OUROBOROS - Kommentare
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Alle Kommentare von OUROBOROS
"Lilyhammer" glänz mit schwarzen Humor und nordischem Humor. Das kommt dem Coen Humor in Fargo sehr nahe, aber es erreicht ihn nicht wirklich und der ist für mich das Maß aller Ding in diesem Genre. Trotzdem gibt es viele innovative Ideen und skurrile Szenen, vor allem in der ersten Staffel. Wie viele meiner Vorredner empfand ich die zweite Staffel als sehr schleppend. Die dritte Staffel kann wieder mehr punkten und stimmt zufrieden. Insgesamt krankt die Serie daran, dass Handlungsstränge zu schnell abgeschlossen werden. Die Abschlüsse sind sinnvoll, aber für mich ist das wie eine vorzeitige Ejakulation.
Ich habe es sehr gemocht, wie der geschasste Frank aus dem New Yorker Italo-Mafia-Milieu flieht und sich durch das Zeugenschutzprogramm in Lillehammer eine neue Existenz aufbaut. Leider hat man ihm dabei kaum etwas mitgegeben, aber trotz des Mangels baut er schnell ein kleines Imperium auf.
Interessant ist lange Zeit auch der umtriebige korrupte Sachbearbeiter vom Arbeitsamt. Einmal packt er ein T-Shirt aus auf dem Frauen mit Kopftüchern zu sehen sind, darunter die Aufschrift:
"Thank You for not provoking my uncontrollable lust"
Das habe ich mir gleich als Patch für meinen Rucksack bestellt.
Gerne hätte ich "Lilyhammer" mehr Punkte gegeben. Auf jeden Fall ist es sehenswert, wobei ich Pausen empfehle ab der 2. Staffel.
Eine kafkaeske Reise in die Absurdität der Liebe
"The Lobster", ein dystopischer Film von Yorgos Lanthimos aus dem Jahr 2015, entführt uns in eine Welt, in der die Partnersuche einem rigiden Regelwerk unterworfen ist. In dieser Gesellschaft müssen Singles innerhalb von 45 Tagen einen Partner finden, der mit ihnen bestimmte Merkmale teilt, andernfalls werden sie in Tiere verwandelt.
Bei "The Lobster" habe ich frappierende Parallelen zu den Werken von Franz Kafka entdeckt.
1. Entfremdung und Bürokratie:
Wie in Kafkas Werken, etwa in "Die Verwandlung" oder "Der Prozess", sind die Protagonisten in "The Lobster" einer entfremdenden und bürokratischen Welt ausgeliefert. Die Regeln der Gesellschaft sind willkürlich und absurd, und die Individuen haben keine Kontrolle über ihr eigenes Schicksal.
2. Absurdität und Sinnlosigkeit:
Die Suche nach Liebe in "The Lobster" gleicht einem grotesken Spiel, in dem die emotionale Bindung zwischen zwei Menschen einer strengen Kategorisierung unterworfen wird. Die Sinnlosigkeit dieses Systems wird durch die absurden Strafen für Singles unterstrichen, die in Tiere verwandelt werden.
3. Isolation und Kontrolle:
Die Gesellschaft in "The Lobster" ähnelt Kafkas Darstellung von totalitären Systemen, in denen die Individuen isoliert und kontrolliert werden. Die Hotelangestellten und die "Wölfe" fungieren als Überwachungsorgane, die die Einhaltung der Regeln sicherstellen.
Fazit:
"The Lobster" ist ein Film, der auf subtile Weise die Entfernung der modernen Gesellschaft von der Natur und die Konformitätsanforderungen an den Einzelnen aufzeigt. Wie in Kafkas Werken finden sich in "The Lobster" zahlreiche Metaphern und Symbole, die die Absurdität der Situation verdeutlichen.
Die Tierverwandlung kann als Allegorie für die Entfremdung des Menschen von seiner eigenen Natur interpretiert werden. Beim heimlichen Leben der aus der Gesellschaft Entflohenen im Wald erkennt man zudem, dass die Betroffenen dort ein an die Natur völlig unangepasstes Leben führen, eines das demonstrativ aufzeigt, dass sie hier ein Fremdkörper sind. Das erinnert mich an Ray Bradburys "Fahrenheit 451", wo die Gestrandeten der Gesellschaft unangepasst an die Natur im Wald herumstaksen und bis an das Ende ihres Lebens Bücher auswendig lernen. Die Befreiung von den Zwängen der Gesellschaft führte in neue gesellschaftliche Zwänge.
Die existenzielle Dimension von "The Lobster" lässt mich über die Bedeutung von Freiheit, Liebe und Individualität in einer entfremdeten Welt nachdenken, welche sich von Empathie entfernt hat.
Im weiteren Sinne könnte man hier nämlich eine Kritik an der pervertierten Online-Kontaktsuche erkennen, wo man sich vom normalen zufälligen Kennenlernen mit Trial and Error weit entfernt hat und glaubt eine Vervollkommnung erreicht zu haben. Dabei findet beim persönlichen Kennenlernen mehr statt als die Summe seiner Teile. So spielt Empathie eine wichtige Rolle im lebendigen Austausch, den mathematisch basierte Systeme "noch" nicht emulieren können.
Obwohl es sich um eine in der Zukunft liegende Dystopie handelt, kommen darin aber kein Internet oder digitale soziale Netzwerke vor, womit wie bei Kafka Teile der uns bekannten Welt einfach ausgeblendet werden, als existierten sie nicht oder als befände man sich in einem Paralleluniversum. Einen ähnlichen Ansatz mit etwas Retro-Sci-Fi verfolgte "Fingernails", denn auch auch dort wähnt man sich mittels einer absurden Fingernägel-Analyse im Licht vollkommener Erkenntnis der Partnervermittlung, ebenfalls in einer Post-Internet-Ära.
Es ist schon interessant wie viele Filme derzeit versuchen Gegenwart und Zukunft ohne digitale Medien zu zeigen, aber dennoch auf Erfahrungen und Erkenntnisse mit denselben zurückgreifen.
Nach der Kategorisierung und Katalogisierung von menschlicher Persönlichkeit bzw. ihren Merkmalen zwecks Partnervermittlung ist der nächste Schritt der Partnerfindung, der mit einer KI, wie etwa in "Ich bin dein Mensch" dargestellt oder in der Serie "Real Humans".
Was hat man den hier wieder cooles rausgehauen in der Mediathek der öffentlich-rechtlichen. Erste Folge hat mir sofort gefallen. Wieder so ein frz. Krimi wie "Zone Blanche" in der Einsamkeit der Berge und mit viel Schnee sowie unterkühltem Humor. Der Hauptprotagonist hat die Synchronstimme von Jude Law. Passt sehr gut, weil er manchmal so schaut wie er.
Drei Episoden von 4 habe ich gesehen. Jedes Mal ging es um die Todesstrafe, aber jedes Mal aus einer anderen Perspektive.
Episode 1: 9 von 10 Punkten
Ein Familienvater kommt von der Nachtschicht. Er holt die Frau von der Arbeit ab und das Kind von der Schule und dann gehen sie einkaufen, leben ein für mich überraschendes angenehmes Leben im Iran. Es war interessant zu sehen, wie Supermärkte doch genauso aussehen, wie in Deutschland auch. Pepsi gibt es auch zu trinken. Am nächsten Morgen sehen wir den Familienvater dann auf seiner Arbeit. Er muss nur in einem kleinen Raum ein paar Knöpfe drücken, wenn die Anweisung über Lichter erfolgt. Ansonsten kümmert er sich darum Kaffee oder Tee zu kochen. Was das Drücken der Knöpfe bewirkt, dass sieht er nicht. Aber wir können es sehen. Ich kann sagen, dass man die Wahrheit als Zuschauer auf schroffe Weise erfährt. Das und die Beobachtung einer iranischen Familie, hat mich sehr angesprochen.
Episode 2: 8,5 von 10 Punkten
Ein Rekrut soll die Todesstrafe für einen Häftling begleiten. Im Mannschaftszimmer legt er sich vorher noch mit seinen Kameraden aufs Ohr. Er kann nicht schlafen, weil er Angst davor hat die Todesstrafe zu begleiten. So tyrannisiert er seine Kameraden, dass diese auch nicht schlafen. Moralische Unterhaltungen beginnen, doch so gut die Argumente auch durchdacht werden, der Rekrut muss die Arbeit erfüllen. Er macht sich dabei so in die Hose, dass der Kandidat für die Todesstrafe dagegen gerade zu entspannt scheint. Der Rekrut will die Gelegenheit nutzen zu flüchten. Seine Freundin wartet mit dem Fluchtauto vor dem Gefängnis.
Episode 3: 8,5 von 10 Punkten
Ein junger Soldat macht sich auf in die Berge zu seiner Verlobten mit einem Ring, um sie an ihrem Geburtstag zu treffen. Doch man feiert dort erst noch eine Beerdigung, eines sog. Märtyrers und Mentor seiner Verlobten. Der Soldat lässt gegenüber seiner Verlobten erkennen, dass der angebliche Regimegegner sich hätte auch so verhalten können, dass er nicht zur Zielscheibe wird. Doch dann sieht er das Foto von ihm.
Ich bin Fan von Max Richter, fast seit der ersten Stunde, als seine Werke auf Soundcloud gerade Tausend Likes hatten. Hier ist seine musikalische Begleitung sehr hintergründig ausgefallen, extrem minimalistisch. Das wäre kein Grund zur Kritik, würde die Story nicht so langweilig sein.
Während die Ehefrau auf der Erde sich von ihrem Mann loslösen will, hofft er einsam in den Weiten des Alls bei der Rückkehr in die Arme seiner geliebten Frau zurückkehren zu können. Ihre letzte Nachricht erhält er nicht, weil die Offiziellen verhindern wollen, dass er in seiner schwierigen psychischen Situation einen depressiven Schub erhält.
Ich möchte gerne sagen, dass die Auseinandersetzung mit dem blinden Passagier inhaltlich gehaltvoll war, aber bis auf ein anfängliches Prickeln, beim Anblick einer Riesenspinne, blieb das Inhaltliche sehr dünn. Was der Film mir gesagt hat, war nichts besonderes, es sei denn ich hätte es aus Unwissen übersehen.
Dr. Frankenstein verpflanzt in eine tote schwangere Schönheit das Gehirn ihres ungeborenen Säuglings. Kaum entdeckt das Kind die Sexualität, wird sie gleich schon mal durchgenudelt.
Wer missbraucht hier eigentlich wen? Sie hat die Emanzipation beim Sex entdeckt, aber im Prinzip muss das doch Ekel hervorrufen, wenn man sich vorstellt, dass in einem reifen Körper ein unreifes Gehirn steckt. Die Männer stört das nicht, einige Zuschauer auch nicht. Stehen hier die Männer tatsächlich in der Kritik oder sind sie die Wohltäter, die die Stute einreiten. Ich sehe das ja jeden Tag bei den 15-jährigen in der Schule, rein optisch reif, Verhalten kindisch. Sind das nur Moralapostel, die Erwachsenen den Spaß mit den süßen Früchtchen verbieten?Von daher bricht der Film ein Tabu, aber wer die Schöne reife Emma Watson - und ich finde sie wirklich attraktiv - bei Softcoresex seltsam bizarr stöhnen sehen will, der kann sich hier mächtig aufgeilen. Dass sie eine Frau mit Babygehirn spielt, ist mit steifem Glied leicht verdrängt. Ist ja nur Fiktion und keine echte Pädosexualität. Der Sex scheint sie auch von ihrer geistig-körperlichen Behinderung zu heilen. Sex heilt und emanzipiert.
Die Kulissen gehen in Richtung Steampunk und sind wunderschön. Die Schauspieler haben sich alle mächtig angestrengt.
Aber was soll ich mit dem Rest? Soll das ein Statement sein, dass man Kinder vögeln darf, wenn sie schon reif aussehen, weil sie ja schon sexuelle Bedürfnisse haben?
Das klingt mir ein bisschen wie die sexuelle Ideologie einiger Grüner und Hippies vor 40 Jahren.
Sie wollten es nicht wissen, sie haben weggeschaut, sie haben Mauern des Schweigens in sich selbst errichtet und sogar reale Mauern, um die bestialischen Quälereien und Ermordungen nicht hören und sehen zu müssen. In "The Zone of Interest" geht es nicht um die Menschen, die naiv weggeschaut haben, die von Kind auf verblendet waren, die aus Angst geschwiegen haben, nein es geht um jene, die alles gewusst haben und neben der Mord-Industrie ein idyllisches familiäres Leben lebten.
Stelle dir vor du siehst dir einen Holocaust-Film an und bekommst nicht eine Szene zu sehen, die an "Schindlers Liste" erinnert. Juden sind in diesem Holocaust-Film nicht zu sehen, obwohl der Schauplatz das Haus des KZ-Leiters direkt am Lager Auschwitz angrenzt. Nur eine 3-4 Meter hohe Mauer schirmt die Familie davon ab, während sie einen wunderschönen Paradiesgarten angelegt haben mit Bäumen, Sträuchern, angebautem Gemüse und einem Pool mit Rutsche für die Kinder.
Nach zwei Dritteln des Films hat es mich ein wenig geärgert, dass ich nichts zu sehen bekomme von dem Auseinanderreißen von Familien, Tothungern bzw. -arbeiten, Erschießungen, Vergasungen und Verbrennungen von Juden bzw. politischen Häftlingen jeglicher Couleur. Dafür bekomme ich den ganzen Film lang den Sound der Todesindustrie, selten das fröhliche Familienlebend übertönend und störend, meistens subtil.
Mindestens die Hälfte des Films gibt mir das einen flauen Magen, wie ich ihn selten habe und ein Gefühl der Bedrohung, wie in einem Horrorfilm.
Der Jumpscare bleibt aus!
Eigentlich dachte ich schon, dass der "Der Junge im gestreiften Pyjama" genug Familienleben neben einem KZ zeigt, aber das hier schlägt dem Fass den Boden aus. Das ist etwas ganz anderes. Jonathan Glazer hat mir schon in "Under the Skin" einen subtilen Horror verpasst. Da waren es manchmal ähnlich unbehagliche Situationen, Traumszenen, ohne Klarheit, also deutungsoffen, aber dafür mit einer erhabenen verstörenden Symbolik, die man nicht mal deuten muss, um sich extrem unwohl zu fühlen.
Das ist hier ist Glazers Maximierung seiner Prinzipien des subtilen Horrors. Was es mit einem anstellt, ist bisher ungesehen, unerhört und ungefühlt bei filmischen Werken mit dem Thema deutsche Vernichtungslager.
Den kurzen Part mit der Wannseekonferenz hätte ich aber nicht gebraucht. Die Zeit hätte man besser nutzen können, weshalb ich nicht über 9 Punkte gehe. Wenn ich mir ein Mashup aus "The Zone of Interest" und "Der Junge im gestreiften Pyjama" vorstelle, dann wäre das sicher ein 10er Brett. Aber auch so erreicht der Film bei mir das Ziel, dass ich für einige Zeit nur Wut und Hass verspüre, einmal sogar Schadenfreude, obwohl mir all diese Gefühle eher fremd sind.
🎥 ANATOMIE EINES FALLS
2024 ‧ Justizdrama ‧ 2 h 32 min
Das deutsch-französische Ehepaar Sandra (Sandra Hüller) und Samuel (Swann Arlaud) lebt mit ihrem elfjährigen sehbehinderten Sohn Daniel (Milo Machado Graner) in den französischen Alpen. Als Samuel tot am Fuße ihres Hauses aufgefunden wird, steht Sandra unter Schock und Verdacht. Ein Jahr später beginnt der Gerichtsprozess, der die tragischen Ereignisse und die komplizierte Beziehung des Paares seziert.
Meine Filmanalyse ist nicht spoilerfrei, weshalb ich das Lesen erst nach Sichtung empfehle.
https://ouroborosforum.wordpress.com/2024/02/25/die-unertraglichkeit-des-ungewissen/
Bestimmt werden Restaurantbesitzer oder die es einmal waren finden, dass die Serie den Restaurantbetrieb nicht realistisch abbildet. Das ist mir völlig egal, denn das gilt für Krankenhausserien genauso wie für Schulfilme oder andere Inszenierungen in Arbeitsfeldern. Was die Schule betrifft, lass ich mich auch mal aus, weil ich an Schulen arbeite. Eigentlich mag ich Schulfilme, aber "Das Lehrerzimmer" fand ich ganz weit weg von realistischer Kritik. Es hat aber doch viele wegen anderer Inhalte erreicht, die ich nicht mochte.
"The Bear" wollte ich gar nicht schauen, weil es in einem Restaurant spielt und ich schon Kochshows nicht abkann. Was da so gekocht wird von Fast Food bis Haute Cuisine, das ist mir auch fast egal. Das knusprige Rindfleisch sehe ich natürlich gerne, das Überkandidelte (was in den "The Menu" kritisiert wurde), das brauche ich nicht.
Es sind die Charaktere, die hier ihre Entwicklungen durchmachen, welche mich zum Weiterschauen überzeugen, denn die einen finden sich zum ersten Mal in ihrem Leben, während sich die anderen verlieren, weil sie die Vergangenheit nicht aufgearbeitet haben. So ist das Emotionale hier Vordergründig wie kaum woanders und ich habe die Feinfühligkeit der Kommunikation und die Warmherzigkeit der Charaktere genossen, aber es kann auch sehr schnell heftig krachen. Die meisten Charaktere sind erwachsen genug, die lauten Konflikte auszuhalten und nicht nachtragend zu sein. Ähnliche Erfahrungen habe ich im Kreise der Kollegen jetzt sogar im fortgeschrittenen Alter ebenfalls noch gemacht.
Die Serie spielt in Chicago und zeigt tolle Bilder der Stadt, so dass ich endlich nachvollziehen kann, warum Chicago von vielen gemocht wird.
Staffel 2 liefert die Entwicklungen der anderen Charaktere nach z. B. von Tina und Ritchie. Aber es stellt sich dann auch heraus, was für ein unangenehmer Charakter Cammy sein kann. Wenn man sich mit ihm identifiziert hat, dann wird man die Serie in der zweiten Staffel eher abstoßend finden, aber seine Struggle muss man eben mit durchmachen, denn er ist kein perfekter Mensch. Um unperfekte Menschen und Verzeihen geht es hier in der Serie auch.
Mit der Serie "Evil" habe ich eine Unterhaltung entdeckt, die fast für mich gebacken ist. Nun bin ich in der zweiten Staffel angekommen.
Unterwegs ist hier ein Ermittlerteam aus drei Charakteren im Auftrag der Kirche, die Phänomene des Glaubens untersuchen sollen. Übernatürliches und Aberglauben/Glauben, werden hier einer psychologischen und naturwissenschaftlichen Prüfung unterzogen. Ich möchte gleich zu Beginn sagen, dass da kaum Platz bleibt für das, was nicht erklärbar ist. Die Tiefe der wissenschaftlichen Erklärungen ist nicht tief, aber überraschend tief für eine Serie. Wer gerne psychologischen Horror mag ist hier gut aufgehoben, aber auch jene die an Übernatürliches glauben wollen.
So werden u.a. folgende Themenkreise behandelt:
Psychopathie, Soziopathie, Schizophrenie, Dissoziation, Psychosen bzw. dämonische Besessenheit, Exorzismen, Religiöse Prophetie, medizinische Wunder, Incels und 4Chan-Amokläufer, stochastischer Terrorismus, Decision Making und Suggestion, Emotionale Ansteckung, gemeine Ohrwürmer, Tanzwut, Haunted House Reality Shows etc. Da die Psychologin vier Kinder hat, spielen auch immer wieder Themen der Erziehung eine Rolle wie etwa die richtige Erziehung bei Horrorfilmen und AR-Horrorspielen für Kinder.
Alle paar Folgen hat man es mit einem Exorzismus zu tun, haben sie jedoch unterschiedliche Ursachen. Teilweise ist auch ein wenig kriminalistisches Gespür gefordert bzw. technisches Verständnis. Auch gerät die Gruppe in Schwierigkeiten, weil die Kirche bei ihren Exorzismen an die Grenze der Gesundheit der Betroffenen geht. Interessant ist hier auch, wie psychologische Experten sich hier gegenseitig vor Gericht diskreditieren können.
Die erste Episode ist absolut überraschend. Dr. Bouchard kommt gerade frisch von der Uni und muss noch ihren Studienkredit abstottern. Als psychologische Sachverständige vor Gericht arbeitet sie für die Staatsanwaltschaft. Ich muss sagen, dass mir Katja Herbers als Dr. Kirsten Bouchard wirklich sehr sympathisch ist. Sie ist nicht die Schönste, aber ihre weibliche Ausstrahlung erreicht mich um so mehr. In Staffel zwei, verändert sie leicht ihren Look, was sie schon verführerisch macht. Aber auch ihr Charakter verändert sich durch diese Arbeit. Das liegt vor allem an ihren Gegenspieler Dr. Townsend gespielt vom bekannten Bösewicht aus Lost Michael Emmerson. Er hat die Synchronstimme von Kevin Bacon und passt sehr gut in solch eine Rolle. Ein Charakter des Trios hat die Synchronstimme von Jude Law.
Beim ersten Fall stellt Dr. Bouchard fest, dass der mutmaßliche Serienmörder offenbar Symptome klinischer Besessenheit zeigt. Man muss dazu wissen, dass es sich bei der klinischen Besessenheit nicht um eine echte Besessenheit handelt, sondern nur um die Bezeichnung einer speziellen psychischen Störung aus dem Spektrum der Dissoziation die eben aussieht wie eine "religiöse Besessenheit".
Ein Angestellter der Kirche mit dem Namen David DaCosta macht Dr. Bouchard darauf aufmerksam, weshalb sie sich den mutmaßlichen Serienmörder noch mal anschaut. Sie stellt fest, dass etwas dran ist und will ihre Expertise vor Gericht ändern. Doch der Staatsanwalt fordert eine andere Expertise und droht ihr keine Aufträge mehr zukommen zu lassen. Bouchard lässt sich nicht erpressen und steigt aus, aber dann steht sie vor dem Problem, wie sie ihre Kinder durchschleppen soll. Wie ein rettender Engel taucht David DaCosta auf, der wohl auch angehender Priester und Exorzist ist. Er bietet ihr ein Engagement als Expertin an. Sie soll Fälle von Besessenheit und Wunder etc. psychologisch überprüfen. Er setzt auf sie, gerade weil sie keine Gläubige ist. Sie findet das natürlich sehr seltsam, doch dann wird sie schwer geprüft.
Im Prinzip ist die Thematik hier eines meiner Lieblingsfelder, da ich Theologie (Religionswissenschaft) studiert habe und zusätzlich einige Seminare der Psychologie hatte und einiges an Fachliteratur aus der Psychologie gelesen habe. Im Prinzip bin ich auch nicht abergläubig, im Gegenteil, ich suche bei übernatürlichen Phänomenen stehts nach psychologischen oder naturwissenschaftlichen Ursachen und werde auch stets fündig. Etwas Übernatürliches oder Parapsychologisches akzeptiere ich nicht. So habe ich auch die Bibel nach psychologischen Phänomenen abgesucht, aber auch Literatur der Schwarzen Magie psychologisch untersucht.
Glauben bzw. Aberglauben kann über der Vernunft sein, aber Glauben kann niemals gegen die Vernunft sein, das ist mein Leitsatz. Selbst wenn man z. B. Krebs hat und es einen möglicherweise umbringt, kann Glaube positive Heilungseffekte bewirken, die sich dann biologisch niederschlagen, genauso umgekehrt bei psychosomatischen Krankheiten, wo die Psyche die Biologie krank macht.
Ich glaube auch, dass es einen Gott gibt, aber im Sinne eines Metaorganismus, dessen Teil wir sind. Man nennt diese Gottesvorstellung Pantheismus, was mit dem Holismus und Ökozentrismus verwandt ist. Wichtig ist, dass solch ein Gott=Metaorganismus nur Wunder vollbringt oder Zauber bewirkt, die naturwissenschaftlich erklärbar sind bzw. noch nicht erklärbar sind. Ein abrahamitischer (jüdischer, christlicher, muslimischer) Gott kann per Definition nicht gegen die Vernunft handeln, auch wenn da Evangelikale und Zeugen Jehovas heftig protestieren, denn Allwissenheit=höchste Vernunft ist ein Attribut dieses biblischen Gottes.
Gott ist weniger anthropomorph und mehr philosophisch gesehen die Verkörperung des Prinzips der höchsten Vernunft. Aber das wäre nach Apostel Paulus "feste Speise".
Die erste Episode von "Evil" war für mich psychologisch besonders aufregend,...
++++Spoiler++++
...weil offenbar menschliche Gruppen am Werk sind, die im Hintergrund die Fäden für Dämonen und Engel ziehen. Es gibt also wissenschaftlich gesehen keine Dämonen und Engel, aber es gibt menschliche Werkzeuge, die aus dem Glauben heraus gesellschaftliche Prozesse sabotieren oder fördern. Wenn das Werk für sie glückt, sehen sie das als Bestätigung für die Existenz von Gott bzw. Satan. Psychologisch ist das nichts anderes als eine selbsterfüllende Prophezeiung bzw. philosophisch ein Zirkelschluss und wissenschaftlich ein Kognitionsfehler: "Bestätigungseffekt".
Ob es solche geheime Gruppen wirklich gibt, lässt sich für die heutige abendländische Gesellschaft nicht beweisen, jedoch sehr häufig für das Mittelalteralter und bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, bei esoterischen Zirkeln und Seancen-Gruppen.
Daran zu glauben, dass es sowas heute geben könnte, klingt auch wie eine Verschwörungstheorie. Im Prinzip kann man aber davon ausgehen, dass es solche Menschen wahrscheinlich gibt, die hintergründig gesellschaftliche Prozesse beeinflussen. Im positiven Sinne gibt es das ja in der Seelsorge und bei Pflege am Mensch selbst, denn viele Pflegekräfte sehen sich im göttlichen Auftrag. Es ist aber schwer vorstellbar, dass es das in geheimen Gruppen auch im umgekehrter Logik hierzulande gibt. Gesellschaften mit dem Voodoo-Kult funktionieren jedoch heute noch genau so.
Menschen handeln im Auftrag geheimer Zirkel, die sich auf Götter oder Dämonen beziehen. Wenn hier unbedarfte Menschen missbraucht werden Aufträge zu erfüllen für dämonische Gruppen, dann wissen sie nicht wie ihnen geschieht. So etwas ähnliches zeigt sich auch bei dem Phänomen des "stochastischen Terrorismus". Hier werden Menschen manipuliert und getriggert mit Hilfe der Methode des "Decision Making" bestimmte Taten zu vollbringen.
Ein weiterer Aspekt von wunderhaften oder zauberhaften Phänomenen ist, dass sie das Ergebnis von gruppendynamischen Prozessen sein können, die zwar wissenschaftlich nachweisbar sind, aber so komplex und schnell vonstatten gehen, etwa beim "Schmetterlingseffekt", dass sie nicht sichtbar gemacht werden können bzw. nicht zerlegbar sind. Es handelt sich um sog. emergente Prozesse.
Die Wirkung basiert also nicht nur auf Einzelprozessen, sondern das große Ganze ist mehr als die Summe der Einzelprozesse. Wer weiß schon, was sich auf Quantenebene abspielt. Sie existiert nachweislich, aber wir wissen kaum etwas davon.
Manche nennen ihn westlichen Propagandafilm, andere sehen russische Angreifer, verstörte weinende Kinder, Kinder unter 5 Jahren, deren Körper nach Wiederbelebungsversuchen Herzmassage und mit Defibrillator leblos bleiben, während Mütter und Väter zusammenbrechen. Ein Vater kniet an der Bahre. Seinem Sohn wurden die Beine weggesprengt als er Fußball spielte. Nun ist er den Verletzungen erlegen. Das Krankenhaus steht noch, als ich abbreche. Wir wissen heute, dass es nicht mehr existiert, genauso wie das Theater von Mariupol, wie auch die ganze Stadt.
Harold und Maureen verleben seit Jahrzehnten, allerdings aneinander vorbei, ihren Ruhestand in einem gepflegten Haus in Kingsbridge. Das Paar verbirgt einen großen Schicksalsschlag, von dem man im Laufe des Films etwas erfährt.
Eines Morgens erhält Harold einen Brief von einer Freundin, dass diese Krebs habe und im Sterben liege. Eigentlich will er nur schnell zum Briefkasten und die Antwort in die Post geben, doch da entscheidet er sich nicht mehr nachhause zurück zu kehren, sondern weiter zu gehen, über 500 Meilen bis nach Schottland, um Queenie zu retten.
Was hat er sich da nur in den Kopf gesetzt, wie soll er das mit fast 80 Jahren alles zu Fuß bewältigen? Natürlich erwarten ihn ungeahnte Schwierigkeiten, aber die Gesellschaft kann sich hier auch von ihrer besten Seite zeigen. Er begegnet verschiedenen Menschen, deren Schicksale sich durch ihn wieder lichten. Es spricht sich in UK rum, dass ein Mann unterwegs ist. Viele glauben er sei von der Liebe getrieben. Aber es geht um etwas ganz anderes. Der Trubel wächst ihm über den Kopf. Er muss seinen Weg alleine gehen. Wird er es schaffen?
#####SPOILER#####
Der Film kann spirituell bewegen. Harold ist nicht gottgläubig, schon gar nicht nach dem er seinen Sohn verloren hat. Es geht hier vielmehr um universelle Spiritualität, d. h. es ist auch Platz außerhalb des christlichen Glaubens. So hat Harold Follower, die wahrscheinlich muslimisch sind oder hinduistisch. Er trifft Menschen, die nach England eingewandert waren, um als Ärzte zu arbeiten, aber gescheitert sind. Er trifft einen homosexuellen Mann, der sich ihm im Café anvertraut. Er erlebt, wie die Welt wirklich sein kann, nicht so wie die Erregungsbewirtschaftung in den Medien die Hysterie gegen andersartige in die Höhe treibt. Von daher ist es ein Film der Mut und Hoffnung macht an das Gute im Menschen zu glauben bzw. nicht nur die schlechten Nachrichten zu sehen. Harold Fry erlebt die Welt zum ersten Mal lebendig und nah und nicht nur der Distanz seines früheren Spießerlebens, hinter schweren Gardinen, die die Sicht auf die Straße versperren.
Vorredner beschwerten sich über die nervigen Charaktere, aber ich sage, dass diese nur so nervig waren, weil es ihnen schlecht ging und am Ende des Films tauen sie auf, sehen wieder Licht im Leben. Sie waren emotional verhärtet.
Mich lässt das nicht kalt. Ich fühle mich dazu motiviert es Harold gleichzutun und einfach die Menschen zu sehen, mit ihren Problemen, ihnen zuzuhören, ihnen gut zuzureden, statt ständig die Augen auf das zu richten was falsch läuft. Andere mögen denken "Die Welt ist scheiß und wenn ich noch mehr Scheiße draufkacke, dann ist das egal, denn es wird sich sowieso nichts ändern."
So kommt es mir vor, wenn ich bei so manchen Kommentar zwischen den Zeilen lese. Was ist nur mit diesen Menschen passiert, was hat sie so hartherzig werden lassen? Ich helfe Menschen, auch beruflich und die Dankbarkeit ist unbezahlbar.
„Ein Lehrstück ohne Lehre“
60 Minuten vorbei und langsam fragte ich mich, warum ich immer noch keinen Schimmer habe was gespielt wird. 90 Minuten vorbei und ich wurde so richtig unruhig, weil ich immer noch keine Ahnung hatte was gespielt wurde und was das Ziel sein soll. Leider wartete ich vergeblich auf die Lösung.
Aber auf keinen Fall war ich eine Sekunde gelangweilt, stattdessen musste ich über zahlreiche groteske Szenen lachen und der kalte Schauer saß mir wie der Schalk im Nacken, so wie der Alb auf Marinas Brust. Selbst als es zum Showdown kam, lässt das äußerst schräge Szenario so einiges im Dunkeln und lädt dazu ein alles Mögliche hinein zu interpretieren, wenn man will sogar mit subtilen Anleihen in der Mythologie, bei Märchen und Sagen, ohne dass "Borgman" vom Psycho-Thriller ins Fantasy-Genre abdriftet.
Das was hier entstanden ist, gehört zum Genre des home invasion, aber es ist an manchen Stellen gruselig und verursacht ein Schaudern. Ein Quäntchen lynchesken Surrealismus und eine Prise Mystery runden das ganze ab. Es wäre eine äußerst plumpe inhaltliche Deutung, wie die anderen Kommentatoren, von einem Vampirfilm zu sprechen, obwohl es da entfernt Anhaltspunkte gäbe, aber das führt eventuelle Interessenten nur auf die völlig falsche Fährte und lässt einige vielleicht von dieser einzigartigen Erfahrung absehen, welche so viel mehr sagen zu sagen scheint, aber letztlich doch keine Lösung für fast all seine Allegorien und Parabeln bietet.
Dass "Borgmann", genauso wenig wie Aronovskys "Mother" eine echte Lösung bietet, ist wohl Absicht, denn ich erkenne dahinter ein spezielles literarisches Konzept wieder, welches im Filmbereich im Genre des "home invasion" sein Dasein fristet. Weder "Mother", "Borgman" würde der Filmgourmet gerne als "home invasion" bezeichnen, weil das Genre eigentlich für zweitklassige bzw. wenig anspruchsvolle Filme bekannt ist. Es ist ein Genre für den Massenmarkt und ist eng mit dem Genre des Slasher-Movie verbunden. Man kann auch davon ausgehen, dass viele Filmemacher, die home invasion Filme produzieren, gar nicht das grundlegende Original kennen. Damit "home invasion" zum Genre wurde, brauchte es nämlich ein konkretes literarisches Vorbild für dieses Konzept der "Unterwanderung durch sozial Benachteiligte", welches unter der Feder von Max Frisch erstmals das Licht der Welt erblickte:
"Biedermann und die Brandstifter - Ein Lehrstück ohne Lehre".
Hier die Verfilmung des Originals:
https://www.youtube.com/watch?v=miUILyKWrRw&t=17s
Es gibt sogar noch ein aktuelles filmpreisprämiertes Werk, welches neben "Borgman" und "Mother" als Adaption von Frischs Drama gelten kann, nämlich "Parasite". Der letztgenannte Film ist also nicht etwa eine ganz neue Idee, sondern das Konzept "Unterwanderung durch sozial Benachteiligte" findet sich in "Biedermann und die Brandstifter" erstmals abgehandelt. Bei "mother", "Borgman" und "Parasite" ist gegen über dem Rest an "home invasion"-Filmen eine solche Klasse vorhanden, dass man davon ausgehen kann, dass die Schöpfer den Intellekt dazu haben den Klassiker zu kennen.
Vorgenannte filmisches Werke zeigen vor allem eines, mit dem wohl viele Kritiker Probleme haben, dass sie "ohne Lehre" sind. Das ist der deutliche Bezug zu Frischs Klassiker, was aber nur gelingt, wenn das Ende absurd ist. Ich sehe das hier verwirklicht. Wenn man zudem die Vielschichtigkeit und Andeutungen von "Biedermann und die Brandstifter" kennt, dann sind diese wie Schlüssel, um die Metaffern und Allegorien aus "Parasite" und "Borgman" zu entschlüsseln. Ich kann sagen, dass sie in die gleiche Richtung gehen, aber eigenständige Bilder bieten.
Doch am Ende ist alles nur Blendwerk, denn außer dem vermeintlichen Spaß an der Dekonstruktion einer Familie der Haute Bourgeoisie, bleibt nichts konkretes. Gerne hätte man eine soziale Revolution oder wenigstens gewissenlose Killer, doch hier wird die Familie durch etwas zerstört, dass sich politisch und moralisch nicht ge- bzw. missbrauchen lässt, etwas für den Klassenkampf.
"Borgman" ist sehenswert und ich finde, dass er das Thema "Unterwanderung durch sozial Benachteiligte" grotesker, interessanter und spannender bearbeitet als "Parasite", aber die Unterschiede sind nicht so groß, manches ist auch Geschmacksache. Es kann durchaus sein, dass jene die mit "Mother" oder "Parasite" nichts anfangen konnten mit "Borgman" besser klarkommen. Ich schätze, dass die Masse eh mit allen dreien Problemen hat und mit Max Frisch sowieso.
Die Protagonistin hat einen Mordversuch überlebt, weshalb sie nach dem Täter fandet. Doch erschwert wird die such durch plötzliche Veränderungen ihrer Umwelt. Es beginnt mit kleinen Dingen, dass Dinge an einem anderen Ort sind, als sie diese ursprünglich hingelegt hatte. Dann wechseln Personen ihre Rollen oder verschwinden aus ihrem Umfeld, plötzlich wohnt sie bei ihrer Mutter oder der Schlüssel für ihr Apartment passiert nicht mehr, weil sie nun ein Stockwerk darüber wohnt.
Die Story ist vor allem verzwickt aufgebaut, denn weiß man nicht warum das alles so passiert und wer das nun bewirkt. Es gibt auch Ungereimtheiten, wie Beweisstücke aus der Zukunft in die Vergangenheit geraten und die Polizei davon gar nichts bemerkt. Die Ermittlungen der Journalisten führen auf eine unglaubliche Spur. Man wird sehr lange hingehalten, aber schließlich bekommt man für dieses Chaos eine komplette Auflösung.
Cool, das hat mich am Stück gut unterhalten, obwohl ich Elizabeth Moss jetzt wirklich nicht anziehend finde. Ihr Rolle in "Mad Men" habe ich gemocht, weshalb ich hier auch einen Blick riskiert habe. Insgesamt ist die Miniserie schön bebildert und man sieht viel von Chicago.
Der Sagen-Mystery-Anteil der Serie ist interessant, aber ich hätte mir gerne was ernsteres gewünscht.
Der Humor in den Dialogen ist gar nicht mal so schlecht, auch die ernsten Dialoge kommen ganz gut, aber ich kann generell nicht mit Michael Kesslers unauthentischem Overacting. Er wurde gefeiert, dass er in die Rollen Prominenter schlüpfte, während ich das eher für nah an der Grenze zum Amateurhaften empfand. Das mäandert hier so hin und her zwischen passend und cringe, dabei würde die Rolle als Psychologe gut zu ihm passen.
Am besten hat mir das Setdesign gefallen, aber leider ist das Tempo der Serie zu unausgewogen, in spannenden Szenen zu schnell, allgemein zu viel springende Handlung von Szene zu Szene. Ich werde nach 2 Episoden nicht dabei bleiben.
BESTER FILM
===========
Anatomie eines Falls
Empire of Light
Roter Himmel
Beau is Afraid
Cat Person
Leave the World behind
Saltburn
Die Arktis - 66,5 Grad Nord
Killers of the Flower Moon
Barbie
BESTE REGIE
===========
Sam Mendes (Empire of Light)
Christian Petzold (Roter Himmel)
Ari Aster (Beau is Afraid)
Emerald Fennell (Saltburn)
Greta Gerwig (Barbie)
Susanna Fogel (Cat Person)
Martin Scorsese (Killers of the Flower Moon)
Elizabeth Banks (Cocaine Bear)
Sam Esmails (Leave the World behind)
Christopher Nolan (Oppenheimer)
BESTES DREHBUCH
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Justine Triet (Anatomie eines Falls)
Christian Petzold (Roter Himmel)
Ari Aster (Beau is Afraid)
Michelle Ashford (Cat Person)
Sam Esmail (Leave the World behind)
BESTER DARSTELLER
==================
Joaquin Phoenix (Beau is Afraid)
Barry Keoghan (Saltburn)
Mahershala Ali (Leave the World behind)
BESTE DARSTELLERIN
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Sandra Hüller (Anatomie eines Falls)
Olivia Colman (Empire of Light)
Paula Beer (Roter Himmel)
Rosamund Pike (Saltburn)
BESTE KAMERA
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Pawel Pogorzelski (Beau is Afraid)
Rodrigo Prieto (Killers of the Flower Moon)
John Guleserian (Cocaine Bear)
BESTE AUSSTATTUNG
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Beau is Afraid
Empire of Light
Saltburn
Barbie
Killers of the Flower Moon
BESTE FILMMUSIK
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Roter Himmel
Empire of Light (Trent Reznor)
Leave the World behind
BESTER SONG
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In my Mind (Roter Himmel)
BESTE SERIE
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For All Mankind
Sex Education
Der Pass
Yellowstone
The Last of Us
BESTER SERIENDARSTELLER
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Asa Butterfield (Sex Education)
Nicolas Ofczarek (Der Pass)
Kevin Costner (Yellowstone)
Joel Kinnaman (For all Mankind)
Oliver Masucci (German Crime Story: Gefesselt)
BESTE SERIENDARSTELLERIN
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Gillian Anderson (Sex Education)
Kelly Reilly (Yellowstone)
Shantel van Santen (For all Mankind)
Emma Mackey (Sex Education)
Bei "Dumb Money" war ich so gut wie ahnungslos, was da auf mich zukommt. Natürlich habe ich vor ein paar Jahren mitbekommen, dass die GameStop-Aktie von Aktivisten gepushed worden war.
Der Hintergrund ist, dass GameStop nicht wirklich ein rentables Unternehmen ist und deshalb Börsenspekulanten auf den Niedergang wetteten bzw. Hedges Fonds investierten, um die Firma auszupressen. Es scheint, dass die Occupy-Wallstreet-Philosophie die Vorlage zum Handeln der Aktivisten geführt hat, angeführt durch Keith Gill.
Bei Reddit gewann er Follower und warb für den Kauf der GameStop Aktie. Mit etwa 50.000 Dollar ist er gestartet und nach wenigen Monaten war er schon bei über 15 Millionen Dollar. Der Verlust der Investoren, die auf den Niedergang von GameStop gesetzt hatten, ging in mehrere Milliarden. Es dauert nicht lange, bis alle Beteiligten inklusive Keith Gill vor einen Kongress-Ausschuss geladen wurde. Keith Gill wurde von Politikern der Wallstreet-Lobby vorgeworfen Insider-Wissen gehabt zu haben, doch damit kamen sie nicht durch.
Ich fand den Film mitreißend, vor allem weil er in mir die Hoffnung sät, dass es möglich ist, die Finanzlobby mit eigenen Waffen zu schlagen, denn ich bin der Meinung, dass die Zockerei der Hochfinanz Schuld daran ist, dass global gesehen 10% der reichsten Menschen 85% des Gesamtvermögen besitzen, geht man nach dem offiziellen Gini-Koeffizienten.
Der Gini-Koeffizient besagt für Deutschland ein Anstieg des Gini-Koeffizienten von 2000 bis 2020 von 0,66 auf 0,80, was bedeutet, dass 10% der reichsten Deutschen heute 80% des Gesamtvermögen in Deutschland besitzen. In 20 Jahren Schröder/Merkel stieg die Ungerechtigkeit also um 14% an.
Man muss sich nicht wundern, wenn die AfD davon profitiert, obwohl sie dafür erstens keine Lösungen anbietet, sondern zweitens ihr Programm dies noch verschlimmern würde. Der Wohlstandverlust der Deutschen, die ihr Einkommen aus nicht-selbständiger Arbeit beziehen ist also drastisch. Sie müssen per Einkommenssteuer Höchststeuersätze bezahlen, während die Steuer für Kapitalerträge (also fürs Börsen-Zocken) die sog. Kapitalertrags-Steuer nur 25% beträgt.
Verluste aus der Börsenzockerei werden zudem zu 100% sozialisiert, müssen also vom Steuerzahler gezahlt werden, während Börsengewinne fein abgeschöpft werden.
Wie lange geht das noch gut?
Die GameStop Aktion glich einen Flashmob, aber sie war auch ein erstes Resultat von dem was sich seit 20 Jahren langsam entwickelt, nämlich Widerstand. Andreas Eschbach hat 2001 schon einen Roman veröffentlicht in welchem es darum geht, dass eine einzelne reicher Person versucht die weltweiten Börsen mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Da war das noch Zukunftsmusik, aber die Zahl der Menschen, die sich zum digitalen Finanz-Mob zusammenfinden wächst stetig.
Wer gibt schon zu sich sowas anzuschauen?
Jedenfalls wollten mich ein paar 13-jährige Schüler schocken, also habe ich mir die erste Folge angeschaut. Ich kann schon gleich sagen, dass ich nach der Episode keinen weiteren Bedarf habe.
Ein junger eigentlich viel zu netter Mann mit Heil-Superkräften wird oft gemobbt. Schließlich kommt er in die Fänge des Königshofes und wird eingekerkert. Dort wird er über vier Jahre unter Drogen gesetzt, gedemütigt und sexuell missbraucht. Irgendwann bemerkt er, dass er dadurch Superkräfte erhalten kann, indem er seinen Peinigern, während sie ihm Demütigungen und Schmerzen zufügen, die Kräfte entzieht.
Das hört sich eigentlich ganz interessant an, nach dem Motto "Was nicht tötet, das härtet nur ab.", nur mündet das in übelste Racheaktionen mit Tötungs-, Vergewaltigungs- und Folterszenen samt Sperma- und Urin.
In Japan gab es eine aufgeregte Diskussion um diesen Anime.
"Kritisiert wurde, dass die Darstellung derartiger Szenen einen starken Einfluss auf Kinder und Jugendliche haben könnten. So wurde der Anime im Rahmen der Sitzung des Jugendausschusses besprochen und mit gemischten Gefühlen bewertet. So reichten die Reaktionen von der Fragestellung, mit wie viel Vorsicht man an derartige Themen herangehen sollte bis hin zur Erwägung, Aufzeichnungen von Late-Night-Animes einzuschränken.
Die Serie wurde, laut einer Mitteilung von Rui Tsukiyo, in Japan von vergleichsweise vielen weiblichen Zuschauern gesehen. Tsukiyo bezog diese Informationen aus Statistiken eines nicht genannten Streaminganbieters ohne jedoch näher darauf einzugehen. In den Kommentarspalten verrieten einige weibliche Zuschauer, dass der Protagonist und der Synchronsprecher der Hauptgrund sei, weshalb sie die Serie verfolgen."
Ich bin der Überzeugung, dass dieser Anime nicht in die Hände von Kindern oder Pubertierenden gehört, denn selbst als Erwachsener fällt es schon schwer manche Szenen nicht als erotisch zu empfinden, wobei man die ekelhaften hässlichen Szenen schon billigend in Kauf nehmen muss, wenn man das sehen will. Das führt sicher dazu, dass langsam jegliche Empathie abstumpft bzw. eventuell ein Spaß an den Quälereien empfunden werden kann.
Ich habe bisher gedacht, nach Filmen wie "Irreversible" wären die Grenzen meines Ekels weit, ohne das Bedürfnis zu haben an dieselben zu gehen, aber ich denke, dass sowas einfach gesellschaftlich zu weit geht, insofern damit ja auch eine Art Spiritualität mittransportiert wird. Was für ein Wahnsinn...
"Empire of Light" lässt die Kinomagie Anfang der 1980er Jahre wieder aufblühen in einem alten Kinopalast in Brighton an der Strandpromenade. Der Charme des alten Hauses wird umhüllt von einer stets zärtlich mäandernden Score von Trent Reznor.
Eigentlich gab es vier Säle, doch nur einer ist noch in Betrieb. Sogar einen Ballsaal gibt es ganz oben, wo jetzt ein Taubenschlag lebt, sowie eine schöne Terrasse mit einem unvergleichlichen Panorama über Strandpromenade und Stadt.
Ein kleines Team arbeitet dort seit Jahren zusammen aus Thekenkräften, Kartenverkäufern, Kartenabreissern und dem Eigentümer. Hilary gespielt von Olivia Colman ist die Leiterin, aber eigentlich auch Mädchen für alles und leider muss sich beim Geschäftsführer für so manches Stelldichein herhalten.
Als ein junger Mann namens Stephen (Micheal Ward) neu ins Team kommt, lernt sie ihn kennen. Größer könnten die Gegensätze aber nicht sein, denn er ist Anfang 20 und sie Ende 40, er ist schwarz sie weiß. Letzteres ist für sie kein Problem, aber Anfang der 80er war das noch ein sehr untypisches Bild und in den letzten Jahren scheint es wieder zu einem Problem für rechte Populisten zu werden.
Die Magie ihrer Beziehung ist schon etwas besonderes, denn gemeinsam haben sie eine poetische Vorstellungswelt, sind beide Schöngeister und gebildet. Aber ihre Beziehung steht unter keinem guten Stern. Hindernisse aus der Gesellschaft sind es aber nicht allein, denn Hilary hat eine belastete Vergangenheit mit ihrer Psyche. Sie ist labil und bipolar.
"Empire of Light" ist ein Titelt der eine Metapher versteckt, mit doppeldeutigem Sinn, denn ist es beim Kino das Licht, das ganze Königreiche an dunkle Wände projizieren kann, aber der Zustand der Depression ist eher ein Empire of Darkness. In diesem Film lernt man beide Seiten kennen und man weiß nicht welches Königreich den Sieg davon tragen wird.
Olivia Colman überstrahlt alles und wenn sie die dramatischsten Momente spielt kann ich nicht fassen wie tief sie mich erreichen.
"Holy Spider" basiert auf der wahren Geschichte eines iranischen Serienkillers: Saeed Hanaei ermordete in den Jahren 2000 und 2001 sechzehn Prostituierte in der iranischen heiligen Stadt Maschhad.
Saeed streift jeden Donnerstag Abend mit seinem Motorrad durch Maschhad, um Sexarbeiterinnen aufzulesen, die er zu sich nachhause bringt und dort erdrosselt. Seine Frau Fatima bekommt davon nichts mit, denn donnerstags ist sie immer bei ihrer Familie.
Da es schon 13 Morde an Frauen gab, reist die Journalistin Rahimi von Teheran nach Maschhad, um über den Täter zu berichten bzw. die Arbeit der Polizisten richtig zu machen. Ob sie sich dabei nicht zu weit vorwagt? Ab hier kommen massive >>>SPOILER<<<.
Wie Saeed die Morde begeht und dass sie nur an notleidenden Prostituierten stattfindet, erinnert mich an "Der goldene Handschuh" oder natürlich auch an "Jack the Ripper", nur Saeed ist Familienvater und liebt seine Frau sehr. Er hat kein Sex mit den Prostituierten, auch nicht wenn sie tot sind. Von jeder Berührung mit ihnen fühlt er sich beschmutzt und muss sich reinigen. Er empfindet das Töten dieser Frauen, die er als gottlos und sündhaft bezeichnet, als reinigendes Gefühl es für Gott getan zu haben.
Interessant ist, dass seine Familie dies ebenfalls als göttliches Werk begreift. Auch unterstützen viele Menschen Saeeds Familie und heißen seine Taten gut. Für mich war es überraschend zu sehen, wie die Gerichtsverhandlung ablief, nach der sich herausstellte, dass die radikale islamistische Regierung des Irans nicht nur Gegner hat, die einen moderaten Islam fordern, sondern es auch Gruppen im Iran gibt, die noch radikaler sind, als die Regierung.
So bildet die Regierung des Iran eher sowas wie die Mitte der politisch-islamischen Strömungen ab. Das ist erschreckend. Man versucht Saeed zu retten indem man ihm Unzurechnungsfähigkeit unterstellt, aber er stellt sich gegen seinen Anwalt und behauptet, dass er es im Namen Gottes getan hat und dass das psychologische Gutachten falsch ist.
Eigentlich habe ich es nicht erwartet. Er wird schuldig gesprochen und zu 40 Jahren Haft, 100 Peitschenhieben und zu 12 Mal Todesstrafe verurteilt. Scheinbar summieren sich die Strafen wie in den USA.
Aber nachdem das Urteil gesprochen ist, frage ich mich, ob es überhaupt vollzogen wird, denn er wird im Gefängnis besucht von einflussreichen Unterstützern, die ihm mitteilen, dass sie ihn herausholen werden. Die Peitschenhiebe werden ihm erspart. Es wird so getan als hätte er sie erhalten. Schon glaubt sich Saeed auf der sicheren Seite, doch er wird nicht gerettet sondern findet den Tod durch den Strick.
Mir war am Ende klar, dass es auch hätte anders ausgehen können und es wohl nur davon abhängt wie viele der Beteiligten Polizisten und Beamte welche politische oder religiöse Richtung haben. Man hat versucht ihn zu retten, aber es scheiterte nur knapp. Dass ich diesen Kerl - natürlich war es ein Schauspieler und zwar ein sehr guter - habe am Schluss tot am Strick baumeln sehen, das hat mir Befriedigung verschafft.
Ich bin bisher nicht als Befürworter der Todesstrafe in Erscheinung getreten. Im Prinzip lehne ich sie ab, doch in ganz eindeutig bewiesenen und besonders grausamen Fällen bin ich da nicht abgeneigt, jedenfalls in diesem Fall fand ich es schlüssig. Erschreckend ist aber doch, dass man Saeed nun als Märtyrer feiert, was gegen die Todesstrafe spricht. Hätte man ihn aber ins Gefängnis gesteckt ohne Todesstrafe, wäre er vielleicht irgendwann freigekommen. Besonders schlimm ist, dass er andere Menschen damit motiviert es ihm gleich zu tun, besonders sein Sohn.
Der Film ist so wahnsinnig differenziert.
Am meisten ist mir das aufgefallen, als der religiöse Ajatollah, der auch als Richter fungierte, zwar die Prostitution als Sünde bezeichnete, aber die Frauen damit entschuldigte, dass es an der Imperfektion der irdischen Gesellschaft liege, das Frauen so in Not geraten, dass sie sich zum Äußersten genötigt fühlten. Man müsse ihnen helfen, statt sie zu verdammen und zu töten.
"Holy Spider" ist kein Werk von iranischen Revolutionären, die die westlichen Stories über den Iran verbreiten, wo kein gutes Haar mehr zu finden ist. Dadurch hatte ich einen Einblick in diese Gesellschaft, wie noch nie. Das macht das Land aber für eine Frau nicht lebenswerter und vor allem nicht sicherer.
Luc Besson erzählt bis auf wenige Ausnahmen größtenteils Mainstream-Geschichten, weshalb es mal eine Wohltat war, so eine Geschichte serviert zu bekommen, ohne dass es peinlich wurde.
Hunde und Schießereien das lockt viele an, ein Transvestit eher nicht. Die Kindheitsgeschichte des Transvestiten ist aber sehr rührend beschrieben. Auf der anderen Seite geht es wieder um Selbstjustiz, aber nicht aus einer psychisch gesunden Entscheidung heraus, sondern den Umständen entsprechend wie der Hauptcharakter aufgewachsen ist.
Natürlich kann man Selbstjustiz nicht gut finden, aber manchmal steckt doch ein bisschen Notwehr darin, wenn man schon in ein Milieu gerät, dass einem nicht viel Wahlmöglichkeiten lässt. Ist er ein Robin Hood, der es den Armen gibt? Ich weiß nicht, es kommt nicht so drastisch zur Geltung. Er hilft anderen Menschen, aber rechtfertigt das andere Menschen zu bestehlen?
Was hier viele abholen wird, sind die süßen Hunde, die alles für ihr Herrchen tun.
Bei mir im Ohr sitzt schon ein kleines Männchen das ständig wiederholt "Hunde sind besser als Menschen".
Hunde sind per Züchtung ausgewählt, dass sie sich dem Menschen unterwerfen. Selbst, wenn man sie schlägt und hungern lässt, halten sie das sehr lange aus. Sie gehorchen.
Jetzt muss man solche Sätze wie "Hunde sind besser als Menschen" man noch mal durch den Kopf gehen lassen. Menschen, die sowas sagen, neigen dazu ein Umfeld zu suchen, bei dem sie alle anderen kontrollieren und beherrschen. Bei Menschen muss man mit Widerstand rechnen, bei Hunden eben nicht. Selbst die größten Tyrannen haben einen treuen Freund. Das ist meistens ein Hund.
Die 20-jährige Margot jobbt neben ihrem Studium der Anthropologie an der Theke in einem Kino. Immer wieder taucht ein ü30 Mann namens Robert auf, der wohl gefallen an ihr findet. Schließlich fasst der schüchterne Typ seinen ganzen Mut zusammen und bittet Margot um ihre Nummer.
Ab dann beginnt eine sehr schräge Beziehungsanbahnung. Viel wird über Messenger online kommuniziert, wie es heute eben läuft. Es kommt zu Missverständnissen und ersten Peinlichkeiten, aber schließlich kommt es doch zum ersten Date. Diese Date läuft noch schräger ab, als die Online-Kommunikation. Robert scheint bei seinem Filmgeschmack auf 80er und 90er Filmen hängengeblieben zu sein, besonders auf Filme mit Harrison Ford als Indiana Jones oder Han Solo. Es gibt da eine romantische Kussszene zwischen Hans Solo und Prinzessin Leia, welche für Robert ein Inbegriff der Romantik ist. Aus heutiger Sicht geht da Harrison Ford ziemlich grob vor, auch bei Blade Runner, wo er seine Liebe einen Kuss aufzwingt, nachdem er sie würgt. Mit Feingefühl und Empathie hat das alles wenig zu tun. Das lässt sich auch bei anderen Harrison Ford Filmen beobachten. Frauen handeln dort aus heutiger Sicht völlig abstrus.
Als Robert Margot küsst, weiß diese nicht wie ihr geschieht, so grob tut er das. Aber statt etwas zu sagen - sie weiß nicht wie sie es sagen kann ohne verletzend zu sein, außerdem hat sie Angst, dass er dann gewalttätig werden könnte - nimmt sie es hin, genauso so wie den untalentierten unempathischen Sex bei ihm zuhause.
Bis zu diesem Zeitpunkt ist der Film noch ernst und man sieht, wie es einer Frau in der Gewalt eines groben Mannes geht. Außerdem könnte er ein Psychopath sein. Hier setzt der Film gekonnt auf die selbsterfüllende Prophezeiung, nicht ohne in eine Groteske abzudriften, bei dem man als Zuschauer beim Verhalten beider nur mit dem Kopf schütteln kann.
Diese Beziehungsanbahnung ist wirklich eine Katastrophe. Nicht hilfreich ist Margot Umfeld, bestehend aus ihrer ultrafeministischen Professorin und Tamara, einer woken, neofeministischen Kommilitonin, die in jedem Verhalten eines Mannes toxische Männlichkeit erkennen will. Es wäre zu schön, wenn man sagen könnte, es gäbe keine Femizide, aber 90% der Gewaltstraftaten an Frauen werden von Männern verübt, oft durch gekränkte Eitelkeit. Frauen sind schon in einer Situation, wo man ihre großen Ängste nachvollziehen kann.
Ob die Feministinnen und Woken Recht behalten, das kann man sich in dem Film ansehen. Ich fand die Antwort überraschend vernünftig, aber dazu muss ich mir einen wirklichen schrägen Film ansehen. Ich denke aber, dass der Film schwer zum Denken anregt und grundlegendes lehrt, wie man Beziehungen nicht beginnt.
Genre: Coming-of-Age auf die harte Tour in einer Liebes-Groteske.
"... dieses Schloß kam nämlich früher in die Hände von Rittern die man die Teutschen nannte. Und der, welcher hier zu befehlen hatte, den nannte man den Komtur.
Einer der Wüstesten soll der Hans von Stoffeln gewesen sein, aus dem Schwabenlande, und unter ihm soll es sich zugetragen haben.
Da kam er der von Stoffeln, ein wilder mächtiger Mann, der einen Kopf hatte wie ein doppelt Bernmäß, Augen machte wie Pflugsräder und einen Bart hatte wie eine alte Löwenmähne. Den Bauern wart nicht gut zu Mute, da hob der von Stoffeln seine Stimme, und sie tönte wie aus einer hundertjährigen Eiche:
"Mein Schloß ist fertig, doch noch eines fehlt.
Der Sommer kömmt und droben ist kein Schattengang.
In Zeit eines Monats sollt Ihr mir einen pflanzen, sollt hundert ausgewachsene Buchen nehmen, aus dem Münneberg, mit Ästen und Wurzeln und sollt sie mir pflanzen auf Bärhegen. Und wenn eine einzige Buche fehlt, so büßt Ihr es mir, mit Gut und Blut.
Drunten steht Trunk und Imbiß, aber morgen ..."
Diese Geschichte erzählte eine Stimme zum Intro von Torsten Fenslaus Techno-Klassiker "Der Komtur" aus dem Jahre 1989, eigentlich ein Remix der Filmmusik zu "Die schwarze Spinne" von Carlos Peron aus dem Jahr 1983. Ich fand die Geschichte so ausdrucksstark erzählt, dass ich fast 30 Jahre auf eine Neuverfilmung des Stoffes hoffte, statt die Geschichte einmal zu lesen.
"Die schwarze Spinne" ist eine Adaption von Jeremias Gotthelfs weltberühmter Novelle bzw. Edgar Allan Poe mäßigen Schauermärchen aus dem Jahr 1842 mit einem interessanten Cast u.a. Lilith Stangenberg, Ronald Zehrfeld, Anatole Taubman und Marcus Signer.
Leider hat der interessante Cast nicht ausgereicht, um mich richtig zu packen. Weder die Spinneninvasion ist gelungen noch die zahlreichen Vanitas-Anspielungen auf den Todeskult im finsteren Mittelalter. Dem Auftreten des Teufels, verkörpert durch Anatole Taubman, fehlt einfach eine lyncheske Atmosphäre, wie in vielen Szenen von "Mullholland Drive" oder "Lost Highway". Dafür kann dieser Klasse Schauspieler Anatole Taubman nichts. Er war die richtige Wahl, aber für mich hat die Regie versagt, auch was so manche Rede des Komturs betrifft. Stellenweise war das gutes Dorftheater, aber eben nicht intensiv genug.
Es fehlt hier deutlich an Spannung, Schmerz, Grauen, Ekel und Verzweiflung. Schade dass man hier soviel Potenzial verschenkt hat. Ich mag dieses Schauermärchen aus dem 19. Jahrhundert besonders.
Einen sympathischen Trupp aus jungen Schauspielern der Generation Z hat man hier zusammengestellt, die gemeinsam Erfahrungen in der Liebe, Freundschaft, mit dem Tod und wichtigen Entscheidungen im Leben machen.
Die Amish finde ich eigentlich eine interessante Sippschaft. Natürlich teile ich nicht ihre strenge Religiosität, aber sie sind auch keine Missionierer bzw. zwingen niemand ihren Glauben auf. Sie leben für sich, sehr isoliert vom Rest der Welt, aber sie schicken ihre jungen Männer und Frauen raus in die Welt, damit diese sich vergewissern können, ob sie wirklich Amish sein wollen. Die Phase nennt man "Rumspringa".
Der Beginn ist sehr schwierig, denn man wird mit dem Amish-Dialekt konfrontiert, der hier auf pfälzischen Ahnen zurückgeht. Das sollte mir als Saarländer leichter fallen, aber sobald Jacob in Berlin angekommen ist, dann muss ich eher die ganze Zeit über den Dialekt lachen, der aus Pfälzisch und English besteht, wobei es einige komische Situationen gibt, weil in den letzten Jahrzehnten viele englische Worte in die deutsche Alltagssprache Einzug gehalten haben. Unfreiwillig wird Jacob zum Trendsetter mit einigen englischen Begriffen, aber die deutsche Verwendung englischer Begriffe ist auch nicht immer gleichkonnotiert, wie beim berühmten "Handy".
Immer wieder finde ich es interessant, wenn Menschen durch die Zeit reisen und plötzlich die Zukunft kennenlernen mit ihren Errungenschaften. Oder ein Steinzeitmensch wurde aus dem Eis aufgetaut und wird mit der modernen Welt konfrontiert. So ein wenig geht es auch Jacob, was die Geschichte vor allem zu Beginn sehr amüsant macht. Ich musste doch ein paar Mal laut lachen.
Aber der Film hält auch wichtige Themen bereit, nämlich die psycho-soziale Reife, die sexuelle Reife, Freundschaft und Liebe sowie Trennung und Tod, letztendlich auch wegweisende Entscheidungen für das eigene Leben. "Rumspring" ist keine Amish-Film, denn im Prinzip versteckt sich dahinter eine coming-of-age Geschichte mit universellem Anklang.
Dass der Film hier bisher nicht gut abschneidet, liegt daran, dass die richtige Zielgruppe den Film noch nicht wahrgenommen hat. Man sollte die schönen Seiten von Berlin kennen und auch die guten Seiten der neuen Generationen, andernfalls wird man dem Film viel böse Kritik anhängen, die er nicht verdient hat. Für mich war der Film erfrischend anders, irgendwie nicht so typisch Deutsch, eher bunt und weltoffen.
Ich hatte feuchte Augen, wegen der Spielfreude mir sovieler unbekannter Gesichter.
Ich mochte den Film, weil er keine Geschichte erzählt, wie gewöhnlich, obwohl er das Leben von gewöhnlichen Menschen zeigt. Die Protagonisten sind hauptsächlich aus dem White-Trash-Milieu aber mit Anknüpfungspunkten zu Schwarzen. Man kann nicht genau sagen, wer da Trump wählen würde, auch wenn eine Wahlkampfveranstaltung im Fernsehen lief. Ein Wahlkampfschild mit Trump kann man auch so halb noch sehen.
Interessant ist an der Geschichte zum Beispiel, dass der abgehalfterte Pornostar Mikey Saber aus Hollywood zurück in seine Heimatstadt in Texas kommt und sich bei seiner Ex-Frau (sind noch nicht geschieden) und Schwiegermutter einnistet. Er drängt sich quasi auf, aber als er Geld anschleppt und die Miete zahlt, sagen die natürlich nicht nein.
Die Vorstellungsgespräche scheitern daran, dass Mikey nie was anderes gemacht hat als Pornos. Er hat zwar 4 AVN Awards, aber die helfen nicht bei der Arbeitssuche. Er muss von seiner Tätigkeit als Pornodarsteller berichten, denn die Arbeitgeber fragen was er die letzten 20 Jahre gemacht hat, warum es keine Zeugnisse gibt. Manchmal wird er auch gleich wieder erkannt. Aber in Texas stellt man auch niemanden ein, der sowas gemacht hat. Also muss er sein Geld anders verdienen.
Dabei lernt er Strawberry kennen. Die ist schon ein Früchtchen. In drei Wochen wird sie 18 und Mikey verliebt sich in sie bzw. ist geil auf sie. In Texas ist Sex von Erwachsenen mit 17-jährigen erlaubt, aber hat ein 18-jähriger mit einer 16-jährigen plus 11 Monate Sex ist das höchst strafbar. Jedenfalls hängt er sich rein, um sie zu vernaschen, die im "Donut Hole" bedient. Auf der anderen Seite hofft seine Noch-Frau darauf, dass sie wieder mit ihm zusammenkommt. Das wird eine äußerst heikle Angelegenheit.
Die Aktion mit der Massenkarambolage mit vielen Schwerstverletzten ist auch super krass. Interessant ist auch Mikeys Kumpel, der sich als Irak-Veteran Geld erbettelt.
Finde den Film amüsant und interessant und mal was ganz anderes.