OUROBOROS - Kommentare

Alle Kommentare von OUROBOROS

  • Bei französischen Serien bleibe ich gerne mal, weil sie ihre Regionen sehr schön in Szene setzen. Selten war eine Serie wirklich schlecht oder langweilig, aber "Anthracite" finde ich albern. Die Story "Mord im Ski-Ressort" finde ich zu übertrieben, das Schauspiel genauso seltsam, aber es ist nicht so komisch, dass ich darüber lachen müsste. Das einzige was mich angesprochen hat, waren die Kulissen und die retro Ausstattung mit schrägen Mustern und Farbkombinationen.

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      OUROBOROS 23.04.2024, 22:16 Geändert 23.04.2024, 22:22

      Zack Snyder ist die Art Filmemacher, die ich nicht brauche. Die drei besten Filme laut MP-Wertung habe ich gesehen. "300" wurde ja episch gefeiert und deshalb stimmt auch in "Rebel Moon" - Teil 2 genau das was bei "300" schon überzeugend war, nämlich die Schlacht.

      Die 40 Minuten Krieg haben ordentlich gerumst. Mein Wohnzimmer hat gebebt bei den Bombeneinschlägen, Schüsse sausten mir um die Ohren. Die Kanonen ballerten mir gefühlt Löcher in die Wand, so dass ich mich umschauen musste, ob nicht wirklich was kaputtgegangen war. Die Kampfchoreographien waren gekonnt inszeniert.

      Das Worldbuilding hingegen ist ein zufällig generiertes Mashup, wie von einer schlechten KI, genauso die Figuren, uninteressante B-Superhelden, mit - ich zitiere einen Vorredner - "klebrigem & pathetischen 0815 Gesabbel" aus dem Thema "Die glorreichen Sieben" bzw. "Die sieben Samurais". Aber sie gaben emotional trotzdem alles. Das kann man getrost alles überspringen bis zur Schlacht.

      Ich bewerte nur die Schlacht. Damit war der zweite Teil dann auch zu ende.

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      • 7 .5
        OUROBOROS 22.04.2024, 20:19 Geändert 22.04.2024, 20:21
        über Fallout

        Fallout 3 habe ich ausgiebig gespielt Fallout 4 mit VR Headset, aber da bin ich nicht weit gekommen. Mir hat gefallen, wie sie die Welt mit ihren Designs und Farben aus dem Spiel in die Serie übernommen haben. Da gibt es optisch nichts zu meckern.

        Da ich in die Spiele so tief nicht eingestiegen war, kann ich auch die Story von der Tiefe nicht kritisieren. Aber soviele Locations wie in "Fallout 3" bekommt man nicht zu sehen, eher im Stile von "Fallout 4" und "New Vegas". Mir hat es aber trotzdem gefallen, es war eine tolle Unterhaltung, wobei ich sagen muss, dass etwa "The Mandalorian" oder "The Last of Us" mir mehr Abenteuerfeeling geboten hat. Vielleicht lag es an den vielen Parallelhandlungen.

        In "Fallout" scheint mir vieles zu schnell in einer Staffel erzählt worden zu sein. Alle Geheimnisse sind jetzt gelüftet. Was soll da noch kommen? Andererseits hat man es nicht künstlich in die Länge gezogen.

        Vom satirischen Humor her fand ich es amüsant, nicht besonders derb aber, er so 7 von 10. Da ginge echt mehr. Andererseits hat mir die Kapitalismuskritik gefallen. Da ich jetzt einiges mehr von der Welt dort weiß, habe ich mir gerade wieder "Fallout 4" und "Fallout 76" installiert.

        Letzteres bekommt man die Tage noch geschenkt von Amazon.

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        • 7 .5
          OUROBOROS 21.04.2024, 10:38 Geändert 21.04.2024, 11:24

          In ein Szenario hineingeworfen zu werden, von dem man nichts genaues weiß, finde ich eigentlich sehr ansprechend. So muss man sich selbst zusammenreimen wo man ist, wann etwas stattfindet und was eigentlich genau geschehen ist.

          Die USA wird angegriffen, das ist schnell klar, aber von wem genau, das konnte ich leider über die ganze Laufzeit nicht herausfinden. Natürlich weiß man irgendwann, auch vom Titel, dass die USA sich selbst angreift, nur bleibt völlig unklar, wie das angefangen hat und vor allem was die Fraktionen antreibt.

          Vielleicht muss das auch noch ein bisschen wirken, denn sicher kann man sich herleiten, wenn man auf die beiden Lager der Republikaner und Demokraten derzeit schaut, dass damit die Leerstelle gefüllt werden kann. Hinweise auf die Politik des amtierenden Präsidenten gibt es nur spärliche (etwa Auflösung der Geheimdienste, 4 Amtsperioden des Präsidenten, Allianzen einzelner Staaten etc.) Aber Ost- und Westfraktion im Film können diese Lager nicht wirklich abbilden. Das Trump- oder Biden-Lager hat etwas mit religiösen oder abgehängten Regionen zu tun, die nicht mehr so prosperieren wie früher. Auch scheiden sich die Lager was Stadt-Land-Bevölkerung angeht.

          Dass Garland dies vermieden hat macht den Film sehr oberflächlich, auf der anderen Seite könnte er beabsichtigt haben zu vermeiden dadurch Teil des Konflikts zu werden in dem er Schubladen benennt. So stellt er Menschen dar, die man genau beobachten muss, um herauszufinden wo sie gelagert sind. Da ist man schnell bei Vorurteilen und es gelingt eben nicht sie in Schubladen zu stecken. Sobald sich ein Lager gezielt angesprochen fühlen würde mit einer auf sie gerichteten Kritik, würden sie den Film aburteilen und meiden. Sie wären für die Message des Films nicht mehr zu gewinnen. Von daher verstehe ich den Ansatz Garlands als wertvoll.

          Was ist nun die Message des Films: Soll ich an diesem Film jetzt lernen, was es für Folgen hätte, wenn man die Demokratie so beschädigt, dass die Parteien nur noch Krieg als den einzigen Ausweg erkennen, dann ist er ganz gut geworden.

          Trotzdem sind mir die Szenen nicht eindrücklich genug, auch habe ich das Gefühl, weil man die Journalisten begleitet, dass man nicht wirklich einen Einblick hat sondern eher ein panoramatisches Erleben, wenn man von Insel zu Insel bzw. Ort zu Ort springt. Ich sah zu wenig von den USA und seinen Bürgern und was sie denken. Dafür schien zu wenig Zeit. Die Journalisten waren furchtbar unterkühlt und ich habe ihnen nicht abgenommen, in welcher Situation sie sich wähnen, auch wenn sie unterkühlt und mutig spielen sollten. Die Journalisten sind unglaubwürdig neutral, auf der anderen Seite sollten sie genauso sein.

          Die Idee zum Film war sensationell, bei der Ausführung zweifele ich. Nicht dass ich also mehr Action erwartet hätte, denn das war im Kampf um das Weiße Haus gegeben und auch absurd krass umgesetzt, sondern inhaltlich hat er mich nicht mitgenommen. Mann habe ich gebrannt den Film sehen zu dürfen, weil er von Garland ist und das Setting viel verspricht, aber es hat mich nicht wirklich umgehauen. Trotzdem ist er klasse inszeniert was Ruhe und Sturm betrifft.

          Bei "Leave the World behind" habe ich gesagt, dass "Civil War" die Fortsetzung des Szenarios sein könnte, aber es passt von der Intensität nicht ganz.

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            OUROBOROS 20.04.2024, 11:38 Geändert 21.04.2024, 16:47
            über 8 Tage

            Nachdem die Serie hier zu Boden gehatet wurde, hatte sie schon sehr schlechte Chancen wahrgenommen zu werden.

            Mir hat sie sehr gut gefallen.

            Die Figuren wuchsen mir ans Herz, es gab ein wenig Auswahl. Es wird eine Breite von Schicksalen abgedeckt, von der typischen hollywoodesken Familie, über Jugendliche bis zu Randständigen, Religionsfanatikern und Preppern. Manches hat sogar spirituelle Tiefe. Im Zentrum steht nicht der Spezial-Effekt vom Einschlag des Asteroiden. Den bekommt man am Ende nur spärlich zu Gesicht. Darauf braucht man nicht zu warten.

            Viel interessanter ist das was zwischenmenschliche abläuft. Während die einen sich in den Partyrausch begeben, versuchen sich andere zu retten, wiederum andere schauen nur zu. Vieles davon halte ich für realistisch dargestellt. Es ist auch Zeit für tiefgründiges, meistens eben auch egoistisches oberflächliches Handeln.

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            • Ich kann die Serie "8 Tage" empfehlen, die das Szenario aus deutscher Sicht zeigt.

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              • 8
                über Crooks

                "Crooks" ist sowas wie "4 Blocks" im österreicher Guy Ritchie Style, d. h. skurril und schräg. Die Schauplätze sind Berlin, Wien und Marseille.

                Wenn die Ösis auftauchen macht die Serie eine Wendung Richtung Komödie und dann macht es richtig derben Spaß. Immer wieder gibt es Verfolgungsjagden und Schießereien, die dann auch sehr ernst und blutig enden. Mir hat der Wechsel von Ernst zu Albern durchaus gefallen.

                Aber ich weiß nicht, was sie sich dabei gedacht haben eine Deutsche Synchronspur anzubieten, neben dem Deutschen Original, denn die werden Norddeutsche genauso wenig verstehen. Hab fast keinen Unterschied gemerkt.

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                • 9
                  OUROBOROS 12.04.2024, 19:25 Geändert 12.04.2024, 19:31
                  über Halo

                  "Halo" kannte ich entfernt von der X-Box, habe es aber nicht gespielt, weil ich immer schon PC-Gamer war. Die Umsetzung für PC kam erst ein wenig später. Aber ich hörte die Lobeshymnen der Konsolenspieler.

                  Die Serie ist mir letzte Woche untergekommen. Die zweite Staffel war gerade zuende, also fing ich mal mit der ersten an.

                  Die Unterhaltung ist prächtig. Besser könnte ein Kino-Blockbuster nicht sein. "Starship Troopers" kann man vom Stil her vergleichen, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass "Halo" so eine ausgefeilte Hintergrundgeschichte hat, die deshalb anspricht, weil sie auf einer ähnlichen Narration wie "Alien - Prometheus" gründet oder auch dem Roman von Andreas Eschbach "Der Herr aller Dinge".

                  Diese Narration geht davon aus, dass vor der heutigen Menschheit eine andere humanoide Spezies die Erde bevölkert hat, welche später das All kolonisierten, aber als Spezies komplett verschwanden. Theoretisch ist es möglich, dass sogar zigtausende Spezies die Erde vor der unsrigen Zivilisation bevölkert haben könnten, denn die Erde gibt es schon so lange und wäre die Geschichte der Erde auf 100 000 Metern abgebildet, wäre das Auftreten der Menschheit auf dem letzten Zentimeter zu lokalisieren.

                  Es geht hier nicht um Fakewissenschaft wie bei Erich von Däniken, der gerne Dinge völlig anders interpretiert als Archäologen, Anthropologen und Historiker, was er dann Präastronautik nennt, es geht hier rein um die Möglichkeit, dass es theoretisch möglich wäre, denn wissenschaftliche Beweise gibt es hier nicht. "Stargate" baut auf Dänikens Fantasie auf.

                  Die hypothetische Spezies bei "Halo", die auf der Erde ihren Ursprung hatte, werden Vorläufer genannt.

                  Die Serie beginnt im 26. Jahrhundert, wenn die Menschheit dabei ist das All zu kolonisieren, nachdem sie den Slipstream erfunden hat. Dadurch kann von Ort zu Ort springen, statt zu fliegen. Sie kamen damit soweit, dass sie unter anderem auf andere humanoide Spezies trafen, aber auch Reptiloide. Im Prinzip steht die Menschheit alleine da im All, denn die anderen Spezies haben sich zu einer Allianz verbunden. Die Menschen halten sie für Ungeziefer. Beide Fraktionen haben keine Ahnung davon, dass - ähnlich wie bei Star Trek TNG Episode "Das fehlende Fragment" - alle hier auftretenden Spezies als gemeinsame Vorfahren diese Vorläufer haben.

                  Die Allianz weiß von den Vorläufern, man hält sich sich für ihre Nachfolger, während die Menschheit noch keinen Plan hat was gespielt wird.

                  Diese Serie bemüht sich darum zu zeigen, dass weder die Allianz, noch die Menschheit eine Ahnung davon haben, welchen Zivilisationsstand die Vorläufer tatsächlich hatten. Die Allianz verehrt die Vorläufer in einem verklärten fundamentalistischen religiösen Kult, der absolut gar nicht dem gerecht wird, wer die Vorläufer wirklich waren.

                  So kann man grob sagen, dass hier der Kampf zweier Fraktionen um Artefakte gezeigt werden, von denen sie beide nicht die geringste Vorstellung haben, was sie wirklich bedeuten und anrichten können.

                  Ich möchte gerne glauben, dass wir Abkömmlinge einer älteren mächtigeren humanoiden Spezies sind. Raum und Zeit sind so unendlich, dass es eher unwahrscheinlich ist, wenn es nicht so wäre. Das bedient mich schon total und dann ist die Serie noch unglaublich aufwendig inszeniert. Es ist kaum zu glauben, dass es auf einem Computerspiel basiert und nicht auf einem Roman. Das Spiel war so voller Hintergrundinformationen, dass man fast schon von einer ausladendn Kosmologie bzw. Kosmogenie sprechen könnte. Im Gegensatz zu "Star Wars" meidet "Halo" zuviel Fantasy zu sein.

                  Geil!

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                  • 8 .5
                    OUROBOROS 12.04.2024, 18:55 Geändert 12.04.2024, 19:33
                    über Alone

                    "Alone", S01 der ersten Staffel ist nach 10 Episoden zuende und der Gewinner ist gekürt. In den letzten drei Folgen war für mich der wahrscheinliche Sieger klar, aber man weiß ja nie was einem in der Wildnis so an Pannen passieren kann.

                    Gewonnen hat für mich auch "Alone" gegen "7 vs. Wild". Gewonnen hat auch derjenige der es geschafft hat seine Stimmung positiv zu halten, mit etwas Humor und Zuversicht, so dass er sich nicht seine eigenen Fallen gegraben hat, sondern auch das Glück des Tüchtigen und Kreativen hatte.

                    Okay, schon nach der ersten Nacht bzw. in der ersten Nacht scheiden zwei aus bei "Alone". Aber hier geht es nicht darum 14 Tage zu hungern und sich damit durchzumogeln, statt wirklich in der Wildnis zu leben. Jedenfalls kenne ich es vom amerikanischen Original, dass man mehr als 3 Monate durchhalten will. Nix essen geht da nicht, wobei nix essen für 7 oder 14 Tage schon eine Leistung ist. Aber für mich geht es beim Survival darum, dass es jemand schafft so zu leben, dass er auch nach einem Jahre nicht verhungert, verdurstet oder erfroren ist.

                    Klar, bei YouTube gibt es einige Survival-Experten, die bauen sich da schon winterfeste Hütten und sie zeigen auch, wie man jagt und sich sonstige Gebrauchsgegenstände herstellt. Die Extremisten bei den Survivalexperten findet man bei "Primitiv Skills". Mit bloßen Händen und völlig ohne Werkzeug schafft es da jemand soweit zu kommen, dass er Eisen verhüttet und sich ein Messer schmiedet. Dazu braucht er ein Schmelzofen, gebaut aus Lehm und Steinen. Gegen das ist "Alone" ein Luxusurlaub.

                    Interessant ist, dass es bei "Alone" kein Geschiss um die Teilnehmer gibt, wie bei "7 vs. Wild", sondern dass es alles unbekannte Menschen sind, welche auch nicht über die Maßen vorgestellt werden. Ich brauche keine B-Z Promis. Eigentlich habe ich das bei der RTL+ Version gerade nicht erwartet, sondern eher die Jungelcamp-Variante von "Alone" - "Ich bin ein Star. Holt mich hier raus." Was eine Wohltat, dass es nicht so ist und ganz spartanisch daherkommt, weniger effektheischerisch als bei "7 vs. Wild".

                    Die US-amerikanische Version von "Alone" ist aber noch eine Spur härter, denn 100 Tage sind dort zu schaffen und man sieht dort auch Kandidaten die jagen und Fallen stellen können.

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                    • 7

                      Bei "Animalia" geht es um eine Zukunftsvision in der Menschen zu Tieren mutieren, also Mischwesen.

                      Die Protagonisten Vater und Sohn, François und Émile, sind auf sich allein gestellt, nachdem die Ehefrau und Mutter in einem geschlossenen Zentrum untergebracht wurde, weil sie zu einem Tier mutiert ist und ihren Sohn verletzt hat. Immer häufiger verwandeln sich jetzt Menschen in tierische Mutanten und in dem Film wird nicht einmal angedeutet was die Ursache ist. Möglicherweise bietet es sich an die Erzählung als Parabel zu verstehen, wobei der Fokus wohl darauf liegt, wie die menschliche Gesellschaft mit diesen Mutanten umgeht.

                      Vater und Sohn ziehen von der Metropole Paris nach Südfrankreich in die ländlich gelegene Gascogne. Auch die Ehefrau soll verlegt werden, doch der Bus verunglückt mit 40 weiteren Mutanten kurz vor dem Zielort. François macht sich auf seine Frau zu suchen.

                      "Animalia" hat mich an den schwedisch-dänischen Film "Border" erinnert. Ihre gemeinsamen Aspekte sind:

                      1. Es geht um Wesen, die nicht oder nicht mehr menschlich sind. In "Animalia" sind es tierische Mutanten, in "Border" geht es um Trolle.

                      2. Sowohl in "Animalia" als auch "Border" besitzen die Wesen tierische instinktive und sinnliche sowie körperliche Fähigkeiten, mit welchen sie Menschen überlegen sind und gefährlich werden können.

                      3. Beide Wesen versuchen von der menschlichen Gesellschaft nicht entdeckt zu werden, denn sie würden verfolgt, eingesperrt oder getötet werden.

                      ########SPOILER#########

                      Fazit:
                      Anders als bei "Border" steht bei "Animalia" eher der Aspekt der Ausgrenzung im Vordergrund, weil die Wesen bei "Border" unentdeckt leben, während es in "Animalia" pandemie-ähnliche Zustände sind, bei der Jagd auf die Mutanten gemacht wird. Entweder werden sie getötet oder eingesperrt. Manche Menschen verstecken sogar Mutanten und bringen sich damit in Gefahr bestraft zu werden. Letzteres ist vage herausgearbeitet, weshalb es auch schwer fällt die Erzählung als Parabel moralisch in Richtung illegal Geflüchteter zu deuten.

                      Trotzdem kann man einen moralischen Aspekt hervorheben.

                      Die Spezies Mensch versucht gar nicht die Mutanten zu verstehen und sie zu integrieren, zu groß ist die Angst, dass sie gefährlich sein könnten. Sobald Mutationen erkannt werden, werden sie hysterisch den Behörden gemeldet, die sofort auf die Jagd gehen. Sind die Wesen erst einmal festgesetzt, versucht man sie zu heilen. Dabei schrecken sie nicht davor zurück die Mutanten zu verstümmeln, statt sich entwickeln zu lassen. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Mensch die Natur mit allen Mitteln bekämpft, weil er sie als Gegner sieht. Auf der anderen Seite haben die Mutanten mit ihrem tierisch aggressiven Verhalten auch Schaden angerichtet.

                      Die Frage der Akzeptanz ist sehr schwer zu beantworten, wenn eine mögliche Gefahr von ihnen ausgeht. Ich frage mich aber, ob diese Gefahr von allen ausgeht. Mit Émile gibt es einen Protagonisten, der sowohl gegenüber der Mitschülerin mit ADHS als auch gegenüber den Mutanten mit Empathie vorangeht und demonstriert, dass es ein Miteinander mit Andersartigen geben kann.

                      Doch da Émile sich ebenso zum Mutanten entwickelt, wird die vorangegangene Feststellung wieder aufgeweicht.

                      Der Film ist sonderbar und gut inszeniert, was die Deutungsschwächen gut egalisiert.

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                      • 8 .5
                        über Border

                        Tina arbeitet beim Zoll, denn sie hat eine sehr gute Nase und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Sie kann besser riechen als ein Hund und an den Ausdünstungen von Menschen erkennt sie deren wahre Intention. Sie besitzt auch sonst Instinkte, die nahezu unmenschlich sind. Dafür sieht sie aus ästhetischer Sicht entstellt aus, gleicht eher dem Bild, das die Wissenschaft uns von einem Neandertaler gezeichnet hat.

                        Sie lebt mit einem Mitbewohner in einem Haus im Wald, dabei ist es unklar, ob dieser sich nicht von Tina aushalten lässt, denn höchsten im Suff hat er an ihr Interesse. Doch dann trifft Tina auf Vore, eine Mann der von der Art wie sie scheint. Als Zuschauer wird mir das schnell klar, aber Tina weiß nicht so recht. Das Interesse der beiden ist gegenseitig, also quartiert sie ihn in bei sich zuhause ein. Vore zeigt ein sehr ungewöhnliches Verhalten und je besser Tina ihn kennen lernt, desto mehr lernt sie über sich selbst kennen. Bisher hatte niemand mit ihr das Liebste geteilt, nämlich einfach nur im Wald zu leben und sich davon zu ernähren. Vore lernt sie ihren Instinkten zu folgen, die bei ihr verschüttet sind, schließlich erfahren wird, dass sie beide von einer anderen Art Humanoid sind: Sie sind keine Menschen, sondern Trolle, zwei von sehr wenigen noch lebenden Exemplaren auf der ganzen Welt.

                        "Border" ist ein Film, wie ich ihn liebe. Ausgerechnet ein iranischer Regisseur verbindet volkstümliche Sagen, mit Anthropologie und unser heutigen Gesellschaft, wobei Metaebenen wie Ökologie, Ausgrenzung, Eugenik, Behinderung, Rassismus und Inhumanismus angeboten werden. Damit erinnert mich "Border" sehr an "Borgmann", nur ohne die groteske Verzerrung oder den Horroreffekt, denn hier wird uns eröffnet, dass die sagenhaften Trolle immer noch unter uns leben und dass wir in grausamen Menschenversuchen und Eugenik dafür gesorgt haben, dass sie fast ausgestorben sind. Auf einer anderen entmythologisierten Metaebene kann man die Trolle als Nachfahren der Neandertaler sehen, die im Erbgut des homo sapiens sapiensis aufgegangen sind. Neue Studien belegen sogar, dass Neandertaler schmerzempfindlicher waren, rote Haare hatten und Sommersprossen. Interessant ist auch, dass das auf den Genpool des Keltiberer zutrifft, der vor der Ankunft der Germanen ganz Westeuropa besiedelt hat. Rote Haare und Sommersprossen werden nicht unbedingt als unästhetisch wahrgenommen, sondern eher im Gegenteil. Für den homo sapiens sapiensis gab es wohl auch attraktive Neandertaler oder es war die Not. "Border" liefert hierfür die passende Analogie und zwar, dass es Menschen gibt, die für uns aus ästhetischer Sicht missgestaltet sind, nämlich durch große Nasen und eine wulstige Stirn, denn des das sind auch phänotypische Merkmale des Neandertalers.

                        Für mich als anthropologisch Interessierten stellt sich immer die Frage woher die Mythen kommen, die Dinge enthalten, welche wir als Übernatürlich ansehen bzw. nicht real existierend. Oft sind die Mythen Allegorien, Metaphern oder Symbole für Naturphänomene, die man sich in der Frühzeit des Menschen nicht erklären konnte. Ausgehen von "Der Herr der Ringe" habe ich mir Gedanken gemacht, was die Arten von Humanoiden, die er aus den Sagen entlehnt hat für unerklärliche Phänomene in der Frühzeit des Menschen war. Bei Trollen, Elfen, Zwergen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass sie unterschiedliche Spezies von Humanoiden waren, die unvermischt koexistiert haben. Der Zwergenmythos wird immer mit kleinwüchsigen Bergleuten erklärt, aber wenn man sich die Menschen anschaut, gibt es durchaus unterschiedliche Typen, auch Pygmäen, Tamilen, Negrito o.ä. die für sich eine eigene ethnische Gruppe bilden, bei welchen ein natürlicher Kleinwuchs vorliegt. Es wäre keine Überraschung, wenn es in Europa Ethnien mit natürlichem Kleinwuchs gegeben hätte.

                        Lange Zeit glaubte man in der Anthropologie und Archäologie, dass der heutige Mensch sich genetisch im Lauf der Zeit verändert hätte indem er alle Stufen der gefundenen Humanoiden-Arten durchlaufen hätte. Das Problem dabei war ein Missing-Link, nachdem man lange sucht, bis man herausfand, dass alles ganz anders ist. Mittlerweile gibt es diesen Missing-Link nicht mehr, weil man eingesehen hat, dass mehrere Humanoiden-Arten parallel existierten, wie auch mehrere Primaten-Arten Gibbon, Schimpanse, Gorilla, Oran Utan noch heut parallel existieren. In die Mythologie können die unterschiedlichen Hominiden vor ihrer Vermischung tatsächlich als Elfen, Menschen, Trolle und Zwerge eingegangen sein. Während es bei Affenprimaten keine fließenden Grenzen gibt, zeigt sich aber gerade im Bezug auf dem homo sapiens sapiensis, dass es zwischen ihm und dem Neandertaler fließende Grenzen gab und das die beiden humanoiden Spezies sich zusammen fortpflanzen konnten und es auch taten. Das ist ähnlich riskant wie die gemeinsame Fortpflanzung von Pferd und Esel. Das Produkt daraus - ein Maultier - ist definitiv unfruchtbar. Die Kompatibilität zwischen Neandertaler und homo sapiens sapiensis war wohl nicht so eingeschränkt wie beim Maultier, aber das Produkt hatte wohl eine hohe Sterblichkeitsrate und Unfruchtbarkeit zur Folge und das schlich sich so in die DNS des homo sapiens sapiensis ein. Durchgesetzt hat sich von allen parallel existierenden humanoiden Spezies Letztgenannter, jedoch mit vermischtem Erbgut. Bei Tina und Vore zeigt sich der Neandertaler phänotypisch sehr stark. Sie haben tierische Instinkte und Verhaltensweisen und Ernährungsgewohnheiten, die dem modernen Menschen unmöglich oder fremd sind. Der Neandertaler könnte ebenso gewesen sein. Bei Tina zeig sich ihre Herkunft vom Neandertaler zusätzlich durch ihre angebliche Unfruchtbarkeit, doch mit Vore wird es möglich ein Troll-Kind zu zeugen.

                        Eine weitere Metaebene ist eben das Aussehen und das Verhalten, das ein wenig an Behinderte erinnert, womit eine weitere Metaebene eröffnet wird. So erfahren wir im Laufe des Film, dass Menschen mit dieser Ausprägungen in geschlossenen Anstalten gehalten wurden und es wird nicht ausgesprochen, dass Versuche an ihren durchgeführt wurden. Eugenik ist also eine weitere Metaebene die man zwischen den Zeilen lesen muss.

                        Ob Neandertaler, Behinderte oder Trolle, eine großes Thema ist die Ausgrenzung von Minderheiten aufgrund der Ethnie, Herkunft, Spezies oder genetischen Gründen. Der Film legt nahe, dass die meisten Menschen gar nicht wussten, dass es sich bei den Behinderten um eine eigene humanoide Spezies handelte. Die Konsequenzen davon sind der Hass der Trolle gegenüber den Menschen und der Wunsch ihnen zu schaden. So stiehlt Vore Menschensäuglinge und ersetzt sie durch seine Wechselbälger, von denen er als Troll-Mann genug hat, denn in aller Regelmäßigkeit bringt er ein unbefruchtetes Trollkind zur Welt, dass leider keine langen Lebenschance hat. Mit Tina hat Vore die Möglichkeit ein Trollkind zu zeugen, das befruchtet ist.

                        Teil dieser ganzen Geschichte ist, dass Tina in ihrem Job durch ihre Fähigkeiten einem Pädophilen-Ring auf die Spur kommt. Vore sieht das als Beleg für die Schlechtheit der Menschen, aber Tina hält dagegen, denn nicht alle Menschen sei so.

                        Eine psychologische oder religiöse Metaebene wie "Borgmann" hat der Film nicht, aber das was oben steht ist schon genug, was mir dazu alles durch den Kopf gegangen ist. Ein Film der zum Sinnieren einlädt.

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                        • 7 .5
                          OUROBOROS 29.03.2024, 17:29 Geändert 29.03.2024, 17:31

                          "Kuckste Mal" dachte ich und schon habe ich 26 Episoden in zwei Staffeln durch und warte auf die finale Staffel. Mit Humor habe ich es nicht so, da muss es schon derber sein, aber Sheridan ist auch für "Family Guy" verantwortlich, so war der Humor schon angemessen.

                          Ein Alien in einem Bergdorf namens "Patience" in Colorado mit viel Schnee mit einigermaßen skurrilen Dorfbewohnern, eigentlich da um die Menschheit wegen ihrer Dummheit auszulöschen, macht ganz neue menschliche Erfahrungen. Das liegt daran, dass er die Identität eines Neusiedlers namens Harry angenommen hat, wofür er ihn allerdings töten musste. Das geschah jedoch eher aus Notwehr. Das Alien hat ein großes Mundwerk. Irgendwie erinnert er ein wenig an Spock oder einen Autisten, aber auf die extrovertierte redselige Art. Das führt zu lustigen Unterhaltungen und schrägen Situationen, weil er gleichzeitig den Landarzt spielen darf und ihm ein Junge auf den Versen ist, der ihn in seiner wahren Gestalt sehen kann. Auch einige andere Gruppierungen sind hinter ihm her.

                          Irgendwie gewöhnt man sich an diese idyllische Kleinstadt, die man im Winter, wie auch im Sommer bewundern darf. Ich mag die Frau des Bürgermeisters und die Barfrau. Ich schaue sie gerne an. Für coole anti-woke hypermaskuline Sprüche ist der afroamerikanische Sheriff verantwortlich, der sich selbst als "Big Black" vorstellt.

                          Ich vermisse die Serie schon jetzt, aber mit dem Finale in Staffel 3 findet sie ein rechtzeitiges Ende, bevor es langweilig wird.

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                          • 9
                            OUROBOROS 26.03.2024, 20:20 Geändert 26.03.2024, 20:21
                            über Kafka

                            Nach 2 Episoden kann ich sagen, dass ich mich nach Lektüre seiner Tagebücher vor 20 Jahren in der Serie sehr gut wiederfinde. Humor der aus einer tiefen Lethargie und Unverstanendheit hervorkommt, einer der sich in seinem Job ganz normal verhält aber in seinen Werken abartiges schafft, das die Welt noch nicht erlebt hat. Ein seltsamer Vogel oder ein Nerd, wie man heute sagen würde. Inszeniert hat das zum Glück David Schalko.

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                              Guy Ritchie hat wieder geliefert. Einige Episoden spielten sich auf höheren Niveau ab. Beim Bingen allerdings merkt man, dass die Story nicht immer bei der Stange hält. Klar, hat man das alles schon gesehen, aber das ist ja allgemein so. Für die jüngeren ist das was ganz neues und die älteren werden behaupten, dass früher alles besser war. Ist vielleicht auch typisch deutsch wieder zu meckern.

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                                Kriegserklärung

                                Es ist ein paar Jahre her, dass ich "Die 3 Sonnen" lesen wollte und es schon nach 20 Seiten aufgab, danach auch das Hörbuch nach weniger als einer Stunde. Wenn ich gewusst hätte, was ich jetzt nach 5 Episoden "3 Body Problem" weiß, dann hätte ich sicher weitergelesen. Zu sehr hat mich die philosophisch-politische Thematik chinesischer Diktaturgeschichte genervt, dass ich mir dieses akribische Studium antun wollte. Die Serie hingegen spannt nach einer kurzen Revision der chinesischen Geschichte des 20. Jahrhundert eine globale Perspektive auf.

                                Wow wow wow. Der Inhalt dieser Serie verlang echt viel ab, die vielen religiösen, philosophischen, politischen und letztlichen naturwissenschaftlichen und allgemeinwissenschaftlichen Aspekte zu verstehen. Da werden durchaus schon mal Themen angesprochen, die man selbst beim Abitur nicht lernt. Aber ich weiß nicht was ich nicht weiß, weshalb ich denke, dass mir selbst auch vieles an Aspekten entgangen ist.

                                Die Serie ist ein Sog, hat etwas von "Dark" und geht darüber hinaus. Die deutsche Serie "Das Signal" wird mit ihrer Kernaussage völlig von "3 Body Problem" verschlungen und steht als eine Metaebene, nur eben mit gewaltigen Ausmaßen erhaben über der Erzählung eines Krieges, den man so noch nicht erlebt hat. Ich will da nichts verraten. Was ich sagen darf ist, dass die Art wie dieser Krieg geführt wird, das Denken der Menschheit verändern wird, nicht nur in der Fiktion, sondern der Autor von "Die 3 Sonnen" will uns Rüstzeug mit auf den Weg geben, will uns wecken.

                                Bestimmt werden sich viele 3-4 Episoden langweilen, denn es deutet sich an, dass es in den nächsten Episoden erst einmal nicht um die Invasion a la "Independence Day" oder "Krieg der Welten" gehen wird. Und trotzdem ist das was sich ankündigt und das was die Menschheit bisher verschlafen hat ein echtes Horrorszenario. Es ist nur alles anders als wir ahnen.

                                Moralische Fragen und Dilemmata gibt es hier zuhauf. Während man sich als Zuschauer bemüht seine moralische Position zu finden, arbeitet die Story schon daran diese einzureißen. Paradigmen, Dogmen, Doktrin und Ideologien sind vergänglich. Ändern sich die Umweltbedingungen, ändern sich die Prinzipien. Der Mensch bleibt sich nicht treu. Einmal wieder ist es notwendig, die Menschheit daran zu erinnern, welches Bild wir abgeben, ob wir den eigenen moralischen Ansprüchen überhaupt genügen und ob Moral überhaupt eine Rolle spielt, wenn höherentwickelte Wesen uns besuchen würden. Laufen sie vor Schreck weg, sind wir für sie nur Maden oder erklären wir ihnen den Krieg bevor sie die Erde überhaupt erreichen. Was liegt in unserer Macht, was liegt in deren Macht. Werden wir es überhaupt mitbekommen, wenn wir verschwinden.

                                Gefallen hat mir ein Zitat aus einer Vorlesung in der Serie. Vielleicht lebt unser Bewusstsein in den anderen Multiversen weiter, wenn es auf der Erde zu Ende ist. Welch mächtiges Instrument ist die Quantenmechanik? Werden wir wie Q aus Star Trek sein, wenn wir sie beherrschen? Und was passiert, wenn eine andere Macht diese Technik vor uns beherrscht? Die Serie will diese Fragen und viele weitere beantworten, die ich hier alle gar nicht aufzählen kann.

                                Ich gehe davon, dass das Mainstream-Publikum nicht wirklich weiß, was das alles soll, denn es dauert 4 Episoden, bis man ein optische Spektakel erleben darf mit viel Blut.

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                                • 2 .5

                                  Es gibt neue Informationen und neue Studien, die Graham Hancock widerlegen.

                                  https://www.nytimes.com/2024/03/20/science/indonesia-oldest-pyramid-gunung-padang.html?smid=fb-nytimes&smtyp=cur&fbclid=IwAR35k546-sxucFCzrr5q4aYzfJm3jItden_r8BMsBevXNWijxVPKUEye-IQ

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                                    Rewatch nach über 35 Jahren

                                    1984, da war ich gerade 10 Jahre alt, gesehen habe ich den Film aber erst 5 Jahre später und danach seit 35 Jahren nicht wieder. Wahrscheinlich habe ich mit 15 Jahren 90% des Films nicht verstanden. Nur das optische Erlebnis hat sich in mein Gehirn gebrannt, teilweise mit falschen Erinnerungen.

                                    Da ich nun Villeneuves Neuverfilmungen mit Teil 1 und 2 gesehen habe, war es an der Zeit sich den Film von 1984 noch mal anzuschauen. Mir fällt direkt auf, dass alle Schauspieler Frisuren trugen, die den 80er Jahren entsprachen. Nun, das fällt bei vielen älteren Filmen auf. Es war eben so, dass Mode noch viel kollektiver war als es das heute ist, denn heute sieht man die verschiedensten Moden aus unterschiedlichen Epochen, wie man sie individuell trägt. Es ist aber nicht nur die Haar- und Bartmode, sondern auch das Schauspiel, dass in vielen Fällen theatralisch ausfällt und wenig authentisch. Nicht dass heute Rollen nicht mehr theatralisch sind, aber sie sind auf bestimmte Figuren beschränkt oder einzelne Szenen und kein Dauerzustand.

                                    Mein größter Kritikpunkt ist aber Lynchs Dramaturgie. Der sonst von mir hochgeschätzte Regisseur schafft es zwar super schöne eklige Szenen zu kreieren aber die kontemplativen Szenen, wie sie Villeuneuve erschaffen hat, dafür hat Lynch kein Talent. Das wäre hier dringend notwendig. So mäandert die Dramaturgie langsam, ohne Tempowechsel zu bieten, die wirklich Action vermitteln. Die Actionszenen kommen beim Endkampf, aber sie sind eher wie ein Ballett choreographiert, wie auch der Kampf zwischen Feyd und Paul.

                                    Die Special Effects sind für die 80er Jahre außergewöhnlich und überraschend kreativ. Das Wunderwaffenschild könnte man heute noch so einsetzen. Insgesamt sind sie aber aus heutiger Sicht ärmlich, wären da nicht die großartigen Effekte bei dem Sandwürmern. Die könnte man auch heute noch durchgehen lassen. Nicht zu gebrauchen sind die Aufnahmen der Raumschiffe im All. Überall sieht man einen Rand bei den Effekten. Die Explosionen beim Angriff auf die Festung sind übel in die Jahre gekommen.

                                    Unfassbar gut ist hingegen die ganze Architektur der Festungen, Raumschiffe und Innenräume. Teilweise sieht man aber auch, dass sie aus Holz oder Pappe sind. Das ist schade, denn das Konzept ist mega.

                                    Lynch hat das Drehbuch ebenso verfasst und das gefällt mir ab dem Punkt nicht, wenn Paul bei den Fremen ankommt. Dort verläuft alles im Zeitraffer, mitunter die Liebesgeschichte mit Chani. Man hat das Gefühl die ganze Story skipt dutzende male um Minuten bzw. der Laser auf der Blu-Ray hüpft die ganze Zeit, weil an der CD was kaputt ist. Bei VN Dune 2 hat man viel mehr von der Fremen-Kultur erfahren.

                                    Manche Kostüme gefallen mir besser als bei Villeneuves Version andere finde ich in bei Villeneuve besser getroffen, vor allem die der Priesterinnen.

                                    Brian Eno hat die Musik geliefert für Dune 1984. Er gilt als Pionier der elektronischen Musik und hat zeitlose Werke geschaffen, doch seine Musik ist sehr hintergründig und hat keine kontemplativen Momente, die auffallen würden. Da hat Hans Zimmer mehr geliefert. Doch auch Hans Zimmer hat meiner Meinung nach beim Score nicht voll Punkten können. Es fehlt ein brachiales Thema wie bei Interstellar, Inception oder Gladiator.

                                    Ich war froh, dass ich Dune aus dem Jahre 1984 durchgehalten habe, denn bei VN Dune 2 wäre ich fast eingeschlafen an manchen stellen, wo es Villeneuve einfach übertrieben hat mit der Langsamkeit.

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                                    • 6

                                      Irgendwann ist mir während des Ansehens klar geworden, dass ich den Film schonmal ganz gesehen habe. Zuerst wunderte ich mich, dass ich doch so einen ähnlichen Film gesehen habe, aber als ich dann jedes Mal voraussagen konnte, was passieren wird, schwante es mir.

                                      Nun, ich weiß sogar, dass ich den Film noch gerade so mit gut bewertet habe. Es gibt viel zu viele Rape-Filme, dass der hier so herausstechen könnte. Die Musik ist überraschend gut, bei manchen Slow-Motions-Kamerafahrten hat man sich angestrengt und im Prinzip kommt der Film ohne Erotik-Gewalt-Sexszenen aus. Wenn es einmal so weit ist, kann man sich denken was passiert ist.

                                      Zugute halten kann ich dem Film, dass er die Beziehung des Täterpaars in den Blick nimmt inklusive ein paar Hinweise auf Biografien und Psychogramme. Trotzdem hat der Film für mich neben der stabilen Dramaturgie keinen Mehrwert, keine zusätzliche Aussage, was nicht anderswo besser inszeniert wurde.

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                                        OUROBOROS 12.03.2024, 19:59 Geändert 12.03.2024, 20:00
                                        über Damsel

                                        "Stranger Things" als Serie, schön und gut, aber Millie Bobby Brown war bisher nicht so mein Fall. Umso überraschter war ich jetzt, als ich sie erstmals als Frau sehen konnte und nicht mehr als Mädchen. Wow, in dieser Rolle als Elodie verkörpert sie wirklich Sissi und John Rambo zugleich, eine anmutige Amazone. Sie ist kein hübsches Püppchen, sie ist eine Schöne mit charaktervollem Aussehen. Aber Schluss mit der Verehrung, sie ist eine Schauspielerin, ich kenne sie nicht persönlich, ich bewerte also nur den Schein.

                                        Aber der Film "Damsel" ist dann noch mal eine ganz andere super geile Nummer geworden. Seit "Game of Thrones" habe ich keine solchen schönen Kulissen mehr gesehen. Die Farben sind gewaltig, die Landschaften in Grün eine Pracht ohnegleichen. Man wünscht sich geradezu eine Serie in dieser Pracht. Wehmütig blicke ich auf "Game of Thrones" zurück, von der "Damsel" eine Episode sein könnte. Natürlich erinnert das an den Drachenthron, aber wie sagte mal ein König "Es gibt nichts neues unter der Sonne".

                                        Nun, aber schnell auf zum Viertelfinale zwischen meinem Heimatverein gegen BMG im DFB-Pokal.

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                                        • 7 .5
                                          OUROBOROS 11.03.2024, 18:42 Geändert 11.03.2024, 18:43

                                          Meine Bewertung ist unglaublich nett, vielleicht weil ich ins Kino eingeladen wurde. Manche Szenen waren ein Genuss, aber ich hatte auch Minutenlang große Langeweile, obwohl ich doch auch kontemplative Szenen mag. Vielleicht hätte mir hier ein Soundtrack von Jo Blankenburg besser gefallen, z. B. dieser hier:

                                          https://www.youtube.com/watch?v=RMbC47GNfpQ

                                          Wenn ich das Worldbuilding von "Foundation" dagegenstelle schmiert "Dune" gewaltig ab, aber ich vermute, dass das Buch viel mehr auf die unterschiedlichen Herrschaftshäuser und deren Planeten eingeht, was auch ein fast 3-stündiger Film nicht auffangen kann.

                                          Ob "Foundation" den höheren Peak hat was tatsächliche Action betrifft, da bin ich mir nicht sicher, aber das Worldbuilding von "Dune" ist so arm und ich habe zu viele "Star Wars" Filme und Serien gesehen, dass ich eine Wüste noch interessant finden könnte.

                                          Bei aller Kunst der Inszenierung Villeneuves sage ich als Fanboy, dass er mich hier nur in wenigen Szenen begeistern konnte.

                                          Dune 2 - ist keinesfalls schlecht

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                                          • Viel Aufwand, wenig Humor. Bei mir kommt der gewollte Humor jedenfalls nicht an. Ich warte ab, wie die Zuschauerwertungen sich entwickeln, denn es könnte ja eine interessante Geschichte entstehen. Aber derzeit habe ich null Interesse nach der ersten Episode.

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                                            • Ich habe dieses Jahr das Gefühl, dass es viele zu viele gute Filme gibt, dass gleich mehrere Film den Preis als besten Film verdient hätten. Ich könnte sogar verstehen, wenn "Poor Things" bester Film würde, auch wenn er mir nicht gefiel. Aber "Barbie", "Oppenheimer", "The Zone of Interest", "Anatomie eines Falls", "Killers of the Flower Moon" das goldene Männlein verdient hätten. Die anderen Nominierten habe ich nicht gesehen.

                                              Auch bei den besten Darstellerinnen gibt es eine wahre Inflation, sogar zweimal Sandra Hüller.

                                              Bei dem besten Darstellern läuft es wohl auf einen Zweikampf hinaus zwischen Ken und Oppenheimer. Beide Männer sind bei Frauen sehr beliebt, aber das Oscar-Komitee wird das wenig interessieren, was Frauen wollen.

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                                                OUROBOROS 09.03.2024, 08:35 Geändert 09.03.2024, 09:10

                                                Keine Frage. "Das Signal" ist eine Miniserie, die sich audiovisuell und vom Stil international zeigt, wie kaum ein anderes deutsches Produkt. Der Sog, der entsteht, hat mir sehr gut gefallen.

                                                Aber das Ende der Serie läuft auf eine Enttäuschung hinaus, denn man wartet sehr lange, bis es eine Auflösung dazu gibt, ob die Astronautin psychotisch ist oder ob ihre Wahrnehmung echt war. Man wartet auf das große Spektakel und am Ende ist die Auflösung optisch völlig unspektakulär, denn spektakulär ist nur die Botschaft und was sie über die Menschheit aussagt.

                                                Ich kann weder abraten noch dazu raten die Serie anzuschauen, weil ich mir denken kann, wie es den Mainstream-Konsumenten ergeht, deren Erwartungen völlig vernichtet werden. Selbst ich dachte, dass da sicher noch eine zweite Staffel kommen würde, so wie das aufgebauscht wurde.

                                                Ist die Schlussbotschaft wahr? Ja schon, aber die Botschaft sagt auch selbst, dass das der Großteil der Menschheit gerade das nicht hören will. Die Beschäftigung mit der Frage, wie wir reagieren werden, ist eine Reflexion wert. Die Serie wird aber an diesem Anspruch scheitern.

                                                Wer "The Arrival" noch nicht gesehen hat, sollte ihn vorher sehen, denn dort ist die Schlussbotschaft besser verpackt.

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                                                • 7 .5

                                                  "Lilyhammer" glänz mit schwarzen Humor und nordischem Humor. Das kommt dem Coen Humor in Fargo sehr nahe, aber es erreicht ihn nicht wirklich und der ist für mich das Maß aller Ding in diesem Genre. Trotzdem gibt es viele innovative Ideen und skurrile Szenen, vor allem in der ersten Staffel. Wie viele meiner Vorredner empfand ich die zweite Staffel als sehr schleppend. Die dritte Staffel kann wieder mehr punkten und stimmt zufrieden. Insgesamt krankt die Serie daran, dass Handlungsstränge zu schnell abgeschlossen werden. Die Abschlüsse sind sinnvoll, aber für mich ist das wie eine vorzeitige Ejakulation.

                                                  Ich habe es sehr gemocht, wie der geschasste Frank aus dem New Yorker Italo-Mafia-Milieu flieht und sich durch das Zeugenschutzprogramm in Lillehammer eine neue Existenz aufbaut. Leider hat man ihm dabei kaum etwas mitgegeben, aber trotz des Mangels baut er schnell ein kleines Imperium auf.

                                                  Interessant ist lange Zeit auch der umtriebige korrupte Sachbearbeiter vom Arbeitsamt. Einmal packt er ein T-Shirt aus auf dem Frauen mit Kopftüchern zu sehen sind, darunter die Aufschrift:

                                                  "Thank You for not provoking my uncontrollable lust"

                                                  Das habe ich mir gleich als Patch für meinen Rucksack bestellt.

                                                  Gerne hätte ich "Lilyhammer" mehr Punkte gegeben. Auf jeden Fall ist es sehenswert, wobei ich Pausen empfehle ab der 2. Staffel.

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                                                  • 8 .5
                                                    OUROBOROS 06.03.2024, 19:02 Geändert 06.03.2024, 19:14

                                                    Eine kafkaeske Reise in die Absurdität der Liebe

                                                    "The Lobster", ein dystopischer Film von Yorgos Lanthimos aus dem Jahr 2015, entführt uns in eine Welt, in der die Partnersuche einem rigiden Regelwerk unterworfen ist. In dieser Gesellschaft müssen Singles innerhalb von 45 Tagen einen Partner finden, der mit ihnen bestimmte Merkmale teilt, andernfalls werden sie in Tiere verwandelt.

                                                    Bei "The Lobster" habe ich frappierende Parallelen zu den Werken von Franz Kafka entdeckt.

                                                    1. Entfremdung und Bürokratie:

                                                    Wie in Kafkas Werken, etwa in "Die Verwandlung" oder "Der Prozess", sind die Protagonisten in "The Lobster" einer entfremdenden und bürokratischen Welt ausgeliefert. Die Regeln der Gesellschaft sind willkürlich und absurd, und die Individuen haben keine Kontrolle über ihr eigenes Schicksal.

                                                    2. Absurdität und Sinnlosigkeit:

                                                    Die Suche nach Liebe in "The Lobster" gleicht einem grotesken Spiel, in dem die emotionale Bindung zwischen zwei Menschen einer strengen Kategorisierung unterworfen wird. Die Sinnlosigkeit dieses Systems wird durch die absurden Strafen für Singles unterstrichen, die in Tiere verwandelt werden.

                                                    3. Isolation und Kontrolle:

                                                    Die Gesellschaft in "The Lobster" ähnelt Kafkas Darstellung von totalitären Systemen, in denen die Individuen isoliert und kontrolliert werden. Die Hotelangestellten und die "Wölfe" fungieren als Überwachungsorgane, die die Einhaltung der Regeln sicherstellen.

                                                    Fazit:

                                                    "The Lobster" ist ein Film, der auf subtile Weise die Entfernung der modernen Gesellschaft von der Natur und die Konformitätsanforderungen an den Einzelnen aufzeigt. Wie in Kafkas Werken finden sich in "The Lobster" zahlreiche Metaphern und Symbole, die die Absurdität der Situation verdeutlichen.

                                                    Die Tierverwandlung kann als Allegorie für die Entfremdung des Menschen von seiner eigenen Natur interpretiert werden. Beim heimlichen Leben der aus der Gesellschaft Entflohenen im Wald erkennt man zudem, dass die Betroffenen dort ein an die Natur völlig unangepasstes Leben führen, eines das demonstrativ aufzeigt, dass sie hier ein Fremdkörper sind. Das erinnert mich an Ray Bradburys "Fahrenheit 451", wo die Gestrandeten der Gesellschaft unangepasst an die Natur im Wald herumstaksen und bis an das Ende ihres Lebens Bücher auswendig lernen. Die Befreiung von den Zwängen der Gesellschaft führte in neue gesellschaftliche Zwänge.

                                                    Die existenzielle Dimension von "The Lobster" lässt mich über die Bedeutung von Freiheit, Liebe und Individualität in einer entfremdeten Welt nachdenken, welche sich von Empathie entfernt hat.

                                                    Im weiteren Sinne könnte man hier nämlich eine Kritik an der pervertierten Online-Kontaktsuche erkennen, wo man sich vom normalen zufälligen Kennenlernen mit Trial and Error weit entfernt hat und glaubt eine Vervollkommnung erreicht zu haben. Dabei findet beim persönlichen Kennenlernen mehr statt als die Summe seiner Teile. So spielt Empathie eine wichtige Rolle im lebendigen Austausch, den mathematisch basierte Systeme "noch" nicht emulieren können.

                                                    Obwohl es sich um eine in der Zukunft liegende Dystopie handelt, kommen darin aber kein Internet oder digitale soziale Netzwerke vor, womit wie bei Kafka Teile der uns bekannten Welt einfach ausgeblendet werden, als existierten sie nicht oder als befände man sich in einem Paralleluniversum. Einen ähnlichen Ansatz mit etwas Retro-Sci-Fi verfolgte "Fingernails", denn auch auch dort wähnt man sich mittels einer absurden Fingernägel-Analyse im Licht vollkommener Erkenntnis der Partnervermittlung, ebenfalls in einer Post-Internet-Ära.

                                                    Es ist schon interessant wie viele Filme derzeit versuchen Gegenwart und Zukunft ohne digitale Medien zu zeigen, aber dennoch auf Erfahrungen und Erkenntnisse mit denselben zurückgreifen.

                                                    Nach der Kategorisierung und Katalogisierung von menschlicher Persönlichkeit bzw. ihren Merkmalen zwecks Partnervermittlung ist der nächste Schritt der Partnerfindung, der mit einer KI, wie etwa in "Ich bin dein Mensch" dargestellt oder in der Serie "Real Humans".

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