Prestigeww - Kommentare

Alle Kommentare von Prestigeww

  • Sauerstoffabdreher kommen aber nichts ins Paradies.

    5
    • 8

      Ich fand Drinking Buddies überraschend gut, da er genau das vermeidet, was man von der Grundkonstellation erwarten würde. Dem Film geht es nicht darum, eine klare Handlung zu erzählen und für einen relativ alltäglichen Konflikt einfache Antworten zu präsentieren, sondern er hält viele Fragen offen. Der Film will zeigen, dass Liebe im Leben komplizierter ist, als der 'Folge deinem Herzen'-Kitsch, den Hollywood uns regelmäßig präsentiert. Die Dynamik zwischen den Figuren ist absolut fesselnd und jederzeit nachvollziehbar, sowohl in dem, was sie handeln lässt, als auch in ihrem Zögern. Dabei ist der Film nie zu plakativ, sondern verlässt sich oft auch auf Andeutungen. Ach das Thema Bier und Alkohol ist hier nicht nur athmosphärisches Beiwerk, sondern wird zum Spiegel der Wünsche und Ängste der Figuren, die ihren inneren Kampf zwischen Vernunft und Verlangen gern irgendwie entscheiden würden, aber in einer Zwischenwelt gefangen bleiben.

      5
      • 3

        Schit! Ich dachte, ich kann mir Woody Allen Filme immer noch mit Vergnügen anschauen, ganz unabhängig von den aktuellen Vorwürfen gegen ihn. Dass das Werk unabhängig vom Künstler steht. Geht bei Polanski und stellenweise selbst bei Lars von Trier ja auch. Aber dann sieht man eine Stunde lang einen kleinen notgeilen Mann, der erst Angst vor Frauen hat, sich dann einredet, dass sie auf ihn steht und sie schließlich einfach anspringt. Ein Mann, der sich Humphrey Bogard als Männlichkeitsideal vorstellt, der ihm rät, dass Frauen nach ein paar Ohrfeigen erst recht auf einen stehen. Bis hierher fiel es mir schon sehr schwer, dass alles als Selbstironie abzutun und lustig zu finden. Dann kam aber tatsächlich eine Szene, in der sein Love Interest ihm sagt, dass sie nichts gegen eine Vergewaltigung hätte, wenn sie vom Richtigen komme und sie dann auch mittendrin Spaß daran finden würde. Und genau das macht Woody Allen dann - wenn auch verklausulierter Form - und tatsächlich ist sie nach anfänglicher Ablehnung auf einmal Feuer und Flamme für unseren Woody. Und ich musste abschalten.

        2
        • 7 .5

          Tavernier macht aus der Suche eines Vaters nach den Motiven seines Sohnes eine Parabel über das fatale Schweigen zwischen den Generationen und das Anrecht der Jugend auf Revolution. Der Film ist trotzdem sehr persönlich und einfühlsam inszeniert.

          3
          • 7 .5

            Was mir an dem Film sehr gefallen hat, war, dass er wirklich nach Kino aussieht. Anders als die neuen Märchenfilme der Öffentlich-Rechtlichen bietet Die Schöne und das Biest eine echte Märchenwelt, die auf der Höhe der Zeit ist. Auch, dass der Film mitunter sehr hart und sehr gruselig ist, also nicht nur auf dümmlichen Kinderhumor setzt, hat mir gefallen. Hinzu kommt die Geschichte, die aus dem bekannten Märchen um das Mädchen, dass sich in das hässliche Tier mit dem Goldenen Herzen verliebt, eine Emanzipationsgeschichte macht: Das Biest ist hier vor allem auch innerlich verwildert und versucht Belle seinen Willen aufzuzwingen - welche davon als moderne selbstständige Frau völlig unbeeindruckt bleibt. Erst indem die Bestie lernt sich zu zivilisieren und seine Angebetete als gleichwertigen Menschen zu respektieren, ändert sich ihr Verhältnis. Das ist ein hübscher zeitgemäßer Twist für ein altes Märchen.

            Bei so vielen Pluspunkten störte mich eigentlich nur eines: Das Marketing-Geschmäckle einiger komplett überflüssiger Elemente - vor allem die Welpenviecher. Diese werden als Belles enge Freunde angekündigt, verstecken sich aber bis zum Ende vor ihr und spielen für die Handlung nicht die geringste Rolle. Hier sollten einfach auf Zwang niedliche Minions für vermeintliche Zielgruppen etabliert werden, die dem ganzen restlichen Film widersprechen, denn Die Schöne und das Biest ist weder für Kleinkinder, noch für infantile Trinen gemacht.

            2
            • 4

              Der Film ist mir zu sehr pretenziöses Filmhochschulen-Geschwurbel. So sehr, dass er sogar mit eigenem Lektüreverzeichnis im Abspann daherkommt. Aber um zu diesem zu gelangen, müsst ihr zunächst einmal die erste halbe Stunde überstehen, in denen Ja Panik! einzeln oder als Gruppe traurig in die Kamera schweigen. Natürlich im ersten Erkennungszeichen der Einfallslosen gefilmt: dem 'ästhetischen Schwarz-Weiß'.

              Positiv heraus stechen lediglich eine Autofahrt mit Christiane Rösinger, die tatsächlich so etwas wie Inhalt bietet, und die gewitzte Idee, die Großsstädter fast ausnahmslos in verwilderter Stadtnatur zu zeigen.

              1
              • 3

                Der ehemalige Meisterregisseur liefert hier billig abgefilmtes belangloses Bauerntheater für Senioren ab. Ein Graus!

                2
                • 7

                  Ein Profikiller lernt hier, dass Mafia und Wirtschaft in Griechenland sehr ähnlich funktionieren. Lange lakonische Einstellungen mit einem schweigsamen Protagonisten wechseln sich dabei mit kurzen Gewaltexzessen ab. Für den Film braucht man vor allem Sitzfleisch.

                  1
                  • 7

                    Die Ambitionen der Regisseurin Licht ins Dunkel zu bringen, prallen letztlich an der aalglatten Undurchschaubarkeit des Protagonisten ab - aber das ist immerhin sehr beeindruckend.

                    2
                    • 6 .5

                      Zwischen Welten ist spannend und auch emotional packend, am Ende des Tages aber auch nur ein typisch deutscher Problemfilm, der dem Zuschauer die Welt erklären will. Auch das Ende, mit seinem unnötigen Bedürfnis, alles, aber auch wirklich alles auszubuchstabieren, passt in dieses triste Förderfilmeinheitsbreigefühl.

                      3
                      • 7

                        Eine nette Mainstreamkomödie ohne den Anspruch etwas anderes zu wollen, als 2h fluffige Unterhaltung. Das gelingt ihr immerhin.

                        1
                        • 6

                          Ein guter straight erzählter Western. Die Story des Fremden in der von einem Clan beherrschten Stadt in einem Ösi Bergdorf unterzubringen ist auch genial. Die Kamera ist ebenso makellos. Leider krankt der Film an zwei faux pas: Die Figuren reden Dialekt, der eher klingt wie Schauspieler, die sich über Dialekte lustig machen. Das ist oft unfreiwillig komisch, gerade an den düstersten Stellen. Eine Katastrophe ist auch der Soundtrack zwischen Indie-Folk und Hans Zimmer Gedächtnisdröhnen, das eins zu eins aus Inception gecopypasted scheint.

                          • 7

                            Ein hochstilisierter Aufbau in durch Zwischentitel abgegrenzte Einstellungen fast ohne Kamerabewegungen kann nicht über den typisch deutschen Problemfilmplot hinwegtäuschen. Anstatt Interesse für die anderen gibt es hier nur Moralin und abschließend die Bestätigung an den Zuschauer, dass er mit seinem Lebensstil richtig liegt, und die Figuren falsch. Wie in jedem Tatort. Statt sich für die Ursprünge und die Vorzüge des religiösen Fanatismus zu interessieren, wird hier mit dem Finger auf Freaks gezeigt.

                            7
                            • 5

                              Leider hat Two Men in Town dem altbekannten Genre des Exknacki trifft auf Sheriff Gnadenlos-Films extrem wenig hinzuzufügen. Die Handlung bewegt sich wie auf Schienen zum Ende. Der Versuch, moralische Grauzonen zu schaffen erschöpft sich darin, den Knacki mal ausrasten und den Sheriff mal weinen zu lassen. Und Forest Whitaker zeigt mal wieder mit viel Armbewegung und wenig Subtilität, dass er der schwarze Nicolas Cage ist.

                              1
                              • 5
                                über Jack

                                Langatmiges, unglaubwürdiges und klischeebeladenes Kleines Fernsehspiel, das es irgendwie ins Kino geschafft hat. Die erwachsenen Figuren sind allesamt eindimensionale Abziehbilder, die in ihrer grundlosen Arschlochigkeit nicht eine Sekunde glaubhaft sind. Und für die Kinder gilt offensichtlich Murphys Gesetz: "Wenn etwas schiefgehen kann, dann wird es auch schiefgehen." Jack ist Mitleids-Porno ohne intellektuellen Mehrwert.

                                2
                                • 7 .5

                                  Ein sehr guter sehr spannender Film. Ein blauäugiger Soldat kommt nach Belfast und geht in Unruhen verloren. Fortan wird er nicht nur von der IRA gejagt. Gut gelingt es dem Film zu zeigen, wie in einem Bürgerkrieg über ein albernes Thema die Leute nicht nur dem vermeintlichen Feind, sondern auch sich selbst und Außenstehenden an die Kehle wollen. Oder, wie es im Film knackig formuliert wird: "Posh cunts ordering dumb cunts to shoot at poor cunts. That is war."

                                  1
                                  • 5

                                    2 Stunden lang Amerikaner auf dem Euro-Trip, die mit verträumten Blick und leerem Hirn auf ein "Best Of Kunst" gucken, und dabei denken: Haben wir wieder mal die Welt vor Nazis und Russen gerettet. Ein Film, der ideologisch in die 60er gehört und inhaltlich ins Museum der abgenutzten Hollywood-Klischees. Tolle Frage bei der Pressekonferenz an Regisseur Clooney: Was würden sie den Griechen raten, die ihre 'gerettete' Kunst von den Briten zurückhaben wollen?

                                    2
                                    • Spannend. Bei Lincoln fand ich das Gleichgewicht ganz gut gelöst - zumal er keine Heldenverehrung war, wie du oben angedeutet hast. Der Film problematisiert sehr stark, wie Lincoln den blutigen Bürgerkrieg künstlich verlängert, nur um seine politischen Ziele durchzusetzen. Das diese Ziele sehr ehrenwert waren, gibt dem Film seine Ambivalenz.

                                      Bei Kings Speech kann man, denke ich, kaum noch von einem Biopic sprechen. Das ganze Stottertraining hat im Leben des Königs wahrscheinlich nicht mehr Wichtigkeit gehabt, als der Logopädenbesuch von Lieschen Müller. Hier wurde ein unbedeutender Lebensabschnitt künstlich aufgeblasen und so getan, als ob die Nazis sofort England erobern, wenn sich der König bei seiner Rede verhaspelt. Im Gunde ging es dem Film aber nur um etwas Buddy-Melodrama, das durch den historischen Bezug die nötige Gravitas bekommen sollte. Mehr nicht.

                                      Ansonsten scheinen deine Texte etwas wie Mandela: Sie müssten länger sein, um alle Themen, die angedeutet werden, tiefergreifend zu betrachten, anstatt im nächsten Absatz schon wieder von etwas ganz anderem zu reden. ;)

                                      1
                                      • 8

                                        2013 ist also das Jahr der stillen Untergangsphantasien. Ebenso wie Gravity vollzieht sich hier der Verlust des Bodens unter den Füßen ganz leise, aber genauso unaufhaltsam. Das kann natürlich ein Zufall sein. Ebenso, dass CD Chandor zuvor das auch recht stille Finanzkrisen-Drama Margin Call drehte, der wiederum kurz nach dem alles andere als lautem Take Shelter lief.

                                        Irgendwie scheint das Bedürfnis zu bestehen, vom Verlust der sozialen und existenziellen Sicherheit zu erzählen - und die große Katastrophe, die uns alles nimmt, wird jedes Jahr leiser. Hier ist sie neben Wind- und Wassergeräuschen auf ein einziges beherztes "Fuck" reduziert.

                                        Toll fand ich auch, dass All Is Lost es schafft, mir am Anfang des Filmes - trotzdem ich es dank Titel und Trailer besser wusste - glauben zu machen: Keine Sorge, alter Seemann, Problem gelöst! Deine Luxusjacht scheint ja eh unsinkbar. So überlegt und souverän reagiert Redfords Charakter auf die ersten kleinen Katastrophen, so sehr scheint er für jede Eventualität das passende Wunderwerkzeug an Bord zu haben. Auch im weiteren Verlauf vermittelt einem Redfords extrem ruhiges Spiel den Eindruck, dass alles halb so wild ist und alles schon wieder gut wird. Bis ihm das Wasser nicht nur bis zum Hals, sondern schon weit darüber steht.

                                        Wie bei Gravity spürt man die Sehnsucht nach festem Land unter den Füßen, obwohl man ganz ungefährlich im Kinosessel sitzt und das eigentlich auch weiß. Auch das ist Kino als Erlebnis - vielleicht noch mehr als Avatar und Transformers zusammen.

                                        Ganz großes Bilderkino also - dem man leider nur manchmal etwas den Green-Screen ansieht. Aber in der jetzigen Wirtschaftslage muss man eben sparen, solange überhaupt noch was da ist.

                                        4
                                        • Sehr gute Analyse, der ich voll und ganz zustimmen kann.

                                          3
                                          • 7 .5

                                            Unterhaltsam und kurzweilig ist er definitiv, aber irgendwie passt das alles nicht zusammen: Die überstilisierte Gewalt, die grobschlächtige Sozialkritik nach Schema-F und auch dieser dick aufgetragene christliche Subtext, bei der eine mittelalterliche göttliche Gesellschaftsordnung durch einen alttestamentarischen Opfer- und Reinigungs-Kult ersetzt wird. Das war schon alles extrem an den Haaren herbei gezogen und fast bis zur Albernheit grotesk.

                                            Insgesammt stört mich aber am meisten, dass der Film viele spannende und schwerwiegende Fragen andeutet, aber dann nicht weiter verfolgt und letztendlich verrät.

                                            [Achtung --- ab hier Spoiler ----]
                                            Eigentlich werden in diesem Zug als Mikrokosmos sehr spannende Fragen aufgeworfen: Der ganze Zug ist als 'Perpetuum Mobile', wie bereits im 'Sushi-Waggon' erklärt wird, nach dem strengen Prinzip der Nachhaltigkeit aufgebaut. Was hier für die Nahrungsmittelproduktion gilt, lässt sich laut Wilford auch auf die gesellschaftliche Entwicklung übertragen: So wie Jäger in einem Wald ohne Wölfe mit dem Gewehr die Population regulieren muss, so muss er das mithilfe von gezielten Massakern. Das ist eine sehr spannende Frage, gerade in Anbetracht der Bevölkerungsexplosion gerade in den ärmsten Regionen und den Migrationsbewegungen in die wohlhabenden Länder ist das brisant. Gerade in dem Moment, wo Wilford das Kommando an den Revoluzer Curtis übergeben will, wäre das eine Spannende Frage gewesen, wie er sich entscheidet.

                                            Auch geht er im Sinne der unendlichen Maschine, die im Kreis fährt, von einem zirkulären Geschichtsbild aus, in dem es keine Entwicklung, sondern nur eine unendliche Widerholung von Ereignissen gibt und geben darf. Deshalb auch diese mittelalterliche Gesellschaftsordnung, nach der jeder von Gott (Wilford) auf seinen Platz gesetzt wurde und dieser nicht verlassen werden darf. Ist ein solches Weltbild vielleicht die Bedingung der Nachhaltigkeit? Ist gesellschaftlicher Fortschritt mit ihr unvereinbar?

                                            Allerdings geht der Film mit diesen Fragen nicht wirklich auf den Grund. Zum einen bleibt dafür neben den ganzen Metzelszenen kaum Zeit. Aber die Fanboys wollen eben Äxte und Blut sehen. Zum anderen wird nie erklärt, warum es überhaupt die Unterschicht geben muss und die letzten Waggons nicht einfach abgekoppelt werden. Eine gesellschaftliche Funktion - wie etwa Zwangsarbeit - scheint sie nicht zu erfüllen. Sie soll nur da sein, um alle paar Jahre dezimiert zu werden? Das ergibt keinen Sinn, da sich die Opfer ja auch nur auf die Unterschicht beschränken. Es bleibt als einzig mögliche Erklärung nur das Mitleid und die Gnade des achso berechnenden Wilford. Das wäre ein spannender Ausgangspunkt für weitere Betrachtungen gewesen, aber diese Frage meidet der Film vollkommen.

                                            Endgültig ruiniert wird der Film aber durch sein Ende. Die Frage nach den Opfern der Nachhaltigkeit wird sehr seltsam damit beantwortet, dass die in Sünde gefallene Menschheit (weil Massaker eine Sache sind, Kinderarbeit aber gar nicht geht) komplett ausgelöscht werden muss, damit junior Adam und Eva noch einmal von vorn anfangen können...ähhh...wirklich?! Das soll die Antwort auf die großen Fragen der Menschheit sein? Dieser Opfergedanke - der auch in Curtis Ende zum Ausdruck kommt - scheint mir zutiefst Archasisch und nicht zeitgemäß. Auch wird damit implizit gesagt, dass gesellschaftlicher Fortschritt nur möglich ist, wenn die alte - in der zirkulären Geschichte gefangene - Gesellschaft zugrunde geht. Genauso diese Idiotie, dass Kinder die besseren Menschen sind und alles für Curtis ok war, bis er gesehen hat, dass Wilford aus absolut unnachvollziehbaren Gründen Kinder als Ersatzzahnräder in seine Maschine einbaut - eine Maschine, die zwar wie durch ein Wunder ohne Energiequelle unendlich laufen kann, aber die Bewegungsabläufe hirntoter 6-Jähriger nicht anderweitig ersetzen kann. Das ganze Ende ist ein einfacher schnulziger Ausstieg aus einer spannenden Frage und untergräbt damit seinen spannendsten Konflikt. Ein Film, der mich vor allem deshalb aufregt: Weil er viel mehr hätte sein können, wenn er nur etwas mehr Eier und etwas weniger Bibel unterm Kopfkissen gehabt hätte.

                                            7
                                            • 6 .5

                                              Am Ende hatte ich leider nicht das Gefühl, zu wissen, wie es ist, 12 Jahre lang ein Sklave gewesen zu sein. Der Film fühlte sich eher an wie vier Wochen Dauerpeitschen. Ein Worst of Slavery Medley sozusagen.

                                              Sicher ist der Film berührend und verstörend, aber liegt das doch hauptsächlich an der dargestellten Sache selbst und deren historischem Hintergrund, nicht unbedingt an der filmischen Umsetzung. Diese hatte ein paar großartige visuelle Einfälle, wie die Dopplung der Ballszene, aber auch ein paar Momente wo an der emotionalen Schraube 'nach zu fest, ab kam'. Etwa wenn Salomon die vierte Wand bricht und ähnlich verzweifelt dem Zuschauer ins Gesicht blickt, wie Jimmy Wales, wenn er mal wieder auf Wikipedia um Spenden für seine Stiftung bettelt. "Siehst du Zuschauer, wie unglaublich schlimm es mir hier geht?" Ja. Ich sehe es. Danke für den Hinweis.

                                              Wie gesagt, er ist weit davon entfernt, ein schlechter Film zu sein. Da er mir gefühlt aber null Erkenntnisgewinn brachte, ist er im Vergleich zu den vorherigen Steve McQueen-Filmen meine erste Enttäuschung.

                                              4
                                              • 8

                                                Prisoners kommt mir vor, wie eine große Parabel auf Guantanamo Bay und hat mich teilweise auch an Take Shelter erinnert: Die Fragilität der zivilisierten Sicherheit, die Hugh Jackman trotz seiner Notfallvorräte und Jagd-Skills eben nicht garantieren kann, die Gefahr schwere Entscheidungen nicht aus Vernunftgründen sondern aus Angst zu treffen und die Frage, ob ein hoher Zweck wirklich die niedrigen Mittel rechtfertigen kann. Toll auch dagegen Jake Gyllenhaal als Verkörperung des Rechtsstaats, der an der eigenen Machtlosigkeit und Bürokratie zu verzweifeln droht und den Menschen, die auf ihn angewiesen sind, immer das Gefühl vermittelt, sie im Stich zu lassen. Auch der Twist, dass genau dieser Verfall das Ziel des Terrors ist, dass Wahnsinn zu Wahnsinn führt, ist politisch.

                                                Das Ganze ist nun aber gar nicht High Concept, sondern ein perfekt gefilmter, düsterer, kalter Thriller, den man nur mit der Heizung auf Stufe 5 ertragen kann.

                                                4
                                                • Sonse, diese Léolo-Vorhersage solltest du ernst nehmen!

                                                  1
                                                  • Oh Gott!Marilyn Manson ohne Schminke sieht ja aus wie Steve Little mit Schminke!