RoboMaus - Kommentare
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Alle Kommentare von RoboMaus
TRASHMOB 2
Nicht so trashig wie gedacht. ‚2071: Mutan-Bestien gegen Roboter‘ (1964) ist ein typischer SF-Film jener Epoche und für die damalige Zeit technisch ordentlich gemacht. Nur zwei Jahre danach erschien ‚Star Trek‘, und das wirkt als TV-Produktion zumindest in der Anfangszeit billiger. Inhaltlich ist es ungefähr auf demselbem Level, ja, der Plot hätte für Shatner & Co. umgeschrieben wohl eine der besseren ‚Star Trek‘-Folgen abgegeben. Es geht um ein Zeitreise-Portal, das Wissenschaftler in das Jahr 2071 geöffnet haben. Wie erwartet, sieht es düster aus – die letzten Überlebenden der Zivilisation haben sich im Berg verschanzt und werden von Mutanten belagert. Nach starkem Beginn verlegt sich das Geschehen über die halbe Screentime leider komplett in den Alltag und die Probleme der Überlebenden, Techtelmechtel eingeschlossen – das hätte ‚Star Trek‘-Womanizer William Shatner glaubwürdiger hinbekommen. Doch zum Ende wird es mit einer interessanten Betrachtung des Zeitreise-Paradoxons sogar noch anspruchsvoll.
Das trashigste an dem Film ist der deutsche Titel – das Original ‚Time Travelers‘ kommt dem Inhalt und der Intention schon wesentlich näher.
Ermüdende Dialoglastigkeit in einem typischen Guy Ritchie Style-over-Substance-Streifen: 'The Gentlemen' (2019) bringt einen Matthew McConaughey als gewievten Marihuana-Baron, der in England mittels eines "genialen" Tricks unbemerkt riesige Anbauflächen eröffnet hat. Nun will er alles verkaufen, doch jemand will ihm das Geschäft vermiesen. Die rudimentäre Story hat leider kaum mehr als Alibi-Funktion. Lang und breit stellt Guy Ritchie die Charaktere vor und eröffnet damit den Reigen seiner (zu) vielen Figuren, deren Ansinnen in üppig gestalteten Dialogen eriuiert wird. Das geschieht oft mit einem Augenzwinkern und ist anscheinend mit schwarzem Humor durchsetzt, den manchen Kommentaren nach wohl nur Guy Ritchie-Fans wahrnehmen: "genüßlich absurd", "irrwitzige Dialoge",.... Mehr als drei Schmunzler waren hier für mich nicht drin. Dagegen stellten sich ob der künstlich erzeugten Komplexität gepaart mit ausufernder Geschwätzigkeit, in Ermangelung einer greifbaren Handlung, bereits zur Mitte Ermüdungserscheinungen ein. Immerhin bringt Ritchie seine mageren Inhalte in der letzten halben Stunde zur Konklusion und räumt die Figuren auf - ähnlich wie ein Schachfeld in der Endphase wird es damit erfreulich übersichtlich. Auch muss man ihm zu Gute halten, dass die Todesrate seiner Figuren (bzw., wer am Ende übrig bleibt) nicht vorhersehbar ist. Damit hievt er einen bis dato uninteressanten Film doch noch in die "geht so"-Zone.
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen......
Der starke Beginn von 'Midnight Special' (2016) eröffnet das Szenario um einen Jungen, der massive übersinnliche Fähigkeiten hat und aus einer Sekte entführt wurde. Auch das FBI ist interessiert. Doch anstelle einer Story entwickelt sich eine Verfolgung, die aus jedem beliebigen Thema gezimmert sein könnte. Wie immer, werden die Verfolgten von allen gejagt und sind ständig knapp vor dem Erwischtwerden. Zwischendurch blitzen ab und zu die Fähigkeiten des Jungen auf, aber das ist inhaltlich schon alles. Die Verfolgung sorgt zwar für etwas Spannung, aber als der Film damit die eine-Stunde-Marke überschritten hat, ging der Blick vermehrt zur Uhr. Dranbleiben, nur um zu erfahren wie es ausgeht. Immerhin hat man sich zum Ende etwas einfallen lassen, das vor allem im phantasievollen Setting überzeugt - im Grunde geht der Film erst richtig los, wenn er aus ist. Eine Stunde früher angesetzt, hätte das "Ende" der Auftakt zu einem starken SF-Film sein können, indem er lediglich Fragen beantwortet, die im Laufe des Plots angerisssen, aber nie weiter geführt wurden. Lobenswert ist dagegen der überzeugend aufspielende, prominente Cast (M. Shannon, A. Driver, J. Edgerton, K. Dunst), der die inhaltliche Ödnis aber kaum wettmachen kann. 'Midnight Special' will im Fahrwasser des 80er-Spielberg punkten, bleibt aber erschreckend einfallslos und rettet sich mit seiner flüssigen Inszenierung, die hin und wieder Spannung erzeugt, gerade noch in die "geht so"-Zone.
Für Fans von Filmen wie 'Indendence Day' (1996) oder 'Contact' (1997) ist 'Cosmos' (2020) zumindest auf dem Papier interessant. Geht es doch um nichts weniger als das Aufspüren von Alien-Signalen bzw. -Botschaften aus dem All. Doch was in den genannten Genre-Klassikern nur das hors-d'œuvre zu einem packenden SF-Abenteuer ist, füllt in 'Cosmos' den ganzen Film. Auf gut zwei Dritteln des Plots sitzen drei Technik-Freaks in einem Mini-Van und checken/besprechen unter anderem die ungewöhnlichen Daten von ihrem draußen aufgebauten Teleskop mit Radioantenne. Es fühlt sich eher an wie ein Kammerspiel, das phasenweise Spannung erzeugt und damit gut zu unterhalten weiß. Letztlich ist schon die zweifelsfreie Entdeckung eines außeriridischen Signals eine Sensation, die geschickt aufgezogen für sich alleine ausreicht, um einen Spielfilm zu füllen. Allerdings ist das nicht der einzige Aspekt - gefühlt die halbe Screentime wird damit verbracht, die Beziehungen und Probleme zwischen den drei Hauptfiguren zu beleuchten, was mit langen Dialogen vor allem die ersten 50 min füllt. Warum die Macher mit derartiger Drama-Stangenware ihren technisch-inhaltlich stark gemachten Film verwässern, nur um die Laufzeit auf über zwei Stunden zu blähen, bleibt wohl ihr Geheimnis. Eine halbe Stunde weniger der weit überzogenen Exposition hätte 'Cosmos' sehr gut getan und zumindest in meiner Lesart die Bewertung um einen Punkt angehoben. Doch auch so ist dieser Beitrag vor allem für Genrefans einen Blick wert, die mit einer ruhigeren Gangart zurecht kommen und von überwiegend geistigem Futter leben können. Wer sich beim ausgiebigen Betrachten von Charakteren, Beziehungsproblemen und Animositäten langweilt, kann zur 50. Minute springen und wird nichts verpassen.
"Ein Vogel ist hier reingeflogen" - so die Erklärung der Tochter an ihren Vater für die komplett zerbrochene Fensterscheibe ihres Zimmers. Nächste Szene: der Vater kehrt die Bruchstücke im Garten zusammen..... hey, Moment mal; müssten die Scherben nicht im Zimmer liegen und Daddy sich am Kopf kratzen?
Nachdem man das erste Drittel von 'Hatching' (2022) mit einer grauenhaften Nervmami überstanden und beim ersten Plothole beide Augen zugedrückt hat, beginnt endlich das Creature-Feature. Im Gegensatz zu den meisten anderen Filmen im Sub-Genre, hält man sich bei der Kreatur nicht lange mit Andeutungen auf, sondern kommt bei ihrem ersten Auftauchen gleich mit ein paar guten Ideen zur Sache. Was wie der Auftakt zu einem starken Horrorfilm wirkt, entpuppt sich jedoch als Strohfeuer. Es entwickelt sich ein abstruses Creature-Coming-of Age-Drama, worin die meisten Aktionen mit Ansage ablaufen, was das Aufkommen von Spannung weitgehend verhindert. Immerhin beherbergt die Entwicklung der Kreatur einen innovativen Ansatz, den man bereitwillig bis zum Ende verfolgt, so dass es nicht langweilig wird. Auch technisch ist das mit ansehnlicher CGI umgesetzt. Doch leider wird das eröffnete Potential kaum genutzt, um einen packenden Genrebeitrag zu gestalten, der subtil und/oder brachial unter die Haut geht, sondern es bleibt weitgehend im harmlosen Bereich.
'Alien Autopsy' (2006) sollte man nicht für das nehmen, was sich im Titel andeutet: ein Alien-Film im SF/Horror-Bereich. Vielmehr ist das eine Satire/Komödie, die eine wahre Geschichte aufgreift: 1995 erschien das Video einer angeblichen Alien-Obduktion vom "Roswell-UFO-Absturz" 1947. Zwei britische Hazardeure, immer auf der Suche nach dem schnellen Geld, sind in den USA auf eine Original-Kopie von 1947 gestoßen, die eine Obduktion zeigt, aber das Zelluloid zerfällt schnell nach der langen Zeit. Sie entschließen sich, den Film nachzudrehen und landen einen Mega-Erfolg, werden zu Talkshow-Stars und horten ihr Geld in Koffern. Ihr Einfallsreichtum, den Mythos zu bewahren und das Auffliegen zu verhindern, kennt keine Grenzen....
Gewiss werden hier Facts der Fake-Story mit Fiktion vermischt, was aber im Ergebnis unterhaltsam und witzig ist. Es kommt gut heraus, wie man auch mit einer haarsträubenden Geschichte Erfolg haben kann, wenn man nur das liefert, was die Leute glauben wollen. So konnten die beiden die ganze Welt zum Narren halten. 'Alien Autopsy' will keine Antwort darauf geben, ob die Story im Ursprung, d.h., mit dem Autopsie-Militär-Dokufilm von 1947, wahr ist. Das zu glauben oder nicht bleibt jedem selbst überlassen. Eher ist der Film eine Respektserweisung für zwei wirklich clevere Typen und ihre Aktion, deren schelmischer Aspekt mit einer guten Portion Humor und Augenzwinkern umgesetzt ist.
Ein mit Pacino, Cusack und Bridget Fonda stark besetzter Politthriller aus den 90ern - da wundert man sich, 'City Hall' (1996) nicht schon früher gesehen zu haben. Damals floppte der Film im Kino, wobei nur etwa ein Viertel der Kosten von 40 Mio.$ an die Produktionsfirma zurückfloss.
Das Acting ist herausragend, wobei v.a. Pacino sehr überzeugend als mit allen Wassern gewaschener Bürgermeister von New York auftritt, wenn auch manchmal etwas zu pathetisch in der Ansprache. Für seine Fans sollte allein das schon einen Blick in 'City Hall' wert sein. Auch das Ambiente ist stark getroffen und wirkt authentisch. Doch über diese Rahmenbedingungen hinaus hat der Film leider wenig zu bieten. Es ist die x-mal gesehene Story über Korruption und Vertuschung, die absolut nichts neues bringt und deren Verlauf man schon nach dem ersten Drittel erahnen kann. Hier werden keine Asse aus dem Ärmel gezogen, nichts überrascht, und so plätschert die Handlung über beinahe zwei Stunden auf ausgetretenen Pfaden ihrem unvermeidlichen Ende entgegen, das inhaltlich aber auch nicht überzeugt:
SPOILER: Man ist skrupellos genug, unliebsame Figuren aus dem Weg zu räumen, aber Cusack, der dem Komplott noch gefährlich werden könnte, wird verschont, und stattdessen bringt sich einer der Drahtzieher selbst um?? Das ergibt keinen Sinn und ist zu sehr auf Happy End getrimmt, weil das Gute auf jeden Fall gewinnen muss.
SPOILER ENDE
Story & Handlung sind nur leidlich interessant (4,5), aber für Acting & Ambiente gibt es noch einen Zähler dazu. Kein Film, den man zweimal anschaut und der zurecht seinerzeit floppte.
So kann es kommen, wenn man vorher zu wenig recherchiert oder einfach ins Blaue einen Film einwirft: hier wird im Titel mit Maradona geworben, der in den 80ern zu Neapel wechselte und diesen Club quasi im Alleingang zum italienischen Meister machte. Der wohl kompletteste, leistungsstärkste und technisch versierteste Fußballer aller Zeiten. Man bekommt aber lediglich eine italienische Großfamilie zu sehen, deren Beziehungen und Alltags-Beschäftigungen im Vorfeld der Ankunft des Fußball-Gottes beleuchtet werden. Das ist inhaltlich alles. Keine Story, keine Handlung, die über das Hin und Her der Charaktere hinausgeht. Entsprechend langweilt 'The Hand of God' (2021) bereits in der Anfangsphase, außer, natürlich, man interessiert sich für das Tam-Tam und die Obszönitäten einer süditalienischen Großfamilie. Immerhin ist das zuweilen amüsant, und man verzichtet auf das hektische Gekreische, das oft im italienischen Ambiente angesetzt wird - so wird der weniger geneigte Zuschauer wenigstens davor bewahrt, den Ton leiser stellen zu müssen. Doch auch so waren die vollen +2 Stunden Geschwätz nur mit dem Vorlauf zu ertragen....
Ein einziges Freistoßtor von Maradona hat mehr Unterhaltungswert als dieser Film.
Freunde des verträumten Erzählkinos werden mit 'Die Legende vom Ozeanpianisten' (1998) ihre Freude haben. Es ist die Geschichte eines Findelkindes, das zu Beginn des 20. Jh. auf einem Ozeandampfer aufwächst und sich als Piano-Naturtalent erweist, das ohne zu üben eines Tages einfach drauflos spielt. Sein Leben lang bleibt er an Bord und geht nie an Land. Der Plot beleuchtet diverse Phasen seines Lebens, was manchmal unterhaltsam ist und gute Ideen bringt (die "Pianofahrt"), manchmal aber ausgiebig in seichter Banalität stochert und damit Längen verursacht. Das Ganze hat einen märchenartigen Touch, was wohl rechtfertigt, dass man über manch haarsträubende Inhalte hinwegsehen muss. Grenzwertig wird es jedoch spätestens dann, wenn eine Schallplatte in mehrere Teile zerbrochen und wieder zusammengeklebt ist, beim Abspielen aber keine Sprünge hören lässt...... Wer sich eng mit dem Charakter des Ozeanpianisten identifizieren kann, wird generös über solche Dinge hinwegsehen und im emotionalen Schlepptau tief berührt in das Auf und Ab seines Schiffslebens eintauchen. Wem das nicht oder nur teilweise gelingt, wird sich angesichts der zweistündigen Laufzeit sowie der mageren Handlung nur streckenweise gut unterhalten sehen und sich freuen, dass man nicht auch noch die 40 min längere Version erwischt hat (erscheint am 27. April 2023). Immerhin reicht es auch so noch zu einem "geht so" - das, was von dem Film übrig bleibt, wenn die emotionale Komponente kaum zündet.
Monsieur Claude in der zweiten Fortsetzung.... leider überhaupt nicht mein Humor. Wo im Erstling noch gute Ideen und ein frischer Wind das Bild bestimmten, gibt es nun Overacting und nerviges Gezeter um dämliche Aktionen, was wohl witzig/amüsant wirken soll. Das Story-Konzept des Einladens sämtlicher Schwiegereltern von Monsieur Claudes Töchtern ist im Grunde eine gute Idee, aber wenn sich dann hauptsächlich gestritten wird, noch dazu aus nur darauf hin konstruierten, blöden Anlässen, bin ich raus. Nach der Mitte musste ich sogar den Ton leiser stellen, um das Generve auf Distanz zu halten. Gefühlt liegt 'Monsieur Claude und sein großes Fest' (2022) damit bei 2-3 Punkten, aber für die gute Grundidee und einige sympathische Momente gibt es noch etwas oben drauf.
Ein schweizer Beitrag zum Thema "Geschäftsmann mit Scheuklappen wird durch Bekanntschaft mit Behindertem geläutert, wodurch eine Freundschaft entsteht, die beide im Leben voranbringt". Klingt klischeehaft und ist es in manchen Aspekten auch, aber die Umsetzung punktet mit etlichen guten Ideen in der Annäherung der beiden, wirkt dabei immer authentisch und gleitet nie in Kitsch ab. Die Authentizität wird vor allem von Alexandre Jollien erzeugt, der sich im Wesentlichen selbst spielt. Der zum Zeitpunkt von 'Glück auf einer Skala von 1-10' (2020) 44jährige leidet seit seiner Geburt an zerebraler Kinderlähmung und hat 17 Jahre in Spezialkliniken verbracht. Er hat Philosophie studiert und zwei Bücher veröffentlicht, was im Film immer wieder mit entsprechenden Zitaten aufblitzt (Nietzsche, Stoiker), die im krassen Gegensatz zu seinem physisch behinderten Erscheinen stehen, weil man eher annimmt, dass er auch geistig behindert ist. Doch auch die Leistung von Co-Autor/Co-Regisseur Bernard Campan als genervter Leichenbestatter ist glaubwürdig und überzeugend. Die Handlung ist geradlinig und natürlich vorhersehbar, was aber nicht negativ auffällt, da nur der Weg das Ziel ist. Er folgt der Devise, dass Selbstmitleid und Kopf-in-den-Sand-stecken keine Alternativen sind, sondern dass man durch freches, unbeirrbares Auftreten am ehesten weiterkommt. Im Grunde setzt Jollien damit seine Lebenserfahrung um, was mit einigen wirklich witzigen Sprüchen und einem gelungenen Schuss Selbstironie einhergeht.
Feel-Good aus der Schweiz - unbedingt empfehlenswert.
James Wan steht für solide Horrorkost, die er auch mit 'Malignant' (2021) abliefert. Bis weit über die Mitte wirkt die Handlung allerdings kaum zielführend und dreht sich zu lange im Kreis, wobei der Eindruck entsteht, dass inhaltlich vor allem Althergebrachtes aufgekocht wird. Es ist das Rätselraten um einen Mörder mit übersinnlichen Fähigkeiten, der seine ehemaligen Peiniger nach dem "zehn kleine N..."-Prinzip aus dem Weg räumt. Eine innovative Story sieht anders aus. Das macht Wan jedoch mit einer flüssigen, routinierten Inszenierung wett, die keine Langeweile aufkommen lässt und mit gut gesetzten, schaurigen Momenten punktet. Erst im letzten Viertel zieht Wan eine gelungene Überraschung aus dem Ärmel und intensiviert gleichzeitig die Horror-Einlagen. Das Ende ist für mein Empfinden wiederum deutlich zu zahm geraten, wobei ein krasses Finale scheinbar der Ermöglichung einer Fortsetzung geopfert wurde. Hoffen wir, dass es das wert ist und eine Weiterführung nicht wie bei Wans starkem 'Insidious' (2010) und 'Conjuring' (2013) immer mehr zum einfallslosen Abklatsch wird.
Notgedrungen mitgeschaut..... bin zwar ein Rockfan, finde aber, dass Abba etliche starke Songs hat, die zeitlosen Charakter haben und aus denen man in jedem Musikgenre etwas machen kann. Im Musical 'Mamma Mia 2' (2018) bekommt man allerdings überwiegend banale Einfallslosigkeit präsentiert, sowohl musikalisch, als auch inhaltlich. Dazu passen immerhin die hausmannskostartigen Gesangskünste einiger Darsteller. Erst im letzten Viertel kommt so etwas wie Stimmung auf, gekrönt durch einen Auftritt von Cher, die 'Fernando' zum besten gibt. Nach der bisherigen Agonie, die ich im Durchhaltemodus ausgesessen habe, klingen schon die ersten Töne ihrer Stimme wie eine Offenbarung. Leider kann das den schwachen Charakter dieses Werkes nur noch marginal nach oben korrigieren. Bestenfalls für Fans, die im ersten Teil aus dem Schmachten nicht mehr rauskamen.
Eine gehypte Pilz-Doku, die zwar schöne Bilder bringt, sich aber inhaltlich in Richtung esoterische Verklärung des Pilzlebens begibt und mit selbsternannten Experten wilde Spekulationen zur Wahrheit erhebt. Das Myzel, d.h., das weitgespannte und -verzweigte Netz der Pilze im Boden wird zu einer Art Superhirn verklärt, wodurch angeblich auch die Bäume, ja der ganze Wald, kommunizieren..... vermutlich haben die Macher zu oft 'Avatar' (2009) gesehen und meinen, das muss auch so auf der Erde sein. Dazu gibt es Ausschnitte von Vorträgen, in deren Rahmen sich diese US-Pilzgemeinde selbst feiert. Das Ganze hat einen unübersehbaren Sektencharakter, worin Gott durch die allwissenden und uns in allen Belangen überlegenen Pilze ersetzt ist. Entsprechende Symbolik eingeschlossen. Ihr Prophet ist ein Pilzfreak, der als Kind gestottert hat und durch die Liebe zu den Pilzen seine Bestimmung fand. Heute spricht er problemfrei - dem Pilzgott sei Dank. Wer dazu gehören will, erntet im Waldschratlook Achtung; gewiss wird Catweazle (GB-Serie, ab 1970) posthum noch zum Ehrenmitglied ernannt.....
Schon lange habe ich nicht mehr so einen unausgegorenen Murks in einer Doku gesehen. Für manche Darstellung von Pilzeigenschaften und die hübschen Zeitrafferaufnahmen des Pilzwachstums, deren ständige Wiederholung allerdings auch irgendwann die Sättigungsgrenze erreicht, gibt es noch 4 Punkte, aber ansonsten kann man das nicht ernst nehmen.
'The Pale Blue Eyes' (2022) erinnert sofort an die Serie 'Taboo' (2017) - nicht nur sieht Christian Bale in der Hauptrolle dem 'Taboo'-Protagonisten Tom Hardy sehr ähnlich, auch die Zeitstellung (frühes 19. Jh.) und das durchweg düster gehaltene Setting kreieren eine so gut wie identische Atmosphäre. Ebenso das langsame Pacing, das allerdings nur für Sehgewohnheiten geeignet ist, die Langatmigkeit abkönnen - wir reden hier nicht davon, dass sich alle 5 Minuten eine Explosion ereignen muss, sondern von langen Dialogen, die laaangsaam gesprochen einen Großteil der Screentime einnehmen, womit aber nur wenig Inhalt vermittelt wird. Dasselbe Problem hat in verschärfter Form auch 'Taboo', weil eine dünne Story damit auf Serienlänge gedehnt wird. 'The Pale Blue Eyes' wurde zum Glück nur als Spielfilm konzipiert und wirkt nicht so gestreckt, was das Folgen für weniger langatmigkeitsresistente User nicht so ermüdend macht. Die Story um Morde an einer Militärschule ist zwar nicht neu, aber clever aufgezogen und wird mit zunehmender Laufzeit komplexer. Damit kann sie manche Längen überbrücken und wartet sogar mit Überraschungen auf. Es lohnt sich auf jeden Fall, bis zum Ende dran zu bleiben - straffer inszeniert und 20-30 min weniger der zu langen verbalen Auseinandersetzungen, hätten die Bewertung gewiss angehoben, doch auch so hinterlässt dieser Historienkrimi noch einen "ganz guten" Eindruck.
Kurz und schmerzlos: das permanente Overacting fast aller Akteure und der damit einhergehende unterschwellige Humor wirken auf mich nur albern-dödelhaft, so dass man die im Hintergrund ablaufende Crime/Mystery-Handlung nicht mehr ernst nehmen kann. Dieser Stil macht 'Dirk Gentlys Holistische Detektei' (2016-2017) ungenießbar. Das ist zwar eine US-Produktion, wirkt aber britisch.
Kristen Stewart als Lady Diana - da könnte man eine glatte Fehlbesetzung vermuten: die Schauspielerin mit dem wohl härtesten natürlichen Gesichtsausdruck als "Queen of Hearts"? Doch hier passt es - 'Spencer' (2021) ist die Momentaufnahme einer kritischen Phase in Dianas Abschied vom Königshaus. Nach zehn Jahren Ehe ist ihr Abenteuer "von der Kindergärtnerin zur Queen" gescheitert, ihre Präsenz bei Familientreffen nur noch ein Spießroutenlauf. Einzig ihre beiden Söhne sind es ihr noch wert, böse Mine zum schlechten Spiel zu machen. Wer könnte das besser als Kristen Stewart?
Schon damals hat mich das britische Königshaus kaum interessiert, noch weniger die Schlammschlacht zwischen Prinz Charles und Lady Diana. Es war immer klar, dass die Royals sie nie akzeptieren werden und es nur eine Frage der Zeit war, bis sie geschasst wird. Diese Haltung der Royals ihr gegenüber kommt im Film gut heraus, ebenso Dianas Agonie. Ich hatte gehofft, dass es zu einer Art Katz und Mausspiel kommt, aber es ist eher ein Psychodrama: wie verhält sich Diana in ihrer kaum erträglichen Situation, und welche Effekte ergeben sich daraus (Bulimie, etc.)? Entsprechend karg ist die Handlung, und es ist zudem immer klar (bis auf das Ende), was passieren wird. Pure Hoffnungslosigkeit. Inhaltlich zwar eindimensional und etwas langatmig, aber in der Darstellung, der Intensität, und mit dem überzeugenden Schauspiel v.a. von Kristen Stewart hinterlässt es dennoch einen bleibenden Eindruck. Diana-Fans werden tief berührt sein.
Als Bowie-Fan würde ich mich nicht bezeichnen, habe aber immerhin 61 seiner Songs in meiner Alltime-Bowie-Playlist (selektiert aus allem, was er 1967-2016 gemacht hat, einschl. Filmmusik, Kollaborationen,....). Davon wurden vielleicht 10 im Film (an)gespielt - zum Rest hatte ich keinen Bezug. Dennoch finde ich 'Moonage Daydream' (2022) sehr stark, weil die Doku vor allem den Künstler Bowie herausstellt und sein gedankliches Gebäude darunter präsentiert, visuell eigenwillig, aber zumindest für mich ansprechend dargestellt.
Im Gegensatz zu fast allen anderen Musiker-Dokus fällt eines positiv auf: hier kommen keine Leute zu Wort, die Bowie gekannt haben und ihre Anekdoten lang und breit zum besten geben. In 'Moonage Dadydream' äußert sich nur Bowie über sich selbst, seine Motivation, sein Schaffen, und beantwortet Fragen in Interviews. Der Löwenanteil der zweieinviertel Stunden liegt jedoch auf der Umsetzung seiner künstlerischen Visionen und Selbstdarstellung. Dazu gehören auch Gemälde mit starker Aussagekraft - eine weniger bekannte Seite von Bowie, da er zu Lebzeiten auf Ausstellungen verzichtete. Die Doku ist chronologisch angelegt, mit Schwerpunkt auf den 70ern und 80ern, bringt aber auch kurze Ausschnitte der Zeit danach bis zum Album 'Blackstar' (2016), das im Jahr seines Todes veröffentlicht wurde. Natürlich kann solch eine Doku nie komplett sein und lässt vieles aus, was in diesem Kontext jedoch kaum Relevanz hat: hier wird ein herausragender, mental bis zuletzt rastloser Künstler mit vielen seiner Facetten und seiner Bedeutung für unsere Gesellschaft porträtiert, weniger seine Hits, die er in Serie schrieb. Die sind hierfür nur Beiwerk.
Ich schätze, Bowie hätte der Film gefallen, was wohl auch das Ziel war: eine dem Künstler und dessen Werk gerecht werdende Hommage zu schaffen.
Südkoreanische Werke im SF-/Thriller-Bereich sind häufig komplex und gut durchdacht angelegt, so auch anfangs die Zeitreise-Serie 'Alice' (2020). Doch wie etliche andere Netflix-Serien, kam diese Produktion nicht über eine Staffel hinaus, und das hat gute Gründe. Die erste Folge ist stark gemacht und dürfte wohl die meisten Genre-Liebhaber in 'Alice' ziehen - es entfaltet sich eine gut aufgebaute Story um Zeitreise-Tourismus und die Machenschaften der Organisation, die hinter alldem steht. Geschickt werden darin SF- und Thriller-Elemente verwoben. Ab ungefähr der sechsten Folge ändert sich die thematische Ausrichtung jedoch radikal: zunehmend wird dem Publikum ein Herzschmerz-Drama präsentiert, worin die zuvor aufgebaute Handlung nur noch in Ansätzen weiter verfolgt wird, und das bleibt bis zum Ende so. Tränendrückerei, lange Dialoge auf Soap-Niveau, sowie der typische Asia-Humor bestimmen nun das Bild. Wer dennoch dran bleibt, um zu erfahren wie es ausgeht, dürfte mit der unschlüssigen, für koreanische SF-/Thriller-Verhältnisse selbstbeleidigend schwachen Auflösung kaum zufrieden sein. In der inhaltlichen Agonie gibt es jedoch einen Lichtblick: Hee-Seon Kim in der weiblichen Hauptrolle ist ein Hingucker, der mit entsprechenden Outfits garniert immer für optische Aufwertung sorgt. Auch damit, aber v.a. mit dem starken ersten Drittel von S1, rettet sich 'Alice' insgesamt noch in die "geht so"-Zone. Wer nach F6 den Eindruck hat, fehl am Platz zu sein, kann getrost den Stecker ziehen und wird nichts verpassen. Auch wenn der Absetz-Wahn von Netflix bei manchen Serien ärgerlich ist: hier hat man dem Genre-Publikum einen Gefallen getan.
Sandra Bullock, als sie noch so alt war wie sie heute aussieht :D
In der Familien-Dramödie 'Die göttlichen Geheimnisse der Ya-Ya Schwestern' (2002) geht es um Schuld und Sühne, wobei Sandras Film-Mutter Ellen Burstyn für Fehler in der Erziehung haftbar gemacht wird. Doch bis sie überhaupt die Auswirkungen ihrer Taten anerkennt, ist es ein weiter Weg. Die Moral von der Geschicht ist natürlich, dass man sich gegenseitig verzeiht, wofür die mittlerweile betagten Ladies vom Ex-Girls Club um Ellen Burstyn gewaltig nachhelfen (die Ya-Ya-Schwestern).
Die Handlung ist mit einem amüsanten Unterton angelegt, so dass man hier keinen Tiefgang erwarten darf. Mit viel Tam-Tam, garniert mit erhellenden Rückblenden in die Vorfälle der Vergangenheit, wird das Schicksal der Kontrahentinnen dargestellt. Heraus kommt nette Unterhaltung, die man problemlos und ohne Reue zum Ende bringen kann. Freunde des leichten (Familien-)Dramas dürften hier am ehesten angesprochen werden, und natürlich Sandra Bullock-Fans.
Ein schlecht gelaunter Alt-Ostberliner lässt seinen Unmut über für ihn nachteilige Folgen der Wende an einem zugezogenen Wessi aus (Daniel Brühl) - es resultiert ein eineinhalbstündiges quasi-Kammerspiel in einer Berliner Kiezkneipe. Echt jetzt? Jemandem ans Bein pinkeln, weil er die köstliche Sülze in zwanzig Jahren nicht probiert hat? Weil er den Namen der Bedienung nicht kennt? Vielleicht ist Brühls Regiedebut eine gut gemeinte Hommage an die, die im Zuge der Wende das Nachsehen hatten, aber wenigstens zum Teil ist das doch nur geistiger Dünnpfiff, auch Klischees, womit jemand versucht, einen Nichtsahnenden zu attackieren und in die Ecke zu drängen. Brühl geht auch noch darauf ein und leistet so gut wie keine Gegenwehr, was völlig unrealistisch ist, denn wer lässt sich schon so etwas bieten? Entweder man teilt dem Aggressor höflich mit, dass man keinen Wert darauf legt, sich mit solch einer plumpen Anmache auseinander zu setzen, oder man ignoriert ihn. Was hier passiert, ergibt einfach keinen Sinn und schmerzt beim Zuhören: Brühl als konstruiertes Weichei, das sich mit lausigen Anschuldigungen köpfen lässt. No, thanks.
'Mindhunter' (2017-2019) ist eine weitere Serie, der Netflix den Stecker gezogen hat. Immerhin hat sie es auf zwei Staffeln mit insgesamt 19 Folgen geschafft, endet jedoch mit einem Cliffhanger. Wenn Netflix eine Serie einstellt, wird es meistens an schwindenden Zuschauerzahlen liegen, was ich bei 'Mindhunter' gut nachvollziehen kann. Die erste Staffel schafft es mühelos, den Zuschauer mit zwei FBI-Agenten zu beschäftigen, die auf dem Gebiet des "Profiling" Pionierarbeit leisten. Was heute selbstverständlich ist, nämlich das Profil eines (Serien-)Killers zu erstellen, entwickelte sich erst in den 70er Jahren gegen den Widerstand der Vorgesetzten, die von solchem "Psychokram" nichts wissen wollten. Doch die beharrlichen Agents bringen ihr Konzept unbeirrbar voran und verbuchen Erfolge, was ihre Methode auf einmal in der Priorität des FBI ganz nach oben setzt. Dazu gehören v.a. Interviews mit Serienkillern, um herauszufinden, wie und aus welchen Gründen sie handeln. Das ist so spannend wie informativ - bei S2/F3 stand die Serie bei 7,5, Tendenz nach oben, doch dann verlässt sie ihren so schön ausgearbeiteten Pfad. Anstatt einfach die angerissenen Themen weiterzuverfolgen und zu vertiefen, benutzt man die letzten sechs Folgen dazu, nur einen einzigen Fall im Stile eines gewöhnlichen Krimis zu klären, worin der Täter laaaangsaam eingekreist wird. Zudem versteigt man sich in eine überkonstruierte, melodramatische Nebenhandlung, die in Richtung Familiendrama geht und mit der bisherigen Handlung nichts zu tun hat. Da die Folgen ca. eine Stunde laufen, generiert man mit S2/F4-9 de facto einen sechs Stunden-Krimi, der diese Laufzeit inhaltlich nicht hergibt und besser in zwei Stunden dargestellt werden sollte. Die Serie wirkt somit zunehmend langatmig und beraubt sich selbst der Spannung, was vermutlich einen Zuschauer-Exodus und letztlich das Absetzen verursachte. Eine dritte Staffel hätte ich sehr wahrscheinlich nicht angeschaut, da ich mich nur mit Mühe zum Ende geschleppt habe. Dennoch ist 'Mindhunter' eine klare Empfehlung, denn 13 starke Folgen am Stück ist schon mehr als die meisten neueren Serien zu bieten haben.
'Star Trek' (2009) begibt sich unmittelbar vor den Zeitpunkt, an dem Gene Roddenberrys Geniestreich in den 60ern startete. Unter Captain Pike versammelt sich im Laufe des Plots die legendäre Besatzung des Kirk-Kommandos: Spock, Uhura, Pille, Scotty, Checkov, Sulu, wobei im Casting ein ausgezeichneter Job gemacht wurde. Die Ähnlichkeit der Darsteller mit jenen von 1966 ist groß genug, um das Feeling eines Prequels bzw. einer Origin-Story zu bekommen. Vor allem Kirk ist mit Chris Pine hervorragend besetzt, nicht nur wegen der Ähnlichkeit zu William Shatner, auch verkörpert Pine den Draufgänger-Charakter souverän. Als Identifikationspunkt für Star Trek-Fans der ersten Stunde darf man das Werk von J.J. Abrams als gelungen bezeichnen. Technisch ist das natürlich makellos und erfüllt somit ein wesentliches Kriterium für ein SF-Filmerlebnis im Heimkino, großer Bildschirm, krachender Surround-Sound und friedliche Nachbarn vorausgesetzt.
Die Handlung läuft auf zwei Ebenen ab - zum einen das Formieren der Crew, womit u.a. ein prickelnder Antagonismus zwischen Kirk und Spock aufgebaut wird, die um die Entscheidungsgewalt in der Pike-Nachfolge ringen. Zum anderen die eigentliche Story um einen Bösewicht, der wieder einmal droht, die Welt zu vernichten. Darin ist ein Zeitreiseaspekt eingeflochten, womit man eine Hommage-Rolle für einen Veteran der 60er-Serie erschuf: Leonard Nimoy tritt als gealterter Spock auf. Abrams hat wohl an alles gedacht, um das ultimative Star Trek-Werk zu erschaffen, nur nicht an eine entsprechende SF-Story. Eric Bana überzeugt zwar als übler Romulaner, der die Föderation auslöschen will, aber die daraus resultierende Handlung kommt über das generische, altbackene Bösewicht-Gehabe aus technischer Überlegenheit nicht hinaus (während die Guten wie immer aus unterlegener Position gegenhalten und natürlich gewinnen). Zudem muss man bei manchen Unschlüssigkeiten schon beide Augen zudrücken.....
Es ist vor allem der Origin Story-Aspekt, der dieses "Reboot" sehenswert macht.
'Miss Fisher' ist eine australische Version von Sherlock Holmes mit einem Schuss Indiana Jones, angesiedelt in den späten 1920er Jahren. Der Charakter ist eher draufgängerisch gezeichnet, was zu ein paar waghalsigen Aktionen führt, mit denen Essie Davis alias Miss Fisher für Furore sorgt und sie als sympathischen Charakter darstellt. Damit ist aber schon der einnehmendste Aspekt angesprochen. Die Handlung um ein wertvolles Artefakt in 'Die Gruft der Tränen' (2022) ist sehr dünn und kaum der Rede wert - bis weit über die Mitte weiß man nicht einmal, worum es in dieser "Story" überhaupt gehen soll, und welche Rolle die einzelnen Charaktere darin spielen. Letztlich setzt sich die Erkenntnis durch, dass die schwache Handlung nur als Alibi dient, den Reigen der Charaktere mit ausgiebigem Geplapper in Szene zu setzen. Somit liegt der inhaltliche Schwerpunkt auf der Beziehung von Miss Fisher zu den Figuren in ihrem Umfeld, sowie deren Beziehungen untereinander. Das wird zuweilen mit einer humorigen Note präsentiert, die manche gewiss als amüsant empfinden, in meiner Wahrnehmung jedoch zwischen albern und bieder rangiert - u.a. der Sitcom-artige Score, welcher die entsprechenden Stellen kennzeichnet. Das end-Zwanziger Setting ist gut getroffen, auch mit den Autos jener Zeit, aber mit dem Einsatz billiger CGI hat man sich keinen Gefallen getan (v.a. die animierten Züge). Es bleibt der inhaltliche Eindruck eines substanzlosen, dafür umso geschwätzigeren Aufgusses bekannter Größen aus dem Detektiv/Abenteuer-Genre, was durch eine gelungene Charakterzeichnung der sympathischen Protagonistin sowie ihrer (zu seltenen) gewagten Aktionen nur teilweise wettgemacht wird. Zu wenig für ansprechende Unterhaltung.
Wozu schickt man Roboter-Sonden auf den Mars? Wohl doch, um ihn zu erforschen und den Gesteinen oder der Atmosphäre Erkenntnisse abzuringen, die uns seine Geschichte verstehen lassen. Insbesondere natürlich die spannende Frage, ob die Gesteine Anzeichen für die Möglichkeit von Leben bergen. Dazu schickten die Amerikaner im Jahre 2003 zwei höchst erfolgreiche, solarbetriebene Rover zum roten Planeten: Spirit und Opportunity ("Oppy"). Solche Missionen sind immer heikel, da sehr teuer und riskant, aber es ging alles gut. Obwohl nur für 90 Tage konzipiert, rollte Opportunity mehr als 14 Jahre über die Marsoberfläche und sammelte wertvolle Daten von verschiedenen Gesteinsformationen.
Leider ist von den Funden und Erkenntnissen in der Doku 'Good Night Oppy' (2022) so gut wie nichts zu sehen, bis auf die lapidare Aussage, man habe (den Einfluss von pH-neutralem) Wasser nachgewiesen. Viel mehr dreht es sich um das Personal hinter der Erfolgsmission und die Probleme mit den Rovern bzw. wie man sie so lange am Leben halten konnte. Auch das ist wichtig und muss gezeigt werden, aber wenn es bis in das Familienumfeld der beteiligten Wissenschaftler und Ingenieure geht, ist aus meiner Sicht das Thema verfehlt. So erhält man eine nette Doku, aufgehübscht mit Mars-Computer-Animationen des über die Landschaft rollenden Rovers, die das Engagement der Amerikaner auf dem roten Planten sowie das verantwortliche Personal einem Laienpublikum näher bringt. Wer nichts über diese Mission weiß, und vom Mars kaum mehr als dass er rot ist, könnte in Erstaunen versetzt werden und sollte sich das anschauen. Wer sich für den Mars interessiert, Vorkenntnisse hat und etwas über die Ergebnisse der Mission erfahren möchte, bekommt hier im Wesentlichen kalten Kaffee serviert.