Prestigeww - Kommentare
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Alle Kommentare von Prestigeww
Sehr gutes Thriller-Drama, dass immer dann einen Haken schlägt, wenn man zu wissen glaubt, wie der Hase läuft. Soderbergh versucht nicht sonderlich die Grenzen des Genrefilms zu überschreiten, sondern innerhalb der Konventionen so gut wie möglich zu arbeiten. Auch - und das muss man ihm zugute halten - widersteht er der Versuchung sich auf schwarz/weis Feindbilder zu stürzen.
Ein ganz nettes Märchen, sehr schön gefilmt, mit ordentlich Mut zum Trash ("Mein Name ist Darko"). Shia LaBoef sehe ich aber immer noch am liebsten von Mads Mikkelsen verprügelt und nicht von Evan Rachel Wood geküsst. Wenn man aufhört, den Film ernst zu nehmen, dann unterhält er ziemlich gut.
Michael Winterbottom versucht einen feministischen Film zu drehen, in dem die meisten der weiblichen Darsteller nur nackt zu sehen sind. Dies gelingt ihm besonders auf die Beziehung Raymonds zu seiner Tochter ganz gut, dennoch bleiben er und die anderen Charaktere nur oberflächlich gezeichnet. Was in ihm vorgeht und weshalb er sich verhält wie er sich verhält bleibt eine offene Frage, für die der Film kaum Ansatzpunkte liefert.
Capturing Dad punktet vor allem durch seinen für einen Kinderfilm extrem morbiden Humor, aber auch durch seine sehr spannenden Einblicke in die japanische Tradition.
Ken Loach möchte mit The Spirit of ’45 eigentlich eine Ermahnung an die Gegenwart aussenden, dass Privatisierung und staatliche Wohlfahrt einst Zeichen sozialen Fortschritts waren und dass der gegenwärtige Konkurrenzkampf jeder gegen jeden ein historischer Rückschritt ist. Leider verkleidet er seine wichtige Botschaft im Stil allerödesten Schulfernehens, wo buchstäblich ganze Absätze aus dem Manifest der Labour-Partei auf Texttafeln eingeblendet und von der Stimme aus dem Off vorgelesen werden. Wer da nicht wegschnarcht genießt meinen vollen Respekt.
Narco Cultura zeigt einerseits die frustrierende Arbeit der mexikanischen Mordermittler, die ihr Leben riskieren, nur um dann Fälle nicht ermitteln zu dürfen. Eine Stadt und ein Land, die unter ihrer Mordrate zusammenbricht und keinen Ausweg mehr sieht. Geschickt stellt er diesem apokalyptischen Fatalismus die sogenannte Narco-Cultura entgegen, welche die Mörder und Kartell-Größen mit Corridos glorifiziert und in Mexiko und den USA längst Massenunterhaltung geworden ist. So sieht man dann frustrierte Polizisten nach Feierabend zu Liedern tanzen, in denen die Morde und Folteraktionen der Kartelle gerühmt werden. Er zeigt damit den Seelenzustand eines Landes, das so von den Verbrechern unterdrückt wird, dass alles, worauf die Jugend hoffen kann, ist, selbst eines Tages zu den Unterdrückern zu gehören.
Mein Gott, wer kann solche Drehbücher schreiben und wer kann Drehbücher so natürlich spielen wie Delpy und Hawke. Before Midnight ist der erwachsenste Film der Trilogie und sprüht nur so vor Witz und Melancholie.
Metamorphosen verlässt sich ganz auf seine Bildsprache, sein hervorragendes Sounddesign und seine Fotographie, die als Filmstills genauso auch in Fotogalerien hängen könnten. Enttäuschend ist allerdings, dass er aus einem so spannenden Gebiet (geographisch wie historisch) mit so wenigen Geschichten zurückkommt. Besonders in der Mitte des Filmes war ich kurz vorm wegnicken, weil der Film ab einem gewissen Punkt nichts Neues mehr hinzuzufügen hat.
Irgendwo zwischen Thriller, Mystery und Romanze angesiedelt, entfaltet sich der Film um ein rätselhaftes Mädchen auf Bahnen, die selbst dann noch überraschend sind, wenn man sie vorhergesehen hat. Er fühlt sich anfangs etwas an wie ein Polanski, wird dann aber langsam zu einem Aronofski...aber mit Gefühl.
Irendwo zwischen Kaurismäki und Schaubühne inszeniertes Drama über das postkommunistische Georgien, unterdrückte Leidenschaften, den Schatten der Vergangenheit. Die Handlung soll sich vor allem symbolisch erschließen, aber naja, das klappt nur bedingt.
Fatal Assistance ist eine Abrechnung mit der internationalen Katastrophenhilfe nach dem Erdbeben auf Haiti. Damals sahen NGOs und westliche Regierungen in der Katastrophe auch eine einmalige Chance, mit massiven Finanzmitteln das Land nicht nur neu aufzubauen, sondern sogar aus der Armut in eine hellere Zukunft zu führen. Zwei Jahre Später ist davon nichts mehr zu hören und der Wiederaufbau ist ein Desaster. Fatal Assitance sucht nach den Gründen und lässt dabei NGOs, Regierungsvertreter des Westens, Haitis und betroffene Leute gleichmäßig zu Wort kommen. Das erschütternde: Alle sind sich prinzipiell einig. Dennoch ist keiner in der Lage, den Teufelskreis zu durchbrechen. Aus Angst vor Korruption weigern sich die Hilfsorganisationen, das Geld direkt direkt an die Betroffenen weiterzugeben. Doch beim Versuch alles selbst zu machen, scheitern sie am Kleinklein der NGOs, an dem schnellen Wechsel ihres unerfahrenen Personals, an der Willkür der Sponsoren, am eigenen Profilierungsdrang: Kurz, anall den strukturellen Problemen, mit denen alle Organisationen zu kämpfen haben, und die mindestens ebenso viel Geld vernichtete, wie Korruption. Bestes Beispiel: Bevor der Wiederaufbau beginnen konnte, mussten zuerst die Trümmer beseitigt werden, was ein immenser finanzieller und zeitlicher Aufwand war. Da Hilforganisationen aber auch auf PR und öffentlichkeitswirksame Aktionen angewiesen sind, wollte niemand die Aufräumarbeiten übernehem. Sexy ist es aufzubauen, nicht wegzuräumen.
David M Rosenthal verknüpft in a Single Shot Backwood-Drama, Thriller und Geistergeschichte zu einem düsteren Albtraum, der zeitweise an Winter's Bone, zeitweise an David Lynch erinnert. Auch wenn einige strategische Entscheidungen des erfahrenen Jägers Sam Rockwell ...naja... unklug erscheinen, fesselt A Single Shot allein durch seine dichte Athmosphäre und das stetige Gefühl bevorstehenden Unheils.
Beeindruckend ist auch der zur Schau gestellte Fatalismus. Sam Rockwells Figur ist ein Jäger der einst die Farm seiner Familie verloren hat und jetzt in tiefster Armut lebt. Deshalb hat ihn auch gerade seine Frau mit ihrem Sohn verlassen. Als er aus versehen ein Mädchen erschießt, das sich in den Wäldern mitsamt eine dicken Kiste Bargeld vor ihrem Gangsterfreund versteckt hielt, wird er leider gierig - er schnappt sich das Geld und versteckt die Leiche. Ohne spoilern zu wollen: das ist nicht die beste Entscheidung seines Lebens. Doch während sein Leben immer mehr aus dem Ruder läuft häufen sich die Anzeichen, dass sich alles bald zum Guten gewendet hätte, wenn er das Geld nicht angenommen hätte: Ein neuer Job, eine neues Grundstück, neues Liebesglück ... alles verspielt er mit einem Moment der Schwäche. Das alles mündet in einem wirklich grandiosen Ende und macht den Film trotz kleiner Schwächen zu einem echten Tip.
Ein ziemlich depressiver aber dadurch nicht weniger berührender Film über einen aufrechten Bauern, der von seinen Mitmenschen fertig gemacht wird. Der Film verzichtet dabei auf einseitige Schuldzuweisungen an die Bürokraten und Oligarchen, sondern nimmt auch jene mit in die Verantwortung, die schimpfen und von anderen fordern sich zu wehren - und dann selbst nur an ihr eigenes Wohl denken.
Der Film ist so ziemlich ein Musterbeispiel für all die Dinge, die der deutsche Film falsch macht: Eine Frau kommt zu ihrem egoistischen Freund nach Südfrankreich. Der ist aber gerade beruflich unterwegs und lässt sie mit seinen Kindern allein. Sie merkt, dass sie hier irgendwie die Mutterrolle übernehmen soll, aber auch, dass sie dafür einfach selbst noch nicht erwachsen genug ist. So einfach die Geschichte, so umständlich die Inszenierung: Er versucht langsam zu erzählen, aber erzählt langatmig. Ewiglange bedeutungsschwangere Kameraeinstellungen auf irgendwelches irrelevantes Zeug. Vier Minuten dürfen wir die Protagonistin dabei beobachten, wie sie sich die Schamhaare schneidet, um sich für ihren Freund schick zu machen. Sich die Haare kämmen hätte es bildsprachlich für den Zuschauer auch getan. Das schlimmste Vergehen ist aber, dass er er nicht müde wird zu zeigen, wie die Frau auf die Heimkehr ihres Freundes wartet. Mein Tipp an alle Drehbuchautoren: Leuten dabei zuzuschauen, wie sie sich langweilen, ist langweilig! Minutenlanges ausharren auf einer Figur, die sitzt, liegt, schläft, sitzt, umherläuft, wieder sitzt - das will keine Sau sehen! Das Wort Handlung kommt von handeln, das hat Halbschatten vergessen und sich so der Überflüssigkeit übergeben.
Joshua Oppenheimer ist mit the Act of Killing die vielleicht beste Dokumentation gelungen, die ich je gesehen habe. Dies liegt vor allem daran, dass sie auf verschiedenen Ebenen beinahe unglaubliches leistet.
Da wäre zum einen die Basis-Ebene, das Dokumentieren. The Acto of Killing gewährt dem Zuschauer Einblicke in eine Welt, die er sonst nicht zu Gesicht bekommen hätte. Joshua Oppenheimer reiste nach Indonesien, um dort die Mitglieder einer Todesschwadron aufzusuchen, die in den 1960er Jahren im Auftrag der Regierung einen Massenmord an Kommunisten, Chinesen und anderen unliebsamen Kräften anrichteten. Da sich die Armee nicht die Finger schmutzig machen wollte, deligierten sie die arbeit an Gangster und Kleinkriminelle. Anders als etwa in Kambodscha oder Deutschland geschah dieser Genozid allerdings mit westlicher Unterstützung und die Verantwortlichen wurden nie gestürzt und zur Rechenschaft gezogen - sie sind immer noch an der Macht. Daher werden die Mörder von damals als Helden gefeiert oder immer noch gefürchtet. The Act of Killing zeigt uns dieses Land, in dem Gouverneure vor laufender Kamera Gangster als Hüter der öffentlichen Ordnung rühmen, in der Massenmörder in nationalen Talkshows munter darüber plaudern, wie sie ihre Inspiration für Folter- und Hinrichtungsmethoden aus amerikanischen Gangsterfilmen bezogen haben und Applaus für ihre Dienste bei der Ausrottung der Kommunisten erhalten. Ein Land, in dem Gangster vor laufender Kamera Schutzgeld bei chinesischen Händlern erpressen, weil sie gelernt haben, dass dieses Verhalten öffentlich erwünscht ist.
Zum anderen behandelt The Act of Killing auch tiefere, philosophische Fragen. Auch wenn man dies ausgesprochen nur von rechtsextremen Kräften hört, ist dies doch auch ein grundlegendes moralisches und historisches Problem: Die Definitionshoheit über Kriegsverbrechen liegt bei den Siegermächten. Daraus könnte man ableiten, dass moralische Grundregeln prinzipiell keine allgemeine Gültigkeit haben, sondern bestenfalls eine gemeinschaftliche Gewohnheit sind, oder, wie es eine der Figuren ausdrückt: Heute haben wir die Genfer Konventionen und die Menschenrechte. Aber wer weiß schon, ob wir nicht in Zukunft die Jakarta Konventionen haben. The Act of Killing zeigt uns wie ein Versuchsbeispiel ein Land, in dem diese Möglichkeit wahr geworden ist - in dem die grundsätzlichste moralische Regel, das Tötungsverbot, außer Kraft gesetzt ist und sogar umgekehrt wurde. Kommunisten zu ermorden ist erwünscht. Was wird aus einem Land, in dem das moralisch Verwerfliche zur Heldentat erhoben wird? Joshua Oppenheimer wagt diese mutige Frage und es sei nur so viel gesagt: Es sieht nicht gut aus in Indonesien.
Dies bringt mich zum dritten Punkt, den eigentlichen Clou des Filmes: Das Angebot, mit dem der Regisseur an die Gangster herangetreten ist war folgendes: Um ihre ruhmreichen Taten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, will er sie einen Film drehen lassen, in dem sie selbst als Darsteller und Regisseure die Ereignisse von damals genau so nachspielen sollen, wie sie es gern wollen. Die Gangster sind begeistert, so können sie der Jugend zeigen, was sie für tollte typen wahren. Dieses Filmprojekt hat nun zwei unglaubliche Ergebnisse:
Zum einen gewähren die Gangster durch ihre Inszenierung Einblicke in ihr Innenleben, ihre geistige Verfassung. Sie inszenieren ihre Erlebnisse als groteskes Musical, als albtraumhaften Totentanz, fest in der Überzeugung etwas Schönes zu schaffen. Gegen ihren Film wirkt Apocalypse Now wie ein Münster-Tatort. In der Art wie sich sich selbst sehen, erkannt man wie gebrochen, wie zerstört ihre Seelen und sie Seele des ganzen Landes ist.
Das zweite ist eigentlich ein simpler Psychologentrick: Indem man traumatische und Verdrängte Ereignisse nachspielen lässt, bringt man die Täter dazu, sich mit ihrer Vergangenheit intensiv auseinanderzusetzen und vergessen geglaubtes wieder lebendig werden zu lasen. Und mehr noch. Da die Täter auch die Schauspieler sind, müssen sie manchmal auch in die Rolle der Opfer springen. Und hier geschieht etwas, was sie seit Jahrzehnten erfolgreich verhindert haben: Sie bekommen die Perspektive der Opfer. Und zwar nicht aus Zwang, nicht von einem mit moralischen Werten wedelnden Aktivisten. Sie begeben sich aus freien Stücken in diese Situation, nicht ahnend, was sie auslöst. Und langsam bricht zumindest einer ein. Indem er ein Opfer spielt, und er es möglichst glaubwürdig spielen möchte, versetzt er sich in seine Lage. Er spürt was es bedeutet gebrochen zu werden, dem Tot ins Auge zu blicken. Am Ende des Films ist er ein anderer Mann, einer der weiß, dass er Schuldig ist, egal wie oft ihm von offizieller Seite das Gegenteil erklärt wurde. Und welcher andere Dokumentarfilm kann dies schon von sich behaupten?! Eine tiefgreifende Änderung in einem der Täter auszulösen.
So stellt Oppenheimer nicht nur ein wichtiges philosophisches Dilemma aus, sondern zeigt auch dessen Lösung: Die Grundfeste der Moral ist nicht eine willkürliche Setzung durch den Staat oder die Machthaber. Es ist die Fähigkeit des Menschen, sich in seine Mitmenschen hineinzuversetzen - Mitgefühl, Mitleid. Daher ist auch die Grundtechnik aller mordenden Regieme dem politischen Feind das Menschsein abzusprechen. Zu verhindern, dass die Täter ihre Opfer als Mitmenschen ansehen, dass sie sich in ihre Situation hineinversetzen, dass sie das Leid ihrer Opfer als ihr eigenes verstehen. Doch so geschickt der Staat dies versucht - es funktioniert nicht. Zu tief ist diese Fähigkeit im Menschen verankert. Selbst die Täter in Indonesien leiden unter Albträumen, sind zerstörte depressive, unglückliche, wahnsinnige Würstchen. Sie können sich nur nicht erklären warum. Und dies klar zu zeigen, ohne Zwang, ganz offen - das macht diese Dokumentation zu einem kleinen Meisterwerk.
I used to be darker ist ein sehr langsam gezeigtes -erzählt kann man gar nicht sagen - Coming of Age Drama über ein junges Mädchen und werdende Mutter, die nach dem Schock, dass sie schwanger ist, ausgerechnet bei ihrer Verwandschaft in Baltimore zuflucht sucht. Dort sind ihre Tante und ihr Onkel, beide Musiker, gerade dabei sich zu trennen und mit ihrer Nichte bei aller Liebe etwas überfordert. Der Film hat keine Botschaft, sondern nur Interesse an der Fragilität moderner Familien. Er ist tief melancholisch, atmet den schweren amerikanischen Sommer mit jedem Bild umd ist gespickt mit hervorragender Folk-Musik, denn worüber die Figuren nicht reden können, darüber müssen sie singen.
Mindestens so wichtig wie Ip Man, der von Tony Leung etwas melancholischer gespielt wird, als in Ip Man, ist seine Mitkämpferin Gong, die narrativ mindestens die Hälfte des Filmes einnimmt. Dadurch verfizzelt sich zwar etwas die Handlun, dafür gibt es genügend Zeitlupenkämpfe in Schnee und Regen, die John Woo stolz und Christopher Nolan neidisch machen würden.
Vielleicht lieber morgen hat etwas geschafft, was nur sehr wenige Filme schaffen: Nach einer schwachen ersten halben Stunde reißt er das Ruder noch herum und wird ein wirklich starker Film. Dabei ist gerade die erste halbe Stunde bei einem solchen Film besonders wichtig, denn wenn man hier erst einmal die Figuren doof findet und in einen zynischen Betrachtermodus rutsch, dann kann ein Film einen auch nicht mehr berühren. Irgendwie schafft Vielleicht lieber morgen das aber doch. Denn am Anfang musste ich erstmal eine menge Stumpfsinn ertragen: Man muss schlucken, dass Logan Lerman, Emma Watson und Ezra Miller tatsächlich Nerds und 'Mauerblümchen' sein sollen, dass sie sich angeblich mit 16 so schnell und schlagfertig unterhalten wie die Gilmore Girls und dann auch noch wilde Tanzszenen zu 80er Jahre Musik performen. Da muss man seinen Eye-Roll-Reflex schon arg unter Kontrolle haben. Sobald der Film aber aufhört zu versuchen, einem die Figuren sympathisch zu machen, fangen sie zum Glück an, sympathisch zu werden. Dies liegt daran, dass der Film sich zunehmend auch für ihre tieferliegenden Charaktereigenschaften und ihre zwischenmenschliche Dynamik zu interessieren beginnt. Besonders beeindruckend ist dies bei Logan Lermans Figur, die ihre traumatisierte Seele Schicht für Schicht zu erkennen gibt. Emma Watson und Ezra Miller bleiben zwar etwas zuück, doch auch sie entpuppen sich bald als echtere Figuren als die Gute-Laune-Bären der ersten halben Stunde. Das ganz mündet dann in einem sehr melancholischen Finale, dass lange nachhallt.
Ich glaube viel wichtiger, ob Zero Dark Thirty Folter rechtfertigt oder nicht, ist, dass man überall darüber diskutiert. Leute vergessen eben zu schnell, dass ein dokumentarischer Film kein Dokumentarfilm ist. Die Zuschauer müssen sich stets bewusst machen, dass ein Drehbuchautor die völlig legitime Freiheit hat, Elemente hinzuzufügen und wegzulassen. Wenn er aus Zero Dark Thirty kommt, darf er nicht glauben, jetzt die 'Wahrheit' über Bin Ladens Fahndung zu kennen, noch nicht einmal unbedingt eine Sicht auf die Wahrheit. Es ist und bleibt Fiktion, deren Bezugspunkte zur Realität niemand ausmachen kann, da selbst eine Kathryn Bigelow mit noch so vielen CIA-Kontakten nicht weiß, was passiert ist.
So schlecht, dass er schon nicht mehr so schlecht ist, dass er schon wieder gut ist. Die Frisuren, die Musik, die Action, das Timing, die Dialoge, die Musik, die Frisuren! Neeneeneeneeneenee. Der einzige Vorteil daran ist, dass man hinterher seinen Freunden vorspotten kann, wie unglaublich schlecht dieser Film ist. Aber ist es das wert? Manchmal schon ;)
Bis auf den Umstand, dass die Filmemacher sich gerade bei der unglaublich spannenden Frage, wohin das Geld seiner millionenfach verkauften Alben geflossen ist, so unfassbar leicht abschütteln lassen, ist Searching for Sugar Man eine perfekte Dokumentation. Aber vielleicht war dieses "Wegschauen" auch notwendig, um sich wirklich auf den emotionalen Kern dieser wunderschönen Geschichte zu konzentrieren und die Legende nicht mit dubiosen Studiobossen zu beflecken.
Ich kann mir High Fidelity immer wieder ansehen und möchte sagen, dass er in der Top Five meiner Lieblingsfilme ganz weit oben steht. Ich habe den Film das erste Mal mit siebzehn gesehen und seitdem habe ich von High Fidelty sicher mehr über das Leben gelernt, als in den 11 Jahren Schule davor. Gerade für ein Alter, in dem ich den Film lieben gelernt habe (denn anfangs fand ich ihn eher öde), konnte mir John Cusack einen ganzen Sack voll wichtiger Weisheiten über die Liebe mit auf den Weg geben. Seine éducation sentimentale wurde mit der Zeit auch meine. Dies liegt sicher daran, dass High Fidelty zwar rein auf die männlichen Perspektive beschränkt ist, diese aber nicht glorifiziert.
Rob Gordon beschreibt zwar am Anfang, wie jede seiner Beziehungen im Grunde Wiederholungen seiner ersten gescheiterten Schulhofbeziehung waren. Wie die Haut seitdem nicht dicker, die Mädchen nicht weniger grausam und das Miteinander nicht vernünftiger geworden sind. Doch dann macht er in High Fidelity letztlich doch eine tiefgreifende Wandlung durch und gipfelt in meinem alltime Lieblings-Film-Zitat "I've been thinking with my guts since I was fourteen years old, and frankly speaking I have come to the conclusion that my guts have shit for brains." Zu Beginn des Filmes ist Robs Blick auf die Liebe rein egoisitsch, es fehlt ihm vollständig die Fähigkeit und Bereitschaft sich in die Situation seiner Partnerin zu versetzen. Alles, was um ihn herum geschieht, bezieht er lediglich auf seine Neigungen, auf das was er will. Er schläft mit einer anderen, aber ist entrüstet als Laura dasselbe macht. Er grübelt über seinen vergangenen Liebeskummer, ist aber völlig blind gegenüber dem Liebeskummer, den er in der Vergenheit verusacht hat. Dieser Egozentrismus Robs ändert sich erst, nachdem er einerseits erkennt, dass sich seine launenhaften Neigungen und Phantasien stetig ändern und deshalb nicht sein eigentliches Interesse widerspiegeln. Andererseits versteht er, dass das Leben auch außerhalb seines Interessensbereich weitergeht und jeder mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen hat. Dies macht den Film aufrichtig und auch sehr berührend, denn sein Erkentnissprozess ist auch sehr schmerzhaft.
Was das ganze dann in den siebten Himmel des Lieblingsfilmes hebt ist bei High Fidelity natürlich die Musik. Ich habe Wochen und Monate damit zugebracht, jedes einzelne im Film verwendete oder auch nur angesprochene Musikstück zu beschaffen - was in einer Zeit vor YouTube und Spotify alles andere als einfach war. Ich erhoffte mir sonst was für musikalische Einblicke - und wurde nicht enttäuscht. Einige der Songs gehören noch immer zu meinen Lieblingen und ich kann Rob beruhigen - wir sind nicht depressiv, weil wir Musik über gescheiterte Liebesbeziehungen und gebrochene Herzen hören. Wir hören sie, weil Schmerz heilsam ist - so wie dieser Film.
Wow, die Schweigende Welt, Jacques Cousteau unter der Co-Regie von Louis Malle. Er erzählt aus einer Zeit, in der Forscher und Abenteurer noch fast dasselbe waren. Die Crew des Forschungsschiffes Calypso markiert sozusagen den Wendepunkt vom Zeitalter der großen Expeditionen, in dem Menschen noch von sich behaupten konnten, als erster Mensch der Geschichte einen Ort zu sehen, hin zum Zeitalter akademischer Katalogisierung. Hier ist man stolz, als erster in eine gewisse Tiefe tauchen zu können und auf einer Insel zu stehen, die zuvor noch nie von Menschen betreten wurde (der eine Schwarze am Strand zählt ja nicht).
Genau darin liegt aber aus heutiger Sicht ein wenig das Problem. Ich bin heutzutage gewohnt, das Natur-Dokus von hochprofessionellen Wissenschaftlern handeln, die so wenig wie möglich in die Natur eingreifen und selbst die ekligste Made noch wie ein rohes Ei behandeln. Die Crew, die Cousteau auf der Calypso um sich versammelt hatte, war hingegen eher eine Bande von ... naja ... Ärschen.
Jedes Tier muss geärgert werden. Keine Schildkröte, die nicht bestiegen und zum Reiten missbraucht wird. Haie werden in einem Blutrausch massenhaft abemeuchelt weil "Matrosen Haie seit jeher hassen". Der Höhepunkt ist aber die Geschichte des treuen Barsches Jo-Jo, der von der Mannschaft mit Futter so lange anhänglich gemacht wurde, bis er ihnen auf den Keks geht. Daraufhin wird er in den "Anti-Hai-Käfig" gesperrt und muss von dortaus zusehen, wie genau vor seinen Augen (und nicht etwa ein paar Meter entfernt) die Fütterung der anderen Fische weitergeht. Ein herzzerreißender Anblick! Schlussendlich wird er freigelassen: Während die Stimme aus dem Off erzählt, dass "der liebe Jojo die Mannschaft sicherlich vermissen wird" sieht man, wie ein Matrose den hilflosen Barsch mit einem saftigen Tritt in den Fisch-Hintern aus dem Haikäfig befördert.
Wie gesagt...Ärsche.
Man muss also den idiotischen Matrosen einiges Nachsehen, wenn man die schönen Naturaufnahmen genießen möchte. Und man kann sich damit trösten, dass Cousteau später sehr viel sorgsamer geworden ist und viel zum Schutz der Meere beigetragen hat.
Bah, hat jetzt eigentlich jeder neue Trailer einen Skrillex-Soundtrack?! Transformers 3 machte den Anfang, aber dieses Testosteron-Gebettel muss doch auchmal wieder aufhören!
Lincoln ist perfektes Kino, das weder Angst vor moralischen Doppelbödigkeiten und anspruchsvollen politischen Verstickungen zeigt, noch vor sentimentalen Steicher-Orchestrierung und pathosschweren Einstellungen. Auch wenn der Film sein perfektes Ende um 4 Minuten verpasst hat, zeigt Steven Spielberg, dass er noch immer ein Meister der großen Geschichten ist.