Rocket Man - Kommentare

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    Rocket Man: Filmtoast 11.02.2017, 19:01 Geändert 11.02.2017, 19:02

    Passengers kam bei vielen Kinogästen nicht an. Viele Kritiker zerissen diesen Film.
    Nun in seltenen Fällen darf man auch mal sagen, was man zu sagen hat.
    Und in diesen Fall, frei zitiert nach Hollywood ''Muss ein Man nun tun, was ein Mann tun muss."

    Passengers besticht durch atemberaubende Optik, herausragende Schauspielleistungen, eine außergewöhnliche Inszenierung, sowie Momenten, die einfach nur Spaß machen und Momenten, die zu Tränen rühren können.
    Der Film ist weder gefühlsdusselig, noch setzt er voll auf seine Schauspieler. geschweigedenn seine brilliante Optik.
    Die Geschichte ist nicht von Grund auf Neu, aber ganz bestimmt ist sie vollkommen neu interpretiert worden.
    Morten Tyldum vollbringt ganz Großes. Ganz Großes Kino, dass Spaß macht, Fragen über das Alleinsein aufwirft, mit dem ich auch viel zu oft zu kämpfen habe und von der Liebe zweier Menschen, die auf einem Raumschiff gefangen sind, atemlos nach dem Sinn suchen, sich näher kommen und der Soundtrack, Optik und Kamera für ein paar der eindringlichsten Momente im All sorgen, die ich je in einem Science-Fiction-Film gesehen habe.

    Es wäre gelogen, dem Trend zahlreicher Kritiker zu folgen und zu sagen, Passengers sei schlecht inszeniert und einzig die Schauspieler könnten daran etwas ändern. Ich bin eher ehrlich und innovativ. Und dieser Film war vorher nicht da, was schon mal definitiv das erste sein sollte, dass man ihm zugute halten muss. Die Inszenierung ist über jeden Zweifel erhaben, mit Liebe zum Detail und schlicht wunderschön. Eine große Packung Kino, die sich schnell in mein Herz eingebrannt hat.

    Die Frage, wie verwerflich es sei, wenn man zu früh aufwacht und nach 1 Jahr eine weitere Person manuell aufweckt, weil das Alleinsein den Körper und den Geist vollkommen zerstört, dann ist das ergreifend und wichtig. Der Film ist wichtig und eine große Innovation für das bestehende Science-Fiction-Kino. Ich bin zwar nicht der größte Science-Fiction Kenner, aber dieser Film macht absolut alles richtig. Ich hätte ungern auf nur eine Seklunde davon verzichtet und weiß jetzt schon, dass die Bluray, eine mögliche Steelbook oder ein mögliches Mediabook am Tag des erscheinens in meiner Tasche landen wird.

    Passengers, ein Film der vollkommen zu Unrecht runtergebuttert wird. Mag sein, ich hab vielleicht nicht die größte Ahnung, aber wenn ich manche Kritik von "echten" Kritikern hier lese, dann fürchte um den Bestand der Vernunft und der Klugheit der Menschen von Heute. Seht ihn euch an und lasst ihn in euer Herz. Nur dann werdet ihr ihn auch lieben lernen.

    10 Sterne mit Herz. Punkt. Ende. Aus. Verdammte scheiße.

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      K-Pax, der Mensch aus einer anderen Welt und etwas, dass da noch wartet

      Weit, weit, weit weg von hier existiert ein Planet ohne Makel. Dieser wurde von Astronomen und Physikern noch nicht entdeckt. Keine Ehe, kein Recht oder Gesetz, keine Makel an den Menschen und keine Vergangenheit. Nur die Gegenwart. Von diesem Planeten kommt Rocket Man. Er reist nicht etwa mit einer Rakete auf seinem Rücken, sondern mit der Kraft von Licht. Aber das würdet ihr nicht verstehen. Ihn bekümmern die Menschen auf der Erde. Sie fügen sich Leid zu, tun Unrecht, wissen nicht, wonach sie sich sehnen sollen oder was ihr Sinn auf diesem Planeten Erde ist. Rocket Man, hier einfach mal verkürzt auf Rocket, nennt sich so, weil ihm ein Lied von der Erde besonders gefällt. Es heißt Rocket Man. Ein ganz berühmter Musiker namens Sir Elton John hat mal dieses Lied geschrieben. Das muss ein ziemlich gebildeter Mann gewesen sein. Wie Rocket hörte nahm er mal viele Drogen. Rocket vermutet, dass er das zur Inspiration gemacht hat. Weshalb auch sonst? Es wird eine lange, lange Zeit. So lautet eine dieser Zeilen. Zwischen dem Licht, aus dem Rocket seine Geschwindigkeit zieht und der Vergangenheit eines Charakters, den er sich ausgedacht hat, aus der er seine Kraft zieht und der Zeit, die durch Raum und Tat beschritten wird, bewegt er sich zwischen Fantasie und Realität. Ist nicht so kompliziert. Die Menschen auf der Erde verstehen ihn nicht. Rocket wacht morgens auf, erkennt draußen in der Natur und bei seinen Mitmenschen immer neue Dinge, neue Merkmale, die er vorher nie gesehen, nie empfunden hat. Wie ein verrückter oder ein Krebskranker. Er sieht eine Rose und erkennt den Geruch nicht. Er erfreut sich an diesem Glück. Das ist in etwa ein Gefühl, dass man mit liebe vergleichen kann. Etwas vollkommen Neues. Er lernt Menschen kennen und findet jeden einzelnen auf seine Art und Weise ganz besonders. Er findet einfach alles neu. Liebe, Glück oder einfach das Leben.

      Damit die Menschen etwas mit ihm verbinden können, erzählt er meist etwas über einen seiner geschätzten Freunde. Er nennt ihn Robin. Robin erkennt in den Dingen da draußen und bei seinen Mitmenschen nichts neues mehr. Sie haben aufgegeben, so wie er. Sie stellen keine Fragen mehr, wissen weder etwas über Richtig und Falsch, noch über die Botschaft der Dinge.

      Die Erde ist ein wundervoller Ort. Auf Rockets Heimatplaneten gibt es nicht so viel Grün. Dafür gibt es von Leid, Trauer und Verzweiflung keine Spur. Nicht die Bohne.
      Auf seinem Planeten kennt man diese Begriffe zwar, aber eher als Allgemeinwissen. So wie wir wissen, weshalb die Banane eigentlich Krumm ist. Weil sie zur Sonne wächst. Auffällig ist irgendwie nur diese Parallele zwischen Rocket und Robin. Rocket scheint alles gegensätzlich wahrzunehmen und sich gegensätzlich zu dem zu Verhalten, was er über Robin weiß, erzählt und berichtet. Robin fühlt sich ab und an wie Rocket. Er möchte morgens aufwachen, in den Dingen etwas Neues, etwas Unscheinbares, aber Wunderschönes sehen. An manchen Tagen überkommt ihn so viel aus seinem Leben, dass er sich nicht nur wie Rocket fühlt, sondern vorgibt Rocket zu sein. Vielleicht ist Robin Schizophren. Vielleicht ist Rocket auch einfach nur verrückt. Haarspalterei.
      Man könnte aber sagen, dass sie dennoch vieles verbindet.

      Robin kennt das Glück nicht. Robin erkennt das Glück nicht mal, wenn es direkt vor seiner Nase steht. Irgendwie ist Robin nicht mal halb so Weise, wie er vorgibt zu sein. Er schwelgt in Trauer um die wichtigen Menschen, die von ihm gegangen sind, die unzähligen Freunde, die er verabschieden musste, weil sie kein guter Umgang mehr waren, die wilde Zeit worüber war, die Schicksalsschläge des Lebens, den Gang der Dinge und so weiter und sofort.
      Weil es Zeit wurde erwachsen zu werden und zu lernen, was Werte und Prioritäten sind. Da wo Rocket herkommt gibt es keine Zweifel, aber auch keine große Entscheidungsfreiheit. Auf Rockets Planeten tun die Menschen nichts böses. Es gibt kein Leid, keine Armut, keine Boshaftigkeit oder dergleichen. Irgendwie muss das ziemlich langweilig sein. Aber auch irgendwie geordnet und schön.

      Robin steht um eine bestimmte, frühe Zeit auf, immer pünktlich, was ja gar nicht anders geht, denn das übernimmt sein Wecker. Kurz darauf ist er fertig angezogen, macht sich im Bad fertig, sitzt noch einige Minuten auf seinem Sessel, liest etwas auf seiner Lieblings-Filmseite, schreibt vielleicht noch schnell eine Nachricht und fährt kurz darauf mit der Bahn bei sich an der Haltestelle zur Arbeit.
      Jetzt ist er von 8:00 Uhr bis 16:30 Uhr auf der Arbeit. Bis zum Schluss hat er einiges zu ertragen. Zum Beispiel diese Alte, dessen Verhalten er auf Teufel komm raus nicht Deuten kann. Sie ist nicht mehr fähig Humor zu verstehen, ist etwas verbittert, nicht etwas, sondern viel, mag die Macht über Robin und die andere Kollegin sehr und arbeitet selbst am wenigsten. Was sie nicht machen will, das schiebt sie eben dem Robin zu. Denn Robin kümmert sich schon um alles. Robin ist damit nicht glücklich und außerdem unfähig mit großen Veränderungen umzugehen. Er bewundert Rocket, den er tief in seinem Herzen fühlt. Rocket ist keine Wunschvorstellung von Robin. Er ist echt. Und ab und an kommt er auf die Erde. Robin ist dann verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt, wie die Menschen auf der Erde zu sagen pflegen. Egal, was soll’s. Rocket ist voller Hoffnung, Empathie und Weisheit, dass es für Robin und Rocket gleichermaßen reicht. Sie sind nicht ein und dasselbe. Vergesst nicht, dass Rocket von einem anderen Planeten kommt. Und er ist auch keine Wunschvorstellung oder eine Halluzination. Über Rocket weiß man nicht genug, aber Robin ist vollkommen gesund. Er ist nicht verrückt. Er träumt dafür gerne. Ist ja auch nicht falsch.

      Wollt ihr wissen, wie sich Robin manchmal fühlt, wenn er morgens, wie immer, recht fröhlich und voller Hoffnung auf der Arbeit erscheint und jemand diesen Glauben an das Gute mit einem einfachen Schritt in die Tür zu nichte macht? Gewiss, ob ihr wollt oder nicht, werde ich es euch sagen. Schließlich schreib ich das hier. Da habt ihr mal keine Befugnis „Nein, bitte nicht“ zu sagen. Vielleicht habt ihr schon mal schlecht geträumt. Kennt ihr das, wenn man von einem Abgrund träumt, in dem man hinunterfällt, es erscheint unendlich lang, also dieser Weg bis unten, so lange wie ein Leben, jede Entscheidung zieht an dir vorbei und du wachst plötzlich schweißgebadet auf? Kennt ihr das?!
      In etwa so fühlt sich Robin manchmal. Dann würde er am liebsten draufhauen, vernichten oder einfach aufhören und hinschmeißen. Wie jetzt? Nur weil diese Person reingekommen ist? Nein, ich dachte da schon etwas weiter, keine Sorge. Obwohl Robin die Schuhe dieser Person schon auf 100 Meter Entfernung wahrnehmen kann. Ach, das ist schon manchmal ein armes Würstchen. Aber immerhin rüttelt er in solchen Momenten an Rocket, fragt ihn, was das soll und warum Menschen so sind. Warum können manche Menschen die einfachsten menschlichen Interaktionen nicht mehr deuten oder verstehen? Warum sind sie so verbittert?

      Rocket scheint sowas wie das gewünschte oder herbeigesehnte „Ich“ zu sein, von dem Robin Tag für Tag träumt. Dieser Traum hat ihn bis jetzt aber auch weiter machen lassen. Er ist mitunter manchmal der glücklichste Mensch der Welt. Dafür braucht es bei ihm nicht viel. Ein Film gucken mit seinem besten Freund, ein bisschen mit dem Auto rumfahren, ein bisschen Blödsinn, ein kleines Saufgelage oder ein All You Can Eat Buffet mit ganz viel Curry und Chili. Dass brennt zwar bekanntlich immer drei Mal im Abgang, aber im Leben soll man die Fehler schätzen, die am meisten Spaß machen. Die kleinen Dinge, wisst ihr?

      Gestern hat Robin K-Pax gesehen. Ihm gefiel Kevin Spacey in der Rolle des Prot. Irgendwie erinnerte er Robin an sich selbst. Robin versucht nämlich manchmal auch ganz besonders zu sein. Zum Beispiel wenn er seiner engen Kollegin auf der Arbeit zuhört. Der Berg von Arbeit macht ihm zu schaffen, er kann sich vor lauter Stress nicht mehr retten, aber dieses Gespräch, mit dem er augenscheinlich der Kollegin hilft, indem er einfach nur da sitzt und ganz aufmerksam zuhört, da vergisst alles um sich herum, sitzt da, hört zu, sagt ab und an mal etwas und genießt diese Art des Vertrauens, dass das Leben manchmal einfach liebenswert und süß macht. Ich wiederhole..Die kleinen Dinge.

      Ist Prot nun Robert Porter? Ist Robin Rocket? Könnte man sie „Prot Porter“ und „ Rocket Robin“ nennen? Dass bleibt euch Zuschauern selbst überlassen. Ich erinnere trotzdem daran, dass im Film eine Person aus der Psychatrie vollkommen verschwunden ist. So wie Prot es versprochen hat. Rocket hat Robin zwar noch nicht auf seinen Planeten mitgenommen, aber Robin’s Reise ist auch noch lange nicht beendet. Da wartet noch etwas auf ihn. Ich, Robin, möchte zwar nicht angeben, aber nicht umsonst heißt dieser Kommentar „bla bla bla und etwas, dass da noch wartet“. Rocket Robin fliegt nun wieder ins unendliche All, in eine weit, weit enfernte Galaxie und lässt euch mit sämtlichen Fragen im Regen stehen.

      POW

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      • 9 .5
        Rocket Man: Filmtoast 05.02.2017, 18:34 Geändert 18.02.2017, 11:58

        - Von Glück, dass man Greifen, Halten und in den Himmel heben soll -

        Was ist das Leben?

        Eine Aufgabe, die viel mit Veränderung, unserem Dasein, unserer Indentität und Werten zu tun hat. Einzeln betrachtet sind das nur kleine Bausteine, die wir auseinandernehmen können. Die wir für uns logisch sortieren und ordnen können. Alles einzeln zu betrachten fällt uns leichter, dass große Ganze zu erkennen und zu erschließen, fast unmöglich.
        Und doch werden wir dem großen Ganzen unweigerlich begegnen.
        Wie das aussieht, liegt in unserer Kraft. Unserer Kraft, jeden einzelnen Baustein passend und ineinandergreifend zusammenzusetzen. Ohne Lücken. Ob uns das gelingt, zeigt sich vielleicht darin, dass keiner der Bausteine, die wir angeordnet haben, herunterfällt. Möglich ist es aber ebenso, dass ein Stein vermeintlich passt, es nur so scheint und der Turm des Lebens einstürzt. Er kann einstürzen, weil ein Stein oben nicht passt, genauso gut kann es sein, dass ein Stein in der Mitte umfällt und alles ineinander zusammenfallen lässt.
        Man achtet nunmal nicht immer auf jedes Detail. Wie auch? Wenn man plötzlich einfach nur glücklich ist, was erscheint einem dann richtig und was falsch? Man hält es einfach fest, solange man kann. Man darf es sich ruhig mal leicht machen.

        Wir können uns unsere Karten selber mischen. Sie verteilen. Zufällig verteilen oder vorher wissen, was sich auf der Karte befindet. Es vorher zu wissen, könnte natürlich Betrug bedeuten. Oder wir blöffen, probieren etwas aus, fordern heraus, testen und spekulieren, um auf eine richtige und klare Linie zu kommen. Oder wir sind spontan und tun es einfach. So wie Mia und Sebastian. Einen Traum leben. Er mag nicht ewig halten, aber was macht das schon? Warum sollte man nicht einfach mal verspielt sein, seine Träume verfolgen, träumen und etwas vollkommen bescheuertes tun?! Warum nicht einfach mal jemanden beeindrucken und glücklich machen. Warum nicht einfach mal Lügen, wenn es einem hilft glücklich zu sein? Ich meine, irgendwie muss jeder von uns mit sich leben und da wird es wohl erlaubt sein, vielleicht auch mal etwas nachzuhelfen.

        Ich stehe auf, ziehe mich an, wasche mich im Bad, schaue mich im Spiegel an, betrachte mich genau, sehe eigentlich nichts, frage mich, was genau ich da sehen soll, wie es aussehen könnte, wie es jetzt aussieht, wie es früher und in Zukunft aussehen wird, jeden Morgen, jeden Tag, immer, und gehe anschließend dem nach, was für mich vermeintlich am wichtigsten erscheint.
        Am wichtigsten erscheint mir, was ich bei anderen sehe, was sie für am wichtigsten halten. Einen Job, regelmäßiges Geld, ein graues Leben. Man denkt zu viel nach. Der Weg von allem ist unfassbar und ein Kampf, oft gegen sich selbst. Das alles zu meistern, ist eine Frage der Kraft, die ein jeder von uns hat und der er erliegt. Es ist nichts unmöglich und wir mischen die Karten.

        Ich sehe das übel, dass sich in den Menschen sammelt. Die Furcht, die Angst, mal etwas vollkommen dummes zu tun, den Frust, der eines Tages aus verständlichen Gründen aus ihnen herausplatzt. Implosion und Explosion. Das streben nach dem Sinn ist ihnen fern, sie haben längst aufgehört zu fragen. Sie tun, was sie müssen, um zu leben, sich vielleicht außerhalb ihrer Gewohnheit etwas zu wagen, was sie sonst nicht machen würden. Vielleicht gelingt es ihnen den Frust so zu relativieren. Vielleicht ist es auch nur ein Placebo oder eine Illusion.
        Wir vergessen zu Leben. Es ist ja nicht so, als wären wir unsterblich. Wir sollten uns unsere Zeit also gut einteilen und sie nutzen. Die Zeichen nicht Deuten, sondern erkennen. Excelsio.

        Okay, vielleicht ist dieses Gelaber nur die Zeichnung eines fiktiven Charakters. Vielleicht wollte ich ein kleines Porträt von uns allen Zeichnen, die wir immer und unaufhörlich alles hinterfragen, das Glück nicht mehr erkennen oder wahrnehmen wollen. Warum nicht einfach mal die Zukunft gedanklich durchspielen, lieben und die kleinen Momente in den Himmel heben?
        Dafür wurden wir schließlich mit einer Gabe gesegnet. Der Fantasie.
        Und davon gibt es in La La Land reichlich. Eine Reise in die Fantasie, die das Leben ab und an etwas erträglicher macht. Sie hebt das Leben manchmal in die Sterne, wie in der Szene, in der Ryan und Emma in den Sternen tanzen. Warum nicht einfach mal Träumen, tanzen, singen, Spaß haben, genießen, lachen und lieben? Das werdet ihr euch nach La La Land fragen. Und das macht aus diesem Film ein bedeutendes Stück unterhaltender Kunst, dass begeistert, zum Lachen bringt, berührt und uns hinterfragen lässt, weshalb wir immer so verbohrt an die Dinge rangehen, überall einen Haken sehen, so viel nachdenken, statt das Glück, auch wenn es nicht unendlich ist, einfach zu packen, es solange es dauert festzuhalten und diese wunderschöne Momentaufnahme des Lebens in die Erinnerung einzuschließen.
        Denn irgendwann, an schlechten und grauen Tagen, sind wir auf diese Sammlung von Fotos, die im Glück entstanden sind, angewiesen. Sie geben unserem Leben einen Sinn. Sie geben uns in den blöden Momenten, bedeutende Hoffnung, die wir zum Leben benötigen. Einfach mal träumen und glücklich sein. Einfach mal vollkommen irrational und verrückt sein. Einfach mal Blödsinn machen und jeden Moment Glück in unser gedankliches Portfolio kleben.

        Auf das Glück, die Liebe und die Momentaufnahmen unseres glücklichen Daseins. Cheers.

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        City of stars
        Are you shining just for me?
        City of stars
        There's so much that I can't see
        Who knows?
        I felt it from the first embrace I shared with you
        That now our dreams
        They've finally come true

        City of stars
        Just one thing everybody wants
        There in the bars
        And through the smokescreen of the crowded restaurants
        It's love
        Yes, all we're looking for is love from someone else
        A rush
        A glance
        A touch
        A dance

        A look in somebody's eyes
        To light up the skies
        To open the world and send it reeling
        A voice that says, I'll be here
        And you'll be alright

        I don't care if I know
        Just where I will go
        'Cause all that I need is this crazy feeling
        A rat-tat-tat on my heart

        Think I want it to stay

        City of stars
        Are you shining just for me?
        City of stars
        You never shined so brightly

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        • 10
          Rocket Man: Filmtoast 04.02.2017, 15:21 Geändert 04.02.2017, 15:27

          - Excelsio - Die Zeichen nicht Deuten, sondern erkennen -

          Bei der depressiven Laune, die mich manchmal überkommt, kann mir nichts besseres passieren, als einen Film zu sehen, in dem sich zwei vollkommen unterschiedliche und scheinbare kranke Menschen auf ihren richtigen Weg verhelfen. Sind psychisch kranke Menschen krank? Die Antwort könnte Ja lauten. Aber da ich das jetzt schon gesagt habe, werdet ihr merken, dass die Antwort wohl eher Nein lauten muss. Wie bei Menschen mit anderen Behinderungen, vielleicht dem Verlust des Gehöres oder dem Verlust des Sehvermögens, sehen und fühlen diesen Menschen essentielles so viel intensiver, als wir es tun. Sie fühlen den Hass, die Trauer, aber auch die Zeichen des Guten viel stärker als wir. Silver Linings entführt uns in eine wunderschöne, komische und nahegehende Geschichte zweier psychisch kranker Menschen, die eigentlich garnicht krank sind. Sie finden ihren Weg einfach nicht und nutzen unbewusst einander, um die Zeichen, die am Horizont stehen, diesen kleinen Silberstreifen am Nachthimmel, nicht zu Deuten, sondern die Zeichen zu erkennen und ihren richtigen Weg zu finden.

          Dabei tun sie nichts anderes, als wir. Wir, die wir jeden Tag arbeiten, um die Wohnung zu bezahlen, mehr Geld zu verdienen und dieser seltsamen Hoffnung, irgendwann glücklich sein zu dürfen. Aber weder Geld noch Arbeit macht glücklich. Sie füllen das Leben nicht aus. Sie sind der Rand des Blattes. Des Blattes, dass sich 'Story of our sad lifes' nennt. In der Mitte steht 'Story of our lovely lifes'. Die Mitte bleibt oft leer, bis wir einen Menschen treffen, der die Zeilen sinnvoll ergänzen kann.
          Die Zeichen nicht Deuten, sondern sie erkennen. Die Seite füllen. Die eigene Geschichte schreiben. Nicht vorschreiben lassen, was dort zu stehen hat.

          Diese Zeichen könnten alles bedeuten. Sogar der Tod eines geliebten Menschen. In diesem letzten Kommentar von mir, erzählte ich euch davon. Davon, dass einer meiner geliebtesten Menschen aus meiner Familie gestorben ist. Aber das Erlebnis, das ich damit verbinde, stimmt mich keineswegs traurig. Es stimmt mich auf alle Weisen, die existieren, glücklich. Wenn ich daran denke, macht es mich zum glücklichsten Menschen auf der Welt. Denn dieser Mensch wacht über mich. Sein Tod hatte also einen Sinn. Denn er ist nie verschwunden. Ich kann ihn nur nicht mehr sehen. Er ist da. Er wacht über uns, wie ein Engel, an einem wunderschönen Ort, an dem wir uns eines Tages wiedersehen werden. Aber noch nicht heute.

          Auch das Leben voller Leid, Wut und Hass, dass ich von Zuhause kennengelernt habe, trübt die Erkenntnis, dass in allem ein Zeichen stecken könnte. Ich könnte dank dieser Ereignisse heute ein hässlicher, arroganter und zutiefst erschlagener, depressiver junger Mann sein, der alle Chancen scheut, die sich ihm zeigen. Oh Moment. Ganz falsch ist das nicht, bis auf die Tatsache, dass ich mich dem Leid nicht zur Gänze hingegeben habe, obwohl es der Einfachste Weg ist, sondern das Zeichen da oben am Himmel erkannt habe, in den Sternen, wunderschön und unendlich ... Ich werde nie so sein. Ich bin nicht der glücklichste Mensch, oft traurig und ausweglos, verbohrt und zynisch, aber trotzden ein warmherziger und emotionaler Mensch. Einige Zeichen erkenne ich. Im Sommer strahlt die Sonne. Im Winter strahlt sie nicht. Die Zeit dazwischen muss jemand die Sonne ersetzen. Irgendwann wird sie kommen. Die Sonne. Gut Ding will Weile haben und in der Kürze liegt die Würze. Glück kommt selten einfach angeflogen. Glück ist ein Zeichen, unsichtbar, aber spürbar da. Und wenn das Zeichen zu Tränen rührt, dann würgt man es nicht einfach herunter, sondern gibt sich ihm hin. Denn das Glück kann unendlich sein. Aber einen Schritt muss man auch selber gehen.

          Silver Linings ist eine Geschichte des Glücks. Zwei scheinbar kranke Menschen, die sich ergänzen, nicht sofort sichtbar, aber als Zeichen unverkennbar. Sie haben das Zeichen erkannt und die Trostlosigkeit und Trauer des Lebens nicht die Überhand gewinnen lassen. Ein wichtiger Film, ein weiser Film. Ein Film zum verlieben. Und Jennifer Lawrence gehört spätestens jetzt bei mir zu den ganz großen, denn sie spielt witzig, wahnsinnig und emotional so intensiv, dass mich die Tränen wieder verfolgt haben. Ein Film für jeden. Und nicht weniger als 10 Punkte wert. Dankbar und voller Liebe ziehe ich von dannen. Mit einem sanften, quatsch, intensiven Gefühl von Glück in mir. Ich werde heute ganz still und heimlich, ruhig und gefühlvoll glücklich sein meine Freunde. Excelsio.

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            Rocket Man: Filmtoast 02.02.2017, 20:53 Geändert 02.02.2017, 20:55

            - Von Leben und Tod -

            Flatliners ist zwar kein sonderlich guter Film geworden, der mir sehr gefallen hat, aber dennoch ein Film, der mich über das größte Mysterium überhaupt aufmerksam gemacht und Teile meiner Vergangenheit eingeholt hat. Gestört hat mich die leider sehr anmaßend wirkende Thriller-Handlung und die viel zu einfache Entscheidung der Protagonisten, sich mal eben zu 'töten' und dann mit dem nächsten weiter zu machen und immer so weiter, bis sie alle verrückt werden und ihre Vergangenheit sie einholt. Die erste Stunde lief viel zu glatt, die zweite Hälfte brachte noch etwas mehr Sinn herein. Was wirklich schade ist, denn ich habe in meiner Schullaufbahn, im Abitur, freiwillig eine Facharbeit über das Thema Nahtoderlebnisse verfasst und kann dieses Mysterium auch mit einem Erlebnis meines Opas verbinden. Gerne hätte ich aber einen wissenschaftlich, vielleicht auch gläubigen und moralisch mehr durchdachten Film über das Thema gesehen.
            Mein Interesse an diesem Thema ist so enorm, dass ich im folgenden einige Worte dazu verlieren möchte.

            Das Leben nach dem Tod beschreibt eine nicht wissenschaftlich bestätigte Annahme, die besagt, dass das Leben nach dem Tod nicht vollkommen oder gar endgültig beendet ist.
            Verschiedene Religionen zum Beispiel glauben daran, dass sie unmittelbar nach dem Tod zum ’Jüngsten Gericht’ geführt werden und, um eine weitere Annahme des Glaubens hier nicht unberührt zu lassen, entschieden wird, ob die Menschen gut oder schlecht gelebt haben, sie voller Sünde waren beziehungsweise ob sie in den Himmel oder in die Hölle kommen.
            Diese Annahme wird freilich nicht von allen Menschen geteilt, denn nicht alle Menschen sind gläubig oder haben je diese Gabe erlangt.
            Schließlich gibt es da noch die Atheisten, die keiner Glaubensrichtung angehören und demnach skeptisch und hinterfragend diesem Thema entgegengehen. In den meisten Fällen berufen sich nicht gläubige Menschen auf die Wissenschaft, Gläubige hingegen auf Gott und die Schriften, an die sie glauben, sowie Prediger und Propheten.

            Alleine in Deutschland sind es mittlerweile mehr als 3,5 Millionen Menschen, die mit diesem Phänomen bereits am eigenen Leibe konfrontiert worden sind. Zu betrachten sind immer auch die besonderen Umstände der Menschen, bei jedem dieser Fälle. So passiert eine solche Erfahrung beispielsweise Menschen, die einen Herzinfarkt erleiden oder Menschen, die bei einem tragischen Verkehrunfall im höchst kritischen Zustand in ein Krankenhaus gebracht werden.
            Schon oft ist es vorgekommen, dass Menschen berichten, während sie bereits für klinisch Tot erklärt wurden, sie eine utopische, wunderschöne und besonders reelle Vision haben, in der sie glauben den Himmel, verstorbene Angehörige und vor allem sich selbst auf dem Operationstisch sehen zu können.
            Diese Vorstellung wird von den Betroffenen selten, oder gar nie, als unangenehm empfunden, sondern eher als etwas wunderschönes, dass ihnen fortan mehr Kraft zum Leben gibt und bei ihnen dazu führt, das Leben mehr und mehr zu schätzen und jeden Tag, jede Stunde und jede Sekunde vollkommen auszukosten.

            Betroffenen wird das Gefühl der Angst genommen. Sie berichten über ein helles Licht und das sie plötzlich aus ihrem Körper austreten und ihre Seele an einem Ort des Friedens aufgenommen werden und sie Geborgenheit, Furchtlosigkeit, Wärme, Liebe, kurzum eine sehr angenehme Atmosphäre empfinden, die sie umgibt.
            Zu beobachten ist auch, dass sich die Erlebnisse der Betroffenen ähneln.
            Von diesem Punkt an trennen sich sie Meinungen der Betroffenen und der Wissenschaft.

            - Aus Sicht der Philosophie -

            Allgemein entzieht sich das Thema “Das Leben nach dem Tod“ jeglicher philosophisch-rationalen Überlegung und findet sich eher in den Bereichen Mythologie, Religion und Metaphysik wieder, welche unter anderem zwar auch Gegenstände der Philosophie sind, die Philosophie letztlich aber doch spekulativ überschreiten.

            Im philosophischen Sinne gilt, dass ein gut verbrachtes, geführtes und gestaltetes Leben, dem Tod den Schrecken zu nehmen vermag. Andere Meinungen sagen, der Tod ist ein unveränderliches Faktum, dass nur das Ende eines Lebens bedeutet und somit nur eine Bedrohung darstellt.
            Philosophie wird unter Philosophen aber auch als Heilmittel gegen die Angst vor dem Tod betrachtet, in dem Sinne, dass jeder mithilfe des Philosophierens, die Gesundheit der Seele zu verbessern vermag.

            Schon früher berichtete Platon über Sokrates Meinung zum Tod Folgendes: “Entweder ist er Nichts-Sein, sodass der Tote auch keine Wahrnehmung mehr von irgendeiner Sache hat, oder er ist, wie die Überlieferung sagt, ein Übergang und eine Übersiedelung der Seele von dieser Stätte an eine andere“. Platon selbst glaubte, dass der Körper nur ein Gefängnis ist, sodass sich die Seele nach unserem Ableben befreit. Beide waren davon überzeugt, dass wenn der Tod eintrifft, unsere Seele an einen wunderschönen Ort gelangt, sich die Seele also mit dem Tod aus dem Körper befreit. Nach Religion an einen Ort, der sich Paradies nennt.

            Ein Philosoph namens Epikur sagte mal: “Der Tod geht uns nichts an, denn was sich aufgelöst hat, ist ohne Empfindung; was aber ohne Empfindung ist, geht uns nichts an. […] Der Tod ist der Verlust der Empfindung. […] Solange wir sind, ist der Tod nicht da, und sobald er da ist, sind wir nicht mehr.“ Er sah im Körper des Menschen mehr etwas materialistisches. Nach Epikur bestehen Körper und Seele aus diffizilen, atomaren Strukturen, welche nach dem Tod in ihre Bestandteile zerfallen. Der Tod sei das endgültige Ende. Man solle allerdings den Tod nicht fürchten, denn, so wie es hier steht, sind wir nicht mehr, sobald der Tod eintrifft und solange wir leben, ist er nicht da.

            Ein gewisser Kierkegaard sagt:“ Dem Ernsten gibt der Gedanke des Todes die rechte Fahrt ins Leben und das rechte Ziel, die Fahrt dahin zu richten. Und keine Bogensehne lässt so straff sich spannen, keine vermag dem Pfeile solche Fahrt zu geben, wie den Lebenden der Gedanke des Todes anzutreiben vermag, wenn der Ernst ihn spannt. Da packt der Ernst das Gegenwärtige noch heute, verschmäht keine Aufgabe als zu gering, verachtet keine Zeit als zu kurz, arbeitet nach äußerstem Vermögen.“
            Kierkegaard ist der überzeugten Meinung, dass die einzige Möglichkeit, sich die Angst über den Tod zu nehmen, darin besteht, ein für jeden Menschen individuell erfolgreiches und zufriedenes Leben zu führen und somit sich mit dem Gedanken trösten zu können, sein Leben so geführt zu haben, dass man es alles ohne weiteres genau so wiederholen würde und nichts von dem bereut, was man auf dieser Erde getan und erlebt hat.

            Die Wissenschaft berichtet über einzelne andere Theorien.
            Nach einem Herzinfakt steigt die Hirnaktivität plötzlich und exponentiell an. In solch einem Fall kann es nach Meinung der Wissenschaftler zu einem Nahtoderlebnis kommen. Wissenschaftler sind der Meinung, dass nach dem Herzstillstand und der daraus folgenden Beendigung der Nährstoffversorgung keine koordinierten Abläufe mehr möglich sind.
            In einem solchen Extremfall, so einige Wissenschaftler, verhält sich das Gehirn womöglich wie ein Motor. Es dreht noch einmal richtig hoch, eine erhöhte Gehirnaktivität.
            Da sich der Körper und das Gehirn im Sauerstoffmangel befinden und die Nährstoffversorgung beendet wurde, könnten einzelne Hirnaktivitäten zu Halluzinationen führen. Vermutet werden nach einem Herzinfarkt auch die Ausschüttung von Stresshormonen, die zu solch einem Nahtoderlebnis führen könnten.

            Peter van Lommel untersuchte seit einigen Jahren das Gehirn des Menschen auf ein Teilbewusstsein, das unabhängig vom Gehirn ist.

            Was mich angeht, so bin ich ein äußerst gläubiger Mensch. Ich glaube an ein Leben nach dem Tod und das Nahtoderfahrungen das Leben ankündigen, indem wir auf ewig bei unseren Liebsten sein werden. Ein Leben der Schönheit. Ein Leben des Friedens.

            Eines Tages vor vielen Jahren, ich war noch sehr jung, lag mein Opa im Sterben.
            In unsagbaren Stress und der Frage nach dem Richtigen Handeln, organisierten meine Eltern einen Priester, der mit meinem Opa und allen anderen das Abendmahl feierte.
            Ich war noch klein und konnte an diesem entscheidenden Tag nicht dabei sein.
            Der Cousin meines Opas, der damals Bezirksevangelist war, machte sich währenddessen auch auf den Weg. Es passierte alles sehr schnell und viele Verwandte mussten von Hessen und von weit her nach Dortmund kommen.
            Mutter, Vater, mein Opa und der Cousin verbrachten also noch ein paar Minuten des Trostes miteinander, sprachen, teilten ihre Empfindungen, feierten noch einmal das letzte Abendmahl und der Cousin erteilte Opa die Sündenvergebung.
            Innerhalb der Familie ein nahegehendes Erlebnis, dass ohne Vergleich bleibt.

            Als der Cousin gehen möchte, richtet sich mein Opa plötzlich auf, streckte mit letzter Kraft die Hand nach ihm aus und fragte ihn “Wie heißt die Straße?“.
            Als erstes kam dem Cousin die Straße in den Sinn, in der er lebte.
            Aber danach fragte mein Opa nicht. Er wollte wissen, wie die Straße heißt.
            Er wiederholte die Frage noch zwei weitere Male.
            Der Cousin ging tief in sich und nahm seine Hand:“ […], was du jetzt siehst, ist die Gnadenstraße! Du brauchst gar keine Angst mehr zu haben! Da wo Du jetzt hingehst, gibt es nur Gnade!“
            Es fällt mir unfassbar schwer und mir kommen unweigerlich die Tränen, während ich dies schreibe, aber mein Opa ging am kommenden Tag, nach einer unruhigen Nacht, an einen besseren Ort, den wir in unserer Familie als Paradies oder Himmel bezeichnen.

            Hin- und hergerissen, ob das nun zu persönlich ist oder nicht, hoffte ich die Schönheit dieses Ereignisses zu verdeutlichen. Denn mein Opa brauchte keine Angst mehr zu haben. Er hat gesehen, wo er hinkommen wird. An einen wunderschönen, einen friedvollen Ort, von dem aus er uns alle hier unten beobachten kann. Ein stolzer Vogel, ein friedvoller Geist, der nun von oben aus beobachtet und über uns alle wacht. Nichts könnte mir an manchen Tagen mehr Gewogenheit und Sicherheit geben, als diese Gewissheit. Die Gewissheit, dass es nach dem Tod noch ein Leben gibt, nachdem wir streben sollten. Die Gewissheit, dass mein Opa nicht weg ist. Er ist/war und wird immer da sein. Ein Trost, auf den ich nicht verzichten kann.

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              Rocket Man: Filmtoast 29.01.2017, 21:16 Geändert 04.02.2017, 11:55
              über Split

              -Persönlichkeiten-

              Kleines Jubiläum am Rande. Kommentar #200

              Diesmal schon mal vorab meine Worte zu Split. Split erschuf ein ausgewogenes Interesse an einer Erkrankung mit multiplen Persönlichkeiten, die sich in derselben Person befinden. Was James Mc Avoy hier abliefert ist faszinierend und unheimlich gut gespielt. Man kennt seine Performances aus früheren Filmen und er gibt sich, zumindest jetzt hier, den Persönlichkeiten seiner Figur voll hin. Dem Film gelingt es zwar nicht auf voller Strecke zu überzeugen, lebt aber von seinen tollen Schauspielern, den Hintergründen, dem Phänomen und der bedrückenden Art der Bilder. Der Soundtrack tut den Rest und Split ist ein guter und schwerer Brocken geworden. M. Night Shyamalan ist ein unterhaltender, psychischer und gelungener Psycho-Thriller gelungen, der sogar ab und an einfach nur verblüfft und in unangebrachten Momenten zum Lachen bringt.

              Dass Folgende entstammt einem kleinen Eintrag von vor 2 Jahren, aus einem virtuellen Gefühlstagebuch meiner jüngeren Persönlichkeit.

              Dieser Kommentar ist experimenteller Natur. Ein bisschen Wahrheit, ein bisschen Wahnsinn und ein bisschen krank.

              Hallo. Ich bin Robin. Ich bin 19 Jahre alt.

              Mein Selbstwertgefühl nimmt immer mehr ab. Vermutlich durch die Ereignisse der letzten Jahre. Die Eltern haben sich getrennt, selbst Suizid-Versuche blieben nicht aus, und das Verhältnis der Neuen Frau meines Vaters, Ihr Hass gegen meine Schwester, bildet ein manchmal erzwungenes
              Miteinander, mit der ständigen Ungewissheit, wenn man aufsteht und sich wäscht, was heute wohl passieren wird. Der psychische Terror, der neuen Frau meines Vaters, gegen meine Schwester und somit auch gegen mich und als mein Bruder noch hier wohnte, auch gegen ihn, ist allgegenwärtig und mit Hilfe, egal in welcher Weise, ist nicht zu rechnen.
              Niemand kann da helfen. Grauzone.
              Ich bin 19 Jahre alt, habe letztes Jahr ein sehr gutes Abitur absolviert, für das ich hart gekämpft habe, da mir Prüfungssituationen und generell auch Dinge wie etwa ein Einstellungstest oder ein Vorstellungsgespräch sehr zusetzen.
              Ich glaube ich verfüge nicht über das Richtige Selbstbewusstsein.
              Letzten Monat absolvierte ich ein Praktikum, das gelinde gesagt mehr als schlecht lief. Aber nicht wegen mir. Ich tat alles, was man mir sagte, verstand mich mit den Kollegen sehr gut und hatte neben allem anderen, dass ich dort sah und erlebte, auch Spaß und habe etwas gelernt. Schnell war der einzige Gelehrte bei dem ich saß krank und ich sollte mit einer dafür nicht ausgebildeten Kraft seine Aufgabe übernehmen. Das schlimme daran war eigentlich, dass ich und diese Kraft, ohne das der Chef es würdigte oder es ihn interessierte, diese Arbeit stemmten.
              Verstanden hat der Chef nicht, dass die Aufgabe diese kranken Arbeiters, beim diesem liegt. Der Chef kam nicht oft, tat nicht viel und ging einfach davon aus, dass sich die Arbeit des kranken Kollegen von selbst erledigt. Ich tat natürlich alles, was ich konnte, weil mir dieses Praktikum als Einstiegsqualifizierung verkauft wurde, also villt. eine Ausbildung dahinter stand.
              Am letzten des Monats bekam ich die Grippe, die zuvor im selben Büro 2 von drei Leuten erreicht hatte und wurde per E-Mail, so unpersönlich wie nur möglich, gekündigt.
              Mit dem wunderschönen Gedanken, nichts mehr zu haben, keine Schule, keine Ausbildung, keinen Nebenjob, habe ich zuvor nach Abbruch eines Studiums im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik, und hier nach eben auch, wirklich tolle Tage verbracht.
              Jetzt arbeite ich seit Anfang April als Aushilfe in einem Discounter, wo ich meinen ersten Gehalt erst nach 2 Monaten bekomme und mich damit abfinde, weil ich nichts anderes habe.
              Ich habe in einem Monat an die 25 Bewerbungen geschrieben und wenig positive Antworten erhalten, spricht Absagen ohne Test, ohne Gespräch, so unpersönlich wie nur möglich.
              Eine Chance habe ich tatsächlich sausen lassen, da mir die bitter große Angst vor weiteren Enttäuschungen, durch den ganzen Körper sprudelt. Ich schrieb ich sei zu dem Zeitpunkt des Tests im Urlaub bei meiner Mutter und ob man das nicht verschieben könne. Der urlaub war nicht gelogen, es war wirklich so…Ich sah es aber als eine tolle Möglichkeit wegzulaufen, mit dem Gedanken, du hast schon viele Tests gemacht und nie hat es funktioniert.
              Ich bewerbe mich nicht einmal auf etwas, wofür ich ernsthaft meinen Abschluss (Abitur: 2,3) brauche und kriege es trotzdem nicht hin. Ich fühle mich ausgestoßen und ausgeschlossen. Ausgekotzt.
              Wie viele andere sehe ich, dass andere ohne eine Bewerbung zu schreiben oder auch nur im Entferntesten etwas im Kopf zu haben, eine Ausbildung oder eine gute Arbeit finden. Vielleicht wegen dem allseits beliebten Vitamin B oder ’mein Vater hat einen Betrieb, ich hab eh von nichts Ahnung und weiß eh nicht was ich mit meiner Zeit sonst anfangen soll’ usw. und sofort.
              Der Hass auf mich selbst wächst auch, da ich bis jetzt meine einzige Chance guten Gewissens, in diesem Moment, weggeschmissen habe. Ich war erleichtert. Ich kann und habe keine Ruhe…..kann mich nicht ablenken…ich trau mich nicht einmal mit einem meiner Besten Freunde darüber zu sprechen. Er weiß zwar, wie es bei mir läuft, würde es aber vielleicht nicht verstehen, weil er sowas wie einer Ausbildung nichts abgewinnen kann. Obwohl es ihm eigentlich auch so geht wie mir. Er weiß gar nicht richtig, was er möchte, überlegt hin und her.
              Ich bewerbe mich auf das ´kleinste Übel´, wie ich es gerne nenne. Einen Bürojob.
              Erscheint mir durchaus angenehm…Und ich würde damit auch gut klarkommen. Ich bin ein sehr netter Mensch…ich arbeite gerne am PC….ich telefoniere gerne….ich schreibe gerne und organisieren würde mir auch gut gefallen.

              Am liebsten aber würde ich Menschen helfen, sie beraten, ihnen zur Seite stehen und mich mit Ihnen gemeinsam um Ihre Probleme kümmern. Aber dafür muss man erst wieder 4,5,6 Jahre studieren.
              Ich finde, so etwas ist nun wirklich nichts, wofür man studieren muss. Genauso wenig wie man eine Ausbildung zum Kfm. für den Einzelhandel braucht. Dort lernt man einzig und allein wie man Ware verräumt, Ware präsentiert, Stress bewältigt, aufgrund zu wenig Personals, um das sich das Unternehmen nicht schert. Das lernt man in kurzer Zeit und macht es 2,3 Jahre. Das ist die Ausbildung. Berufsschule ist eigentlich nicht von nutzen, für das, was man macht.
              Es ist aussichtslos, da das zu finden, was man vielleicht 50 Jahre lang machen kann oder will.
              Aber Hilfe oder Rat bekommt man nicht. Als junger Mensch nimmt man einfach, was man kriegt, damit man etwas in der Hand hat. Mit Glück macht es Spaß, oder mit viel Pech genau umgekehrt.

              Das Zusammenleben Zuhause macht es alles nur noch unerträglicher und schlimmer.
              Jeden Tag nach dem Aufstehen sitzt der Gedanke direkt vor dir, was und wie es heute wohl wird.
              Wird die neue Frau des Vaters wieder meine Schwester psychisch attackieren oder liegt ihr ´´Schub´´, wie ich es gerne nenne, noch ein paar Tage in der Zukunft.
              Am liebsten flüstert sie meiner Schwester Beispielsweise (aber wahr) Schlampe entgegen, wo gerade niemand sonst unten ist und es hören könnte.
              Das geht schon seit Jahren so. Einmal ging es so weit, dass ich mit einem Stuhl auf sie losgegangen bin. Ich hatte mich vorher selbst noch nie so gesehen und bekam selbst Angst vor mir. Kurz bevor ich mir den Stuhl schnappte, ging ich auf sie los und sah in diesem Zustand erst sehr sehr spät, dass ich fast meine Halbschwester mit dem Stuhl erwischt hätte, als mein Bruder mich noch packen und zurückhalten konnte.
              Ich bin eigentlich schüchtern, zurückhaltend.
              Ich bin mit meiner Schwester raus gegangen, es war sehr kalt, aber davon merkte ich nichts und musste heulen, weil ich das Gesicht der kleinen noch immer vor mir sah und ich ehrlich gesagt wirklich nicht wusste, ob es so weit gekommen wäre.
              Jedenfalls, trotz solcher Ereignisse, versucht die neue Frau meines Vaters, mit mir nett umzugehen, was ich nicht verstehen kann. Sie ist krank. Terrorisiert meine Schwester und somit natürlich irgendwie auch mich […]

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              Hallo. Ich bin Power. Ich bin 25 Jahre alt.

              Der Folgende Text ist fiktiv und entspricht nicht der Wahrheit.

              Schon verrückt, aber die Genialität der anderen reicht nicht mal ansatzweise an die Meine heran. Alles was ich anfasse, wird zu Gold. Ich hab meine Ausbildung von meinem Vater geerbt. Die Menschen sind minderwertig und nicht mal im Stande zu tun, was ich ihnen sage. Ich verachte sie. Am liebsten würde ich sie einfach vernichten. Aber dann hätte ich niemanden mehr, der tut, was ich will. Diese Macht kann ich nicht verlieren, ist sie doch das Einzige, was mir Spaß macht. Ich musste meinen Finger nie rühren. Lustig, wie all die Menschen vor meinem Erscheinen überhaupt leben konnten. Wie konnten sie überhaupt in irgendetwas einen Sinn sehen? Sie strampelten wie blutrünstige Hühner nach etwas Macht. Nach etwas von diesem großen Kuchen. ’Uuuhh ich brauche diesen Kredit, ich habe Frau und Kind, Uuuhh ich bin so krank, Uuuhh ich bin so hilflos’. Diese Träume, dieses Gejammer. Jämmerliche, kleine Hunde. Ich bin zu etwas größerem bestimmt. Uns haben die Menschen schon damals in der Schule und überhaupt überall nicht zugesagt. Sie waren so unbefleckt. Haben nie etwas Schlimmes erlebt und sich trotzdem pausenlos beklagt. Widerwärtig. Da könnte ich an den Wänden dieser Gemäuer krabbeln. Was würde Robin dazu sagen? Dieser instabile, zerrissene Schwächling. Er reißt immer zu das Licht an sich und stellt sich in den Mittelpunkt. Als wäre er der überlegene Teil. Ich bin der starke. Die Kraft liegt in der Zerstörung. Wann begreift dieser Egomane das. Unbeholfener, kleiner Nichtsnutz. Sitzt da vor seiner Tastatur und postet seine Gefühle. Emotionaler Wicht sag ich. Warum tut er das überhaupt? Will er den armen Menschen im Internet helfen oder verfolgt er wie immer nur egoistische und einfältige Hintergründe? Will er sich in den Vordergrund spielen oder was soll dieses ewige Gejammer? Interessiert doch niemanden, wie schlecht es dem Vollpfosten geht. Ecetera. Schon niedlich, wie er in allem etwas sieht, worüber man dämliche Fragen stellen kann. Das Leben ist so unfair, Zuhause ist es so scheiße, die Menschen sind so komisch, alles ist so scheiße. Ich bestimme, wie es ihm geht. Es wird der Tag kommen, an dem er das Licht nicht mehr bekommt. Und dann er ist er weg. Pufffff. Für immer. Sag schon mal auf Wiedersehen, du kleiner Funken Schwachsinn.

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              Wie viele Persönlichkeiten vereine ich in mir. Vermutlich die eine Persönlichkeit, die gerade vor der Tastatur sitzt und diesen unsagbar schrägen Kommentar schreibt. Dann die Persönlichkeit, die ich auf der Arbeit einnehme. Die Persönlichkeit, die ich in der Gegenwart von Freunden einnehme. Die Persönlichkeit, wenn ich autoritär sein muss. Die Persönlichkeit, die ich in der Familie einnehme. Die Persönlichkeit, wenn ich Hass, Trauer und Wahnsinn fühle. Ich komme vermutlich auch auf 20 Persönlichkeiten. Sie haben zwar nicht 20 verschiedene Namen und kein unterschiedliches reales Bewusstsein, aber sie existieren.

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              Hallo. Ich bin Robin. Ich bin 21 Jahre alt.

              Bei allem, was Zuhause passiert ist, ist es wahrscheinlich normal, dass mein Selbstbewusstsein und mein Selbstwertgefühl darunter gelitten haben.
              Echte Freunde gab es währenddessen auch nie. Mein bester Freund damals ( seit 15 Jahren ) hat mich immer verarscht und ausgenutzt, wie viele Freunde davor auch. Es gab aber auch schöne Zeiten. Immerhin. Ihn und sehr viele meiner alten Freunde (mit denen ich auch meine wilden Zeiten verbrachte) habe ich gehen lassen. Viele sind mir nicht geblieben. Vielleicht ein guter.
              Aber man ergänzt sich. Und er ist als Freund geblieben, als mich alle anderen verlassen haben oder ich andere gehen lassen musste. Dafür bin ich dankbar. Seit einiger Zeit ist mein alter Freund auch wieder zurück und der andere wieder weg. Die Zeit hat ihn verändert. Er ist mittlerweile wieder mein treuester Freund. 16 Jahre verbinden. Die Zeit hat uns verändert. Ein ganz anderer Mensch. Was einem wirklich fehlt, merkt man erst, wenn es verschwunden ist. Die Zeit macht eine Menge aus. Ich bin heute ein anderer, als vor 2 Jahren. Eine andere Persönlichkeit, mit dem Hang Fragen zu stellen, die dem Leben einen Sinn geben. Ich bin enthusiastischer und ausgeglichener. Zu großen Teilen auch reifer und zufriedener.
              Und nebenbei gesagt ist einer meiner besten Freunde die ganze Zeit geblieben. Mein Tommy. Eine der vier Katzen, die bis heute geblieben ist. Er bleibt, egal, was ich tue. Manche Dinge bleiben. Manche Dinge kommen und gehen. Schöne Dinge gehen und vergehen. Schlimme Dinge vergehen.

              Hallo. Ich bin Robin. Ich existiere gar nicht.

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                Rocket Man: Filmtoast 27.01.2017, 23:01 Geändert 27.01.2017, 23:25

                -Von der Boshaftigkeit der Menschen und dem Wert der Vergebung-

                Ich kann mich an meinen ersten Kirchenbesuch nicht erinnern.
                Ich weiß nicht, ob ich Heute noch vollends an Gott und seine unendliche Liebe und die Vergebung aller unserer Sünden glauben kann.
                Es ist eine Erkenntnis, die ich mir nicht eingestehen möchte.
                Ich ging 16 Jahre jeden Sonntag, an besonderen Anlässen sogar 2 mal in der Woche in die Kirche, bekam meine Sündenvergebung und bemerkte, dass ich wie fast jeder andere da, nur hin ging, weil es irgendwann zur Gewohnheit wurde und der eigentliche Gedanke eines Kirchenbesuches immer weiter in den Hintergrund rückte. Gott ist Allgegenwärtig. So wie das Böse, dass wir einander antun.
                Die idyllische Kleinstadt da in Irland ist wie jede Andere. Eine Stadt voller Sünde, voller Boshaftigkeit und dem durchtriebenen Verlangen nach einer Berufung und einem gereinigten Gewissen. Dabei wirft der Film so viele Fragen auf. Ist es gerecht, einem Menschen zu vergeben, der Menschen tötet, oder jemandem zu vergeben, der sein Leben lang in die Kirche gegangen ist? Man sagt, Gottes Liebe ist undurchdringlich, unendlich und unerschöpflich. Und es ist wahr. Leider fehlt uns oft die Möglichkeit dies zu erkennen. Wer in seinem bisherigen Leben auf der Erde schon einen geliebten Menschen hat gehen sehen, wird wissen, dass die Erinnerungen an ihn unsterblich und das Ableben letztlich nur Gang der Dinge ist.
                Uns alle wird dieses Schicksal einholen. Wir sterben. Wichtig ist, dass man sich an uns erinnert und nicht nur an die schlechten Dinge und die Boshaftigkeit unserer Persönlichkeit denken muss, wenn man an uns denkt.
                Ich ging fast mein ganzes Leben, zumindest bis jetzt, in die Kirche und lauschte den Worten des Priesters. Ich war nicht so ein Kind, dass nur die leckeren Bonbons von der Oma aus der letzten Reihe am Ende des Gottesdienstes haben wollte. Ich habe schon als Kind so unendlich viel in den Worten Gottes sehen und erleben dürfen. Aber es gibt so viel Unrecht, so viel Böses, dass es schwer fiel ewig weiter zu machen und innig zu glauben, geschweige denn mit gutem Gewissen jede Woche in die Kirche zu gehen und von allem erfüllt zu sein, was der Priester am Altar predigt. Viele werden sicherlich nichts mit dem Neuapostolischen Glauben anfangen können. In der Hoffnung, dass das nicht allzu zynisch klingt, ich habe es immer gerne einfach mit den Worten "Der Priester wird zumindest nicht für das bezahlt, was er da vorne am Altar predigt" erklärt. Da diese Aussage aber dennoch zynischer Natur ist, möchte ich nichts weiter dazu sagen. Es bedeutete mir nur immer sehr viel, dass die Prediger in unserer Glaubensgemeinschaft alles selber vorbereiten und länger als eine Stunde mit nur einem Vers aus der Bibel arbeiten und daraus so viel mehr machen, als ich es je könnte. Sie nahmen mir also immer etwas ab, das ich nicht geben konnte. Weisheit und die Fähigkeit den Menschen zu vergeben, auch wenn diese traurige und belastende Tragik des menschlichen Daseins dies manchmal sehr schwer macht. So wird auch Pater James Lavelle auf eine harte Probe gestellt. Er ist umgeben von Sünde, Verzweiflung und Zynik. Es ist sein persönliches Glaubenserkenntnis, dass ihn durch die letzte Woche seines Lebens zieht. Das Glaubenserkenntnis, dass ihm die Gewissheit bringt, dass kein Mensch für Gott selbst sprechen kann. Denn das ist nun mal die Aufgabe eines Priesters. Im Namen Gottes...Was für eine Stärke muss ein Priester besitzen, wenn er dieser Berufung wirklich gewachsen ist. Vor nichts sollte man mehr Respekt haben, als vor einem Mann, der so stark ist, für Gott, seine Taten und seine unendliche Liebe zu sprechen. Das Leben stellt uns auf eine harte Probe. Als unser Opa uns verlassen hat, oder meine beiden Omas und plötzlich so gut wie nichts aus meiner Verwandtschaft mehr übrig blieb, stellte mich das Leben das erste Mal auf eine harte Probe. Wieso passiert das? Mein Opa war noch nicht alt. Er hatte das nicht verdient. Man verflucht Gott. Man beschimpft, verflucht und beschmutzt seinen Namen, so gut man nur kann, weil es diese höhere Macht ist, die wir nicht begreifen oder uns auch nur ansatzweise logisch erklären können. Wir wollen jemandem die Schuld geben. Aber alles hat seinen Grund, so platt sich das auch anhört. Die Zeit war gekommen und der Sinn wird sich mir irgendwann erschließen. Eines Tages, so hoffe und glaube ich, werde ich einfach aufwachen und verstehen, weshalb grausame Dinge geschehen und wo ihre Aufgabe und ihre Erkenntnis liegt. Denn auch, wenn ich seit einigen Jahren nicht mehr in die Kirche gehe, glaube ich fest an das, was ich dort gelernt habe. Eines Tages werde ich vielleicht auch zurück kehren. Man muss nicht jede Woche in die Kirche gehen, um zu glauben. Aber der Glaube ist eine Gabe, die man wahrnehmen können muss. Einige können es nicht. Ich habe die Fähigkeit und spreche noch immer oft zu ihm und frage, wie es meinem Opa, meiner Oma geht und ob sie da, wo sie jetzt sind, Frieden gefunden haben und wenigstens etwas stolz auf das sein können, was ich tue. Beim Anblick dieses Textes wären sie sicher unfassbar stolz.

                Und was bedeutet Vergebung?
                Drüber stehen, hinweg sehen, vergessen. Vergeben und vergessen.
                Mit meiner jetzt noch einzigen Oma verbinde ich ein beinahe immer zu gestörtes Verhältnis. Auch wenn sie an mir immer am meisten gezweifelt hat und wahrscheinlich auch immer am wenigsten an mich glauben wird, vergebe ich ihr jedes Mal, wenn ich sie sehe. Ich vergebe ihr sogar bevor sie etwas sagt, dass mich vermutlich verletzen könnte. Denn irgendwann ist es Zeit und ich möchte mich nicht fragen, ob ich etwas falsch gemacht habe. Ich möchte wissen, dass es okay ist und ich mit ihr im Reinen bin. Nichts zwischen uns, dass mich mein restliches Leben lang kaputt machen würde. Denn man weiß nie, wie lange ein Mensch hat. Es könnte jeden Tag passieren. Und auch wenn diese Philosophie, immer nach diesem Gedanken zu handeln, großenteils einfach unmöglich zu erfüllen ist, so sollten wir es zumindest versuchen. Denn was bleibt uns sonst noch vom Leben? Vergeben und vergessen. Ein guter Mensch sein. Befreit Leben. Die Last von sich nehmen und nach vorn blicken. Den Verlust akzeptieren und das Schöne nicht vergessen. Die schlimmen Dinge vergessen und ausblenden, nach bestem Wissen und Gewissen, so gut wie es nur geht.

                Am Sonntag bist du Tot geht an die Marterie und garniert seine unfassbar nahegehende Geschichte über die Glaubenskrise und die Erkenntnis mit ironischen und zynischen Einlagen, die stets die Mentalität der heutigen und fortwährenden Gesellschaft kritisiert und die parallelen zwischen der Boshaftigkeit der Menschen und der Vergebung aufzeigt. Wer da am Ende nicht in Tränen ausgebrochen ist, als er sah, dass die Tochter des Paters im Gefängnis mit dem Mörder sprechen möchte (um ihm zu vergeben), der wird wohl auch nie etwas mit dem Glauben und dem Wert von Vergebung anfangen können. Denn Vergebung ist das härteste Mittel der Verarbeitung und der Abschluss von Traumata, die tief sitzen und anders nicht verarbeitet werden könnten. Ein Film, der das Prädikat besonders wertvoll nicht einfach nur so bekommen hat, sondern weil er mehr als das ist. Ein wichtiger Film über eine boshafte und verkorkste Gesellschaft und eine Gabe, die einen Menschen zur Gänze erfüllen oder auffressen kann. Ein schweres Stück, dass intensiver und gefühlvoller nie sein könnte. Ich empfinde große Liebe für diesen Film ... und für diese Musik, die nichts als innigste Liebe hervorruft ...

                https://www.youtube.com/watch?v=PVmyCObMo-A

                ...

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                  -Kompensation und Rationierung-

                  Warum schaue ich mir im Moment so gerne Filme über die Liebe an?
                  Warum fühle ich so viel, wenn ich die Bilder sehe?
                  Vielleicht weil ich etwas kompensieren möchte?
                  Dann könnte ich schlechte Filme plötzlich trotzdem toll finden.
                  Segen oder nicht?

                  The F-Word ist eine ironische Erzählung, mit ironischer Atmosphäre und eine wunderbar ausgewogen, kurzweilige Liebeskomödie, die so viel mehr sein kann, als es andere vielleicht sehen wollen oder möchten.
                  Aber wenn man sich voll darauf einlässt, ist es eine kleine Geschichte über Richtig und Falsch, die zu jedem Zeitpunkt noch eine große Portion Humor bereithält.
                  Wo fällt die Liebe hin? Kann Liebe falsch sein?
                  Ungewollte Entscheidungen, unglückliche Verläufe im Leben und unbedachte Reaktionen führen nicht selten dazu, dass eins zum anderen führt und alles zerstört. Dass eine Zeichen hier und dort und schon fällt das Kartenhaus zusammen. Damit verweise ich keineswegs auf House of Cards, auch wenn sich das recht lustig liest.
                  Die eine Entscheidung beeinflusst zwangsläufig auch die Andere. Nehmen wir mich. Ich beschwere mich bei x über y, daraufhin rennt y zu Groß Z und y und Groß Z halten eine kleine Besprechung mit mir ab. Ich hab mich aber über y beschwert, was heißt, dass ein Gespräch mit Groß Z und y auch den Rest meines Daseins in dem Betrieb stark beeinflussen könnte. Ich würde zwar nach bestem Gewissen versuchen und sagen, was mich belastet, aber wenn y mich belastet, bringt die ganze Geschichte nicht viel. Vielleicht ist es Richtig und vielleicht ist es Falsch. Ganz davon ab, gehen Wahrheit und Zweifel bei mir immer denselben Weg miteinander. Nicht getrennt, was vermutlich gesünder wäre. Die eine Seite in meinem Kopf sieht in allem etwas Schlechtes, die Andere sagt, dass es da ab und an noch etwas Gutes gibt. Die eine sagt, du bist ein hoffnungsloser Fall, die Andere Seite sagt, dass du noch so viel Zeit hast und dir keine Sorgen machen brauchst. Wie gut, dass ich nicht auf Veränderungen stehe. Die eine Seite gewinnt immer. Die Seite, die allem einfach aus dem Weg geht, resigniert und mich jeden Tag genauso wenig Weise hinterlässt, wie der Tag zuvor. Und so läuft dieser Kreislauf bei vielen von uns. Und Wallace hat sich in Chantry verliebt, die leider irgendwie einen Freund hat. Wallace genießt die Aufmerksamkeit dieser Dame, liebt sie zwar auch, aber ist im Bilde der heutigen Zeit ein klarer Einzelgänger. Netter Charakterzug, wie ich finde, denn Heute sind viele Frauen leicht rumzukriegen, andere sind hochnäsig und andere glauben immer noch an diesen veralteten "Ich muss nichts machen, der Mann man macht schon den ersten Schritt" Blödsinn und beklagen sie dann, dass nichts passieren möchte. Okay, letzteres frustriert mich wahrscheinlich nur persönlich. Aber die Zeiten haben sich verändert. Hier in Dortmund stell ich mir manchmal vor, wie ich ein nettes Gespräch mit einer netten Frau anfange und sie mir eine latscht. Gibt heute immerhin mehr Mannsweiber, als Frauen, wie mir scheint. Zumindest hier. Heutzutage gibt's Frauen, die würden sich wahrscheinlich besser und härter kloppen, als ich. Und ich bin nicht der schlechteste darin. Aber Heute jemandem seine Liebe zu gestehen ist unglaublich schwer, weil die Menschen anders sind. Früher waren Werte wie Ehrlichkeit schlicht gefragter. War früher wohl irgendwie Sexy kein komplettes Arschloch zu sein, aber was weiß ich schon. So ein zarter und feinfühliger Kerl wie ich hat es in der heutigen Welt sehr schwer. Ein Grund, nicht an die Liebe zu glauben und sich in Worte zu verlieren. Bis Dato die einzige Liebe, die mir wirklich etwas bedeutet und die mir nicht selten viel Kraft gibt. Aber bevor mir jemand was unterstellt, schaut mal in die Nachrichten. Was ist nur los mit dieser Welt? Von Liebe kann ich da nicht mehr viel erkennen. Eher Hass, der mir da ins Gesicht springt. Stichwort Trump.
                  Okay, aber ja, Wallace und Chantry. Über Moral und Ethik kann man genug diskutieren, bekommt die Liebe doch trotzdem beinahe immer einen Freifahrtschein. Wallace ist nicht auf der Suche nach schnellem Sex, sondern kennt das Schicksal verletzter Herzen selbst nur zu gut. Und ich muss ehrlich gestehen, dass ich Radcliffes verliebtes und nachdenkliches Gesicht wirklich zu lieben gelernt habe. Diese Szene am Meer, in der er Chantry so nachdenklich anschaut. Unglaublich schön. Ist es also Falsch mit solch einer Frau eine Beziehung einzugehen? Wie macht man sowas? Muss man ein Arschloch sein? Soll man warten, bis die Beziehung von Chantry und Ben in die Brüche geht? Soll man das lieber selbst übernehmen?
                  Alles falsch. Aber die Liebe kennt nun mal kein richtig und kein falsch. Ja oder nein. So einfach ist das. Es erscheint also nur richtig, dass Wallace seine große Liebe bekommt.
                  Den er spielt alle Möglichkeiten durch und ist aufrichtig. Er lässt die Zeit für sich spielen, auch wenn das nicht auf Anhieb funktioniert. Aber die Zeit macht die Menschen. Und Liebe bekommt ihre Wirkung durch Zeit. Also nur logisch.
                  The F-Word ist eine ausgesprochen ehrliche und aufrichtige Liebeskomödie, die mit sarkastischem und schwarzen Humor sehr gut zu unterhalten weiß.
                  Und nebenbei, wenn man denn Interesse hat, kann man noch über die heutigen Werte philosophieren. Denn die sind zur Gänze abgenutzt. Werte sind nicht mehr, was sie mal waren und die Zeit macht die Menschen. Und Liebe ist ein Produkt der Zeit, die man investiert. Wie eine Aktie oder eine Anleie. Zeit und Summe.
                  Es war also nur logisch, dass Wallace es schafft. Denn er hat die Zeit für sich spielen lassen. Dabei blieb zum Schluss die Zeit einmal stehen und es war Liebe.

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                    Rocket Man: Filmtoast 24.01.2017, 21:13 Geändert 24.01.2017, 21:31

                    Manchmal tun sich mir ähnliche Bilder auf, wie Simon. Zum Beispiel wenn ich ein hübsches Mädchen in der Bahn oder sonst wo sehe und ich mir ein Szenario vorstelle, in dem ein Gespräch ganz sanft und doch cool ablaufen könnte. Ich gehe einfach hin, sag ihr, dass sie wunderschön ist, dass ihre Lippen perfekt auf meine passen (ich weiß Klischee) und dann vielleicht noch etwas ins Ohr flüstere, so richtig coll und lässig, wie wir es aus Filmen kennen und schon hab ich sie. Und dann plötzlich steigt sie aus, ohne mich auch nur mit dem Arsch angesehen zu haben. War wohl nur ein Traum.
                    Oder wenn ich auf der Arbeit sitze und ich mich plötzlich sehe, wie ich dieser alten Schreckschraube plötzlich den Hals umdrehe. Vielleicht schmeiß ich ihr ausnahmswiese in meiner Phantasie auch nur einen Tisch vor den Kopf. Wie auch immer. Unter vielen gilt dieses Phänomen wohl als Tagträumen. Und wir alle tun es. Wir alle stellen uns vor, wie wir Menschen den Hals umdrehen, sie beschimpfen, einfach mal mit Karacho eine knallen oder einfach nur mit Worten niedermachen.
                    Wir stellen uns manchmal unendliche viele Varianten eines Gespräches vor, in dem wir richtig auf die Kacke hauen, sagen, was Sache ist, obwohl dieses Gespräch so niemals zu Stande kommen wird. Diese Vorstellungen machen uns nicht zu schlechten Menschen, nur zu Menschen, die ein Ventil brauchen, bevor sie allen Menschen den Kopf vom Körper reißen. Oder nett gesagt, manchmal fühlt sich das eben verdammt gut an. Dass zeigt auch, dass wir eine lebhafte Phantasie haben.

                    Wie Simon, stellen wir uns des Öfteren vor, wie es wohl sein mag, unabhängig, betrügerisch und vorteilhaft zu sein, weniger Probleme zu haben und trotzdem alles erreichen zu können. Dabei werden wir doch bloß unseren schlimmsten Ängsten ausgesetzt, die wir nicht fähig sind zu verarbeiten. Simon hat auch Angst mit Mädchen zu sprechen. Gerade wenn sie bildhübsch ist. Dann stellt er sich James vor, der Hannah mit Leichtigkeit um den Finger wickelt und alles bekommt, was er will. Aber was wäre wenn? Wenn alles so passieren würde, wie wir es uns oft vorstellen. Wir würden uns auslöschen, weil wir manche Gedanken in sekundenschnelle wieder bereuen. Wenn das alles wirklich passieren würde und träumerische Fiktion plötzlich Realität werden würde, dann könnten wir nichts davon wieder zurücknehmen, uns rechtfertigen oder auch einfach nur gute Menschen sein. Dass ich dieser alten bei mir auf der Arbeit manchmal den Hals umdrehen will heißt schließlich nicht, dass ich es auch wirklich machen würde. Auch nicht, wenn ich mir jemanden parallel dazu vorstelle der mir sagt, ''hau drauf Jungchen. Hab Spaß''. Ich halte mich nämlich für einen sensiblen und guten Menschen. So gut, dass ich diese Wut immer zu resigniere und verdränge und eines Tages eine Bombe platzt. So gut, dass ich trotzdem nie etwas sagen möchte, weil ich niemanden schlecht reden oder in ein schlechtes und grelles Licht stellen möchte. Denn egal, wie sehr ich jemanden auch hasse, bis ich wirklich ausraste muss erstmal jemand meinen Willen an das Gute zerstören. Und dafür wird sich die Welt noch einiges mehr ausdenken müssen, als Hierarchie, Zeit und Rollendenken. Darin flüchten sie sich um die Kontrolle zu haben, um es möglichst angenehm zu haben und werden irgendwann in ihrem System ersaufen. Ja, die Zeit macht die Menschen. Ich kanns der Alten also vielleicht nicht mal allzu übel nehmen. Nein, ich hab sogar Verständnis. Ich sehe schon, ihr versteht, was ich sagen möchte. Niemand wird euch daran hindern ein guter Mensch zu sein. Aber das ist eine Selbstaufgabe. Und auf die muss man hinarbeiten. Dabei müsst ihr euch aber schon selber helfen. Benutzt eure Vorstellungskraft.
                    Ein Ziel. Etwas an das es sich lohnt zu glauben. Da draußen gibt's unendlich viele, die sich das gleiche Ziel gesetzt haben. Man muss nur genau hinschauen und schon ist die Welt ein bisschen besser.

                    Ohh...ja...natürlich....Der Film.....sorry.
                    Wenn ein Film solche Worte aus mir rauskitzelt, dann muss er wohl einiges richtig gemacht haben. Davon muss sich trotzdem jeder sein Bild machen.
                    Einzigartige, schrille Atmosphäre, stechender Soundtrack und ein Jesse Eisenberg in Höchstform. Fertig.

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                      Rocket Man: Filmtoast 23.01.2017, 21:37 Geändert 25.01.2017, 07:16

                      Manche Lieder erheben Filme in den Status Legendär. Und manche Bilder bewegen nicht nur das Auge. Manche Gesichtsausdrücke spiegeln das innere Ekel wieder. Und manches Lächeln spiegelt die Liebe wieder, die manchmal wie erloschen ist.
                      Manche Arbeit macht Spaß. Manche Arbeit saugt auch das letzte Quäntchen Glück aus deinen Venen. Aber manche Lieder haben das Bewusstsein inne, dass du dein ganzes Leben durch die Klänge einer Gitarre oder der Stimme eines tollen Sängers, ganz plötzlich, in wenigen Sekunden, aber doch irgendwie wie in Slow-Motion, genau vor dir siehst. Siehst du das?

                      Da erscheint einem sein eigenes Leben plötzlich ganz kurz und das Lied ist so schön, dass der Sänger dich verlockt zu denken, dass er es schlimmer hat, als du. In Musik steckt manchmal all die Hoffnung, die es zum Leben braucht. Denn wisst ihr, manchmal ist das Leben genau so grau, wie ihr denkt. Grau, bitter, ekelhaft und ohne jegliche Aussicht auf etwas Glück. Aber hört euch mal ’’In The Waiting Line’’ von Zero 7 an. In der Szene hat mich der Film gekriegt und plötzlich nicht mehr losgelassen. Ich sah mich plötzlich auf einem Sofa. Alle um mich rum ertranken im Glück. Alle um mich herum waren glücklich. Ich sah die kürze meines Lebens an mir vorbei ziehen und das ich nicht ansatzweise jemals so viel Glück verpürt habe, wie alle Menschen um mich herum. Ein Einzelgänger, der durch den unbedingten Willen, einer von Guten zu sein, für alles bezahlt hat, was er tat. Ein ausgelaugtes Rotkehlchen, dass weit über dem Himmel auf alle vergangen Entscheidung blickt und manchmal in Rachsucht und Erbarmungslosigkeit schwelgt. Manchmal denkt er darüber nach, was er den Menschen aus seiner Vergangenheit antun wollen würde, hätte er noch mal die Chance, alles zu erleben. Er denkt, dass er vielleicht nicht so gutmütig, sondern entschlossen und brutal gewesen wäre. Ganz klar mal zeigen, dass es keinen Boss gibt. Keinen. In einer Ehe gibt es den genauso wenig. Da gibt es eine Hose. Da müssen beide reinpassen. Trotzdem denkt Rocket manchmal, dass einige seiner alten Freunde grauehafte Dinge verdient hätten. Vielleicht auch einige Personen aus seiner Familie, die sich alles selbst versaut haben. Manchmal denkt er, sie hätten etwas von dem Leid verdient, dass ihn manchmal plagt. Auch wenn einiges davon in den tiefsten Ecken seiner selbst steckt. Nicht nur mit Worten, auch wenn ich das am liebsten tue. Denn sie können härter sein, als ein Schlag ins Gesicht oder in die Magengrube. Sie können Chaos, Verzweiflung und Hass streuen. Sie sind stärker, als alles andere. Und manchmal, da sagt ein Wort mehr, als es tausend andere könnten. Dass mit dem Glück ist eben so eine Sache. Damit will ich den Kommentar nicht allzu grau mit mir selbst färben. Denn in all dem Grau und dem Schwarz und dem blutverschmierten Rot, erkenne ich auch etwas Gelb, etwas Blau, etwas Grün. Etwas Frühling, etwas Himmel und etwas Hoffnung. Gelb, Blau und Grün.

                      ''Everyone's saying different things to me

                      Different things to me
                      Everyone's saying different things to me
                      Different things to me
                      Do you believe

                      In what you see
                      There doesn't seem to be anybody else who

                      agrees with me
                      Do you believe

                      In what you see

                      Motionless wheel
                      Nothing is real
                      Wasting my time
                      In the waiting line''

                      Aber wenn dich ein Lied und ein Film so sehr erwischt, dann weißt du, dass sich in dir noch etwas regt. Also hör auf so weit runter auf den Boden zu schauen. Du hast gerade ein Lied gehört, dass dich in dein tiefstes Inneres gezogen hat. Es war schmerzhaft, ich weiß, aber da waren echte Gefühle, die du manchmal verdrängst. Alleine in deinem Zimmer kommt es halt manchmal raus. Ein Meer, gefüllt aus Tränen, aus Schicksal und Enttäuschung. Ein Meer aus Freudentränen, Vorsehung und Glück. Du bist nur auf der Suche nach Nähe, nach etwas Glück, nichts was unmöglich ist. Nichts, was man nicht erreichen kann. Ein Ziel, für das es sich lohnt eine Niederlage nach der anderen wegzustecken. Denn Morgen ist ein neuer Tag. Und du entscheidest, wie er ausgeht. Was wie eine Binnenweisheit klingt, ist der Sinn des Lebens. Irgendwann wirst du auch jemanden kennenlernen und glaub mir, es wird sich, verdammte scheiße, anfühlen, wie in dem Song New Slang von The Shins:

                      ''And if you took to me like a gull takes to the wind
                      I'd have jumped from my trees
                      And I'd have danced like the king of the eyesores
                      The rest of our lives would have fared well''

                      Garden State ist eine übliche Liebesgeschichte, mit außergewöhnlichen Ansätzen und einem Soundtrack, der mich manchmal so sehr in mein eigenes Leben sog, dass es weh tat. Mit Musik verarbeiten. Mit Musik Leben. Danke Zach Braff. Von dir hätte ich das nicht erwartet. Das habe ich nicht kommen sehen. Ein Film voller Leben, Schmerz, Sehnsucht und Verzweiflung. Aber auch Hoffnung und Liebe und dem Sinn des Daseins. Und eine mitreißende Darbietung von Zach Braff und Natalie Portmann…. Was ist da nur, dass ich diesen Film so wunderschön fand….spielt keine Rolle. Ich tue es! ♥

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                        Rocket Man: Filmtoast 21.01.2017, 23:58 Geändert 22.01.2017, 00:10
                        über Enemy

                        -Da hockt eine Spinne in meinem Zimmer-

                        Der Vorsicht halber warne ich vor Spoilern.
                        Ich warne aber auch vor einer verwirrenden Kritik, die verwirrend geschrieben ist.
                        Keine üblichen Spoiler. Verwirrende Spoiler. Interpretationen.

                        Ein Film, zwei Männer, zwei Frauen.
                        Ein Film, ein Mann, zwei Frauen.
                        Ein Film, ein Mann, eine Frau.
                        Ein Film, zwei Männer, eine Frau.
                        Ein Film, zwei Männer, dieselbe Mutter, zwei Frauen.
                        Ein Film, ein zwiegespaltener Charakter, eine Spinne.
                        Ein Film, ein Verlangen, eine Angst, eine Spinne.
                        Ein Film, Kafkaesk. Saramago's 'Der Doppelgänger'. Eine Spinne. Und 'Die Verwandlung'.

                        Schon in die Verwandlung verwandelte sich der Hauptprotagonist in einen Käfer, von enormer Größe, der zwischen mehreren inneren Perspektiven stand. Es geht um Verfremdung, eine Selbstinterpretation Kafkas, dessen Parallelen nicht von der Hand zu weisen sind. Der Käfer steht für die Angst, die sich tief im Inneren des Gregor Samsa befinden. Der Käfer steht für die Ängste, die sich im Inneren des Frank Kafka befinden. Befremdlichkeit. Ausgestoßen. Die Symbolik des Käfers entspricht dabei der abstoßenden Wirkung auf den Menschen selbst. Der Käfer besitzt einen Panzer, der ihn beschützt, was die Wirkung nur noch untermauert. Die Verwandlung ist Isolierung. Abkapselung.
                        Gregor kapselt sich vom Leben ab und verwandelt sich in ein Ungeziefer, das abstoßend wirkt, aber eigentlich nur die Entfernung vom eigenen Inneren symbolisiert. Ein Symbol der Entfremdung. Fremd im eigenen Körper. Der Käfer ist kein wiederkehrendes Symbol. Es ist in Kafkas Roman wahrhaftig, wenn auch metaphorisches Symbol der Erzählung.

                        Ein Film, zwei Männer, zwei Frauen

                        Adam, Professor und Anthony, Schauspieler. Sie sehen gleich aus. Sie haben die gleiche Stimme. Sie kennen sich nicht. Sie kennen sich. Muttermal.
                        Wer ist Adam Bell? Wer ist Anthony St. Claire?
                        Adam Bell ist routiniert, langweilig, geordnet. Anthony St. Claire ist offen, arrogant, narzisstisch, ungeordnet. Sie haben dieselbe Mutter. Beide haben eine Frau. Mary und Eve. Beide sind eigenständige Charaktere. Sie kennen sich nicht. Sie haben unterschiedliche Leben. Sie sind beide nicht erfolgreich. Sie plagen verschiedene Ängste. Sie kennen sich nicht.

                        Ein Film, zwei Männer, dieselbe Mutter, zwei Frauen

                        Adam und Anthony. Ein Professor und ein Schauspieler. Ein ruhiger und ein arroganter Protagonist. Dieselbe Mutter. Zwei Frauen. Mary und Eve. Mutter stellt Auflösung dar. Dialoge sind der Schlüssel zu unserer selbst. Dialoge offenbaren die Wahrheit. Sie kennen sich. Sie beide plagen dieselben Ängste. Die Spinne ist ein wiederkehrendes Symbol. Sie sind beide nicht erfolgreich. Sie sind keine eigenständigen Charaktere.

                        Ein Film, ein Mann, eine Frau

                        Adam ist Anthony. Adam sitzt bei seiner Mutter. Sie sagt ihm, dass er eben doch Heidelbeeren mag. Anthony mag Heidelbeeren. Handlung innerhalb weniger Tage. Anthony sagt seiner Frau, dass er seiner Mutter gesagt hat, er komme heute nicht. Ein Treffen mit der Mutter. Sie treffen sich. Sie kennen sich. Sie tauschen ihre Rollen. Adam ist jetzt Anthony. Als Anthony, wird er von seiner Frau gefragt, wie es denn in der Uni war. Als Adam, wird seine Frau auf seinen 'Ring-Finger' aufmerksam. Adam und Athony sind dieselbe Person. Das wahre Ich befindet sich in Adam und seiner wahren, schwangeren Frau Eve. Adam und Eve. Anthony ist die Spinne. Anthony ist alles, wovor Adam Angst hat. Verfremdung und Angst.
                        Adam möchte zu seiner Frau zurück kehren. Er kapselt sich ab. Wie ein Käfer. In ihm befindet sich Anthony. Seine schlimmste Angst. Er selbst. Anthony muss überwunden werden, um zu sich selbst zu finden. Anthony ist Narzisst. Adam ist in sich gekehrt. Adam ist nicht fähig wahre und innige Intimität und Sexualität mit einer Frau zu empfinden. Er ist zerrissen. Anthony pflegt offene Sexualität. Adam ist zum ersten Mal in der Lage innige Intimität zu verspüren. Anthony rastet daraufhin aus. Er kann das nicht gut heißen. Anthony stirbt und Eve wird fortan zu seiner größten Angst. Das erste Mal fähig, die Sexualität zu empfinden und das letzte Mal. Eve ist die Spinne in der letzten, in der Schlüsselszene. Adam zwingt Anthony, sich selbst zu zerstören. Spinne. Eve. Und die Affäre des verheirateten Adam.

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                        Villeneuve entwickelt Literatur zum Selbstzweck und wiegt die Parallelen zweier Personen, die sich in einer Person befinden, sorgsam ab. Er sorgt für klare Belichtung an jedem Set, ruhige Kamerafahrten und durchstrukturierte Musik.
                        Er setzt sie Spinne als Symbol der Verfremdung ein und benutzt die wahre Angst menschlicher Natur. Sexualität und Offenheit prägen das Verhalten von Adam, weshalb es eines Anthonys bedarf, der das Gleichgewicht reinbringt. Er ist narzisstisch, stark und im Willen umso kräftiger. Er ist aber auch verrückt und eigenwillig. Ungesunde Mischung. Aber Anthony überwiegt den Anteil von Adam. Adam muss also Anthony zwingen, sich zu zerstören, um einen Teil von sich wahrhaft zu retten. Im Film verteilt und zum Schluss erscheint eine Spinne. Zum Schluss eine riesige Spinne, die so groß ist, wie das Zimmer, in dem Apartment, in dem Adam mit seiner echten Frau lebt. Adam zerstört die Angst vor der Sexualität, indem er einen Teil seiner selbst zerstört. Anthony zerstört sich aber eigentlich selbst. Er kann nicht mit ansehen, wie Adam so wird, wie er. Dabei hilft der Film einem nur in den wenigen Dialogen, die Adam mit seiner Mutter im Film hat. Aber wenn man aufmerksam horcht, erschließt sich der ganze Film. Die Zerstörung von Anthony begründet sich aber in der Findung sexuelle Nähe zu empfinden, mit der sich Anthony nicht anfreunden kann. Er zerstört sich vor lauter Wut selbst. Die größte Angst steckt jetzt in seiner Frau Eve, die an der Zerstörung eines Teils von Adam Schuld ist. Die Angst der Zerstörung plagt Adam.
                        Die Spinne ist ein wiederkehrendes Symbol. Das Symbol wiederkehrender Angst.

                        Bist du Adam? Bist du Anthony?

                        Ich bin Adam. Tja, keine Ahnung. Wie ist die Frage gemeint? Ich weiß nicht, was ich bin. Ich bin Adam. Ich bin Anthony. Moment, da hockt eine Spinne inmitten meines Zimmers. Ich bin Adam. Es musste sein. Ich bin verloren. Ich bin nicht verloren. Eine Persönlichkeit. Vollkommen. Befreit. Aber...
                        - Da hockt eine Spinne in meinem Zimmer-
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                        Meine Spinne steht für Angst vor menschlicher Bindung. Meine Angst vor unbedingter menschlicher Interaktion. Mein Verlangen nach Glück, dass durch Unglück zurückgehalten wird. Die Ängste eines jeden Menschen. Sie sind ambivalent, manchmal ohne Sinn, weil unser innerer Anthony uns von der Wahrheit ablenkt. Er richtet an manchen Tagen das Licht auf Lügen und eigener Entfremdung. Entfremdung, die nicht real, sondern Einbildung ist. Wenn die Tage und die Nächte dunkler werden, entfernt euch und lasst Anthony nicht heraus. Zerstört ihn sofort. Und wenn das nicht im inneren Affekt geschieht, wird euch keine Spinne mehr verfolgen.

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                          Rocket Man: Filmtoast 19.01.2017, 20:53 Geändert 21.01.2017, 11:38

                          -Phantastischer Film und wie ich ihn empfunden habe-

                          Fantastic Beasts and where to find them ist eine spielerische und gelungene Harry Potter Geschichte, die in der Vergangenheit angesiedelt ist und so dem ganzen fantastischen Universum einige wichtige und sogar sozial-kritische Elemente hinzufügt. Newt Scamander sammelt Tiere. Tiere, die vom Aussterben bedroht sind. Ich weiß nicht so Recht, wie angebracht das Folgende ist, aber ich empfand diese Art des Sammelns als gesellschafts- und sozialkritisch. Vor allem in unserer Gesellschaft können wir uns bei jedem 'All You Can Eat' Buffet' von Tieren und Arten bedienen, von denen wir wissen, das sie vom Aussterben bedroht sind. Man könnte also meinen, Peta und ähnliche Institutionen und Maßnahmen eines Teils der Gesellschaft, tun nichts anderes, als Newt Scamander. Sie sammeln und beschützen aussterbende Arten und tun auch nichts anderes, als das, was wir uns für uns selbst und unsere Art wünschen. Das wir, die wir alle individuelle Geschöpfe sind, vom Aussterben ausgeschlossen werden und Überleben.
                          Bogen schließen.

                          Er beschützt, hegt und pflegt sie. Indes ist es nicht nur wunderschön, sondern ebenso voller Herz und wundervoll anzusehen, wie einem hier eine Vielfalt der 'Fantastic Beasts' präsentiert werden. Wo wir alle hier und da in den Harry Potter Filmen mal gehört haben, dürfen wir hier all das einfach mal hautnah miterleben. Auch die Menschen werden in das Geschehen miteingebunden. Ein 'No-Maj' bleibt sogar bis zum Ende bei der Gruppe um Newt, Porpentina und Queenie. Sogar Ron Perlman und Johnny Depp bekommen einen kurzen Auftritt, der sich gewaschen hat. Ron Perlman ist natürlich eine ganz besondere Überraschung, weil er als Gnarlack so hinterlistig und reizvoll ist, wie in Sons of Anarchy. Nicht nur einmal muss man in einigen Szenen ziemlich laut lachen...in anderen Szenen ist es so düster, dass man sogar kurz schlucken muss. Ein perfektes Gleichgewicht. Macht Spaß, verliert aber nie an Spannung.

                          Die Stadt wird von einem sensationellen und ebenso gefährlichen Phänomen heimgesucht, dass die Magierwelt auffliegen und erschüttern könnte. Ein Obscorus treibt sein Unwesen. Dieses Wesen steckt in einem Jungen, der von seit her missbraucht wurde. Sein Hass ist so groß, dass er als Obscorus in Erscheinung tritt und dabei beinahe unsichtbar alles in Schutt und Asche legen kann. Das mag sich bedrohlich und gefährlich anhören, ist er aber dennoch nur ein verwirrter Junge, der diese Kraft nicht bündeln kann, geschweigedenn weiß, sie einzusetzen.
                          Hier könnte man einen kleinen Bogen zu den Herrschaften in den obersten Riegen schießen, die zu viel Macht, zu viel Entscheidungsfreiheit haben und mit den Menschen in ihrer Umgebung machen dürfen, was sie wollen. Sie vergessen, wie sie behandelt wollen würden, seien sie einer dieser hart arbeitenden Menschen.
                          Bogen schließen.

                          Newt Scamander, der um die Gefahr weiß und auf das schlimmste mit Aufopferung und Mut vorbereitet ist, wird nicht geglaubt. Er ist nur ein junger, spaßiger, leicht schräg-verrückter Vogel, der Tiere sammelt, die hunds gefährlich sind. Wie im echten Leben könnte man sagen, dass viele schlimme Dinge passieren, weil Menschen nicht glauben möchten. Wei Menschen nicht geglaubt wird. So auch im Film. Die Menschen, Newt und seine Anhänger wissen offenkundig mehr, als das Zaubereiministerium, doch wird ihnen nicht geglaubt. Sie sind in keiner hohen Position und haben nichts zu sagen. Nun, dass dürfte jeder kennen, der arbeitet. Es sei denn, man ist sein eigener Herr. Dann werden wir die Kraft der Macht nicht mehr bündeln können und seine Unzufriedenheit auf unsere Mitmenschen abfärben lassen und sorgsam verteilen.

                          Das Bild ist nichts weiter als ein Augenschmaus und der komplette Film nichts weiter, als ein zwei stündiges Easter Egg, eine Würdigung und Aufarbeitung des Harry Potter Stoffs, dass wie gewohnt, aus der Hand von J.K. Rowling entstammt. Leider habe ich die Bücher nie gelesen. Ich bin halt ein Schreiber. Eddie Redmayne fügt dem Harry Potter Universum einen weiteren Charakter hinzu, der mit seinem jugendhaften Charme den ganzen Film über weiß zu unterhalten. Er ist smart, charmant und treibt die Handlung mordsmäßig vorran.

                          Man...Rogue One...Fantastic Beasts...Ich hab das Gefühl, das mich momentan alles beeindruckt, was ich in die Finger kriege.
                          Fantastic Beasts reiht sich mühelos in ein Universum ein, das wahrlich schwer zu erreichen und weiterzuführen ist. Aber diese ganze Magie, die Musik von James Newton Howard, dieses leise Harry Potter Thema zu Anfang, das leise zu einer kleinen Freudenträne rührte und das emotionale Ende, dass sogar zwei, drei Tränen mehr erforderte. Ganz großes Harry Potter Kino in bildlicher brillianz und so voller freudigem und spaßigen Ideenreichtum, dass ich mich auf die nächsten Teile wahnsinnig freue. Warum war ich so skeptisch, was Fantastic Beasts angeht?
                          David Yates vollbringt großartiges. Wer mit den Harry Potter Filmen so aufgewachsen ist, wie ich, wird das sicher verstehen. Ganz großes Kino. Ganz große Magie, die wir hier geboten bekommen. Ganz große Magie.
                          Lasst euch verzaubern ♥

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                            Rocket Man: Filmtoast 18.01.2017, 21:37 Geändert 20.01.2017, 09:21
                            über Frank

                            -Weshalb man einen Plastikkopf tragen sollte-

                            Schon bald war es soweit und ich war bereit, mich einem weiteren Werk des überraschenden Meisterregisseurs Lenny Abrahamson zu widmen.
                            Und mit Frank ist ihm ein beschämend geistreicher Streich gelungen. Geistreich.
                            Alleine der Gedanke an einen Michael Fassbender, der beinahe den ganze Film über einen riesigen Plastikkopf trägt, war über alle Maßen spannend.
                            Und Abrahamson vollbringt wunderbares. Wo andere Filme eine Metapher mit Worten erschaffen, trägt Frank einfach einen riesigen Plastikkopf und versteckt sich einfach mal wortwörtlich unter einer Maske. Irgendwann tritt Jon in sein Leben. Ein neuer Keyboarder. Er inspiriert ihn. Sie sich gegenseitig. Warum trägt Frank diese Maske, was ist wohl mit ihm passiert, denkt und fragt sich Jon. Er wird schnell ein Teil der Band um Frank und versucht sich einzubringen. Aber die Musik, die sie machen, stellt sich ebenfalls eher als metaphorisches Beiwerk heraus. Denn die Musik ist abstrus, durcheinander und jeder bringt seinen zuweilen melancholischen und verwirrten Beitrag dazu mit. Ohne sich dauernd zu erklären. Aber mit der Intention auch mal weiter zu denken, als ständig nur an die nächsten 5 Sekunden vor uns zu denken. Einzig Jon ist noch vollkommen normal. Aber ist er das ? Nur weil er mehr, wie wir denken und nicht so wie Frank und Clara? Ganz im Gegenteil. Hier sind die extravaganten Charaktere die normalen und Jon derjenige, der so gar nicht in das Konzept passen möchte. Er ist jung, enthusiastisch und verhilft Frank zu ungewollter Heilung. Er muss aber auch erkennen, dass seine Aufgabe damit getan ist. Ungewollt und durch den unbedingten Willen, Frank zu seinen Ideen und Wünschen zu ändern, verändert ein Unfall das Leben von beiden. Frank trägt jetzt keinen Plastikkopf mehr und vergisst das Wichtigste in seinem Leben niemals. Die Musik. Sie ist schräg, schief und eigenwillig. Ja, eigenwillig ist das richtige Wort. Keiner der Mitglieder versucht sich für seinen Stil und seine Ideen und Geschmäcker zu entschuldigen. Vor allem nicht Frank, der zwar sehr warmherzige und aufrichtige Dialoge bekommt, aber nie zu viel über sich selbst preisgibt. Sie alle haben ein Päckchen mit sich zu tragen und sehen in Frank einen warmherzigen Anführer. Clara hat vor allem Angst, dass andere Menschen diesen außergewöhnlichen Mann mit dem Plastikkopf so sehr lieben könnten, dass ihr von ihm nichts mehr bleibt und er nichts besonderes mehr ist. Er trägt eine Maske. Er ist Jemand. Nicht irgendwer. Er ist Frank. Niemand könnte ihn jemals verwechseln. Ist das nicht wunderbar? Uns plagt doch alle ab und an das Gefühl, austauschbar zu sein, oder nicht? Vielleicht sollten wir uns alle einen Plastikkopf über den Kopf ziehen. Im letzten Drittel wird zwar, wenn auch bewusst doch nicht ganz klar, erzählt, Frank würde an einer psychischen Krankheit leiden. Ob dem so ist, darf man also vielfältig interpretieren. Denn vielleicht ist Frank nur ein stiller und lustiger Held, der uns sagt, dass es nicht immer so viel zu überlegen gibt. Dass wir spontan, fröhlich und unüberlegt sein können. Dass wir leben sollen. Einfach mal uns selbst akzeptieren. Einfach mal machen, was uns gut tut und uns nicht ständig für alles entschuldigen. Uns nicht für unsere Taten und Worte zu entschuldigen, sondern einfach mal machen, was uns gefällt. Danke an den lieben Allegretto, denn jetzt kommt was passendes. Ich mach' mir die Welt Widdewidde wie sie mir gefällt ....
                            Dass liegt gerade deshalb nahe, weil alle außer Jon Frank und sein Wesen anders wahrnehmen. Und auch diese verschrobene Sicht der Menschen trägt zur gesamten Wirkung des Films bei. Und gerade die Anerkennung bekommt eine maßgebliche Wichtigkeit. Denn dieses Zeitalter der Medien und like-geilen Gesellschaft bestimmt noch lange nicht über den Geschmack der Menschen. Dass tun wir immer noch selbst. Ihr kennst ja diese ''Dieser Artikel könnte ihnen auch gefallen'' Werbung. Wisst ihr was? Fuck, nein, der Artikel gefällt mir nicht. Mag sein, er gefällt mir vielleicht, aber nicht weil das da steht. Ich bin zwar noch jung aber frei nach Roger Murtaugh: Ich bin zu alt für den Scheiß. Und Michael Fassbender spielt, auch wenn er die meiste Zeit unter dem Plastikkopf bleibt, großartig. Bei ihm reicht auch einfach die Stimme. Hut ab Lenny, dieser Film hat mich erwischt. Ganz ganz großartig. Dieser Film wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben! Frank? Ich glaube ich liebe dich. Und nicht nur wegen des Plastikkopfes. Nein, wegen deinem Charakter und deiner unvergleichbaren Persönlichkeit!

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                              -Liebe und Schicksal - oder - Wie man die Dinge verändert-

                              Dann wollen wir die Tafel mal entstauben und ein paar Dinge streichen.

                              Meine erste Liebe? Meine Güte, es muss gestern gewesen sein. Als ich sie sah, strahlte die Sonne in meinem Herzen. Ihre Lippen waren rot, wie in diesem schnulzigen Gedicht, ihr wisst schon, Rosen sind rot, Veilchen sind blau, bla bla bla bla bla. Einfach wunderschön. Rote Lippen soll man Küssen, wie in diesem schrecklichen Schlager oder was das war. Entschuldigt jetzt schon mal diesen launischen Sarkasmus. Der erste Kuss ist unendlich. Die Entdeckung der Unendlichkeit. Das hat nichts mit diesem Film über Stephen Hawking zu tun. Es war wunderschön und die erste Liebe ist, wie in 500 Days Of Summer, unvergänglich. Sie ist unendlich und wirkt wie ein einziger Moment, der auf ewig stehen bleibt. Ein Glück, wenn man bei dabei noch einen Schnappschuss machen kann. Als es nach nicht mal allzu langer Zeit vorbei war, ging die Welt unter. Und ja, sie ging wirklich unter. Und Nein, verdammt, dass ist ne scheiß Metapher. Ja, sie ging unter. Zwar nicht für immer, aber für lange, lange Zeit. Etwa so, wie in 2012 von Roland Emmerich, in dem das Ende der Welt angekündigt wurde, aber die Welt nicht untergehen wollte. Man wartete im Kino darauf, aber es passierte nicht. Versteht ihr, was ich meine? Das Ende der Welt ist also nicht unendlich, sondern Aberglaube. Das Schicksal führte uns zusammen, erstrahlte unsere Herzen im Sonnenschein der Liebe und in der Unendlichkeit des Moments und beendete es gleichsam auch wieder. Directors Cut oder Unrated sozusagen. Ihr wisst schon, Directors Cut, wegen jemanden, der über allem steht. Ich glaube fest daran. Naja, wir wollen nicht zu weit ausholen, nicht wahr? Denn komischerweise hat sich die Welt weiter gedreht und hier bin ich. Dass will zwar nicht in meinen und meist auch nicht in den Kopf von irgendjemanden gehen, aber irgendwie ist das wohl so. Wie dem auch sei. Es gibt die schönen Erinnerungen, das gemeinsame Essen, das gemeinsame Trinken (Alkohol, versteht sich), das gemeinsame rumfummeln (hachja), der Sex durch die Hose (wir waren noch etwas sehr jung, klingt trotzdem komisch) und diese ganzen Gemeinsamkeiten. Ich schrieb darüber schon mal. Natürlich etwas melancholischer. Die Melancholie des Lebens. Das gehört eben zu meinem Wesen. Aber man muss auch mal das Gute darin sehen. Ich wusste schon in jungen Jahren, was Liebe ist, was Liebe sein kann und wie ich die Liebe erkenne, wenn sie mir das nächste Mal über den Weg läuft. Trotzdem, Love Hurts, wie in diesem doch ganz schönen Song. Ihr kennt ihn. Da ist man wie vom Winde verweht. Was sagte ich gerade? Okay, ja, sie war die eine, deswegen werd ich die wahre Liebe vielleicht nicht gleich erkennen, aber ich kann den Charme aus jenen Momenten aufleben lassen und mein Bestes versuchen. Das ist das Schicksal, dass dir in die Karten guckt. Das Schicksal ist ein mieser Verräter. Ja, genau so, wie in diesem gleichnamigen Film. 10 Minuten zu spät an dem einen Ort, 3 Sekunden zu früh aus einer Bar gegangen oder in nem falschen Film im Kino gewesen und schon diesen einen Moment, indem es hätte passieren können, verpasst. So eine Situation würde in 8 Blickwinkeln (ja okay, so wie in diesem gleichnamigen Film) schon ziemlich lustig aussehen, findet ihr nicht? Das sagt uns aber auch, dass das Leben aus unendlich vielen Wegen und Umwegen und dem Schicksal besteht. Denn Schicksal und Liebe gehen Hand in Hand. Und irgendwann wird der Pfeil des Armor uns alle treffen. Vielleicht bleibt beim ersten mal nur ein Stück Holz des Pfeils hängen, vielleicht auch beim zweiten, dritten und vierten Mal, aber irgendwann wird der ganze Pfeil drin stecken. Ja, okay, hört sich ja fast so an, als würde man davon träumen, sich gegenseitig irgendwelche langen Pfeile in den Körper zu rammen, aber so hab ich das jetzt nicht gemeint. Tatsache ist, dass wir alle danach suchen. Gerade wenn wir uns am meisten einreden, dass wir es nicht tun. Gerade wenn wir uns einreden, wir wären der erste Mensch seit Aufzeichnung, der ohne Liebe leben könnte. Heute scheint ein schöner Tag zu sein. Okay, es ist arschkalt und ungemütlich, zumindest für mich Frostbeule, aber gerade deswegen der richtige Tag, etwas schönes und lichterlohes zu schreiben. Es soll brennen und leuchten Heute, weil mir danach ist verdammt. Mag sein, ich hab seit vielen Jahren nicht die Motivation gehabt oder bekommen sowas hier zu schreiben, aber vielleicht sollte ich es genau deswegen tun. In irgendeinem Text da unten hab ich gesagt, ich revanchier mich vielleicht mal dafür, dass vielleicht irgendwer auf meine ganzen Ratschläge hört, oder sie sich zumindest gut lesen, also bitte, ich revanchiere mich. Es wird noch genug Tage geben, an denen so ein unendlich trostloser und zuweilen auch launiger Mensch, alles hinterfragen und darin vollkommen auseinander gehen kann und jedes Wieso und Warum zerpflückt wird. Aber nicht Heute. Heute genieß ich die junge Naivität, nach der ich immer trachte und bemerke, dass sie in jedem von uns steckt. In jedem von uns steckt ein kleines Kind, dass man zu selten raus lässt, in Anbetracht dieser grauen und blassen Welt, die wir nicht ’Leben’ nennen wollen. Aber woanders wird es das nicht geben. Es gibt nun mal nur dieses Leben. Es sei denn, ihr glaubt daran, irgendwann nach dem Tod, als jemand anders zurück zu kehren. Vielleicht die Rückkehr der Jedi Ritter? Wie dem auch sei. Es ist nicht alles toll, spaßig und freudvoll, manches ist schrecklich, öde, nicht zufriedenstellend und wird uns noch ewig plagen, aber die Stärke in allem noch etwas Gutes zu sehen und aus dem nichts heraus auch mal einfach aufzuhören eine runtergezogene Fresse zu ziehen, gehört eben auch dazu. Manchmal ist alles so grau wie in Pleasentville. Aber später ist es wieder bunt, voller Farbe und voller Licht. Fühlt euch wie in Pleasentville. Wenn Tobey Maguire dann plötzlich farbig wird. Hier bekommt der Begriff 'Farbig' eine ganz neue Bedeutung. Also in Pleasentville. Bloß nicht morgen rausgehen und alle laut als farbig bezeichnen. Dass wäre nicht gut. Okay...

                              Eine moderne Liebesgeschichte, mit einem einfachen, aber amüsanten und extrem lustigen Joseph Gordon-Levitt und einer sehr charmanten Zoey Deschanel in einer Dramödie, die nicht nur sehr viel Spaß macht, sondern auch die eine oder andere Weisheit für jeden von uns bereithält.
                              Ich hab das Gefühl, dass der Kommentar noch nicht ganz fertig ist. Dann ist er wohl fertig. Au Revoir.

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                                Rocket Man: Filmtoast 14.01.2017, 22:38 Geändert 15.01.2017, 11:30

                                Mal ausgehend davon, dass ein Schreiber eigenwilliger Kreativität nachgeht, möchte ich versuchen ein ähnlich berührendes Szenario zu entwickeln, wie ich es bei Ein Mann Namens Ove empfunden habe. Denn es holte mich ab Minute 1 so viel aus meiner Vergangenheit ein, dass ich mich kaum zügeln kann, so schnell zu schreiben, dass meine Finger anfangen zu brennen. Ich hämmere auf die Tasten ein, als sei es das Gesicht jener Menschen, die mich in meinem Leben verletzt und enttäuscht haben. Ich haue auf sie ein in der Hoffnung, mir nicht nächste Woche eine neue kaufen zu müssen.

                                Mit dem Alter wird man Weise. Mit dem Alter erkennt man aber auch die Summe der Ereignisse, die das Leben wundervoll oder unerträglich machen. Ove ist alt, hat in jungen Jahren beinahe alles verloren, was ein junger Mann braucht. Er lernt seine wahre Liebe kennen, erkennt das Glück des Lebens, ist aber fortwährend von mangelndem Selbstwertgefühl und Unsicherheit geplagt. Als seine Frau schwanger ist und auf einer Urlaubsreise der Bus von der Fahrbahn abkommt, verliert Ove und seine wunderbare Frau, dass einzige Kind, das er jemals hätte haben können. Ove wird trostlos, verbittert und sorgt seit dem Tod seiner Frau in dieser belebten Siedlung für Recht und Ordnung. Es ist alles, was er hat. Die Regeln, die er in der Siedlung vorangetrieben hat und das Recht, auf das er jederzeit besteht. Dabei lernt er schon bald eine neue Familie kennen, die sein Leben verändert.

                                Jeder Mensch möchte auch ein Vermächtnis hinterlassen. Jeder Mensch möchte nach seinem Ableben zumindest in den Köpfen der wichtigsten Menschen noch für einige Tage erhalten bleiben. Wir wollen, dass man sich gut an uns erinnert. Manchmal wird das Vermächtnis eines Menschen aber auch durch die Erinnerungen getrübt, die andere Menschen an ihn hatten.

                                Mein Opa war, was meinen überschaubaren Familienstammbaum angeht das einzig positive und stabile Individuum, dass ich jüngsten Jahren bereits verloren habe. Ich kann nur noch an jene Tage zurück denken, die ich bei Oma und Opa verbringen durfte. Im Nachhinein hieß es immer, dass er ein sehr reizbarer und sehr egoistischer Mann gewesen sei. Vielleicht ab und an etwas zügellos und unzufrieden. Aber was soll das bedeuten? Was soll ich als Enkelkind davon denken? Soll ich meine Erinnerung trüben lassen, oder mich ganz auf das konzentrieren, was ich weiß, was ich gesehen und gehört, was ich erlebt habe?
                                Ich entscheide mich für letzteres, denn mein Opa war früher der Einzige, der mich genommen hat, wie ich war. Ich war wohl auch etwas zügellos, temperamentvoll und manchmal nicht zu bremsen. Ich hatte aber diese Gemeinsamkeiten mit diesem noch viel jungen Mann, der im mittleren Alter bereits von uns ging. Er brachte mir das Rechnen bei, was meinen Eltern mit aller Müh nicht gelang. Er zeigte und bewies mir, dass ich etwas kann, was nicht jeder kann. Er zeigte mir, dass es nicht wichtig ist, ob meine Oma, seine Frau, mich anerkennt oder mich für zu wild und zu dumm hält. Ich war eines seiner Enkel. Und das machte mich zu einem Geschenk. Dass erkannte ich, wenn ich das Gesicht meines Opas schaute. Ich erkannte, dass er mich liebte. Ich erinnere mich plötzlich an den Tag der Beerdigung und an ein Erlebnis, dass ich bis Heute nicht einordnen oder erklären kann. Ich stand da, ich war noch so jung, aber verstand genau, was da gerade passiert. Dieser ältere Mann mit dieser schwarzen Kleidung und seiner Bibel in der Hand, kündigte an, dass wir nun Abschied nehmen mussten. Ich stand da und schmunzelte. Ich wusste für einige Momente nicht, wie mir geschah. Ich fand es schließlich nicht lustig. Und natürlich bemerkte das niemand. Sogar ein 5 jähriger würde verstehen, dass das vermutlich einen Klaps auf die Wange gegeben hätte. Wenn ich mal frei deuten möchte, würde ich sagen, dass ich das Verhalten meines Opas nachahmen wollte. Denn er hätte nicht gewollt, dass wir ununterbrochen weinen und trauern. Er hätte vermutlich gewollt, dass wir gelacht hätten. Wünschen wir uns das nicht alle? Vielleicht ein nettes Lied, in einer Kapelle noch ein Mal die Feuerzangenbowle gucken und lachen, bevor wir abtreten? Schließlich ist eine Beerdigung nicht für die Toten, sondern für uns, die wir unseren Verstorbenen die letzte Ehre erweisen möchten. Und die Feuerzangenbowle eine komödiantische Erstentdeckung des letzten Jahrhunderts. Ein vollkommen würdevoller Abgang. Diese ganzen Stimmen verstummen und es ergibt sich mir kein schlüssiges Gefühl aus dem, was ich höre. Ich sehe manchmal zu und sehe nichts. Ich höre manchmal zu und höre nichts. Und mein Opa und seine Taten in meiner Kindheit haben mich bis Heute geprägt. Es ist ein Vermächtnis, denn bei allem, was ich tue oder denke, muss ich auch immer an meinen Opa denken. Vielleicht ist er für mich noch wertvoller, als mein Vater, da letzterer unsere Familie, uns Kinder und unsere Mutter, zerschlagen hat. Ein Leben unter dem man ewig leiden wird. Man kann verdrängen und resignieren und auch ich erzähle den meisten meiner Mitmenschen gerne, dass mir das nichts ausmacht und begehe damit den schlimmsten Fehler, den man in der Verarbeitung begehen kann. Ich schließe die Verarbeitung aus, denn sie ist mir unangenehm. Es ist leichter sich einzureden, dass das alles irgendwie hinter einem liegt, statt etwas dagegen zu tun. Mein Opa ist, obwohl ich mich nicht an viel erinnern kann manchmal ein Kompass gewesen. Vermutlich weil ich genau weiß, dass er meinem Vater, seinem Sohn, die Leviten gelesen hätte, ihm Feuer unter’m Arsch gemacht hätte und somit auch dafür gesorgt hätte, dass Heute alles anders wäre. Vielleicht wäre ich bei meiner Ausbildung und überhaupt jeder Entscheidung meines Lebens genauer und gewillter gewesen. Vielleicht wäre ich jetzt glücklicher, mit dem Wissen, dass unsere Mutter mich und meine Geschwister nicht hätte verlassen müssen und wir sie nie verloren hätten. Ich hörte von dem Temperament meines Opa’s. Aber ist das schlecht? Nein. Denn er hätte mit aller Kraft auf meinen Vater eingewirkt, ihn zur Vernunft gebracht oder einfach nur aufgezeigt, dass seine Entscheidungen von einer Mitlife-Crysis oder etwas vergleichbaren getrübt waren.

                                Wir alle hinterlassen irgendwann ein Mal ein Vermächtnis, um das wir uns zu unseren Lebzeiten kümmern müssen. Wir entscheiden, was Enkel, Schwester, Bruder und Mutter und Vater über uns berichten, wenn wir nicht mehr sind. Und darauf kommt es an. Denn vielleicht berichten auch Fremde über uns und es gehen Geschichten rum, die niemals aussterben werden. Dass können wir. Und wir sind nicht allein. Manchmal heißt es: Einer für alle und alle für einen und manchmal: Einer für jeden, und jeder für sich. Egal wie man es dreht, es liegt allein an uns, was für ein Vermächtnis wir hinterlassen möchten.

                                Das Vermächtnis meines Opa’s ist also wertvoll, weil er mich, mein Leben und meine Entscheidungen beeinflusst. Ich frage mich immer, was er wohl denkt, wenn er von dort oben auf mich herabschaut. Ist er stolz? Versteht er meine Selbstzweifel? Schämt er sich für mich?
                                Aber gerade diese ganzen Fragen würden ihn vermutlich sehr hoffnungsvoll und optimistisch stimmen. Denn er weiß, dass man sich an ihn erinnert, auch wenn es das Leben manchmal durchaus schrecklich depressiv und niederschlagend macht. Denn er ist nicht mehr da. Es bleibt nur noch das, was die Erinnerungen in mir wachrufen und das, was in meinem Kopf an Bildern noch vorhanden ist. Das hier ist also irgendwie für ihn. Und das ist wundervoll. Ich hoffe er kann es sehen. Ich hoffe, er ist stolz auf mich.

                                Ein Mann namens Ove ist die Geschichte eines alten Mannes, der vom Schicksal gezeichnet ist. Er ist bitter, Weise, voller Leben und ebenso von einer philosophischen Ader, die unaufhörlich auch zum lachen bringen kann. Nichts weiter, als ein kleines Meisterwerk, dass zu Tränen rührt und eine unglaubliche Geschichte erzählt. Nichts weiter. Nicht weniger und nicht mehr.

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                                  Das Zuhause von Dan Dunne (Ryan Gosling) steht metaphorisch für sein Innenleben. Dabei sah ich seine Wohnung sehr gerne, weil ich selbst sehr viel daran in den ersten Eindrücken wunderschön fand. Trüb, ruhig und ungeordnet. Eben so, wie es einem im echten und kalten Leben ergeht, dass uns alle irgendwann einholt.

                                  Ein paar Schwachköpfe haben mal gesagt, dass alle Menschen gleich sind. Ich glaube nicht daran. Ich glaube, dass jeder Mensch etwas versteckt, das ihn eines Tages zu Grunde richten könnte. Ich glaube, dass jeder etwas verborgenes an sich hat, über das er nicht reden kann. Ich glaube, dass alle Menschen unterschiedlich sind. Ich glaube, dass das Leben manchmal genauso scheiße ist, wie es scheint. Manchmal gibt es nichts zu hinterfragen, nichts, dass es lohnt sich schön zu denken oder schön zu reden. Denn letztlich sind wir nur Tiere. So wie Hunde, Rotkehlchen und Alligatoren.
                                  Stellt euch dazu einfach nur einen Hund vor, der eines Tages, obwohl er doch so lange friedlich, ruhig und hörig war, plötzlich anfängt zu beißen. Oder er bekommt vielleicht Tollwut. Dass ist doch ein und dasselbe oder etwa nicht?
                                  Denn auch wenn man wie Dan oder wie ich versucht ein guter Mensch zu sein, dann gelingt einem das eben trotzdem nicht immer. Der Wille reicht manchmal nicht. Das Umfeld reicht manchmal nicht. Liebe Hilft manchmal nicht. Manchmal ist alles trüb und grau, andere Tage hingegen sind bunt und strahlen nur so vor sich hin. An dem einen Tag sind wir glücklich, an anderen fangen wir an zu bellen, zu beißen und könnten vor lauter Wut zerfetzen und zerfleischen. Dann kommen wieder Tage, an denen wir am liebsten alle knutschen und umarmen wollen. Manchmal vermischen sich diese ganzen trüben und bunten Farben. Manchmal ist ein Kunstwerk einfarbig, manchmal reicht es einen Pinsel in hundert Farben zu tauchen, auf eine riesige Tafel zu klatschen und ein Kunstwerk zu erschaffen. Manchmal müssen wir uns überwinden, uns selbst erkennen, uns selbst schätzen und uns selbst akzeptieren.

                                  Wir sind nicht alle gleich. Dass wäre eine Schande. Manch einer würde auch sagen, dass die Ungleichheit zwischen der ganzen Gleichheit, Gleichheit erzeugt. So wie man nicht nicht kommunizieren kann.
                                  Jedenfalls haben wir alle ein Päckchen zu tragen. Ob es nun die Eltern sind, die sich getrennt haben, schlugen oder es die Freunde waren, die einen den Drogen immer näher gebracht haben. Wie Dan habe auch ich mir schon die eine oder andere Substanz durch die Nase gezogen, verschiedenste Dinge ausprobiert und manchmal das Gefühl der Trostlosigkeit genossen. In etwas so wie andere ihr schier endloses Glück genießen können.
                                  Manchmal ist allein sein nicht schlecht. Manchmal bringt es dich um.
                                  Wie Dan, bin ich draußen in der Welt immer nett, versuche lustig und Waise zu klingen, während ich Zuhause, sobald ich allein bin, in meine kleine graue Welt tauche.
                                  Es ist mir dann nicht mehr möglich, auf das zu hören, dass ich so gerne predige oder das Verhalten beizubehalten, dass ich zu gerne zeige und das ich anderen Menschen zu gerne beibringen möchte. Es sind zwei Welten, unter denen man nach einiger Zeit nicht mehr unterscheiden kann. Irgendwann scheint es einem beides gleichgültig zu sein. Die Hoffnung irgendwann glücklich zu sein schwindet Zunehmens und ehe man sich versieht, ist ein großer Teil des Lebens wie vom Erdboden verschluckt. Ihr braucht mich nicht für trostlos zu halten oder mich zu bedauern, denn ich sage euch, dass ihr kein Stück besser seid. Oder wie ist es bei euch so, wenn ihr auf der Arbeit seid und ihr versucht Menschen nett zu behandeln, damit sie sich euch gegenüber genauso verhalten? Ich meine, verdammt, wir versuchen alle die Menschen in unserer Umgebung in die Richtung zu ändern, in die wir uns nicht bewegen können oder in die wir uns zu gerne bewegen möchten. Wir verachten so viel an uns selbst, dass wir andere Menschen dazu bringen wollen, so zu sein, wie wir es nie sein werden. Ich sagte nie, meinte aber es aber nicht so. Ich denke ihr wisst genau, was ich von euch will. Macht einfach weiter so, hört nicht auf den Blödsinn, den euch alle erzählen und schon gar nicht auf den Blödsinn, den ich hier manchmal niederschreibe. Denn das Leben ist nicht einfach nur grau. Es ist genauso wunderschön und von einer Vielfältigkeit geprägt, dass man mit dem erstaunlichen Vorkommen von Blumenarten vergleichen kann. Es gibt so viel zu entdecken, so viel zu verändern, wie es Ghandi getan hat, wie es Malcolm X getan hat und wie es Martin Luther King getan hat. Aber alleine können wir so etwas nie schaffen. Wir müssen wieder zu uns finden, unsere Aufgabe erkennen. Und verdammt noch mal, wenn das bedeutet, dass man das Denken der Menschen beeinflussen und verändern muss, dann sei’s drum.

                                  Denn etwas anderes versuche auch ich nicht. Macht keinen Spaß mich selbst zu verändern, auch wenn das, wenn es ginge, das Beste wäre. Ich sitze stattdessen auf der Arbeit und versuche jedes störrische und unzufriedene Gesicht ein wenig zu beglücken. Einen Witz zu erzählen, mich für Fehler mehrmals zu entschuldigen, zu oft Bitte und zu oft Danke zu sagen. Diese etwas ältere Schnäpfe auf der Arbeit hat in ihrem Leben wohl schon alles gesehen und alles versagt.
                                  Wenn ich einen Scherz mache und die anderen Kollegen doch wirklich die Frechheit besitzen darüber zu lachen, dann sehe ich in ihrem alten und resignierten Gesicht, dass sie den Witz und den unbedingten Willen von mir, jemandem ein Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern, gar nicht mehr verstehen, geschweige denn rational erfassen kann. Sie scheint unfähig, in ihrem Leben noch etwas zu sehen, außer die Arbeit, bei der sie unaufhörlich durchblicken lässt, dass sie alles weiß, alles darf und auch sonst niemanden Rede und Antwort stehen muss.
                                  Und obwohl ich ein guter Mensch bin, da bin ich ganz überzeugt von, machen es einem solche Menschen nicht einfach, das Leben zu schätzen und außerhalb dieser grauen Welt noch etwas anderes zu sehen. Denn Menschen, wie sie, erkennen die einfachsten menschlichen Interaktionen nicht mehr. Und das ist genauso das, was uns oft genug daran erinnert, dass wir alles anders machen sollten. Ich beobachte sie manchmal, verstehe weder ihre Gestik, noch ihre Mimik und frage mich, weshalb Menschen so sein müssen. Tja, wir sind eben nicht alle gleich. Aber das ist trotzdem nicht schlecht, denn so können wir immer wieder diejenigen Menschen beobachten, die uns lehren, was wir und wie wir niemals sein möchten. Und ich hasse sie nicht, ich bedaure sie. Auch wenn sie mir 5 Tage die Woche jeden noch übrig gebliebenen Nerv zu rauben und zu zertrümmern, macht sie mich auf alle erdenklich möglichen Weisen traurig und nicht sauer. Okay, natürlich macht sie das auch, aber…
                                  Ich versuche die Gründe dafür zu ergründen, zu verstehen, weshalb sie so machtbesessen und verlassen ist. Ich bedaure sie, denn sie weiß das Leben nicht mehr richtig zu schätzen.

                                  Aber wir verstecken uns auch hinter unseren Gefühlen. Wir empfinden Trauer und Unzufriedenheit, spielen aber verschiedene Rollen. Dan möchte seinen Kids Selbstvertrauen einpflanzen, ihnen beibringen an sich selbst zu glauben und die Welt ein wenig sicherer und besser zu machen. Aber sich selbst vergisst er dabei. Er vergisst, dass er mittlerweile zu schwach ist, zu sehen, was er braucht. Und so suchen ihn die Drogen heim, die ihm auf unangenehme Weise zeigen, was er braucht und wonach er sich sehnt.
                                  Es ist genauso, wie wenn ich richtig angefangen habe mir mal wieder ein paar viele Gläser Whiskey reinzuhauen. Plötzlich erscheint mir vieles klar und die ganze Unzufriedenheit schießt aus allen meinen Poren. Wie ein Fahrradschlauch, der aufgepumpt wird und platzt. Einmal nicht richtig aufgepasst und es tut weh. Ein Grund gewisse Dinge zu rationieren. Mittlerweile trinke ich auch gerne eine schlichte, kühle Vanille Coke und muss sagen, dass manchmal nichts schöner ist, als ein Glas davon mit einem schönen Streifen Zitrone. Veränderung Leute. Veränderung. Dialektik.
                                  Die kleinen Dinge, wisst ihr?

                                  Dan ist ein guter Mensch. Er versucht die Kids vor all den Fehlern zu bewahren, die er selbst nur allzu gerne begeht. Es müsste für eine Gleichheit bzw. ein Gleichgewicht also ein weiteren Dan geben, der Dan den Richtigen Weg zeigt und ein Dan, der diesem Dan den Richtigen Weg zeigt und einen Dan, der diesem Dan den Richtigen Weg zeigt…….
                                  Leider geht das nicht. Manchmal müssen wir uns selbst retten. Manchmal müssen wir aber auch nur die Stärke besitzen uns von unserer Familie und unseren Freunden verändern zu lassen. Vielleicht sollten wir nicht immer alles in einem Glashaus einsperren. Der wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. In diesem Sinne, lasst es zu, dass man euch hilft. Zur Abwechslung werde ich mich damit revanchieren, mir das eine oder andere Mal, meine eigenen Ratschläge noch mal zu Gemüte zu führen und nicht nur davon zu predigen.

                                  ’Half Nelson’ ist ein überraschender, emotionaler, Weiser, trauriger und herzhafter Film, mit einem unglaublich starken Ryan Gosling, der hier, wie auch in ’Drive’, mit einem resignierten Blick und Gesichtsausdruck überzeugt, der mir selbst die tiefsten verwobenen Ängste in mir, vor’s Auge führt. Gebt Half Nelson eine Chance, denn er wird euch begeistern!

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                                    Rocket Man: Filmtoast 08.01.2017, 15:00 Geändert 08.01.2017, 15:04

                                    Was bedeutet Verlust? Und wie können wir den Schmerz, der darüber hinaus geht, verarbeiten? Wie verändert er uns? Die Sicht auf die Menschen? Die Sicht auf die Dinge? Die Sicht auf unserer Taten? Die Sicht auf unser Verhalten?

                                    Wer einen schlimmen und tragischen Verlust erleiden musste, wird fortan das Leben selbst anders wahrnehmen. In etwa so, wie der Verlust eines unserer Sinne.
                                    Wenn wir unser Sehvermögen verlieren, erblinden, dann werden wir fortan alle Geräusche und den Tastsinn komplett anders wahrnehmen und uns zu nutze machen.
                                    Wenn wir unser Gehör verlieren, taub werden, dann werden wir fortan jede Geste und Mimik in den Gesichtern der Menschen in unserem Leben, viel stärker wahrnehmen.
                                    Wenn wir einen geliebten Menschen verloren haben, dann werden wir die Emotionen in den Gesichtern der Menschen genauer betrachten, Neid entwickeln und hinterfragen, weshalb das Schicksal immer die falschen trifft. So auch bei George (Colin Firth), diesem homosexuellen Literaturprofessor, der vor einiger Zeit, im Film mit künstlerischer Musik und Rückblenden verarbeitet, seinen Geliebten verloren hat, mit dem er 16 Jahre seines Lebens verbracht hat.
                                    Er betrachtet nun die Gesichter seiner Mitmenschen ganz genau, zerfließt ruhig, wie eine Bombe in Selbstmitleid und erkennt nur noch den Verlust eines geliebten Menschen, der im bei einem Autounfall entrissen wurde.
                                    Er stellt aber auch mehr Fragen. Bei jedem Gespräch, gerade aber bei Gesprächen mit dem jungen Kenny, der seine Seminare in der Uni besucht, wenn er zu jeder Kleinigkeit das Wieso und das Warum in den Vordergrund stellt. Gerade aber Kenny zeigt George, dass es die kleinen Dinge sind, auf die man zählen muss, so wie es George oftmals auch selber erzählt. Zum Beispiel seiner langjährigen Freundin Charlotte (Julianne Moore). Ihr erzählt er, dass sie nicht in Selbstmitleid zerfließen dürfe und nicht vergessen darf, was sie hat und wofür es sich lohnt einfach weiter zu machen. Ähnlich so, wie ich es selbst tue. Wenn ich in den Augen meiner Freunde oder jemanden aus meiner Familie Trauer sehe, dann philosophiere ich über die Dinge, die sie sehen sollten, dass sie nicht so bedrückt sein dürfen, dass sie so viele Dinge an sich haben, für die andere so sehr Dankbarkeit empfinden, ich mir aber reflektierend eingestehen muss, eben so wie bei George, dass es einfach ist, diese Dinge zu erzählen und zu lehren, schwer aber, seine eigenen Ratschläge selbst zu beachten und zu verfolgen.
                                    Schwer, auf seine eigenen ratschläge zu hören, aber einfach anderen zu erzählen, was sie falsch machen und was sie am besten tun sollen. Denn auch wenn man so seine Hilfsbereitschaft zeigen möchte, stellt man doch auch seine eigenen Gefühle über die der anderen. Vereinzelt kann es dann auch vorkommen, dass wir Menschen die Ratschläge geben und ihn die Dinge ans Herz legen, die uns selbst niemals gelingen.

                                    Tom Ford kreiert ein atmosphärisches, ein trauriges, nachdenkliches Single-Man-Drama, indem Colin Forth mal wieder beweisen kann, dass er nicht nur nachdenklich schauen kann, sondern eine Reihe an Ausdrücken in seinem Gesicht entwickeln kann, die mich schlicht zu purem Staunen bringen. Dabei ist die Kamera immer schön langsam, fängt Emotionen, Ernsthaftigkeit und Gesichtsausdrücke immer nah ein und untermalt schließlich alles noch mit klassischer Musik, die die pure Faszination selbst zu sein scheint. Insgesamt ist A Single Man schwere Kost, die es sich aber lohnt anzusehen und zu Deuten, sofern man Interesse daran hat. Nach A Single Man und Nocturnal Animals ist Tom Ford in der Liga der außergewöhnlichen Regisseure angekommen.

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                                      Rocket Man: Filmtoast 07.01.2017, 21:34 Geändert 09.01.2017, 07:13

                                      Man muss ja auch mal über den Tellerrand hinausschauen, oder etwa nicht?
                                      Außerhalb meines vielleicht 13 Quadratmeter großen Zimmers existiert schließlich ja auch noch eine große, weite, reale Welt, die ich hier allzu gerne verdränge und ausschließe.
                                      Aber was heißt es, über den Tellerrand hinauszuschauen?
                                      Es bedeutet einfach mal die Trostlosigkeit und all die Verzweiflung zu verdrängen, um überhaupt noch etwas anderes wahrnehmen zu können.
                                      Es bedeutet sich dem ganzen Stress Zuhause und auf der Arbeit herzugeben und dabei nicht zu vergessen, dass es auch noch ein Leben außerhalb von dem Ganzen Trott gibt. Es bedeutet auch mal ganz egoistisch zu sein und nichts auf das zu geben, was andere über dich denken. Wer schon mal etwas von mir gelesen hat, wird wissen, dass ich mich auf der Arbeit nicht wohl fühle, aber auch nicht im Stande bin über den Tellerrand hinauszuschauen und vielleicht noch etwas anderes zu tun. Eine andere Beschäftigung, eine andere Ausbildung, ein anderes Leben. Vielleicht bin ich ein Mann der Gewohnheit, der nicht gerne alles hinschmeißt, nur weil das Leben manchmal so verdammt ungerecht und voller Herausforderungen steckt.
                                      Vielleicht hab ich auch einfach von klein auf nicht das Selbstvertrauen und etwas von dieser Sorglosigkeit mitbekommen, die andere so zahlreich erfahren durften. Ich war schon immer eher der Typ Mensch, der dem Glück anderer zusah, dass Glück beobachtete und nur danach trachtete. Ich bin aber auch der Typ Mensch, der sich seine Summe an Glück, durch die Weitergabe von Freude, Rat und Liebe verschafft. Etwas anderes kenne ich. Ich kümmere mich, ich bin da und das macht mich soweit glücklich genug. Natürlich wäre eine glückliche und freudige Kindheit und so weiter auch schön gewesen, aber man wird erwachsen und erkennt, dass das Leben niemals stehen bleibt. Es geht weiter. Man muss über den Tellerrand hinausschauen. Irgendetwas ist da, dass man mich glauben lässt, dass es eines Tages besser wird und der ganze Kummer und die Summe der Lasten, die wir alle mit uns tragen, leichter wird und verschwindet. Auch das Glück wird sorgsam über die Masse der Menschen auf diesem Planeten verstrichen. Und so kommt es, dass manche Menschen davon zu wenig bekommen. Es kommt, dass die Summe der Freuden nicht gleichmäßig auf uns alle übertragen wird. Und wem den so ist, ich wiederhole, müssen wir über den Tellerrand hinausschauen und selber dafür sorgen, dass wir unseren Mitmenschen Glück zukommen lassen, damit sie sich ein wenig mehr geborgen, ein wenig mehr sicher, ein wenig mehr geliebt fühlen. Wenn ich sehe, dass meine Mutter, oder dass meine Schwester unglücklich ist, dann erkenne ich, dass diese Sache mit der Freude und dem Glück, dass manchmal ungleichmäßig verstrichen wird, existiert und es meine Aufgabe ist, dass ist zu ändern. In einem meiner Kommentare der letzten Tage schrieb, ich sei nicht schwer oder aufwendig ein guter Mensch zu sein. Und dieser Überzeugung war ich schon immer. Wenn jemand unglücklich ist oder jetzt gerade nicht so viel Glück oder Freude verspürt, wie wir, dann ist es unsere Aufgabe für ein Gleichgewicht zu sorgen. Dass hört sich freilich lechter an, als es uns das Leben oftmals erkennen lässt, deshalb möchte ich noch weiter zurück gehen, noch weiter in das essentielle, dass es zu erkennen gilt.
                                      Was verbindet alle Menschen?
                                      Haben wir nicht alle die gleichen Strukturen? Dieselben Organe? Dieselbe Kraft in unseren Beinen, die uns trägt? Denselben Weg von Kindesbeinen an...bis zum Erwachsen sein?
                                      Manchmal erkennen wir gar nicht, wie ähnlich wir uns alle sind. Zum Beispiel wenn uns unsere Gefühle in die Quere kommen. Sie verbieten uns scheinbar manchmal, dass einfache zu erkennen und zu würdigen. Manchmal frage ich mich, woher ich so manche Gefühle her nehme. Wie sie zustande kommen und was sie in mir ausrichten oder anrichten. Die Vielfältigkeit der Gefühle ist vergleichbar mit der Vielfältigkeit der Sprachen. Es gibt unendlich viele davon. Wie bei den vielen individuellen Sprachen, gibt es auch Gefühle, die sich nicht grundlegend unterscheiden. Denn manchmal empfinden wir Reue und Loyalität gleichzeitig, wenn wir jemanden hintergehen, sei es Familie oder Freunde. Diese Gefühle beschreiben etwas von Grund auf Gutes in uns selbst. Sie können aber auch tödlich sein, wenn wir sie den falschen Menschen vermitteln. Oder wenn zwei Sprachen aufeinander treffen, miteinander sprechen, und doch nichts sagen, weil sie sich nicht verstehen. Woher kommen diese Gefühle? Oder woher nehme ich mir das Recht heraus meine Gefühle über die der anderen zu stellen? Und warum? Auf manche Fragen gibt es eine Antwort, auf manche Fragen gibt es keine Antworten und auf manche Fragen gibt es keine richtigen Antworten. Eine unendliche Philosophie, die man unendlich weiter diskutieren und deuten könnte. Ausweglosigkeit treibt mich manchmal an die Grenzen zwischen Menschlichkeit, Akzeptanz, Loyalität und dem unbedingten Willen meinen Gefühlen nachzugehen und mir selbst gerecht zu werden. Ich teile nicht alle Werte und Gefühle mit anderen! Umgekehrt verhält es sich genauso. Und das ist zu oft ein Problem. Diese Unregelmäßigkeiten in der Welt der Gefühle ruft oft Probleme herbei. Deshalb sucht man sich gerne Menschen, die mit ihren Gefühlen auf uns so wirken, wie wir es bei uns selbst empfinden. Wenn man unter Loyalität, Verlässlichkeit und Zusammenhalt oder Vertrauen das gleiche versteht. Auf unsere eigene Art und Weise. Lassen wir also zu oft Menschen gehen, sehen sie vielleicht nicht, nehmen sie nicht wahr, stoßen sie weg, weil sie uns nicht ähneln, unsere Gefühle nicht ansprechen oder ihnen nicht gerecht werden. Wenn Gefühle nicht von Mensch zu Mensch anders wären, würde es weniger Streit, Kampf und Krieg geben. Aber eigentlich schätzen wir es ja, individuell zu sein, uns abzuheben von der Gleichheit der Individuen, die uns bei anderen manchmal so erscheint, besonders zu sein um uns so besonders und wichtig zu fühlen.
                                      Und deswegen wiederum lassen uns oft Menschen gehen, sie sehen uns vielleicht nicht, nehmen uns nicht wahr und stoßen uns weg oder hören nichts wenn wir etwas sagen. Interpretation und der unendlich große Pool der Gefühle ist eine Aufgabe des Lebens, die es zu meistern gilt. Ich glaube, ich bleibe gerade in einer unendlichen Schlaufe eines Seils stecken. Also gut…ich vergaß….da war ja noch etwas, dass ich direkt zum Film sagen wollte. Bitte entschuldigt! Randle Patrick McMurphy (Jack Nicholson) wird in eine Anstalt eingewiesen, die für eine lange Zeit des Films nicht nur dystopisch, sondern geradezu farblos und ungerecht erscheint. Sagte ich erscheint? Ich belass es einfach mal dabei. Randle scheint der Einzige zu sein, der noch wirklich Freude und Sinn in seinem Leben erkennt. Dabei erscheint er sehr oft sogar selbst wie ein vollkommen Irrer. Das Leben in dieser Anstalt ist gespickt mit Gewohnheiten und Abläufen, an denen Schwester Mildred Ratched (Louise Fletcher) nichts mehr ändern möchte. Randle scheint der Einzige zu sein, der noch im Stande ist, über den besagten Tellerrand hinauszuschauen. Da erscheint auch nicht mehr allzu kriminell, wenn er einen Bus, samt allen Patienten entführt, um mit ihnen auf der großen, weiten See zu angeln und natürlich auch um seinen eigenen Spaß dabei zu haben. Denn ein großer Frauenheld ist er nebenbei dann auch noch. Wie diese Metapher mit dem Tellerrand, greift der Film auch auf deinen Titel zurück. Denn Randle ist der eine, der über das Kuckucksnest fliegt. Er lässt es nicht, sie sich wie die vielen anderen Patienten, nicht nur physisch, sondern auch psychisch einzusperren. Er ist aufgeweckt und macht sich schnell alle Patienten zu persönlichen Freunden. Sogar der Häuptling fängt dank ihm wieder an zu sprechen. Nicht falsch verstehen, er konnte immer schon sprechen, nur ist Randle der einzige, der es erfährt. Der Film steckt so voller Leben, voller spontaner Entscheidungen und einer lebensbejahenden Naivität. Aber der Film ist keineswegs lustig, sondern einer ernstzunehmenden und traurigen Problematik gekennzeichnet. An erster Stelle die Unterdrückung und vermeidliche Selbstjustiz der Schwestern und Ärzte. Denn ob wegen einer Schlägerei ein paar Schocktherapien nötig sind, muss man nicht mehr hinterfragen. So ist auch das Ende sehr zwiegespalten. Es ist auf der einen Seite traurig, weil Randle seiner lustigen und aufmüpfigen Art, durch eine Operation am Gehirn beraubt wird, aber ebenso schön, weil der Haäuptling ihm von seinem jetzt nur noch erbämlichen Schicksal befreit und selbst endlich vor seinem eigenen trostlosen Schicksal flieht. Ein Film, über den man auch nach 40 Jahren noch köstlich diskutieren kann.
                                      In diesem Sinne ist wohl auch eine kleine Entschuldigung angebracht, denn diesen Film habe ich definitiv zu spät entdeckt und gesichtet, als es mir jetzt lieb ist. Dafür ist und bleibt er unvergesslich. Schon alleine wegen Jack Nicholson, der nebenbei gesagt in diesem Film oft an den Jack Torrance aus Shining erinnert. Diese Gesichtsausdrücke, die dieser Mann drauf hat, sind wohl für die Ewigkeit bestimmt. Denn 4 Jahre später erscheint Shining, indem man seine zahlreichen und verrückten Grimassen zur Genüge sehen darf.

                                      Und nach dem Abschluss dieses Kommentars, noch ein kleiner Hinweis.
                                      Es könnten sich einzelne, kleine Passagen, aus einem Herzensprojekt von mir befinden, die ich bewusst in den Kommentar mit eingefügt habe. Ich hoffe sehr, er ist nicht zu schwer geraten!

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                                        Rocket Man: Filmtoast 07.01.2017, 16:13 Geändert 08.01.2017, 15:10

                                        Wahrscheinlich weil ich sonst den ganzen Tag mit Tränen in den Augen überlegen müsste, was ich schreiben soll. Und ich weiß es nicht. Ich sitze einfach nur auf meinem Lieblingsplatz, dem Lederstuhl vor meinem viel zu kleinen Schreibtisch, an dem ich wegen des fehlenden Platzes nicht einmal arbeiten kann. Aber das macht nichts, denn ich habe schon vor Monaten das Notizen schreiben während eines Films aufgegeben. Es würde mir nichts bringen. Ich kann nicht mal Chips essen, auch nicht im Kino. Denn wenn ich Das Schicksal ist ein mieser Verräter gucke und ähnliche Filme, dann habe ich nicht die Zeit dazu. Ich konnte meine Augen über die gesamten 130 Minuten nicht vom Fernseher abwenden. Denn diese Geschichte von zwei kranken, aber aufopferungsvollen Menschen hat nicht nur mein Herz, sondern offenkundig auch meine Seele auf tiefe Art berührt.
                                        Also wahrscheinlich schreibe ich wieder mal sofort nach der Sichtung, weil mich meine Gefühle ansonsten zugrunde richten würden.

                                        Ich würde ihr den Mond mit einem Lasso einfangen und ihr schenken. Ich würde ihr die schönste Zeit ihres Lebens schenken, sie mit Liebe überschütten, auch wenn der Verlust eines Tages alles in mir zerreißen und auffressen würde, was es gibt.
                                        Würde ich so eine unbeschreiblich kranke, und so außerordentlich starke Frau wie Hazel kennenlernen, wäre es um mich geschehen. Denn ich sehe so viel von Augustus in mir. Dieses unbändige Verlangen Menschen zu helfen, ihnen Humor und Freude zu schenken und sie wissen zu lassen, dass sie auf ewig im Gedächtnis dieser Welt bleiben werden. Denn Schmerzen verlangen es gesehen zu werden. Das lehrt uns dieser Film.

                                        Wahrscheinlich, weil ich möchte, dass meine Schmerzen gesehen werden. Vielleicht, weil es mir reicht, dass das jemand liest. Vielleicht, weil Glück unendlich ist. Weil es zwischen 0 und 1 Million unendliche Zahlen gibt, die man zwar nicht alle für sich haben kann, aber danach trachten kann, so viele möglich von ihnen zu erreichen. Ich scheue mich deswegen auch nicht genauso Klischeehaft vorzugehen, wie es der Film in weiten Teilen tut. Denn ohne das funktioniert es nun mal nicht. Einige mögen denken und sagen, dass es diesen Film schon einige Male gab und die Liebesgeschichte natürlich auch, aber das menschlichste der Welt zu verfilmen, dass wird auch noch in Jahren, Jahrzehnten und in der Unendlichkeit Anklang finden, ganz einfach, weil es immer etwas anderes sein kann und Schmerz und Liebe unvergänglich und vielfältig ist. Geschichten über Krankheit, Aufopferung und Liebe können nicht auserzählt werden. Weil es zwischen 0 und 1 Million unendliche Zahlen gibt. Wie es unendliche Schicksale gibt, die es wert sind mit der Menschheit geteilt zu werden.

                                        Wahrscheinlich, weil Filme immer noch die Macht haben, unsere Herzen zu erschüttern, zu brechen oder einfach unsere einfachsten und tiefsten Wünsche ans Tageslicht zu bringen.
                                        Mich hat der Film erschüttert, mich darüber nachdenken lassen, wie viele Menschen es gibt, die hilflos und krank sind, wie viel Liebe ich gebe und nehme, ob ich ein guter Mensch bin und was Schicksal bedeutet. Das Schicksal bedeutet für mich eine höhere Macht, die das Leben beeinflusst. Denn manchmal ist das Schicksal ein mieser Verräter.
                                        So erging es mir in jungen und naiven Jahren auch mit meiner ersten Freundin. Es war das Schönste auf der Welt. Dass ich mit ihr zusammen kam, weil sie an einem meiner Freunde interessiert war, er leider nicht, ich sie tröstete, ihr gut zuredete und ihr etwas Hoffnung schenkte, erfüllte mich mit einer Glückseligkeit, die man wahrlich nicht erklären kann. Wenn es Liebe ist, dann gibt es manchmal nicht mehr die Richtigen Worte. Es gibt einfach nur Worte. Worte wie Wunderschön, Unendlich und Liebe. Aber sie könnten niemals die Bedeutung selbst genügend beschreiben. Es sind nur Worte, so wie der übliche Blödsinn, den ich hier ständig niederschreibe, ohne jemals zu wissen, für wen ich das eigentlich tue. Für mich? Für euch? Für die Menschen der Zukunft, die vielleicht mal auf diesen Text stoßen?
                                        Vermutungen und Worte. Ich werde sie mir niemals wirklich erklären können. Geblieben ist ein ehrlicher Monat, voller unendlicher und inniger Liebe, die ich nicht mehr vergessen kann erst Recht nicht mehr vergessen werde. Besagter Freund hatte irgendwann ein Problem mit mir und meine Freundin war jung und naiv und ist auf ihn reingefallen. Dass Schicksal ist ein mieser Verräter. So schnell gehen wunderschöne Dinge zu Ende. Im Film finden herzhafte Momente, Momente voller purer und ehrlichster Emotionen Platz, aber auch der Ernst des Lebens, der niemals gänzlich verschwindet. Aber wie könnte Glück größer, wie könnte Glück unendlicher sein, wenn es zwei grausame Schicksale miteinander teilen können.

                                        Wahrscheinlich auch, weil mich der Film an einige Verluste erinnerte, die ich in meinem noch jungen und chaotischen Leben miterlebt habe. Der Tod und Abschied vieler geliebter Menschen. Allen voran meinem Opa, der viel zu jung von uns gehen musste. Beerdigungen sind nicht für die Toten da, sondern für die Lebenden. Sie dienen als reine Metapher des Abschieds, der mit Text und Wort und zahlreichen ausgeschmückt wird.

                                        Aber ganz bestimmt, weil ich davon träume, einem ganz besonderen Menschen auf dieser großen weiten Welt eine kleine Unendlichkeit zu schenken. Und irgendwann wird die Zeit wohl kommen. Für Hazel und Augustus, die nicht mehr viel Zeit auf der Erde verbringen dürfen, ist die Unendlichkeit länger, als der Begriff es jemals beschreiben könnte. Denn was ist das Besondere an einem Menschen. Dass er blind für dich da ist, ohne dir wirklich zuzuhören oder dich zu verstehen, oder derjenige, der dein Leid erkennt, es sehen möchte und aufmerksam ist? Am treffendsten für diesen Film sind dann aber die Worte, dass man nicht verhindern kann, verletzt zu werden, aber man sich zumindest aussuchen kann von wem. Man kann mitbestimmen und entscheiden, ob man dieser Wahl glücklich ist oder nicht. Denn das Leben ist kurz, ob durch Krankheit und einfach das Leben, wie wir es vermutlich kennen. Das Leben von sehr kranken Menschen ist doch gar nicht kürzer, als unseres. Denn Menschen mit Krebs oder Depressionen erkennen in kürze, was für sie wichtig ist, was das Leben zu bieten hat und was sie sich am meisten wünschen. Sie erleben in wenigen Momenten, wofür wir manchmal ein ganzes Lebens brauchen. Wir haben nur mehr Zeit, durch Raum und Zeit zu wandeln, Zeit zu verschwenden und in der Belanglosigkeit der Dinge zu versinken. Hazel und Augustus haben diese Zeit nicht. Sie erkennen die Bedeutsamkeit von Aufopferung und Liebe viel schneller, als wir es je könnten. Dass soll nicht heißen, dass wir, die wir gesund sind und viel Zeit haben, zu viel Zeit haben, obwohl dass in Anbetracht dieses Films und der unzähligen grausamen Schicksale auf dieser Welt durchaus verständlich wäre, sondern dass wir die Zeit weniger schätzen, als jene Menschen. Dass ist zwar nicht Richtig, aber die Zeit wird wie Butter über jeden Teil dieser Welt verstrichen. Dabei sind einige Portionen kleiner, als andere. Wie das Schicksal, dass ohne Vorwarnung Dinge verändert. Ohne Ankündigung passieren überall schlimme Dinge. Aber wer den Regenbogen sehen will, muss auch den Regen in Kauf nehmen. Denn all das Leid, dass wir erfahren zeigt unr nur umso mehr, was wichtig ist.

                                        Weil ich es nicht anders verarbeiten könnte. Ich hab vor vielen Monaten damit angefangen und weiß nicht, ob ich damit aufhören könnte. Auch wenn ich über die ganzen Monate darüber nachdenke, weiß ich trotzdem nicht, was für mich Richtig oder Falsch ist. Ich weiß nur, dass mich Filme oft so tief berühren, dass ich nur noch von Liebe sprechen kann. Und Das Schicksal Ist ein mieser Verräter, hat mir so viel beigebracht, mich an so viel erinnert und mir klar gemacht, was ich zu tun habe. Ob ich das Ziel meines Lebens nun schneller erreiche oder nicht, spielt für mich erstmal keine Rolle. Der Film hat sein Zweck erfüllt, indem er mich zu Tränen gerührt hat, durch die vielen traurigen und die vielen wunderschönen Momente, innerhalb von 130 Minuten. Shailene Woodley und Ansel Elgort haben mich verführt und außerordnetlich begeistert. Über alles andere möchte ich garnicht mehr viel loswerden. Ist mir nicht wichtig...

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                                          über Macbeth

                                          Macbeth, der Anführer eines gefährlichen und brutalen Heeres, einer Armee, die durch sein Denken und Handeln und vom einem Schlachtzug zum nächsten immer erfolgreicher, siegreicher und ruhmreicher werden. Schottland steht am Rande seiner Existenz. Schottland zu Zeiten des Mittelalters. Macbeth, der als Anführer Macht und Geschick beweist und durch seine ehrgeizige und einnehmende Frau sowie einer Prophezeihung zum Opfer fällt, die ihn in den Wahnsinn treiben wird. Macbeth ermordet sein König ist wird fortan Lord Macbeth und seine Frau Lady Macbeth. Lady Macbeth, die von Marion Cotillard ganz wundervoll und arglistig gespielt, die ihrem Mann wie eine Schlange ins Ohr flüstert, was er tun muss.
                                          Der neue König wird zunehmend machtbesessen und der stetige Aufstieg nimmt seinen Lauf. Der König, den der nun neue Lord Macbeth hinterlistig ermordet hat, hieß Duncan und einen Sohn, der auf den Namen Duncan hört. Und Macbeth's ärgster Rivale ist der tapfere Macduff. Duncan und Macduff verbünden sich gegen den neuen König, der zunehmend von Visionen heimgesucht wird und droht vollends den Verstand zu verlieren.

                                          Nun, dass relativ kurz beschrieben die Handlung, die Macbeth bietet. Dass ich das Werk des William Shakespeare ließ ist nun schon einige Jahre her, sodass ich dazu gar nicht mehr viel loswerden möchte. Die Dialoge wurden aus dem original übernommen und das merkt man dem Film auch ganz klar an. Sie sind so großartig, dass man ganz genau und aufmerksam jedem Satz ganz individuell und einzeln folgen muss. Anstrengend, aber man wird belohnt!
                                          Ansonsten geht der meiste Teil der Handlung verloren. Gedreht wurde in Schottland. Beim Anblick dieser tiefen, teils dunklen, teils düsteren Bilder, die Justin Kurzel hier auf den Bildschirm zaubert, bleibt einem schlicht die Luft weg. Die Aufnahmen sind großartig, die Dialoge anstrengend und lang. Ich liebe diese Art der Lyrik. Für mich hätte Macbeth ruhig 3 Stunden gehen können. Inhalt hat die Vorlage von Shakespeare allemal. Wer mit dieser Art der Lyrik allerdings nicht zurecht kommt, es überhaupt nicht mag oder dem Ganzen nichts abgewinnen kann, wird wohl nie in den Geschmack von Kunst der Lyrik kommen. Wenn Sprache anstrengend und schwer verdaulich ist, dann entfaltet sie ihre ganze Wirkung erst in reinster Fülle. Denn das ist die Kunst der Sprache. Kompliziert, tiefgründig und voller Akzente, die die Rhythmik des Herzens umfasst. Aber es geht nicht nur um Sprache, denn verfilmt wird nicht einfach nur Shakespeare, sondern auch der tiefgreifende Inhalt, der wesentlich mehr umfasst. Er umfasst Macht und Wahnsinn. Macht und den Wahnsinn, der mit ihr einhergeht. Auch in der heutigen Gesellschaft kann man zu Macbeth oftmals Verbindungen ziehen. Überall auf dieser Welt herrscht die Schere zwischen Arm und Reich, zwischen Menschen, die deligieren und Menschen die gehorchen müssen. So funktionierte es im Mittelalter und daran hat sich nicht das Geringste geändert. Es wird immer Menschen geben, die sich alles leisten können und die durch das Rechtssystem nicht daran gehindert werden noch reicher, noch mächtiger und noch wahnsinniger zu werden. Macbeth zerbricht langsam aber stetig an seinem eigenen verkommenen Wesen, an dem auch seine ehrgeizige Frau Schuld ist.
                                          Macbeth, der seinen König tötete, um selbst zum König zu werden. Macbeth, der sein Schicksal besiegelt hat.

                                          Michael Fassbender in der Rolle ist schlicht perfekt. Niemand anderen hätte ich mir mehr gewünscht alsi ihn. Nach 'Hunger', 'Steve Jobs' und '12 Years A Slave' steht er ganz oben auf meiner Liste der herausragendsten Schauspieler Hollywoods. Ich muss jedes verdammte Mal, wenn ich ihn sehe, an diese eine Szene aus 'Hunger' denken. Zwei Männer,ein Tisch, 2 Stühle, kühles Bild, eine Kameraperspektive, 20 Minuten, ein Dialog. Was Dialoge, Körpersprache und Charisma angeht, ist Michael Fassbender über jeden Zweifel erhaben. Diese 20-minütige Sequenz habe ich auch nach Monaten nicht vergessen. Gut, aber das mag auch an dem Film selbst und dem ernsten und traurigen Thema liegen. Wie dem auch sei...

                                          Macbeth ist modern geworden, die Kamera immer ruhig, langsam, wie eine Schlange....Das Bild betörend und voller wundervoller Landschaftsaufnahmen und Mystik....Die Gewalt realistisch und der Hauptkonfliktpunkt gut herausgearbeitet...

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                                            Wie viel Hass und wie viel Wut können wir aushalten? Wie viel ertragen?
                                            Wir können Liebe mit Hass empfinden, Spaß mit Trauer und Empathie mit Trostlosigkeit.
                                            Wir können Gefühle dämpfen, aushalten und resignieren. Dass unterscheidet uns von allen anderen Tieren.
                                            In Banshee, Pennsylvania, gibt es zu viel von allem. Rache, Gerechtigkeit und Rechtfertigung halten sich stets und unaufhaltsam die Wiege. Banshee schafft es auf freudenfrohe Weise unzählige Menschen zu verabschieden, aber auch mit der Coolness der Charaktere, allen voran Lukas Hood (Antony Starr), mitzufiebern und mitzufühlen. Das Staffelfinale der zweiten Staffel ist an Action, Coolness, Gewalt, Spaß und Story-Twists kaum zu überbieten.
                                            Wenn Lukas Hood Anna (oder Carrie) sagt, sie soll verschwinden und sich in Sicherheit begeben und dieser Moment dann auch noch vollends ausgeschöpft und ausgekostet wird, dann weiß man, dass diese zutiefst brutale Serie auch einen zutiefst weichen Kern hat, den man ihr jederzeit ansehen und fühlen kann. Um die Bedeutung von Gerechtigkeit, wenn es um Rache und Mord geht, macht sich die Serie und die Bewohner von Banshee nicht allzu große Sorgen. Die Serie nimmt sich zu weiten Teilen zurück und nimmt sich nicht allzu ernst. Gerade Lukas Hood nicht, der in 15 Jahren Gefängnis für seine große Liebe Anna (Ivana Milicevic) alles aufgeben hat, was er hatte und geben konnte, damit sie ein neues und sorgenfreies Leben beginnen und führen kann. Als er nach Höllenqualen und 15 Jahren im Gefängnis endlich auf freien Fuß kommt, muss er bei der Anreise in Banshee mit ansehen, wie seine einst große Liebe Kinder, Ehemann und ein glückliches Leben hat. Gehen möchte er jetzt aber nicht mehr, denn er weiß nicht wo er hingehen soll oder wo er hingehört. So kommt es, dass es in einer Bar, in der wir auch Sugar (Frankie Faison) zum ersten Mal kennenlernen, ein Sheriff zu Tode kommt und der geheimnisvolle Meisterdieb den Namen eines Lukas Hood annimmt. Er ist fortan der Sheriff in Banshee und sorgt auf seine eigene Weise und mit ihm vertrauten Mitteln, für Recht und Ordnung zu sorgen. Aber sein Charakter bleibt während der kompletten 4 Staffeln nicht eintönig. Er spielt Rächer, cooler Agent, Liebhaber, Liebender, Zerrissener und Mensch mit Herz. Antony Starr in der Hauptrolle ist einfach mal was komplett anderes, denn man kauft ihm nahezu alles ab. Ein hervorragender Schauspieler. Lukas und Carrie sind innerlich zerrissen, auch weil Carrie Lukas für Tod hielt und nicht mehr mit seinem Auftauchen gerechnet hatte. Sie haben aber eine gemeinsame und harte Vergangenheit mit Carries Vater Rabbit, der in den ersten zwei Staffeln für ordentlich Bleifeuer und Blut sorgt. Lukas und Anna wollten damals fliehen und einer Unterdrückung durch gefährliche Mächte entfliehen.
                                            Banshee ist sarkastisch, zynisch, bittersüß, brutal, witzig, charmant, überzeichnet und voll von interessanten und tiefgründigen Charakteren, die man erst nach langer Zeit durchschaut. Und wenn dann plötzlich ein Charakter für wenige Momente menschliche Akzente setzt, dann meist nur um im Anschluss zu zeigen, was für ein brutaler und herzloser Hund er ist. Banshee ist aber auch stets gefühlvoll und füllt alle gesamten Charaktere sorgsam mit Hintergrund und Funktion aus. Die Schnitttechnik, die hier zum Einsatz kommt, ist teilweise sogar besser, als in großen Hollywood-Blockbuster-Kino-Manier. Sogar im Intro befinden sich ungeahnte Hinweise und nach dem Abspann gibt es nahezu immer noch ein paar leckere Happen, an denen man sich erfreuen sollte!
                                            Kein Charakter bleibt blass und kommt ungestraft davon. Wer auf Sarkasmus, Zynik und bittersüßen Humor steht, der wird an Banshee zwangsläufig nicht herumkommen.
                                            Wer tiefgründige Charaktere und endlose Konflikte so sehr liebt, wie ich es tue, wird Banshee schlichtweg lieben. Dafür leg ich sogar meine Hand ins Feuer. Es ist Spaß für jeden dabei. Banshee kann kurzweilig sein, aber auch an die Menschlichkeit eines jeden von uns appellieren.
                                            Eine Serie, die zwar sehr schwer im Abgang und sehr düster geraten ist, aber ein glänzendes Beispiel für eine Serie ist, die mit 4 Staffeln ein perfektes und gelungenes Ende gefunden hat.
                                            Viele Serien von Heute schaffen das leider nicht mehr. Mehr Staffeln = Mehr Geld. Nicht mit Banshee.

                                            Was ist eine gespaltene Persönlichkeit?
                                            Nun, ich würde sagen jemand, der hin- und hergerissen ist. Bei uns läuft es im echten Leben manchmal genau so, wie in Banshee. Denn in der Kameraarbeit und den zahlreichen Andeutungen, sehen wir den Figuren oft genug zu, wie sie in einem Gespräch sinnieren und sich vorstellen, was sie gerne mit ihrem gegenüber anstellen würden. Dieses Gefühl ist auch mir sehr vertraut. Gerade als Azubi hat man es Heute teilweise immer noch nicht leichter, als früher. Dass liegt wohl daran, dass ältere Menschen die Neuzeit ums verrecken nicht akzeptieren können und sich der Tatsache nicht stellen können, dass Azubis auch Menschen sind oder vielleicht, dass selbst mal einer war. In Gesprächen und Zusammenarbeit mit der ’alten’ auf der Arbeit, die mehr oder weniger sagen darf, was ich zu tun und zu lassen habe und was nicht, stellt man sich auch ab und an vor, wie man ihr Hals umdreht, ihr die Meinung geigt, sie beschimpft, sie niedermacht und bestraft. Aber deswegen ist man noch lange kein schlechter Mensch. Manche Menschen haben es nicht anders verdient. Wie in Banshee, stellt sich mir also ab- und an auch die Frage, ob diese kleine Form von Rache und Genugtuung in Ordnung ist oder nicht, auch wenn die Vorstellung im Kopf nicht zwangsläufig oder so gut wie nie auch zur Realität wird.
                                            Aber so denken wir alle. Und die ’alte’ ist vermutlich einfach nur alt, verbittert, hat ihre besten Tage schon längst hinter sich, ist bestimmt unglücklich und hat nichts mehr, als die Arbeit und uns Azubis, die sie hin- und herschupsen, erniedrigen und zurechtweisen darf.
                                            Aber irgendwie kann ich für sie trotzdem kein Verständnis aufbauen. Diese Vorstellungen bleiben haften. Trotzdem bin ich sicher, sie ist auch nur ein Produkt aus etlichen Jahren des Lebens. Aber ihr krankhaftes Verhalten, dass sie an den legt, verzeihe ich ihr zumindest trotzdem nicht. Denn das Leben muss nicht so schlimm und traurig und hasserfüllt sein.
                                            Ein guter Mensch zu sein ist einfach und kostet absolut nichts. Einfach mal Bitte und Danke sagen, mal lächeln, dass Leben wertschätzen und nicht vergessen, dass man täglich mit Menschen arbeitet, die sich von dir selbst nicht unterscheiden. Denn wir alle trachten nach diesem Gefühl. Diesem Gefühl zu leben.
                                            Wenn mir bei all diesen vernünftigen Gedanken immer noch so eine Vision durch den Kopf schießt, dann überkommt mich gleichzeitig auch ein beschämendes Gefühl der Reue. Denn so bin ich nicht. Wollte ich nie und werde ich nie. Dass ist ein Ziel, mit dem leben kann.
                                            Und mich hat das Leben noch nicht zerstört, so sehr es das auch schon versucht hat. Ich scheiß drauf. Dafür bin ich nicht geboren worden, auch wenn ich es mir gelegentlich so einfach mache und sage, man wird geboren, lebt und stirbt. Denn das ist es. Dass Leben.
                                            Dann fällt mir schlagartig die Bedeutung des zweiten Begriffs ein und der Gedanke verfliegt wieder. Wie Parfüm in der Luft, dass zerstäubt und bald nicht mehr zu riechen ist. Der Duft verschwindet, wie auch Verzweiflung und schlechte Laune verfliegt. Aber der Duft verfliegt gelegentlich auch, wenn man Spaß und Freude empfindet.
                                            Es sollte also unsere Aufgabe sein, freudige und schöne Momente des Lebens in ein großes, offenes Gefäß zu füllen, dass unseren gedanklichen Raum für lange, lange Zeit mit einem Duft aus purem Glück erfüllt. Akzeptiert nicht die Belanglosigkeit und die farblose Gestalt des Lebens, die sich oft offenbart, sondern meidet und ignoriert sie und setzt diesen Gefühlen einen Riegel vor, so oft ihr nur könnt.
                                            Denn wo wir es uns oft mit dem Hass und der Rache zu schwer machen, muss es auch möglich sein, das Einfache rational zu erkennen und zu betrachten. Glück ist so einfach. So unkompliziert und so unglaublich leicht zu verdoppeln, zu verdreifachen, schlicht es zu vermehren.

                                            Bei dem Gedanken, wie viel ich mal wieder geschrieben habe, dass vermutlich wenig (oder vielleicht doch viel?) mit der Serie zu tun hat, muss ich mich selbst fragen, weshalb ich das tue. Vermutlich schreibe ich das, weil es viel zu oft selbst unmöglich ist, genau das zu tun, von dem ich gerne rede und wozu ich so gerne rate. Ich belehre wohl auch gerne und appelliere an die Fähigkeit zu lieben und leben die in uns allen steckt. Bei dem Gedanken, dass es jemanden interessiert, was ich hier manchmal schreibe, dann erfüllt ein Gefühl aus Wärme und Zuneigung mein ruhiges und schlichtes Wesen, dass die meiste Zeit seines Lebens meist unglücklich durch die Welt wandelt und unaufhörlich nach dem Sinn des Lebens, der Frage Warum und Wozu und der Philosophie hinter dem menschlichen Denken und Handeln ist.

                                            Nun gut, abschließend zurück zu Banshee:
                                            Bitte lasst diese ohnehin schon relativ unbekannte Serie nicht links liegen.
                                            Ihr werdet alle darin etwas entdecken, dass ihr lieben könnt.
                                            Ob es nun die Action, dass viele Blut, die Gewalt, Zynik und die Ironie, oder aber die Tiefgründigkeit und Emotionale Seite der Serie ist.
                                            Banshee ist unvergesslich.

                                            ........Der halbe Punkt ist für die viertel Staffel, die ein wenig zu wünschen übrig ließ aber trotzdem ein perfektes Ende kreiert hat.

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                                              Kennt ihr das, wenn man abends ins Bett geht, sich alles dreht, die Gedanken durch den Kopf pochen und es unmöglich ist zu schlafen? Etwas von diesem Erlebnis steckt auch in Nocturnal Animals, mit dem Tom Ford nun einen stimmiges, extrem dichtes und atmosphärisches Thriller/Drama komponiert hat.

                                              Das Motiv der Rache und die Kritik an der Gesellschaft, aber vor allem an den Frauen, die materialistisch denken und eher unfähig sind wirklich zu lieben, stehen an erster Stelle.
                                              Es geht aber auch um die Art Frau, die gerne ihr Leben durchkalkuliert und am Besten schon heute wissen will, was sie in 5 Jahren macht, wo sie wohnt, wen sie heiratet und ob dieser geheimnisvolle Mann der Richtige ist, sie finanziell absichern könnte, weiß was er will und vieles mehr. Solche Pläne schmieden wir immerhin alle. Sogar so viele, dass es uns dann nur noch unmöglich scheint, sich für das Richtige, dass Optimale zu entscheiden. In unserem Gedankenpalast finden so viele Bücher, beschriebene und leere Seiten platz, so viele Träume und Ideen, dass wir gar nicht wissen, was wir damit anfangen oder erreichen können. Oder ob wir diese Fülle an Material in unseren Köpfen gut heißen oder bedauern sollten.
                                              Ich wollte mal Rechtsanwalt werden, absolvierte auch Praktika in dem Bereich, sah mich schon in einer blühenden und erfolgreichen Zukunft. Tischler wollte ich aber auch werden, bei dem Gedanken, meiner Frau dann eines Tages einiges selbst und individuell ermöglichen zu können. Ich wollte studieren, schreiben, lehren, mit Menschen arbeiten, Menschen helfen.....Wo haben mich diese ganzen Wünsche hingeführt? Ich hab keine Ahnung. Vielleicht bin ich ein Nocturnal Animal, denn das meiste von meinem Leben zieht an mir vorbei und verlässt mich. Ich fühl mich oft so, als würde ich träumen, während ich jeden Tag zur Arbeit gehe, nicht zufrieden bin, aber auch weiß, wie schwer es für mich wäre, vielleicht noch irgendwie etwas daran zu ändern. Habe ich die Macht darüber? Nein, die habe ich nicht. Aber das sage ich über mich, nicht aber über euch oder irgendjemanden. Nur über mich. Denn nochmal etwas neues anzufangen oder mein Leben komplett zu überdenken....dafür fehlt mir die Kraft und der Glaube an etwas, dass vielleicht besser zu mir passen würde. Ich habe meine Stärken wohl einfach in meiner menschlichen Seite, die sich nicht zu sehr um sich selbst, als viel lieber um alle anderen kümmern möchte. Es erfüllt mich mehr mit Leben und gibt mir die Bestätigung, die ich Zuhause oder auf der Arbeit eben nicht bekomme. Zumindest hilft es mir dabei auf der Arbeit nicht einfach mal so richtig auszurasten und ordentlich Dampf abzulassen, auch wenn viele es sicherlich wohlverdient hätten. Wie dem auch sei, weiter im Text….

                                              Irgendwie sind wir vielleicht alle nachtaktive Wesen. Denn das meiste verdrängen, verarbeiten oder resignieren wir im Schlaf. Entweder träumen wir etwas schönes, oder etwas grauenhaftes. Und Träume verfolgen uns, wenn sie etwas thematisieren und wieder abrufen, dass uns traumatisiert hat. Träume über den Tod eines nahestehenden Menschen beispielsweise. Das Unterbewusstsein beschäftigt sich mit den Sorgen und Gedanken, die man mit demjenigen verbindet. So entstehen Träume, die sich so deuten lassen, dass man Angst hat eine Person zu verlieren. Durch Träume werden unbewusste Ängste und Wünsche ausgedrückt. Ängste und Wünsche.

                                              Susan (Amy Adams) und Edward (Jake Gyllenhaal) waren mal zusammen. Noch lange bevor Susan damit angefangen hat, karriereorientiert und materialistisch zu werden. Hier liegt die ganze wunderbare Menschlichkeit des Films. Und die Schauspieler vollbringen Großes. Jake Gyllenhaal als Edward alias Tony spielt unheimlich intensiv. Amy Adams verleiht ihrer Figur etwas kühles, aber auch menschliches, dass es einem zunehmend schwer macht, ihr alles übel zu nehmen, was sie getan hat und was sie hier in der Gegenwart macht.

                                              Das Hauptmotiv aber ist die Rache. Denn Susan hat Edward verlassen und ihm somit etwas angetan, dass nicht vergeben werden kann. Man kann nur lernen es zu akzeptieren. So wie Tony, die Figur aus dem Buch, dass Edward für Susan geschrieben und ihr gewidmet hat, als er seine Frau und seine Tochter auf grauenvolle Weise verlieren muss. Wenn Susan dabei ist, dass von ihrem Ex-Man Edward geschriebene Buch zu lesen und wir die ganze Geschichte des fiktiven Tony's miterleben, dann ist das nichts weiter, als seine Art die Trennung und die Verzweiflung zu verarbeiten. Er zieht Susan regelrecht in seine sorgsam ausgefeilte Geschichte hinein. Schon bald kann sie sich nicht mehr davon lösen und empfindet tiefe Reue für das, was sie getan hat. Denn sie hat sich nicht nur getrennt, sondern auch ein gemeinsames Baby abgetrieben. Ich möchte an dieser Stelle auf die Diskussion von Moral und Ethik zum Thema Abtreibung verzichten. Denn es gibt kein Richtig und kein Falsch dabei. Genauso wie es fortwährend Menschen gibt, die damit kein Problem haben und Menschen, die dem nichts abgewinnen können. Dennoch hat sie Edward damit zerstört und ihn auf zutiefst traumatische Weise verletzt. Er schreibt also die Geschichte über Tony, der auf einer langen und verlassenen Straße von düsteren Gestalten belästigt wird. Dabei nehmen sie seine Frau und seine Tochter mit und setzen ihn aus. Dass bedeutet, dass er jetzt vollkommen alleine ist. Die Ermittlungen laufen schleppend und Tony findet in Bobby den Richtigen Bullen, wenn es darum geht, für Gerechtigkeit zu sorgen. Die Darstellung ist dabei immer leicht musikalisch untermalt, hat somit einen schweren Abgang im Magen und wird von einer ruhigen Erzählweise und gut gesetzten Wendungen unterstützt. Edward träumt in seinem Roman von einer besseren Vergangenheit und seiner einzigen Liebe. Nur eben ganz auf seine eigene Art und Weise.

                                              Ob Rache nun Richtig oder Falsch oder vielleicht sogar Beides ist, dass erklärt sich dann im überraschenden Ende des Films. In Tony's Geschichte sterben die Mörder und Tony selbst auch. Eine Geschichte voller Ironie und Tragik und der Frage nach Gerechtigkeit. Was würden wir tun? Schießen oder die Waffe sichern und weglegen? Dass ist dann ebenfalls ein Thema, zu dem ich keine Diskussion beitragen möchte. Man könnte im Tod von Tony keine Bestätigung, sondern ein Verurteilung von Rache sehen. Paradox erscheint dies dann aber im Ende, da Susan und Edward sich verabredet haben und er nicht mehr erscheint. Ein Wiedersehen nach beinahe 10 Jahre. Viel Zeit, die dazwischen liegt…

                                              In dem Ende kann man aber so viel deuten. Erklärt Edward ihr somit, dass Rache bittersüß ist? Immerhin hat er sie mit seinem Buch gefesselt und für sich eingenommen, nur um dann vollends Rache an ihr zu üben und nicht zum Treffen zu erscheinen. Ist Rache also Okay? Wie möchte man das Ende verstehen? Ich denke, dass es genau das ist, was das Ende zu sagen hat und aus diesem Film ein schönes Stück Filmkunst macht und eine Sammlung an Interpretationen zulässt.
                                              Irgendwie glaube ich, dass mein Kommentar ebenso verwirrend und unklar daherkommt, wie es der Film bei mir tat. Mir hat aber seine ruhige und atmosphärisch dichte Erzählweise gefallen und mich bedrückt und nachdenklich zurückgelassen. Schwer einzuschätzen, aber wenn man an einem Ende eine Verzweigung mehrerer möglicher Wege entdecken kann, dann hat der Film etwas essentielles geschafft und mich auf viele verschiedenen Weisen beeindruckt. Jake Gyllenhaal und Amy Adams brillieren. Absolut großartig!

                                              Da ist das Jahr auch schon zu Ende und morgen geht der Wahnsinn wieder von vorne los. Was für eine Feier.. was für eine Nacht... was für ein Kater….:’D

                                              In diesem Sinne, nüchtert euch mal schön aus, habt einen guten Start in das neue Jahr und achtet auf die kleinen, aber wesentlichen Dinge des Lebens! Überseht sie bitte nicht!

                                              Frohes Neues - Für das Jahr 2017 meine verehrten Moviepiloten.
                                              Merci, dass es euch gibt ♥

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                                              • Soeben habe ich ein zweites Mal den neuesten Teil der Star Wars Saga gesehen. Rogue One - A Star Wars Story. Als ich mit der Familie aus dem Kino rauskam, erreichte mich die Nachricht von Carrie Fishers ableben. Ich bin erschüttert. Ihr Geist steckt in jedem Star Wars Film, auch wenn sie nicht physisch anwesend ist. Sie prägte viele von uns. Mich, dich und viele andere da draußen. Die Welt und ich werden dich vermissen. Die Welt wird dich aber nicht vergessen Carrie. Schließlich hat ein Regisseur schon vor langer langer Zeit, in einer weit entfernten Galaxis entschieden, dass du es Wert bist, dass man dich jederzeit wiedersehen darf. Du bist nun am schönsten Ort. Und das kann nur etwas schönes sein. Es ist paralysierend wie kurz und vergänglich das Leben ist. Mir ist es jedes Mal eine Lehre. Es sagt mir, dass ich Leben soll und das es sich lohnt zu leben. Ruhe in Frieden Carrie. Danke für all deine Werke und deine Präsenz in vielen der besten Filmen der Welt....Im stillen Gedenken...

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                                                  Rocket Man: Filmtoast 23.12.2016, 19:25 Geändert 23.12.2016, 20:18

                                                  -Familie und Fehler-

                                                  Was hab ich eigentlich erwartet, als ich heute Mittag Captain Fantastic geschaut habe? Ich erwartete wohl ein kleines Familienerlebnis in der Wildnis. Also eine lustige und herzhafte, abenteuerhafte Geschichte. Bekommen habe ich viel mehr als das. Bekommen habe ich einen wichtigen Film, der mich nachdenklich zurückblicken ließ.

                                                  Ich möchte den Film gerne mit Ereignissen und Erinnerungen beschreiben und verarbeiten, die wie üblich, auch wahr sind.

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                                                  Es ist noch nicht lange her, da trennten sich meine Eltern. Durch eine mir niemals vollständig erschließbaren Verkettung von Ereignissen, lebte eines Tages eine junge, dumme und exzentrische Frau bei uns Zuhause. Mein Vater redete sich ein, ihr helfen zu müssen. Sie war vollkommen spindeldürr, hatte in ihrem Leben noch nichts geleistet und sich wohl meinen Vater als Ziel gesucht. Meine Mutter und wir drei Kinder erkannten sofort, was da gespielt wird. Ich möchte für mein eigenes Wohl nicht zu sehr auf der Erinnerung rumtrampeln. Dass ganze ging ein paar Monate, ja sogar beinahe ein Jahr. Meine Mutter klammerte sich an die Erinnerung und den Glauben, dass eines Tages noch alles gut werden würde. Mein Vater erbaute in den Monaten ein Konstrukt aus Lügen und Verrat. Denn in all der Zeit schlief er bereits mit dieser Frau, die nicht mal halb so alt war, wie er. Dass Ganze mündete in eine Tortur von Schmerz und Kummer. Ich war gerade, weiß nicht genau, 14 oder 15 und machte meinen Abschluss der Klasse 10. In genau dieser Zeit nahm alles seinen Lauf. Wir Kinder und die Mutter hielten immer zusammen und waren freilich lange Zeit der Grund, weshalb sie überhaupt noch geblieben ist. Ich war immer schon der emotional schwächste in der ganzen Familie. Ich habe immer, wie Ben, versucht, der Clown der Familie zu sein und der Mutter Geschichten und Worte zu offenbaren, die einiges leichter und bekömmlicher machen sollten. Ich tat es und ihr hat es geholfen. Weil das Band zwischen Mutter und Kind immer noch das stärkste ist. Aber eines Tages musste es enden. Meine Mutter floh also 600 Kilometer weit weg, zu ihren Eltern, dem Ursprung ihres Lebens. Natürlich waren wir drei Kinder nun mit einer Entscheidung konfrontiert, die wir weder emotional noch rein nach dem Alter möglich waren, zu entscheiden oder gar zu verarbeiten. Dass war wohl der Punkt in dem Leben eines jungen Mannes, der ihn in Sekunden, Minuten und Tagen der kindlichen Schönheit des Lebens und der Dinge, beraubt hat. Es war keine Zeit für Spielereien. Es war Zeit erwachsen zu werden. Und die Entscheidung war schwer. Denn wer war berechtigt uns Kinder zu bekommen? Wo wollten wir lieber sein? Was war mit unserem Leben, dass wir nun mal hier gewohnt waren? Wollten wir subjektiv oder objektiv entscheiden? Auch wenn es ein schwerer Weg war, so konnten wir Kinder nur bei diesem Vater bleiben, der uns unser junges Lebens schon frühzeitig versaute. Denn wir hatten Freunde, Arbeit und hätten uns einem gänzlich anderem Leben hergeben müssen.

                                                  Uns blieben also nur noch die Urlaube bei unserer Mutter. Nur noch in den Ferienzeiten und im Urlaub war es uns nun vergönnt, unsere Mutter zu sehen. Die ersten Urlaube waren schwer. Es wurde mehr geweint, als gelacht wurde. Und ich war eigentlich immer der einzige, der seine eigene Zerrissenheit, statt trauernd umher zu sehen, einfach runtergeschluckt hat, um seiner Mutter schöne Dinge zu erzählen. Sie zum Lachen zum bringen und ihr ein Lächeln in ihr Gesicht zu zaubern. Denn das ist Magie. So wie Ben habe ich versucht meine Mutter vor all dem Schmerz, dem Hass und dieser ganzen Boshaftigkeit des Lebens, zu bewahren. Es half fast immer, was mich immer sehr glücklich machte. Trotzdem habe ich meine eigenen Empfindungen immer gerne verdrängt, die Zeiten resigniert und mich lieber um alle anderen gekümmert. Eine Eigenschaft, die zwar Gut ist, aber auch im Freundschaftskreis oft für Probleme gesorgt hat. Reich ihm den kleinen Finger und er wird schon bald die ganze Hand nehmen, nicht?

                                                  Am liebsten hätte unsere Mutter uns wohl wie Ben räumlich eingeschlossen, um der Gewissheit zu verfallen, dass wir ewig bleiben würden. Denn sie war jetzt alleine. Wir konnten auf die weite Distanz, die nun zwischen uns Stand, nur noch telefonieren. Und das reisen mit dem Zug kann ganz schön teuer sein. Es kostet also auch noch ein Vermögen, unsere Mutter überhaupt sehen zu dürfen. Immer wenn es dann wieder zum Zug geht, sind damit auch einige Tränen der Liebe verbunden. Denn es ist einfach nicht gerecht, wie alles jetzt ist. Unser Vater hat sich das Recht auf uns drei Kinder eigentlich verspielt, wir müssen aber trotzdem da bleiben, weil wir nicht anders können. Wir waren noch zu jung. Wir wussten aber auch, dass wir nicht einfach weg können. Dass wäre ein schwerer Weg und eine harte Nuss gewesen. Das konnten wir nicht. Ich wir drei waren, die Ben und seine Kinder, immer eine starke Gemeinschaft. Wir hielten immer zusammen und wehrten uns zusammen. Natürlich bleibt etwas von diesem Leid immer in diesen 4 Wänden, in denen wir leben, aber ich hätte es emotional einfach nicht hinbekommen. Und meine Geschwister auch nicht.

                                                  Mein Bruder hat mittlerweile seine eigene Wohnung, ich eine Ausbildung und meine Mutter alles, was sie braucht. Sie arbeitet, hat eine schöne Wohnung, verdient nicht schlecht und kann sich jetzt auch um ihren Vater kümmern, der momentan in keinem guten Zustand ist.
                                                  Der Sturm ist vorbeigezogen. In all der Zeit habe ich meiner Mutter Stunden und Tage am Telefon beigestanden und ihr geholfen und gesagt, dass das nicht für immer ist, jeder Urlaub noch besonderer werden wird, als der letzte. Und wir machen uns jedes Mal die Zeit schöner, als es überhaupt möglich ist. Und morgen ist es wieder soweit und wir fahren in den Urlaub, weshalb dieser Kommentar womöglich ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk an mich selbst ist.
                                                  Die Hoffnung, die ich in allem sehen kann, hat meine Mutter oft davor bewahrt etwas dummes zu tun. Ich habe es nie wirklich verstanden, wenn sie sagte, dass ich sowas gut kann…..

                                                  Ich sehe einiges von Ben also auch in mir. Denn ich beeinflusse die Menschen in meiner näheren Umgebung gerne. Aber nicht um ihnen zu Schaden, sondern ihnen zu helfen. Ich vergesse mich selbst dabei und gebe mich dem Zuhören hin und spreche den Menschen gut zu. Ich mache ihnen gerne Hoffnung, auch wenn ich ihnen, wie Ben, oft nur etwas erzähle, dass vermutlich nie eintreffen wird. Aber ist Hoffnung etwas Schlechtes?
                                                  Ich sehe mich nun mal als Familienclown und aufmüpfigen Junggesellen. Und auch wenn ich mich selbst dabei vernachlässige, so macht es mich auch jedes Mal glücklich, wenn ich meinen Freunden, meinen Geschwistern oder meiner Mutter etwas Hoffnung schenken und etwas Trost spenden konnte. Denn das hält mich am Leben und sorgt für den einen oder anderen Moment aufrichtiger Glückseligkeit in meinem Herzen. Und vollkommen egal, wie wohl andere Mensche das sehen, wenn sie sagen, dass ist einfach nur Lügen und betrügen, es fühlt sich gut an. Und wenn es sich gut anfühlt, wenn es sich richtig anfühlt, dann ist es das auch.
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                                                  Ben hält seine Kinder in der Wildnis, gibt ihnen Bücher und Ansichten mit an die Hand, die sie zwar mit Wissen erfüllen, aber niemals auf ein Leben in der realen Welt vorbereiten. Er ist deswegen aber noch lange kein schlechter Mensch. Denn er hat seinen Kindern auch Zusammenhalt und Überlebensinstinkt und Stärke beigebracht. Und seine Kinder lieben ihn. Nur ist es einem seiner Kinder nicht mal möglich sich mit Mädchen zu unterhalten. Er verpasst dabei seine erste Richtige Chance auf etwas Glück und macht sich lächerlich. In der Praxis können sie mit dem Wissen, dass Ben ihnen vermittelt, also zwangsläufig nicht überleben oder gar glücklich sein. Nach einem tragischen Unfall, bei dem eine seiner Töchter beinahe ums Leben gekommen ist, muss auch er begreifen, dass er nicht ewig mit seinen Kindern in der Wildnis leben kann. Sie müssen ein normales Leben leben und genau die Fehler machen, vor denen Ben sie zu fürsorglich zu bewahren versucht. Dabei schneidet Regisseur Matt Ross viel Literatur und viele Ansichten und Weltanschauungen an. Dass ist das Einzige, dass manchmal einen verdutzten Blick bei mir herbeirief. Aber das ist nicht schlimm. Denn der Film ist Komödie, Drama und Musikfilm. Und wenn die Familie anfängt als Band in Erscheinung zu treten, dann bleibt mir der Wundwinkel so weit offen, dass man eine ganze Banane reinstopfen könnte. Dass sind auch die Momente aus Captain Fantastic, bei denen man sich wirklich nicht schämen muss, wenn einem eine Träne über das Gesicht läuft. Viggo Mortensen spielt gewohnt stark und überzeugend. Er verkörpert den Anführer und den einfachen Vater, der Fehler macht.

                                                  -Familie und Fehler-.

                                                  P.S. In diesem Sinne und mit diesen Worten begebe ich mich in den wohlverdienten Urlaub und wünsche euch allen nur das Beste. Auf das alle eure tiefsten Wünsche in Erfüllung gehen und wir uns alle zusammen in einem neuen und glorreichen Jahr 2017 wieder sehen!

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                                                    Rocket Man: Filmtoast 21.12.2016, 20:36 Geändert 22.12.2016, 01:06

                                                    - Das Greifen nach Liebe-

                                                    Endlich ist es soweit. Endlich habe ich Toni Erdmann gesehen.
                                                    Und ich möchte mit den Worten eines ganz besonderen Freundes anfangen, indem ich sage, dass es in Toni Erdmann nicht nur um den leisen Schrei nach Liebe geht, sondern einem Schrei nach allem. Denn damit ist eigentlich alles gesagt. Dass ist Toni Erdmann.

                                                    Winfried (Peter Simonischek) lebt alleine, hat die besten Tage hinter sich und lebt eigentlich nur noch in den Tag hinein. Viel mehr als seinem Hund ist ihm nicht mehr geblieben. Als auch er irgendwann nicht mehr da ist, hat Winfried nichts mehr, was ihn unbedingt da halten kann, wo er lebt. Er verkleidet sich gerne, schlüpft gerne auch mal in andere Rollen und tritt gerne als Toni Erdmann (Peter Simonischek) in Erscheinung. Er setzt sich ein lustiges Gebiss ein, setzt eine Perücke auf und fängt an zu Lügen. In den Lügen entdeckt er einfach nur etwas Spaß, den er sonst nicht mehr hat. Etwas von dem Spaß, von dem er viel zu wenig in seinem Leben gekostet hat. Er erkennt etwas in seinem Leben, dass er viel zu lange an sich vorbeiziehen ließ. Er ist auf der Suche nach Nähe, nach Liebe, nach Anerkennung und Bestätigung. Er muss mit ansehen, wie alle Menschen um ihn herum nicht leben. Sie kennen nur ihren grauen Alltag, ihre Arbeit und haben vergessen, was das Leben vordergründlich eigentlich ausmacht. Es gehört etwas mehr dazu. Und das ist nicht die Arbeit oder die Karriere, sondern Spaß und Liebe. Aber diese zwei Sachen zu sehen, fällt mitunter jedem von uns sehr schwer. Manchmal lässt uns das Leben da draußen nämlich gar keine andere Chance, als unglücklich jeden weiteren Tag hinter uns zu bringen, um wieder einen Tag unseres Lebens abgeschlossen zu haben. Wir freuen uns auf unser Wochenende und beten, dass die Woche so schnell wie nur möglich vorbei ist. Was Toni Erdmann uns lehren möchte ist aber, dass wir es zutiefst bedauern sollten, so zu denken. Eigentlich sollten wir beten, dass die Zeit langsamer voranschreitet und wir uns jede Sekunde und unaufhörlich darum bemühen sollten in allem etwas Spaß und etwas Freude zu erkennen. Er lehrt uns auch, dass es Wichtigeres im Leben gibt, als die Arbeit und als die Wahrheit. Denn manchmal ist eine Lüge nicht falsch, wenn sie dazu dient, sich selbst etwas glücklicher fühlen zu können. Toni lügt ja auch gerne. Aber nicht, weil er ein schlechter Mensch ist, sondern weil er nicht weiß, wie man heute sonst noch Spaß haben kann, in einer Gesellschaft, die so dermaßen Profitgeil und Karrieregeil orientiert ist, wie es heutzutage der Fall ist. Es überkommt einem in Toni Erdmann auch hier und da ein kleiner Kotzreiz, wenn man sieht, was reiche Menschen für Probleme haben und was mit den kleinen Arbeitern passiert. Wir leben doch alle denselben Alltag. Nicht im gleichen Betrieb oder Unternehmen, aber im herkömmlichen Sinne. Wo liegt der Unterschied? Manchmal ist das Glück unerkennbar, manchmal stellen wir uns auch einfach nur blöd an und sehen es nicht, wie es scheinbar steif da hinten in der Ecke auf uns wartet.

                                                    Seine Tochter Ines ist Karrierebesessen, empfindet keinerlei Glück mehr und kennt das Gefühl zu leben überhaupt nicht. Sie hat den Blickwinkel auf die wichtigen und beständigen Werte des Lebens verloren. Sie und ihr Vater Winfried kennen sich nicht. Sie erkennen einander nicht mehr. Vater und Tochter reden aneinander vorbei. Ein klares Kommunikationsproblem. Paul Watzlawick sagte mal man kann nicht nicht kommunizieren. Nirgends könnte man das erste Axiom von Watzlawick in Bezug auf eine Kommunikationsanalyse besser anwenden. Hierbei handelt es sich vor allem um nonverbale Kommunikation. Also Gestik, Mimik und para-verbale (Tonlage, Lautstärke) Elemente. Wir sehen Vater und Tochter oft sich gegenüber sitzen. Sie reden und sagen sich nichts. Sie schauen sich an und sehen sich nicht. Winfried gibt fast ausschließlich auf nonverbaler Ebene zu verstehen, wie gerne er seiner Tochter näher kommen möchte. Dieser Blick, der einen Schrei nach Liebe offenbart. Diesen Blick behält er nahezu in jeder Sekunde des Films. Dass eigentliche Kommunikationsproblem äußert sich vor allem in dem Feedback, dass seine Tochter ihm im Kommunikationsverlauf gibt. Unverständnis und Fremdheit. Sie ist permanent genervt und möchte von ihrem Vater eigentlich nichts wissen. Es ist, als ob Winfried eine andere Sprache spricht. Ines kann nicht deuten, was ihr Vater eigentlich von ihr will. Und das ist der Hauptkonflikt des Dramas. Die Fremdheit zwischen einem vollkommen verwirrten Vater und einer Tochter, die der Karriegeilheit zum Opfer gefallen ist. Zwischen zwei Menschen, die sich zwar nach ihrem familiären Stammbaum nahe stehen müssten, es aber nicht mehr tun. Sie sind abgekapselt und unfähig die Liebe des anderen zu erkennen und sie zu erwidern. Ines erkennt den Sinn ihres Lebens nur noch in ihrer Arbeit, in ihrer Karriere und dieser unendlichen Treppe des Lebens. Sie schaut immer nur nach oben. Sie erklimmt eine Stufe nach der anderen, versucht aber auch über viele dieser Stufen, die es zum leben braucht, herüber zu springen. Und so funktioniert das Leben nicht. Genauso wenig, wie diese Sache mit der Schublade. Man kann nicht alles in eine Schublade stecken und sie verschließen. Ines muss anfangen zu leben. Winfried möchte ihr nur dabei helfen und sie an jenes erinnern, was das Leben ausmacht.

                                                    Winfried besucht nach dem Tot seines Hundes seine Tochter unter dem Vorwand, wegen ihres Geburtstags zu einem kleinen Urlaub vorbeizuschauen. Ines ist überrumpelt und kann man ihm nichts anfangen bzw. will mit ihm nichts anfangen. Und dass zeigt sie ihm auch. Sie ist aber auch innerlich zerrissen und man merkt ihr in gut gesetzten Szenen an, dass sie ihren Vater gerne mehr lieben würde, als sie ihm zeigt. Mehr, als sie bereit ist gefühlsmäßig zuzulassen. Sie resigniert und verdrängt. Winfried ist nicht im Stande seine Gefühle klar zu zeigen, weshalb er versucht Scherze zu machen um ihr näher zu kommen und dabei meist trocken und ironiebehaftet etwas über den roten Faden des Dramas offenbart. Denn dieser wird nicht direkt angeschnitten. Hier bekommt der Zuschauer etwas zum Nachdenken. Er bekommt lange Sequenzen, in denen die Kamera immer direkt und lange draufhält. Peter Simonischek spielt exakt und genau. Er ist ruhig, hinterfragt das Leben und schreit nach Nähe zu seiner Tochter, aber auch nach Anerkennung, Aufmerksamkeit und Zweisamkeit. Es zerreißt einem in nahezu 50 % der Szenen von Toni Erdmann, wenn man Winfried dabei zusieht, wie er mit vollkommen verrückten und lustigen Ideen versucht, seiner Tochter näher zu kommen.

                                                    Er verkleidet sich, er lügt, er schlüpft in die Rolle des Toni Erdmann, weil er nicht mehr weiß, wie er seiner Tochter sonst noch irgendwie näher kommen könnte. Er kennt mittlerweile keine anderen Möglichkeiten mehr. Er hat, wie seine Tochter, zu lange Zeit damit verbracht zu resignieren und zu verdrängen. Trotzdem gibt es dabei viel zu lachen, was im Abgang dann aber eher wieder einen zutiefst bitteren und ernsten Geschmack hinterlässt. Denn nichts, was er tut, nichts, was er sagt oder denkt, ist eigentlich lustig gemeint. Es ist alles ein Schrei nach Hilfe.
                                                    Gegen Ende des Filmes überträgt sich sein Gemüt dann auch endlich auf seine Tochter, wenn sie zu ihrem Geburtstag ihre Gäste nackt empfängt und sie auch nur reinlassen will, wenn sie nackt sind. Dann wird sie plötzlich genauso verrückt, wie er Vater. Etwas spiegelt sich in ihr wieder, was sie selber von sich nicht mehr kannte. Dass Gefühl wirklich zu leben, indem man etwas vollkommen unerwartetes und vollkommen verrücktes macht.

                                                    Etwas von Winfried sehe ich aber auch in mir. Denn ich beobachte schon lange ähnlich Verhaltensmuster bei mir. Dass fängt schon hier auf Moviepilot an. Ich würde behaupten, wenn ein Fremder hier ein paar ausgewählte Kommentare von mir lesen würde, würde er mich besser und schneller kennenlernen, als ich es ihm je persönlich ermöglichen könnte. Ich weiß auch nicht mehr richtig, was man eigentlich machen muss, um von anderen Menschen gemocht oder geliebt zu werden. In der Familie geht’s, aber ich bin unfähig zu anderen Menschen schnell eine Bindung aufzubauen. Ich wäre auch lieber Toni Erdmann. Spontan, nicht so überlegt und bereit auch mal auf den Putz zu hauen und zu tun, was mich wirklich glücklich macht. Früher klappte das irgendwie besser und ich muss mir die Frage stellen, ob ein Teil meines Geschreibes hier vielleicht auch ein kleiner Schrei ist. Nach was, ist mir nicht vollkommen klar. Aber da ist so ein flaues Gefühl in meinem Magen, dass eben diese Frage zu Gemüte führt. Jedenfalls gibt es nichts schöneres, als meine Worte hier mit anderen zu teilen, ganz davon ab, wie viele es interessiert oder eben nicht.

                                                    Etwas von Toni Erdmann sehe ich aber auch in mir. Jedes mal wenn es im Urlaub zu meiner Mutter geht, schlüpfe ich in eine vollkommen andere Rolle. Sobald ich da bin, fühle ich meine inneren Konflikte, setze mir aber ein glückliches und zufriedenes Gesicht auf. Ich will doch niemanden den Urlaub vermiesen. Meine Mutter sieht das natürlich anders und weiß auch um meine inneren Konflikte. Aber wenn ich bei ihr bin, dann lass ich gerne mal alles links liegen und kümmere mich nicht mehr um meine Probleme. In meiner Familie bin ich nämlich der Clown. Auch wenn mein Humor über die Jahre etwas sarkastischer, naja, etwas zynischer geworden ist. Aber irgendwer muss doch den Clown spielen. Und wenn das sonst keiner macht, dann tut’s mir Leid, muss ich es eben tun. Es gibt außerhalb dieses Urlaubs genug, was einem übel zusetzt. Im Urlaub möchte ich und muss ich glücklich sein. Dann höre ich den Problemem aller anderen zu, nur nicht meinen. Denn meine Probleme öden mich selbst manchmal schon genug an. Und irgendwo muss auch etwas Platz zum leben sein.

                                                    Jeder von euch hat ein paar Gesichter in sich. Dass Gesicht, wenn ihr zur Arbeit geht, dass Gesicht, wenn ihr unglücklich seit, dass Gesicht, wenn ihr Schmerz verstecken wollt und ein Gesicht, dass von purem Glück und Dankbarkeit erfüllt ist. Und Toni Erdmann möchte ich zeigen, dass letzteres am wichtigsten ist. Denn wie soll man im Leben überhaupt etwas erkennen, wenn wir nicht hinsehen können und manchmal absichtlich nicht hinsehen wollen, wo das Glück zu finden ist. Denn meistens liegt es direkt vor uns und wartet nur darauf gepackt zu werden.

                                                    Toni Erdmann ist gespickt mit einigen der Wichtigsten Dialoge des Lebens, einer undurchsichtigen Handlung, die es zu erkennen gilt und zwei herausragenden Schauspielern, die Toni Erdmann unvergesslich machen.

                                                    Eine Empfehlung für jeden. Und da ich mit den Worten eines guten und hoch geschätzten Freundes hier auf Moviepilot begann, höre ich auch damit auf: ’egal ob dufte oder knafte, Toni Erdmann ist unvergesslich!’ und ein paar Worte, die den Film in wenigen Worten beschreiben: ’ Filme, Leben, Liebe und Gaga’. Danke an FrancisYorkMorgan für eine Empfehlung, die mich tief und ehrlich berührt hat! Und für einen der besten deutschen Filme, die es gibt!

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