Nospheratu99 - Kommentare
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Alle Kommentare von Nospheratu99
>>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
Opulente, in letzter Instanz jedoch luftleere Neuverfilmung. Der „Tod auf dem Nil“ war die erste Regiearbeit Branaghs, mit der ich nicht so recht glücklich bin. Zwar legten die inhaltlichen Änderungen und insbesondere jene der Figurenzeichnung eine zeitgemäße Mischung nahe, doch wollten die angedeutete Liebesgeschichte und die charakterlichen Wandlungen Poirots nicht so recht zünden. Und auch dass der Detektiv einem Verdächtigen nachsprintet, liegt wohl ebenso wenig im Geiste Agatha Christies wie dass er sich als bei seinen Ermittlungen derart plump anstellt. Mochte die eitle Selbstgefälligkeit Poirots noch gut getroffen worden sein, so gewann ich im weiteren Verlauf immer mehr den Eindruck, dass an der Figur des Meisterdetektivs einfach zu viel herumgedoktert wurde. Die Kriegsszenen zu Anfang hätte man etwa zur Gänze streichen können, denn sie erklärten weder wie es zur Flucht ins englische Asyl kam, noch wurden die Gründe für seine Asexualtität hinreichend erläutert.
Zudem nutzte Branagh seinen Film im weiteren Verlauf zu sehr dazu, sich selbst gut in Szene zu setzen als eine Geschichte zu erzählen. Diese Selbstverliebtheit mochte wiederum einigermaßen zur Figur Poirots passen, dennoch lebt der Stoff auch viel mehr von den anderen Protagonisten, als dass man diese derart an den Rand schieben konnte. So gesehen verkam der Film zu sehr zu einer Art Werbung in eigener Sache als dass man die Inszenierung guten Gewissens abnicken konnte. Manche Szenen mit einer bei Branagh bislang ungekannten Nachlässigkeit, so etwa der Doppelselbstmord am Ende nahe am Rande der Lächerlichkeit.
Optisch ließ Branagh jedoch keine Wünsche offen und setzte uns eine Reihe von Postkartenmotiven des Ägyptens der zwanziger Jahre vor, die ihre Wirkung genauso gut in einem Reiseprospekt entfaltet hätten. Damit zeigt er uns eine Welt, die es so wahrscheinlich nicht gibt und auch nie gegeben hat, verwöhnt jedoch mittels anheimelnden Ansichten zumindest Auge ebenso wie das Ohr mit einem satten Klangteppich. Hier war er auf Nummer sicher gegangen und das passte dann auch soweit.
Seine darstellenden Kollegen mühten sich nach Kräften, hatten jedoch vielfach einfach zu wenig Bildschirmzeit um ihre Figuren entsprechend entwickeln zu können. Bis auf Gal Gadot (in Ordnung) und Armie Hammer (dito) blieben die Personen flach und banal. Tom Bateman verschenkt, ebenso wie Sophie Okonedo und Emma Mackey. Ali Fazal war schon fast zu bemitleiden, Letitia Wright stemmte sich mit dem Mute der Verzweiflung gegen die Oberflächlichkeit.
Fazit: Gegen die 1978er Version mit Peter Ustinov kommt die Neuverfilmung in vielen Punkten nicht heran. Ohne Charme und Drive ergeht sich Branagh in zu gewollt wirkendem Geschwurble, als dass seine Version wirklich zünden könnte. Allein die Optik konnte halbwegs punkten, erzählerisch wirkte der Streifen mitunter zerhackt und stellenweise wirr. Die figürlichen Adaptionen waren gut gemeint, werteten die Geschichte aber nicht maßgeblich auf. Poirot wirkte oftmals eher wie ein Elefant im Porzellanladen als ein psychologisch raffinierter Meister seines Fachs. So gesehen kann man dem geneigten Seher eher die Version Giullermos als diese hier empfehlen.
>>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
Schwaches Agentenabenteuer. Obschon die Geschichte trotz ihrer unglaubwürdigen Wendungen durchaus ihren Reiz gehabt hätte, versandet das Spektakel in den Untiefen handwerklicher Unzulänglichkeiten. Zwar wurden unsere Agenten halbwegs passabel in Szene gesetzt und mit charmanten Einfällen versehen, doch leider wollten die beiden Hauptdarsteller diese nicht so recht umsetzen. Alexandra Paul und Pierce Brosnan waren das so ziemlich leidenschaftsloseste Paar, das jemals eine Leinwand beleuchtete. Man hatte eigentlich nie das Gefühl, dass sich die beiden in irgendeiner Weise mit ihren Figuren auseinandergesetzt hatten. Die vorgetäuschten Liebesszenen hätten ja durchaus Laune machen können, gerieten durch ein latentes Überspielen jedoch fast peinlich und ließen jeglichen Charme vermissen.
Vor allem Paul durchgehend hilflos und sichtlich in Panik - warum sie diese Rolle angenommen hat, weiß wohl nur ihr Agent. Brosnan bereits sicher im Bond-Modus, jedoch ohne die Ausstrahlung des Doppel-Null-Agenten. War es der wie ins Gesicht gekackte D´Artagnan-Bart, den man ihm verpasst hatte oder fehlte ihm einfach eine Filmpartnerin mit Esprit – wie auch immer, seinem Agenten ging jeglicher Charme und sämtliches Feuer ab, das seine anderen Figuren auszeichnete.
Dazu lockten einen weder die Action noch die inhaltliche Ausprägung hinter dem Ofen hervor. Die Prügeleien etwa reiner Slapstick, und der nicht mal von der lustigen Sorte. Möglicherweise wäre Regisseur und Drehbuchautor David Jackson gerne in die Nähe eines James Bond gekommen, erreichte dessen Verve jedoch nicht einmal im Ansatz. Die Antagonisten strahlten kaum Gefahr aus, manche ihrer Szenen nah an der Grenze zur Lächerlichkeit. Michael Shannon und Kay Sui Lim bekamen kaum Zugriff auf ihre Figuren und blieben ebenso blass wie die Agenten. Lediglich William Devane glaubwürdig und solide.
Fazit: Ein Film, der von seinem nicht harmonierenden Cast, einer banalen Geschichte und schwachen Actionszenen leider in gefährliche Nähe zum Trash kam. Trotz namhafter Darsteller zündete die Sache leider nicht und ließ mittels fehlendem Esprit jegliche Wirkung vermissen. Und so kam eine eigentlich gut angetragene Mischung zwar nicht vollends unter die Räder, blieb aber auf halber Strecke liegen. Mit der dreieinhalb gehe ich mit dem Film zwar etwas hart ins Gericht, aber aus diesen Voraussetzungen so wenig zu machen ist schon ziemlich ärgerlich.
>>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
Schwachbrüstige Finanz-Satire. Bei aller Kritik an der Finanzbranche wollte die hanebüchene Story kaum Freude machen, dazu waren die Gags zu flau und die Handlung zu dumm. Verpackt in eine Art Dystrophie wurden einem anstelle einer bissigen und angriffigen Parodie lediglich intelligenzbefreite Kalauer und mitunter sinnlose Dialoge vorgeführt, die hauptsächlich Mitleid mit den Darstellern auslösten. Nur selten konnte Laune erzielt werden und wenn, dann fast ausschließlich bei Referenzen anderer Filme, etwa jener der Stummfilm-Slapstick-Klassiker eines Buster Keaton.
Darüber hinaus schafften weder Krüger noch Dall auch nur den Ansatz einer humorigen Darstellung und blieben durchgehend blass und schwach. Ein paar Sympathiepunkte sammelte Christina Plate als Love Interest, dem übel mitgespielt wird und das die vorhersehbaren Liebeswirrungen auslöst. Der Rest passte sich dem niedrigen Niveau ebenso nahtlos an wie die beiden Erstgenannten.
Letzten Endes bleibt die Frage, was sie die Produzenten bei diesem Machwerk gedacht haben. Wohl nicht sonderlich viel, dass diese Chose den Zusehern viel an Gegenliebe entlockt, war von Anfang an zu bezweifeln. Wenn man platte Witzchen und dümmlichen Slapstick als Satire verkaufen will, na schön, doch dieses Trash-Filmchen musste es dann doch nicht sein.
Fazit: Ein belang- und bedeutungsloser Film, der wohl zu Recht in der Versenkung verschwunden ist. Unlustig und dumm schlingert die Geschichte durch die Laufzeit, bis es irgendwann mal aus ist. Die Kritik am Kreditgebaren der Banken krepierte ebenso im Rohr wie der Versuch einer launigen Darstellung, da bekam man von vorne bis hinten keinen Fuß auf die Erde. Den Punkt vergebe ich für die wenigen zündenden Film-Referenzen, ansonsten war das leider der berühmte Satz mit X.
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Schwaches Action-Rache-Drama. Hatte die Geschichte um den verfolgten japanischen Sklaven und dessen Sohn noch eine gewisse Strahlkraft, so versandete diese in einer schwach inszenierten sowie hölzern dargestellten Dramolette. Maue Martial-Arts-Einlagen gaben dem Machwerk dann den Rest, womit dieses unter dem Strich keine so rechte Freude auszulösen imstande war.
Die Situation der chinesischen Arbeiter, die in Amerika Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts unter sklavenähnlichen Bedingungen schuften mussten, war kaum eine bessere als jene der afrikanischen Zwangsarbeiter, womit sich der ach so menschenfreundliche Norden der USA als kaum besser als die Südstaaten entlarvte. Kritik daran kam aus diesem Streifen jedoch nur wenig, der Fokus lag auf unseren Helden und deren Schicksal. Das wäre ja an sich noch nichts Schlechtes, wenn die Figuren und ihre Befindlichkeiten wenigstens nachvollziehbar gezeigt worden wären. Doch leider fielen die Personen eher durch Plattitüden denn durch Charakterisierung auf, womit eine Identifikation mit ihnen schwer fällt. Man lebt und leidet eben zu wenig mit ihren mit, womit dem Streifen dann auch die nötige Tiefe fehlt.
Wenigstens die Schlusskämpfe gefielen durch eine passable Choreografie. Trotzdem sie langsam und pomadig wirkten, so verströmten sie dennoch eine gewisse Eleganz, die sie zumindest vor dem Absturz bewahrten. Das leuchtende Schwert jedoch eher peinlich als cool, ich denke George Lucas hätte sich großartig darüber amüsiert. Selbst wenn die Action halbwegs in Ordnung war, versaute diese Idee leider einiges. Möglicherweise hatte das Leuchten ja seinen Ursprung in der japanischen Mythologie und damit auch eine gewisse Bedeutung, doch irgendwie wollte es nicht zu diesem Film passen.
Ein weiterer Negativpunkt waren die schlechten Darstellerleistungen. Möglicherweise gibt es hinsichtlich der Darstellung derartiger Heldenepen in asiatischen Raum andere Richtlinien des guten Geschmacks als hierzulande, also erspare ich mir eine eingehende Betrachtung der Mimen. Die Synchronisation mit Licht und Schatten hinsichtlich der Tontechnik und der Sprecher.
Fazit: Ein Film, der das Prädikat „bemüht“ in eigentlich allen Belangen verdient. Es schien ja durch die Bank professionell und mit einem gewissen Herzblut und Einsatz produziert worden zu sein, doch die für meinen Geschmack zu „asiatische“ kulturelle Ausrichtung störte mich dann schon etwas. Diese Mischung aus Banalität und schon fast penetrant-bemühter Eindringlichkeit, gepaart mit durchgehendem Überspielen der Darsteller lockt mir keine Jubelchose heraus. Eine mit viel Wohlwollen bewertete vier ist das Äußerste, was ich mir dazu abringen kann.
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Nicht uninteressanter Coming-Of-Age-Sci-Fi-Steifen in Found-Footage-Ästhetik. Vorab: „Earth To Echo“ enthält nichts, das man nicht schon anderswo besser gesehen hätte, unter dem Strich konnte er aber mit einer netten Geschichte und sympathischen Figuren durchaus punkten. Anleihen an „ET“ und „Stand By Me“ waren erkennbar, störten jedoch weniger als gedacht. Dafür mochte ich die Handkamera-Optik weniger, bei derartigen Bildhopsern wird mir manchmal übel. Bisweilen fühlte ich mich wie in einer Achterbahn, die wilden Kamerafahrten (die ja in diesem Format nunmal Teil der Sache sind) mit ordentlich Geschaukel und Gehopse sind durchaus in der Lage, bei mir Seekrankheit auszulösen.
Dafür hatten die Figuren durchaus ihr Potential. Wir sehen nicht die coolen Typen der Schule, sondern eher nerdige Mitschwimmer, die im Alltag oftmals unter dem Radar der anderen bleiben. So gesehen wirkt die Freundschaft und das Leid über den Wegzug sehr glaubwürdig, weil es eben die einzigen Kumpel sind, die sie haben. Witzig auch die plötzlich auftauchende Mitschülerin, auch wenn ihre Einbeziehung den einzigen inhaltlichen Schwachpunkt darstellt.
Abgesehen von der Wackelkamera hatte „Echo To Earth“ durchaus Charme und konnte allein schon damit ein paar Punkte einfahren. Auch die Leistungen der jungen Darsteller (und deren Synchronsprecher, die wohl in kaum älter waren) sind hoch einzuschätzen, sie brachten die unterschiedlichen Charaktere stimmig und glaubwürdig. Da hatten die älteren Mimen teilweise schlechtere Auftritte, vor allem die Eltern oftmals mit Schwächen. „Monk“-Stak Jason Gray-Stanford hätte ich mit Bart erst fast nicht erkannt, erst knapp vor Schluss fiel der Groschen. Mehr als Durchschnitt lieferte er aber auch nicht ab.
Die CGI war teils etwas zu überfrachtet eingesetzt, eigentlich hätte man es mit dem freundlichen Außerirdischen bewenden lassen können. So geriet die Sequenz mit dem Lastwagen reichlich überdimensioniert für diesen Streifen, das hätte man meiner Ansicht nach ersatzlos streichen können. Dafür die Szenen mit der Ersatzteil-Schnitzeljagd und dem Einbau wie durch Zauberhand nett und ansehnlich.
Fazit: Ein ganz gutes Bonbon für zwischendurch. Auch wenn mir die Wackelkamera etwas an Nervenstärke abverlangte, könnten Liebhaber dieser Optik durchaus ihre Freude an dem Streifen haben. Höheren Ansprüchen kann und soll der Film denke ich ohnehin nicht genügen, aber für eine passable Einmal-Unterhaltung kann er jedenfalls herhalten. Daher eine durchschnittliche fünf und eine Empfehlung für Coming-Of-Age und Sci-Fi-Freunde. Gibts in guter Bild- und Tonqualität auf Youtube.
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Interessanter und spannender Psycho-Thriller. Es ist die besondere Erzählweise, die einen mit unserem Rächer so richtig mitleben lässt. Durch die umgedrehte Narration kann man vor allem zu Anfang die Verwirrung und das Ausgeliefert-sein Leonards so richtig nachvollziehen, erst später verliert sich dieses Gefühl etwas. Trotzdem muss man höllisch aufpassen, jede noch so kleine Nebensächlichkeit kann später von großer Bedeutung sein. So gesehen eignet sich „Memento“ gut für mehrere Sichtungen - ja, ich denke sogar, dass man ihn sich zumindest zweimal ansehen sollte, damit man sämtliche Handlungsfäden verknüpfen kann.
Es gibt genug Menschen, die mit dieser Form der Darbietung so gar nichts anfangen können. Die tun sich einfach schwer, verschiedene Handlungsfäden gedanklich zu verbinden. Mir persönlich gelingt das recht gut und so habe ich auch mit Filmen wie „Pulp Fiction“ oder „Matrix“ mehr Freude als so manch anderer. In „Memento“ ist es sogar doppelt schwer, ich brauchte ein wenig bis mir die Diskrepanz zwischen den s/w und den färbigen Sequenzen klar wurde. Trotzdem habe ich die anfänglich eingestreuten Hinweise auf die Auflösung (und die gibt es) richtig gedeutet.
So gesehen kann man Christopher Nolan eine einwandfreie Inszenierung attestieren, zumal die Waage zwischen Verwirrung und Erklärungen letzten Endes passend bleibt. Wo Lynch übertreibt und so manch anderer Suspence-Regisseur gar nicht erst hinkommt, schafft er einen formvollendeten Mittelweg. Zudem stellte sich bald eine tolle Atmosphäre ein, die den ganzen Film über hoch bleibt. Leonard wühlt sich gleichermaßen durch die Niederungen menschlichen Abschaums und seine eigenen, nur wenig verlässlichen Erinnerungen, beide scheinen ihm immer ein Rätsel zu bleiben. Und selbst wenn seine letztendliche Selbsttäuschung einen Akt der Notwehr darstellt, so weiß man bis zum Schluss eigentlich nicht, ob er nun zu den Guten oder den Bösen gehört.
Nolans Ensemble lieferte gut ab. Selbst wenn Guy Pearce mitunter ein wenig zu lässig agiert, so stellt er die inneren und äußeren Konflikte sowie den letztendlichen Selbstbetrug seiner Figur gut dar. Derartige Protagonisten wandeln ja immer an einem schmalen Grad zur Unglaubwürdigkeit, doch Pearce agierte durchgehend solide und abgeklärt. Joe Pantoliano mit Schwächen, doch zumindest in den wichtigen Szenen glaubwürdig. Carrie-Anne Moss wie immer eine Bank, ebenso wie Stephen Tobolowsky.
Conclusio: Ein inhaltlich gut erdachtes und exzellent in Szene gesetztes Psycho-Rachedrama. Vor allem der narrative Kniff, die Ereignisse in umgekehrter Abfolge zu zeigen, verlieh dem Streifen eine herrliche Andersartigkeit. Er lebt einfach davon, dass es eben nicht wie hundert andere Filme zur Sache geht und dem Zuseher einiges an Aufmerksamkeit und Puzzlesetzer-Talent abverlangt. Daher kann ich eine Empfehlung bedenkenlos aussprechen, und auch die acht ist hochverdient.
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Beklemmende Tragödie. In einem militärischen Konflikt werden immer Opferzahlen veröffentlicht; Tote, Verwundete, Schäden an Eigentum und militärischem Gerät. Was man jedoch so gut wie nie hört, sind die sogenannten Kollateralschäden, also Menschen, die zwar körperlich weder Leid noch Beschädigung erfahren, durch den Konflikt jedoch ihre Lebensgrundlage verlieren.
Salma ist ein solcher Kollateralschaden. Sie betreibt eine Zitronenplantage, in deren Nachbarschaft sich ein israelischer Minister ansiedelt. Die westlich orientierten neuen Nachbarn erkennen die Schönheit der Plantage und die gute Qualität der Produkte zwar an, begegnen der Einheimischen jedoch mit Vorbehalten und Missachtung. Schon bald werden ihre Zitronenbäume zum Sicherheitsrisiko, da diese einen Sichtschutz für mögliche Attentäter bieten. Das Unheil nimmt seinen Lauf.
„Lemon Tree“ ist ein Film der leisen Töne, Kriegsgeschrei und ausufernde Wortgefechte sucht man hier vergebens. Es ist die Geschichte eines Menschen, der wie seine Bäume entwurzelt und zum Kollateralschaden werden soll. Doch wohin soll man gehen, wenn man außer dieser einen Lebensgrundlage nichts hat? Salmas Platz auf dieser Welt erscheint ein Stück weit alternativlos – eine Frau alleine hat in einer islamisch geprägten Umgebung keine Chance auf einen Neuanfang. Und so muss sie den Kampf gegen die militärische Übermacht und die Mühlen der Justiz für ihren Platz auf dieser Welt führen.
Unter dem Strich bleiben wie so oft in militärischen Konflikten fast ausschließlich Verlierer zurück. Salma verliert den Großteil ihrer Plantage, der Minister seine Frau – er bleibt alleine hinter einer Mauer zurück, die sich bedrückend hoch vor seinem Haus erstreckt und das ganze Elend des Nahost-Konfliktes zeigt, für den es keine Lösung zu geben scheint.
Dabei enthält sich „Lemon Tree“ sämtlichen Schuldzuweisungen, jede Seite hat ihre Argumente und für sich gesehen sind diese auch plausibel. Man tut sich schwer, den Richter zu spielen, und kann es letzten Endes auch nicht. Es ist ein Film über ein Einzelschicksal, das nicht weniger schwer wiegt als jenes einer ganzen Nation. Es ist ein Film über Verwurzelung und Vertreibung, schwer zu sagen, wer hier Recht hat. Auch eine Lösung wird nicht angeboten, umso schwerer wiegt das alles.
Fazit: Ein schwermütiger und trauriger Film über die Ohnmacht des Einzelnen und die Schwerfälligkeit eines Systems, das seinen Sinn schon lange aus den Augen verloren hat. Verhärtete Fronten lassen keinen Spielraum für Kompromisse, letzten Endes verlieren alle auf ihre Art und Weise. Gut inszeniert und gespielt, und bei Weitem kein Happy End in Sicht. Schwere Kost, die ich nur bedingt empfehlen kann, die jedoch trotzdem eine gewisse Faszination entfaltet. Sechseinhalb solide Punkte stehen jedoch fest im Boden.
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Da hat mich der Herr Chionati doch tatsächlich neugierig gemacht. 😊
Ansprechende Gruselposse aus den Anfängen der Kinematografie. Obgleich die auf Youtube einsehbare Fassung nachkoloriert und auch mit zeitgemäßer Musik ein wenig aufgepimpt wurde, kann der Clip (und eigentlich ist es ja nicht viel mehr als das) einen nostalgisch-witzigen Charme entfachen, was ihm auch heute noch einen gewissen Unterhaltungswert beschert.
Ich persönlich finde es ja toll, wenn man sieht, dass man mittels spritzigen Einfallsreichtums auch mit einfachen Mitteln einen guten Effekt erzielen kann. In den damaligen Zeiten waren denke ich ja alle derartigen Streifen ein experimentelles Wagnis, zumal Equipment und Material teuer waren und es keine millionenschweren Firmen gab, die solche Produktionen großzügig vorfinanzierten. Von den Kosten der Veröffentlichung ganz zu schweigen. Da wird einem bei derartigen Darbietungen auch irgendwie warm ums Herz, wenn solche Filme eben nicht im Mahlstrom der Zeit verschwinden und auch heute noch gefallen können.
Daher mein inniger Dank für die Anregung und meine gleichlautende Empfehlung dafür.
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Ansprechende Verwechslungskomödie. Zugegeben, anfangs begegnete ich dem Streifen mit Vorbehalten, weil ich Didi Hallervorden eher mit hirnloser Possenreißerei in Verbindung gebracht hatte. Beim Abspann war ich jedoch positiv überrascht, denn „Alles im Eimer“ konnte durchgehend unterhalten und das auf eine recht kluge und einfallsreiche Art und Weise. Zudem bot der Cast eine gute Leistung - fast alle hatten das Potential, Pointen zu setzen und gekonnt ihre Figuren zu entwickeln.
Sogar zu Anfang gab es ein paar lockere Gags, was ja nicht bei allen Verwechslungskomödien so ist. Die Handlung braucht manchmal etwas um in die Gänge zu kommen, weil sich ja sämtliche Irrungen und Wirrungen erst einmal ineinander verstricken müssen um die Situationskomik dann entfalten zu können. Und so entspann sich vor meinen Augen ein lockerleichtes Verwirrspiel um einen heiratswilligen Selbstmörder in einer Achterbahnfahrt der Gefühle. Von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt und wieder zurück schickte Regisseur Ralf Gregan seinen Helden Leo, der in diesem Chaos ebenso gefangen zu sein scheint wie seine Nebenfiguren.
Natürlich ist es von vorne bis hinten boulevardesker Klamauk, doch wie gesagt einer der intelligenteren Sorte. Wackelige oder unplausible Sequenzen gab es nur wenige und auch das ein wenig abgehackt wirkende Ende störte unter dem Strich weniger als gedacht. Das Entwirren und gegenseitige Erklären wäre ja ohnehin nicht so lustig gewesen und den Rest der Geschichte kann man sich ja ohnehin denken.
Hallervorden und Brandt (es handelt sich um den späteren Synchronstar, der auch hier schon Ansätze schnoddriger Redekunst zeigt) harmonierten kongenial und bugsierten ihre Figuren herrlich aufgedreht durch die groteske Handlung. Das Konglomerat schräger und auch launig dargebotener Figuren wollte über die gesamte Laufzeit gefallen. Auch Manfred Lehmann mit erkennbarer Stimme fein nuanciert, ebenso wie Dirk Dautzenberg als schwerer Junge. Die Damen fielen ihren Rollen leider ein wenig zum Opfer und verkamen mitunter zu reinen Stichwortgebern, was jedoch der Handlung geschuldet war. Lediglich Lisa Hellwig mit ein paar humorigen Einlagen, die ihr ebenso locker-flockig über die Lippen kamen wie ihren Kollegen.
Fazit: Eine auch heute noch gut schaubare und lustige Komödie, die durch ihren klugen Aufbau und ihre fein nuancierten Figuren durchgängig unterhalten kann. Sogar ein paar wirklich klasse angetragenen Schenkelklopfer waren dabei und das ist in der Komödienlandschaft leider selten. Daher meine wohlmeinende Empfehlung und solide sechs Punkte von mir. Gibt’s in mittelprächtiger Bild- und Tonqualität auf Youtube.
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Schwacher Aufguss der Gendarmen-Reihe. Anhand der „verrückten Politessen“ (ein wie so oft unglücklich gewählter deutscher Titel, eigentlich sind die Politessen viel „normaler“ als die Polizisten) sieht man, wo die Gendarmen-Filme ohne Louis de Funes wären, nämlich im absoluten Niemandsland. Dem aufgedrehten Spaßmacher war seine angeschlagene Gesundheit bereits anzusehen, er agierte oftmals leider schaumgebremst und nahm sich deutlich zurück. Es hätten andere richten müssen, doch leider kamen weder Michel Galabru noch seine Kollegen über das Prädikat „bemüht“ hinaus. Vor allem die „Polizisten“ hatten oftmals ihre liebe Not mit dem Drehbuch und scheiterten an den unfähigen und notgeilen Figuren. Lediglich gegen Ende zog der Streifen noch einiges an humorigem Potential, doch davor lösten die fast schon hilflos wirkenden Slapstick-Szenen mitunter Fremdscham aus.
Dabei hatte die Grundidee schon auch Potential gehabt. Vor allem die politisch unkorrekten Späße mochten mir gefallen, da ich vor meinem geistigen Auge all die Moralapostel mit schon fast diebischer Freude in Schnappatmung verfallen sah. Möglicherweise waren die frauenfeindlichen und rassistischen Späße damals noch gar nicht so wild, doch heutzutage ist so ein Streifen im öffentlich-rechtlichen TV fast schon nicht mehr sendbar. Leider zündeten viele Gags jedoch nicht, einerseits weil die Chose schon relativ seicht war, andererseits weil die Mimen die Gags oftmals nicht passend brachten und ihre Darstellung ins Manische abkippte. Es wirkte fast, als wollten sie de Funes kopieren, kamen dabei jedoch nie an dessen Leinwandpräsenz heran.
Zumindest machte der running Gag mit der rasenden Oberschwester wieder Laune, diese durfte ihren Wagen mit einem witzigen Husarenritt wieder gekonnt zerlegen. Und auch die Landschaft der Cote Azur wurde wieder atmosphärisch gut eingefangen, ein Pluspunkt wie in den anderen Gendarmen-Filmen.
Fazit: Von der Gendarmen-Reihe war ich ja nie restlos begeistert gewesen, und auch der finale Teil riss mich nicht vom Hocker. Man merkte dem Film die eingeschränkte Präsenz ihres Zugpferdes leider stark an, seine Kollegen konnten trotz verstärkter Bemühungen die Kohlen nicht aus dem Feuer holen. Letzten Endes stellte er wohl so etwas wie einen Abgesang an die Erfolge der letzten Produktionen dar, was mich irgendwie traurig stimmt. Trotz Louis-de-Funes-Bonus kann ich mir nicht mehr als die dreieinhalb Punkte abringen.
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Und hier ist auch schon der nächste Erfolg über das Mitmach-Modul, so macht es wirklich Spaß.
Unaufgeregte Weihnachts-Wunscherfüllung. Mit der „schönsten“ Zeit des Jahres hat der Streifen eigentlich nur am Rande zu tun, was diesem eine wohntuende Andersartigkeit zum üblichen Weihnachts-Kitsch-Programm verleiht und ihn damit auch für nicht ausgemachte Weihnachts-Freaks schaubar macht. Eigentlich wäre er auch zu anderen Jahreszeiten sehbar, die beste Wirkung wird er aber in der Weihnachtszeit haben. Auch die zwischenmenschliche Romantik ist spürbar, wurde jedoch nicht über Gebühr zelebriert, was ebenfalls eine Wohltat darstellt. Weniger war hier durchaus mehr, diese verkitschten Klischees sind mir oftmals ein Graus und verleiden mir die Vorweihnachtszeit mehr, als dass sie Stimmung auszulösen imstande sind.
Zu sehen sind normale Menschen mit normalen Schwierigkeiten, die sich im Laufe des Films erklären und lösen lassen. Mit dieser feinen Alternative zum Erregungsfernsehen mochte der „ganz besondere Weihnachtswunsch“ durchaus gefallen. Seine Punkte fährt er allen voran mit seinen nachvollziehbaren Figuren und der glaubwürdigen Geschichte ein. Man sieht keine Superhelden, keine Geheimagenten oder Mutierte, sondern einfach Menschen wie Du und ich, die sich mit alltäglichen Fragen auseinandersetzen. Das klingt auf den ersten Blick reichlich fad und dröge, kann jedoch trotzdem das Interesse durchgehend hochhalten.
Auch die Ausstattung wusste zu gefallen. In einer ansprechenden und passabel ins Bild gerückten Landschaft präsentierten optisch gut gefilmte Kulissen einen wohligen Charme und generierten eine gute Atmosphäre. Damit lieferte auch die handwerkliche Komponente keinen Grund zur Klage.
Die Mimen trugen ebenfalls ihren Teil dazu bei und agierten ausgewogen und solide. Weder sah man ausufernde Dramen noch die immer wieder gern gezeigten Freudenausbrüche mit wildem Gehampel und Gekreische. Neil Patrick Harris solide und glaubwürdig, ebenso wie die ebenso fein agierende Naomi Watts. Von Debbie Reynolds sah man ebenfalls eine gute Leistung, ein nur wenig eindrückliches, aber immerhin plausibles Spiel. Alle anderen soweit in Ordnung und auch die Synchronisation solide.
Conclusio: Mit einer guten und nicht aufdringlich präsentierten Vorweihnachts-Geschichte haben Regisseur Ian Berry und Drehbuchautorin Beth Polson einen atmosphärisch feinen Streifen auf die Beine gestellt, der mittels nachvollziehbarer Figuren und einer glaubwürdigen Geschichte die ganze Laufzeit über unterhalten kann. Es müssen nicht immer die ganz großen Gefühle oder die abgrundtiefen Dramen sein, manchmal reichen auch normale Befindlichkeiten normaler Leute. Und wenn diese zudem auch noch gut inszeniert und gespielt sind, so wirkt das oftmals besser als aufgesetztes Drama. Daher eine Empfehlung von meiner Seite, auch wenn so manch einer die Sache möglicherweise als banal und flach empfinden wird. Gibt’s in guter Bild- und Tonqualität auf Youtube.
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Durchwachsenes Ding. Regisseur James Huth versucht seiner 08/15-Liebesgeschichte mittels Slapstick-Einlagen Pfeffer zu verleihen, leider klappte das nur im Ansatz. Hatten die Hampeleien zu Anfang noch eine gewisse Spitzigkeit, so wurden diese im weiteren Verlauf zu stark ausgebaut um noch wirklich Lacher zu generieren. Spätestens ab dem gefühlt –zigsten Sturz ließ mich die Chose ziemlich mit den Augen rollen, da waren auch die Lacher zu Anfang schon verpufft. Dazu löste die manische Überspitzung der Nebenfiguren teilweise Fremdscham aus, womit sich die Komödie keinen Gefallen tat. Warum man die Figuren an einen derartigen Rand psychopathischer Dummheit führen musste, erschließt sich mir nicht wirklich.
Aber auch die Dialoge zündeten nicht wirklich. Selbst wenn man Plattitüden schnell herunterhaspelt, wirken sie nicht lustig, sondern entlarven sich rasch als Strohfeuer, das seine Wirkung eigentlich nie so recht entfalten kann. Damit führt uns Huth seine Figuren zum Teil vor und gibt sie der Lächerlichkeit preis, was einem eine Identifikation verunmöglicht. Man lacht nicht mit ihnen, sondern über sie und gesteht ihnen auch keine tieferen Gefühle zu, und das steht einer romantischen Komödie leider etwas im Wege.
Dabei hätten die Charaktere und die Situationen schon auch ihr Potential gehabt, doch leider wurde viel an menschlicher Tiefe den billigen Lachern geopfert. Unter dem Strich wirken die Protagonisten verhaltens- und bewegungsgestört, die Kinder konnten einem fast leidtun. Wenn diese irgendwann mal das Produkt ihrer Umwelt werden, dann gute Nacht.
Dafür hatte die gar nicht mal so üble Optik und die ansprechende Musik durchaus ihren Reiz und ließen die hanebüchenen Hampeleien mitunter gar nicht soooo schlimm dastehen. Besonders im zweiten, ernsthafteren Teil hatte der Streifen dann doch etwas Atmosphäre, bis es zum erwartet vorhersehbaren Finale kam.
Sophie Marceau ist mit ihren deutlich über vierzig Lenzen immer noch ein Hingucker und brachte ihr Love Interest auch soweit plausibel. In den Slapstick-Einlagen wirkte sie fit und beweglich, jedoch versandete ihre Leinwandpräsenz oftmals in den dummen Hanswurstiaden. Gad Emaleh hingegen schien Gefallen an der Turnerei gefunden zu haben, der wirkte oftmals aufgedreht wie ein Duracell-Häschen. Maurice Barthelemy hingegen leider oftmals überdreht und nah an der Schmerzgrenze. Alle anderen schwer zu beurteilen.
Conclusio: Zu viel gewollt und wenig erreicht. Ansätze von humoriger Lockerheit ertrinken in einem Meer von dümmlichem Gehüpfe und lassen keine so rechte Stimmung aufkommen. Da wirkte dann auch die an sich gute Machart nicht mehr so richtig, manche humorigen Einlagen glichen einem Biss auf Stanniol. So gesehen möchte ich eigentlich keine Empfehlung abgeben und die vier Gnadenpunkte rücke ich für Sophie Marceau und die gute Musik heraus.
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Andersartige, jedoch nur mit Abstrichen lustige oder dramatische Serie. Zugegeben, eine gewisse Laune macht die Serie um die Tierbestatterin wider Willen schon, dennoch ist sie von einem wirklich hohen Unterhaltungswert weit entfernt.
Dabei hatte die Idee an sich schon etwas Gutes. Vor allem die charakterliche Wandlung der Klienten wollte gefallen und bot eine feine Botschaft. Man hält sämtliche von ihnen auf den ersten Blick für durchgeknallte Spinner, um sie später, mit Kenntnis ihres Hintergrundes dann doch zu verstehen und auch ein wenig zu mögen. Dieses genaue Hinschauen und sich Einlassen auf andere macht die Serie dann wieder sympathisch und ansprechend. Und selbst wenn die teilweise absurden Szenen ihre humorige Wirkung durch die viel zu ernst vorgetragenen Dialoge kaum entfalten konnten, so wollte die unter dem Strich positive Darbietung dann doch positiv auffallen.
Die größte Schwäche der Serie ist leider die Hauptdarstellerin, selten eine derart hölzerne und aufgesetzte Darstellung gesehen wie die von Nina Proll. Während ihre „Klienten“ oftmals stimmig und glaubwürdig agierten, wirkte Frau Proll, als ob sie ihre Figur aus tiefster Seele verabscheuen würde. Dazu schaffte sie es so gut wie niemals, Pointen zu setzen und das ist selbst in einer Serie, wo viel mit Treppenwitzen gearbeitet wird, leider tödlich. Mittendrin überlegte ich mir, dass ihre Figur eventuell bewusst unsympathisch angelegt war und der Focus eigentlich auf den „Klienten“ lag, doch dafür konzentrierte man sich dann doch viel zu viel auf sie.
Irgendwie kam es mir vor, als wüssten die Macher selbst nicht, wohin sie mit ihrer Serie und ihren Protagonisten wollten. Für eine Komödie gab es zu wenige Lacher oder auch gar nur unterschwellige Heiterkeit, eher noch wurden ernsthafte Charakterstudien von gesellschaftlichen Außenseitern betrieben. Warum man aber die humorige Schiene dennoch auf eine fast schon krampfhafte Art und Weise fuhr, erschließt sich mir eigentlich nicht. Vielleicht sollte es ja mit einer lockerleichten und trotzdem tiefsinnigen Art daherkommen, doch leider wollte weder das eine noch das andere so recht zünden.
Fazit: Alleine schon für das Wagnis der Andersartigkeit möchte ich die Serie jetzt nicht mit einer Bewertung von unter vier abstrafen, doch für mehr hatte die Darbietung zu wenig zu bieten. Vor allem die irgendwie unentschlossen wirkende Aufmachung und die trocken agierende Hauptdarstellerin ließ die Sache nicht so recht rund laufen. Gut, dass die Episoden relativ kurz waren, sonst hätte ich öfters abgebrochen.
>>> Achtung!!! Enthält Spoiler!!! <<<
Interessante Fortsetzung mit inhaltlichen Schwächen. Schon ganz zu Beginn enttarnte sich der vierte Teil der Mabuse-Reihe als nicht sonderlich einfallsreich, da sämtliche Protagonisten ohne schlüssigen Beweis vom Tod des bösen Doktors ausgingen und sich in weiterer Folge beharrlich weigerten, seine Existenz trotz naheliegender Verbrechensmuster anzuerkennen. Dafür holte man sich Verstärkung aus Übersee und flocht amerikanische Verbrechersyndikate und einen FBI-Agenten in die Räuberpistole ein. Tatsächlich brachte Lex Barker als Joe Como frischen Wind und einen Hauch internationalen Flair in die Sache. Dazu begab man sich mit einer Gehorsamkeits-Droge weiter in den Bereich der Science Fiction und des Mystery. Das stand dem Streifen auch ganz gut zu Gesicht, doch leider verhedderte man sich in den Untiefen der eigenen Gedankenwelt. Das Serum beispielweise schien unterschiedlich stark zu wirken; während es Alberto Sandro (Ady Berber) stundenlang in Gefolgschaft hielt, mussten die das Atomkraftwerk angreifenden Häftlinge ständig mit Gehorsamkeitsparolen beschallt werden und ergaben sich bei deren Ausbleiben umgehend. Aber auch die Befehle selbst waren zum Teil unklar formuliert und lösten bisweilen sogar leichte Heiterkeit aus. Auch die eher verhaltenen Reaktionen von Kommissar Lohmann (Gert Fröbe) auf die Anschläge Mabuses wollten keine so rechte Glaubwürdigkeit entfachen und rückten die Inszenierung etwas in Richtung B-Film.
Trotzdem war es eben jener Gert Fröbe, der den Film gemeinsam mit Lex Barker und Daliah Lavi vor dem Absaufen im Trash-Tümpel bewahrte. Indem sie ihren Figuren ein hohes Maß an Nachvollziehbarkeit und Charaktertiefe verliehen, brachten sie sie einem sympathisch näher und ließ einem mit ihnen mitfiebern.
Leider fehlten die langen Einstellungen der Inszenierungen eines Fitz Lang, Harald Reinls Regiearbeit orientierte sich mehr am gängigen Krimi-Modus der Nachkriegszeit. Damit trieb er die Handlung in knapp neunzig Minuten durch, konnte jedoch niemals die epische Wirkung der Lang´schen Produktionen erzielen. Auch mit der Musik von Peter Sandloff orientierte man sich eher an der gängigen Mode als an einer zeitlosen Eleganz. Das kam beim Publikum damals wohl besser an, heutzutage wirkt es jedoch altbacken und zum Teil auch windschief.
Conclusio: Als passabel inszenierte Zeitreise ins Nachkriegskino der sechziger Jahre entfaltet das „Stahlnetz des Doktor Mabuse“ auch heute noch durchaus einen gewissen Charme. Auch wenn sich der Streifen eher in die Richtung der Rialto-Produktionen bewegte und den besonderen Stil Fritz Langs ein wenig vermissen lässt, so kann er ein paar Nostalgie-Punkte locker einfahren. Das feine Spiel Fröbes, Tozzis und ihrer Kollegen kam jedenfalls gut an und rettete über so manche inhaltliche Schwäche hinweg. Gibt’s in guter Bild- und Tonqualität auf Youtube.
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Bemühte, letzten Endes jedoch banale Hexenbekämpfung. Trotz einer halbwegs brauchbaren Optik bot der „letzte Hexenjäger“ leider nur wenig Erbauliches. Mit der Geschichte hatten sich die Macher durchaus Mühe gegeben, diese kam jedoch über das Prädikat „bemüht“ ebenso wie die maue CGI nicht hinaus. Besonders die schlecht designten und gezeichneten Wurzeln waren immer wieder ein Graus, warum man diese dazu auch noch so oft einsetzen musste, erschließt sich mir nicht so recht.
Dafür erzeugten die gut gestalteten Kulissen eine brauchbare Atmosphäre, die den Streifen neben der bestenfalls bemühten, aber immerhin wendungsreichen Geschichte vor dem völligen Absturz bewahrte. Und so mäanderte der „letzte Hexenjäger“ mal besser, mal weniger gut durch die Laufzeit und konnte zumindest phasenweise unterhalten. Vor allem die einfallslosen magischen Tricks stießen bei mir auf nur wenig Gegenliebe – was nicht abgekupfert war, verkam zu einer blassen Kleckserei.
Maskengesicht Vin Diesel zeigte einmal mehr, dass das Actionfach das seine ist und setzte uns einen flachen und charakterlich halbseiden ausgeprägten Helden vor, der außer coolen Kampfszenen eigentlich nichts zu bieten hatte. Elijah Wood zu wenig im Bild um wirkliche Charaktertiefe entfalten zu können und auch Michael Caine hatte seine Probleme mit der zu gering angesetzten Präsenz. Dafür gab uns Rose Leslie eine charmante Kampfhexe, die neben Diesel durchaus bestehen konnte und sogar Ansätze von Persönlichkeit zeigte. Alle anderen schwer einzuschätzen.
Apropos Maske: Diese hatte besonders in den Mittelalter-Szenen kein gutes Händchen, die aufgeklebten Bärte der Kämpfer, allen voran von Vin Diesel nahe an der Grenze zur Peinlichkeit und Selbstpersiflage. Selten eine derartig schlechte Maskerade gesehen.
Conclusio: Für einmal Schauen und wieder vergessen ok, ansonsten klassisches Action-Popcornkino ohne tieferen Sinn und Verstand. Wenn auf anderen Sendern nichts Besseres läuft kann man den Hexenjäger sehen ohne zu veröden, ansonsten läuft er nebenher, ein klassischer Bügelfilm. Eine leicht unterdurchschnittliche Bewertung passt hier gut, zumindest die bunten Bilder konnten bisweilen unterhalten.
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Mein zweiter Erfolg über das Mitmach-Modul, hurra!!!
Gut gespieltes Thrillerdrama über einen Reporter, der seine Tragödien selbst inszeniert. Die Kritik an der skrupellosen und sensationsgeilen Berichterstattung der Boulevardzeitungen ist ja alles andere als neu, jedoch vom damaligen Regisseur-Novizen Michael Kehlmann gut in Szene gesetzt und von Hauptdarsteller Hannes Messemer hervorragend gespielt. Letzter zeigte den Abstieg des Reportes von den Höhen der Kunst in die Tiefen der menschlichen Niederungen mit fast schon brutaler Intensität. Der innere Konflikt, den das Gute und Hehre mit dem Niederträchtigen in seinem Wesen austrägt, wird vor allem in den betrunkenen Szenen offensichtlich. Messmer spielt sich förmlich die Seele aus dem Leib und schildert den moralischen und juristischen Niedergang mit einer Eindrücklichkeit, die einen fassungslos werden lässt. Dabei ist der Reporter Urban zu gleichen Teilen Täter und Opfer, seine im Kern zarte Seele sehnt sich nach Anerkennung und Erfolg. Ein dem Grunde nach schwacher Mensch, der sich zum Äußersten getrieben sieht und die Mahnungen des Gewissens mit Alkohol zu betäuben versucht. Leider gibt gerade der so herbeigesehnte Erfolg der bösen Seite in ihm recht, was ihn in einen tiefen Gewissenskonflikt stürzt.
Messemer degradiert seine Kollegen vielfach zu Statisten, sogar ein passabel agierender Günter Pfitzmann konnte nicht gegen die Wucht der Darstellung an. Sogar in den ruhigen Szenen sieht man, dass es in Urban unter der verhaltenen Fassade brodelt. Alle anderen ohne Fehl und Tadel, wenn auch mitunter etwas übertrieben. Elisabeth Flickenschild etwa war anzusehen, dass sie vom Theater kommt, ihre bisweilen übereifrig wirkende Darstellung wollte in die kühl-realistisch angelegte Inszenierung nicht so recht passen. Sabine Sesselmann gut und ausgewogen.
Seitens der Ausstattung und Kulissen haftete der Produktion eine gewisse Einfachheit an, trotzdem schufen die gut ausgeführten Spezialeffekte eine herbe Eindrücklichkeit. Damit hieb Kehlmann in die von ihm zurecht kritisierte Kerbe, zeigte aber auch seinerseits eine mitunter ausufernde Sensationslust und Zeigefreude. Damit erzielte er zwar Wirkung, konterkarierte jedoch auch zum Teil seine eigene Botschaft.
Fazit: Ein eindrückliches Drama moralischen Verfalls, das in erster Linie von einem groß aufspielenden Hauptdarsteller lebt. Mitunter wirkt seine Darstellung zwar ein wenig überkandidelt, was aber damals wohl die gängige künstlerische Art gewesen war. Lässt man sich darauf ein, so wird man mit einer aufopfernden Leistung Messemers belohnt, die tief in die Seele seiner Figur blicken lässt und sogar als Psychogramm durchgehen kann. Eine Empfehlung spreche ich gerne aus, auch wenn die Inszenierung ihr Erscheinungsjahr in keiner Weise verbergen kann. Gibt’s in guter Bild- und Tonqualität auf Youtube.
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Und wieder einen MP-Eintrag defloriert :-)
Passabler Drama-Krimi. Die mit durchgängigem Ernst vorgetragenen Investigation nach einem als Mord entlarvten Suizid bot neben der klassischen Kriminalgeschichte auch Anflüge eines Familiendramas. Zwei Dinge fielen mir während des Schauen auf: Zum einen die recht kühle Art, wie der Vater seinem Sohn gegenüber auftritt. Möglicherweise wurde damals innerhalb der Familie so miteinander umgegangen, heutzutage passt diese Darstellung jedoch weniger. Die Bitte des Vaters an den Sohn, doch wieder nach Hause zu kommen, glich mehr einem Befehl als einer herzlichen Einladung. Dass der junge Mann dieser nicht nachkommt, scheint verständlich. Zweitens würde heutzutage ein Kommissar, der gegen ein Familienmitglied ermitteln müsste oder wenn ein solches auch nur am Rande in den Fall involviert wäre, in der Sekunde davon wegen Befangenheit abgezogen werden. Unser Ermittler wurde er jedoch ermuntert, weiter an der Aufklärung zu arbeiten, da man sich davon offenbar ein verstärktes Bemühen des Betreffenden versprach.
So gesehen könnte man den Streifen mit Fug und Recht als „schlecht gealtert“ bezeichnen, da diese beiden Handlungsteile nunmehr nicht glaubwürdig daherkommen. Lässt man dies jedoch außen vor und sieht es als eine Art Zeitdokumentation, so kann der Krimi jedoch die ganze Laufzeit über unterhalten. Das Familiendrama bringt inhaltlich zusätzlichen Pfiff in die Sache und gemeinsam mit einem guten Erzählrhythmus sowie passablen Darstellerleistungen kann der Streifen seine Punkte schon einfahren.
Die mir allesamt unbekannten Mimen lieferten soweit so gut ab, lediglich bei den Nebenrollen schlichen sich mitunter aufgesetzte Szenen ein. Dies war vor allem zu Anfang merkbar, später gewöhnte ich mich daran. Womöglich war das aber auch eine Art „Verhalten der Zeit“, sachlichen Dingen begegnete man damals wohl mit mehr Emotion als zwischenmenschlichen.
Conclusio: Ein schon etwas in die Jahre gekommener, mit ein wenig Nachsicht jedoch immer noch gut schaubarer Krimi, der mit einer interessanten Handlung und einer überraschenden Wendung am Schluss durchaus unterhalten kann. Ein gewisses Faible für in die Jahre gekommene Produktionen sollte jedoch schon vorhanden sein, die oben beschriebenen Auffälligkeiten würden bei einer heutigen Produktion nicht mehr gut ankommen. Eine leicht überdurchschnittliche Bewertung ist aber allemal drin. Gibt´s in passabler Bild- und Tonqualität auf Youtube.
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Leichtfüßige Tragik-Komödie. Obgleich der Film schon zu Anfang mit einer eher vorhersehbaren Geschichte und klischeehaften Figuren einen schweren Stand hatte, entwickelte er sich im weiteren Verlauf zu einer warmherzigen und charmanten Darbietung. Dabei schienen die Produzenten weniger auf die Aufarbeitung von Rassismus und Diskriminierung abzuzielen, es ging mehr um die Macht der Rede. Es ist wohl in vielen Gerichtssälen wie Parlamenten weltweit das Gleiche: Es zählen nicht Fakten und Wahrheiten, sondern das Durchsetzen des eigenen Standpunktes, egal wie dumm und hanebüchen dieser auch ist. Da werden Scheingefechte geführt und widersinnige Argumente plausibel dargelegt - alles was den eigenen Interessen dient, ist erlaubt. Leider sind die schon fast widerlichen, rhetorischen Manipulationen für den einzelnen schwer zu durchschauen, Transparenz ist da wie dort ein Fremdwort. Und so werden Schöffen wie Wähler eingewickelt und in die „richtige“ Richtung geführt, auf der Strecke bleiben Vernunft und Nachvollziehbarkeit.
Dennoch hat es durchaus Charme, wie Professor Mazard seiner gelehrigen Schülerin all jene Redekniffe und wortgewandte Spiegelfechtereien beibringt, die diese schließlich gewinnbringend anzuwenden erlernt. Mit den rhetorischen Tricks erhält Neila eine scharfe und mächtige Waffe, die sie mit Bedacht einzusetzen versteht. Die sich aus dem Einzelunterricht ergebende Freundschaft zwischen den unterschiedlichen Charakteren macht den Reiz der Sache aus und geht schon fast in die Richtung eines Feelgood-Movies. Dabei verstehen es die Macher, trotz einer gewissen Vorhersagbarkeit der Handlung und einer bereits oftmals behandelten Thematik einen charmanten Mehrwert zu kreieren, der dem Streifen unter dem Strich dann doch guttut.
Vor allem den beiden groß aufspielenden Camelia Jordana und Daniel Auteul war die Freude an dem Film anzusehen. Beide wirkten wie von der Leine gelassene Pferde, die ihre Protagonisten bestens entwickelten und die menschlichen Wandlungen der Figuren mit einer bewundernswerten Selbstverständlichkeit zeigten. Ein paar en passant eingestreute Gags lockerten die Darbietung auf und hüllten einen ein wie eine warme Decke.
Fazit: Eine feine Darbietung kompensiert das ausgelutschte Thema und die stereotype Handlung über Gebühr. „Mademoiselle Neila“ macht Spaß und kann denke ich auch bei mehrfacher Sichtung seine Punkte einfahren. Allein schon der Umstand, dass einem die Themen nicht moralinsauer oder penetrant ins Gesicht gedrückt werden, sondern immer die Figuren und ihre Beziehung zueinander im Vordergrund stehen, macht Laune und Freude beim Zusehen. Die gekonnten und geschliffenen Dialoge hatten Verve und boten kurzweilige Unterhaltung, trotz des an sich ernsten Themas. So gesehen möchte ich eine Empfehlung gerne aussprechen, auch wenn das Thema schon gefühlte tausendmal im Film abgehandelt wurde.
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Halbgare Virenbekämpfung. Nachdem wir ja angesichts der letzten beiden Jahre alle zu so etwas wie Hobby-Virologen geworden sind, habe ich besonders die sachlichen Hintergründe mit einer Mischung aus Grusel und Ungläubigkeit aufgenommen. Besonders das hohe Infektionspotential in Verbindung mit dem tödlichen Verlauf weist schon zu Anfang darauf hin, dass das Virus nicht natürlich entstanden ist. Wie es dann plötzlich in dem afrikanischen Dorf ausbrechen und sogar noch auf Tiere überspringen konnte, ist jedoch ein ungeklärtes Rätsel, das man einfach mal so hinnehmen muss. Ungeklärt ist auch, warum der kleine Affe als einziger Antikörper bilden konnte, aber auch das lassen wir mal halt so stehen.
Trotzdem konnte die medizinisch-investigative Schnitzeljagd durchaus Spannung generieren und diese auch den ganzen Streifen über halten. Man ist den Wissenschaftlern als Zuseher immer einen Erkenntnisschritt voraus, was das Interesse eigentlich immer hochhält. Allein schon das Weitergeben der Infektion generiert einen gewissen Nervenkitzel und auch die Hintergrundhandlung überzeugt. Man muss bei den infektionsketten schon ein wenig aufpassen und ab der Mutation ist der hemmungslosen Ausbreitung natürlich Tür und Tor geöffnet. Dabei sind sowohl die irrationalen Panikreaktionen der Bevölkerung als auch die harten Maßnahmen des Militärs nachvollziehbar.
Warum Petersen jedoch gerade ab der widerrechtlichen Hubschrauberentführung plötzlich meint, Humor in die Sache bringen zu müssen, verstehe ich nicht so recht. Wieso versehen die übermüdeten und angespannten Protagonisten ihre Befehlsverweigerungen plötzlich mit einem locker-süffisanten Unterton? Überreizte Nerven? Galgenhumor? Vielleicht wollte Petersen die Spannungsschraube auch nicht zu stark anziehen oder gar überdrehen - letzten Endes waren die fatalistischen Gags zwar merkbar, taten der Handlung aber keinen Gefallen.
Die Mimen agierten ausgewogen und plausibel. Dustin Hoffmann gab wieder eine gute Probe seines Könnens, ebenso wie die ihn flankierenden Kevin Spacey, Rene Russo und Morgan Freeman. Donald Sutherland und Cuba Gooding jr. fielen ihren Rollen ein wenig zum Opfer, besonders Gooding jr. kam in den launigen Passagen leider oftmals unpassend daher. Die Figur Sutherlands stereotyp und klischeehaft. Den jungen und dreitage-bärtigen Patrick Dempsey hätte ich fast nicht erkannt.
Fazit: Man könnte doch glatt zum Verschwörungstheoretiker werden, wenn man sich fragt, warum dieser Film gerade jetzt, mitten in der Impfdebatte, gezeigt wird. Steckt etwa die Pharma-Lobby dahinter, die Impfdosen verkaufen und uns auf Schiene bringen will? Wasser auf die Mühlen der Kritiker ;-). Dennoch haben wir hier einen spannend inszenierten und gut gespielten Streifen gesehen, der auch in Zeiten wie diesen unterhalten kann. Der eine oder andere wird womöglich beim Anblick der blutenden Infizierten (manche erinnern durchaus an Zombies/Infizierte aus einschlägigen Horrorsteifen) mehr Grusel verspüren als ihm lieb ist, dennoch kann der Film seine Stärken über die gesamte Laufzeit ausspielen. Durch die übertriebene Darstellung des Infektionsgeschehens und des Verlaufs wirkt er nicht immer glaubwürdig und eignet sich deshalb auch in Zeiten wie diesen.
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Bemühte, letzten Endes jedoch fehlgeschlagene Comic-Verfilmung. Obwohl Regisseur Hans Quests Bemühungen, eine der literarischen Vorlage gerecht werdende Inszenierung auf die Beine zu stellen erkennbar waren, so hatte der Streifen zu eigentlich keiner Zeit auch nur den Hauch des Charmes des Comics. Dieser war für Erwachsene gedacht und bietet neben einer witzigen und ideenreichen Persiflage auf Sherlock Holmes auch immer wieder gesellschaftliche Seitenhiebe und augenzwinkernde Anspielungen auf politische Personen. Unterhaltsam sind auch die einfallsreichen Gadgets und intelligenten Wendungen, sowie interessante Nebenfiguren.
All das sucht man in diesem Film leider vergeblich. Wohl lieferte Karl Lieffen als Nick Knatterton eine im Ansatz passende Interpretation des Detektivs, inhaltlich verkam die Chose leider zu einer dümmlichen Blödelei, die wohl bei Kindern gut ankommt, jedoch niemals die Reife der Vorlage erreicht. Auch den Charme und den Witz der Comics suchte man vergebens, lediglich ein paar en passant eingestreute Gags machten etwas Laune.
Womöglich kann man einfach nicht alles Gezeichnete 1:1 auf Realfilm übertragen. Besonders das Fehlen der Gadgets ging schmerzlich ab, und selbst wenn dieser Umstand den damaligen filmischen Grenzen geschuldet war, so fehlte damit ein wesentlicher Teil der Geschichte. Auch der politische und gesellschaftliche Humor wurde durch infantile Hampeleien ersetzt, die eigentlich nie so recht zünden wollten. Lediglich die Prügelszenen machten etwas Laune auf Bud Spencer & Terence Hill-Niveau, passten aber nur wenig zu unserem Meisterdetektiv. Der Titelsong leider peinlich und mit Fremdscham-Potential.
Karl Lieffen mühte sich redlich und schaffte eine in Ansätzen passable Darstellung Knattertons, hatte jedoch in der hanebüchenen Chose ebenso wenig Chance auf Entfaltung wie seine Kollegen. Maria Sebaldt mit aufgepimpter Oberweite ebenso hilflos wie Gert Wiedenhofen und Wolfgang Wahl. Gert Fröbe und Günther Pfitzmann verschenkt, jedoch mit zumindest ein paar Schmunzlern. Das Wiedersehen mit Parade-„Gauner“ Stanislav Ledinek freute anfangs, doch auch er konnte den Karren nicht aus dem Dreck ziehnen.
Fazit: Wenn Knatterton, dann bitte die gezeichnete Version. Sowohl das Comic als auch die Zeichentrick-Serie hatten Charme, Witz und diesen nonchalanten, unterschwelligen Humor, der in der Realverfilmung leider völlig fehlt. Selbst wenn sich viele Gags oftmals wiederholen (man darf nicht vergessen, dass der Comic für Wochenzeitschrift konzipiert war, die in entsprechenden Intervallen aufgelegt wurde) und auch die Zeichentrick-Serie mitunter wiederkehrende Kalauer beinhaltete, so waren diese der Realverfilmung meilenweit voraus. Zumindest einer gewissen inhaltlichen Werkstreue befleißigte man sich und einige der Kulissen und Drehorte waren gut gewählt. Dafür vergebe ich die zwei Punkte, mehr hat sich dieses Machwerk nun wirklich nicht verdient. Für alle, die es sich trotzdem antun wollen, gibt es das ganze Elend gratis auf Youtube (wie auch die Zeichentrick-Serie, zu der ich eher raten möchte).
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Farbenfrohes Biopic. Milos Forman zeigt uns den Ausnahmemusiker als punkigen Popstar mit allen seinen guten und weniger guten Folgen. Anfangs verhält er sich wie ein großes Kind, dem Konventionen und Protokolle, ja sogar einfachste Höflichkeitsregeln vollkommen egal sind. Er lebt im Augenblick und alles an ihm ist Ausdruck einer ungezügelten Leidenschaft für das Leben, die Liebe und die Musik. Mit spielerischer Leichtigkeit fegt er über Althergebrachtes und in ihn gesetzte Erwartungen hinweg und setzt eigene Maßstäbe. Sein außergewöhnliches Talent lässt ihn rasch den Status heutiger Popstars erreichen. So gesehen ist Salieris Frust nur allzu verständlich, wähnt er sich doch bis zu Mozarts Auftauchen als das musikalische Maß aller Dinge.
An Mozarts Beispiel sieht man, dass Talent ein zweischneidiges Schwert ist, an dem so mancher Künstler scheitert. Wie bei vielen anderen auch leuchtet sein Stern sehr hell, verglüht aber ebenso rasch. Psychische und physische Überforderung fordern irgendwann mal ihren Tribut. Fragt Robbie Williams, fragt Amy Winehouse, fragt Michael Jackson. Sie alle werden/würden die gleiche Antwort geben: Weil ich es kann und weil sie mich dafür lieben. Sie wissen alle, dass sie etwas Besonderes in sich tragen und wollen es auch mit vielen anderen teilen. Die eigenen Bedürfnisse bleiben oftmals auf der Strecke, da hilft auch materieller Überschwang nichts. So gesehen ist Talent vielfach Geschenk und Bürde zugleich, nur wenige schaffen eine passende Balance.
Doch zurück zum Film und seinen Darstellern: Tom Hulce, damals noch mit Babyface, zeigt uns eine herrliche, kindlich-überdrehte Darstellung, die der Wahrheit, wie es im Inneren Mozarts ausgesehen haben kann, womöglich näher kommt als es auf den ersten Blick den Anschein hatte. Ein talentiertes Kind im Körper eines Mannes, das seine Sicht der Dinge auf musikalischer Ebene mit allen teilen will. Er liebt, was er tut und tut, was er liebt. Leider liegt der Fokus zu stark auf musikalischen Belangen, für das “echte“ Leben war er nicht geschaffen. Wie Mozart degradierte Hulce seine Kollegen zu Statisten, weder Jeffrey Jones noch Murray Abraham konnten trotz guter Leistungen neben ihm bestehen.
Gottlob begeht Forman nicht den Fehler, die Musik zu stark in den Fokus zu stellen und seinen Film zu einer Opernkollage verkommen zu lassen. Eine gewisse Affinität zu klassischer Musik sollte beim Zuseher zwar vorhanden sein, dennoch sind die musikalischen Passagen kurz genug, um auch bei nicht ausgemachten Opernliebhabern keine Langeweile aufkommen zu lassen.
Fazit: Ein wie ich meine herrlich inszenierter und ausstaffierter Film, der mit sehr guten Leistungen der Darsteller eine wirklich feine Atmosphäre auffährt. Selbst nahezu vierzig Jahre nach seiner Veröffentlichung verströmt die Darbietung eine frische und jugendliche Aura, trotz der mitunter dramatischen Ereignisse. Daher eine wohlmeinende Empfehlung von mir und solide achteinhalb Punkte.
PS. Die Bedeutung, die Mozart damals schon hatte, möchte ich anhand einer kleinen Anekdote verdeutlichen: Auf einer Reise ließ Mozart seine Kutsche an einen Feldweg nahe Hollabrunn halten, da er ein menschliches Bedürfnis verspürte. Er stieg aus und ohne sich um einige zufällig anwesende Feldarbeiter zu scheren, pinkelte er gegen einen dort stehenden Grenzstein. Die Arbeiter erzählten in Hollabrunn von ihrer Beobachtung und schon bald wurde der Grenzstein zu einer Art regionaler Attraktion, die von den Menschen bestaunt wurde. Und auch heute noch heißt der mittlerweile zu einer Straße ausgebaute Feldweg „Zum Pinkelstein“ und ist auch so im Adressregister Hollabrunns eingetragen.
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Optisch ansprechendes Antik-Rachedrama. Zugegeben, die Handlung an sich ist jetzt nicht umwerfend innovativ oder verwinkelt, dennoch hatte der Streifen durch seine herrliche Optik und die gut ausgearbeiteten Figuren eine gewisse Strahlkraft. Und auch wenn sich Regisseur Ridley Scott über Gebühr an den Kampfszenen ergötzt, so bot sein Film dennoch ein paar gute Ansichten vom alten Rom.
Aber auch die inneren und äußeren Konflikte seiner beiden Hauptfiguren wurden beleuchtet. Auf der einen Seite steht ein in seinem tiefsten Inneren unsicherer Herrscher, der sein Heil in einer totalitären Staatsführung sieht. Nur so vermeint er sich politischem Gegenwind entziehen zu können, da er sich diesem nicht gewachsen fühlt. Sein einziger Rückhalt ist seine Schwester, für die er unterschwellig inzestuöse Gefühle hegt, sich derer womöglich nicht einmal bewusst ist. Lucilla ist jedenfalls seine einzige Vertraute und ich stellte mir den ganzen Film über die Frage, ob nicht ihr Sohn von ihm abstammt.
Auf der anderen Seite haben wir einen kampfesmüden Soldaten, der womöglich der bessere Herrscher gewesen wäre, jedoch weder von politischen noch kriegerischen Auseinandersetzungen etwas wissen will. Er gerät wider Willen in die konspirativen Mühlen der Thronnachfolge und sieht sich nun im Zwiespalt von Resignation und Rache. Mit zunehmender physischer und mentaler Gesundung wächst in dem gebrochenen Soldaten die Saat der Vergeltung.
Es handelt sich um ein eigentlich simples und soweit auch banales inhaltliches Konzept, das jedoch mit genug Beiwerk versehen wurde um die Überlänge zu rechtfertigen. Lediglich die – zugegebenermaßen durchaus rassig inszenierten – Kämpfe hätte Scott straffen können, doch auch diese boten durchaus Kurzweil. Scott kontrastierte sie jedenfalls häufig genug mit den atmosphärischen Wunschbildern in den Kornfeldern, um seinen Film nicht zu einer einzigen Schwertaction verkommen zu lassen.
Viel hing auch am Cast. Die gut aufgelegtes Rivalen Crowe und Phoenix lieferten passabel ab, besonders Zweiter hat ja ein Faible für zwiespältige Persönlichkeiten. Ein wenig wehmütig verfolgte ich auch den letzten und hervorragenden Auftritt von Schauspiel-Raubein Oliver Reed, der sich während er Dreharbeiten auf Malta zu Tode soff (ich hatte sogar die Möglichkeit, seine letzte schicksalshafte Pub-Destination in La Valetta in Augenschein nehmen zu dürfen. Dort wird an einer Wand „Ollis last Order“ gedacht). Ralf Möller jeweils kurz genug im Bild, um seine darstellerischen Defizite nicht evident werden zu lassen. Alle anderen ohne Fehl und Tadel.
Fazit: Aus einer inhaltlichen Dürre wurde mittels feiner visueller Umsetzung und überzeugenden Charakteren noch das Maximum herausgeholt. Die Kampfszenen waren jedenfalls bestens choreografiert und inszeniert, lediglich in ihrer Dimension etwas überbordend. Trotzdem lohnt die Sichtung wegen der Positiva durchaus und so möchte ich auch gerne eine Empfehlung aussprechen. „Gladiator“ ist jedenfalls einer der besseren Sandalen-Filme.
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Mit dem Marvel-Universum werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr so richtig warm. Obgleich die internen superheldlichen Auffassungsunterschiede hinsichtlich Moral und der Inkaufnahme von Kollateralschäden sogar Anflüge von Handlung und ernsthafter charakterlicher Auseinandersetzung mit den Figuren zeigen, so hatte der Steifen eigentlich immer noch einen zu großen Überhang an reiner Zerstörungsaction, um mich nachhaltig zu begeistern. Mit einem Wort: Ich habe schon zu viele Explosionen und knatternde Acton gesehen um das hier wirklich noch gut finden zu können.
Dabei hatten zumindest die aus den Aufarbeitungen vergangener Einsätze entstehenden Konflikte unter den Helden eine gewisse Dynamik und Dramatik, die den Streifen – gemessen an den vergleichbaren Produktionen – zumindest ein wenig besser dastehen ließen. Es war jedenfalls nicht das „klassische“ hirnverbrannte und inhaltsleere Gehaue, das man in diesem Genre leider so oft vorgesetzt bekommt.
Und so boten – abgesehen von den äußeren Konflikten – vor allem die charakterlichen Betrachtungen den Darstellern die Möglichkeit, ihrer eigentlichen Berufung nachzukommen, was sie auch mit Freude taten. Leider wurde so manchem von ihnen von Tom Holland und Paul Rudd die Show gestohlen, da diese beiden als einzige eine wohltuende Unbekümmertheit an den Tag legten, die den oftmals unpassend bierernsten Darstellungen ihrer Kollegen einiges voraushatten. Vor allem Robert Downey Jr., Scarlett Johansson und Jeremy Renner mit nur wenigen wirklich ansprechenden Auftritten.
Conclusio: Innerhalb der Marvel-Produktionen noch eine der besseren, unter dem Strich jedoch nur weniger banal und flach als andere Vertreter ihrer Art. Mehr als biederen Durchschnitt kann ich mir daher dazu nicht abringen - womöglich wird das auch der letzte Unsinn sein, den ich mir aus dieser Richtung ansehen werde.
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Aufgehübschte inhaltliche Schonkost. Der zweite Teil unseres guten Höllenjungen überzeugte vor allem in optischer Hinsicht. Dabei wog die fehlende charakterliche Entwicklung Hellboys nicht allzu schwer, da eine nicht uninteressante Begleitfigur eingeführt wurde, Johann Krauss. Und der rührte auch sogleich mächtig um in der Abwehreinheit für übersinnliche Bedrohungen und sorgte neben internen Machtspielchen auch für so manch kuriose Interaktion mit unseren Helden.
Die visuelle Kreativität übertünchte die Klischeehaftigkeit der Geschichte zwar nur teilweise, ließ den Zweitling aber immerhin nicht Schiffbruch erleiden. Zumindest hatte man nicht den Eindruck, dass es sich um eine schnell und schludrig zusammengeschusterte Story handelte, die nur dem Zweck dienlich sein sollte, die Fans in die Kinos zu locken. Ich denke ja nicht, dass sich ein del Toro dafür hergegeben hätte - der hat ja, was phantasievolle Umsetzungen betrifft einen Ruf zu verteidigen.
Figurendesign und –machart waren also allererste Sahne, vor allem im weiteren Verlauf sah man sehr gut erdachte und umgesetzte Wesen. Waren die Zahnfeen noch nicht so der Bringer, so konnten die Bewohner der Unterwelt durch die Bank für eine herrliche und fantastische Stimmung sorgen. Da störte dann auch die banale und schablonenhafte Geschichte um den erstarkten Fürsten der Finsternis weniger als gedacht.
Einen großen Anteil am Gelingen der Produktion hatte die Musik Danny Elfmans. Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie mag ich seine unaufdringlichen, aber eindrucksvollen Untermalungen sehr, besonders da er ein untrügliches Gespür für Stimmungen und Intensitäten hat. Ob eindrucksvolles Furioso oder zarter Hintergrund, Elfman setzt hier immer wieder frische und gute Akzente. Ich frage mich ja immer, wie der das macht … vermutlich ist es aber einfach ein Gespür, das man entweder hat oder eben nicht.
Darstellerisch war es auch ok, zumindest sind mir keine großen Schwächen aufgefallen. Perlman wie immer eine Bank für grobschlächtige und schräge Charaktere, die ihn flankierenden Selma Blair und Doug Jones ebenfalls soweit so gut. Jeffrey Tambor mag ich schon seit jeher, alle anderen ohne Fehl und Tadel. Für Kraus schienen ja verschiedene Darsteller tätig gewesen zu sein, daher beurteile ich diese hier nicht extra. Wenn man so will, könnte man von einer mannschaftlich geschlossenen Leistung sprechen.
Conclusio: Trotz einer nicht rasend innovativen Handlung durchaus schaubar. Allein schon die phantasievolle Umsetzung und die interessanten Figuren sollten für eine einzige Sichtung genügen. Optisch auf jeden Fall gelungen und selbst wenn einen die etwas vorhersehbare Geschichte nicht fesselt, dann zumindest die Schauwerte. Kann man durchaus abnicken und für das entsprechende Publikum auch empfehlen.
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Haarsträubende Mischung aus Lovestory und Science-Fiction. In unseren Breiten wäre ein solcher Stoff bestenfalls etwas für die Trash-Fraktion, doch in Asien steht man derlei Mixtur offenbar freundlicher gesinnt gegenüber. Und so hatte die mit großem Ernst vorgetragene und gleichzeitig hanebüchene Geschichte trotz einer ambitionierten Inszenierung und teilweise brauchbaren Darstellern massive Schlagseite.
Zumindest die Liebesgeschichte hatte zeitweise ihren Reiz. Das vorsichtige, fast schüchterne Annähern der beiden gehemmt wirkenden Protagonisten verströmte den feinen Charme eines asiatischen Coming-Of-Age, das eine Liebe inmitten gesellschaftlicher Beschränkungen und Moralkodizes zeigt. Bar jeglichen Kitsches und ausufernder körperlicher Zeigefreudigkeit wird das seelische Bündnis im Laufe des Films gefestigt und auf emotionale Proben gestellt. Damit kann der Steifen zumindest in diesem Bereich durchaus punkten, auch die sympathischen Figuren tun ihr Übriges dazu.
Vollkommen absurd hingegen der Sci-Fi-Teil. Während der erblühenden Liebe mutiert der weibliche Teil der Romanze zu einem Kriegs-Cyborg, da sie von irgendwelchen Wissenschaftlern als dafür am geeignetsten qualifiziert wurde. Warum man gerade sie ausgewählt und nach welchen Gesichtspunkten sie ausgewählt wurde, wird nicht verraten. Mit jedem waffentechnischen Entwicklungsschritt wird die Beziehung vor neue Herausforderungen gestellt, bis der finale Turnaround sie ihre Menschlichkeit komplett verlieren lassen soll. Dabei wurde der transhumanistische Ansatz lediglich für ein paar mentale Effekte missbraucht, die ebenso wie die gesamte physische Metamorphose nicht so recht zum Rest der Geschichte passen wollte.
Zudem hatte die CGI nicht immer ein gutes Händchen, vor allem die Nahaufnahmen verkamen zu einer fast schon hilflos wirkenden Effekthascherei, bei der der de facto sinnlosen Handlung Tiefe zu verleihen versucht wurde. Auch die Intention der Soldaten und Wissenschaftler fiel durch die Bank durch, zudem wirkten die die technischen Apparaturen und Computer lächerlich.
Aki Medea und Shunsuke Kubozuka mühten sich durch den Streifen und schafften eine plausible Charakterisierung zumindest im Romanzenteil. Im Sci-Fi-Teil fielen sie ebenso durch wie alle anderen Darsteller. Auch die Synchronisation bestenfalls mittelprächtig, vor allem die Nebenfiguren oftmals aufgesetzt und hölzern gesprochen.
Fazit: Leider stieß diese eher wüste Mischung bei mir nicht so recht auf Gegenliebe. Die dreieinhalb Punkte vergebe ich für die beiden Hauptdarsteller und die Romanze, der Rest verkam leider zu einem hirnverbrannten Schwachsinn. Möglicherweise sind die kulturellen Gegebenheiten und der Filmgeschmack in Asien im Allgemeinen derart konträr zu Europa, dass so ein Streifen hierzulande eigentlich nur durchfallen kann. Für alle, die diesem Wagnis eine Chance geben wollen, gibt’s den Film gratis in halbwegs brauchbarer Bild- und Tonqualität auf Youtube.