OUROBOROS - Kommentare

Alle Kommentare von OUROBOROS

  • OUROBOROS 11.02.2024, 18:14 Geändert 25.02.2024, 10:12

    BESTER FILM
    ===========
    Anatomie eines Falls
    Empire of Light
    Roter Himmel
    Beau is Afraid
    Cat Person
    Leave the World behind
    Saltburn
    Die Arktis - 66,5 Grad Nord
    Killers of the Flower Moon
    Barbie

    BESTE REGIE
    ===========
    Sam Mendes (Empire of Light)
    Christian Petzold (Roter Himmel)
    Ari Aster (Beau is Afraid)
    Emerald Fennell (Saltburn)
    Greta Gerwig (Barbie)
    Susanna Fogel (Cat Person)
    Martin Scorsese (Killers of the Flower Moon)
    Elizabeth Banks (Cocaine Bear)
    Sam Esmails (Leave the World behind)
    Christopher Nolan (Oppenheimer)

    BESTES DREHBUCH
    ================
    Justine Triet (Anatomie eines Falls)
    Christian Petzold (Roter Himmel)
    Ari Aster (Beau is Afraid)
    Michelle Ashford (Cat Person)
    Sam Esmail (Leave the World behind)

    BESTER DARSTELLER
    ==================
    Joaquin Phoenix (Beau is Afraid)
    Barry Keoghan (Saltburn)
    Mahershala Ali (Leave the World behind)

    BESTE DARSTELLERIN
    ===================
    Sandra Hüller (Anatomie eines Falls)
    Olivia Colman (Empire of Light)
    Paula Beer (Roter Himmel)
    Rosamund Pike (Saltburn)

    BESTE KAMERA
    =============
    Pawel Pogorzelski (Beau is Afraid)
    Rodrigo Prieto (Killers of the Flower Moon)
    John Guleserian (Cocaine Bear)

    BESTE AUSSTATTUNG
    ==================
    Beau is Afraid
    Empire of Light
    Saltburn
    Barbie
    Killers of the Flower Moon

    BESTE FILMMUSIK
    ================
    Roter Himmel
    Empire of Light (Trent Reznor)
    Leave the World behind

    BESTER SONG
    ============
    In my Mind (Roter Himmel)

    BESTE SERIE
    ===========
    For All Mankind
    Sex Education
    Der Pass
    Yellowstone
    The Last of Us

    BESTER SERIENDARSTELLER
    ========================
    Asa Butterfield (Sex Education)
    Nicolas Ofczarek (Der Pass)
    Kevin Costner (Yellowstone)
    Joel Kinnaman (For all Mankind)
    Oliver Masucci (German Crime Story: Gefesselt)

    BESTE SERIENDARSTELLERIN
    =========================
    Gillian Anderson (Sex Education)
    Kelly Reilly (Yellowstone)
    Shantel van Santen (For all Mankind)
    Emma Mackey (Sex Education)

    20
    • 7 .5

      Bei "Dumb Money" war ich so gut wie ahnungslos, was da auf mich zukommt. Natürlich habe ich vor ein paar Jahren mitbekommen, dass die GameStop-Aktie von Aktivisten gepushed worden war.

      Der Hintergrund ist, dass GameStop nicht wirklich ein rentables Unternehmen ist und deshalb Börsenspekulanten auf den Niedergang wetteten bzw. Hedges Fonds investierten, um die Firma auszupressen. Es scheint, dass die Occupy-Wallstreet-Philosophie die Vorlage zum Handeln der Aktivisten geführt hat, angeführt durch Keith Gill.

      Bei Reddit gewann er Follower und warb für den Kauf der GameStop Aktie. Mit etwa 50.000 Dollar ist er gestartet und nach wenigen Monaten war er schon bei über 15 Millionen Dollar. Der Verlust der Investoren, die auf den Niedergang von GameStop gesetzt hatten, ging in mehrere Milliarden. Es dauert nicht lange, bis alle Beteiligten inklusive Keith Gill vor einen Kongress-Ausschuss geladen wurde. Keith Gill wurde von Politikern der Wallstreet-Lobby vorgeworfen Insider-Wissen gehabt zu haben, doch damit kamen sie nicht durch.

      Ich fand den Film mitreißend, vor allem weil er in mir die Hoffnung sät, dass es möglich ist, die Finanzlobby mit eigenen Waffen zu schlagen, denn ich bin der Meinung, dass die Zockerei der Hochfinanz Schuld daran ist, dass global gesehen 10% der reichsten Menschen 85% des Gesamtvermögen besitzen, geht man nach dem offiziellen Gini-Koeffizienten.

      Der Gini-Koeffizient besagt für Deutschland ein Anstieg des Gini-Koeffizienten von 2000 bis 2020 von 0,66 auf 0,80, was bedeutet, dass 10% der reichsten Deutschen heute 80% des Gesamtvermögen in Deutschland besitzen. In 20 Jahren Schröder/Merkel stieg die Ungerechtigkeit also um 14% an.

      Man muss sich nicht wundern, wenn die AfD davon profitiert, obwohl sie dafür erstens keine Lösungen anbietet, sondern zweitens ihr Programm dies noch verschlimmern würde. Der Wohlstandverlust der Deutschen, die ihr Einkommen aus nicht-selbständiger Arbeit beziehen ist also drastisch. Sie müssen per Einkommenssteuer Höchststeuersätze bezahlen, während die Steuer für Kapitalerträge (also fürs Börsen-Zocken) die sog. Kapitalertrags-Steuer nur 25% beträgt.

      Verluste aus der Börsenzockerei werden zudem zu 100% sozialisiert, müssen also vom Steuerzahler gezahlt werden, während Börsengewinne fein abgeschöpft werden.

      Wie lange geht das noch gut?

      Die GameStop Aktion glich einen Flashmob, aber sie war auch ein erstes Resultat von dem was sich seit 20 Jahren langsam entwickelt, nämlich Widerstand. Andreas Eschbach hat 2001 schon einen Roman veröffentlicht in welchem es darum geht, dass eine einzelne reicher Person versucht die weltweiten Börsen mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Da war das noch Zukunftsmusik, aber die Zahl der Menschen, die sich zum digitalen Finanz-Mob zusammenfinden wächst stetig.

      12
      • OUROBOROS 11.02.2024, 11:13 Geändert 11.02.2024, 11:17

        Wer gibt schon zu sich sowas anzuschauen?

        Jedenfalls wollten mich ein paar 13-jährige Schüler schocken, also habe ich mir die erste Folge angeschaut. Ich kann schon gleich sagen, dass ich nach der Episode keinen weiteren Bedarf habe.

        Ein junger eigentlich viel zu netter Mann mit Heil-Superkräften wird oft gemobbt. Schließlich kommt er in die Fänge des Königshofes und wird eingekerkert. Dort wird er über vier Jahre unter Drogen gesetzt, gedemütigt und sexuell missbraucht. Irgendwann bemerkt er, dass er dadurch Superkräfte erhalten kann, indem er seinen Peinigern, während sie ihm Demütigungen und Schmerzen zufügen, die Kräfte entzieht.

        Das hört sich eigentlich ganz interessant an, nach dem Motto "Was nicht tötet, das härtet nur ab.", nur mündet das in übelste Racheaktionen mit Tötungs-, Vergewaltigungs- und Folterszenen samt Sperma- und Urin.

        In Japan gab es eine aufgeregte Diskussion um diesen Anime.

        "Kritisiert wurde, dass die Darstellung derartiger Szenen einen starken Einfluss auf Kinder und Jugendliche haben könnten. So wurde der Anime im Rahmen der Sitzung des Jugendausschusses besprochen und mit gemischten Gefühlen bewertet. So reichten die Reaktionen von der Fragestellung, mit wie viel Vorsicht man an derartige Themen herangehen sollte bis hin zur Erwägung, Aufzeichnungen von Late-Night-Animes einzuschränken.

        Die Serie wurde, laut einer Mitteilung von Rui Tsukiyo, in Japan von vergleichsweise vielen weiblichen Zuschauern gesehen. Tsukiyo bezog diese Informationen aus Statistiken eines nicht genannten Streaminganbieters ohne jedoch näher darauf einzugehen. In den Kommentarspalten verrieten einige weibliche Zuschauer, dass der Protagonist und der Synchronsprecher der Hauptgrund sei, weshalb sie die Serie verfolgen."

        Ich bin der Überzeugung, dass dieser Anime nicht in die Hände von Kindern oder Pubertierenden gehört, denn selbst als Erwachsener fällt es schon schwer manche Szenen nicht als erotisch zu empfinden, wobei man die ekelhaften hässlichen Szenen schon billigend in Kauf nehmen muss, wenn man das sehen will. Das führt sicher dazu, dass langsam jegliche Empathie abstumpft bzw. eventuell ein Spaß an den Quälereien empfunden werden kann.

        Ich habe bisher gedacht, nach Filmen wie "Irreversible" wären die Grenzen meines Ekels weit, ohne das Bedürfnis zu haben an dieselben zu gehen, aber ich denke, dass sowas einfach gesellschaftlich zu weit geht, insofern damit ja auch eine Art Spiritualität mittransportiert wird. Was für ein Wahnsinn...

        10
        • 9

          "Empire of Light" lässt die Kinomagie Anfang der 1980er Jahre wieder aufblühen in einem alten Kinopalast in Brighton an der Strandpromenade. Der Charme des alten Hauses wird umhüllt von einer stets zärtlich mäandernden Score von Trent Reznor.

          Eigentlich gab es vier Säle, doch nur einer ist noch in Betrieb. Sogar einen Ballsaal gibt es ganz oben, wo jetzt ein Taubenschlag lebt, sowie eine schöne Terrasse mit einem unvergleichlichen Panorama über Strandpromenade und Stadt.

          Ein kleines Team arbeitet dort seit Jahren zusammen aus Thekenkräften, Kartenverkäufern, Kartenabreissern und dem Eigentümer. Hilary gespielt von Olivia Colman ist die Leiterin, aber eigentlich auch Mädchen für alles und leider muss sich beim Geschäftsführer für so manches Stelldichein herhalten.

          Als ein junger Mann namens Stephen (Micheal Ward) neu ins Team kommt, lernt sie ihn kennen. Größer könnten die Gegensätze aber nicht sein, denn er ist Anfang 20 und sie Ende 40, er ist schwarz sie weiß. Letzteres ist für sie kein Problem, aber Anfang der 80er war das noch ein sehr untypisches Bild und in den letzten Jahren scheint es wieder zu einem Problem für rechte Populisten zu werden.

          Die Magie ihrer Beziehung ist schon etwas besonderes, denn gemeinsam haben sie eine poetische Vorstellungswelt, sind beide Schöngeister und gebildet. Aber ihre Beziehung steht unter keinem guten Stern. Hindernisse aus der Gesellschaft sind es aber nicht allein, denn Hilary hat eine belastete Vergangenheit mit ihrer Psyche. Sie ist labil und bipolar.

          "Empire of Light" ist ein Titelt der eine Metapher versteckt, mit doppeldeutigem Sinn, denn ist es beim Kino das Licht, das ganze Königreiche an dunkle Wände projizieren kann, aber der Zustand der Depression ist eher ein Empire of Darkness. In diesem Film lernt man beide Seiten kennen und man weiß nicht welches Königreich den Sieg davon tragen wird.

          Olivia Colman überstrahlt alles und wenn sie die dramatischsten Momente spielt kann ich nicht fassen wie tief sie mich erreichen.

          15
          • 8 .5

            "Holy Spider" basiert auf der wahren Geschichte eines iranischen Serienkillers: Saeed Hanaei ermordete in den Jahren 2000 und 2001 sechzehn Prostituierte in der iranischen heiligen Stadt Maschhad.

            Saeed streift jeden Donnerstag Abend mit seinem Motorrad durch Maschhad, um Sexarbeiterinnen aufzulesen, die er zu sich nachhause bringt und dort erdrosselt. Seine Frau Fatima bekommt davon nichts mit, denn donnerstags ist sie immer bei ihrer Familie.

            Da es schon 13 Morde an Frauen gab, reist die Journalistin Rahimi von Teheran nach Maschhad, um über den Täter zu berichten bzw. die Arbeit der Polizisten richtig zu machen. Ob sie sich dabei nicht zu weit vorwagt? Ab hier kommen massive >>>SPOILER<<<.

            Wie Saeed die Morde begeht und dass sie nur an notleidenden Prostituierten stattfindet, erinnert mich an "Der goldene Handschuh" oder natürlich auch an "Jack the Ripper", nur Saeed ist Familienvater und liebt seine Frau sehr. Er hat kein Sex mit den Prostituierten, auch nicht wenn sie tot sind. Von jeder Berührung mit ihnen fühlt er sich beschmutzt und muss sich reinigen. Er empfindet das Töten dieser Frauen, die er als gottlos und sündhaft bezeichnet, als reinigendes Gefühl es für Gott getan zu haben.

            Interessant ist, dass seine Familie dies ebenfalls als göttliches Werk begreift. Auch unterstützen viele Menschen Saeeds Familie und heißen seine Taten gut. Für mich war es überraschend zu sehen, wie die Gerichtsverhandlung ablief, nach der sich herausstellte, dass die radikale islamistische Regierung des Irans nicht nur Gegner hat, die einen moderaten Islam fordern, sondern es auch Gruppen im Iran gibt, die noch radikaler sind, als die Regierung.

            So bildet die Regierung des Iran eher sowas wie die Mitte der politisch-islamischen Strömungen ab. Das ist erschreckend. Man versucht Saeed zu retten indem man ihm Unzurechnungsfähigkeit unterstellt, aber er stellt sich gegen seinen Anwalt und behauptet, dass er es im Namen Gottes getan hat und dass das psychologische Gutachten falsch ist.

            Eigentlich habe ich es nicht erwartet. Er wird schuldig gesprochen und zu 40 Jahren Haft, 100 Peitschenhieben und zu 12 Mal Todesstrafe verurteilt. Scheinbar summieren sich die Strafen wie in den USA.

            Aber nachdem das Urteil gesprochen ist, frage ich mich, ob es überhaupt vollzogen wird, denn er wird im Gefängnis besucht von einflussreichen Unterstützern, die ihm mitteilen, dass sie ihn herausholen werden. Die Peitschenhiebe werden ihm erspart. Es wird so getan als hätte er sie erhalten. Schon glaubt sich Saeed auf der sicheren Seite, doch er wird nicht gerettet sondern findet den Tod durch den Strick.

            Mir war am Ende klar, dass es auch hätte anders ausgehen können und es wohl nur davon abhängt wie viele der Beteiligten Polizisten und Beamte welche politische oder religiöse Richtung haben. Man hat versucht ihn zu retten, aber es scheiterte nur knapp. Dass ich diesen Kerl - natürlich war es ein Schauspieler und zwar ein sehr guter - habe am Schluss tot am Strick baumeln sehen, das hat mir Befriedigung verschafft.

            Ich bin bisher nicht als Befürworter der Todesstrafe in Erscheinung getreten. Im Prinzip lehne ich sie ab, doch in ganz eindeutig bewiesenen und besonders grausamen Fällen bin ich da nicht abgeneigt, jedenfalls in diesem Fall fand ich es schlüssig. Erschreckend ist aber doch, dass man Saeed nun als Märtyrer feiert, was gegen die Todesstrafe spricht. Hätte man ihn aber ins Gefängnis gesteckt ohne Todesstrafe, wäre er vielleicht irgendwann freigekommen. Besonders schlimm ist, dass er andere Menschen damit motiviert es ihm gleich zu tun, besonders sein Sohn.

            Der Film ist so wahnsinnig differenziert.

            Am meisten ist mir das aufgefallen, als der religiöse Ajatollah, der auch als Richter fungierte, zwar die Prostitution als Sünde bezeichnete, aber die Frauen damit entschuldigte, dass es an der Imperfektion der irdischen Gesellschaft liege, das Frauen so in Not geraten, dass sie sich zum Äußersten genötigt fühlten. Man müsse ihnen helfen, statt sie zu verdammen und zu töten.

            "Holy Spider" ist kein Werk von iranischen Revolutionären, die die westlichen Stories über den Iran verbreiten, wo kein gutes Haar mehr zu finden ist. Dadurch hatte ich einen Einblick in diese Gesellschaft, wie noch nie. Das macht das Land aber für eine Frau nicht lebenswerter und vor allem nicht sicherer.

            16
            • 8
              über DogMan

              Luc Besson erzählt bis auf wenige Ausnahmen größtenteils Mainstream-Geschichten, weshalb es mal eine Wohltat war, so eine Geschichte serviert zu bekommen, ohne dass es peinlich wurde.

              Hunde und Schießereien das lockt viele an, ein Transvestit eher nicht. Die Kindheitsgeschichte des Transvestiten ist aber sehr rührend beschrieben. Auf der anderen Seite geht es wieder um Selbstjustiz, aber nicht aus einer psychisch gesunden Entscheidung heraus, sondern den Umständen entsprechend wie der Hauptcharakter aufgewachsen ist.

              Natürlich kann man Selbstjustiz nicht gut finden, aber manchmal steckt doch ein bisschen Notwehr darin, wenn man schon in ein Milieu gerät, dass einem nicht viel Wahlmöglichkeiten lässt. Ist er ein Robin Hood, der es den Armen gibt? Ich weiß nicht, es kommt nicht so drastisch zur Geltung. Er hilft anderen Menschen, aber rechtfertigt das andere Menschen zu bestehlen?

              Was hier viele abholen wird, sind die süßen Hunde, die alles für ihr Herrchen tun.
              Bei mir im Ohr sitzt schon ein kleines Männchen das ständig wiederholt "Hunde sind besser als Menschen".

              Hunde sind per Züchtung ausgewählt, dass sie sich dem Menschen unterwerfen. Selbst, wenn man sie schlägt und hungern lässt, halten sie das sehr lange aus. Sie gehorchen.

              Jetzt muss man solche Sätze wie "Hunde sind besser als Menschen" man noch mal durch den Kopf gehen lassen. Menschen, die sowas sagen, neigen dazu ein Umfeld zu suchen, bei dem sie alle anderen kontrollieren und beherrschen. Bei Menschen muss man mit Widerstand rechnen, bei Hunden eben nicht. Selbst die größten Tyrannen haben einen treuen Freund. Das ist meistens ein Hund.

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              • 8 .5
                OUROBOROS 09.02.2024, 20:53 Geändert 10.02.2024, 09:15

                Die 20-jährige Margot jobbt neben ihrem Studium der Anthropologie an der Theke in einem Kino. Immer wieder taucht ein ü30 Mann namens Robert auf, der wohl gefallen an ihr findet. Schließlich fasst der schüchterne Typ seinen ganzen Mut zusammen und bittet Margot um ihre Nummer.

                Ab dann beginnt eine sehr schräge Beziehungsanbahnung. Viel wird über Messenger online kommuniziert, wie es heute eben läuft. Es kommt zu Missverständnissen und ersten Peinlichkeiten, aber schließlich kommt es doch zum ersten Date. Diese Date läuft noch schräger ab, als die Online-Kommunikation. Robert scheint bei seinem Filmgeschmack auf 80er und 90er Filmen hängengeblieben zu sein, besonders auf Filme mit Harrison Ford als Indiana Jones oder Han Solo. Es gibt da eine romantische Kussszene zwischen Hans Solo und Prinzessin Leia, welche für Robert ein Inbegriff der Romantik ist. Aus heutiger Sicht geht da Harrison Ford ziemlich grob vor, auch bei Blade Runner, wo er seine Liebe einen Kuss aufzwingt, nachdem er sie würgt. Mit Feingefühl und Empathie hat das alles wenig zu tun. Das lässt sich auch bei anderen Harrison Ford Filmen beobachten. Frauen handeln dort aus heutiger Sicht völlig abstrus.

                Als Robert Margot küsst, weiß diese nicht wie ihr geschieht, so grob tut er das. Aber statt etwas zu sagen - sie weiß nicht wie sie es sagen kann ohne verletzend zu sein, außerdem hat sie Angst, dass er dann gewalttätig werden könnte - nimmt sie es hin, genauso so wie den untalentierten unempathischen Sex bei ihm zuhause.

                Bis zu diesem Zeitpunkt ist der Film noch ernst und man sieht, wie es einer Frau in der Gewalt eines groben Mannes geht. Außerdem könnte er ein Psychopath sein. Hier setzt der Film gekonnt auf die selbsterfüllende Prophezeiung, nicht ohne in eine Groteske abzudriften, bei dem man als Zuschauer beim Verhalten beider nur mit dem Kopf schütteln kann.

                Diese Beziehungsanbahnung ist wirklich eine Katastrophe. Nicht hilfreich ist Margot Umfeld, bestehend aus ihrer ultrafeministischen Professorin und Tamara, einer woken, neofeministischen Kommilitonin, die in jedem Verhalten eines Mannes toxische Männlichkeit erkennen will. Es wäre zu schön, wenn man sagen könnte, es gäbe keine Femizide, aber 90% der Gewaltstraftaten an Frauen werden von Männern verübt, oft durch gekränkte Eitelkeit. Frauen sind schon in einer Situation, wo man ihre großen Ängste nachvollziehen kann.

                Ob die Feministinnen und Woken Recht behalten, das kann man sich in dem Film ansehen. Ich fand die Antwort überraschend vernünftig, aber dazu muss ich mir einen wirklichen schrägen Film ansehen. Ich denke aber, dass der Film schwer zum Denken anregt und grundlegendes lehrt, wie man Beziehungen nicht beginnt.

                Genre: Coming-of-Age auf die harte Tour in einer Liebes-Groteske.

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                • 6
                  OUROBOROS 08.02.2024, 21:12 Geändert 08.02.2024, 21:15

                  "... dieses Schloß kam nämlich früher in die Hände von Rittern die man die Teutschen nannte. Und der, welcher hier zu befehlen hatte, den nannte man den Komtur.
                  Einer der Wüstesten soll der Hans von Stoffeln gewesen sein, aus dem Schwabenlande, und unter ihm soll es sich zugetragen haben.

                  Da kam er der von Stoffeln, ein wilder mächtiger Mann, der einen Kopf hatte wie ein doppelt Bernmäß, Augen machte wie Pflugsräder und einen Bart hatte wie eine alte Löwenmähne. Den Bauern wart nicht gut zu Mute, da hob der von Stoffeln seine Stimme, und sie tönte wie aus einer hundertjährigen Eiche:

                  "Mein Schloß ist fertig, doch noch eines fehlt.
                  Der Sommer kömmt und droben ist kein Schattengang.
                  In Zeit eines Monats sollt Ihr mir einen pflanzen, sollt hundert ausgewachsene Buchen nehmen, aus dem Münneberg, mit Ästen und Wurzeln und sollt sie mir pflanzen auf Bärhegen. Und wenn eine einzige Buche fehlt, so büßt Ihr es mir, mit Gut und Blut.
                  Drunten steht Trunk und Imbiß, aber morgen ..."

                  Diese Geschichte erzählte eine Stimme zum Intro von Torsten Fenslaus Techno-Klassiker "Der Komtur" aus dem Jahre 1989, eigentlich ein Remix der Filmmusik zu "Die schwarze Spinne" von Carlos Peron aus dem Jahr 1983. Ich fand die Geschichte so ausdrucksstark erzählt, dass ich fast 30 Jahre auf eine Neuverfilmung des Stoffes hoffte, statt die Geschichte einmal zu lesen.

                  "Die schwarze Spinne" ist eine Adaption von Jeremias Gotthelfs weltberühmter Novelle bzw. Edgar Allan Poe mäßigen Schauermärchen aus dem Jahr 1842 mit einem interessanten Cast u.a. Lilith Stangenberg, Ronald Zehrfeld, Anatole Taubman und Marcus Signer.

                  Leider hat der interessante Cast nicht ausgereicht, um mich richtig zu packen. Weder die Spinneninvasion ist gelungen noch die zahlreichen Vanitas-Anspielungen auf den Todeskult im finsteren Mittelalter. Dem Auftreten des Teufels, verkörpert durch Anatole Taubman, fehlt einfach eine lyncheske Atmosphäre, wie in vielen Szenen von "Mullholland Drive" oder "Lost Highway". Dafür kann dieser Klasse Schauspieler Anatole Taubman nichts. Er war die richtige Wahl, aber für mich hat die Regie versagt, auch was so manche Rede des Komturs betrifft. Stellenweise war das gutes Dorftheater, aber eben nicht intensiv genug.

                  Es fehlt hier deutlich an Spannung, Schmerz, Grauen, Ekel und Verzweiflung. Schade dass man hier soviel Potenzial verschenkt hat. Ich mag dieses Schauermärchen aus dem 19. Jahrhundert besonders.

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                  • 8 .5
                    OUROBOROS 08.02.2024, 20:52 Geändert 08.02.2024, 21:20

                    Einen sympathischen Trupp aus jungen Schauspielern der Generation Z hat man hier zusammengestellt, die gemeinsam Erfahrungen in der Liebe, Freundschaft, mit dem Tod und wichtigen Entscheidungen im Leben machen.

                    Die Amish finde ich eigentlich eine interessante Sippschaft. Natürlich teile ich nicht ihre strenge Religiosität, aber sie sind auch keine Missionierer bzw. zwingen niemand ihren Glauben auf. Sie leben für sich, sehr isoliert vom Rest der Welt, aber sie schicken ihre jungen Männer und Frauen raus in die Welt, damit diese sich vergewissern können, ob sie wirklich Amish sein wollen. Die Phase nennt man "Rumspringa".

                    Der Beginn ist sehr schwierig, denn man wird mit dem Amish-Dialekt konfrontiert, der hier auf pfälzischen Ahnen zurückgeht. Das sollte mir als Saarländer leichter fallen, aber sobald Jacob in Berlin angekommen ist, dann muss ich eher die ganze Zeit über den Dialekt lachen, der aus Pfälzisch und English besteht, wobei es einige komische Situationen gibt, weil in den letzten Jahrzehnten viele englische Worte in die deutsche Alltagssprache Einzug gehalten haben. Unfreiwillig wird Jacob zum Trendsetter mit einigen englischen Begriffen, aber die deutsche Verwendung englischer Begriffe ist auch nicht immer gleichkonnotiert, wie beim berühmten "Handy".

                    Immer wieder finde ich es interessant, wenn Menschen durch die Zeit reisen und plötzlich die Zukunft kennenlernen mit ihren Errungenschaften. Oder ein Steinzeitmensch wurde aus dem Eis aufgetaut und wird mit der modernen Welt konfrontiert. So ein wenig geht es auch Jacob, was die Geschichte vor allem zu Beginn sehr amüsant macht. Ich musste doch ein paar Mal laut lachen.

                    Aber der Film hält auch wichtige Themen bereit, nämlich die psycho-soziale Reife, die sexuelle Reife, Freundschaft und Liebe sowie Trennung und Tod, letztendlich auch wegweisende Entscheidungen für das eigene Leben. "Rumspring" ist keine Amish-Film, denn im Prinzip versteckt sich dahinter eine coming-of-age Geschichte mit universellem Anklang.

                    Dass der Film hier bisher nicht gut abschneidet, liegt daran, dass die richtige Zielgruppe den Film noch nicht wahrgenommen hat. Man sollte die schönen Seiten von Berlin kennen und auch die guten Seiten der neuen Generationen, andernfalls wird man dem Film viel böse Kritik anhängen, die er nicht verdient hat. Für mich war der Film erfrischend anders, irgendwie nicht so typisch Deutsch, eher bunt und weltoffen.

                    Ich hatte feuchte Augen, wegen der Spielfreude mir sovieler unbekannter Gesichter.

                    14
                    • 7 .5
                      OUROBOROS 08.02.2024, 18:03 Geändert 08.02.2024, 21:21

                      Ich mochte den Film, weil er keine Geschichte erzählt, wie gewöhnlich, obwohl er das Leben von gewöhnlichen Menschen zeigt. Die Protagonisten sind hauptsächlich aus dem White-Trash-Milieu aber mit Anknüpfungspunkten zu Schwarzen. Man kann nicht genau sagen, wer da Trump wählen würde, auch wenn eine Wahlkampfveranstaltung im Fernsehen lief. Ein Wahlkampfschild mit Trump kann man auch so halb noch sehen.

                      Interessant ist an der Geschichte zum Beispiel, dass der abgehalfterte Pornostar Mikey Saber aus Hollywood zurück in seine Heimatstadt in Texas kommt und sich bei seiner Ex-Frau (sind noch nicht geschieden) und Schwiegermutter einnistet. Er drängt sich quasi auf, aber als er Geld anschleppt und die Miete zahlt, sagen die natürlich nicht nein.

                      Die Vorstellungsgespräche scheitern daran, dass Mikey nie was anderes gemacht hat als Pornos. Er hat zwar 4 AVN Awards, aber die helfen nicht bei der Arbeitssuche. Er muss von seiner Tätigkeit als Pornodarsteller berichten, denn die Arbeitgeber fragen was er die letzten 20 Jahre gemacht hat, warum es keine Zeugnisse gibt. Manchmal wird er auch gleich wieder erkannt. Aber in Texas stellt man auch niemanden ein, der sowas gemacht hat. Also muss er sein Geld anders verdienen.

                      Dabei lernt er Strawberry kennen. Die ist schon ein Früchtchen. In drei Wochen wird sie 18 und Mikey verliebt sich in sie bzw. ist geil auf sie. In Texas ist Sex von Erwachsenen mit 17-jährigen erlaubt, aber hat ein 18-jähriger mit einer 16-jährigen plus 11 Monate Sex ist das höchst strafbar. Jedenfalls hängt er sich rein, um sie zu vernaschen, die im "Donut Hole" bedient. Auf der anderen Seite hofft seine Noch-Frau darauf, dass sie wieder mit ihm zusammenkommt. Das wird eine äußerst heikle Angelegenheit.

                      Die Aktion mit der Massenkarambolage mit vielen Schwerstverletzten ist auch super krass. Interessant ist auch Mikeys Kumpel, der sich als Irak-Veteran Geld erbettelt.

                      Finde den Film amüsant und interessant und mal was ganz anderes.

                      13
                      • 7 .5
                        OUROBOROS 06.02.2024, 20:34 Geändert 06.02.2024, 20:39

                        Sløborn, eine fiktive beschauliche Nordseeinsel, wird zum Schauplatz einer Pandemie, die weltweit etwa 80% der Menschenleben fordern wird. Angelehnt an die Corona-Pandemie, nur mit verheerenderer Wirkung, erlebt man als Zuschauer den Beginn derselben und schließlich den Zivilisationsbruch.

                        Die erste Staffel widmet sich dem Beginn und ist deshalb vom Pacing hoch, während die zweite Staffel sich ein wenig zieht, aber nicht ohne die später wichtigen Charaktere emotional miteinander zu verbinden. Hier bindet mich allein Emily Kusche an die Serie, aber die Verbindungen innerhalb der Gruppen zu den anderen Akteuren passen. Evelin entwickelt sich zu einer mutigen taffen Frau a la Katniss Everdeen, jedoch ohne dass die Figur zu sehr übertrieben wird.

                        Staffel zwei beschäftigt sich dann mit der Flucht von der Insel, wenn sich Allianzen, meist von Jugendlichen und Kindern, aufmachen die Zivilisation zu suchen, welche sie verloren haben. Natürlich suchen sie auch ihre Eltern. Glaubhaft werden verlassene Dörfer und Städte gezeigt und der Zusammenbruch sämtlicher Infrastruktur. In diesem zivilisatorischen Chaos gibt es kaum Medien und man weiß nicht wem man vertrauen soll. So sickert aber langsam durch, dass die Pandemie höchstens 12 Millionen Deutsche überlebt haben.

                        Bei all dem Erleben wird klar, dass die Menschheit fast ausgestorben ist und es sterben weitere, nicht nur am Virus, sondern auch durch andere Menschen. So ist das Hauptthema der stärksten letzten Staffel der Kampf gegen marodierende Banden und selbsternannte Fürsten. Sie kämpfen wie Warlords um die Vorherrschaft... überall auf der Welt. Wir erleben aber nur eine faschistische Gruppe mit einem Anführer, genannt Dux, der aus einem Wikinger-Reichsbürger Milieu aus agiert. Die Bundesregierung hat nicht mehr ganz Deutschland unter Kontrolle. Überall herrschen Banden und Terrorgruppen bzw. öko- bzw. antikapitalistische Rebellen. Um einen Impfstoff zu finden, werden Menschen u.a. wie in KZs gehalten und ihr Tod wird billigend in Kauf genommen. Rebellen und Regierung unterscheiden sich keinen Deut.

                        Evelin (Emily Kusche), die man von Anfang an begleitet ist mit ihren Geschwistern unterwegs Vater und Mutter zu finden. Ständig sind sie der Gefahr ausgesetzt voneinander getrennt oder gar getötet zu werden. Aber auf diesem Weg lernen sie sich mit Waffen zu verteidigen.

                        Für mich ist "Sløborn" das Beste was Christinan Alvart bisher produziert hat. Seine Ideen sind immer toll, genauso wie die Bebilderung. Meistens ist er jedoch an der Story gescheitert und hat die Oberklasse verfehlt. Das war stets unterhaltsam aber dabei wurde meistens zu viel Potenzial vergeudet. "Sløborn" ist aber durchaus gelungen und klopft oben an. Man hat es geschafft so ein bisschen "Last of Us"-"Walking Dead"-Feeling ohne Zombies aufkommen zu lassen, denn das postapokalyptische Szenario lässt Deutschland (Nordseeinsel, Husum, Berlin) glaubhaft kaputt aussehen.

                        Am Schluss überzieht Alvart mit einer öko-sozialen Predigt. Die werden einige strickt ablehnen, aber er wiederholt nur die Phrasen, die man gedroschen hat nach der Corona-Pandemie, dass man jetzt bewusster leben wolle, dass nichts mehr wie vorher sein würde, aber im Prinzip wird Natur, Tier und Mensch weiter ausgebeutet, die Schere zwischen Arm und Reich hat sich durch Corona und den Ukraine-Krieg noch weiter geöffnet. Nichts ist besser geworden und hier setzt auch die Kritik der jungen Generation in "Sløborn" an.

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                          OUROBOROS 04.02.2024, 22:43 Geändert 04.02.2024, 22:44

                          "Komm hol das Lasso raus, wir spielen Cowboy und Indianer"
                          lasst uns auf Walen reiten wie die Maori und Prinzessin Vaiana.
                          Pandora ist ein Paradies, doch das hat einen Haken,
                          ein US-Cowboy wie John Wayne spielt den Bösewicht,
                          Undercover mit schweren Waffen und blauem Gesicht.

                          Melodramatik, oberflächliche Spiritualität, im Einklang mit der Natur leben diese edlen Wilden. Nun müssen sie ihre Welt retten vor den bösen Imperialisten und Kapitalisten. Wie gut passt es da, dass die alle aussehen wie US-Amerikaner. Antiamerkanisten freuen sich hier kaputt, wenn das Imperium harmlose Menschen in Angst und Schrecken versetzt und diese mit geringen Mitteln und Heldenmut sich in den Kampf stürzen.

                          Aber die Indianer bleiben hier die Sieger, auch Dank ihrer Tiere, wahrscheinlich auch in Teil 3, sonst wäre es kein angemessenes Heldenepos. Leider stirbt jemand wichtiges am Ende, womit man noch einen bittersüßen Heldensieg erleben darf.

                          Oft kam mir der Film zu lang vor, denn irgendwann ist das Auge überreizt von solch bombastischen Animationen, welche dieses Mal häufig unter Wasser spielen. Krachende Action gibt es auch. Warum sollte ich die große Message gegen Rassismus und Kapitalismus verurteilen. Es ist halt kein intellektueller Film, aber opulent und die einfache Message ist eine Gute.

                          Es gibt soviel Animationsfilme und CGI-Inflation, aber das fand ich im Vergleich zu anderen schon Oberklasse, deshalb 8 Punkte.

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                            OUROBOROS 03.02.2024, 16:40 Geändert 03.02.2024, 16:44

                            ++++SPOILER-WARNUNG++++

                            Mindestens die Hälfte des Films habe ich mich gelangweilt, weil der Film langweilige Urlaubszenen reproduziert und obwohl ich sehr früh erkannte, dass Calum depressiv ist und er möglicherweise Suizid begehen könnte. Ich dachte aber auch, dass es in diesem Urlaub nicht geschehen würde, weil er das seiner Tochter nicht antun würde.

                            Es tatsächlich so, dass man am Ende sagen kann, dass es so gekommen ist, wie es sich andeutete. Natürlich kann man sagen, dass der Film damit am Ende dazu bringt, sich bestätigt zu fühlen und zu glauben, dass es andere nicht gesehen habe, weshalb der Eindruck um vieles größer scheint, dass man etwas gesehen hat, was andere nicht gesehen haben. So wird meiner Meinung nach mehr in den Film hineininterpretiert, als er tatsächlich ausgesagt hat. So kann man sich nicht sicher sein, dass sie in dem Video und den Erinnerungen nach Hinweisen sucht, ob sie sie das hätte damals schon sehen können oder ob sie einfach nur nach Erinnerungen sucht. Man weiß auch einfach nicht, ob es der 11-jährigen Tochter klar war, in welchem Zustand sich der Vater befunden hat.

                            Ich gehe davon aus, dass sie es nicht bemerkt hat, erstens weil sie mit ihrem eigenen coming-of-age beschäftigt war und zweitens, weil das nicht einmal der Großteil der Erwachsenen bemerkt. Ich spreche da aus eigener Erfahrung, aus meinen eigenen leidvollen Erlebnissen vor 30 Jahren. Niemand hat gemerkt, wie es mir geht oder mich gezielt darauf angesprochen, dass ich mir therapeutische Hilfe suchen sollte. Meine pubertären bipolaren Erfahrungen damit haben mir nicht einmal geholfen diesen Zustand bei einer vertrauten Person zu erkennen, sondern erst als diese sich geöffnet hat. Seitdem erkenne ich es aber, auch weil ich gezielt beobachtbare Symptome aus der Psychologie studiert habe.

                            Hätte der Film nicht so geendet, so dass er mich emotional zu Tränen gerührt hat, dann hätte ich weniger Punkte vergeben, weil er mindestens zur Hälfte langweilig ist. Es gibt so einige, die ihn zu unrecht verschmähen werden, andere werden ihn wohl überbewerten.

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                              OUROBOROS 03.02.2024, 10:58 Geändert 03.02.2024, 16:45
                              über Testo

                              Nach "4 Blocks" und "In Deutschland wächst kein Orangenbaum" war ich Feuer und Flamme für Kia Khodr Ramadan, doch schon die Miniserie "Asbest" hat mich nicht mehr ganz so abgeholt. Da muss man halt noch sehen was die zweite Staffel bringt, ob es da einen Entwicklung gibt.

                              Doch "Testo" ist absolut schwach. Die Riege an Schauspielern kann man gerne haben, aber die Story ist so einfältig, dass sie auch nicht mehr unfreiwillig lustig ist.

                              Klar der Sound knallt rein und es gibt krasse Sprüche mit übertrieben zur Schau gestellter Gewalt. Aber das ist wirklich unglaubwürdig unauthentisch. Man hätte vorher besser ein Drehbuch verfasst.

                              So eine schlechte Wertung vergebe ich äußerst selten.

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                                OUROBOROS 01.02.2024, 20:14 Geändert 01.02.2024, 20:15

                                "Bed Rest" ist auch wieder ein eher altmodischer Horrorfilm mit Klischees. Eine Schwangere muss das Bett hüten. Sie hat schon mal ein Kind verloren und das Trauma verfolgt sie anscheinend mit Psychosen, andererseits könnte es ja auch tatsächlich ein Geist sein, der in dem schönen alten Haus sein Unwesen treibt. Wochenlang nicht aus dem Bett zu können ist eine Herausforderung für die Psyche. Die Auflösung ist nicht so nach meinen Geschmack, aber wer mich kennt ahnt wohl warum. Handwerklich ist der Film solide und eher was für zwischendurch.

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                                  Diese deutsch-osteuropäische Variante von "Buried - Lebendig begraben" bzw. hier "Entführt im Kofferraum" ist nicht schlechter als die zahlreichen US-amerikanischen low-budget Vorbilder. Vielleicht ist das ganze 15 Minuten zu lang, aber es unterhält einigermaßen. So schlecht ist es nun auch wieder nicht. Stümper waren hier nicht am Werk. Solider Film.

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                                    Die Wetten sind leider harmloser Natur. So kann man die Story nicht wirklich ernst nehmen. Um die Wette Luft anhalten, laufen und den Puls unter 100 halten. Aber die Tatort-Folge aus meiner Heimatstadt hat ein angenehmes Pacing und die Schauspieler machen ihre Sache gut. Wegen des Lokalkolorit, gebe ich 6 Punkte.

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                                      OUROBOROS 28.01.2024, 12:28 Geändert 28.01.2024, 12:32
                                      über Anna

                                      "Anna" zeigt uns auf erschreckende Weise eine für Erwachsene tödliche Pandemie während des Ausbruchs in der Großstadt und im postapokalyptischen Setting an abgelegen Orten.

                                      Es ist gelungen ein Szenario zu kreieren, das das Gefühl von größeren Entfernungen rüber bringen kann, so dass ein bisschen "Last of Us"-Atmosphäre entstehen kann.

                                      Einiges entspricht nicht den Bedürfnissen stereotypen Film-Konsums, aber für mich ist das Gesamtwerk ganz besonders und herausragend. Der Dreh der Serie begann kurz vor der Corona-Pandemie und die Buchvorlage ist aus dem Jahr 2015.

                                      Auch wenn mir manches zu bunt und overacted war, gab es anfangs mächtig Thrill und es gibt emotional bestürzende Szenen, die ich nicht vergessen werde, wie etwa der Tod der Mutter, der Mord an einem Mädchen und die anschließende Trauerfeier, sowie die Käfighaltung des jugendlichen Händlers. Da sind schon massive Schläge in die Magengrube dabei.

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                                        OUROBOROS 28.01.2024, 12:15 Geändert 28.01.2024, 12:16

                                        Für ein low-budet Produkt haben sie sich viel Mühe gegeben gut zu kostümieren und viele Lost Places zu finden. Die chernobylesken Plattenbauten sind aber der Abturner. Die Dialoge sind wechselhaft zwischen schlecht und annehmbar, doch manche Infos des Erzählers sind echt haarsträubender Tobak a la "Die infizierte Luft ist voller Strahlung". Ich wusste, dass es low-budget sein würde, aber mir war das dann doch zu low.

                                        Ich kann die italienische Miniserie "Anna" empfehlen wo es um eine Pandemie geht, deren Ausbruch man sehen kann samt postapokalyptischen Szenario.

                                        https://www.moviepilot.de/serie/anna--2

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                                          OUROBOROS 28.01.2024, 09:33 Geändert 28.01.2024, 09:35

                                          Das war mal wieder ein amtlicher Horrorfilm der alten Schule. Familie erbt Haus in prächtiger Lage mit riesigem Grundstück, aber etwas stimmt damit nicht. Entscheidend für die atmosphärische Qualität ist die hübsche Szenerie an einer schroffen Küste mit einem borealen Dschungel. An Blut und Splatter gibt es nichts zu sehen, weshalb da einige enttäuscht sein werden, aber die beklemmenden Gruseleffekte wirkten und die Spannung war zum Bersten. An manchen Stellen finde ich die Creatures etwas unfreiwillig komisch, denn einmal sind sie pfeilschnell, andermal lahm wie eine Schnecke.

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                                            OUROBOROS 28.01.2024, 09:23 Geändert 28.01.2024, 09:41

                                            Amber Heard ist eine Wuchtbrumme. Mir ist es auch egal, was da vor Gericht abging. Für mich zählt das Schauspiel. Das war in Ordnung, aber der Film ist trotzdem grober Mist.

                                            Wissenschaft versus Aberglaube/Glaube, das ist eigentlich voll mein Thema, aber oberflächlicher kann man es wirklich nicht umsetzen. Ständig muss sie die Empörte spielen, der niemand glaubt, dass sie eine studierte Frau ist. Manche werden sich schon darüber ihr Lachen verkneifen. Auf der anderen Seite sind ihre wissenschaftlichen Argumente Erstsemester-Phrasen. "Aber in diesem wissenschaftlichen Buch steht doch die Wahrheit". Der Pfaffe wirft das Buch weg und hält die Bibel hoch. "Das ist die Wahrheit, da steht alles drin was wir wissen müssen." Die "Schöne" wird dann noch ausgepeitscht. Dabei sieht man ihr Gesicht und die offene Bluse, wo man die Brüste festhalten möchte, bevor sie herausfallen. Na wenn das jetzt nicht einige anlockt. Schlecht gefilmten Sex gibt es auch reichlich. Da kann ich mir gleich Filme von Amber Moore ansehen, die haargenau aussieht wie sie und passenderweise Pornodarstellerin ist.

                                            Amber Moore Bio: https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=Cv3ZFFUgIik

                                            Diese platte hysterische Provokationsnummer hat zum eigentlichen Thema Psychologie vs. religiösen Aberglauben nichts beizutragen.

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                                              OUROBOROS 27.01.2024, 11:28 Geändert 27.01.2024, 11:30
                                              über Kafka

                                              Vor 30 Jahren habe ich Kafkas Tagebücher gelesen. Ich freue mich über die Verfilmung und erst recht, wenn ich diesen Cast sehe. Wie geil ist das denn?! Ich hoffe natürlich, dass man seine feinsinnigen inneren Monologe aus den Tagebüchern zu hören bekommt.

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                                                Streifzüge durch die nächtliche Großstadt. Was könnte spannender und aufregender sein, als der moderne Großstadtdschungel. Gefahren und positive Überraschungen warten auf einen, man trifft Menschen mit Zielen, andere irren ziellos umher. Nirgendwo kann man das besser beobachten als in den Taxis.

                                                Ein wenige enttäuscht war ich zu Anfang, als ich bemerkte, dass nicht alles in einem Taxi und einer Stadt spielen würde. Es gibt jeweils eine Episode in Los Angeles, New York, Paris, Rom und Helsinki, immer mit ganz neuen Schauspielern. Am Ende hat es doch etwas für sich, denn man sieht auch die unterschiedlichen Gegebenheit für Taxifahrer. Los Angeles und New York pulsieren bei Nacht, während die Städte Paris, Rom und erst recht Helsinki sich im Tiefschlaf zu befinden scheinen.

                                                An der Episode Los Angels hat mir gefallen Gena Rowlands zu sehen, die ich eigentlich nur aus "Leben und Lieben in L. A.", wo sie an der Seite von John Connery ein gemeinsames Paar bilden. Dort wirkt sie doch schon sehr betagt, während sie 1991 ihr Fahrgestell auf Pfennigabsätzen sexy durch die Gegend trägt. Diesen Wesenswandel kann nur das Alter bringen. Eine interessante Frau ist sie und ihr gegenüberstellt wird die blutjunge Winona Ryder mit burschikosem Auftreten. Für mich ist die Geschichte nur am Ende interessant, wenn Winona Ryder der Casting-Agentin zu verstehen gibt, dass sie ihren eigenen Weg gehen wolle und auf keinen Fall eine berühmte Schauspielerin werden wolle.

                                                Amüsant und gut gespielt fand ich die Episode in New York. Armin Müller Stahl, ein Clown aus der DDR, versucht sich mehr schlecht als recht als Taxi-Fahrer in New York. Ein verzweifelter Kunde, den niemand mitnehmen wollte - wohl aus rassistischen Gründen - nimmt er mit und lässt sich von ihm zeigen, wie man Taxi fährt. Aber dann kam der Moment, als der Kunde die Frau eines Kumpels gewaltsam von der Straße kratzte, als wäre er der Aufpasser und Frauen Eigentum der Männer. Das hat mir die Episode verdorben. Selbst im Jahr 1991 war das schon ein No-Go Frauen so zu behandeln. Gerade bin ich überrascht als ich lese, dass Giancarlo Esposito den Kunden spielt. Ich hätte den niemals erkannt. Der sieht heute ganz anders aus, viel mehr Charakter im Gesicht.

                                                Paris war eine gemischte Episode mit zwei kamerunischen Fahrgästen, die sich gegenüber dem ivorischen Taxifahrer äußerst provokant und beleidigend verhielten. Hier war interessant, dass es keine rassistische Diskriminierung war sondern Armuts-Diskriminierung, denn die Kameruner prahlten damit zum Botschaftspersonal zu gehören. Als der Ivorer sie einfach mitten im Nirgendwo aus dem Taxi schmiss wurde es ruhig und eine blinde hübsche Frau stieg ein. Das wurde zum tiefsinnigsten Dialog von allen Episoden. Blinde Menschen kann man schon sehr unterschätzen.

                                                Die Helsinki Episode fand ich am wenigstens interessant, wobei ich sagen muss, dass ich daran zweifelt, dass die Story des Taxifahrers über die Frühgeburt nicht erfunden war, um die rüden Kunden ruhigzustellen. Also schmunzelte ich ein wenig darüber. Angenehm war es die verschneite Stadt zu sehen, weshalb ich eher die Atmosphäre genoss, was die Episode für mich dann doch wertvoll machte.

                                                Den Vogel hat für mich aber Roberto Benigni abgeschossen. Ich habe so gelacht über seine Monologe und seine Quatsch-Performance. Aber dem nicht genug. Als der Pfaffe einsteigt tischt er dem eine Story auf, bei der ich mich fast totgelacht hätte. Was der Pfaffe sich alles anhören muss. Benigni hat natürlich seinen Respekt vor dem Pfaffen nur gespielt und wollte diesen ärgern. Doch dieser hat sich schließlich totgeärgert bzw. hat nervlich die Story nicht überlebt.

                                                Das ist also mein erster Jarmush, den ich bis zur letzten Sekunde ansah, trotz der Untertitel. Untertitel vermeide ich sehr gerne, außer es ist nicht mehr zu vermeiden. Leider ist die Bildqualität total mies. Mal sehen, was ich mir mit dem Mubi-Probeabo noch anschauen werde. Das war jedenfalls sehr cool.

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                                                  OUROBOROS 26.01.2024, 18:06 Geändert 26.01.2024, 19:36

                                                  Diese Doku habe ich in der arte Mediathek gesehen. Sie hat mich total abgeholt. Hätte stundenlange zuschauen können.

                                                  Man geht mit einem Inuit-Jäger auf Tour. Er erzählt ein wenig wie man so lebt, man erfährt was über die Hunde oder Eisangeln. Dabei erfährt man aber nicht das übliche Geplauder, sondern er gibt Wissen preis, das von großer Professionalität zeugt. Wahrscheinlich ist es nur ein Bruchteil von dem was er weiß. Besonders interessant ist der Bau eines Iglus, nach allen Regeln der überlieferten Kunst. Man kann das sehr gut als Anleitung sehen selbst einen zu bauen. So gut habe ich dieses Handwerk noch nie beobachten können.

                                                  Wer dem Alltag entfliehen will und reif für ein bisschen Eskapismus ist, der ist mit dieser Doku bestens bedient.

                                                  https://www.arte.tv/de/videos/101377-000-A/groenland-das-letzte-iglu/

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                                                    OUROBOROS 26.01.2024, 17:36 Geändert 26.01.2024, 17:38

                                                    Eigentlich habe ich kein Bedarf an Filmen, wo man sich die ganze Zeit das Hirn aus dem Schädel prügelt, auch wenn es tatsächlich Kampfkunst genannt wird. Als Kind hatte ich genug Bud Spencer und Terrence Hill Filme gesehen, die das meisten aber nicht so ernst sahen, wie dieser Film.

                                                    Octavio hat immer Huddel mit dem Geld, was soviel bedeutet wie, dass er immer hart daran kämpft welches zu verdienen, aber sich ihm immer wieder Hürden stellen. Eigentlich soll er am Abend einen großen UFC-Fight liefern, doch seine Ex-Frau droht ihm, dass sie ihm das Sorgerecht entziehen lässt, wenn er am selben Abend nicht zum Geburtstag seiner Tochter erscheint.

                                                    Ohne dass er Mitreden durfte hat man den Kampf angesetzt und als er versucht davon abzuhauen, beginnt eine wilde Jagd quer durch Berlin, bei welcher ihn die Veranstalter und die Wettmafia verfolgt, welche massiv auf ihn gewettet hat. Die haben kein Verständnis dafür, dass er seine Tochter unbedingt sehen muss und stellen sich ihm mit Gorillas und mit Waffen entgegen. Der Running-Man ist nicht ganz allein und hat zwischendurch Hilfe.

                                                    Brutal gut inszenierte Fights mit knackigem Sound, eine Menge Blut und gebrochene Knochen, das hat mich gut unterhalten, obwohl bei der Story eher ein Klischee das nächste jagt. Mein Highlight ist der Fight im Techno-Club.

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