Rocket Man - Kommentare

Alle Kommentare von Rocket Man

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    Rocket Man: Filmtoast 27.08.2017, 20:09 Geändert 21.08.2018, 21:03

    [...] Jane Eyre erzählt von allem Bösen, der grauen Realität, der Verdammnis durch das, was der Mensch selbst geschaffen, sich selbst angetan und erzählt dennoch einen bittersüße, bittertraurige und ehrliche Liebesgeschichte, wie sie das Leben höchst selbst lehrt. [...]

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      Rocket Man: Filmtoast 26.08.2017, 18:07 Geändert 26.08.2017, 19:18

      Injustice and the unstable Reality

      -Danke FYM/Danke Robo/Meine treuen Gefährten/Danke Nick Stahl/ Danke Mel Gibson/Danke an die Ungerechtigkeit und die unstabile Realität-

      Das Folgende nähert sich der Handlung von „Der Mann ohne Gesicht“ hoffentlich nur langsam und arbeitet etwas auf, von dem ich dankbar bin, es endlich textlich niederschreiben, vielleicht sogar verarbeiten und etwas weitergeben zu können.

      Ende

      Ich beschloss damit weiterzumachen, nicht zu akzeptieren, was mein Vater darüber dachte, zu tun, was mir in meinem jungen Alter richtig erschien, büchste aus und wurde wieder zurückgeschickt. Niemand kann es verantworten ein Kind aufzunehmen, dass nicht ihm gehört. Aber er war gut zu mir, ich war ihm unendlich dankbar. Für die Tage des Spaßes, der Weisheit und der Inhalte einer Lehre, die er mir geben konnte. Die Füllung einer Leere, die in mir hinterlassen wurde. Sein Laster war mir egal. Es war nicht meins und er war ein guter Freund. Leider war sein Ruf ein anderer und mein familiäres Umfeld nahm nur die Gerüchte auf, die man ihnen zum Frühstück- mittag- und Abendessen auftischte. Welch Ungerechtigkeit in den unreifen Ansichten der Menschen. Vorurteile und Missachtung der menschlichen Hintergründe. Egal, welch Laster es wohl am meisten war, es hatte und hat seinen Grund und ich war schon immer jemand, der wie eine Katze, in die Seele der Menschen vordingen wollte. Ich habe ihn durchschaut. Und ich habe (ihn) nicht vergessen.

      Anfang

      Ich muss 15 oder 16 gewesen sein. Damals lernte ich einen netten, vermutlich doppelt so alten Kerl wie mich kennen, der meinen Geschmack für Musik und Instrumente teilte. Er hatte in seiner Wohnung allen möglichen Kram zum Mischen der Musik, einspielen der Instrumente und Tonbearbeitung. Er lud mich ein mit ihm ein wenig Musik zu machen. Nach Noten spielte man nicht. Man spielte nach Gefühl. Immer zu machte er sich dann seine Bong an und befriedigte ein Verlangen, dass mich damals nicht weiter interessierte. Ich wusste ob der Gefahr und der Auswirkungen, aber er war nett zu mir und wir spielten unsere Musik. Wir ließen uns nicht beirren. Etwas davon habe ich sogar noch Zuhause. Er war mir damals ein guter Lehrer und ich lernte sehr früh, dass Vorurteile nur zur Unstabilität der Realität beitragen. Es war damals falsch, genauso wie heute und in der Zukunft. Wir nahmen ein paar amateurhafte Songs auf, ohne Gesang, weil ich dafür keine Eier hatte, und er machte mit seinem Plattenmix ein Unikat draus. Ich spielte das erste Mal auf einer E-Gitarre, das erste Mal auf einem Bass und spürte die Musik, nicht mehr nur einen kleinen Wirbel, der entstand, wenn der Bass meiner Anlage Zuhause die Haare auf meinen Armen hochpustete. Nicht mehr nur dieses dumpfe Beben in meiner Brust, wenn ich meinen ganzen Hass mit Bass und verzerrten E-Gitarren betäubte. Wir spielten Lieder nach. Ich spielte Back in Black, Nothing else Matters, Enter Sandman, Shoot to Thrill. Rein aus dem Gedächtnis. Ich hatte Talent. Tolle Zeit.

      Mittelteil

      Der Kerl, mit dem ich zusammen eine der schönsten und aufregendsten Zeiten verbrachte, war in dem Kreis meiner Familie als etwas anderes bekannt. Man wusste von dem Gras und dem Alkohol und dem Sohn, der gerade alt genug war, ein kühles Blondes anzunehmen, wenn man es ihm anbot. Und das tat ich. Und ich genoss es. E-Gitarre, Bass und ein kühles Blondes. Man verstand mich nicht und ich konnte natürlich keineswegs erzählen, dass ich an den meisten Tagen mit einem Mann Musik machte, der doppelt so alt war, wie ich selbst. Man sah seinen Zähnen den Drogenkonsum an, aber deshalb war er kein schlechter Mensch. Seine Frau liebte ihn, sie machte die beste Pizza der Welt und ich fühlte mich bei den beiden mehr Zuhause, als ich es Zuhause tat. Eine schwere Zeit, denn die Trennung der Eltern und ein paar anderen bitteren Pillen und Gewürzen dieser Jahre, wurde aus mir ein kleiner Rebell. Ein großer Rebell. Es war meine Zeit, die mir niemand wegnehmen sollte. Und ich tat, was sich gut anfühlte. Wir spielten auf unseren Instrumenten, fuhren in der Gegend rum, redeten dummes Zeug und tranken Bier, rauchten Zigaretten und Zigarren und hatten ein wenig Spaß am Leben gefunden.

      Weshalb ich diesen wichtigen Schub nun unternehme?

      Achdreiviertel

      Kurz bevor ich eines Abends entschloss auszubüchsen, gab es Zuhause Stress, wie so oft. Und täglich grüßte das Murmeltier. Man machte sich über meinen Freund lustig und maßte es sich an, gewisse Vorwürfe zusätzlich zu streuen, um den eigenen Standpunkt und die Entscheidung zu festigen. Kontakverbot. Sie warfen ihm vor, er könnte minderes Interesse an mir haben, ich warf ihnen vor, dass sie geisteskrank sind. Minderes Interesse. Damit meine ich die Art „minderen Interesses“, dass auch Justin McLeod vorgeworfen wird. Einem Mann, dessen Gesicht und Körper zur Hälfte entstellt ist. Der kleine Chuck Norstadt träumt davon an einer Kadettenschule aufgenommen zu werden. Er weiß darum, dass er dazu viel lernen muss und wendet sich entschlossen an einen Lehrer, der ausgeschlossen und allein, weg von der Gesellschaft um ihn herum, lebt. Ich träumte davon, dass Zuhause zu vergessen, an einen anderen Ort zu gelangen und den Frust, die Enttäuschung und was mich früher plagte, zu entfliehen und die Geschichte umzuschreiben. Robin und Chuck. Zweisein. Den am Anfang genannten Personen danke ich an dieser Stelle gerne nochmal. Denn „Der Mann ohne Gesicht“ erzählte mir etwas aus meinem Leben, einem anderen, der Ungerechtigkeit und der instabilen Realität um die Menschen, die uns viel geben wollen, wenn wir sie nicht ausschließen, wahrnehmen und schätzen. Wenn wir uns dazu entschließen, aus uns nicht das Gleiche zu machen, was vielleicht unsere Eltern waren, oder andere Menschen oder die einfache Fähigkeit hinter die Fassade einer Mauer zu gucken und sich nicht von der brüchigen und maroden Fassade so sehr täuschen zu lassen. Ich garantiere dafür, dass die Begebenheit der Wahrheit entspricht. Ich spiele seit dem kei Instrument mehr, da es nicht das Gleiche ist und sich einfach nicht Richtig anfühlen würde. Ich habe es aufgegeben. Tolle Zeit.

      Während ich den Film sah, fragte ich mich bzw. wünschte mir aus tiefsten Herzen, dass man mit einem Film verschmelzen könnte. Die letzten Teile des Filmes schmerzten so sehr. Ich kannte diesen Schmerz noch. Ich kenne ihn. Heute, nach der ganzen Zeit bin ich Gebieter dieser Gefühle. Nicht aller Gefühle. Und in der Stille der Bahn, meiner eigenen Vorstellungskraft, male ich an den beschlagenen Scheiben herum. Weil mir die Farbe vergangener Tage so sehr fehlt.

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      Zum Schluss noch ein paar Worte zum Mann der Stunde. Mel Gibson. Ich sah gestern in einem Kommentar eines hochgeschätzten Freundes hier, das Mel Gibson ein sehr bewegtes, sehr vielseitiges Leben geführt hat. Ich möchte es mir an dieser Stelle, egal wie es ankommen mag, sehr, sehr einfach machen und sagen: Wer die Rolle des Justin McLeod und die Umsetzung dieser Geschichte so auf die Leinwand oder auf den Fernseher bringt, der kann weder verrückt, noch geisteskrank sein. Ich sage, Mel Gibson ist ein wunderbarer Mensch, der mit seinen Filmen stets Maßstäbe setzt und sich nicht verbiegen muss. Wer etwas anderes sieht, und dieses eine Mal möchte ich diese Rolle übernehmen, der ernährt sich von den vielen Vorurteilen, die das Fernsehen ihnen berichtet und schlucken jede Pille, die es in den weiten des Internets, Fake-News und Facebook, Youtube, Taff und Galileo News gibt.

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      • 9 .5
        Rocket Man: Filmtoast 25.08.2017, 22:03 Geändert 25.08.2017, 22:04

        https://www.youtube.com/watch?v=yZIummTz9mM

        Leave out all the rest

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        -Sunshine-

        Von hier bis in die Unendlichkeit ist ein weiter Weg. Von hier bis zur Sonne ist die Unendlichkeit unberechenbar. Manche Entscheidungen sind unendlich, das Leben kann es sein und Capa, Mace, Cassie, Corazon, Harvey und Tray versuchen die Unendlichkeit endlich werden zu lassen und der Menschheit ein neues Licht zu zünden. Ein Licht das lichterloh brennt, wie ein Stern am Firmament. Eine Sternenschnuppe, die der Menschheit neue Möglichkeiten erblicken lässt und die Silhouette des Lebens wieder öffnet.

        Danny Boyle versteht alles, was er anfasst und lässt uns an einem Weltraum-Abenteuer teilhaben, dass an Spannung nicht zu übertreffen ist und dabei noch so tief in sich selbst gräbt, dass Böse mit in seine Reihen holt, die Entscheidungen der Menschlichkeit und diese hinter ihr „einpflanzt“, dass aus Sunshine schon beinahe ein lyrisch-visuelles Werk entsteht. Die Schauwerte übertreffen sogar noch die neueren Werke unserer Zeit und Danny Boyle hat für die Zukunft Maßstäbe gesetzt, die unerreicht sind. Gravity konnte seine Schauwerte ebenso spektakulär umsetzen und erzeugte ebenfalls eine intensive Spannung. Aber Bildkomposition und Musik treffen in Sunshine auf alle Nerven. Auf Geistige, wie auch physische. Angst, Wut, Hoffnung und Erstaunen, gefolgt von ehrfürchtigem Staunen und ehrlicher Begeisterung.

        Was Danny Boyle miteinfließen lässt, ist bemerkenswert. Er lässt die Handlung nicht einfach nur eine Rettungsmission mit einer Bombe im Gepäck sein, sondern verleiht dem Licht eine hoffnungsvolle Bedeutung. Die Sonne ist der Grund dafür, dass wir Lächeln, morgens besser aus dem Bett kommen, im Biergarten sitzen und ein kühles Blondes schlürfe können. Sie ist wunderschön und hat auch auf unser emotionales Wohlbefinden großen Einfluss. Ohne Sonne keine Pflanzen, kein Essen, kein Mensch. Ohne Sonne keine Hoffnung, kein Sinn, kein Leben.

        Besetzt mit großartigen Schauspielern entfaltet Sunshine ein Maximum an Intensität, das an ausgewählten Stellen den Atem raubt und das Herz sehr schnell schlagen lässt.

        P.S. Das Musikvideo zum Film steuerte niemand geringeres als Linkin Park bei und bringt in Zeilen, Worten und Bildern ein ebenso erstaunliches, wie gefühlvolles und intensives Erlebnis bei. Passend, voller Leben und voller Licht

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        Leave out all the Rest - Linkin Park

        „When my time comes
        Forget the wrong that I've done
        Help me leave behind some
        Reasons to be missed

        And don't resent me
        And when you're feeling empty
        Keep me in your memory
        Leave out all the rest“

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          Rocket Man: Filmtoast 24.08.2017, 21:46 Geändert 25.08.2017, 06:45
          über Raum

          And What’s about Life?

          Die beschlagenen Scheiben sind noch immer da und ich sitze allein in der Bahn, während ich auf der Suche nach ganzen Stücken und noch nicht zerbrochener Reflexion in noch nicht zu Bruch gegangenen Scheiben suche. Manchmal, auf der Arbeit, wenn ich durch Türen gehe, raus gehe, auf mache, zu mache, verschließe und aufschließe, sehe ich ganze Türen, Stücke und Fenster. Auch, wenn ich selbst nicht so ein Büro besitze, sehe ich manchmal Zimmer und ihre Türen, die jederzeit verschließbar sind. Sie sind offen, sie sind zu, sie sind offen, sie sind verschlossen. Verschlossenheit. So müssen die Türen heißen.

          Seit einiger Zeit setze ich es voraus, dass man Zuhause an meiner Tür klopft, bevor man hereinkommt. Da hab ich die Möglichkeit verschlossen zu sein. Verschlossene Türen. Die Möglichkeit Nein zu sagen und selbst zu entscheiden ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil dieser Maßnahme, auch wenn das Klopfen und direkte Öffnen im Anschluss, eigentlich eine zeitgetreue Gestalt hat. Konventionen der Zeit.
          Ich sitze heute nach einiger Zeit und ohne erneute Sichtung in meinem Zimmer. Mit Brie und Jack. Mutter und Sohn. Und ich. Alleine. Und doch zusammen. Alleinsein zu dritt. Dreisein. Ich habe jede Sekunde abgespeichert. Tief in mir. Vor kurzer Zeit schrieb ich etwas über das Alleinsein. Jetzt gerade schrieb ich etwas über das Alleinsein. Warum?

          Mein gelegentlicher Wunsch nach dem Alleinsein. Was bedeutet er? Wenn es eine Antwort gibt, gibt es auch X andere. X-beliebige Antworten. Ich lass mir nicht in meine Karten schauen. Der Wunsch nach dem Alleinsein, ist der Wunsch nicht alleine zu sein. So zumindest, wenn ich wieder an den emotionalsten Filmmomenten festhalte, die ich in meinem jungen Leben erleben durfte. Denn Alleinsein ist der Wunsch nach Nähe. Gewiss, man mag mir widersprechen. Aber nicht im Kontext „Alleinsein“ in „Raum“. Oder in meinem Raum. Manchmal eingeschlossen, weggesperrt, manchmal geöffnet und offen.

          Zusammen in „Raum“ mit Brie und Jack. Und es ist kein wörtliches Alleinsein. Es ist ein wörtliches Zweisein, das durch die Zeit zum Alleinsein geworden ist. Zwei Menschen sind allein. Ich bin manchmal allein. Gebrochene Scherben, beschlagene Scheiben, Selbstreflexion, die sich in mich hineinbrennt. Ist es schlimm, wenn es brennt? Kann Feuer nicht schön sein? Raum ist dieses Feuer. Und es ist nicht heiß und brennt niemandem die Kleider vom Leib, die Haut vom Körper. Die Gefahr besteht trotzdem, dass man einen kleinen Teil seines Ich’s darin verliert oder wiederfindet. Seit der ersten Sichtung nahm ich mir vor immer mal wieder ein paar Worte zu finden. Ein paar Worte über das Alleinsein, Zweisein und das Feuer, an das man sich nicht die Hände verbrennt. Feuer muss man anfassen und lernen, dass es heiß ist, aber auch helles Licht versprüht. Nicht jedes Feuer ist tödlich. Oder zerbrochene Scheiben, deren Reflexion immer nur einen Teil des Lichts zeigen. Hoffnung. Lasst uns die beschlagenen Scheiben bemalen, die zerbrochenen Scheiben zusammensetzen, das Licht Formen und die Zeit beschreiten. Raum und Zeit. Nicht im Sinne der Wissenschaft, sondern im Sinne des Lebens.

          That's about Life.

          Für Brie, Jack und Lenny Abrahamson. Jetzt und für immer.

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          • 10
            Rocket Man: Filmtoast 20.08.2017, 19:59 Geändert 21.08.2018, 21:04

            [...] “Pans Labyrinth” ist das wohl ‘schrecklichste’ Märchen der Welt. [...]

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              In Memory of a life section – Oder von Löchern in der Hosentasche

              Ob man nun oft bereut, was man getan oder sich gewünscht hat, spielt in „Vergiss mein nicht“, mit Jim Carrey und Kate Winslet, keine große Rolle. Sie machen es uns einfach vor und spielen dabei mit unseren Sehgewohnheiten, unseren eigenen Erinnerungen, unserem Innenleben und unserer Vorstellungskraft, die oft dazu neigt, sich Dinge vorzunehmen, zu wünschen oder einfach zu machen, die man später auf’s bitterste bereuen wird.

              In Vergiss mein nicht verliebt sich Joel Barrish in die bunte und zuweilen frische- und durchgeknallte Clementine Kruczynski. Zusammen verbringen sie die schönsten Zeiten und auch die tragischsten. Vom verliebt sein, bis zum Zusammenleben, bis zu Gewohnheit und Abscheu. Der Weg vieler Liebschaften. Joel und Clementine geben sich aber dennoch gegenseitig so viel, ergänzen sich prächtig, da sie beide unterschiedlicher nicht sein könnten. Joel ist der schüchterne, nachdenkliche und zerrissene Typ, Clementine die zugegebenermaßen auch zerrissene, aber verrückte und lebensbejahende Seite der Geschichte. Michel Gondry bedient sich in Vergiss mein nicht keiner übernatürlichen Mittel, sondern ermöglicht den Figuren das Löschen einer Erinnerung bzw. die Erinnerungen an einen Menschen, durch vermeintliche Ärzte und Praktiken. Natürlich ist dies fiktiv, wirkt aber in der heutigen Welt des Fortschritts für mich nicht allzu fern. Zuerst Clementine, dann Joel, entscheiden sich für diesen einfachen Weg. Joel, als er mitansehen musste, wie ihn seine große Liebe nicht mehr erkennt und Clementine, als sie mit sich selbst nicht mehr im Reinen ist, zerrissen ist, sich für die Löschung entscheidet und unüberlegt eine tragische Kettenreaktion über den Zaun bricht…. Wir dürfen bei der Löschung Joel‘s Live mit dabei sein und sehen das Leben im wahrsten Sinne an uns vorbei ziehen. Die schönen Momente, die poetischen Momentaufnahmen aus Joels Leben, seine Zerrissenheit, Clementine’s intuitive Art, ihre Spontanität und ihre Macken und Zerrissenheit.

              Da muss ich mich unweigerlich auch an meine erste Romanze erinnern. Da muss ich gar nicht tief gehen, denn jeder wird die ersten Momente Glück, das erste Gefühl verstanden worden zu sein, wohl gut kennen. Ich hoffe es! Es fühlte sich warm an, wie eine Decke, die sich über alles hinweg setzte, was unter ihr geschah. Was über ihr geschah war wahrhaftig und brachte das Blut zum Kochen. Die ersten Momente Glück waren schön, wunderschön, aber der Glanz versiegt oft sehr schnell und es wird zur Gewohnheit, man rückt sich auf die Pelle, verliert die Momente in dem Loch seiner Hosentasche und weiß die Seelenverwandtschaft nicht mehr genug zu schätzen. So, wie am Anfang. Die erste Erfahrung ist immer die stärkste und in ganz seltenen Fällen hält und endet sie, wie „Und sie lebten glücklich und zufrieden, bis ans Ende ihrer Tage“. Aber nicht immer. In meinem Fall nahm es einfach eine tragische Wendung und um frühzeitig auf den Punkt zu kommen, wünschte ich mir die Person, mit der ich die ersten Momentaufnahmen in mein gedankliches Portfolio des Glücks klebte, rachsüchtig weg. Aus meiner Erinnerung oder von der Erde. Einfach weg.

              In Vergiss mein nicht beleuchtet Michel Gondry aber nicht nur die impulsive Seite, sondern auch die Schattenseite einer solchen Entscheidung. Denn, was in dem einen Moment richtig erscheint, aber nicht mehr als Rache bedeutet, würde uns im anderen Moment gedanklich fehlen. Denn ohne Fehler, unsere ganz eigene Art, unser eigenes Denken und die Fehler, die wir begehen, könnten wir künftige Entscheidungen nicht mehr abwägen. Deshalb hält Joel die Löschung in seinem Inneren auf, um seine Liebe nicht zu verlieren. Es ist ein tragisches und bittertrauriges Märchen, dass von der Dunkelheit des Lebens berichtet. Finsternis und Zerrissenheit wurden dem Film eingebrannt. Der Drang zur Wendung und hin zu Liebe und Leben, machen daraus ein lange nachwirkendes Werk.. Es steckt alles drin, was es über das Leben und die Liebe zu berichten gibt. Ebenso schockierend und finster werden die Szenen mit Bilderfluten und Gedanken überschwemmt. Eine aufrüttelnde Darstellung und ein Jim Carrey in der vielleicht besten Rolle seines Lebens.

              Manchmal möchte man sich die Menschen weg wünschen, manchmal wünscht man sich auch alle weg, aber wenn sie es erstmal sind, dann fehlen sie. Wenn wir uns einen Menschen weg wünschen, dann fehlen uns die Entscheidungen und Fehler die wir begangen haben und die wir für unser Leben und zukünftige Entscheidungen dringend benötigen.

              Ich blicke zurück und sehe diese ersten Momentaufnahmen, das erste Glück, den ersten Kuss und verzeihe ihr alles, denn die wichtigste Zeit war ehrlich und aufrichtig. Und das ist im Grunde alles, was zählt. Das Schöne. Ich wünsche sie mir nicht mehr weg und bin froh, dass ich daran zurückdenken und die Erinnerung in mir auffrischen kann. Denn sie fühlt sich immer noch schön an und wird mir im Leben bei neuer Liebe und neuen Erkenntnissen und Entscheidungen helfen.

              Ich habe mich also reif und ehrlich von den schlechten Erinnerungen dieser ersten Liebe verabschiedet und die wichtigen und ausschlaggebenden Momente überleben lassen. In Memory of a life section.

              Wir trinken also heute auf das Leben, die Fehler, die innere Zerrissenheit, Individualität und Momentaufnahmen, die wir durch kein Loch in unserer Hosentasche verlieren dürfen.

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              • 8 .5
                Rocket Man: Filmtoast 18.08.2017, 23:04 Geändert 18.08.2017, 23:06

                -Origins-

                Für mich, als tief gläubiger Mensch, der schon seit langer, langer Zeit den Weg der Erkenntnis und des Glaubens ein wenig verloren hat, vom Weg abgestreift und etwas erkenntnislos zurückgeblieben ist, aber trotzdem fest glaubt, findet sich die Entstehung des einzigen Buches in The Book of Eli wieder. Vielleicht kein Glaubensbekenntnis oder Glaubenserlebnis, aber ganz bestimmt eine Art Motivation, die die Mauern einreißen und das biblische Ausmaß der Geschichte in apokalyptische Bilder einhüllt, die die Grundfesten erschüttern und die Bitterkeit und Güte auf der Welt aufstrahlen, oder vielleicht doch nur aufblitzen zu lassen vermögen.

                Aus The Book of Eli strömen satte, teils helle, teils dunkle Farben und die einfache Erkenntnis, dass der Mensch oft noch simpler gestrickt ist, als man es aus Büchern oder der Geschichte kennt. Er besteht aus Grausamkeit, eisernem Willen und Kraft, die mit biblischer Intensität im Film auf eine andere Art vorgeht, als ich es vorher kannte.

                Einst existierte ein Mann, lange vor unserer Zeit. Er hatte einen Weg vor sich, der sein ganzes Leben andauern sollte. Die Welt war nicht voller Güte, sondern voller Dunkelheit, Staub und beschlagenen, satten Bildern des Nichts. Im Nichts, darunter und darüber, dem Staub und den satten und beschlagenen Bildern, verbarg sich jedoch ein Licht, dass erhört und gesehen werden sollte. Der Mann nahm es sich zur Aufgabe, dem Licht und der Stimme, die aus ihm sprach, bedingungslos zu folgen, als stünde sie unmittelbar vor ihm und würde ihm eine Geschichte von Finsternis, Aufopferung und Liebe erzählen. Die Stimme, die zu ihm sprach, konfrontierte ihn aus seinem langen Weg mit der Grausamkeit und Krux des menschlichen Wesens. Der Mann wurde mit aller Finsternis bekannt gemacht und blieb doch auf dem Weg. Er wurde geprüft. Er kehrte nicht um und ertrug das Leid, dass er sah, dass ihm widerfuhr und das so viele Menschen erleiden müssen. Er ist sich der Tragweite seiner Aufgabe bewusst und das sie ihn sein Leben kosten könnte.

                The Book of Eli spricht nicht zu viel, verrät das wichtigste Detail seiner Geschichte nicht, gibt für den uninteressierten Zuschauer auch keine Auflösung, es sei denn, er ist gewillt, bis zum Ende zu gucken und mit Eli (Denzel Washington) auf eine Reise durch Blut, Mark und Schmerz zu gehen. Gedanklich führt der Weg geradewegs zu einer Huldigung an die Entstehungsgeschichte desselben Buches, dass einst, vor sehr, sehr langer Zeit geschrieben wurde. Auch der Mann in dieser Geschichte sah sich mit dem Leid und der Erkenntnis ein Opfer für die Menschheit zu bringen konfrontiert und nahm allen psychischen, wie auch physischen Stress in Kauf und ertrug es für alle Menschen, die auf der Erde wandeln. Eine unmissverständliche Nachricht an uns, die bis heute nicht in dem Geist aller Menschen angekommen ist. In beiden Geschichten ist die Parallele zur übermenschlichen Kraft über den eigenen Körper und das Ziel in Mark, Knochen und Verstand ein Symbol für die Botschaft, die kein Erbarmen, aber auch kein Versagen zulässt.

                Ich, als tief gläubiger, der schon seit langer, langer Zeit den Weg der Erkenntnis und des Glaubens ein wenig verloren hat, vom Weg abgestreift und etwas erkenntnislos zurückgeblieben ist, aber trotzdem fest glaubt, sehe in zwei Geschichten das Opfer zur Errettung der Menschheit. The Book of Eli bedient sich einiger visueller Effekte, wie die Kamera, die auch durch Trümmer hindurch fährt, auf naher, wie auch weit entfernter Position aus opulente Bilder einfängt, aber auch musikalischer Elemente, wie dunklen Klaviertönen, uns bekannter Musik, die zur Identifikation beiträgt und aus The Book of Eli kein fremdes Werk macht. Freilich ist auch die Brutalität ein intensives Mittel in der Darstellung, dass aus mindestens einer Position heraus sehr effektiv funktioniert. Und zwar, dass es kein Opfer ohne ein Opfer gibt, Eli im Film zum Ende hin aber trotzdem nur ein blinder, verwundbarer Mann geblieben ist. Mit Beendung seiner Aufgabe verlässt auch er seine fleischliche Hülle und verlässt diese Welt. Eine weitere Parallele in zwei Geschichten, die in post-apokalyptischer Atmosphäre eingefangen worden ist. Die dunklen Klänge des Klaviers, der sanfte Klang verzerrter Elemente, aufblitzender, quietschender Akzente, Denzel Washington, Gary Oldman und der Entstehungsgeschichte eines Buches für die Menschheit, lassen The Book of Eli nachwirken. Bitter, süß, voller Glaube und Hoffnung und einer Nachricht, die vor 2017 Jahren so aktuell war, wie sie es auch heute noch ist und lange bleiben wird.

                „Und Gott sprach: Es werde Licht! und es ward Licht. 4 Und Gott sah, daß das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis 5 und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht.“ –Das einzige Buch-

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                  Rocket Man: Filmtoast 16.08.2017, 21:50 Geändert 18.08.2017, 06:32

                  „I don't lose, I don't win, if I'm wrong, then I'm halfway right“

                  Wenn der Schatten des Trübsals dich übermannt, denke daran, alles kann sich wenden.
                  Wenn sich die Gefühle in dein Fleisch schneiden und du verloren hast, denke daran, alles hat zwei Seiten.
                  Wenn sich die Wege kreuzen, du das Gefühl hast, du hättest verloren, denke daran, Hoffnung ist kein halbleeres Glas.
                  Wenn sich die Entscheidungen türmen, du vollkommen falsch gelegen hast mit allem, denke daran, du bist auf halbem Weg.

                  Egal, was du tust, was du denkst, was du falsch machst, welche Scherbe dir auch in den Weg gelegt wird.., wenn du verlierst oder falsch liegst, dann bist du zur Hälfte am Ziel angelangt.

                  Wenn du deinen Schatten beobachtest und ihn langsam an dir vorbeiziehen siehst, fürchte dich nicht, denn er wird geradeaus an dir vorbeigehen und dir den Weg zeigen. Lass zerbrochene Scherben nicht liegen, sammele sie und setze sie zusammen. Lass fetzen deiner Gefühle nicht verstauben, vergiss sie nicht, schreib dir einen Zettel, erinnere dich stets an die guten Zeiten und setze sie wieder zusammen. Lass die Vergangenheit nicht Vergangenheit sein. Lass die Vergangenheit Gegenwart sein und Gegenwart Vergangenheit, Gegenwart Zukunft und Zukunft Gegenwart. Akzeptiere sie und hak sie ab. Lass das Leben nicht Leben sein. Lass das Leben unendlich sein. Lass das Leben aus Freude und Wut bestehen. Lass andere links liegen. Denk an dich. Tu dir was Gutes. Sag ja zu neuen Gedanken, sag ja dazu, alles hinter dir zu lassen. Sag ja zu gebrochenen Herzen, schlechter Musik, ungesundem Essen, Zigaretten, Alkohol, Party, Freunden, grausamen Gedanken, Freiheit und Willkür. Sag ja, wenn du einer alten Dame über die Straße helfen möchtest, wenn die Kassiererin mit ihrer Laune gerade aus dem Tiefkühlfach zu kommen scheint, wenn deine Freunde dir Böses antun, wenn jemand etwas nettes sagt, wenn du Unsinn schwallerst, wenn der Moment zu kurz war, wenn du die Momente vervielfältigen und sammeln möchtest. Sag ja zu neuen Bekanntschaften, neuen Erfahrungen, neuen Kreuzungen und Wegen, Gefühlen, Trauer, Wut, Zusammenbruch, Rache, Aufopferung, Hass und Wiedergeburt. Sag ja zu Liebe, Vertrauen. Sag ja, nicht selbst so kritisch mit dir zu sein, anderen nicht immer alles vorzuschreiben, sanfter mit dir selbst zu sein. Sag ja zu billigen Kaugummis, billiger Cola, Billigen Bonbons, schlechten Chips für teuer Geld, einem 2000€ Weber-Grill und 1€ Würstchen von Penny. Sag ja zu schlechtem Bier, schlechtem Schnaps, schlechtem Wein aus dem Tetra Pack und billig Kaffee von Netto. Sag ja zu deinen Freunden, sag ja zur Familie, sag ja zum grauen Leben, sag ja zur Arbeit, Überlastung, 12 Stunden Tagen, Krankenscheinen, Urlaub und Vergnügen. Sag ja zu 10000€ Euro Netto + Provision und Späßen, 1000 Quadratmeter in Las Vegas für dich allein, 1 € Toast, 1 € Wurst, 1€ Spaghetti und 1,29 € Chickenburger, wenn du kein Bock hast, dir was zu kochen. Sag ja zu leichten Entscheidungen, schweren Entscheidungen, Ausweglosigkeit und dem Ende vieler Abschnitte. Sag ja zu Fehlern, zum Lernen, zum Ignorieren, zu Akzeptanz, Relevanz, Rationierung, Billig-Konserven, schlechter Gesundheit und moralischen Werten. Sag ja dazu, dass dich jemand erschaffen hat, den du nicht kennst und dass es noch andere gibt, und dass du nicht der Mittelpunkt des Universums bist. Sag ja zu scheiß drauf, mach doch, was du willst und Carpe Diem. Sag ja zu Schimpfworten, Worten, sag ja dazu, dich nicht verbiegen zu lassen, dein Ding zu machen, anderen egal zu sein, auf die Meinungen zu verzichten, du selbst zu sein. Sag ja zu alles oder nichts, Dunkelheit oder Glanz, Scherben oder ganzen Scheiben, beschlagener Selbsttäuschung, Melancholie und Zerissenheit. Sag ja zu deiner Geschichte. Sag ja zur Individualität. Sag ja zum Leben. […]

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                    Rocket Man: Filmtoast 15.08.2017, 19:35 Geändert 15.08.2017, 20:06

                    „I know, I’m not the Center of the Universe…“

                    Glücklich, zufrieden, Erfolg, Licht, Glück, Liebe, Alleinsein, Zeit, Verwandlung, Gedanken, Eins sein mit der Dunkelheit. Wie sich Alleinsein anfühlt, weiß Robert Neville. Aber wisst ihr das auch? Wie in dieser Dystopie, muss auch ich immer langsam die Erkenntnis gewinnen, dass man sprichwörtlich nicht alles haben kann, nicht alles braucht, alles haben will, nicht alles bekommt und manchmal sogar die normalsten Dinge nicht mehr sehen kann. Jeden Tag und täglich grüßt das Murmeltier. Nicht alles ist von Wert, auf viele Dinge kann man getrost verzichten, auf vielen Dingen steht nicht mein persönliches Copyright und manchmal realisiert man Unglück mehr, als Glück.. Und manchmal ist das Glück rar gesät und nicht so groß, wie die grüne Wiese in unserem riesigen Garten.

                    "And I drive myself crazy"

                    Auf Wellen kann man reiten, ohne vom Surfbrett zu fliegen… Aber warum fühlen wir uns allein? Ist es die Tatsache, dass wir keinen Gegenüber haben, mit dem wir unsere Menschlichkeit teilen können? Niemanden, mit dem man sprechen oder diskutieren könnte? Oder liegt es daran, dass wir uns nicht immer für die richtigen entscheiden können und das Alleinsein manchmal sogar vorziehen? Robert Neville muss die Erfahrung machen, ganz ohne menschlichen Kontakt auf der Welt zu sein. Manchmal, aus Spaß, da behaupten wir, wie schön es doch wäre, einmal allein auf der Welt zu wandeln. Aber was dann? Mich holt das Gefühl manchmal ein, in einer Welt voller Menschen, einer Feierabendbahn, so voll davon, dass die Scheiben beschlagen, zu leben, ohne das mich darin jemand sehen könnte. Ich stelle mir manchmal vor, dass ich in den Gängen der Bahn, den roten Stangen, an denen man sich festhalten kann, den Sitzen und dem Geruch von unzähligen Menschen, ganz alleine sitze, inne halte und den Konsum von harter Arbeit und der grauen Realität verdaue. Jeden Tag und täglich grüßt das Murmeltier. Durchatmen, ohne das mich jemand sehen kann. Manchmal wünsche ich mir nichts mehr, als das. Aber eigentlich ist es nur ein Zeichen an mich selbst, dass ich mir eben das am allerwenigsten wünsche. Zwiespalt.

                    "It's not like I make the choice
                    To let my mind stay so fucking messy"

                    An manchen Tagen glücklich, an manchen nicht und ich weiß, dass ich nicht das Zentrum des Universums bin. Ich weiß das. Ich erkenne das. Jeden Tag und täglich grüßt das Murmeltier. Aber mir fehlt manchmal so vieles, wie Robert Neville in I am Legend. Ein Film, der mit dem richtigen Tag, in genau die richtige Kerbe schlägt, die mich an manchen Tagen schneidet. Ich lebe manchmal in einer post-apokalyptischen Welt, mein Kopf ist oft eine einzige Dystopie. Nicht jeder Film schaltet sofort und manche Filme brauchen genau die richtige Länge, die richtigen Gefühle, ein einziges Lied und die richtigen Schauspieler, die dem Ganzen einen gefühlvollen Touch verleihen.

                    „I wanna let go, but there's comfort in the panic“

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                      -Durch den Dschungel, durch das Leben, in den Geist, in die Wildnis, hin zum Scheitern, hin zum Ruhm, zum Verlust, zur Geschichte, zur Entdeckung, zur Liebe, zurück in den Dschungel, in sich selbst, in die Welt, zur vergessenen Stadt Z, mit Percy Fawcett und Charlie Hunnam.-

                      Mit 140 Minuten Laufzeit kann es natürlich kein Film schaffen, die komplette Geschichte rund um Percy Fawcett zu erzählen, aber dennoch Teile daraus monumental und nach bester Manier, mit bester Ausstattung, bestem Cast und besten Bildern, mit auf eine Reise in den Dschungel zu nehmen und von einer faszinierenden Geschichte zu erzählen, wie sie die Welt nicht oft schreibt.

                      Nicht selten stehen wir selbst vor einer Aufgabe und geben uns keineswegs mit der bloßen Tatsache zufrieden, dass es da nicht mehr zu entdecken gibt, gehen mit unserem eisernen Willen voran und nehmen auch Verluste in Kauf. Es fängt bei jedem, auch bei mir mal klein an. Ich bin jung und hab von Tuten und Blasen noch keine Ahnung. Ich bin mir dessen bewusst. Ich versuche dennoch stets, so gut es mir möglich ist, auf der Arbeit, Zuhause, in meinem Kopf, außerhalb meines Kopfes und mit meinem scharfen Verstand, scharf zu schalten und meinen Fußabdruck mithilfe meiner eigenen speziellen Unterschrift zu hinterlassen. Ich möchte sagen: „Hallo werte Welt. Ich bin da und ich bin Entdecker.“ Sei es, die Verantwortung mal in die eigenen Hände zu nehmen, den Verlust bewusst im Hinterkopf zu behalten, etwas anders zu machen und mehr, als den gewohnten Unsinn und die gewohnte Unwahrheit der Menschheit zu vernehmen.

                      Percy Fawcett ist, wir überspringen an dieser Stelle mal einige Jahre, ist Entdecker geworden, um seinen verstaubten Namen und die Ehre seines Namens in der Gesellschaft von früher wieder herzustellen. Dafür nahm er jahrelange Abwesenheit zu seiner Familie in Kauf und glaubte eine unbekannte und magische Stadt in Amazonien (Amazonas) zu entdecken, von derer Existenz ihm natürlich niemand glaubte. Die Menschen wissen nicht, was sie wollen, erklären alles, was anders ist, als Feind und schlachten seit Jahr 0 alles ab, was ihnen nicht logisch, sondern anders erscheint. Die Tragik in The Lost City of Z ist stark zu spüren, aber James Gray nimmt es mit Humor und stellt die Gesellschaft in einer großen Diskussion so gekonnt auf die Schippe und ihrer Dummheit selbst gegenüber, dass man darüber nur lachen kann. Ein Entdecker, der für's entdecken nicht gewürdigt wird. THE LOST WORLD OF US.

                      Wenn ich eine gute Idee habe, dann wird sie auch nicht von jedem anerkannt. Sei es, weil man noch so "blut"jung ist und sowieso noch keine Daseinsberechtigung hat, oder einfach nur der Hierarchie wegen. Erst letzte Woche habe ich eine für mich existenzielle Aufgabe perfektioniert, von der aber wohl auch nur ich profitieren werde. Zu gern würde ich damit durch die Räume auf der Arbeit gehen und sagen: "Das habe verflucht nochmal ICH entdeckt. Schreibt euch das gefälligst hinter eure dämlichen Löffel." Aber ich bin Teil der Hierarchie und, wie ihr alle wissen möget, muss man in mancher Position einfach die Schnauze halten. So ist es und der Mensch ist selbst daran schuld. Er hat sich eine Gesellschaft erbaut, in der Ideenreichtum nicht gewürdigt, sondern entwürdigt wird. Es ist doch ganz einfach. Im Gesetz sind wir alle gleich. Entschuldigt...nach dem Gesetz. Außerhalb des Gesetzes bin ich ein grauer, kleiner Mitarbeiter, der klein gehalten wird und von dem "einfach machen" erwartet wird. Genauso wie ihr alle da draußen. Wir sind nicht alle gleich viel wert, weil der Mensch eben nicht an andere, sondern an sich selbst denkt. Einige von euch und auch ich, wären gänzlich anders, aber die Grausamkeit überschattet die Menschlichkeit schon seit je her.

                      Percy Fawcett hatte mit all seinen Erkenntnissen Recht, wie am Ende aufgelöst wird. Seine Expeditionen könnten dem einen oder anderen, ebenso wie Teile seiner Geschichte, zu kurz vorkommen. Mir mal so überhaupt nicht, weil die Geschichte auch nicht mit 240 Minuten hätte erzählt werden können. Eine Miniserie wäre sicherlich eine Option gewesen, aber James Gray erzählt die wichtigsten Teile der Geschichte, präsentiert uns einen Charlie Hunnam in perfektionierter Höchstform und verzaubert uns mit Entdeckergeist und dem eisernen Willen, zur Hölle nochmal, im Leben etwas zu entdecken, Opfer zu bringen, jedoch nicht Fehler zu wiederholen und immer zu wissen, was einem lieb und wichtig ist. Mir hat in The Lost City of Z absolut nichts gefehlt. Ich fühlte mich an manchen Stellen, ob der zauberhaften Bilder sehr gut unterhalten, ob des teilweise gut portionierten Humors und eines Charlie Hunnam's, der zugegebener Maßen bei mir sowieso Vorschusslorbeeren bekommt.

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                      • Rocket Man: Filmtoast 13.08.2017, 00:55 Geändert 13.08.2017, 13:08

                        Herzlichen Glückwunsch zum Kommentar der Woche Pleasant ! :)
                        Genieße diesen Moment und schließe ihn in dir ein.

                        Ich möchte auch ganz vorsichtig ein paar Worte verlieren. Das Folgende aber nicht wertend aufnehmen...ist nur so das, was ich dabei empfunden habe :)

                        Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass mir diese ganze Werbung mit der wahren Geschichte und dem Leben und der Begebenheit (etc.) bei The Revenant ziemlich entgangen (villt. auch egal) ist. Ich hab hier und da einiges mitbekommen, von der Kreativität und Abwandlung der Handlung gehört, es realisiert, aber immer sofort meine eigenen Eindrücke dazu gehabt. Ich denke, dass das, womit der Film wirbt, nicht unbedingt auch das ist, was Innaritu damit zeigen wollte. Vielleicht hätte er bei der Vermarktung von einer Abwandlung eines unglaublichen Überlebenskampfes gesprochen. Oder auch von einer gewollten Überdramatiserung, um eben dies --> und jenes --> besser herauszustellen. Bevor ich weiter schreibe, sei erwähnt, dass ich, als sehr gläubiger Mensch, auch die Passion Christi für ein wichtiges, unangenehmes und realitisches Werk halte. Ähnlich wie in diesem Film, erschien mir Hugh Glass in The Revenant mehr als ein Symbol, denn einen gewöhnlichen Menschen. Er hat es auf sich genommen, die Schmerzen ertragen, und das Leid überwunden, um sich an dem einzigen Mann zu rächen, der ihm alles genommen hat, was er liebte und ihn zurücklaß. The Revenant ist ja voll von Symbolen und Anhaltspunkten zur Interpretateion. Gewiss ist der Vergleich nicht ganz berechtigt, aber als Symbol für unbeugsamen Willen funktioniert The Revenant auf jeder Ebende, jeder Aufnahme und jedem Atemzug, der sich auf der Linse wiederfindet. Ein starkes Symbol, so fest wie Gestein und so mächtig, wie die Landschaft und das Eis, durch das wir als Zuschauer bei The Revenant mitempfinden können. Vielleicht würde ich das auch ganz anders sehen, hätte ich mich jemals hingezogen gefühlt, mir die ganze wahre Geschichte mal so richtig vor Augen zu führen. Aber ich bin ziemlich sicher, dass es mir nicht wichtig gewesen wäre. Ich habe ihn unter meinen Lieblingsfilmen, weil ich Bild, Score und Cast für mehr als überragend halte und den Film an sich, als einen der besten sehe und empfinde, dass ich die letzten Jahre so Zuhause, wie auch im Kino, bestaunen durfte. Jedenfalls....bevor ich hier wieder zu viel tippe....Ich sehe es dem Drehbuch nicht nur nach, dass es die wahre Geschichte verändert hat, sondern sehe es sogar als eine kleine Huldigung an den Überlebenskampf von Hugh Glass, durch den Zusatz zusätzlicher Tragik, langsamer Erzählweise, beispiellosem- und vermutlich unmenschlichen Willen und dem Einsatz grandioser Kameraarbeit, die mit zahlreichen schnittfreien Passagen und unmittelbarer Nähe zu den Personen agiert..... Da fällt mir gerade auf, dass mein verstaubter Kommentar von meinen Anfängen hier ziemlich blass aussehen muss, nach dem, was ich hier geschrieben habe... hehe.

                        Wie gesagt....das ist meine Auffassung dazu und hat nichts mit deiner Meinung zu tun...ist ja eine vollkommen andere. Nochmals Glückwunsch Pleasant!!!

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                          Rocket Man: Filmtoast 12.08.2017, 22:44 Geändert 14.09.2017, 14:59

                          - Dunkelheit oder Licht? -

                          Viele werden ihn schon kennen. Einige werden ihn noch nicht entdeckt haben, wie ich heute bemerken sollte. Doch The Crow bietet eine Vielfältigkeit an Gefühlen an, die aufrütteln und bewegen sollen. Der Stil ist eigen/einzigartig und das Gefühl beim Zuschauen ekelerrgend und wunderschön...

                          […] Um ganz ehrlich zu sein, geht es in mir auch ziemlich düster zu, während ich durch die dunklen Straßen gehe, mich in den Kacheln und den dunklen Rillen der Stadt verliere und als Krähe über die Köpfe, Gestalten und Grauen der Menschheit wache […]. Anarchie ist nicht nur eine Lebensweise, ein Lebensgefühl, sondern eine Stadt, wie man sie wohl nur in The Crow - Die Krähe von 1994 zu sehen bekommen kann. Selten hat ein Film so viel Abscheulichkeit und Schönheit zugleich bebildert und emotional aufgerüttelt, wie hier. Außerdem bekommen wir Brandon Lee, der dem Joker des Heath Ledger sehr ähnlich sieht und eine außergewöhnliche Präsenz und Physis vermittelt. Sein Spiel ist präzise, kalt, charmant und eigen! The Crow hat ein einnehmendes Setting, dass ihn von allen Filmen unterscheidet. Es ist dunkel, steril, ekelhaft und durchzogen von des Menschen tiefster Angst vor sich selbst. Durchtrieben von Hass, Verachtung, Hässlichkeit. Durchbohrt von einer Liebe, die aus ihm nicht einen dunklen, grauen und bösen Film machen, sondern ihn in Menschlichkeit wiegen und das Hinterfragen der wichtigsten Dinge anschieben.

                          Ich gehe aber erst noch etwas weiter. Vielleicht nutze ich die Zeit, um mich erstmals vorzustellen. Ich heiße nicht Rocket, sondern gelegentlich auch Robin, bin 22 Jahre alt und bin durchzogen und durchtrieben von der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Ich sehe mich stark in Teilen der Stadt wieder, in der The Crow angesiedelt ist. Dunkel, gesetzlos und ohne jede Berechtigung. Allein, im Schatten meiner selbst. Unsichtbar in der Gesellschaft. Ein beobachtender Geist inmitten der menschlichen Abründe.

                          Um uns herum herrscht auch Anarchie, nur eben nicht dieselbe. Momentan begrenzt sich die Anarchie wohl auf die reichen der Gesellschaft, die ihr Vermögen und ihre Macht immer weiter ausbauen können. Wo entsteht Anarchie und wo endet sie? Anarchie gab es vor wenigen Wochen auch in Hamburg. Manche werden sich erinnern. Wo das System des Rechts versagt, weil nicht alle gleich sind, wie es im Gesetz steht, wird irgendwann eine Form der Anarchie entstehen.

                          Ich bin also noch sehr jung und sehe die Anarchie in mir selbst, vermehrt auch auf dem Bildschirm in meinem Zimmer. Manchmal ist mir so, als hätte man die Farben meines Innenlebens auf Zelluloid gebannt. Menschen spielen gerne Gott. Gedanklich tue ich das auch. Wenn ich von Mördern und Schändern lese, höre, Berichte lese oder die Geschichten der Menschen im Angesicht der Konfrontation sehe, dann kommt es zu unangenehmen Träumen, in denen man Menschen manchmal das unmöglichste antun könnte. Oder man fällt von einem Gebäude und wacht wieder auf. Ich wachte bisher immer auf, bevor ich einem Menschen etwas schreckliches antun konnte. In mir steckt also noch eine Gute Seite, wie in Eric Daven. Wenn ich nicht mehr aufwache, während ich jemanden zerstückele, durchtrenne oder quäle, hat die Anarchie Besitz von mir ergriffen. Ist Eric Daven das Böse oder das Gute?...Oder vielleicht Beides?

                          Okay, genug von der textlichen Kreativität. Und weiter. Wir sind alle das Produkt unserer Umgebung, unserer Vergangenheit und den Menschen, die wir lieben. Ich liebe meine Mutter, so sehr, wie ich andere Menschen um mich herum hassen muss. So sehr empfand ich den Hass und die Abscheulichkeit in The Crow und zeitgleich die Schönheit darin. Hass kann man relativieren. Man kann ihn sogar rationieren. Zwischendurch muss man sich selbst manipulieren, um Herr über die eigenen Gefühle zu sein.

                          In The Crow geht es, wie so oft, um die Frage nach Gerechtigkeit. Was bedeutet Gerechtigkeit? Wann hat ein Mensch das Recht zu leben verwirkt? Wenn er ein Mörder ist? Wenn er andere Menschen geschändet und gequält hat? Diese Frage fällt manchmal sehr schwer. Der Gedanke, dass ein Mensch unserer Gesellschaft nicht fehlt, weil er einem anderen das Seine gestohlen hat, zwängt sich manchmal nahezu auf.

                          […] Auf meinem nächtlichen Flug durch die Schattenwelt der verlorenen Seelen, sehe ich Krähen, die der Dunkelheit liebster Freund sind. Sie fliegen über die Plage der Menschen, die sich immer weiter ausbreitet. Wie eine Flut, die hereinbricht. Saufende, kotzende, durchtrieben Gestalten pflastern meinen Weg. Wo soll ich mit der Arbeit beginnen? Mein Rabe wird mir den Weg schon zeigen. Währenddessen beobachte ich, wie sich die Liebe und Herzen da draußen immer mehr trennen, richtig und falsch mit dem Blick in die Schnapsflasche kontrolliert wird. Die Menschen sehnen sich nach den falschen Dingen. Sie wollen die Welt brennen, das Geld fließen und sich selbst nicht sehen und alles um sich herum zerstören. Die Natur der Sache. Der Mensch hat schon immer alles niedergebrannt, was ihm gegeben wurde. Aus den unterschiedlichsten Gründen weiß der Mensch einfach nicht, was er mit alledem anfangen soll, was ihm zur Verfügung steht. Sein Verstand wäre immerhin ein Anfang. Diese Stadt muss die Hölle selbst sein. Und ihre Menschen haben ihr Recht zu leben verwirkt. Jeder Tag, jede Nacht wird der Himmel dunkler, das Wasser rostig-rot. Der Asphalt beginnt nach Eisen zu riechen. Der Glockenturm schlägt kurz nach Mitternacht und meine Krähe beginnt ihren Flug. […]

                          Nach the Crow war mir heute nach einem kleinen Spaziergang. Das Wetter spielte auch mit, denn das Wetter war so dreckig wie der Film und ich hatte noch ein komplett schwarzes T-Shirt und eine schicke schwarze Jeans-Hose. Das Gefühl nach dem Film hielt sich noch eine ganze Weile, eigentlich sogar bis jetzt. Man fühlt sich kurz, wie ein Kind, dass als Krähe durch die Straßen fliegt, in die Gesichter der Menschen guckt und all das Böse ihrer Vergangenheit sehen kann. Als Figur in der echten Welt. Danach zündelte ich mit einem halben Liter Spiritus am Grill, denn es kam enger Besuch zu uns. Ich nahm die Flasche und dachte an ein paar abscheuliche Gestalten der Vergangenheit, Dinge, die ich getan habe, die andere getan haben, die wir alle tun. Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Dachte ich es mir doch. Ich schoss also den Spiritus in die Gesichter der Dunkelheit und befreite mich von einem Stück des Leids, dass sich in meinem Körper, in meinem Kopf und meinen Geist gefressen hat. Ich beobachtete das Feuer, dass so hoch brannte, dass es aus dem Kamin unseres Grills wieder hinausschoss. Ein Feuerstrahl, so stark, wie der Rheinfall. Ich genoss den Anblick von Zerstörung, die Macht und blieb durchtrieben davor stehen. Es war wunderschön und die Frage nach der Gerechtigkeit beschäftigt mich schon mein ganzes Leben. Darf ich Hassen? Soll ich hassen? Ich bin nicht ohne Sünde. Ich hasse. Ich liebe. Ich zerstöre. Ich leide. Ich weine. Ich schreie. Ich füge Leid zu. Ich resigniere. Ich teile aus. Ich stecke ein. Trauer. Wut. Leid. Zerstörung. Menschlichkeit. An manchen Tagen empfinde ich so. The Crow bringt das bildlich auf meinen Fernseher und lässt mich Hass empfinden, aber auch die Botschaft erkennen, die wir Menschen im echten Leben gerne ausblenden. Die Schönheit, die wäre, wenn man sie einfach bestehen lassen würde. Statt sie zu zerstören, öfter mal Teil daran haben, sie ausmachen, sich nicht für die eigenen Gefühle verbiegen, retten, rächen. Fühlen. Gefühle. Menschlichkeit. Wärme. Liebe. Glück. Leben.

                          […] Heute fliegt meine Krähe alleine, denn die Dunkelheit bricht über mich herein. Meine Zeit ist abgelaufen. Ich konnte meine Vergeltung heute nicht ausüben. Ich beobachte heute lieber das Feuer, dass ein junger Mann angezündet hat, um sich nicht alleine zu fühlen und seinem Hass eine Gestalt zu geben. Bin ich echt? Oder bin ich es nicht? Ich bin wohl ein Teil dieses Mannes. Ich habe ihn erschaffen. Er hat mich erschaffen. Die Zeit hat es getan. Er ist nicht der Herr über mich. Er ist mir verfallen. Dunkelheit bricht herein. Keine Hoffnung. Dunkelheit. Zerstörung. Anfang. Ende. […]

                          [...] Die Nacht ist noch lang. Er wird mir nicht mehr entkommen. [...]

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                            Rocket Man: Filmtoast 10.08.2017, 21:45 Geändert 11.08.2017, 06:29

                            Eine kleine Gradwanderung – Eine kleine Reise durch die Bedeutungen hinter den Wörtern

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                            Und wieder kommt mir „Der große Trip“ zuvor und inspiriert meine Gedanken.
                            Zur Abwechslung möchte ich mal kurz durch einen verregneten Wald laufen, alleine, eins mit mir selbst, eins mit den Blättern am Boden, eins mit den Löchern, in denen sich das viele Wasser sammelt, denn es regnet heftig. Ist schon komisch. Ich laufe gedanklich durch meinen vom Alltag getrübten Erlebnis-Wald. Es ist dunkel, der Regen stark, die Wolken nah beieinander. Es sieht so aus, als würden sich 100 Wolken über Wolken stapeln, damit ich nicht durch sie hindurch sehen kann. Strahlen tun mich die Wolken auch nicht an. Viel Licht lassen sie nicht durchkommen. Undurchschaubar. Auf dem Weg liegt ein Ast. Er sieht jung aus und scheinbar ist er, obwohl der Regen wütet, noch nicht marode, sondern stark und in guter Verfassung. Er ist stabil. Willenskraft. Aber scheint an einer Stelle gebrochen. Gebrochenheit. Neben dem Ast sehe ich einen Stein. Er liegt dem Ast ganz klar im Weg. Was für eine billige Metapher denke ich. Denkt Robin. Rocket. Beide. Er liegt im Weg. Man könnte fast meinen, der Ast hat sein Glück schon öfter versucht, konnte die Barikade des Steins aber nicht durchbrechen. Was für ein hässlicher, aber beständiger Stein. Robin/ Rocket, wer auch immer, geht weiter.

                            So ziemlich am selben Ort und irgendwie rund um den Ast und den Stein wachsen Pilze. Baumpilze. Es scheint so, als würden sie so wachsen, dass sie den Stein nach angemessener Zeit, reifer Zeit, aus dem Weg räumen könnten. Die Pilze wachsen quasi gleich unter dem Stein. Aber das wird bestimmt erst passieren, wenn die Zeit wirklich reif ist. Und wenn sie reif ist, dann wird der Platz für den Ast ausreichend sein. Die Zeit könnte für den kleinen Ast stehen. Hoffnung. Der Stein ist der-im Weg-rum-steher. Ich wünsch dem Ast alles Gute und geh weiter.

                            Um’s Eck, gleich an der ersten Kreuzung seh ich einen Fuchs. Ein kleiner Strahl kommt plötzlich durch die Wolkenkrone hindurch, ich kann ihn genau sehen. Er ist gar nicht mal weit weg. Sein Blick kündigt eine Mischung aus Trost, Hoffnung und Hartnäckigkeit an. Genauso schnell, wie ich ihn erblickt habe, ist er auch wieder weg. Ich hoffe der Ast folgt dem Beispiel des Fuchses. Der Regen strömt, als hätte es auf der Welt kein Wasser mehr. Apokalyptisch. Die Wege sind krumm, schief, gehen mal vom Weg ab, kreuzen sich, treffen sich wieder und sind an Länge nicht abschätzbar. Sie wirken aber nicht, als hätte ich sie zuende gedacht. Unvollkommenheit. Unvorhersehbar, was manchmal in diesem Gedanken-Wald passiert.

                            Ich laufe durch die schiefen Wege, mit ihnen und durch sie hindurch. Durch den Moss bis zu den Wurzeln.
                            Ich lasse mir Zeit, gehe in mich, hinterfrage mich, ein paar andere, viele andere, alle. Ich stehe nur da. Es bilden sich hundert Wege und Kreuzungen. Ich steh nur da. Ich hätte hundert Möglichkeiten. Leben. In der einen Richtung seh ich Sonnenschein, wenig Wolken, helles, blaues Wasser. Ich stehe nur da. Ein anderer zeigt mir ein paar Kaninchen auf einem großen Rasen und Löwenzahn, der dort wächst. Schönheit. Es gibt Wege, auf denen ist es grau, wie in meinem Gedanken-Wald bis hier her und es gibt Wege, in der blitzt ein Sonnenschein voller Hoffnung auf. Und ich stehe nur da. In welche Richtung werde ich gehen? Welche Richtung ist für mich bestimmt? Welcher Weg entspricht meinem Wesen? In welcher Welt würde ich aufgenommen und in welcher würde ich glücklich. Entscheidung.

                            Ein Weg wird der richtige sein. Was wie 100 Wolken aussieht, muss nicht Dunkelheit bedeuten. Wo
                            nicht viel Licht ist, da werden trotzdem noch fruchtbare Pflanzen wachsen. Wenn ein Teil des Astes gebrochen ist, dann kann der Rest seines Holzes diesen Teil wieder heilen. Wenn dem Ast ein Stein im Weg liegt, dann werden ihm die Baumpilze bei seiner Rettung helfen. Der Fuchs blitzt überall mal auf und verkündet eine Wahrheit, die in anderen Wegen nur ein lästiger Schatten ist. Manche Wege sind krumm, manche schief und manchmal muss man selbst düngen, bauen und eine gerade Linie zeichnen.

                            Ich gehe 1 Schritt nach hinten,
                            Drei Schritte voraus
                            ein Stück zurück
                            wachse über mich hinaus.

                            Ich lass‘ mein Blick nicht trüben
                            Ein Weg wird stimmen
                            Ich muss mich dem fügen
                            Und die Wolken erklimmen

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                            Ohne den großen Trip nochmal gesehen zu haben, inspiriert doch alleine die Erinnerung an den Film. Warum also nicht? Life's to short....Erinnerung ist alles. Und manche Kommentare und manche Freunde hier auf MP inspirieren auf eine eigene und faszinierende Weise. Ich danke euch. Bleibt nie stehen, sondern geht weiter. 3 Schritte voraus, einen zurück, 3 voraus, einen zurück. Ihr werdet sehen, in der Wirklichkeit ergibt das immer einen Vorsprung… Und auf dunkle Tage folgt Sonnenschein. Auf verregnete Wälder Wiesen mit Löwenzahn.

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                            • Sehr gerne steuere ich einen für mich sehr wichtigen Artikel zu dieser schönen Liste bei. Er handelt von Chester Bennington (Linkin Park) und seiner Musik, die mich durch meine Jugend gebracht und vor einigen unschönen Seiten des Lebens vehement bewahrt hat. Er bestach durch seine Texte, seine Worte, seine raue/teuflische, wie seine gefühlvolle/liebliche Stimme und seine eigene Zerrissenheit, die man schon vom ersten Album/Lied an vernehmen konnte. Als ich den Artikel schrieb, dachte ich, es würden sich vielleicht viele (bzw. mehr) dafür interessieren, ihn sehen, entdecken und vielleicht ähnliche Eindrücke mit einbringen. Bis auf kleine Ausnahmen blieb das erhoffte/angestrebte Echo, dass ich im Hall meiner eigenen, aufblitzenden Zerrissenheit gerne gehört hätte, irgendwie aus.... mir ist das Thema aber sehr nah gegangen und ich würde mich freuen, könnte der Artikel noch jemanden erreichen.

                              http://www.moviepilot.de/news/leben-mit-chester-bennington-193133

                              Vielen Dank an die liebe und reizende Amely :-)

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                                Rocket Man: Filmtoast 03.08.2017, 20:16 Geändert 03.08.2017, 20:17

                                Eis, in einem Topf voll brodelndem Wasser

                                Wonach greifen wir, wenn an manchen Tagen nichts mehr da ist, wonach man greifen kann? Wenn da nichts mehr ist, dass man sehen und anfassen kann? An manchen Tagen, da sucht man nach seinem Evangelium, nach etwas, dass dem eigenen Gefühlszustand noch irgendeine tiefere Bedeutung gibt. Ich selbst kann es an einem alltäglichen Problem in meinem Leben fest machen, dass natürlich auch nur mit meiner Person zu tun hat und sich zieht wie ein riesen großes Kaugummi. Wenn ich meinen längsten Freund ein paar Wochen nicht sehe, obwohl er überhaupt nicht weit weg wohnt, ein Auto und genug Zeit hat, dann spinn ich mir in meinem Kopf alles Mögliche zusammen. Am besten schon das, dass ich in einer Woche zu ihm sagen werde. Aber das liegt an den schweren und vor allem an den vielen, sehr kurzen guten Zeiten, die, wie so manche Anerkennung, ganz schnell wieder verfliegen. Staub in der Luft. Eis in einem Topf voll brodelndem Wasser. Glück kann kurz sein, sodass man es schnell wieder vermisst. Der Mensch ist immer auch das, was das Leben aus ihm macht. Und der Mensch ist lernfähig. Da werde ich eines Tages auch noch hinkommen. Denn wie Kevin Garvey Senior in der 3 Folge, der 3 Staffel von The Leftovers, klammere ich mich an meine Überlegenheit, in der ich mich gerne suhle und wohlfühle. Ich kalkuliere meine Worte, den Sinn hinter ihnen und den Sinn zwischen den Zeilen. Ich interpretiere und lasse wenig Spielraum für Erkenntnisse anderer. Ich weiß nicht, ob man sich selbst als zeitweise depressiv oder doch eher ausgelaugt und unausgewogen beschreiben würde. In Kevin Garvey Senior’s und meiner bescheidenen Person, scheint es alles zuzutreffen. Denn wir suchen nach einem Sinn, einem Schöpfer oder einem Richter, der über Richtig und Falsch urteilt. Nicht das „Richtig“ und das „Falsch“, dass mir als Mensch bekannt ist, sondern das, was Gott dazu empfindet. Um das näher verstehen zu können, verweile ich meistens in dem Gedanken, dass sich bestimmt irgendwann, irgendwas oder irgendwer offenbaren wird. Vielleicht ein paar neue Bekanntschaften, die Platz für neue Fährten ebnen und das alte eines Tages gänzlich zum Abschluss gebracht werden kann. Irgendeine Veränderung, die mir selbst dabei hilft, den Glauben nicht zu verurteilen. Ich bekannte ja schon mal meine Einstellung zum Glauben. Stark ist, der glaubt, ohne es wirklich verstehen oder sehen zu können. Irgendwie sucht jeder von uns nach einem tieferen Sinn seiner Gefühle, der ganzen Gedanken, seines Schicksals, der Schicksale anderer und einer Offenbarung, nach der man sein Leben aufbauen kann. Offenbarung kann Schmerz und Leid, aber auch Hoffnung und Glück bedeuten. Kommt drauf an, wie man es sieht oder um den lieben Kevin Garvey Senior zu zitieren „Wie man es interpretiert“. Schön gesagt mein alter Freund. Es kann eine Offenbarung sein, dass man heiratet, Kinder zeugt und mit seiner Familie den Rest seines Lebens verbringt. Es kann ebenso eine Offenbarung sein, wenn Menschen spurlos „verschwinden“. Nur eben keine, die uns wirklich offensichtlich erscheint. In einem früheren Kommentar versuchte ich es noch Deuten. Ich sagte, frei nach nach der Bibel, haben die Menschen, wegen des freien Willens, Gott verärgert, enttäuscht und niedergemacht. Kurz um: die Menschen haben sich nicht mehr wie Menschen benommen. Ereignisse wie in The Leftovers könnten also eine Offenbarung in Form einer Bestrafung sein. Aber, es kann auch das ein, dass du oder wer auch immer dort hineininterpretiert. Das erfüllt seinen Zweck, denn Gott möchte sicherlich auch, dass wir alle darüber nachdenken. Eine klare Antwort würde der Lehre oder der Offenbarung hinter allem den größten Teil der Wirkung entziehen. Offenbarungen sind nicht durchschaubar und doch braucht der Mensch etwas, dass er sehen und anfassen kann. Da ich ein zeitweise gestörtes Verhältnis zu diesem Freund habe, von dem ich oben sprach, muss ich erkennen, dass ich mir mit diesem Text gerade selbst eine kleine Offenbarung erschlichen habe. Nämlich diese, die da heißen könnte, dass ich einen Freund brauche, den ich sehen kann, der vor mir sitzt, mit mir spricht und sich wie in den guten alten Zeiten verhält, statt sich im Glück zu suhlen, wo ich gerade nicht von Glück sprechen kann. Solche Freunde braucht man und während des Schreibens kommen mir die besten Ideen, wie ich teils glücklich, teils beschämt feststellen muss. Wie dem auch sei. Die ersten drei Folgen der dritten Staffel sind nochmal ein Stück anders, als in Staffel 2. Vor allem die Folge, über die ich gerade schreibe. Sie ist sehr psychisch und ruhig. Ein kleiner Road-Trip der Selbstfindung, auf den ich mich auch gerne begeben würde. Einfach um zu erkennen, dass das Glück, dass ich gerade nicht sehen und anfassen kann, doch trotzdem die ganze Zeit direkt vor meiner Nase war.

                                And:

                                I scream at myself when there’s nobody else to fight/ I don’t lose, I don’t win, if I’m wrong, then I’m halfway right

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                                  Rocket Man: Filmtoast 31.07.2017, 20:43 Geändert 21.08.2018, 21:06

                                  [...] Diese Momente sind es manchmal, die sogar aus einem mittelmäßigen Film, ganz großes machen können. Mit Herz, Ehrlichkeit und Emotionalität. Ein also sehr reifes Werk, dass vor Herz nur so sprießt. Es ist viel Wert ein gutes Herz zu haben, denn sonst kommt im Leben keine Liebe zurück. Man muss geben, wenn man etwas nehmen möchte.. [...]

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                                    über Dunkirk

                                    Einschlag. Tick.

                                    Des Abends…

                                    Steigt der junge Rocket in die Bahn ein. So nach ca. 10 Minuten Fahrt, durchläuft die Bahn immer eine Passage, in der Schienengeräusche bei geöffneten Fenstern, sehr laut werden. Mit etwas Fantasie könnte es wie ein Flugzeug oder das Geschrei von verzweifelten Menschen klingen.

                                    Einschlag. Tick Tack.

                                    Ich verstehe, dass es hier zwei oder mehrere Seiten geben muss. Ich selbst war sehr überrascht, als ich in‘s eiskalte Wasser geschubst worden bin. Was dann folgte, war nicht mehr und nicht weniger, als ein 106 minütiger Überlebenskampf. Dabei wird die Geschichte zu Anfang kurz angeschnitten, aber gerade genau so viel, dass sich der Rest des Films beinahe gänzlich auf die Situation „Überleben“ konzentrieren kann.

                                    Einschlag. Tick. Tack. Tick.

                                    Dazu bedient sich Nolan einzelner Handlungsstränge, die auf der See, in einem Flugzeug und auf der Insel stattfinden. Tom Hardy bemannt das Flugzeug und versucht feindliche Flugzeuge abzuwehren und abzuschießen. Da Nolan auf Heroisierung beinahe vollkommen verzichten möchte, richtet er den Blick gen Richtung der echten Helden. Den „einfachen“ Menschen, die dem Aufruf, mit zivilen Booten nach Dünkirchen zu segeln und Menschen zu bergen, gefolgt sind. Hier hat auch Komponist Hanz Zimmer seinen Höhenflug, der aber nicht allzu lange anhält, denn immerhin kreisen die feindlichen Flugzeuge noch immer über Dünkirchen und Umgebung. Und letztlich der Haupthandlungsort, dem Strand, an dem 40.000 Soldaten auf ihre Rettung warten.

                                    Einschlag. Tick. Tack. Tick. Tack

                                    Für mich ist Nolan’s Darstellung des Krieges um einiges härter, konsequenter und kompromissloser, als in anderen Kriegsfilmen. Den Vergleich spar ich mir ebenso konsequent. Was seine Darstellung so innovativ und kraftvoll macht, ist zum einen der vollkommene Verzicht auf Kunstblut und die dadurch einhergehende härtere Wirkung der Bomben, Schüsse und ganzer regloser Körper, die am Boden liegen. Wie immer überlässt Nolan auch in Dunkirk wenig dem Zufall und schickt auch die Schauspieler am Set in den Krieg. Die Kreuzer sind echt, die Menschen sind echt und die Explosionen müssen vom Cast nicht mit gespielter Mine hingenommen werden, wenn der Sand tatsächlich auf sie niederprasselt. Natürlich sind nicht alle Szenen so entstanden. Man merkt es dem Film wirklich an, dass er nicht nur realistisch aussehen möchte. Jeder Regisseur kann nur den Versuch wagen, Krieg realistisch und wahrheitsgetreu darzustellen. Ich war nie im Krieg, kann mir aber nach diesem Versuch „ansatzweise“ vorstellen, wie imposant und gleichzeitig grausam ein Flugzeug über meinem Kopf, eine Bombe in unmittelbarer Nähe sein muss. Das Kino drehte den Sound so auf, wie ich es noch nie zuvor wahrnehmen konnte. Die Sitze wackelten, der Saal war imposant und grausam.

                                    Einschlag. Tick. Tack. Tick. Tack. Einschlag.

                                    Dunkirks Handlung ist, wie man sagen könnte, relativ klein, was sich auch auf die Laufzeit auswirkt. Er ist kompakter, als alles davor und Hanz Zimmers Soundtrack braucht den Vergleich zu all seinen anderen Werken nicht scheuen, auch wenn er hier eben minimalistischer, aber umso mehr notwendig und an der bloßen Situation orientiert ist. Er ist zweckmäßig. Wenn das Tick. Tack. einsetzt, bereitet er in der einen Szene auf das Grauen vor, in der anderen ahnt man etwas und es passiert etwas vollkommen anderes. Zumindest mich ließ der Soundtrack manchmal irritiert zurück. Klasse.

                                    Einschlag. Tick. Tack. Tick. Tack. Einschlag. Tick.

                                    Nolan pickt sich ebenso einige ganz spezielle Überlebenskämpfe heraus und erzeugt das Gefühl, dass der Zuschauer mittendrin sitzt. Mein Herz schlug des Öfteren, oder vielleicht auch 106 Minuten mit den Charakteren mit, die entweder zu vielen im Wasser untergehen, am Strand bombardiert oder auf einem Kreuzer das Flugzeug anfliegen sehen, dass ihr Schicksal besiegelt.

                                    „Man kann sie von hier aus fast sehen./ Was?/ Die Heimat..“

                                    Ein Zitat, dass die Wirkung der Brutalität, nach den ersten 20-30 Minuten und anderen Teilen des Films, jeder Einzelner Bombe und jeder Kugel binnen der Sekunden, in denen die Zeilen ausgesprochen werden, an doppelter Wirkung zulegen maximiert. Denn sie können sie fast sehen. Die Heimat.

                                    Einschlag. Tick. Tack. Tick. Tack. Einschlag. Tick. Tack.

                                    Ich tat es mir nach dem Kino gang schwer, Dunkirk zu bewerten, denn ich bin es eigentlich gewohnt, dass ich von Nolan eine komplexere, vielfältigere Handlung in die Hand bekomme, an der ich mich orientieren kann. Dunkirk ist kein gewohnter und komplexer Film. Die Handlung ist nicht flach. Die Beweggründe und Geschichten der Menschen für Krieg wohl genauso wenig, also sollte die Handlung keine Rolle spielen. Der Wechsel zwischen See, Strand und Flugzeug ist passend und konsequent erzählt. Die Bilder sind beispiellos.

                                    Kleiner Funfact: Ich bin großer Tom Hardy Fan und finde Nolan’s gewählte Darstellung von ihm sehr imposant. Er mimt bis zum bitteren Ende seinen Charakter mit Stimme und Augen. Erst als sein Flugzeug am Ende, nach einem großen Sinkflug, landet, sieht man sein ganzes Gesicht. Aber nur kurz, denn sein Schicksal bleibt….sagen wir, halb-offen.

                                    Eine Begegnung in der Heimat:

                                    Auf dem Weg zu den Zügen, begegnen viele der Soldaten einem dem Anschein nach blinden Mann (keine exakte Aussage, nur Vermutung), der ihnen vermehrt mitteilen möchte, dass sie es gut gemacht haben. Er trägt den Stolz nach außen. Ein Soldat würde gerne wissen, was genau an dem gut war, was in Dünkirchen passiert ist und teilt dem Mann mit, dass sie bloß überlebt haben. Der Mann antwortet, dass Überleben genug ist.

                                    Einschlag. Tick. Tack. Tick. Tack. Einschlag. Tick. Tack. Tick Tack.

                                    Dunkirk bringt den Krieg eindrucksvoll und imposant auf die Leinwand. Ich war und bin erschüttert von den Bildern.

                                    Einschlag. Tick. Tack. Tick. Tack. Einschlag. Tick. Tack. Tick Tack. Rettung.

                                    Des Abends..

                                    Steigt der junge Rocket wieder in die Bahn ein. Diesmal Richtung Zuhause. Richtung Heimat. Er konnte sie vom Kino aus nicht sehen. In der Bahn war er noch paralysiert und eingenommen, von dem Geschehen auf der Leinwand und nahm die Geräusche zwischen den zwei Stationen nur sehr leise, gar dumpf wahr. Der Wahnsinn liegt woanders. Ich bin dankbar, für alles, was ich habe und das ich noch keinen krieg erleben musste.

                                    Einschlag. Tick. Tack. Tick. Tack. Einschlag. Tick. Tack. Tick Tack. Rettung. Heimat.

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                                      Rocket Man: Filmtoast 23.07.2017, 21:33 Geändert 13.09.2017, 14:03

                                      Ich weiß überhaupt nicht, wo ich anfangen soll. Das ist er also. The Edge of Seventeen von Kelly Fremon und mit Hailie Seinfield und Woody Harrelson. Zunächst sollte ich wohl erzählen, worum es geht. So fangen jedenfalls die üblichen, langweiligen Analysen an. Ich fang also ganz woanders an. Ich würde gerne darüber reden, wie ich mich im Film selbst sah und warum. Ich sah mich in der Hauptprotagonistin Nadine, in ihrem Bruder Darian und in dem Lehrer Mr. Bruner. Nadine, gerade weil ich ihre Persönlichkeit liebe und gleichzeitig so viele schlechte Merkmale von ihr auf mich übertragen kann. In meiner Schulzeit und auch heute noch, bin ich immer der, der am weitesten außen stehen möchte, weil er sich mich niemandem wirklich identifizieren kann. Diese jungen Leute von heute spielen doch nur noch mit ihren Handy’s, Teilen der Welt mit, was sie gerade Essen und haben keine Privatsphäre mehr. Ich höre alte Musik, gucke auch alte Filme und habe was Frauen angeht so ein ganz anderes Interesse, als die meisten Männer, die ich hier so sehe. Ich sage immer: „Zwischen nett, wunderschön und geil, gibt es gravierende Unterschiede“. Darum wäre Nadine nicht nur meine absolut erste Wahl, sondern das einzig logische dass ich meinem eigenen Kopf verantworten könnte. Wie Nadine, verhalte ich mich auch oft, als stünden meine Probleme über allen anderen, bleibe meistens für mich und Teile mich nicht gerne mit. Weshalb ich das so offen sagen kann? Weil es so ist. Vielleicht fühle ich mich in der Rolle der Identifikationsfigur etwas wohler und kann meinem Leben selbst so etwas mehr Sinn verleihen. Jeder tut, was gut für ihn ist. Und über die Gesellschaft und ihrer von Dummheit sprießender Ignoranz in hat uns Nadine im Gespräch mit dem Lehrer ihres Vertrauens etwas zu sagen:

                                      "Nadine: Wissen Sie was, ich verrate Ihnen jetzt, warum ich mich heute in der Mittagspause bei ihnen aufhalte: Sehen Sie, ich habe im Grunde nicht einen einzigen Freund im Moment und um vollkommen ehrlich zu sein, ich habe gar kein Interesse daran. Gar keins. Meine Generation ist ein erbärmlicher Haufen Heiße-Luft-Ablasser. Die kriegen ja schon einen hysterischen Anfall, wenn man ihnen für eine Sekunde das Telefon wegnimmt. Kommunikation verläuft nur noch über Emojis. Die denken tatsächlich, die Welt will sowas wissen, wie: Ich esse gerade einen Tacco, Ausrufezeichen, Ausrufezeichen, Smiley, Smiley, Smiley. Scheiße man, wen interessiert’s? Ich ehm, bin eine alte Seele. Ich steh auf alte Filme, ich steh auf klassische Musik.. und mitunter sogar auf alte Menschen. Unterm Strich sieht es so aus, dass ich mit den Leuten da draußen absolut nichts gemein habe und sie nicht mit mir.

                                      Mr. Bruner: Nadine?

                                      Nadine: Max?

                                      Mr. Bruner: Möglicherweise…kann dich einfach keiner leiden."

                                      Es sind dann gerade die Worte ihres Geschichtslehrers, die einen dann mit perfekt serviertem sarkastischen Humor dann doch die ganze Zeit auf dem Teppich halten. Und so verzichtet der Film beinahe ganz darauf, dem Zuschauer irgendwelche Emotionalität aufzuzwängen, hat aber trotzdem außerordentlich starke Momente, die Großteils aus den Dialogen heraus entstehen. Dialoge, die man hört und leise Wow sagt. Ich habe einzelne Szenen mindestens 5 mal zurückgespult, weil sie mir gefallen haben. Diese hier gehört ganz klar dazu! Er gibt Nadine gar nicht die Chance ihre Probleme auf ihn abfärben zu lassen. Und trotzdem sind einige besondere Dialoge Woody Harrelson’s Mr. Bruner vorbehalten. Um diese schier geniale Wirkung weiter zu verdeutlichen, möchte ich einen weiteren komischen, wie auch ernsten Dialog aus dem Film zitieren:

                                      "Nadine: Mr. Bruner? Ich konnte leider gestern Abend die Hausaufgaben nicht erledigen, weil… Also, ich weiß ja nicht ob Sie’s wissen, aber mein Dad ist gestorben. Es fällt mir im Moment schwer irgendwas zu tun.

                                      Mr. Bruner: Datum des Todes?

                                      Nadine: Bitte, was?

                                      Mr. Bruner: Wann eh…wann ist er denn gestorben?

                                      Nadine: Das war vor vier Jahren.

                                      Mr. Bruner: Uhhh. Es gibt bei Freischeinen ein Einjähriges Verfallsdatum für die Sterbenden und Toten.

                                      Nadine: Ist das ihr Ernst?

                                      Mr. Bruner: Es wird andere Gelegenheiten geben. Deine Großeltern zum Beispiel. Die werden sicherlich nicht ewig im hier und jetzt abhängen. Nimm doch Platz."

                                      Mr. Bruner ist, wie ich, durchaus scharfsinnig. Ich sagte, ich würde mich auch in ihm sehen. Und er wusste, dass sie ihn angelogen hat, auch wenn er nach außen kratzbürstig und einfältig rüberzukommen versucht. In Wahrheit hat sich ihre einzige und beste Freundin gerade an ihrem Bruder rangemacht und das ist, jugendliches Alter hin oder her, eben keine tragbare Situation, zumindest nicht sofort. Er sieht sich auch nicht im Stande, seiner Lieblingsschülerin seelisch beizustehen, weil er in diesen Dingen eben nicht gut ist. So geht es mir manchmal auch. Zum Beispiel, wenn sich alltägliche Probleme wiederholen oder ein Freund mit immer demselben Problem bei mir ankommen möchte. Dann greife ich auch sehr gerne in die Sarkasmus und Ironie Schale und versuche mit wenigen Worten das Gespräch und das Problem gleichermaßen zu lösen. Ich wirke dann gerne ein wenig überlegen, so als wüsste ich immer ganz genau, wie sich der Gegenüber fühlt. Vielleicht sollte ich Psychiater werden.

                                      Aber The Edge of Seventeen schneidet so viel Kritik an. Kritik an der zunehmenden Verdummung der Jugendlichen, nein, der Gesellschaft, den Mangel an Gefühlen, dem eigenen Selbstbewusstsein und dem seelischen Befinden einer 17 Jährigen, die mit sich selbst nicht im Reinen ist, ihre Stimme auf dem Telefon schon nicht mag und mit den Menschen um sie herum nicht so viel anzufangen weiß.

                                      Aus eigener Erfahrung kenne ich das Phänomen „Dein bester Freund fährt auf deine Schwester ab“. Kann mitunter tödlich enden, wenn ich es etwas sarkastisch übertreiben darf. Ich zumindest war vollkommen bei Nadine, denn auch ich könnte mit keinem Freund zurechtkommen, der auch etwas von meiner Schwester will. Dabei geht es nicht um die Macht des älteren Bruders, sondern viel mehr um die Tatsache, dass ein Mann bzw. ein Bruder nicht mit dem Gedanken klarkommen kann, dass sein bester Freund, nun ja, Dinge mit seiner Schwester macht und das gilt genauso für Frauen wie für Männer. Bei Freunden geht es dem Menschen oftmals darum, sie auch für sich zu haben. In dieser Situation war auch ich nicht Herr über meine Gefühle. Ich war damals naiv und gab dem Ganzen trotzdem eine Chance. Ich musste schmerzlich begreifen, dass es da absolut keinen Weg gibt, ganz davon ab, wie alt ich war und wie alt ich jetzt bin. Das bin macht man einfach nicht und die Situation kann so nicht funktionieren.

                                      Aber Nadine weiß sich auch nicht mitzuteilen. Sie kann, wie ich, zwar nicht viel mit den Menschen der näheren Umgebung anfangen, will aber trotzdem so sein wie sie. Für mich ist es ein Teufelsdreieck. Nadine und ich, wir binden uns nicht schnell, teilen uns nicht gerne mit und offen gesagt, brauch auch ich nur meine Stimme in meinem Handy oder sonst wo zu hören und denke: „Was zum Teufel können andere eigentlich an dieser bräsigen Stimme finden?“. Das Ganze ist nicht melodramatisch zu betrachten, sondern einfach nur mal ehrlich. Wir haben alle unsere Macken. Der eine will gerne alleine Sein, sein Leben, seine Entscheidungen nur sich selbst und nicht dem Zufall überlassen. Der andere kommt ohne die Meinung oder das Feedback seiner Freunde nicht zurecht. Der eine macht sich das Leben gerne schwerer, als es ist. Der andere weiß genau, was er tun muss, um zu bekommen, was er will. Der Mensch ist nicht einfach gestrickt, kann aber von Zeit zu Zeit in eine zunehmend schwere Situation geraten, die dann aber jedem Menschen gleichermaßen das Genick brechen würde. Die Rede ist von Konflikten, die alle Menschen gleich berühren. Aber: Der eine kann es besser retuschieren, der andere trägt es mit sich und nach außen, wie Nadine’s Mutter uns erklärt:

                                      "Mona (Nadine’s Mutter): Ich tue Folgendes, wenn ich niedergeschlagen bin: Ich werde ganz still. Völlig ruhig. Und ich sage zu mir selbst: Allen auf dieser Welt geht es im Grunde so beschissen, da bist du nicht allein! Die können sich bloß besser verstellen! Versuchs doch mal…"

                                      In The Edge Of Seventeen regnet und prasselt es vor lauter solcher genialen Dialoge, die dann nicht nur über das eigene Befinden, sondern über das Befinden und die Analyse aller Menschen hinausgeht. Das mag Lob auf hoher Ebene sein und vielleicht sehe ich auch gerne einfach mehr, als überhaupt da ist, aber The Edge of Seventeen hat mich beinahe mit jeder verdammten Zeile des Drehbuchs gekriegt. Von saulustig bis dämlich und auflockernd und alles darüber und darunter. Dazu konnte ich mich mit allen Beteiligten identifizieren, da auch ich verschlossen, scheu und gerne für mich allein bin. Das alles heißt aber nicht, dass ich keine Freunde habe, keine Hobbys oder das ich nicht raus gehe. Darum ging es nicht. Es ging um die Zeit der Jugend, auch wenn es noch heute so ist, wie es war. Die Menschen ändern sich nicht oft!

                                      Aus eigener Erfahrung kenne ich das Phänomen „Dein bester Freund fährt auf deine Schwester ab“. Kann mitunter tödlich enden, wenn ich es etwas sarkastisch übertreiben darf. Ich zumindest war vollkommen bei Nadine, denn auch ich könnte mit keinem Freund zurechtkommen, der auch etwas von meiner Schwester will. Dabei geht es nicht um die Macht des älteren Bruders, sondern viel mehr um die Tatsache, dass ein Mann bzw. ein Bruder nicht mit dem Gedanken klarkommen kann, dass sein bester Freund, nun ja, Dinge mit seiner Schwester macht und das gilt genauso für Frauen wie für Männer. Bei Freunden geht es dem Menschen oftmals darum, sie auch für sich zu haben. In dieser Situation war auch ich nicht Herr über meine Gefühle. Ich war damals naiv und gab dem Ganzen trotzdem eine Chance. Ich musste schmerzlich begreifen, dass es da absolut keinen Weg gibt, ganz davon ab, wie alt ich war und wie alt ich jetzt bin. Das bin macht man einfach nicht und die Situation kann so nicht funktionieren.

                                      Aber Nadine weiß sich auch nicht mitzuteilen. Sie kann, wie ich, zwar nicht viel mit den Menschen der näheren Umgebung anfangen, will aber trotzdem so sein wie sie. Für mich ist es ein Teufelsdreieck. Nadine und ich, wir binden uns nicht schnell, teilen uns nicht gerne mit und offen gesagt, brauch auch ich nur meine Stimme in meinem Handy oder sonst wo zu hören und denke: „Was zum Teufel können andere eigentlich an dieser bräsigen Stimme finden?“. Das Ganze ist nicht melodramatisch zu betrachten, sondern einfach nur mal ehrlich. Wir haben alle unsere Macken. Der eine will gerne alleine Sein, sein Leben, seine Entscheidungen nur sich selbst und nicht dem Zufall überlassen. Der andere kommt ohne die Meinung oder das Feedback seiner Freunde nicht zurecht. Der eine macht sich das Leben gerne schwerer, als es ist. Der andere weiß genau, was er tun muss, um zu bekommen, was er will. Der Mensch ist nicht einfach gestrickt, kann aber von Zeit zu Zeit in eine zunehmend schwere Situation geraten, die dann aber jedem Menschen gleichermaßen das Genick brechen würde. Die Rede ist von Konflikten, die alle Menschen gleich berühren. Aber: Der eine kann es besser retuschieren, der andere trägt es mit sich und nach außen, wie Nadine’s Mutter uns erklärt:

                                      Mona (Nadine’s Mutter): Ich tue Folgendes, wenn ich niedergeschlagen bin: Ich werde ganz still. Völlig ruhig. Und ich sage zu mir selbst: Allen auf dieser Welt geht es im Grunde so beschissen, da bist du nicht allein! Die können sich bloß besser verstellen! Versuchs doch mal…

                                      In The Edge Of Seventeen regnet und prasselt es vor lauter solcher genialen Dialoge, die dann nicht nur über das eigene Befinden, sondern über das Befinden und die Analyse aller Menschen hinausgeht. Das mag Lob auf hoher Ebene sein und vielleicht sehe ich auch gerne einfach mehr, als überhaupt da ist, aber The Edge of Seventeen hat mich beinahe mit jeder verdammten Zeile des Drehbuchs gekriegt. Von saulustig bis dämlich und auflockernd und alles darüber und darunter. Dazu konnte ich mich mit allen Beteiligten identifizieren, da auch ich verschlossen, scheu und gerne für mich allein bin. Das alles heißt aber nicht, dass ich keine Freunde habe, keine Hobbys oder das ich nicht raus gehe. Darum ging es nicht. Es ging um die Zeit der Jugend, auch wenn es noch heute so ist, wie es war. Die Menschen ändern sich nicht oft.
                                      Wir waren alle mal jung...

                                      Nun, es ist doch so: Nadine und ich verstecken uns gerne, weil wir gefunden werden wollen. Eine starke und gelungene Charakterstudie, die mit viel Witz auch noch zu unterhalten weiß!

                                      Noch so eine Charakterstudie könnte man auf Moviepilot beziehen. Wir/ Ihr alle versteck/en/t euch hinter einem User-Namen, einem Gebilde, einem seicht gezeichnetem Porträt. Entweder lebt ihr hier das aus, was ihr im realen Leben da draußen nicht könnt oder vielleicht wollt ihr auch einfach etwas kompensieren. Das soll sich gar nicht anmaßend anhören. Auch ich kann nur deuten, was ich sehe. Manche kompensieren schließlich wirklich etwas, und sei es ein kleiner Schwa**, wenn man hier den Hass über alles rauslässt. Ich kann selbst auch nur deuten, was ich hier zu suchen habe. Ich denke, ich möchte hier etwas hinterlassen, Menschen Worte schenken und Situationen erleichtern. Natürlich freue ich mich auch über ein Like und ein paar dankbare Worte, aber das tut wirklich jeder hier. Wer das nicht wollen würde, hätte eine leere Freundesliste und würde auch keine Anfragen annehmen oder einfach Zuhause schreiben und es nicht öffentlich der Welt präsentieren. Ich hinterlasse also heute meinen Fußabdruck, vollkommen egal, ob es jemanden interessiert oder doch am Ende nur mir etwas bringen mag.

                                      Ich werfe noch das Wort Meisterwerk in den Raum und versuche es mit meinen persönlichen Empfindungen zu legitimieren. The Edge Of Seventeen ist ein Meisterwerk, weil ich mich selbst, die Gesellschaft und mein Leben in der Geschichte und den Charakteren wiedererkennen konnte und weil mir der Film heute viel mitgegeben hat. Viele gehen ja, und das auch begründet, sehr vorsichtig mit diesem Begriff um. Ich nicht. Ich war bewegt, unterhalten und mit mir selbst konfrontiert. Für mich gibt es kein anderes Wort und ich werde es mir auch kein zweites mal überlegen. Ich sagte ja schon, ich bin sehr scharfsinnig. Das schließt meine Entschlossenheit mit ein hehe

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                                      Nadine ist mal kurz in der Klasse eingenickt:

                                      "Mr. Bruner: Nadine? (tippt ihr auf den Kopf, damit sie aufwacht).. Hey, aufwachen, du wurdest am Gehirn operiert. Es hat geklappt.. von jetzt an bist du ausgeglichen und umgänglich. Hööhhhm…war nur ein schöner Tagtraum."

                                      Zum Schluss dann noch eine kleine Geste und ein Dialog, der den Abschluss bilden soll:

                                      "Nadine (zu Mr. Bruner): Sie sind ein Idiot! Möglicherweise kann Sie keiner leiden! Wissen Sie, Sie haben ständig nur scheiß Laune und sie sind echt ein beschissener Lehrer. Sie arrangieren sich null, für irgendwas, was Sie hier tun. Darauf können Sie unmöglich stolz sein! Sehen Sie sich doch bloß mal an!? Sehen Sie sich an, sie machen überhaupt nichts. Und ihre Haare…sie kämmen sie nicht, weil.. sie…weil sie keine Haare mehr haben. Sie sind glatzköpfig. Und soll ich Ihnen verraten, warum Sie nicht verheiratet sind? Weil glatzköpfige Männer eklig und abstoßend sind. Ganz besonders die, die 45.000 Dollar im Jahr verdienen.

                                      Mr. Bruner: (nach einigen, vielen Momenten lachend) Weißt du, ich mach das nun schon 23 Jahre. Du bist der erste Mensch, der je mein Gehalt unterschätzt hat. Das hat mich aufgebaut. Ich meine, der Teil davon. (Steht auf, ganz locker und geht mit einem Keks zu Nadine, da er sieht, dass es ihr wirklich schlecht geht.)

                                      Nadine: Was wird’n das?

                                      Mr. Bruner: Ich gebe dir die Hälfte von meinem Keks.

                                      Nadine: Wieso?

                                      Mr. Bruner: Damit es dir besser geht. Was denkst du? (Pause) Rate mal?! Du bist meine Lieblingsschülerin.

                                      Nadine: Bin ich das wirklich?

                                      Mr. Bruner: Ich hab gedacht, ist wichtig das zu sagen. "

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                                      • Rocket Man: Filmtoast 20.07.2017, 23:04 Geändert 03.08.2017, 20:43

                                        http://www.moviepilot.de/news/leben-mit-chester-bennington-193133

                                        Well, I do...

                                        Mit dem allergrößten Bedauern und mit Tränen in den Augen laß ich vor wenigen Minuten vom Ableben eines Sängers, wie ihn die Welt vorher nicht gehört hat. Chester Bennington, Frontsänger der Band Linkin Park, nahm sich aller voraussicht nach das Leben und beendete für mich einen Kindheits- und Jugendtraum, den ich schon immer hatte. Die Band Live zu sehen. Diese markante, liebliche und kräftige Stimme zu hören, die mir in meinem Leben so viel Stärke, Kraft und Mut gegeben hat. Ich werde Chester Bennington vermissen und bin mit meinen Gedanken bei allen Fans, bei den Angehörigen, den Bandmitgliedern und allen Stimmen da draußen, die um ihn trauern. Bei allen Menschen, die mit Bedauern auf eine der größten Legenden und Bands schauen und sich mit der Grausamkeit des Lebens konfrontiert fühlen!

                                        Als ich noch etwas jünger war, da hatte ich nicht viel, ein Taschengeld von gut 30-40 €, aber ein paar CD's von Linkin Park, mit denen ich mich der Zeit voraus wusste und mit denen ich die schönsten, längsten und lautesten Momente in meinem Leben verbracht habe. Dafür reichte das Geld immer, denn ich war von klein auf sehr enthaltsam. Die ersten naiveren, impulsiven und verspielten Songs, die darauf folgenden reiferen bishin zum nun letzten Punk-Rock-artigen Album, habe ich die Zeilen, die Wut, die Liebe, den Hass, die Wahrheit und diese unglaubliche Stimme in mich aufgenommen, sodass ich behaupten würde, dass ein Teil seiner Stimme und seines Werkes, mit mir verschmolzen sind. Ich kann es nicht leugnen. Ich werde ihn zwar nie Live sehen, aber was bleibt, ist die Erinnerung. Sie bleibt und wird mir auch weiterhin durch das Leben helfen, die Herausforderungen erleichtern und den Wert von Musik und ihrer Kunst einbrennen, wie ein Brandzeichen sich langsam in die Haut brennt und ein Teil von ihr wird. Wie der Asphalt, der mit dir und der Geschwindigkeit deines Autos oder Motorrads verschmilzt, wenn du mit 180 Km/h über die Straße saust.

                                        Auf ein Ausnahmetalent, dass mit seinen Bandmitgliedern und den rockigen Klängen von E-Gitarren, Synthesizern und Bässen, ein Monument errichtet hat, dass die Welt so schnell nicht mehr vergessen wird.

                                        Mit Blick gen Himmel nehme ich Abschied und danke dir von Herzen für die Musik, mit der du mein Leben und das Leben Millionen anderer Menschen inspiriert und geprägt hast. Ich werde dich nie vergessen...

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                                          -Möglich unmöglich-

                                          Bei Wilson müssen sich die Geschmäcker trennen. Das kann gar nicht anders sein, denn er ist schräg, krumm, skuril, makaber und unverständlich. Ich war aber trozdem gefesselt von diesem Mann, der noch ein Kind zu sein scheint und seinen Platz auf der Welt einfach nicht finden kann. Zwischenmenschlich ist er möglich unmöglich. Er schreit die Leute an, reißt Witze, macht sich lustig, spricht alles und jeden an und deckt dabei trotzdem die realen und tatsächlichen Probleme unserer Gesellschaft auf. Permanent vor dem Handy, Erfolg bedeutet dicke Häuser und Reichtum, Erwachsen sein geht nur, wenn man arbeitet und Karriere macht...es ist kein Platz zum Leben mehr da. Es ist schon ein schieres Talent eine Geschichte über einen unmöglichen und so gar nicht umgänglichen und gestörten Mann zu erzählen, aber dabei trotzdem noch ein Maximum an Wahrheit aufzudecken. Identifizieren kann man sich indes mit dem Charakter nur sehr wenig. Er ist nicht nur im Kopf jung, sondern hat ganz eindeutig nen dicken Sprung in der Platte, nicht mehr alle Tassen im Schrank und ist vollkommen verwirrt. Gerade war eine Szene noch peinlich, ekelhaft, voller Fremdscham, nur um dann plötzlich sein trauriges Schicksal wieder in der Vordergrund zu heben und dann doch Verständnis zu erzeugen. Ein Eindruck, der einerseits 4-5 Punkte verspricht, aber in seinem derben und aufrüttelnden Geschmack von mir ganz klar eine 8 bekommen muss. Denn er ist nicht einfach nur schräg und sinnlos, sondern erzählt uns noch etwas über das Leben, unsere Engstirnigkeit, unsere Besessenheit von Medien und der Vernachlässigung unserer Familien, den guten Dingen und Gefühlen, die das Leben bietet, einfach alles. Ein Film, bei dem es mir nicht nur schwer fällt Worte zu finden, sondern den ich auch nicht vollständig deuten kann. Und das ist, so denke ich von mir selbst, doch eine kleine Stärke in meinem Repertoire. Woody Harrelson brilliert hier ganz stark und bekommt mit Sicherheit die peinlichsten, aber auch lustigsten Momente seine Karriere hin. Für den einen muss das ganz klar eine schwache Leistung sein, dass akzeptiere ich, aber für mich steckt hier Leben und Weisheit drin, auch wenn einige Gags und Witze etwas unpassend daher kommen oder sogar über das Ziel hinausschießen. Da fällt mir doch gerade ein Wort ein. Grotesk. Wilson-Der Weltverbesserer ist grotesk. Eine gefährliche Satire, die gar nicht alle Menschen erreichen kann. Vielleicht zeugt das meinerseits auch von groteskem Filmgeschmack, aber für weniger als 8 Punkte ist mir Wilson dann doch zu interessant, interpretationsfreudig, komisch und voller Andeutungen an das Leben, die Familie, Freundschaft, das Alleinsein und den Wert von Gefühlen. Ende.

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                                            Rocket Man: Filmtoast 16.07.2017, 17:16 Geändert 11.09.2017, 17:48

                                            „Manche Lieder erheben Filme in den Status Legendär. Und manche Bilder bewegen nicht nur das Auge. Manche Gesichtsausdrücke spiegeln das innere Ekel wieder. Und manches Lächeln spiegelt die Liebe wieder, die manchmal wie erloschen ist.
                                            Manche Arbeit macht Spaß. Manche Arbeit saugt auch das letzte Quäntchen Glück aus deinen Venen. Aber manche Lieder haben das Bewusstsein inne, dass du dein ganzes Leben durch die Klänge einer Gitarre oder der Stimme eines tollen Sängers, ganz plötzlich, in wenigen Sekunden, aber doch irgendwie wie in Slow-Motion, genau vor dir siehst. Siehst du das?“

                                            Das waren meine ersten Worte zu Garden State vor einiger Zeit. Seit heute habe ich leider nie von der Fortsetzung gehört, dafür heute unglaubliches erlebt. Wish I Was Here ist die gleungene Fortsetzung, setzt auf vieles aus dem ersten Film und erweitert die Handlung um Symbole, Philosophie und Erkenntnis. Von Abschied, Epiphanie bis hin zur Akzeptanz des eigenen Charakters, bietet uns Zach Braff ein Mal mehr bedeutende und stimmige Kost, die hoffentlich nicht nur mir teilweise sehr nah ging und das Nachdenken auf Hochtouren gebracht hat.

                                            So klang die Stimme in meinem Kopf, die die Finger über die Tastatur hämmern ließ nachdem ich Garden State von Zach Braff gesehen hatte. Und nun ist es so weit und ich habe I wish I was here gesehen. Eine kindlich-naive Therapie in Sachen Abschied und Leben. Aidan Bloom verliert seinen Vater langsam an eine heimtückische Krankheit, kommt mit seiner Schauspiel-Karriere keinen Schritt voran und kann seinen Bruder nur schwer bis gar nicht überzeugen, sich dem Abschied anzuschließen. Es ist die kaputte Beziehung zwischen den Charakteren, Aidan Bloom und seinem Vater Gabe, seinem Bruder Noah und Gabe und Aidan’s Frau und Aidan selbst. Bei allen gibt es eine Störung, sei sie verbal, physisch oder non-verbal, also ohne Worte, aber trotzdem eine Form der Kommunikation. Aidan steckt noch immer in einer kindlichen Phase fest, denn der Ernst der Welt und des Lebens ist nur schwer zu verkraften. Die Beziehung zwischen mir und meinem Vater ist leider sehr ähnlich. Die Jahre haben sie zerstört, die Kommunikation nahm ab, bis man nur noch zusammen isst, sich non-verbal zu erkennen und zu verstehen gibt und es so irgendwie auf die Kette kriegt, dass Verhältnis ruhig und gelassen zu nehmen. Das ist auch eine Art des Abschieds, aber wie Adrian, sehe ich immer noch meinen Vater und mache nach jeder Auseinandersetzung meinen Frieden mit ihm. Das ist wichtig, hat man am Ende vielleicht nicht mehr die Möglichkeit oder ist unglücklich damit. Egal, was ist, was passiert ist und noch passieren wird, ob mein Vater gut oder schlecht oder irgendwas dazwischen ist, ich lerne dennoch etwas daraus. Wenn er nur schlecht ist, dann kann ich davon enorm viel lernen, besser sein und mich darum bemühen, ein anderes Leben, ein anderes Ich anzustreben. Wenn er nur gut ist, dann erfasse ich Unglück und Leid und Abschied und Trauer vielleicht erst viel später. Ihr seht, schlechtes und gutes hat immer Material, aus dem man lernen kann. Deshalb darf man sich nicht zu lange an den Fragen aufhalten, sondern muss akzeptieren, abschließen und geradeaus gehen.

                                            "Aidan: What do we do?
                                            Gabe: What do you mean what do we do? We move forward."

                                            Die einzige Richtung, die uns Gott gegeben hat, wie Gabe danach noch anmerkt. Aidans Vater hat in Sachen Erziehung und Vermittlung überlebensnotwendiger Kenntnisse des Lebens, versagt. Adrian steht trotzdem hinter ihm, hilft ihm bei der Bekämpfung der Krankheit, akzeptiert und versucht seinen Vater in Einklang mit der Familie gen Himmel zu schicken. Dabei geht Braff gar nicht dramatisch, sondern eher jung, naiv und lustig vor, wie er es schon in Garden State getan hat. Das gibt der Handlung Freiraum zur Interpretation und zur eigenen Identifikation. Denn wer wünscht sich nicht, dass diese Zeiten, die wir sicher alle mal erleben werden, nicht trotzdem noch ein wenig humorvoll und locker werden können.Wie er für Humor und Witz in den unmöglichsten Situationen sorgt, da kann man ihm nichts vormachen. Das kann er. Aber er kann auch Ernst...

                                            Außerdem bedient sich Braff noch einer fiktiven und ebenso fantasiereichen Figur, einem Mann in Raumanzug, den er gleichzeitig mit in die Geschichte einwebt. Diese Figur soll, je nach Interpretation, für das Lösen vom Jungen Alter und der Verdrängung darstellen und somit maßgeblich zum Abschied beitagen. Hiermit erschafft er einige der größten und emotionalsten Symbole, die er in gewisser Weise sogar noch mystifiziert, indem er sie so selten wie nur möglich zeigt.

                                            "When I was a kid, my brother and I used to pretend we were heroes, with swords. We were the only ones who could save the day. But perhaps we set the bar a little too high. Maybe we’re just the regular people. The ones who get saved."

                                            Ein wichtiges Zitat aus dem Film, dass im letzten Akt des Films Platz platz findet und bereits von mir genannte Motive verabschiedet. Er hat seinen Frieden gemacht und gefunden und ist nun im Stande sein Leben ganz anders wahrzunehmen und anzupacken. Der Akt der Verabschiedung ist mit das Schwerste im Leben selbst. Denn wie verabschieden wir? Wie realisieren und akzeptieren wir? Zwei Fragen, auf die sich der Film zwar nur sehr humorig nähert, aber dafür umso mehr Spielraum für unsere eigenen Erkenntnisse lässt. Ab und an ist der Humor unter der Gürtellinie der ernsthaften Themen, aber das laste ich dem Film nicht schlecht an, denn wie schwer ist es, sich diesem Thema vernünftig und würdig zu nähern? Ein Regisseur, der es versucht hat und dabei sein ganz eigenes Ding darstellt. Damit bin ich zufrieden, denn es haben schon so unendlich viele versucht. Braff’s Interpretation wird mir nicht unangenehm, unterhält zu allem auch noch und kommt im Mttelteil wieder mit einer Szene, wie ich sie im ersten Absatz meiner Review beschrieben habe.

                                            Es ist die Szene, in der Aidan seinen Vater Gabe mit Frau und Kindern besucht. Gabe hat nichts als Verachtung für die Ansichten seines Sohnes übrig, macht zu allem auch noch die unschuldigen Kinder runter und die Stimmung keiner Akzeptanz und einem Abschluss nahe. Erst als Aidan Tochter Gabe eine Schweißerbrille aufsetzt.

                                            "Grace Bloom: Hier, zieh sie auf. Jetzt musst du nicht die Augen zu kneifen, wenn du ins weiße Licht gehst und kannst Oma finden."

                                            Gänsehaut, Respekt und Ehrfurcht vor dieser Szene Zach Braff. Manche mögen noch immer an J.D aus Scrubs denken. Ich leugne das. Als Regisseur hat er Qualitäten, so unfassbar gefühlvoll und sensibel. Seine Filmtochter bekommt damit die wohl intensivste Szene und Zeile in den Mund gelegt, die Wish I Was Here auffährt. Ich ziehe meinen Hut und kann meiner Begeisterung kaum die richtige Stimme verleihen. In dieser Szene habe ich alles um mich herum vergessen und mich im Moment verloren.

                                            Braff nähert sich außerdem dem Thema Glaube und dem Leben nach dem Tod. Aber er zwingt es einem so wenig auf, dass man erst beim genauen Nachdenken über seine Zeilen sinnieren möchte.

                                            "Tucker: Would grandpa be able to see us when he dies?
                                            Aidan: I don’t know buddy, nobody knows what happens when you die. There’s as many opinions as there are people. Some people will tell you with absolute certainty that they know.
                                            Grace: But they’re wrong?
                                            Aidan: No, I’m not saying they’re wrong. Right now I feel that they’re lucky. Cause the rest of us, until we see something that makes sense, till we hear something we believe, we’re kinda left with nothing."

                                            Er spielt genau den verschrobenen Kerl und den noch unreifen jungen Mann, den er bereits in Garden State gespielt hat. Garden State 2 ist also eine mehr als gelungene Fortsetzung des Stoffes und erzählt über das Leben und wie schwer es ist, sich davon zu verabschieden. Dabei vergisst er nie den Humor und verschiedene Perspektiven. Er lässt alle zu Wort kommen und zwingt keine Ansichten auf. Für die bleibt die Möglichkeit zur eigenen Entscheidung. Man muss nicht alles toll finden, aber über manches, da lohnt es dich drüber nachzudenken.

                                            Zum Schluss verweise ich noch auf ein paar feine Bilder, die Braff im Film quasi versteckt hat. Zum einen ein Bild von einem Flyer-Einleger mit der Aufschrift „This Pamphlet could safe your life“.

                                            Zum zweiten erklärt Zach seinen Kindern zur Mitte des Films hin, was eine Epiphany, also eine Erleuchtung ist. Auf der Suche nach einer Epiphany ist indes jeder Charakter des Films. Ein genialer Drehbuch-Kniff.

                                            Zum dritten erklärt Aidan seinem Bruder Noah, der sich in einer Szene hinter einem Aquariumhelm zu verstecken versucht, dass das blöde an dieser Situation ist, dass ihn jeder noch immer dahinter erkennen kann.

                                            "Aidan: Wir habe beide unser ganzes Leben lang gehofft, etwas Großes zu werden. Und jetzt sind wir endlich dazu aufgerufen, etwas zu tun, dass von uns echte Tapferkeit erfordert und du versteckst dich. Das Problem mit dem Verstecken in einem Fischglas ist Folgendes: Es sehen einen immer noch alle."

                                            Das sind sie. Diese starken Kniffe des Drehbuchs, die aus diesem Film ein bedeutendes und stimmiges Werk werden lassen. Großartig...

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                                              -Abgang mit Stil oder wie man sich nimmt, was man verdient-

                                              Planet Erde. 2077. 60 Jahre später.

                                              Die Rente wurde abgeschafft, die Menschen sind zunehmend unglücklich, dass Haus ist wertlos, der Sekt ist zu teuer und Cordon Bleu kann ich mir nicht mehr leisten. Was tun? Menschen töten wäre menschlich gesehen nicht so ganz mein Fall, auch wenn man immer so locker vor sich her brabbelt, dass es manche Menschen ganz bestimmt nicht anders verdient haben. Dass Parlament stürmen? Als neuer Bundeskanzler kandidieren? Oder einfach eine Bank ausrauben und sich nehmen, was einem zusteht? Wer möchte nicht kurz vor seinem Ableben, für sich selbst und die Lebensqualität, eine Bank ausrauben, die Tage genießen und einen schönen Blick am Horizont ergreifen? Warum immer so viel nachdenken? Manchmal, da muss man sich das Leben bunt ausmalen, so wie es uns Pippi Langstrumpf gelehrt hat.

                                              Um der Geschichte ein wenig Pfiff und eine angemessene Würdigung zu geben, erzähle ich mal von dem Schicksal einer älteren Dame aus meinem direkten Umfeld. Sie ist schon weit über 70, hat für ihre Rente hart gearbeitet und geht mit über 70 noch in großen Villen und Häusern putzen, weil sie sonst nichts hätte. Gewiss tut sie das auch, als ihr eigenes kleines Kreuzworträtsel. Ihr wisst schon, wenn man älter wird, dann braucht man eine Beschäftigung. Man braucht sein eigenes, kleines Kreuzworträtsel, das einen davor bewahrt senil und vergesslich zu werden. Sie hat keine große Wohnung, keine teure Ausstattung, ist alt und hat sich ihre Rente verdient, so wie viele andere auch. Trotzdem kann sie mit ihrem Geld nicht leben und muss in ihrem Alter noch jobben. Sie trägt es mit Würde, aber ich fühle nur Wut, Hass und Abneigung gegen das System. Im Gesetz steht was von Gleichberechtigung. Das Gesetz ist manchmal nur ein schlechter Witz. Man darf ja auch nackt in seinem Auto sitzen, sich am Schwanz rumspielen, aber nicht nackt aussteigen. Das wäre schließlich ein öffentliches Ärgernis und obendrein sexuelle Belästigung.

                                              Abgang mit Stil ist eine kleine, aber herzensgute Satire über das Leben nach der Rente. Das klingt ja fast, wie das Leben nach dem Tod, aber auch hier belehrt uns der Film eines Besseren. Da sollte das Leben erstmal anfangen. Wie das Leben aber so spielt, arbeitet man bis man kaum noch Laufen kann und kriegt dann etwas Geld und darf machen, was man will. Oder auch nicht. Irgendwie verfehlt das doch seinen Zweck.

                                              Wie der Zufall es will, habe ich mit meiner alten Klasse diese Woche meinen alten Klassenlehrer mit Orchester und Beifall in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Diesen Mann habe ich immer bewundert und werde es immer tun. Er sah immer, wie zurückhaltend ich war und immer, wenn ich auf meiner Trompete spielte, da hat er mir gut zugesprochen, mir den Wert der Musik nahegelegt und etwas von seiner Persönlichkeit auf mich übertragen. Das menschliche Übertragungssystem. Funktioniert ohne Hindernisse und leitet so gut wie Strom durch Wasser. Dank seiner Worte war ich irgendwann die Beste Trompete der Klasse, belegte noch eine AG und zusätzlich noch ein kostenfreies Orchester in der Musikschule. Seit dem weiß ich ganz genau, was Musik für einen Wert hat und worauf es bei ihr ankommt. Dennoch, er war Beamter und wird eine recht spendable Rente bekommen. Die alte Dame da oben war keine Beamte der Stadt oder des Bundes oder „“. Trotzdem komme ich nicht her und sage, dass es einer von beiden mehr verdient hätte. Beide haben es verdient im Alter noch glücklich zu sein. Die Melodie des Lebens. Riecht doch wie ein Haufen dampfender Scheiße. He ähm. Weiter…

                                              Dank solcher Menschen erkennen wir doch überhaupt erst den Wert der Dinge, Geschenke, Komplimente und guter Zurede. Und hoffen wir nicht alle, dass wir ab dem Moment, in der wir uns in die Rente entlassen, wir etwas aus dem großen Topf abbekommen? Garantieren kann uns das keiner. Irgendeine Katastrophe kann immer kommen und Geld regiert die Welt. Ohne Moos nichts los.

                                              Abgang mit Stil erzählt uns mit Witz und dem Charme eines grandiosen Casts eine wundervolle Geschichte über das Leben und wie ungerecht es nun mal ist. Manchmal, da muss man sich eben nehmen, was man verdient. Und niemand verdient eine Rente ohne Geld und ohne Leben. Also holen sie sich was. Sie rauben eine Bank aus, spenden etwas, verschenken es und schmieden den perfekten Plan, der mit sämtlichen Twists und Gedankengängen sogar die üblichen 0815 Krimis deutlich übertrifft. Es bleibt freilich eine Satire, aber eine Satire mit Biss, dem Herz am richtigen Fleck und drei alten Menschen, die das Leben an dieser Stelle nicht einfach beenden und abschreiben wollen. Das Ende geht dann auch nochmal ordentlich nahe und die wichtigste Entscheidung im ganzen Film obliegt einem kleinen Kind, die einzige, die einen Täter hätte identifizieren können, es aber reinen Gewissens gelassen hat. Ganz starke Szene mit einer großen Portion Herz, die mich richtig gepackt hat. Und Zach Braff hinter der Kamera. Braff hat schon mit Garden State bewiesen, dass er es kann.

                                              Mal, ehrlich.. was würdet ihr tun, stündet ihr in eurer Rente ohne alles da? Ist ja schon gut….aber darüber leise nachdenken…das wird wohl noch erlaubt sein, Hä?..

                                              Abgang mit Stil ist eine Ode an das Leben, eine Ode an die Freundschaft, eine Daseinsberechtigung und eine Satire über die Vergänglichkeit des Lebens. Vor allem aber spielen Werte wie Freundschaft, Vertrauen und Zuneigung eine große Rolle. 3 alte Haudegen, die eine Bank ausrauben. Der Gedanke allein reicht mir und ich werde heute Nacht so ruhig schlafen, dass könnt ihr euch gar nicht vorstellen…In diesem Sinne!

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                                                -Homecoming-

                                                Ist Spider Man wieder nach Hause gekommen? Ja, und Regisseur Jon Watts versucht gar nicht erst, an dem Peter Parker der alten Sam Raimi Filme anzuknüpfen. Tom Holland's Peter Parker steht ganz klar im Mittelpunkt und der Humor kommt bestimmt nicht zu kurz. Die Sprüche sitzen, die Witze kommen flockig und es mangelt außerdem nicht an einem glaubwürdigen Gegenspieler. Außerdem bekommen wir noch Tony Stark obendrauf, der auf der Suche nach einem neuen Team-Mitglied ist. Aber erst muss er beweisen, dass er als -Mit-Glied- dem auch gewachsen ist. Der Peter Parker hier ist um einiges jünger, als in allen anderen Spider Man Filmen, was dem Film einerseits ermöglicht, den Humor weiter auszubauen und die Interpretation zu festigen, aber immer auch den Vergleich aufzwängt. In den Sam Raimi Filmen ist Peter zwar augenscheinlich älter, aber reif war auch er am Anfang nicht. Und er war nicht so gut gelaunt. Es sind und bleiben die Anfänge in Raimi's Filmen und das wird auch immer so bleiben. Aber der Witz und der Charme dieser Neuauflage müssen den Vergleich nicht scheuen. Der Mann wächst mit seiner Verantwortung und seinen Stärken. Und bevor man die nicht kennt, kennt man sich selbst nicht. So geht Homecoming auch vor und schafft dabei doch sehr vieles. Der Anzug, Eigenentwicklung von Tony Stark, nimmt ihm buchstäblich die Hälfte der Herausforderungen ab. Und selbstverständlich sieht er auch viel besser aus. Da ich die "Amazing Spider Man" Teile nie gesehen habe, da sie mich nie gelockt oder interessiert haben, kann ich nur den Vergleich zwischen Raimi und Watts ziehen. Peter bleibt in dieser Verfilmung also mehr Zeit über sich selbst und seine menschlichen Fähigkeiten nachzudenken, während der Anzug, wie bei Tony Stark's Iron Man, die Vielzahl an Herausforderungen übernimmt oder zumindest erleichtert. Eine höchst erfrischende Idee, Spider Man einen Anzug zu verpassen, der wie eine Maschine funktioniert. Die Szenen mit dem im Anzug integriertem Gesprächspartner (oder Betriebssystem Spider Man 4.0) sind irrwitzig. Generell habe ich den Witz in Homecoming richtig genossen. Dass nimmt ihm zwar die Möglichkeit ernsthaft zu werden und mal etwas ruhiger und tiefgehender zu werden, aber das ist okay. Es funktioniert.

                                                In diesem hier darf Peter Parker auch einfach mal dumm, unerfahren, verliebt, eigenbrödlerisch und verklemmt sein, aber ohne dabei seinen ganzen Charme einzubüßen. Ein wenig Ehre bleibt ihm meistens dann doch noch und der Anzug nimmt ihn mit in eine andere Welt. Michael Keaton darf einer mehr einen Antagonisten mimen, der durchus plausible Gründe für seine Bösartigkeit hat. Nicht um etwa die Welt zu zerstören, alles und jeden zu vernichten, sondern irgendwie um seine Familie zu versorgen und sicherlich auch, weil es zur Sucht wird mehr Macht zu besitzen. Außerdem dem schwenken die moralischen Absichten, wenn auch nur kurz mit und Toome erklärt Peter, wie wenig reiche Menschen und diejenigen, die viel Macht besitzen, von der kleinen, armen Arbeitergesellschaft halten.

                                                Spider Man Homecoming ist ein kleiner Ausflug in die Fantasie und ein mitreißender Unterhaltungscocktail, der mit Sicherheit dafür sorgt, dass man leicht beschwipst aus dem Kino herauskommt. Zumindest mir ging es so, was aber wohl auch teilweise an dem Never-Ending-3D-Problem liegen könnte.

                                                ...Ich fühlte mich aber nach langer Zeit wieder eng verbunden und erinnert mit einer Spinne, die mich in Sam Raimis Filmen immer so sehr begeistert und verwundert hat. Wird vielleicht mal wieder Zeit für die alten Teile....

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                                                  Rocket Man: Filmtoast 09.07.2017, 17:26 Geändert 09.07.2017, 17:33

                                                  Tears and Tears and Tears - 18 Years

                                                  Irgendwie findet man in manchen Filmen zu sich selbst. Ich musste nach Betty Anne Waters an meinem eigenen Verhalten zweifeln. So cool, lässig und unbeschwert, wie ich mich gebe, nur um der Gesellschaft, den Freunden und meiner Familie zu gefallen. Dabei gehe ich bei einem solchen Film, der von Aufopferung und Nächstenliebe und unbändigem Willen erzählt, komplett ein. Wie ein brennender Schwamm, eine Ameise unter einer Lupe in der brennenden Sonne.

                                                  Schmerzhaft von dem Schicksal des Kenny Waters und unzähligen anderen zu Unrecht verurteilten Menschen zu hören. Noch schmerzhafter beinahe, von einer Schwester zu hören, die für ihren Bruder Jura studiert hat, Zeit ihres Lebens geopfert hat, nur um einen einzigen Mandanten zu befreien. Ihr Bruder, Kenny Waters, wurde wegen Mordes verurteilt und saß 18 Jahre im Gefändnis. Ein unglaubliches Schicksal. Ein Mann, 18 Jahre, eine Zelle und die Gewissheit, dass er niemals entkommen kann und wegen Bedrohung und Falschaussage vor Gericht in Mitleidenschaft gezogen wurde. Noch dazu die Erkenntnis, dass es zu diesem Fall, der einige viele Jahre zurücklag, die DNA-Analyse noch nicht gab. Es reichte vor Gericht der Beweis der Blutgruppe von Waters, die mit dem Blut am Tatort übereinstimmte. Das Rechtssystem machte es sich einfach. Es gibt Lücken, Löcher und Krater im System, die viele Menschen das Leben kosten.

                                                  Aufrüttelnd und so schmerzhaft, dass es mein Blut in den Adern gefrieren lässt ist, dass Kenny Waters nur 6 Monate nach seiner Freilassung zu Tode kam.

                                                  Im Folgenden möchte ich einmal die Seite zitieren, die sich bis Heute unnachgiebig für jene Menschen verantwortlich fühlt und einsetzt, die wir in Betty Anne Waters ebenfalls bestaunen durften:

                                                  https://www.innocenceproject.org/cases/kenny-waters/

                                                  "[...]

                                                  Kenny Waters
                                                  Time Served: 18 years
                                                  Kenny Waters, one of nine children, grew up in a rural town in Massachusetts. By 1980, he was a typical man in his mid-twenties, working as a chef at a local diner and living with his then-girlfriend.

                                                  Just a few years later, he was charged and convicted of murder, and served 18 years in prison before DNA testing proved his innocence. His sister, Betty Anne Waters, put herself through college and law school for the sole purpose of helping her brother. She worked tirelessly with the Innocence Project to bring about his exoneration in 2001."

                                                  "[...] Life after Exoneration

                                                  Sadly, Waters died in a tragic accident on September 19, 2001, only six months after he was released from prison. He was 47 years old. But Betty Anne Waters says of her brother’s time after he was exonerated: “Kenny had the best six months of his life. After so many years behind bars, the world was new to him.”
                                                  Since Waters’ death, representatives of his estate have settled a civil lawsuit with the town of Ayer, and the case was the subject of a 2010 feature film, “Conviction.”

                                                  Ein schwaches System. Nicht nur in Amerika. Recht un Unrecht gehen getrennt. Betty Anne Waters wartet mit Hillary Swank und Sam Rockwell auf, die brilliant zusammen funktionieren und der Geschichte genügend Tiefe und Respekt zollen. Mehr gibt es nicht zu sagen...

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                                                    Rocket Man: Filmtoast 04.07.2017, 20:59 Geändert 04.07.2017, 22:08

                                                    "Manchmal sind es die Menschen, von denen man es sich am wenigsten vorstellen kann, die etwas leisten, was bis dahin unvorstellbar war."

                                                    22 Worte, die zur Legende werden. 22 Worte stehen für 14 Millionen Menschen, die gerettet wurden, 14 Millionen Gründe The Imitation Game nicht nur als unglaublichen Mythos, sondern als eine unaussprechbare Legende zu benennen.
                                                    Alan Turing, ein homosexuelles Genie, das die damals mit Abstand schwerste Entschlüsselungstechnik der "Deutschen" geknackt und 14 Millionen Menschen das Leben gerettet hat. Ich suhle mich in diesem Moment in allergrößter Schande, seinen Namen niemals zuvor gehört zu haben. Schande über mein Haupt.
                                                    Ein Mann, ein Genie, das als Gott über die Menschen gerichtet hat. Der bestimmen konnte, wer Informationen bekommt und wer lebt oder stirbt. Zu viel Macht für einen Menschen. Alan Turing ist aber kein normaler Mensch. Wie viele Genies vor ihm, bedeuteten ihm viele Menschen nichts, bis auf einer, aus seiner tiefsten Vergangenheit. Ein Junge, den er ihn jungen Jahren lieben gelernt hat. Seine Maschine, die das System der „Deutschen“ durchbrochen hat, taufte er Christopher, wie seine engste Liebe. Vergleichbares hat er in dieser Weise nie erleben können.

                                                    The Imitation Game stößt einen Speer in das Herz, der sich Wahrheit nennt. The Imitation Game stößt uns eine Axt in unseren Kopf, die sich Unwissenheit nennt. Und er stößt uns ein Messer in den Hals, dass sich Erschütterung nennt. 3 Komponenten, die mich nach dem Film noch immer beschäftigen. Alan Turing war zwar ein Genie, aber dazu verdammt für seine Sexualität bestraft zu werden. Entweder Gefängnis oder Hormontherapie, so heißt es am Ende. Letzteres und die Annahme, dass er sein Leben so nie mehr leben konnte, kosteten ihm im Alter von 41 Jahren das Leben.

                                                    Ein Mann rettet 14 Millionen Menschen das Leben, wird geleugnet, gestraft, verhöhnt und sein Vermächtnis soll geheim gehalten werden. 2013 würdigte Queen Elizabeth sein Vermächtnis. Seine Arbeit war geheim, niemand durfte erfahren, was er getan hat. Nach außen wirkte er nur wie ein emotionales Wrack, dem alles und jeder gleichgültig ist. Dass entspricht selbstverständlich nur dem Alan Turing aus dem Film. Wie wahrheitsgemäß das ist, wage ich nicht zu behaupten. Aber The Imitation Game erzählt eine unglaubliche Geschichte, so packend, einnehmend und vollkommen unglaublich, dass einem spätestens in den letzten 30 Minuten entweder der Mund offen steht, das Blut gefriert….. oder man hat nichts verstanden…was bei dieser Marterie zwar verständlich ist, aber Morten Tyldum bemüht sich um alle Zuschauer, die gewillt sind knapp über 110 Minuten still zu sitzen und aufzupassen. Er erklärt alles genau so, dass es auch derjenige in der letzten Reihe verstehen kann. Wenn mich jetzt trotzdem jemand fragen würde, was (im Detail) das alles war, was Turing gemacht hat, könnte ich zumindest mit schlauem Halbwissen aufwarten. Dass bedeutet, das ich ganz bestimmt nicht alles verstanden habe, aber ich habe verstanden, dass er Enigma geknackt und Informationen entschlüsselt hat, die dabei halfen Menschen das Leben zu retten. Wenn man eines nach The Imitation Game verstanden haben sollte, dann das. Ein wichtiger Film, der vielen Menschen zeigt, was sie noch nie gesehen, was sie noch nie gehört und was sie sich nicht vorstellen können. Unglaublich ist das Wort des Tages.

                                                    Ein Retter, so unscheinbar und geläutert, dass man nach dem Film nur traurig durch die Luft gucken kann und an der früheren und auch der heutigen Zeit und derer Menschlichkeit zweifeln muss. Solche Genies gibt es überall. Diese, die ausgenutzt und benutzt werden, um eigene Interessen zu verfolgen.

                                                    Und Benedict Cumberbatch, den ich bis Dato nicht so sehr mochte, avanciert mit einem Film und einer einzigen schauspielerischen Leistung zu einem meiner absoluten Lieblingsschauspieler. Ganz groß ist sein Spiel, seine Mimik, allein schon die Bewegung der Augen, wenn er die Menschen nur kurz anguckt, als wolle er feststellen, ob da immer noch jemand sitzt. Das ist Schauspiel und das ist Film. Fesselnd, aufrüttelnd, schmerzhaft.
                                                    Und…

                                                    "Manchmal sind es die Menschen, von denen man es sich am wenigsten vorstellen kann, die etwas leisten, was bis dahin unvorstellbar war."

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