RoboMaus - Kommentare
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Alle Kommentare von RoboMaus
"Prädikat wertvoll" schreibt jemand in einem einzeiligen Kommentar zu 'Casualties of War' und vergibt 10 Punkte. Wieder ein Film, bei dem der Anspruch weit oben hängt und allein schon damit die Bewertungspunkte generiert: die zum x-ten Vietnam-Film zum x-ten mal gebrachte Message "Krieg ist Unsinn, grauenhaft und macht Männer zu gewissenlosen Bestien, die auch vor Vergewaltigung nicht zurückschrecken". Doch wenigstens ein guter Amerikaner bleibt standhaft und zeigt Moral, was den anderen überhaupt nicht schmeckt - wer braucht schon einen Spielverderber?
Ich bin so frei und bewerte den Anspruch nicht. Was bleibt dann übrig? Brian de Palma inszeniert Sean Penn, Michael J. Fox und J.C. Reilly beim Waldmarsch, bei endlosen Gesprächen zu Belanglosigkeiten und Scharmützeln mit den Vietkong, bis sie schließlich zu ihrer Belustigung eine Frau fangen und sie vergewaltigen. Der Plot arbeitet lediglich die Stereotypie des US-Alltages in Vietnam, Gruppenzwang-Klischees und diverse Gräueltaten ab, was spätestens nach einer halben Stunde schon langweilt.
Dramaturgisch und storytechnisch gleicht dieser Film einer einfallslosen Wüste, worin der Zuschauer im einzigen Ziel versandet, das hier verfolgt wird: ihn mit dem Leid der gefangenen Vietnamesin konfrontieren, und mit simplen gut/böse-Mechanismen Antipathie gegenüber den US-Soldaten zu schüren, sowie Sympathie zu dem, der nicht mitmacht. Billiger und langweiliger geht es kaum noch - das Overacting eines Sean Penn gibt es gratis dazu.
Wer noch nicht mitbekommen hat, was im Krieg passiert, mag hier mit Erkenntnisgewinn herausmarschieren, doch ansonsten hat dieser Film nichts zu bieten, das in irgendeiner Form interessant oder gar unterhaltsam erscheint. Sagte ich "unterhaltsam"? Sorry, das darf er natürlich nicht sein, denn er lebt doch vom Anspruch eines ernsten Themas.
Ein guter Thriller aus Spanien. Wieder einmal. Dabei hat er nicht einmal eine besondere oder clever aufgezogene Story, keinen Twist, und ist durchweg gemächlich im Tempo. Es ist in der Anlage ein klassischer Krimi, der zunächst die Tat darstellt, ein Ermittlerduo daransetzt, das nach und nach Fakten ausgräbt und den/die Täter langsam einkreist. Die Story hätte auch von einer gewöhnlichen 'Tatort'-Folge stammen können.
Doch hier kommen die Spanier und deren Script-/Inszenierkunst im Genre ins Spiel. Das Setting ist gut gewählt, im Delta eines großen Flusses, das viele unzugängliche Stellen und kleine Wege hat, solche, die nur die Einheimischen und der Mörder kennt, aber nicht die Ermittler von auswärts. Das in diesem Ambiente behandelte Thema brennt unter den Nägeln: junge Mädchen verschwinden und werden ermordet aufgefunden, wobei die Hinweise auf sexuellen Missbrauch zu Pornozwecken deuten.
Der Zuschauer bewegt sich mit den Ermittlern, die die Wahrheit allmählich ans Licht bringen - nie zu viel, nie über die einzelnen Plot-Phasen zu wenig, so dass das Interesse und eine gewisse Grundspannung immer erhalten bleiben. Allerdings reden wir nicht von Hochspannung - der packende Thriller wird hier nicht geboten.
Es enttäuscht etwas, dass ein wichtiger, gut aufgebauter Handlungsstrang fallengelassen wird (SPOILER): Der "Mann mit Hut", der mindestens eins der Mädchen (wohl gegen Bezahlung) vergewaltigt hat und als Lokal-Baron im Baugeschäft vom Bürgermeister gedeckt wird. Gerade er hätte am Ende spektakulär zu Fall kommen müssen, und mit ihm der Bürgermeister (SPOILER ENDE).
Durchweg interessant, obwohl 'La isla mínima' zum Ende etwas schuldig bleibt.
Brendan Gleeson spielt Katz und Maus mit Jon Voight.
Eine wahre Geschichte aus Irland, die gleich mehrere Genres vereint: Biopic, Heist-Movie, Sozialdrama und etwas Komödie. 'Der General', überzeugend verkörpert von Gleeson, ist ein irischer Krimineller aus Dublin, der zeitlebens die Behörden zum Narren hielt. Extrem gerissen, studierte er autodidaktisch sogar das Gesetz, um Lücken aufzuspüren und sie erfolgreich in Gerichtsverhandlungen einzusetzen, während er in der Pause mit seiner Bande einen gut vorbereiteten Coup durchzog - gibt es ein besseres Alibi? Er war so etwas wie ein Al Capone der Iren, sehr zum Frust von Polizeichef Jon Voight, der keine Gelegenheit auslässt, um ihn zur Strecke zur bringen.
Gleeson zum Kumpel, der wegen Vergewaltigung angeklagt wird:
"Dich hat doch damals der Pfarrer gebumst, als du Messdiener warst"
"Stimmt, ja, das machte er mit allen Jungs"
"Das ist deine Verteidigung - du sagst, es hätte dich sexuell verdorben"
"Also weißt du, ich kann doch den alten Mann nicht verpfeifen.... schlimm war's auch nicht besonders, und er hatte Spaß dran"
Man kann über die Iren sagen was man will, aber sie halten zusammen.
Doch wer sich mit jedem anlegt, legt sich irgendwann auch mit den Falschen an....
Was anfangs wie eine langweilige Milieustudie mit sozialem Hintergrund im 80er-Dreck von Dublin wirkt, entwickelt schnell Profil, indem Gleeson außergewöhnliche Charakterstärke beim ersten Kräftemessen mit Voight zeigt. Danach geht es sprichwörtlich Schlag auf Schlag mit mehreren exzellenten Ideen, womit Gleeson die Polizei an der Nase herumführt.
Vor allem zu Beginn, aber auch im letzten Drittel hat der zwei Stunden-Plot jedoch einiges an dialoglastigem, inhaltlichem Leerlauf - eine straffere Darstellung der Ereignisse wäre besser gewesen. Zudem stört, dass der ganze Film in schwarz-weiß ist, mit der intellektuellen Begründung des Regisseurs Boormann, von der Alltagsrealität abheben und dem Film etwas Mystisches verleihen zu wollen. WTF? Das Dublin der Achtziger wäre auch farbig noch dreckig genug......
Phasenweise ist 'Der General' starke Unterhaltung, die auch einige Lacher parat hat, läuft aber insgesamt eine halbe Stunde zu lang.
Wenn der Durchschnitt der Kommentare bei 9,0 liegt, der der Community aber bei 5,5, darf man von einem sehr speziellen Film ausgehen, der Anlass zu kontroverser Betrachtung gibt.
Vordergründig ist 'Defending Your Life' eine Komödie, die den Zuschauer auch auf der Gefühlsschiene erreichen soll. Der Original-Titel deutet an, dass ein frisch Verstorbener (Albert Brooks, auch Regie & Drehbuch) sein Leben vor einem Tribunal verteidigen muss, das in einer Art Zwischenwelt angesiedelt ist. Wenn er im Leben die nötige Portion Moral/Einsicht/Hilfsbereitschaft gezeigt hat, kommt er in den Himmel, wenn nicht, geht es zurück auf die Erde in ein neues Leben. Das Ganze ist als Gerichtsverhandlung aufgezogen......
Doch bis es überhaupt soweit ist, vergeht schon ein Drittel des Plots, der mangels Lachern oder interessanten Inhalten die Frage aufwirft, wie lange man sich das noch antun will. Der Verhandlung um möglicherweise moralisches oder nicht moralisches Verhalten in Brooks' Leben, den Sinn und Zweck einer Lüge oder sonstiger Vorfälle konnte ich leider keinen Unterhaltungswert abringen. Mir kommen diese Fragen und pathetischen Diskussionen eher banal vor, auf eine hehre Botschaft ausgerichtet, die selbst einem Fünfjährigen nach fünf Minuten klar ist. Gut gemeint, aber zu simpel und bestenfalls albern.
Da Lacher weiterhin ausbleiben und die Inhalte in zunehmenden Maße Desinteresse hervorrufen, ist auch die Bewertung entsprechend, mit einem Kommentar, der die Meinung der meisten Bewertenden wohl als einziger grob reflektiert. Besser als keiner :)
Peter "Robocop" Weller in der Auseinandersetzung mit einer außergewöhnlich intelligenten Ratte. Typisch 80er Tierhorror, natürlich handgemacht, aber Grusel will hier nicht aufkommen. Die bessere erste Hälfte wirkt wie eine ernste Version von 'Mäusejagd' (1997), was gut gemacht ist. Weller bemerkt, dass im Haus etwas nicht stimmt und kommt dahinter, dass eine Ratte ihr Unwesen treibt. Doch was er auch unternimmt, sie ist ihm immer einen Schritt voraus.
Die zweite Hälfte versucht schließlich, das ganze in Richtung Horror zu drehen, indem die Ratte immer direkter in der Auseinandersetzung wird. Leider wird es dabei auch immer hanebüchener und einfallsloser. Da kommt nicht eine clevere Idee, zu der man denken würde "mein lieber Mann.....", sondern alles läuft nach Schema F und recht vorhersehbar ab. Der "Showdown" ist die Krönung der Ideenlosigkeit....
Wer sich vor Ratten fürchtet, mag hier wenigstens Gänsehaut bekommen, doch ansonsten ist dieser Streit mit einer Ratte kaum als Horrorfilm anzusprechen.
Zu viel Massageöl.
Clint Eastwood sucht in einem klassischen Erotik-Thriller den Rotlicht-Serienkiller. Nicht ganz zufällig kreuzen jede Menge nackte Brüste und eingölte Körper den Weg, während Clint alias Polizeiermittler Block durch die schummrigen Bars schlendert. Auch für ihn fällt nebenbei einiges ab.....
Die Handlung erscheint nebensächlich und kommt sehr langsam voran, wobei die "Story" nur nach Schema F abläuft. Durch seine ausgedehnte Milieubetrachtung, Betonung auf das Ambiente, sowie das Spiel mit Beleuchtung und Schatten, hat dieser Film deutlich Anklänge an das Noir-Kino. Wem das gefällt, der könnte sich bei 'Tightrope' gut unterhalten fühlen, doch wer einen packenden Eastwood-Thriller/Actioner sehen will, sollte sich lieber 'Dirty Harry' anschauen.
'Human' (2016) ist mit 8,7/10 einer der bestbewertetsten Filme auf IMDb, und auch auf MP wird er ähnlich gut gesehen. Doch es ist ein vergleichsweise kleiner Kreis, der sich dieser sehr speziellen Dokumentation zuwendet. Sie zeigt Menschen in kurzen, etwa einminütigen Statements, worin sie über ihre Gefühle und Haltung zu verschiedenen Themen sprechen, wie Glück, Armut, Krieg, usw.. Unterbrochen wird das von Einschüben mit ansprechenden, vielsagenden Bildern unseres Planeten, seiner Natur in Verbindung mit dem Menschen, wobei eine gewisse Ähnlichkeit zu 'Die Erde von oben' (2004) auffällt. Das ist kein Zufall, denn die themenorientierten Filme dieser Reihe, wie 'Wasser' etc. stammen von Yann Arthus-Bertrand, der auch für 'Human' verantwortlich zeichnet.
Die Aussagen der überwiegend aus Afrika und Asien stammenden Menschen drücken Originalität, Ehrlichkeit und die zugrunde liegenden Gefühle aus. Es ist diese Authentizität und die Message, was wohl die hohen Bewertungen verursacht - 'Human' wirkt alles andere als trivial.
Doch man erkennt auch, dass sich der Tenor der Inhalte ständig wiederholt - die unüberhörbare Message zu mehr Menschlichkeit und Gerechtigkeit auf unserem Planeten ist gewiss so nötig wie beeindruckend, stumpft aber wie alle Inhalte bei zu häufiger Wiederholung ab, vor allem bei drei Stunden Laufzeit.
Die Macher wollen den Eindruck einer globale Stichprobe erwecken und demonstrieren, dass sich Gefühle überall auf der Welt gleich ausdrücken, eine menschliche Grundeigenschaft darstellen, egal, wen man fragt und aus welcher Kultur er/sie kommt. Vielleicht ist das der Grund, weshalb sie alle gleich vor einer schwarzen Wand gefilmt wurden, man außer dem Gesicht keine Informationen zu den Menschen bekommt, nicht einmal wie sie heißen oder wo sie herkommen. Das gleiche gilt für die eingeschobenen Sequenzen mit Bildern des Planeten. Das ist schade, denn es ist ein mindestens so interessanter Aspekt wie die Aussagen dieser Menschen und Bilder.
'Human' ist ambitioniert, innovativ und interessant, aber mit der Zeit ermüdend, monoton wirkend, auch weil dem Betrachter nützliche, auflockernde Informationen vorenthalten werden.
Das ausgezeichnet gespielte Biopic betrachtet die Zeit von Teslas Ankunft in Amerika 1884, bis etwa 1905, als er seinen wichtigsten Investor J.P. Morgan verlor, dem er vorgaukelte, an Funkübertragung zu arbeiten, in Wirklichkeit aber Experimenten zur Energieerzeugung nachging. Morgan wird vom charismatischen Orson Welles gespielt, der den pragmatischen US-Banker beeindruckend verkörpert. Auch der Tesla-Darsteller Petar Bozovich brilliert mit dem zurückhaltenden, eigenwilligen, aber doch bestimmten und häufig irritierenden Verhalten, das Tesla charakterisierte und mit dem er seine Umgebung immer wieder vor den Kopf stieß. Zudem sieht Bozovich ihm sehr ähnlich, was eine gewisse Authentizität induziert.
Um den Elektrotechnik-Pionier und genialen Erfinder Nikola Tesla ranken sich bis heute Legenden mit einer angeblichen Erfindung zur Nutzung unerschöpflicher elektrischer Energie. Was so geheimnisvoll und titelgebend klingt, ist im Film eher eine Randerscheinung zum Ende des Plots – Tesla arbeitete tatsächlich an einem solchen System, konnte aber nie die Funktionalität darstellen und verlor seine Investoren.
Tesla kam mit vielen Ideen im Gepäck in die USA, die er zunächst dem führenden Elektrotechniker Thomas Edison mitteilte, und sich von ihm anstellen ließ. Es folgt eine packende Darstellung seiner revolutionären Ansätze, vor allem die Einführung des Wechselstromes gegen den erbitterten Widerstand Edisons, der Gleichstrom trotz weit unterlegener Eigenschaften beim Stromtransport propagierte. Tesla lernte, wie er sich gegen solche Anfeindungen zur Wehr setzen konnte und fand prominente Unterstützer wie Westinghouse und später Morgan. Es gelang ihm, das begrenzte elektrische Netz der USA auf Wechselstrom auszurichten und damit massiv zu erweitern – seine wichtigste Leistung, die im Film gebührend dargestellt wird.
Dabei wird sowohl die technische Seite beleuchtet, als auch die gesellschaftliche, die unbedingt nötig war, um seine Ideen zu finanzieren und durchzusetzen. Es kulminiert in einem genialen Showdown mit Edison vor J.P. Morgan, der das Potential in Teslas Arbeit erkennt und Edison abblitzen lässt. Er war auf dem Zenit seines Schaffens und seiner Popularität angekommen, doch vom Gipfel geht es nur noch abwärts.......
Ein sehr interessantes Biopic, das vor allem Teslas Charakter und den seiner amerikanischen Verbündeten ausgezeichnet darstellt, sowie das Verhältnis zu ihnen, aber auch seine technischen Leistungen adäquat beleuchtet.
.....und wieder marschieren die Römer im fernen Britannien.....
Es geht gegen die Picten im heutigen Schottland, das die Römer tatsächlich nie erobern konnten. Soweit die Geschichte - der Rest ist frei erfunden, aber wen juckt das schon? Letztlich geht es um das immer wieder gute Milch gebende Euter der Auseinandersetzung der damaligen zivilisierten Welt mit den Barbaren, die den Römern das Leben schwer machten.
Doch 'Centurion' erweist sich als höchst eindimensionale Darstellung aus martialischen Sprüchen und Brutalität, wobei abgetrennte Gliedmaßen, aufgeschlitzte Kehlen und Splatter im Vordergrund stehen. Eine wenigstens halbwegs durchdachte Handlung oder gar Schlüssigkeit sucht man hier vergebens - wozu auch, wenn auf Gewalt als Selbstzweck gesetzt wird? Immerhin überzeugt die Inszenierung mit einer bedrohlichen, düsteren Atmosphäre, dem Score und guten Leistungen von Fassbender & Co, was den Totalabsturz verhindert.
"Was auch immer da aus dem Nebel kommt, ihr werdet die Formation halten" - jepp, wenn einem selbst nichts einfällt, muss man eben von 'Gladiator' (2000) kopieren. Das unterstreicht lediglich die inhaltliche Leere und Einfallslosigkeit, die diesen Streifen durchzieht, ähnlich wie das billige CGI-Blut.
Der Vergleich mit dem späteren 'Ironclad' (2011) in einem anderen Kommentar bringt es auf den Punkt. Hätte ich den nur früher gelesen.......
Die besten Verfilmungen einer Story von Stephen King sind meist die, zu denen er nicht selbst noch das Drehbuch geschrieben hat. Das ändert sich auch mit 'Dolores' nicht.
Schon der Beginn könnte überkonstruierter nicht sein: eine alte Frau stürzt die Treppe hinunter, liegt halbtot auf der untersten Stufe, Kathy Bates (ihre Haushälterin) rennt in die Küche, holt eine Stein-Teigrolle und steht über ihr, um den mutmaßlichen Todesschlag zu versetzten. "Zufällig" macht sich genau in diesem Moment vor der Tür der Postbote bemerkbar, doch Bates bleibt einfach so stehen, so dass natürlich der Mordverdacht auf sie fällt, und obwohl Bates noch Zeit gehabt hätte, die Teigrolle wieder in die Küche zu bringen - was wohl jeder Mensch gemacht hätte, der noch halbwegs bei Verstand ist. ....und Bates ist bei klarstem Verstand, wie sich herausstellt.
Im Verlauf wird das miserable Leben von Bates in der Retrospektive enthüllt: die vielen Rückschläge, der nutzlose Ehemann, der sie schlägt, die alte Frau, die sie ständig erniedrig, usw. Letztlich zielt der Plot nur darauf ab, ihr depressives Auskommen im Detail darzustellen und die Frage offen zu halten, ob Bates die alte Frau und ihren eigenen Mann, der unter mysteriösen Umständen Jahre zuvor zu Tode kam, tatsächlich umgebracht hat. Dabei spielt auch Bates' Tochter eine Rolle, inzwischen erwachsen und Reporterin, die anlässlich der Untersuchung zum Tod der alten Frau zu Besuch kommt.
Gewiss ist Bates' Schicksal tragisch, aber so etwas über zwei Stunden lang in einem dialoglastigen Plot mit häufigen Streitereien auszuwalzen, der eigentlich ein Thriller-Drama tragen sollte, hat für mich kaum Unterhaltungswert und erzeugt weder Empathie noch Spannung. Dass das Leben Scheiße sein kann, vor allem, wenn man aus Dummheit die falschen Leute wählt, habe ich schon aus eigener Erfahrung mitbekommen.
Wenn Kathy Bates diesen Film nicht mit einer herausragenden Leistung in das "geht so" retten würde, wäre er uninteressant.
Ein hochgelobtes japanisches Drama (7,6 Community!), das 2014 auch bei uns im Kino zu sehen war. Die Eltern eines sechsjährigen Jungen erfahren vom Krankenhaus, dass ihr Kind bei der Geburt vertauscht wurde. Auch die anderen Eltern werden informiert - somit stellt sich die interessante Frage, was man nun mit den Kindern machen wird.
Das eine Paar mit einem ehrgeizigen, business-orientierten Vater ist wohlsituiert in einer teuren Wohngegend, das andere lebt in einer heruntergekommenen Gegend, ist aber menschlicher im Umgang mit Kindern. Obwohl die Frauen in der Sache das gleiche Gewicht haben, wird im Film überwiegend die Rolle der Männer beleuchtet. Die Sympathien sind schnell verteilt, da hegt der Ehrgeizige auch noch den Anspruch, das Kuckuckskind zu behalten und dazu sein leibliches Kind aus der anderen Familie zu holen....
Doch anstelle einer ansprechenden Story mit guten Ideen oder gar Spannung generiert der Plot nur eine langatmige Betrachtung der jeweiligen Situationen und des Auskommens der beiden Familien untereinander bei den vielen Treffen, die man organisiert, um die Kinder an die "richtigen" Eltern zu gewöhnen. Anfangs ist das noch interessant, doch die stetig zäher werdende Handlung und der in die Belanglosigkeit driftende Inhalt lassen das Folgen immer schwerer werden...... bis an den Punkt, wo die Schicksale der Kinder und der Protagonisten unwichtig werden. Da hilft es auch nicht (SPOILER), dass der Ehrgeizige zum Ende noch eine überkonstruierte Charakterwende vollführt und "auf einmal" zur Vernunft kommt, nachdem er zuvor selbst die einfachsten Regeln der Vernunft zwischenmenschlichen Verhaltens ignoriert hat (SPOILER ENDE).
Ein starkes Drama hätte das Konfliktpotential genutzt, um eine wirklich bewegende, berührende, vielleicht auch tragische Story daraus zu machen. So wirkt das zwar anspruchsvoll, aber langweilig und letztlich auch banal.
Brendan Fraser blieb seinem Erfolgsgenre Fantasy-Abenteuer-Action treu und produzierte direkt nach dem letzten, schwachen Teil der 'Mumie' (2008) seine entrückte Version dieses Jules Verne-Klassikers, natürlich mit sich selbst in der Hauptrolle.
Das Ergebnis ist nicht berauschend, trotz des beachtlichen Budgets von 45 Mio.$., und wirkt etwas bieder, phasenweise beinahe schon hölzern, wozu auch die teils billig wirkenden Effekte beitragen (vor allem beim Stürzen/Fallen). Allerdings sind die Dinos und andere Wesen stark animiert - irgendwo muss das Geld schließlich hingegangen sein. Die Story ist ansprechend und hat über das Acting einen gewissen Charme, was wiederum überzeugt - man darf diesen Film nicht allzu ernst nehmen.
Mit diesen Eigenschaften wird Frasers 'Journey to the Center of the Earth' vor allem für Kinder schaubar und präsentiert sich als idealer Familienfilm. Was auf Erwachsene in Punkto Setting und Dramaturgie etwas billig wirken mag, ist faszinierendes, großes Abenteuer für die Kleinen (und die kleingebliebenen Großen :).
Es mag manchen überraschen, mich eingeschlossen, dass dieser Film weltweit 243 Mio.$ einspielte, was wohl vor allem Kindern/Familien geschuldet ist (bei FSK 12 dürfen jüngere Kinder in Begleitung Erwachsener mit ins Kino). So hat auch dieses gescholtene Kind Frasers durchaus etwas zu bieten.
Geschmachte und Geschlachte.
Wolfgang Petersens Verfilmung der ältesten westlichen Literatur hätte den alten Griechen vielleicht gefallen. Doch in der heutigen Zeit mag das manchem eine Spur zu dick aufgetragen vorkommen. Lange, pathetische Sequenzen, mit denen versucht wird, die Gefühle der Protagonisten auszudrücken, bevor sie in die Schlacht ziehen oder nachdem etwas Tragisches passiert ist. Ein (fast) unverwundbarer Brad Pitt alias Achilles, der seine Liebe zu einer trojanischen Tempeldienerin findet, sie beschützt, umhegt, im ausgedehnten Dialog für sich gewinnt. Muss das sein?
Die renommierten Schauspieler überzeugen, neben Pitt auch Eric Bana als Hector, Brendan Gleeson als Menelaus, sowie Orlando Bloom als Paris, Entführer der Helena (blass: Diane Kruger) und Waschlappen-Prinz von Troja. Doch die ohnehin schon karge Handlung kommt durch die immer wieder eingeschobenen, dialoglastigen Herzschmerz-Sequenzen zu oft zum Stillstand und verhindert das Aufkommen eines packenden Flusses oder Spannung in diesem Geschichts-Drama der Bronzezeit. Daran können auch die gut inszenierten Schlachten nichts ändern.
Wie immer ist so etwas Geschmackssache - diese Mischung aus Schmalz und Schlachtengetümmel mag manchem/r vorzüglich munden, während anderen wiederum entscheidende Elemente eines packenden Historien-Epos fehlen. Immerhin ist die bildgewaltige Inszenierung gelungen, und Homers Geschichte ist sowieso über jeden Zweifel erhaben, so dass noch ordentliche Unterhaltung dabei herauskommt. Letztlich überzeugt einen Geschichtsinteressierten auch ein kleines Detail: Petersens Schwerter und Dolche sind tatsächlich aus Bronze, nicht aus Stahl.
Die große Story war im 90er-Western 'Tombstone' nicht zu erwarten - es ist das typische Rachedrama, in diesem Fall an der berühmten historischen Figur des Wyatt Earp aufgehängt und tatsächlich mehr oder (eher) weniger in dieser Form geschehen. Earp, seine Brüder und Doc Holiday geraten im Provinznest Tombstone mit einer Gang aneinander, die sich "Cowboys" nennt....
Überzeugend ist vor allem die erste Hälfte, worin die Brüder zusammenkommen und die Begegnungen mit den Cowboys noch provokativer Natur sind. Dabei zahlt sich die Klasse der Schauspieler aus, allen voran Kurt Russell als Wyatt Earp und Val Kilmer als Doc Holiday (kaum zu glauben, wie schlank er damals war). Der Plot lebt in dieser Phase von einigen starken Szenen, wie die, worin Kilmer eine Provokation mit dem Schnapsbecher anstelle des Revolvers beantwortet. Das hat Stil und Spannung.
In der zweiten Hälfte wird es zur erwarteten, bleihaltigen Auseinandersetzung mit Opfern auf beiden Seiten, wobei gute Plotideen dem ausgedehnten Geballer weichen. Unterbrochen wird das von verklärenden Unterhaltungen, wenn wieder einmal ein Guter ins Gras beißt..... na, ja.
Vor allem wegen der ersten Hälfte und des starken Auftritts von Russell & Kilmer noch ein "ganz guter" Western
Durch und durch pathetischer History-Fantasy-Ethno-Kitsch. Roland Emmerich am Tiefpunkt.
Mehr dazu zu sagen wäre genauso Zeitverschwendung, wie sich diesen Stumpfsinn eindreiviertel Stunden lang anzuschauen.
'Nerve' benutzt das nicht gerade neue Story-Konzept des Eskalations-Spieles: jemand steigt in ein Spiel ein, wird mit etwas Geld und Anerkennung gelockt, muss Aufgaben erfüllen, die sich "erstaunlicherweise" immer schwieriger und riskanter gestalten, bis es schließlich um Leben und Tod geht. Das Problem: man kann sich schon von der ersten Minute an ausmalen, wie der Film weitergeht und sogar, wie sich das Finale gestaltet. Überraschungen ausgeschlossen.
Das Besondere: man arbeitet durch das Internet. Hinter dem Spiel steht eine allmächtige Programmierung, die auch die Weltherrschaft anstreben könnte, denn sie schafft es mühelos, in die am besten geschützten Bereiche von Institutionen wie Banken zu kommen und räumt den Spielern das Konto leer, wenn sie nicht spuren....
Sämtliche Behörden und die Polizei scheinen unterwandert und decken ein Spiel, das in der realen Gesellschaft sofort verboten würde. Ein paar Hacker sind wieder einmal schlauer als die ganze Welt zusammen....
O.k. - "Die Gefahren aus Netz", "Wenn wir nicht aufpassen, werden wir von Serven beherrscht", usw. Die alte 80er-Message im neuen Gewand, aber die wird hier in recht plumper Form erzeugt, um ein paar Leute als moderne Gladiatoren durch die Straßen laufen zu lassen, während die "Watchers" mit ihren Handy-Cams den Menschenauflauf dazu bilden. Doch natürlich verpflichten sich die Nerve-User, das Spiel geheim zu halten.......
Storytechnisch und dramaturgisch ist das kaum überzeugend, zu stereotyp, obwohl ein paar gute Ideen dabei sind - unter dem Strich trotzdem uninteressant.
Abba Overdose.
Nach 'Muriels Hochzeit' ist erst einmal etwas akustische Erholung angesagt. Muriel, großartig verkörpert von Toni Collette, ist ein australisches Mauerblümchen, das Ausgrenzung und Erniedrigung erfährt, sogar vom eigenen Vater. Um ihre Enttäuschung zu kompensieren, flüchtet sie in das einzige, das ihr Vergnügen bringt: sie hört Abba-Songs, nur Abba-Songs.
"Kennst du das Gefühl, ein Nichts zu sein?"
Es ist sehr schwer, diesem tiefsitzenden, Tag für Tag gegenwärtigeren Gefühl zu entfliehen, doch Muriel schafft es, aus ihrer Isolation auszubrechen und findet eine Freundin, die sie mitzieht. Endlich fühlt sie sich in Reichweite ihres größten Wunsches: zu heiraten.........
Das hört sich depressiver an, als der Film wirklich ist. Viele der Situationen sind so witzig wie bewegend, andere dagegen so traurig wie berührend. Es ist den gesamten Plot über im besten Sinne eine Tragikomödie, worin sich beide Elemente ständig abwechseln, also kein Film, der erst am Ende in seine Tragik eintaucht.
Die Story um Muriels Schicksal ist interessant und öffnet immer neue Facetten - sie spiegelt auch recht gut die Mentalität der pragmatischen Australier, die offziell niemals Gefühle zeigen, und wenn doch, geschieht es ihnen wie Muriel. Ich denke, so gut oder so wenig ich die Australier kenne, das ist ihr wichtigstes Anliegen mit diesem Film, verpackt mit dem Lächeln einer unerhört sympathischen Toni Collette: Werbung für mehr Menschlichkeit in der eigenen Gesellschaft. Die kommt an, nicht nur auf australischem Terrain.
Ein spannender Psychopathen-Thriller aus Korea, der auf die ersten zwei Drittel vieles richtig macht, auch wenn hier nicht die große Story erzählt wird. Allein die Eingangssequenz mit dem Mädchen und der Security Cam zeigt großes Talent bei Regisseur Dan Wolman - guter, intelligent gemachter Thrill, der auch im Verlauf immer wieder geschickt eingesetzt wird. Dabei wird für zusätzliche Spannung gesorgt, indem man so gut wie nichts über den Psychopathen weiß, er aber immer wieder unvermittelt zuschlägt (bis hierher 8,0).
Doch zum letzten Drittel erscheint der Film wie ausgewechselt. Nachdem die Katze (zu früh) aus dem Sack gelassen wurde, häufen sich hanebüchene Prügeleien nach dem Motto "fünf Mal mit der Eisenstange übergezogen bekommen, aber trotzdem wie Superman den Gegner überwältigen....". Zudem wird sämtliche Schlüssigkeit über Bord geworfen, und die Handlung ergibt sich der kompletten Vorhersehbarkeit, wodurch die Spannung aus dem Plot entweicht: (SPOILER) die Psychopathin mordet skrupellos, doch ausgerechnet den, der sie verfolgt und schließlich aufgespürt hat, lässt sie nach dem Überwältigen liegen, ohne ihn fertigzumachen. Wie das weitergeht, ist sofort klar. Zu allem Überfluss wiederholt sich das bei seiner Frau und noch einmal bei ihr selbst (SPOILER ENDE).
Das letzte Drittel ist derart einfallslos, dass das Zusehen keinen Spaß mehr macht und den Zuschauer gefühlt um das vorherige Thriller-Erlebnis prellt. Insgesamt "ganz gut", aber kein Film, den ich noch einmal sehen möchte.
Ein gigantischer Film, zumindest der De Niro/Sergio Leone-Prominenz und seiner 3¾ Stunden Laufzeit nach, aber auch ein gigantischer Flop im Kino: in den USA spielte 'Once upon a Time in America' nur etwas über 5 Mio. $ ein, bei Produktionskosten von 30 Mio. $, und das, obwohl man dem US-Publikum nur die 2¼ Stunden-Version zumutete. Mancher aus der Community, die dieses Werk mit einer satten 8,0 bewertet, wird nun entgegnen, dass es an der Verstümmelung eines Meisterwerkes liegt, doch das bezweifle ich. Der Plot ist extrem langatmig, mit einem Handlungsfortschritt durchweg wie in Zeitlupe, wobei die Story auf einen Bierdeckel passt. Von allen Mafia/Gangster-Epen ist es wohl in dieser Richtung das ausgeprägteste - das ist nicht jedermanns Sache, ganz bestimmt auch nicht meine.
"Meisterhaft inszeniert", "hervorragendes Schauspiel", "enorme Tiefe der Charaktere", usw...... Dem stimme ich uneingeschränkt zu, aber in meiner Auffasssung von Kino sind das nur die unvollständigen, wenn auch notwendigen Zutaten zu einem überragenden Film, was 4 von 10 Punkten ausmacht. Von den restlichen 6 Punkten, die hauptsächlich durch eine starke Story, packende Handlung, Nicht-Langatmigkeit und ansprechende Inhalte charakterisiert sind (wozu definitiv nicht die endlose Betrachtung von Beziehungen, Sex mit Minderjährigen und Vergewaltigung gehört), kann ich hier nichts erkennen.
Der allseits gelobte Score stammt kaum überraschend von keinem geringeren als Ennio Morricone, doch hier passt das nicht immer. Unüberhörbar zitiert er sich selbst, was manchmal den unpassenden Eindruck erweckt, in einem anderen Film zu sitzen, und überflüssigerweise wird man mit einer einfallslosen, seichten Interpretation des genialen Songs 'Yesterday' (Beatles, 1965) berieselt.
Im Grunde und in seiner Gesamtheit ist dieser Film eine reine Charakter- und Milieustudie mit rudimentärer Story, die lediglich mit Gewaltspitzen garniert ist. Zudem ist der Inhalt an manchen Stellen kaum nachvollziehbar, z.B.: ein gestandener, korrupter Polizist lässt sich von ein paar Rotzlöffeln erpressen??
Verständlicherweise ein Flop an den Kassen, doch ein jedem gegönnter Glücksfall für alle, die sich stundenlang in der Sonne eines solchen Werkes aalen können.
Michiel de Ruyter - ein Volksheld der Holländer, der im mittleren 17. Jh. den Engländern auf See die Stirn bot und sie in mehreren Schlachten vernichtend besiegte. Sogar das Undenkbare bewerkstelligte er, indem er eines Nachts die Themse hinaufsegelte und die englische Flotte völlig überraschend im Hafen in Brand setzte. Der Mann hatte Eier.
Die holländische Produktion 'Der Admiral - Kampf um Europa' versucht dem gerecht zu werden, was nur in Teilen gelingt. Die Geschichte ist vor allem in der ersten Hälfte interessant aufgebaut, wobei die politische Situation der Zeit und die Probleme der am Rande einer Vernichtung stehenden Holländer gut dargestellt werden. Allerdings melodramatisiert der Plot in zunehmendem Maße und fokussiert im Verlauf auf Intriegen und politische Ränkespielchen, anstatt den gewaltigen Charakter de Ruyter mehr herauszustellen. Das nimmt mit dem pathetischen Gejammere teilweise schon Soap-artige Züge an.
Die recht häufig eingestreuten Seeschlachten wirken in der Umsetzung billig, was wohl der TV-artigen Produktion geschuldet ist. Die CGI der Schiffe und Schlachtformationen sieht manchmal wie von einem Computerspiel aus - glaubhaft ist anders. Dazu kommt, dass die "Kanonenkugeltreffer-Szene" mit splitterndem Holz viel zu oft wiederholt wird, während man in den meisten Fällen nicht einmal weiß, auf welcher Seite sie nun eingeschlagen ist. Überhaupt ist der Verlauf der Schlachten nur schwer nachvollziehbar - es rummst und splittert, ein paar Seemänner fliegen durch die Luft, die Engländer sind "irgendwie" vernichtend geschlagen, aber man sieht nicht ein Schiff untergehen.....
Es bleibt der Eindruck einer interessanten Geschichtsdarstellung, die in ihrer Umsetzung jedoch mehr Ambition als Können zeigt.
Mein dritter 'Paycheck' - immer noch ein unterhaltsamer Film, aber es lässt mit jeder Sichtung etwas nach, weil er vor allem davon lebt, dass man nicht weiß, was mit Ben Affleck passiert ist und man sich mit ihm zusammen die Schnipsel aus der Vergangenheit erschließt.
Erinnerungs-Auslesen und -Löschen sind in der Zukunft zur Routine geworden. Affleck ist ein hochbegabter IT-Techniker, der von Firmen an delikate, geheime Aufgaben gesetzt wird, wobei seine Erinnerung für diesen Zeitraum nachträglich gelöscht wird. Für einen Auftrag verpflichtet er sich drei Jahre, doch nachdem er mit gelöschter Erinnerung entlassen ist, sind plötzliche eine Menge Leute hinter ihm her....
Die Handlung ist auf den ersten zwei Dritteln sehr interessant und mit Action an den richtigen Stellen gewürzt - spannende, starke SF-Unterhaltung. Im letzten Drittel setzt man vermehrt auf Action und die üblichen Verfolgungsjagden, was eher einfallslos, wie zigmal gesehen wirkt. Ein cleverer Story-Twist, den man gerade bei dieser Thematik erwarten könnte, bleibt aus.
Leider enthält der Plot für diese Art von Story zu viele Unschlüssigkeiten, die sich in der Summe störend auswirken, z.B. (SPOILER): wozu wollen die Bösen Affleck umbringen, wenn sie ihm sowieso schon das Gedächtnis gelöscht haben? Oder, dass Affleck die falsche Rachel nicht erkennt, obwohl er die unverwechselbare Uma Thurman alias Rachel schon vor dem Zeitpunkt kennengelernt hatte, bis zu dem seine Erinnerung gelöscht wurde. Dazu flüssiger Stickstoff, der explodiert, usw........ (SPOILER ENDE).
Beim ersten Mal konnte er mich packen und beeindrucken (8 P.), beim zweiten mal stark unterhalten (7 P.) und jetzt noch "ganz gut" unterhalten (6 P.). Belassen wir es bei der goldenen Mitte, einem soliden John Woo und drei Sichtungen :)
Warum nur zerstört man im deutschen Filmverleih so oft den Sinn eines Filmtitels und bringt einen Titel an, der überhaupt nichts mit dem Film zu tun hat? Als ob ein paar Leute mehr ins Kino rennen würden, nur weil man das Wort "Tempelritter" hat, dabei war dieses Thema auch 2011 schon so ausgewalzt, dass das eher zum Wegbleiben auffordert.
'Season of the Witch' sagt, worum es hier geht: im finsteren Mittelalter wird eine Hexe gefangen, die angeblich für die Pest verantwortlich ist. Sie soll schwer bewacht zum Ort ihres Prozesses transportiert werden....
Schon der Einstieg überrascht: eine düstere, eindrucksvoll inszenierte Aktion der Kirche, die drei Hexen ihrem "gerechten" Schicksal zuführt, doch selbst die größten Vorsichtsmaßnahmen können versagen, wenn man tatsächlich eine echte Hexe fängt...... Wir sind hier nicht bei billigem Fantasy-Abenteuer-Schrott, den der deutsche Titel suggeriert, sondern bei einem atmosphärischen Trip durch das dunkle Mittelalter.
Mit Ron Perlman und Nicolas Cage als Bewacher fand man die ideale Besetzung für zwei Haudegen, die mit allen Wassern der Kreuzzüge gewaschen sind und eine gelungene Buddy-Kompenente in diesen Plot bringen. Vor allem Perlman ist witzig und hat mich mehr zum Lachen gebracht, als so manche ausgewiesene Komödie.
Das erste Drittel liefert somit starke Unterhaltung (7,5), die zur Mitte beim eigentlichen Transport der Hexe etwas abflacht, aber mit einigen guten Einfällen immer noch zu überzeugen weiß (6,5). Die Handlung lässt schon früh durchblicken, dass die Hexe echt ist und wirkt in den Szenen mit ihr immer gelungen creepy, doch anstelle eines spannenden Horror-Finales verlegt man sich auf hanebüchenes CGI-Brimborium (4,0).
Dennoch, insgesamt ein gut unterhaltender, ein Teilen erstaunlich düsterer Fantasy-Horror-Actioner, der Laune macht.
Ein klares Empathie-Problem - ich kann es mir einfach nicht vorstellen, meinen Computer zu vögeln, oder, weniger direkt formuliert, mich mit einer Stimme real anzufreunden, die daraus entspringt. Ganz zu schweigen von dem Gefühls-Kitsch, der hier noch dazugedichtet wird. Damit entzieht sich schon die Basis, aus 'Her' so etwas wie Unterhaltungswert zu ziehen.
Zudem macht sich mit den ausgedehnten Dialogen um Beziehungsangelegenheiten und die Lebenssituation von Joaquin Phoenix Langeweile breit, da mich dieses absurde Gerede und seine Probleme nicht im Geringsten interessieren. Der Film würde somit auch nicht funktionieren, wenn Scarlett Johansson die Stimme eines Geistes wäre, der sich verbal-akustisch materialisiert.
So kommt eins zum anderen....... Wenn Phoenix wenigstens in den Computer onaniert und einen Kurzschluss verursacht hätte, dann wäre es immerhin witzig (falls jemand die Idee für eine Persiflage benutzen will: sie ist kostenlos, solange "RoboMaus" zitiert wird :D).
"Eine Form von gesellschaftsfähiger Geisteskrankheit" - besser hätte sich 'Her' nicht selbst charakterisieren können.
Wieder einmal....... eine gelungene Komödie aus Frankreich, und das, obwohl der Cast hierzulande wohl den allermeisten gänzlich unbekannt sein dürfte und die Umsetzung eher wie auf TV-Niveau wirkt. Doch bei einer Komödie kommt es zuvorderst auf den Humor und den Charme an.... beides stimmt hier, zumindest für meinen Geschmack.
Ein Eheberater feiert die größten Erfolge beim (Wieder-)Zusammenbringen von Paaren, hat aber selbst einen Fluch an den Fersen kleben: jede Frau, mit der er zusammen ist, gerät in eine Pechsträne, die unweigerlich zur Trennung führt. Ein fruchtbarer Nährboden für eine Reihe von Gags, die überwiegend gelungen sind: spontan, direkt, kaum vorhersehbar, abseits vom Fäkalhumor.
Allerdings gibt man der Handlung kaum Raum, einen Fluss zu entwickeln. Phasenweise wirkt es wie eine Aneinanderreihung von Szenen ähnlich einer Sitcom, wobei auch der alberne Score ähnlich ist - in seiner Form ist 'Glück auf Umwegen' (2010) eine Art Hybrid, der im Wesentlichen von seinen sympathischen Darstellern und dem Humor lebt. Damit startet er überraschend und überzeugend im ersten Drittel, lässt dann etwas nach und pendelt sich auf gut unterhaltendem Niveau ein.
......als ob die Franzosen auch mit geringen Mitteln so etwas locker aus dem Ärmel schütteln.......
In 'Rescue Dawn' sieht man, wie ein Film von Top-Schauspielern aufgewertet werden kann. Die Story ist nichts Besonderes und fühlt sich an wie dutzendmal gesehen: Ein Pilot wird im Krieg abgeschossen, rettet sich, irrt im Wald umher, wird gefangengenommen, befreit sich und schlägt sich durch den Wald zurück.... Ende.
Doch der Pilot ist Christian Bale, der hier gnadenlos gut spielt und sich nicht zu schade ist, lebende Würmer und Schlangen zu essen oder sich Blutegel auf die Haut setzen zu lassen und sie abzuziehen. Auch Steve Zahn ist glaubhaft als Leidensgenosse, den ich noch nie in einer so ernsthaft-überzeugenden Rolle gesehen habe.
Die Handlung wird von Werner Herzog mit Bale und Zahn interessant in Szene gesetzt, wobei Bale so präsent ist, dass er Herzog beinahe schon die Arbeit abnimmt. Dadurch wird es nie langweilig, obwohl der Handlungsfortschritt meist schleppend ist und manchmal sogar zum Stillstand kommt.
Ein True Story-Survival-Trip, der kaum durch Inhalte oder gute Plotideen glänzt, sondern hauptsächlich über das Acting. Hätte mir jemand prophezeiht, dass ich solch einen Film mit 7 Punkten bewerte, wären wohl nur ein paar ungläubige Blicke entstanden....