RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

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    RoboMaus 29.08.2017, 09:59 Geändert 29.08.2017, 12:15

    Pickelgesicht wird erwachsen – auch Coming-of-Age genannt. Oft leben diese Filme von Teen-Zickenkrieg oder Mobbing, was meistens nach demselben Schema abläuft und wonach man den Eindruck bekommt, dass hinter jeder Ecke ein Trupp Mobber lauert, der auf jeden springt, der neu an eine Schule kommt.

    Doch nicht so bei unseren Nachbarn aus Frankreich, die einen gänzlich anderen Film konzipiert haben, der auf volle zwei Stunden ohne die gängigen Klischees auskommt - beinahe jedenfalls. Die Geschichte wird aus Sicht eines Jungen erzählt, der Weihnachten 1960 geboren wird und bereits vier ältere Brüder hat. Dabei wird sein Leben im Alter von 6-7 und 15-21 Jahren beleuchtet, was vor allem im ersten Drittel eine starke Komödie liefert, mit einigen wirklich gelungenen Gags (das vorzeitige Ende der Weihnachtsmesse XD).

    Danach verschwinden die guten Gags allmählich, womit sich der Plot von der Komödie über eine Dramödie zum reinen Familiendrama wandelt, das zunehmend ernstere Töne anschlägt. Allerdings gelingt es ‚C.R.A.Z.Y.‘ damit nicht, auch Tiefgang zu erzeugen, weil trotzdem versucht wird, einen humorigen Unterton beizumischen. Das überzeugt mit fortschreitender Spieldauer immer weniger – man wäre besser gefahren, diesen Film im Bereich der Komödie zu halten, was mit der Qualität der Plotideen aus dem ersten Drittel einen 8-9 Punkte-Film geliefert hätte. Da sind die Franzosen einfach unschlagbar.

    Ein großes Plus ist allerdings der Score, in den Endsechzigern-Siebzigern angesiedelt, mit Originaltiteln von Pink Floyd, David Bowie u.a., was den Zeitgeist eindringlich darstellt. Wer diese Musik kennt und liebt, wird allein schon damit ein gutes gutes Gefühl bekommen.

    Eine gelungene, sehenswerte Coming-of-Age-Dramödie, die auf MP zurecht eine starke Bewertung hat.

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    • 6 .5
      RoboMaus 29.08.2017, 08:39 Geändert 29.08.2017, 12:46

      Paranoide Wahnvorstellungen vernebeln das Gehirn des genialen Pianisten Samuel L. Jackson, der dadurch zum Obdachlosen wurde und in einer Höhle am Rande New Yorks haust. Die Einführung dieses Charakters ist vortrefflich gelungen und weckt Interesse, auch die Eröffnung eines Handlungsstranges, worin ein reicher, kunstorientierter New Yorker sein verschüttetes Talent entdeckt und Jackson unter die Arme greift. Doch anstatt diese Handlung nach dem starken ersten Drittel weiterzuführen, lässt man sie im Sande verlaufen und verlegt sich stattdessen auf einen Psychothriller, worin Jackson durch den Nebel seiner Paranoia einen Mord an einem Obdachlosen wahrnimmt, obwohl alle Hinweise auf Erfrieren deuten. Weil ihm natürlich niemand glaubt, geht er der Sache selbst nach......

      Zwar nicht schlecht gemacht, aber nur noch auf dem Niveau eines gewöhnlichen Tatort-Krimis. Im deutschen Fernsehen hat man jedoch keinen Samuel L. Jackson zur Verfügung, um über das Acting auch aus einer mittelmäßigen, kaum spannenden Story noch einen gut unterhaltenden Film zu machen.

      Storytechnisch ist das etwas unausgegoren, auch dramaturgisch nicht wirklich überzeugend, aber vor allem wegen des ersten Drittels und eines sehr starken Jacksons ein „ganz guter“ Film.

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      • 3 .5

        Robin Williams-Filme haben oft Herz und Charme, sind aber vom Humor her eher gewöhnungsbedürftig. 'Die Chaoscamper‘ setzt leider voll und ganz auf den Humor und geht damit baden. Eine eiskalte Dusche für den weniger geneigten Zuschauer – das ist nicht einmal mehr albern, sondern eher zum Fremdschämen. Sicher ist Humor kaum als Diskussionsgrundlage zu nehmen, und mancher wird sich hier kaputtlachen, vielleicht auch ein paar Fünfjährige, doch wenn jede dieser Slapstickeinlagen mit Ansage kommt, die Ideen schon im Ansatz so dämlich sind, nur darauf konstruiert, dass Williams irgendwelche Dinge zerstört oder aus dem Ruder laufen lässt, dann würde ich das nicht einmal mehr als Humor bezeichnen.

        Einfallslos, um es freundlich zu sagen.

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        • 4
          RoboMaus 28.08.2017, 10:29 Geändert 28.08.2017, 10:36

          Im Vergleich zum guten Vorgänger ('Chucky's Braut', 1998) fehlt es diesem Plot an Ideen, Derbheit und Spritzigkeit. Der Weichei-Charakter des Chucky-Kindes soll einen witzigen Kontrast zur Derbheit von Chucky bringen, während Tiffany (seine Braut) ihre Mutterinstinkte entdeckt. Zum Leidwesen des Vaters pisst sich der Spross in die Hosen, wenn es brenzlig wird...... au weia.

          Chucky goes Family, und damit in die abgedrehte Belanglosigkeit. Trashig - ja, witzig - nein, zumindest in meiner Wahrnehmung von Humor, wodurch das Franchise abermals uninteressant wird.

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            RoboMaus 28.08.2017, 09:14 Geändert 28.08.2017, 10:37

            Die Wiederbelebung des im Treibsand der Einfallslosigkeit versunkenen Franchise 'Chucky‘ (1988-91) ist in den späten Neunzigern tatsächlich gelungen. Nicht der große Wurf, aber ordentliche Unterhaltung, wenn man diesem trashig-derben Puppenhorror etwas abgewinnen kann. Bei abgedrehten Filmen dieser Art kommt es letztlich nur auf die Plotideen und die Gags an – unter dem Aspekt haben 7 Jahre Pause gutgetan.

            Die Idee und Umsetzung eines weiteren Puppencharakters sind eine unerwartete Bereicherung, auch die Art und Weise, wie aus der scharfen Jennifer Tilly (die übrigens Katherine Heigl gnadenlos den Rang abläuft) Chuckys Braut wird. Die Odyssee der beiden mit der blutigen Spur, die sie hinterlassen, wird von genügend guten, derben Einfällen getragen, um einen "ganz guten" Eindruck zu erzeugen.

            Trash, der Laune macht.

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              RoboMaus 27.08.2017, 18:08 Geändert 27.08.2017, 19:07

              Tom "Riesenschnauzer" Selleck in der Fortsetzung des Konzeptes von 'Drei Männer und ein Baby' (1985). Der Krug geht eben nur solange zum Brunnen, bis er bricht, was zum einen an der Story liegt, weil sie nicht weiß, was sie will, aber vor allem daran, dass sie kaum witzig ist.

              Vordergründig dreht sich die Handlung sowohl um das Auskommen von drei Männern mit einer Fünfjährigen, als auch um eine nach Schema F aufgezogene RomCom, worin Selleck die Dame seines Herzens findet. Die RomCom übernimmt den Plot etwa zur Mitte, womit die wenigen witzigen Komödien-Anteile in den Szenen mit dem Mädchen völlig verloren gehen.

              Die erste Hälfte kann man noch als gelungen bezeichnen (daher insgesamt ein "geht so"), doch in der zweiten geht es steil bergab. Kein Highlight in Tom Sellecks Vita.

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              • 6 .5
                RoboMaus 27.08.2017, 17:54 Geändert 27.08.2017, 19:27

                Der Humor in Steve Martin-Filmen ist meistens weniger mein Fall - zu oft ist das eher alberner Slapstick, als wirklich witzig, doch mit 'Drei Amigos' (1986) bietet er zusammen mit dem Genre-Kollegen Chevy Chase und Martin Short eine amüsante Komödie, die einige Lacher und sogar eine interessante Story bereithält, zu der er selbst das Drehbuch schrieb und als leitender Produzent fungierte.

                Zu Zeiten des Stummfilms (1916) bilden die drei ein Star-Trio, das im Mexiko-Setting Banditen heroisch zur Strecke bringt. Der Film wird in einem mexikanischen Dorf vorgeführt, wo eine Frau glaubt, dass sie echt sind und sie nach Mexiko lockt, um die Banditen fertigzumachen, die ihr Dorf terrorisieren, während die drei von einem gut bezahlten Auftritt ausgehen....

                Die Story bildet einen starken Nährboden für allerlei Gags und Kalamitäten und erzeugt sogar etwas Spannung in dem Moment, als das Trio Farbe bekennen muss. Wie immer beim Humor, wird das bei jedem anders ankommen - für meinen Geschmack bewegt es sich ständig entlang des Grates zwischen albern und witzig, machmal mehr auf der einen Seite, manchmal auf der anderen.

                Gute Unterhaltung mit einem der besten Steve Martin-Filme, den man sich öfter anschauen kann. Tequila bereithalten und mittrinken :)

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                • 3 .5
                  RoboMaus 26.08.2017, 21:30 Geändert 27.08.2017, 10:35

                  Welch Freude - ein Film, der von 185 Usern mit 7,0 bewertet wurde, war mir mit 3,5 vorhergesagt. Das musste ich aus reiner Neugierde sehen......und tatsächlich, so oft die Vorhersage daneben liegt, hier stimmt sie voll und ganz.

                  Ein deutsches Drama, auch der Komödie zugeordnet, wovon Letzteres zu streichen ist: dieser Film ist nicht witzig, hat keinen einzigen Lacher. Es bleibt das Drama, das unbarmherzig seinen Lauf nimmt - als Highlight der ersten Hälfte wird eine Waschmaschine für 199 Euro gekauft. Da muss man sich doch richtig gut fühlen.
                  Ansonsten üben sich die Schauspieler dabei, gegenseitige Beziehungen aufzubauen, zu pflegen, oder abzubauen, die so interessant sind wie Bingospielen im Seniorenheim.

                  Manches läuft gut, manches läuft schlecht - wie das Leben eben so spielt. "Brillante Hauptdarsteller in einem brillanten Berlin-Kleine-Leute-Film" schreibt jemand und vergibt 10 Punkte. Wer sich für all die Charaktere aus den Niederungen der Großstadt interessiert, Berliner Schnauze, auf eine Story verzichten kann und am besten noch dort wohnt, mag hier sein Lokalkolorit belohnen.

                  Wer nicht, könnte sich tödlich langweilen.

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                  • 6 .5
                    RoboMaus 26.08.2017, 11:36 Geändert 26.08.2017, 11:38

                    Ryan Reynolds mit Vollbart-Siebziger-Look im Haunted House. Was mich bei Haunted House-Filmen immer wieder erstaunt, ist die quasi standardisierte Einführung mit der Familie, die in das leerstehende Haus einzieht, und deren Leben erst einmal beleuchtet wird, bevor nach einer halben Stunde der Grusel einsetzt. Das wirkt beinahe schon so unantastbar kanonisiert, dass anscheinend niemand auf die Idee kommt, sich endlich etwas Neues einfallen zu lassen.

                    Immerhin kommt 'The Amityville Horror' schon nach einer Viertelstunde mit einer Gruseleinlage auf den Punkt, die sich bald zu einer gelungenen Freakshow mit einigen starken Schockmomenten ausweitet. Dazu passt ein nettes Detail: man achte auf das Alice Cooper-Poster im Zimmer von Reynolds Sohn.

                    Doch nach der Mitte weichen die guten Plotideen (SPOILER) der Charakterwandlung Reynolds' vom verständnisvollen Familienvater zum durchgeknallten Gewalttäter unter Einfluss des Bösen im Haus. Dazu kommt ständig dieses Geflüster "tööte siieee", während seine Frau Nachforschungen anstellt (SPOILER ENDE),
                    aber sonst kaum noch etwas passiert, außer dem Vorhersehbaren. Das ist zwar routiniert, aber nicht besonders einfallsreich gemacht. Erst zum Ende, als die Katze aus dem Sack ist und es mit offenem Visier zur Sache geht, wird es wieder spannend.

                    Ein angenehm kurzweiliger Genrevertreter, der stellenweise richtig gut abgeht, es aber versäumt, nach der starken ersten Hälfte noch eine Schippe draufzulegen und stattdessen zunehmend verflacht.

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                    • 4 .5
                      RoboMaus 26.08.2017, 07:53 Geändert 27.08.2017, 10:51

                      Nach dem gelungenen 'Season of the Witch' (2011) schlüpfte Nicolas Cage für 'Outcast' (2014) abermals in die Rolle des desillusionierten Kreuzritters auf Abwegen (die Tempelritter-Allegorien in den deutschen Filmtiteln sind Unsinn und haben mit dem Inhalt nichts zu tun).

                      Leider kommt das nicht annähernd an 'Season of the Witch' heran - die Story um zwei Teenager im fernen Asien, die von ihrem älteren Bruder für den alleinigen Thronanspruch gejagt werden, ist schwach. Hayden Christensen, der als Zögling von Cage die beiden beschützt und damit die Hauptrolle hat, macht seine Sache zwar ordentlich, kann aber auch nicht verhindern, dass in diesem Film keine Spannung aufkommt und die Aktionen nur aus aneinandergereihten Genre-Anleihen bestehen.

                      Cage versucht, mangelnde Inhalte mit seinem sehr präsenten Acting wettzumachen und martialisch zu wirken, was ihm auch gelingt, aber im Rahmen der klischeehaften, unglaubwürdigen Handlung eher karikativ, beinahe schon lächerlich erscheint.

                      Nicht einmal mehr Mittelmaß - man kann nur hoffen, dass Cage bei seinem gegenwärtigen Ausstoß von 5-6 Filmen pro Jahr irgendwann auch wieder auf Qualität statt Quantität setzt.

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                      • 3 .5
                        RoboMaus 26.08.2017, 07:29 Geändert 26.08.2017, 08:55

                        Ein furchtbarer langweiliger Film zu einem Ermittler, der sich und sein Team als Geldwäscher ausgibt, um an den großen Drogenboss zu kommen. Die Story ist wirr erzählt und erlaubt es oftmals nicht, die Aktionen nachzuvollziehen - da werden einfach irgendwelche Voraussetzungen angesetzt, die unwahrscheinlich klingen und von denen überhaupt nicht klar ist, wie sie zustandekommen (z.B.: wie kommt ein Ermittler mit seinem popligen Gehalt an eine Superluxus-Villa mit allen Schikanen, um den Drogenhändlern den schwerreichen Geldsack vorzuspielen, der ihr Geld waschen will?). Die Inhalte beißen sich vorne und hinten.

                        So etwas ist z.B. bei Actionfilmen kein Problem, aber bei einem Plot, der hauptsächlich von seiner Story lebt und es zu keiner Phase schafft, auch nur einen Hauch von Spannung zu erzeugen, kommt so ein hanebüchener, unschlüssiger Aufbau dem Todesurteil gleich.

                        Meine Bereitschaft, diesem Stuss zu folgen, war nach der Mitte erschöpft, und so musste die Ciné-Guillotine ihren Dienst antreten - ein Schrottfilm weniger.

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                          RoboMaus 25.08.2017, 17:04 Geändert 26.08.2017, 08:14

                          Ein Farbfilm mit Sepia-Filter, damit es mehr nach 30er Jahren aussieht - die nervige Optik und die Angabe von Woody Allen zu Regie und Drehbuch erzeugen schon von Beginn an den Eindruck eines Arthaus-Films. Die Beschreibung erinnert vom Setting her etwas an Allens starken 'Midnight in Paris' (2011), wo der Protagonist in einer ähnlichen Kulturszene (20er) unterwegs ist. Ermutigend genug, es wieder einmal mit Woody Allen zu versuchen.

                          Der fiktive, egozentrische Swing Jazz-Gitarrist Emmet Ray (Sean Penn) kostet das Leben in vollen Zügen aus. Dabei trifft er ein stummes Mädchen, das seine Freundin wird und die er permanent zutextet, wobei es so aussieht, als ob er Antworten erwartet und ihre Stummheit nicht einmal bemerkt (obwohl er es weiß). Ziel ist wohl, damit einen interessanten, vielleicht auch witzigen Kontrast aufzuziehen: wenn man einen stummen Charakter hat, muss der andere eben für zwei labern.

                          Auf mich wirkt das nur wie nervendes, abstruses Arthaus, das Dialoge nicht ansetzt, um Inhalte zu transportieren, sondern nur, damit ständig jemand eloquente Belanglosigkeiten von sich gibt. Dazu gehört natürlich auch die unvermeidliche Offstimme.

                          Im Grunde könnte der Film auch heißen: 'Szenen aus dem Leben und den Liebesbeziehungen des Emmet Ray', wobei die dialoglastige, rudimentäre Handlung genauso wenig prickelt wie Penns Overacting und (nach einiger Zeit) das sich ständig wiederholende Swing Jazz-Gedudel. Auch Uma Thurman, die das stumme Mädchen als Penns Freundin ablöst, kann daran nichts ändern.

                          Leider typisch Woody Allen - kaum Handlung, dafür ständiges, uninteressantes Gerede.

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                            RoboMaus 25.08.2017, 15:47 Geändert 25.08.2017, 19:48

                            Genau der richtige Bond, wenn man am nächsten Tag an eine Küste des sonnigen Südens in Urlaub fliegt - Bootsfahrten, Schnorcheln, atemberaubende Unterwasserwelt, Traumstrände und natürlich rassige Frauen, die Sean Connery mühelos um den Finger wickelt. Allein die Szene im Casino ist genialer Anschauungsunterricht, als der böse Nr. 2 sein Geld an Bond verloren hat, seine Freundin unpassenderweise einen Drink verlangt und Bond ihn darum bittet, den Drink zu bezahlen..... leichte Beute.

                            Doch wie sieht es jenseits des Bond-Lifestyles aus? Die Idee zum Auftakt der Story überzeugt: den Chefpiloten eines Kampfjets durch einen trainierten Doppelgänger ersetzen, der die Co-Piloten ausschaltet und die an Bord befindlichen, beiden Atombomben ins flache Wasser steuert. Das Phantom (Nr. 1) erpresst damit Großbritannien und die USA.

                            Inhaltlich ist 'Thunderball' (1965) damit jedoch schon nach einem Drittel am Ende, denn es passiert nichts weiter als dass Bond sich Nr. 2 an die Fersen heftet, woraus sich lediglich ein Hin und Her um den Zugriff auf die Bomben entwickelt. Dabei gibt es starke Unterwasser-Auseinandersetzungen, aber ebenso hanebüchene, technisch dilettantische Szenen (auch für die 60er), wie die "beschleunigte" Bootsfahrt zwischen kleinen Felsinseln am Ende.

                            Dem damaligen Publikum war das egal - das Franchise fuhr mit weltweit 141 Mio.$ abermals ein Rekordergebnis ein, bei 9 Mio.$ Produktionskosten, auch wenn 'Thunderball' vor allem bei Humor, Charme und Plotideen, sowie mit dem schwachen Titelsong kaum neben dem Vorgänger 'Goldfinger' (1964) bestehen kann. Hier macht es vor allem das Setting:

                            6,5 Punkte für Bond mit Urlaubsfeeling.

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                              RoboMaus 25.08.2017, 12:44 Geändert 25.08.2017, 19:51

                              Das Bemerkenswerteste an 'Striking Distance' (1993) ist, dass Bruce Willis den Filmnamen "Tom Hardy" trägt, lange bevor der echte Tom Hardy auf der Bildfläche erschien. An zweiter Stelle steht Sarah Jessica Parker als sympathischer Hingucker und Cop-Partnerin von Willis.

                              Ansonsten hat der Film nur eine laue Serienmörder-Story zu bieten, leider recht vorhersehbar und nur selten spannend. Dazu gibt es die üblichen Spielchen innerhalb der Polizei: Willis ist der Außenseiter-Cop, der überall aufläuft, degradiert wird, aber mit seiner Ahnung recht hat, während alle anderen im Dunkeln stochern..... und um das letzte Klischee zu erfüllen, hängt er natürlich an der Flasche.

                              Anstelle eines ordentlichen Showdowns gibt es zu allem Überfluss auch noch pathetische Aufarbeitung von Familienproblemen. Inhaltlich ist das uninteressant - nur wegen Willis & Parker noch ein "geht so", aber kein Film, den man sich zweimal anschaut.

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                                RoboMaus 25.08.2017, 08:05 Geändert 25.08.2017, 21:07

                                Eine Doris Day-Komödie aus den 60ern - da denkt man zunächst an flachen Humor für Ü60 Hausfrauen, die nebenher bügeln, wobei die Story tief in der Belanglosigkeit dümpelt. Doch weit gefehlt, zumindest bei 'The Thrill of it All' (1963).

                                Die Story ist interessant, mit einer Doris Day und einem James Garner, die in einem clever aufgezogenen Plot langsam die Rollen des Alltags tauschen. Zunächst ist es die übliche heile Welt: Garner ist ein angesehener Arzt, und Day die Hausfrau, die bei ihm daheim für Kinder und Ordnung sorgt..... ich hätte diesen Film nach 20 Minuten ausgemacht, wenn nicht alle(!) bewertenden MP-Freunde ihn als außergewöhnlich und witzig eingestuft hätten.

                                Durch ein stark erdachtes, glaubwürdiges Ereignis bekommt Day die Chance, ihre Hausfrauenrolle in die Fernsehwerbung für Haushaltsartikel zu tragen, wirkt sie doch wesentlich authentischer als Hingucker-Models, die zwar Männerhirne ansprechen, aber keine Seife an Hausfrauen bringen. Allmählich wird ihr Erfolg so groß, dass sie im trauten Heim zum Großverdiener avanciert, während Garner auf der Strecke bleibt und die Kröten schlucken muss. Das geht mit einigen starken Plotideen und guten Gags einher.

                                Im letzten Drittel flacht die Handlung für mein Empfinden leider deutlich ab und ist auch nicht mehr witzig
                                (SPOILER: Garners unnötige Versuche, Day eifersüchtig zu machen, und die lange Sequenz zum Ende mit der Geburt im Taxi, die inhaltlich keinen gelungenen Abschluss bildet; SPOILER ENDE).

                                Eine über weite Strecken erstaunlich einfallsreiche und spritzige Komödie, die einen lehrt, dass man nie pauschalisieren sollte :)

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                                  RoboMaus 24.08.2017, 18:13 Geändert 25.08.2017, 07:31

                                  Hitchcock, der Meister des Suspense..... die Atmosphäre, das grandiose San Francisco-Setting und die Psycho-Geheimnistuerei, die der Meister in 'Vertigo' (1958) aufzieht, scheint viele in den Bann zu schlagen, die für diesen Klassiker Höchstnoten zücken. Das ist durchaus gelungen und wäre die Ausgangsbasis für einen wirklich starken Psychothriller, doch besitzt der Film Eigenschaften, die dem stark entgegenwirken. Dies entspringt natürlich nur meiner Sichtweise auf Kino, die gewisse Inhalte fordert, um einen Film dieses Genres interessant zu machen.

                                  Die Einführung ist ansprechend: Kim Novak verhält sich merkwürdig und scheint von einem Geist aus der Vergangenheit besessen. In der Folge bemüht sich der Plot, das in allen möglichen Ausführungen darzustellen, wobei sich an der Sachlage nichts ändert, außer (SPOILER) dass sich Novak und James Stewart ineinander verlieben - nicht gerade das, was einen Psychothriller ausmachen sollte. Inhaltlich tritt diese langatmig vorgetragene Handlung sehr lange auf der Stelle, bis an den Punkt, wo Stewarts Geliebte vermeintlich vom Glockenturm fällt und stirbt, womit wir schon weit über der Mitte sind. (SPOILER ENDE)
                                  Das ist storytechnisch einfach zu dünn, und dazu mit einem derart zähen Handlungsfortschritt vorgetragen, dass bereits vor der Mitte Langeweile entsteht.

                                  Anstatt nun wirklich in Richtung Thrill und Suspense zu gehen, (SPOILER) expandiert Hitchcock in die Love Story mit Stewart und Novak. (SPOILER ENDE) Pathetische Beziehungs-Tragik anstelle von spannenden, vielleicht auch bedrohlichen Inhalten - so ziemlich das Letzte, das ich in einem Psychothriller sehen will.

                                  Letztlich ist 'Vertigo' eher ein langatmiges Liebesdrama als ein Psychothriller, wozu das harte und gewiss sehr subjektive Urteil lautet: Zeitverschwendung.

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                                    RoboMaus 24.08.2017, 13:25 Geändert 24.08.2017, 15:38

                                    Ramírez Sánchez, bekannt als Top-Terrorist "Carlos", der ab den mittleren Siebzigern eine Reihe skrupelloser Anschläge durchführte und zum meistgesuchten Terroristen wurde. Erst 1994 konnte man ihn schnappen, aber nur weil er es sich durch Respektlosigkeit bei seinen sudanesischen Beschützern verscherzt hatte, die ihn absägten und auslieferten - bis heute sitzt er in Frankreich im Knast.

                                    'The Assignment' erzählt eine überkonstruiert-fiktive Geschichte, die nicht so richtig überzeugen will: ein Offizier des US-Navy, der Carlos zum Verwechseln ähnlich sieht, soll als Köder benutzt werden, um dem KGB vorzugaukeln (für den Carlos u.a. arbeitet), dass er zum CIA überläuft. Der KGB soll Carlos dann erledigen. Solche Geschichten kranken immer daran, dass es einfach nicht möglich ist, das Verhalten eines Menschen so zu imititieren, dass man nicht auffliegt, ganz zu schweigen davon, dass man diesen Menschen überhaupt nicht kennt. Auch wenn man noch so gut vorbereitet ist - es wird immer ein unbekanntes Detail geben, das einen verrät.

                                    Zudem, dass schon die Ausgangslage unglaubwürdig ist, kommt Aidan Quinn alias Navy-Offizier erst deutlich über der Mitte des zwei Stunden-Plots zum Einsatz. Zuvor geht es nur um seine Rekrutierung und Ausbildung bei einer Allianz aus CIA (Donald Sutherland) und Mossat (Ben Kingsley).

                                    Auch die starke Besetzung kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser Plot inhaltlich nicht überzeugt und nur selten Spannung generiert; dafür dominieren vor allem in zweiten Hälfte pathetische Unterhaltungen. Erst in der letzten Viertelstunde wird es zum Showdown wirklich spannend, was den Gesamteindruck gerade noch ins "geht so" hebt - leider nur Mittelmaß.

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                                      RoboMaus 24.08.2017, 11:13 Geändert 24.08.2017, 15:47

                                      Der umstrittene Knast-Klassiker aus den späten Siebzigern nach Oliver Stones Drehbuch, mit John Hurt als drogenabhängigem Knastie, der mit 'Midnight Express' seinen Durchbruch feierte. Es gab sogar einen Golden Globe 1978 für das beste Drama. Die Story folgt einer wahren Begebenheit, einem gescheiterten Drogenschmuggel aus der Türkei 1970, wobei der Amerikaner Billy Hayes dort in den Knast wanderte.

                                      Der Beginn, worin Brad Davis alias Hayes durch den Zoll geht, ist sehr stark und spannend gemacht - wer einmal in solch einem Land etwas durch den Zoll geschmuggelt hat, weiß, wie es Hayes zumute gewesen sein muss. Doch es folgt eine langatmige Betrachtung des Knastlebens, garniert mit der drastischen Darstellung von üblen Bestrafungspraktiken im türkischen Knast. Jegliche Spannung ist verflogen, und der Film läuft volle zwei Stunden........ Man bekommt zudem das Gefühl, dass der Plot eine tendenziöse Zielsetzung verfolgt, die Zustände möglichst übel zu zeigen, wofür 'Midnight Express' immer wieder kritisiert wurde. Letztlich meinte sogar der echte Billy Hayes, der den Ausbruch schaffte und über Griechenland in die Freiheit kam, dass die Darstellung zu übertrieben sei und die Türken in zu schlechtem Licht zeige.

                                      Andererseits zeigt auch die jüngere Vergangenheit die Unverhältnismäßigkeit, mit der die türkische Justiz Ausländern gegenüber zu Werke geht, etwa, wenn jemand einen antik bearbeiteten Stein vom Strand in der Tasche hat, oder angeblich etwas mit einer Minderjährigen anfängt (ganz zu schweigen von den allerjüngsten Ausbrüchen von Rechtsbeugung, die jedoch nicht auf die Türkei im Allgemeinen, sondern eher auf Erdogans Machtansprüche zurückgehen).

                                      Enttäuschend ist auch, dass der Ausbruch, mit dem man wenigstens zum letzten Drittel etwas Abwechslung und Spannung in diesen Plot hätte bringen können, erst ganz am Ende in zwei Minuten nicht nachvollziehbar dargestellt wird, und Hayes plötzlich an der griechischen Grenze steht. Auch das spricht für eine Zielsetzung auf Darstellung übler Verhältnisse, in deren Rahmen der Ausbruch nicht relevant ist.

                                      Leider nicht das packende Knast-Drama, und bis auf den Anfang typisches 70er-Kino, das überwiegend mit langatmiger, tendenziöser Milieubeleuchtung anstelle von Handlung aufwartet.

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                                        RoboMaus 24.08.2017, 07:52 Geändert 24.08.2017, 07:59
                                        über Pride

                                        Die Engländer haben ein Händchen für sympathische Gesellschafts-Dramödien. 'Pride' nutzt dabei den Kontrast einer wahren Story aus der Thatcher-Zeit, wie er größer kaum sein könnte: Schwule und Lesben aus London solidarisieren sich mit streikenden Bergarbeitern aus der tiefsten Provinz von Wales und sammeln Spenden. Die Waliser nehmen zwar das Geld, sind aber wenig begeistert, doch als die Schwulen und Lesben mit einem heruntergekommenen Bus aus der Hauptstadt anrücken, bricht bei einigen Panik aus und die Bevölkerung spaltet sich in zwei Lager......

                                        Der Plot zeigt auf humorige Weise, wie sich diese unterschiedlichsten Kulturen zusammenraufen, aber auch, wo unüberwindbare Hindernisse bestehen bleiben. Die antagonistischen Charaktere auf der walisischen Seite sind gut gezeichnet, ebenso die Art und Weise, mit der sich die Homo-Befürworter im Zusammenspiel mit den Schwulen und Lesben allmählich durchsetzen und aus jeder Not eine Tugend machen.

                                        Ein Manko ist allerdings, dass die Handlung phasenweise zu lange auf der Stelle tritt, wobei gute Plotideen ausbleiben. Dadurch sackt die Spannungkurve merklich ab. 'Pride' ist über seine Anlage und Story kein Film, der länger als 90 min laufen sollte, doch die ambitionierten Macher mussten ihn unnötigerweise auf volle zwei Stunden ziehen.

                                        In seiner Ansprache erwähnt der Kopf der Schwulen ein interessantes Detail: einer von fünf sei schwul, weshalb in jeder größeren Versammlung auch entsprechend viele Schwule sitzen müssten. In Deutschland gab es dazu 2016 eine großangelegte Erhebung, worin 7-8 % angaben, schwul, lesbisch oder bi-sexuell zu sein, und davon ausgegangen wird, dass ein Teil das bei der Befragung nicht zugibt. Eine(r) von zehn sollte es also mindestens sein: gutes Potential für stille Unterstützung auf Seiten der Bergarbeiter :)

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                                          RoboMaus 23.08.2017, 18:22 Geändert 23.08.2017, 19:31

                                          "Man trinkt nie einen 53er Dom Pérignon mit einer Temperatur von über 8° - das wäre genauso, als würde man die Beatles ohne Ohrenschützer hören".

                                          1964 kamen die Beatles einer kulturellen Revolution gleich, die nicht jedermanns Geschmack war - anscheinend auch nicht der von Sean Connery und den Bond-Drehbuchschreibern. .....und doch: 1973 glückte Paul McCartney seine späte Revanche zum Bond-Titelsong mit 'Live and Let Die' :)

                                          Das Phänomen der Bond-Filme, die im Franchise anfangs jedes Jahr(!) einen neuen Film lieferten, weitete sich nochmals massiv aus. 'Goldfinger' kostete 3 Mio.$ in der Produktion und spielte weltweit 125 Mio.$ ein. Das wäre heute so, als ob ein Film für 25 Mio. produziert würde und 1 Mrd. einspielt. Ein unglaublicher Erfolg, und das nicht aus Hollywood.

                                          Auch sonst rüstete man auf: mit dem Song 'Goldfinger', gesungen von Shirley Bassey, kam erstmals ein stilistisch und thematisch den Film verkörpernder Titelsong, der über das immer beibehaltene 'Bond-Theme' hinausgeht. Zudem bekommt der Oberbösewicht ein Gesicht, noch dazu eines, das aus dem deutschen Film wohlbekannt ist: Gert Fröbe liefert eine starke Performance als Goldfinger, der die Welt um ihre Goldvorräte erleichtern will. Dabei ist vor allem die erste Hälfte in der Auseinandersetzung Connery-Fröbe mit Highlights bestückt, die ein interessantes und witziges Katz- und Mausspiel mit einigen starken Ideen aufzieht.

                                          Danach flacht es inhaltlich etwas ab, indem man sich auf das übliche Spiel verlegt, worin Bond gefangen wird, sich natürlich befreit, und der böse Goldfinger einen nicht wirklich cleveren Plan in die Tat umsetzt.

                                          Unter dem Strich ein starker Bond, der vor allem über die antipodischen Charaktere, sowie (zumindest in der ersten Hälfte) Witz und gute Plotideen punktet.

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                                            RoboMaus 23.08.2017, 07:25 Geändert 23.08.2017, 08:08
                                            über Serpico

                                            "10 Punkte für die Wahrheit" - so und ähnlich ist der Tenor vieler Kommentare zu diesem Sidney Lumet-Klassiker des Polizeifilms. Der echte Frank Serpico, dem dieser Film ein Denkmal setzt, ist ein leuchtendes Beispiel an Zivilcourage, der sein Leben riskierte, um gegen einen durch und durch korrupten Polizeiapparat anzutreten. Ein Werk aus Moral geboren.

                                            Gehe ich ins Kino, um die Wahrheit zu bewerten? Oder Moral? Gewiss zum Teil, gewiss auch zum kleineren Teil gegenüber dem Wunsch nach Unterhaltung, mit der sich die Message idealerweise ergänzt. Ganz sicher gehe ich nicht ins Kino, um mich mit einer Wahrheit zu langweilen, die ich aus der Zeitung oder einer Dokumentation erfahren kann. Das mindert keineswegs meinen Respekt vor dem echten Frank Serpico, ebensowenig vor Al Pacino, der ihn am Beginn seiner Schauspielkarriere so eindringlich verkörpert.

                                            'Serpico' ist typisches Siebziger-Kino in einer typisch ausgedehnten Laufzeit von über zwei Stunden. Die ersten zwei Drittel, d.h., beinahe die Dauer eines gewöhnlichen Spielfilms, bestehen lediglich aus einer Milieubeleuchtung des Polizeiapparates mit hauptsächlich einem Ziel: die Darstellung seiner Korrpution. Daneben wird noch Serpicos Privatleben beleuchtet - was macht er nach Dienstschluss? Mit welcher Frau geht er eine Beziehung ein? In dieser sehr langen Phase besitzt der eindimensionale Plot nur eine rudimentäre Handlung und hat den Charakter einer extrem gedehnten Einführung. Ja, die Polizei ist korrupt - wer das nach 80 Minuten immer noch nicht verstanden hat, dem ist ohnehin nicht zu helfen. Wer es allerdings schon nach 20 Minuten verinnerlicht, dem steht eine Stunde langatmiger, inhaltlicher Leerlauf bevor, worin immer der gleiche Sachverhalt von jeweils einer anderen Facette betrachtet wird.

                                            Erst im letzten Drittel kriecht eine Handlung aus ihrem Schneckenhaus und macht 'Serpico' interessant - bezeichnenderweise greift die einführende Inhaltsangabe bereits so weit vor: "mit Erkenntnissen an die Öffentlichkeit gehen". Das wirkt nicht einmal gespoilert und lässt sich kaum anders darstellen, denn was vorher passiert, kann man präzise in drei Sätzen zusammenfassen......

                                            Aus der moralischen Perspektive mag 'Serpico' ein 10 Punkte-Film sein, doch von der cineastischen Warte ist davon über die Hälfte nur unnötiges, sich ständig wiederholendes Füllmaterial, das Langeweile induziert. Storytechnisch und dramaturgisch ist dieser Film insgesamt gesehen zu mager, um interessant zu sein, doch für den hehren Anspruch ist ein Bonus fällig:

                                            Ein Punkt für die Wahrheit.

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                                              RoboMaus 22.08.2017, 20:11 Geändert 22.08.2017, 22:18

                                              "Der etwas andere Vampirfilm" - in diesem schon recht breitgetretenen Subgenre des Horror klingt das verheißungsvoll, birgt aber auch das Risiko, einem Arthauslangweiler oder ähnlichem aufzusitzen.

                                              'The Hunger' (1983) ist das Regiedebut des sehr geschätzten Tony Scott, dessen Bruder Ridley nur ein Jahr zuvor 'Blade Runner' (1982) in die Kinos brachte. Daher ist es gewiss kein Zufall, dass T. Scotts Vampirfilm in der Machart eng an 'Blade Runner' angelehnt ist, obwohl dieser an den Kassen floppte. Ebenso floppte 'The Hunger', der nicht einmal 5 Mio.$ in den USA einspielte - danach war erst einmal drei Jahre Pause, bevor T. Scott seinen Stil radikal wechselte und mit 'Top Gun' (1986) den ersten Block Buster einfuhr.

                                              Er verzichtet in 'The Hunger' zwar auf Dauerregen und flackernde Neonlichter, legt seine Inzenierung aber ebenso auf Cyberpunk-Optik aus, die im Vordergrund steht. Darin bewegt sich der beachtliche Cast mit Susan Sarandon, Catherine Deneuve und David Bowie zu einer Handlung, die nur Mittel zum Zweck ist, um Erotikszenen und sonstiges Geräkel stilgerecht einzufangen.

                                              Wer hier (wie ich) einen Horrorfilm erwartet, Spannung, oder eine packende Handlung, wird mit diesem Werk kaum zufrieden sein. Schicke Bilder und Schauspieler, die sich im Gegenlicht räkeln - das ist einfach zu wenig.

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                                                RoboMaus 22.08.2017, 13:01 Geändert 22.08.2017, 16:41

                                                Laurence Fishburne, als er noch rank und schlank war.
                                                Jeff Goldblum, unmittelbar bevor ihn Spielberg mit 'Jurassic Park' (1993) aus der Versenkung holte.

                                                Ein vielversprechender Drogen-Thriller aus den frühen Neunzigern, der trotz (heute) renommiertem Cast nicht überzeugt. Vor allem Fishburne nimmt man die Rolle des Undercover-Cops in höchsten Kreisen des Drogenmilieus nicht ab, doch auch Goldblum ist nicht gerade die Idealbesetzung für einen Top-Player in diesem Gewerbe.

                                                Storytechnisch ist das Stangenware, deren Umsetzung es nur selten schafft, Spannung zu erzeugen. Man setzt auf dialoglastiges Hin und Her zwischen den Protagonisten, coole Offstimmen-Kommentare, lange Einstellungen in schummrigen Bars und eine geleckte blau-rot-Optik, die irgendwann den Eindruck von Farbenblindheit erzeugt.

                                                Typisches Style over Substance, auch Neo-Noir genannt, das bei manchen sicher gut ankommt, doch wer sich auch über Inhalte unterhalten will, sollte 'Deep Cover' meiden.

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                                                  RoboMaus 21.08.2017, 19:18 Geändert 22.08.2017, 11:31

                                                  'Accident' startet interessant: eine Hong Kong-Bande ist auf Morde spezialisiert, die nach einem Unfall aussehen sollen, wobei der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind. Das ist recht unterhaltsam und füllt die erste Hälfte, wobei keine weiteren Inhalte oder eine Story gesetzt werden. Als etwas schiefgeht, zieht sich der Kopf der Bande zurück, weil er Verrat in den eigenen Reihen wittert. Dabei kommt der ohnehin schon zähe Handlungsfortschritt phasenweise ganz zum Stehen, der Plot wird immer verworrener.

                                                  Bis zur Mitte ist 'Accident' mit seinen raffinierten Tötungen und den entsprechenden Vorbereitungen noch interessant und kann mit seinem langsamen Tempo eine solide Grundspannung aufbauen. Danach driftet er in abstruses Arthaus, das nur noch versucht, von seinem langatmigen, Noir-mäßigen Stil und der Optik zu leben, was das Folgen unnötig schwer macht. Das ist jedoch kein schwerwiegendes Problem, da der Plot ohnehin kaum noch Interessantes zu bieten hat und auf ein einfallsloses Finale zusteuert.

                                                  Schade - trotz vielversprechendem Beginn nur Mittelmaß.

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                                                    RoboMaus 21.08.2017, 12:41 Geändert 21.08.2017, 21:19

                                                    "Der bekannte Primatologe und Max-Planck-Forscher Christophe Boesch, der bei den Dreharbeiten in der Elfenbeinküste dabei war: 'Die Geschichte wurde konstruiert'. In Wahrheit sei das verwaiste Schimpansenkind sieben Monate nach der Adoption gestorben" (Der Spiegel Online, 2013-4-28).

                                                    Das klingt etwas nach 'Free Willy' (1993).......

                                                    'Schimpansen' ist ein Film in alter Disney-Tradition, Tier-Doku mit Drama zu verbinden und den Tieren eine rührende Story anzudichten. Die Aufnahmen beeindrucken zwar, doch dafür nervt vor allem die Off-Stimme, die die erfundene Story mit diesem pseudo-dramatischen Ausdruck erzählt. Am schlimmsten wird es, wenn den Affen bescheuerte Dialoge oder Gedanken in den Mund gelegt werden, auch noch von einem entsprechend albernen Score begleitet.

                                                    Lieber eine gut gemachte Doku als solch ein zweifelhaftes Machwerk.

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