Darbietung, konnte aber immerhin launig unterhalten. Ein paar schon fast nebenher eingestreute Pointen sorgten sogar für den einen oder anderen Lacher, glitten aber niemals in Dummdreistigkeit ab.
                                                Zugeschnitten war der Streifen eindeutig auf Mr. Western himself, John Wayne. Seine bärbeißige und trotzdem irgendwie lässige Art prägte das Genre an sich, und auch hier passte sie gut. Die Zeit der tiefschürfenden Stoffe schien bereits vorbei, der Westen war hell, fröhlich und sonnig. Jorge Rivero passte sich Waynes Art gut an und war ihm ein guter Filmpartner, ebenso wie die Dame im Bunde, Jennifer O´Neill. Alle anderen ohne Fehl und Tadel, auch die Synchronisation passte soweit.
                                                Fazit: Wer einen durchschnittlichen, lockerleichten Western sehen will, ist hier genau richtig. Die lässige Darbietung unterhält die ganzen zwei Stunden gut und selbst wenn nicht alle Motive der Figuren immer so hundertprozentig nachvollziehbar waren, so hatten sie zumindest vordergründig ihre Glaubwürdigkeit. Mit etwas Wayne-Bonus bewerte ich leicht überdurchschnittlich und damit ist der Streifen denke ich auch gut bedient. Gibt es in halbwegs brauchbarer Bild- und Tonqualität auf Youtube.

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                                                • 5

                                                  >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                                  Flache, jedoch mitunter unerwartet komische Gaunerkomödie. Dass Regisseur Chris Addison und sein Drehbuch-Team nicht die feine Klinge führen, war bereits in der Vorschau erkennbar. Dennoch bieten die Glam Girls mehr Unterhaltung als ich es im Vorhinein gedacht hatte. Vor allem das ungleiche Hauptfiguren-Paar funktionierte einige male besser als gedacht, und selbst wenn einige Pointen brutal nach hinten losgingen und unsere Protagonistinnen nicht gut dastehen ließen, so ragten einige en passant eigestreute Gags wohltuend aus der Masse lauer Passagen hervor.
                                                  Vor allem die Naivität der männlichen Eheschwindel-Betrugsopfer lähmte die Chose mitunter – aber gut, wir sind in einer Komödie und allzu hohe Realitätsansprüche sollte man eben nicht stellen. Trotzdem entlockten mir die Hampeleien oftmals nur ein müdes Lächeln anstatt launiger Heiterkeit. Zudem nutzte sich das übertrieben proletarische Verhalten Pennys relativ schnell ab und verlor an Wirkung. Hatte es zu Anfang noch ein paar Schmunzler zur Folge gehabt, wollte es gegen Ende nicht mehr so recht zünden. Womöglich hoffte man auf einen ähnlich launigen Effekt wie etwa bei „My Fair Lady“, konnte aber niemals dessen Klasse auffahren.
                                                  Rebel Wilson und Anna Hataway harmonierten zumeist gut und humorvoll, selten und besonders gegen Ende versagte die Hassliebe jedoch. Der Streifen schien eher auf Wilson zugeschnitten, die hatte mehr und qualitativere Bildschirmpräsenz, was zu Anfang wie gesagt gut daherkam und erst mit Fortdauer an humoristischer Wirkung einbüßte. Die fehlende Entwicklung ihrer Figur, gepaart mit ihrer überkandidelten Performance lähmte zusehends. Alex Sharp fiel ein wenig seiner Rolle zum Opfer, mühte sich jedoch nach Kräften um die Damen zu unterstützen. Beim Schlussgag konnte er die Steilvorlage dennoch nützen.
                                                  Fazit: Komödien, die lange auf der Stelle treten und eigentlich nur einen einzigen humorigen Aufhänger haben, sind im Normalfall zum Scheitern verurteilt. Bei unseren Glam Girls wäre das wohl nicht anders gewesen, wenn nicht immer wieder überraschende Nebengags die Kohlen aus dem Feuer holten. Und so wandelte Addison immer an der Grenze zwischen Genie und Wahnsinn, schaffte es jedoch zumindest, seinen Streifen nicht vollends abstürzen zu lassen. Ein paar nette Lacher gabs und die schwächeren Phasen wollen wir hinsichtlich der bunten und heiteren Atmosphäre auch verzeihen.

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                                                    Nospheratu99 29.12.2021, 08:58 Geändert 29.12.2021, 14:18

                                                    >>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
                                                    Phantasievolle Buchverfilmung. Allein schon die handgemachten Effekte wirken unheimlich gut und zeigen, was mit Einfallreichtum und Kreativität zu erreichen ist. So manche CGI-Bilder können dagegen einpacken, die Optik wirkt „echt“ und das bekommt man mit dem Computer eben oftmals nicht auf die Leinwand. Da nimmt man es auch gerne hin, dass die Haare von Fuchur manchmal seltsam im Wind flattern oder jene des G´mork am Körper zu kleben scheinen. Es ist einfach gut gemacht und trägt mehr Seele in sich als künstliche Effekte. Natürlich kann man nicht jedes kleine Detail aus dem Buch filmisch umsetzen, doch die Charaktere und Figuren, die zu sehen sind, hatten allesamt Hand und Fuß. Und so bleibt letztlich ein sehr gut produzierter Fantasy-Film für Kinder und Junggebliebene.
                                                    Leider kamen die inhaltlichen Änderungen im Meta-Bereich zum Buch nicht so gut daher. Warum man die Kernaussage besonders gegen Ende fast schon totquatschen musste, erschließt sich mir ebenso wenig wie die ausgewalzte Schlusssequenz. Man wollte wohl um jeden Preis ein abgehacktes Ende vermeiden und so zogen sich die finalen Szenen ziemlich. Ebenso hätte es die Erklärbär-Sequenzen für mich nicht gebraucht – fast mutete es an, als ob Petersen die Jugend für dämlich hält und unfähig, Zusammenhänge selbst zu interpretieren. Da war das Buch hintergründiger und ließ den Lesern mehr Interpretationsspielraum als der Film. Somit konterkariert die Machart die Message Endes leider ein wenig, was ich für schade ansehe.
                                                    Die Darsteller agierten solide und in jeder Szene glaubwürdig. Barret Oliver und Noah Hathaway sehr reif und gestanden für ihr jugendliches Alter, aber auch Tami Stronach glaubwürdig. Leider haftete ihrer Maske etwas Lolita-haftes an, was ihrer Figur nicht förderlich war. So wie sie hergerichtet war kommt sie in gefährliche Nähe zu päderastischer Lockung, was mir als Vater einer Tochter nicht so recht passt. Alle anderen mit passablen Leistungen in ihren kleinen Rollen.
                                                    Fazit: Trotz inhaltlicher Schwächen (verglichen mit dem Buch) ein herrlicher und atmosphärischer Fantasy-Film für eigentlich alle Altersgruppen. Auch wenn es Petersen vor allem gegen Ende etwas zu gut mit seiner lebensfrohen Botschaft meint und uns diese beinah schon mit dem Holzhammer eintrichtert (womöglich ein Abstrich an das amerikanische Publikum, für das eine solche Darstellung wohl en vogue ist), so hatten die meisten Szenen eine gute Wirkung. Die sieben ist jedenfalls hoch verdient und eine Empfehlung sowieso klar.

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