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Alle Kommentare von OUROBOROS

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    Wow, das könnte mal nach langer Zeit wieder ein Film für mich werden, der Liebesbeziehungen realistisch darstellt, wie sie in der heutigen Postemanzipation geführt werden, aber vor dem Hintergrund von Schicksalsschlägen.

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      OUROBOROS 07.01.2025, 20:53 Geändert 07.01.2025, 21:12

      Ich bin dem ZDF dankbar für diesen Film in der Mediathek: noch bis 29.01.25

      https://www.zdf.de/filme/spielfilm-highlights/pleasure-100.html

      Was Pornographie betrifft, da kenne ich mich aus, also kannte ich auch alle Darstellerinnen. Das Problem ist nur, dass ich gerade diese Darstellerinnen , Studios (Kink etc.) und Spielarten nicht mag.

      Es gibt da sehr viel Make-Up, für mich auf einer Skala bis 10 etwa 8 Punkte. 10 Punkte sind die Studios bei denen es noch falsche Brüste und dick aufgespritzte Lippen gibt. Hier war es mir aber trotzdem noch viel zu viel.

      Leider bildet der Film für mich nur das ab, was ich sowieso nicht mag. Gut erkennen konnte man das Studio "Kink" mit seinem Bondage Programm. Dort ist SM angesagt, aber wie man im Film sieht, noch recht moderat bzw. ist es das Studio, das wirklich darauf achtet, dass die Darstellerinnen das wirklich wollen. Ich kann Unterwürfigkeit weder bei mir noch bei meiner Partnerin als angenehm empfinden, aber wenn jemand das so liebt, warum nicht. Ich muss da jetzt auch keine psycho-sexuelle Debatten anfangen. Ich habe ein Paar unter meinen Bekannten, von denen wollte ich herausfinden, warum sie so sind. Das brachte nichts. Sie sind keine dummen oder verrückten Menschen, ganz lieb, im normalen Leben sympathisch. Ich will nicht eine Küchen-Diagnose fällen, dass sie etwa krank sind. Ihre Rollenspiele finde ich aber sehr cool, die mag ich z. B. Sexy Typ/Frau im Bahnabteil, Lehrer/Schüler, Stiefschwester, zwei Jogger im Wald, Umkleidekabine.... Also ließ ich das sein, bevor ich sie krank nenne.

      Übrigens hat der Film eine Stelle, wo darüber gewitzelt wird, dass sie deshalb Pornodarstellerin werden wolle, weil ihr Vater sie als Kind missbraucht hat. Es ist nicht wahr, es ist Küchen-Psychologie. Wenn der Job als Pornodarstellerin Spaß macht, muss man da nichts psycho-sexuell hinterfragen. Es ist wohl eher ein moralisch-ethische Frage, wie man dazu steht.

      Aber diesen Brutalsex mit Deep-Throat bis zum Kotzen, regelrecht verprügeln, was die Protagonistin Bella im Film abbrechen wollte, da denke ich, dass ein Maß überschritten ist. Bella konnte nicht abbrechen. Sie war von 3 Männern gefangen, in der Mangel, völlig verängstigt. Ich habe solche Filme schon gesehen. Ich finde das ernsthaft krank. Und es gibt noch viel schlimmeres, was gefilmt wird. Das in "Pleasure" Gezeigte war mir aber schon zu viel. Ich habe mit Bella mitgelitten. Es war fürchterlich.

      Ihr Manager hatte aber Recht, dass sie sich vorher hätte informieren sollen. Ich meine, ich kenne das Spektrum, aber sie hatte 0 Ahnung. Vielleicht braucht es da bessere Manager, die das gleich am Anfang sagen, denn so ist das gefährlich, denn sie irrt auf diese Weise umher. Den interracial BBC Akt kann ich auch nicht nachvollziehen. Sie machte das nicht, weil es ihr gefiel. Das konnte man sehen - selbst wenn es geschauspielert war. Es war also wollte sie eine Highscore knacken. Sie schafft es dann in die Edelabteilung, aber das ist mir dann genauso künstlich. Das mag schemenhaft ästhetisch sein, aber die Natur turnt mich mehr an.

      Mein Verlangen geht eher in Richtung Amateur-Darstellerinnen und Amateurstudios bzw. Studio oder Einzelfilmern (ATK-Girlfriend). Und ich behaupte differenzieren zu können ob eine Frau oder ein Mann tatsächlich Spaß hatten. Es gibt da sehr viele Unterschiede und natürlich sind die Filme, bei denen beide Spaß haben schwerer zu finden und auch in einem bestimmten Segment. Aber auch bei Amateuren gibt es Überschminken, Brutalsex etc. Man muss die Studios kennen und sich Film anschauen, bevor man sich bewirbt.

      Es gibt auch interessante Studios, nicht unbedingt Lustery - finde ich schlecht gefilmt - bei denen man sieht, dass es Spaß macht und es gibt auch wenig Schnitte und wenig Schauspiel. Teilweise merkt man, dass Darsteller und Darstellerinnen Lieblingspartner haben und sich freuen, wenn sie sich wiedersehen. Es gibt schon unterschiedliche Porno-Communities, aber die guten sind keine der Big Studios. Häufig sind es einfach Ehepartner, die die Kamera ausgepackt haben, wie bei ImMeganLive der hübschen 50-jährigen mit ihren Roleplays oder die deutschen Pornfluencer YOUNGCOUPLE, von denen es sogar eine Doku gibt. Da ist nicht zwanghaftes, da ist Zärtlichkeit, wobei ich die beiden ein bisschen zu bieder finde, da ohne Rollenspiele. Es ist zumindestens ein leicht positives Beispiel für Porno auf realistischem Niveau. Da wird auch kein Jugendlicher verdorben oder fehlgeleitet.

      Ich fände es wichtig, wenn im Sexualkundeunterricht das Spektrum gezeigt würde, im Internet. Mittlerweile hat unsere Schule überall Smartboards. Die Frage ist nur, wann man damit anfängt. Legal wäre es erst ab 18 sowas zu zeigen, aber die Kids fangen schon mit etwa 12 damit an und das die Realität der man begegnen muss!

      Die Mädels im Film hätte ich zwar nicht von der Bettkante geschubst im realen Leben, aber im Film verschmähe ich sie aus oben genannten Gründen: übertriebene Unnatürlichkeit. Ich suche lange bis mir etwas gefällt und ganz selten ist mal eine dabei, die vom Typ so ist, dass ich sie nie vergessen werde bzw. nicht die Lust verliere. Da gibt es in 38 Jahren schon eine Reihe. Bevor man mir vorwirft ich würde nur die Schönste der Schönsten suchen und optimieren, im Prinzip die Rosinen rauspicken, dann muss ich sagen, dass mein Geschmack sehr individuell ist und so manche keine Misswahl gewinnen würde. Es geht nicht um das Superlativ der Massen-Ästhetik. Von daher ist es einfach die nette Nachbarin und kein Glamour-Girl oder Escort-Girl. Ein Charakter-Gesicht stört mich nicht. Es spielt soviel mehr eine Rolle als nur das oberflächliche Aussehen, das in diesem Film ganz weit herausgestellt wird.

      Trotzdem gebe ich 7 Punkte, weil ich denke, dass Mädchen und Frauen mit Ambitionen sich mindestens diesen Film als Aufklärung anschauen, um zu sehen, was schief gehen kann. Aber mir gefällt halt nicht, dass der Film von den meisten Zuschauern so wahrgenommen wird, als wäre das ganz Pornogeschäft genau so. Wer das glaubt, der hat nicht tief genug reingeschaut, vielleicht aus religiös-moralischen Gründen oder dem ist Selbst-Beglückung vielleicht nicht so wichtig, weil er vielleicht einen Partner hat, der alles erfüllen kann. Das ist leider nicht regelmäßig der Fall und beide Partner brauchen Selbstbefriedigung. Viele machen sich auch was vor. Manche entdecken dann schon im betagten Alter plötzlich ihre Sexualität und merken, dass es da noch mehr zu erfahren gibt.

      Ich fand den Vorstoß von Michelle Hunzicker hier sehr wichtig, weil viele Frauen bei dem Thema bisher negativ eingestellt sind oder sich schämen darüber zu reden bzw. schlimmer ihre Männer des Fremdgehens beschuldigen, wenn sie sich selbst befriedigen. Aber auch Männer schämen sich für Selbstbefriedigung, weil man ihnen nachsagen könnte, sie bringen es nicht auf die Reihe eine Frau zu finden.

      https://www.brisant.de/stars/michelle-hunziker-masturbation-118.html

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      • 6 .5

        Eine Serie wie eine Kurzgeschichte um Dolores Roach, einer Frau, die nach 16 Jahren aus dem Knast entlassen wird, weil sie Gras gedealt hat. Nach dieser Zeit muss sie sich zuerst in der gentrifizierten Welt nicht zurechtfinden, woraus man hätte mehr machen können.

        Sie will es ehrlich versuchen aber die Umwelt macht es ihr schwer. Schließlich findet sie Zuflucht in einem Empanada-Laden, dessen Besitzer Luis sie schon als kleiner Junge verehrt hat. Sie darf unter dem Laden wohnen und schon bald hat sie ein florierendes Geschäft mit ihren Massagekünsten. Sie träumt sogar ein Studium finanzieren zu können, aber irgendwie spürt man schon, dass es Unheil geben könnte.

        Vermieter, Anwohner und Kunden machen es ihr letztlich so schwer, dass sie aus der Fassung gerät und jemanden tötet, wie sie es von Tabitha aus dem Knast gelernt hat, mit rohen Händen. Ihr Liebhaber wider Willen kümmert sich um die Leiche. Ab diesem Zeitpunkt floriert sein Empanada-Geschäft mit einer neuen traditionellen Rezeptur, á la Sweeny Todd.

        Ich musste unbedingt alle Folgen der Miniserie mit 8 x 30 min sehen. Insgesamt bin ich zufrieden, aber das Ende kam sehr überhastet. Da hätte man noch zwei drei Folgen reinpacken können um es noch weiter auf die Spitze zu treiben. Realistisch war das nämlich nicht, sondern eh schon überzogen. Also warum nicht noch weiter übertreiben. Schließlich habe ich mich ganz gut unterhalten gefühlt und die verrückte und hübsche Dolores fand ich sympathisch, trotz ihrer unkontrollierten Auswüchse.

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        • 5 .5
          über Cuckoo

          CUCKOO durchzuhalten, war schon eine Herausforderung. Nach dem 4. Anlauf habe ich es dann geschafft den Film ganz zu sehen.

          Ich weiß nicht woran das genau lag, aber in vielen Momenten kam mir die Inszenierung vom dramaturgischen Tempo unausgegoren vor. Die Kulissen bzw. Requisiten fand ich merkwürdig, irgendwie unreal, so wie ein Lost-Place Ressort mit stilvoll überladenen Elementen aus vergangenen Dekaden. Too much. Das Schauspiel war teilweise mehr gewollt als gekonnt. Hunter Schafer - die ich aus EUPHORIA mochte - agierte jedenfalls am besten. Die anderen Rollen waren mir zu aufgesetzt. Das alles mag einem geringen Budget geschuldet sein.

          Ich mag ja solche Paranoia-Filme, aber die ganzen Effekte und Gruselmomente kann man nur als fragmentarisches Experiment betrachten neue Wege des Horrors zu finden. Das hat mir sehr wohl gefallen. Es waren die Szenen, die mich aus dem Schlaf gerissen haben.

          Wenn ich die Geschichte richtig verstanden habe, geht es um das Problem, dass die Kinder aus der alten Ehe, den neuen gemeinsamen Kindern hintenanstehen und hier als Kuckuckskinder betrachtet werden. So ganz durchsichtig war das nicht. Jedenfalls kamen die Eltern mir eher wie Rabeneltern vor, denn die Halbschwester Gretchen war noch am besten zu Alma.

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          • 6 .5
            OUROBOROS 04.01.2025, 10:26 Geändert 04.01.2025, 10:26
            über Abigail

            Ein Kidnapping-Film der etwas anderen Art durfte ich mit ABIGAIL erleben. Die Kulisse mit dem kleinen Herrenhaus macht was her, von innen mehr, als von außen gedacht. Überrascht bin ich, dass so ein Schmuckstück ein Lost Place ist, der renoviert gehört. Angenehm gruselig, blutig und ein bisschen witzig.

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              Solide Unterhaltung ohne Langeweile. Spannend und in manchen Momenten gnadenlos. Die Kulissen sind mit ein wenig Fantasie nachvollziehbar für ein Meer ohne Wasser und eigentlich schon episch. Nur die Monster aus der Tiefsee fand ich blöd.

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              • 8 .5
                OUROBOROS 03.01.2025, 03:49 Geändert 03.01.2025, 03:52

                Villeneuves DUNE war schon ein audiovisueller Augenschmaus, aber das Worldbuilding und die Story kam mir etwas zu kurz. Zu klein ist der Ausschnitt aus diesem Riesen-Werk. Also habe ich von DUNE:Prophecy wenig erwartet, missliebig nach der ersten Episode abgebrochen und jetzt doch noch die ganze Staffel am Stück geschaut.

                Für mich war nun die Serie ein Erlebnis, das mich fast an GAME OF THRONES erinnert hat, denn plötzlich gibt es hier mehr Fraktionen, Politik, Intrigen und alles vom Feinsten. Die Story der zwei Harkonnen-Schwestern hat mich tief bewegt, aber um die beiden zu lieben, sind die Figuren zu differenziert. Sie tun nicht wirklich gutes, sondern sind in diesen Ränkespielen ebenso böse, wenn nicht noch böser als ihre Gegner. Die beiden Mädchen Valya und Tula sind toll anzuschauen und erreichen mich gefühlsmäßig. Ihre älteren Alter-Egos sind perfekt ausgewählt, vor allem Emily Watson.

                Audiovisuell kann die Serie locker mit Villeneuves Trilogie mithalten und zu meiner Freude ist sie weniger meditativ. Das kann nur Villeneuve, aber dafür litt meines Erachtens bei ihm die Dramaturgie, die ich sonst an seinen Werken schätze. Hier habe ich eine epische Dramaturgie erlebt und zudem ganz viel über das DUNE-Universum erfahren können.

                Davon habe ich noch lange nicht genug.

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                  OUROBOROS 01.01.2025, 14:12 Geändert 01.01.2025, 14:13

                  Die Bezüge zu FARGO von den Coen-Brüdern sind unverkennbar.

                  Im nördlichen Amerika, kalt, karg und ländlich, genauer gesagt in der Nähe des kanadisch-französischen Quebec liefern sich die Ahorn-Sirup-Bauern einen grotesken Schlagabtausch. Dabei gibt es illegale Geschäfte, Korruption und eine Hand voll zufällige Tode.

                  Skurril sind die Figuren schon, aber an FARGO oder den Coen-Humor reicht es nun bei weitem nicht heran. Unterhalten wird man trotzdem ganz gut und sollte die Mini-Mini-Serie mitnehmen.

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                    OUROBOROS 31.12.2024, 22:53 Geändert 31.12.2024, 23:00

                    Mit der zweiten Staffel erleben wir die Schicksalsjahre der Lombardei. Ich habe gar nicht gewusst, dass Österreich auch Mailand und Venedig in sein Kaiserreich eingliederte. Bisher wusste ich nur von Ungarn und einigen Reichen auf dem Balkan. Wenn dann heute immer noch in Süd-Tirol provoziert wird, dann ist das nur der letzte Zipfel, den Österreich besessen hatte.

                    Ganz Italien hätte es gerne assimiliert. Doch die Lombarden wehren sich gegen die Unterdrückung ihrer Sprache und Kultur. Mit Mailand sieht sich Wien einem reichen Stadtstaat gegenüber, der eigene Armeen mobilisieren kann. Vielleicht kann Frankreich helfen. Und in diesem Konflikt steht Kaiser Franz. Seine Sissi - wie sie hier überhaupt nicht genannt wird - und sein Bruder raten zu Zugeständnissen. Der junge Kaiser ist um Stabilität bemüht, er scheut den Krieg, aber er wird von seinem Rat auch gedrängt, doch eher hart und unnachgiebig zu sein.

                    Nicht nur Elisabeth kämpft mit Hofstaat und persönlicher Reife, sondern auch ihr Gemahl. Das bringt so manchen Streit, auch dass Elisabeth bisher zwei Töchter geboren hat, aber man für die Thronfolge einen Jungen braucht, am besten zwei, für den Ersatz. Kaiserin Schwiegermutter Erzherzogin Sophie vertritt eine harte Linie. Außerdem versucht sie Elisabeth die Kinder vorzuenthalten. Die Bösartigkeit, die die ältere schöne Dame dabei ausstrahlt ist nicht wirklich Bösartigkeit, sondern viel mehr das Ergebnis einer harten Schule des Lebens, weshalb ich Raum für Mitgefühl zu ihre gefunden habe. Melika Foroutan ist eine absolut klasse Schauspielerin. Sie erinnert mich an die ganz großen.

                    Es stellt sich die Frage, ob Elisabeth, die jetzt noch jung und kraftvoll für eine Welt kämpft in der Moral und Wahrhaftigkeit Platz haben, einmal so wird wie ihre Schwiegermutter die Erzherzogin. In Staffel 2 erlebt sie schon üble Schicksalsschläge und die werden so tragisch episch ausgebreitet, dass ich nicht an mir halten konnte. Die junge Liebe hat einen gewaltigen Schatten bekommen und wenn man sich die reale Historie anschaut, dann wird es nicht besser werden.

                    Audiovisuell bleibt die Serie ein Genuss, nicht nur durch ihre mondänen Kulissen, feinen Requisiten und der opulenten Mode, sondern auch wegen der großartigen Inszenierung im Gesamten. Eine Berg- und Talfahrt der Dramaturgie trifft auf wirklich toll anmutende Bilder.

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                    • OUROBOROS 31.12.2024, 22:01 Geändert 31.12.2024, 22:02

                      Zweite Staffel ist so zäh wie ein Autoreifen, aber im Staffelfinale wurde was geboten. Ich weiß nicht, ob man bei solchen Serien überhaupt mehr als eine Staffel braucht. So hinterlässt man eher frustrierte Menschen.

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                        über From

                        Gegen Ende der zweiten Staffel kam Freude auf, nachdem es sich zog wie ein Kaugummi. Das half beim Start in die dritte Staffel, aber spätestens nach 4 Episoden zieht es sich wieder. Ich hoffe, dass man mit der vierten Staffel ein Ende finden wird, hoffentlich ein interessantes.

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                          OUROBOROS 29.12.2024, 13:23 Geändert 29.12.2024, 19:13

                          Familienvater Herb Simon hat eine neue sehr gut bezahlte Anstellung in New Jersey gefunden, also müssen Mutter Barbara und Tochter Margaret New York verlassen, um in die neue Wohnung einzuziehen. Für Margaret klingt das gar nicht gut, denn sie muss ihre Großmutter und Freunde verlassen und sie liebt ihren Stadtteil in New York. Barbara, die als Kunstlehrerin tätig war, muss in dem wie ein Dorf erscheinenden New Jersey das Hausmütterchen spielen.

                          Aber schnell finden Mutter und Tochter Anschluss. Barbara übernimmt gleich drei Tätigkeiten für den Elternrat an Margarets Schule. Margaret lernt Nancy kennen, die sehr auf das Äußerliche fixiert ist und am liebsten Model wäre. Doch sie hat einen kleinen Mädchenclub gegründet, mit dem sie sich auf die Achterbahn der Pubertät vorbereiten.

                          Nancy kleidet sich sehr freizügig und es scheint, dass das schon in ihrem Alter Ego, der jungen Schauspielerin Elle Graham, so angelegt ist, denn die zeigt sich auch auf Instagram & Co. genau so. Auf der anderen Seite finde ich die Mode der beginnenden 70er niedlich. Besonders Mutter Barbara aka Rachael McAdams hat es mir angetan. Sie spielt so eine empathische und verständnisvolle progressive Mutter. Aber auch Vater Herb ist ein sympathischer Mensch.

                          Weil Herb Jude ist, haben Barbaras Eltern sie verstoßen. Margaret ist fast 11 und hat ihre Großeltern mütterlicherseits nie kennengelernt. Ihre andere Großmutter liebt Margaret sehr, obwohl ihr deren jüdischer Glauben - so wie er im Tempel gelebt wird - nicht zusagt. Margaret ist auf spiritueller Selbstfindung. So oft sie auch zu Gott spricht, er antwortet nicht und er erhört ihre Bitte nicht wirklich. Das ist auch kein Drama, weil Margaret ein gutes Leben hat, na jedenfalls noch ohne Brüste und Periode, auf die sie sehnsüchtig wartet, um nicht die letzte ihn ihrer Mädchen-Clique zu sein.

                          Eines Tages schreibt Barbara ihren Eltern Neujahrsgrüße und unverhofft kündigen die an sie besuchen zu wollen. Margaret muss deshalb ihren Besuch bei Oma Sylvia in Florida absagen. Eigentlich hat sie verstanden, dass ihre Großeltern ihrer Mutter sehr weh getan haben. Aber jetzt muss sie sie kennenlernen und es gibt keinen Ausweg. Am Tag des Besuchs der Großeltern erscheinen die Großeltern von beiden Seiten. Ist das die perfekte Szenerie für einen Religionskrieg?

                          Mich hat der Film gut unterhalten, weil er eher so ein feel-good Film ist bei der die 70er Jahre von ihrer besten Seite gezeigt werden. Das betrifft die Ausstattung wie auch die Filmmusik. Es fehlt für mich aber auch ein bisschen politische und geschichtliche Umwelt der Zeit, was der Erzählung mehr Tiefe gegeben hätte. Auch ist die Suche nach dem Spirituellen etwas oberflächlich geworden und wird nur pointiert durch den Konflikt der Großeltern, dass Margaret einer Religion zugehörig sein sollte.

                          Wahrscheinlich wäre es viel besser gewesen, man hätte Margaret in einer Serie durch ihre Pubertät begleiten dürfen, so wirkt der Film fragmentarisch und das Ende ist viel zu weit offen, dass man sich für Margaret irgendwie tiefer und nachhaltig interessieren könnte. Es wirkt wie ein Kapitel von Dutzenden.

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                            OUROBOROS 22.12.2024, 19:30 Geändert 22.12.2024, 19:31

                            Ein paar Jungs müssen im Internat bleiben über die Weihnachts-Feiertage, weil es bei den Eltern unerwartet zu Problemen kommt. Auf sie aufpassen MUSS ausgerechnet der griesgrämige Schinder von Lehrer Paul Hunham (Paul Giamatti). Selbst in den Ferien schleift er sie mit Sport und Geschichtsunterricht.

                            Aber dann werden einige doch noch abgeholt und er bleibt mit dem Schüler Angus Tully allein. Mit im Haus ist auch die Haushälterin und Chefköchin Mary Lamb, die immer noch unter dem Verlust ihres Sohnes leidet, der in Vietnam gestorben ist. Die drei leisten sich gegenseitig Gesellschaft.

                            Was sich anhört wie ein Erzählung von Gemeinheit und Trübsal verändert sich ganz langsam, denn Mary kann Paul etwas auftauen. Es warten ein paar interessante Erlebnisse auf alle.

                            Was ist das für ein gemütlicher Weihnachtsfilm, genauso wie ich es mir wünsche. Das Tempo ist gemächlich, es schneit und das College sieht von innen fast aus wie Hogwarts. Giamatti passt absolut perfekt in die Rolle des saufenden Geschichtslehrer, der unentwegt intellektuelle Sprüche abfreuert, auch in nicht so passenden Situationen zu den falschen Leuten.

                            Mit der Serie "Evil" hat das sehr wenig zu tun, außer dass es teilweise in einem Internat spielt. Man bekommt auch noch das weihnachtliche Boston zu sehen. Und alles ist so perfekt von der Bildgestaltung, dass man meint der Film sei wirklich aus dem Jahr 1970.

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                              Wo kriegt man eigentlich diese LED-Kreuze zu kaufen und gibt es die auch für Smart Home?

                              Von den prallen Farben und der Bildgestaltung ist das fast alles sehr hübsch in Technicolor gefasst. Salems Lot sieht aus wie ein 60er Jahre Museum. So richtig lebt die Stadt nicht, also auch schon bevor alle tot sind. In den USA ist man auf dem Land sehr gläubig und in den 60ern war das noch viel stärker. Doch hier trifft man nicht wirklich Gläubige. Man hat nicht das Gefühl, das hier eine christliche Gemeinde wohnt. Der Priester steht dann auch in einer leeren Kirche, was eher heutzutage so aussieht, aber nicht damals.

                              Im Kurzdurchlauf erfahren wir durch Vampir-Comics die ganze Überlieferung über Vampire, wie sie sich verhalten und wie man sie tötet. Hier verhalten sie sich eher wie Super-Schurken nach Behandlung von Doktor Strange. Den alten Charme hat diese Darbietung nicht.

                              Gefallen hat mir der kleine Junge Mark, der hier Dutzende Vampire zur Strecke bringt. Das brachte etwas STRANGE THINGS Feeling und ein bisschen Amüsement.

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                                OUROBOROS 17.12.2024, 19:24 Geändert 17.12.2024, 19:27

                                DIE HARD wird öfter genannt als Vergleich. Über den singt man ja Lobeshymnen, während das für mich bloß ein ganz unterhaltsamer Action-Film ist. Ich mochte Bruce Willis, aber in anderen Rollen (Pulp Fiction, Sixth Sense, 12 Monkeys). Für die alten Fans von DIE HARD, kann CARRY-ON natürlich nicht mithalten, wobei ich da eigentlich keine Vergleiche ziehen will. Am Ende kommen beide Filme bei mir auf eine ähnliche Wertungen, obwohl ich zugeben muss, dass die Stunts in DIE HARD krasser sind. CARRY-ON kann man sich eigentlich ganz gut anschauen, wenn man mal was auf der Höhe der Zeit sehen will. Da ist ordentlich Tempo drin und ich hatte keine Sekunde Langeweile. Aber Action, ohne tiefere Gesellschafkritik, politische oder philosophischen Inhalte vergesse ich ultraschnell. Von der DIE HARD Trilogie oder sind es vier Teile (?) erinnere ich mich nur noch an die Szene mit dem Wolkenkratzer. Vielleicht sind solche Actionfilme nur was für Menschen, die Spaß am Schießen und Prügeln haben. Da braucht es bei mir schon sowas wie Guy Ritchie oder Tarantino.

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                                • 7 .5
                                  OUROBOROS 15.12.2024, 12:24 Geändert 15.12.2024, 12:48
                                  über Heretic

                                  Wer kennt sie nicht, die Jungs und Mädels der Mormonenkirche auf Mission, meistens gut aussehend, adrett gekleidet, aber ähnlich religiös verwirrt wie die Zeugen Jehovas. Und wer oder wessen Bekannte hat sie nicht, die Fantasien von radikalen Abweisungen an der Haustür mit "Iiiich bin der Saaataaan und lade euch ein in meine Hölle".

                                  Ein Kumpel von mir war so schräg drauf, wenn sie an die Haustür kamen, aber er hat sich mit positiven und negativen Seiten der Religion nicht wirklich auseinandergesetzt, ist also weniger ein Atheist als plumper Pseudoatheist. Als Gläubiger und Religionswissenschaftskundiger erfüllen mich die Gespräche mit Atheisten mehr, als mit naiven Gläubigen. So habe ich auch mal Zeugen Jehovas besucht, um mir den Gründonnerstag mit dem Letzten Abendmahl anzuschauen. Sie wollten mir sofort danach manipulieren, ja schon bei der Kommunion, durfte ich nicht vom Brot essen, wie ich es von der katholischen Kirche gewohnt bin. Das Brot und der Wein sei nur für die Auserwählten. Fast hätte ich reingebissen, hätte man es mir nicht mit Schrecken abgeraten. Ein andermal traf ich Zeugen Jehovas in der Einkaufsstraße und habe ihnen vorgemacht, dass es mir wie Abraham ging, der nicht seinen Sohn, sondern seine Schwester töten solle. "Gott hat mir gesagt, dass ich meine Schwester opfern soll. Ich will gehorsam sein und auf Gott hören." Sie waren völlig von der Rolle, aber was erwarte ich denn. Sie meinten, dass das nicht Gott gewesen sein könnte, aber ich wollte wissen, wie man das so genau wissen soll, denn sie hätten das ja nicht gehört und bei Abraham steht auch nicht woran man das erkennen kann, dass es nicht Satan ist. Sie meinten, ich solle es lassen, sowas würde Gott nicht wollen. Ganz geklärt war das Ganze logisch nicht, aber der Spaß war es wert meine Theologie-Kenntnisse so einzusetzen.

                                  Eine weitere Episode war, dass ich für mein Theologiestudium ein Bachelor Praktikum suchte - nicht wirklich - denn es war ja für Lehramt. Also bin ich zu den Pius-Brüdern, bekannt durch die Holocaustleugnung Richard Williamsons und Züchtigung von Kindern im Don Bosco - Internat meiner Stadt. Sie haben sich von der katholischen Kirche abgespalten wegen des Zweiten Vatikanischen Konzils, das ihnen zu hippie-links-verseucht erschien. Ich sprach dort mit dem Prälat (normalerweise Bischofswürde), der in einer Sultane herumlief, wie vor 100 Jahren. Er fand mich sympathisch und alsbald zeigt er mir seine Geistlichen-Wohnung im Pfarrhaus, während er von den Kreuzzügen schwärmte. Über seinem Bett hing ein Gemälde mit Gottfried von Bouillon. Er verehrte ihn wie andere Spidermann oder Iron Man. Mein Erlebnis erzählte ich dann meinen Studienkollegen im Fachbereich katholische Theologie. Das war teilweise ein Gelächter.

                                  Aus diesen Lausbubenzeiten bin ich nun raus und letztens habe ich sogar einen von den Zeugen Jehovas für sein Jahrzehnte langes Werk gelobt. Ich kenne ich seit mindesten 35 Jahren, denn er steht immer an der gleichen Stell in meiner Heimatstadt und hält den Wachturm hoch. Mittlerweile hat er einen Buckel und kann nicht richtig laufen. Er tut mir leid, weil er von seiner Glaubensgemeinschaft für dumm verkauft wird und das für billig Geld tut. Ich dankte ihm dafür, dass er sich für Gott und Jesus einsetzt (auch wenn ich von den beiden eine aufgeklärte Vorstellung habe). Jedes Mal wenn er mich sieht dankt er mir zurück. Ich denke, dass ich ihm echte Wertschätzung entgegengebracht habe, obwohl ich ganz andere Ansichten vertrete. Es ist für mich ein humanes Verhalten und am Ende will ich keinen Konflikt sondern Frieden. Jeder soll nach seiner Facon glücklich werden, solange er anderen damit nicht schadet.

                                  Meine Oma war sehr bäuerlich katholisch und mindesten 3 mal pro Woche in der Kirche. Als Hausfrau mit 5 Kindern war sie immer zuhause und hatte nachmittags ein offenes Ohr für die Zeugen Jehovas. So konnte ich als gelebte Toleranz erfahren, wenn meine Oma sie gastfreundlich zu einem Plausch mit Kaffee und Kuchen einlud.

                                  Jetzt zum Film:

                                  In der ersten Hälfte wurde tatsächlich meine Lausbuben-Lust an religiösen Neckereien geweckt, denn als die beiden hübschen Mormonen-Mädchen an der Tür von Mr. Reed klopfen und ich das verrückte Gesicht von Hugh Grant erblicke, ahnen sie noch nicht, was ich schon durch den Spoiler-Text weiß. Hugh Grant hat Theologie studiert und Interesse an einer Konversation mit zwei naiv gläubigen Mädchen. Die lässt er auch nicht mehr gehen, sondern zieht sie immer weiter in die groteske Situation mit rein. Man merkt, dass Hugh Grant ein klasse Schauspieler ist, denn sogar in einer Rolle, fernab von den großen Werken, zeigt er seine Fähigkeiten. Seine Spielfreude und vorangestellte Gehässigkeit ist absolut irrwitzig.

                                  Es geht sehr lange, dass ich richtig Spaß an seiner akademischen Religionskritik habe, denn ich kenne das alles, doch im letzten Drittel verliert sich für mich das ganze in ein simpel psycho-thriller-blutiges Werk, wo ich mir mehr Horror vorgestellt habe, der in die Richtung "Göttliche Komödie" geht, wenn es hinab in den Keller geht.

                                  In der ersten Hälfte hatte es Niveau und Spannung, aber mit dem Blut geht das religionskritische Niveau gen Null. Und das Ende ist absolut nicht nachhaltig. Es gibt einem nichts mit.

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                                    OUROBOROS 15.12.2024, 00:23 Geändert 15.12.2024, 12:50

                                    Ich hatte schon Befürchtungen, dass wäre so etwas wie "Hai Alarm auf Mallorca", aber in den letzten Jahren hatten die Skandinavier sich an mehreren Katastrophenfilmen versucht und das mit "The Wave" und "The Quake" ganz schön geil hingekriegt. Mit "The Tunnel", "The Abyss" und "The North Sea" klappte das nur mäßig.

                                    "La Palma" hat mir sehr gut gefallen. Von Anfang an herrschte Spannung, weil die Bedrohung ständig wuchs und die Protagonisten entweder nichts ausrichten konnten oder nichts ahnend waren.

                                    Die Landschaft war genauso schön zu bewundern wie die beiden lesbischen Mädels, samt der Mutter. Ihnen habe ich gerne in die Gesichter geschaut, aber auch leidenschaftlich mitgelitten, mit ihrem Gefühlschaos. Die Eltern wollten sich wieder versöhnen, nach einer schweren Zeit, auch wegen des autistischen Sohnes. Der Vater konnte mich mit seinem Leid auch überzeugen. Das Drama setzt sich fort und eine Tragödie kündigt sich an, allerdings für alle Beteiligten. Da ist noch eine Vulkanologin. Sie hatte ihre Eltern bei dem Tsunami an Weihnachten 2004 in Thailand verloren. Nun lebt sie mit ihrem Bruder auf La Palma, der taucht, während sie am Vulkan forscht. Obwohl sie weiß, was kommen wird, will niemand von staatlicher Seite zu früh Evakuierungen anordnen. Ihr Chef hatte schon mal einen Fehlalarm ausgelöst und das hatte seine Karriere negativ beeinflusst. Er bremst genauso, wie die Behörden.

                                    Der Vulkan bricht aus und der Tsunami kommt und man bekommt auch richtig viel zu sehen, an Effekten und unmenschlichen Szenen. Das ist schon mächtig. Den Tsunami aus "Der Schwarm" hatte ich am meisten an der Miniserie beklagt, war das im Buch viel bedrohlicher. Der Tsunami von "La Palma" bietet viel mehr, obwohl man nur die Zerstörung von La Palma und Teneriffa zu sehen bekommt. Die ganzen Atlantik-Anreiner-Staaten sind massiv betroffen, wie noch nie in der Geschichte der Menschheit, denn der Abgang des Berghangs auf La Palma hat die Größe von Manhattan.

                                    Emotional und von der Spannung hat mich diese Miniserie also vollkommen mitgerissen. Die 7 Punkte sind auf jeden Fall wertvoll, für ein Szenario, das nicht "2012" ist. Den fand ich dann aber auch hoffnungslos überladen und übertrieben. Das hier ist schon fast ein realistisches Szenario.

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                                      🎥 Radical - Eine Klasse für sich
                                      2023 ‧ Drama ‧ 2 h 05 min

                                      Der Film Radical – Eine Klasse für sich (2023), unter der Regie von Christopher Zalla, erzählt die wahre Geschichte von Sergio Juárez Correa, einem Lehrer, der in einer Schule in Matamoros, Mexiko, eine Gruppe von benachteiligten Schülern unterrichtet. Dabei setzt er unorthodoxe und oft provokante Unterrichtsmethoden ein, um das Leben der Schüler zu verändern und ihnen neue Perspektiven zu eröffnen. Der Film beleuchtet nicht nur die Herausforderungen im mexikanischen Bildungssystem, sondern zeigt auch die wirkmächtige Kraft von Bildung in einem sozial und wirtschaftlich benachteiligten Umfeld.

                                      Meine Filmanalyse findet sich unter folgendem Link:

                                      https://ouroborosforum.wordpress.com/2024/12/14/radical-der-club-der-toten-drogendealer/

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                                        OUROBOROS 10.12.2024, 21:09 Geändert 10.12.2024, 21:11
                                        über Horizon

                                        Zeitgleich mit dem Finale von "Yellowstone", ebenfalls mit Kevin Costner, war ich gespannt auf "Horizon". Leider bin ich ein wenig enttäuscht, was die Wertung von 7,5 aber für viele nicht verstehbar macht. "Yellowstone" ist bei mir eine 10.

                                        Vergleichen lässt sich ein Neowestern eigentlich nicht mit einem klassischen Western, jedenfalls nicht inhaltlich. Trotzdem gibt es in beiden ein Kampf um Land, auch wenn unter anderen Bedingungen. Viel wichtiger war mir aber die Inszenierung und Erzählweise. Da hat Tylor Sheridan für mich die Nase weit vorn, sowieso auch mit "1883" und sogar mit "1923".

                                        Costner hat für mich versagt eine Story so zu erzählen, dass so eine Atmosphäre wie in "Der mit dem Wolf tanzt" entsteht. Viel zu gehetzt ist das Erzähltempo und es macht Sprünge bei den Schauplätzen, so mies abgeblendet, dass man nicht immer weiß, wo und wann man ist. Einmal dachte ich sogar, dass etwas eine Rückschau sei, wars aber nicht, in anderen Fällen bemerkte ich nicht, dass es eine Rückschau ist, obwohl es eine wahr. Da ist beim filmischen Handwerk etwas schiefgelaufen. Wahrscheinlich wäre das Serienformat besser gewesen, aber das gleich das mangelnde Erzählhandwerk nicht aus.

                                        Es gibt wirklich schöne Momente, auch unter grandiosen Kulissen, doch obwohl ich den Filmkomponisten John Debney mag, hat er hier und Costner als Regisseur von der Melodramatik übertrieben. Mir war das echt zu rührselig. Sheridan hat das mit der notwendigen Härte und mit Tritten in die Magengrube umgesetzt. Der Pathos bei "Horizon" bezüglich dem Patriotismus und der Union kommt so übel, wie wenn 50000 Deutsche in der Allianz-Arena beim NFL Gastspiel "Country Roads" singen, als wären sie in den USA geboren.

                                        Costner hat rührselige Geschichten zu erzählen, meistens, und das ist nicht meine erste Wahl. Das führt nämlich dazu, dass ich über Inhalte kaum etwas schreiben kann, keine Filmanalyse, die es in sich hat. Die Story ist flach, langweilt jedoch emotional nicht. Sie ist eben gefällig.

                                        Ein Moment möchte ich dennoch herausheben:

                                        "Die Siedler hier, haben in ihrer Heimat Jahrzehnte lang Mühlsteine bewegt, bis zur Abnutzung. Deshalb sind sie hier. Und nichts bewegt sie dazu umzukehren."

                                        Das erinnert mich an die Geschichte von "King's Land" (Bastarden), wo man sehen konnte, warum die Menschen zum Beispiel aus Nordeuropa abgehauen sind.

                                        In "Yellowstone" wird mir Kevin Costner fehlen, aber die Serie ist mit ihm zu Ende.

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                                        • 1. Wer hat Angst vor Virgina Woolf (1966)
                                          2. Im Westen nichts neues (alle Versionen)
                                          3. Das verlorene Wochenende (1945)
                                          4. Der letzte Mann (1924)
                                          5. Die zwölf Geschworenen (alle Versionen)
                                          6. Wer den Wind sät (1960)
                                          7. Rat mal, wer zum Essen kommt (1967)
                                          8. Moderne Zeiten, Der große Diktator, Goldrausch
                                          9. M - Eine Stadt sucht einen Mörder (1931)
                                          10. Fitzcarraldo (1982)
                                          11. Mädchen in Uniform (alle Versionen)

                                          ... ach hör doch auf, ich kann mich nicht begrenzen, Rangliste ist das auch nicht.

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                                            OUROBOROS 03.12.2024, 13:30 Geändert 03.12.2024, 13:51
                                            über Evil

                                            Vor 20 Jahren sah ich einen Film, den ich bis heute nicht vergessen habe, dabei habe ich ihn nur einmal gesehen. Wenn auch der Schock in Erinnerungen geblieben ist, sind die konkreten Erinnerungen doch sehr verblasst. An eine Liebesgeschichte, wie in der Miniserie aus 2023 kann ich mich nicht mehr erinnern, aber es gab sie.

                                            Serien haben gegenüber Filmen die Möglichkeit Entwicklungen besser abzubilden und der Story mehr Tiefe zu geben. So war ich auf die Neuverfilmung in 6 x 45 min so gespannt, dass ich alle anderen Film- und Serienprojekte hintenanstellte und "Evil" an einem Stück durchgeschaut habe.

                                            Internats-Stories mag ich sowieso, aber weniger die Zauber-Schule aus Harry Potter, sondern mehr die Abbildung des realen Bildung- und Erziehungssystems. Bei "Evil" begeben wir uns auf Zeitreise in das Schweden der 1950er Jahre.

                                            Erik Ponti, so um die 17 Jahre alt, lebt in Stockholm bei seiner Mutter und seinem Stiefvater. Die Mutter ist eigentlich Anwältin, hat aber ihren Job für die Familie an den Nagel gehängt. Der Stiefvater ist Kellner und ernährt die Familie allein. Außerdem ist er ein übler Schläger, der seine Frau vermöbelt, wenn er seinen Stiefsohn nicht zu greifen bekommt. Mit einer Hundeleine, wahlweise Schuhlöffel, peitscht er ihn aus, bis sich die Hautfetzen lösen und es blutet.

                                            Erik stellt auch eine Menge an, wohl eher wegen der Qualen, die er durch den Stiefvater erleiden muss. Mit seiner Gang begeht er kleinere Raubüberfälle und erpresst sich Schutzgeld von Mitschülern. Irgendwann wird es den Eltern zu viel und sie schicken in nach Stjärnsberg, ein Internat für Eliten.

                                            Schon die Begrüßung durch die Primaner - er selbst ist Sekundaner - fällt ziemlich ungewöhnlich aus. Im Lauf der Zeit stellt sich heraus, dass der Primaner-Rat eine Terror-Herrschaft über die Mitschüler ausübt, während die Schulleitung weg schaut. Für Kleinigkeiten werden Mitschüler gedemütigt oder körperlich bestraft. Die härteste Strafe ist der Kampf im Boxring im Wald, wo die Primaner, die schon über eine erwachsene Körperkraft verfügen, auf die jüngeren Mitschüler eindreschen.

                                            Erik versucht alles, um nicht das Missfallen des Primanerrats auf sich zu ziehen. Auch wenn er sich sehr diszipliniert zeigt, gibt es eine fortwährende Eskalation. Er versucht Freunde zu finden, aber alle gehen nur in Deckung. Das Dienstmädchen mit dem er ein verbotenes Verhältnis hat, ist hier auch keine Hilfe, dabei spricht einiges dafür, dass sie gut zusammenpassen.

                                            "Evil" ist nicht mehr so dramatisch wie ich es in Erinnerung habe, aber es geht schon an emotionale Grenzen. Mittlerweile bin ich im fortgeschrittenen Alter auch einiges gewohnt. 20 Jahre verändern einen Menschen. "Evil" ist meist bitter, es gibt aber manch süßes. So richtig tragisch ist es nicht, da gibt es andere Filme über das Bildungssystem, aber es ist auch keine Feel-Good-Story und so ein Leben wünscht sich keiner.

                                            Es fällt mir schwer die Geschichte als coming-of-age Story zu bezeichnen, weil sie individueller Natur und stark von den vorherrschenden Sitten der 1950er Jahre geprägt ist, so dass man daraus für ein heutiges coming-of-age wenig ableiten kann. Gewalt ist heute schon sehr verpönt, außer in den bildungsfernen Schichten, aber hier geht es doch mehr um die Gewalt im elitären Milieu, wie der Aspekt der "Gentlemen-Boxer" hier gut widerspiegelt.

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                                                OUROBOROS 24.11.2024, 08:52 Geändert 24.11.2024, 08:59

                                                So einen coolen Spinnenhorror habe ich seit "Mörderspinnen" aus dem Jahr 1977 mit William Shatner nicht mehr gesehen. Es spielt sich zwar alles in einem Pariser Hochhaus in den Banlieus ab, aber das ist sowieso schon eine gruselige Kulisse. Viel Budget steckt nicht in dem Film, aber er ist handwerklich schon sehr gut.

                                                Die Schauspieler sind migrantische Franzosen, wie man sie aus "La Haine" oder "Athena" kennt, aber nicht von der schlauen Sorte. Ein sehr phlegmatischer arbeitsfauler Typ namens Kaleb mit Affinität zu Cannabis mag exotische Tiere und hält sie in seinem Zimmer. Man hört und liest immer öfter bei Blaulichtreporten von solchen Situationen, dass die im bekifften Kopf nicht richtig auf ihre Schlangen, Echsen oder Spinnen aufpassen und dann kriechen und krabbeln sie rüber zu den Nachbar. Die Polizei etc. muss kommen.

                                                Das hier löst aber einen Lockdown im Hochhaus aus, denn es handelt sich um eine trächtige nordafrikanische Spinne, die aus dem Schuhkarton entwischt und sich schon bald sehr schnell vermehrt. Die Spinnen sind so krass gut animiert, von langsam bis schnell, dass ich öfter das Kribbeln bekam. Die Viecher werden dann immer noch größer. Ich kann sagen, das war echt ein recht nervenaufreibender Film. Die Animationen der Spinnen sind überaus sehenswert.

                                                Mir hätte aber so ein Schluss wie bei "Mörderspinnen" besser gefallen, aber dieser Film setzt am Ende einen anderen Akzent, nämlich der des Tierschutzes.

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                                                  OUROBOROS 23.11.2024, 08:11 Geändert 23.11.2024, 10:31

                                                  🎥 King's Land (Bastarden)
                                                  2024 ‧ Historiendrama ‧ 2 h 7 min

                                                  KING'S LAND – Der epische Kampf der Geknechteten

                                                  Das historische Filmdrama King's Land (dänisch: Bastarden), basierend auf Ida Jessens Roman "Der Kapitän und Ann Barbara" (2020), entführt uns in die unerbittliche und zugleich im Wandel begriffene Welt des 18. Jahrhunderts. Im Zentrum der Geschichte steht der Kampf des ehemaligen preußischen Soldaten Ludvig Kahlen (Mads Mikkelsen), der sich dem scheinbar unmöglichen Ziel verschrieben hat, die karge Heidelandschaft Jütlands im Auftrag des Königs urbar zu machen.

                                                  Eine ausführliche Rezension mit ausdrucksstarken Bildern findet ihr hier in meinem Blog.

                                                  https://ouroborosforum.wordpress.com/2024/11/23/kings-land-der-epische-kampf-der-geknechteten/

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                                                    OUROBOROS 17.11.2024, 14:31 Geändert 17.11.2024, 16:37

                                                    Die USA werden von einer Flüchtlingswelle überrollt. Afghanische Flüchtlinge werden mit Flugzeugen gebracht, die Chinesen haben sich in den USA wie die Karnikel vermehrt und die Latinos stürmen die Grenzen.

                                                    Irgendwie erinnert das vielen an die Reden von Trump, aber es ist 28 Jahre her, dass der Film produziert wurde. Manchmal denke ich sogar: Krass, dass sich in fast 30 Jahren sowenig verändert hat. Wer Politik- und Medienkritik mit Weitblick sucht und Parallelen zu heute sehen will, etwa zu Filmen wie "Leave the World behind" oder "Civil War", der bekommt mit "The Second Civil War" übel die Leviten gelesen.

                                                    Aber "The Second Civil War" von 1997 hat teilweise unterirdische Kritken erhalten, doch schon die ersten paar Minuten entführen in ein Szenario, das von seiner prophetisch-zynischen Aussagekraft an "Idiocracy" erinnert.

                                                    Am Anfang ist der Humor schwer auszuhalten, denn die Inszenierung ist absolut humorlos, ja geradezu dilettantisch, obwohl das eigentlich stupid-pseudo-witzige Gerede mit dem Wort "übertrieben" nicht mal ausreichend charakterisiert werden kann. Die bloße Übertreibung hier ist einfach nicht lustig. Kein Wunder, dass viele Menschen das Kino nach 5 Minuten verlassen haben.

                                                    Dabei klingt der Inhalt doch sehr verlockend und der Cast ist ansprechend.

                                                    Wenn man den gewollten Dilettantismus der vordergründigen Satire aushält, dann entdeckt man in wiederkommenden einzelnen Szenen, oftmals weit im Hintergrund des Geschehens die Pointen aufblitzen oder zynisch heftige Aussagen niederdonnern, welche in einer Geschwindigkeit vorbeiscrollen, dass man den Punkt zum Lachen verpasst.

                                                    Über das Vordergründige lacht niemand, außer soziales Lachen, das einige wohl peinlicherweise beschäftigt und das Hintergründige lässt einem die Zeit nicht überhaupt zum Lachen anzusetzen. Man muss den Film schon stoppen, wenn man über zwischen den Zeilen zu lesende Aussagen nachdenken will, sonst lässt man sich einlullen wie der manipulierte Konsument vor den Screens. Für 1997 ist das schon eine sehr gute Simulation, wie der Nachrichtenkonsument solange bequatscht wird, bis er das Gehirn ausschaltet und mitmacht.

                                                    Dieser Film hier ist sehr unverstanden - weil cringe - und seiner Zeit voraus.

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