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Alle Kommentare von OUROBOROS
THEY SEE YOU (Originaltitel: The Watchers) ist das Regiedebüt von Ishana Night Shyamalan, der Tochter von M. Night Shyamalan.
Wenn die folgende Kritik auch hart ist, gefallen und unterhalten hat der Film mich schon gut!
Für eine Zoohandlung soll Mina (Dakota Fanning) einen Papagei an den Belfaster Zoo überbringen, doch dann landet sie in der irischen Wildnis, mitten in einem weitläufigen Wald. Das Auto erleidet eine Panne, so dass sie umherirrt, bis sie zu einem seltsamen Unterschlupf kommt, wo schon drei Personen auf sie warten. Aber es gibt eine weitere Präsenz, die sie daran hindert zu flüchten.
Thematisch hat mich der Film mit seinen mythologischen Unterbau und moderaten Horrorelementen angesprochen. Fast hätte man eine Verbindung zu "Herr der Ringe" oder "Game of Thrones" aufbauen können, doch die mythologischen Erklärungen sind wie Lexikoneinträge eingepflegt, die schnell aufgesagt wirken.
Für mich scheitert der Film ein wenig daran, dass die Mythologie nicht überzeugend aus der Fiktion in die Realität übergeht, so dass es noch im Fiktionsvertrag glaubhaft wäre. Optisch aufwendig und authentisch ist zwar die mythologischen Bildsymbolik, doch diese rekurriert auf Quellen und Kunstwerke aus dem Mittelalter. Die pseudo-historischen Mittelalterdarstellungen passen nicht, weil es eben im Mittelalter zwar Märchen über Fabelwesen gab, aber die im Film angesprochene Konflikten nicht für diese Epoche nachgewiesen werden können. Ja selbst Menschen im Mittelalter hätten das nicht mehr geglaubt. Man hätte dafür in die Antike und die frühe Eisenzeit bzw. Bronzezeit zurückgehen müssen, also mindestens 2500 Jahre eher, in das Reich der Sagen und Legenden, eine Epoche für die es zu mindestens glaubhaft erscheint, weil aus dieser Zeit noch mehr solcher Erzählungen stammen. Zum Beispiel sind Siegfried und der Drache zwar im Mittelalter als Nibelungenlied verschriftlicht worden, aber die Legende bezieht sich mit Anteilen auf Epochen die 1000 und 2000 Jahre und weit älter sind, als die Zeit ihrer Verschriftlichung. Für mich als Kundiger in diesem Bereich ist das natürlich absurd zu sehen.
Zwei Filme, die Mythologie besser aus dem Märchen in die Realität übertragen haben, weil sie nicht versucht haben historische Pseudofakten zu schaffen sind "Border" und "Borgman".
Immerhin ist die Erzählung sehr schön pittoresk bebildert mit irischen Landschaften, die man nicht schon in anderen Filmen gesehen hat. Auch gefallen mir die schauspielerischen Leistungen. Im Gegensatz zu ihrem Vater beherrscht Ishana Shyamaln auch die Gestaltung der Spannungsbögen und Tempi besser, so dass keine Langeweile aufkommt. Die retardierenden Momente zeugen davon, dass sie den Aufbau von Erzählungen und der Spannungsarchitektur studiert haben muss.
Offenbar hat Ishana Shyamalan aber das fehlende Talent für Drehbücher geerbt, auch wenn ihr Einstiegswerk sich gefälligerweise von der Wertung bei mir noch zwischen "The Village" und "Sixth Sense" einpendelt, also den für mich akzeptablen Werken.
Ich bin nicht der große Wikinger Fan, denn mein Thema sind eher die Kelten, Franken und Angelsachsen. Deshalb habe ich auch zuerst "The Last Kingdom" gesehen und jetzt einfach mal per Zufall "Vikings Valhalla" angeschaut. Mit Freude habe ich wahrgenommen, dass die Angelsachsen hier auch eine historische Rolle spielen. Historisch korrekt ist hier vieles nicht. Da hat man schon 200 Jahre Geschichte zusammengefasst und sich für Freydis und Leif Geschichten ausgedacht, die man als Prequel zu ihrer eigentlichen sagenumwobenen Fahrt nach Neufundland nun hier erzählt.
Ein starke Rolle spielt in "Vikings Valhalla" das Thema Christianisierung. Genauso große Missverständnisse über die Wikinger - als quasi homogene Ethnie - herrschen im Volksmythos genauso vor wie beim Thema Christianisierung. Die Wikinger waren alles andere als eine homogen kultur, sondern wohl eher ein Verband von vielen unterschiedlichen Volksgruppen, nicht nur aus Skandinavien, sondern auch durchmischt mit Menschen aus dem Mittelmeerraum und weiter, durch den Sklavenhandel der russischen Wikinger und des Söldnertums.
Die Figur der Estrid Haakon, als Herrscherin von Kattegat mit dunkler Hautfarbe zeigt, dass die Wikinger-Welt eben deutlich vielfältiger war, als der Volksmythos seit der Romantisierung von Germanen und Wikingern im 19. Jahrhundert herbeifabulierte. Moderne DNA-Forschungen stützen dies. Sie zeigen, dass die Wikinger unter anderem auch nach Nordafrika und Asien gereist sind. So wird schön angedeutet, dass Harald von Norwegen tatsächlich für den oströmischen Kaiser in Konstantinopel kämpfte. Natürlich haben sie von dort Sklaven und Wissen mitgebracht – aber sich auch verliebt. Auch gab es eine stetige ost-west Völkerwanderung. Wahrscheinlich haben also Menschen mit schwarzer Hautfarbe und anderen ethnischen Herkünften in der Wikinger-Gemeinschaft existiert, wie aber auch in anderen West bzw. Nordeuropäischen Gefilden.
Beim Thema Christianisierung dramatisiert die Serie sehr stark und stützt den Mythos vieler Kirchen- und Religionshasser oder selbsternannten Neo-Heiden. Die Christianisierung lief viel friedlicher ab. Für die damalige Zeit war das Christentum deshalb attraktiv, weil es ärmeren Menschen aus niedrigerem Stand oder Sklaven mehr Rechte zusprach, als die alten paganen Religionen. Aber die Story von "Vikings Valhalla" lässt auch schon erkennen, dass die Christianisierung eher von oben kam, von den Herrschenden mit ihren diplomatischen und politischen Spielchen. Es wurde nicht nur gekämpft und bekriegt, sondern es gab auch Verhandlungslösungen. Soviel Differenzierung lässt aber "Vikings Valhalla" nicht zu, denn dort gibt es überzeichnet böse Christen und gute Pagane und leider nur wenig die Paganismus und Christentum beiderseits tolerieren.
Ausstattungstechnisch und Schauspielerisch fand ich die Serie anspruchsvoll, auch wenn viele Kostüme eher in den Bereich "Game of Thrones"-Fantasiewelten gehören. Aber wer will schon dreckige zahnlose Menschen sehen. Soviel Mittelalter will man sich dann doch nicht zumuten. Dramaturgisch hat auch alles gestimmt. Es wurde nicht versucht den Zuschauer unnötig hinzuhalten.
Es ist eher unwahrscheinlich, dass ich mir die Originalserie "Vikings" anschaue, weil mich die Epoche und Welt nicht so interessiert bzw. weiß ich eben nicht, ob nicht auch in der Originalserie andere Kulturen wie Griechenland, Syrakus oder Russland zu sehen sind.
Da bin ich nach einer Staffel plus 5 Episoden aus der zweiten Staffel doch sehr enttäuscht.
Bei "Game of Thrones" war ich von der ersten Staffel an gepackt, auch weil ich mehr Teile der Welt und mehrere Fraktionen kennenlernen durfte. Es gab ja parallele Handlungen in allen Teilen dieser Welt. Ein Bruch, den ich kaum verkraftet habe, ist die Auswechslung der Hauptdarstellerin Milly Alcock. Die Darsteller:innen finde ich zwar alle recht interessant, vor allem Eve Best als Prinzessin Rhaenys, aber ich wundere mich, warum die Serie auf so viele Punkte kommt. Die Story ist mir zu eindimensional, es wird mir zu wenig geboten. Da ist kein Abenteuer. Würde man die Welt nicht aus GoT kennen, dann wäre das hier ein mieses Worldbuilding, wie im Sandkasten.
Es wird hier meiner Meinung nach auch viel zu sehr hinter dem Berg gehalten und man kommt sich vor, wie bei einem Abzählreim, wer als nächstes stirbt. Das war das Erfolgsrezept von GoT, aber dort sind halt viele unterschiedliche Charaktere schnell gestorben oder ganze Familien an einem Stück. Es war anders, hier denke ich, dass man den Zuschauer hinhalten will.
Das mag ich gar nicht.
Für mich der beste Teil was die audiovisuelle Präsentation angeht. Die anderen haben mich nicht erreicht.
Mit New York als Setting ist natürlich auch viel mehr Kulisse geboten, doch mich fesselt schon die ganze tranquille Inszenierung am Anfang und dazwischen, von der Stille zum Krach, vom Hochtempo zum Stillstand. Ähnlich wie damals beim legendären "Cloverfield", lässt es sich nicht voraussagen, wann es passiert und es die ersten Opfer gibt. "Cloverfield" wird für mich hier überholt und man merkt, dass es es kein found-footage braucht. Man hat hier bloß das Rezept der Vorgänger auf die Spitze getrieben und veredelt mit einer Mega-Kulisse.
Alien-Monster, die neben einem stehen während man versucht seinen Atem und sein Herz anzuhalten, damit das Herzklopfen nicht wahrgenommen wird, das ist schon ein kleiner Nervenkitzel. Es gibt Massen an Toten, aber im Nachhinein fällt mir auf, dass man keine Tötung gesehen hat. Flucht in die U-Bahn, doch nirgends ist man sicher. Nirgends?
Wie gelungen ist doch dieses Marionettenspiel im Theater in Szene gesetzt, eine Perle des Filmhandwerks in einem Blockbuster. Viele ausgezeichnete Szenenbilder, Zwischenmenschlichkeit, ein perfektes Tempospiel, sind Kriterien, die der Horror-Thriller-Fan nicht unbedingt braucht, die hier quasi Perlen vor die Säue sind.
Und gefallen hat mir der süße trainierte Kater, der mich an meine liebe Katze erinnert hat. Interessant wie lange er sich herumtragen lässt.
1931 M - Eine Stadt sucht einen Mörder (Fritz Lang)
1958 Mädchen in Uniform (Géza von Radványi)
1981 Christiane F. (Uli Edel)
1981 Das Boot (Wolfgang Petersen)
1982 Fitzcarraldo (Werner Herzog)
1984 Paris, Texas (Wim Wenders)
1995 Schlafes Bruder (Joseph Vilsmaier)
2018 Werk ohne Autor (Florian Henckel von Donnersmarck)
2019 Systemsprenger (Nora Fingscheidt)
2022 Im Westen nichts neues (Edward Berger)
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Es war ein zähes Ringen und dabei haben folgende leider keinen Platz gefunden:
1924 Der letzte Mann (F. W. Murnau)
1972 Aguirre (Werner Herzog)
1974 Angst essen Seele auf (Rainer Werner Fassbinder)
1979 Nosferatu (Werner Herzog)
1987 Der Himmel über Berlin (Wim Wenders)
1993 Stalingrad (Joseph Vilsmaier)
1998 23 - Nichts ist so wie es scheint (Hans Christian Schmid)
1999 Bang Boom Bang (Peter Thorwarth)
2001 Lammbock (Christian Zübert)
2001 Das Experiment (Oliver Hirschbiegel)
2003 Good Bye, Lenin! (Wolfgang Becker)
2004 Gegen die Wand (Fatih Akin)
2004 Bergkristall (Joseph Vilsmaier)
2008 Der Baader Meinhof Komplex (Uli Edel)
2019 Pelikanblut (Katrin Gebbe)
2019 Der goldene Handschuh (Fatih Akin)
2021 Ich bin dein Mensch (Maria Schrader)
2023 Roter Himmel (Christian Petzold)
Der Trailer hat mir mehr Lacher versprochen und die zwei drei Scherze unter der Gürtellinie haben mich auch auch erreicht. Bewundert habe ich an diesem Film das CGI-Setting, das sehr nach KI aussah, aber einfach brillant und farbenfroh, in jeder Hinsicht.
Die Story... okay ich spreche lieber über etwas anderes...
Jella Haase finde ich ich visuell schon sehr traumhaft (abzüglich dümmliches Verhalten) und sie hat mir im Prinzessinnen-Kostüm genauso gut gefallen, wie in der Ritterrüstung. Da schlägt sie Millie Bobby Brown, welche in "Damsel" eine ähnlich opulentes Fantasy-Programm bewältigen hatte. Doch "Damsel" ist einfach mehrere Stufen besser, was die Spannung und Kämpferei betrifft. Millie Bobby Brown ist die bessere Amazone, wobei ich Chantals Filter-Attacke auf den Drachen sehr geil gefunden habe. Der emanzipatorische Aspekt bei Chantal ist aber deutlich ein Niveau-Limbo.
"Chantal im Märchenland" ist wieder einmal der Versuch einer Satire auf das deutsche Prekariat, aber es ist fast als hätte man eine Episode von "Fack ju Göhte" zu einem Film aufgebläht. Irgendwie ging es vorbei. Nochmal, ich war überrascht über das gelungene Setting und ich mag Jella Haase einfach gerne sehen.
Die ganze Grundschule, jedes Klassenzimmer, hat in der letzten Schulwoche "Ein hoch auf uns" gesungen. Als es im Abspann kam, erinnerte ich mich an diese besondere Zeit. An meiner Gemeinschaftsschule mit Teenagern, wird gar nicht gesungen, höchstens von der Schulband. Die Musik war Indi-Pop-Rock, Singer Songwriter und typische Fußballsongs. "Eisern Union" von Nina Hagen, das berührt mich von den Stadionliedern schon sehr, aber auch der Song vom 1. FC Köln. Trotzdem ist mein Verein, der meiner Heimatsstadt Saarbrücken.
Musikalisch hat also alles für einen Feel-Good Movie gepasst. Die Eltern sind Generation Y und müssen einen Inklusions-Fall in der Familie bewältigen. Das ist kein Wunschkind, denn es ist sehr anstrengend. Jederzeit kann es ausflippen und ist kaum zu beruhigen. Die Diagnose beruhigt ebenfalls nicht, auch wenn das Kind wohl eine Inselbegabung in der Astrophysik hat. Das ist zwar sehr Klischeehaft, aber es zieht, denn fast wie eine Antithese zur Wissenschaft erscheint da der Aspekt mit dem Fußball, einem rohen Sport, bei dem Fan-Kultur nicht zwangsläufig an das Verstehens des Spiels gekoppelt ist.
Der Film vermittelt eine Message von Inklusion und ist natürlich gegen jede Form von Diskriminierung ausgerichtet. Dafür sorgt der 10-jährige Autist mit seinem Anspruch. Trotzdem bekommt er einen Panikanfall in der Dortmunder Südwand als die Becher fliegen und Bier auf ihn herabregnet. 56 Vereine aus drei Ligen in Deutschland will er besuchen, um herauszufinden von welcher Mannschaft er Fan wird. Sein Kriterienkatalog ist natürlich crazy, wobei ich verstehe, wenn er Wert darauf legt, dass das Stadion barrierefrei ist und die Organisation der Spiele nachhaltig. Wenn die Spieler aber zu viele verschiedene bunte Schuhe anhaben oder sich im Kreis versammeln, dann verliert er die Nerven.
Am Ende ist es aber auch eine Geschichte über einen Vater, der seinen Sohn kennenlernen muss, weil er sonst immer das Geld heranschaffen musste und er nicht ahnte, welche Arbeit seine Frau mit seinem Sohn hat.
"Wochenendrebellen" bietet also auch Perspektivwechsel an, zwischen Vater und Mutter, aber auch zwischen Vater und Sohn bzw. zwischen einem besonderen Menschen und den anderen Individuen.
Nach diesem Film haben viele Vereine reagiert und einen Ruheraum eingeführt für den Notfall oder spezielle Lounges, wie etwa bei der Arminia Bielefeld.
Das Thema wurde vor 11 Jahren ausgezeichnet von der Serie "Black Mirror" in Staffel 2, Episode 1 – Wiedergänger behandelt: Martha (Hayley Atwell) bekommt das Angebot, ihren verstorbenen Mann (Domhnall Gleeson) mithilfe einer AI-Technologie wieder zum Leben zu erwecken.
Die ersten 2. Staffeln blieben in Deutschland unbemerkt, aber diese 6 Episoden hatten es alle in sich, wobei einige ihrer Zeit voraus waren, quasi prophetisch futurologisch. Jetzt kommt eine Doku und will bei einem Thema abräumen, wo "Black Mirror" vor 11 Jahren ehrlich gesagt gezeigt hat, wo der Hammer hängt. Seit ein zwei Jahren spricht alles von AI/KI und "Black Mirror" knallte einem das Thema schon vor 11 Jahren vor den Latz, als social networks gerade die Säuglingsphase hinter sich hatten. Was hat KI mit social networks zu tun? Ganz klar: Wenn man eine künstliche Intelligenz erschaffen will, die menschliche Eigenschaften hat, dann sind social networks die besten Informations-Claims.
Bin mal gespannt, welchen Mehrwert die Doku hier bringt.
🎥 DER ZOPF (La Tresse)
2024 ‧ Drama ‧ 2 h 10 min
"Der Zopf" (frz. La Tresse) handelt von den drei starken Frauen Smita, Giulia und Sarah, die auf drei verschiedenen Kontinenten, in ganz unterschiedlichen Kulturen leben. Die Umweltbedingungen und ihr Tagwerk könnten unterschiedlicher nicht sein und dennoch teilen sie auf ihrem Leidensweg die gemeinsame Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmung.
Die besondere Erzählstruktur ist allegorisch, am Titel orientiert, ineinander verflochten.
Meine vollständige Rezension ohne Handlungsspoiler:
https://ouroborosforum.wordpress.com/2024/06/15/derzopflatresse/
Wer dieses dokumentarisch anmutende Kammerspiel - im Prinzip eine Rekonstruktion des echten Falls - genießen will, sollte vorher eher möglichst wenig wissen, weil der Reiz daran ist, dass man nicht weiß, warum das FBI bei dieser jungen Frau auftaucht, die es auch in echt gibt. Mir hat das geholfen, mich in ihre Situation zu versetzen. Hintergrund ist ein reales historisches Ereignis in der neueren Zeitgeschichte der USA unter der Regierung Trump. In meinen Augen handelt es sich um eine große Ungerechtigkeit.
Seit den ersten zwei Filmen von "Ghost in the Shell" habe ich keinen Film mehr gesehen, der soviel Zukunftstechnologien vorstellt und so ausgezeichnet inszeniert ist. Der Animationsstil mag eine niedrige Framerate und reduzierte Details haben, doch die Perspektiven, Szenenbilder und pseudo Kamerafahrten lassen einen vergessen, dass es sich um gröbere Animationen handelt. So mancher Realfilm steht da für mich weit zurück. Philosophisch besitzt er weit weniger Tiefe als "Ghost in the Shell" und poetische-kontemplative Momente auch nicht, aber die Dichte packt einen dann schon. Auch geht er das Thema Transhumanismus und KI ganz interessant an. Eine Serie würde ich sehr begrüßen, doch diese Geschichte ist abgeschlossen.
"Ich Capitano" ist ein sehr guter Film geworden, mit poetischen Momenten, aber auch Szenen menschlicher Niedertracht, quasi die Hölle auf Erden. In diesem Wechselspiel von Grauen und Humanität gibt es viele authentische Momente. Und auch mir ist es aufgefallen, dass ihre Heimat völlig okay ist, eine wo sie nicht hungern und dürsten mussten, Bildung erlangen konnten und ein friedliches Leben leben konnten. Das scheint wie eine Bestätigung für jene, die glauben, dass sich alle Geflüchteten leichtfertig auf den Weg machen. Hier mag es so sein, aber der Weg durch Wüste und Mittelmeer ist gepflastert mit Leichen, von vielen Menschen, die einen Ausweg aus dem Leid suchten.
Drei Wochen habe ich nun mit mir gerungen, ob ich eine ausgefeilte Analyse zu diesem Serienerlebnis schreibe, denn das historische-politische Thema hat mich gereizt. Schließlich habe ich mit 8,5 Punkten eine hohe Wertung abgegeben. Man müsste also davon ausgehen, dass es hier viel zu berichten und zu analysieren gäbe. Ich fasse mich nun kürzer, weil mir ein Quäntchen gefehlt hat, um mich für mehr anzutreiben. Ich empfand den größten Teil der Serie als sehr depressiv. Es wird eine üble Welt gezeigt ohne Moral. Sehenswert ist es trotzdem, aber es hellt die Stimmung nicht auf.
###SPOILER-WARNUNG###
„The Americans“
Es ist das Jahr 1981, im ersten Jahr der Präsidentschaft Ronald Reagans. Es ist die Zeit, als der Kalte Krieg seinen Höhepunkt erreichen sollte.
Elizabeth und Philip leben mit ihrer Tochter und ihrem Sohn in einem schicken Einfamilienhaus im Speckgürtel von Washington. Bei ihnen sieht es aus, wie bei einer ganz normalen amerikanischen Familie, die ihren „American Way of Life“ lebt. Doch Elizabeth und Philip sind Sowjet-Russen, die vor 20 Jahren vom KGB zwangsverheiratet und als Ehepaar eingeschleust wurden, um für ihr Land Spionage, Sabotage und Auftragsmorde auszuführen. Sie sprechen perfekt Englisch. Beide sehen nicht russisch aus, sie trägt die schönste Mode und sieht dazu noch aus wie ein Model. Elizabeth, gespielt von Keri Russel – damals Anfang 40, trug Outfits, die ich jede Minute genossen habe.
Ein dramaturgischer Aspekt ist, dass ihre beiden Kinder nicht die geringste Ahnung haben, dass ihre Eltern nicht wirklich ein Liebespaar sind. Eine Entwicklungsgeschichte dahingehend gibt es aber. Außerdem betreiben sie ein Reisebüro, das fast ohne sie läuft, durch ihre Angestellten. In der gewonnenen Zeit gehen sie ihrer Spionage-Tätigkeit nach. Ein weiterer dramaturgischer Aspekt ist, dass die Tochter bemerkt, dass etwas nicht stimmen kann, was dazu führt, dass die Eltern kreativ werden, wie sie nun ihrer Tochter beibringen, welche gute Taten sie vollbringen für die UdSSR.
Das mutet häufig sehr seltsam an, denn während sowohl die Eltern, als auch die Kids alle Vorzüge der vielkritisierten kapitalistischen Gesellschaft der USA wahrnehmen, kommen vor allem Elizabeth nie Zweifel auf, dass es in Russland nicht gerade zum Besten bestellt ist. Gleich wie gut der Lebensstandard im heutigen Russland ist, so drastisch elend war er in der Sowjetunion. Es mangelte an allem was zur Bedürfnisspyramide dazugehört. Luxus gab es nur für die Parteibonzen, Kulturbedürfnisse konnte man nur eingeschränkt befriedigen, aber am schlimmsten war der Hunger. Die Sowjetunion war damals auch vergleichbar mit dem dritten Reich, wenn es um Denunziation ging.
Die Aufträge des Ehepaars Jennings lauten Spionage, Sabotage und Mord. Dazu sind sie bereits notfalls mit ihren Opfern Sex zu haben bzw. sie sogar zu heiraten und Kinder zu haben. Ständig sind sie in anderer Verkleidung unterwegs, so dass sie nicht nur ein Doppelleben führen, sondern teilweise 3 Identitäten leben.
Insgesamt fokussiert die Erzählung die Entwicklung der beiden Kinder Henry und Paige. Vorallem Paiges Entwicklung bringt vom Kind zur jungen Frau bringt die meisten Aspekte mit ein. Immer wieder erfährt man auch biografische Daten von Elizabeth und Philip, weshalb man auch ihr Seelenleben erfassen kann. Dabei erfährt man, dass sie ein armes Russland verlassen haben und glauben, dass in Russland jetzt alles besser ist. Dabei waren sie 20 Jahre schon nicht mehr in Russland und ohne westliche Propaganda zu berücksichtigen, kann man sagen, dass sie ahnungslos sind, wie arm ihr Land ist und wie man dort mit Menschen umgeht. Sie selbst leben in einer wohlhabenden Situation, finanziert durch den sowjetischen Staat.
Sind die Kinder anfangs ahnungslos, beginnt Paige an ihren Eltern zu zweifeln, aufgrund derer häufiger plötzlicher Abwesenheit. Schließlich wartet man sehr lange darauf, dass die Eltern Paige aufklären, jedoch nicht über die volle Wahrheit. Paige weiß zwar, dass ihre Eltern für Russland geheime Aufträge erfüllen, sie denkt positive, aber sie weiß nicht, dass die Eltern auch moralisch fragwürdige Aufträge bekommen und dabei Menschen töten. Sie weiß nicht, dass ihr Vater eine andere Frau namens Martha geheiratet hat, mit dieser Sex hat, um Geheimnisse vom FBI-Büro zu erhalten. Genauso ist ihre Mutter unterwegs. Sie hat auch Sex mit verschiedenen Personen, die sich aushorcht oder manipuliert.
Entgegen des Versprechens niemandem etwas zu erzählen, vertraut sich Paige Pastor Tim an. Der behält die Sache für sich, doch eine Zeit lang fragt man sich, ob Elizabeth und Philip ihn nicht beseitigen werden. Schließlich erlebt Paige erlebt ihre Mutter als eiskalte Killerin, als beide auf dem Nachhauseweg von Räubern überfallen werden. Elizabeth wehrt die Räuber nicht nur mit ein zwei Kombos ab, sondern sie tötet einen auf der Stelle mit einem Kehlenschlitz. Das traumatisiert Paige nachhaltig.
Als Zuschauer leidet man praktisch mit, wie die gerechtigkeitsliebend und wahrheitsliebende Paige Stück für Stück desillusioniert wird.
Es gibt regelmäßig Momente, wo man bemerkt, wie die Eltern für einen kurzen Moment darüber nachdenken, was sie ihrer Tochter gefühlsmäßig angetan haben. Ein wesentlicher Moment ist, als Paige Seiten aus dem Tagebuch Pastor Tims fotografiert hat und sie ihren Eltern vorstellt, woraus ersichtlich wird, dass Pastor Tim an Paige bemerkt, dass sie verstört sei. Der Zuschauer kann das deutliche erkennen. Doch es dauert nur wenige Momente, dann verdrängen die Eltern ihre Gedanken wieder, dass das eigentlich nicht gerecht ist. Philipp trägt seine Zweifel länger aus als Elizabeth, die sich immer wieder motiviert Paige weiter abzuhärten, in dem sie ihr mehr zumutet und ihr Kampftechniken beibringt.
Gleichzeitig kommt die Frage auf, ob Philip und Elizabeth nicht den Spionage-Job an den Nagel hängen und mit ihren Kindern in die Sowjetunion zurückkehren. Wie es dort in dieser Zeit zugeht sieht man am Schicksal von Oleg.
Die UdSSR hat in ihrer Endphase ein trauriges Bild abgegeben. Technisch, wirtschaftlich und sozial waren sie so rückständig, dass viele Menschen hungerten, obwohl dieses riesige Land sehr viele Ressourcen hatte. Es war die schlechte Organisation, die korrupten Strukturen, der Wille zu einer Planwirtschaft, die ihre Ziele verfehlte. Nur die Zahl der Atomraketen nötigte der westlichen Welt noch Respekt ab. Jeder wusste wieviel Armut in der Sowjetunion herrschte und es war nur eine Frage der Zeit bis das Volk unter Gorbatschow die Revolution wagte. Kaum war die Sowjetunion aufgelöst und nur noch die GuS-Staaten erinnerte an den ehemaligen Riesen, machten sich die ehemaligen Satellitenstaaten des Ostblocks bzw. Kolonien aus dem Staub. Und sie wollten nie wieder zurückkehren. Minderheiten in den jeweiligen Ex-Sowjet-Kolonien wollen zurück nach Russland und sie werden durch einen ehemaligen KGB-Offizier dabei unterstützt. Die Rückkehr zur Sowjetunion, davor kann einem nur das Grausen kommen.
Zurück in das Jahr 1981 und zu Präsident Ronald Reagan, der vom Ehepaar Jennings als dummer Schauspieler diskreditiert wird.
„Reagans Außenpolitik wurde als „Frieden durch Stärke beschrieben. Sie war geprägt von seiner antikommunistischen Haltung. Reagan wollte die Welt nach seinen Vorstellungen von Freiheit und Demokratie formen. Als professioneller Schauspieler war er telegen und er gewann mit herausragender Rhetorik die Herzen und Gefühle vieler Amerikaner das „Reich des Bösen“, ideologisch und militärisch zu übertrumpfen.
Er gab die Entspannungspolitik seiner republikanischen Vorgänger Nixon und Ford auf, da die massive Überlegenheit der Sowjetunion bezüglich konventioneller Waffensysteme nach seiner Auffassung die Wiederherstellung der gleichen militärischen Stärke der beiden damaligen Supermächte notwendig machte.“
– KI-Produkt, Gemini
Was ich als 8-jähriger Junge aus den Nachrichtensendungen Anfang der 80er mitnahm war der Nicaragua Contra-Krieg. Die Medien hierzulande stellten als es Kampf gegen Drogenbarone und die Sandinisten-Diktatur. Dann bekam ich natürlich mit, dass alle aufrüsteten, auch das sog. Star-Wars-Programm SDI, fast ein Atomkrieg ausbrach und Rocky den Boxer Drago besiegt hat und Mathias Rust mit einer Cessna auf dem Roten Platz gelandet war, nachdem er unter dem russischen Radar durchflog.
Themen, die von „The Americans“ behandelt werden sind u.a. SDI, Nicaragua, Olympia, The Day After, atomarer Fehlalarm, Doppelagenten beim FBI und dem KGB, Stealth Bomber Technik, Biowaffenforschung, Super-Weizen, Dtjakowo-Massaker und der Kampf der UdSSR gegen sich selbst.
Insgesamt fokussiert die Erzählung die Entwicklung der beiden Kinder Henry und Paige. Vorallem Paiges Entwicklung bringt vom Kind zur jungen Frau bringt die meisten Aspekte mit ein. Immer wieder erfährt man auch biografische Daten von Elizabeth und Philip, weshalb man auch ihr Seelenleben erfassen kann. Dabei erfährt man, dass sie ein armes Russland verlassen haben und glauben, dass in Russland jetzt alles besser ist. Dabei waren sie 20 Jahre schon nicht mehr in Russland und ohne westliche Propaganda zu berücksichtigen, kann man sagen, dass sie ahnungslos sind, wie arm ihr Land ist und wie man dort mit Menschen umgeht. Sie selbst leben in einer wohlhabenden Situation, finanziert durch den sowjetischen Staat.
Sind die Kinder anfangs ahnungslos, beginnt Paige an ihren Eltern zu zweifeln, aufgrund derer häufiger plötzlicher Abwesenheit. Schließlich wartet man sehr lange darauf, dass die Eltern Paige aufklären, jedoch nicht über die volle Wahrheit. Paige weiß zwar, dass ihre Eltern für Russland geheime Aufträge erfüllen, sie denkt positiv, aber sie weiß nicht, dass die Eltern auch moralisch fragwürdige Aufträge bekommen. Sie weiß nicht, dass ihr Vater eine andere Frau namens Martha geheiratet hat, mit dieser Sex hat, um Geheimnisse vom FBI-Büro zu erhalten. Genauso ist ihre Mutter unterwegs. Sie hat auch Sex mit verschiedenen Personen, die sich aushorcht oder manipuliert.
Entgegen des Versprechens niemandem etwas zu erzählen, vertraut sich Paige Pastor Tim an. Der behält die Sache für sich, doch eine Zeit lang fragt man sich, ob Elizabeth und Philip ihn nicht beseitigen werden. Etwas wird getan. Schließlich erlebt Paige ihre Mutter als eiskalte Killerin, als beide auf dem Nachhauseweg von Räubern überfallen werden. Elizabeth wehrt die Räuber nicht nur mit ein zwei Kombos ab, sondern sie tötet einen auf der Stelle mit einem Kehlenschlitz. Das traumatisiert Paige nachhaltig.
Als Zuschauer leidet man praktisch mit, wie die gerechtigkeitsliebend und wahrheitsliebende Paige Stück für Stück desillusioniert wird.
Es gibt regelmäßig Momente, wo man bemerkt, wie die Eltern für einen kurzen Moment darüber nachdenken, was sie ihrer Tochter gefühlsmäßig angetan haben. Ein wesentlicher Moment ist, als Paige Seiten aus dem Tagebuch Pastor Tims fotografiert hat und sie ihren Eltern vorstellt, woraus ersichtlich wird, dass Pastor Tim an Paige bemerkt, dass sie verstört sei. Der Zuschauer kann das deutlich erkennen. Doch es dauert nur wenige Momente, dann verdrängen die Eltern ihre Gedanken wieder, dass das eigentlich nicht gerecht ist. Philipp trägt seine Zweifel länger aus als Elizabeth, die sich immer wieder motiviert Paige weiter abzuhärten, in dem sie ihr mehr zumutet und ihr Kampftechniken beibringt.
Gleichzeitig kommt die Frage auf, ob Philip und Elizabeth nicht den Spionage-Job an den Nagel hängen und mit ihren Kindern in die Sowjetunion zurückkehren. Wie es dort in dieser Zeit zugeht sieht man am Schicksal von Oleg. Dagegen wirken die beiden vorgesetzten Offiziere von dem Agenten-Ehepaar. Sie treffen sich immer wieder mit ihnen, vergeben neue Aufträge oder frischen die Sowjet-Doktrin auf.
Die UdSSR hat in ihrer Endphase ein trauriges Bild abgegeben. Technisch, wirtschaftlich und sozial waren sie so rückständig, dass viele Menschen hungerten, obwohl dieses riesige Land sehr viele Ressourcen hatte. Es war die schlechte Organisation, die korrupten Strukturen, der Wille zu einer Planwirtschaft, die ihre Ziele verfehlte. Nur die Zahl der Atomraketen nötigte der westlichen Welt noch Respekt ab. Jeder wusste wieviel Armut in der Sowjetunion herrschte und es war nur eine Frage der Zeit bis das Volk unter Gorbatschow die Revolution wagte. Kaum war die Sowjetunion aufgelöst und nur noch die GuS-Staaten erinnerte an den ehemaligen Riesen, machten sich die ehemaligen Satellitenstaaten des Ostblocks bzw. Kolonien aus dem Staub. Und sie wollten nie wieder zurückkehren. Minderheiten in den jeweiligen Ex-Sowjet-Kolonien wollen zurück nach Russland und sie werden durch einen ehemaligen KGB-Offizier dabei unterstützt. Die Rückkehr zur Sowjetunion, davor kann einem nur das Grausen kommen.
Erschwert wird das Leben des Agenten-Ehepaars, dass ein neuer Nachbar auftaucht, der beim FBI arbeitet. Dieser führt auch ein Doppelleben, weil er eine russische Agentin namens Nina auf seine Seite ziehen will. Er ist verliebt, aber er nutzt sie auch aus um an Informationen aus dem KGB Hauptquartier in Washington DC, genannt Residentur, zu erhalten. Die Rezidentura ist Teil der sowjetischen Botschaft und gilt offiziell als das sowjetische Kulturministerium. Der Einblick in die Arbeitsweise war dann auch sehr interessant. Das Schicksal der Nina hat mich am meisten erschüttert.
Fazit
Mein Geschreibsel ist ein wenig ungeordnet und es fehlt sich viel, doch insgesamt kann ich sagen, dass die Serie mich eine Woche lang in Atem gehalten hat. Mir wurde nie langweilig. Ich bin nur zwei Mal eingeschlafen, weil ich einfach Müde war, aber schließlich war es eine packende Geschichte mit einem natürlichen Ende.
Die Serie ähnelt mit ihren vielen zeitgeschichtlichen Einwürfen der Serie „Mad Men“, doch fand ich das besser umgesetzt. Für Menschen, die über die 80er Jahren nicht wissen bzw. sie nicht miterlebt haben, ist die Serie ideal, um neuere Geschichte etwas näher zu bringen.
Für mich war es auch ein wichtige Frage, ob die Sowjetunion in ihrer Beschreibung fair behandelt wurde. Das habe ich als richtig empfunden. Insbesondere die Behandlung des Themas des Djtakowo-Massakers fand ich von moralischer Seite spannend. Der Auftrag für das Ehepaar lautete eine Volksverräterin zu töten, die den Nazis geholfen hat Sowjets zu erschießen und dann in die USA geflohen ist. Bei diesem Auftrag müssen sich die Jennings Fragen stellen, deren Antworten sie finden, wenn sie ihre eigene Situation am Ende reflektieren müssen. Die entscheidende große Frage lautet hier nämlich:
Welche Perspektive auf eine Sache ist einem gegeben worden? Kennt man die ganze Wahrheit und erkennt man überhaupt seine eigene Rolle in dem Spiel, das mit einem gespielt wird?
"Titane" war für mich schon ein hartes Stück Arbeit, weil der Ekelfaktor sehr hoch war.
Interessant fand ich die Vorgeschichte allemal. Das Gör auf dem Rücksitz malträtiert den Vater am Steuer mit Tritten in den Rücken. Dann schnallt es sich ab. Als der Vater das verhindern will baut er einen Unfall. Sie knallt mit der Birne gegen die Scheibe. Die Operation am offenen Schädel ist schon sehr unappetitlich. Sie bekommt eine schmucke Titanplatte eingesetzt.
Ein paar Jahre später, inzwischen einen junge Frau, die ihr Sexleben entdeckt. Sie tanzt auf Autoshows um die Autos herum, wird von Typen verfolgt für Autogramme und mehr. So bringt sie ihren ersten Stalker um, ziemlich krass aber. Damit ist noch lange nicht Schluss. Schließlich hat sie Sex mit einen Auto und wird dadurch schwanger, verliert immer wieder Öl durch die Vagina.
Wird sie bald ein Auto gebären? Ich verrate es nicht. Es ist auf jedenfall surrealistisch angelegt. Eine Deutung wird dadurch schwierig bis abstrus.
Die Gewaltexzesse nehmen zu, werden immer drastischer, von der Härte und Steigerung sehenswert. "Ichi - The Killer" Niveau erreicht es zum Glück nicht, trotzdem finde ich es ekelhaft. Ihr nackter jugendlicher Körper ist schon attraktiv, aber ich finde ihr Gesicht so männlich, dass sie mir weder angezogen, noch nackt gefällt. Das hält viele Männer nicht davon ab sie zu begehren, weil der Körper lockt.
Das wird für die Männer zum Verhängnis, bis auf einen möglicherweise, wo sich eine sonderbare Beziehung entwickelt. Haben wir hier Parallelen zu "Under the Skin" mit Scarlett Johansson? Nein bzw. für meinen Geschmack zu wenig.
Trotzdem befinde ich den Film für sehenswert, dafür ist er zu besonders. Er spielt aber nicht in einer Liga mit "Thelma".
Siobhán (Hermione Corfield), eine Studentin der Meeresbiologie und Verhaltensforschung, geht mit an Bord eines Fisch-Trawlers zweck Feldstudien.
Das hätte sie besser gelassen, denn nach ein paar Stunden wird ihr Schiff von einem Westen mit Tentakeln festgehalten. Seine Saugnäpfe durchbohren sogar den Rumpf. Selbst Metall kann es nicht aufhalten. Dann sterben auch noch einige an einer Infektion. Es wird klar, ein Parasit oder ein Virus hat sich verbreitet.
Der Schleim der Kreatur hat mich an "Dusch-Das for Men" erinnert. Möglicherweise ist es eine Verdauungsflüssigkeit meint Siobhán. Sie ist die Einzige der Crew, die erkennt, dass es gefährlich werden könnte. Die Überzeugungsversuche gestalten sich als zäh und so wird alles noch schlimmer.
Wirkliche wissenschaftliche Tiefe gibt es hier nicht, dafür ist der Horror gelungen. Aber Horror-Fans, die richtig knisternde Spannung erwartet, werden hier nicht bedient. Mich hat es gut unterhalten, auch wenn die Spannungskurve nicht bis zum Äußersten geht. Herminone Corfield war für mich der Blickfang mit ihren britisch roten Haaren. Das hat den Schauwert für mich erhöht.
Insgesamt hat man hier das Film-Handwerk schon gut verstanden, denn es gibt teils besondere Szenenbilder und Kameraeinstellungen, ohne dass man es übertrieben hat. Jedenfalls stimmt die Atmosphäre für einen Absucker-Film um Mitternacht.
Es lief am 02.06.2024 auf 3Sat ab 23 Uhr unter dem Namen "Angriff aus der Tiefe".
🎥 VENUS IM PELZ
2013 ‧ Erotik-Komödie, Kammerspiel ‧ 1 h 36 min
Mit einem One-Shot von der Straße bis ins Theater beginnt das Kammerspiel „Venus im Pelz“. Vanda öffnet die Tür zur Arena, in welcher gleich ein verbaler Schlagabtausch stattfinden wird. Sie ist eine Dame, die allen Stereotypen gemäß, den Anschein einer erfolglosen Amateurschauspielerin erweckt, welche für das Schauspiel ebenso wenig Talent, wie für Bildung und Kunst Achtung besitzt, deren einzige Kompetenz wohl darin besteht Männer für ein bisschen Geld zwischen ihren Schenkeln zu verwöhnen.
Genau das muss Regisseur Thomas durch den Kopf gegangen sein, als die schlampig gekleidete blonde Frau, zudem mit absoluter Verspätung, sein Theater betritt und ihn mit ihrer ungeschliffenen Sprache um ein Vorsprechen anbettelt. Thomas, der den ganzen Tag katastrophale Vorsprechen für die weibliche Hauptrolle ertragen musste – er brüstet sich gar arrogant damit - und gerade als Letzter aus der Tür gehen wollte, kommt diese impertinente Frau gar nicht recht.
Sie hingegen will sich einfach nicht davon abhalten lassen vorzusprechen und nutzt jedes kleine Schlupfloch, um mit dem Fuß in der Tür hindurch zu schlüpfen. Schließlich lässt sich Thomas genervt darauf ein und das was er dann erleben wird, hätte er beim besten Willen nicht ahnen können.
Meine vollständige Rezension:
https://ouroborosforum.wordpress.com/2024/06/01/venus-im-pelz-das-gericht-der-melpomene/
J.Lo. habe ich als solide Schauspielerin in Erinnerung. Man merkt ihr hier deutlich die Spielfreude an. Es ist ein Vergnügen sie hier zu sehen, wie sie gute Stimmung verbreitet.
Anfangs ist der Film für ein Sci-Fi Film von netflix sehr oppulent und bis zur Mitte gefällt mir auch der Gag "J.Lo. vs KI". Die Kämpfe auf dem Planeten finde ich eine zeitlang unterhaltsam, aber irgendwann nervt mich das Geballer und Geblitze.
Hintenraus ist mir die Handlung von "Atlas" auch völlig egal geworden, etwa so wie bei Marvel/DC Filmen.
Gefallen hat mir die Bild- und Soundgestaltung, die farblich an "Arrival" und von der Message sowie dem Sound wenig an "Auslöschung" erinnert. Der Sound ist wirklich, wie von anderen bereits beschrieben "majestätisch".
Die Betonung liegt hier bei der Message auf "ein wenig" an "Auslöschung" erinnernd, denn nachdem der Film sehr meditativ startet und das Problem Militär gegen moralische Wissenschaft auf den Plan rückt, denke ich, dass daraus was werden könnte. Das Militär quält das böse Alien und die Wissenschaftlerin will es retten, weil sie an das Gute glaubt und das Militär als das Böse ausmacht. Da haben wir den Anteil von "Arrival". Schon wieder fördert das Militär den Krieg statt den Frieden, was in der Aussage des Generals gipfelt "Ohne Waffen kann man nicht den Frieden sichern". Also will man das Alien irgendwie kontrollieren, damit es eine Waffe wird.
Das hatten wir doch alles schon mal besser.
Reflektiert wird auch der Begriff "Held" wegen dem Afghanistan-Krieg und den Kosmonauten im All. Das ist mir zu wenig, habe ich gerade die Serie "The Americans" gesehen, wo der Begriff "Held" mehrmals kritisch und tiefer reflektiert wird.
Ab der Hälfte verliert mich "Sputnik", weil er schablonenhaft bleibt. Man kann viel hineininterpretieren, vor allem wenn man das Thema woanders nicht besser gesehen hat, etwa die Ambivalenz zwischen Symbiont oder Parasit oder eben "böser Alien, guter Alien", in jedem Fall aber böses Militär. Von Experimenten an Aliens habe ich schon als Kind mit "E. T. der Außerirdische" meine Reflektion dieses Themas gehabt. Das war also nichts neues. Fand ich die beste Darstellung dieses Themas in "Auslöschung".
80% des Films besteht aus Menschen zerplatzen lassen und Menschen fressen sowie dem Geballer des Militärs. Ich brauch kein Geballer. Das ist für mich kein Ersatz für eine gute Story.
Aber ich gehe mit "Sputnik" jetzt nicht überhart ins Gericht, da ich wenig russische Filme mag und mir dieser schon vom Stil sehr zugesagt hat. Auch die Hauptdarstellerin fand ich sympathisch. Trotzdem werden hier einige einschlafen.
In "Axiom" erleben wir Julius, einen gebildet aussehenden und eloquenten Mittdreißiger, wie er in seinem Umfeld immer wieder Geschichten erfindet und sowohl über seine Herkunft, als auch über seinen Beruf Lügen erzählt.
Das alles finde ich sehr harmlos, aber immerhin amüsant, wie er versuch sein Lügengebäude aufrecht zu erhalten. Hätte ich nicht selbst mindestens drei Menschen in meinem Umfeld erlebt, die das locker toppen, das wäre der Film sicher bei mir besser angekommen. Es ist auch eher so, dass man als Zuschauer hier nur einen Ausschnitt erlebt, eine sehr seichte Dramaturgie, denn das Ende ist zudem offen, mit der Message
SPOILER SPOILER "der hört nie auf, bis es mal gewaltig kracht" SPOILER ENDE.
Ein alter Freund von mir hat Hochstapelei betrieben und versuchte als Arzt in einem Krankenhaus zu arbeiten. Das ging nicht mal einen Tag gut und er musste sich aus dem Staub machen bevor er entdeckt wurde. Bewerbungen und Lebensläufe hat er dann gefälscht und wurde in einem Architektenbüro angestellt. Das ging immerhin zwei drei Monate gute, weil er sich bei seinem Chef so eingeschleimt hat "Sie haben die Erfahrung, ich bin noch jung und lerne", dass dieser ihm quasi aus dem Nähkästchen die besten Tipps für Architekten ausplauderte.
Ein ehemaliger Arbeitskollege aus dem Call-Center, gab sich als ein von Apple diplomierter Techniker aus, der wegen seiner früheren Tätigkeit für Apple jetzt Produkttester sei und kostenlos die neusten Produkte bekäme. Ich fand es immer lustig, wie er so geschäftig tat, als bekäme er dauern Anrufe, dabei war das nur der Weckruf des Telefons mit Klingelton. Er zeigt mir seine Webdesigns von Websites, die er angeblich für großen Firmen programmiert hätte. Weil ich ihn nicht über den Weg traute, fragte ich einen Freund, der tatsächlich Profi-Webdesigner für große Firm ist, dass er mal dessen Seiten anschaute. Das sei Baukasten, primitiv, viel copy paste, schlechte Performance. Von dem besagten Hochstapler hört ich Jahre später, dass einem Bekannten über drei Ecken 20.000 Euro abgeknöpft hab, um für ihn eine Website zu hosten und zu pflegen, für einen Hippie-Tai-Chi-Kurs. Der andere war so dumm und hat ihn bezahlt, in Raten, über Monate lang.
Über eine weitere Hochstaplerin schreibe ich nicht viel, außer dass sie im Manipulieren große Klasse ist, eine regelrechte Soziopatin, vor der man Angst haben musste. Sie bereist die ganze Welt, aber wie sie das Geld dafür aufbringt weiß niemand, außer die zahlreichen Geschädigten ex-Bekannten. Ich kann direkt einen Film namens "Ingrid goes West" empfehlen, der ihr sehr nahe kommt und die Serie "Inventing Anna", eine Kaliber, dass sie aber nie erreichen wird.
Oft wird kritisiert, wie Leute so blöd sein können und darauf reinzufallen. Aber die Gesellschaft funktioniert über viele Oberflächlichkeiten, selbst bei gebildeten Gesellschaften, weshalb die Narzissten und Soziopaten leichtes Spiel haben.
🎥 PELIKANBLUT
2019 ‧ Psychodrama ‧ 2 h 01 min
Neu in der ARD-Mediathek:
Die alleinstehende Wiebke (Nina Hoss), die ein Ausbildungsgestüt für Polizeipferde betreut, entscheidet sich, zusätzlich zu ihrem aus Bulgarien adoptierten Tochter Nika, noch ein weiteres Mädchen namens Raya aus Bulgarien zu adoptieren. Das kleine blonde Mädchen namens Raya ist niedlich, doch es dauert nicht lange bis sie eine zweite sehr unangenehme Persönlichkeit zeigt.
https://www.ardmediathek.de/video/3sat-filmkultur/pelikanblut/3sat/Y3JpZDovL2JyLmRlL2Jyb2FkY2FzdFNjaGVkdWxlU2xvdC84YWY2ZTU3OC1iNTE2LTQyODUtOWI5ZS0wN2VlMzQ1ZDI4ZWM
Der Film, der den Anschein erweckt ein Horrorfilm zu sein, zeigt eher realistisch wie sich traumatisierte Kinder verhalten können und wie schwer es ist, sogar für feinfühlige empathische Personen, mit so etwas umzugehen. Das ist der reine Horror und lebensgefährlich. Das hier ist ein extremer Fall von "Systemsprenger" und die Frage ist, wie man so etwas therapiert. Der Film verfolgt einen nicht schulmedizinischen Ansatz der Therapie. Aber selbst Psycho-Therapeuten werden hier wohl nachdenklich. Das muss man gesehen haben.
Hier mein Review, natürlich mit Spoilern, für diejenigen, die ihn schon gesehen haben.
https://ouroborosforum.wordpress.com/2024/05/22/pelikanblut-mutterschaft-bis-zur-selbstaufgabe/
Die absurd-widersinnige Inhaltsbeschreibung klingt nach einer Asylum-Produktion, aber ist gar nicht so dumm umgesetzt. Das Cover lenkt auf die falsche Fährte. Die große Apokalypse wird nicht im CGI-Tsunami inszeniert, es geht um etwas anderes.
Gnadenlos hat man diese Fiktion so realistisch, wie möglich inszeniert mit webcam-Videos, YouTube-Videos und TV-News Beiträgen. Es gibt schon ein paar Filme dieser Art die hauptsächlich auf einem Computer-Desktop, hier Apple, stattfinden. Da hat sich jemand Gedanken gemacht, welche tieferen Konsequenzen es hätte, würde die Kirche tatsächlich die Macht erhalten haben Tote nach Gutdünken wiedererwecken zu können.
Aber all das ist mir zu fiktional und völlig unrealistisch, dass das "Wäre-Wenn"-Thema so wirklich bei mir nicht zünden kann. Für eine günstige Produktion haben sie aber keinen Mist gebaut und sich wirklich Gedanken gemacht.
Vielen Dank an TschunaSan durch dessen Kommentar ich aufmerksam wurde auf diesen Gefängnisfilm aus dem Jahr 1947. Ich hatte das Vergnügen den Film in restaurierter Fassung in HD sehen zu können.
Ich gebe soviele Punkte, weil der Film seiner Zeit etwas voraus war und wie "Uhrwerk Orange" mit ähnlichen politischen Aspekten über das Gefängniswesen geradezu brilliert.
Nur Vordergründig geht es um einen Ausbruchsplan. Im Vordergrund steht tatsächlich die Kritik am richtigen Umgang mit Straftätern, hier die 5 Insassen von Zelle R17. Zusammengepfercht auf 12 Quadratmetern, kaum Platz, dass alle stehen könnten, wäre es schon bei Tieren eine Quälerei. Zu allem Leid kommt noch Captain Munsey dazu, der die Insassen psychisch und physisch quält. Er ist ein richtiger Psychopath. Der Gefängnisarzt wirft ihm das vor, während Munsey ihm seine sozialdarwinistische Thesen hinschmettert. Der Gefängnisdirektor hat in diesem Spiel kaum was zu sagen, weil ihm die Kapitalisten des Zuchthaus, die Investoren, an seinem Stuhl sägen, wenn die Kosten zu hoch werden. Die Idee des Gefängnis-Doktors, dass die Gefangenen einen Beruf erlernen, würde der Gefängnisdirektor gerne umsetzen, aber er will seinen Job nicht riskieren. Das Kommando hat schon längst Captain Munsey, der sich erhofft, den Job zu bekommen. Es kommt ihm gerade Recht, dass er von einem Ausbruchsplan gehört hat. Würde er den vereiteln, müsste der Gefängnisdirektor von seinem Posten entfernt werden. Besonders interessant ist, dass man offenbar Psychogramme darstellen wollte. Der Einsatz von Psychologie war in dieser Zeit eher noch selten.
Für die Gefangengenen aus Zelle R17 wird zwar kein Mitleid beim Zuschauer geschürt, aber man zeigt einige Kurzbiografien, wie sie zu Straftätern wurden. Da ist von zufällig am falschen Ort zur falschen Zeit, bis Armut und Bandenkriminalität oder Impulskontrollverlust alles dabei. Es geht nicht um ein Mitleid oder Mitgefühl, es geht um die Ursachenbekämpfung für Kriminalität und diese fängt mit Menschlichkeit an.
Mit anderen Worten sagt der Gefängnisarzt: Unmenschlichkeit macht aus Straftätern keine tauglichen Menschen, sondern sie macht sie nur noch kaputter.
Das gilt auch heute noch in der Gefängnis-Wirtschaft.
Für mich ist "Zelle R17" ein gelungener und früher Versuch auf Reformen aufmerksam zu machen und mit archaischen Haltungen abzuschließen. Mir fällt da konkret nur ein weiterer Film ein, der seiner Zeit voraus war und mutig voranging, aber beim Thema Alkoholismus: "Der verlorene Wochenende".
"Zelle R17" ist nicht ganz so einehmend, gehört aber für mich zu den Filmen, die man gesehen haben sollte.
Gedankenspiele, ich liebe sie. Erinnere ich mich lebendig an "The Man from Earth". Aber das hier ist viel Getue mit wissenschaftlichem Anklang, mehr Science-Bubble als tatsächlich verwertbare Inhalte. So raffiniert ist das es nicht, eher langweilig. Da schaut man sich besser eine Doku an.
Bei der ersten Staffel erlebte ich zwar einen coolen Psychothriller mit ganz vielen überzeichneten coming-of-age Elementen, leider aber in so einem pseudo-intellektuellen Niveau für die Zielgruppe der Verkupplungsshow "The Bachelor". Einziger Trost ist, dass es diesen Bachelors und Bacheloretten an den Kragen geht.
Der Protagonist - an der Uni gescheitert und Buchhändler - ist so ein Psychopathen-Idiot. Seine inneren Monologe zeigen, dass er nicht immer recht behält, aber seine schizophrene Weltsicht hilft ihm dabei die Welt so zu sehen, wie er es gerne hätte. Interessant ist, dass er dabei tatsächlich zu lernen scheint, wie man eine normale Beziehung führt. Aber es ist vorauszusehen, dass das ein langer Weg der Selbsttherapie wäre, denn so einfach kann man Denk- und Wahrnehmungsstrukturen im Gehirn nicht ändern.
Der Teil des coming-of-age bezieht sich natürlich auf die Beziehungsanbahnung und das Beziehungserleben. Eifersucht und Misstrauen sind dabei die größten Baustellen, die fast jeder aus seinen Teenager-Beziehungen kennt. Entweder bewältigt man diese Beziehungskiller - i. d. R. zwischen den Lebensjahren 20 bis 30 - oder man zieht sie bis ins hohe Alter mit durch. Ich habe damit zwischen 30 und 40 zu kämpfen gehabt, war also ein Spätentwickler diesbezüglich. Die meisten Situationen und deren Konsequenzen kann ich also locker voraussehen. Aber da ich eben im sozial-pädagogischen Bereich arbeite tut es ganz gut sowas zu beobachten, vor allem wenn es schon fast eine Karikatur dessen ist und mit dem Zaunpfahl winkt. Vielleicht ist das sogar ein bisschen Didaktik für diejenigen, die daraus lernen sollten.
Für Heranwachsende und Mitzwanziger halte ich Staffel 1 für sehr empfehlenswert, sogar ausgezeichnet, im Prinzip ein wenig "Eiskalte Engel" + X für Generation Z. Interessanter wird es in Staffel 2.
Die zweite Staffel startet dann mit dem gleichen Psychopathen-Idiot, aber nicht mehr in New York sondern L. A. und er muss eine neue Identität aufbauen. Er verspricht sich selbst, mit der ganzen gewonnenen Erfahrung, alles besser zu machen. Vor allem das Morden will er lassen. Ich würde ja gerne mit dem Psychopathen/Soziopathen mitfibern, aber meine Erfahrung sagt mir, dass es sogar noch schlimmer kommen könnte, je länger er es herauszögert.
Seine neue Freundin spricht mich mehr an, aber auch an ihr kann was nicht stimmen. Es ist nicht Jenna Ortega. Sie spielt zwar nicht die Hauptrolle, aber sie spielt auch eine wichtige Rolle. Es ist niedlich sie zu anzuschauen. Zu Zeitpunkt der Dreharbeiten wurde sie gerade 18. Aber sie spielt eine 15-jährige.
Mit der Staffel 2 bin ich interessierter, weil das Milieu nicht mehr studentisch pseudo-intellektuell hedonistisch ist, sondern eher in die Richtung Hipster geht. Die bekommen natürlich auch ihr Fett weg, sind aber nicht so schrecklich anzusehen wie die "The Bachelor"-Sippschaft. Mir gefällt auch die Frau, auf die es der Protagonisten-Idiot abgesehen hat, viel besser, optisch wie auch von der Persönlichkeit. Aber an ihr ist eventuell auch nicht alles in Ordnung. Viel zu schnell verliebt sie sich.
Ich bin froh, dass ich doch dabei geblieben bin. Entwicklungspsychologisch ist es schon ganz interessant, denn es gibt auch biografische Informationen zum Psychogramm der Protagonisten.
"Ich hatte Mitleid. Das war mein erstes Gefühl zu ihr."
Die Geschichte beginnt sehr lustig und man denkt, dass sich Martha zum Affen machen wird, aber im Prinzip ist es eine Tragikkomödie, bei der einem das Lachen in vielen Momenten vergeht. Es ist oft ein Wechselbad der Gefühle und es kommt zu wirklich grotesken und irren Situationen, ja auch ekligen Momenten.
Ich kann nur davor warnen: Wer Transsexualität und Bisexualität nicht sehen will und sein chauvinistisches Bild vom dominanten männlichen Kerl aufrecht erhalten will, der wird bei diesem Protagonisten kotzen. Die Tour de Force, bei dem wir auch die Hintergründe für sein Persönlichkeitsbild erfahren, ist nichts für heteronormative Menschen.
Die Dramaturgie ist so krass, dass ich mich an Filme wie "Trainspotting" oder "Requiem for a Dream" erinnert fühle.
Klar sind diese Filme über ganz andere Themen, haben inhaltlich null miteinander gemein, aber die Qualität dieser Miniserie liegt in der Originalität der Erzählung. Es braucht keine ausgefeilten Erzählweisen und Kamerafahrten, um diese Story auf eine Achterbahn des Schreckens und der diebischen Freude zu schicken.
Auch die Stalkerin hat eine Persönlichkeit, aber diese wird erst ganz zum Schluss nachgeliefert. Bis dahin sehen wir diese übergewichtige Trulla mit Geltungsbedürfnis und wollen sie unbedingt in dieser Schublade lassen. Auch Donny, der Protagonist, steckt sie in die Kategorie "hier muss man Mitleid haben". Das war sein Verhängnis.
Was kann mir diese Geschichte als Hetero geben. Sie zeigt mir, dass Menschen harte Schicksale haben, die man selbst von sich weißt. Hartherzig werden so einige darüber hinweggehen und Mitleid ist auch kein richtige Reaktion. Schafft man es hier aber Mitgefühl zu haben, dann hat man einen wunderbar gefühligen Film, der niemals Sentimental ist, sondern knüppelhart in seinen Gefühlswendungen.
Klar ist die Story die Ausgeburt eines von der Gesellschaft als kranken Menschen angesehenen Protagnistens Donny und Autors aka Richard Gadd, der von seinem Schicksal schreibt und über eine völlig Irre. Bei der Irren erkenne ich Anteile einer früheren weiblichen Bekanntschaft wieder, wenn es darum geht, dass Menschen in einer völligen anderen Welt leben. Ich habe kein Mitleid, aber ich habe Mitgefühl, aber das verleitet mich nicht dazu die Nähe dieser Person zu suchen, weil sie gefährlich sind. Während ich mir die Finger verbrannt habe, springt der Protagonist immer wieder ins Feuer.
Mutig an diesem Film finde ich die offen ausgesprochene Kritik daran, dass Menschen, die zu Opfern werden, auch ein bestimmtes Opferverhalten zeigen, welches Täter anlockt. Viel zu selten wird bei Mobbing und Stalking thematisiert, dass potenzielle Opfer sich anders verhalten müssen, dass sie lernen müssen Opferverhalten nicht anzubieten. Empört werden hier einige sagen, das wäre Opfer-Täter Umkehr, aber viele Täter waren selbst Opfer bzw. sind einfach so geschädigt und krank, dass sie auf ein bestimmtes Beuteschema abfahren.
Damit meine ich explizit nicht sexy gekleidete Frauen, von denen ich nicht verlange, dass sie sich verhüllen sollen, damit sie nicht vergewaltigt werden. Selbst mit Verhüllung sind Frauen nicht geschützt. In Saudi Arabien oder Iran werden trotzdem Frauen vergewaltigt, obwohl sie verhüllt waren. Sondern ich meine Mobbingopfer oder Gestalkte. Am Handeln des Protagonisten kann man deutlich erkennen, dass er es psycho-sozial nicht schafft seine Grenzen zu verteidigen und auch nicht bereit ist sich Hilfe zu holen, obwohl er von Anfang an die Vorteile auf seiner Seite hatte.
Der Sidekick an die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche, hier in Schottland, hat mir besonders gefallen. Es war einer der überraschendsten Momente. Nicht nur deshalb ist das hier die beste Tragikkomödie, das ich die letzten zwei Jahrzehnte gesehen habe.