RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

  • 5 .5
    RoboMaus 21.06.2017, 17:21 Geändert 21.06.2017, 22:40
    über Tootsie

    "Die hätten mich beinahe nicht genommen, weil ich zu weiblich wirke" - Dustin Hoffman ist wahrlich überzeugend....

    Ein Mann schlüpft in Frauenkleider und erreicht als vermeintliche Frau das, was er sonst nicht schafft - was später für Robin Williams als 'Mrs. Doubtfire' (1993) zum Erfolg wurde, setzte schon Hoffman in 'Tootsie' (1982) zu einem Kassenschlager um - er kostete 21 Mio $ und spielte allein in den USA 177 Mio. ein, das zweitbeste Ergebnis 1982 nach Spielbergs 'E.T.' Für Jessica Lange gab es sogar einen Oscar als beste Nebendarstellerin. Auch für einen anderen, damals kaum bekannten Schauspieler wurde 'Tootsie' zum Sprungbrett: Bill Murray bleibt zwar noch eher blass, legte aber mit 'Ghostbusters' (1984) nach.

    Die Leistung von Dustin Hoffman ist sehr stark und trägt den Film ganz alleine - weshalb Lange den Oscar bekam (für eine zwar ordentliche, aber nicht umwerfende Leistung), und nicht er, ist mir schleierhaft.

    'Tootsie' ist eine Dramödie, doch hier liegt das größte Problem: der Film ist zwar manchmal amüsant, aber nicht witzig - die Lacher lassen sich an drei Fingern abzählen. Auf der Dramaseite ist die Handlung flach und dreht sich im Wesentlichen um eine billige Fernsehserie, worin Hoffman als Frau eine Rolle bekommt, sowie die Beziehungen der Protagonisten untereinander, wobei deren persönliche Probleme im Vordergrund stehen. Über weite Strecken ist das zu dialoglastig, von langen, manchmal neurotischen Unterhaltungen geprägt. Inhaltlich wirkt es beinahe so, als hätte Woody Allen das Drehbuch geschrieben.

    Es fehlen schwungvolle Situationen, sich zuspitzende Kalamitäten, wohinein Hoffman in seiner Unmöglichkeit als Frau gerät, lockerer Humor und Situationskomik. So bleibt es bei einem überragenden Hoffman, der diesen Film im Alleingang durch seine Travestierolle interessant macht. Darüberhinaus hat er bis auf Hoffmans Vorstellung in der Serie am Ende kaum etwas Bewegendes. Hier wurde viel Potential verschenkt, weswegen 'Tootsie' schlecht gealtert ist, wie es jemand in einem anderen Kommi treffend ausdrückt.

    16
    • 7
      RoboMaus 21.06.2017, 12:14 Geändert 21.06.2017, 17:28

      Zu 'Sea of Love' aus den Achtzigern fällt mir als erstes der Song in der starken Interpretation von Robert Plant ein (1984, ex-Led Zeppelin). Im Film ist jedoch nur das etwas staubige Original von Phil Phillips (1959) zu hören, das ein Psychopath laufen lässt, wenn er jemanden umbringt. Der scharfsinnige, aber notorisch schlecht gelaunte Al Pacino und der charismatisch-gemütliche John Goodman nehmen sich als Buddy Cops des Falles an. Dieser Cast kann sich sehen lassen, überzeugt und macht Laune. Auch ein völlig unbekannter Samuel L. Jackson ist am Anfang mit immerhin zehn Sekunden Screentime zu sehen.

      Pacino findet heraus, dass der Killer auf sich reimende Kontaktanzeigen von Männern reagiert und seine Opfer danach auswählt - daher vermutet er, dass eine Frau dahintersteckt und setzt selbst ein Reim-Inserat in die Zeitung. Die Kriminal-Story wird langsam und genretypisch aufgebaut, weiß sich aber zu steigern und wird zunehmend interessant. Dazu auch witzig, vor allem bei Pacinos Dating-Runde. Schließlich bleibt er an einer geheimnisvollen, morbiden Kandidatin hängen (Vamp-artig stark: Ellen Barkin).

      Was vielen Erotik-Thrillern nicht gelingt: dieser schafft es, gleichzeitig Spannung aufzubauen und vor allem wegen Barkin eine knisternde Erotik auszustrahlen. Allerdings fokussiert der Plot in der zweiten Hälfte zu lange auf die Beziehung der beiden, während ansonsten nichts passiert. Zudem erreicht die Handlung ihren Tiefpunkt, indem Pacino ihr erklärt (SPOILER), dass er beim ersten Treffen verwanzt war, das aber hinterher wieder gerade biegen will.
      (SPOILER ENDE)
      Es ist zwar bekannt, dass Männer hin und wieder mit dem Schwanz denken, aber so viel Unprofessionalität eines ermittelnden Cops führt den Plot zu weit in die Unglaubwürdigkeit. Doch er weiß sich wieder zu einem würdigen Finale zu erheben....

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      • 7 .5
        RoboMaus 21.06.2017, 08:10 Geändert 21.06.2017, 12:21

        Für "The Sting" purzelten die Oscars - einer der großen Abräumer der siebziger Jahre, und das zurecht. Im Gegensatz zum Trend der Zeit, der langsam aufgebaute Filme mit ausgieber Milieu- und Charakterbeleuchtung, sowie nur untergeordneter Handlung bevorzugte ('Der Pate', 'Taxi Driver', 'French Connection', 'Chinatown' usw., usw.), inszenierte man eine clever erdachte, inhaltlich starke Story. Dabei überzeugt auch das aufwändige dreißiger Jahre-Setting und der Einsatz von Charme und Gewitztheit anstelle von Thrill und Härte.

        Nach der gelungenen Einführung der Charaktere wird nur eine Frage verfolgt: wie kann ich den größten und brutalsten Gangsterboss (Robert Shaw) ausnehmen, noch dazu ohne dass er merkt, wer dahintersteckt? An diese Aufgabe machen sich Paul Newman und Robert Reford, die ein überzeugendes Team abgeben, wobei jeder Schritt genau überlegt ist. Dazu ist der Plot in Projekt-Phasen mit entsprechenden Kapiteln eingeteilt, die passend benannt sind und mit Tafeln eingeführt werden.

        Der Zuschauer bekommt dabei nur teilweise mit, was die beiden im Einzelnen planen und ausführen, womit die Spannung bis zum Schluss erhalten bleibt. Man weiß nie zu viel, aber auch nie zu wenig, so dass man problemlos folgen kann - eine Kunst, von der sich manch verschachtelter, komplizierter Thriller eine Scheibe abschneiden kann.

        Das Highlight bildet für mich die Pokerrunde mit Newman und Shaw, die spannend und witzig inszeniert ist, mit einer meisterhaften Leistung von Newman. Streckenweise verläuft der Plot jedoch etwas im Sande und lässt die Zügel inhaltlich schleifen, wobei die Spannungskurve absackt - auch "The Sting" ist nur ein Kind seiner Zeit, hebt sich aber trotzdem deutlich ab.

        Starkes Siebziger-Kino.

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        • 1

          Um Himmels Willen!

          16 Staffeln einer Serie, auf die wirklich jedes Klischee zutrifft, das man dem deutschen Film anhängt: hölzernes, mieses Schauspiel, staksig vorgetragene Dialoge, flacher Humor, noch flachere Handlung, usw. Nur, weil ich das notgedrungen mitansehen musste, bzw. aus Neugier auf das mutmaßliche Grauen dabei blieb, komme ich überhaupt zu dieser kalten Dusche. Doch das übertrifft selbst die schlimmsten Erwartungen.

          Unerträglich.

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          • 4 .5
            RoboMaus 20.06.2017, 11:49 Geändert 20.06.2017, 20:15

            Lasse Hallström, dessen bemerkenswertester Film bis dato die Musik-Doku 'Abba - The Movie' (1977) war, versammelte 1993 zwei aufstrebende Jungschauspieler und verfilmte Peter Hedges Roman 'What's Eating Gilbert Grape', der auch das Drehbuch lieferte. Der Film wurde für alle Beteiligten zum Karriere-Meilenstein - der vorher unbekannte Di Caprio wurde sogar für einen Oscar nominiert, und Johnny Depp erweiterte seine Kreise, nachdem er seine ersten Sporen schon mit Wes Cravens 'A Nightmare on Elmstreet' (1984) und Tim Burtons 'Edward Scissorhands' (1990) verdiente.

            Dieses Werk muss man bei so viel cineastischem Schwergewicht als Filmfan einfach sehen, auch wenn der Genre-Bereich "Familien-/Schicksalsdrama" nicht gerade zu meinen Favourites zählt - doch auch daraus kommen starke, bewegende Geschichten. Gewiss ist das feinfühlig erzählt und gut gespielt, vor allem der retardierte Junge von Di Caprio, aber die Handlung konnte mich nicht packen, um es freundlich auszudrücken.

            Hier wird lediglich das Kleinstadt- und das darin eingebettete Familienleben porträtiert, mit den kleinen Sorgen und Nöten, den Geschichtchen und Geheimnissen, wie z.B. eine sexuelle Beziehung, die Depp zu einer verheirateten Frau unterhält. Unter dem Strich passiert in diesem Film sehr wenig - es ist eher eine dialoglastige Charakter- und Milieubeleuchtung ohne wirkliche Highlights, die man zur Auflockerung problemlos hätte setzen können. Z.B. die Szene, worin die schwer übergewichtige Mutter die morschen Dielen des Zimmers zum Schwingen bringt - hätte ich das Drehbuch geschrieben, wäre sie mitsamt dem Teppich durchgebrochen, aber das würde wohl den ernsthaften Anspruch dieses Plots zu empfindlich stören......

            Hingegen stören mit der Zeit die immer gleich ablaufenden Auftritte von Di Caprio - durch sein unbändiges, retardiertes Verhalten verursacht er Aufsehen und Ärger, und genauso oft muss Depp ihm hinterherlaufen, um die Wogen zu glätten. Das ist zwar gut gespielt, aber jedesmal dasselbe - einfallsreich ist anders.

            Sicher ist der Film objektiv gesehen nicht so schlecht, wie es die Bewertung vermuten lässt, aber wohl kaum jemand würde einen Film besser bewerten, den er als uninteressant und langatmig wahrnimmt.

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            • 8
              RoboMaus 20.06.2017, 08:26 Geändert 20.06.2017, 12:05

              Die Filme um vom Hals abwärts Gelähmte häufen sich in den letzten 15 Jahren, wobei mir ad hoc einfallen: 'Das Meer in mir' (2004), 'Schmetterling und Taucherglocke' (2007), 'Cartagena' (2009), 'Ein ganzes halbes Jahr' (2016), doch 'Ziemlich beste Freunde' (2011) ist von allen der beste, bei mir gefolgt von 'Cartagena'. Es muss Ewigkeiten her sein, dass eine MP-Vorhersage von 8,0 auch tatsächlich eintraf - hier war es nun soweit.

              Was macht diesen Film so erfolgreich? Er ist auf mehreren Ebenen ansprechend und einfallsreich, und er verzichtet auf die Darstellung des depressiven Elends und der Perspektivlosigkeit, die den Betroffenen oft in solch einer Situation heimsucht. Zudem pflegt er einen wunderbaren Kontrast zwischen dem ungehobelten Herkömmling aus der untersten sozialen Schicht, dem auch der Knast nicht fremd ist (sehr stark: Omar Sy), und dem reichen, elitären Kunst- und Kulturliebhaber, der leider in Ausübung seines Lieblingssportes, dem Gleitfliegen, einen schlimmen Unfall hatte (stark: François Cluzet). Aus dieser Gegensätzlichkeit ernährt sich überwiegend der Humor, wie auch aus einer kleinen Nebengeschichte, worin Sy nichts auslässt, um eine von Cluzets Angestellten anzubaggern, aber einfach nicht zum Zug kommt.

              Die Aktionen Sys haben dabei eine erfrischende Direktheit, vor allem in der Art, wie sie Cluzets Konventionen zuwiderlaufen und in Cluzets Umfeld Irritationen hervorrufen. Es ist inhaltlich weniger eine Dramödie über den Umgang mit einem schlimmen Leiden, sondern über das Zusammenkommen zweier in allen Belangen grundverschiedener Menschen und den Abbau von Vorurteilen. Sie zeigt, was möglich ist, wenn man seinem gegenüber mit Toleranz und Achtung gegenübertritt, auch wenn sich der Sinn nicht sofort erschließt oder man den Eindruck hat, Perlen vor die Säue zu werfen (z.B. Sys Auftritt in der Oper, XD). Cluzets Weitsicht wird mit dem Gewinn neuer, ungeahnter Perspektiven und Freude im Leben belohnt - mehr hätte er nicht bekommen können.

              Die Story ist kaum zu glauben und hat den Touch eines Sozial-Märchens, ist aber den Angaben nach wirklich passiert. Das fügt dem Ganzen eine Komponente der Glaubwürdigkeit hinzu, die den Eindruck eines humorvollen und bewegenden Filmerlebnisses noch vertieft.

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              • 6
                RoboMaus 19.06.2017, 12:54 Geändert 19.06.2017, 13:56

                Ein bemerkenswerter Kommi zu 'Midnight Son' meint: "An sich nicht schlecht. Hat nur den Fehler, dass man durch einen Biß nicht zum Vampir wird. Das ist nur bei Werwölfen und Zombies der Fall."

                So die Expertenmeinung zur Vampirgenese, doch lassen wir ausnahmsweise den falschen Ansatz gelten und uns das Filmerlebnis davon nicht verderben ;-)
                Was sehen wir dann? Der Film wird als ruhig und für das Vampir-Subgenre andersartig beschrieben - er geht in Richtung 'So finster die Nacht' (2008; Remake 'Let me in', 2010) oder 'Warm Bodies' (2013) und thematisiert die Beziehung eines "normalen" Menschen zu einem Vampir. Ich finde die genannten Filme "ganz gut" - eine Chance für 'Midnight Son'.

                Es geht dabei weniger um die Beziehung, sondern eher darum, wie sich der Vampir durch sein trostloses Leben schlägt und seinen Blutnachschub organisiert. Das Tempo ist tatsächlich noch langsamer als in den anderen Filmen zum Thema, aber die Story ist interessant und hat einige gute Ideen. Die Inszenierung ist zwar düster mit einem passenden Score, entwickelt jedoch kaum Spannung und geht nie unter die Haut.

                "An sich nicht schlecht", aber einmal reicht.

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                • 7
                  RoboMaus 18.06.2017, 14:01 Geändert 19.06.2017, 08:15

                  Seegurken-Kompott und andere Delikatessen aus Unterwasser-Farmen. Die Meere in einem U-Boot mit scheinbar unerschöpflicher Nutzung von Elektrizität durchfahren und dazu Bachs 'Toccata' auf der Bord-Orgel spielen. Jules Verne war ein genialer Visionär, auch wenn er zur Energiequelle im Dunkeln bleibt - aus heutiger Sicht müsste die Nautilus ein Atom-U-Boot sein, doch auch die Disney-Verfilmung von 1954 zeigt sich visionär: Kapitän Nemo hat ein Fusions-U-Boot ("die Kraft, die das Universum antreibt") und somit eine Technologie, an der zwar heute mit großem Aufwand gearbeitet wird, deren Zukunft als unerschöpfliche Energiequelle aber fraglich ist. Das Sonnenfeuer wird vielleicht nie wirtschaftlich zu zähmen sein.

                  Als Kind übte der Klassiker mit Kirk Douglas eine ungeheure Faszination auf mich aus. Ein spannendes Science-Fiction-Abenteuer, worin u.a. der Seehund Esmeralda, das Haustier der Nautilus, unvergessen bleibt. Auch tricktechnisch ist das für diese Zeit stark gemacht, vor allem die Szene mit dem Riesenkraken.

                  Aus heutiger Sicht ist '20.000 Meilen unter dem Meer' (1954) immer noch ein interessanter, gut unterhaltender Film mit einigen witzigen Ideen, wenn man über manche Längen und typische 50er Jahre-Albernheiten hinwegsehen kann, die reichlich angestaubt wirken. Auch die pathetischen Diskussionen um Moral und Menschlichkeit bräuchten nicht so ausführlich sein.

                  Sehenswert.

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                  • 8 .5

                    Da ist es wieder, das Beispiel für einen gelungenen deutschen Film , genauer gesagt: eine schwarze Komödie. 'Schmidts Katze' ist im Schwabenland angesiedelt, nimmt die dortige Mentalität wunderbar auf's Korn und trifft manchmal rabenschwarz ins Schwarze. Dabei ist es hilfreich, die dortigen Gepflogenheiten zu kennen, z.B. die Bedeutung der beinahe schon heiligen "Kehrwoche", woraus im Film die "Wehrwoche" wird.

                    Wer des Schwäbischen nicht mächtig ist, dürfte hier trotzdem mitkommen, zumal der Hauptdarsteller Michael Lott alias Schmidt gebürtiger Hamburger ist, und auch andere Charaktere "Reigschmeggte" aus dem Norden sind. Der Humor lebt jedoch nur zum Teil vom Lokalkolorit und überzeugt auch aus starker Situationskomik mit einigen wirklich gelungenen Szenen. Dazu ist die Story ansprechend, hat Charme und wird zum Ende auch noch berührend.

                    Ideenreich, witzig und ausgezeichnet unterhaltend.

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                    • 7
                      RoboMaus 18.06.2017, 07:36 Geändert 18.06.2017, 08:14
                      über Heidi

                      Puppenhorror goes Found Footage - irgendwann musste es soweit sein, und nun nahmen sich Leute des Themas an, die so gut wie niemand kennt, die kein MP-Bild neben ihrem Namen haben und deren Budget vermutlich ein paar hunderttausend Dollar nicht überstieg.

                      ....und doch: was Daniel Ray & Co. mit 'Heidi' abliefern, kann sich sehen lassen. Grundvoraussetzung ist allerdings, dass man mit der Wackelkamera kein Problem hat (auf einer "Wackelskala" von 1-10 würde ich 'Heidi' bei 7 einstufen). Wegen des geringen Budgets gibt es keine nennenswerten Effekte - wenn die Puppe sich bewegt, dann so, dass es durch ein verstecktes Loch im Boden bewerkstelligt sein könnte, oder dass sie jemand hält, dessen Hand hinter einem Gegenstand kaschiert ist. Das ist natürlich billig, kann aber bei guter Inszenierung genauso effektvoll sein wie Multimillionen-Dollar CGI. Tatsächlich ist das Daniel Ray über weite Strecken gelungen.

                      Vor allem beeindruckt der Ideenreichtum. Wie kann ich eine Puppe ohne Effekte so inszenieren, dass sie die Illusion eines lebenden Objektes gibt? Dieses Problem wurde auf jede nur erdenkliche Art angegangen und insgesamt gut gelöst. Wenigstens auf mich hat das die Wirkung von Suspense und regt die eigene Phantasie in der Form an, dass man sich den visuell fehlenden Rest automatisch ergänzt. Etwa so, wie es ein gutes Buch macht - das gelingt nicht vielen.

                      Auch inhaltlich und über den Aufbau der Story finde ich 'Heidi' überzeugend (SPOILER): z.B., dass sich die beiden Video-Amateure lange gegenseitig verdächtigen, sich die Puppe zuzuschieben, und keine Überlegung auslassen, wie der andere das bewerkstelligt (SPOILER ENDE).

                      Innerhalb des begrenzten Rahmens hätte man jedoch einiges besser machen können: wenn die Puppe zugeschlagen hat, wird das Ergebnis immer nur sehr kurz gezeigt, so kurz, dass man manchmal kaum sehen kann, was überhaupt passiert ist. Dazu ist die Tendenz von FF-Filmen, reportagenartig zu wirken und banale Situationen aus dem Alltagsleben zu zeigen, für meinen Geschmack zu ausgeprägt. Etwas weniger belangloses Teen-Gerede wäre hilfreich.

                      Ein überraschend guter Genre-Beitrag, worin sich das Talent von Daniel Ray andeutet (Story, Drehbuch & Regie). Dem sollte man ein paar Millionen in die Hand geben.....

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                      • 5 .5
                        RoboMaus 17.06.2017, 18:03 Geändert 17.06.2017, 20:53

                        Kirk Douglas als knarziger Millionärs-Opa, dessen Angehörige auf seinen Tod warten, damit sie endlich das Erbe absahnen können. Das wird in dieser 90er-Komödie natürlich nicht passieren, und in der Realität würden sie heute noch warten - Douglas wurde Ende 2016 hundert Jahre alt :)

                        Er harmoniert gut mit Michael J. Fox, der den als Kind vom Opa geliebten Neffen spielt. Vor allem im ersten Drittel kommen aus der überrissen gierigen Verwandschaft im Zusammenspiel mit den beiden einige Lacher, doch zur Mitte flacht der Plot deutlich ab und kommt nicht mehr hoch. Es wird immer dasselbe Thema der moralisch verkommenen Verwandten und des alten Knausers beackert, wobei gute Ideen und Lacher zunehmend Mangelware werden. Dafür häufen sich im letzten Drittel pathetische Reden um Moral und Selbsterkenntnis.

                        Kaum überraschend floppte 'Greedy' an den Kassen, trotz seiner prominenten Besetzung.

                        Schade, dabei fängt er so gut an.......

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                        • 5 .5
                          RoboMaus 17.06.2017, 16:31 Geändert 17.06.2017, 16:47

                          "Sobald er sich an fünf Seelen geweidet hat, blutet der Himmel erneut und die Ausgeburt der Hölle wird emporsteigen".
                          Wie praktisch, dass sich genau fünf Ausflügler in die Waldhütte begeben, wo das Buch zur Beschwörung des Dämonen bereitliegt.....

                          'Evil Dead' hat nach 32 Jahren sein Remake bekommen - beinahe schon unvermeidlich in der heutigen Zeit.

                          Am Original gefallen mir besonders diese mit billigen Mitteln geschaffene, dreckig-düstere Atmosphäre und Sam Raimis gute Horrorideen - ungefähr so, wie sich manche lieber knisternde LPs anhören als Sound-perfekte CDs (zu denen ich allerdings nicht gehöre). Das ist notgedrungen im Remake nicht mehr vorhanden, denn man will natürlich einen zeitgemäßen Film zeigen, führt damit aber das Vorhaben ad absurdum: 'Evil Dead' lebt von seiner Achtziger-Stimmung und kann mit einer technisch besseren Darstellung allein nicht besser werden, obwohl man auf CGI verzichtet und die Effekte "klassisch" aussehen lässt.

                          Ich hatte gehofft, das Remake würde mit guten, neuen Ideen im Rahmen der alten Handlung punkten, durchaus auch mit starker CGI, aber das ist leider nicht der Fall. Was neu dazukam, liegt bis auf das Ende eher im 08/15-Genrebereich - vermutlich hätte dieser Film kaum Beachtung gefunden, wenn es sich nicht um das Remake eines Klassikers handeln würde. Dennoch ist er nicht schlecht - Mittelmaß, das man sich einmal aus Neugier anschauen kann. Vielleicht wirkt er besser, wenn man das Original nicht kennt.

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                            RoboMaus 17.06.2017, 10:00 Geändert 17.06.2017, 15:44

                            Wahrhaft magisch.

                            Schon lange habe ich keine Naturdoku mehr gesehen, worin solch erhebende, ästhetische Bilder und Szenen zu sehen sind. Die visuelle Detailverliebtheit wird von einer angenehmen Erzählstimme begleitet, die mit interessanten Informationen über das Leben in den Mooren, ihre Entstehung und Geschichte seit der Eiszeit aufwartet. Hier wird es keine Minute langweilig - ständig eröffnen sich neue, teils spektakuläre Facetten des Lebens, von den Riesen dieser Welt, den Elchen und Bären, bis hin zu den kleinsten Tierchen, die nur im Mikroskop zu erkennen sind, aber zu Millionen die sauren Tümpel bevölkern und nicht minder interessant sind.

                            Fleischfressende Pflanzen, deren mit klebrigen Schleimstielchen besetzte Fangblätter gerade einmal so groß wie ein Fingernagel sind, füllen in gestochen scharfen Großaufnamen den Bildschirm, ebenso wie die darin gefangenen Insekten mit ihrem traurigen Schicksal, bei lebendigem Leibe vom Sonnentau verdaut zu werden..... und doch schafft es eine Ameisenart, der Pflanze ihre Beute zu entreißen und an die eigene Brut zu verfüttern.

                            Die Aufnahmen entstanden überwiegend in Skandinavien, wo die Natur in weiten Gegenden noch kaum berührt ist, aber auch im bayrischen Wald und angrenzenden Tschechien. In Deutschland sind die Moore weitgehend durch Trockenlegung und Torfabbau zerstört - das wird ebenso gezeigt, wie die Renaturierungsmaßnahmen, die die Moore wieder in ihren Originalzustand wie nach der Eiszeit vor 11.000 Jahren zurückführen, als sich die Gletscher zurückzogen.

                            Das macht Appetit, einfach hinzufahren und sich das anzusehen, aber es dürfte schwierig werden - intakte Moore sind streng geschützt. Dazu kommt: um nur einen Bruchteil dessen zu sehen, was einem die Doku vermittelt, müsste man wohl tagelang unterwegs sein und wäre von Myriaden von Stechmücken verfolgt. So geht das bequem vom Sofa aus.

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                            • 4 .5
                              RoboMaus 16.06.2017, 22:27 Geändert 17.06.2017, 15:46

                              1941/42: Die Nazis halten Prag besetzt und hatten zur Bekämpfung des Widerstandes SS-Chef Reinhard Heydrich eingesetzt, der äußerst brutal und erfolgreich vorgeht. Die Exilregierung in London schickt zwei Männer (Cilian Murphy und Jamie Dornan), die ein Attentat auf Heydrich verüben sollen.....

                              Die Zielsetzung ist ähnlich wie in Verhoevens starkem 'Black Book' (2006), der den Widerstand in Holland beleuchtet, doch Sean Ellis' Werk zum tschechischen Pendant ist weit entfernt von dieser Klasse. Die gesamte erste Stunde über passiert so gut wie nichts - nur langatmige Vorbereitungen, Unterhaltungen und Streitereien zwischen den Widerständlern. Das Ganze hat eher dokumentarischen Charakter, und selbst für eine Doku müsste man das noch als zäh bezeichnen - immerhin ist das Prag der 40er überzeugend dargestellt, mit den Autos und Straßenbahnen jener Zeit, die durch die gepflasterten Straßen rumpelten.

                              Die zweite Stunde, nach dem Attentat, geht im selben Stil weiter. Die Widerständler werden mit Hochdruck von den Nazis gesucht, die wie erwartet mit den bekannten, üblen Methoden zurückschlagen, bis zur finalen Auseinandersetzung: bei den Widerständlern ist jeder Schuss aus Pistolen(!) ein Treffer, während die Nazi-Übermacht mit Maschinengewehren effektlos durch die Gegend rattert....... aus dem zähen Plot wird ein hanebüchenes Geballer.

                              Die wahren Vorgänge um das Gezeigte kann man hier nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Anthropoid. Das ist informativer, schneller und interessanter. Nichts gegen Geschichtsaufarbeitung und Beleuchtung der Nazi-Untaten, aber warum in solch einer trockenen Machart? Dagegen erscheint der Schul-Geschichtsunterricht aus der Erinnerung wie ein Erholungsurlaub.

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                                RoboMaus 16.06.2017, 14:16 Geändert 16.06.2017, 19:44

                                Der Miami Vice-Kinofilm - zwanzig Jahre nach der Serie. Positiv fällt auf, dass Colin Farrell und Jamie Foxx den Original-Charakteren tatsächlich recht nahe kommen und allein damit ein gewisses Nostalgie-Feeling erzeugen. Selbst für die obligatorisch helle Don Johnson-Anzugsjacke ist Farrell ein würdiger Träger.

                                Das ist neben dem starken Score aber schon das einzig Erwähnenswerte. Die Handlung ist rudimentär und dreht sich nur um eine kolumbianische Drogen-Gruppe, die von Farrell & Foxx infiltriert wird. Storytechnisch ist das sehr dünn, wobei kaum Spannung erzeugt wird und man sich auch actionmäßig zurückhält. Schlimmer noch: um die Mitte gibt es eine lange Phase, worin nichts passiert, außer dass sich Farrell mit einer Frau aus der Spitze des Drogenrings anfreundet, was von langen Unterhaltungen begeleitet ist.

                                Zugegeben, die Handlung ist in der Achtziger-Serie bestenfalls die halbe Miete - der Rest besteht aus Lifestyle und guter Laune, aber auch davon ist im Film kaum etwas zu sehen: weder Fisch noch Fleisch. 'Miami Vice' läuft für das Gebotene mit über zwei Stunden viel zu lang, wäre aber auch in einer 90 min-Fassung noch zu mager. Der Plot ist lediglich so interessant, dass man gerne wissen will wie es weitergeht, und ob Farrell & Foxx den Drogenring ausheben können. Immerhin lohnt sich das Aushalten: der Showdown ist stark inszeniert.

                                .....wie eine Serienfolge auf Spielfilm-Überlänge gezogen.

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                                  RoboMaus 15.06.2017, 17:40 Geändert 16.06.2017, 07:40

                                  'Nokan' hat mich zu meiner eigenen Grabrede inspiriert, die ungefähr wie folgt aussieht.

                                  Liebe Trauernde, liebe nicht Trauernde, liebe Neugierige, liebe Todes-Sehnsüchtige, falls ein solcher im Publikum weilt, lieber Geistlicher, Fürsprecher des Lebens nach dem Tode, der du die richtigen Worte für mich und unsere heutigen Gäste finden sollst, lieber Friedhofschänder, der du danach trachtest, mein Grab zu verwüsten:

                                  keine Angst - Ihr bleibt vor weiterem Sarkasmus nicht verschont. Schließlich ist auch ein Begräbnis nur eine Show, auf der etwas geboten werden soll. Falls es noch jemanden geben sollte, den das überrascht: ich habe selten auf einer Beerdigung getrauert, habe aber viele gesehen, die den betroffendsten Blick aufsetzen, den sie zu zeigen imstande sind, obwohl sie nicht einen Funken Mitgefühl hatten. Echte Tränen sind gerne willkommen, doch auch, wer aus Anstand dieser Veranstaltung beiwohnt, darf sich meines posthumen Respektes versichert fühlen, wenn er/sie nicht mit versteinerter Mine antritt.

                                  Es gibt gute Neuigkeiten: auf das Abspielen meines Lieblingsliedes wird verzichtet – wie oft saß ich in irritierender Stille seitens der Anwesenden, während sich zu säuselnden Klängen der Verdacht erhob, dass der Verstorbene dieses Lied wohl nur im Stadium fortgeschrittener Demenz ausgewählt hätte. Immerhin bewies eine beleibte Frohnatur noch aus dem Sarg Humor, indem sie einen Hit von Udo Jürgens erklingen ließ, wobei die Zeile „Dass der Herr den Weg in den Himmel ihr bahne, aber bitte mit Sahne“ für einiges Schmunzeln sorgte. Dass ich damals Beifall klatsche, wurde leider mit einer gewissen Irritation aufgenommen – nur aus dem Sarg kam ein wohlwollendes Röcheln, aber das konnte auch Einbildung gewesen sein. Um in guter Erinnerung zu bleiben, möchte ich euch vor ‚21st Century Schizoid Man‘ von King Crimson verschonen, denn die erlaubte Lautstärke hätte den Song wirkungslos verpuffen lassen. Letzte Woche ließ ich den Geistlichen an mein Sterbebett kommen, um diese Frage zu klären, aber er verlangte schon die doppelte Zermonie-Gebühr, wenn dieses Lied überhaupt laufen sollte, und das Zehnfache für die von mir gewünschte Lautstärke – nur so hätte er seine und meine Exkommunikation abwenden können. Dafür habe ich vollstes Verständnis, aber der Ablasshandel war mir dann doch zu teuer. Hört euch das Lied am besten selbst an :)
                                  Nein, so war es natürlich nicht - gewiss will ich euch nur deshalb verschonen, weil der Song für die meisten ein Albtraum ist. Soviel Selbstlosigkeit muss sein. Wenn ich daran denke, dass meine arme Mutter bei diesem Lied immer kurz vor dem Wahnsinn stand, tut sie mir heute noch leid. Dennoch muss ich zugeben, dass ich gerne ein Mäuschen hätte sein wollen, um die schmerzverzerrten Gesichter und Verfluchungen meiner sterblichen Überreste in versammelter Runde zu sehen und zu hören. Das lässt sich nun schwerlich vom Sarg aus bewerkstelligen. Seien wir pragmatisch - warum etwas durchziehen, wovon niemand etwas hat?

                                  .....doch ganz ohne kommt ihr mir nicht davon: wir hören nun von Ennio Morricone ‚Das Lied vom Tod‘ – bitte die Anlage starten!

                                  (nach dem Lied) Wisst ihr noch? Charles Bronson mit der Mundharmonika? Eigentlich wollte ich euch den Film in voller Überlänge zeigen, aber da wäre das halbe Erbe schon für die Miete der Friedhofskapelle und den Geistlichen draufgegangen, und ihr hättet unser schickes Zugewinnhaus in bester Lage mit Erbpachtzahlungen weiterbewohnen können. So belassen wir es lieber im bescheidenen Rahmen.

                                  Hier liege ich nun, umgeben von Blumenkränzen und Banderolen mit wohlmeinenden Sprüchen, die ich in meiner misslichen Lage nicht lesen kann, aber darauf kommt es wohl nicht mehr an. Wichtig ist, dass die Lebenden sie lesen können, die aufgestickten Namen und Widmungen, deren Schwülstigkeit propotional zum Durchmesser des Kranzes zunimmt. Seht ihr den zwei Meter-Kranz ohne Schriftzug auf der Banderole? Den habe ich anonym für euch bringen lassen - wenn ihr ganz nahe herankommt, könnt ihr in der Mitte eine Botschaft in kleinen, blassen Buchstaben lesen, die da lautet: "Für die Bescheidenen dieser Welt, die das Wenige zu schätzen wissen und die Weisheit besitzen, sich nicht bei jeder Gelegenheit profilieren zu müssen".

                                  [Hinweis an den Vorleser: den folgenden Abschnitt nur verlesen, wenn ich verbrannt wurde]

                                  .....oder habt ihr mich etwa entgegen meines letzten Wunsches eingeäschert, weil es dann billiger wird? Wenn es schon zu Lebzeiten euer Lieblingssport war, meine Anregungen zu ignorieren, dürfte es nun überhaupt kein Problem sein: anstatt „lass‘ ihn doch labern“ heißt es nun „Friede seiner unfreiwilligen Asche“. Ha, ha. Nicht, dass ich hier irgendjemanden verdächtige oder das gar für wahrscheinlich halte: nur für den Fall, dass mich solch ärgerliche Ignoranz über den Tod hinaus verfolgt, ist im Testament vorgesorgt: die Verantwortlichen sind damit bis auf den Pflichtanteil enterbt. *Grins*. Was gäbe ich darum, in diese Gesichter blicken zu können, sollte ich mich augenblicklich wirklich in einer Urne befinden.........

                                  Bleibt aufrecht, lügt euch nicht an, macht euch selbst nichts vor und, vor allem, hört zur Abwechslung auch auf das, was andere sagen. In diesem Sinne - wir sehen uns.
                                  _____________________________________________________________________

                                  Unglaublich, welche Wirkung ein Film auslösen kann, doch ein paar Worte möchte ich ihm natürlich auch widmen.

                                  'Nokan' erzählt gefühlvoll über den Betrieb rund um das Sterben in Japan mit einer melancholischen, humorigen und ideenreichen Geschichte. Er hat einige sehr starke Momente, die zu Tränen rühren, gebettet in eine Handlung um einen jungen Musiker, der seinen Job verliert und notgedrungen in das Bestattungsgewerbe einsteigt. Dabei meistert Regisseur Yojiro Takita die Gratwanderung zwischen Pietät, Humor und einem ansprechendem Plot mit Bravour, trotz des durchgehend langsamen Tempos. Phasenweise sackt die Handlung allerdings ab, bzw. verirrt sich auf Nebenpfaden - volle zwei Stunden hätten es nicht sein müssen, doch auch so ist 'Nokan' inhaltlich überzeugend. Der letzte Film, der mir über weite Strecken solch eine angenehme Melancholie vermittelt hat, ist 'Out of Rosenheim' (1987).

                                  Positiv ist auch zu vermerken, dass der Humor nicht dieses Kasperleartige enthält, wie man es oft in asiatischen Filmen antrifft, sondern sich aus starker Situationskomik ernährt. Es gibt zwar nicht viele Lacher, aber die sitzen dafür :)

                                  Eine sehenswerte Dramödie aus Japan.

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                                    RoboMaus 15.06.2017, 08:14 Geändert 15.06.2017, 14:21

                                    uups..... den hatte ich stärker in Erinnerung vom Silberling, kurz nachdem die bis dato letzte Verfilmung von 'Robin Hood' (2010) auf DVD herauskam. Das packende Filmerlebnis will hier nicht entstehen, eher schon wirkt es wie ein routinierter Arbeitsnachweis von Leuten, die ihr Handwerk verstehen.

                                    Zehn Jahre nach ihrem Meisterwerk 'Gladiator' (2000) trat das Team Ridley Scott/Russell Crowe erneut zu einem Historien-Epos an, diesmal tausend Jahre später im finsteren Mittelalter angesiedelt. Erzählt wird nicht die Geschichte des Outlaws Robin Hood, sondern wie er dazu wurde - was in den anderen Verfilmungen der spätmittelalterlichen Ballade die Einführung bildet, macht Scott zu einer 2¼ Stunden-Story um Macht, Intriegen und Verrat. Richard Löwenherz wird entmystifiziert, vom weisen, gutherzigen König zum Schlächter, der Frauen und Kinder in Palästina ermoden ließ und Frankreich auf dem Rückweg plündert (was wohl eher der Realität nahe kommt).

                                    Scotts Interpretation lebt vom Antagonismus des guten Robin und des Verräters Sir Godfrey (überzeugend: Mark Strong), der die englischen Barone gegen den König aufwiegelt und einen Bürgerkrieg anzetteln will, damit Frankreich ein geschwächtes England erobern kann. Crowe und Cate Blanchett alias Lady Marian halten dagegen......

                                    Letztendlich haben Filme dieses Genres die Freiheit, einem alles Mögliche zu erzählen - es kommt im Wesentlichen auf die Umsetzung an. Von daher habe ich kein Problem damit, dass das kein "richtiger" Robin Hood-Film ist. Doch gerade im Vergleich mit 'Gladiator' kommt mir dieses Werk kraftlos vor - es fehlt die Wucht, mit der der Zuschauer in das Geschehen geworfen wird. Im Ansatz ist das zwar eine realere, düsterere Version des Stoffes, vor allem im Vergleich zu Costner (1991), doch bleibt Scott damit auf halber Strecke stehen - wenn schon düster, dann richtig, mit einem gesunden Einsatz an Härte und Brutalität, aber davon ist dieser Plot weit entfernt. Es geht eher um das Paktieren, wie der böse Mark Strong seinen Plan aufzieht und wie ihn Crowe vereiteln will.

                                    Inhaltlich ist das zu flach, in der Umsetzung flüssig und noch ordentlich unterhaltend, aber zu zaghaft, manchmal auch zu pathetisch. Der starke Cast tritt zwar seiner Reputation entsprechend glaubhaft auf, kann daran aber kaum etwas ändern.

                                    Vielleicht sollte N.W. Refn den nächsten Robin Hood-Film machen...... wenn schon düster, dann richtig :)

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                                      RoboMaus 14.06.2017, 12:50 Geändert 15.06.2017, 15:43

                                      Ein Horrorfilm aus Irland, wo sich bekanntlich Trolle und üble Schattenwesen im Wald herumdrücken, oder war das Island? .....immerhin haben die auch 2 % Waldfläche. Das zu ignorieren ist auf jeden Fall ein Fehler, wie ein irischer Förster am eigenen Leib erfahren muss. Der Auswärtige glaubt die Ammenmärchen der Einheimischen nicht und markiert Bäume, die im Wald zu fällen sind.....

                                      'The Hallow' macht einiges richtig, aber auch vieles falsch. Der Aufbau der Story ist gelungen - nachdem sich im ersten Drittel die Anzeichen verdichten, dass im Waldgebiet um das Haus des Försters merkwürdige Dinge ablaufen, kommt man zügig zur Sache. Auch die üblen Schattenwesen machen Eindruck und die Atmosphäre ist einnehmend düster - technisch ist das ordentlich gemacht.

                                      Doch die Handlung schafft es kaum Spannung aufzubauen, weil die Aktionen selbst im Detail vorhersehbar sind. Man weiß immer, wann die Wesen kommen, es gibt keinerlei Überraschungen oder gute Ideen, die den Plot interessant machen. Im letzten Drittel fängt es schließlich an zu langweilen, weil es nur noch ein hanebücher Monsteraufmarsch und -geknarze im Haus/Wald ist, was einer abstrusen, rudimentären Handlung aufgesetzt wird.

                                      Ein netter Versuch, dem es jedoch an Durchschlagskraft fehlt.

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                                        RoboMaus 14.06.2017, 07:47 Geändert 14.06.2017, 20:11

                                        "Kein Schwein interessiert sich beim Film für die Qualität"

                                        Ein zeitgemäßes Wort, das uns M.N.Shyamalan in seinem Psycho-Thriller 'The Visit' präsentiert. Das Zitat lässt aufhorchen - ist das Selbstironie oder Selbstüberschätzung, eine Kritik an der Kritik zu seinen Filmen, die in den zehn Jahren davor regelmäßig verrissen wurden? Vielleicht will er es selbst nicht wahrhaben, doch die sechs Filme vor 'The Visit' gaben kaum Anlass zu Euphorie (wobei wohl die meisten Filmfans ihre Ausnahme haben). Mit diesem ist nun endlich ein Aufwärtstrend erkennbar, auch wenn er damit noch nicht zur alten Stärke mit Bruce Willis zurückgefunden hat. Nach dem Debakel mit Will Smiths 'After Earth' (2013) scheint es für ihn schwierig geworden zu sein, namhafte Schauspieler für seine Projekte zu finden, bzw. die dafür benötigten Summen aufzutreiben - keiner von 'The Visit' war mir bekannt.

                                        Zwei Teen-Kids sind für eine Woche erstmals bei Oma und Opa zu Besuch - die Mutter zog von dort vor 15 Jahren im Streit weg und hatte seither keinen Kontakt. Anfangs scheint alles ganz normal, doch mit den Großeltern stimmt etwas nicht. Während die Mutter sich im Kurzurlaub vergnügt, bekommen es die Kids langsam mit der Angst zu tun.....

                                        Der Plot erstreckt sich auf zwei Bereiche. Zum einen bringt er lange Sequenzen, in denen nichts passiert und worin sich Belanglosigkeiten anhäufen, wie ausgedehnte Gespräche auf Skype mit der Mutter oder der Kids untereinander. Das gesamte erste Drittel besteht nur daraus. Dazwischen eingestreut sind Aktionen von Oma und Opa, die zunächst leicht, dann immer mehr aus der Normalität fallen und von Shyamalan gekonnt mit einigen starken Ideen inszeniert sind, wobei die Mittel einfach bleiben (keine CGI). Diese Oma macht wirklich Angst. Das können nur wenige, und damit sieht man, dass er das Suspense-Kino nicht verlernt hat.

                                        Für eine bessere Bewertung müsste aber im Film insgesamt mehr passieren, und die Spannungskurve dürfte nicht immer wieder absacken, was das größte Problem ist. Zudem vollzieht sich das Finale viel zu hastig, nachdem die Katze aus dem Sack ist - was hier in fünf Minuten gepresst wird, ergäbe Stoff für zwanzig Minunten Hochspanung, Zeit, die man von den belanglosen Unterhaltungen oder der langen, zu flachen Einführung hätte abzweigen können.

                                        Immerhin, ein Aufwärtstrend und ein ordentlicher Shyamalan, nicht nur für Genrefans - man muss dazu aber den Found Footage-Stil tolerieren können, sonst wird das nichts.

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                                          RoboMaus 13.06.2017, 14:38 Geändert 14.06.2017, 11:03

                                          Da kann man nur hoffen, dass die eigenen Kinder nie heiraten.....

                                          An 'Vater der Braut' ist eigentlich nichts auszusetzen. Steve Martin ist die ideale Besetzung für den hochzeitsabgeneigten Vater, der wegen dem Trubel um seine Tochter und vor allem wegen der Kosten allmählich durchdreht. Diane Keaton überzeugt als herzige Mutter, die der Tochter keinen Wunsch für ihre Hochzeit abschlagen kann und zusammen mit ihr alles durchbringt. Der Heirats-Chaos-Plot ist für eine Komödie dieser Art ansprechend, hat Schwung und einen gewissen Charme.

                                          Es ist in erster Linie eine Frage des Humors. Was hier gebracht wird, finde ich kaum witzig, bestenfalls stellenweise amüsant, wobei man die Lacher an einer Hand abzählen kann. Sicher nimmt das jeder anders wahr - der Universalhumor ist noch nicht erfunden, doch ich kann z.B. dem aufgesetzten Getue eines überbetont schwulen Hochzeitsorganisators nichts abgewinnen, der zudem in einem erfundenen südeuropäischen Kauderwelsch nuschelt. So etwas generiert eher Nervpotential. Oder der Gag, dass Martin an allem sparen will - das kommt anfangs noch ganz gut, wird aber ständig wiederholt und kulminiert in zunehmend witzlosen Aktionen.

                                          5 Punkte für eine Komödie, bei der es kaum etwas zu lachen gibt - as good as it can get.

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                                            RoboMaus 13.06.2017, 07:38 Geändert 13.06.2017, 09:18

                                            Jack Nicholson kriegt sie alle.

                                            Allein schon das Ensemble der "Hexen" lässt einem das Wasser im Munde zusammenlaufen: Michelle Pfeiffer, Susan Sarandon und die Cher bilden ein Trio, das vereint Wünsche durch dunkle Mächte in Erfüllung gehen lassen kann. So will es der Zufall. Und so will es Jack Nicholson, der den Wunsch der Frauen nach einem "richtigen" Mann erhöhrt und sich in das winzige Kaff Eastwick aufmacht, um die Damen zu beglücken. Doch der Mief der Kleinstadt klebt an den Fersen derer, die gegen das Biedere aufbegehren. Dazu stellt Nicholson Forderungen - schließlich ist er der Teufel in Person......

                                            Nicholson ist immer dann am besten, wenn er sich selbst spielt, und das das dürfte hier voll und ganz zutreffen. Als exaltierter Kotzbrocken weckt er das Interesse der Frauen, deren geheimste Wünsche er kennt. Seine Leistung, wie er auf sie zugeht, die dabei eingesetzte Mimik, Haltung, Ausdruck, darf man vor allem in der ersten Hälfte als genial bezeichnen.
                                            Er ist der Kater in Puschen, der sich schnurrend auf das Bett legt - wie könnte Cher da trotz ihrer richtigen Einschätzung der Lage widerstehen?
                                            Er ist der Geigenvirtuoso, der zusammen mit Sarandons Cello die Saiten erglühen lässt und damit eine unbändige Leidenschaft entfacht - diese Szene ist für mich die beste des ganzen Films, eine der leidenschaftlichsten des Kinos überhaupt. Nicholson spricht sie in ihrem Innersten an, löst alle Fesseln und erweckt einen Vulkan zum Leben. Mehr geht nicht.

                                            Am stärksten und humorvollsten ist 'The Witches of Eastwick' in seiner Aufbauphase und im Zusammenwirken des Trios mit Nicholson bis an den Punkt, wo sich die Handlung dreht und er sein wahres Gesicht im Sinne des Film-Charakters zeigt. Vor allem im letzten Drittel wird es streckenweise zu polemisch, z.B. mit seiner Ansprache in der Kirche, wobei das auch nicht mehr witzig oder amüsant ist. Von den knapp zwei Stunden Laufzeit hätte man sich in dieser Phase zwanzig Minuten sparen können, doch das ist Jammern auf hohem Niveau. 'The Witches of Eastwick' ist eine der besten Komödien aus den Achtzigern, mit einem über weite Strecken blendend unterhaltenden Plot.

                                            Das hätte ich "Mr. Mad Max" George Miller nicht zugetraut (Drehbuch+Regie aller vier 'Mad Max'-Filme, 1979-2015), doch mit dieser Komödie, unterstützt von einem herausragenden Cast, beweist er die Bandbreite seines Könnens.

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                                              RoboMaus 12.06.2017, 13:39 Geändert 12.06.2017, 19:57

                                              'Money Train' beginnt stark mit einem waghalsigen Einsatz der Buddy-Cops Woody Harrelson & Wesley Snipes und ein paar guten Gags. Doch mit dem Auftauchen der scharfen J.Lo. im Cop-Team fangen die beiden an, sich wegen ihr die meiste Zeit zu beharken, was schon früh nicht mehr witzig kommt. Auch die anderen Themen, wie die Auseinandersetzung mit einem feuerlegenden Bösewicht und dem Chef des Geldzugs, der die beiden liebend gern in den Senkel stellt, versinken in witzloser Dialoglastigkeit - für eine Action-Komödie zu flach in beiden Richtungen.

                                              In einem älteren Kommi bezeichnet jemand diesen Film tatsächlich als "geschwätzig und etwas lahm", aber vergibt dafür 7 Punkte. Wer von dem Humor und der Buddy-Chemie zwischen Snipes und Harrelson leben kann, mag das wegstecken, aber wenn es dabei kaum etwas zu lachen gibt, kommt "geschwätzig und etwas lahm" einem Todesurteil gleich. Wenigstens bei mir.

                                              Enttäuschend.

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                                                RoboMaus 11.06.2017, 22:20 Geändert 12.06.2017, 07:24

                                                Sandra Bullock spielt die Ur-Version von 'Wolfenstein 3D', Annie Lennox trällert ihre Interpretation des wunderbaren Songs 'A Whiter Shade of Pale', die Handys haben kurze Antennen, aber die Pizza wird schon online bestellt - willkommen in den mittleren 90ern, als die Welt im digitalen Aufbruch war und die stolzen Besitzer ihre Handys in Bars und Restaurants auf den Tisch legten, damit auch jeder sehen konnte, was für ein toller Kerl das ist.....

                                                Zufällig kommt die Hackerin Bullock an das Programm einer Cyber-Terrorgruppe, mit dem man problemlos in sensible Bereiche gelangt, auch auf Regierungsebene. Die Cyber-Terroristen merken es, beseitigen alle, die mit dem Programm und Bullock zu tun haben, berauben sie ihrer Identität und wollen von ihr die "Floppy"-Diskette mit dem Programm (Wozu? Das haben sie selbst, und Bullock könnte mehrere Kopien gemacht haben - nur sie müsste aus dem Verkehr gezogen werden).

                                                Daraus resultiert eine unglaubwürdig ausgeführte Jagd auf Bullock, die merkwürdigerweise aus jeder Situation entkommt, nur um vom Häscher der Cyber-Terroristen erneut gestellt zu werden..... um wieder zu entkommen. Mehr passiert nicht - spannend ist anders, obwohl das Thema durchaus mit einigen cyber-technischen Aspekten überzeugt. Leider lässt die Umsetzung zu wünschen übrig, so dass daraus nur ein mittelmäßiger Thriller entsteht, der trotz seiner 90er-Nostalgie und einer starken Sandra Bullock kaum zu einer wiederholten Sichtung einlädt.

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                                                  RoboMaus 11.06.2017, 16:11 Geändert 12.06.2017, 07:06

                                                  Mel Gibsons Verschwörungs-Thriller ist schon nach dem Start vorhersehbar: er ist Polizist und hat seine erwachsene Tochter zu Besuch - die wird auf der Türschwelle neben ihm erschossen. Zunächst will der Plot in Richtung "Anschlag auf den Polizisten" lenken und vernachlässigt völlig die Möglichkeit, dass der Anschlag evtl. der Tochter galt.....

                                                  Nachdem die erste halbe Stunde mit Rätselraten in der Sackgasse verbracht wird, und Gibsons trauriges Los mit Video-Flashbacks zu seiner fünfjährigen Tochter vertieft wurde, kommt er darauf, dass sie für die Nuklearindustrie arbeitete, die auch für ihren Tod verantwortlich sein muss. Er bringt die Wahrheit über eine mutmaßliche Verschwörung häppchenweise ans Licht, wobei zwar nicht klar ist, was genau seine Tochter gemacht hat, aber die Bösen schnell für den Zuschauer identifiziert sind.....

                                                  Leider ist die Inszenierung langatmig, dialoglastig und lässt überhaupt keine Spannung aufkommen. Man kann sich früh zusammenreimen, was hier gespielt wird und wie das ausgeht, so dass das Interesse in der zweiten Hälfte verloren geht. Zum Ende gibt es noch den Klassiker der Einfallslosigkeit (SPOILER): die Bösen schnappen Gibson und fesseln ihn an ein Bett, wovon er sich nach dem Aufwachen in zehn Sekunden(!) befreit und die üblen Typen im Anschluss fertigmacht (SPOILER ENDE).
                                                  Immer dasselbe mit den Psychos.....

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                                                    RoboMaus 11.06.2017, 12:14 Geändert 11.06.2017, 14:08

                                                    Die Hits von Glenn Frey (The Heat is on), den Pointers Sisters (Neutron Dance) und natürlich DIE Melodie zum Film von Harold Faltermeyer (Axel F) klingen einem nach über dreißig Jahren noch heute in den Ohren. Damit dürfte 'Beverly Hills Cop' einer der erfolgreichsten Filme sein, der sowohl in den Hitparaden als auch an den Kinokassen massiv abräumte: bei 15 Mio.$ Kosten spielte er weltweit unglaubliche 316 Mio.$ ein.

                                                    Es war das goldene Jahrzehnt für Eddie Murphy, der gleich mit seinem Erstling 'Nur 48 Stunden' (1982) wie eine Bombe in die Kinowelt einschlug - auch dieser Film spielte das Vielfache seiner Kosten ein. Was viele an Murphy lieb(t)en, die Oneliner und das maschinengewehrartige Reden, war allerdings nie mein Ding - doch damit geht es sofort los. Die Eingangsszene im Lastwagen mit den gestohlenen Zigaretten dürfte selbst für Murphy rekordverdächtig sein.

                                                    Das erste Drittel birgt nicht einen Lacher, womit es allmählich langweilig wird, da auch die Story kaum in Schwung kommt. Doch Murphy und seine Gagschreiber steigern sich: danach wird es unterhaltsam, die Gags besser und die Story interessanter. Mit dem starken Score hinterlässt das insgesamt noch einen "ganz guten" Eindruck, doch werde ich mit den Murphy-Cop-Filmen wohl nie richtig warm. Seine anderen 80er-Komödien ('Die Glücksritter', 1983; 'Der Prinz von Zamunda', 1988) finde ich wesentlich gelungener.

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