RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

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    Nichts gegen den Ansatz, die Inhalte eines Kriminalfilmes wenig offensichtlich, vielleicht auch verschlüsselt zu präsentieren. Schließlich sind wir hier bei David Lynch - da darf man nichts Gewöhnliches erwarten. Wenn man aber zur Mitte immer noch nicht durchblickt, worum es hier gehen soll, eröffnete Handlungsstränge irgendwo im Nichts versanden und kaum etwas einen Sinn ergibt, dann geht es in Richtung Zeitverschwendung.

    Sicher kann man sich mit einigem Interpretationswillen etwas zusammenbasteln, um hier den großartigen Lynch-Film zu erkennen, der vor allem durch seine stilistisch herausragende Langatmigkeit in schummriger Atmosphäre glänzt. Doch möchte ich es lieber den geneigten Kennern der Materie überlassen, aus diesem Streifen Unterhaltungswert zu quetschen, und langweile mich woanders......

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      RoboMaus 11.07.2017, 12:35 Geändert 11.07.2017, 15:11

      'Life of Pi' mutet zunächst wie eine Fortsetzung von 'Slumdog Millionaire' (2008) an: ein Inder erzählt aus der Retrospektive von seinen faszinierenden Erlebnissen aus Jugend und Erwachsenwerden, wobei der Plot immer wieder in die Gegenwart zu einer Unterhaltung schwenkt, die er mit einem Freund führt. Allerdings sitzt er nicht in einer Quiz-Show, sondern am Esstisch und entfaltet die Story seines Lebens in aller Ruhe........

      Um bei diesem Vergleich zu bleiben: 'Life of Pi' strahlt nicht die Faszination und Intensität des Mega-Erfolges mit dem Underdog-Überlebenskünstler aus, hat aber auch seine ansprechenden und bewegenden Inhalte. Zumindest im ersten Drittel, worin man kurz sogar einen desolaten Gérard Depardieu erleben kann (bis hierher 7/10).

      Danach erst kommt es zum titelgebenden Schiffbruch, und der Junge findet sich mit fünf Tieren in einem Rettungsboot wieder: Tiger, Hyäne, Zebra, Orang-Utan und Ratte. Von nun an hat der Plot nichts mehr mit Danny Boyles Quiz-Drama gemein, sondern erinnert in seiner Langatmigkeit eher an einen Malick-Film. Was soll sich irgendwo auf dem Meer in einer Nussschale auch ereignen? Der Film ernährt sich nur noch von der gelungenen Ästhetik seiner Bilder und dem allmählichen Näherkommen von Junge und Tiger, wobei Ang Lee immerhin einige ansprechende Ideen präsentiert.

      Doch so richtig überzeugen will das nicht - es liegt auch daran, dass (notwendigerweise) viel mit CGI gearbeitet wird und die Aktionen/Bewegungen der Tiere in etlichen Situationen zu konstruiert wirken (als ob ein Tiger nicht einmal einen dreiviertel Meter Höhe überwinden und auf die Abdeckplane des vorderen Bootes springen könnte). In anderen Szenen wird es eher Fantasy-artig, recht deutlich an Malicks 'Tree of Life' (2011) angelehnt. Da spaziert (später auf einer Insel) der Tiger in eine Erdmännchenkolonie, schnappt sich die Beute, und kein Erdmännchen rennt weg?? Oh, Mann......

      Vielleicht liegt der magere Eindruck auch daran, dass ich selbst schon mit einem (Segel-)Boot im Sturm gefahren bin. Wenn man sieht, wie der Junge bei zehn Meter hohen Wellen und acht Windstärken locker auf der Kante des Bootes sitzt (was im Normalfall das Todesurteil ist), kann man das einfach nicht ernst nehmen.

      Die metaphorische Verklärung zum Ende macht es auch nicht mehr besser.

      Wieder ein Ang Lee-Film, der auf seine Art gewiss nicht schlecht ist, dem ich aber nur wenig Unterhaltungswert abgewinnen kann.

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        RoboMaus 10.07.2017, 23:30 Geändert 12.07.2017, 13:46

        Schon in den Achtzigern hat mich der erste 'Indiana Jones' nicht aus den Socken gehauen - es war lediglich rasante Abenteuer-Action von Spielberg routiniert inszeniert. Der Film hatte immer einen hohen Stellenwert, doch wenn mich jemand zum Inhalt gefragt hätte, könnte ich nur die beeindruckende Szene am Ende zitieren, wenn die Lade aufgeht.......

        .....was tatsächlich der mit Abstand beste Moment im Film ist. Im Gegensatz zu den meisten seiner anderen Filme verzichtet Spielberg weitgehend auf eine Story: die Nazis haben den Ort der Bundeslade aufgespürt, doch Harrison Ford alias Indiana Jones will sie ihnen abluchsen. Mehr passiert hier nicht, wobei sich die Handlung von Anfang an ständig im Kreis dreht. Ford spürt etwas auf, die Bösen setzen ihn fest und nehmen es ihm ab, wonach sich Ford befreit, wieder etwas aufspürt usw.

        Der Handlungs-Kreislauf wird von Verfolgungsjagden und einem albernen Humor getragen, der nur einen einzigen Lacher hervorbringt (SPOILER: als der Affe die Hand zum Hitlergruß erhebt; SPOILER ENDE). Dazu kommen Klamauk-Prügeleien, in denen einer von Ford getroffen wird und die hinteren gleich mit umfallen.... dieses Metier sollte man doch Hill & Spencer überlassen.
        Sicher ist Humor etwas sehr Individuelles, doch wenn man hier nichts zu lachen findet, dünnt der schwache Plot noch weiter aus.

        Es bleibt eine straffe Inzenierung, die es wenigstens nicht langweilig werden lässt, und ein überzeugender Harrison Ford, der Laune macht. Auch heute noch reicht es für ordentliche Unterhaltung, doch wenn man das mehrmals sieht, könnte der Lack irgendwann ab sein.

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        • *♡*LiKe My DreaM TeaM*♡*
          Sam Neill und Jeff Goldblum beim Wettlauf mit den Dinos in 'Jurassic Park' (1993).

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            RoboMaus 10.07.2017, 14:28 Geändert 10.07.2017, 20:47

            Was manchem wie Sozialkitsch vorkommt, ist für andere eine wunderbar erzählte, gefühlvolle Geschichte mit hohem Empathiefaktor. Ich darf mich in diesem Fall glücklich schätzen, zu Letzteren zu gehören. Die Story mit einem überzeugenden Will Smith ist stark erdacht: Smith hat bei einem selbstverschuldeten Autounfall sieben Leben ausgelöscht und kommt mit sich nicht mehr klar. Anstatt sich umzubringen, nimmt er seinen verbleibenden Lebensmut und seine Finanzmittel zusammen, um sieben anderen Menschen in aussichtsloser Lage zu helfen, damit sie ihr Leben wieder in den Griff bekommen. Doch wer anderen selbstlos hilft, bekommt oft mehr zurück als er ahnen kann.......

            Mehr noch als seine Aktionen überzeugt die Art und Weise, wie er auf die Leute zugeht und sich vergewissert, ob sie es überhaupt wert sind. (SPOILER) Zudem ist die zarte Love Story, die sich aus einer Aktion entwickelt, absolut glaubhaft und nachfühlbar dargestellt. Das Gleiche gilt für seinen Abgang, den er nebenher vorbereitet und der zum Ende einem einnehmenden, herzzerreißenden Sinn zugeführt wird (SPOILER ENDE).

            Allerdings muss man auch zugeben, dass manches hart an der Grenze zu sinnloser Übertreibung steht oder sie überschreitet (SPOILER: z.B., dass er sich aus (?)Reue ohne Betäubung das Rückenmark zur Spende entnehmen lässt; SPOILER ENDE).
            Es wäre besser gewesen, solche Inhalte wegzulassen und den zwei Stunden-Plot um zwanzig Minuten zu kürzen, was die Wirkung intensiviert hätte.

            'Sieben Leben' war der letzte starke Film mit Will Smith (7,3 Community) - danach nahm er eine vierjährige Auszeit, kam mit 'Men in Black 3' (2012) zurück und legte mit 'After Earth' (2013) nach...... jeder weiß wie das ausging. Es bleibt zu hoffen, dass er dem Sumpf der Mittelmäßigkeit entkommt und nicht wie manche Kollegen noch tiefer hineingerät, um für die Gage sein hochbezahltes Gesicht zu Schrottfilmen in die Kamera zu halten.

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              RoboMaus 10.07.2017, 07:51 Geändert 10.07.2017, 08:42

              Benoît Poelvoorde, der schon in 'Die anonymen Romantiker' (2010) eine starke Leistung zeigte, überzeugt auch in 'Mein liebster Alptraum' (2011), beides ausgefallene romantische Komödien unserer begabten Nachbarn aus Frankreich. Isabelle Huppert in der anderen Hauptrolle sorgt für einen gehobenen Touch, der den Plot deutlich vom Kitsch entfernt hält - tatsächlich ist man sich nie sicher, wie es mit den beiden ausgehen wird, was der üblichen Vorhersehbarkeit von RomComs angenehm entgegenläuft.

              Gebildete, arrogante und reiche Zicke trifft auf Proll - Huppert muss mit Poelvoorde notgedrungen eine Zeit verbringen und wird von seiner entwaffnenden Offenheit und Direktheit dazu genötigt, allmählich aus ihrem Schneckenhaus zu kriechen. Der ideale Nährboden für eine Komödie mit entsprechenden Gags und witzigen Situationen, die allerdings nicht oft kommen. Der Plot fokussiert mehr auf die Story, die nach einer holprigen Anfangsphase ohne Lacher doch noch in Gang kommt, in einer breiten Phase um die Mitte am stärksten und witzigsten wird, und zum Ende leider abflacht (wobei der Final-Gag wieder sitzt).

              Durchwachsen, aber gut.

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                RoboMaus 09.07.2017, 20:22 Geändert 10.07.2017, 12:18

                Die Bewohner des Idylls auf dem Planeten Terra werden von versprengten Erdbewohnern angegriffen, die bereits Erde, Mars und Venus mit Krieg vernichtet haben und das Sonnensystem auf der Suche nach neuem Lebensraum verlassen mussten....

                In der Darstellung irgendwo zwischen den späteren 'Wall-E‘ (2008) und 'Avatar‘ (2009) angesiedelt, enthält der Plot nur eine weitere Schema F-Story über aggressive Erdlinge, die mit ihrer Kriegstreiberei Unglück und Verderben über andere bringen. Im weitesten Sinne könnte man das als Parabel auffassen, die ihre Inhalte jedoch sehr plump, schematisch und vorhersehbar über die üblichen gut/böse-Mechanismen vermittelt.

                Immerhin ist 'Battle for Terra' ansprechend und "süß" animiert. Für Kinder oder evtl. als Familienfilm ist er durchaus geeignet, aber für Erwachsene allein könnte es zu offensichtlich auf stereotypen Anspruch getrimmt erscheinen und eher langweilen, wie es bei mir der Fall war.

                Der interessanteste Aspekt ist tatsächlich, dass sowohl 'Wall-E' (optisch + Charakter) als auch 'Avatar' (storytechnisch) sich hier anscheinend ordentlich bedient haben - ein Bonuspunkt für Originalität :)

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                  RoboMaus 08.07.2017, 09:23 Geändert 08.07.2017, 10:46

                  Godzilla wurde in Japan seit 1954 dutzendweise in den verschiedensten Variationen und in Kombination mit anderen Monstern verfilmt, was den enormen Stellenwert in der dortigen Kinokultur unterstreicht. Auch bei uns gibt es nicht wenige, die in diesem Thema aufgehen und maximalen Unterhaltungswert daraus schöpfen, was sich in den Höchstnoten in MP-Kommentaren spiegelt. Der Begriff "Fankultur" dürfte hier nicht fehl am Platz sein.

                  Ich sehe Godzilla nur als jemand, der die SF- und Horror-Genres liebt und einem packenden Monsterfilm niemals abgeneigt ist. 'Godzilla, Mothra, King Ghidorah - Giant Monster All Out Attack' (2001) ist etlichen Angaben nach der beste Vertreter der sog. Millenium-Reihe, was mit dem 2000er-Datum auf einen technisch gut gemachten, ansprechenden Monsterfilm hoffen lässt.

                  Doch mir erscheint schon die Story immer gleich: irgendwo im Meer erwacht Godzilla, ist stinksauer, kommt an Land und trampelt eine japanische Großstadt nieder. Nachdem sich erste Anzeichen verdichten, wird das Militär aktiv, versagt jedoch zunächst. Um es nicht ganz so einfallslos aussehen zu lassen, wird der Origin-Mythos verändert: esotherisches Geschwurbel, worin die Seelen von im WKII gefallenen Japanern (und Amerikanern!! :D) sich zu Godzilla materialisieren. Als weitere Besonderheit taucht eine Riesenmotte auf, die Godzilla zu Leibe rückt.....

                  Die größte Überraschung ist jedoch die billige Tricktechnik, wie aus den Siebzigern, was auch noch mit größtem Ernst vorgetragen wird. Es krankt vor allem daran, dass man so etwas als nicht-Fan beim besten Willen nicht ernst nehmen kann, denn im Grunde ist es in allen Belangen reiner Trash, sowohl über die absurde Esotherik-Story (die eher nach einer Parodie klingt), als auch über die schwabbeligen Gummi-Monster. Um zu gefallen, müsste das unfreiwillig witzig sein, aber das ist es auch nicht.

                  Das war wohl mein letzter Versuch mit Godzilla - was andere hier als herausragende Unterhaltung sehen, dürfte mir für den Rest meiner Tage verborgen bleiben, aber man muss nicht alles verstehen. Es sei allen gegönnt :)

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                    RoboMaus 07.07.2017, 19:04 Geändert 07.07.2017, 20:54

                    'A Gang Story - Eine Frage der Ehre': ein weniger bekannter Film mit De Niro oder Al Pacino, oder vielleicht Sean Penn als Boss des organisierten Verbrechens? Es riecht nach einem Mafia-Film im üblichen Strickmuster: ausgiebige Familienfeiern, endlose Milieubeleuchtung, rudimentäre Handlung, worin ab und zu ein paar Leute aufgeschlitzt oder mit automatischen Waffen hingerichtet werden......

                    Doch weit gefehlt. Es ist wieder einmal die deutsche Übersetzung, die Falsches suggeriert. 'Les Lyonnais' ist ein französisches Gangster-Drama um wahre Begebenheiten mit einer Regie und Schauspielern, die wohl nur ausgewiesenen Kennern des Genres bekannt sind. Entsprechend findet der Film kaum Beachtung, obwohl er sie verdient hätte.

                    Schon der Beginn lässt aufhorchen: der Zuschauer wird mit 'Black Night' von Deep Purple begrüßt und unverkennbar in das Jahr 1970 geschickt, als sich in Frankreich eine Bande formierte, die jahrelang Banken und Geldtransporte ausraubte, ohne geschnappt zu werden. Doch der Krug geht nur so lange zum Brunnen, bis er bricht......

                    Geschickt verwebt der Plot die Gegenwart (2010) der gealterten Gangster und ihrer Machenschaften mit den Aktionen und dem Werdegang in den Siebzigern, wobei Ereignisse aus der Vergangenheit die Gegenwart irgendwann einholen. Die Handlung ist interessant und optisch stark umgesetzt, frei von langatmigen Darstellungen, wie man sie aus den einschlägigen Mafia-Epen kennt. Vor allem überzeugen die Charaktere in ihrem Aussehen und Auftreten - genauso stellt man sich Gangster vor, die seit 40 Jahren im Geschäft sind und alles überlebt haben.

                    Sein hohes Niveau kann 'Les Lyonnais' in der zweiten Hälfte jedoch nicht halten, weil die Handlung anfängt, sich im Kreis zu drehen und man schon ab der Mitte ahnt, worauf das hinausläuft. Dazu kommt: in dem Moment, wo er noch eine Schippe in Richtung Finale drauflegen müsste, fährt der Plot die Intensität zurück und bleibt am Ende etwas schuldig. Dabei schreit alles danach, dass es noch einmal richtig krachen sollte.....

                    Dennoch, ein sehenswertes Gangsterdrama der Franzosen, die zeigen, dass man keine großen Namen braucht, um besser zu sein als so manches Mafia-Epos, das vor lauter cineastischem Schwergewicht kaum gehen kann.

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                      RoboMaus 07.07.2017, 13:30 Geändert 07.07.2017, 13:33

                      Schade, dass man sich in so schwacher Form eines so starken Themas annimmt; dazu noch der bescheuerte deutsche Titel. Boudicca ist eine Keltenkönigin, die den Römern nach ihrem Einmarsch in Britannien (ab 43 n.Chr.) in den Jahren 60/61 erbitterten Widerstand leistete. Doch die Römer waren bereits zu gefestigt, als dass die Kelten den Sieg der Germanen fünfzig Jahre zuvor hätten wiederholen können.

                      Grauenhafte Dialoge voll mit Belanglosigkeiten und pathetischem Gesabbel, zähe Handlung, null Spannung - eine komplette Enttäuschung. Mehr braucht man zum Film nicht zu sagen. Jede Doku zum Thema 'Boudicca' ist interessanter.

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                        RoboMaus 07.07.2017, 10:25 Geändert 07.07.2017, 19:37

                        Wieder einmal war es so weit - das Heimkino kühl, abgedunkelt, die beißende Hitze von 35° vor der Tür gelassen, den Sessel zwei Meter vor dem 55-Zoll Bildschirm platziert und die Lautstärke dem kommenden Ereignis angepasst. Schließlich soll 'Alien' möglichst wie im Kino wirken, die Unheimlichkeit seiner Atmosphäre über Optik und Score voll entfalten. Denn davon, wie auch von einer starken, konsequent umgesetzten Story lebt dieser SF-Klassiker vordergründig.

                        In den Siebzigern war das SF-Genre von Filmen dominiert, die technisch nicht besonders gut gemacht waren, dafür aber umso langatmiger daherkamen, und wobei die Message sehr wichtig war. Umweltzerstörung, Dystopie, Ignoranz der Menschheit, die schließlich zur Selbstzerstörung führt.......... Doch im Jahre 1979 wurde das Genre gleich von zwei Filmen revolutioniert, die diese Ansätze über Bord warfen und ein rein auf Atmosphäre, Spannung und Optik begründetes, absorbierendes Unterhaltungskino lieferten, womit sie die SF-Ära einleiteten, in der wir uns heute noch befinden: 'Star Trek: The Motion Picture' und 'Alien'. Nichts demonstriert das besser als die Franchises, die immer noch nach diesen bahnbrechenden Erstlingen weitergeführt werden.

                        Ich habe 'Alien' zwar erst in den frühen Achtzigern gesehen, kann mich aber noch gut an den unerhörten Eindruck erinnern, den dieser Film hinterlassen hatte. Allein der Beginn, die Landung auf dem unwirtlichen Planeten, eine düstere Atmosphäre, die in jedem Moment vermittelt, dass man besser nicht dort sein sollte und somit die Spannung ständig oben hält, das Eindringen in das fremde, havarierte Raumschiff - es sprengte mit seiner Wirkung alles Dagewesene im Genre.

                        Auch im Verlauf weiß Ridley Scott mit diesen Mitteln zu überzeugen und platziert packende Highlights, die die Ereignisse kulminieren lassen (wie, SPOILER, die Geburt des Aliens aus dem Körper, oder die Enthüllung von Ash als üblem Androiden, SPOILER ENDE). Ganz großes, wegweisendes Kino, dessen Bedeutung für das heutige Filmschaffen im Genre nicht überschätzt werden kann.

                        Natürlich ist 'Alien' bei allem Lob auch ein Kind seiner Zeit, das sich von heutigen Betrachtern nach heutigen Maßstäben messen lassen muss. Hierbei fällt vor allem eine gewisse Langatmigkeit in Form langer Einstellungen und manchmal inhaltlichen Leerlaufes auf, was manche User nicht zu Unrecht munieren und auch meinen Sehgewohnheiten nicht mundet (was übrigens auch den ersten 'Star Trek' charakterisiert). In den Siebzigern war das allerdings ein unumgängliches Stilelement, wogegen Scotts Umsetzung tatsächlich schon Fortschritt in Richtung Action/Rasanz repräsentiert, wenngleich es aus heutiger Sicht überhaupt nicht danach aussieht.

                        Wie auch immer man 'Alien' heute bewertet - er ist und bleibt ein unumstößlicher Meilenstein im Genre, der seinen Platz behalten wird, solange noch SF-Filme gemacht werden....... und darüber hinaus.

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                          RoboMaus 07.07.2017, 08:35 Geändert 07.07.2017, 11:50
                          über Ted 2

                          Hatte weniger erwartet vom Nachfolger eines Filmes, den ich schon im ersten Teil eher im "geht so"-Bereich sah. Die Art des Humors, der überwiegend vom ungehobelten, pöbelnden und haschrauchenden Teddybären lebt, ist genau dieselbe, aber die Gags finde ich etwas gelungener, spontaner (SPOILER): wie z.B. die Szene, worin das Spermalager über Wahlberg zusammenbricht.... XD (SPOILER ENDE).

                          Anderes ist dafür zum Fremdschämen, wie die beiden Typen zum Ende, die in der Manier von Schulassos grundlos Leute umschubsen, ihnen Dinge aus der Hand schlagen, usw. Kann mir nicht vorstellen, dass jemand über so etwas lacht, außer natürlich Schulassos und derlei Gesocks, aber der Humor zieht bekanntlich weite Kreise.....

                          Unter dem Strich eine zwar durchwachsene, aber unterhaltsame Komödie, die Hoffnung auf einen gelungenen dritten Teil weckt.

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                            RoboMaus 06.07.2017, 16:58 Geändert 08.07.2017, 07:49

                            Macht es Sinn, sich aus der Retrospektive (erstmals) einen Film anzusehen, worin Golden Globe-Träger Joaquin Phoenix seinen Ausstieg aus dem Filmgeschäft erklärt und im selben Atemzug seine Liebe und die wahre Neigung zur Musik darstellt? Letztendlich lebt so eine Mockumentary doch davon, dass man meint, es könnte echt sein, was die Sache erst wirklich interessant macht. Doch bis heute sind sieben Filme in seiner Vita dazugekommen, und jeder (wenn er es nicht schon damals ahnte/wusste) weiß, dass das nur ein Gag ist.

                            Es bleibt ein Film, der wirkt, als hätte man ihm die Luft herausgelassen. Die Kamera folgt Phoenix auf seinem vermeintlichen Selbstfindungstrip, wobei sonst nichts passiert. Es versteht sich von selbst, dass dieser Film de facto keine Handlung hat, sondern nur aus Phoenix' Äußerungen zur persönlichen Lage, sowie Ansichten zur Gesellschaft und der Welt besteht, die er versucht in lausige Rap-Songs zu packen.

                            Leider kommt hier nichts, das ich mit ansprechendem Kino assoziieren könnte. Permanentes, uninteressantes, witzloses Gerede und musikalische Versuche, die die Bezeichnung "Musik" kaum verdienen - das ist alles. Entsprechend langweilt 'I'm Still Here' von der ersten bis zur letzten Minute.

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                              RoboMaus 06.07.2017, 12:24 Geändert 06.07.2017, 17:02

                              Ich liebe diesen unterschwelligen Sarkasmus von Michael Moore, wenn er amerikanische Waffenbefürworter interviewt, deren IQ es ihnen nicht erlaubt, die Falle aufzuspüren, und die mit Enthusiasmus in die Kamera erklären, dass sie die größten Idioten sind (genial, die Szene mit dem Mann, der schließlich meint, dass man den freien Zugang zu Plutonium doch besser verbieten sollte.....XD).

                              'Bowling for Columbine' ist eine intelligent aufgezogene, manchmal sogar witzige Analyse der gesellschaftlichen Lage in den USA und der wahren Gründe, die immer wieder zu Schulmassakern führen. Dazu führt Moore sauber recherchierte, entwaffnende Argumente ins Feld, mit denen er die Befürworter der US-amerikanischen anti-sozialen Politik und der Waffenlobby konfrontiert. Deren Vorsitzender war damals (2002) Charlton Heston, der mit taktlosen Auftritten selbst in Orten auffiel, in denen es zu Schusswaffengebrauch mit Todesfolge an Schulen kam. So wortgewaltig er bei seinen Veranstaltungen am Redepult stand, so kleinlaut wurde er in der Diskussion mit Moore, die er schließlich entnervt verließ.... Chapeau, auch für den wohlverdienten Oscar.

                              Bestechend sind vor allem die Vergleiche mit Kanada, was die Fakten zu Mordraten, Waffenbesitz und Toleranz-Verhalten in der Bevölkerung sowie im politischen System angeht. Letztlich läuft es auf das Statement hinaus, dass die US-Amerikaner in vielen Aspekten ihrer Gesellschaft in Paranoia leben und es keine gute Idee ist, haufenweise Waffen in die Hände solcher Leute zu legen. Das dürfte der Realität sehr nahe kommen, auch heute, und auch im Sinne der internationalen US-Politik.

                              Um die Mitte des Plots dehnt Moore seine Betrachtung der US-Gesellschaft auch auf andere Bereiche aus, wie Luftverschmutzung usw. Damit defokussiert er vom eigentlichen Thema und verzettelt sich etwas, womit zumindest mein Interesse abfiel, doch er kommt sehr stark zurück. Von den vollen zwei Stunden hätte an dieser Stelle eine halbe Stunde weniger den Film runder und insgesamt besser zugänglich gemacht. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau - man sollte Moore dankbar sein, dass er sich als Amerikaner in solch einer Form an dieses Thema wagt. Da verwundert es beinahe schon, dass er noch lebt......

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                                RoboMaus 05.07.2017, 22:00 Geändert 06.07.2017, 08:32

                                Beinahe interessanter als der Film sind die Kommentare, die man zu diesem sehr speziellen Werk lesen kann. Es ist wohl der menschliche Aspekt, der viele überzeugt, die vielen winzigen Geschichten um den Alltag der verschiedensten Kulturen, die sich hier selbst porträtieren, ihre Kleinode, ihre Schicksale, Wünsche, Ängste, ihre Kinder, ihre Ideen.

                                'Life in a Day' besteht nur aus selbstgedrehtem Videomaterial des 24.7.2010, das Leute aus 192 Ländern auf YouTube hochgeladen hatten. Es wurde von keinem geringeren als Ridley Scott (mit Kevin MacDonald) zu einem Kinofilm zusammengeschnitten und mit einem Score versehen.

                                Die Ausschnitte laufen ein paar Sekunden bis etwa eine Minute und übertragen in dieser Form nur einen Aspekt oder Gedanken. Manches ist witzig, manches thematisch interessant, manches optisch beeindruckend, manches emotional, manches banal. Es wirkt teilweise wie eine Sonderausgabe des Auslandsjournals, wobei alle Beiträge eines Jahres auf eine Szene heruntergestutzt und hintereinandergeschnitten wurden, zum Teil nach Themen geordnet.

                                Nach zwei Dritteln stellt sich ein Sättigungseffekt ein - die schiere Zahl der Eindrücke will verarbeitet werden, regt Gedanken an, aber es kommt immer mehr. Das YouTube-Projekt ist eine gute Idee mit ansprechender Umsetzung, nette Unterhaltung, aber noch einmal werde ich das wohl nicht sehen.

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                                  RoboMaus 05.07.2017, 13:41 Geändert 08.07.2017, 07:55

                                  Eine deutsche Doku zu einem Nordkoreaner, der im KZ geboren wurde, durch Zufall fliehen konnte und es über China nach Südkorea schaffte....

                                  Was er zu berichten hat, bestätigt im Grunde das Erwartete: ein perfides, unmenschliches System, das Teile seiner Bevölkerung versklavt und noch schlimmer als Vieh behandelt. Es ist eine interessante, wichtige Geschichte, die jeder hören sollte, auch wenn sie nichts erzählt, das man nicht schon kennt oder wenigstens nicht vermuten würde.

                                  Die relativ schwache Bewertung hat nichts mit dem Inhalt zu tun, sondern allein mit der Form. Wir sind hier beim deutschen Film, der es schafft, sogar für sich selbst sprechende, klare Inhalte so langatmig und ausgewalzt darzustellen, dass einem die Bereitschaft zum Sehen vergehen kann. Ewig lange Einstellungen, worin manchmal nur ein paar Autos durch die Gegend fahren, daneben die ständig in depressiver Gedämpftheit verharrende Erzählstimme - es ist wohl das Ziel, den Zuschauer möglichst nahe an das Gefühl zu bringen, das der Nordkoreaner im KZ hatte.

                                  Doch so funktioniert das nicht - diese Art der Holzhammer-Darstellung induziert eher Langeweile ob der Monotonie. Eine Geschichte, die sich perfekt für einen effektvollen Viertelstunden-Beitrag im Auslandsjournal eignen würde, in solch einer Form auch noch auf knapp eindreiviertel Stunden zu ziehen, ist der klägliche Versuch, die Geschehnisse beim Zuschauer zu vertiefen, erreicht aber damit das Gegenteil: weil zudem inhaltlich nur das kommt, was ohnehin dem Erwarteten entspricht, führt es eher zu Desinteresse und mentalem Abschalten.

                                  Tatsächlich bringt man es beim deutschen Film fertig, eine Geschichte, die trauriger und verstörender nicht sein könnte, mit einem Empathie-Faktor von null gegen die Wand zu fahren.

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                                    RoboMaus 05.07.2017, 11:46 Geändert 05.07.2017, 11:51

                                    Diese Doku sollte sich jeder anschauen, der eine Walshow in einem dieser Meeres-Parks besuchen will - wahrscheinlich wird er von seinem Vorhaben ablassen. Wer schon die (wahre) Geschichte um den Orca in 'Free Willy' (1993) skandalös findet, dem dürfte zu 'Blackfish' die Galle hochkommen.

                                    Was hier gezigt wird, stellt das barbarische Ausmaß eines Kommerzes dar, der diese hochintelligenten Meeressäuger zu Clowns abrichtet und dabei ihre elementaren Bedürfnisse mit Füßen tritt. Die von Profitgier gesteuerten Entscheidungen haben desaströse Auswirkungen auf ihr Verhalten, das aus extremem Stress heraus gestörte Formen annimmt. Das reicht von gegenseitigem Attackieren mit schlimmen Verletzungen, die die Tiere sich in zu engen Becken zufügen, bis zu immer wieder vorkommenden Attacken auf die Waltrainer mit Todesfolge. Was nicht an die Öffentlichkeit gelangt, wird von den Parks vertuscht oder verharmlost, selbst vor Trainern, die neu anfangen.

                                    Richtig übel wird es beim Einfangen von Jungtieren in freier Wildbahn, die den Muttertieren entrissen werden, noch übler beim selben Vorgang mit in Gefangenschaft geborenen Waljungen. Erst hier zeigt sich das Ausmaß dieser Barbarei, denn die im Becken verbleibende Mutter kann den Verlust nicht verkraften und versucht Tag für Tag mit markerschütterndem Rufen das Junge zu kontaktieren.....

                                    "In fünfzig Jahren wird man vermutlich sagen: Mein Gott, waren das barbarische Zeiten", so einer der Ex-Trainer im Interview. Es bleibt zu hoffen, dass sich diese Erkenntnis bald durchsetzt und man mit dieser Tierquälerei endlich aufhört.

                                    Vielleicht hätte man die Doku nicht auf Spielfilmlänge bringen müssen, denn die Tatsachen sind bereits nach einer halben Stunde klar und wiederholen sich zu oft, vor allem in den Interviews mit Ex-Trainern. Die Wirkung wäre in etwas kompakterer Form größer, doch das schmälert keineswegs die Aussagekraft der präsentierten Inhalte.

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                                      RoboMaus 05.07.2017, 08:32 Geändert 05.07.2017, 14:04

                                      Für Form-Junkies im Bereich des Eastern dürfte 'Crying Freeman' wohl zum Nonplusultra gehören. Es ist die beeindruckende Ästhetik in der Auseinandersetzung eines chinesischen Geheimbundes zur Rettung der Nation gegen die japanische Yakuza. Dabei wird überwiegend mit Schusswaffen hantiert, weniger mit Schwertern oder Martial Arts.

                                      Atmosphärisch gekonnt von Christophe Gans mit düsteren Bildern umgesetzt, erledigt der chinesische Top-Killer "Freeman" die Japaner gleich im Dutzend, doch die schlagen zurück. Die Auseinandersetzung findet zunächst in Kalifornien statt, wobei eine Künstlerin im Freien mitansieht, wie der Freeman drei Yakuza erledigt. Dafür müsste sie eigentlich auch getötet werden, doch der Freeman verliebt sich.....

                                      Anfangs wird dadurch eine interessante Story aufgezogen, doch die läuft auf Sparflamme. Die Handlung ist nur ein undurchsichtiges Hin und Her des Freeman mit seinem Helfer gegen die Yakuza, wobei die asiatischen Gesichter (teils auch noch mit Sonnenbrillen) manchmal sogar die Unterscheidung schwer machen, wer auf welcher Seite steht. Doch das ist nicht so wichtig - hier zählt nur die Form und die Ästhetik. Von daher, und der eingebauten Love Story, erinnert das etwas an 'House of the Flying Daggers' (2004).

                                      Die erste Hälfte hat etwas Packendes, Interessantes (auch über die Frau, die der Freeman verschont), das in der zweiten Häfte verlorengeht. Die Aktionen werden immer abstruser und lassen für mein Empfinden auch in der Ästthetik nach, wobei es zum Ende beinahe noch kitschig wird. Dennoch ein insgesamt "ganz guter" Film, dessen starke Optik für 1995 überrascht und wesentlich moderner anmutet.

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                                        RoboMaus 04.07.2017, 13:27 Geändert 04.07.2017, 20:14

                                        'Dirty Harry' - der ikonische Clint Eastwood-Charakter aus den Siebzigern. Gnadenlos, knallhart und kompromisslos im Vorgehen, aufsässig gegenüber Vorgesetzten, mit sarkastischen Bemerkungen, die ins Mark treffen. So kennen wir ihn, so lieben wir ihn, und so wird er vorgestellt im Erstling des Franchise, das insgesamt fünf Folgen hervorbrachte.

                                        Doch bei genauerem Hinsehen charakterisieren diese Eigenschaften im Wesentlichen das erste Drittel, mit Abstand die beste Phase des Films, die auch einige Lacher hervorbringt. Der schon damalige Altmeister der Regie, Don Siegel, setzt danach auf Altbewährtes, vor allem Elemente im Stil Noir, die für viele weitere Thriller der Siebziger zum Leitfaden werden sollten: langsames Tempo, Humorlosigkeit, Schlagschatten-Beleuchtung, langatmiges, gegenseites Belauern der Antagonisten bei schleppendem Handlungsfortschritt.

                                        Wem das gefällt, der hinterlässt im Zusammenspiel mit Eastwoods im Verlauf noch gelegentlich aufblitzenden, Dirty Harry-typischen Einlagen Bestnoten, doch für meinen Geschmack sind diese storytechnisch dürftigen Siebziger-Plots, in denen kaum etwas passiert und lediglich die Noir-Form an erster Stelle steht, nur bedingt interessant. Zum Glück ist das hier nicht so extrem wie in anderen Filmen, wobei Eastwood seinem Charakter Callahan genug Leben einhaucht, um der mageren Story und lahmen Handlung entgegenzuwirken.

                                        Zum Ende des ersten Drittels hätte ich 'Dirty Harry' 8 Punkte gegeben, doch der Plot baut aus den genannten Gründen immer mehr ab und erhebt sich erst zum Finale wieder. Trotzdem ein Klassiker, der Eastwoods Ruf im Genre beeindruckend zementiert hat und den jeder Filmfan einmal gesehen haben sollte.

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                                          RoboMaus 04.07.2017, 09:46 Geändert 04.07.2017, 10:07
                                          über Chic!

                                          Lachen und weinen - das ist es, was eine RomCom im Idealfall bewirken sollte, und niemand schafft das so oft wie unsere französischen Nachbarn. 'Chic!' spielt in dieser Liga, obwohl so gut wie unbekannt: auf MP gerade einmal zwei Bewertungen und kein Kommentar. Es ist kaum zu fassen - man hechtet gehypten Filmen hinterher, die sich überwiegend als mittelmäßig oder gar Zeitverschwendung erweisen, und da kommt auf leisen Sohlen eine starke Komödie, die hier nicht einmal eine einführende Inhaltsangabe hat.

                                          Nach einem etwas holprigen, banalen Start kristallisiert sich die eigentliche Story heraus: eine überkandidelte, aber sehr einflussreiche Modeschöpferin Mitte sechzig (Fanny Ardant), die sich durch mehrmaliges Lifting immer noch für verführerisch hält, hat eine schicksalhafte, zufällige Begegnung mit dem Gärtner einer Modefirma und fühlt sich von ihm spontan inspiriert. Der hat jedoch seinen Job erledigt und ist in die Bretagne abgereist. Es wird Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um ihn aufzuspüren, doch man beauftragt ausgerechnet die Mitarbeiterin, mit der er eine heftige Konfrontation hatte.....

                                          Auffallend ist zunächst die gelungene Charakterzeichnung, gemäß einer Komödie leicht überrissen, aber immer noch glaubhaft und pointiert, so dass sich für den Zuschauer einfache Identifikationspunkte ergeben. Die leicht groteske Story ist der ideale Aufhänger für überwiegend treffende Situationskomik, die den ganzen Plot durchzieht. Lange ist 'Chic!' eine reine Komödie, die sich aus dem Antagonismus der Charaktere und den Eigenheiten und Absurditäten der Modewelt ernährt. Obwohl man es schon von Anfang an vermutet, schwenkt die Handlung erst zum Ende auf die romantische Schiene, aber das gekonnt, vielleicht, wie es nur die Franzosen können: nicht aufdringlich, nicht schablonenhaft, dafür einnehmend und nachfühlbar.

                                          Unverhofft kommt oft :)

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                                            RoboMaus 03.07.2017, 22:44 Geändert 26.07.2017, 17:38

                                            Martin Scorsese gehört nicht gerade zu meinen Lieblingsregisseuren - die meisten seiner Filme sind bei schleppendem Tempo zu sehr auf langatmige, dialoglastige Milieu- und Charakterbeleuchtung ausgerichtet, wobei die Story untergeordnet ist oder ganz auf der Strecke bleibt (Paradebeispiel: 'Taxi Driver', 1976). Es gibt aber starke Ausnahmen wie 'Aviator' (2004) oder 'Shutter Island' (2010), auch noch 'Departed' (2006), der jedoch nicht an das Original 'Infernal Affairs' (2002) herankommt.

                                            Grund genug, für den Thriller 'Kap der Angst' (1991) Hoffnung zu hegen, zumal die Besetzung vom Feinsten ist. Neben Scorseses Hof-Schauspieler De Niro bekommt man Nick Nolte und Jessica Lange, sowie die damaligen Altstars Robert Mitchum und Gregory Peck in Nebenrollen zu sehen (im etwas besseren Original 'Cape Fear', 1962, die Hauptdarsteller).

                                            De Niro überzeugt als Kotzbrocken und knallharter Ex-Knacki, der seinen ehemaligen unfähigen Pflichtverteidiger (Nolte) nach 14 Jahren Knast verfolgt, um sich mit einem perfiden Plan an ihm zu rächen. Die Story entfaltet sich interessant, wobei De Niro sich an Nolte heranmacht und die Schraube langsam anzieht, doch Nolte schläft nicht...........

                                            Nach dem ersten Drittel tritt die Handlung jedoch zunehmend auf der Stelle, während sich Scorsese-typische, lange Unterhaltungen breit machen, die den Drive aus dem Plot nehmen. Dazu wird es hanebüchen (SPOILER): De Niro wird von drei Kerlen mit Eisenstangen verprügelt, wobei ihm schon von einem Schlag mehrere Knochen brechen müssten, kann sich aber wie ein Superheld befreien und schwerverletzt die Typen fertigmachen (SPOILER ENDE).
                                            Spannend ist anders. Überzeugend auch.

                                            Überhaupt scheint Schlüssigkeit für Scorsese kein Thema zu sein, was bei einem vorgeblichen Katz- und Maus-Thriller überrascht (SPOILER): Nolte verbarrikadiert sich mit professioneller Hilfe und Alarmfallen in seinem Haus, doch De Niro ist ein zweiter Houdini und natürlich schon drin, obwohl das kaum möglich ist..... (SPOILER ENDE).
                                            Gerade bei einem solchen Thriller wäre es doch angebracht, zu zeigen, wie De Niro vorgeht, wenn er schon Nolte in cleverer Manier überlistet, doch davon ist nichts zu sehen. Die lächerlichste Szene ist schließlich die (SPOILER), worin der schwer verbrannte, im reißenden Fluss treibende De Niro ohne Orientierung die Leine des Bootes in voller Drift zu fassen bekommt und zehn Sekunden später wieder an Bord ist........(SPOILER ENDE).

                                            Nur im ersten Drittel ist das interessant und überzeugend (daher, und für einen starken De Niro noch 5 Punkte), ansonsten storytechnisch einfallslos, hanebüchen und über weite Strecken unnötig dialoglastig. Es bleibt die Erkenntnis: wo Scorsese draufsteht, ist auch Scorsese drin.

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                                              RoboMaus 03.07.2017, 10:44 Geändert 03.07.2017, 11:22

                                              Als Sozial-Satire auf die amerikanische Vorstadt-Spießerwelt der 50er Jahre funktioniert 'Fido' einigermaßen und hat vor allem am Anfang ein paar gute Ideen, womit das Thema des gezähmten Zombies eingeführt wird. Doch letztendlich sind wir hier im Unterhaltungskino, das Spaß machen soll - zumindest ist es das, was ich von einer ausgewiesenen Zombie-Komödie/Satire erwarte.

                                              Die Handlung ist zwar erwartungsgemäß grotesk, aber auch flach, nicht besonders einfallsreich und vor allem kaum witzig, dafür eher schleppend und dialoglastig. Wer darüber lachen kann, oder aus dem Toleranz-Anspruch für Minderheiten Unterhaltungswert beziehen kann, mag ein paar Punkte mehr liegen lassen, doch unter dem Strich hat mich das weder inhaltlich, noch mit der albernen Komik überzeugt.

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                                                RoboMaus 02.07.2017, 13:47 Geändert 04.07.2017, 16:06

                                                'Frances Ha' (2012) begrüßt den Zuschauer in schwarz-weiß und bleibt bis zum Ende dabei - willkommen im Arthaus, zu einem Film, der einigen Angaben nach gute Laune versprühen und "für einen Laberfilm ganz schön gut" sein soll, ja, sogar von "Meisterwerk" ist die Rede. Nicht ganz unerwartet wird er in der MP-Community mit entsprechenden Kommentaren abgefeiert....

                                                Doch erheben sich auch böse Zungen: "Widerliche Hauptdarstellerin und dummer Film", und nun kommt eine weitere dazu. Da mir vermutlich ein spezielles Empathie-Gen fehlt, kann ich Filmen nichts abgewinnen, die nichts weiter darstellen als das mehr oder weniger belanglose Alltagsleben der Protagonisten, wobei es in endlos scheinenden Gesprächen vorrangig um Beziehungskisten geht. Der Plot hat darüber hinaus so gut wie keine Handlung - für mich jedoch ein essentieller Bestandteil von Kino.

                                                Denkbar schlechte Voraussetzungen, doch selbst, wenn ich ohne Handlung auskäme, wäre der Eindruck kaum besser: was hier thematisch in den Dialogen lang und breit ausgewalzt wird, würde mich auch auf einer Party kaum interessieren:
                                                Frances: "Es ist so, wie man sagt, dass es andere Dimensionen um uns herum gibt, die aber niemand wahrnimmt - das ist es, was ich mir wünsche von einer Beziehung, oder irgendwie vom Leben.... Liebe.... ich klinge, als wäre ich stoned....... ich bin nicht so......."

                                                Für mich klingt das wie ein Satz von einer, die sich vor allem selber gerne reden hört und dazu in Ignoranz ihrer Umgebung den größten Bockmist verzapft. In 'Frances Ha' darf man das 80 Minuten lang ertragen. Um so jemanden mache ich im richtigen Leben eher einen Bogen, damit ich nicht noch etwas sage, das ich später bereue.

                                                Immerhin hatte man bei der Laufzeit Mitleid mit weniger geneigten Zeitgenossen - doch noch etwas Positives :)

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                                                  RoboMaus 02.07.2017, 12:44 Geändert 02.07.2017, 14:36

                                                  So sehr ich Sandra Bullock mag: auch sie hatte am Anfang ihrer Karriere kleine Brötchen gebacken und verdiente ihr Geld z.T. in belanglosen, billig gemachten Streifen wie 'Fire on the Amazon'. Dazu passt auch, dass sie hier noch die Hüllen fallen lässt, was tatsächlich der beste Moment im Film ist.

                                                  Die Absichten sind edel: es geht um die barbarische Abholzung der Regenwälder und den Sumpf aus Korruption in Wirtschaft und Politik, der dahintersteht. Doch der Plot schwenkt schnell auf die Ermordung eines Umweltaktivisten. Zur Aufklärung kämpfen Bullock und Craig Sheffer gegen die korrupte Polizei und die Häscher des Holzhandels, was jedoch zu keiner Phase Spannung erzeugt. Die schablonenhafte Handlung kommt nicht über das stereotype Spiel der Guten gegen die Bösen hinaus und langweilt schon nach einer halben Stunde.

                                                  Im selben Jahr (1993) machte Bullock 'Demolition Man' mit Stallone und wurde einem breiten Publikum bekannt - danach konnte sie ihre Kleider anbehalten :)

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                                                    RoboMaus 02.07.2017, 08:34 Geändert 02.07.2017, 10:11

                                                    'Harry und Sally' erinnert mich etwas an 'Das verflixte 7. Jahr' (1955): die Filme haben vielleicht nichts Besonderes, außer einer Szene, die immer wieder zitiert wird: Meg Ryans grandioser Fake-Orgasmus im Restaurant entspricht in diesem Sinne Marilyn Monroes Rock, der sich über der U-Bahn-Lüftung hebt. Allein das stellt ihn in eine eigene Kategorie, denn so etwas gelingt nur sehr selten: "Filme mit einer Szene für die Ewigkeit".

                                                    Darüber hinaus ist 'Harry und Sally' eine RomCom, die sich (noch) mehr als andere in den Themenbereichen Beziehungsprobleme, Mann-Frau-Freundschaft ohne Sex, und Eheangelegenheiten vertieft. Sie ist damit auch dialoglastiger und etwas tiefgründiger als die Durchschnitts-RomCom, was in Ordnung ist, wenn die Inhalte zünden (witzloses Gerede braucht wohl niemand in einer Komödie). Da sieht es für mein Empfinden durchwachsen aus. Manche Ideen sind wirklich witzig (Billy Crystal zum frisch verheirateten Paar: "schreibt eure Namen in die Bücher, damit ihr bei der Scheidung noch wisst, wem welches gehört" XD), andere weniger und wiederholen sich zu oft (z.B. Crystals Theorie um die Mann-Frau-Freundschaft ohne Sex).

                                                    Hier zeigt sich eindeutig mehr Frische und Mut zum Risiko zu etwas sperrigen, unromantischen Inhalten, die den ganzen Film über von Crystal getragen werden (bis auf das Ende natürlich). Das macht den Plot interessant und hält ihn vom Kitsch fern, doch am meisten überzeugt nach wie vor Meg Ryan im Restaurant: YES, Baby.....

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