OUROBOROS - Kommentare
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Alle Kommentare von OUROBOROS
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3. Das letzte Einhorn
4. Mrs. Brisby und das Geheimnis von NIMH
5. Heavy Metal
6. Akira
7. Waltz with Bashir
8. Jin Roh
9. Your Name
10. Wenn der Wind weht
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Vaiana, Madagascar, Unten am Fluss
Geschichte, Kultur, alltägliches Leben, das suchte ich hier vergebens. Auch nach 7 Episoden wird es nicht besser. Es bleibt eine Gewaltorgie und diejenigen, die sich über das CGI bei "Those about to die" beschweren, aber das hier besser finden, was soll ich dazu sagen. Hier ist ja alle Außenwelt total künstlich und unecht, eher so wie bei einem Anime. Wenn man halt das Blut spritzen sehen will und Splatter mag, dann kommt man hier auf seine Kosten. Die sexuelle Freizügigkeit hat mir sogar gefallen. Für mich ist "Those about to die" dagegen ein Meisterwerk.
An heiße Sommer erinnern mich oft u.a. Kinder- und Jugendfilme
1. Krieg der Knöpfe
2. Pippi Langstrumpf
3. Ich seh, ich seh
4. Kings of Summer
5. Stand by Me
6. Wildwasser Sommer
7. Tschick
8. Roter Himmel
9. Little Miss Sunshine
10. Almost Famous
Hiob 41,25 „Keine Macht auf Erden ist mit der seinen vergleichbar“
Hobbes’ Leviathan herrscht über Land, Städte und deren Bewohner. Er ist der Souverän, er vereint weltliche und geistliche Gewalt in einer Person. Er ist "absolutus legibus". Gegen seine Allmacht ist jeder menschliche Widerstand vergebens.
Russland mag in Moskau oder Sankt Petersburg recht modern und aufgeklärt sein, doch in den anderen Winkeln des Riesenlandes - das müssen keine kleine Dörfer sein, sondern können auch Städte wie Wolgograd sein - herrschen noch andere Sitten. Dima, ein Anwalt aus dem fernen Moskau, ist herbei gekommen um seinem alten Freund Kolya gegenüber dem Bürgermeister eines Provinzstädtchens an der Barentsee, zu seinem Recht zu verhelfen. Immerhin geht es um Haus und Grundstück mit guter Lage.
Doch wie soll man gegen einen Menschen ankommen, in dessen Büro Polizeichef, Staatsanwalt und Patriarch verkehren?
Die Gegend ist trist, einfach und dünn besiedelt. Jeder kennt jeden. Es gibt keine großen Erlebnisse in den nördlichen Gefilden Russlands, wo das kalte quecksilbrig gefärbte Meer die Wellen an eine mit Felsen zerklüftete graue Küste schlägt und das Land Stein für Stein langsam abnagt. In diesem Tempo spielt sich auch das Leben hier ab. Einzig der Seegang, Sturm und Wetter mögen etwas Abwechslung bringen, so dass man froh sein kann, wenn ein warmes Feuer brennt und man ein Dach über dem Kopf hat. Arbeit gibt es hier nur in der Fischereiindustrie und in der Verwaltung. Wo könnte solch ein Szenario besser angesiedelt sein, als dort wo die Zivilisation ihre Boten als letztes hinschickt.
Dima schlägt, mit seiner Moskauer Stimmung, bei seinen von der Tristesse betäubten Freunden, ein wie eine Bombe. Er ist nicht mehr so ganz trinkfest wie früher, es gibt eben für ihn auch kein Grund, denn Moskau ist lebendig und motiviert zum leben. Er macht gute Mine zu bösem Spiel, denn Kolya hat sich nicht im Griff. Es ist auch der Alkohol. Er ist cholerisch und versaut Dima jede Möglichkeit die Dinge diplomatisch für ihn zu richten. Aber auch Dima wird an seine eigenen Grenzen geführt. Hier kann er nicht walten wie in Moskau. Hier hat er keine Verbündete in der Regierung. Dann begeht er einen Fehler nach dem anderen und das Unheil nimmt seinen Lauf...
"Gottes Wege sind unergründlich"
Diese Aussage von traditionalistischen Apologetikern zur Theodizeefrage "Wie kann es Leid geben, wenn Gott gut ist?" wird uns hier von einem Dorfpriester präsentiert, als Kolya ihm sein Leid schildert. Ich habe diese Antwort noch nie gemocht, denn ich kann nur an einen Gott glauben, der sich mir ehrlich offenbart und nicht in Rätseln spricht, denn er ist allwissend und allmächtig, er ist also fähig sich verständlich mitzuteilen. Gott ist kein Quizmaster der uns mit Rätseln traktiert. Unergründliche Wege Gottes sind kein Trost und auch keine Antwort auf die Frage wie ein guter Gott das Leid zulassen kann. Es ist die Vermeidung einer Antwort.
Aber die ehrliche Antwort auf die Frage ist auch kein Trost. Die ehrliche Antwort wäre, dass die Natur und der Mensch von uns Menschen abverlangen dass wir das Leid bewältigen und Lösungen schaffen. Für das von Menschen verursachte Leid können wir keinen Gott verantwortlich machen. Und für das Leid durch natürliche Katastrophen können wir Gott auch nicht verantwortlich machen, denn wenn wir Menschen den Anspruch auf einen freien Willen erheben, dann können wir uns nicht von einem Gott bemuttern und bevormunden lassen. Schließlich war das Paradies angerichtet und Gott hat für die Menschen gesorgt. Doch der Mensch gab sich mit dem Paradies nicht zu frieden. Der Mensch trägt auch heute noch den Wesenszug der Unersättlichkeit, denn der Mensch ist das einzige Tier, das tötet obwohl es bereits satt ist. Der Mensch muss sich bewähren, er muss reifen, Selbstverantwortung erlangen und würde ein Gott helfen sobald man ihn herbeiruft, dann wäre das wie Cheaten bei FIFA-Soccer.
Der Höhepunkt der geistlich traditionellen russisch-orthodoxen Seelsorge ist schließlich der Moment als der Dorfpriester Kolya ihm rät sich mit dem Leid Hiobs in im Alten Testament auseinanderzusetzen. Der hätte es einfach durchgehalten und wäre dann später glücklich mehrere Hundert Jahre alt geworden. Ob dieser Ratschlag Kolya in seiner Situation helfen kann? Was kann Kolya überhaupt tun? Reicht der Glauben aus, dass alles irgendwann einmal besser wird? Jesus gab jedenfalls die Antwort
"Hilf dir selbst...".
Aber da er seinen Freund Dima bei der Arbeit noch behindert erschwert er die Lösung, aber auch Dima schafft nicht gerade gute Bedingungen für ein Gelingen.
Doch all das Wirken von Kolya und Dima spielt eigentlich keine Rolle, denn der Gegner ist der Leviathan.
Mir ist schon klar, dass manche Russen diesen Film nicht mögen, denn er zeigt strukturell verursachtes Leid. Er zeigt die dunklen Ecken Russlands, von denen man in Moskau nichts wissen will und wo auch Putin keine Macht hat. Russland ist tatsächlich so groß, dass es von Putin alleine nicht beherrscht werden kann. Es wird also von Oligarchen beherrscht die Putin in Moskau als Vorturner dulden, solange er auf der nationalen und faschistischen Linie bleibt und das Land nach außen in Eintracht repräsentieren kann. Doch Russland wirkt nur nach außen so einträchtig, die Russen geben auch auch was auf ihr "russisches Blut" und ihre "Familienehre", die man nicht ungestraft beschmutzen darf, aber im Innern gibt es große Ränkespiele.
„Ich habe mich immer sehr definiert über meinen Intellekt, meine Sprache, meine Ausdrucksfähigkeit und jetzt hängen die Wörter manchmal direkt vor mir in der Luft aber ich kann sie nicht erreichen und ich weiß nicht wer ich bin und nicht was ich als nächstes verliere.“ Dr. Alice Howland - Julianne Moore
Die Fallhöhe für Dr. Alice Howland, eine Dozentin der Sprachwissenschaft, könnte größer nicht sein. Stets ist sie in ihrem Leben bemüht gewesen rhetorisch und inhaltlich zu glänzen, hat sich selbst als schlagfertige und objektive Denkerin und Akteurin wahrgenommen. In jeder Sekunde ihres Lebens hat sie dies trainiert und sich stark gefordert, damit sie geistig rege und intakt bleibt. Manchmal denkt man in der Anfangsphase des Films, dass sie sich einfach viel zu viel Stress macht. Dann geschieht es trotz all des Trainings, ein Moment in dem sie an sich selbst zweifelt, als ihr in einer Vorlesung ein Wort nicht einfallen will, welches sie nach verkrampftem Suchen endlich findet.
Kann diese Kleinigkeit zum Auslöser eines seelischen Zerfalls in diesem Ausmaß werden oder steckt etwas anderes dahinter?
Der hohe Anspruch den sie an sich selbst stellt ist möglicherweise schon krankhafter Perfektionismus, eine psychische Krankheit, deren sich viele Menschen nicht bewusst sind und deren Folgen ähnlich sein können, wie es hier zunächst den Anschein hat. Man sieht ihr nach diesem kleinen Vorfall deutlich an, dass sie von sich selbst enttäuscht ist. Der Zweifel an ihrer Leistungsfähigkeit steht ihr ins Gesicht geschrieben. Immer wieder überprüft sie wie wahnsinnig ihre Leistungsfähigkeit und stellt immer mehr Fehler fest. Beim Joggen ist sie plötzlich orientierungslos an einen Ort den sie schon sehr gut kennt. Beim familiären Weihnachtsessen kann sie sich nicht den Namen der neuen Freundin ihres Sohnes merken. Bei Vorlesungen fällt sie durch Unorganisiertheit und Wirrnis auf. Bis zu diesem Zeitpunkt geht der kritische Beobachter davon aus, dass sie aufgrund einer selbst-erfüllenden Prophezeiung, also indem sie sich ständig negativ selbst bestätigt, mental abwirtschaftet, ihre Angstzustände nur vergrößert, die Handlungsfähigkeit verliert und dadurch in eine Psychose abdriftet.
Sie lässt sich von einem Neurologen untersuchen, welcher sie auf Demenz testet und auch recht schnell fündig wird, natürlich mit der Einschränkung, dass erst weitere Test gemacht werden müssten um sicher zu sein. Wenn man Alice jetzt beim Neurologen sitzend genau beobachtet, erkennt man einerseits die Erleichterung darüber, dass sie nun eine Bestätigung ihrer Ängste erhält, andererseits erfüllen sich damit die schlimmsten Befürchtungen und Alice fällt auf ihren persönlichen Tiefpunkt. Als sie in der Nacht nicht schlafen kann offenbart sie ihrem Ehemann endlich ihre Vermutung. Dieser entgegnet, dass solche Vorfälle normal sind wenn man älter wird, aber man sich darum keinen Sorgen machen müsste. Sie antwortet damit, dass sie sich selbst schon genau genug kenne, um das sagen zu können.
Zusammen erscheinen sie nun beim Neurologen, der das Ergebnis der Computertomographie und des genetischen Test parat hat. Das medizinisch positive Ergebnis für eine Früh-Demenz nimmt Alice sehr gelassen hin, denn es war für sie längst klar. Einzig auf die genetische Weitervererbung reagiert sie noch emotional, aus Sorge um ihre Kinder. Aber schon vor diesen Tests ging es rapide Abwärts mit ihrer geistigen Leistungsfähigkeit, eigentlich viel zu schnell. Der Ehemann, selbst Mediziner, zweifelt das Ergebnis an, denn es könne ja nicht plötzlich so schnell bergab gehen. Doch der Neurologe entgegnet, dass ein solch schneller Verfall auch vorkomme, was beide kritiklos hinnehmen.
Von nun an geht es noch schneller bergab und der Film entwickelt sich in die Richtung des üblichen Demenz-Dramas, bei dem man konstatieren muss: So sieht zweifellos echte Demenz aus.
Die Frage, die sich einem bei diesem Verlauf stellt, ist doch jene, ob der Abbau der Leistungsfähigkeit nicht auch größtenteils das Resultat einer Psychose sein könnte, denn Menschen in einer akuten Psychose zeigen oft die gleichen Symptome vom Ausfall der geistigen Leistungsfähigkeit, Gedächtnisverlust, Orientierungsstörung bis hin zur totalen Aufgabe des Ichs. Würde man sie nicht beruhigen, durch Medikamente und Therapie und die Ängste als irreal ausräumen würden sie sich genauso in eine solche Situation hineinsteigern.
Persönliche Erfahrungen
Ich möchte nicht behaupten, dass es Demenz nicht gibt, aber ich möchte bezweifeln, dass Demenz immer eine rein neurologische Angelegenheit ist. Vielmehr möchte ich vermuten, dass psychische Probleme Demenz erzeugen bzw. übermäßig verstärken können.
Ein wenig spreche ich aus Erfahrung, denn ich habe sowohl Psychotiker in der Psychiatrie besucht und gesprochen als auch, in Form einer Nachbarschaftshilfe von Studenten, Demenzkranke im Seniorenheim betreut. Besonders am Herzen lag mir ein nicht mal 70 jähriger Bewohner der Lehrer war. Er wurde von der Leitung als sehr dement eingestuft. Vor allem am Anfang glaubte ich das auch, aber ich bemühte mich mit diesem Mann und ein paar anderen Studenten darum immer ein Wissensquiz zu spielen, weil ich wusste, dass Demenzkranke darin häufig keine geistige Einbußen haben, was daran liegt, dass ihr Langzeitgedächtnis meist hervorragend funktioniert, sie jedoch Problem mit dem Kurzzeitgedächtnis und neu erlebten Erinnerungen haben. Nicht nur, dass der Mann durch die Betreuung wieder aus dem Bett aufstehen konnte, sondern er sprach wieder Latein, Griechisch und Arabisch, weil er u.a. im Orient in der Entwicklungshilfe tätig war. Er gewann das Quiz sehr häufig und schließlich gab es eine Situation die mir zu denken gab. Er beklagte sich, dass eine Uhr verschwunden war. Ich fragte ihn, ob so etwas öfter gestohlen wird. Er nickte zustimmend und zynisch mit dem Kopf und verdrehte die Augen dabei, doch dann sagte er „Es könnte sein, dass sie mir beim Waschen ausgezogen wurde und sie noch auf der rechten erhöhten Ablage bei der Badewanne liegt.“ Nicht nur, dass der Mann allgemein eher wenig so deutlich sprach, ich konnte es nicht glauben, dass er das noch wissen konnte, denn er wurde Stunden vorher gewaschen. Aber als ich dort nachsah, lag die Uhr an Ort und Stelle.
Auf der anderen Seite habe ich auch viele Demenzkranke erlebt, die der Krankheit und ihrer Symptombeschreibung alle Ehre machten und denen kaum zu helfen war, doch diesen konnte ich auch nicht so eine intensive Hilfe zukommen lassen wie dem alten Mann. Da erlebte ich einen Neuzugang im Heim, ein Mann dem man gerade mitgeteilt hat, dass er Dement ist. Das hat ihn in eine seelische Krise gestürzt, die ihn mehr verwirrt hat, als die eigentliche Krankheit. Tagelang rannte er orientierungslos über den Flur und wollte nachhause. Die Pflegekräfte meinten, dass er sich beruhigen würde. Ich jedenfalls denke, dass er nicht die richtige Therapie bekam, sondern vernachlässigt wurde.
Die Heimleitung und alle Pflegekräfte waren übrigens verwundert, welche Fortschritte der Mann durchgemacht hatte, welchen ich betreute, den man schon bald tot glaubte, da er 3 Monate nicht mehr aus Bett aufgestanden war und plötzlich wieder selbst in den Rollstuhl steigen konnte. Auf die Frage von mir, wie es sein könne, dass er als dement eingestuft wurde, sagte man mir, dass Demenz eben viele Erscheinungsformen habe und er wohl einen klaren Moment gehabt habe.
Mir erschien es eher so, als leugneten sie die Möglichkeit, dass Menschen geistig individuell gefördert werden könnten und sie lieber den Verfall in Kauf nehmen. Schließlich sind bettlägerige Bewohner in einer höheren Pflegestufe und können wehrlos wie Kühe gemolken werden.
Diese Erfahrungen zeigen mir, dass Menschen als dement bezeichnet werden und auch so behandelt werden bis sie sich so verhalten. Da nicht alle Psychopharmaka bei allen Menschen gleich positiv wirken, kann es auch zu Wirkungen kommen die Psychose oder Demenz ähnliche Symptome fördern, was unter Umständen dazu führen kann, dass Menschen in eine Mühle geraten. Nicht jeder Patient weiß was mit ihm geschieht und dass eventuell die falsche Einstellung mit Medikamenten der Grund für sein Leid ist.
Der Film zeigt für mich jedenfalls einen Umgang mit schnellem Abbau und Demenz dessen Behandlung unprofessionell in die Falle Rosenthal-Effekts führt.
Dass "Lucy" als Film viel mehr hergibt als Action, zeige ich anhand folgender Analyse.
Das defizitäre Wesen des Menschen, sein All-Anspruch und die nahezu unendliche Kapazität unseres Gehirns (SPOILER-ALERT) ==============================================================
Als der Mensch die Erkenntnis erlangte, reflektierte er und begann sich vom Tier zu unterscheiden. Er strebte nach Allwissen und Allmacht. Als der Mensch die Schöpfung erforschte, entdeckte er die Evolution und stellte fest und stellte fest, dass seine Erkenntnisfähigkeit angeblich von einer 10%-Barriere im Gehirn begrenzt sei. Schließlich gelingt im Film „Lucy“ mit Hilfe einer Droge namens CPH4 die (R)evolution:
Die 10% Barriere wird überschritten.
Hierzu sei angemerkt, dass die 10%-Hirnleistungs-Barriere eine obsolete Theorie ist, eine Alltagstheorie, welche eine solch starke Verbreitung hat, dass man sie in der Wissenschaft „Zehn-Prozent-Mythos“ nennt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Zehn-Prozent-Mythos#Wissenschaftliche_Gegenargumente
Obwohl es also die 10%-Hirn-Leistungs-Barriere nicht gibt, weil nach Aussage vieler Neurologen alle Bereiche des menschlichen Gehirn unter dem CT sichtbar aktiv seien, könnte man einwenden, dass sie nicht alle gleichzeitig die volle Aktivitätsrate aufweisen, denn sonst wäre der Mensch zum Multitasking fähig. Das ist zwar in "Lucy" nicht gemeint, aber dass sehr wohl noch mehr Potential für die Steigerung der Gehirnleistungen besteht, zeigen uns Doping-Substanzen. Dopingmittel wie Amphetamine führen dem Körper kein Adrenalin oder Dopamin zu, sondern sie lösen eine schnellere Ausschüttung von Dopamin und Adrenalin aus, was zu erheblichen Leistungssteigerungen führt.
Zunächst hat man den Eindruck es handele sich bei „Lucy“ um ein weiblich dominiertes Remake von „Crank“, denn die unfreiwillige Konsumentin von CPH4 beginnt ihre körperliche Leistungssfähigkeit ins Übermenschliche zu steigern. Plötzlich agiert sie schmerzlos und zeigt eine Reaktionsfähigkeit mit welcher sie, als eher zartes weibliches Wesen, reihenweise Männer umlegt. Das ist noch nicht alles, denn ähnlich wie bei „Ohne Limit“ steigt auch ihre geistige Leistungsfähigkeit in von Menschen noch nie erreichte Sphären.
In Phase 1 erinnert Lucys Leistungsdoping stark an die Wirkweise von Amphetaminen. wie MDMA oder Speed, bei welchen klinisch nachgewiesen ist, dass der Konsument effizientere körperliche und geistige Resultate vollbringt. Überdies kann sein sozialer Umgang einerseits durch eine empathogene Wirkung verbessert werden, andererseits ist eine gesteigerte Aggressivität die Folge.
Bei Sportlern und Studenten beliebt, aber verboten, beim Militär seit dem letzten Jahrhundert bis heute eingesetzt, ist die Weiterentwicklung leistungsteigernder Substanzen so wichtig, dass die, zeitweise wohl von der Telekom gesponserte, Pharmazie-Fakultät der Uni-Freiburg diesen Forschungsgegenstand in den Mittelpunkt ihrer Forschungstätigkeit stellte. Am Ende hat man ein paar Bauernopfer gefunden, darunter Jan Ullrich.
Zurück zu Lucy. sie beschreibt nach der unfreiwilligen Einnahme von CPH4 ihr Gefühl als völlige Kontrolle, als sei sie in den Stand gesetzt worden Zugriff auf das zu erhalten, was vorher begrenzt war. Viele philosophisch „anmutende“ Aussagen werden getätigt und jetzt ist auch ziemlich klar, warum sich Scarlett Johannsen für die Real-Verfilmung von „Ghost in the Shell“ so empfohlen hat, welcher in puncto Philosophie anspruchsvoller und pointierter ist. Lucy beginnt nun ihre Pheromone bewusst zu steuern, um Menschen mir ihrer Ausstrahlung anzulocken und zu manipulieren. Das entspricht der empathogenen Wirkung von Amphetaminen. Ihre Lerngeschwindigkeit steigt drastisch und so lernt sie Inhalte für welche man sonst Tage bräuchte in ein paar Stunden, später sogar Minuten. Einen ähnlichen Effekt haben auch Amphetamine, nur nicht so vollends übertrieben wie in diesem Film. Im Gegenzug verliert sie ihr (sexuelles) Verlangen, ebenfalls eine Folgewirkung von Amphetaminen. Zudem verliert sie das Schmerzempfinden, was bei Amphetaminen ähnlich ist, da mehr Adrenalin ausgestoßen wird.
Man orientiert sich also während der Anfangsphase haarklein an der Wirkweise von Amphetaminen. Das der Nachteil dieses Erlebnisses, ob drogeninduziert oder nicht, ein anderes biologisches Hindernis ist, nämlich unser Serotoninhaushalt, welcher nachhaltig gestört wird und wir dadurch Stress und Depressionen entwickeln, wird hier ausgelassen.
Die Phase 2 der Wirkung hebt sich jedoch von allen bisher bekannten Dopingsubstanzen ab. Zwar ist das Gefühl auf Amphetaminen ähnlich, dass der Konsument sogar glaubt, er wäre ein Übermensch, quasi mit Zugriff auf den unbegrenzten Kosmos, mit Übernatürlichen Kräften wie Psikräften, doch in der Realität ist der Effekt von Amphetamin eine für uneingeweihte Beobachter nicht auffällige Leistungsteigerung, während bei Lucy maßlos übertrieben wird. Es ist ja auch kein MDMA sondern CPH4. Sie verliert jetzt nicht nur das Schmerzempfinden, sondern sie läuft auch mit offenen Wunden herum, die nicht mehr bluten. Natürlich bewirkt dies auch Adrenalin, aber nicht über eine solche Zeitspanne.
Morgan Freeman hält als Professor für Neurologie in Harvard zeitgleich eine Vorlesung über die 10% Hirn-Leistungs-Barriere und schweift für einen Naturwissenschaftler stark in philosophisch, metaphysische ja sogar spirituelle Sphären ab. Unter anderem führt er eine Hypothese an, dass es asiatischen Spirituellen gelungen sei den Schmerz abzustellen, womit es ihnen eventuell gelungen sei durch Körperkontrolle auf spirituellem Weg die Hirn-Leistungs-Barriere zu überwinden. Zu den Techniken, die hier gemeint sind, zählen das „Eisenhemd-Chi-Gong“ und die „Nichtidentifikation von Schmerz“, welche durch Meditation eingeübt werden können soll.
Lucy beginnt nun in Phase 3 Psi-Kräfte einzusetzen, hört Nachrichten über Funksignale und Radiowellen, kann über sie kommunizieren und kann in die Gedanken von anderen Menschen eindringen. Es folgen weitere Phasen, die durchaus spannende Momente enthalten, weil sie wenigstens teilweise auf philosophischen bzw. metaphysischen Hypothesen fußen. Da wäre noch ihr Denkvermögen, das sich in Richtung Quantencomputer entwickelt, doch ich mache nun einen Sprung zur letzten Phase 4:
Die Vollendung
In dieser letzten Phase gelingt ihr durch die Aufgabe des Zellverbunds ihres Körpers eine Art Omnipräsenz, wodurch sie Raum und Zeit überwindet. Beim Sterben des Menschen ist es ähnlich. Die Zellen des menschlichen Körpers sterben nicht, denn sie sind potentiell unsterblich, sondern sie geben bei seinem Verfall nur die Form des Zellverbunds auf, um neue Organismen zu bilden. Das ist für den Menschen nicht ohne weiteres sichtbar, aber bei Lucy hat man dies optisch so gestaltet, dass die Zellen Nanoteilchen gleichen.
Nach einer Irrfahrt durch die Zeit, reist sie an den Anfang der Menschheit und steht „Lucy“ gegenüber, die in der Paläontologie als weiblicher Vertreter des ersten Menschen gilt. Das Zusammentreffen des vollendeten Menschen „Lucy“ mit der noch affenähnlichen „Lucy“ hat durchaus Symbolkraft.
Letztlich ist die biblische Analogie, welche einen Verweis auf Michelangelos Deckenfresko „Die Erschaffung Adams“ im Film als besonderen Clou (in your face) eher der „Eva“ darstellt, deutlich erkennbar.
Im letzten Schritt der Vollendung auf Basis der „Soul-Making-Theodicy“ zu 100% Gehirnnutzung, reist Lucy an ihren Anfang und an den Anfang der Schöpfung zurück zum Ursprung des Kosmos, wird allmächtig, allwissend und schließlich zu einer Art pantheistischen Gottwesen. Es sind die genau diese Maximen bzw. göttlichen Prinzipien Allmacht und Allwissen, welche die Menschheit aufgestellt hat, die uns immer wieder aufzeigen, dass wir Menschen keine vollkommene, sondern in höchstem Maße defizitäre Wesen sind.
Ob Gott uns nach seinem Bild (= Potential) geschaffen hat bzw. irgendwelche intelligenten Konstrukteure oder wir Gott erschufen nach unserem Bild, „Lucy“ verkauft uns unseren menschlichen Traum, ein allmächtiges, allwissendes und omnipräsentes also vollkommenes Wesen werden zu können, welches der Definition von Gott entspricht, sehr gut.
"Finden Sie, dass Rache, immer noch die richtige Lösung ist? - "NEIN"
"Also bereuen Sie was sie getan haben?"- "NEIN"
Dieses paradoxe Zitat ist der Kernaspekt von "7 Days", denn es geht in diesem Film nicht zuvorderst um Selbstjustiz, sondern darum, dass sich Menschen auf ein hohes moralisches Podest erheben, wenn sie einen Triebtäter wegen seiner krankhaften ekelhaften Triebe verurteilen, aber selbst bei der nächsten Gelegenheit ihren Trieben zum Ekelhaften freien Lauf lassen.
Es ist hier völlig egal, ob es sich hier um Kinderschändung, Tötung oder Folter handelt, denn man mag das eine schlimmer finden als das andere, aber alle drei sind krankhafte Triebe, unmoralisch und zudem ekelhaft, wenn man dabei Spaß oder Lust empfindet.
Am Chirurgen und Familienvater Bruno Hamel kann man am Anfang noch das Rachemotiv entdecken, aber es gibt einen Punkt, an dem es ihm selber Spaß macht und er seinen eigenen krankhaften Triebe freien Lauf lässt, wo es nicht mehr um Rache geht.
Natürlich hält niemand eine Schild in die Kamera, um darauf aufmerksam zu machen, damit man spürt wo der Übergang ist. Das ist schon recht subtil verpackt, aber man kann es bemerken, wenn die Lust an der Rache schwindet. Berthold Brecht hätte in seinem epischen Theater den Zuschauer in die Handlung mit hinein genommen, im Film funktioniert das über die vierte Wand, wenn der Zuschauer von einem Schauspieler direkt angesprochen wird und gefragt wird "Sollen wir ihm auch noch sein Teil abschneiden?" (z.B. in Funny Games "Was denken Sie, haben sie eine Chance zu gewinnen?" - Paul) Brecht bezieht sich auch auf Schillers Ästhetik, wenn er vom Zuschauer eine Distanz zum Schauspieler verlangt indem er ihn aktiviert, statt ihn in seiner Identifikation mit den Schauspieler zu belassen. Durch die Distanz könne der Zuschauer eine eigene moralische Position einnehmen statt den Helden zu vergöttern, zu folgen und mit ihm unterzugehen. Leider fehlt dies in dieser Deutlichkeit bei "7 Days".
Hier bedeutet es, dass der Zuschauer eine Distanz zu Bruno Hamel aufbauen müsste, statt sich völlig mit ihm zu identifizieren. Das wird dem Zuschauer erschwert, weil auch das soziale Umfeld Hamels Verständnis zeigt, was zu konformen Handeln (Konformismus-Experimente, Ash) beeinflusst. Einem Zuschauer, welcher das nicht verurteilt, ist also nicht klar, dass er seine eigene moralisch höhere Position verlassen hat, wenn er die Triebabfuhr Hamels in Sachen Folter rechtfertigt oder gar herbeifiebert, gleich ob es aus Rache geschieht und schon gar nicht als es Hamel beginnt Lust zu bereiten.
Ob ich nun einen vermeintlich Schuldigen foltere oder einen Unschuldigen, spielt dann keine Rolle mehr, denn eine solche Folter aus Lust an der Freude ist in jedem Fall ekelhaft und inhuman.
Ist es dann wirklich noch als Rache zu verstehen, wenn Hamel dabei Lust empfindet? Hamel gibt sich selbst die Antwort:
"Finden Sie, dass Rache, immer noch die richtige Lösung ist? - "NEIN"
Rache ist Selbstjustiz, er lehnt sie nun ab, doch
"Also bereuen Sie was sie getan haben?"- "NEIN""
Diese Aussage ist nun nicht mehr widersprüchlich, da wir jetzt sicher wissen, dass es ihm Lust bereitet hat den vermeintlichen Mörder seiner Tochter zu foltern und er sich dessen bewusst ist, dass dies über Rache hinausgegangen ist.
Diese Verwandtschaft König Henrys II. erinnert an das Exposé eines G8 Gipfels. Verwandt sind letztere zwar nicht, aber wie schnell die Wahlverwandtschaften wechseln, zeigt und dies Beispiel aus dem Mittelalter.
"Am runden Tisch" sitzen
- der König von England, Henry II., nebst Prinzessin Adela von Champagne (Alais, Alix)
- der König der Nordfranken, Philip II.,
- der Herzog von Aquitanien, Richard I., 1. Prinz von England
- der Herzog der Bretagne, Goeffrey II., 2. Prinz von England
- der Lord von Irland, Herzog der Normandie und Graf von Anjou, John, 3. Prinz von England
- die Herzogin Aquitaniens Eleanor und Ex-Königin Henrys II.
An dieser illustren Aufstellung lässt sich erkennen, dass unter den Verhandlungspartnern, um die politische Situation in West-Mitteleuropa im 12. Jh., 3 Söhne des König von Englands beteiligt waren. König Henry II. hat jedoch das Vorrecht genossen Prinzessin Alais zur Bedingung für seine Herrschaftsnachfolge zu machen. Also begehren seine Söhne Richard, Goeffrey und John die Heirat mit ihr, aber der Vater genießt auch die Liebe zu der Alais.
Ebenso erhebt Philip, aus dem gleichen Haus wie die Ex-Königin Henrys, Anspruch auf ein größeres Reich. Philip sieht möglichweise einen Nutzen aus dem Zwist der Brüder ziehen zu können. Wir befinden uns historisch also inmitten der Vorgeschichte des angevinischen Krieges. Wie dieser ausgehen wird, erfahren wir nicht, aber wir erfahren, dass er sich spätestens nächste Weihnachten fortsetzen wird.
Wollte man diesen Verhandlungsmarathon über die Feiertage in einem News-Beitrag kommentieren, könnte er so lauten:
---Henry II. entlässt Ex-Königin für Feiertage aus dem Gefängnis ----
London. Soeben eingetroffen konnte Eleonore von Aquitanien an den Verhandlungen teilnehmen. Es ist damit zu rechnen, dass sie sowohl territoriale als auch mütterliche Belange einbringen könnte, damit der richtige Sohn als Nachfolger erwählt wird.
Paris und London dominieren das Parkett. Die Verhandlungen gingen in den Auftakt zwischen den beiden Mächtigsten: Henry und Philip. Sie sind jene, die ihr Territorium am besten abgesichert haben und die Krondomäne erlangt haben. Unter den Prinzeps Henrys, sind ebenso Richard, Geoffrey und John an den Verhandlungen beteiligt. Richard gilt als bereits mit der Adela verlobt, doch der Löwe Henry hält sich diese Katze im Winter als die seine, das erzählt jedenfalls ein "altes" Gerücht.
Politisches Paktieren trifft Blutfehde. Henry wird seine Adela nicht so einfach herausgeben. Hat er sich schon längst eingestanden hat, dass er die Frau als Pfand an einen Sohn hergeben muss um seiner Kronwürde Gunst zu erweisen? Philip gesteht er sie nicht zu.
Aber welcher Sohn könnte ein starker Nachfolger werden?
John ist der Jüngste und scheint an einer frühkindlichen Entwicklungsstörung zu leiden, er kann sich geistig nicht seinen Brüdern entgegensetzen, weshalb Richard und Goeffrey sich der Herrschaft gebärden und selbst für seine Mutter Eleonore ist er nicht die erste Wahl.
Ihre Interessen gelten gegen Henry, der sie auf einer Burg gefangen hält, seit sie sich voneinander schieden. Sie führte ein Heer gegen ihn, England zu erobern war ihr Sinn, doch konnte Henry sie schlagen. Diese Scheidung, hatte also vielen Soldaten ein Opfer gekostet, nach welcher sie sich wieder ihrer Familie im Frankenreich und Aquitanien besann. Das ist nun der Anlass ihrer Gegnerschaft zu England. Sie erhofft durch geschickte Intrigen ihre Kinder von England zu lösen und sie gegen ihren Vater aufzubringen. Die gleichen Interessen verfolgt Philip.
Nun wird es spannend, was die Verhandlungen ergeben und wer mit Frankreich paktiert um die Thronnachfolge in England zu bestimmen, denn die militärische Überlegenheit Englands zu einer möglichen Gegenkoalition ist nicht geklärt.
Aus der Auflösung dieses Gerüchts ist also ein wahres Tauziehen um die Vormachtstellung geworden, in welchem nun einige um eine Frau buhlen. Die Verschwörungsszenerie könnte nicht komplexer sein, denn die Allianzen wechseln minütlich und sogar sekündlich und jeder hat seine geheimen Gründe.
///Live///: " Paris und Bretagne in Koalition gegen London."
...
+++Spoiler+++
Durch die Länge des Spiels wird der gespielten Zeit, welche eine Vielzahl kleinster dynamischer Prozesse enthält, eine höhere Dichte verliehen. Eine Vielzahl von Deutungsmotiven ist enthalten, welche auch von Relevanz bei einer historischen Betrachtung der Begleitumstände ist.
Zusätzlich ist die Fiktion in ihrer Feinheit betrachtet einem möglichen Verlauf in der Realität sehr nahe kommend. Doch seine Auswirkungen auf den Geschichtsverlauf müssen sehr schwach bis nicht vorhanden gewesen sein, denn ich darf das vorwegnehmen, was man in der gespielten Zeit nicht erfahren haben kann:
Es kam wohl zu Intrigen unter den Brüdern gegenüber dem Vater, doch bis auf Geoffrey wurden alle Prinzen von England Nachfolger Henry II. "The Lion in the Winter" deutet es also an wie die Karten verteilt sind und wer mit wem paktiert, doch am Ende der wahren Historie erhält Philip die Hand der Adela.
+++Spoiler+++
Bei der Serie "Rome" habe ich es nie wirklich weit geschafft, obwohl sie nur 2 Staffeln hat, eigentlich will ich sie immer noch zuende schauen, aber "Those about to die" habe ich komplett am Stück durchgeschaut.
Im Gegensatz zu "Rome" hat man hier fast völlig auf detailierte geschichte Fakten verzichtet, weshalb man auch nicht viel falsches erzählen kann, aber dazu später. Der Fokus der Serie liegt hier auch völlig woanders und die Zielgruppe sind keine Geschichtswissenschaftsstudenten oder Latein-Nerds.
Der Rennzirkus im damaligen Rom, das ist wirklich plausibel, wird begleitet von einem riesigen Machtkampf, zwischen den Politikern, denn Rennställen und dem Wettgeschäft. Scheinbar hat man versucht ein "Peaky Blinders" im antiken Rom zu kreieren, doch in der ersten Staffel spielt die Konkurrenz im Wettgeschäft noch keine große Rolle, beschäftigt man sich zuerst mit den Schicksalen der Charaktere.
An vorderster Stelle geht es um die Rivalität innerhalb der flavischen Dynastie. Vespasian (Anthony Hopkins) als Vater von Titus und Domitian, die beide Kaiser werden, wählt er zunächst als Nachfolger seinen Sohn Titus, der sich als Feldherr ausgezeichnet hat. Domitian, der politisch Begabte, ist damit gar nicht einverstanden und versucht seinen Bruder schlecht aussehen zu lassen, trachtet ihm letztendlich nach seinem Leben. Zunächst versucht er unter anderem ihn dadurch beim Volk unbeliebt zu machen, indem er Titus Ehe mit einer jüdischen Adeligen mit dem Namen Tertulla öffentlich anprangert. Die Herkunft Tertullas ist frei erfunden, denn geschichtlich liegt ihre Herkunft im Dunkeln.
Historisch passt aber schon vieles. Es gab da wohl eine Konkurrenz zwischen den Brüdern und man munkelt, dass Domitian seinen Bruder Titus auf dem Gewissen hatte, um selbst Kaiser zu werden. Diese Geschichte so zu erzählen ist legitim, da sich die Erzählung fiktiver Elemente bedient, um Spannung zu erzeugen.
Domitian wird als verkorkste Person gezeigt, verweichlicht und deshalb besonders brutal, einer der gerne Menschen quält und auch sonst inhumane Entscheidungen trifft. Tatsächlich wird auch sein Bruder Titus in der Geschichtsschreibung positiver dargestellt, weil er sofort Hilfsmaßnahmen einleitet, als der Vesuv ausbricht. Domitian sind Titus Wohltätigkeiten ein Dorn im Auge. Er baut lieber, um das Volk mit blutigen Spielen zu unterhalten. Vor der Fertigstellung ist das Kolosseum, das tatsächlich auf ihn zurückgeht. In den letzten beiden Episoden sieht man es in seiner ganzen Pracht, so wie ich es in Dokumentationen gesehen habe.
Kaiserfamilie, Politiker und Patrizier sind sehr engagiert darin unterschiedliche Rennställe zu unterstützen. Es geht um viel Geld, welches in Pferde, Wagen, Fahrer und Wetten investiert wird, leider auch in Sabotage und Mord.
Einer der größten Wettanbieter für Wagenrennen, wie auch Gladiatorenkämpfe, ist Tenax, gespielt von Iwan Rheon, der sich durch GoT in der Rolle als sadistischer Ramsay Bolton für mich unvergesslich gemacht hat. Hier spielt er einen Charakter, der das Herz schon am richtigen Fleck hat, aber die Brutalität des Geschäftes und sein Kindheittrauma haben sein Herz verschüttet. Das entspricht auch dem Charakter von Tommy Shelby (Cillian Murphy) aus Peaky Blinders. Trotzdem ist Tenax Geschichte eine völlig andere. Sie teilen sich also nur das Wesen einer in sich zerrissenen Person. Damit spielt Iwan Rheon mit Tenax einen differenzierteren Charakter als mit Ramsay Bolton in GoT.
Drei Brüder spielen noch eine wesentliche Rolle. Sie kommen aus Spanien nach Rom, um dort ihre andalusischen Pferde an einen Rennstall zu verkaufen und wieder nachhause zurückzukehren. Tenax hat seine Finger im Spiel, denn die Pferde sind außergewöhnlich. Für die Brüder kommt es deshalb anders und ihr Aufenthalt in Rom zieht sich in die Länge. Was viel Ehr verspricht, bringt auch viel Leid für die Brüder mit sich. Die Bewährungsproben könnten einen tödlichen Ausgang finden.
Ein weiteres Feld ist die Sklaverei. Römische Sklavenhändler rauben die Kinder der nubischen Großhändlerin Cala, darunter ihre beiden Töchter Aura und Jula sowie ihren Sohn Kwame. Kwame gerät in die Sklaverei, weil er seine Schwestern befreien will. Sie werden nach Rom verschleppt. Ihre Mutter Cala folgt ihnen, mit viel Geld und Wertgegenständen, um sie in Rom freizukaufen. Cala ist eine gewiefte Geschäftsfrau, aber die Metropole Rom ist nicht Nubien. Ihr Vorhaben scheitert. Um weiterzukommen strebt sie eine Kollaboration mit Tenax an, während ihre Tochter Jula an eine reiche Familie als Bettgespielin verkauft und ihr Sohn Kwame sich in Gladiatorenkämpfe bewähren muss.
Am Ende verstricken sich die Schicksale aller ineinander und die Serie steigert sich hier bis ins melodramatische. Teilweise ist das sehr spannend, an manchen Stellen ist mir das auch ein bisschen dick aufgetragen, wie es halt manchmal in spanischen Serien und Filmen so anklingt. Doch auch damit kann ich leben.
Bemängelt werden historische Ungenauigkeiten, zum Beispiel:
Die Homosexualität Domitians - Man vermutet, dass die Werke von Tacitus und Sueton ihn nur schlecht dastehen lassen wollten, weil Homosexualität in Rom nicht gesellschaftlich akzeptiert gewesen sei.
Die Hungeraufstände - Sie waren eher ein Problem der späten Republik.
Der Thronfolgestreit - Dieser ist nicht gesichert, genauso wenig wie die Verschwörung im Senat.
Die Büsten von Ostia - Kaiser Caracalla und Commodus lebten erst ein Jahrhundert später.
Einen persönlichen Kritikpunkt habe ich aber auch. Mir hätte gefallen, wenn man die Mysterienkulte Roms mehr gezeigt hätte. Es gab zwar einige Schreine und Tempel z. B. die vestalischen Flammenwahrerinnen, aber mir fehlten Mithraskult, Sol Invictus, Esoteriker, Kaiserkult, mal eine Tauroktonie oder eine Isisprozession und viele andere Religionen und Aberglauben, die es im damaligen Rom gab. Im vorchristliche Rom gehörte es zum Schick irgendeinem Kult anzugehören. Die Stadt war ein Schmelztiegel, auch für neu kreierte Kulte.
Ich kann aber auch damit sehr gut leben, weil auf der anderen Seite die Vielfältigkeit von Rom sehr gut gezeigt wird, auch wie die Plebejer in der Subura lebten. Vieles vom Leben ist authentisch dargestellt. Die epischen Kamerafahrten über Rom werden von Folge zu Folge bombastischer, so dass ich mich recht schnell an die komische Farbgestaltung der CGI gewöhnt habe.
Philosophisch oder religiös tiefgründig ist die Serie nun aber nicht, genauso wenig wie es hier um komplexe politische Entscheidungen geht. Die Serie dient der bloßen Unterhaltung. Sie hat Leben in das alte Rom gebracht. Ich hatte meine Freude dran und werte mutig mit 8 Punkten.
Absolut nicht als Ranking zu verstehen, habe ich die Liste nach Gemeinsamkeit geordnet, einfach wegen des interessanten Aspektes.
Weniger Gemeinsamkeiten bieten zwar mehr Konfliktpotenzial, aber sie bieten dafür mehr erfreuliche Zumutungen, so dass ich mit Filmen und Serien konfrontiert werde, die ich sonst nicht gewählt hätte, welche sich aber nach Sichtung als wertvoll herausstellen können. "Zumutung" kann man nämlich auch im positiven Sinne gebrauchen, er steht als pädagogischer Fachbegriff für einen Impuls, die gewohnte Komfortzone zu verlassen, quasi als Aufruf
"Tue das Unerwartete"
Unter dem Strich sind anscheinend abgeschlagen die letzten 4 Kandidaten, doch für mich auch Institutionen bei MP, die ich schon länger kenne und vermissen würde.
90% UbikPlus
81% Miss_Jupiter
78% Jannanas
77% DerDed
76% Intemporel
75% DnaGobbo
74% Yumiko
73% Reli
73% Deciuscaecilius
72% EudoraFletcher68
-----------------------
67% GlorreicherHalunke
67% dazlious
61% The Woman
57% Jelli
Wie ein Wilder Stier
Shaolin Kickers
I, Tonya
Die Indianer von Cleveland
Rocky
Rocky II
Rocky III
Rocky IV - Der Kampf des Jahrhunderts
Der ganz große Traum
Rush - Alles für den Sieg
Staffel 2 ist eine absolute Frechheit. Zuerst zieht es sich ewig hin und es passiert kaum was, Ausnahme Bruderkampf von Aemon und Aegon, auch sieht man wenig von der ganzen Welt und in der letzten Episode wird auf einmal alles hinter dem Ofen hervorgezogen, so dass die große Schlacht mit einem Cliffhanger zur nächsten Staffel endet. Ich vermisse die ganzen Fraktionen mit ihren Personen, die mystischen Orte, die fesselnden Reden, die ausgedehnten Schlachten.
THEY SEE YOU (Originaltitel: The Watchers) ist das Regiedebüt von Ishana Night Shyamalan, der Tochter von M. Night Shyamalan.
Wenn die folgende Kritik auch hart ist, gefallen und unterhalten hat der Film mich schon gut!
Für eine Zoohandlung soll Mina (Dakota Fanning) einen Papagei an den Belfaster Zoo überbringen, doch dann landet sie in der irischen Wildnis, mitten in einem weitläufigen Wald. Das Auto erleidet eine Panne, so dass sie umherirrt, bis sie zu einem seltsamen Unterschlupf kommt, wo schon drei Personen auf sie warten. Aber es gibt eine weitere Präsenz, die sie daran hindert zu flüchten.
Thematisch hat mich der Film mit seinen mythologischen Unterbau und moderaten Horrorelementen angesprochen. Fast hätte man eine Verbindung zu "Herr der Ringe" oder "Game of Thrones" aufbauen können, doch die mythologischen Erklärungen sind wie Lexikoneinträge eingepflegt, die schnell aufgesagt wirken.
Für mich scheitert der Film ein wenig daran, dass die Mythologie nicht überzeugend aus der Fiktion in die Realität übergeht, so dass es noch im Fiktionsvertrag glaubhaft wäre. Optisch aufwendig und authentisch ist zwar die mythologischen Bildsymbolik, doch diese rekurriert auf Quellen und Kunstwerke aus dem Mittelalter. Die pseudo-historischen Mittelalterdarstellungen passen nicht, weil es eben im Mittelalter zwar Märchen über Fabelwesen gab, aber die im Film angesprochene Konflikten nicht für diese Epoche nachgewiesen werden können. Ja selbst Menschen im Mittelalter hätten das nicht mehr geglaubt. Man hätte dafür in die Antike und die frühe Eisenzeit bzw. Bronzezeit zurückgehen müssen, also mindestens 2500 Jahre eher, in das Reich der Sagen und Legenden, eine Epoche für die es zu mindestens glaubhaft erscheint, weil aus dieser Zeit noch mehr solcher Erzählungen stammen. Zum Beispiel sind Siegfried und der Drache zwar im Mittelalter als Nibelungenlied verschriftlicht worden, aber die Legende bezieht sich mit Anteilen auf Epochen die 1000 und 2000 Jahre und weit älter sind, als die Zeit ihrer Verschriftlichung. Für mich als Kundiger in diesem Bereich ist das natürlich absurd zu sehen.
Zwei Filme, die Mythologie besser aus dem Märchen in die Realität übertragen haben, weil sie nicht versucht haben historische Pseudofakten zu schaffen sind "Border" und "Borgman".
Immerhin ist die Erzählung sehr schön pittoresk bebildert mit irischen Landschaften, die man nicht schon in anderen Filmen gesehen hat. Auch gefallen mir die schauspielerischen Leistungen. Im Gegensatz zu ihrem Vater beherrscht Ishana Shyamaln auch die Gestaltung der Spannungsbögen und Tempi besser, so dass keine Langeweile aufkommt. Die retardierenden Momente zeugen davon, dass sie den Aufbau von Erzählungen und der Spannungsarchitektur studiert haben muss.
Offenbar hat Ishana Shyamalan aber das fehlende Talent für Drehbücher geerbt, auch wenn ihr Einstiegswerk sich gefälligerweise von der Wertung bei mir noch zwischen "The Village" und "Sixth Sense" einpendelt, also den für mich akzeptablen Werken.
Ich bin nicht der große Wikinger Fan, denn mein Thema sind eher die Kelten, Franken und Angelsachsen. Deshalb habe ich auch zuerst "The Last Kingdom" gesehen und jetzt einfach mal per Zufall "Vikings Valhalla" angeschaut. Mit Freude habe ich wahrgenommen, dass die Angelsachsen hier auch eine historische Rolle spielen. Historisch korrekt ist hier vieles nicht. Da hat man schon 200 Jahre Geschichte zusammengefasst und sich für Freydis und Leif Geschichten ausgedacht, die man als Prequel zu ihrer eigentlichen sagenumwobenen Fahrt nach Neufundland nun hier erzählt.
Ein starke Rolle spielt in "Vikings Valhalla" das Thema Christianisierung. Genauso große Missverständnisse über die Wikinger - als quasi homogene Ethnie - herrschen im Volksmythos genauso vor wie beim Thema Christianisierung. Die Wikinger waren alles andere als eine homogen kultur, sondern wohl eher ein Verband von vielen unterschiedlichen Volksgruppen, nicht nur aus Skandinavien, sondern auch durchmischt mit Menschen aus dem Mittelmeerraum und weiter, durch den Sklavenhandel der russischen Wikinger und des Söldnertums.
Die Figur der Estrid Haakon, als Herrscherin von Kattegat mit dunkler Hautfarbe zeigt, dass die Wikinger-Welt eben deutlich vielfältiger war, als der Volksmythos seit der Romantisierung von Germanen und Wikingern im 19. Jahrhundert herbeifabulierte. Moderne DNA-Forschungen stützen dies. Sie zeigen, dass die Wikinger unter anderem auch nach Nordafrika und Asien gereist sind. So wird schön angedeutet, dass Harald von Norwegen tatsächlich für den oströmischen Kaiser in Konstantinopel kämpfte. Natürlich haben sie von dort Sklaven und Wissen mitgebracht – aber sich auch verliebt. Auch gab es eine stetige ost-west Völkerwanderung. Wahrscheinlich haben also Menschen mit schwarzer Hautfarbe und anderen ethnischen Herkünften in der Wikinger-Gemeinschaft existiert, wie aber auch in anderen West bzw. Nordeuropäischen Gefilden.
Beim Thema Christianisierung dramatisiert die Serie sehr stark und stützt den Mythos vieler Kirchen- und Religionshasser oder selbsternannten Neo-Heiden. Die Christianisierung lief viel friedlicher ab. Für die damalige Zeit war das Christentum deshalb attraktiv, weil es ärmeren Menschen aus niedrigerem Stand oder Sklaven mehr Rechte zusprach, als die alten paganen Religionen. Aber die Story von "Vikings Valhalla" lässt auch schon erkennen, dass die Christianisierung eher von oben kam, von den Herrschenden mit ihren diplomatischen und politischen Spielchen. Es wurde nicht nur gekämpft und bekriegt, sondern es gab auch Verhandlungslösungen. Soviel Differenzierung lässt aber "Vikings Valhalla" nicht zu, denn dort gibt es überzeichnet böse Christen und gute Pagane und leider nur wenig die Paganismus und Christentum beiderseits tolerieren.
Ausstattungstechnisch und Schauspielerisch fand ich die Serie anspruchsvoll, auch wenn viele Kostüme eher in den Bereich "Game of Thrones"-Fantasiewelten gehören. Aber wer will schon dreckige zahnlose Menschen sehen. Soviel Mittelalter will man sich dann doch nicht zumuten. Dramaturgisch hat auch alles gestimmt. Es wurde nicht versucht den Zuschauer unnötig hinzuhalten.
Es ist eher unwahrscheinlich, dass ich mir die Originalserie "Vikings" anschaue, weil mich die Epoche und Welt nicht so interessiert bzw. weiß ich eben nicht, ob nicht auch in der Originalserie andere Kulturen wie Griechenland, Syrakus oder Russland zu sehen sind.
Da bin ich nach einer Staffel plus 5 Episoden aus der zweiten Staffel doch sehr enttäuscht.
Bei "Game of Thrones" war ich von der ersten Staffel an gepackt, auch weil ich mehr Teile der Welt und mehrere Fraktionen kennenlernen durfte. Es gab ja parallele Handlungen in allen Teilen dieser Welt. Ein Bruch, den ich kaum verkraftet habe, ist die Auswechslung der Hauptdarstellerin Milly Alcock. Die Darsteller:innen finde ich zwar alle recht interessant, vor allem Eve Best als Prinzessin Rhaenys, aber ich wundere mich, warum die Serie auf so viele Punkte kommt. Die Story ist mir zu eindimensional, es wird mir zu wenig geboten. Da ist kein Abenteuer. Würde man die Welt nicht aus GoT kennen, dann wäre das hier ein mieses Worldbuilding, wie im Sandkasten.
Es wird hier meiner Meinung nach auch viel zu sehr hinter dem Berg gehalten und man kommt sich vor, wie bei einem Abzählreim, wer als nächstes stirbt. Das war das Erfolgsrezept von GoT, aber dort sind halt viele unterschiedliche Charaktere schnell gestorben oder ganze Familien an einem Stück. Es war anders, hier denke ich, dass man den Zuschauer hinhalten will.
Das mag ich gar nicht.
Für mich der beste Teil was die audiovisuelle Präsentation angeht. Die anderen haben mich nicht erreicht.
Mit New York als Setting ist natürlich auch viel mehr Kulisse geboten, doch mich fesselt schon die ganze tranquille Inszenierung am Anfang und dazwischen, von der Stille zum Krach, vom Hochtempo zum Stillstand. Ähnlich wie damals beim legendären "Cloverfield", lässt es sich nicht voraussagen, wann es passiert und es die ersten Opfer gibt. "Cloverfield" wird für mich hier überholt und man merkt, dass es es kein found-footage braucht. Man hat hier bloß das Rezept der Vorgänger auf die Spitze getrieben und veredelt mit einer Mega-Kulisse.
Alien-Monster, die neben einem stehen während man versucht seinen Atem und sein Herz anzuhalten, damit das Herzklopfen nicht wahrgenommen wird, das ist schon ein kleiner Nervenkitzel. Es gibt Massen an Toten, aber im Nachhinein fällt mir auf, dass man keine Tötung gesehen hat. Flucht in die U-Bahn, doch nirgends ist man sicher. Nirgends?
Wie gelungen ist doch dieses Marionettenspiel im Theater in Szene gesetzt, eine Perle des Filmhandwerks in einem Blockbuster. Viele ausgezeichnete Szenenbilder, Zwischenmenschlichkeit, ein perfektes Tempospiel, sind Kriterien, die der Horror-Thriller-Fan nicht unbedingt braucht, die hier quasi Perlen vor die Säue sind.
Und gefallen hat mir der süße trainierte Kater, der mich an meine liebe Katze erinnert hat. Interessant wie lange er sich herumtragen lässt.
1931 M - Eine Stadt sucht einen Mörder (Fritz Lang)
1958 Mädchen in Uniform (Géza von Radványi)
1981 Christiane F. (Uli Edel)
1981 Das Boot (Wolfgang Petersen)
1982 Fitzcarraldo (Werner Herzog)
1984 Paris, Texas (Wim Wenders)
1995 Schlafes Bruder (Joseph Vilsmaier)
2018 Werk ohne Autor (Florian Henckel von Donnersmarck)
2019 Systemsprenger (Nora Fingscheidt)
2022 Im Westen nichts neues (Edward Berger)
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Es war ein zähes Ringen und dabei haben folgende leider keinen Platz gefunden:
1924 Der letzte Mann (F. W. Murnau)
1972 Aguirre (Werner Herzog)
1974 Angst essen Seele auf (Rainer Werner Fassbinder)
1979 Nosferatu (Werner Herzog)
1987 Der Himmel über Berlin (Wim Wenders)
1993 Stalingrad (Joseph Vilsmaier)
1998 23 - Nichts ist so wie es scheint (Hans Christian Schmid)
1999 Bang Boom Bang (Peter Thorwarth)
2001 Lammbock (Christian Zübert)
2001 Das Experiment (Oliver Hirschbiegel)
2003 Good Bye, Lenin! (Wolfgang Becker)
2004 Gegen die Wand (Fatih Akin)
2004 Bergkristall (Joseph Vilsmaier)
2008 Der Baader Meinhof Komplex (Uli Edel)
2019 Pelikanblut (Katrin Gebbe)
2019 Der goldene Handschuh (Fatih Akin)
2021 Ich bin dein Mensch (Maria Schrader)
2023 Roter Himmel (Christian Petzold)
Der Trailer hat mir mehr Lacher versprochen und die zwei drei Scherze unter der Gürtellinie haben mich auch auch erreicht. Bewundert habe ich an diesem Film das CGI-Setting, das sehr nach KI aussah, aber einfach brillant und farbenfroh, in jeder Hinsicht.
Die Story... okay ich spreche lieber über etwas anderes...
Jella Haase finde ich ich visuell schon sehr traumhaft (abzüglich dümmliches Verhalten) und sie hat mir im Prinzessinnen-Kostüm genauso gut gefallen, wie in der Ritterrüstung. Da schlägt sie Millie Bobby Brown, welche in "Damsel" eine ähnlich opulentes Fantasy-Programm bewältigen hatte. Doch "Damsel" ist einfach mehrere Stufen besser, was die Spannung und Kämpferei betrifft. Millie Bobby Brown ist die bessere Amazone, wobei ich Chantals Filter-Attacke auf den Drachen sehr geil gefunden habe. Der emanzipatorische Aspekt bei Chantal ist aber deutlich ein Niveau-Limbo.
"Chantal im Märchenland" ist wieder einmal der Versuch einer Satire auf das deutsche Prekariat, aber es ist fast als hätte man eine Episode von "Fack ju Göhte" zu einem Film aufgebläht. Irgendwie ging es vorbei. Nochmal, ich war überrascht über das gelungene Setting und ich mag Jella Haase einfach gerne sehen.
Die ganze Grundschule, jedes Klassenzimmer, hat in der letzten Schulwoche "Ein hoch auf uns" gesungen. Als es im Abspann kam, erinnerte ich mich an diese besondere Zeit. An meiner Gemeinschaftsschule mit Teenagern, wird gar nicht gesungen, höchstens von der Schulband. Die Musik war Indi-Pop-Rock, Singer Songwriter und typische Fußballsongs. "Eisern Union" von Nina Hagen, das berührt mich von den Stadionliedern schon sehr, aber auch der Song vom 1. FC Köln. Trotzdem ist mein Verein, der meiner Heimatsstadt Saarbrücken.
Musikalisch hat also alles für einen Feel-Good Movie gepasst. Die Eltern sind Generation Y und müssen einen Inklusions-Fall in der Familie bewältigen. Das ist kein Wunschkind, denn es ist sehr anstrengend. Jederzeit kann es ausflippen und ist kaum zu beruhigen. Die Diagnose beruhigt ebenfalls nicht, auch wenn das Kind wohl eine Inselbegabung in der Astrophysik hat. Das ist zwar sehr Klischeehaft, aber es zieht, denn fast wie eine Antithese zur Wissenschaft erscheint da der Aspekt mit dem Fußball, einem rohen Sport, bei dem Fan-Kultur nicht zwangsläufig an das Verstehens des Spiels gekoppelt ist.
Der Film vermittelt eine Message von Inklusion und ist natürlich gegen jede Form von Diskriminierung ausgerichtet. Dafür sorgt der 10-jährige Autist mit seinem Anspruch. Trotzdem bekommt er einen Panikanfall in der Dortmunder Südwand als die Becher fliegen und Bier auf ihn herabregnet. 56 Vereine aus drei Ligen in Deutschland will er besuchen, um herauszufinden von welcher Mannschaft er Fan wird. Sein Kriterienkatalog ist natürlich crazy, wobei ich verstehe, wenn er Wert darauf legt, dass das Stadion barrierefrei ist und die Organisation der Spiele nachhaltig. Wenn die Spieler aber zu viele verschiedene bunte Schuhe anhaben oder sich im Kreis versammeln, dann verliert er die Nerven.
Am Ende ist es aber auch eine Geschichte über einen Vater, der seinen Sohn kennenlernen muss, weil er sonst immer das Geld heranschaffen musste und er nicht ahnte, welche Arbeit seine Frau mit seinem Sohn hat.
"Wochenendrebellen" bietet also auch Perspektivwechsel an, zwischen Vater und Mutter, aber auch zwischen Vater und Sohn bzw. zwischen einem besonderen Menschen und den anderen Individuen.
Nach diesem Film haben viele Vereine reagiert und einen Ruheraum eingeführt für den Notfall oder spezielle Lounges, wie etwa bei der Arminia Bielefeld.
Das Thema wurde vor 11 Jahren ausgezeichnet von der Serie "Black Mirror" in Staffel 2, Episode 1 – Wiedergänger behandelt: Martha (Hayley Atwell) bekommt das Angebot, ihren verstorbenen Mann (Domhnall Gleeson) mithilfe einer AI-Technologie wieder zum Leben zu erwecken.
Die ersten 2. Staffeln blieben in Deutschland unbemerkt, aber diese 6 Episoden hatten es alle in sich, wobei einige ihrer Zeit voraus waren, quasi prophetisch futurologisch. Jetzt kommt eine Doku und will bei einem Thema abräumen, wo "Black Mirror" vor 11 Jahren ehrlich gesagt gezeigt hat, wo der Hammer hängt. Seit ein zwei Jahren spricht alles von AI/KI und "Black Mirror" knallte einem das Thema schon vor 11 Jahren vor den Latz, als social networks gerade die Säuglingsphase hinter sich hatten. Was hat KI mit social networks zu tun? Ganz klar: Wenn man eine künstliche Intelligenz erschaffen will, die menschliche Eigenschaften hat, dann sind social networks die besten Informations-Claims.
Bin mal gespannt, welchen Mehrwert die Doku hier bringt.
🎥 DER ZOPF (La Tresse)
2024 ‧ Drama ‧ 2 h 10 min
"Der Zopf" (frz. La Tresse) handelt von den drei starken Frauen Smita, Giulia und Sarah, die auf drei verschiedenen Kontinenten, in ganz unterschiedlichen Kulturen leben. Die Umweltbedingungen und ihr Tagwerk könnten unterschiedlicher nicht sein und dennoch teilen sie auf ihrem Leidensweg die gemeinsame Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmung.
Die besondere Erzählstruktur ist allegorisch, am Titel orientiert, ineinander verflochten.
Meine vollständige Rezension ohne Handlungsspoiler:
https://ouroborosforum.wordpress.com/2024/06/15/derzopflatresse/
Wer dieses dokumentarisch anmutende Kammerspiel - im Prinzip eine Rekonstruktion des echten Falls - genießen will, sollte vorher eher möglichst wenig wissen, weil der Reiz daran ist, dass man nicht weiß, warum das FBI bei dieser jungen Frau auftaucht, die es auch in echt gibt. Mir hat das geholfen, mich in ihre Situation zu versetzen. Hintergrund ist ein reales historisches Ereignis in der neueren Zeitgeschichte der USA unter der Regierung Trump. In meinen Augen handelt es sich um eine große Ungerechtigkeit.
Seit den ersten zwei Filmen von "Ghost in the Shell" habe ich keinen Film mehr gesehen, der soviel Zukunftstechnologien vorstellt und so ausgezeichnet inszeniert ist. Der Animationsstil mag eine niedrige Framerate und reduzierte Details haben, doch die Perspektiven, Szenenbilder und pseudo Kamerafahrten lassen einen vergessen, dass es sich um gröbere Animationen handelt. So mancher Realfilm steht da für mich weit zurück. Philosophisch besitzt er weit weniger Tiefe als "Ghost in the Shell" und poetische-kontemplative Momente auch nicht, aber die Dichte packt einen dann schon. Auch geht er das Thema Transhumanismus und KI ganz interessant an. Eine Serie würde ich sehr begrüßen, doch diese Geschichte ist abgeschlossen.
"Ich Capitano" ist ein sehr guter Film geworden, mit poetischen Momenten, aber auch Szenen menschlicher Niedertracht, quasi die Hölle auf Erden. In diesem Wechselspiel von Grauen und Humanität gibt es viele authentische Momente. Und auch mir ist es aufgefallen, dass ihre Heimat völlig okay ist, eine wo sie nicht hungern und dürsten mussten, Bildung erlangen konnten und ein friedliches Leben leben konnten. Das scheint wie eine Bestätigung für jene, die glauben, dass sich alle Geflüchteten leichtfertig auf den Weg machen. Hier mag es so sein, aber der Weg durch Wüste und Mittelmeer ist gepflastert mit Leichen, von vielen Menschen, die einen Ausweg aus dem Leid suchten.
Drei Wochen habe ich nun mit mir gerungen, ob ich eine ausgefeilte Analyse zu diesem Serienerlebnis schreibe, denn das historische-politische Thema hat mich gereizt. Schließlich habe ich mit 8,5 Punkten eine hohe Wertung abgegeben. Man müsste also davon ausgehen, dass es hier viel zu berichten und zu analysieren gäbe. Ich fasse mich nun kürzer, weil mir ein Quäntchen gefehlt hat, um mich für mehr anzutreiben. Ich empfand den größten Teil der Serie als sehr depressiv. Es wird eine üble Welt gezeigt ohne Moral. Sehenswert ist es trotzdem, aber es hellt die Stimmung nicht auf.
###SPOILER-WARNUNG###
„The Americans“
Es ist das Jahr 1981, im ersten Jahr der Präsidentschaft Ronald Reagans. Es ist die Zeit, als der Kalte Krieg seinen Höhepunkt erreichen sollte.
Elizabeth und Philip leben mit ihrer Tochter und ihrem Sohn in einem schicken Einfamilienhaus im Speckgürtel von Washington. Bei ihnen sieht es aus, wie bei einer ganz normalen amerikanischen Familie, die ihren „American Way of Life“ lebt. Doch Elizabeth und Philip sind Sowjet-Russen, die vor 20 Jahren vom KGB zwangsverheiratet und als Ehepaar eingeschleust wurden, um für ihr Land Spionage, Sabotage und Auftragsmorde auszuführen. Sie sprechen perfekt Englisch. Beide sehen nicht russisch aus, sie trägt die schönste Mode und sieht dazu noch aus wie ein Model. Elizabeth, gespielt von Keri Russel – damals Anfang 40, trug Outfits, die ich jede Minute genossen habe.
Ein dramaturgischer Aspekt ist, dass ihre beiden Kinder nicht die geringste Ahnung haben, dass ihre Eltern nicht wirklich ein Liebespaar sind. Eine Entwicklungsgeschichte dahingehend gibt es aber. Außerdem betreiben sie ein Reisebüro, das fast ohne sie läuft, durch ihre Angestellten. In der gewonnenen Zeit gehen sie ihrer Spionage-Tätigkeit nach. Ein weiterer dramaturgischer Aspekt ist, dass die Tochter bemerkt, dass etwas nicht stimmen kann, was dazu führt, dass die Eltern kreativ werden, wie sie nun ihrer Tochter beibringen, welche gute Taten sie vollbringen für die UdSSR.
Das mutet häufig sehr seltsam an, denn während sowohl die Eltern, als auch die Kids alle Vorzüge der vielkritisierten kapitalistischen Gesellschaft der USA wahrnehmen, kommen vor allem Elizabeth nie Zweifel auf, dass es in Russland nicht gerade zum Besten bestellt ist. Gleich wie gut der Lebensstandard im heutigen Russland ist, so drastisch elend war er in der Sowjetunion. Es mangelte an allem was zur Bedürfnisspyramide dazugehört. Luxus gab es nur für die Parteibonzen, Kulturbedürfnisse konnte man nur eingeschränkt befriedigen, aber am schlimmsten war der Hunger. Die Sowjetunion war damals auch vergleichbar mit dem dritten Reich, wenn es um Denunziation ging.
Die Aufträge des Ehepaars Jennings lauten Spionage, Sabotage und Mord. Dazu sind sie bereits notfalls mit ihren Opfern Sex zu haben bzw. sie sogar zu heiraten und Kinder zu haben. Ständig sind sie in anderer Verkleidung unterwegs, so dass sie nicht nur ein Doppelleben führen, sondern teilweise 3 Identitäten leben.
Insgesamt fokussiert die Erzählung die Entwicklung der beiden Kinder Henry und Paige. Vorallem Paiges Entwicklung bringt vom Kind zur jungen Frau bringt die meisten Aspekte mit ein. Immer wieder erfährt man auch biografische Daten von Elizabeth und Philip, weshalb man auch ihr Seelenleben erfassen kann. Dabei erfährt man, dass sie ein armes Russland verlassen haben und glauben, dass in Russland jetzt alles besser ist. Dabei waren sie 20 Jahre schon nicht mehr in Russland und ohne westliche Propaganda zu berücksichtigen, kann man sagen, dass sie ahnungslos sind, wie arm ihr Land ist und wie man dort mit Menschen umgeht. Sie selbst leben in einer wohlhabenden Situation, finanziert durch den sowjetischen Staat.
Sind die Kinder anfangs ahnungslos, beginnt Paige an ihren Eltern zu zweifeln, aufgrund derer häufiger plötzlicher Abwesenheit. Schließlich wartet man sehr lange darauf, dass die Eltern Paige aufklären, jedoch nicht über die volle Wahrheit. Paige weiß zwar, dass ihre Eltern für Russland geheime Aufträge erfüllen, sie denkt positive, aber sie weiß nicht, dass die Eltern auch moralisch fragwürdige Aufträge bekommen und dabei Menschen töten. Sie weiß nicht, dass ihr Vater eine andere Frau namens Martha geheiratet hat, mit dieser Sex hat, um Geheimnisse vom FBI-Büro zu erhalten. Genauso ist ihre Mutter unterwegs. Sie hat auch Sex mit verschiedenen Personen, die sich aushorcht oder manipuliert.
Entgegen des Versprechens niemandem etwas zu erzählen, vertraut sich Paige Pastor Tim an. Der behält die Sache für sich, doch eine Zeit lang fragt man sich, ob Elizabeth und Philip ihn nicht beseitigen werden. Schließlich erlebt Paige erlebt ihre Mutter als eiskalte Killerin, als beide auf dem Nachhauseweg von Räubern überfallen werden. Elizabeth wehrt die Räuber nicht nur mit ein zwei Kombos ab, sondern sie tötet einen auf der Stelle mit einem Kehlenschlitz. Das traumatisiert Paige nachhaltig.
Als Zuschauer leidet man praktisch mit, wie die gerechtigkeitsliebend und wahrheitsliebende Paige Stück für Stück desillusioniert wird.
Es gibt regelmäßig Momente, wo man bemerkt, wie die Eltern für einen kurzen Moment darüber nachdenken, was sie ihrer Tochter gefühlsmäßig angetan haben. Ein wesentlicher Moment ist, als Paige Seiten aus dem Tagebuch Pastor Tims fotografiert hat und sie ihren Eltern vorstellt, woraus ersichtlich wird, dass Pastor Tim an Paige bemerkt, dass sie verstört sei. Der Zuschauer kann das deutliche erkennen. Doch es dauert nur wenige Momente, dann verdrängen die Eltern ihre Gedanken wieder, dass das eigentlich nicht gerecht ist. Philipp trägt seine Zweifel länger aus als Elizabeth, die sich immer wieder motiviert Paige weiter abzuhärten, in dem sie ihr mehr zumutet und ihr Kampftechniken beibringt.
Gleichzeitig kommt die Frage auf, ob Philip und Elizabeth nicht den Spionage-Job an den Nagel hängen und mit ihren Kindern in die Sowjetunion zurückkehren. Wie es dort in dieser Zeit zugeht sieht man am Schicksal von Oleg.
Die UdSSR hat in ihrer Endphase ein trauriges Bild abgegeben. Technisch, wirtschaftlich und sozial waren sie so rückständig, dass viele Menschen hungerten, obwohl dieses riesige Land sehr viele Ressourcen hatte. Es war die schlechte Organisation, die korrupten Strukturen, der Wille zu einer Planwirtschaft, die ihre Ziele verfehlte. Nur die Zahl der Atomraketen nötigte der westlichen Welt noch Respekt ab. Jeder wusste wieviel Armut in der Sowjetunion herrschte und es war nur eine Frage der Zeit bis das Volk unter Gorbatschow die Revolution wagte. Kaum war die Sowjetunion aufgelöst und nur noch die GuS-Staaten erinnerte an den ehemaligen Riesen, machten sich die ehemaligen Satellitenstaaten des Ostblocks bzw. Kolonien aus dem Staub. Und sie wollten nie wieder zurückkehren. Minderheiten in den jeweiligen Ex-Sowjet-Kolonien wollen zurück nach Russland und sie werden durch einen ehemaligen KGB-Offizier dabei unterstützt. Die Rückkehr zur Sowjetunion, davor kann einem nur das Grausen kommen.
Zurück in das Jahr 1981 und zu Präsident Ronald Reagan, der vom Ehepaar Jennings als dummer Schauspieler diskreditiert wird.
„Reagans Außenpolitik wurde als „Frieden durch Stärke beschrieben. Sie war geprägt von seiner antikommunistischen Haltung. Reagan wollte die Welt nach seinen Vorstellungen von Freiheit und Demokratie formen. Als professioneller Schauspieler war er telegen und er gewann mit herausragender Rhetorik die Herzen und Gefühle vieler Amerikaner das „Reich des Bösen“, ideologisch und militärisch zu übertrumpfen.
Er gab die Entspannungspolitik seiner republikanischen Vorgänger Nixon und Ford auf, da die massive Überlegenheit der Sowjetunion bezüglich konventioneller Waffensysteme nach seiner Auffassung die Wiederherstellung der gleichen militärischen Stärke der beiden damaligen Supermächte notwendig machte.“
– KI-Produkt, Gemini
Was ich als 8-jähriger Junge aus den Nachrichtensendungen Anfang der 80er mitnahm war der Nicaragua Contra-Krieg. Die Medien hierzulande stellten als es Kampf gegen Drogenbarone und die Sandinisten-Diktatur. Dann bekam ich natürlich mit, dass alle aufrüsteten, auch das sog. Star-Wars-Programm SDI, fast ein Atomkrieg ausbrach und Rocky den Boxer Drago besiegt hat und Mathias Rust mit einer Cessna auf dem Roten Platz gelandet war, nachdem er unter dem russischen Radar durchflog.
Themen, die von „The Americans“ behandelt werden sind u.a. SDI, Nicaragua, Olympia, The Day After, atomarer Fehlalarm, Doppelagenten beim FBI und dem KGB, Stealth Bomber Technik, Biowaffenforschung, Super-Weizen, Dtjakowo-Massaker und der Kampf der UdSSR gegen sich selbst.
Insgesamt fokussiert die Erzählung die Entwicklung der beiden Kinder Henry und Paige. Vorallem Paiges Entwicklung bringt vom Kind zur jungen Frau bringt die meisten Aspekte mit ein. Immer wieder erfährt man auch biografische Daten von Elizabeth und Philip, weshalb man auch ihr Seelenleben erfassen kann. Dabei erfährt man, dass sie ein armes Russland verlassen haben und glauben, dass in Russland jetzt alles besser ist. Dabei waren sie 20 Jahre schon nicht mehr in Russland und ohne westliche Propaganda zu berücksichtigen, kann man sagen, dass sie ahnungslos sind, wie arm ihr Land ist und wie man dort mit Menschen umgeht. Sie selbst leben in einer wohlhabenden Situation, finanziert durch den sowjetischen Staat.
Sind die Kinder anfangs ahnungslos, beginnt Paige an ihren Eltern zu zweifeln, aufgrund derer häufiger plötzlicher Abwesenheit. Schließlich wartet man sehr lange darauf, dass die Eltern Paige aufklären, jedoch nicht über die volle Wahrheit. Paige weiß zwar, dass ihre Eltern für Russland geheime Aufträge erfüllen, sie denkt positiv, aber sie weiß nicht, dass die Eltern auch moralisch fragwürdige Aufträge bekommen. Sie weiß nicht, dass ihr Vater eine andere Frau namens Martha geheiratet hat, mit dieser Sex hat, um Geheimnisse vom FBI-Büro zu erhalten. Genauso ist ihre Mutter unterwegs. Sie hat auch Sex mit verschiedenen Personen, die sich aushorcht oder manipuliert.
Entgegen des Versprechens niemandem etwas zu erzählen, vertraut sich Paige Pastor Tim an. Der behält die Sache für sich, doch eine Zeit lang fragt man sich, ob Elizabeth und Philip ihn nicht beseitigen werden. Etwas wird getan. Schließlich erlebt Paige ihre Mutter als eiskalte Killerin, als beide auf dem Nachhauseweg von Räubern überfallen werden. Elizabeth wehrt die Räuber nicht nur mit ein zwei Kombos ab, sondern sie tötet einen auf der Stelle mit einem Kehlenschlitz. Das traumatisiert Paige nachhaltig.
Als Zuschauer leidet man praktisch mit, wie die gerechtigkeitsliebend und wahrheitsliebende Paige Stück für Stück desillusioniert wird.
Es gibt regelmäßig Momente, wo man bemerkt, wie die Eltern für einen kurzen Moment darüber nachdenken, was sie ihrer Tochter gefühlsmäßig angetan haben. Ein wesentlicher Moment ist, als Paige Seiten aus dem Tagebuch Pastor Tims fotografiert hat und sie ihren Eltern vorstellt, woraus ersichtlich wird, dass Pastor Tim an Paige bemerkt, dass sie verstört sei. Der Zuschauer kann das deutlich erkennen. Doch es dauert nur wenige Momente, dann verdrängen die Eltern ihre Gedanken wieder, dass das eigentlich nicht gerecht ist. Philipp trägt seine Zweifel länger aus als Elizabeth, die sich immer wieder motiviert Paige weiter abzuhärten, in dem sie ihr mehr zumutet und ihr Kampftechniken beibringt.
Gleichzeitig kommt die Frage auf, ob Philip und Elizabeth nicht den Spionage-Job an den Nagel hängen und mit ihren Kindern in die Sowjetunion zurückkehren. Wie es dort in dieser Zeit zugeht sieht man am Schicksal von Oleg. Dagegen wirken die beiden vorgesetzten Offiziere von dem Agenten-Ehepaar. Sie treffen sich immer wieder mit ihnen, vergeben neue Aufträge oder frischen die Sowjet-Doktrin auf.
Die UdSSR hat in ihrer Endphase ein trauriges Bild abgegeben. Technisch, wirtschaftlich und sozial waren sie so rückständig, dass viele Menschen hungerten, obwohl dieses riesige Land sehr viele Ressourcen hatte. Es war die schlechte Organisation, die korrupten Strukturen, der Wille zu einer Planwirtschaft, die ihre Ziele verfehlte. Nur die Zahl der Atomraketen nötigte der westlichen Welt noch Respekt ab. Jeder wusste wieviel Armut in der Sowjetunion herrschte und es war nur eine Frage der Zeit bis das Volk unter Gorbatschow die Revolution wagte. Kaum war die Sowjetunion aufgelöst und nur noch die GuS-Staaten erinnerte an den ehemaligen Riesen, machten sich die ehemaligen Satellitenstaaten des Ostblocks bzw. Kolonien aus dem Staub. Und sie wollten nie wieder zurückkehren. Minderheiten in den jeweiligen Ex-Sowjet-Kolonien wollen zurück nach Russland und sie werden durch einen ehemaligen KGB-Offizier dabei unterstützt. Die Rückkehr zur Sowjetunion, davor kann einem nur das Grausen kommen.
Erschwert wird das Leben des Agenten-Ehepaars, dass ein neuer Nachbar auftaucht, der beim FBI arbeitet. Dieser führt auch ein Doppelleben, weil er eine russische Agentin namens Nina auf seine Seite ziehen will. Er ist verliebt, aber er nutzt sie auch aus um an Informationen aus dem KGB Hauptquartier in Washington DC, genannt Residentur, zu erhalten. Die Rezidentura ist Teil der sowjetischen Botschaft und gilt offiziell als das sowjetische Kulturministerium. Der Einblick in die Arbeitsweise war dann auch sehr interessant. Das Schicksal der Nina hat mich am meisten erschüttert.
Fazit
Mein Geschreibsel ist ein wenig ungeordnet und es fehlt sich viel, doch insgesamt kann ich sagen, dass die Serie mich eine Woche lang in Atem gehalten hat. Mir wurde nie langweilig. Ich bin nur zwei Mal eingeschlafen, weil ich einfach Müde war, aber schließlich war es eine packende Geschichte mit einem natürlichen Ende.
Die Serie ähnelt mit ihren vielen zeitgeschichtlichen Einwürfen der Serie „Mad Men“, doch fand ich das besser umgesetzt. Für Menschen, die über die 80er Jahren nicht wissen bzw. sie nicht miterlebt haben, ist die Serie ideal, um neuere Geschichte etwas näher zu bringen.
Für mich war es auch ein wichtige Frage, ob die Sowjetunion in ihrer Beschreibung fair behandelt wurde. Das habe ich als richtig empfunden. Insbesondere die Behandlung des Themas des Djtakowo-Massakers fand ich von moralischer Seite spannend. Der Auftrag für das Ehepaar lautete eine Volksverräterin zu töten, die den Nazis geholfen hat Sowjets zu erschießen und dann in die USA geflohen ist. Bei diesem Auftrag müssen sich die Jennings Fragen stellen, deren Antworten sie finden, wenn sie ihre eigene Situation am Ende reflektieren müssen. Die entscheidende große Frage lautet hier nämlich:
Welche Perspektive auf eine Sache ist einem gegeben worden? Kennt man die ganze Wahrheit und erkennt man überhaupt seine eigene Rolle in dem Spiel, das mit einem gespielt wird?