RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

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    RoboMaus 14.08.2017, 15:16 Geändert 14.08.2017, 16:53

    'Ondine' - der Name eines Mädchens (betörend: Alicja Bachleda), das Colin Farrell alias irischer Fischer Syracuse mit seinem Netz aus dem Meer zieht. Von Beginn an nimmt einen die Geschichte von Neil Jordan gefangen, der nichts dem Zufall überlässt, auch Regie führt und für die Produktion verantwortlich ist. Der Originalschauplatz an einer felsigen, irischen Küste, der rostige Fischkutter mit Farrell in seinem Ölzeug und dieses mystische, begehrenswerte Mädchen bilden einen Kontrast, der den Zuschauer sofort gefangennimmt.

    Die Story entfaltet sich mit leicht märchenhaften Zügen und verwebt geschickt eine keltische Seejungfrauen-Mythologie mit der Realität des harten Fischerlebens, was sich erfreulicherweise fern von Kitsch und Tränendrüsendrückerei hält. Jordan kommt vielleicht aus so einer Gegend und setzt seine Ideen punktgenau mit magischer Wirkung um, so als hätte er diese Geschichten mit der Muttermilch aufgesogen, zumindest in der wunderbaren ersten Hälfte.

    Nach der Mitte versäumt er es jedoch, seine Story um Ondine weiterzuentwickeln, tritt inhaltlich lange auf der Stelle, und beleuchtet dafür die privaten Probleme Farrells. (SPOILER) Dazu spinnt er noch eine unpassende Kriminalgeschichte (SPOILER ENDE).
    Das arg konstruierte Ende passt, wie ich finde, überhaupt nicht zum vorherigen Verlauf der Geschichte.

    Ein phasenweise magisch-gefühlvoller, insgesamt sehenswerter Film, der den Zuschauer mit einer bezaubernden Alicja Bachleda in ein mythisches Reich entführt. Man möchte glauben, dass es so etwas wirklich gibt und selbst sein Netz auslegen......

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    • 5 .5

      Marty Feldman - als schwer schielender Komiker aus den 70ern-80ern noch bestens bekannt. Umso mehr verwundert es, dass er tatsächlich nur 11 Filme gemacht hat, zumindest der MP-Statistik nach. Dafür hat er bei 'In God We Tru$t' auch noch das Drehbuch geschrieben und Regie geführt - 100 % Feldman.

      Es ist eine Satire auf Sektenführer, die sich mit eloquenten Heilsversprechungen ein Vermögen von Gläubigen erschleichen, wobei Feldman vor allem auf Slapstick-artigen Humor setzt. Um es mit dem Ausschlussverfahren zu versuchen: eine subtil oder clever aufgezogene Satire ist das nicht. Der Sektenführer ist von der ersten Minute seines Auftretens so überrissen geldgeil, dass sich die Inhalte in Bezug auf seine Aktionen nur noch wiederholen.

      Es bleibt der Humor, wozu bekanntlich jeder eine andere Auffassung hat. Mir kam das manchmal amüsant, manchmal zu albern vor, habe vielleicht dreimal gelacht - nette, harmlose Unterhaltung, die niemandem wehtut.

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      • RoboMaus 13.08.2017, 07:48 Geändert 13.08.2017, 08:11

        Zunächst einmal Glückwunsch an die Redaktion, einen Kommentar der Woche zu bringen, der einem hochangesehenen Film ans Bein pinkelt. Das sieht man selten.

        Deine sehr gut begründete Ansicht drückt auch meine genau aus. Letztlich ist 'The Revenant' ein gutes Beispiel dafür, wie ein Film dieser Machart polarisiert. Wer allein von "Score, Magie und visueller Tiefe", wie es Francis in seiner Antwort ausdrückt, leben kann, der wird hier bestens bedient. Wobei die Magie natürlich nur in einem Betrachter erzeugt werden kann, der sich bei dieser endlosen Schneestapferei nicht langweilt. Wem diese Attribute "nur" als willkommene oder unbedingt notwendige Zutat zu einem herausragenden Film erscheinen, der vordergründig eine packende Handlung und (in diesem Genre) nachvollziehbare Inhalte präsentieren sollte, um wirklich herausragend zu sein, wird sich mit 'The Revenant' nie richtig anfreunden können.

        Man muss Iñárritu zugutehalten, dass er gar nicht erst versucht, mit einer Handlung oder Inhalten zu punkten, diesen aus Sicht der anderen unnötigen Ballast einfach am Boden liegen lässt, um sein atmosphärisches Meisterwerk nicht damit zu kontaminieren. Der Erfolg bei der Mehrheit gibt ihm Recht - er hat alles richtig gemacht, während vielleicht ein Viertel der Zuschauer sich spätestens nach zwei Stunden fragt, ob denn nun endlich bald Schluss ist, oder ob es auch Katzen mit zehn Leben gibt.

        Zum Glück gibt es auch Filme für uns ;-)

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          RoboMaus 12.08.2017, 12:52 Geändert 12.08.2017, 18:13
          über Driver

          Die Urmutter der 'Transporter'-Filme (ab 2002), Baby Driver (2017), usw.

          Bruce Dern, alias gnadenloser Polizei-Detective, ist dem 'Driver' schon lange auf den Fersen. Der lässt sich für Fluchtwagenjobs von Bankräubern anheuern und ist der beste seines Fachs. Um ihn zu schnappen, fädelt Dern eine Falle ein.....

          Neben Dern überzeugen auch Ryan O'Neal als Driver und Isabelle Adjani als unnahbare Komplizin, ebenso wie der Plot, der ein interessantes Katz- und Mausspiel zwischen Dern und O'Neal aufzieht, wobei gelegentlich Leichen anfallen.

          Weniger überzeugt der typische Siebziger-Stil, der wie so oft Elemente aus dem Noir-Kino übernimmt, hauptsächlich lange Einstellungen und Kamerschwenks, deren Monotonie noch durch einen weitgehend fehlenden Score betont wird. Was für Fans dieser Machart eine ausgezeichnete Atmosphäre liefert, wirkt auf andere wiederum langatmig, behindert den Fluss im Plot. Die meiste Bewegung kommt sowohl optisch wie akustisch durch Autoverfolgungen, die zwar ordentlich inszeniert sind, aber für jemanden, der sich 'Fast & Furious'-Filme gar nicht erst anschaut, kaum als Bonuspunkt hervortreten. Wegen den überbetont quietschenden Reifen musste ich sogar den Ton leiser stellen.....

          Vor allem über Plot & Cast noch ein "ganz guter" Film, den man als Fan von Thrillern mit Schwerpunkt auf Pferdestärken gesehen haben sollte.

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          • 5 .5
            RoboMaus 12.08.2017, 07:49 Geändert 12.08.2017, 11:06

            "Da rutscht mir doch glatt das Höschen"

            Drew Barrymore, Lucy Liu und Cameron Diaz alias '3 Engel für Charlie' sind immer dann am besten, wenn sie Lifestyle und Ladypower zu skurril-witzigen Einlagen kombinieren. Damit liefert der Kinoauftritt der Erfolgs-Serie (ab 1967) wenige starke Highlights, wie den "Managementkurs" von Lucy Liu. Leider machen solche Sequenzen gefühlt nur etwa ein Fünftel des Plots aus.

            Weniger unterhaltsam wird es , wenn sie mit einer Alibi-Story und absurden, sich zu oft wiederholenden Action-Einlagen versuchen, sich an Genre-Verteter wie 'Mission Impossible' anzulehnen. Dies geht leider ins Höschen, das mit solch einer Last zwangsläufig rutschen muss....

            Schade, wenn man das witzige Ladypower-Potential besser genutzt und damit einen ausgeglicheneren Plot geschaffen hätte, wäre daraus eine sehenswerte Action-Komödie entstanden. So sind die gelungenen Aktionen zu dünn gesäht, womit '3 Engel für Charlie' zur Genre-Dutzendware abfällt, für den gerade noch akzeptablen, einmaligen Filmkonsum.

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              RoboMaus 11.08.2017, 19:26 Geändert 12.08.2017, 11:08

              Blind Tango.

              Eine geballte zweieinhalb Stunden-Ladung Al Pacino, ohne Zweifel mit einer grandiosen Leistung als Darsteller eines blinden Extremcharakters. Doch inhaltlich ist 'Der Duft der Frauen' ein ambivalenter Film, der eine Bewertung schwierig macht.

              Einerseits verwendet der Plot die ganze erste Hälfte darauf (d.h., beinahe die Länge eines normalen Spielfilms), Pacinos Kotzbrockencharakter in allen Facetten zu beleuchten - das dürfte die längste Einführung eines Charakters sein, die ich je gesehen habe. Dabei bestehen die Unterhaltungen zum Großteil aus Monologen, in denen er als verbitterter Zyniker über alles und jeden herzieht. Recht früh verliert das seinen Reiz und wird uninteressant - wozu immer dasselbe aus einem leicht geänderten Blickwinkel wiederholen? Es ist nach zehn Minten klar, wie Pacino tickt, was völlig ausreichen würde und plottechnisch nur die Ausgangsbasis für die zweite Hälfte ist, die........

              .......andererseits mit erhebenden Inhalten aufwartet. Im Grunde startet der Film erst mit einer Story, als Pacino mit seinem jungen Gehilfen in New York ankommt und mit ihm auf Tour geht (stark: Chris O'Donnell). Nun entfaltet der Plot eine Sogwirkung und bringt überzeugend seine Message an, dass es immer irgendwo weitergeht, vor allem, wenn einem jemand zur Seite steht. Pacino gewinnt Vertrauen, tauscht seinen Zynismus gegen echte Unterstützung ein und packt den Zuschauer mit einem wunderbaren Highlight: Blind Tango. Dem folgen weitere.

              Die vielen sehr guten Bewertungen betrachten vielleicht eher die zweite Hälfte und blenden die erste aus. Wenn ich das machen würde, hätte der Film auch 8,5 Punkte, aber er wirkte auf mich noch zur Mitte so uninteressant und langamtig, dass ich ihn beinahe abgestellt hätte. Leider läuft er mit seiner viel zu ausgiebigen Charakterbeleuchtung eine Dreiviertelstunde zu lang und langweilt über weite Strecken, was eine Bewertung als Spitzenfilm verhindert.

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                RoboMaus 11.08.2017, 12:53 Geändert 14.08.2017, 09:10

                Ein Deutscher Medizinstudent kommt zum Praktikum nach Kolumbien und erfährt sofort, dass Schusswunden zu den am meisten behandelten Verletzungen gehören. Doch der Unerschrockene (sehr stark: August Diehl) macht sich auch daran, die Hintergründe zu verstehen und taucht in die Gesellschaft ein.....

                Gerade die erste Hälfte von 'Dr. Alemán' ist ein gutes Beispiel dafür, dass aus dem deutschen Film selbst bei TV-Produktionen ab und zu gute, ideenreiche Unterhaltung entspringt. Diehls Auftreten im Krankenhaus überzeugt, wie er sich mit den kolumbianischen Kollegen auseinandersetzt, mit seiner deutschen Art aufläuft, aber auch beeindruckt. Der kulturelle Gegensatz ist für manchen Lacher gut. Ebenso glaubhaft ist seine Beharrlichkeit im Umgang mit den Charakteren von der Straße und das Vertrauen, das er allmählich gewinnt. So gerät er an die Quelle der Fälle, die er im Krankenhaus zusammenflicken darf (bis hierher 7,0).

                Leider versteigt sich der Plot in der zweiten Hälfte in abstruse und überkonstruierte Nebenhandlungen, wobei Diehls Tätigkeit als Arzt immer mehr in den Hintergrund rückt. Es wird versucht, seine Verstrickungen in der Stadt inhaltlich immer weiter zu spinnen, was die Story gleichzeitig unglaubwürdiger macht - bis an den Punkt, wo es uninteressant wird. Aus einem starken Gesellschaftsdrama wird im letzten Drittel ein überflüssiger Kriminalfilm, der es am Ende völlig vergeigt - 'Dr. Alemán' scheitert letztlich an seiner Überambition.

                Dennoch, vor allem aufgrund der besseren ersten Hälfte, hinterlässt der Film noch einen "ganz guten" Eindruck.

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                • 4 .5
                  RoboMaus 11.08.2017, 08:25 Geändert 11.08.2017, 09:50

                  Mystery-Grusler aus Asien sind oft ein gute Milch gebendes Euter, doch leider nicht 'Double Vision' (2002), obwohl man mit 90er-Star David Morse ein bekanntes, weißes Gesicht gewann, was die Identifikation erleichtert ('12 Monkey', 1995; 'The Green Mile', 1999). Auch in diesem Film gibt es das Problem, die asiatischen Charaktere auseinanderzuhalten, weil man sich die Namen kaum merken kann und sich die Gesichter für europäische Augen zu sehr ähneln.

                  Doch trotz des klugen Zuges mit Moore und einer starken Eingangsszene entwickelt der Film kaum Profil. Es wird eine Serie von Okkult-Morden dargestellt, die auf raffinierte Weise ausgeführt werden, wobei die übrige Handlung um die Maßnahmen der Polizei flach bleibt. Lange kommt überhaupt keine Spannung auf, geschweige denn Grusel. Erst nach knapp zwei Dritteln zieht der Plot mit einer gelungenen Aktion an, die den Zuschauer aus der Lethargie befördert, wonach es verspricht, endlich interessant zu werden.

                  Leider verfällt die Handlung danach in verkrampft Okkultes, das immer abstruser wird und keine guten Ideen präsentiert. Wesentliche Punkte, die eröffnet werden, bleiben unbeantwortet. Mit einem besser durchdachten, konsequenteren Drehbuch hätte aus 'Double Vision' ein ganz guter Film werden können, doch in dieser Form ist er bestenfalls Stückwerk, das über weiter Strecken flach bleibt und zum Ende enttäuscht.

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                  • 5 .5
                    RoboMaus 10.08.2017, 09:58 Geändert 11.08.2017, 09:53

                    Nicht übel für einen reinen Beziehungsfilm und dafür, dass ich mich in diesem Genre eher am Rande bewege. Jeff Bridges kommt mit seiner desillusionierten Frau (Kim Basinger) nicht mehr klar, nachdem ihre beiden Söhne in einem Unfall starben. Bridges, ein gefeierter Autor, engagiert einen jungen Assistenten (stark: Jon Foster), der schnell zwischen die Fronten der in Trennung lebenden Eheleute gerät. Dass Basinger auch mit 50 nicht zu verachten ist und Trost nötig hat, bleibt Foster nicht verborgen.....

                    An 'The Door in the Floor' überzeugt vor allem die Figurenzeichnung und das subtile Spiel, das Bridges mit Foster aufzieht. Das hält den Plot interessant, obwohl die Story mager ist und nur wenig passiert, was phasenweise Langatmigkeit induziert. Immerhin sind auch auch ein paar witzige Momente eingestreut.

                    Etwas mehr Drive hätte dem Film nicht geschadet, aber der starke Cast, vor allem Jeff Bridges, macht einiges wieder wett.

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                    • 4 .5
                      RoboMaus 09.08.2017, 17:17 Geändert 10.08.2017, 08:26

                      Wim Wenders auf den Spuren von Jim Jarmusch...

                      ....in Teilen der Score von 'Dead Man' (1995) und ein Storytelling, worin sich der Hauptcharakter an einer zähen, beinahe inhaltslosen Handlung entlanghangelt, der Zuschauer zwei Stunden hinterhertraben darf und bis zur Mitte kaum versteht, was das Ganze eigentlich soll - wobei das noch gnädig ist, denn es kann durchaus bis zum Ende so bleiben. Im Zweifelsfall ist der lange, steinige Weg, eine monotone Straße und der Staub in den Klamotten das Ziel ......und natürlich der beißende Fußschweiß in Socken, die seit Tagen nicht gewechselt wurden, ach, was sage ich - seit Wochen! Aber das Geruchsfernsehen ist Gott sei Dank noch nicht erfunden. Doch imaginär haben auch löchrige Socken in lange getragenen Stiefeln ihre Wirkung - es kommt schließlich auf die Atmosphäre an: das, und nur das scheint bei dieser Art von Filmen zu zählen.

                      Wäre nicht Wim Wenders als Regisseur zu 'Don't Come Knocking' (2005) vermerkt - ich hätte auf Jim Jarmusch gewettet, denn der Film hat erfreulicherweise immerhin nichts "typisch Deutsches". Dann würde ich eben darauf wetten, dass der Film Leuten gefällt, denen wenigstens ein oder zwei Jarmusch-Filme gefallen. Mir gefällt keiner, aber woher soll ich auch wissen, dass Wenders einen Jarmusch-Film macht?

                      Im heißen Westen der USA einem kaputten Typ hinterhertrotten, der von allem genug hat, nicht weiß was er will, abhaut und bei Mama aufkreuzt, und zu guter Letzt seinen Sprössling sucht, den er vor dreißig Jahren möglicherweise gezeugt hat. Klingt nach Zeitverschwendung ......oder nach Jarmusch.

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                      • 8

                        Magic Moments.

                        Ein solcher war sicherlich die erste Mondlandung im Juli 1969, als die Welt gebannt vor den Fernsehern saß, auf denen schwarz-weiß-Bilder mit schemenhaften Astronauten zu sehen waren, die aus der Landefähre stiegen und über die Mondoberfläche liefen.

                        Diese Bilder kamen auf der Erde in Australien an, wo die damals größte Radioantenne ('The Dish') der südlichen Hemisphäre immer noch steht. Sie wurde zum nachgeschalteten Schauplatz dieses gigantischen Medienereignisses, doch war die Übertragung mit großen technischen Problemen verbunden, wie Stromausfall, wobei das Notstromaggregat versagte, oder ein Sturm, der das Ausrichten der schüsselförmigen Riesenantenne extrem riskant machte.

                        'The Dish' stellt das Ereignis auf sympathische Weise und dramaturgisch ansprechend dar, mit einem gut aufgelegten Sam Neill als Chef der Radio-Empfangsanlage und Patrick Warburton als NASA-Repräsentant. Vor allem das Zusammenraufen der unterschiedlichen Kulturen/Auffassungen auf menschlichem und technischem Terrain ist glaubwürdig dargestellt. Dabei steht nicht nur die Mondlandung im Fokus, sondern ebenso das Drumherum, der Auflauf von Regierungsvertretern beider Seiten, was auch mit einem frischen, spontanen Humor einhergeht (die Hymne, XD). Dazu kommt ein Score mit Hits der Zeit, die die bewegenden, historischen, aber auch die gefühlvollen Momente innerhalb des Teams betonen.

                        Ausgezeichnete Unterhaltung im Wohlfühlformat, im Rahmen eines erhebenden geschichtlichen Ereignisses.

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                          RoboMaus 08.08.2017, 16:28 Geändert 08.08.2017, 19:34

                          Der kleine Bruder von 'Armageddon' (1998) - es ist erstaunlich, dass zwei Katastrophenfilme, die beinahe dieselbe Story bringen, mit nur zwei Monaten Abstand im Kino erschienen, wobei 'Deep Impact' zuerst herauskam. An der Kasse waren sie jedoch ähnlich erfolgreich, was das Verhältnis von Produktionskosten zu weltweiten Einnahmen angeht - 'Deep Impact': 80 Mio./350 Mio.$, 'Armageddon': 140 Mio./555 Mio.$.

                          Das überrascht etwas, zumal 'Deep Impact' schnell als storytechnisch und dramaturgisch schlechter, beinahe schon B-Movie-artig eingestuft wurde, wobei die Effekte dem Budget entsprechend etwas billiger wirken. Auch in den Bewertungen spiegelt sich dieser Unterschied.

                          Dennoch ist 'Deep Impact' bis etwas über die Mitte ein ansprechender Film, der das Kometeneinschlags-Szenario und die Rettungsaktion interessant aufzieht, obwohl es dem Plot kaum gelingt, Spannung zu erzeugen. Die beachtliche Darstellerriege mit Morgan Freeman, Tea Leoni, James Cromwell, Robert Duvall und Elijah 'Frodo' Wood überzeugt, wobei Wood witzigerweise hier schon als "Herr der Ringe" auftritt (indem er zwei Trauringe auf der Hand hat).

                          Leider versinkt die Handlung in der letzten dreiviertel Stunde in einem Sumpf aus pathetischem, kitschigem Gehabe (SPOILER) um die Vergabe der wenigen Plätze im großangelegten Tunnelbunker, nach dem Motto: "geh du für mich, du brauchst es mehr" *heul, schluchz* (SPOILER ENDE), wobei auch noch persönliche Schicksale aufgearbeitet werden. Tränendrüsendrückerei anstelle eines ordentlichen Drehbuches, das mitreißt oder bedrohlich wirkt und die wirkliche Dramatik eines solchen Ereignisses spiegelt, wie z.B. das Auseinanderfallen der Zivilisation im Angesicht des mutmaßlichen Weltuntergangs.

                          'Deep Impact' bleibt in weiten Teilen zu oberflächlich und belanglos, um ein packendes Katastrophendrama zu liefern.

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                            RoboMaus 08.08.2017, 12:48 Geändert 08.08.2017, 15:43

                            In der so oft zitierten Antike Chinas angesiedelt, versucht Ang Lees Fantasy-History-Actioner 'Tiger & Dragon' (2000) eine Story um ein gestohlenes Schwert aufzuziehen, die leider kaum einen roten Faden entwickelt, sondern nur dazu dient, die Beziehungen zwischen diversen Protagonisten zu beleuchten, wer wem in der Vergangenheit Schaden zugefügt hat und wer hinter wem in der Gegenwart des Films her ist, aus welchem Grund auch immer. Mir war bis zum Ende immer noch nicht klar, warum das Schwert gestohlen wurde, aber das ist letztlich unwichtig, denn es ist nur ein McGuffin. Die rudimentäre Story dient lediglich dazu, diverse dialoglastige Handlungszweige um Ehre und Kampfkunst anzubringen, wobei auch unerfüllte Liebe ein Grundthema bildet, und natürlich die Auseinandersetzungen der heldenhaften Charaktere zu zeigen.

                            Keins der angesprochenen Themen kann Interesse wecken, und keine der Figuren bildet einen Identifikationspunkt, so dass ihr Schicksal schnell gleichgültig wird und der Film schon nach einer halben Stunde anfängt zu langweilen. Maßgeblich tragen dazu auch die Auseinandersetzungen bei, die in Punkto Inszenierkunst und Optik weit entfernt von Werken wie 'Hero' (2002) oder 'House of the Flying Daggers' (2004) sind. Es ist eher das gewöhnlich choreographierte Martial Arts-Gefuchtel und -Gefechte, wobei als einziger optischer Effekt die Bungee-Action zum Einsatz kommt, und zwar teilweise in so übertriebener Form, dass ihre Absurdität jeglichen eventuell entstehenden Aha-Effekt bei Weitem überwiegt.

                            Letztendlich hat (mir) 'Tiger & Dragon' weder inhaltlich noch atmosphärisch etwas zu bieten, obwohl es Filme im Genre gibt, die das sehr gut können. Die sind jedoch nicht von Ang Lee......

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                              RoboMaus 08.08.2017, 07:16 Geändert 08.08.2017, 20:02

                              Die interessante Story des Pierre Dulaine (stark: A. Banderas), der Mitte der Neunziger die Initiative "Dancing Classrooms" gründete und es tatsächlich schaffte, sie an vielen Schulen New Yorks und darüber hinaus zu etablieren. Im Abspann von 'Take the Lead' (2006) ist von 12.000 Schülern die Rede, die zu diesem Zeitpunkt teilnahmen. Sein primäres Motiv ist, den Kids eine kulturelle Perspektive zu geben, durch die sie Selbstachtung und Respekt für andere entwickeln. Er fängt mit einer asozialen Klasse aus Nachsitzern an, natürlich unentgeldlich und allein von seiner Idee getrieben....

                              Die deutsche Version von 'Take the Lead' suggeriert wieder einmal etwas ganz anderes als der Originaltitel, doch leider kommt sie damit dem wahren Sachverhalt wesentlich näher. Es ist wirklich ein eher oberflächlicher Plot, der die schon oft gesehene Story aufwärmt "wie mache ich aus einem Haufen asozialer Schüler eine Vorzeigeklasse?", was mit sehr häufigen Übungs-Tanzszenen einhergeht und in den obligatorischen Wettbewerb mündet, worin die vorher desinteressierten Kids nach einem Jahr bereits mit Halbprofis mithalten können. Die Realität zeigt, dass Dulaine großen Erfolg hatte und hat, doch im Film sind die Schritte dorthin kaum nachvollziehbar, sondern bestehen hauptsächlich aus typischen Hollywood-Phrasen.

                              Sämtliche Charaktere und viele Aktionen entsprechen Klischees - lediglich Banderas zeigt etwas Profil und Tiefe. Interessant und manchmal bewegend wird es immer dann, wenn er außerhalb des Übungsraumes mit Lehrern oder Eltern zu tun hat, doch von der wahren Geschichte des Pierre Dulaine kommt viel zu wenig. Es liegt nicht an Banderas, dass der Film kaum Wirkung erzeugt, sondern am Drehbuch.

                              Schade - die flache Handlung wird Dulaines Engagement kaum gerecht, schafft es aber gerade noch zu unterhalten und einen "geht so"-Eindruck zu erzeugen. Tanz-Fans werden den Film wahrscheinlich besser bewerten.

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                                RoboMaus 07.08.2017, 12:55 Geändert 08.08.2017, 07:34
                                über Hero

                                In China erscheint gefühlt jedes Jahr ein aufwändig inszenierter Fantasy-History-Actioner, wobei vor allem von Greenscreen und Gummiband Gebrauch gemacht wird und ein guter Teil der Zweikämpfe in der Luft stattfindet. Die Story ist innerhalb einer gewissen Variationsbreite oft dieselbe, wird mehr oder weniger ernst vorgetragen und kann für sich kaum überzeugen. Die ansprechendsten Werke des Genres sind die, worin es gelingt, über das häufig monumentale Setting, eine künstlerisch/optisch ansprechende Atmosphäre mit schön eingefangenen, bewegenden Momenten, sowie mit einer überzeugenden Choreographie der Kämpfe zu beeindrucken. Da ist es eher von Vorteil, wenn solch ein Film nur eine rudimentäre Story hat und sich gar nicht erst bemüht, ihr mit einer Handlung auch noch Ausdruck zu verleihen, sondern den Fokus ganz auf Darstellung und Optik legt.

                                'Hero' gelingt das über weite Strecken, worin die Zweikämpfe und begleitenden Aktionen mit umgebender Atmophäre aus Zeitlupe-Regen, Farbkompositionen und anderen Elementen wunderbar eingefangen sind. Andererseits werden für meinen Geschmack die Bungee-gestützte Action und übersteigerten Fantasy-Elemente zu "ausgedehnt" eingesetzt. Beispielsweise kann ich einer minutenlangen Sequenz nichts abgewinnen, worin die antiken Superhelden durch die Luft wirbeln und mit ihren Schwertern einen Pfeilhagel der gegnerischen Armee abwehren, oder über einem See schweben.

                                Doch 'Hero' punktet unerwartet auf einem anderen Gebiet - er zieht tatsächlich eine interessante, fintenreiche Story auf, worin es um die minutiös geplante Ermordung des mächtigen Qin geht, bevor er sich Ende des 3. Jh.v.Chr. zum ersten Kaiser von China kämpfte. Auch aus der historischen Perspektive überzeugt das gut recherchierte Setting und die Details - z.B. die sog. Messermünzen, mit denen bezahlt wird (habe selbst eine in der Sammlung) oder die vielen Schriftzeichen für dasselbe Objekt, die dem Pragmatiker Qin ein Graus sind. Nachdem er China vereint hatte, schaffte er alle bis auf eins ab - die heutigen Chinesen danken es ihm.

                                Für Genrefans wohl nahe am Nonplusultra, doch auch für weniger geneigte Filmfans durchaus sehenswert.

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                                  RoboMaus 07.08.2017, 09:25 Geändert 07.08.2017, 09:37

                                  Urlaubsfeeling in Kombination mit Horror - das klingt gut, doch es kommt auf die Umsetzung an.

                                  Wir sind in Brasilien, irgendwo im nirgendwo in einer Gegend, wo sich kaum ein Tourist blicken lässt - nur die mutigsten, die auf eigene Faust ein Land bis in den hintersten Winkel erkunden. Der Zufall will es, dass ein Bus genau dort havariert und eine Gruppe das vermeintliche Paradies am Strand entdeckt, mit Einheimischen, die zu allem bereit sind. Man ahnt es bereits: das ist zu schön, um wahr zu sein.

                                  Doch bis in 'Turistas' etwas Nennenswertes passiert, außer Parties feiern, dauert es bis zur Mitte - viel zu lang bei Charakteren, die durch die Bank unsympathisch sind. Da könnte man sich auch auf Malle an eine Strandbar setzen und der Party eine Stunde lang zusehen....

                                  Storytechnisch ist das sehr dünn, wobei auch die Inszenierung des folgenden Horroranteils kaum mit Spannung glänzt, weil man das schon zu oft gesehen hat. Die Aktionen sind recht vorhersehbar, zudem entpuppt sich der "Horror" eher als Thriller, worin (SPOILER) Touristen gefangen werden, um ihnen die Organe herauszunehmen, womit sich ein psychopathischer Chirurg dafür rächen will, dass ansonsten arme Brasilianer für die reichen Gringos herhalten müssen. Natürlich befreien sich die in Käfigen gehaltenen Touristen auf hanebüchene Weise und schlagen zurück (SPOILER ENDE).

                                  Einfallslos.

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                                  • Dein Text ist eine schöne Erinnerung an alte Zeiten, Robin. In dem Alter hat die Musik und ihre Texte einen unheimlich Einfluss - da saß ich auch und habe 'The Wall' von Pink Floyd Zeile für Zeile verschlungen, oder '21st Century Schizoid Man' von King Crimson. Das wird für immer ein fester Bestandteil der eigenen Kultur bleiben, komme was wolle :)

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                                    • 3
                                      RoboMaus 05.08.2017, 17:09 Geändert 07.08.2017, 09:55

                                      "Directed by Tommy Lee Jones"
                                      "Executive Producer: Tommy Lee Jones"
                                      Dass er in 'Three Burials' auch noch die Hauptrolle spielt, ist kaum eine Überraschung. Wieder das Projekt eines verdienten Schauspielers, der sich gerne einmal die Lorbeeren der Macher dazuholen will, aber lediglich ein sehr gewöhnungsbedürftiges Werk abliefert, um es freundlich auszudrücken.

                                      Der zwei Stunden-Plot besitzt nur eine rudimentäre Story, die in zwei Sätzen erzählt ist. Ein illegaler Mexikaner, der für den Texaner Jones arbeitet und den Jones liebgewonnen hat, wird von einem übereifrigen Grenzer aus Versehen erschossen. Weil alles vertuscht wird, greift sich Jones den Grenzer, legt ihn in Handschellen, exhumiert mit ihm die Leiche und transportiert sie nach Mexiko, um sie zu beerdigen. Mehr passiert hier nicht.

                                      Dabei läuft die Handlung wie in Zeitlupe, wobei sie auch noch vorhersehbar ist: es ist z.B. schon eine halbe Stunde lang klar, wer den Mexikaner erschossen hat, bevor es dann endlich in der Rückblende gezeigt wird. Dass dazu sämtliche Verhaltensklischees des "bösen Grenzers" ausgetreten werden, versteht sich von selbst. Denn um Jones' kaum weniger verwerfliche Selbstjustizaktion moralisch zu rechtfertigen, muss dem Zuschauer der böse Charakter entsprechend präsentiert werden.

                                      Gewiss, hier hängt wieder einmal der Anspruch ganz oben (7,1 Community), ein Plädoyer gegen die Willkür der US-Grenzpolizei, tolle Message zum Nachfühlen, usw.. Aber muss das dermaßen langatmig und klischeehaft präsentiert werden? Da möchte man mit der Peitsche hinter Tommy Lee Jones stehen, um ihn anzutreiben, damit endlich etwas vorwärts geht.

                                      Dramaturgisches Totalversagen, woraus endlos in die Länge gezogenes Schnarchkino resultiert.

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                                        RoboMaus 05.08.2017, 13:04 Geändert 08.08.2017, 07:48

                                        Das war sie also, die amerikanische Antwort auf den Italo-Western. Sie war längst überfällig: nachdem der Italo-Western das Genre revolutioniert hatte und der amerikanische Western immer noch in seinen 50er-Strukturen feststeckte, musste jemand den Karren aus dem Dreck ziehen. Sam Peckinpah blickte über den Atlantik und übernahm vor allem das brutale, gnadenlose Element, das gleich zu Beginn zum Einsatz kommt - hier sterben auch Frauen im Kugelhagel.

                                        Doch es folgt eine ganze Stunde Langatmigkeit, worin sich der flüchtende 'Wild Bunch' zur Darstellung seiner Charaktere über Belanglosigkeiten auslässt, Rückblenden in Vergangenes inbegriffen. Wozu in solcher Ausführlichkeit, wenn der Film so gut wie keine Story hat? Hier gibt es nichts zu verstehen - eine Handvoll Männer ist nach einem Überfall entkommen, setzt sich nach Mexiko ab, wird verfolgt und raubt dabei einen Zug aus. Das ist alles. Erst nach der Mitte wird es mit wenigen guten Plotideen phasenweise interessant.

                                        Das könnte man spannend inszenieren, aber Peckinpah macht daraus über weite Strecken einen dialoglastigen Langweiler, der lediglich versucht, von den Unterhaltungen der flachen, austauschbaren Charaktere und deren Auskommen zu leben, was von ein paar Schießereien unterbrochen wird.

                                        Zu dünn, zu lang, zu langatmig.

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                                          RoboMaus 05.08.2017, 09:18 Geändert 05.08.2017, 09:24

                                          Die netten Schafe von nebenan.....

                                          Britisch bis zum Umfallen - Mark Burton und Richard Starzak brachten ihre schrulligen Tierformat-Charaktere endlich ins Kino. 'Shaun das Schaf' hat vor allem Charme, etwas mehr noch als die Schwester-Reihe 'Wallace & Gromit', wo Burton auch maßgeblich am Drehbuch beteiligt ist. Story und Handlung sind reichlich skurril, um nicht zu sagen: absurd, aber das ist es gerade, was die Chaos-Schafparade auszeichnet.

                                          Um das zu mögen, muss man nicht dem Brit-Humor zugeneigt sein - vieles, vor allem über das Setting und das Verhalten der Charaktere ist zwar sehr britisch, aber der Humor ist eher "international" und zeichnet einen durchweg amüsanten Plot, der auch mit einigen Lachern aufwartet.

                                          Merkwürdigerweise kommen alle Schriftzüge auf Schildern und Papier im Film auf deutsch - man hat das wohl von Beginn an als Version für den deutschen Filmverleih konzipiert. Das hätte es eigentlich nicht gebraucht, denn was da übersetzt wird, kann sowieso jeder im Original lesen, und es nagt etwas an der Authentizität des Settings.

                                          Zum Kult-Status hat es bei mir nie gereicht, doch immerhin für nette, ordentliche Unterhaltung zum Schmunzeln.

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                                            RoboMaus 04.08.2017, 17:37 Geändert 04.08.2017, 18:47

                                            NICHT DIE MP-BESCHREIBUNG LESEN und NICHT DEN TRAILER ANSCHAUEN!
                                            Wie kann man nur einen Film derart spoilern, der davon lebt, dem Zuschauer gewisse Vorgänge zu suggerieren und damit die Vorhersehbarkeit seiner Handlung zu vermeiden?

                                            'Das verborgene Gesicht' steht in der Tradition guter, einfallsreicher Thriller aus Spanien, die mit interessanten Inhalten eröffnen und den Zuschauer in einen Plot ziehen, von dem er ahnt, dass nichts so ist wie es scheint. Oder doch?

                                            Allerdings tritt er nach der Einführung bis zur Mitte auf der Stelle, wobei man sich allmählich fragt, wohin das noch führen soll. Erst danach wird es mit der MP-gespoilerten, starken Idee wirklich interessant und spannend, doch die sich bietenden plottechnischen Möglichkeiten werden leider nur teilweise genutzt und führen zu einem merkwürdig abrupten Ende, wo man eigentlich erwartet, dass der Film erst richtig losgeht. Zudem sind die Aktionen recht vorhersehbar:
                                            (SPOILER: es war klar, dass Fabiana den Schlüssel nicht dreht und die Konkurrentin nicht befreit; genauso klar war, dass die Konkurrentin sich nur totstellt, um Fabiana in das Verließ zu locken; SPOILER ENDE).

                                            Allein schon wegen der starken Idee ist 'Das verborgene Gesicht' sehenswert, hat aber um die Mitte ein merkliches Loch in der Spannungskurve und macht aus dem danach eröffenten Potential zu wenig.

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                                              RoboMaus 04.08.2017, 13:31 Geändert 04.08.2017, 16:19

                                              'Tequila Sunrise' - ein genialer Name für einen Film, den man nur hören und nicht einmal sehen muss, um ihn im Gedächtnis zu behalten. So gut, dass nicht einmal der deutsche Filmverleih den Drang verspürte, ihm einen sinnentstellten, albernen Titel zu verpassen.

                                              Die starke Besetzung mit Gibson/Russell/Pfeiffer setzt eine Dreiecksgeschichte in einem Cross-Over aus Krimi und Beziehungsfilm um. Gibson ist ein Ex-Drogendealer, dessen Freund seit alten Tagen, Polizei-Lieutenant Kurt Russell, einen Antagonismus bereitstellt. Während sie sich "geschäftlich" in einer Art Patt-Situation gegenüberstehen, beharken sich die beiden um die Sympathie der atemberaubenden Michelle Pfeiffer, die zwischen ihnen steht.

                                              Ja, für diese Frau würde sich manch gestandener Mann zum Narren machen, doch wie der Plot diese Story zeichnet, ist viel zu langatmig, dialoglastig und ereignisarm, um Unterhaltungswert zu generieren. Dazu kommt ständig dieses weichgespülte Saxophon/Synthie-Gedudel im Score, das die Belanglosigkeit noch unterstreicht, mit der inhaltlich zu Werke gegangen wird. Man bekommt den Eindruck, dass sämtliches in dieser Beziehungsgeschichte fehlendes Feuer in den explosiven Showdown der nichtssagenden Kriminalstory gelegt wurde.

                                              Michelle Pfeiffer ist zwar ein absoluter Hingucker, aber darauf einen zwei Stunden-Plot aufzubauen, war auch schon den Achtzigern keine gute Idee.

                                              Flach und enttäuschend.

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                                                RoboMaus 04.08.2017, 12:15 Geändert 04.08.2017, 14:03

                                                'The Blob' erschreckt heute gewiss keinen Filmfan mehr, doch hat dieser 50er-Horrorfilm einige gute Ideen und sympathische Züge mit unfreiwilligem Witz, die ihn auch heute noch zu guter Unterhaltung werden lassen.

                                                Allein schon die Idee, einen Kriech-Wackelpudding mit Appetit auf Menschen durch vollständige Resorption auf die Leinwand zu bringen, ist Beachtung wert. Das hat Potential für einen richtig starken, ekligen Horrorfilm, worin die Resorption in allen möglichen Stadien dargestellt und dramatisiert wird, doch wir sind hier in den 50ern, wo das Kino für derlei Härte noch nicht bereit war. Man lebt von der Phantasie, vom Blob umschlossen und resorbiert zu werden - ein durchaus unangenehmer Gedanke.

                                                Zudem enthält der Plot einen bemerkenswerten gesellschaftskritischen Zug, worin vor allem das Vorverurteilen und Anprangern von Jugendlichen als grundsätzlich aggressiv und krawallmachend kritisiert wird, und das 1958, als die USA gerade vom Rock 'n' Roll überrollt wurden. Toleranz gegenüber Jungs, die etwas Spaß möchten, null Toleranz gegen subversive, schleichende Elemente, die Menschen fangen (=Kommunismus) - ein Horrorfilm mit klarer gesellschaftlicher Message, der sogar ein paar Lacher bereithält, v.a. zu Beginn, als der Alte den Blob am Arm hat und so übertrieben herumjammert.....

                                                Love the creepy 50ies :)

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                                                  RoboMaus 04.08.2017, 08:08 Geändert 04.08.2017, 11:34
                                                  über Subway

                                                  Luc Besson?
                                                  Christopher Lambert?
                                                  Jean Reno?
                                                  Diese Namen hätten bei der großen Mehrheit der Filmfans wohl nur ein Achselzucken verursacht, als die drei 1985 den Indie-Streifen 'Subway' machten. Lambert, optisch als Billy Idol-Derivat gestaltet, geht kriminellen Machenschaften nach und muss sich nach einem gescheiterten Deal in der Pariser U-Bahn verstecken. Dabei gerät er in tiefer liegende Versorgungsgänge, worin sich allerlei skurrile Gestalten herumtreiben, mit denen er Parties feiert, eine Band gründet, usw......

                                                  Luc Besson verzichtet auf eine Story und verwendet ein stylisches Steampunk-Setting, um den atmosphärischen Underground-Trip eines Orientierungslosen unter Gleichgesinnten zu zeichnen. Das hat in Zielsetzung und Wirkung deutliche Anklänge an Filme wie 'Taxi Driver' (1976), wobei die Großstadt-Melancholie in 'Subway' unter dem Pflaster erzeugt wird.

                                                  Wer diese Art von Filmen mag und sich auf Spielfimlänge in solch einer dramaturgischen Ödnis aufhalten kann, dürfte auch bei 'Subway' wenigstens akzeptable Unterhaltung vorfinden. Doch wer mehr als eine rudimentäre Handlung braucht, dazu eine Story mit konkreten Inhalten, ganz zu schweigen von Spannung, der wird sich wie ich vermutlich bereits nach einer halben Stunde langweilen.

                                                  Immerhin, Lambert zeigte schon damals sein unverwechselbares Markenzeichen, den durchdringenden, stechenden Blick, der ihn bereits in seinem nächsten Film zum "Einen" machte, womit er seinen unsterblichen Ruf in der Filmlandschaft früh zementierte. Bei Besson und Reno dauerte es noch einige Jahre, bis sie die Früchte des Ruhms ernten konnten.

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                                                    RoboMaus 03.08.2017, 13:36 Geändert 05.08.2017, 14:24

                                                    Harrison Ford noch einmal ganz stark, bevor er Mitte-Ende der Neunziger in die Niederungen des cineastische Mittelmaßes verfiel und vor allem in belanglosen und oberflächlichen Filmen auftrat. Nur selten glänzte er danach noch, wie z.B. in '42' (2013).

                                                    Dennoch ist das Gelingen des Polit-Actionthrillers 'Das Kartell' (1994) nicht in erster Linie sein Verdienst, sondern das von Story, Drehbuch und Regie. Der geradlinige Aufbau ist interessant und wirft den Zuschauer von Beginn an in eine verdeckte Aktion der Amerikaner gegen die kolumbianische Drogenmafia, unter Beteiligung des Präsidenten und Teilen der CIA, die am Kongress und sämtlichen Kontrollorganen vorbei operieren. Ford ist dabei der aufrechte CIA-Chef, vor dem alles verheimlicht und verschleiert wird. Hier werden nicht endlos Charaktere beleuchtet oder Beziehungen vertieft, sondern man kommt gleich zur Sache und präsentiert Inhalte.

                                                    Vor allem überzeugt der abwechslungs- und ideenreiche Plot, der auf mehreren Ebenen abläuft: bei der Operation selbst, vor Ort spannend, mit starker Action und einem überzeugenden Willem Dafoe inszeniert; bei den Aktionen der kolumbianischen Drogenbarone, hauptsächlich der Charakter des (realen) Pablo Escobar, im Film nur leicht abgewandelt zu Ernesto Escobedo, und in der Auseinandersetzung der Verschwörer mit Ford, der ihnen immer näher rückt. Dadurch wird es nie zu eindimensional - der Plot hält eine ausgezeichnete Balance zwischen seinen Handlungsebenen, die sich inhaltlich ergänzen und schließlich vereinen.

                                                    Wäre nach eindreiviertel Stunden Schluss gewesen, hätten Phillip Noyce und seine Drehbuchschreiber alles richtig gemacht, doch sie mussten noch eine halbe Stunde dranhängen, die überhaupt nicht zum bisherigen Film passt. Die Handlung wird zunehmend absurd, kaum noch nachvollziehbar, wobei Ford als eine Art Polit-Indiana Jones auftritt. Auch die vorher packenden Actionszenen sind nur noch hanebüchen, z.B. (SPOILER), als der üble Cortez beim Showdown "neugierig" zu dem sprechenden Tonband geht, das Ford am Boden platziert hat, es trotz der überall lauernden Gefahr untersucht und jegliche Vorsicht vergisst, wobei Ford ihn von der Seite überwältigt - geht es noch einfältiger und vorhersehbarer? (SPOILER ENDE)

                                                    Insgesamt ist 'Das Kartell' ein sehenswerter Film, der sich erst zum Ende eine Bewertung als Spitzenfilm verspielt.

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