Rocket Man - Kommentare
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Alle Kommentare von Rocket Man
-Liebe-
Wie fange ich diesen Kommentar am Besten an? Ich entscheide mich wieder mal direkt nach der Sichtung zu schreiben, weil gerade jetzt, in diesem Moment, noch einige getrocknete Tränen in meinem Gesicht mir das Gefühl geben, es tun zu müssen.
Ohne großes Nachdenken, fange ich einfach an, wie es meine Hände zulassen.
Für wen empfinden wir Liebe? Für unsere Familie, wenn man sie denn wirklich so lieben kann, wie sie ist, für Freunde, zumindest wenn sie gerade mal hinter dir stehen oder aber, und darauf will ich hinaus, auf einen loyalen Freund, ein Tier.
Ich selbst mag Hunde zwar nicht, was sich jetzt irgendwie falsch anhört, aber dass ist Familiär bedingt. Denn wir hatten Zuhause mal 4 Katzen. Ich red heute nicht drum herum. 2 von diesen Katzen fielen dem Hund zum Opfer, was für Traumata und Bilder gesorgt hat, die ich in meinem ganzen Leben weder vergessen, noch jemals verarbeiten könnte. Dafür habe ich sie alle viel zu sehr geliebt. Dass möchte aber nicht heißen, dass ich gegen Hunde irgendetwas habe . Nein, ganz im Gegenteil. Ich liebe sie. Genauso wie die letzte Katze, die mir noch geblieben. So schreckhaft, dass, wenn jemand anderes außer mir nach Hause kommt, er das sofort hört und sofort unter dem Bett verschwindet. Selbst einige meiner Freunde haben die Katze niemals zu Gesicht bekommen. Eigentlich wohl nur die leuchtenden Augen, die sie sehen konnten, wenn sie unter das Bett, in den Kleiderschrank oder unter meiner Couch nachgesehen haben. Wenn ich reinkomme, dann, ich weiiß nicht, hört, riecht oder fühlt er einfach, dass ich es bin. Dann liegt er da und schläft. Mein kleiner Tommy. Die Frage 'Für wen empfinden wir Liebe?' habe ich nur deshalb gestellt, weil ein Haustier nicht nur ein Haustier ist, sondern zum gleichberechtigten Familienmitglied wird. Dass weiß ich so genau, weil mir in all den Jahren blos noch eine von vier Katzen geblieben ist. Und die Trauer und der Schock an jenen Tagen, kommt der Trauer gleich, die ich auch bei Familienmitgliedern empfinde. Man hat etwas verloren. Ein treues und geliebtes Mitglied der Familie. Ein Mitglied, dass man durch nichts jemals ersetzen könnte. Nach einigen Monaten oder Jahren könnte man sich vielleicht wieder eine neue Katze oder einen neuen Hund holen, aber es wird nicht dasselbe sein. Man wird sie vielleicht genauso lieben können, wie andere Katzen und Hunde, die wir bereits hatten, aber jedes einzelne von ihnen wird ein Unikat bleiben. Man wird immer sagen 'Na, das hat mein erster aber nicht gemacht' oder ähnliches.
Aber meine Sichtweise ist da wohl auch außergewöhnlich, durch das, was ich mit Tieren schon erlebt habe. Und es hat meine Sichtweise und meine Intensität auf die Gefühle meiner Katzen gestärkt. Denn dieser Hund bei uns Zuhause vertrug sich von Anfang an nicht mit den Katzen, die schon über 8 Jahre vorher da waren. Sie hatten ein Recht auf ihr Revier. Meinen Vater interessierte das aber nicht. Er wollte ihn haben. So einfach. Wie wir, ich und meine Geschwister vermuten, ist eine Katze wegen eines Schocks gestorben. Ein Schock, den der Hund ihr eingejagt hat. Sie lag dann nur noch auf der Treppe. Regungslos. Die andere wurde vor unseren Augen hin- und her geschleudert, wie ein Stück Fleisch. Ich weiß der Kommentar wird zunehmend düster, aber ich hab das Gefühl, es ist Richtig. Jedenfalls werde ich bis zu meinem letzten Atemzug nicht diesen Blick, diesen Gesichtsausdruck unserer ältesten Katze vergessen, als sie uns noch flehend anschaute, während ihre Augen immer mehr und mehr das Licht des Lebens verluren und wir den Hund nicht aufhalten konnten. Mit Stühlen, Füßen und Händen haben wir es versucht. Jetzt ist noch der eine Kater da. Er ist sicher. Aber was ist, wenn auch er irgendwann mal nicht mehr da ist. Dann sind sie alle weg und ich würde mich alleine fühlen. Ohne meine Katzen bin ich nichts. Manchmal ist man genervt, manchmal machen sie Blödsinn, aber wenn sie mal nicht mehr sind, dann kommt man nach Hause und ruft sie aus Gewohnheit und vergisst sie nicht. Ich hoffe meinem kleinen bleiben noch eine ganze Menge freudiger Tage, die ich ihm schenken darf. Ein paar Tage, die mich noch mit Glück erfüllen. Mit ihm und allen anderen Katzen, die wir hatten, verbinde ich eine höchst gleiche Beziehung wie Professor Parker mit Hachiko.
Meine Liebe für Tiere hat das aber nie geschmälert. Wenn ich ein Tier finden würde, dass orientierunglos durch die Gassen schleicht, egal ob Hund, Kaninchen oder Katze, würde ich es mitnehmen, versorgen, im Geborgenheit schenken und mich um ihn kümmern. Ob ich nur helfe sein Herrchen wiederzufinden oder es gänzlich behalten würde. Dass macht keinen Unterschied. Hauptsache dem Tier ist geholfen.
So hat 1924 ein Professor aus Tokia den jungen, kleinen, unschuldigen Hachiko gefunden. Er hat sich um ihn gekümmert, ihn wie sein eigen Fleisch und Blut behandelt, mit ihm gespielt, ihn gefütter, ihm ein Zuhause gegeben und Liebe bekommen. Auch Tiere haben ein Herz. Und so erzählt Hachiko die Geschichte eines Hundes, der nach dem plötzlichen Ableben seines Herrchens, ganze 9 Jahre auf ihn gewartet hat. Denn er beglitt ihn sein Herrchen immer zum Zug und holte ihn auch pünktlich wieder vom Zug ab. Es ist eine bedeutende Liebesgeschichte zwischen Mensch und Tier. Hachiko wird nach dem Tod seines Herrchens jeden Tag zum Bahnhof laufen, auf sinem gewohnten Platz sitzen und auf sein Herrchen warten. Er wird 9 Jahre lang auf diesem Platz ausharren. Er wird das Thema der Welt, weil es um die wahrhaftige Liebe zwischen Mensch und Tier geht. Und diese Liebe ist genauso stark, wie die Liebe zur Mutter, zur Schwester oder zu seinem besten Freund. Liebe macht keine Unterschiede. Keine. Niemals.
Auch ich empfinde gegen keinen Hund irgendwelche Greuel. Auch wenn es vielleicht verständlich wäre. Aber ein Tier ist etwas wundervolles. Und der Hund bei uns Zuhause konnte nichts dafür. Es war die Schuld meines Vaters. Der Hund hat seine Instinkte. So ist das nunmal. Wenn ich also jemanden nicht vergeben sollte, dann wohl meinem Vater. Und das tue ich auch nicht. niemals.
Hachiko brachte mich so zum Heulen, dass ich kurz überlegen muss, wann ein Film dass das letzte Mal geschafft hat. Einige meiner Freunde könnten sich vorstellen welcher Film das wohl war. Mir brennen noch immer die Augen. Egal, was ich jetzt gerade, in den letzten 15 oder 20 Minuten hier produziert habe, ich fühle mich etwas freier.
Einer der wenigen Filme, die so nah gehen, wie es manchmal nur das Leben selbst tun kann. Ein Erlebnis, so wunderschön, dass man es in Worten garnicht ausdrücken kann. Dass ist die pure und wahre Liebe ♥
-K.I.-
Mr. Question: Was ist künstliche Intelligenz?
Nathan: Nun, vordergründig ist die sogenannte künstliche Intelligenz ein Gebiet, mit dem wir uns in der Informatik befinden. Die künstliche Intelligenz meint aber eigentlich die Erforschung und Ermöglichung, Robotern und mechanisch hergestellten Gegenständen, menschliches und rationales Denken zu ermöglichen. Die perfekte künstliche Intelligenz ist also prüde gesagt der Mensch selbst. Er ist programmiert. Er ist das Vorbild der künstlichen Intelligenz. So wie etwas das Geschlecht und die sexuelle Richtung, in der man sich bewegt. Man kommt beispielsweise mit einem Penis und schwul zur Welt. Dass, was es einem schwulen Menschen schwierig macht, ist das gesellschaftlich anerkannte Bild von Mann und Frau. Man kommt andernfalls hetero-sexuell auf die Welt. Der Mann ist darauf programmiert, sich dem weiblichen Geschlecht hingezogen zu fühlen. Lust und Sehnsucht gehen dabei parallel und es verhält sich ähnlich wie mit dem Instinkt des Menschen. Wenn vor mir auf dem Tisch ein Glas droht herunterzufallen, dann versuche ich instinktiv danach zu greifen. Ich würde instinktiv, ohne darüber nachdenken oder senieren zu können, versuchen, dass Glas noch aufzufangen, noch bevor es auf den Boden kracht und in Scherben zerspringt.
Mr. Question: Was ist künstliche Intelligenz?
Nathan: Nun, dass fragten sie mich schon eben. Ich versuche trotzdem eine neue Antwort. Künstliche Intelligenz ist die Nachahmung menschlichen Verhaltens, dass aber nur in Form einer digitalen Programmierung und eines Außenmediums stattfinden kann. Wir könnten also eine K.I. auf Basis von Suchmaschinen und Profilen programmieren. Wir könnten außerdem Mimik und Gestik und Sprache und Bewegung mit in die Programmierung einfügen. Angenommen, wir bauen etwas, was einem Mensch gleich kommt, geben ihm Hautfetzen, Finger, Augen, ein Gesicht und so weiter und sofort, dann haben wir das nachgeahmte Medium Mensch. Nun, in vielfältiger Form können wir nun in Form eines Sticks, oder um auch hier etwas authentischer bleiben zu können, ein Gehirnartiges Speicherkonstrukt in den Kopf setzen. In diesem Gehirn befindet sich nun alles, ob Verhalten zu deuten, Gefühle zu zeigen, Gefühle zu deuten, die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden und so weiter. So wie unsere Ava. Sie erkennt die Lüge, Interesse, Sehnsucht und Liebe. Sie erkennt aber auch Mittel, die dem Zweck dienen. Wir sind gar nicht so weit davon entfernt, des Menschen besten Freund individuell herzustellen und auf Basis seiner Wünsche zu konstruieren und zu programmieren.
Mr. Question: Erscheint Ihnen das nicht irgendwie angseinflößend und befremdlich?
Nathan: Hm, schon und wiederum nicht. Was wäre falsch daran? Jeder Mensch könnte selbst entscheiden, was sein Roboter, seine Ava, für Interessen haben soll, wie sie sich anziehen soll, sexy oder zurückhaltend, wie auch immer. Denn wissen sie, Ava kann nicht nur Liebe empfinden, sie kann auch ficken. Sie gucken so erstaunt. Ja ja, es ist nur ein Roboter, aber haben wir sowas nicht schon gesehen? Wir sehen es im Internet, genauso wie in einem solchen Roboter. Gerade das Prinzip der Suchanfrage, dass wir für die Deutung menschlichen Verstandes benutzen können. Dass macht Amazon, dass mach Ebay, ja, dass macht auch Moviepilot. Sei es mit Werbung oder in Kooperation. Sie suchen etwas, sie klicken es an und schon erscheinen ähnliche oder sogar gleiche Ergebnisse auf anderen Seiten. Schauen sie sich Videos auf Youtube an. Sie werden wenig später Vorschläge sehen, die ihnen ähnlich gefallen könnten, wie das, was sie sich vorher angeschaut haben.
Dass ist die einfachste Erforschung hinter menschlichen Entscheidung. Es gibt gewiss auch genügend Spielraum mit solchen Methoden zu verfahren.
Mr. Question: Dass ist die Grundlage ihrer Arbeit an einer K.I.?
Nathan: Aufjedenfall effektiver, als alle Lexika der Welt in ein Speicherkonstrukt zu stopfen, mit dem sich niemand unterhalten würde. Wir haben alle Handys der Welt angezapft und die Daten benutzt. Sms, Whatsapp, Videos, einfach alles. Da steckt alles drin, was man für die perfekte K.I. braucht. Dass echte Verhalten der Menschen gemischt mit all dem Wissen der Welt, dass hinter Suchanfragen auf Google, Yahoo und sonst wo befindet. Dass ist aber nicht alles. Da gibt es so viel informationstechnisches, das würde sie wohl langweilen. Lassen wir den Scheiß also. Bedenken sie trotzdem, dass es nicht nur ein paar Buchstaben und Befehle auf einem Computer sind.
Mr. Question: Wie meinen Sie das? Es sind nur Buchstaben und Befehle auf und in einem PC, oder etwas nicht?
Nathan: Langsam geht mir ihre Unsicherheit auf den Geist. Am besten fragen sie Caleb (Doomhnall Gleeson). Er hatte 6 Sitzungen mit Ava und hat dabei gesehen, was in ihr steckt. Sie haben sich ja quasi Lieben gelernt. Ja, bis zu dem Zeitpunkt, an dem Caleb schmerzhaft begreifen musste, dass ich zwar Krank und Machtbesessen bin, aber nicht alles gelogen war, was ich ihm erzählt habe. Ava war so programmiert, dass sie fliehen wollte. Und da ist der große Unterschied, den wir bisher noch nicht gründlich genug erforscht haben.
Nathan: Haben sie Sully gesehen? Dieser neue Film über Chester Sullenberg? Sie wissen schon, der der das Flugzeug vor ein paar Jahren im Hudson River gelandet hat?
Mr. Question: Ohja, natürlich. Warum sprechen Sie das gerade jetzt an?
Nathan: Weil wir gerade nun mal genau an dem Punkt sind, an dem wir darüber können, was eventuell noch nicht möglich ist. Ava ist eine Maschine. Eine Maschine mit Verstand, Wissen und voller menschlicher Züge. Voller menschlichem Verhalten. Können Sie sich an die Szene aus Sully erinnern, in der diese Flugzeugsimulationen gezeigt wurden, um den Kapitän an Fehlverhalten unterzuschieben?
Mr. Question: Ja.
Nathan: Nun, was gefehlt hat, ist die menschliche Komponente bei diesen Simulationen. So wie auch die menschliche Komponente bei Ava fehlt. Denn ihr wissen, ihr Verhalten und ihr Verständnis von der individuellen Empfängnis menschlicher Interaktionen ist gewisser Maßen vorgegeben. Sie weiß meistens, was sie deuten muss. Wenn sie Caleb etwas gefragt hat und aufgrund ihrer Daten erkennt, dass er lügt, dann sind das Parameter, die aus den Daten resultieren, die wir in ihrem 'Gehirn' eingespeist haben.
Aber sehen sie sich an, was an 'I Robot' zu sehen war. Natürlich ist das kein Vergleich zu Ex Machina, aber das Interesse ist groß. An sowas arbeiten Firmen in aller Welt, ohne dass wir alle je etwas davon erfahren. So wie ich es eben in meinen Katakomben tue.
Ich habe schon alles erreicht, was ein Genie, wie ich es bin, überhaupt jemals realisieren konnte. Ein hab ein Schlafzimmer mit vielen verschiedenen Roboter-Frauen, die eine K.I. haben, auf die ich Bock habe. Und wie sie nur verstehen sollen, wann ich Lust aus Sex habe, dann verstehen sie auch nur das.
Mr. Question Warum haben ihre Roboter ein Geschlecht?
Nathan: Würden sie sich mit einem 1,80 großem Stein unterhalten? Sie stellen dämliche Fragen. Dass ist zum kotzen, verstehen sie. Hören sie doch auf damit. Hören sie sich selbst ab und an mal zu?
Verdammt echt. Das menschliche Verhalten funktioniert einfach nicht ohne Geschlecht. Dass gibt es unter uns Menschen auch nicht, oder haben sie schon mal 2 Mensche ohne Geschlecht miteinander reden sehen?
Und warum bitte soll das schlecht sein? Die perfekte K.I. ist das Abbild des menschlichen Verhaltens. Und das kann man nur simulieren und erforschen, wenn man sie ihnen auch Geschlechter gibt. So einfach ist das.
Mr. Question: Kein Grund, ausfallend und repektlos zu werden. Kommen wir zur
Nathan: Ich zeig ihn gleich mal, was das bedeutet...Kommen sie zum Ende.
Mr. Question: Was meinen sie, weshalb sie am Ende von Ex Machina sterben?
Nathan: Weil ich verrückt bin. Ich habe zwar die perfekte K.I. gefunden und Caleb gezeigt, dass es möglich ist, einem Roboter, dass menschliche Verhalten beizubringen. Haben sie ihn in Ex Machina gesehen? Er hat ihr jedes verdammte Wort geglaubt. Sie wollten sogar zusammen fliehen. Aber ich hab ihm gezeigt, dass ich Recht habe und letzten Endes der Einzige bin, der über Ava bestimmt. Und über alle anderen. Aber von dieser einen Programmierung meinerseits abgesehen, ist es die perfekte K.I. Sterben musste ich nur, weil Caleb so naiv und empathisch war, Ava zu glauben und das Experiment nicht zu sehen oder zu akzeptieren. Ich bin krank und ein absoluter Kontrollfreak.
Aber ich mach mich hier nicht lächerlich. Ich bin ein Genie, den Rest können Sie sich doch selber im Film anschauen. Sie werden mich schon noch sympathisch finden. Garantiert.
Heftige Spoiler
A Star Wars
-Story-
(Dieser Kommentar könnte noch in Bearbeitung sein)
Warum dieser seriöse Anfang?
Schon im Anfang möchte ich klar machen, wo die Stärke der Star Wars Geschichte liegt. Sie fängt im Titel an. Es geht weiter mit den ersten Sekunden. Kein typischer Anfang eines Star Wars Films, bis auf die gelbe Schrift, wenn dann endlich ’Rogue One’ eingeblendet wird.
Die Musik, die zwar nicht von Altmeister John Williams entstammt, wirkt genauso episch und erweist sich stellenweise als kleine Hommage, denn die typischen Instrumente bleiben vollständig erhalten und geben das Richtige Gefühl, dass man von einem Film des Star Wars Universums benötigt. Bei Rogue One handelt es sich um den ersten Film des Star Wars Universums, der nicht den Titel Episode trägt. Denn er erzählt nur die Ereignisse, wie die Allianz und vor allem Jyn Erso (Felicity Jones) an die Pläne des Todessterns gelangt sind. Was Gareth Edwards wider erwarten nicht versucht ist, uns die Charaktere unnötig ins Herz schließen zu lassen, denn sie werden, weil die Story es gar nicht anders zulässt, wieder verschwinden. Sie bekommen aber dennoch starke, lange und emotionale Dialoge geschenkt, die es uns dann trotzdem schwer machen und wir doch noch für ein paar Sekunden hoffen, dass sie uns erhalten bleiben. Aber eigentlich wusste man das schon bevor man überhaupt erst den Fuß ins Kino setzte. Denn in Episode 4 ist von den ganzen Namen keiner mehr zu hören. Sie mussten also alle sterben. Sie bekommen aber eine durchdachte Story und einen strikten Verlauf. Und sie werden nicht verfeuert, sondern treten allesamt würdig ab. Mir hat das gut gefallen, weil es neu und vor allem, weil es innovativ ist. Eine große Überraschung, die Gareth Edwards da gelungen ist.
Ist Rogue One ein Kriegsfilm?
Absolut. Gareth Edwards schafft es epische und detailverliebte Schlachten mit der Handlung zu verknüpfen. Er schafft auch die Atmosphäre der Originale einzufangen. Sei es wegen der nicht zu zahlreichen Auftritte bekannter Charaktere, der Musik, bis hin zu neu erschaffenen Figuren. Letzteres ist natürlich teilweise traurig. Man merkt den neuen Figuren sehr großes Potential an, das sie aber nur in den 134 Minuten entfalten können, weil die Episode 4 dies sozusagen vorgeschrieben hat. Eine Stärke des Films, weil innovative Ideen entstanden sind, die jetzt unverzichtbar geworden sind. Klar, dass wusste man von Anfang an und es war sicher schwer, trotzdem ist es Edwards gelungen, mit Jyn Erso, Saw Gerrera (Forest Whitaker) und Galen Erso (Mads Mikkelsen) großartige Charaktere zu entwickeln, die dem Star Wars Universum einige neue Facetten verleihen können. Ich war ganz zu Anfang auch skeptisch, ob eine Geschichte zwischen Episode 3 und 4 wirklich funktionieren könnte. Aber sie tut es.
Was hat Ihnen an Rogue One am Besten gefallen?
Dass er keine Aussicht auf ein Happy End gibt, dass es nicht geben kann. Dass Gareth Edwards vor allem einen Kriegsfilm dreht, hebt vor allem der Tot einer jeden neu erschaffenen Figur, hervor. Dass äußert sich nicht nur in den Schlachten, die milde gesagt der Wahnsinn sind. Sie sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch mit unglaublichen Kamerafahrten, alten Modellen, die der Episode 4 entsprechen, gespickt. Die vielen Kostüme, die wundervollen Drehorte, einfach der Wahnsinn. Dass offenbart sich natürlich auch als kleine Hommage, aber der Eindruck wird über die Laufzeit niemals so getrübt, als das man glauben könnte, es sei versucht worden, eine reine Hommage und reinen Fanservice zu liefern. Denn es ist nur eine Star Wars Story. Wissen sie, was ich meine? Es ist natürlich ein Star Wars Film. Nur der erste, der zwischen den Zeilen liest bzw. zwischen den Zeilen eine Geschichte fand, die erzählt werden kann. Und das schlicht genial und bis in die kleinste Lücke gut gelöst. Edwards erzählt frei und erforscht neue Möglichkeiten. Und Edwards nutzt diese Chance. Er findet seinen eigenen Ton.
Ist Rogue One für Sie ernst genug geworden?
Voll und Ganz. Es ist aber auch genügend Humor vorhanden. Ich hätte ihn mir auch noch etwas düsterer gewünscht, aber ich fische jetzt nicht nach Gründen, die meinen Eindruck trüben könnten oder sollten. Der Humor ist gut pointiert und nicht zu viel. Man hat nicht die Angst, es könnte ’zu lustig’ werden. Ganz im Gegenteil. Es passt hervorragend. Meine Güte K-2SO war ab und an die Stimmungskanone schlecht hin. Wie in Episode 7 BB-8, der für mich in J.J. Abrams Interpretation, schon eine eigene Hauptrolle hatte. Die neuen Charaktere sind liebenswert, bekommen einen Background, genügend Emotionen und Facetten, um sich in die teilweise verwobene Story einbringen zu können. Gerade der Hintergrund zwischen Jyn und ihrem Vater Galen ist wunderbar gelungen. Auch, dass er, statt aufzugeben, höchst selbst beim Bau des Todessterns hilft um eine Schwachstelle einzubauen. Als diese Information dann kam, war ich vollkommen geflasht. Und die Lücken werden bis zum letzten Schlitz gestopft. Dabei sehen wir natürlich ein paar alte Bekannte wieder, was große Freude und Erinnerungen aufblitzen lässt. Dass alles hätte man Edwards gar nicht zugetraut. Aber er vollbringt erstaunliches. Selten hat ein Sternenzerstörer so tolle Aufnehmen geschenkt bekommen. Er liefert Fanservice, einen eigenständigen Film und eine perfekt erzählte Geschichte zwischen zwei Episoden. A Star Wars Story. Mehr nicht.
Sie scheinen sehr überzeugt zu sein.
Ja natürlich. Edwards hätte das genauso gut vor die Wand fahren können. Aber das hat er nicht getan. Er hat die Handlung sorgsam ausgearbeitet, alte Bekannte und somit unsere Herzen noch mal aufblitzen und strahlen lassen und neue Figuren erschaffen, die, natürlich auch durch die namenhaften Schauspieler, bis in kleinste Rollen, großartig besetzt sind. Mads Mikkelsen ist ein Augenschmaus, Felicity Jones ist lieb, wie ebenso Stark und ’rebellisch’. Sie ist aber nicht ’rebellisch’ dumm, sondern eher etwas haltlos, aber zielstrebig, wie der Vater. Für mich stimmt halt alles. Vielleicht bin ich auch einfach ein so großer Star Wars Fan, dass ich unfähig bin, etwas schlechtes zu sehen. Aber was kann daran falsch sein? Wenn es sich wie Star Wars anfühlt, ist es Star Wars.
Ich bin auch einer der wenigen, der alle Episoden mag. Und Rogue One etabliert sich als wahrscheinlich größte Überraschung des Universums. Er hat sich seine 9 Punkte verdient. Wer weiß, vielleicht überleg ich es mir auch noch anders. Als so in Richtung ’mehr als 9 Punkte’. Mich hat Rogue One verführt, gefesselt und begeistert.
Dieser nahtlose Übergang erzielte nach einer weiteren Sichtung wohl noch etwas mehr. 9,5 Punkte. Wer weiß, wie es aussieht, wenn ich eines Tages das Steelbook bei mir Zuhause stehen habe ..hmmm.....
Dritte Sichtung...Ich warne dich Rogue One...ich warne dich...
10 Punkte...Verdammt, ich hab dich gewarnt!
-Die Grenzen des Geschmacks und der Genuss der Rache-
An dieser Stelle ein großes Dankeschön an RoboMaus für deinen Beitrag in meiner ersten Liste. Dank dir habe ich mich einem Film gestellt, den ich schon Jahre hinter mir herschiebe.
Aber was gibt es dazu großartig sagen? Was ist hier Richtig, was ist hier Falsch? Wem darf man böses wünschen? Wer hat den Tod verdient? Sind die letzten 30 Minuten des Films nur noch purer Genuss? Darf man sowas eigentlich zeigen? Gibt es eigentlich noch Grenzen? Wie filmt man sowas? Wie findet man Schauspieler, die das mit sich machen lassen? Wer schreibt nur so ein Drehbuch?
I Spit On Yout Grave ist aber nicht nur geschmacklos, sondern ebenso wichtig.
Wo der werte Kollege von da oben trefflich formuliert, scheiden sich die Geister bei Filmen, wie diesem. Ich sehe aber mal von all der Demütigung ab, die ich mir kaum anschauen konnte und versuche, wie fast bei jedem Film, etwas zu finden und zur Diskussion zu stellen, was man außerdem darin sehen kann. Dass dieser Film gehasst wird, verstehe ich vollkommen. Ich muss aber auch sagen, dass der Film auf extremst kalte und erbarmungslose Weise etwas, was jeden Tag auf unserer Erde passiert.
Ich denke da mal an einen Fall, der hier bei mir, in wenigen Metern Entfernung stattgefunden hat. Als ich noch mein Abitur machte, war eine S-Bahn-Station ganz in der Nähe. 1 Minute von der Schule entfernt. Dort kamen gewiss auch sehr viele Schüler morgens raus, die in die Schule wollten. Wenn man dann eines Tages überall in den Nachrichten hört, dass ein 'farbiger' mit einer gewiss anderen Abstammung und anderer Kultur, eine junge, unschuldige 21-Jährige Frau, in unmittelbarer Nähe der Station, vergewaltigt hatte, dann gehen die Gedanken weit über das Verständnis hinaus. Ich bin jetzt mal so eiskalt und sage, einige würden diesen Menschen wohl nicht vermissen. In anderen Ländern hingegen darf man seine Frau auch anzünden, wenn sie nicht spurt. Aber dass ist woanders, nicht hier.
Ist Rache gerechtfertigt? Alleine der Gedanke daran überhaupt erlaubt?
Ganz davon ab, ob es erlaubt ist oder nicht, die Gedanken kommen jedem, denn wir alle sind immer noch Menschen. Der Fall sollte sogar in einer Ausstrahlung im Fernsehen kommen, in einer Sendung, die an alle appellieren wollte, die möglicherweise einen Verdacht oder einen Hinweis haben. Diese wurde kurzzeitig noch gestoppt, weil es, wegen der Zuwanderung zu unverständisvollem Hass kommen könnte. Wir hätten womöglich damit gezeigt, dass wir Ausländer nicht mögen. In etwa sowas sollte es zumindest bedeuten. Dass ist kein Statement. Nur das, was man den Nachrichten entnehmen konnte. Dass diese Aktion falsch war, zeigte sich, als man die Sendung doch noch ausstrahlte. Kann es denn Richtig sein, die Aufklärung eines solchen Falls vom Staat verhindern zu lassen? Dass war schon eine Nummer.
Ich möchte garnicht wissen, was dieser Frau durch den Kopf gehen muss.
Denn der Fall ist bis heute nicht geklärt, das aufgenommene Foto des Verdächtigen hängt immer noch überall an den Stationen. Nach Ungerechtigkeit brauch ich nicht fragen. Und ich möchte aus Achtung auch damit aufhören darüber zu schreiben.
Damit kommen wir auch zu dem aktuellen Thema des Wortes 'Nein'. Dieses wurde in den letzten Monaten und Jahren, heiß diskutiert. Derselbe Fall wie in diesem Film. Gewiss, man möchte garnicht zuschauen....Man möchte eigentlich den ganzen Film nicht sehen....Und er zeigt auch Verhalten und krankhafte Gestalten bei einer Sache, die man eigentlich für niemanden filmisch zugänglich machen sollte. Wenn man es trotzdem gesehen hat und einem ganz übel dabei wird, der Film keinerlei Zurückhaltung zeigt und die Kamera immer draufhält, dann ist der EIndruck zumindest von mir, nicht zu beschreiben. Ich weiß wirklich nicht, was ich dazu sagen soll. Es ist schmerzhaft und tut in den tiefsten Winkeln meines Herzens weh, da hingeschaut zu haben. Ich rief mir einfach immer kurzzeitig ins Gedächtnis, dass die Szenen zwar schlimm sind, aber niemals an die grauenhafte Realität herankommen. Denn in der Realität gibt es weitaus schlimmere Fälle.
Mir bleiben die Worte irgendwie Heute im Hals stecken.
Was darf man empfinden, wenn Jennifer ihre (verdiente) Rache ausübt? Darf man lachen? Die Menschen verurteilen? Ist das übertrieben? Ist es doch nur ein Film? Gönnt man es den Peinigern? Darf man das gut finden? Darf man das zeigen?
Naja, irgendwie schon. Ich hab mich dabei ertappt, wie ich ab und an, egal wie schrecklich es ist, schmunzeln musste, als Jennifer loslegte. Natürlich kommt Jennifers Verhalten nicht an das Verhalten ran, dass echte Opfer vielleicht zeigen. Aber es zeigt ganz bestimmt sogar das Verhalten, dass Opfern durch den Kopf geht. Man hat aber so den Eindruck, dass sie nach der unaufhörlichen Demütigung, nur noch als Racheengel in Erscheinung tritt. Ob das gewollt ist, weiß ich nicht. Vielleicht denke ich das auch nur, um mich nicht komplett schlecht zu fühlen, weil man es den Drecksschweinen zumindest für kurze Momente einfach gönnt, Qualen zu erleiden, für das, was sie Jennifer angetan haben.
Wie dem auch sei. Die Teile 2 und 3 werde ich mir sicherlich sparen. Ich kann mir vorstellen, dass Ganze endet, wie alle Teile der Saw Reihe, nach dem ersten. Ich werde es dabei belassen.
Nehmt euch vor diesem dreckigen Bastard eines Films in Acht. Oder schaut ihn euch zumindest nicht ohne ein paar Vorabinformationen an. Besser isses.
Ich weiß nicht.... 7 Punkte?.....Was sagst du Rocket?
Rocket: ''I'm a Rocket Man, burning out his fuse up here alone''......
-Ethik und Moral-
An erster Stelle gilt ein großes Dankeschön an meinen Dashboardnachbarn Judge_Manuel, durch den ich auf diesen Film aufmerksam gemacht wurde!
Dass erste, was der Film Richtig macht, ist wohl tatsächlich auch dass erste, worauf man überhaupt achten kann. Das Cover. Denn wer sich, ähnlich wie ich, vollkommen auf den Tipp eines werten Kollegen verlässt, wird beim ersten hinschauen an einen neuen Actionfilm ala Gamer denken, in dem Gerald Butler, wie eh und je alles und jeden ummetzelt. Was dahinter steckt ist aber eine weitaus mehr berührende und überaus ernste Thematik.
Die erste Sequenz startet in einem kleinen Dorf im Südsudan, in dem Kinder und unschuldige Frauen und Männer, kaltblütig erschossen und niedergemetzelt werden. Spätestens nach den ersten 3,4 Minuten wird man verstanden haben, worauf es dem Film ankommt. Wenn dann der Charakter von Sam Childers (Gerald Butler) dass erste mal zu sehen ist und wir ihn als Mitglied eines Bikerclubs, als drogenabhängigen und kaltblütigen Zeitgenossen sehen, dann ist die Verwirrtheit groß. Denn man ahnt noch nicht im Geringsten, was auf einen zukommen mag.
Was kommt, ist eine der wichtigsten moralischen und ethischen Fragen, die es gibt. Ist es/ War es/ Wird es/ jemals gerechtfertigt sein, Menschen ihr Leben zu nehmen? Sie zu erschießen, zu foltern und auszuweiden? Und Wie/ Warum sollte es so sein? Wie könnte man so etwas jemals rechtfertigen? Könnte ich jemanden töten? Könntest du es?
Auch nach der ersten halben Stunde könnte man denken oder vielleicht sogar hoffen, dass Gerald Butler doch noch seinen ganz schlichten Rachefeldzug bekommt. Aber das passiert nicht. Die Angst, dass der Film und die Realität, die er inne hat, zu Tränen rühren wird und an die Menschlichkeit in uns allen appellieren wird, ist zu groß. Aber genau das ist es, was die Action-Filmografie erreichen möchte. Denn Sam Childers ist keine fiktive Figur. Der Film basiert auf wahren Begebenheiten und auf dem echten Sam Childers.
Als Sam Childers zu Anfang aus dem Gefängnis entlassen wird, versucht er weiter zu machen, wo er aufgehört hat. Saufen, Trinken, Spritzen und alles, was zu seinem Motorclub-Leben eben gehört. Dass handelt der Film aber recht schnell ab. Seine Frau Lynn (Michelle Monaghan) hat zu Gott gefunden und nachdem Sam sich auf einer Mitternachts-Sauf-Tour dabei ertappt, wie er zugedröhnt beinahe einen zwielichtigen Mann auf dem Rücksitz eines Autos umbringt, ist es nur noch ein kleiner Schritt, bis auch er den Weg in Gottes Kirche finden wird und anfängt zu predigen. Er wird vernünftig, arbeitet hart, gründet eine Firma, lässt sich taufen und wird ein respektabler Mann. Als eines Tages ein Missionar in der Kirche auftaucht, der aus dem Südsudan kommt und an die Hilfe der Menschen appellieren möchte, entschließt sich Sam schnell, dort hinzugehen und sich ein Bild davon zu machen.
Die Bilder und Taten, die er zu sehen bekommt, und die wir zu sehen bekommen, sind kalt und erbarmungslos in Szene gesetzt. Wenn er dann einen kleinen Jungen sieht, der seinem Hund hinterrennt, in eine Mine tritt und stirbt, er den kleinen in den Armen hält, dann ist jegliche Hoffnung an einen vielleicht doch noch kurzweiligen Film verloren. Die Nachricht wird klar. Und sie ist bitterer Ernst. Sie ist überall auf der Welt. Dass was wir tagtäglich als mittlerweile normal abtun, wenn es in den Nachrichten mal wieder heißt, es seien Bomben und Anschläge in Syrien und überall auf der Erde ausgeübt worden. Dass nehmen wir mittlerweile nur noch beiläufig wahr. Wenn wir ehrlich sind, ist es nur noch normal. Und das ist das bitter traurige daran. Denn wären wir an der Stelle dieser Menschen, die tagtäglich wegen Tyrannen ihr Leben verlieren, oder auch nur in der Nähe solcher Orte wären, wären wir vollkommen haltlos. Sam Childers entschließt sich den Menschen im Südsudan zu helfen. Er pumpt alles Geld in neue Bauprojekte, für Waisenheime und Kirchen und Spielzeug und einen Spielplatz. Er versucht alles, was er hat zusammen zu kratzen und den Menschen dort zu helfen. Die Moral und die Ethik des Ganzen ergibt sich uns, wenn wir sehen, dass er auch Menschen töten muss, um den Frieden für die Kinder, für die er sorgen kann, zu bewahren. Er wird selbst wie ein Vater für die Kinder und distanziert sich von seinem eigenen Leben in Pennsylvania.
Aber in Afrika und vielen anderen Teilen dieser Erde gibt es Kindersoldaten. Wenn wir dann in einer weiteren Sequenz sehen müssen, wie kleine Kinder im Alter von 6-10 Jahren mit großen Automatikwaffen rumlaufen und schießen sollen, wenn ihr Anführer es ihnen befiehlt, dann ruft das für einige Momente die Realität wach, die in der Welt herrscht. Ein derber Schlag in die Magengrube. Ein unangenehmer Film. Ein überragender Gerald Butler. Ein gekonnter Marc Forster.
Was aber würdest du tun? Wenn du gerade in einem Kriegsgebiet bist und kleine Kinder bei dir sind. Wenn plötzlich bewaffnete Soldaten auf dich zukommen und dich und alle anderen töten wollen? Würdest du die Waffe ziehen und schießen? Würdest du töten? Du würdest einem anderen Menschen das Leben nehmen. Du würdest aber auch dein eigenes retten. Du würdest die Familie verletzen, von deinem gegenüber. Dü würdest aber auch die armen und schutzlosen Kinder beschützen. Wo hört Gerechtigkeit auf und fängt Gerechtigkeit an? Was ist gerechtfertigt und was nicht? In der Bibel steht, du darfst nicht töten? Was bedeutet das? Darf ich schießen, wenn jemand anderes auf mich zielt? [...]
Im Grunde vergibt man Sam Childers in Machine Gun Preacher jede Tötung, weil er wie ein Hirte blos versucht seine Herde zu beschützen. Er ist zwar eiskalt und kann erbarmungslos sein, aber muss es in solchen Gebieten, wo die Vernunft nicht existiert, nicht jemanden geben, der tut, was nötig ist, wenn es niemand anders kann? Sam Childers gehört mit Abstand zu den faszinierendsten Figuren, die ich in einem Film bisher gesehen habe. Denn er kommt aus einem vollkommen fremden Land, gehörte selber zu den größten aller Sünder, findet aber den Richtigen Pfad und hilft vollkommen fremden Menschen in einem vollkommen fremden Teil der Welt.
Wäre die Welt besser, würde es mehr Menschen, wie Sam Childers geben?
Denn auch, wenn er bereit ist zur Waffe zu greifen, beschützt er nur, oder ist auch er ein schlechter Mensch?
Alles Fragen, die ich selbst nicht beantworten kann. Mein Text sagt wohl schon aus, dass ich hier und da tendiere, aber eine endgültige Stellung kann ich nicht beziehen. Was womöglich daran liegt, dass ich mich sichern und geborgen fühlen darf, weit weg von den gefährlichsten Teilen der Welt bin und Sorgen gegenüber vollkommen anderen Dingen habe. Wie viele von euch sicher auch, muss ich mir nicht permanent Sorgen darum machen, dass jederzeit eine Bombe auf mich, meine Familie, meinen Freunden oder meinen Geschwistern, fallen könnte. Und wie dankbar bin ich dafür? Definitiv nicht genug. Nicht genug.
[...] Die verschiedensten Therapiemöglichkeiten gaukeln uns vor, zu helfen und den Verstand zu manipulieren. In Der Biber bekommt das alles eine ganz neue Betrachtungsweise und das auf Natürliche und witzige Art und Weise. [...]
Eigentlich möchte ich gerne auf den Kommentar von meinem Lieben Mr.Phil da unten verweisen. Denn der Film ist tatsächlich nichts weiter als pures Chaos, verwirrend düstere Atmosphäre und ein Konflikt, der bewusst bis unermessliche ausgebreitet und ausgewalz wird. Bis zu einem gewissen Maße möchte ich mich darin selbst sehen, was für jeden paradox und abscheulich klingen wird, der diesen Film gesehen hat. Denn nach der ersten Hälfte fing die Überzeichnung an und es wurde ein Konflikt breitgetreten, der schwer vorstellbar Realismus vermittelt. Dass es so schwere Fälle gibt, möchte ich nicht glauben. Aber der Film setzt genau dies voraus. Eine wahre Begebenheit. Was uns alle den letzten Glauben an das bisschen Menschlichkeit, dass der Gesellschaft noch bleibt, zweifeln lässt. Nach der ersten Hälfte und spätestens nach dem Amoklauf, war ich mir plötzlich nicht mehr so sicher, ob ich etwas über mich schreiben sollte, geschweigedenn dies taktvoll oder in Ordnung ist. Trotzdem komme ich nicht drum herum, denn meine Vergangeheit holte mich während des Films ein und ich verspürte den Drang etwas davon in diesen Text einzubauen. Nun, also...
Es vermutlich an, als ich in die Grundschule kam. Schon damals konnte man mich nicht sonderlich leiden und ich wurde ab und an ziemlich stark gehänselt. Dass wohl treffendste Erlebnis war wohl jener Tag, an dem mich wiederholt ein junge einen Hurensohn genannt hatte und ich das nicht auf mir sitzen lassen wollte. Bevor ich jedoch etwas dagegen tun konnte, krachte mein Kopf bereits auf den Asphalt. Wir alt waren wir da? Wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen, 6,7 Jahre alt. Ein aufrichtiges kleines Kind und ein schlecht erzogenes und runtergekommenes rotzfreches Balg mit seinen 6,7 Jahren, dass bereits Worte drauf hatte, über die ich schon als Kind staunen musste. Heute leider nicht mehr unüblich. Worte wie Arschloch, Hurensohn, Pisser, werden den kindern heute mit in die Wiege gelegt. Wen wunderts also, dass manch Rentner in der Bahn, in der ich jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit sitze, keinen Respekt gegen die jüngeren Menschen von uns empfinden? Wen wunderts? Ich guck manch jungen Kerl ja genauso schief an, wenn ich sehe, dass er nicht mal bereit ist einer schwangeren Frau Platz zu machen oder zu drängeln und das frei nach dem Motto: Je mehr ich vordrängle, desto mehr passen natürlich in die Bahn. Jedenfalls bleibt mir nach diesem stoß auf den Asphalt bis Heute eine Narbe auf meiner Stirn. Sie ist nicht besonders groß, fällt nicht großartig auf, wird aber trotzdem mein Leben lang ein Teil von mir sein. Obwohl ich niemandem je etwas getan habe, bekam ich oft den Hass und den Frust anderer ab. Dass soll jetzt aber nicht so klingen, als wäre ich von allen gehasst worden. Es ist das übliche hänseln. Der eine kriegts mehr ab, der nächste wieder weniger. So viel zur Grundschule.
Als ich auf die weiterführende, eine Gesamtschule kam, hatte ich noch ein paar mehr Kilo auf den Rippen, war immer schon relativ klein, was den Genen meiner Eltern zu verdanken ist und war immer eher ruhig. Ich hatte meine Leute. Und jeder, der mich kannte, der kam mit allem zu mir. Der Kummerkasten würde ich sagen. Dass bin ich Zuhause auch. Und ich liebe es. Ich sage nicht, dass ich mich freue, wenn jemand, z.B mein bester Freund Probleme hat, aber innerlich freue ich mich manchmal, wenn er mit Problemen zu mir kommt, weil ich ihm dann helfen kann, was mir auf eine wohltuende Art und Weise auch selbst ein wenig Befreiung verschafft. In der fünften Klasse, es war ein schöner Tag, kam wieder jemand an, dem, was weiß ich, meine Nase oder sonst was nicht passte. Dass kannte ich schon von ihm. Bevor er sich umsehen konnte, hat er sich einen Schlag ins Gesicht geholt. Hat er sich verdient. Hat er sich sogar sehr verdient. Ich bin gegen jegliche Form der Aggression, aber man kann niemanden ewig hänseln und dann auch noch denken, dass derjenige sich nicht irgendwann auch mal wehren muss. Danach schien es dem jungen wohl, was meine Person anging, etwas klarer zu gehen. Ich war ja noch so jung. Ob es jetzt eine saftige Faust ins Gesicht, oder eher ein 'Lass mich zufrieden' Klatscher war, dass weiß ich jetzt auch nicht mehr. Ich weiß nur, dass es mir, obwohl es dass überhaupt nicht musste, Leid tat. Und das zeichnet einen guten Charakter nunmal aus. Ja, ich habe mich einfach nur ein verdammtes Mal gewehrt. Aber dass gefiel mir nicht. Ich hätte es lieber rückgängig gemacht. Heute sage ich, es war richtig. Dass viele Kinder eine schlechte oder gar keine Erziehung genießen, muss kein kleiner junger in der Schule ausbaden. Und zum Verständnis, ich war keineswegs ein unglücklicher kleiner junge, nein.....Ich hatte Freunde, gute Freunde...Aber Freunde zeichneten sich früher dadurch aus, dass sie in solchen Situationen geholfen haben oder nicht. Schließlich kenne ich bis auf einen niemanden mehr davon. Ich war trotzdem immer fröhlich, hatte gute Noten und verstand mich mit fast allen. Als es dann auf den Abschluss (Klasse 10) zuging, hatte ich meine erste und bis dato auch letzte Freundin. Sie war erst in einen meiner besten Freunde verknallt. Er fand sie aber hässlich. So nett, wie ich leider war, tröstete ich sie und kam alleine aus dem Grund mir ihr zusammen. Der Folgende Monat gehörte zu den schönsten meines jungen Lebens. Immerhin war dieser Monat ehrlich. Zwar nicht mehr, aber immerhin. Es sind die kleinen Dinge, oder nicht? Dieser 'Eine meiner besten Freunde' krallte sie sich also doch noch, wischte mir eins aus, weil wir diverse andere Differenzen, wegen einer wundervollen Band hatten, in der ich früher den Bass spielte, und konnte mich auf nun wirklich nicht wundersame Weise verletzen. Hat er geschafft. Ein Applaus an diesen tollen und starken jungen Mann. Aus ihm habe ich für meine Zukunft eine ganze Menge gelernt. Ihr dürft also zurecht applaudieren. Ich zog mir in dem jugendlichen Alter trotzdem ne Flasche Whiskey weg, wusste nicht mehr, wie mir geschieht, begriff aber danach, dass es niemand auf dieser Erde wert ist, dass man leidet. Dass trifft natürlich nicht auf eine wundervolle Ehe zu. Dass kann schonmal weh tun. Aber ihr werdet verstehen, wie ich das meine. Jede Erfahrung ist halt auch immer eine Erfahrung. Und dumm ist der, der dummes tut.
Nachdem dies alles also so passiert ist, war ich auch in der Schule mehr und mehr wieder eine Lachnummer. Dass mit der Perle hatte in dem Alter ja noch nicht genug geschmerzt. Irgendwann ging es soweit, dass ich alleine Angst hatte aus der verdammten Klasse zu gehen. Dazu kommt das Problem, dass wir in 'Klass' auch sehen. Natürlich redete ich mit den Lehrern, schüttete mein ganzes Herz aus und hoffte auf Maßnahmen gegen diejenigen, die glauben in Gruppen stark zu sein und auf ihren Anführer hören zu müssen. Wie ein paar reudige Köter. Ein paar widerwärtige kleine Streuner ohne Zuhause. So kam es auch, dass eines Tages 10 Leute auf mich gesprungen sind. Mir ist nicht viel passiert, was mich danach aber einen Scheiß interessiert hat. Ich hab gesehen, wie ein ''Freund'' da stand, helfen wollte, aber es nicht tat. Hab ich ihm nicht mal übel genommen. Er muss ja nicht zwangsläufig auch noch etwas abbekommen. Reicht doch, dass sie was gegen mich hatten. Dass sagte ich ihm auch, denn es tat ihm augenscheinlich sehr Leid. Und das reichte mir vollkommen. An einem anderen Tag ging ich in der Pause zu dem nahgelegenen Aldi, kaufte mir mit meinen Kumpels etwas zu Essen und auf dem Rückweg, und da bekommt die Redewendung mal einen ganz passenden Blickwinkel, sprang mir von hinten jemand in den Rücken. Er ist mir ''in den Rücken gefallen''. Ich lag also da und resignierte den Moment der Demütigung. Ich ließ mich trotzdem nie unterkriegen. Irgendwann lernte ich auch ein paar nette, große und stärkere Leute als mich kennen. Ich erzählte ihnen also alles und auch sie erkannten, was ich eigentlich für ein toller Kerl bin und halfen mir mit diesen ganzen Vollidioten. Es musste garnichts großartig passieren. Von den Leuten reichten ein paar Silben und ich hatte für den Rest des Schuljahres meine Ruhe. Aber die Lehrer, die Schulleitung oder sonst was, hat nichts dagegen gemacht. Oder, um es in ihren eigenen Worten zu sagen: Uns sind die Hände gebunden. Dass passiert ja immer alles, wenn wir es nicht sehen. Oder weil sie es nicht sehen wollen. Dass ist immer so die Sache. Entweder man hat gute engagierte Lehrer oder eben nicht. Darauf kommts in den Fällen an.
Ich bin aber trotzdem niemals aggressiv gewesen und bin bis Heute ein aufgeschlossener, ich maß es mir einfach mal an, recht schlauer Kerl, der nur noch die besten Freunde aus all der Zeit behalten hat. Die Leute, die mich schätzen und die ich schätze. Wir verbringen tolle zeit miteinander und ich möchte nicht, dass ihr jetzt denkt, dass ich eine schlechte Schulzeit hatte oder so. Es liegt weit zurück und aus jeder Erfahrung kann man etwas mitnehmen. In der Schule reicht es halt manchmal, wenn man ein Stück kleiner ist, als andere. Oder eben der übliche Mist, ihr wisst schon.
Dass ein Konflikt so eskaliert, wie es in Klass der Fall ist, ist und bleibt zwar unvorstellbar, entspricht aber zu weiten Teilen der Realität. Die Inszenierung ist nur leider etwas stümperhaft und lieblos, was einige wohl als passendes Mittel für die Atmosphäre bezeichnen mögen. Es vermittelt eine düstere Atmosphäre, ja. Aber ich fand es eher unangebracht und die Inszenierung an sich ziemlich schlecht. Dazu kommt die Musik und das Setting bzw. die Drehorte, die nicht viel hergeben. Aber geht mir hier ja auch mehr um das, was ich damit verbinden kann. Dass klappt zwar, wie gesagt, nicht mit dem kompletten Film, aber mit Teilen davon. Dass auf Implosion Expolsion folgt, dass ist es, was Klass auf traumatische und zutiefst überzeichnete Weise zeigen möchte. Wenn er blos ordentlich schockieren wollte, so hat er seine Wirkung vollends erzielt.
Mehr als die 6 Punkte kann ich ihm aber leider nicht geben. Vielleicht gerade, weil er mich dazu animieren konnte diesen verdammten Kommentar zu schreiben. Aber er hat eine Wirkung erzielt und in mir das Verlangen geweckt, etwas mitzuteilen. Und dass wiederum, kann nur gut sein. Ich bin noch etwas unschlüssig. Schwer zu verdauen dieser Film!
In diesem Sinne möchte ich Deathpool für seine erschreckende, aber wirkungsvolle Empfehlung danken.
Etwaige Rechtschreibfehler bitte ich zu entschuldigen. In diesem Falle lese ich den Kommentar vorerst nicht mehr selbst. Oder um es mit den Worten von John Coffee zu sagen: Ich bin jetzt sehr Müde Boss. Sehr sehr müde.
-Angst-
Diesen Kommentar möchte auch ich allen Opfern, allen Frauen, die an jenem Tag ums Leben gekommen sind, den Verletzten, den Elter, den Angehörigen und allen anderen, denen durch diese Tat Leid zugestoßen ist, widmen. Dass Mitgefühl aus meinem tiefsten Inneren gehört euch allein.
Was muss mit einem Menschen in dem Moment passieren, in dem ein Mann mit einer Waffe den Saal betritt? Zunächst wird er darauf aufmerksam gemacht, dass er doch bitte rausgehen soll, denn niemand nimmt seine Waffe wahr. Es ist einfach nicht alltäglich, dass ein Mann mit einer Waffe in einen Saal kommt. Als er dann seinen Schreckschuss abgibt, muss das Blut in Sekundenschnelle gefrieren. Jede Zelle des menschlichen Körpers muss zu einem Eisblock werden, jede Bewegung schmerzhaft, die Kommandos des Amokläufers zu befolgen, ohne in dem Moment auch nur ansatzweise resignieren zu können, unvorstellbar. Welch Leid, auch ohne einen Schuss abbekommen zu haben, muss den menschlichen Körper durchdringen? Überall ist Unterricht, in einigen Säälen ist es laut, das Gebäude riesen groß. Was in dem einen Saal geschieht, kann in anderen Teilen des Gebäudes nicht wahrgenommen werden. Als ein junger Mann versucht Alarm auszulösen, um das Leid zu beenden, geht man von einem schlechten Scherz aus, denn das alles basiert auf einem Amoklauf von 1989 und liegt bereits weit zurück. Heute wäre man sofort alarmiert und würde den Versuch einen Amoklauf anzukündigen Ernst nehmen. Es ist die bequemlichkeit des Menschen, die viele Menschen mit ihrem Leben bezahlen mussten. Der Amokläufer hatte die Möglichkeit durch das ganze Gebäude zu gehen und so viele Frauen wie nur möglich zu erschießen. Und das tat er. Er tötete 14 Frauen und verletzte weitere 14 Menschen. Was der Film nicht zeigt, was auch nicht nötig ist, ist, dass sich der Killer im Vorfeld eine Liste erstellte, in denen er diejenigen Frauen aufzählt, die er außerordentlich hasst, die er für Feministinnen hält und die er töten muss. Dass Montreal Massaker dauerte 20 Minuten an. Was der Hintergrund dieser Tat war, wird man niemals wirklich erklären können. Auch Denis Villeneuve kann dies nur versuchen. Es wird vermutet, dass es sich um die simple Gewalt gegen Frauen, ein sogenanntes 'Hate-Crime' Szenario handelt. Aber was wirklich in diesem jungen Menschen steckte, wird und kann niemals aufgelöst werden. Seit dem Amoklauf in Montreal häufen sich die Fälle ähnlicher Taten. Es ist wie mit der 'Braunen' Seuche, die für Nachahmer einen Neuanfang und einen neuen Weg darstellt. Was Villeneuve aber vollkommen Richtig herausarbeitet ist, dass die Menschen hinter solchen Taten, von etwas geplagt sind. Es ist immer schwer solchen Taten in irgendeiner Weise Verständnis entgegenzubringen, da es immer einen schmerzhaften, unmoralischen und unethischen Beigeschmack hinterlässt, zu sagen, dass der Killer im tiefsten Kern, nichts weiter als ein verwirrter und gestörter Außenseiter war, der nicht gänzlich wusste, was er tat, nicht wusste, gegen wen sich sein innerer Hass richten soll und der, wie Villeneuve klarstellt, vollkommen haltlos zu sein scheint. Dazu aber nicht mehr, denn auch ich möchte nichts entschuldigen. Ich möchte nur richten, über jene Menschen, die aus unerklärlichen Gründen, dass Leben mit Füßen treten und andere ihres Lebens berauben. Ich möchte richten, verurteilen, Hass empfinden und Wut säen. Ich möchte darin nicht außeinandergehen, aber ich kann als Mensch eine solche Tat nicht erklären, vollständig deuten oder verstehen. Was muss mit einem Menschen passieren, was muss in einem Menschen innerlich passieren, um solch eine Tat zu begehen, sie als Akt der Gerechtigkeit zu erklären und Menschen Leid zuzufügen? Ich persönlich bin kein großer Verfechter dieser ganzen Psychologen, die dem Täter reine Verwirrtheit zusprechen und seine Tat verallgemeinern. Wie schmerzhaft muss es für eine Familie sein, dieses Geschwafel in den Medien zu hören? Die Medien, die nicht davon ablassen und jede Sekunde genießen, die sie darüber berichten können. In diesem Falle werden Nachrichten sicherlich auch dafür Sorgen, dass sich Menschen selbst das Leben nehmen, um nichts mehr darüber hören zu müssen. Ähnliches empfand ich letztes Jahr bei dem Absturz der German-Wings- Maschine in den Alpen. Ich sah die Nachrichten, quälte mich damit bewusst selber, um zu verstehen und zu fühlen, wie es den Menschen der toten gehen muss. Wie es ihnen gehen muss, wenn sie sehen, dass die Medien unaufhaltsam das Geschehen ausnutzen, um Nachrichten und eine Story zu bringen. Was eine Story ausmachen kann, zeigt außerdem 'Nightcrawler'. Wer den Film kennt, wird verstehen, was ich mit dieser Mediengeilheit versuche anzusprechen. Respektvoll war einiges, was ich in den Medien dazu gesehen habe, aber nach weniger Zeit steigt mir der Eindruck in den Kopf, dass es ebenso respektvoll gegenüber den Opfern und den Angehörigen gewesen wäre, dass Thema etwas ruhen zu lassen. Etwa so respektvoll, wie es Villeneuve in Polytechnique tut. Er nimmt zwar das Ereignis als Haupvorlage, dichtet aber fiktive Figuren dazu um eine enge, düstere und aufrüttelnde Geschichte zu erzählen. Zum Schluss setzt er zu allem noch ein Denkmal und widmet den Film allen opfern des Montreal Massakers. Polytechnique ist ein sehr ambitionierter und mutiger Film, der niemanden kalt lassen kann. Beim Zuschauen, mit diesen langsamen, unheilvollen Kamerafahrten und den exakt gespielten Emotionen und der Ausstrahlung der Schauspieler, gelingt ihm ein wichtiges Meisterwerk. Ein Meisterwerk, dass nichts beschönigt, aber auch nicht bösartig grässlich die tatsächlien Ermordungen zeigt. Wenn aber die Kamera dann langsam die Blende ausstellt und wir etwas sehen müssen, was einem kleinen Massengrab ähnelt, dann sollte das jedem die Tränen in die Augen schießen lassen. Polytechnique ist schwer, düster, qualvoll, wird eine lange zeit in der Magengrube verweilen und erinnert auf zutiefst ernste und qualvolle Weise an jene Ereignisse des Montreal Massakers, die im Jahre 1989 ihrem Ursprung nahmen. Wichtig ist Polytechnique aber vor allem, weil dieses Massaker als maßgebliche Anfeuerung von Folgenden Nachahmern dient. Es ist also somit das verheerendste von allem. Der Anfang allem Übels, dass wir in zahlreichen weiteren Fällen national und international in den letzten Jahren und Jahrzenten sehen mussten. Polytechnique nahm mich sehr mit und erinnerte mich daran, dass jene Geschehnisse immer und überall passieren können. Aber wir können und dürfen auch nicht unaufhaltsam in Angst leben. Dass dürfen wir diesen Menschen nicht zugestehen. Sie gewinnen nicht. Wir gewinnen. Wir leben weiter und verfallen nicht in ein Leben voller Angst!
[...] Was Thomas Winterberg hier zelebriert ist nicht weniger als die vollkommene und unbeschönigte Wahrheit des Verhaltens des Menschen. [...]
-The Crazy Heart-
Ich weiß nicht, ob ihr dieses Gefühl kennt.
Dieses Gefühl, während des Zuschauens mit einem alten Countrystar so sehr mitzufühlen, dass ihr bei gelegentlichen kleinen Pausen im Zimmer auf- und ab lauft und euch plötzlich genauso fühlt, wie Bad Blake.
Ihr lauft auf und ab, taumelt ein wenig und fühlt genau das, was Bad Blake gerade durchmachen muss. Und doch steckt in diesem Film auch so viel Magie. Nichts kommt dem Leben mit Musik so nah, wie der allzeit begehrte und nie endende Country. Johnny Cash und Bad Blake haben in ihrem Stil viel gemeinsam. Sie schreiben nicht nur über die schönen Seiten des Lebens, sondern über ihr eigenes Leben, die Hürden, die in jeder Entscheidung verborgen liegen und ihre Liebe, die sie empfinden. Und irgendwie fühlte ich mich während des Schauens und nun, da ich hir sitze und schreibe, plötzlich ganz alt und abgehalftert. Müde vom Leben und unsagbar traurig, aber auch glücklich. Was gibt es, dass uns mehr berühre kann, als Musik? Für mich gibts da einfach nichts anderes. Ich selbst war die Hälfte meines Lebens empathischer Musiker. Ich habe 10 Jahre Trompete gespielt, Schlagzeug von meinem Bruder gelernt, Bass- und E-Gitarre gespielt. Es waren die wildesten Zeiten in meinem Leben. Ich fühle mich jetzt schon Bad Blake. Alt, abgehalftert, im Alltag angekommen, in der grauen Welt des Lebens.
Als ich in der 4ten Klasse war, wusste niemand so genau, wo er mich hinschicken sollte. Vielleicht auf eine Hauptschule, möglicherweise eine Realschule, oder vielleicht doch eine Gesamtschule, wo ich wenigstens die Chance auf ein Abitur hätte. Meine Eltern suchten also eine Schule. Da zumindest eines der beiden Elternteile zu wissen glaubte, dass aus mir nicht viel werden kann, beschloss man kurzerhand, mich auf eine nicht sonderlich angesehene Gesamtschule zu schicken. Aber eines hatten sie vorher nicht gesehen. Es gab Musikklassen. Was einem der beiden Elternteile wohl ziemlich egal gewesen ist, mir aber in jungen Jahren bereits einen meiner größten Träume erfüllte. Und zwar, ein Instrument zu spielen. Es zu beherrschen, selbst etwas zu schreiben und vollkommen ohne Noten Lieder nachspielen zu können. Dass lernte ich also in den kommenden 5 Jahren. Wir traten hier da auf, nichts Großes. Bis es irgendwann in das große Konzerthaus von Dortmund gehen sollte. Meine Güte waren wir alle verschwitzt und aufgeregt. Diese große Tür, durch die wir auf die Bühne gehen sollten, schien plötzlich, wie der Gang der grünen Meile oder der Gang zur Schlachtbank. Mein Musiklehrer, der zugleich auch mein Klassenlehrer war, lief so rot an, dass und alle die Angst überkam, dass dies nur noch schief gehen konnte. Als wir dann als Klasse endlich hineingingen und der Applaus in die ganze Akustik dröhnte, fühlten wir und wie die Könige der Welt. Wir schissen uns zwar trotzdem noch unaufhörlich in die Hose, aber der Enthusiasmus schien nicht mehr zu bändigen. Es ging also los. Die Stille war unerträglich. Mir lief sogar eine dicke Schweißperle die Stirn runter. Als erstes spielten wir Mission Impossible. Es war ganz groß, was wir da gespielt haben. Darauf folgte Pirates of the Caribbean. Es war unglaublich. Dass ganze Konzert war eine einzige Erfüllung. Es erinnerte mich auch an meine Unfähigkeit, die im Zusammenhang mit Prüfungssituationen einher geht. Es scheint unmöglich, der Stress sitzt so tief im Mark, dass man Angst hat, alles zu versauen, dabei ist es gerade diese Angst, die meine Fähigkeit, wie in eine Zitrone ausquetscht. Es kommt plötzlich alles heraus und ich fühle mich sicher. Das Ergebnis war ein wunderschöner und unvergesslicher Abend. So etwas Schönes und Großes hatte ich in meinem Leben selten erlebt.
Einige Jahre später, und es waren wirklich einige Jahre, fing ich an E-Gitarre und Bass zu lernen. Zwischendurch spielte ich zusammen mit meinem Bruder. Ich mit meiner Trompete und er mit seinem Schlagzeug. Wir spielten vor allem zu Weihnachten gerne Lieder. Aber peppig. Nicht so langatmig und langweilig, wie so manche Weihnachtsmusik. Wir wollten ja nicht, dass irgendwem übel wird. Kotzen wäre wirklich kein schöner Applaus gewesen, ihr versteht schon.
Im Laufe der Zeit bekam ich aber leider eine Zahnspange, die es mir die nächsten 3 Jahre unmöglich machte, auf meiner geliebten Trompete zu spielen. Ich brauchte also Ersatz. So wie Bad Blake einen Ersatz für sein Leben in Jean findet.
Ohne meine Trompete und ihren Klang wollte ich nicht durch den Alltag wandern. Ist Musik doch immerwährend das Schönste, dass man in manchen Momenten noch genießen kann.
Passend dazu kam die Pubertät und ich entdeckte den Rock, den Metal und den Pop. Aber nicht dieses scheußliche Gejammer und Gehämmer von Heute. ACDC, Metallica, Johnny Cash und Elvis standen in meiner Liste ganz weit oben. Ich brauchte also ganz dringend eine Gitarre und einen ordentlichen Verstärker. Und los ging’s. Das 400 Seiten lange Buch hatte ich in wenigen Tagen verputzt und ich sah bereits, dass es nicht so schwer war, auch ohne Noten zu spielen. Zum Lernen ist es ja okay, aber echte Musiker brauchen keine Noten, dachte ich.
Ich hab mir also alles dieser Bands reingezogen und nachgespielt, was das Zeug hält. Die Texte waren immer ein wichtiger Bestandteil der Songs. Wenn ich mal an Nothing else Matters von Metallica denke. Oder etwa Man in Black oder Walk the Line von Johnny Cash. Ich weiß schon, manche erwarten von Filmen und Musik nur Unterhaltung, aber wer wie ich auch die Texte und Dialoge dazu verehrt, der kennt den Wert von Film und Musik. In Crazy Heart ist beides sehr miteinander verwoben. Film und Musik. Dabei dem Dude zuzusehen, wie er singt, wie er vor sich hinmurmelt und wie er sich mit dem Alkohol womöglich die letzte Chance auf Liebe kaputt machen könnte, ist dabei stets authentisch, wundervoll gesungen, aber auch von einer inneren Härte geprägt. Wie Bad Blake muss jeder von uns irgendwann erkennen, dass dieser ständige Frust auch alles andere in uns auffressen wird. Nur wenn man bereits so weit ist, wie es bei Bad Blake der Fall ist, ist es schwer zu erkennen, wann man aufhören kann, wann man aufhören möchte und wann man aufhören sollte.
Denn Erfolg und Ruhm wird mit den Jahren verblassen. Ehe man sich versieht ist man alt, spröde, gebrechlich und unmotiviert. Der ganze Glanz vergangener Tage bröckelt so an einem ab. Und er bröckelt und bröckelt und man erkennt sein ganzes Potential nicht mehr. Wenn es aber erstmal so weit ist und der Erfolg nachlässt, keiner einen mehr sehen möchte, weil man in die Jahre gekommen ist und keiner mehr in Bad Blake das Talent von vor vielen Jahren sehen kann, dann ist der Realismus auf seinem Höhepunkt angekommen und wir werden, jeder auf die eine oder andere Weise, mit Fragen konfrontiert, die uns in vielen Jahren ebenfalls mehr beschäftigen werden, als sie es möglicherweise jetzt tun.
Naja…Jedenfalls erlebte ich den Wert von Musik. Und das tue ich bis Heute. Denn manchmal singen Sänger über uns. Sie mögen uns nicht direkt meinen, sprechen trotzdem immer öfter genau uns an, hinterfragen, was wir tun, fragen, was mit uns los ist, was ist mit der Liebe, mit Freunden und Familie […] und geben uns tagtäglich, Tag ein und Tag aus, Hoffnung, die uns nichts anderes geben könnte. Vor nichts anderem habe ich so großen Respekt, wie vor Musik.
Nicht umsonst benannte ich mich hier nach meinem Lieblingssong von Elton John. Weil ich damit verdammt viel verbinden kann. It’s the whole pride in my life.
Jeff Bridges spielt den abgehalfterten Country Sänger mit einer unglaublichen Coolness und ist im Gesang so wunderbar locker und tiefsinnig, dass es mir in vielen Momenten die Haare an meine dünnen Hinterkopf aufstieß, als hätte ich in eine Steckdose gefasst. Weiterhin gibt es zahlreiche emotionale und bittere Momente, die auch die Aussagekräftigkeit der Handlung verdeutlichen möchte. Trotzdem überwiegen weder traurige, noch lustige Szenen, was zu einem ausgewogenen und wunderschönen Erlebnis führt, dass uns Scott Cooper hier hinzaubert. Riskiert den Blick und lasst euch von der Musik verzaubern.
-Noch einmal Träumen-
Wow, der alltägliche Trott holt mich mal wieder ein. Zuletzt sah ich etwas ähnliches, was einer Vorstadt-Idylle gleichkam, in ’Edward mit den Scherenhänden’. Schon hier war Gewohnheit und die Angst vor dem ungewagten und unbekannten von allergößter Bedeutung.
Ich finde mich selbst und jeden anderen von euch in diesem Film. Ihr und ich seit eines der Kinder, die sich in dieser detaillierten Genauigkeit einzelner Abläufe, wiederfindet. Ihr steht morgens auf, zieht euch an, wascht euch oder geht Duschen und geht irgendwann eurem Alltags-Alptraum nach. Ihr steht auf um zu arbeiten, nach der kurzen Zeit, die übrig bleibt, geht ihr wieder schlafen, um zu arbeiten. Und wenn euch dieser Alltags-Alptraum irgendwann genug geplagt habt, steht ihr unter der Dusche und seit so in euren Gedanken vertieft, dass ihr gar nicht nachfühlt, ob das Wasser überhaupt schon warm ist, sondern einfach reingeht und Lautstark einen Schrecken kriegt. Denn ihr denkt schon über den nächsten Tag Gewohnheit nach. Den nächsten Tag Arbeit und den nächsten Trott bis zum Abwinken.
In ’Moonrise Kingdom’ verschlägt uns Wes Anderson nun auf eine Insel, die metaphorisch als Idylle der Träume hervorgeht und eingefangen wird. Alle haben ihre Abläufe. Die ganzen Scouts, die kochen, neue Armbänder herstellen oder sauber machen. Alle Scouts haben ihre festen Aufgaben. Edward Norton als Pfadfinderleiter brilliert durch seine Ausstrahlung des stink normalen und konventionellen Mannes, der sich nur durch Gegebenheiten außerhalb seines Planes schnell durcheinander bringen lässt, ebenso wie alle anderen Figuren innerhalb der Insel. Bis auf den Dorfsheriff, der durch Bruce Willis verkörpert wird. Er ist zwar auch grau,er ist aber der Einzige, der noch einigermaßen klar zu denken scheint und sehen kann, weshalb Scouts auf den Gedanken kommen könnten, aus dem Camp der Träume zu fliehen.
Wäre es nicht schön, wenn es so einfach wäre? Aber nein, selbst wenn es so einfach aussieht, ist es sicherlich nicht, wie es den Anschein hat. Überall Ecken und Kanten. Aber wäre es so einfach und so schön, einfach abzuhauen und dem ’normalen’ und grauen Alltag zu entfliehen, würden wir das sicherlich alle tun. Tatsächlich gibt es arme bzw. nicht reiche Menschen und reiche Menschen. Die nicht reichen Mensche können nicht einfach abhauen, in die Welt hinausgehen und einfach mal leben. Sie müssen ihr Geld im Alltags-Trott verdienen und damit glücklich sein. Dann gibt es da noch die reichen Menschen, die keinerlei Verpflichtungen haben, weil sie bereits reich auf die Welt gekommen sind. Sie können jederzeit überall hin. Aber das Leben des einfachen Mannes kann dafür so einfach, wie
Das Leben von dem kleinen Sam und der jungen, aber charmanten Suzy, die sich auf einer kleinen musikalischen Veranstaltung innerhalb der grauen Gesellschaft auf der Insel kennenlernen, sein. Der kleine Sam ist so angetan von der jungen Dame. Sie beide gehören zu den Ausgestoßenen, die niemand leiden kann. Aber was sie können und was ihnen niemand zu nehmen vermag, ist die aufblühende Liebe der beiden.
Wer kennt es nicht? Diese erste Liebe, die man niemals vergessen wird? Ich kann mich an meine auch noch Erinnern. Ich möchte ja nicht alt klingen, aber das ist tatsächlich schon eine verdammte Ewigkeit her. Hollali, war ich da blind. Das Gefühl unbeschreibbar. Was geschah nur mit mir. Ich sah auf einmal nur noch ein einziges wundervolles, großzügiges und aufrichtiges Gesicht. Dass Gesicht blieb zwar nicht so, aber ich behalte es im Schönen in Erinnerung.
Es sind die schönen und urkomischen Szenen, in denen wir die zwei Ausreißer sehen dürfen, die oftmals nah gehen und uns an unser jüngeres Ich erinnern. Und wen das nicht an sein jüngeres Ich erinnert, dem sollte es der Erinnerung auf die Sprünge helfen, dass da schon mal im Leben etwas passiert ist, dass einfach nur ehrlich, aufrichtig und ohne Haken war. Spätestens wenn man an die Liebe einer Mutter denkt oder das Lachen seines eigenen Kindes.
Es sind die kleinen Dinge, an denen sich der ’kleine, normale’ am meisten beglücken darf. Denn Geld ersetzt weder Liebe, noch Freundschaft, noch Lachen, noch glückliche Momente. Es erleichtert einem Möglichkeiten, die uns auch mal gut tun würden, aber nicht mehr. Schon Jahrhunderte vor uns war Geld ein reines Tauschmittel. Kartoffeln gegen Fleisch, Fleisch gegen Gemüse, wie auch immer. Und es ist auch heute nichts anderes.
Aber zurück zum Film. Alle Figuren bleiben bis zum Ende grau. Bis auf den einzigen normalen, dem Dorfsheriff. Er sorgt letztlich sogar dafür, dass sich die beiden nicht aus Verliebtheit noch in den Tod stürzen. Schließlich haben sie nach ihrem ersten Treffen bei der musikalischen Veranstaltung in ihrem Dorf, einiger textlicher Annäherung und Bekenntnis beschlossen, diese Welt der grauen Idylle zu verlassen. Die Idylle steht für den Alltag, an dem selten etwas passiert, dass man nicht kennt. Sie sind beide nicht beliebt, Sam hat seine Eltern verloren, Suzy wird von ihren Eltern nicht anerkannt und so kommt es, dass die beiden in ihrem Buch des Lebens auf eigene Faust, ein paar Seiten ergänzen bzw. hinzufügen möchten.
Wenn ich mir vorstelle, dass ich eines Tages mein Leben an mir vorbeiziehen sehe, oder ich sogar ein Buch meines Lebens in den Händen halten werde, würde ich mir genauso wie Sam und Suzy wünschen, dass ich ein paar Seiten des Buches aus eigenem Antrieb verfasst und wahr gemacht habe. Dass bedeutet jedes Mal eine enorme Überwindung. Ich bin nämlich auch ein Gewohnheitsmensch. Vielleicht schreibe ich auch gerade diesen Kommentar aus irgendeiner Gewohnheit heraus. Wer weiß das schon.
Aber die grenzenlose und aufrichtige Naivität zweier junger Menschen ist so dermaßen ansteckend, dass man sich, egal in welchem Alter, fragt, ob man aus seinem Leben, zumindest bisher, eigentlich das bestmögliche herausgeholt hat. Leider müssen dann wieder bitter und traurig feststellen, dass wir eben das nicht erreicht haben. Warum? Wahrscheinlich weil mit dem jungen Alter von ca. 0-16/18 etwas von dieser herzhaften Naivität im grau unserer Welt verschindet. Es verschwimmt alles, die Eltern bezahlen dir nicht mehr alles und du merkst, dass das erst der Anfang war. Das wird noch besser. Dennoch musst du dich damit nicht abfinden. Fein, du musst jeden Tag früh aufstehen, was zum kotzen ist, versteh ich, aber es gibt Dinge, die dir trotzdem keiner nehmen kann. Siehst du sie? Sie sind da in deiner Nähe, vermutlich neben dir, aber aufjedenfall in deinem Handy eingespeichert, diese Mensche, denen du wichtig bist. Ruf sie mal an, hör dir mal ihre Stimmen an, sprich mit ihnen, fahr hin, besuch sie, vergiss sie nicht und genieße die Sekunden mit ihnen. Dass ist die wertvollste Zeit in deinem Leben. Mach dir von mir aus eine verdammte Strichliste, in der du jeden glücklichen Moment oder jeden glücklichen Tag in der Gesellschaft von Freunden und deiner Familie, festhältst. Nur verdammt, mach es einfach.
Genießt die kleinen Dinge, erfreut euch dran, seit dankbar und lasst euch von Wes Anderson auf ironische, matephorische, lustige und aufrichtige Weise in Kurzweiligkeit zeigen, dass es sich lohnt.
Einfach
-Noch einmal Träumen- Leute.
Punkt
-Der Ausgestossene und der Mutterkomplex-
Manchmal wenn ich so durch die Gänge in unserem Betrieb gehe, sehe ich genauso aus, wie Mark Schulz in 'Foxcatcher'. Unglücklich, bereits ziemlich dumm, weil ich nichts lerne, nicht über den Berieb, über die unzähligen Maßnahmen, die bei uns laufen, über die Mitarbeiter, die Abteilungen, einfach alles.
Ich laufe manchmal durch die Gänge und stelle mir selbst vor, wie mich eine Kamera aufnimmt und meine Unzufriedenheit in unsagbar deprimierenden Bildern aufnimmt. Die Komplexe, die in meinem Hirn ablaufen, sollten in langsamen und nah gefilmten Aufnahmen festgehalten werden. Dinge wie Zusammenhalt, Stärke, Freundschaft, kenne ich von Zuhause kaum. Das hab ich mir selbst beigebracht. Dass Erfolg nur von einem selbst kommt ebenfalls. Dabei wir dir niemand helfen. Niemals.
Deine Unzufriedenheit musst du stetig unter dem Deckmanter der Realität verbergen, denn sonst bist du da draußen in der harten und umkämpften Welt einfach verloren. Nachdenken musst du Zuhause, weil es dir da draußen schaden kann, die ich Gedanken zu verlieren. Du könnest etwas verpassen, in Tagträumen versinken und viel Ärger bekommen. Wird man sich an die Welt da draußen je gewöhnen können? An diese kühle Härte, die Zerissenheit, sie Unzufriedenheit und den Verlust?
Mark und David sind Brüder. Mark hat 1984 eine goldenen Medaille in den Olympischen Spielen gewonnen. An seiner Seite immer sein Bruder, sein Coach, sin einziger Halt und seine größte Motivation.
Motivation können wir aus vielen Dingen ziehen. Aber selten aus der Arbeit oder der Welt da draußen, denn das spielt sich nur in deinem Kopf ab und auf der Arbeit musst du funktioneren. Heb dir deine Gedanken also für Zuhause auf.
Eines Tages bricht John du Pont in sein Leben. John ist zerfressen von seiner eigenen Kindheit, leidet wohl an einem Mutter-Komplex, ein kaputtes und missratenes Produkt fehlender Liebe seiner Mutter und wünscht sich nichts mehr, als einen eigenen persönlichen Sohn und Champion. Unter diesem Deckmantel holt er sich Mark zu sich und gibt vor ihn nur zum Erfolg führen zu wollen. John ist ein vermutlich Milliarden schwerer Riese, der sein Geld durch Waffen für das Militär gewonnen hat. Er produziert Waffen, Munition und schwafelt ständig von dem Patriotismus den er für sein Land, die U.S.A., hegt.
In all seinen ruhigen und abgehackten Dialogen stecken Komplexe, die er nie verarbeitet hat oder verarbeiten kann. Dass äußert sich vor allem in seiner wachsenden Abneigung gegen Mark, die sich einstellt, weil er sieht, dass sein Bruder David, Mark mehr zu motivieren im Stande ist, als er. Er wird ihn also nie wirklich für sich gewinnen können. Glücklicherweise ist Mark nicht der schlaueste und bemerkt die 'Verblendung' in John's Motivationen. Er schreibt für Mark sogar eine Dankesrede, indem er John als einen Vater und seinen Coach bezeichnet. Zu diesem Zeitpunkt ist er noch 'geblendet' von der Großzügigkeit des John du Pont.
So einer 'Verblendung' würden wir aber vermutlich alle verfallen. Wenn ich von jetzt auf gleich die Möglichkeit hätte Schauspieler oder gar Schriftsteller zu werden, weil ein Reicher Mann meint, es würde so viel mehr in mir stecken und ihr sieht so viel Potential in mir, dann würde mir wohl alleine das schon reichen. Es würde mich zumindest schmeicheln. Wenn er dann noch viel Geld, ein eigenes Haus zum arbeiten und alles erdenklich Mögliche für mich bereitstellen würde, dann wäre ich dieser 'Verblendung' wohl ganz hingebungsvoll erliegen. Wir alle suchen nach Erfolg, nach einem Ziel, am besten, es ist unerreichbar, so wie es zumindest scheint. Dabei zu erkennen, was unmöglich ist und was nicht, ist eine Aufgabe, die wir den Rest unseres Lebens nicht ergründen können werden.
Im letzten Teil des Films bietet John den zwei Brüdern sogar an, ihnen eine stattliche Summe Geld zu zahlen, wenn John an der Seite von Mark in den finalen Etappen des Ringens in der Olympischen Meisterschaft 1988, stehen darf. Denn er möchte ihn anfeuern, ihm Ratschläge geben und ihm Luft zufächern, so wie er es bei seinem Bruder David gesehen hat.
John hat die 'Foxcatcher' gegründet. Eine Gruppe von gut trainierten Männern, die in Meisterschaften antreten sollen. Er versucht dabei immer vorzugeben, er sei der große Vater, der große Coach all dieser Männer und lässt sogar ein Dokumentation anfertigen, in denen tolle Reden über seine Jungs, ihn als groer Coach und Patriotismus und Werte spricht. Nur um welchen Preis macht er sich größer, als er es je zu sein vermag? Ihm fehlt die lebenslange Anerkennung seiner Mutter. Sie mag Pferde, kümmert sich um sie und beachtet ihren Sohn kaum. Als sie eines Tages in die Sporthalle seiner Truppe kommt, in der er eher beobachtet, als dass er ihnen beizubringen vermag, lässt er die jungen Männer im Kreis sitzen und versucht ein edle Rede zu halten. Dass alles nur damit seine Mutter ihn und seine Entscheidungen anerkennt. Aber das tut sie nicht. Sie sieht einfach nur Brot und Spiele in der Arbeit ihres Sohnes. So wie Boxen, ist auch Ringen ein dreckiger Job, indem man Geld verdienen kann. John Präsenz ist unermüdlich von den Komplexen seiner Kindheit, seiner Mutter und dem Verlust von Liebe und Anerkennung, geprägt.
Ähnlich wie John geht es mir manchmal auch. Habe ich doch auch selten Anerkennung von meinem Vater bekommen. Ich war eher das schwarze Schaf, mein Bruder die blühende Zukunft und meine Schwester, wie soll ich es sagen, nunmal die einzige Tochter. Dass ist etwas besonderes. Dass verstand ich schon immer. Ich hatte schon immer viele Fragen. Ich hinterfragte alles. Das Leben, die Schule, den Sinn des Lebens. Das hat mir zwar bisher keine Auszeichnung beschert, aber ich bereue nicht, dass ich nicht alles so hinnehme, wie es kommen mag. Schließlich ist jeder von uns sein eigener Herr. Und wie erfüllt kann ein Leben wohl sein, wenn man es nicht ab- und an hinterfragt. Ich verstehe also, warum John so zerissen ist. Er hat bereits alles geschafft, was sich Menschen wie wir wünschen. Er ist reich, verdient ohne viel zu tun stetig viel Geld und könnte sich in Ruhe irgendwo niederlassen, die Welt bereisen oder mit Freunden die Schönheit des Lebens teilen. Aber in Geld und Reichtum liegt nicht die Glückseeligkeit. Sie liegt in Erfolg, guten und schlechten Erfahrungen und Erlebnissen. Sie liegt in der Befriedung etwas gutes und großes geschafft zu haben, der Familie und Freunden...
Wir sind wie die Natur....unveränderlich...aber auch eigenständig, anpassbar und lernfähig. Wir können uns unsere eigene Identität, unsere eigene Persönlichkeit nur selbst erschaffen...Sie uns erkämpfen...Weit ab von Idealen und Vorbildern. Was unmöglich scheint will ausprobiert werden. Was einfach scheint soll mitgenommen werden. Gelegenheiten wahrgenommen und das Potential ausgenutzt werden.
Stattdessen versucht er seine Mutter und so auch sich selbst stolz zu machen. Wie John, erkennt man schnell, dass dieser Versuch, Anerkennung zu erzwingen, scheitern wird. Mein Bruder war immer der schlauere, der reifere. Seine Leistungen wurden immer höher geschätzt. Als er sein Abitur bekam, hieß es ab und an, dass ich das nicht schaffen werde. Ich reagierte wie John du Pont. Ich schloss mich im Endspurt des Abiturs tagelang Zuhause ein, lernte, lernte, lernte.
Am Ende hatte ich sogar ein besseres Abitur. Und ich hatte etwas esentielles gelernt. Ich habe das für mich getan. Nicht für meinen Vater, nicht für meine Geschwister, die über alles auf der Welt liebe. Aber aufjedenfall für mich und meine Mutter, die immer, ein Leben lang und auf ewig, hinter mir steht.
John löst sich nicht von dem Konflikt, sondern verschreibt sich ihm mit seinem ganzem Herzen und seiner ganzen Seele. Der Neid auf Marks Bruder ist dann so groß, dass er ihn erschießen muss. Denn David kann der Grund dafür sein, dass Mark die Goldmedaille gewinnt, aber ebenso, sie nicht gewinnt. Er hat die Komplexe, die in der Fülle seines Leben standen, nie verarbeitet. Als er David erschießt, sitzt er in seinem Auto. Er schießt drei Mal. Dann fährt er einfach wieder weg. Eigentlich entwickelt man tiefes Mitleid mit John du Pont. Denn er ist ein gebrochener und trotz seines Erfolges, gekennzeichnet Mann von Unglück, unverarbeiteter Traumata und der darausfolgende Zwang etwas beweisen zu müssen. Der Gipfel seiner Psyche und dieser Tat folgen auf den Tod seiner Mutter. Denn schon hier hat er seiner Mutter nichts mehr beweisen können und wird es auch nie mehr können. Alles was im bleibt sind seine 'Foxcatcher'. Und sie müssen ihn stolz machen.
Manche Menschen werden schneller erwachsen als andere. Andere haben zu früh alles, was sich jeder andere wünschen mag, und bleiben innen drin verletzte und schreckhafte Kinder.
''Vielleicht haben uns manche Ereignisse des Lebens unser Bewusstein für richtig und falsch geraubt. Für gut und böse. Für warm und kalt. Für Richtig und Falsch. Manchmal erscheint uns das Leben dann kalt und trostlos. Bitter und hart. Splitter und Naht. Viele Facetten, die das Leben bietet, sind unerklärbar, unverzichtbar. Und doch erscheint mir das eine kalt und hart, dem anderen warm und weich, einfach und schön. Wo beginnt Veränderung? Wo fängt etwas an und wo hört es auf?'' -R.A.R.
Da mich soeben einiges gedanklich einholt, schließe ich das Buch meiner Erinnerungen und verabschiede mich von diesem Kommentar. Alles Gute meine lieben Worte.
-Der Geheimtipp-
Durch einen tollen Kollegen, der mich dazu anstachelte mir 'The Guest' anzugucken, wurde ich auf einen Film aufmerksam gemacht, der bewusst und gekonnt stilvoll von anderen großen und einzigartigen Filmen und Regisseuren Herangehensweisen übernimmt und sie gekonnt und eigen interpretiert.
Ich veranschauliche das, indem ich euch die Mischung dieses Werkes in wenigen Worten beschreibe. Eine große Prise Nicolas Wending Refn, eine Prise seines Werkes 'Drive', etwas von der Action aus 'John Wick' oder '96 Hours' und den Charme eines jungen 'James Bonds'. Die Story ist sehr eigenmächtig und plausibel gehalten. So plausibel, dass die Sinne mit Witz, Charme, Brutalität der Extraklasse, einer zunächst undurchschaubaren Storyline, atemberaubend atmosphärischer Musik und perfekten Bildern, verführt werden.
Selten habe ich einen so perfekt durchdachten Thriller/Actionfilm gesehen.
Die Atmosphäre ist eine Mischung aus brunten Farben und Refn-Röhren, also rote Farbröhren und etwas Western, mit einer Coolness zum verlieben. Wer den nicht absolut geil findet, dem ist wohl nicht zu helfen. Dan Stevens verkörpert die Rolle des 'Freundes für alle' mit so viel Charme, dass sich wohl alle Weiber sofort in ihn verlieben müssen. Wenn er dann am Ende alle und vor allem die Familie, die ihn aufgenommen und versorgt hat, niedermetzelt, dann ist das ironisch komisch. Saulustig sogar. Man nimmt es ihm nämlich nicht übel und er spielt grandios. Ihm verzeiht man alles. Man hat Spaß ihm beim niedermetzeln zuzusehen. Es macht echt ungeheuren Spaß. So viel Charme und Witz gabs in einem Actionfilm selten für mich.
Der Film steht einem Refn und einem 'Drive' in absolut nichts nach. Er ist nur, wie soll ich sagen, temporeicher, schneller und rundum perfekt. Jeder Drehort, jede Sequenz, jede Sekunde Musik ist durchdacht und perfekt abgemischt.
Für diejenigen, die 'Drive' nicht so toll fanden (Ich fand ihn herausragend), versucht euch bitte hieran. Ihr werdet es absolut nicht bereuen. Und da meine Begeisterung auf einem hohen Level angekommen ist und ich selten knappe 90 Minuten so viel Spaß an Thriller und Action gehabt habe sage ich euch nur das eine:
SCHAUT IHN EUCH AN. IHR WERDET ES NICHT BEREUEN.
Das kommt zwar etwas spät, aber nachdem ich den Film gesehen habe, sprach meine Erinnerung zu mir und teilte mir mit, dass es da noch einen ganz besonderen Artikel gab, den ich noch lesen und verschlingen musste. Ich fühle mich bei deinem Kommentar sehr wohl. Ja, schon fast heimisch. Dass ist ein besonderes Stück und was ihn als Animationsfilm angeht, ein Einzelstück, dass uns so viel über das Leben, die Liebe und die SInnlichkeit zu verraten vermag. Wundervoller Kommentar. Must see, wie einige wohl sagen würden. In diesem Sinne ein verspäteten Glückwunsch an dich und deine wunderbaren Worte ! Oh .... und damit du weißt, von wem das hier kommt ... Ich bin's Robin :) Ab sofort bekannt als Rocket Man!
Die Geschichte -->
- Von der Öde und Einsamkeit des Lebens - und
- Von der wahrhaftigen Schönheit des Lebens -
Es gibt so viele Menschen, die mir in meinem Leben bisher begegnet sind. Dazu gehören die ganzen fröhlichen Gesichter aus der Kindheit, die Gesichter meiner Eltern und meiner Geschwister, die Gesichter von den Menschen, mit denen ich in der Schule, in der Uni und der Ausbildung zu tun hatte und zu tun habe.
Keiner von Ihnen kann und wird jemals ihr Gesicht behalten. Damit beschäftigt sich Anomalisa, ein Animationsfilm, der noch nie so produziert wurde und für die nächsten Jahre oder sogar Jahrzente zu einem Einzelwerk der Poesie, Animation, Sinnlichkeit und des Lebens machen werden.
Michael Stone ist verheiratet, hat ein Buch geschrieben, hat einen Sohn, aber er sieht seit langer Zeit keine Gesichter mehr in den Menschen. Alle haben die gleichen Gesichter. Alle haben die gleiche Stimme. Es gibt niemanden, der besonders ist. Das Leben ist Öde, einsam und vollkommen belanglos.
Wofür es sich zu leben lohnt, fragt sich Michael. Warum er nur ein einziges Gesicht in den Menschen sieht, fragt er sich. Und er fragt sich, was mit ihm passiert und warum sich alles so gewendet hat, wie es jetzt ist. Er weiß sein Leben nicht einzuordnen, liebt seine Frau nicht und verdrängt die ganzen Gewohnheiten, das gewohnte Umfeld, aus dem er nicht rauskommt und verliert die Fähigkeit zu lieben und klar zu denken.
Die Figuren sind dabei so stilvoll und langsam in Szene gesetzt, die Gesichter alle gleich, mal mit langen und kurzen Haaren, aber trotzdem immer gleich und die Stimmen von Mann und Frau kennen auch keine Unterschiede. Sie alle haben die gleichen Stimme. Michael ist geschäftlich vereist und trifft im Hotel eine alte Liebe, die er plötzlich anrufen musste, obwohl sie sich seit 10 Jahren nicht mehr gesehen hatten. Er hat sie damals verlassen, kann aber nicht erklären warum er das tat.
Auch sie hat das Gesicht wie alle anderen und eine männliche Stimme. Sie haben alle eine männliche Stimme. Einzig (sagte ich einzig?) Michael sieht anders aus und hat eine eigene Stimme. Doch es soll zu einer der magischsten, tiefgehendsten und poetischsten Treffen kommen, die zumindest ein Animationsfilm jemals inne hatte. Seine Dienstreise, auf der er eine Konferenz über Kundendienst abhalten soll, ist routinemäßig, wie vieles andere in seinem Leben. Seine Frau ist Gewohnheit, sein Sohn ist Gewohnheit, seine Arbeit ist Gewohnheit und die nicht mehr tiefgreifende Liebe in ihm ist Gewohnheit. Er lebt nicht, denn das Leben ist nur noch eine immerwährende und nie endende Gewohnheit. Aber auf der Suche nach einem Freund lernt er in dem Hotel, in dem er sich befindet, Lisa kennen. Ihre Engelsgleiche Stimme zieht in sofort in einen Bann aus Liebe, Sehnsucht, Lebensbejahung und Freude. Sie ist die einzige Figur, mit der Stimme einer Frau. Sie ist die einzige, die sich von allen Personen des Stücks abhebt und in Michael plötzlich das Gefühl erweckt, dass Liebe keine Gewohnheit ist.Sie ist beständig, kann auf's ständige neu entfacht werden und gibt einem Menschen einen Grund mit all dem Leben und all seinen Gewohnheiten weiter zu machen oder sogar einen anderen Weg einzuschlagen. Michael lauscht ihrer Stimme, bittet sie zu singen, genießt die einfachen Gespräche mit ihr, verliebt sich, sieht und fühlt plötzlich Dinge, die, wie er geglaubt hat, nicht mehr existieren würden. Sie führen philosophische Gespräche über das Leben, die Liebe und die Vergänglichkeit. Sie sprechen über Anomalien. Sie sprechen über Anomalisa. Anomalisa, die wie eine Anomalie in Michaels leben geschossen ist, als er glaubte, nie mehr glücklich sein zu dürfen. Und uns allen geht es immer wieder Mal wie Michael Stone. Der Kniff mit den Gesichtern ist wohl am besten mit all den Menschen vergleichbar, die wir auf unserem Weg im Leben kennenlernen. Manche davon hatten Mal ein Gesicht, eine Stimme, etwas, was sie von anderen Menschen abgehoben hat. Aber nach einiger Zeit verloren sie dieses Gesicht. Irgendwann hatten viele Menschen plötzlich das gleiche Gesicht. Dass sollte jedem bekannt vorkommen. Es sei denn, jemand hatte im Leben so viel glück, immer die richtigen Menschen um sich zu haben, mit denen man ein Leben lang klarkommen kann. Wie dem auch sei, viele Menschen verlieren ihr Gesicht im Laufe der Zeit. Manchmal kommt es einem so vor, als laufe eine Sanduhr unaufhörlich ab, bis wir unser Gesicht, dass mal vor Liebe und Freude strahlte, verlieren. Aber vielleicht bringt uns jemand dieses Gesicht wieder. Ich habe bis jetzt noch nicht meine persönliche Anomalisa kennengelernt. Aber auch dafür hat die Sanduhr noch ein paar Körner, die noch nicht bis ins untere Gefäß der Uhr gelaufen sind. Und wir alle lerne so viele Menschen kennen. Und in vielen werden unsere eigene tiefe Offenbarung finden.
Manchmal sehen wir um uns herum nur noch das eine und dasselbe Gesicht. Manchmal ist das Leben Öde und einsam. Aber manchmal treten Menschen ein, deren Gesicht so wunderbar und individuell ist, dass es uns selbst unweigerlich verändern und glücklich machen kann oder sogar muss.
Das ist -->
Die Geschichte -->
- Von der Öde und Einsamkeit des Lebens - und
- Von der wahrhaftigen Schönheit des Lebens -
- Freunde für's Leben-
Titelgebend ist es das wichtigste auf seinem letztem Weg einen guten Freund an seiner Seite zu wissen. Aber was sind gute Freunde und wodurch zeichnen sie sich besonders aus? Julián hat im Theatergeschäft gearbeitet und hat keine Freundschaften, die über seinen wohl besten Freund Thomás hinausgehen. Dieser wohnt in Kanada, Julián in Spanien. Sie leben auf verschiedenen Kontinenten, weit getrennt voneinander. So spielt das Leben eben manchmal. Denn sie leben beide ihr eigenes Leben. Und eigentlich treffen sich die beiden nur wegen eines Hundes wieder, wie man so richtig erst am Ende zu verstehen vermag.
Julián hat Krebs und die beiden haben sich schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Julián möchte aber keineswegs Mitleid von seinem Freund, wie er bereits in den ersten Minuten von Thomás Anreise klarstellt. In den Folgenden 4 Tagen begleitet Thomás Julián bei einigen Terminen für seine wohl letzten wichtigen Entscheidungen. Er begleitet ihn zum Tierarzt, denn Julián's geliebter Hund Truman braucht in naher Zukunft ein neues Zuhause. Und nicht irgendeins. Er trifft sich mit einer Familie und einer Frau, die beiderseits Interesse an dem alten Hund haben. Aber wird er ihn an fremde geben? Nein. Er begleitet ihn zu einem Institut, dass sich um seine Beerdigung, seine Bestattung und seinen Abgang kümmern soll. Thomás wird ihm nach seinem Besuch von nur 4 Tagen genug Geld hinterlassen, damit er das stämmen kann. Beide besuchen zusammen ganz spontan Juliáns Sohn, der auch noch Geburtstag hat. Julián hat beschlossen nicht weiter gegen den Krebs anzukämpfen, denn es hat ihn schon 1 Jahr seines Lebens gekostet. Aber das kann er seinem Sohn, den er auch schon lange nicht mehr gesehen hat, nicht sagen. Schon garnicht, wenn sie ganz spontan zu ihm nach Amsterdam reisen, ihn überraschen und sein Sohn zur Feier seines Geburtstages auch noch seine Freundin mitbringt.
Doch in den letzten Momenten des kurzen Besuches stellt sich, ohne dabei Worte verwenden zu müssen , heraus, dass sein Sohn dies bereits wusste. In diesen Momenten fiebert und fühlt man mit Julián mit, denn natürlich hätte er es seinem Sohn selber sagen müssen, aber unter diesen Begenheiten von seinem nicht allzu entfernten Abgang zu sprechen, erscheint dann auch dem Zuschauer plötzlich falsch. Der Film spricht gerade die schmerzhaften Themen genau an und nimmt kein Blatt vor dem Mund. Das sorgt gehäuft für Momente voller Lachen und voller unbeschreiblich schönen Charme der Charakter. Die zwei Hauptdarsteller spielen nicht nur großartig, sie werden, genauso wie auch die Handlung, nicht unnötig ernst. Der Film verpackt das Thema, die Botschaft und die Freundschaft zwischen Julián und Thomás liebevoll, witzig und nicht unnötig grausam, wie man es bei dem Thema 'Krebs' vermuten würde. Komisch erscheint auch die Tatsache, dass Thomás nur für 4 Tage zu Besuch kommt. Aber das Ende löst alles auf. Denn im oberen Teil dieses Kommentars sagte ich bereits, dass Juliáns Hund Truman ihm so wichtig ist, dass er nicht irgendeinem Fremden den Hund hinterlässt, sondern seinem besten Freund. Und genau das passiert in der letzten Szene am Terminal. Ohne sich zu erklären und Thomás zu umarmen überreicht er ihm die Papiere für den Hund und sichert ihm einfach zu, dass bereits ein Ticket für den Hund mitgebucht ist und eine Transportbox bereitsteht um Truman sicher mit ihm auf seine Reise nach Hause zu schicken. Darin steckt eine gewisse Ironie, die sich in Luft auflöst, wenn man bedenkt, dass die beiden in ihren 4 Tagen nicht viele Worte über die ernsten Themen verloren haben, aber es Julián immer am wichtigsten gewesen ist, dass sein Hund ein neues und angemessenes Zuhause bekommt. Und das kann er nur in seinem besten Freund Thomás finden. Der Freund seines Lebens. Mir kam das Ende auf den ersten Blick nicht wie ein 'Happy-End'vor. Ich hoffte, dass Thomás einfach da bleibt, oder das Tränen fließen oder Julián plötzlich mit ihm kommt. Aber es ist ein Happy-End. Man muss es nur sehen. Denn Truman ist Juliáns wichtigster Besitz. Und den hinterlässt er seinem besten Freund mit der Gewissheit, dass er sich liebevoll um ihn kümmern wird. Sie gehen die Freunde für's Leben glücklich auseinander und schließen Frieden. Außerdem ist das Ende nicht das Ende. Wie erfahren nicht, wie lange Julián noch Zeit hat. Ein Wiedersehen wurde den beiden nicht abgesprochen. Egal, wie man es sehen möchte, es ist ein Happy-End mit einer klaren und herzvollen Botschaft an uns alle.
Witz, Charme, Direktheit, Liebe, Freundschaft, Emotionen. Ein wundervoller und chramanter Film, der zeigen möchte, dass die ernsten Themen nicht immer nur ernst sein müssen. Alles geht irgendwann zu Ende. Kein Grund in seinen letzten Entscheidungen nicht auch etwas Glück und Frieden zu finden.
-Wild-
Aber was, wenn wir alle etwas auf unseren Schultern tragen, dass wir nicht wissen zu verarbeiten?
Gibt es etwas vor dem ich wegrenne? Weiß ich manchmal nicht welche Verzweigungen von Wegen ich nehmen und gehen soll? Rechts, links, quer Feld ein oder Geradeaus?Gibt es etwas, was mir auf einem großen Trip in vollkommener Klarheit ersichtlich werden würde? Wenn ich 1000 Meilen wandern würde und ich nichts mehr hätte, als die Erinnerung an vergangene und geliebte Menschen, die mein ganzes Leben, bis es zu Ende geht, geprägt haben?
Ich hätte Reese Witherspoon auf ihrem Trail gerne 1 Woche und ohne Pause zugesehen, mit ihr gelitten, mit ihr gelacht und mit ihr zusammen alle niederschmetternden Erlebnisse ihrer Vergangenheit verarbeitet. Ohne Pause hätte ich mich in ihrer Schönheit und ihrer Trauer gewälzt um etwas fühlen zu können. Um mich besser fühlen zu können. Zusammen hätten wir unsere Traumata gemeinsam verarbeiten können. Vielleicht hätten wir uns gegenseitig etwas Liebe schenken können. Und auch wenn das nur wunschdenken ist, so reicht mir der Gedanke, dass ich gerade hautnah miterleben durfte, wie Cheryl Strayed ihren Trail in der unendliche Weite und Schönheit der Natur absolvierte, sie sich selbst fand und einige der wundervollsten Erlebnisse meines Lebens auf den Bildschirm zauberte. Ich wünschte ich wäre einer dieser Männer gewesen, der ihr auf ihrem langen Weg zur Seite gestanden hätte. Wir hätten gemeinsam gebrechlich und erschüttert sein können von den Wunden unserer Vergangeheit. Von den oberflächlichen und tiefen, die unseren Körper durchbohren und zermalmen. Diese, die nicht bis ins tiefe Mark unserer Seele vordringen und diese, die wie mit einem Vorschlaghammer in unser Herz geschlagen werden und einen immerwährenden Abdruck in uns hinterlassen. Sie hat sich selbst verloren. Sie wandert durch die Unendlichkeit der Natur, mit dabei ist immer ihre Mutter, die sie verlor. Mit dabei ist immer die Erinnerung an ein Pferd, dass sie gebührend von dieser Welt verabschieden sollte. Mit dabei ist immer die Erinnerung an ein versautes und verkorkstes Leben, dass sie in Männern und Heroin gefunden hat. Sie fragt sich selbst, wann sie zu so einem Arschloch geworden ist. Aber wie viel Erfahrung und Menschlichkeit steckt in dem, was sie getan hat? Als sich nach einer Ewigkeit meine Eltern trennten und das Ganze unmenschliche und brutale Ausmaße annahm fand ich Freunde mit denen ich mich betrank. Sie waren nicht alle schlecht. Einige hatten ein gutes Herz. Und einige waren wohl auch zerbrochen und ließen nichts von ihrem inneren durchblicken. Ich schniefte, trank und rauchte. Ich genoss es. Dass es manchmal zu viel war und ich nur zu oft und zu gerne auf der Toilette endete und scheinbar aus meiner Kehle alles rausspülte, was im gesamten Körper überhaupt erst vorhanden war. Ich bereute es nie. Rückblickend betrachtet war es wohl jedes verdammte Mal ein Fluss aus Erleichterung und Verabschiedung, wenn ich nach der Menge des Alkohols und der anderen Substanzen, auf der Toilette wieder Mal etwas loswerden musste. Mein Körper verabschiedete sich von den Drogen und reinigte sich. Es stieß sie ab. Und rückblickend ist es mein Körper gewesen, der die Wahrheit gesagt hat. Nach Heroin-Rausch ist der Körper ein Spielzeug. Cheryl schlief also mit all den Männern, mit denen sie sich gemeinsam die Nadel teilte. Und darin steckt die ganze Wahrheit. In Drogen gibt es nichts gutes zu sehen, aber hier zeigten sie lediglich die traurige Wahrheit der Schmerzen und der Suche nach Nähe. Wer sowas als Hure bezeichnet ist nicht Recht bei Sinnen. Sie begibt sich nach dem traurigen und niederschmetternden Tod ihrer Mutter auf einen Pfad der Buße. Auf einen Pfad des Leidens und auf einen Pfad der Bekämpfung und Verarbeitung. In der Natur, mit all ihren Facetten, den Geräuschen durch die unglaubliche Vielfalt der Tiere uns des Lebens, der scheinbar endlosen Vielfalt der Sträucher, des Grün, der Wege. Welchen Weg muss sie gehen, um sich selber wieder zu finden? Nimmt sie Umwege in Kauf? Auf ihrem großen Trip spiegelt sich die Wahrhaftigkeit ihrer Schuld, aber auch ihrer Liebe wieder. Das Schicksal stellt uns alle auf die Probe. Durch den Tod unserer Geliebten, der uns dazu verleiten mag, Gott zu hassen. Wir verfallen Drogen, Schuld und Heilung. Aber woher bekommen wir die Heilung, die uns verarbeiten lässt, was wir erlebt haben? Ich könnte Cheryl für nichts Vorwürfe machen. Sie hat blos versucht ihre Gefühle zu unterdrücken und den Schmerz zu betäuben. Der eine braucht das dafür, ich schreibe deswegen. Ich rede nicht gerne über meine Fehler, sitze lieber still in meinem Zimmer und schaue 'Wild', weil er großartig gespielt und wundervoll emotional ist. Weil ich mich an meinen tiefsten Wurzeln packt und nicht mehr loslässt. Es kommt mir vor, wie eine nie endende Therapie, die vor 7 Monaten mit 'Raum' ihren Anfang nahm. Ich verarbeite bei vielen Filmen. Gerade solche, die schuldige und gebrochene Menschen auf dem Weg ihrer Heilung zeigen. Denn etwas von dieser Weisheit und diesen Muts überträgt sich auf mich. Jean Marc-Vallée reiht sich in die Kategorie der besten Regisseure ein. Dass er der Verarbeitung tiefster Emotionen auf den Grund gehen will zeigte er kürzlich auch in 'Demolition'. Und er macht es so brilliant, dass ich mich fragen muss, ob er nicht selbst auch ein Trauma verarbeiten muss. Aber vollkommen egal, das steht auf einem unbeschrifteten Stück Papier, dass ich garnicht kennen möchte. Der Gedanke daran gefällt mir viel zu sehr.
Cheryl trifft in der Natur auf ihr Leben, dass sie kannte und dem Leben, vor dem sie wegzulaufen versucht. Gerüstet mit einem 'Monster', wie ein anderer Mann ihr Gepäck nennt, macht sie sich auf die Reise ihres Lebens. In wohl pointierten Rückblenden bekommt der Film seine ganze Geschichte. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, die dem Zuschauer überlassen wird. Einige Momente sind so bittersüß und bitterböse, dass es mir die Graumsamkeit des Lebens in meinen Kopf rammte und mich auf eigene Fehler aufmerksam machte. Dazu gehören Erinnerungen an Mutter, Oma und Opa. Mit meiner Oma hier verstehe ich mich nicht so gut. Das war leider schon immer so. Ich war wohl als Kind etwas schwieriger als meine beiden Geschwister und man hat sich bis heute nicht recht akzeptieren können. Ich bin trotzdem immer lieb, wenn ich da bin. Ich gebe mir die größte Mühe etwas von ihrer Aufmerksamkeit zu erhaschen und womöglich auch etwas Bestätigung zu bekommen. Das klappt nicht immer. Aber wenn, dann bin ich für den Rest des Tages still und glücklich. Wie ein kleines Kind, dass verzweifelt auf der Suche nach Anerkennung ist. Aber ich möchte später zurückblicken und mir keine Vorwürfe machen müssen, weil ich mich ihr gegenüber falsch verhalten habe. Vollkommen egal, wie oft. Ich möchte sie eines Tages in Frieden wissen und nur noch an den schönen Gedanken meine Erinnerung bereichern. Alles andere würde mich bis zum eigenen Ende beschäftigen. Ich möchte mir keinen Moment kaputt machen, indem ich ihr gegenüber unfreundlich bin. Ich liebe sie und das wird sich auch nie ändern. So schenke ich ihr so viele Liebe, wie ich geben kann.
Mittlerweile ist das mit dem akzeptieren schon besser geworden. Früher war ich nur der junge Mann der in der Gosse landen wird, der seinen Abschluss nicht gebacken kriegt, keinen Job und keine Ausbildung finden wird [...] Jetzt bin 21, hab ein sehr gutes Abitur hingelegt und befinde mich in einer Ausbildung. Die entspricht zwar nicht meinem Traum, aber ich habe schon früh festgestellt, dass ich entweder noch viel Zeit vergehen lassen muss, bis ich das Richtige finde, oder nie das finden werde, was mich ausfüllen kann. Entscheidend ist es sich selbst zu akzeptieren und mit sich selbst und seinen Entscheidungen Frieden zu schließen.
Denn hierin liegt die ganze Wahrheit. Die bittersüße Wahrheit des Lebens. Solange du dich nicht selbst akzeptierst, deine Fehler eingestehst und verarbeitest, wirst du nie deinen inneren Frieden finden. Versuch mit all dem Leid, dass dich plagt abzuschließen und zu dir selbst zurück zu finden. In einem jeden von uns steckt unendlich viel Gutes. In uns allen steckt unglaublich viel Leben, Freude und Glück. Wenn man soweit ist, wird man dies erkennen und sich daran erinnern, dass das Leben doch so schön sein kann.
Auf ihrer langen Reise in der Wildnis wird Cheryl von ebenso traumatischen Ereignissen aus ihrer Vergangenheit ereilt. Sie wird gezwungen sie zu verarbeiten. Dabei sieht sie des öfteren einen (bin mir nicht sicher) Fuchs, der immer mal wieder erscheint, wenn sie ziemlich am Ende ist. Eine seelische Metapher. Da sie eben diesen in den letzten Momenten des Films weiter ziehen lässt, handelt es sich um ihre Mutter, die somit die ganze Zeit an ihrer Seite gewesen ist und ihr beigestanden hat. Manchmal steht auch neben mir eine wichtige Person aus meiner Vergangenheit, die mir sagt, dass ich mich gut entwickelt habe, sie stolz auf mich sind und das Leid, dass ich mir oft genug selbst zufüge, irgendwann ein Ende finden wird.
Manchmal denke ich, dass so manche Filme extra für mich produziert werden, denn jede einzelne meiner Tränen, die meinen Augen entfleuchen erleichtert mich, ist ein Lobesang von meinem Herz und meiner Seele. Nach jedem Mal fühlt sich die Seele plötzlich leichter und unbeschwerlicher an. Zum Schluss geht ein großer Dank an die wundervolle und wunderschöne Reese Witherspoon, für ihre unglaubliche Darstellung und Ausstrahlung während dieser 116 Minuten purer Aufrichtigkeit und Verarbeitung und Nick Hornby, der dazu das wunderbare Skript, auf Basis der Buchvorlage, kreiert hat. Ein weiterer Dank geht an Jean Marc-Vallée für seine Hilfe mein tiefstes Inneres für einige innige Momente abzurufen, zu verabreiten, mich zu akzeptieren und mir einige meiner Fehler zu vergeben. Und der letzte Dank geht an wirklich alle übrigen, die an dieser Produktion mitgewirkt haben. Ihr alle habt mir heute ein Erlebnis geschenkt, dass mich tief berührt hat. Die Geschichte von Cheryl Strayed wird auf ewig in meiner Erinnerung verankert bleiben. ♥
-Hören, Sehen, Schmecken, Fühlen-
Das Gefühl, dass ich so sehr liebe, wenn meine Finger die Tasten hier berühren. Sanft streichle ich über sie um meine Empfindungen und Gedanken irgendwie in Worte fassen zu können. Aber wie dankbar bin ich, dieses Gefühl wahrhaftig spüren zu können. Wie oft danke ich Gott dafür, dass ich sehen, fühlen, schmecken, sprechen und hören kann? Wie oft denke ich überhaupt mal darüber nach? Was ist, wenn mich eine dieser Fähigkeiten eines Tages verlässt? Wenn ich eine Eigenschaft verliere, werden dann auch die anderen immer weniger? Wenn ich nicht mehr lieben kann oder ich jedes Gefühl sofort in eine Schublade sperre und nur noch Hass empfinden kann. Was passiert dann mit mir?
Das Gefühl, wenn jamend meine Wangen oder meine Brust streichelt. Wenn ich eine liebevolle Erregung spüre. Wenn ich Lust verspüre. Das Gefühl, wenn mich jemand liebt. Wenn jemand mit mir spricht. Wenn ich jemandem zuhören darf. Wenn ich etwas lesen kann. Was ist, wenn mich diese Fähigkeiten irgendwann verlassen? Was spüre und empfinde ich dann noch?
Wir wandeln durch die Welt, ohne zu wissen, was das Leben für uns bereithält.
Wie dankbar sind wir? Wie viel Zeit habe ich auf der Arbeit darüber nachzudenken, dass ich ohne meine Finger und mein Gehirn nichts zu Stande kriegen würde? Ohne meine Finger könnte ich keine Rechnungen bearbeiten, geschweigedenn die ganze Drecksarbeit eines Azubis erledigen. Und ohne Gefühle würde ich den gelegentlich hilfreichen Genuss von Sarkasmus und Hass auf der Arbeit verpassen. Diese kleinen Momente, in denen ich das Verhalten meines Chefs mit meiner Kollegin aufs Korn nehmen kann. Was wäre das Leben ohne diese Momente des ironischen Zusammenlebens. Ohne Zynik, Spaß, Freude und Liebe? Wie viel ist dir das Leben wert? Wie viel bedeutet es dir, dass du die Natur, die Menschen, die Blätter und Sträucher im Wind hören, sehen und fühlen kannst? Wie oft dankst du Gott dafür, dass du so viel fühlen kannst? Ein Meer aus Gefühlen, dass dir und deinem Leben täglich glücklicher macht, als es oftmals vielleicht scheint.
Wenn das Meer seine Wellen schlägt, Blitz und Donner wieder ein Naturspektakel zelebrieren oder deine Anlage mal wieder auf voller Lautstärke dröhnt, damit du deinen Hass abbauen kannst, dann weißt du, dass sich in deinem Kopf etwas regt. Du verspürst Glück und Angst. Ohne diese Gefühle könntest du nicht angemessen reagieren. Wenn du plötzlich nichts mehr hörst, kannst du nicht mehr kommunizieren. Du würdest nichts mehr verstehen und könntest auf unbestimmte Zeit nicht mehr mitteilen. Du könntest niemanden mehr verstehen und niemand könnte dich verstehen. Du würdest vollkommen unter gehen, dich selbst hassen [...] Aber das Leben geht weiter. Es geht immer weiter. Menschen ohne Gehör haben dafür andere Sinne, die ausgeprägter sind.
Aber was, wenn das eine Krankheit wäre? Wenn du wie bei der Multiplen Sklerose plötzlich einen Sinn nach dem anderen verlieren würdest? Wie lange könntest du dir Hoffnung bewahren? Würde das Leben einfach weiter gehen? Würde sich die Welt für dich weiter drehen? Könntest du dich mit Liebe darüber hinweg trösten? Was wäre das für ein Leben? [...]
Tatsache ist, wir alle sind und gehen viel zu undankbar mit den Sinnen um.
Jeden Tag, wenn du aufwachst darfst du etwas sehen. Jeden Tag darfst du schmecken, hören, sehen und fühlen. Ruf dir das ins Gedächtnis. Sei jeden Tag dankbar dafür, denn es verschafft dir ein breites Maß an Eigenständigkeit und an Selbstbestimmung. Wir sind individuell. Aber ohne unsere Sinne würde sich die Welt nicht einfach weiterdrehen, unser Herz nicht einfach weiter schlagen.
Wenn diese Krankheit uns alle unserer Sinne beraubt, so wird uns aber immer die Liebe bleiben. Sie bleibt, stetig und unaufhaltsam. So lehrt es uns zumindest David Mackenzie in ''Perfect Sense''. Er lehrt uns aber auch den Wahnsinn, den eine solche Krankheit verbreiten würde. Panik, Hass, Wut und Verzweiflung. Und er hat vollkommen Recht. Er erschafft eine nahezu dystopische Welt, in der sich alles um unsere Sinne und die Vergänglichkeit dreht. Wenn unsere Sinne uns verlassen, dann sinkt die Lebensqualität. Als erstes der Geruch, dann der Geschmack. Wenn das Essen plötzlich kein Genuss, sondern eine verdrängbare Pflicht wird. Dann Angst, Verlust [...]. MacKenzie zeichnet eine Weltuntergangs-Sinnes-Sinfonie, die uns allen den Finger zeigt und apelliert mit den Sinnen und Fähigkeiten, mit denen uns Gott geschmückt hat, nicht leichtfertig, sondern sorgsam und dankbar umzugehen. Meine Sicht auf die Sinne hat der Film auf den Kopf gestellt. Ich möchte von nun an mehr darauf Acht geben und Gott danken, für die Sinne, mit denen er mich ausgestattat hat.
Wow Jane, herzlichen Glückwunsch hierzu. Dein Kommentar ist fabelhaft und fängt die ganze helle und dunkle Magie des Films ein. Ich weiß noch wie ich vor einiger Zeit dein Ausdrucksvermögen bewundert hab. Der Herr unter mir hat Recht. Nichts von der Magie deines Kommentars ist verloren gegangen. Der musste irgendwann hier auftauchen! Großartig. ♥
-Your Song- oder -Fuck 2.0-
Wie bei meinem Vorgänger-Kommentar verzeiht mir bitte die eine oder andere Wortwahl. Danke euch.
Wie bereits vorgewarnt hatte ich noch etwas zu sagen.
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Diesen Kommentar möchte ich einem guten Freund widmen, der mir die Serie sehr ans Herz gelegt hab. Danke du kleiner Motherfuckaaaaaa :D
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Einleitung: Elton John - Your Song
''And you can tell everybody this is your song
It may be quite simple but now that it's done
I hope you don't mind
I hope you don't mind that I put down in words
How wonderful life is while you're in the world''
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Hauptteil:
Wie wundervoll es ist seiner Liebe unaufhörlich und atemlos hinterher zu jagen, dass sehen wir in Californication. Einer Serie, die zu jedem Zeitpunkt Schuld zuweist, Besserung verspricht und doch immer wieder in Spaß und Exzess endet.
Wenn dann wieder etwas schief läuft und Hank sich in Alkohol, Gras und der heiligen Muschi sult, dann beweist die Serie vor allem eines. Und zwar, dass sie sich über 7 Staffeln lang treu bleibt. Und das verdient meinen größten Respekt. Wer zum Ende hin auf emotionalste und traurigste Szenen hofft, der wird zwar nicht vollkommen enttäuscht, darf aber auch nicht erwarten, dass sich die Serie auf ihren letzten Schritten in irgendeiner Weise nicht mehr treu bleibt.
Der Ton wird nicht ungewohnt ernst und der Spaß kommt nie zu kurz.
Der Blick ist immer differenziert und tiefgründige Szenen werden schnell aufgelockert.
Die Serie hat sich selbst nie zu ernst genommen und hat es auch in den letzten beiden Staffeln garnicht erst versucht. Dass hinterließ zwar kurzzeitig einen getrübten Eindruck bei mir, aber ich erkenne, dass gerade dass die große Stärke von Californication ist. Die Einzigartigkeit, der rote Faden rund um die wahre und beinahe unerreichbare Liebe zu Hank und seiner Familie und die schrägen Eigenarten der ganzen Figuren. Selten so viele Fremdschäm-Momente erlebt, wie in dieser Serie.
Da ist es irgendwann auch nur noch ein Spaß und Genuss, wenn Hank nach Enttäuschung zu Entäuschung hangelt und alles fickt, trinkt und lutscht, was ihm vor die Augen kommt. Die Serie nimmt sich nicht zurück und spricht offenkundige Eigenarten des männlichen Geschlechts einfach offen und pikant an.
Das ist einfach ein riesengroßer Spaß.
Davon abgesehen hat mir die Serie in einem sehr emotionalen Punkt meines Lebens zu guter Laune verholfen und mich gestärkt. Ich habe jede einzelne Folge genossen.
Die stärksten Folgen dabei sind Staffel 3, Folge 12 und Staffel 7, Folge 12.
Wobei Staffel 3, Folge 12 die stärkste und emotionalste davon ist, weshalb sie ganz klar mehr Beachtung verdient. Gerade wenn Elton John's 'Rocket Man' erklingt, dann ist es um mich geschehen. Da werd ich weich wie Zuckerwatte. Eines der wundervollsten Songs, die je aus Elton Johns Hand kamen. Früher, heute und auf ewig. Und die Szene? Unglaublich. ♥
Schluss:
In Staffel 7 gibt es noch einige Präsente, die ich nicht alle verraten möchte.
Vor allem aber das Zurücklassen seines Autos, dass das Ende von L.A. symbolisiert und die wahre Liebe zu Karen möglich macht.
Bevor es dazu kommt, ließt er Karen seinen Brief vor, indem er das Ende aus der dritten Person selbst schreibt und erzählt. ''Ich steh eben auf Happy Ends''. Er ist endlich erwachsen geworden, beginnt sein wahres Leben in New York und nimmt seine Liebe in seine sorgsamen und liebevollen Hände.
So wird es niemandem schwer fallen in dem Ende ein schlüssiges Ende zu sehen.
Und gerade als Elton Johns 'Rocket Man' dann auch zum Abschluss der Serie dient und Hanks Worte erklingen:
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''Bis wir im Scheiß Himmel sind, Baby!''
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Dann ist das einfach das einzige und das Richtige Ende der Serie und meines Kommentars. Danke David Duchovny für die Rolle deines Lebens. Und für die wohl lustigste und abwechslungsreichste Serie meines noch jungen Lebens.
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Californication ♥
10 Punkte und Herzchen
Kleiner Mothafuckaaaa :D
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Fuck.
-Gedenken an einen Traum-
(Dieser Kommentar könnte vor Ehrlichkeit strotzen)
Das Blut rast durch meinen Körper. Durch meine Venen und Adern. Durch mein Herz. Es pocht. Es fließt durch mein Herz. In meinen Kopf. Er pocht. Durch meine Arme. Durch meine Gliedmaßen. Sie pochen.
Meine Liebe rast durch meinen Körper. Durch meine Venen und Adern. Durch sämtliche Eingeweide. Meine Träume. Meine Sucht. Liebe und Drogen. Sie fließen durch mich, wie die Liebe, die mich durchtreiben möchte. Sie fressen mich auf. Die Sucht unaufhörtlich nagend an meinem Körper. Der Wahnsinn unaufhaltsam wachsend in meinen Gedanken. Die Drogen fressen meine Haut, meine Eingeweide, meine Liebe, meine Wünsche.
Wann hab ich aufgehört mich selbst zu lieben?
Als ich mir das erste Mal Gras durch meine Lungen gepumpt habe, war es eine schlechte Mischung. Der Alkohol davor versaute mir das lustige Spiel und ich konnte kaum Atmen. In diesen Momenten sehnte ich mich nach Zuwendung und Hilfe. Hilfe von ganz besonderen Personen. Ich schämte mich. Wie viele Menschen könnte ich damit verletzen, wenn sie davon gewusst hätten?
Als ich mir das erste Mal einen durchgezogen habe, hinderte es mich einzuschlafen. Es machte mich nicht wach, wie gehofft, sondern brachte mein Herz zum pulsieren. Unkontrollierbar und schnell. Sequenzen in meinem Kopf und meinem Gemüt, die ich nicht mehr vergessen kann, aber vergessen will.
Als ich das erste, zweite, dritte, [...] Mal besoffen war und mich kaum auf meinen Beinen halten konnte. Wie stolz wäre wohl meine Mutter gewesen wenn sie mich gesehen hätte, wie ich durch die Stadt taumelte, vor lauter Rausch kotzen musste oder jeden Scheiß mitmachte mit meinen Freunden. Wie stolz wäre sie da wohl?
Und auch wenn es nicht oft vorkam und ich mittlerweile höchstens Mal ein Bierchen mit meinem besten Freund trinke, schäme ich mich für alles, was ich getan habe. Aber bereuen tue ich es nicht. Nicht einen einzigen, verdammten Tag aus meiner besten Zeit.
Es war die wilde, spaßige und 'berauschte' Zeit. Man probierte, man trank, rauchte und schniefte. Bin ich damit glücklich? Ja, absolut. Denn alles davon prallte massiv an mir ab. Meine Vernunft ließ es nicht zu. Trotzdem war es eine Erfahrung. Jede Erfahrung ist eine Erfahrung. Aber es zeigte mir schon vor Jahren, was es mit Menschen anrichtet. Was es aus ihnen machen kann. Was es aus ihnen macht.
Aus mir hat es lediglich einen erfahrenen Menschen gemacht. Geblieben sind die Kippen. Die werden wohl auch bleiben. Aber mit dem Rauchen fing ich nicht deswegen an ...
Harry ist ein junger, aufstrebender Typ, der sich leider weniger mit seiner menschlichen, als viel mehr seiner anderen Liebe vereint. Die Drogen.
Er möchte große Geschäfte machen, Drogen kaufen, strecken und sie weiter verkaufen. Seine Mutter ist indes so alleine und unzufrieden, dass sie sich selbst mit Tabletten zu dröhnt, obwohl sie ihren Sohn dafür verurteilt. Sie möchte abnehmen, sich besser fühlen, so wie es auch Harry tut. Er schmeißt sich die Drogen ein um etwas zu fühlen. Um etwas von dieser Liebe und dieses Wahnsinns zu spüren, der dem Leben erst den richtigen Kick gibt. Was er dabei vergisst ist alles, was er sich einredet, zu tun. Ein Muster, dass selbst ich als Raucher nur zu gut kenne. Ich könnte aufhören. Na klar. Aber will ich das? Bringt mir das was? Jaja, außer die verdammte Gesundheit natürlich. Da bin ich auch selber schon drauf gekommen. Trotzdem redet man sich oft genug ein, dass man jederzeit aufhören könnte. So lange, bis man sich einfach keine Gedanken mehr macht.
Die Zigaretten auf der Arbeit schmecken zwischendurch wie ein 3-Sterne-Menü beim Italiener. Ein purer Genuss, wenn die alte oder der Chef auf der Arbeit mal wieder richtig schön scheiße sind. Da kann man sich manchmal nur auf eine kleine Dosis Nikotin freuen. Was sich egoistisch anhört, ist in jedem von uns verankert. Ein kleiner, trauriger Kreislauf. Aber auch das Umfeld ist wichtig. Manchmal sogar ausschlaggebend.
Ich weiß es noch, als es sei gestern erst passiert. Mein Vater roch den Qualm, der durch das Haus zog, verdächtigte meine Geschwister. Ich hielt für eine Weile meinen Mund. Ich war vermutlich 14 oder 15. Irgendwann ging es nicht mehr. Ich sprach mit ihm. Es kam raus, dass er mir nicht viel zu sagen hatte, denn er raucht selbst schon über 20 Jahre. Er konnte also nicht mehr sagen, als dass es schlecht und ungesund ist. Aber das wusste ich schon. Erleichtert hat es mich nur, weil ich meinen Mann gestanden habe und das 4-Augen Gespräch wünschte.
Erleichterung verschaffen einem Drogen auch. Aber oft ist das nur eine reine Kopfsache. Denn beruhigt mich die Zigarette? Bringt sie mich wirklich runter?
Ich denke nicht. Schuld ist die Gewohnheit. Aufstehen, Kippe an. Waschen, Kippe an. Vor der Arbeit, Kippe an. In der Pause, Kippe an. Nach der Arbeit, Kippe an.
Es spielt sich ein und ist quasi nicht mehr aufzuhalten.
So fängt es überall an. Verhalten scheint Drogen also sehr ähnlich zu sein. Gewohnheit und das einhergehende Verhalten. Deshalb ist es auch manchmal schwer, wirklich an sich zu denken und es sich nicht immer nur einzureden.
Harry fing irgendwann mal damit an, genoss den Kick und den wilden Sex und vergaß dabei vollkommen, wie Drogen sein Leben langsam und qualvoll zerstören werden. Jede Dosis hinterlässt seine Spuren. Es ist irgendwann keine Abhängigkeit mehr, sondern eine kleine Liebesbeziehung zur Nadel. Wie sie ihn wohl anlächeln und an den armen liebkosen mag. Sanft, bist er in den Himmel sinkt und fliegt.
Ich habe zwar nicht viel oder gar alles ausprobiert, wofür ich sehr dankbar bin, aber das scheint ein wundervolles Gefühl zu sein. Aber ich bin nicht neidisch. Denn die wahre Liebe zu vernachlässigen und sich gemeinsam herunter zu ziehen, das hört sich dann plötzlich nicht mehr so wundervoll an.
(Die Nächte werden dunkler. Traumatischer. Schweiß-gebadet der Körper.)
Aronofski bebildert gewohnt kunstvoll, mit einnehmenden Farben und unfassbar rasanten und manchmal schon ruckartigen Kamerasequenzen.
Wie immer, findet er ein Gleichgewicht zwischen ruhigen, wortkargen Szenen und aufreibenden, geradezu qualvollen Szenen, die mit dem titelgebenden 'Requiem for a Dream' eine ungeahnt starke Wirkung auf mich hinterlassen.
In den letzten Szenen des Films lässt er niemanden ungestraft zurück.
Er bestraft sie für eine Liebe, die eine Beleidigung an das Lebens selbst ist.
Ein schiere Undankbarkeit an alle Werte und die ganze Liebe in unserem Leben.
Jeder von uns hat jemanden, den er verlieren könnte. Unter Rausch vergessen wir das gerne. Dieses wunderschöne und temporeiche Gefühl im Vollrausch, dass uns verleitet nur noch an uns zu denken.
Harry reicht seine wahre Liebe nicht mehr. Er hat so viel Spaß an den Drogen, dass er irgendwann ohne sie nicht mehr kann. Er liebt sie. Und auch seine Mutter kann ihnen schon bald nicht mehr entfliehen.
Es sind die tiefen menschlichen und verständlichen Abgründe unserer Seele, die uns zu derartigen Methoden treiben...
Mit Jared Leto und Jennifer Connely wurde ein Hochrangiger Cast engagiert, der hier ganz klar, bis auf das kleinste Detail, genau kalkuliert ist. Es ist Aronofskis Porträt der Drogen, dass in jeder Sekunde und vor allem im Score deutlich erkennbar ist. Im Hintergrund schleicht unaufhörlich diese panische und bedrückende Musik, diese Klänge und verbindet die Drogen perfekt mit dem Bild. Die Bilder wackeln, rasen und vibrieren. Manchmal war es für mich schon sehr schwer hinzusehen. Die Darsteller haben ihr Bestes gegeben und das sieht man dem Film ganz klar an.
Ein kleines Stück Filmkunst. Drogenkunst.
Danke Darren Aronofski ♥ Deine Filme reiße mich immer komplett weg [...]
Im Vorfeld, bevor irgendwer beginnt zu lesen:
Dieser Artikel enthält Ausdrucksweisen, die der Serie gerecht werden und
mir dieses Mal das Schreiben erheblich erleichterten. Seid also gewarnt.
Hier steckt Unzufriedenheit, eine prise Verzweiflung, ein paar ausufernde Begriffe und vermutlich auch ein ganz netter Kommentar dahinter.
Viel Spaß.
(Dieser Kommentar bezieht sich auf die bisher gesehenen 5 Staffeln. Nach Beendigung der gesamten Serie folgt höchstwahrscheinlich ein abschließender Kommentar, der vermutlich kleiner ausfällt als dieser.)
-Fuck-
Was ist das eigentlich für ein jämmerlicher Scheiß. Jetzt mal ehrlich. Überall wo man denkt, dass man das Glück finden kann verbirgt sich nicht mehr als ein stinkender Haufen Scheiße. Dass kann einen manchmal wirklich zum Wahnsinn treiben. Zuhause scheiße. Arbeit Scheiße. Leben Scheiße. Freunde Scheiße. Schreiben Scheiße….
Was kann sich eigentlich finden, dass mich in naher Zukunft wirklich glücklich stimmen kann? Ach Fuck, bis auf Scheiße gibt’s da manchmal wirklich nicht mehr zu verstehen.
Es ist zum verrückt werden. Da könnte man Blut scheißen und Blut kotzen.
’Was ist denn das für ein bekloppter Wichser?’
Das denk ich mir ganz oft, wenn bei uns auf der Arbeit die ’Kunden’ reinkommen.
Bei vielen Mitarbeitern fällt mir manchmal auch nichts besseres ein. Aber so was gibt’s nun mal überall. Kann ja nicht immer alles toll sein. Manchmal kommen mir Gedankengänge, wie einem Hank Moody, der sein ganzes Leben lang seiner Liebe hinterher rennt und auf der Suche nach seinem Glück ist. Dann baut er wieder Scheiße und versaut es sich wieder. Dann schafft er es wieder und verkackt es wieder. Es geht mir wie Hank.
Ich hab auch schon viel versucht und super Voraussetzungen für das Arbeitsleben.
Trotzdem hab ich mich in einen Job geflüchtet der mich unzufrieden macht und mir meine hintersten Reserven an Energie und Lebenswillen beraubt. Ich war und bin schon immer ein hin- und her gerissener junger Mann gewesen. Was will ich machen? Was mach ich zuerst? Scheiß ich drauf oder versuch ich es? Und jetzt befinde ich mich in meinem, wie ich es vor 6 Monaten noch lustig nannte, ´kleinstem´ Übel, dass daraus besteht 8 ½ Stunden am Tag unzufrieden und manchmal voller Verzweiflung und Hass auf der Arbeit rum zu lungern und jeden Scheiß zu erledigen. Ich meine, Fuck, dass ist einfach nur Scheiße. Auf der anderen Seite bin ich einfach nur zu Faul etwas zu studieren, weil ich kein Bock hab 5,6,7,8 Jahre ohne richtiges Geld zu leben, nur zu lernen und so weiter. Junge Leute eben. Lieber Geld verdienen und ne Ausbildung machen, dachte ich. Ich hab so einen verfickten Spaß am schreiben, aber mache nichts, wo ich mich kreativ austoben könnte. Wie schwer ist es dass Richtige zu finden.
Tja, wenn dich das Leben fickt musst du grinsen und mitspielen. Was bleibt dir anderes übrig? Hä? Man kriegt eh nicht, was man will oder was man sich am meisten wünscht. So ist das Leben nun mal. Fuck.
Genauso wie Hank Moody muss auch ich verstehen, dass das Leben aus drei wichtigen Abläufen besteht. 1. Geboren werden. 2. Leben. 3. Sterben.
Ganz einfach formuliert oder? Mehr ist da nicht. Man läuft seinen Träumen hinter her und versucht verzweifelt etwas vom Leben abzubekommen. Was soll man denn bitte sonst machen?
Da trübt jeder Verlust der kommt erst Recht nicht drüber hinweg.
Hank fickt, trinkt, raucht. Das Ficken ist dann doch als Sehnsucht, das Trinken als Mittel zum Vergessen und das Rauchen als Droge der Liebe zu verstehen. Eigentlich ist er ein zutiefst guter Mensch. Er schläft nicht einfach mit den Frauen, sondern erkennt das Leid, dass sie plagt und schenkt ihnen Liebe und Aufmerksamkeit.
Aber wie er merke auch ich, wie schwer es ist ständig für irgendwas die richtigen Worte zu finden. Dass ist manchmal so traurig, dass ich mich gar nicht mehr zusammenreißen kann und anfangen will zu heulen. Denn viel mehr als das Schreiben hab ich im Moment nicht. Ich muss mir also Mühe geben. Hank befindet sich womöglich auch in einer Art Bringpflicht, denn er hat schon seit langer, langer Zeit kein ordentliches Buch mehr geschrieben. Mit so einer Bringpflicht hab ich mich die letzten Monate auch geplagt. Aber das ist meine Schuld. Ist eben meine Art mich selbst zu retten, mich mitzuteilen und mich etwas besser fühlen zu können. Aber manchmal bleibt nichts anderes, als zu sagen….Fuck.
Hank Moody ist in vielerlei Hinsicht ein aufrichtiges Beispiel für innige und ehrliche Liebe.
Genauso ist er auch eine Fick-Maschine, die sich alles angelt, alles einverleibt was ihm in die Finger kommt. Er reitet sich immer in die Scheiße, macht alles kaputt, sodass er ständig alle Leute um sich herum unglücklich macht, verletzt, verliert und immer unglücklicher, aber auch erwachsener wird. Aus jeder beschissenen Situation geht er mehr und mehr gestärkt heraus, bis das Drama seinen Höhepunkt erreicht. Wenn eine Frau, die ihn liebt, aber auch zwischen Hank und Karen steht, stirbt und er erkennen muss, dass das ständige rumvögeln und rumhuren auch Narben und Verletzte hinterlässt. Die Serie ist wie eine gut gefüllte Flasche edlen Whiskeys, die Sehnsucht, Liebe, Spaß, Wahnsinn und Verzweiflung inne hat.
Dabei geht die Serie stets einen aufrichtigen und dezenten Ton. Ach Fuck, dezent. Was soll das denn bitte der Scheiß? Die Serie scheißt auf jegliche Konvention und spricht alles rund ums Ficken, Saufen, Kiffen, Rauchen, Nase Pudern und Verletzen offen und direkt an. Also doch eher nicht dezent. Eher das verfickte Gegenteil. Nicht einfach nur Wow. Einfach nur geil. Da kann man noch eine Menge lernen. Naja, ehm…junge Menschen zumindest werden sicherlich viel Spaß daran haben. Ja man. Fuck.
Ein Freund sagte mir vorab die 12 Folge der 3 Staffel sei für ihn die schönste. Er hat wohl vollkommen Recht, auch wenn ich die Serie noch gar nicht abgeschlossen habe.
Aber wenn plötzlich niemand mehr etwas sagt und die Worte von Elton John und seinem zeitlosen Klassiker ´Rocket Man´ erklingen, dann fesselt das unglaublich. Ach wisst ihr was, es packt einen an seinen Eiern verdammte Kacke. Ich musste heulen. Ja und, muss ich schämen? Deswegen bin ich noch lange keine Schwuchtel.
Von Staffel 1 bis 3 lässt sich die Serie mit den Emotionen und dem Tiefgang zwar etwas Zeit, aber nur um ab Staffel 3 voll einzusteigen. Die ersten beiden Staffeln bereiten den Weg und bieten hauptsächlich kontroversen und geilen Stoff. Da glaubt man tatsächlich, dass bleibt so und da kommt die 12 Folge der 3 Staffel daher. Eine der emotionalsten und musikalisch best unterlegten Szenen meines Lebens.
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It's just my job five days a week, a rocket man, a rocket man
And I think it's gonna be a long long time
Till touch down brings me round again to find
I'm not the man they think I am at home
Oh no no no, I'm a rocket man
Rocket man burning out his fuse up here alone
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https://www.youtube.com/watch?v=Be1ZIlotflc
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Ab der 3 Staffel beginnt das richtige Drama. Obwohl Hank echt ein ziemliches Arschloch ist und ständig alles falsch macht und einem nur der Mund offen steht, wenn er mal wieder etwas unglaublich bescheuertes getan hat, so bekommt es die Serie trotzdem immer wieder hin, dass wir ihm das Beste und das Meiste Glück der Welt und die innige Liebe zu seiner Tochter und seiner einzigen und wahren Liebe wünschen müssen. Das ist unglaublich stark, denn einige seiner Taten würde ihm wohl selbst der Beste Mensch nicht verzeihen.
Er macht die Ehe seiner ’Ex-Frau’ Karen kaputt, schläft mit einer 16-Jährigen, die zufällig auch noch die Tochter des Ehemannes von Karen’s Mann ist, er prügelt sich, er besäuft sich ununterbrochen und und und. Trotzdem ist es die Kunst und Herangehensweise der Serie, jedes Mal wenn er so was getan hat, aber es ihm dadurch auch mehr als beschissen geht, ihm alles Glück der Welt zu wünschen und zu hoffen, dass er endlich alles hinter sich lassen kann, erwachsen wird und seine Liebe bewahrt, die er in Becca und Karen sieht. Denn eben das durchläuft die gesamte Serie, wie ein verdammter roter Faden, der niemals endet. Die Liebe zu seiner Familie. Egal was er tut, egal was er denkt, egal was wir auch sehen, er liebt sie abgöttisch.
Und irgendwie verzeiht man ihm einfach immer und jederzeit alles. Man wünscht sich nur noch, dass er glücklich wird und seinen Lebensstil aufgibt. Das ist wirklich alles. Mehr wünscht man sich wirklich nicht.
Und wie in ’Californication’, einer mehr als metaphorischen Serie, sehe ich einige Züge meines Lebens. Die Unzufriedenheit, die man hat, weil man es niemals jedem in seinem Umfeld Recht machen kann. Die Verzweiflung, weil man einfach nicht weiß, was richtig ist, was sich gut anfühlt, was man machen soll, wo es einen Ausweg geht, was zählt, worauf es ankommt und wie verfluchte Scheiße, dass manchmal alles zu einem Guten Ende führen soll.
Ich kann meine Zukunft und manchmal nicht mehr meine Gegenwart wirklich wahrnehmen.
Es ist mir schleierhaft. Eine gelegentliche Depression vielleicht. Wie auch immer. Es fällt mir zuweilen und das schon seit sehr langer Zeit schwer, etwas gutes in meinem Leben und meinem Tun zu sehen, weshalb mir die Serie sehr hilft, mich entspannt, weil sie mir zeigt, dass das normal ist und ich mir nicht zu jeder Zeit immer über alles Gedanken machen sollte.
Dass kann die Serie natürlich nicht abschalten und ich werde auch weiterhin unaufhörlich nach meinen Wünschen und Träumen greifen, oder naja, es zumindest versuchen oder einfach das Beste aus allem machen, ob es mich glücklich macht oder nicht, aber die Serie hat mich zum weinen, zum lachen und zum Nachdenken gebracht. Und dass ist es doch, was eine Weltklasse Serie erreichen muss.
Was ich dennoch gut verstehen kann, dass sich einige über das Ende der Serie beklagen.
Für ein Drama wäre das Ende der 3 Staffel ein plausibles Ende gewesen. Für ein Drama perfekt. Das Ende der 4 Staffel wäre dramatisch und wunderschön gewesen. Aber eigentlich hätte mich bis jetzt jedes Ende auf seine eigene Art und Weise glücklich gemacht. Mit Happy-End oder ohne. Ich bin momentan bei Staffel 5 und sehr gespannt, wie sich alles bis zum Ende entwickeln wird.
Eine 7 Staffel lange Metapher an die Liebe, die wir alle von Natur aus suchen…
Wer weiß, vielleicht werde ich dann noch eine paar Worte zu der Serie los werden. Aber bis dahin verabschiede ich mich im Namen der Serie, dem angebrachten Ton und im Stile der ersten und 12 Folge der dritten Staffel.
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’’She packed my bags last night pre-flight
Zero hour nine a.m.
And I'm gonna be high as a kite by then
I miss the earth so much I miss my wife
It's lonely out in space on such a timeless flight
And I think it's gonna be a long long time
Till touch down brings me round again to find
I'm not the man they think I am at home
Oh no no no, I'm a rocket man
Rocket man burning out his fuse up here alone’’
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Fuck.
-Dass viele Glück-
´´Ich darf immer von unten ziehen, du nicht´´.
So hielt es mein geliebter Opa früher, als ich noch klein war, mit dem Mau Mau spielen. Besonders als ich eine 7 legte und er 2 Karten ziehen musste. Dann zog er von unten. Und es machte mich nicht traurig. Liegt doch heute die eine oder andere Botschaft darin, die es zu verstehen gilt. Es war selbstverständlich auch nicht böse gemeint. Es war lustig. Und gerade Erlebnisse und Erinnerungen wie diese bleiben in meinem Gedächtnis hängen. Mein Opa war noch nicht alt, als er von uns ging und an einen viel schöneren Ort gerufen wurde. Und ich war als ziemlich junger Mensch, der zwar schon klar verstand, was es bedeutet, aber nicht verstehen konnte, weshalb Menschen schon so früh in den Himmel gerufen werden. Es ist zwar das Schönste und jeder Mensch sollte sich auf diesen Tag freuen, an dem er an einen viel besseren, einen makelloseren Ort kommt, aber dennoch sollte er auch das Vergnügen haben, viele phantasievolle Geschichten und Erlebnisse auf der Erde erleben zu können. Auch nach seinem Tod bleibt mir lediglich die Erinnerung, die mich noch immer glücklich macht. Ich weine, wenn ich an ihn denke, aber ich muss auch glücklich lachen, wenn ich an ihn denke. Trotzdem bekam ich mit der Zeit über meine Oma und meinen Vater andere Seiten erzählt.
Seiten, die ich weder hören noch fühlen wollte, möchte und werde.
Dass er vielleicht in der Ehe nicht der perfekte Mann war, dass er auch trank und rauchte. Aber egal, wie viel mir davon erzählt wird, haften bleibt nur die wunderschöne Erinnerung, die ich an ihn habe. Denn ich sehe es gerne so, dass ich nur das von ihm kannte, dass ich in meiner Kindheit auch sehen und fühlen könnte. Was davor oder danach oder zwischendrin war, ist für mich vollkommen unerheblich. Es berührt mich kein bisschen. Es kommt einem kleinen Märchen gleich, weil jeder Mensch etwas geben kann, das Wärme und tiefste Empfindungen in uns auslösen kann. Außerdem sage ich dann immer gerne: über Tote spricht man nicht schlecht. Und das tut man auch nicht. Auch nicht, wenn er gerade noch auf dem Weg in den Himmel ist, aber noch nicht vollkommen aufgenommen wurde. Ich bewahre mir mein Bild von einem aufopferungsvollen Menschen, einem warmherzigen und Weisen Menschen, der schon mir in der Kindheit vieles über das Leben mitgeben konnte, dass ich heute in der Lage bin richtig zu deuten und zu verstehen. Ich bin unendlich dankbar.
Das Gleiche gilt für meinen anderen Opa. Er war über 50 Jahre glücklich mit seiner Frau. Niemals war für mich eine kleine Spur Unzufriedenheit erkennbar. Meine Mutter erzählt mir oft aus ihrer Kindheit und dass nicht immer alles perfekt, sondern manches in der Sichtweise schlicht veraltet war. Das Kino war früher Teufelswerk, das Theater auch. Heute zwar undenkbar, aber für frühere Zeiten eben nicht. Und diese Dinge trüben meine Liebe ebenfalls nicht. Dass ein Mensch in seiner Zeit auf dieser Welt Fehler macht, weiß ich. Aber das interessiert mich nicht, denn ich mache auch Fehler. Wie könnte ich über andere Menschen richten. Es steht mir nicht zu. Ich habe weder das Recht, noch das Gefühl, es wäre richtig, dass zu tun. Und wenn ich mit ihm früher Schach spielte, lies er mich immer gewinnen. Er gab mir immer das Gefühl, dass ich ein Leben lang glücklich sein kann. Er gab mir das Gefühl, dass ich etwas Besonderes bin. Meine Oma war auch in den letzten Abschnitten unseres Lebens eine großzügige und freudvolle Frau. Oft wenn ich traurig war, verblüffte sie mich mit ihrer Art, ihrer fast schon poetischen Erzählung von Geschichten und ihrer beispiellosen Liebe zu meinem Opa. Wie viel Glück geben diese Menschen uns und unserem Handeln und Tun? Wie viel Glückseligkeit verbirgt sich hinter all der wahrhaftigen Schönheit?
Verdammt viel. Wer was anderes behauptet, ist schlicht ein Lügner.
Ohne diese Menschen wären wir nichts. Wir wären ein Staubkorn, dass in der Weite der Sahara herumfliegt, immer mal kurz irgendwo landet, aber trotzdem immer vom Wind weitergetragen wird und nie weiß, wo es hingehört oder was es tun sollte. Ziellos. Endlos. Unglücklich.
Diese Menschen sind da, wenn wir klein sind und ebnen mit ihren Worten unseren Weg. Sie machen uns dadurch, dass sie in unserer Erinnerung ewig weiter leben, das Leben schwungvoller und besser. Ich bin sehr unzufrieden, weil ich meine Träume bisher nicht erfüllen kann.
Ich hab nicht viele Freunde, keine glückliche Familie, sondern eine zerrissene und bin dadurch für mein Alter (wie ich mir sagen ließ) mit 21 Jahren sehr erwachsen.
Das verdanke ich wohl der Tatsache, dass mir in meinem Leben nichts anderes übrig blieb, als die Kindheit früh abzuschließen und sofort erwachsen zu werden. Denn die Eltern trennten sich gerade in der schwersten Phase, der Pubertät. Die neue Liebe, die wohl aus einer Mid-Life-Crisis entstand, wenn ihr mich fragt, lebte von nun an hier und unsere Mutter musste weichen und zog wieder zu ihren Eltern, weit weg von uns. Dass musste so sein, das wussten wir, auch wenn das nach sich zog, dass sich bis heute ein 6 Jahre langer psychischer Terror bei uns durchzog, der vor allem meine Schwester und folglich mich und meinen Bruder ergriff.
Ich habe einige der wichtigsten Menschen in meinem Leben bereits leben und gehen sehen. Vom Weltlichen ins Erdliche und in den Himmel.
Was mir keiner nehmen kann, sind die Erinnerungen, die mich in den schlimmsten Momenten meines Lebens zum lachen oder aus Freude zum weinen bringen können. Niemand kann das. Und wer das versucht, kann gerne zum Teufel fahren. Es sei, wie es sein soll und manchmal bekommt man nicht das, was man verdient. Aber lasst euch nicht das Beste nehmen, was ihr habt.
Du kannst deine Freundin verlieren, deinen Vater, deine Mutter, deine Oma oder deinen Opa. Aber die Erinnerungen an sie hast du in deinem Kopf, in einer riesigen Schatulle weggesperrt, an die außer dir niemand ran kann. Niemand. Vergiss das bitte nicht. Sei nicht so oft traurig, weine nicht so oft und lass dir nicht einreden, dass das Leben scheiße oder schwer ist. Das mag sein, aber es gehört mehr dazu. Alles hat zwei Seiten. Bitte vergiss das nie. Sonst kann dir keiner mehr helfen. Dann bist du verloren. Und bitte, tu das nicht. Erinnere dich immer an das Gute, dass in einem jeden von uns steckt.
William Bloom ist auch auf der Suche nach seinem Vater. Denn er kennt ihn gar nicht. Er kennt nur die Geschichten, die er sein Leben lang erzählt hat. Nicht aber, was an diesen wundervollen und phantasievollen Geschichten der Wahrheit entspricht und was nicht. Und gerade wenn ein Mensch auf einem langen Weg in die Ewigkeit ist, möchte man das wahre Ich des Vaters kennen, ihm alles vergeben, was er einem vielleicht angetan hat. Oder man möchte zumindest erfahren, was er besonders gut gemacht hat. William erkennt, dass sein Vater kein Fremder war, sondern in der Metaphorik des Lebens stets eine wundervolle und wahre Geschichte des Lebens erzählt hat. Diese ist geschmückt mit lauter komischen Figuren, Momenten die zu Recht zu Tränen rühren und Momenten, die voller Herz stecken und uns oft genug zum Lachen verführen.Es steckt so immens viel Menschlichkeit und Weisheit darin, dass jeder von uns noch etwas davon lernen kann. Denn der Film beinhaltet einige wichtige Lektionen, die es zu verinnerlichen gilt. Warum können wir nicht einfach eine wundervolle Geschichte von einem vielleicht mittelprächtigen Leben erzählen? Wenn ich kein erfülltes Leben hatte, bis ich das erste Kind großen ziehen darf, würde ich ihm auch lieber eine lustige und phantasiereiche Geschichte erzählen. Die traurigen und schmerzhaften Momente voller Herz und Aufrichtigkeit und Tugendhaftigkeit packen. Ein Leben, das ich für ihn in ein überdimensional großes Geschenkpaket mit 100 Bändern und Schleifen mit 100 verschiedenen Farben verpacken würde.
Ihr seht schon, der Film regt zum Nachdenken an. Aber das ist noch lange nicht alles. Versucht euch daran und bitte, lasst es einige Minuten auf euch wirken.
Schaut euch draußen die Welt an und wie wunderschön sie ist. Die bunten Blumen, der erfrischende Wind, die vielen Menschen, die vielen Kinder…Dass viele Glück.
Die ganze Liebe, die ganze Aufrichtigkeit, dass viele Glück.
Das Ganze Leben, dass überall um uns herum zu sehen ist, die Aufopferung, die die Menschen gegenseitig offenbaren, dass viele Glück.
Schaut euch das an.
-Dass viele Glück-
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P.S. Zum Abschluss möchte ich mir eine Herzensangelegenheit nicht nehmen lassen und füge zum Schluss ein paar Zeilen eines Liedes ein, dass mich die letzten Tage aufrichtig berührt und mitgenommen hat. Wie könnte ich diesen Kommentar besser abschließen, als aufrichtig, emotional und ehrlich!
-Elton John- Rocket Man-
''And I think it's gonna be a long long time
Till touch down brings me round again to find
I'm not the man they think I am at home
Oh no no no, I'm a rocket man
Rocket man burning out his fuse up here alone''
-The Inner War - Bis zum jüngsten Gericht-
''Und erst als ich zurückschauen und es akzeptieren konnte, war es vorbei.'' -R.R.
Was ist da drüben mit mir passiert? Ich kann meine Frau nicht mehr lieben. Ich kann nicht mehr richtig denken. Ich schwelge im Vergangenen, wie in einer wunderschönen Erinnerung. Es zerbricht mich. Alle Menschen um mich rum sehen mich als Geist. Ein Geist, der weder fühlen, noch Verständnis zeigen kann. Ein Geist, der keine Liebe mehr zu vergeben hat. Ein Geist, der scheinbar gebrochen und nutzlos geworden ist. Ich liebe meine Familie, meine zwei kleinen Prinzessinen, meinen Vater, meine Mutter und meinen Bruder. Im Inneren weiß ich, dass sie alle auch mich lieben. Aber ich kann sie nur hassen. Aus einem mir nicht erkennbaren Grund, muss ich sie hassen. Ich kann niemadem verraten, was ich getan habe. Ich habe ein Defizit zwischen Gefühlen, dich ich zeigen möchte und denen, die ich tatsächlich zeige. Mir ist jegliche Form der Menschlichkeit nicht mehr verständlich und damit die Grundlage einer funktionierenden Gesellschaft.
Ich versteh plötzlich keine Witze mehr, bin kalt und kann mit allem, was ich liebte nichts mehr anfangen. Ich bin Implosiv. An jenem Abend wurde ich explosiv. Ich konnte es nicht mehr zurückhalten. Der Hass auf mich selbst stieg ins unermessliche. Was habe ich nur getan? Sie haben mich gezwungen. Hätte ich mit ihm sterben sollen? Ich wäre zu gerne auch mit ihm gestorben, statt ihn zu töten, um wieder zu meiner Familie zurück zu kehren. Tommy hätte sich gut um meine Familie gekümmert, dass weiß ich. Grace hätte in ihm einen wundervollen Mann gefunden. Aber wäre es nicht gottes Wille, nur einen Menschen bei sich begrüßen zu müssen, statt zwei? Wie großzügig ist Gott? Wird er mir das jemals vergeben können? Kann ich mir das jemals vergeben? Wie soll ich es schaffen, damit zu leben, Liebe zu nehmen und Liebe zu geben?
Es waren Sekunden in denen ich entscheiden musste, ob ich einen meiner eigenen Gefährten und dem einzigen Freund dort drüben töten musste oder wir beide gestorben wären. Ich bin jetzt bei meiner Familie, aber er nicht bei seiner. Wie soll ein Mensch mit so viel Schuld leben? Wie viel Schuld kann ein Mensch ertragen? Wie viel Schuld, bis es mich bricht? Wie viel Gewicht Kummer, wie viel Gewicht Leid, wie viel Gewicht Schuld, kann meine Seele tragen?
Ich weiß nicht, ob ich das kann. Aber würde Gott wollen, dass ich nachkomme? Würde er wollen, dass ich wieder glücklich werde? Würde er wollen, dass ich mein Leben wieder in den Griff kriege, mit meiner Frau über alles reden kann und meinen Bruder und meine Eltern mich nochmal akzeptieren können?
Sie können nichts dafür. Sie waren nicht da drüben. Sie waren hier und haben sich alle gekümmert, die Wohnung verschönert, ihr Leben gelebt...
Ich kann ihnen keinen Vorwurf machen...Genauso wenig, wie ich ihnen je wünschen könnte, selbst dort drüben zu sein, um zu verstehen, was ich durchgemacht habe und weshalb ich so bin, wie ich jetzt bin. Ich bin ein gelähmter Vogel, der sich den rechten Flügel gebrochen hat. Ich kann nicht mehr fliegen oder mich aufrichten. Ich glaube ich bin kaputt. Zusammen mit meiner Familie kann ich mich vielleicht wieder reparieren und meinen Flügel richten und Auferstehen.
Das alles kommt mir so verdammt fremd vor. Dabei habe ich so lange alles geliebt, was ich jetzt sehe, was ich rieche, meine wunderschöne Frau und meine 2 kleinen Prinzessinen. Verdammt, ich liebe sie so sehr. So sehr, dass ich mich manchmal fragen muss, ob der Tod von Private Joe eine Befreiung war. Manchmal weiß ich nicht, wie ich fühlen soll. Fühle ich Schande, Schuld oder doch Genugtuung, weil ich meinen einzigen richtigen Bruder in Afghanistan getötet hab? Ich habe mir selbst die Chance gegeben, die er jetzt nicht mehr hat. Ich kann mir diese Frage nicht beantworten. Meinem Verstand ist es nicht möglich auf Fragen Antworten zu geben, über die nur Gott, als absoluter Richter richten darf. Ich werde also warten. Warten, bis zum jüngsten Gericht. Ich werde glücklich sein, meine Familie lieben, meinen Bruder und meine Eltern ehren und verteidigen. Bis der Tag kommt, an dem ich Gott gegenüberstehe und er entscheidet, ob er mir vergeben kann.
Aber jetzt muss ich schlafen, mich akzeptieren und lernen zu lieben.
Ich muss glücklich sein, denn für irgendwas habe ich gelitten. Das war nicht umsonst. Und so muss jeder Tag, den wir alle auf dieser Erde verbringen dürfen kostbar festgehalten werden. Jedes Glück muss in einer Schatulle verwahrt und eingesperrt werden, damit wir jeden Tag wieder darauf zugreifen können.
Seit nicht traurig, weil ich so schlimmes erlebt habe. Seht das Gute darin. Vielleicht wünscht ihr mir ein glückliches und erfülltes Leben. Wenn dem so ist, werdet ihr jetzt vermutlich selbst euer Leben mehr schätzen. Schätzt eure Familie, eure Eltern und jedes Glück, auch wenn der Moment noch so kurz ist. Lebt.
''Brothers'' ist aufrichtig, ernst, wuchtig, emotional und ein kleines Stück der Geschichte. Der historischen und weltlichen Geschichte. Freilich nicht das einzige Werk dahingehend und sicherlich ein Film, den man mögen muss. Mittlerweile bin ich auch endlich bereit zu sagen, vielleicht muss man ihn in der richtigen Stimmung, am richtigen Tag, in genau der richtigen Verfassung sehen. Trotzdem möchte ich davon Abstand nehmen, weil ich mir selbst eingestehen muss, wie mich seit einigen Jahren und Monaten, die seltsamsten Filme mitnehmen und nachdenklich zurücklassen. Ich versteh deswegen mittlerweile aber leider auch, dass ich immer mehr sehe, als für andere da ist. Ein Film besteht nicht nur aus Bildern und Ton. Er besteht aus Menschlichkeit, Gefühl und Schauspielern, die den Figuren Kontrast geben. Tobey Maguire habe ich selten oder nie so intensiv und ruhig gesehen, wie ebenfalls Jake Gyllenhal. Zwei Schauspieler, die sich schon oft genug bewiesen haben und zu den ganz großen gehören. Natalie Portmann stiehlt den beiden etwas die Schau, weil sie einfach brillant und emotional glänzt. Wie eine kleine Trophäe, die auf Jedermanns Tisch stehen sollte.
Der Film bedient sich eines recht schnellen Tempos und versucht garnicht erst Monate lange Geschichten zu erzählen, sondern bei den Knackpunkten zu bleiben.
So kommt der emotionalste Moment von Sam recht schnell, was aber nur umso stärker und wirkungsvoller auf mich und meinen Gefühlszustand wirkte.
Wer, wie ich, auch nach einem solchen Film gerne aus dem Fenster guckt, nachdenkt, sich in die Figuren hineinversetzt und die Blätter, Rosen und das Gras im Wind beobachtet, wird erkennen, dass in jedem Film etwas wertvolles stecken kann. Für meine Wertung ist das ausschlaggebend, denn ich verbinde mit dem Film ehrliche Emotionen, eigene Erfahrungen der Fremdheit und Verlassenheit und wichtige menschliche Themen, wie Anonymität, Humanität und Moral.
In jedem Film kann etwas sagenhaftes stecken. Man muss es nur zulassen, die Augen schließen, in sich gehen und es geschehen lassen.
-Wie ein Mann die Welt verändert-
Heute soll es um Verletzung, Veränderung und altbekannte Muster gehen.
Dabei werde ich sowohl biographisch, als auch persönlich vorgehen.
Ich werde Zitate einiger Helden verwenden, die ich nicht reinen Gewissens außen vor lassen konnte.
Ich werde hoffentlich nicht über’s Ziel hinausschießen…….
In ’’The Butler’’ lernen wir Cecil Gaines kennen, der in einer Oscarwürdigen
Perfomance von Forest Whitaker verkörpert wird. Dabei zeichnet Regisseur Lee Daniels ein Porträt der Geschichte, der Menschlichkeit und des Versagens, dass zumindest mich gerade in der letzten Szene erschüttert und zu Wellen der Tränen geführt hat.
Wer ist also dieser Butler, von dem ich hier so gerne erzählen und ’berichten’ möchte?
Aufgewachsen auf einer Baumwoll-Plantage in Georgia, muss Cecil Gaines (in echt Eugene Allen) in einer Zeit des Rassismus und der Zeit ’’des weißen Mannes’’ zusehen, wie sein Vater vom Plantagen-Besitzer niedergeschossen wird. Damit beginnt der Film und lässt wirklich niemanden kalt.
Selten habe ich einen so aufreibenden Anfang gesehen. Der Film überzeugte mich scheinbar in 5 Minuten und ließ mich schon jetzt nicht mehr los. Zu groß war das Wissen, dass nichts überzeichnet wurde und alles der Realität entspricht, die heute wohl alle von uns kleiner reden wollen, als sie ist. Und die Realität ist, dass farbige Menschen auch heute noch sterben müssen, wenn sie nicht gehorchen.
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Cecil Gaines: ’’America has always turned a blind eye to what we done to our own. We look out to the world and judge. We hear about the concentration camps but these camps went on for two hundred years right here in America.’’
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Kennen tun wir sie alle. Die Konzentrationslager, in denen rund 6,5 Millionen Juden ihr leben lassen mussten. Warum dieser Vergleich? Weil er geschichtlich bestätigt und angebracht ist.
Denn auch die Baumwoll-Plantage in Georgia ist im wesentlichen nichts anderes. Auch hier werden Menschen wegen ihrer ’Andersartigkeit’ festgehalten, gequält und abgerichtet.
Ein falsches Wort und der weiße Mann hat das Recht dich abzuknallen. Ohne Vorwarnung und jeden ersichtlichen Grund. Erbarmungslos und ohne Kompromiss.
Das sollte sich jeder noch mal vor Augen führen, denn ich kenne dieses ’Klein-Gerede’ selbst nur zu gut. Es ist lange her, die Zeiten sind anders und was man halt manchmal aus Naivität noch so für Stuss denkt und ausspricht. Es hat sich etwas geändert, dass ist unbestritten, aber die Diskriminierung und angestrebte Rassentrennung ist auch noch heute nicht eins, sondern eines der wichtigsten Themen da draußen in der Welt. Wir in Deutschland haben bereits einen großen Schritt nach vorne gemacht und ein Zeichen gesetzt, indem wir als fast einzige gezeigt haben, dass wir jede Art und Herkunft aufnehmen, auch wenn es die ’Rechten’ nicht komplett vom Schachbrett nimmt. Aber auch sie werden daran nichts ändern können. Sollen sie doch verrecken! Wie es in Amerika aussieht, ist im Laufe der zeit unverändert geblieben.
Wie schön, dass Cecil den anstrebenden Präsidenten Trump nicht mehr erleben musste.
Ich werde die Nachrichten bei der Wahl morgen/übermorgen sehr aufmerksam verfolgen und bete, dass Donald Trump in sein egoistisches, abgewracktes Loch zurück kriecht, aus dem er einst entflohen ist. Weg damit. Ich möchte ihm gerne Wissen in seinen Kopf stopfen oder ihm einfach nur den Hals umdrehen. Und so was wählen Menschen. Aber ich möchte nicht zu sehr dem Hass verfallen, den ich bei mir sehe, wenn ich an dieses Gelumpe denken muss. Ich glaube noch an einen Funken Menschlichkeit in dem Denken der Amerikaner, weshalb ihnen nichts anderes übrig bleiben wird als Hillary Clinton zu wählen. Diese Diskussion möchte ich aber nicht anschieben, dass kann jeder für sich selbst tun.
Kurz hierauf wird er von Mutter Annabeth als Haus-Nigger übernommen und er kann vortan als ’Diener der Weißen’ in den Räumlichkeiten arbeiten. Er darf nicht zuhören, nicht entscheiden, darf keinen Laut von sich geben, wenn er bedient…..am besten das Atmen auch aufgeben. Das erzählt uns Cecil in einigen der traurigsten und aufrichtigsten Dialoge, die im Ganzen Film, wie zarte Butter, über jeden Teil verstrichen wird.
Alt genug, muss Cecil die Plantage einfach verlassen. Er muss auch seine Mutter verlassen, aber die sagte seit der Vergewaltigung durch den ’Hausherren’ nichts mehr und Cecil weiß, sie würde es wollen. Er zieht weiter, findet einen Job und bekommt schon bald die Möglichkeit nach Amerika zu reisen und in einem Hotel zu ’Dienen’.
Wie findet man sich mit so einem Leben ab? Menschen mit nur einer anderen Hautfarbe und nur deswegen zu dienen, weil sie dich nicht anerkennen wollen? Und warum zum Teufel tun sie das nicht? Was ist das für eine Welt?
Dennoch bleibt Cecil nichts anderes übrig, als sein Schicksal anzunehmen, die bittere Pille zu schlucken, demütig und still zu Dienen. Was passiert mit einem Menschen der keine Freiheit mehr hat, unterdrückt wird, eingeschränkt wird im Denken und Handeln?
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Martin Luther King: "Was ist Dein Vater?" - "Der ist Butler." - "Junger Freund, schwarze Hausangestellte waren sehr wichtig in unserer Geschichte."
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Was hiermit gemeint ist das, was folgt. Er bekommt eine Anstellung im Weißen Haus, in direkter Nähe zum Präsidenten und allen Personen, die etwas zu entscheiden haben.
Was ihn in den Folgenden Jahren weiter machen lässt ist die Tatsache, dass ihm eine große Ehre zuteil wird. Er überlebt 7 Präsidenten, dient ihnen, wird aber auch anerkannt und so kommt es, dass er schon bald hoch angesehen ist und von den Präsidenten hoch geschätzt wird. Sein ganzes Leben hat dieser Mensch einem Gedanken gedient, für den er nichts kann.
Das ist nichts anderes als der Grundgedanke, den der holocaust gelegt hat. Der große Unterschied ist nur, dass der Rassismus und die Unterdrückung der schwarzen wesentlich früher begonnen hat. Und es ist nicht weniger schlimm, in einigen Gedankenzügen sogra noch schlimmer. Denn es hört nie auf. Man kann sagen, es wird nie aufhören und muss dafür keine waghalsigen Theorien aussprechen.
Nun hat er eine Familie, zwei Söhne, Freunde (natürlich ausschließlich farbige) und ein Leben, dass er nicht mehr komplett im Schatten seiner selbst führen muss. Damit hat er alles, was man ein glücklicher Mensch braucht.
Der eine Sohn geht schon bald zu den ’Freedom Writers’, eine Gruppierung, die namentlich um die Rechte der schwarzen kämpft. Sie kennen dabei kein Tabu und provozieren und halten den weißen stets den Spiegel vor. Aber wer möchte schon gerne den Spiegel vorgehalten bekommen, oder nicht?......
Der andere Sohn möchte später nicht in so einer waghalsigen Gruppierung für Freiheit kämpfen, nein, er entscheidet sich im Vietnam-Krieg für sein Land zu kämpfen und muss sein Leben lassen.
Der Film bedient also ein beträchtlichen Teil der wichtigsten Geschichte der U.S.A. und schneidet dabei Themen und Helden an, die daran maßgeblich beteiligt waren und hoffentlich niemals in Vergessenheit geraten werden.
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Malcolm X: „Niemand kann dir die Freiheit geben. Niemand kann dir Gleichheit oder Gerechtigkeit oder irgend etwas geben. Wenn du ein Mann bist dann nimmst du Sie dir.“
Martin Luther King: ’’Ich habe einen Traum, dass meine vier Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilen wird.’’
Martin Luther King: ’’Nichts auf dieser Welt ist gefährlicher als aufrichtige Ignoranz und gewissentliche Dummheit.’’
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Einen glänzenden Moment in der Handlung ist aber John F. Kennedy vermacht, der in einer aufrichtigen Szene sein Land nicht mehr erkennt und in Cecil einen Teil der amerikanischen Geschichte findet:
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Kennedy: "Ich habe nie gewusst, was sie alle durchmachen mussten. Sie haben mein Herz gewonnen."
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Weiterhin sind einige der fundamentalsten und heroischsten Momente der Geschichte zu sehen, die sowohl in alter Manier in echten Aufnahmen gezeigt und teil nachgestellt wurden. So zum Beispiel die Gegebenheit mit dem ’Freedom-Writer-Bus’, der in einen Hinterhalt der rechten Szene fiel.
Aber der Film schürt nicht nur den Hass in Bezug auf die Weißen, sondern geht mit den Dialogen von Cecil eher einen aufklärenden Weg von Hass bis Widerstand, ohne dabei zu sehr auf eine Wertung des Zuschauers zu setzen.
Dabei könner wir uns zu jederzeit mit Cecil identifizieren. In manchen teilen verändert der Film natürlich das biographische und zeichnet etwas über das Ziel hinaus, was ich dem Film aber nur zu Gute halten kann, weil, was ist falsch daran zu zeigen, was Menschen sich gegenseitig antun?
Der Mensch ist das gefährlichste und mächtigste Tier auf unserer schönen Welt. Im Gegensatz zum Tier verfügt der Mensch über Vernunft und Verstand, wie schon vor hunderten von Jahren ein gewisser Johann Gottfried Herder feststellte, mit seiner ’’Abhandlung über den Ursprung der Sprache’’. Er entdeckte nichts anderes als den simplen Unterschied zwischen ’Mensch’ und ’Tier’. Und schon damals war diese Entdeckung bahnbrechend und verfügt auch bis heute im Deutschunterricht über großes Gewicht, was ich ebenfalls nur gut heißen kann. Warum benutzt der Mensch diese Fähigkeit nicht um gutes zu tun?
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Maynard: ''Cecil, we got two faces: ours, and the ones that we got to show the white folks. Now, to get up in the world, you have to make them feel non-threatened. Use that, them fancy words that I've taught you. White folks up north, they like some uppity coloreds.''
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Und auch wenn Cecil Gaines nur ein ''Butler'' war, hat er trotzdem die Geschichte mitgeschrieben und geprägt. Seine Geschichte ist ebenso wichtig und voller Heldentum und Aufrichtigkeit, wie das Werk eines Martin Luther King, eines Malcolm X, der Freedom-Writers und des ersten schwarzen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.
Diese letzte Szene hat mir vollends den Rest gegeben.....
Lee Daniels erschafft nichts weniger als ein kleines Meisterwerk, dass uns die Geschichte erzählt, wie sie war, wie sie ist und wie sie noch lange bleiben wird. Gib einem Menschen macht und wird mehr haben wollen. Gib einem Menschen Geld und er wird mehr haben wollen. Warum?.....
-Weil Menschen eben so sind-