Rocket Man - Kommentare

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  • 9 .5
    Rocket Man: Filmtoast 18.04.2017, 18:49 Geändert 19.04.2017, 11:29

    Herz, Schüchternheit, Schmerz, Ignoranz oder Ehrlichkeit?

    -13 Gründe-

    Bist du Clay? Bist du Justin? Bist du Toni? Oder einer der anderen?

    „Nach der ersten Hälfte war ich mir plötzlich nicht mehr so sicher, ob ich etwas über mich schreiben sollte. Trotzdem komme ich nicht drum herum, denn meine Vergangenheit holte mich während der Serie ein und ich verspürte den Drang etwas davon in diesen Text einzubauen. Nun, also...“

    Ich bin Clay. Ich erinnere mich noch an vieles, was in meiner Schulzeit passiert ist. Die Gerüchte, das Reden, der Hass, der ständige Machtkampf, die sozialen Netzwerke, die an so vielerlei Tragödie ihren Anteil hatten, die Streitgespräche, wenn man mal wieder etwas gehört hat und es weiter erzählte, der Kummer, wenn man plötzlich nicht mehr über andere redete, sondern alle über einen selbst redeten.

    Ich bin wie Clay,

    weil ich mich an vielen Gerüchten, vielen Ungerechtigkeiten, vielen Unwahrheiten, die mir selbst sehr klar waren, nicht beteiligte. Ich verbreitete sie nicht, kümmerte mich aber auch nicht weiter darum. Ich war jung, dachte nicht viel nach und war nur froh, wenn man mal nicht über mich, sondern jemand anderen geredet hat. Gewissermaßen war es immer schön, wenn man über andere gelacht und geredet hat, statt über mich. Ich war immer dieser ruhige, nachdenkliche, stille Schüler, der sich aus den Meinungen anderer nicht viel gemacht hat. Es war mir immer ziemlich egal. Mir reichten die paar Leute, die ich hatte und die wussten, dass sie mich haben. Auch wenn ich immer mehr gab, als ich je zurückbekommen sollte.

    Weil ich andere Menschen verletzt habe, weil ich die Unwahrheiten nicht gerade gerückt habe, die verbreitet wurden. Weil ich zusah, beobachtete und nichts unternahm. Dazu möchte ich gerne selbst etwas sagen, bevor jemand über mich urteilt, wie man es vielleicht bei den Personen dieser Serie machen könnte….sogar gewillt ist zu tun..
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    „Es fing vermutlich an, als ich in die Grundschule kam. Schon damals konnte man mich nicht sonderlich leiden und ich wurde ab und an ziemlich stark gehänselt. Dass wohl treffendste Erlebnis war wohl jener Tag, an dem mich wiederholt ein junge einen Hurensohn genannt hatte und ich das nicht auf mir sitzen lassen wollte. Bevor ich jedoch etwas dagegen tun konnte, krachte mein Kopf bereits auf den Asphalt. Wir alt waren wir da? Wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen, 7,8 Jahre alt. Ein aufrichtiges kleines Kind und ein schlecht erzogenes und runtergekommenes rotzfreches Balg mit seinen 7,8 Jahren, dass bereits Worte drauf hatte, über die ich schon als Kind staunen musste. Heute leider nicht mehr unüblich. Worte wie Arschloch, Hurensohn, Pisser, werden den Kindern heute mit in die Wiege gelegt.

    Mir bleibt nach diesem Stoß auf den Asphalt bis Heute eine Narbe auf meiner Stirn. Sie ist nicht besonders groß, fällt nicht großartig auf, wird aber trotzdem mein Leben lang ein Teil von mir sein. Obwohl ich niemanden je etwas getan habe, bekam ich oft den Hass und den Frust anderer ab.

    Als ich auf die weiterführende, eine Gesamtschule kam, hatte ich noch ein paar mehr Kilo auf den Rippen, war immer schon relativ klein, was den Genen meiner Eltern zu verdanken ist und war immer eher ruhig. Ich hatte meine Leute. Und jeder, der mich kannte, der kam mit allem zu mir. Der Kummerkasten würde ich sagen. Dass bin ich Zuhause auch. Und ich liebe es. Ich sage nicht, dass ich mich freue, wenn jemand, z.B mein bester Freund Probleme hat, aber innerlich freue ich mich manchmal, wenn er mit Problemen zu mir kommt, weil ich ihm dann helfen kann, was mir auf eine wohltuende Art und Weise auch selbst ein wenig Befreiung verschafft.“
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    Ich war also immer ein hilfsbereiter Mensch, der sich um die Sorgen seiner Mitmenschen gesorgt und gekümmert hat. Vermutlich tat ich und tue ich das, weil ich gerne davon träume, dass mir das gleiche widerfährt. Aber so einfach ist das nun mal nicht. Die meisten Menschen von Heute freuen sich einfach, wenn jemand da ist. Wenn sie Probleme haben und wenn sie Frust abbauen müssen. Wenn sie keine Probleme mehr haben, müssen sie ihren Frust aber nicht mehr abbauen und haben keine Verwendung mehr für dich.

    In den späteren Jahrgängen fiel ich bei einem guten Freund durch meine Andersartigkeit auf. Wir spielten in einer Band und hatten eine Zeit lang großen Spaß. Aber man entzweite sich, er krallte sich meine erste Freundin, mit der ich mein bis heute einziges Glück einer Beziehung gehabt hatte und legte großen Wert darauf mich fertig zu machen. Von dort an musste ich an vielen Tagen auf der anderen Straßenseite der Schule morgens warten, weil ich wohl sonst nicht unversehrt hineingekommen wäre. Man hänselte, mobbte und entwürdigte mich. Dieser Freund stachelte noch andere an, ihm bei seiner großen Mobbing-Aktion zu helfen. Lehrer können da heutzutage eh nichts mehr tun. Ich hatte es versucht.
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    Eines Tages sprangen 20 Leute auf mich drauf, traten auf mich ein, lachten über mich. Einer meiner engsten Freunde stand daneben. Er schaute schockiert zu. Er half nicht. Als sie weg waren half er mir aufzustehen. Mir gings noch gut. Sie hatten nicht fest genug getreten und geschlagen. In diesem Moment hasste ich diesen Freund, der dabei stand, zusah, nicht half und nur seine eigene Haut retten und bewahren wollte.

    Ich hätte wohl dasselbe getan. Und ich verzieh ihm in wenigen Minuten, denn ich hätte nicht gewollt, dass er etwas davon abkriegt oder in diese ganze Aktion integriert wird. Eher hätte ich mich mehr Schlägen unterzogen, um anderen dieses Leid zu ersparen.
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    Clay ist ruhig, sieht wie ich meist zu, verurteilt die Menschen, tut nichts, verharrt sich, zweifelt und denkt nach. Man kann schließlich nie ahnen, was die Summe aus monatelangen Kummer anrichten würde. Hannah ist ein aufrichtiges, ein vernünftiges und feinfühliges Mädchen. Für Menschen wie mich, Clay und Hannah ist manchmal kein Platz in dieser Zeit. Die sozialen Netzwerke zwingen uns zur Spionage, stacheln uns an, machen Stalker aus uns und verhindern den normalen Umgang mit Menschen und Gefühlen. Nicht mehr lange und man wird sich nicht mehr persönlich erzählen, was man fühlt, sondern drückt einen Button auf Facebook, auf dem „Traurig“ steht. Oh, das gibt’s ja schon. Die Zukunft sieht also noch weitaus schlimmer aus.

    Das Leben in der Schule ist ein andere, als später. Aber es gleicht sich auch in vielen Facetten. Machtkampf, Hierarchie, Missbrauch. Es gibt immer Konkurrenz, die darauf aus ist, deine Bemühungen zu untergraben, sich gegenseitig nichts zu gönnen und an sich zu denken.

    Was hätte ich früher alles besser machen können? Ich war aufrichtig, ehrlich, nett…und doch habe ich auch für Kummer und Trauer gesorgt. Aber nicht, weil ich es wollte, sondern weil ich es anders einfach nicht ertragen hätte. Ich war keiner von diesen großen direkten Jungs, die immer alles sagen konnten und dafür noch bewundert wurden.

    Die Botschaft dieser Serie kann also nur sein, dass wir unsere Mitmenschen achten, nicht nur beobachten sollten, Kummer sehen und ertragen müssen, uns anbieten müssen und uns selbst ein besserer Mensch zu sein. Die Mitmenschen und die Opfer, die sie erbringen, schätzen, lieben, ehren.

    Wir alle sind Opfer der Zeit, die wir auf der Erde verbringen.
    Und Tote Mädchen lügen nicht unterstreicht eben das. Den Wert von Freundschaft, Ehrlichkeit und Mut. Aber auch den Wert aus Dingen zu lernen, es besser zu machen, nicht in Trauer zu verfallen, sondern Wege abseits der Vorstellung und des gewohnten zu finden. Und dabei geht sie detaillverliebt, echt, emotional und überzeugend vor. Katherine Langford und Dylan Minnette bilden ein mehr als harmonisches, wunderschönes und liebevolles Team ab. Sie spielen ihre Figur mit Herz, Ernsthaftigkeit und viel Gefühl. Die Handlung ist absolut neu, innovativ, herzzereißend und auf der Höhe der Zeit, was der traurigen Wahrheit entspricht. Und ich hab erst 5 Folgen gesehen.....
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    Ich wünschte ich könnte all den Kummer der Welt, all die Tragik, all die sinnlosen Tode, Tränen und Schmerzen einfach verschwinden lassen. Aber das kann ich nicht. Ich nicht, du nicht, meine Freunde nicht, deine Freunde nicht, niemand.
    Nur wir alle können es. Alle. Gemeinsam.

    9
    • 7

      - Papa, wach auf. Du bist unsterblich –

      Geborgenheit,

      beschreibt das Gefühl von Sicherheit, dass Vertrauen und Glück erzeugt, wenn wir uns aus unendlicher Höhe fallen lassen können, aufgefangen werden, wieder Fallen, Aufstehen, jemand da ist, der dich auffängt, jemand, der einfach da ist, still, laut, schrill, heimlich, unsichtbar, unsterblich.
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      Ein Mensch, zwei Menschen, viele Menschen,
      die Freiheit und Vertrauen,
      in deinem Herz aufbauen.

      Ein Vater und sein Kind
      Eine stille Brise
      Ein kleiner Wind.

      Ein leichtes Flüstern
      Ein leichter Schups
      Kurz und nüchtern
      Manchmal entschlossen,
      oft auch schüchtern.

      In Geborgenheit und Zuversicht
      Momente, oft wertvoll und klein
      Manchmal laut, manchmal schlicht
      Mal wenig, mal viel Glück
      Ein Gefühl, wie Zuhaus’ zu sein.

      In der gewohnten Umgebung
      An der Klippe zum Meer
      Die Wellen schlagen hin und her
      Deine Mutter oder dein Vater
      Die Helden und dein Heer
      Mal warmes und mal kaltes Wetter
      Mal Regen und mal Gewitter.

      An der Klippe, da oben an den Bäumen
      Bunte Blätter
      Da hinten auf den Bäumen
      Ein leiser Dichter
      Mit vielen Gesichtern.
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      Wie immer, kann man dem Film hier und da einige Lücken vorwerfen, die der Glaubwürdigkeit klar einen Abbruch tun können. Aber ich mag Lücken, die ich selber ausfüllen darf. So verhält es sich schließlich in unserem Leben auch. Es ist nicht alles eine gerade Linie, sondern ein unebener Weg, der manchmal eher hin und her schlendert, als dass er seinen richtigen Weg verrät. Man läuft in diese und jene Fütze, fällt mit dem Kopf in die Scheiße, steht wieder auf, lernt und erkennt die nächste Fütze das nächste Mal früher.
      Samuel (Omar Sy) bekommt eines schönen Tages ein Kind in die Hände gedrückt und muss fortan ein Vater sein. Manche Aufgabe erbitten wir nicht, sondern müssen uns ihr einfach stellen. Sehr oft ist auch keine Botschaft, kein Sinn und keine Zuversicht zu erkennen. Sie ergibt sich oft erst in weiter Ferne.

      Seit langer Zeit, war ich gestern zum Ostergottesdienst in meiner Kirche. Ich war schon so lange nicht mehr dort, dass mich viele nicht mehr erkannten. Ich fühlte mich fremd, etwas eigenartig und ein wenig behaglich. Ich kannte noch jedes Gesicht. Aber meines muss sich grundlegend geändert haben. Man erkannte mich fast nicht mehr. In der Predigt erzählte der Vorsteher unserer Gemeinde, dass wir viele Dinge nicht erkennen, deuten oder verstehen können. Schon vor 2000 Jahren wollte man die Wunden des Herrn sehen, um sein Opfer erfassen zu können. Der Mensch braucht etwas zum anfassen, zum erkennen. Ein Zeichen, ein Symbol, dass es ihm möglicht macht, Punkte zu verbinden und zu verstehen.

      Ich habe viel aus der Predigt mitgenommen. Ein Priester erzählt zwar selten etwas, dass man nicht schon mal gehört oder gefühlt hat, aber es tut gut, wenn er genau das erzählt. Das man verstanden wird erzeugt auch ein Gefühl der Erkenntnis. Es ist bildlich gesprochen etwas, dass wir anfassen, fühlen und wahrnehmen können. Ein Beweis, dass vieles unverständliche, verstanden werden kann, wenn man das Verständnis um diese ganzen Fragen teilt.

      Plötzlich Papa ist diese kleine Erkenntnis. Die Erkenntnis, dass sich in vielen Aufgaben und scheinbarem Unglück eine Botschaft, ein Symbol, ein Zeichen verbirgt. Denn die Liebe zu einer Tochter ist mehr Wert, als der Spaß eines Junggesellen, der tun kann, was er möchte. Es ist vielleicht sogar ein Warnschuss für einen jungen Kerl, der das Schönste womöglich noch verpasst hätte.

      Omar Sy spielt den Vater charmant und hingebungsvoll. Voller Liebe, Charme und Witz.
      Dadurch schleicht sich allerdings in viele Teile des Films eine gewisse Ungleichmäßigkeit zwischen Ernst und Humor ein. Denn leider hat Omar Sy, der in Monsieur Chocolat zeigen durfte, was er wirklich kann, nicht die Chance der Emotionalität seiner Figur genug Ausdruck zu verleihen. Er hat starke Momente und es finden sich einige mehr als wertvolle Dialoge und Monologe im Film wieder, aber es fehlt mMn deutlich der Gefühlsausbruch, die starken Gefühle. Die Mutter drückt ihm das Kind in die Hand, steigt in ein Taxi und lässt sich 8 Jahre nicht blicken. Ich hatte großen Spaß mir in meiner Fantasie einige Szenarios auszumalen, aber ein wenig mehr Erklärung wäre eindeutig besser gewesen. So schlendert der Film durch allerhand Situationen, Herzschmerz, Tragik und Drama, ohne sich auf eine Situation wirklich festzusetzen und Gefühle und Emotionen zu offenbaren.

      Das mag nach sehr viel Kritik klingen. Und sie ist so gemeint. Plötzlich Papa ist dennoch ein schöner Familienstreifen, der viel Glück, Lacher und mit Glück auch einige Tränen aufkommen lassen kann. Mir hat er sehr gefallen, auch wenn mir einige Dinge sehr fehlten. Im Großen und Ganzen eignet er sich aber gut für einen netten Filmabend. Mit Spaß, Tragik und Glück.

      7
      • 7 .5

        - Wie immer…nicht viel über Filme –
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        07.04.2017, 20:00 Uhr. Robin betritt die Vorstellung von Free Fire, in dem Kinosaal seines nahegelegenen Kinos, 30 Minuten vor Beginn.

        Der Saal war leer
        Keiner war da
        Als plötzlich ein Man
        Von seinem Platz aufsprang.

        Er schien der Einzige im Saal
        War wohl sehr verwirrt
        Hatte sich aber nicht verirrt.

        Er wollte mich darauf aufmerksam machen, dass Filme mit FSK 16 oder FSK 18 sehr brutal seien.

        Ich war leicht verwirrt.
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        10 Minuten nach 20 Uhr.
        Und der alte Mann fand keine Ruhe.

        Ich nahm etwas weiter oben Platz, er saß ziemlich weit unten. Der Saal war, bis auf uns zwei bescheidenen Kino-Fans, immer noch leer.

        Er sagte, er wolle mir nur noch kurz etwas erzählen. Ich fühlte indes etwas Unbehagen. Er stotterte sehr, ich hatte großes Mitleid und hatte das Bedürfnis zu Nicken, so oft, wie ich konnte.

        Der Mann hatte eine Behinderung
        Das Gespräch bedurfte seiner Führung.

        Er bekam meiner Einschätzung nach einfach nicht viel Aufmerksamkeit. Dieser arme Kerl, der vermutlich ständig gehänselt wird, nur weil er ein wenig anders ist.

        Ich fühlte zu Anfang noch großes Unbehagen
        Später wollte ich diesen Gedanken nicht mehr Tragen.

        Ich oben, er unten, sprachen wir aus der weiten Entfernung über Werte und das ihr Wert in der Gesellschaft nicht mehr genug etabliert ist.

        Er fing von dem Verhalten der Jugend an
        Und deren Eltern einer anderen Zeit entsprangen.

        Die Zeiten sind anders geworden. Er wollte mir nur kurz erzählen, dass Stolz und Moral heute nicht mehr so wichtig sind.
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        15 Minuten nach 20 Uhr.
        Und der alte Mann fand keine Ruhe.

        Nachdem er mir drei Mal viel Spaß bei der Vorstellung gewünscht hatte, wollte er mir nur noch kurz etwas erzählen. Verwirrt, dass ich ihn gar nicht zu mir nach oben gebeten hatte, tat ich es jetzt. Ich sagte ihm, dass es noch etwas dauert, bis die Vorstellung anfängt. Er solle Platz nehmen und mir alles erzählen, was er gerade möchte. Als er sich auf den Platz saß, sprachen wir kurz über den kaputten Sitz und das das für ein solch teures ticket, schon ziemlich unverschämt sei. Ich machte es mir von vornherein auf meinem Doppel-Kuschelplatz gemütlich, den ich nicht bezahlt hatte. Wir sprachen über die heutige Jugend und das sie immer arroganter, respektloser und schamloser wird….das er Angst hat junge Menschen anzusprechen, weil sie sehr abweisend reagieren….

        Ich genoss die Unterhaltung und wusste,
        dass ich wieder über die kleinen Dinge schreiben musste.

        Weil ich es selbst nicht besser weiß
        und der Gedanke daran meine Kräfte schweißt.
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        20 Minuten nach 20 Uhr.
        Und er alte Mann fand keine Ruhe.

        Ich hoffte, dass er noch einmal zu mir spricht,
        Bevor der Film die Unterhaltung bricht.

        Er wollte mir noch erzählen, dass viele verheiratete Frauen ihren Ehemann töten und die Gefängnisse da draußen sehr voll wären.

        Ich erschrak nur kurz und wurde rot,
        denn die Ankunft weiterer Gäste droht.

        Der Saal war nicht mehr leer und mir wurde etwas warm,
        ich fühlte mich kurz etwas zahm.

        Ich gab dem alten Mann Hoffnung, versicherte ihm, dass ich nicht zu dieser verkorksten Jugend gehöre und dass er mit allem, was er sagte, vollkommen Recht hatte. Ich reichte ihm meine Hand, wünschte ihm viel Spaß und alles Gute. Der alte Mann erfüllte mich mit unsagbar viel Glück. Ich hatte einen langen, harten und schlimmen Arbeitstag hinter mir. Nach dem harten Tag, als ich Zuhause war,

        wollte ich nicht mehr raus,
        bei dem Gedanken wurde mir ganz kraus.

        Ohne diese Überwindung
        Der Tag wär’ von wenig Erfüllung.

        Ich war froh, dass ich mich entschloss noch weg zu gehen, wenn auch alleine. Leicht melancholisch gelaunt, gab mir der alte Mann Bestätigung.

        Wir taten es gegenseitig
        Und waren dabei ganz vielseitig.
        Philosophisch und erklärend
        Und der Tag wurd’ plötzlich erfüllend.

        Der alte Mann wünschte mir noch ein letztes Mal viel Spaß. Ich wünschte ihm zum letzten mal viel Spaß.
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        20:30 Uhr.

        Der Film beginnt. Free Fire passte zu der guten Laune, die das Gespräch mit dem alten Mann vorher erzeugte. Die Dialoge machten sehr viel mehr Spaß, weil ich immer und fortwährend seine Worte im Hinterkopf hatte.
        Free Fire ist geworden, was man von ihm erwartet hat. Eine Ballerorgie, mit samt vielen starken Schauspielern, grandiosen Dialogen, einigen Anspielungen und dem Kippen vielseitiger Anschauungen. Des einen Feind ist schnell des einen Freund. Durchschaubar undurchschaubar träfe es wohl ganz passend. Und die Schauspieler machen ihre Sache allesamt sehr gut. Der Schnitt ist hier und da etwas zu schnell und man kann man nie richtig mitverfolgen, von wo ein Schuss kam, oder wo jetzt gerade der nächste hinging. Dennoch waren es kurzweilige 90 Minuten, die ich nicht missen wollen würde. Außerdem gab es für mich wieder mal den einzigen Grund ins Kino zu gehen. Brie Larson ♥. Sie war zwar nicht sehr gefordert, hat aber wie immer mehr mit ihrer Darstellung gemacht, als anscheinend im Drehbuch stand. Sound, Setting und Dialog haben mich sehr überrascht und die zahlreichen lustigen Einlagen und der leichte Zynismus haben mir sehr gut gefallen. Eigentlich 6,5-7 Punkte. Trotzdem gibt’s eine leichte Erhöhung, weil ich das Gespräch mit dem alten Mann zu meinem Kinoerlebnis mitzählen muss. 7,5 Punkte.
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        Wenn ich etwas aus diesem Abend mitgenommen habe, dann, dass Überzeugung und Überwindung immer auch zu Veränderung und Bereicherung führt.

        Und die kleinen Dinge,
        ohne die es nicht vorwärts ginge.

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        • 8
          Rocket Man: Filmtoast 08.04.2017, 20:30 Geändert 08.04.2017, 20:34

          - Die Bedeutung von Generation -

          Generation und Vermächtnisse

          Mal vollkommen davon abgesehen, dass wir fast alle schonmal bei McDonalds gegessen haben, erinnere ich mich lieber an die Kindheit und Jugend, als an das Franchise von Heute. Wann war ich das erste Mal da? Ich weiß es nicht mehr.
          Ich weiß aber wohl, dass McDonalds immer für Anstrengung, Belohnung, Geschmack und Zufriedenheit stand. Die Belohnung für Anstrengung, die ich und meine Geschwister als Kinder verrichteten und dafür mit Geschmack und Zufriedenheit belohnt wurden. Das goldene "M" war früher für uns der Segen, eine pure Freude, ein unvergleichlicher Geschmack und eine Zufriedenheit, die jedes Mal wieder ihren Anklang bei uns fand. Die Chicken Nuggets waren immer eine ganz besondere Belohnung. Sie waren immer teurer, obwohl ich heute weiß, dass das wohlkaum an der erstklassigen Qualität lag. Der Chickenburger war das Leibgericht und der Allrounder des Cheeseburgers eine kleine Sensation. Was waren wir doch naiv und dumm, als wir jung waren. Denn es schmeckte unvergleichlich. Preiset den Burger und sein vollmundiges, gepresstes Fleisch. Manchmal sind es die kleinen Burger des Lebens, nicht wahr?

          Ich esse auch heute noch bei McDonalds und vergesse dabei ganz oft, wofür McDonalds durch die Massenproduktion von Fleisch, verantwortlich ist. McDonalds ist Schuld an vielerlei Leid, durch ihr Konzept der Massenproduktion, dem die Massentierhaltung der heutigen Tage anzukreiden ist. Durch McDonalds bekam die Massentierhaltung und die verabscheuungswürdige Haltung der Tiere, den ersten richtigen Schwung. Seither ahmen Unternehmen diesem erfolgreichen Konzept hinterher. Das Leid und die Haltung der Tiere war noch nie auf einem schlimmeren Stand, wie es heute der Fall ist. In Amerika gibt es ein Unternehmen, dass die gesamte Fleischproduktion kontrolliert. Und Amerika ist uns mit der Massentiehaltung noch um einiges voraus.

          Eine Generation von kindlicher Naivität trägt sich im Leben fort. Wie eine Feder im Wind. Die Vorstellung eines Tages die eigenen Kinder damit zu erfreuen, sie für etwas zu belohnen und ihnen ab und an etwas von McDonalds zu gönnen, war früher schöner, als vieles andere. Was waren wir immer glücklich dort zu sitzen, zu essen, die Spielzeuge zu sammeln und alles andere auch. Meine Eltern haben also ein Vermächtnis an mich und meine Geschwister weitergetragen, dass ich heute vermutlich nicht mehr so weitergeben, geschweigedenn gutheißen würde.

          Die Zeiten ändern sich und die Geschichte um McDonalds findet mit John Lee Hancocks Biopic nun einmal eine konsequente und teilweise pathoreiche Geschichte. Dabei überzeichnet er den Charakter des Ray Krocs teilweise maßlos und unterstreicht einmal mehr, was Gier und Macht aus einem Menschen machen.

          Mal angenommen, ich würde ein solches Unternehmen erben. Nur mal angenommen, es würde einfach mir gehören. Was würde mit mir passieren? Würde ich 90 % der Standorte streichen, daraus ein kleineres und engeres Unternehmen schaffen, bei dem ich mich Rechtschaffen fühle? Würde ich das Unternehmen vergrößern, mehr Maschinen anschaffen, um Löhne zu streichen und mehr Gewinn einzufahren? Ich würde ersteres behaupten. Aber ich bin auch nur ein Mensch. Und wenn man einem Menschen Geld und Macht gibt, dann macht es etwas mit ihm. Gierig, besessen, kaputt oder Tot. Geld macht nicht glücklich.

          Ray Kroc hat sich die Idee der McDonalds Brüder einverleibt, wie ein frischer Hamburger, mit 2 Scheiben Gurke, einem Spritzer Ketchup und einem Spritzer Senf. Dabei hat er gar nicht das Konzept der innovativen Arbeit geklaut, sondern in Immobilien investiert. McDonalds ist also nicht im Hamburger oder Gastronomie-Geschäft, sondern im Immobiliengeschäft. Wer Land kauft, besitzt es.

          Was davon übrig blieb...

          ist die gute Erinnerung daran. Denn heute, da ich weiß, was McDonalds für eine Tiehaltung in Gang gesetzt hat, bereue ich es jedes Mal, wenn ich McDonalds besuche. Es macht mich sogar traurig, aber ich kann es dennoch nicht leugnen....es schmeckt mir und ich finde, dass hört sich gerade schon fast makaber an. Ich find mich bei diesen Zeilen schon fast geschmacklos. Es ist wohl meine und die Bequemlichkeit vieler anderer, weshalb die Massentierhaltung nicht gestoppt, sondern beschleunigt wird. Aber manchmal fühlt man sich nicht in der Verantwortung, etwas dagegen zu tun. Wir wissen alle um dieses Problem. Trotzdem ändern wir nichts. Nur ein kleiner Anstoß.

          Wie dem auch sei. Die Geschichte hinter dem wohl berümtesten "M" der Welt ist ein sehr interessante. Und wir sehen Mickael Keaton in Höchstform. Ausgefeilte Dialoge, innovative Sequenzen und überzeichnete Charaktere und Ansichten, die die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens und den wirtschaftlichen Drang zum Erfolg unterhaltsam untermalen. Mir waren Bruchstücke der Geschichte im vornherein bekannt, aber nicht in diesem Ausmaß. Eine grandiose Verfilmung eines riesigen Erfolgskonzepts, dass Generationen und Vermächtnisse geschaffen hat.

          Ich hoffe dennoch mein Kommentar gibt nicht zu sehr vor, Appetit auf McDonalds machen zu wollen....sollte er nicht.

          Und wenn doch.....

          Guten Appetit

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          • 10
            Rocket Man: Filmtoast 04.04.2017, 21:09 Geändert 05.04.2017, 07:02

            - Der Gipfel der Vernunft und das Tal des Niederschlags -
            - Die alles entscheidende Komponente -
            - Die menschliche Basis -
            - Das Leben -
            - Leben ? -

            In welcher Fußstapfen treten wir, in dem Zeitpunkt, in dem wir das allererste Mal das Licht der Welt erblicken. Die Fußstapfen des Vaters, der sich ein Imerium, einen Palast erbaut hat oder einfach nur harter Arbeiter war. Oder werden wir als Diener und Gesandter geboren.
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            "Ich finde, dass zu viel über Sünden geredet wird, und nicht genug über Tugenden."
            - James Lavelle - (ein kleine Verbeugung an dich und deinen Text mein Guter)
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            Als Gesandter Gottes, wie James Lavelle oder als Judas, dem Verräter der Menschheit. Oder vieleicht als Biest in einem Märchen.
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            "Biest: Zeig mir das Mädchen!
            Lumiere: Seht sie euch an...Was ist, wenn sie die Eine ist, die Eine, die den Bann bricht?"
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            Nun, die Eine scheint es hier in Downton Abbey auch zahlreich zu geben. Wie im echten Leben auch. Die Eine, die den Bann des Unwohlseins bricht, einen anderen Weg ebnet, eine Familie, eine Zukunft, ein Leben. Ein Schicksal, in dem wir alle im Guten auseinanderdriften, uns selbst das Erste mal richtig erkennen, vielleicht auch erkennen sollen, dass das Alleinsein eine vollkommen andere Ebene der Stufen des Lebens ist, die wir bereits bestiegen haben. Eine Nie endende Treppe. Wie die in meiner Berufsschule. Meine Fresse, wer packt nur Räume mit PC's in den fünften Stock? Ein langer und im wahrsten Sinne atemloser Weg nach oben.
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            "Atemlos, in die Schul" - Helene Fischer - (schrecklicher Song)
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            Nette Metapher Stadt Dortmund. Ich glaube ich habe sie erkannt höhö

            Ich, Sohn eines Tierpflegers, Sohn einer Bürokauffrau, Besitzer eines Zimmers von knapp 15 Quadratmeter Platz, in einem Haus, dass ein riesiges und schönes Grundstück bietet. Einen wundervollen Garten, Rosen im Sommer, eine tolle Terrasse... Wer bin ich? Der Sohn eines Tierpflegers, der Sohn einer Bürokauffrau? Oder bin ich, was ich tue, was ich sein möchte?
            Bin ich ein Priester, ein Biest, eine Märchenfigur, ein Prinz, ein König? Bin ich in die Gesellschaft reingeboren, sind meine Prinzipien in meinem Blut verankert?

            Bin ich mein Nachname?

            Man könnte eine Runde Tabu spielen. Das nächste Mal werde ich dem Gegenüber "sein Nachname" auf den Zettel schreiben.

            Zu Zeiten in der Downton Abbey spielt, ist man sein Nachname. Vater war Diener, Sohn wird Diener. Vater hat viel Geld, Sohn wird viel Geld haben. Was die Serie aber dennoch außergewöhnlich und voller Herzblut erfüllt, ist das Zugestehen vieler Facetten, die selbst die Diener zu Herrschern werden lassen. Die Familie Crowley, Robert Crawley, Cora Crawley, Lady Edith Crawley, Lady Mary Crawley, Isobel Crawley und Matthew Crawley sind eine große, vom Schicksal beeinträchtigte Familie, die sich mit den Gegenbenheiten der Zeit und dem Wandel im Denken der Menschen zurecht und einfinden möchten. Diener, sind nicht mehr nur Diener, sondern auch Ratgeber der mächtigen Herren und Lady's, werden im höchsten Maße geschätzt, lieben sich untereinander und stricken die größten Intrigen in ihrer eigenen kleinen Welt. Hier werden Bedienstete zu Menschen. Die Diener werden im Hause angeführt von Mr. Carson, der in dem alten Bild der Hierarchie verankert ist und nur langsam merkt, welche Türen offen stehen und was die Zeit mit sich bringt.
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            "The higher you are
            The farther you fall" - Metallica -
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            Der einzige und vermutlich auch meistgeschätzteste Charakter von allen, ist der des Matthew Crawley, großartig, authentisch, geduldig und absolut herzzereißend gespielt von Dan Stevens. Die einzige Figur, die im Leben des Adels, aber der Abstammung "normalerer" Verhältnisse, die menschliche Basis gefunden hat, mit der er allen Menschen begegnen kann. Er billigt die Dienerschaft und Ausbeutung nicht, weiß dass er nicht alles ändern kann, aber wohl das Leben all jener verbessern kann. Sein Charakter ist die Hoffnung, die Richtige Entscheidung in allem, die Vernunft und das Glück. Er und Lady Mary sind wohl das schwerste und zugleich harmonischste Liebespaar, dass ich je gesehen habe. Sie finden sich, lassen sich wieder los, lieben sich, lieben sich wieder nicht. Für einen Fan des Dramas, der menschlichen Psyche und der Menschlichkeit ein, naja, ein gefundenes Fressen, dass ich jedem hier empfehlen möchte. SPOILER ALARM
            Nach Ende der dritten Staffel bin ich aber wirklich hin- und hergerissen. Der einzig moralische und "Richtige" Charakter wurde mir genommen. Ich werde den Rest also in aller Ruhe schauen. Aber ohne Dan Stevens wird die gesunde Melodie des Menschenverstandes leiser klingen. Sie hallt durch jede Folge der ersten drei Staffeln und dafür bewundere ich sie im aller höchstem Maße.

            Wir sind nicht, wozu wir gemacht werden. Wir sind nicht, wer wir geboren werden. Wir sind nicht unser Nachname. Trotzdem gibt es noch immer Könige, Empires und dergleichen. Aber die Zeiten sind anders. Wir können sein, wer wir möchten. Nun, vielleicht nicht alles, aber vieles spielt sich in euren Köpfen ab. Ein wenig Magie im grauen Alltag, ein bisschen Biest, ein bisschen Belle, ein bisschen Melodie, ein bisschen Hard Rock, ein bisschen Metal, ein bisschen Klassik. Ihr wisst schon. Diese kleinen Dinge, die man zu oft an die Seite legt.
            -------------------------------------
            "This is my world.
            Oh, you took a wrong turn. Now you're stuck in my world.
            Trust me, this gonna hurt.
            Fire it up, and watch it burn.
            This is my world." - This Is My World von Austin Jenckes -
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            "Let your love fly like a bird on a wing
            And let your love bind you to all livin' things
            And let your love shine and you'll know what I mean
            That's the reason" - The Bellamy Brothers -
            ---------------------------------------

            *leise auskling*

            Abschlusstitel muss also sein....und es ist auch mein Lieblingssatz, den ich mir selbst jeden Tag ins Gedächtnis rufen muss:

            - Die kleinen Dinge des Lebens -

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              Rocket Man: Filmtoast 27.03.2017, 19:39 Geändert 27.03.2017, 21:31

              - Möglicherweise ein Gedicht über das Leben -

              Vielleicht ist, was ich tue,
              nicht, was ich bin.
              Was ich sein möchte,
              nicht das, was ich tue.

              Vielleicht ist, was ich tue,
              nichts weiter, als das,
              was ist, wenn ich Träume.
              Ein Traum.
              Wenn das, was ich möchte,
              im Grau der Welt
              oder der hellen Bäume,
              dem rieseln des Wassers
              im schönen Wasser Fall des Regens
              versiebt,
              oder fortan wird, zu einem warmen Zelt,
              dass nicht bloß mein G'sicht erhellt,
              das Leben neu auf’s Podest gestellt.
              Leben.

              Möglicherweise ein Gedicht über das Leben.
              Über, was ich fühle,
              wenn ich das Licht des Tages erblicke.
              Ein Fluss aus Wasser
              der meinen Körper durchfließt,
              meine Liebe und Wünsche
              den weiten Weg gehen,
              wie das Glück kommet und sehen.

              Möglicherweise ein Gedicht über das Leben.
              Was zu lieben,
              den Wind zu spüren,
              als würde er durch die Seele führen,
              in einen Krug aus Liebe,
              dass des Lebens,
              und des warmen Zelts im Innern, rührt.

              Dass Leben eines Busfahrers erscheint dem einen langweilig, dem anderen fügt es nach „Paterson“ einige Gesichtspunkte zu Gemüte, die sonst im verborgenen bleiben.
              Paterson (Adam Driver), sowie der Ort Paterson, nach dem er benannt ist, entdeckt so viel in jedem Tag, auch wenn die Gewohnheiten unseres Lebens ihm unaufdringlich folgen.

              Wir haben alle unseren Tagesablauf. Ich aber sehe auch Parallelen in Patersons und meinem Tagesablauf, obwohl ich noch keine Frau in meinem Leben habe und sicher hier und da schon einiges verpasst habe.

              Ich stehe Montag auf. Ich ziehe mich an. Ich mache meinen PC an, mit dem Ausschalter beende ich den Tag wieder. Ich mache mir kurz meine Zigarette an, ziehe 2,3 mal an ihr und stecke sie wieder zurück. Ich nehme einen Schluck Wasser und mache mich im Bad fertig. Ich mache mir wieder meine Zigarette an und nehme 2,3 Züge. Dann steck ich sie wieder weg. Dann sitze ich noch etwas auf meinem Stuhl hier. Ich denke nach, was dieser Tag wohl mit sich bringen wird. Was schaue ich mir als nächstes für einen Film an? Wie lange ist es noch bis zu meinem Urlaub? Du solltest nicht nachschauen Robin, du weiß genau, dass die Antwort dir noch nicht gefallen wird. Er schaut natürlich trotzdem nach und fühlt sich dann verarscht.
              Ich schaue noch ein wenig auf dieser Internetseite hier, ob es etwas neues oder interessantes gibt, gucke immer zu auf die Uhr, weil die Zeit davon rennt und gehe meinen Weg zur Bahn, die mich dann zur Arbeit befördert. Davor nahm ich noch 2,3 Züge…. Ihr wisst schon. Gewohnheit. In der Bahn sitzend, denkt Robin die ganzen 15 Minuten über irgendwas nach. Vollkommen egal was. Manchmal hört er den Menschen unauffällig zu, wenn sie reden. Er belauscht sie nicht. Sie reden eben so Laut, dass er sie hören kann. Manchmal guckt er dann innerlich ziemlich traurig, weil die Sprache und die Worte in der heutigen Gesellschaft so dünn und sinnlos benutzt werden, dass er fürchtet, dass es die Sprache, wie er sie mag, irgendwann nicht mehr geben wird. Manchmal muss er auch ehrlich lächeln. Wenn er Leute reden hört, die vielleicht gerade ein Kind bekommen haben, etwas Schönes passiert ist, oder auch einfach nur ein schlichter (schlechter?) Witz über Chuck Norris fällt. Einige davon haben noch etwas Charme. Andere Witze sind so alt, wie die Erde. Irgendwie hat aber auch das manchmal Charme. Er guckt aus dem Fenster, beobachtet die Spritpreise an den Tankstellen, sieht Menschen ein- und aussteigen, wie Paterson. Paterson beobachtet gerne, verbindet und schreibt, was er an jedem Tag sieht und fühlt. Er schreibt über Streichhölzer, weil die Gedanken in seinem Kopf sich einfach richtig anfühlen. Nicht alle Gedichte hängen an einem Baum und reifen, bis sie von selbst herunterfallen. Ebenso wenig das da oben. Es muss sich nur richtig anfühlen. Er schreibt über das, was er sieht, über das, was ihm wichtig ist und über das, ohne das er nicht leben könnte. Paterson beweist nicht nur, dass jeder von uns dichten und philosophieren und mit seinen Gedanken herumspielen kann, sondern ist für mich sogar eben jenes Symbol der Hoffnung im menschlichen Denken und Handeln. Er trägt seine tägliche Arbeit mit Würde, wird von seiner hinreißenden Frau überall, auf jedem Meter seines Weges, begleitet, umarmt, gewärmt, unterstützt. Ein scheinbar perfektes Leben.

              Irgendwann ist Robin, wie viele andere auch, seine 8 ½ Stunden auf der Arbeit. Ja, natürlich raucht er sich vor Antritt auch noch eine. Jetzt, wo der Sommer kommt, wird er in seiner Pause auf einer Bank in der Nähe sitzen, die Menschen, die Blätter, den Wind und die Reflektionen des Sonnenlichts von den umliegenden Gebäuden beobachten, gedanklich mit Worten spielen, nachdenken, sich mit einem Kollegen treffen und die Magie des Sommers spüren. Er findet im Sommer kommt die Überwindung, der Spaß, manchmal sogar eine Prise Hoffnung und Glück, wie ganz von selbst.

              Wenn er seine Zeit dann abgesessen hat, geht’s auf schnellstem Wege nach Hause. Kommt ein Freund vorbei? Gucke ich einen Film? Hab ich Muse zu schreiben? Zu Schreiben und zu Dichten? Oder guck ich mir was an, über das ich nicht schreiben möchte? Meistens weiß Robin vorher schon, ob er etwas schreiben wird. Auch so eine Gewohnheit. Er sucht sorgfältig aus. Enttäuscht ist er, wenn er etwas aussucht, worüber er gerne schreiben würde, der Film ihn aber nicht dazu ermutigt hat.Also.. Etwas lustiges, etwas actiongeladenes? Geh ich zuerst Duschen, oder mach ich Heute mal was anders? Stell ich die Gewohnheiten meines normalen Alltags mal ab und mache was vollkommen Verrücktes? Meistens ist er zu müde darüber nachzudenken und machts einfach wie immer. Und selbst wenn, er wäre natürlich sowieso Duschen gegangen. Nicht, das ihr euch das gerade kurz gefragt habt.
              Im Sommer wird er wieder zu seinen Lieblingsplätzen gehen. Überwindung. Dem Ententeich von früher im Wald, an dem er vor wenigen Wochen mal ein sehr berauschendes Erlebnis gehabt hatte, oder einem kleinen „Berg“ im Wald (so winzig, ist bestimmt kein Berg), an dem er früher oftmals mit einem Freund ein Bier trank, man sich lustige Geschichten von früher erzählte und im Glück schwebte.

              Paterson lebt von seinen Gewohnheiten, macht trotzdem jeden Tag etwas anderes. Er begrüßt das Leben und ist wie ich immer zu am Nachdenken. Das ist manchmal nicht gesund, wie Paterson auch zeigt, aber manchmal ist eben nicht falsch, alles nicht so hinzunehmen, wie es ist, sondern darüber nachzudenken, wie es sein könnte. Eine Weisheit, über die mich Paterson belehrt hat. Wir sollten alle mal etwas wagen, unseren Alltag verändern und das Sehen, was wir Sehen wollen.

              Adam Driver hat diesen besonderen Gesichtsausdruck drauf. Diesen Gesichtsausdruck, der gelegentlich Kummer, einen leichten Anflug von Wut, Glück, Liebe und Freude zugleich ausdrücken kann. Indes ist das (soweit ich weiß) mein erster Jarmusch und ich bin hellauf begeistert. Er ist relativ lang für einen ruhigen und dialoglastigen Film, aber ich habe ihn auf Anhieb lieb gewonnen. Er war ruhig, hat eine Geschichte im Leben eines Busfahrers innerhalb von 7 Tagen gemächlich und spannend erzählt. Die Bilder, die Einblendungen seiner Gedichte, die ihm durch den Kopf gehen, die immer selbe Kameraeinstellung, wenn der nächste Tag beginnt. Immer dieselbe Kameraeinstellung, für immer denselben Tag. Einfach ganz grandios und präzise.

              Paterson ist ruhig, lieblich, poetisch, ergreifend, vorbildlich und wunderschön. Ich habe jede Sekunde genossen und bin mir ganz sicher, dass ich nicht alles so verstand, wie Jarmusch es mir mitteilen wollte. Ich muss ihn also eines Tages noch mal sehen. Toll!

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              • 9
                Rocket Man: Filmtoast 25.03.2017, 18:36 Geändert 25.03.2017, 18:42

                - Ewan McGregor - Die moralische Basis -

                Hier und da scheint es durchaus ein überschwängliches Geschenk zu sein, dass Buch zu einem Film nicht gelesen zu haben. Ich bin jetzt gerade sogar durchaus dankbar dafür. Ist das Buch doch, wie so oft, der Grund für Subjektivität, denn Objektivität. Ich habe auch schon gute Buchverfilmungen gesehen, die sich gerade dadurch auszeichneten, dass sie sich dem Stoff des Buches entzogen und etwas gänzlich Besseres erzählt haben. Das Gegenteil ist auch oft der Fall. Wenn ein Buch aber über eine bestimmte Zeit, nämlich den 60ern und den Aufständen erzählt, dann kann man sich womöglich auch den Worten des Buches etwas entfernen.

                Zum Buch selbst kann ich nichts sagen. Nur zum Film. Und er ist von Ewan McGregor, einer der einzigen Gründe, weshalb ich mir diesen Streifen antat. Ich erwartete eher etwas durchschnittliches, wie das Erstlingswerk von Natalie Portman. Ein paar gute Ideen, etwas Tragik, aber keine ausgefeilten Details, sondern eher halbe Sachen. Ewan McGregor hat mit seiner ersten Regiearbeit aber die Messlatte sehr hoch angesetzt. Er zeigt viele gute und ausgereifte Ideen, sehr viel Tragik und ausgefeilte Details und Dialoge.

                Amerikanisches Idyll zeigt indes Seymour Levov, der Ankerpunkt jeglicher Moral, in einer Zeit, in der die Moral von trügerischer Ansicht und Politik verseucht wurde.
                Ebenso wie Heute, wo sich Attentäter im Namen Gottes in die Luft sprengen. Über einen Vater, der seine Tochter in die Unterwelt des Bösen verloren hat. Die nun mehr dem Bösen zugewandt ist und dem Guten der Welt entsagt hat. Sie ist das Gegenteil des hoch angesehenen und äußerst moralischem "Schweden", zu dem alle aufschauen, weil er ein gutes und großes Herz hat. Nun, da seine Tochter durch eine selbstgelegte Bombe das Leben einiger Menschen geraubt und zerstört hat, weiß Seymour nicht mehr, was und woran er glauben sollte. Er jagt dem Abbild seiner jungen, stotternden Tochter hinterher, in der Hoffnung sie eines Tages wieder zu sehen. Er ist das menschliche Bild der Toleranz, dass in der damaligen Zeit und der heutigen Zeit vermisst wird. Er tritt für sein Unternehmen und seine Mitarbeiter ein, hat sein Unternehmen noch nicht ins Ausland geschoben, um mehr Geld zu erwirtschaften und hält sich an der Liebe zu seiner Frau und vor allem seiner Tochter Mary fest. Er hangelt überall entlang, immer mit der Liebe im Herzen, der er erlegen ist. Der Film ist weiter auch der Weg des Lebens, der unergründlich und voller Fragen steckt. Aber auch der Teufel und die Religionen und Sekten stecken hier drin. In diesem Film. Der Teufel, der sich in das Denken der Menschen schleicht, ihnen sagt, was sie zu tun haben, oder die Religionen, die vielfältig sind, wie die Sprachen, die es auf dieser großen, weiten Welt gibt. Manchmal, da sprechen sie alle verschiedene Sprachen und keiner versteht, was der andere sagt. Manchmal reden wir miteinander und hören uns gar nicht. In etwa so ging es mir in Amerikanisches Idyll. Die Frage nach dem Leben, dem Sein, dem Wieso und Warum und der Grausamkeit des menschlichen Handelns. Seymour ist der einzige makellose Mensch in dieser Geschichte. Bis zu seinem Ende sucht er seine kleine Tochter. Auch als sie ihm gesteht, dass sie diese Menschen getötet hat, nachdem sie sich all die Jahre von allem entfernt und versteckt hat, liegt Seymour nichts anderes am Herzen, als seine Tochter wieder nach Hause zu bringen. Das Böse wieder zu reinigen. Das Böse einfach zu vergessen.

                Am Anfang der Geschichte stotterte Mary noch. Nach einigen Jahren auf der Flucht und diesen schrecklichen Anschlägen, in sie von dieser Last befreit. Der einen Last befreit, der anderen erlegen. Sie durchlebt viele Arten des Lebens. Der Einzige, der immer derselbe bleibt ist Seymour. Seine Frau wird zunehmend selber verrückt. Sie ist geplagt, von einem Bild ihrer eigenen Vergangenheit. Eigentlich sind hier alle Charakter durchschaubar, kaputt, hin- und hergerissen, einzig Seymour bewahrt bis zu einem dramatischen Punkt die Fassung, trägt das Leid zwar mit Würde, kann aber irgendwann auch nicht mehr anders, als all das Leid, dass er in sich aufgenommen hat, herauszulassen.
                Dazu würde ich gerne etwas aus dem Film zitieren, dass früher und Heute gleichermaßen von politisch-gesellschaftlicher Relevanz ist:

                Seymor Levov: "Du hast sie verraten. Du hast sie zu diesen Menschen geschickt. Den schlimmsten Menschen auf der Welt, die sie zu dem gebracht haben, was sie getan hat."
                Dr. Sheila Smith: "Mary glaubte an das, was sie tat"
                Seymour Levov: "Nein. Ein Mann ist gestorben. Ein guter Mann. Ich kann nicht glauben, das sie das gewollt hat. Die haben sie manipuliert. Die haben sie benutzt, für ihre verrückte, verfluchte Politik. Du hast sie benutzt.
                Dr. Sheila Smith: "Du versuchst mich dafür verantwortlich zu machen."
                Seymour Levov: Du und deine radikalen Freunde. Die glauben nicht an Frieden oder Krieg oder an das vietnamesische Volk. Die wollten nur ein Loch in die Welt bomben, so groß, wie es nur geht, in alles, was gut war. Ihnen war egal, ob es Tote gab. Und du hast sie direkt zu ihnen schicken müssen.
                Dr. Sheila Smith: "Ich habe sie dahin geschickt, wo sie sicher sein würde. Sie konnte nicht hier bleiben. Sie war ein problematisches Mädchen. Ins Gefängnis zu gehen, kam für sie nicht in Frage."
                Seymour Levov: "Du hast sie damals für problematisch gehalten? Oh mein Gott Sheila, du hast sie jetzt nicht gesehen. Wie sie lebt, wo sie gewesen ist. Sie wurde vergewaltigt."
                Dr. Sheila Smith: "Nein, sag das nicht."
                Seymour Levov: "Hör zu, ich will dir was sagen. Hast du mich verstanden? Sie wurde vergewaltigt. Meine Tochter. Ihr Körper ist krank. Ihr Geist ist krank".

                Das ist ein Gespräch, zwischen Seymour und dem Doktor, der schon immer für Mary, ihrem Stottern und ihren inneren Leben zugewandt war. Am Ende des Gespräches sagt Levov, dass seine Tochter krank ist und ihr Geist wäre es auch. Sie ist aus ihrer menschlichen Hülle in die Haut eines Menschen gewechselt, der scheinbar der Richtige war. In die Haut des Teufels und der verschrobenen Ansichten, die dem Leben einen Sinn geben sollen. Der Suche nach dem eigenen Weg. Der scheinbar das richtige verkündet.

                Ewan McGregor, der nicht nur Regie, sondern auch Hauptrolle übernahm, vollbringt hier einen Spagat zwischen Moral, Gesetz, Ethik, Gerechtigkeit und erschafft einen Film, dessen moralische Kernessenz niemals an Aktualität verlieren wird. Er spielt unfassbar stark. Mit Big Fish ohne jeden Zweifel seine größte und emotionalste Rolle. Vielleicht die Beste.

                Eine Ode an das Leben, an das Scheitern und die Fragen, auf die es niemals eine klare Antwort geben wird. Denn wisst ihr, auf manche Fragen gibt es eine Antwort, auf manche Fragen gibt es keine Antwort, auf manche Fragen gibt es viele Antworten und manche Fragen gibt es keine richtigen Antworten.
                Ein ganz großes Stück, sowie eine riesige Überraschung, mit der ich nicht mal im Ansatz gerechnet hatte. Ich ziehe meinen Hut vor McGregor und hoffe, dass er in Zukunft noch das ein oder andere Mal Regie führt. Schaut euch Amerikanisches Idyll an. Gebt ihm eine Chance.

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                  Rocket Man: Filmtoast 23.03.2017, 18:58 Geändert 23.03.2017, 19:01
                  über Oldboy

                  - Wenn Gedanken zum Konstrukt verkommen -

                  Nun, viele die mich kennen, werden erahnen, wie nachdenklich ich sein kann.
                  Um dem Film seine Wirkung nachzuempfinden, möchte ich einfach mal ungeschönt davon erzählen. Wenn Gedanken zum Konstrukt, zum Spinnennetz werden, wenn der eine Gedanke um die Schuld an etwas, den weiteren mit einer noch größeren Schuld bildet, der eine Gedanke ohne den anderen nicht mehr kann, man wahnsinnig wird, irgendwann zwischen einfacher und unwirklicher Realität nicht mehr unterscheiden kann, dann kommt eine Stimmung auf, die Oldboy gerecht wird.

                  Wenn man etwas Schlimmes angerichtet hat, dessen Folgen dann in alle Richtungen verlaufen, Wahrheit und Wahnsinn beinahe denselben Weg einschlagen, dann wird man verrückt. Dann kann eine Stimmung aufkommen, die Oldboy gerecht wird.

                  Wenn beim Einschlafen sich die Gedanken überschlagen, sich alles dreht, als hätte man 2 Flaschen Whiskey intus, dann kommt eine Stimmung auf, die Oldboy gerecht wird.

                  Wenn man sich dem Schmerz der Vergangenheit hingibt, sich von allem Guten löst, wenn auch nur für einige Momente, man sich nicht mehr fragt, was man tut, ob es richtig oder falsch ist und ungeahnte Konsequenzen auftreten, der Schmerz dich überkommt, dein Weg uneben wird, es keine Richtungen mehr, als die eine gibt, dann kommt eine Stimmung auf, die Oldboy gerecht wird.
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                  Wie schon die koreanische Vorlage, bedient sich Oldboy der äußerst tragischen und geschmacklosen Geschichte eines Mannes, der für einen schrecklichen Fehler geqüalt und in ungeahntem Ausmaß dafür zur Rechenschaft gezogen wird.
                  Das Motiv der Rache steht wieder im Vordergrund. Es wird aber auch bis zum Ende als Leitmotiv bestehen bleiben. Wie schon im Original wird der Showdown und der wohl größte, vielleicht sogar berühmteste Story-Twist der Geschichte, vollkommen und schamlos ausgekostet. Das Ende polarisiert, fesselt, ekelt und ist beinahe zum Kotzen.

                  Als ich Oldboy in meinen Player schob, machte ich mir ein paar leckere Toasts mit Frischkäse, Paprika-Wurst und Fleischsalat. Als ich nach wenigen Minuten in den Anblick des verstörten Josh Brolin sah, als er nach seiner Maus suchte, die plötzlich in seiner Vorstellung (oder auch in echt?...) in diesem Zimmer auftauchte und das darauf Folgende auf dem Silbertablett serviert bekam, kam mir das Essen schon beinahe wieder hoch. Und wenn Bilder auf einem Bildschirm das Gemüt so reizen können, dass man versucht ist, sein leckeres Essen wieder auszukotzen, dann kommt eine Stimmung auf, die Oldboy gerecht wird.

                  Das Essen blieb aber noch drin. Macht euch also keine Sorgen. Ich bin gesund und munter. Okay, etwas desillusioniert, aber es geht mir gut.

                  Joe Doucett wird für sein Verbrechen 20 Jahre lang in einem Zimmer eingesperrt, dass vorgibt ein Hotelzimmer zu sein. Er ist alleine, mit sich, wenigen Gegenständen und seinem Fernseher. Das Essen das er tagtäglich bekommt, gleicht sich, sodass er irgendwann nur noch brechen kann, wer es sieht oder riecht.
                  Später wird ihm dieser Geruch und dieser ekelerregende Geschmack von China-Fraß helfen, dem Täter auf die Spur zu kommen. Aber will er das? Noch weiß er es nicht. Und wenn er es weiß, ist es zu spät. Wenn er es weiß, ist er bereits verloren.
                  Der Film bedient sich dieses unaussprechlichen Ereignisses ungeschönt und direkt. Man möchte wissen, was er getan hat, dass er dieses Schicksal verdient hat. Nach spätestens 1 Stunde fragt man sich aber auch als Zuschauer, ob man es denn wirklich wissen möchte. Ebenso wie Joe Doucett, plagt uns als Zuschauer aber die Neugier....Wir wollen es wissen...und...nun ja...wie im Original habe ich es aufs tiefste bereut, so neugierig gewesen zu sein. Neugier ist zwar gesund, aber ebenso tödlich. Ein starker, düsterer und schwerer Film. Der liegt etwa so schwer im Magen, wie 2 billige Nudelpäckchen, 5 Flaschen Bier, ein paar Gläser Whiskey und irgendwelcher Süßkram. Naja, in etwa vielleicht. Für Oldboy lassen sich schwer Vergleiche finden.

                  Und er macht etwas, dass mich im Original sehr gestört hat. Er verzichtet auf diese kunstvoll rübergebrachte klassische Musik, die das Original zwar irgendwie ausmacht, es sich für mich aber nie die Klarheit der Musik zum Film klar gemacht hatte. Mir war immer so, als wollte man dem Film eine Kunst zu Teil werden lassen, die er gar nicht gebraucht hätte. Manchmal war es auch einfach nur störend. Man stelle sich vor, dass Original wäre komplett ohne Ton. Erschreckend, wie ich finde. Dieser Oldboy ist etwas ruhiger, etwas weniger von dieser Katzenmusik, gute Bilder und vielleicht Josh Brolin's beste Leistung. Vergleichbares kenne ich nicht von ihm, so viel ist sicher. Und Samuel L. Jackson...gefiel mir irgendwie. Aber dieser verdammte "Motherfucker" spielt auch irgendwie überall mit, oder?

                  Mit den Worten aus Ted:

                  "John: Das ist der Hammer...Sie heißen, wie Samuel L. Jackson.
                  Samantha: Wer ist das?
                  Ted: Haben sie jemals irgendeinen Film gesehen? Er ist der Schwarze."

                  Mit den Worten irgendeines Kritikers damals zu Saw, dessen Namen ich ganz sicher nicht mehr weiß: "Oldboy ist ein Bastard von einem Film". Ein jämmerlicher, schmerzhafter Bastard. Aber auch eine traurige Melodie des Lebens. Des Scheiterns, der Schuld, der Rache und der Liebe. Das trifft natürlich auf diesen und das Original zu, wobei ich finde, dass man sich diese Version etwas leichter zu Gemüte führen kann. Auch wenn er trotzdem „zum Kotzen“ ist. Ein starkes Stück Spike. Ein starkes Stück.....

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                    Rocket Man: Filmtoast 21.03.2017, 16:12 Geändert 21.03.2017, 23:10

                    - Von zerbrochenen Scherben, dem Verlust der Identität und der Selbstfindung -

                    Moonlight wird in drei Teilen erzählt. Der Teil, der von Chiron erzählt, als er noch ganz klein und unscheinbar ist, aber bereits klar gezeichnet von dem Schicksal, dem Platz, an dem man hingehört, der Identität, die so unklar das Licht der Welt erblickt, wie ein Märchen plötzlich zum Realismus konvertiert.
                    Der Kontakt mit einem Drogen-Dealer, der die Vernunft selbst ist, eine klare Identität besitzt und weiß, was er will und was er tut, bildet schnell ein väterliches Vorbild für den kleinen. Wo gehört er hin? Wo gehöre ich hin?

                    Gehört er in diese erkennbare Unterwelt der Drogen, des Kriminellen Handlangers, des unbändigen Ausgestoßenen? Wo ist sein Platz, wer ist sein Vorbild, zu wem kann er aufschauen? Seine Mutter, stark drogenabhängig und sein Vorbild, dass ihr die Drogen verkauft. Aber dieser Juan, dieses Vorbild scheinbar ohne Fehler und von einer großen moralischen Dominanz, bereut sein Schicksal, dass, das er eingeschlagen hat, selbst zutiefst. Das wollte er nie werden. Ein Mann, der ein Viertel, einen Stadtteil mit Drogen versorgt und den Handel und das Geld kontrolliert. Das beweist uns Mahershala Ali in einer starken Szene, in der er mit seiner Frau und Chiron ruhig da sitzt und es offenbart. Er offenbart, das scheinbar schlechte Menschen, die ihr Handeln nach außen blicken lassen, keineswegs auch schlechte Menschen sein müssen.

                    So wie die Zeit voranschreitet, wächst auch der Verlust Chirons Identität. Alles fühlt sich an, wie

                    -zerbrochene Scherben-

                    Wie das, was zu sehen ist, wenn ich einen Spiegel zerschlage und er mir plötzlich nur noch Teile meines Gesichtes zeigt. Teile, die mich in Angst, Schrecken oder Erstaunen versetzten. Je nach dem, wie sehr der Spiegel bereits in jungen Jahren zerschlagen wurde, gibt es 10 vielleicht aber auch 100 Teile, die am Boden liegen. Welche Scherbe passt zur anderen? Welche Scherbe gehört verborgen? Welche Scherbe bin ich, welche nicht? Welche zeigt mir meinen Weg, meine Zukunft und meine Gegenwart? Ist die Wahrheit in ihnen zu finden?

                    In der Schule wird er gehänselt, gemobbt, herabgewürdigt und verletzt.
                    Hier fühlte ich mich ganz kurz in meine Schulzeit versetzt. Wo gehörte ich hin? Wer waren meine Freunde? Wer gab es vor zu sein und wer war es? Suchte ich mir immer die falschen? Wer mochte mich, wer mochte mich nicht? Hätte ich eine Rose in die Hand nehmen sollen?....Er ist ein Freund, er ist es nicht, er ist ein Freund, er ist es nicht?... In diesem Alter sind die Kinder, die Jugendlichen und die angehenden Männer noch geprägt von falscher Tugend, falscher Identität und dem, was sie gerne vorgeben würden, zu sein. Manche halten sich für den Boss, spielen sich auf, verprügeln andere Kinder, weil Zuhause eben jenes Vorbild herrscht. Oder weil sie einfach niemanden haben, der sich um sie kümmert. Die Erziehung in der heutigen Gesellschaft muss zu großen Teilen für den Arsch sein. Manche Kinder verhalten sich, als hätte man sie in irgendeinem Loch aus dem Arsch gezogen.
                    Ich war immer so, wie ich mich hier auch gerne präsentiere. Ruhig, gutmütig, hilfsbereit und vertrauenswürdig. Das brachte mir zwar fast immer nur Ärger ein, aber ein guter Mensch zu sein, muss oft mit einem großen Preis bezahlt werden. Kein Grund für mich, damit aufzuhören. Die Leute wollen dich brechen? Schön. Das ist keine gefundene Ausrede dafür, zu dem zu werden, was sie sind. In einer bestimmten, unvorhergesehenen Zeit musst du dich entscheiden, was für ein Mensch du sein willst und welcher Weg für dich der richtige ist.

                    Das Ereignis auf dem Schulhof, indem alle auf Chiron rumgetrampelt haben, zog mich dann erbarmungslos in meine Schulzeit zurück. Jenen Tag, an dem ein alter oder eher unzufriedener Freund mir 10 Leute auf den hals gehetzt hat, die mich am Boden traten, mich auslachten und komplett in Ekstase verfielen. Ein prägender Tag für mich und meine junge

                    -Selbstfindung-

                    , denn ich fragte mich danach wirklich, ob etwas mit mir nicht stimmt. War es meine Schuld, war es ihre, was ist richtig, was ist falsch und noch viel wichtiger: Warum gibt es auf diese ganzen Fragen keine Antworten? So dachte ich früher. Ich wusste nicht, wer ich bin, was ich war und wie ich mich selbst finden sollte. Es war, als hätte ich mit meinen ständigen Fragen einem Auto hintergejagt, das für immer unerreichbar sein würde. Ich weiß heute zwar, dass ich daran keine Schuld hatte und das es eben zu viele schlechte Menschen gibt, die gerade in jungem Alter irgendetwas an sich oder in sich haben, dass sie unbedingt kompensieren müssen, weswegen sie den schwächeren Schaden zuführen müssen, um selbst Bestätigung zu erlangen. Ich weiß aber auch, dass Heute viele Eltern einen feuchten Furz auf die Erziehung ihrer Kinder legen. Geboren zum Nichtsnutz. Arme Seelen, die dann zu schlechten Menschen werden, die dann so enden werden, wie ich und wie Chiron in jungem Alter. Ohne Identität und Weg. Ich habe den Leuten von früher auch längst vergeben. Es hat seine Gründe und jedes Blatt hat zwei Seiten.

                    Trotzdem jage ich noch immer dem Auto hinterher und erblicke bis Heute nicht mehr, als das rote Rücklicht, wenn ich es mal wieder nicht zu fassen bekam.

                    Chirom ist zudem auch noch Schwul. Und Schwule haben es in unserer Gesellschaft immer noch schwer. Traurig genug, dass man sowas überhaupt noch schreiben muss. Die Sexuelle Identität ist genauso verschwommen, wie die soziale und familiäre. Seinen Platz zu finden, ist keine Aufgabe des jungen Alters, des Alters eines jungen Mannes oder eines alten Mannes. Es ist eine Aufgabe, die sich unendlich durch das Leben zieht. Man verliert ständig seine Indentität. Wenn man auf den Abgrund schaut und nach einer strömenden Welle im Meer und dem Licht des Mondes sucht.

                    Moonlight ist ein beeindruckendes sozialkritisches Drama geworden, indem nahezu alle Darsteller und vor allem Regisseur Barry Jenkins voll überzeugen können.
                    Die tiefen Abgründe der Seele kennen keine Unterschiede. Jeder wird sie ergründen müssen, um den Berg zu erklimmen.

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                      Rocket Man: Filmtoast 18.03.2017, 19:14 Geändert 14.04.2017, 11:55

                      - Ich kam dann also aus dem Kino, summte die Melodie des Hauptsongs, setzte mich in die Bahn, pfiff glücklich das Lied vor mich her und zog alle Blicke auf mich. Ein glücklicher junger Mann oder in ihren Augen vielleicht nur ein verrücktes Biest ♥ –

                      Mein Lieblings – Disney- Film

                      Ich weiß nicht, ob aus mir nur die pure und innige Begeisterung spricht, die ich gestern im Kino erfahren habe, aber es ist ganz klar "Die Schöne und das Biest" von Walt Disney. Ganz einfach, weil ein bisschen Märchen dem normalen Leben für einige Stunden einen Sinn und etwas Wärme gibt. In "Die Schöne und das Biest" ist so viel Liebe, Charme, Humor und Weisheit zu finden, die auch den normalen und manchmal sehr grauen Alltag unseres Lebens für einige Momente vergessen macht. Filme wie dieser machen das Leben ein Stück besser. Hoffnung, Glück und Liebe. Ohne sie würden wir nicht existieren und ohne sie werden wir es auch nie tun. Das harte Leben da draußen lenkt manchmal so sehr von den kleinen, märchenhaften und traumhaft schönen Dingen und Momenten ab, dass man sie oft vergisst. Die Schöne und das Biest tut also nichts anderes, als mich und mein Leben ab und zu lebenswert und liebenswert zu machen. Und wenn ein Film das schafft, mein Herz packt, es zerreißt, es zusammenschweißt und pochen lässt, mein Körper sich geborgen und warm anfühlt, während ich die Bilder in mich aufnehme und von ihnen zehre, dann ist das etwas wunderbares. Etwas, das dem Leben Stand gibt. Etwas, dass dem Leben Hand und Fuß und der eigenen Persönlichkeit „Raum“ zur Entfaltung gibt. Die Schöne und das Biest ist in seiner traumhaft schönen Aufmachung, den Figuren und den Aussagen, die auch die Gesellschaft von heute trifft, ein kleines und aussagekräftiges Beispiel dafür, die Dinge und Menschen um sich herum mehr zu schätzen, zu Lieben, zu Teilen und das Glück, dass wir erfahren, wenn wir es nur oft genug zulassen, so oft wie es nur geht, zu vervielfältigen und so viele Menschen in unserem Umfeld wie nur irgendwie möglich, daran Teil haben zu lassen. Die Schöne und Biest ist die Geschichte von Grausamkeit, die durch Liebe, Magie und Herz wieder zum Leben erwacht. Von Belle und einem Prinzen. Liebe, von der wir Menschen zehren, so sehr wir auch vorgeben, dies nicht zu tun. Wir sind abhängig davon. Und wenn ein Disney-Film deinem Leben mehr Sinn geben kann, er deinen Tag rettet, dein inneres für einige Momente ausblenden und verschönern kann, dann ist die Schönheit, die daraus resultiert, nicht in Worte zu fassen. Auch diese Worte, die ich hier gerade tippe, werden das niemals schaffen. Aber vielleicht appellieren sie an andere da draußen, die das Glück, die Liebe und die Menschen um sich herum mehr schätzen und lieben sollten, als es die Kraft manchmal zulässt. Dann hätte ich etwas Glück, das hier drinsteckt geteilt und das eben geschriebene verwirklicht. Aus solchen Filmen und einigem persönlichen Glück entsteht ein gedankliches Portfolio, das das Glück höchst selbst ist. In diesem Sinne: erkennt das Glück, lasst es nicht gehen und trinkt mit mir auf die wunderschönen Momentaufnahmen unseres glücklichen Daseins Leute. Cheers.
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                      - Die Schöne und das Biest -

                      Tale as old as time
                      True as it can be
                      Barely even friends
                      Then somebody bends
                      Unexpectedly

                      Just a little change
                      Small, to say the least
                      Both a little scared
                      Neither one prepared
                      Beauty and the Beast

                      Ever just the same
                      Ever a surprise
                      Ever as before
                      Ever just as sure
                      As the sun will rise

                      Tale as old as time
                      Tune as old as song
                      Bittersweet and strange
                      Finding you can change
                      Learning you were wrong

                      Certain as the sun
                      Rising in the east
                      Tale as old as time
                      Song as old as rhyme
                      Beauty and the beast.

                      --------------------------------------------------------------------------------------------------------
                      Märchen schreibt die Zeit,
                      immer wieder wahr,
                      eben kaum gekannt,
                      dann doch zugewandt,
                      unerwartet klar.

                      Wandel nur zu zweit,
                      eh es sich erschließt,
                      Beiden war so bang
                      Beide ohne Zwang,
                      die Schöne und das Biest.

                      Ewig wie die Zeit,
                      ewig und beredt,
                      ewig altbekannt,
                      ewig imposant,
                      wie die Sonn' aufgeht.

                      Märchen schreibt die Zeit,
                      es ist ein altes Lied,
                      bittersüß verwirrt,
                      einseh'n, dass man irrt,
                      und auch mal vergibt.

                      Wie das Licht der Sonn'
                      strahlend sich ergießt.
                      Märchen schreibt die Zeit
                      in des Dichters Kleid,
                      die Schöne und das Biest.
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                      Aufgewachsen mit dem Animationsfilm von 1991, dem ersten seiner Art, der für einen Oscar nominiert wurde, war ich ergriffen von dem Gedanken an Emma Watson als Belle und Dan Steven als der Prinz/ das Biest.
                      Die Musik ging tief in mein Herz. All die bekannten Melodien so wunderbar neu aufgesetzt und gewürdigt. Die Geschichte ganz leicht abgeändert, hier und da etwas verkürzt, aber genau richtig. Absolut ebenbürtig mit dem Werk von 1991.
                      Das Biest, eine verlorenen, verfluchte und verzauberte Seele, die nicht mehr an die Liebe glauben kann. So fühlte ich mich ganz kurz in der Bahn auch. Es war kurz, als sei ein grelles Licht auf mich gestellt gewesen und alles andere wäre dunkel, im Schatten meiner glücklichen Präsenz gefangen. Ich ganz allein war glücklich. Die Leute um mich rum waren eher genervt von meinem glücklichen Gesicht, denn selber glücklich. Entweder war ich ganz kurz ein Prinz aus einer märchenhaften Geschichte, oder nur ein verrücktes Biest in den Augen der anderen Menschen, die zum selben Zeitpunkt mit der Bahn fuhren.

                      Okay. Das war erstunken und erlogen. Aber die Vorstellung daran war magisch und wunderschön. Wenn ein Film diese Magie auf die Leinwand bannt, das Schloss in all seinen detailreichen und wunderschönen Bilder hüllt, Belle als magisches Wesen der Hoffnung und das Biest als zwar launischen, aber genauso herzhaften und Weisen Mann darstellt, dann bannt das meine Faszination in allen erdenklichen Maßen. Das Maximum an Faszination, das man aus dem Werk von 1991 hätte ziehen können. Emma Watson ist traumhaft, Dan Steven ebenso magisch, wie brilliant mit seiner Präsenz. Er ist zwar mehr als Biest zu sehen, aber seine Präsenz ist dennoch erkennbar und tut dem Film unglaublich gut. Die Musik ist kräftig, die Choreographien brilliant, die Bilder und Kostüme dieser ganzen Welt, einfach nur magisch. Die Figuren rund um Tassilo, Herr von Unruh und Lumiere sind so lustig und voller Charme, dass dieses Mal das Lachen zu Unmengen von Tränen geführt hat, als wegen der traurigen Szenen, die der Film zu bieten hat. Zum Ende hin konnte ich mich aber auch dahingehend nicht mehr zurück halten. Dieser Film ist wunderschön, schlägt auch schonmal kurzzeitig in den Magen, trumpft zu jederzeit mit seinem unverwechselbaren Humor und seiner Musik auf und erschafft die Welt, die man sonst nur aus der Animationsfilm-Variante kennt. Mehr Lob geht einfach nicht. Viele alte Stücke, Lieder und Themen haben es in den Film geschafft, genauso wie es neue, ebenbürtige Songs ohne Probleme in den Film, die Welt und die Magie rund um das Schloss geschafft haben.

                      Ein rundum perfektes Stück Film, dass ich mir in meinen schönsten Träumen nicht so schön hätte vorstellen können. Dem Herrn sei Dank, dass es ein Mann wie Bill Condon und der komplette Cast konnten..... Ein ganz großes Vorbild für alles, woran es sich lohnt, zu Glauben! Für diesen Film empfinde ich ein Maß an Liebe, das ich weiter nicht beschreiben kann. Pure, innige und unendliche Liebe ♥

                      Nachdem ich heute den Soundtrack erhalten habe, muss ich aus dem einen oder anderem Lied zitieren, denn so etwas wunderschönes habe ich seit Jahren nicht mehr zu Ohren gekommen. ♥ Musik, die höchste Form der Kunst...
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                      - Wer hatt's gedacht? -

                      BELLE:

                      Er ist so nett
                      und beinah fein,
                      doch er war grob
                      und er war schlecht
                      und sehr gemein.
                      Jetzt ist er lieb,
                      ganz schüchtern gar,
                      er hat etwas was
                      sicher vorher nicht so war.

                      BIEST:

                      Sie schaut hierher,
                      was ist das nur?
                      Denn Angst hat sie
                      vor meiner Tatze
                      keine Spur.
                      Es kann nicht sein,
                      ists sonderbar,
                      sie sah mich an,
                      wie's vorher
                      sicher nie so war.
                      -----------------------------------------------------------
                      - Ich warte hier auf dich -

                      Sie wird mich nicht mehr verlassen
                      Auch wenn Sie nie wiederkehrt
                      Doch sie wird mich Quälen, Trösten
                      Lässt mich Träumen, was auch kommt

                      Ohne Sie bin ich verloren
                      Und mein Blick sucht stets nach ihr
                      Ich stell mir vor, sie kehrt zurück
                      Und wil bei mir für immer sein

                      [...]

                      Doch ich weiß die Zeit verrinnt
                      Wenn eine kalte Nacht beginnt
                      Ich weiß, wie töricht ich jetzt bin
                      Doch ich warte hier auf dich
                      ------------------------------------------------------------

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                        Rocket Man: Filmtoast 16.03.2017, 21:10 Geändert 16.03.2017, 21:20
                        über Raum

                        Gezeiten

                        Winter.

                        Der Winter naht. Kälte, Trostlosigkeit und schwindender Wille breitet sich aus.
                        Die Tage werden kürzer, länger, langsam, träge und selten erfüllt von Glück.
                        Die Tage werden in ihrer Sinnhaftigkeit kürzer, obwohl sich nichts geändert hat.
                        Die Sonne hat der Erde den Rücken zugewandt. Sie kommt fortan nicht mehr heraus.
                        Ihre Kraft, die Leichtsinnigkeit, die sie inne hat, muss als Reserve im Körper und Geist gespeichert werden. Der Gang aus dem Haus macht plötzlich nicht mehr so viel Spaß.
                        Die Stunden, in denen man alleine da sitzt, nachdenkt, bohrt und sinniert, immer ernster und von einer durchgängigen Länge und Laune durchzogen. Die Gefühle werden kälter, der Umgang mit der Welt und mit sich selbst, immer gleichgültiger. Die Hände sind nicht mehr warm, sie werden kalt, der Körper friert, der Geist auch. Den Winter durchzieht eine Kraft, die den Hang zur Lustlosigkeit und Frustration inne hat. Für Wettermenschen. Ein langer Winter ist immer auch ein langer Weg wieder hin zum Sommer. Zu den Gefühlen. Zu der Lust. Zu den Gefühlen, die wie durch einen Magneten nach außen gezogen werden. Mögt ihr AC/DC? Benannt nach Starkstrom/Wechselstrom, offenbart der Name der Band den Unterschied zwischen diesen beiden Jahreszeiten. Im Winter packen die Pole nicht, im Sommer ziehen sie sich an und erzeugen Energie. Oder wie ein Magnet. In die eine Richtung weisen sie sich ab, in der anderen ziehen sie sich an, wie zwei verlorene Seelen, die dasselbe erlebt oder dasselbe verloren haben. Die ganze Schönheit, die durch das Jahr hinweg entstand, stirbt plötzlich. Durch den Herbst. Der Prozess einer Zerstörung könnte man sagen. Das, was dadurch fehlt, möchte kompensiert werden. Durch die melancholische Stimmung dieser Jahreszeit entstehen die besten Texte. Das Nachdenken fällt zwar schwerer, ist dafür aber viel tiefer.

                        Frühling.

                        Das Laub, das Grün, der Wald, der Körper, der Geist, der Frieden naht. Es kommt wieder etwas Hoffnung angeflogen. Die Laune steigert sich langsam, schnell, rasend, wieder langatmig, nachdenklich, etwas melancholisch durchzogen, aber dennoch hoffnungsvoll. Das Vitamin D erfüllt langsam wieder den Körper und den Geist. Die Gedanken sind nicht mehr so schlimm, so fest im Kopf verankert, so felsenfest. Sie beginnen sich zu lösen. Man reflektiert jetzt etwas schamloser, etwas naiver. Die Texte bekommen langsam Flügel und Blätter. Sie sind noch nicht Grün, Weiß oder Rot, aber im innern mit Chlorophyll gefüllt, dass den Blättern durch Fotosythese und Sonne schon bald zu unverhofft heller und friedlicher Farbe verhelfen wird. Die Flügel kommen langsam raus. Im Sommer werden sie wachsen.
                        Die Welt ist um einiges hoffnungsvoller geworden. Gut Ding will Weile haben.
                        Es fängt an zu brodeln. Wie Gulasch im Topf, brodeln die Frühlingsgefühle, das Glück der hellen, länger werdenden Tage, die kommen werden. Der Tag grüßt wieder mit hellem Licht. Waidmanns Heil. Die Arbeit fällt leichter, man macht mehr mit Freunden. Die Dinge werden klarer, das Bier schmeckt schon angenehm, der Grill füllt allmählich den Magen. Die Momente Glück halten plötzlich länger.

                        Sommer.

                        Die warme Jahreszeit. Die Gefühle brodeln, wie in einem Vulkan. Die Zeit mit den Freunden vergeht langsam, ist genießbar und dankbar, manchmal sogar unendlich. Die Sonne bräunt die Haut, der Körper schwitzt wieder. Harte Arbeit fühlt sich wieder bestaunenswert und stolz an.
                        Der Schweiß läuft wieder die Wange runter, die Dusche ist wieder eine besondere Belohnung.
                        Die Ideen sprießen, wie die Rosen in meinem Garten. Sie blühen auf, wie jede Idee, die mir in den Sinn kommt, wenn ich es zulassen möchte. Im Vergleich zum Herbst und Winter bin ich auch mehr gewillt das zu tun. Im Sommer sammele ich die Gefühle, die ich im Herbst und Winter brauche. Wie Winterspeck, um nicht allzu sehr zu frieren. Im Sommer muss ich etwas erleben. Viel. Ausflüge. Grill-Feten. Spaß und Glück. Diese Momente muss ich mir in jeder möglichen Weise „abspeichern“. Sie dürfen einfach nicht in Vergessenheit geraten. Denn sonst würde man ja im Winter Gefahr laufen, zu erfrieren. Die Erinnerung an einen erfüllten Sommer, wärmen meinen Körper im Winter. Was man zum Leben braucht, befindet sich in diesem Glück. Das heißt nicht, dass die anderen Jahreszeiten unerträglich und ohne Glück und Hoffnung sind. Das habe ich nicht gesagt. Und gemeint habe ich es auch nicht. Eher meine ich einen bekannten Gefühlszustand und prägende Gefühle dieser Monate.

                        Herbst.

                        Die Vorbereitung auf den Winter. Ich hoffe euer Portfolio des Glücks ist bis dahin fertig. Denn der Winter naht. Frei nach Game of Thrones: „Winter is coming“.
                        Seien es Fotos mit Freunden, Fotos von dem strahlenden Kasten Bier auf der Terrasse, der Katze oder des Hundes auf der Wiese, von Ausflügen mit den wichtigsten Menschen, von Glück. Oder von einem guten Film, der dir mal den Tag, vielleicht deine Woche, ja, vielleicht sogar einen Stück deines Lebens gerettet hat. Es gibt so unendlich viele Momente Glück und Glückseligkeit. Wie beim Memorie, muss man die Karten nur aufdecken. Nicht zögern, sondern wagen. Sich nicht blenden lassen, von der groben Splittern eines zerbrochenes Spiegels, der dir ein unbekanntes Gesicht zeigen möchte. Nicht blenden lassen. Glauben.
                        An sich glauben. Selbstvertrauen. Gas geben. Irrational sein. Verspielt sein. Trinken. Rauchen. Auch mal sinnlosen Schwachsinn schwallern und sinnloses Zeug verbreiten. Was ich mit diesem Text dann auch einfach mal tun möchte.
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                        Der Winter.

                        Ein Kreislauf nimmt seinen Lauf.
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                        Obwohl dieser Text keiner expliziten filmischen Inspiration entsprang, sondern einer simplen, wunderschönen Idee, ergab es irgendwann dennoch einen Sinn, denn ich kann, möchte, sollte und muss ihn einem Film widmen, der „mir mal den Tag, vielleicht eine Woche, ja, vielleicht sogar einen Stück meines Lebens gerettet hat“. Manchmal reicht es zu tun, was das Herz sagt, was das Herz fühlt und was das Herz möchte. Wenn das Herz für wenige Sekunden stehen bleibt, schneller schlägt, dir Warm wird, dann ist es das Richtige. Einige der Gefühle, die ich in den Jahreszeiten spiegel, empfand ich bei Raum ganz genauso.

                        Im großem Dank an Brie Larson, die wunderbarste Schauspielerin der Welt, Jacob Tremblay, dem bestem Jungschauspieler und Lenny Abrahamson, der den Weg geebnet hat.

                        Danke. Der Film veränderte vor langer Zeit meine Sicht auf vieles….und gehört seither zu meinem Lieblingsfilm aller Zeiten. ♥

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                          - Eine liebliche Stimme. Ein liebliches Gesicht -

                          Ja, das Folgende könnte eine Hommage an meine Lieblingsschaupielerin sein.

                          Wenn ich morgens in die Bahn einsteige, also die Bahn, die mich zur Arbeit bringt, blicke ich in die Gesichter jedes Einzelnen Menschen, der in dieser Bahn Platz findet. Diese Gesichter sprechen Bände, erzählen mir Geschichten. Ich fühle mich dann für einige Momente nicht mehr verloren und allein. Denn einige Gesichter tragen das Leid nach außen, dass die Menschen in sich einschließen. Ich sehe den Frust in ihren Gesichtern, wenn sie einsteigen und aussteigen. Wenn sie wissen, dass sie wieder zur Arbeit müssen und wenn sie sich beim Aussteigen damit abgefunden haben. Dann frage ich mich woraus das Leben besteht. Es wäre gesünder das nicht zu tun. Sehr viel gesünder.

                          Manchmal wäre es wohl wahrlich besser, dumm zu sein. So wie Daniela Katzenberger. Dumm lebt man besser. Und damit kann man auch überaus erfolgreich sein. So wie einige dumme Menschen, die ich überall sehe. Sie erkennen den Ernst des Lebens nicht, erfreuen sich an allem und kaschieren etwaige Fragen, die sie an das Leben selbst stellen könnten. Mit dem bedeutenden Unterschied, dass sie es einfach lassen. Ich wäre gerne genau so. Denn dieses Hinterfragen nimmt manchmal ungeahnte Ausmaße an.

                          Heute im Kino bestaunte ich Kong: Skull Island. Er hielt, was er versprach, unterhielt auf voller Laufzeit und tat nicht mehr, als der Trailer auch versprach. Es wäre falsch und ebenso arrogant, diesen King Kong Film, mit dem des Peter Jackson oder früheren Filmen zu vergleichen. Ist schön, dass man das umgekehrt nicht machen kann. Die Mystik um Skull Island irgendwo im Süd Pazifik, ist ebenso ideenreich, wie bombastisch. Nach dem Trailer erhoffte ich mir einige frische Ideen, viel Screentime für das Monster aller Monster und ein paar herzhafte Charaktere. Das Spiel von Samuel L. Jackson hinterlässt natürlich den gewohnten Beigeschmack der Amerikaner, des Patriotismus, aber auch eines King Kong Films. Man kommt nicht einfach in fremdes Teritorium und schmeißt mit Bomben um sich. Es sei denn, man will Krieg. Das Kong nur sein Revier verteidigt, wird nur von einigen Charakteren beherzigt. Mehr muss garnicht zum Film gesagt werden. Es ist eine Neuauflage, keine komplette Neuerfindung. Was der Trailer versprach, dass hat er gehalten. Was er sein möchte, gibt er früh vor und bemüht sich nicht um mehr. Da ist also nicht viel, dass ich bemängeln könnte. Hier und da hat er ein paar Längen, der Plot ist relativ dünn und die Charaktere bekommen wenig Tiefe. Ändert aber nichts an einer Menge Spaß, bei der ich voll auf meine Kosten gekommen bin.

                          Und außerdem, gehört der Film einzig und alleine Brie Larson. Nicht nur, weil sie die Einzige ist, die zu Kong noch etwas mehr als Faszination oder Hass empfinden kann, sondern weil sie der Ankerpunkt des Films ist. Zumindest für mich, was natürlich auch daran liegt, dass ihr Gesicht in dem Film schlicht einige Minuspunkte wieder kaschiert.
                          Wie im oberen Teil dieses Kommentares, ist es ihr Gesicht. Wenn ich es sehe, dann sehe ich Charme, Leid, Trauer, Verzweiflung, Hoffnung, Liebe und eine gesunde Prise Enthusiasmus. Eine aufblühende Rose, die dem Film eine Prise Schauspielkunst einhaucht. Ich saß ohnehin jede Minute in dem Kinosessel und wartete auf sie.
                          Ich wusste, dass sie mich nicht enttäuschen kann. Ihr Gesicht ist wie ein gutes Buch, aus dem ich einige Seiten lesen möchte. Nun, sie hat nicht die meiste Screentime in diesem Blockbuster-Popcorn-Action-Comedy-Film, aber macht einen beträchlichen Teil davon aus. Und ihre Stimme...Wahnsinn. Freilich verbinde ich mit der deutschen Stimme mehr, aber sie passt auch hervorragend. Wenn ich sie höre, dann läuft es mir kalt den Rücken runter. Unglaublich. Aber vielleicht bin ich auch nur ein kleines Kind, dass eine Schauspielerin besonders verehrt, für das, was sie kann, was sie tut, was sie getan hat und was sie tun wird.

                          Kong ist King. Einige Minuten weniger hätten nicht geschadet, vor allem, weil der Film früh viel Konfetti in die Luft schießt und dann in einigen Leerläufen bemüht nach einer guten Story sucht. Die gute Musik, die guten Schauspieler und die durchaus atemberaubenden Bilder tun dem Gesamteindruck dennoch keinen Abbruch. Kong macht Spaß, Kong ist brutal, Kong ist witzig, Kong ist King.
                          Die neue Art der Geschichte rund um King Kong, diesem Riesenaffen auf Skull Island, hat mir gut gefallen und bekommt daher auch seine 8 Punkte von mir.
                          Vielleicht waren es auch 7. Und selbst wenn, ich habe genug gute Gründe genannt, ihm sogar 10 Punkte zu geben...Könnt ihr euch ruhig mal antun. Aber schraubt die Erwartungen an ein Meisterwerk zurück, denn das will der Film nicht sein und hat es auch nie vorgegeben. Wenn man das tut, braucht man ihm nicht vorwerfen keines zu sein. So sollte es klappen. Viel Spaß also !

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                            Rocket Man: Filmtoast 03.03.2017, 23:24 Geändert 04.03.2017, 14:23

                            - Way Down We Go -

                            Nun gehen wir zusammen den Weg nach unten. Bis zum Ende.

                            "Logan? Du hast immer noch Zeit"

                            Der Weg war lang. 9 Filme haben deinen Weg geebnet. Logan, das wilde Tier mit den Krallen. Logan, der zarme Stier mit viel Gefühl. Logan, der nicht mehr in diese Welt passt. Die Zeiten haben sich geändert und früher war alles besser. Früher erkannten alle den Wert der Familie, wo sie jetzt teilweise nur die finanzielle Abhängigkeit ist. Auf seinen Stationen trifft Logan in seinem letzten Abenteuer auf Selbsterkenntnis und Reflexion. Ob er nun nur sein bärtiges, altes Gesicht in der Reflexion seiner Krallen sieht, oder in diesem Kind, das plötzlich aus dem Nichts auftaucht... Das Gute gehört zu einer aussterbenden Art. Und Logan ist etwas davon. Ein Freiheitskämpfer, der der Welt nichts mehr schuldet. Seine Welt existiert nicht mehr, denn ist fast keiner mehr übrig. Es ist Zeit zu gehen.

                            Way Down We Go

                            "Es wird jemand kommen."
                            "Jemand ist gekommen"

                            Der vielleicht erste gute Wolverine Film. Unbeschönigt, brutal, von philosophischem Wert und durchaus irrational. Eben genau so, wie ein würdiger Abschied eben aussieht. Wenn Logan seiner Tochter dann erklärt, dass diese X-Men Comics nicht real sind und das alles nicht so passiert ist, dann geschieht das Wichtigste mit dem Film selbst. Er löst sich, wie Logan selbst vom Leben, von der Comicvorlage und erzählt eine eigene, bodenständige Geschichte, die zum brutalen Ende besonders packt und nochmal so richtig mitzieht. Der Film entzieht sich dem eigentlichen Stoff und das macht ihn zu einer der besten Comicverfilungen überhaupt. Denn heute werden nicht etwa die Comics verfilmt, sondern das, das den Studios Geld bringt. Da ist Logan nicht nur Abwechslung, sondern Vorbild. Und trotzdem ist er in seiner Gewalt den Comics näher, als die 9 Filme davor. Kein FSK 0 und ein FSK 18 wäre sogar für mich angemessen gewesen. Dennoch ist eben das besonders.
                            Und ich empfinde tiefe Dankbarkeit dafür, dass sie Hugh Jackman den Abschied so würdevoll und angemessen ermöglich haben.

                            And way down we go go go go go

                            Die Szenen mit Charles sind immer durchzogen von einer alten Welt, in der Mutanten noch an die Menschheit glaubten. So, wie ich es manchmal noch tue. Wenn ich nach der Arbeit aus em Betrieb rausgehe und nicht weiß, wo es ist. Dieses Gute. Diese Würde, die man dem Menschen, jedem Einzelnen entgegenbringen sollte. Logan ist mittlerweile alt, glaubt nicht mehr an das große Ganze und hat aufgehört zu fragen. Dabei ist es besonders gelungen, ihn zu zeigen, wie er normal arbeitet, mit den normalen Menschen interagiert und sich um einen alten Freund kümmert, der seinen Weg geebnet hat und nie weg gewesen ist. Charles, die Vaterfigur, die Logan nicht nur entdeckt, sondern ihm auch den Glauben an sich selbst gegeben hat. An sich, seine Fähigkeiten und das Gute.

                            Say way down we go
                            'Cause they will run you down, down til you fall

                            Es wurde genug getreten, genug gelitten, genug gerettet und genug Blut vergossen.
                            Wolverine, der letzte seiner Art. Wie ich. Manchmal der letzte, der es noch versucht.
                            Aber darauf kommt es an. Bei all dem Grauen da daraußen, muss Wolverine noch etwas erledigen. Noch eine letzte Tat, bevor er geht. Damit er im wahrsten Sinne in Frieden ruhen kann. Er bündelt alle seine Kräfte, hilft noch ein bisschen nach und da ist er. Hugh Jackman, der die Rolle nie satt hatte. Hugh Jackman, in seiner besten und furchterregendsten Rolle überhaupt. Wenn er zum Tier wird, dann zuckt das Kino-Publikum ehrfürchtig zusammen.

                            "Hear the trumpets, hear the pipers.
                            One hundred million angels singing.
                            Multitudes are marching to the big kettledrum.
                            Voices calling and voices crying,
                            Some are born and some are dying."

                            Ich hörte sie im Kino. Die leisen Klänge des Abschieds. Und es war ein Abschied.
                            "Logan? Du hast immer noch Zeit"
                            Bis in die Ewigkeit und wieder zurück auf meinem Sofa, wenn die Bluray erscheint.

                            "And the whirlwind is in the thorn tree,
                            The virgins are all trimming their wicks.
                            The whirlwind is in the thorn tree,
                            It's hard for thee to kick against the pricks."

                            Was soll ich sagen? Es sollte ein Abschied mit Würde werden. Aber auch ein Abschied mit dem echten Logan. Mit dem Logan, der wie ein Portrait gezeichnet scheint. Wie ein Buch, dass nun sein Ende erreicht.

                            "What have I become
                            My sweetest friend
                            Everyone I know goes away
                            In the end"

                            Logan? Ich weiß..Es ist Zeit.

                            “And way down we go go go go go
                            Oh way down we go go go go go
                            Say way down we go
                            Way down we go”

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                              Rocket Man: Filmtoast 02.03.2017, 18:49 Geändert 02.03.2017, 20:40

                              - Verborgene Schönheit -

                              Was ist eigentlich die Bedeutung unserer und meines "Usernamen"?
                              Ist er ein Versteck, etwas in das wir uns verkriechen, wenn wir Zuhause oder überhaupt im Internet unterwegs sind? Oder wache ich irgendwann, eines Tages, hoffentlich in keiner fernen aber hingebungsvollen Zukunft auf, und schwebe mit samt einer Rakete durch die unendlichen Weiten des Alls, frei von Zeit, die mir bis dahin ausgegangen ist, frei von Liebe, die vieles bereichert und vieles zu zerstören vermag, und dem Tot, der erst ist, wenn wir nicht mehr sind, der aber da kommt, wenn wir es erwarten oder gerade nicht erwarten und wir unser Vermächtnis, unseren Fußabruck und unserem Stempel auf der Welt hinterlassen?
                              Oder wache ich eines Tages auf und befinde mich in einem UFO?

                              Oder werde ich eines Tages als Zeit, Tot oder Liebe wiedergeboren?
                              Vielleicht bin ich dann aber auch der Wind, der dir durch das Gesicht strömt, im wärmsten Sommer eine Kühlung offenbart oder in glücklichen und traurigen Momenten für alles die richtige Temperatur findet.

                              Wenn ein Film über weite Strecken noch experimentalisch rüberkommt, gar unausgegoren, dann aber mit den letzten 5,6 Minuten dermaßen packt, wie es bei Verborgene Schönheit war, dann bleibt die Zeit kurz stehen, ein Moment Liebe, ohne das der Tot auch nur im Entferntesten vor deiner Tür steht und sich langsam aber sicher das Schauspieltalent eines Will Smith und einer Naomi Harris zeigt.
                              Das war dann gegen Ende ganz großes Kino. Mich hat das Geschehen sehr gespannt gemacht, das Interesse fortschreitend, aber dennoch nicht komplett begeistert. Es war ein wenig wie bei Machine Gun Preacher, der mit dem Cover eher vorgab, ein neuer brutaler Actioner mit Gerald Butler zu sein, was nicht komplett falsch war, aber dennoch in einem interessanten und durchaus traurigen Drama endete. So ein Moment verspürte ich bei Verborgene Schönheit ebenfalls.
                              Bis zu diesen 5,6 Minuten am Ende war ich zwar zufrieden und die Idee war frisch und besonders, die Schauspieler gewohnt recht gut, aber dann diese Wendung, die den Film nochmal komplett auf den Kopf stellte. Waren Liebe, Tot und Zeit echt? Welche Geschichte hat uns der Film erzählt? Und plötzlich lässt sich der Film auf vielen verschiedenen Ebenen deuten. Egal, wie man es auffassen mag, Liebe steckt in allem, Zeit ist dehnbar und der Tot lässt vorerst noch auf sich warten. Ganz sicher.

                              Will Smith in seiner seit Jahren ersten stärkeren Rolle. Mir hat er gefallen...

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                                Rocket Man: Filmtoast 27.02.2017, 20:57 Geändert 27.02.2017, 21:09

                                - Unkraut - Shame, shame on you -

                                Nun, dieser Text enthält durchaus durchdachten Sarkasmus. Zynismus würde ich das nicht nennen. Aber komisch ist er schon. Irgendwie.

                                Was für eine gut gereifte Bestie von einem Film.
                                Diesem User da unter mir muss ich also in allem Recht geben.
                                Er ist hässlich, hällt in brutalen Szenen voll drauf und weiß mit seinen Schauspielern zu punkten. Vor allem Casey Affleck, der heute Nacht zu Recht den Oscar für seine Rolle in Manchester By The Sea gewann. Ein Talent, dass sich öfter verbirgt, als sich raus traut, wie mir scheint.

                                Tatsächlich hätte mir der Film auch überhaupt nicht gefallen können. Gerade weil ich in einem Text, den ich vor nicht allzu langer Zeit schrieb, bekannte, dass ich Menschen liebe und niemals so dunkel, düster und Menschenverachtend wie Lou Ford werden möchte. Oder überhaupt... nicht lebensbejahend und verbittert. Diese Aussage ist hier natürlich mit Vorsicht zu genießen, weil Lou Ford ein Mörder und Soziopath ist. Ich meine natürlich viel mehr das Verhalten, dass Lou Ford an den Tag legt. Wer ihn gesehen hat, wird das verstehen. Aber irgendwie kann ich mich mit diesem Verhalten identifizieren. Auch diese Aussage ist mit Vorsicht zu genießen. Erklärung folgt.

                                In weiten Teilen war mir der Charakter des Lou Ford sogar überaus bekannt und deshalb sehr sympathisch. Das wird gleich nicht mehr so verrückt klingen, hoffe ich...aber manchmal laufe ich Zuhause rum, wie es Lou Ford in The Killer Inside Me tut. Wie ein Geist, vielleicht eine Leiche. Wenn ich nach einem schweren Tag wieder erkannt habe, dass alles unzufriedenstellend ist und ich mit meinem Leben keineswegs glücklich bin zum Beispiel. Okay, klingt vertraut nicht? Ich möchte nicht jammern. Aber in kleinen despressiven Momenten des Alltags, laufe ich Zuhause rum, laufe an meiner Schwester vorbei, laufe an meinem Vater vorbei, laufe an allen vorbei, ohne sie in diesem Moment auch nur im entferntesten anzusehen. Wenn das Leben plötzlich für ein paar Minuten oder gar Stunden anhält und die Stimmung dem Wetter entspricht, das heute sehr trüb und trostlos war. Manchmal halte ich dann nicht mal mehr Augenkontakt mit den Menschen. So geht's mir auf der Arbeit auch. Eigentlich ist da niemand wirklich für mich zuständig. Ich möchte nicht jammern. Aber ich fühle mich dort dumm und verhalte mich manchmal auch so. Danach frag ich mich dann, was dieses Verhalten sollte. So ruhig, zurückhaltend und so wenig Dialog und Kontakt, wie möglich. Denn dann wirke ich dümmer, als ich bin. Eigentlich halte ich mich nicht für dumm. Aber wer monatelang dumm behandelt wird, wird sich auch irgendwann nur noch dumm verhalten. Schon komisch. Außerhalb der Arbeit fühle ich mich freier und sogar klug. Manchmal fühl ich mich (mittlerweile) sogar wie der weise, alte Herr aus der Nachbarschaft. Denn ich hab meine wilden Jahre hinter mir und kein Interesse mehr an diesem "jungen Dasein", dass zwar einerseits aus Spaß und Alkohol besteht, aber auch den Verlust und dem Erkennen der wirklich wichtigen Dinge bedeutet. Zumindest in einem gewissen Maße....okay... wie der weise, alte Herr aus der Nachbarschaft. Manche Leute, die meine Texte mögen, bestärken mich ab und an in diesem Glauben. Na schön. Ich bin also nicht dumm. Ich könnte den Augenkontakt mit den Menschen halten, die Unzufriedenheit noch etwas weiter durch meinen Rachen in meinen Magen jagen und mir noch mehr Mühe geben, als eh schon. Aber mehr, als das, was ich tue und das, was ich kann, geht momentan nicht. Wenns mal wieder so weit ist, sitze ich hier und versuche über das Glück zu schreiben. Das macht mich glücklich. Das bringt mir schonmal hier und da etwas Lob. Verleiht meinem Schreiben und meinem Dasein einen Sinn. Was wäre diese Seite ohne die Community und ohne die Freunde?
                                Ohne sie würde der Motor stocken, vielleicht einfach stehen bleiben.
                                Jeder hat sein Mittel, mit dem er das Leid und die Unzufriedenheit kompensiert.
                                Eine schöne Freundin, guter Sex, viele Freunde, Bier und vielleicht sogar die Arbeit.
                                Nun, sind alles gute Gründe. Wer aber das alles nicht in einem gesunden Maße rationiert, wird dabei nicht glücklich. Ich hab ehrlich gesagt keine Freundin, keinen guten Sex, nicht viele Freunde, okay Bier hab ich, aber mag dafür wieder die Arbeit nicht. Keine Sorge, ein klein wenig Sarkasmus hat noch niemanden geschadet.
                                Ein bisschen Witz muss ein Text ja schon haben, nicht?

                                Naja, jedenfalls nehme ich es manchmal gar nicht mehr wahr, wenn ich wie Lou die die Treppe runter gehe, wie Lou in meinem Zimmer auf und ab gehe, wie Lou auf der Arbeit rumlaufe, wie Lou die Menschen ansehe oder wie Lou manchmal das Gefühl habe wahnsinnig zu werden.

                                Aber dafür habe ich etwas, dass Lou nicht hat. Eine Gabe, aus der ich meine volle Kraft schöpfe. Ein Quell der Inspiration, könnte man es wohl passenderweise nennen. Wie viele andere hier schreibe ich, um mich selbst ein wenig besser, ja, sogar ein wenig wertvoller zu fühlen. Das Leben gibt einem nicht immer Zuckerstangen in die Hand. Manche Zuckerstangen muss man sich selbst herbeizaubern. Und das Leben ist nicht so schlecht. Man muss nur mit sich selbst leben können, sich und seine Gaben schätzen und erkennen und es auf das Leben selbst übertragen können. Wer das schafft, ist wiederum in der Lage die kleinen Dinge zu erkennen. Es sind die kleinen Dinge, nicht?

                                Da muss ich plötzlich wieder an einen Film denken, den ich erst gestern gesehen habe. Da sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Wenn Träume fliegen lernen. Weil nichts unmöglich ist. Auch das muss ich wohl noch selbst lernen. Bin halt doch nicht der weiseste..

                                Ob das jetzt angebracht ist oder nicht...woher soll ich das denn wissen?
                                Ja, der Film ist grausam. Aber ich sprach doch gerade über eine Gabe. Die Gabe, mehr zu sehen, als eigentlich da ist. Ansonsten ist er natürlich widerwärtig und schräg. Harter Stoff eben...

                                Was für ein komischer Kommentar. Ist das gewollt?

                                Und plötzlich bemerke ich an mir ein komisches Phänomen. Und zwar, wie der Film plötzlich mehr Punkte bekommt, nur weil ich über ihn schreiben konnte. Seltsam.
                                Ist diese Gschichte wirklich so passiert, oder haben wir sie frei erfunden? Ihr Jonathan Frakes.

                                Ich hoffe der Kommentar konnte "jemandem" gut gefallen...

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                                  - Die Magie der Fantasie -

                                  "Mr. Barrie (nachdenklich): Ehrlich gesagt frag ich mich in letzter Zeit, ob ich deiner Familie nicht eher schade, trotz aller guten Absichten. Ich hab euer Leben ganz schön durcheinander gebracht.
                                  George (hoffnungsvoll): Wegen Großmutter, oder? Die versucht dich rauszuekeln.
                                  Mr. Barrie (leicht witzig, aber dennoch ernst): Oh, sie gibt sich damit schon große Mühe, das stimmt. Aber vielleicht hat sie ja Recht…
                                  George (entschlossen, mit dem Blick eines Erwachsenen auf das Leben): Es geht nicht um dich Onkel Jim. Ich denke, sie will nicht, das Mum wieder weint."

                                  kurze Stille, emotionsgeladene, leise, klassische Musik und der Einstieg in eine der filmisch bewegendsten Momente, die ich je erlebt habe....

                                  "Mr. Barrie (verdutzt und wahnsinnig stolz): Sie einer an. Großartig. Das ist es gewesen. Innerhalb der letzten 30 Sekunden bist du erwachsen geworden. Tja dann. Ich denke du bist der Richtige, mit ihr zu reden.
                                  George (etwas verblüfft und fragend): Aber was soll ich ihr sagen?
                                  Mr. Barrie (ganz sicher und voller Glaube an den Jungen): Das wird schon. Du findest die Worte."

                                  Sind wir schon erwachsen geworden, glauben wir es nur, oder sind wir alle, wenn wir es zulassen, noch irgendwo ganz kleine Jungen, die sich mit der Fantasie in eine ganz andere Welt zu begeben wagen?

                                  Wann bin ich erwachsen geworden? Ich lebte schon immer in meiner ganz eigenen Welt, in der alle Menschen lustig und freundlich sind, sich mit Liebe überschütten und das manchmal graue Leben, einfach hinter sich lassen. Eine Welt, in der Menschen etwas sehen können, was nur in ihrer Vorstellung existiert. Eine Welt, die ähnlich, wie das Nimmerland, das Mr. Barrie erschafft, voller Glück, Freude und Fantasie steckt. Erweckt aus Liebe zu unseren Mitmenschen, unserem Herz, das unaufhörlich schneller schlägt, wenn es Freude empfindet, unserem Kopf, das aus grauen Wolken Sonnenlicht erschaffen kann und den Füßen, die dich solange tragen können, wie es dein Kopf und deine Vorstellungskraft zulassen. Meter und Kilometer, bis zu dem Ort, an dem wir uns alle heimisch fühlen. Die Welt, die wir uns mit unserer Fantasie erschaffen, in die wir ab und zu flüchten, wenn das Glück der Welt da draußen auf sich warten lässt. Aber im Glück der Fantasie befindet sich alles Glück. Die kleine Freude über einen großartigen Traum, den wir plötzlich Nachts hatten, wenn wir uns im Regen einfach Sonnenstrahlen vorstellen oder wir aus traurigen Momenten etwas wahrhaft wunderbares erschaffen können. Den in allem steckt etwas. Frei nach den Worten der Assassinen:

                                  "Nichts ist unmöglich. Alles ist erlaubt."

                                  Wann bin ich erwachsen geworden? Vielleicht als ich das erste Mal traurig war? Als ich das erste Mal wirklich Weinen musste? Als ich das erste mal Begriff, dass das zwischen meinen Eltern keine Liebe war? Als ich Begriff, dass uns unsere Mutter mehr brauchte, als ihren Ehemann? Als ich angefangen habe, hier etwas zu schreiben, um das Leid meiner Seele abzudämpfen? Oder vielleicht als ich beschloss, das ganze Leid und die Trauer der Welt und meines Lebens außen vor zu lassen und mich der Hoffnung hinzugeben, die ich in meiner Fantasie selbst erschaffen kann?

                                  Irgendwo dazwischen verbirgt es sich. Die 30 Sekunden, in der ich erwachsen geworden bin. Dabei stehen die 30 Sekunden natürlich nur metaphorisch für eine Zeit, die über meine Gefühle, meine Fantasie und meine Art die Dinge zu sehen und zu formen entschied. Die 30 Sekunden, die mir offenbarten, dass ich entweder den Rest meines Lebens in Schutt und Asche legen könnte, oder weiter zu machen und zusammen mit der Macht der Fantasie über mein Leben herrschen zu können.

                                  Natürlich kann man auf der Arbeit nicht in Träume versinken. Aber das braucht man auch gar nicht. Dass tue ich dann eben Zuhause. Genau hier. Auf meinem großen Ledersessel und an meinem viel zu kleinen Schreibtisch. Weil das Leben sonst nichts mehr zu bieten hätte. Und das dürfen wir nicht zulassen. Wenn Träume fliegen lernen, dann gibt es in uns noch etwas, dass das Leben bejaht. Etwas, dass uns von Grund auf ausmacht. Uns unsere Sicht noch nicht vollständig der Menschlichkeit und der Hoffnung beraubt hat.

                                  Denn auch wenn ich in meinen noch sehr jungen Jahren einiges Leid zu verschmerzen hatte, kann ich mein Leben nicht an mir vorbeiziehen lassen.
                                  Es gibt Menschen da oben, im ewigen Himmel, diesem friedvollen Nimmerland, die gerade jetzt hier mitlesen und ganz arg stolz darauf sind, dass aus mir ein Mann mit gutem Herz geworden ist.
                                  Denn ich weiß, sie hätten es verstanden, wenn es mich genau ins Gegenteil verwandelt hätte. Zumindest für eine gewisse Zeit. Vielleicht auch für immer.

                                  Was spricht für eine große Portion Fantasie in unserem Leben?
                                  Die neue Freundin meines besten Freundes hat gestern das erste Mal, von mir etwas zu lesen bekommen. Warum? Naja, es war ein besonderer Kommentar, gerade weil er mir etwas Ruhm brachte und der Texte mit viel Dank entgegengenommen wurde. Wie etwas Feenstaub, den man mir in mein Gesicht seichte gepustet hatte. Der Feenstaub verbreitete sich in meinem Körper und befürwortete die Hoffnung, die ich zum Leben benötige. Oh, warum gab ich ihr den Kommentar zu lesen? Nun ja, natürlich, weil ich stolz war, aber auch, weil ich weiß, dass niemand, weder hier Zuhause, noch in meinem Umfeld, jemals glauben würde, dass ich das geschrieben habe. Das war dann auch die erste Reaktion. "Man kann gar nicht glauben, dass du sowas schreiben kannst". Und vielleicht auch ein klein wenig misstrauisch. Kann ich super verstehen. Wenn ich mich reden höre, mich gehen sehe oder mir ein Bild vorstelle, wie ich manche Dinge nicht auf die Kette kriege, dann würde ich selbst an mir und dem Schreiben zweifeln und mich fragen, wo das herkommt. Und in diesem Moment tue ich das. Ich vermute, dass dieser Kommentar vielleicht gut ist, eben weil er voller Fantasie und Bejahung stecken soll. Ich frage mich zwar, ob er wirklich tut, weiß aber auch, dass allein der Wille zählt. Der Wille, etwas weiterzugeben, von dem wir alle profitieren können.

                                  Fantasie. Es ist eine kleine Fantasiewelt, die ich für mich ganz allein erschaffen habe. Vieles, was ich schreibe, verstehe ich also am besten. So wird es hier jedem Schreiberling gehen. Es bestätigt mir nur den Glauben an diese Fantasie. Weil sie mir alles gibt, was ich in meinem und dem Leben da draußen, am meisten fehlt. Eine Art Kompensation. Das heiß aber nicht, dass Fantasie nicht echt sein kann.
                                  Eine Welt, für die es sich zu Leben lohnt und die so viel Liebe und Magie in mir und in meine Umwelt streut, dass ich zumindest an einigen Tagen versuche zu glauben bzw wirklich glaube, mit meinem Lächeln und meinem Witz, den ich hieraus ziehe, die Welt ein Stück besser gemacht zu haben. Den heute habe ich wieder einen Film gesehen, der mich mit einem Lächeln und Tränen in den Augen zurückließ und mir wieder einmal zeigte, wie viele Gefühle in mir stecken, die doch einfach nur rausgelassen werden wollen. Freilich ist es jedes Mal eine große Erleichterung und heilender Prozess, der mich zutiefst erfüllt.

                                  Wenn Träume fliegen lernen ist nichts weiter als die Geschichte über eine Welt der Fantasie, die unser Leben zu bestimmen vermag. Hört zu, lauschet und seit aufmerksam, wenn Mr. Barrie euch sagt:

                                  "Ihr müsst nur fest daran glauben. Wenn ihr fest daran glaubt, dann könnt ihr fliegen."

                                  Eben, "Wenn Träume fliegen Lernen"

                                  - Die Magie der Fantasie -

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                                  • Rocket Man: Filmtoast 25.02.2017, 23:42 Geändert 23.09.2017, 13:51

                                    Ich danke euch allen von Herzen. Danke an Srics, der mich hier schon so lange begleitet und dadurch auch an diesem Kommentar beteiligt ist, an RoboMaus, einer der treuen und weisen Leute hier, die sich wirklich an alles rantrauen und auch mal über ihre Grenzen springen, an Deathpool, der ebenfalls schon lange ein Teil des Profils von Rocket Man ist und äußerst lehrreiche und manchmal auch provokante Texte schreibt, und an die unverwechselbare Amely, die sowohl sehr charmant und süß, aber auch gewitzt und lieb ist, an Mr.Phil, der mir viel Kraft und Zuspruch entgegengebracht hat und ein wundervoller Freund geworden ist, an Cooper, der in meinen Texten so unglaublich viel sehen und entdecken kann wie ich und an NodiNeu, dem meine Worte überzeugen konnten. Danke an euch. Ohne dieses warme Gefühl der Freundschaft, auch wenn man sich nie persönlich kennenlernen wird, gab mir die Kraft und den unbedingten Willen, endlich das zu schreiben, was ich auch schreiben wollte. Ich habe meine Grenzen überschritten und lustige, philophisch angehauchte und bittere, charmante Texte geschrieben. Und ihr sollt Folgendes wissen. Ohne euch wäre das alles so nicht entstanden.

                                    Somit muss ich mich wohl jetzt nochmal bei euch bedanken. Danke, dass ihr mich so herzlich aufgenommen und befürwortet habt. Danke an die Stimme, die das hier erst ermöglicht hat. Sonst wäre dieser Kommentar der Woche Heute vielleicht gar nicht erst meinem Kopf entsprungen. Das habt ihr ermöglicht. Etwas von diesem Ruhm gebührt also nicht mir, sondern euch. Es ist auch euer Kommentar der Woche ! :)

                                    Auf die weitere Zeit, die uns hoffentlich weiter zusammen schweißt und die Worte, die unsere Herzen erfüllen.
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                                    "Für ein bisschen mehr La La Land im Leben!"

                                    An dieser Stelle noch ein ganz großes Dankeschön an den lieben Kängu aus der besten Redaktion der Welt, der diesen Artikel vorgestellt hat.
                                    Danke für diese sagenhaft schöne Einleitung zu diesem Kommentar, die lieben Worte und die Überschrift, die den Film zur Gänze trifft. Für das wunderschöne Bild und die Anerkennung....! Und Danke an alle anderen in der Redaktion, die an diesem Artikel bestimmt auch noch beteiligt waren !

                                    Cheers und

                                    Danke. ♥

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                                      Rocket Man: Filmtoast 24.02.2017, 20:55 Geändert 24.02.2017, 20:58

                                      Bleigewitter

                                      Heute Morgen ging ich zur Arbeit. Ich hockte meine 8 1/2 Stunden ab. Ich machte das Telefon, kümmerte mich um die Kunden und gab mich dem langweiligen und öden Leben des Systems hin. Es erscheint einem in den 8 1/2 Stunden gar unendlich, die Zeit vergeht nicht und der Feierabend ist noch so weit entfernt, als das man sich auf ihn freuen könnte. Währenddessen hauen viele Kollegen aus anderen Stockwerken schon früh ab. Wenn sie mir einen schönen Feierabend wünschen, denke ich mir innerlich nur "Du mich auch, ich hab noch 4 Stunden".
                                      Aber es sind ja immer die kleinen Dinge. in der letzten 3/4 Stunde meines Tages telefonierte ich mit einer Kollegin, die vor einiger Zeit mal gekündigt hatte.
                                      Wenn man erstmal gekündigt hat, ist man auch dieses lächerliche "Sie" los.
                                      Man duzt sich und kann endlich normal miteinander sprechen, was komisch ist, wo doch die meisten Betriebe da draußen gerne sagen, wir seien eine große Familie und sitzen im selben Bot. Und diese Förmlichkeit ist etwas, an das man sich wohl nie gewöhnen kann. Wie auch immer. Jedenfalls telefonierte ich 45 Minuten lang mit ihr, sprach über mein Leben und meine ersten schlimmen Erfahrungen in der Arbeitswelt und sie über ihre. Und natürlich unsere Erfahrungen im selben Betrieb.
                                      Mit den Füßen auf dem Tisch, wie der Boss des Unternehmens, redeten und plauschten wir ein wenig. Am Ende des Telefonats hatten wir so wundervoll gesprochen, dass ich ihr zugesichert habe, dass ich heute glücklich aus dem Betrieb in mein wohlverdientes Wochenende gehen werde und das ich das einzig und allein ihr zu verdanken habe. Weil sie mir meinen ganzen Tag nur mit diesem einfachen Gespräch über das Leben und die Arbeit gerettet hat. Ich bin auf dem Weg der Besserung. Mein Leben ist jetzt ein Stück besser. Aber das Leben besteht aus unendlichen Teilen.

                                      Chuck Norris hat übrigens "Die unendliche Geschichte" gelesen. Zwei Mal. Und John Wick hat sie geschrieben.

                                      Nach der Arbeit ging es sofort weiter. In John Wick 2.
                                      Was für ein brachialer, brutaler Actioner. Man bekommt, worauf man sich einstellt.
                                      Brutale Action und ein Bodycount zum verlieben.
                                      Wie Keanu Reeves die Köpfe mit seiner Kanone zermatscht und zersprengt ist brutal und genial. Endlich mal wieder ein Film, der damit auftrumpft, dass er kein FSK 6 oder FSK 12 bekommt und sich auch noch als Actioner bezeichnet.
                                      Nein, er ist und will nicht mehr, als ein brutaler und genialer Actioner sein und versucht auch gar nicht erst, mehr daraus zu machen, als John Wick sollte.
                                      Die dünne Story gibt der geballten Action und dem ganzen Spaß genügend Halt.
                                      Ein Actionfilm aus dem Bilderbuch. Blutig, brutal, genial.

                                      "Joooohn Wick. Der Ruhestand ist wohl nichts für dich....
                                      Ich arbeite daran."

                                      Er ist zurück und kompromissloser als je zuvor. Da klaut jemand sein Auto.
                                      Was denkt der sich? Alle die dabei sind und dabei geholfen haben müssen natürlich direkt im Intro dran glauben. Sie hätten auch seinen Hund nicht töten sollen.

                                      John Wick. Der Mythos. Die Legende.

                                      Keanu Reeves in Höchstform und eine Choreographie und ein Soundtrack zum Träumen. Langsam, brutal sind die Schläge, die John Wick seinen Peinigern zufügt.
                                      Und wenn er erstmal in Fahrt kommt, sitzt jeder Schuss. Und die meisten direkt in den Kopf. Was die Actionfilme der letzten Jahre angeht, so wird John Wick unmittelbar zu einem Klassiker. Endlich mal ein Film, der kompromisslos vorgeht und auf das setzt, was John Wick überhaupt ausmacht. Charme, Brutalität und keine Zurückhaltung.

                                      Und auch wenn das jetzt irgendwie paradox erscheint, so hat mir auch John Wick den Tag gerettet. Denn so viel Spaß hab ich die letzten Wochen nur sehr selten gehabt. Ein Feuerwerk des Actiongenres. Saugenial. So viel Charme, Witz und Blut in einem Film. Wahnsinn. Und damit auch wohlverdiente 9,5 Punkte für den besten Actionfilm seit langer Zeit. Zumindest was mich angeht ! Das solltet ihr euch ansehen. Absolute Empfehlung !!

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                                      • - Betrachtung -

                                        Einzeln betrachtet ist eigentlich alles nicht in sich stimmig. Einzeln betrachtet erkennt jeder einen Unterschied. Wo ich ein Meisterwerk sehe, sieht jemand anders schlampige, herzlose Arbeit. Einen Misserfolg. Wo ich Wohlgefallen sehe und Wohlgefallen empfinde, ist jemand anders genervt und unmotiviert. Ja, genau. Unmotiviert. Wer aufgehört hat die Dinge zu betrachten wird irgendwann in einem endlosen grauen Loch aufwachen und nicht mehr raus finden. Ich sehe einen Menschen an und beurteile an seinem Gesicht, seiner einfachen Gestik und Mimik, beobachte sein Verhalten, was er sagt und wie er es sagt und bilde mir plötzlich gedanklich ein, was das doch für ein elender Trottel ist. Zum Beispiel manches Gesicht, dass ich morgens in der Bahn sehe. Vom Hass und Ekel zerfressen. Und ich bilde mir wieder ein, zu wissen, was das wohl für ein Mensch sein muss. Ziemlich unverfroren dieses menschliche Verhalten. Aber es ist normal. Und genau das macht das Leben aus dir. Auch wenn du es dir noch so vornimmst, Menschen nicht zu verurteilen, so wirst es du es doch trotzdem tun. Woran das liegt? Keine Ahnung. Aber leider ist das so, auch wenn ich diesen Gedanken zwei Momente später wieder bereue und mich dafür schäme. Warum dachtest du das gerade? Bist du vermutlich selbst dieses Gesicht, dass vom Hass und Ekel zerfressen ist? Vielleicht sollte jeder von uns mal darüber nachdenken und sich fragen, warum er manche Dinge denkt, warum er tut, was er tut und warum.

                                        Um dieses Verhalten noch einmal etwas genauer zu skizzieren, erzähle ich euch einfach mal ein Beispiel. Ihr werdet es mögen. Es ist witzig.
                                        Es gibt so eine nervige Kollegin auf der Arbeit, die ab und an mit Kinkerlitzchen und fragwürdigen Problemen bei mir ins Sekretariat kommt.
                                        Schon wenn ich ihr Gesicht sehe denke ich "Oh scheiße nein....nicht wieder die, die "ihr Internet gelöscht" hat". Ich kenne diese Frau gar nicht richtig und beurteile und verurteile sie wegen so einer Sache wie dieser. Weil sie mal ganz aufgebracht war und wohl versehentlich "ihr Internet gelöscht hat". Ich wusste natürlich nicht, wie sie das gemacht hat. Vielleicht ist sie eine professionelle Hackerin und wir haben morgen alle kein Internet mehr. Seht ihr, was ich meine? Ich habe es schon wieder getan. Sie hat ihr Internet natürlich nicht gelöscht. Sie ist wohl nicht affin, was Technik angeht. Denn wenn sie ihr Internet gelöscht hätte, hätten alle nach Hause gehen können. Dann hätten schließlich alle kein Internet mehr gehabt. Hat ja nicht jeder Mitarbeiter seinen eigenen, persönlichen Server.

                                        Es gibt natürlich mehr über diesen und jeden anderen Menschen zu wissen, bevor man ihn überhaupt erst beurteilen dürfte. Aber manchmal sehen wir so viele Menschen, lernen so viele neue kennen, dass es sich nicht verhindern lässt, dass wir schon mal ein paar gedanklich "abfertigen". Und auch wenn das falsch ist und uns bewusst ist, dass wir damit großes Unrecht tun, so werden wir diesen Fehler trotzdem wiederholen.

                                        Ich habe mir immer vorgenommen, nicht so zu werden. Denn ich liebe Menschen. Da wo ich auf der Arbeit sitze muss man Menschen, naja nicht lieben, aber zumindest muss man sie mögen und schätzen. Und ich wollte auch immer schon mit Menschen arbeiten. Ihnen helfen und zur Seite stehen. Da, wo ich jetzt bin kümmere ich mich zwar nicht wirklich um jemanden, eigentlich eher um mich selbst und das ich nicht eines Tages mal durchdrehe. Trotzdem gebe ich mir mit den Menschen Mühe. Das kann ich am besten. Es gibt immer einen Grund, aus dem man Hoffnung schöpfen kann.

                                        "Mann kann doch einfach mal sein Bestes geben. Das ist das Einzige, was zählt".
                                        Mit diesem Satz gegen Ende des Films hat mich Flickering Lights dann noch mal richtig gekriegt. Er porträtiert seine Charaktere einfältig und dumm, nur um ihnen in sorgfältig eingestreuten Einlagen dann wieder etwas Menschlichkeit zukommen zu lassen. Ziemlich schlau. Der Zuschauer erlebt dadurch ähnliche Momente, wie die, die ich da oben beschreiben wollte. Und zwar kurzes in sich gehen und gar schämen. Sich dafür schämen, dass man dem Protagonisten des Film gerade ganz einfach als sinnlos und dumm abgestempelt hat. Nun, die Charaktere haben alle eine Macke. Ja, mag sein, sie sind sogar ziemlich bescheuert. Aber das ist nur Beiwerk, denn die Psyche der Personen wird gut verbunden und beleuchtet. Wie flackerndes Licht eben. Zwischendurch flackert durch die Hintergrundgeschichte, bis hin zur Person der Gegenwart, die er jetzt ist, etwas vollkommen Menschliches durch. Wie durch ein Loch im Putz, das im Sommer für einen hellen Lichtstrahl im Zimmer sorgt. Es überkommt einen nicht nur kurz das Gefühl, dass man jeden der Charaktere falsch eingeschätzt hat. Und zwar ohne die Vorgeschichte zu kennen. Man denkt nach den ersten Eindrücken bereits, was das bloß für heruntergekommene und dämliche Idioten sind. Aber das ist zu einfach. Sie bleiben zwar auch ziemlich dumm, bekommen aber auch viel Farbe. Nach den Hintergrundgeschichten könnte man in jeder Person so viel mehr sehen als vorher, so viel Deuten. Vielleicht sind sie alle wegen ihrer Vergangenheit nur verhaltensgestört. Oder sie durchleben ein Trauma, bei dem ihnen niemand hilft. Man könnte endlos argumentieren.

                                        Es bleibt also ein sehr unkonventionelle/s Drama/Thriller/Komödie, die es einem nicht so einfach macht wie erhofft und über die man viel nachdenken kann. Ein schönes Ding und absolut 8 Punkte wert. Außergewöhnlich steht bei der 8 immer. Find ich gut!

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                                          Rocket Man: Filmtoast 18.02.2017, 17:28 Geändert 19.02.2017, 14:50

                                          Zu Besuch im Wald - Der kurze Trip
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                                          Dass Folgende könnte dem Film und seiner Idee nachempfunden sein, handelt aber nicht direkt von ihm und erzählt auch nicht viel über ihn.

                                          Es ist schon lange her, dass ich durch den Wald lief, weil das Dasein einer Sinnlosigkeit im Inneren nur noch schwer zu ertragen ist. In dem Gedanken, dass nach einem Tag wie heute, der alte Traumata wieder zum Leben erweckt, ging ich heute mal wieder durch den Wald.
                                          Körper und Natur im Einklang. Ich kannte in diesem Moment, in dem ich in meinem Zimmer auf und ab lief, keinen anderen Ort, keine Person, kein Ziel, zu dem ich gehen oder gelangen könnte. Mein Leben erschien mir plötzlich so leer. Ich lief also durch den Wald, suchte und suchte nach einem Ort, der mir metaphorisch dabei helfen würde, meine Gedanken zu ordnen. Ich sah nach einigen Minuten bereits hoch gestapeltes Holz, auf das ich mich gerne mit meinem Collegeblock, meiner Zigarette und meiner Flasche Cola gesetzt hätte. Ein paar Meter über normalem Boden. Aber da hätten die Jogger und Spaziergänger wohl komisch geguckt. Okay.
                                          Irgendwie wäre es mir wohl egal gewesen.

                                          Die erste Bank. Gedanken und Fair Play.
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                                          Einige Wege und Meter später sah ich eine marode Bank. Alt, heruntergekommen und marode. Einiges Holz von der Bank war schon durch Zeit und Witterung zerfressen worden.
                                          Die Bank hatte wohl auch schon so einiges hinter sich. Sie war alt, schon einige Menschen haben auf ihr gesessen, um ein kühles oder pisswarmes Bier zu trinken, Trost zu suchen oder einfach nur die Natur zu genießen.
                                          Das Zwitschern der Vögel, der Geruch der Eichen um mich herum, traumhaft, und all die Pflanzen und Bäume, die wie manch schöne Bilder einfach ganz still dastehen, die Ruhe selbst sind.
                                          Das Leben, unendlich lang, voller Freude, Glück und Liebe und einigen Momenten Trauer und Enttäuschung.
                                          Der Weg voller Laub und Blätter, unendlich lang, gefolgt von einigen Scheißhaufen.
                                          Der Mülleimer neben der maroden Bank, mit den Erzeugnissen der Menschen, leere Zigarettenschachteln, leere Dosen billigen Bieres, benutzte, alte Taschentücher und so weiter.
                                          Ich sehnte mich danach der Mülltonne, so dreckig und verwahrlost, wie sie war, etwas hinzuzufügen und ihr etwas zu hinterlassen. Es erschien mir richtig und Weise, auch wenn ich wie immer nicht viel zurücklassen konnte. Es blieb bei einer aufgerauchten Zigarette und ein paar der bitteren Gedanken, die ich im Wurf meiner gerade aufgerauchten „Fair Play“ Zigarette versuchte in die alte Mülltonne zu katapultieren.. Vermutlich wird es Zeit, dass ich weiter ziehe.

                                          Die zweite Bank.
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                                          Ich zog weiter und schon einige Meter weiter fand eine weitere Bank. Sie war nicht so dreckig und marode, wie die Bank davor. Sie war vermutlich genauso alt, aber noch nicht so abgenutzt. Ihr Schicksal war weit besser und vielversprechender, wie es schien.

                                          Ich musste also tiefer in den Wald und in mich gehen, um den Weg zu mir, durch den Wald, zu finden und ihn etwas zu verkürzen. Dieser Wald hat etwas Besonderes. Auf dem Weg zur zweiten Bank beobachtete ich abgesägte und gar tote Bäume, von denen aber einige in der Zukunft wieder zu alter Pracht zurückfinden würden.
                                          Ich kam langsam, aber sicher an einer Kreuzung an. Ist das Schicksal oder Vorsehung, fragte ich mich kurz. Ich blieb kurz stehen, schaute nach links, schaute wieder zurück, auf den Weg, der mich hierhin geführt hat, schaute nach rechts und beschloss meinen Weg geradeaus weiter zu gehen.
                                          Einige Meter weiter fand ich sie dann. Die zweite Bank, auf die ich mich setzen würde. Ich ging nur kurz etwas vom Weg ab, erleichterte meine Blase und breitete anschließend meine fast leere Tasche aus, die ich mit mir nahm, weil ich mich sonst leer gefühlt hätte beziehungsweise das Gefühl gehabt hätte, etwas vergessen und zurückgelassen zu haben, als ich so schnell es nur ging, aus der Tür meines Elternhaus rannte. In meiner Tasche befand sich nur eine Schachtel Kippen, ein Collegeblock und eine kleine Flasche Cola mit Kirschgeschmack.
                                          Einen Bleistift hatte ich in einer Tasche meiner Jacke.
                                          Kippe an, krummer Sitz und los.

                                          Ich beobachtete die S-Bahn, die auf einer kleinen Brücke und einer großen Strecke, durch den Wald verlief. Sie machte einerseits das Feeling des Waldes und der ruhigen Natur zunichte, brachte aber auch etwas Bewegung und Musik in dieses stille Örtchen.

                                          Vorhin auf der ersten Bank gesellten sich mittendrin 6 nette Frauen, mit 6 noch netteren Hunden auf den Gehweg. Sie wollten ein großes Spiel mit ihren Hunden spielen. Ich wusste zwar nicht, was sie da tun, aber es schien schön, friedlich und humorvoll zu sein. Ein paar von ihnen erkannten etwas Sinnlosigkeit in meinem Gesicht und wohl auch einigen Schmerz, der mich an diesem Tag plagte. Sie schauten mich an und sagten mir, dass sie wirklich sehr hoffen, mich gerade nicht zu stören oder gar zu verscheuchen. Mich, der gerade einfach nur mit seinem Collegeblock auf einer Bank sitzt, einsam und allein wie der Lone Ranger.
                                          Ich lächelte, sagte kurz, dass es natürlich kein Problem ist und bedankte mich nach einigen Minuten einfach für die kurze und nette Bekanntschaft. An diesem und jedem anderen Tag des Jahres, sind es einzig diese kleinen Dinge.
                                          Nachdem ich nun sinnierte und nun zwei Stationen durch den Wald lief, muss ich weiter gehen.

                                          Auf meinem schier endlosen Weg durch den Wald fand ich eine alte, verlassene und große Hütte. War vermutlich die Hütte des Försters, den ich in meinem ganzen Leben nicht einmal zu Gesicht bekam. Die Jogger und Spaziergänger schauten mich inzwischen an, wie einen Außerirdischen aus einer anderen Welt. Denn was tun junge Leute, mit Jogginghose und Bauchtasche schon im Wald? Achja, richtig..der Kurier des Vertrauens bringt neuen Stoff vorbei, man trifft sich im Wald und kauft etwas Gras. Ja, sowas soll passieren. Ich hatte nie Gefallen daran und ging doch einfach nur durch den Wald. Ich verstand ihre Blicke aber.

                                          Die dritte Bank.
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                                          Knapp eine halbe Stunde später sah ich sie. Die dritte Bank, auf die ich mich setzen würde.
                                          Ist das Schicksal oder Vorsehung, dass die Beschaffenheit dieser Bank wieder besser war, als die zweite und erste Bank, auf der ich mich hinsetzte und etwas schrieb?
                                          Sie war nicht marode, nicht heruntergekommen, hatte noch helles Holz und war noch ganz und gar ganz.
                                          Keine abgebrochenen Stücke der Zeit, ein sauberer Weg und Leute, die mich alleine und aufmerksam im vorbei gehen auf der Bank beobachteten. Ein Junge der da saß, ein seltenes Bild, weil er einfach da saß, mit seinem billigen Collegeblock, seinen Fair Play Zigaretten und der irgendetwas vor sich hin schrieb.
                                          Was schrieb der Junge nur da? Seine Masterarbeit zum Psychologen? Irgendeinen belanglosen Unsinn? Einen Brief an sich selbst? Wie auch immer.
                                          Es wird wieder Zeit aufzuwachen, aufzustehen und weiter zu ziehen. Man soll nicht immer auf der Stelle treten und stehen bleiben. Man soll weiter gehen und den Rest auch noch erkunden.

                                          Keine weiteren Bänke. Abschluss.
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                                          Auf meinem weiteren Weg meines 5 stündigen Wald-Aufenthalts übersprang ich 2 Bänke. Sie lächelten mich einfach nicht an und ich ging weiter. Ich hatte vergessen, wie groß und weit dieser Wald sein kann, wenn man sehr verwirrt ist. Nach langem Weg, kam ich endlich an.

                                          Ich war angekommen. Jetzt bin ich wieder in meiner Vergangenheit.
                                          Der Ort an dem ich jetzt bin, hat keine Bank. Auch nicht diesen alten Steg, der zu Kinderzeiten noch existierte.
                                          Ich entleerte noch einmal meine Blase, und breitete mich und meine paar Sache im Dreck aus, zu diesem Ententeich, an dem ich, Freunde und meine Geschwister, früher die Enten fütterten.
                                          Damals wussten wir noch nicht, dass das füttern von Brot schädlich für Enten war.
                                          Es sah mir also eine ganze Zeit lang das Wunder der Natur an, wie das Wasser auseinanderdriftete, wenn die Enten und der Wind sich fortbewegten.
                                          Kippe an, Coke Cherry auf Anschlag und los.

                                          Das Leben ist unendlich lang, aber zu kurz um diese schönen Momente am Ententeich, diese Schlüsselerlebnisse der Kindheit, diesem kleinen Fluss, saußen zu lassen.
                                          Aber manchmal ist das Innere so leer, wie das eines leeren Waldes. Ohne Bäume, gesäuberte Luft und Enten. Nicht friedlich, sondern wüst und wirr. Und auch, wenn ich hier an diesem wunderschönen Ort sitze, weil mir das Leben Zuhause nur Verbitterung und Abneigung entgegenbringt, so erkenne ich doch noch etwas, dass es sich lohnt genau zu betrachten, zu sehen und zu verinnerlichen. Deshalb predige ich immer von den kleinen Dingen des Lebens, wisst ihr? Weil ich davon genauso abhängig bin, wie jeder von uns. Weil das Leben ohne sie einfach nichts wert wäre.

                                          Ich sitze einfach einige Momente hier, genieße die Geräusche der Vögel und der Blätter im Wind, die Ruhe und die sanften Bewegungen des Flusses und wie der Wind dem Wasser die Richtung weist. Es ist eine höhere Kraft, die uns unseren Weg weist, wie der Wind dem Wasser. Und manchmal gibt die Natur dir Erinnerungen zurück, aus dem ein frischer und warmer Wind des Lebens entsteht.

                                          Ich werde mich jetzt wieder auf den Weg nach Hause begeben und die schönen Momente des heutigen Tages für einige Zeit einschließen. In mir, in diesem Kommentar und meiner eigenen, kleinen und verschrobenen Welt, in der ich bestimmen kann, was geschrieben und was weggelassen wird.

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                                          • Wundervoll mein Lieber Sachse. Herzlichen Glückwunsch zu diesem großartigen Artikel und vielen Dank für deine atembraubenden Worte zu diesem wundervollen Film. Herrlich wie du den Film und die Wege des Lebens, die manchmal unsichtbar, manchmal unergründlich sind, hinterfragst. Ich denke, die meisten Wege die wir gehen, sind diese, die uns am wenigsten kompliziert und schwer erscheinen. Die sich am besten "einrichten" lassen. Viele Wege gehen wir, weil sie uns plausibel und "einfach" erscheinen. Manche aber gehen wir auch, weil wir Angst vor Veränderung und anderen Wegen haben. So geht es mir manchmal. Ich geh oft zu gerne den einfachen Weg, sogar mit dem Wissen, dass es nicht der Richtige ist, er für mich aber leichter zu beschreiten ist. Manch Worte von großen Dichtern oder Philosophen beispielsweise machen es mir manchmal auch leichter das Böse der Welt besser zu verstehen, auch wenn ich manches einfach so hinnehme, weil ich es mir selbst nicht erklären kann, aber eine klare Antwort vor Augen haben möchte. Und...ein super kleines Gedicht hast du da auch noch hinbekommen. Klasse ! Großartiger Kommentar zu einem wahrhaft außergewöhnlichen Film mein Lieber Sachse ! :-)

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                                              [...] Manchmal kommt es mir so vor, als würde ich nur durch diese Welt wandeln. Wie ein Blatt im Wind. Wie lästiger Staub in der Luft. Manchmal stehe ich minutenlang am Fenster und beobachte den Wind, die Bäume, die Blätter, dass Grün in unserem Garten, das Lächeln der Kinder auf der Straße, die gerade spielen, dass Gelächter und das Glück der Menschen, die die Sternschnuppen am Horizont nicht nur beobachtet, sondern nach ihnen gegriffen haben. [...] Es muss nicht immer alles richtig oder falsch sein, gut oder schlecht. Manchmal reicht es vollkommen aus, wenn es sich schön anfühlt, warm, wie die Luft im Sommer, wenn die Frühlings- und Sommergefühle im Körper brodeln und das Glück unendlich nah scheint.
                                              Etwa so, wie das Glück in Wie Ein Einziger Tag.
                                              Ich beobachte also die Natur, die in ihrer Laune unveränderlich und wüst ist.
                                              Wenn Wind und Sturm über eine Stadt fegt oder wenn das große Spektakel ,,Blitz und Donner'' erstaunt und klar macht, dass zumindest die Natur in ihrer Laune nicht verändert oder gehindert werden kann, dann weiß ich, dass eines Tages die Liebe jegliche Spektakel ablöst. Sie wird den richtigen Weg weißen und die unaufhörliche Unsicherheit in mir zu Staub zerfallen lassen. Wie ein Blatt im Wind. Wie lästiger Staub in der Luft. Er wird langsam verschwinden, verblassen, alle Zweifel, wie weggefegt.

                                              [...] Es heißt, je mehr Lebensfreude wir haben und pflegen, dass wir länger leben.
                                              Hiernach haben die ärmeren oder die Bescheidenen ein deutlich längeres Leben.
                                              Diese Menschen erzeugen Gerechtigkeit, während die Macht und Habgier anderer Menschen diese wieder zerstören, weil sie eine Sternschnuppe sind, sich für eine wunderschöne halten und geradewegs die Erdlaufbahn überqueren, in die Erdatmosphäre eintreten und mit großer Geschwindigkeit einen Krater auf der Erde und in uns hinterlassen und nichts als Staub, Verwüstung und Enttäuschung übrig bleibt. Das Werk der Gesellschaft also. Denn Hierarchie ist historisch bedingt und immer da gewesen. Dass reich mit arm zusammen ist war nie üblich.
                                              Je mehr Sternschnuppen auf die Erde zurasen, desto schneller wird es irgendwann einmal keine Sternschnuppen mehr geben, die wunderschön und bestaunenswert sind und uns einen Wunsch erfüllen, der die Welt ein Stück besser gemacht hätte.
                                              Solange es Sternschnuppen gibt, die auf die Erde zurasen, wird es nie richtige Gerechtigkeit geben. Die Sternschnuppen die wunderschön und hell um die Erde rasen, können versuchen das Maß an Gerechtigkeit aufrecht zu erhalten. Aber es wird immer beide Arten von Sternschnuppen geben. Unaufhaltsam, unveränderbar wie das Leben, werden Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit sich die Wiege halten.
                                              Vielleicht wird es eine Zeit geben, in denen mehr Sternschnuppen existieren, die uns dasselbe Gefühl von Glück, Freude und Gerechtigkeit vermitteln. Ein Teil von dem, was wir sind. Was wir alle sind. [...]

                                              So oder so ähnlich schrieb mal ein Junge in einem seiner Hobby-Projekt. Er interessiert mich sehr. Er schreibt so oft von dem, was er glaubt, was er weiß, was er glaubt zu wissen und scheut nicht davor zurück auch mal etwas total naives zu sagen.
                                              So wie ich zählt er die Sternschnuppen, ist selbst zu kraftlos nach ihnen zu greifen, zehrt aber von dem unbedingten Willen, es zu tun. Das Ende von Wie Ein Einziger Tag erzeugte zweierlei Gefühle in ihm. Er musste Weinen. Aus zwei Gründen. Zum einen, weil es schlicht zu den wunderschönsten und harmonischsten Enden gehört, die er jetzt kennt und zum anderen, weil er in den Sekunden, während die Tränen aus ihm raus schossen, wie eine Fontäne, ihm klar wurde, was er alles falsch gemacht hat, dass er die Chancen genauso wenig gepackt hat, wie Noah und Allie in den ganzen 7 Jahren, die sie sich nicht gesehen haben und das er sich selbst dafür zutiefst bedauert. Dennoch zehrt er davon, solche Gefühle zu empfinden.
                                              Denn das ist nichts anderes als wahrhaftige Liebe. Nur eben eine andere.
                                              Denn auch, wenn er sich selbst bedauert und manchmal in Selbstmitleid zerfließt, wenn er solche Filme sieht, denkt er eben doch über alles und vor allem über sich selbst nach. Dass er manchmal nicht die Kraft hat genauso willensstark und tatkräftig zu sein, wie die Personen in diesem Film…Nun ja, er resigniert es nicht. Er verarbeitet es. Drum bat er mich, seine Worte mit in diesen Text zu nehmen.

                                              [...] Stolz, Freude, Glück, der Beweis es geschafft zu haben. Das Gefühl jemanden glücklich gemacht zu haben. Der Stolz, der einen stärkt und gutes bewirken lässt. Die Freude die wir erzeugen können, wenn wir den wichtigsten Menschen Danke sagen, sie zum lachen, aber auch zum weinen bringen können. Das Glück, dass einen Teil unseres tiefsten Inneren offenbart, unseres Ich's, unserer Menschlichkeit und der Gewinn, jedes Glück zu teilen und zu vermehren, so oft wie es geht. [...]

                                              Nichts ist schwerer, als das Leben da draußen vollkommen auszublenden und sich den wichtigen Dingen zu widmen, die einem gerade in fortschreitendem Alter immer wichtiger erscheinen werden. Ich bin zwar erst 21, maße es mir trotzdem einfach an, es zu wissen. Dass es so ist. Die Liebesgeschichte zwischen Allie und Noah ist außergewöhnlich und Ryan Gosling und Rachel McAdams spielen ganz, ganz großartig. Noah, der junge aus dem Mittelstand, der sich nach Allie, der unerreichbaren adeligen Schönheit sehnt. Was sich nach einer ausgelutschten Romanze anhört, wird nie wirklich ausgelutscht sein. Denn es gibt schlicht viel zu viele Arten eine solche Geschichte zu erzählen. Und diese ist anders. Und wenn ein Ende so einen Text aus mir rauskitzelt, dann brauche ich euch den Film längst nicht mehr wörtlich empfehlen.

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                                                Rocket Man: Filmtoast 16.02.2017, 19:28 Geändert 16.02.2017, 19:28

                                                - Spende -

                                                Alles, was wir geben mussten beschäftigt sich mit einem fiktiven, aber dennoch realistischem Szenario, nachdem Menschen zu „Spendern“ aufgezogen werden und nichts in ihrem Leben selbst entscheiden können. Alle Kinder, die herangezüchtet werden, gehen zunächst nach Hailsham, einer Art Schule für privilegierte, in dem ihnen erzählt wird, dass sie über der Grenze des Anwesens nicht überleben könnten. Einige Kinder, die es trotzdem versucht haben, wurden wenige Tage später Tot aufgefunden. Nachdem die Kinder, die indes auch ihre ersten menschlichen und intimen Erfahrungen machen, erwachsen werden, werden sie auf mehrere Orte verteilt, zu anderen „Spendern“. Dort dürfen sie ehrenamtlich arbeiten und anderen Tätigkeiten nachgehen. Alles ist vorherbestimmt. Eines Tages werden sie alle spenden, 1 Mal, 2 Mal, 3 Mal. So oft der Körper es eben mitmacht. Der Ablauf dieser widerlichen Geschichte wird auch im Film nicht beschönigt. Die Geschichte wird aus der Sicht der Hauptprotagonistin Kathy erzählt, die mit Tommy und Ruth zusammen aufwächst und ihre Lebenserfahrung hinter sich bringt. Eines Tages erfahren sie von einem ominösen „Aufschub“, den man beantragen kann. Dieser soll zwei Menschen, die sich innig lieben, vor der ersten Spende noch einige Jahre verschonen, damit sie sich lieben und miteinander Zeit verbringen können. Soweit das Szenario und die Knackpunkte.

                                                Worauf der Film aus ist, ist die Frage danach, ob diese herangezüchteten „Spender“ denn überhaupt als Mensch mit Seele und Geist bezeichnet werden können. Über ihre Entstehung im wahrsten Sinne erfährt man zunächst nicht zu viel. Nur das sie vermutlich modelliert wurden, nach Vorbild eines anderen Menschen. Man kann also davon ausgehen, dass sie entweder über das „Reagenzglas“ geschaffen wurden, oder durch Befruchtung, oder durch Gentechnik, die wir nicht kennen, was aber keine Rolle spielt, denn so oder so, sind sie Menschen. Man würde einem Kind, dass in der Babyklappe gelandet ist auch nicht vorwerfen, dass es minderwertiger sei, als andere, nur weil es niemand haben wollte. Die Frage nach dem Menschsein ergibt sich also zunächst ganz von selbst, ist moralisch und philosophisch von großer Relevanz. Trotzdem ist Rechtfertigung im Film selbst sehr faszinierend gelöst, was ich sehr begrüßte. Durch eine kleine Veränderung in unserer Welt könnte man den Sinn des Films nicht nur auf die Probe stellen, sondern ihn auch vollständig entkräften. Wenn jeder von uns einen „Organspendeausweis“ hätte, dann wäre die Menschheit vermutlich mit Organen genug versorgt und dieses schreckliche Szenario wäre nicht mehr als realistisch anzusehen, sondern nur als übertriebene Art der Überzeichnung.

                                                Alles, was wir geben mussten ist stark inszeniert und profiliert sich vor allem durch seine drei jungen und talentierten Schauspieler. Vor allem aber Carey Mulligan brilliert in der Rolle der Kathy. Habe ich ihr ehrlich gesagt nicht zugetraut, aber man lernt nie aus. Die Bandbreite an Gefühlen, die sie widerspiegelt ist faszinierend vielfältig und gefühlvoll. Sehr gelungen.

                                                Trotzdem blieben mir einige wenige Fragen unbeantwortet, was vielleicht auch gewollt ist, aber für mich nicht vollkommen zufriedenstellend ist. Das ändert aber rein gar nichts daran, dass der Film eine tragische Thematik gekonnt interpretiert und umsetzt und der Film gerade durch seine emotionalen Momente ordentlich punkten kann. Da gibt der Film alles, was über wenige Längen und Hänger hinweg trübt und insgesamt dennoch einen sehr nachdenklichen und erstaunten Eindruck hinterlässt.

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                                                  Rocket Man: Filmtoast 14.02.2017, 21:07 Geändert 14.02.2017, 21:09

                                                  - Dass vierte Rad -

                                                  Ganz weit hinten befindet sich Duncan in der Familienhierarchie. Durch den ekelerregenden und betrügerischen Freund seiner Mutter, Trent, weiß Duncan schon bald nicht mehr, wo sein Platz ist. Er ist zwar erst vierzehn, aber bekanntlich scheuen wir auch nicht davor zurüc,k zu sagen, Kindermund tut Wahrheit kund. Warum also sollte ein 14 jähriger das Leben nicht so realistisch und naiv sehen können, wie es letztlich auch ist. Die Familie fährt über den Sommer weg, zu diesem Trent, der mit allen zurecht kommt, nur nicht mit Duncan. Wohin mit der jungen Seele? Wo ist sein Platz?

                                                  Duncan fühlt sich ausgestoßen, wird auch von der eigenen Mutter nicht mehr wahrgenommen und ist das vierte Rad am Wagen.

                                                  So wie ich früher. Ich war als Kind früher mal etwas hibbeliger, als meine beiden Geschwister, was zu einem gestörten Verhältnis zu meiner Oma geführt hat, dass bis heute Bestand hat. Auch wenn der Umgang langsam ein besserer wurde, so bekam ich nie die Anerkennung, die alle anderen bekommen haben. Das Leben ist hart, find dich damit ab, Robin.
                                                  Und auch Zuhause war ich durch meine hinterfragende und hin- und hergerissene Haltung zu den Dingen, immer das schwarze Schaaf der Familie. Warum konnte ich das Leben nicht einfach so nehmen, wie es mein Vater immer zeichnete. Einfach scheiße, unangenehm, wie ein kalter Krieg des Lebens. War wohl einfach nicht mein Ding. Ich wollte schon als Kind mehr sehen, als für die meisten da war. Einen Sinn. Es hieß immer Robin wird nicht auf ein Gymnasium kommen, weil er zu blöd ist. Er wird nie Abitur machen, nie studieren und eines Tages in der Gosse landen und dort ausharren. Nun ja, okay, ich war auf einer Gesamtschule und hab dort mein Abitur gemacht. Bis zur 10 Klasse habe ich alles in der Schule für ein bisschen Anerkennung gemacht. Bis ich feststellte, dass es außer mir niemanden etwas angeht. Und schon gar nicht diesen einen Elernteil, der mir das alles immer schön schlecht geredet hat. Mit dieser Einstellung kommt man zwar nicht immer weit, manchmal sch*** man dann auf alles, aber ich zog die Schule durch, hatte Gefallen daran, erkannte mein Potential, dass ich lieber hier nutze, als woanders und machte das Abitur einfach. Immerhin konnte man in der Zeit noch ordentlich saufen, kiffen und Rauchen, spät in der Nacht nach Hause kommen und verbotene Dinge tun.
                                                  Und auch wenn ich eben das genoss, blieb mir die Fähigkeit, Prioritäten zu setzen und meine ganz persönlichen Werte zu verfolgen. Das gelang allen anderen in meinem damaligen Freundeskreis leider nicht. Meine aufgebauten Werte wollte sie also irgendwann nicht mehr haben. Und tschüss. Ich war also diszipliniert, machte ein super Abitur, versuchte mich an einem Studium und mache jetzt lieber doch eine Ausbildung. Naja, die Studiengänge von Heute sind aber auch betrügerisch. Immerhin wollte ich in der Sparte Informations- und Kommunikationstechnik studieren, hätte dafür aber 2 Jahre Elektrotechnik studieren müssen. Entweder bin ich einfach nur blöd, oder ich wollte einfach Informations- und bla blubb studieren und nicht Elektrotechnik. Komische Sache.

                                                  Duncan findet bald Freunde in einem Wasserpark, allen voran den lieben Owen.
                                                  Der liebe Owen mag den jungen, ist doch sein Schicksal ähnlich unzufriedenstellend gezeichnet, wie das von Duncan. Er gibt ihm einen Job im Wasserpark, gibt ihm die Chance aus sich rauszukommen, sich zu entspannen und Spaß zu haben. Duncan erkennt sich bald selbst nicht mehr. Er strahlt endlich mal. Er hat einen "Silver Lining" am Horizont entdeckt. Excelsio Duncan. Er kann sich nun endlich aus dem Familienleben zurück ziehen, denn er spielt sowieso die letzte Geige.

                                                  Dieser Silberstrahl erweckt das Leben in ihm. Ihm und Owen dabei zuzusehen, ist nicht mal ansatzweise so dramatisch, wie mein Kommentar bisher. Wirklich nicht.
                                                  Die traurigen Momente bleiben stets eher klein, spielen aber auch nicht die größte Rolle. Ganz im Gegenteil. Es sind die großartig lustigen Momente, die aus " Ganz weit hinten" ein Erlebnis machen, das hängen bleibt und tatsächlich zu Tränen rührt. Aber weil es sau lustig ist. Der Film ist eine Packung Hoffnung, die man nicht bei Amazon kaufen kann. Auch wenn mal so ein "Vorschlag" auf Amazon es vorgibt, es ist nicht real. Irgendwie musste ich bei real gerade an den Einkaufsmarkt denken. komisch. Aber auch da gibts die Packung nicht. Die gibt's leider nur im echten Leben und man sich um sie bemühen. Aber die Bemühung lohnt sich. Sie zahlt sich doppelt und dreifach aus.

                                                  Duncan lernt in diesem Wasserpark scheinbar alles für die Zukunft.
                                                  Und wenn ein Film mal so richtig emotional wird, nur weil ein 14 jähriger Junge in einer Wasserrutsche seinen Vordermann überholt, dann muss das Paket stimmen.

                                                  7,5 lustig, runde Punkte für eine Packung Hoffnung, die man doch tatsächlich bei Amazon in Form einer Bluray oder DVD kaufen kann. Für diejenigen, die wie ich manchmal nicht die Motivation haben, sich für so eine Packung allzu sehr zu bemühen, sei doch eher der Kauf des Films empfohlen. Ist manchmal einfacher und kostet gar nicht mal so viel. Ihr werdet es nicht bereuen.

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                                                    Das Leid vergangener Tage und die Kraft für Neue

                                                    „Es ist an der Zeit, euch zu entscheiden, Kinder“.
                                                    Mit diesem Satz kränken Eltern ihre Kinder tagtäglich. Und auch mich wollten meine Eltern mit eben jenem Satz zu Tode quälen. Mich und meine beiden Geschwister. Denn für meine Mutter war das Vertrauen und der Betrug an der Liebe und der langen Ehe irgendwann so düster und untragbar geworden, dass sie eines Tages von Dannen ziehen musste. Sie konnte und wollte es nicht mehr, denn es hätte sie in Leid ertränkt, wenn sie hier bei uns geblieben wäre.

                                                    „Es ist an der Zeit, euch zu entscheiden, Kinder“. Aber was?
                                                    Dass mir mein Vater besser gefällt, als meine Mutter? Dass ich meinem Vater seine Fehler auf die Schnelle verzeihe, alles hinter mir lasse und ein neues, ein unbekanntes Leben anfange? Für Kinder in ihren jungen Jahren folglich eine schwere Entscheidung, die sie mit ihrem klaren Verstand noch überhaupt nicht ergründen können. Wir hatten, bis auf mein älterer Bruder, noch überhaupt nicht genug gelernt, noch nicht genug von Moral und Ethik auf den Weg bekommen und noch nicht die Fähigkeiten erlangt, die es zu so einer Entscheidung braucht.

                                                    „Sollte ich meiner Mutter folgen, weil es gerecht ist? Weil sie nichts falsch gemacht hat und ich sie, wie nichts anderes auf der Welt liebe?“, dachte sich Robin schon im jungen Alter.
                                                    Er wusste, seine Mutter musste es für sich tun und letztlich nun mal auch für uns Kinder.
                                                    Wenn sie geblieben wäre, wäre sie vielleicht Heute nicht mehr da. Solche Versuche gab’s.
                                                    Es war ein schwerer Kampf mit dem Gewissen, mit der Psyche und mit der Menschlichkeit, aber wir Kinder wollten unsere Freunde und unsere bekannte Umgebung nicht verlassen.
                                                    Eine schwere Zeit, die sich durch Depression, Trauer und dem unbedingten Willen nach Gerechtigkeit kennzeichnete. Aber was ist gerecht?

                                                    Es war freilich eine schwere Zeit. Das Leid vergangener Tage. Nach langer Zeit erlangte meine Mutter die Kraft für Neue. Sie hatte zwar auch mit dem Alleinsein zu kämpfen, so wie ich seither immer, hat es aber geschafft weiter zu machen. Sie wollte uns jeden Urlaub zu sich holen, uns Taschengeld überweisen, uns auch trotz der großen Entfernung alles ermöglichen, was sie konnte und das macht sie zur besten Mutter dieser traurigen und verkommenen Welt, wie wir sie kennen.

                                                    „Und die Kraft für Neue“. Diese Hoffnung, die wir Kinder für sie sind und das neue Leben, dass sie nun begann, erinnerte sie daran, dass sie nichts von dem verloren hat, dass sie zurücklassen musste. Einfach nichts. Und auch die Kinder mussten sich damit arrangieren. Wie sollte man sonst leben? Das Leben gibt dem Leben keinen Sinn. Das müssen wir schon selbst tun. Es passieren überall auf der Welt schlimme Dinge. Jeden Tag. Unzählig viele gebrochene Herzen, Schandtaten und Kummer. Doch es steckt auch in allem eine Botschaft und ein Sinn. Gott fordert uns häufig heraus, aber nicht, um uns zu kränken, sondern uns die wichtigen Dinge erkennen zu lassen.

                                                    Der Verlust eines Elternteils, aufgrund der widerwärtigen Fehler des Vaters, kann durch nichts wirklich kompensiert werden. Man hasst einfach jeden dafür und fragt sich, weshalb das nicht einfach jemand anderem passieren konnte. In diesem Falle werden wir aber höchst selbst zu einem schlechten Menschen, weil wir es lieber anderen wünschen würden, die dann dasselbe Leid mit sich tragen, dass wir nun kennen.

                                                    Aber die Erde hat sich weiter gedreht, es fiel immer noch Schnee und auch der Sommer kam irgendwann im Jahr. Die Bratwurst vom Grill schmeckte auch noch und der entstandene Sarkasmus der vergangen Jahre sorgte oft für ein Lächeln auf den Gesichtern. Meine Mutter fand Arbeit, hat eine Wohnung, fühlt sich wohl und es ist alles besser geworden, als die Kurzsichtigkeit in anfänglichen Momenten des Leids zulassen wollte.

                                                    Patrick steht vor vielen dieser Entscheidungen, weshalb ich einen Teil meines Lebens noch mal Revue passieren lassen wollte. Und Lee Chandler, dem durch einen menschlichen Fehler alles genommen würde und sein Bruder Joe dann auch noch stirbt und er plötzlich für dessen Sohn die Verantwortung übernehmen muss, dann ist dieser Prozess die Kraft für neue Tage zu finden, noch ganz am Anfang. Lee resigniert das Geschehen, ist vollkommen überfordert, flüchtet vor sämtlichen tiefgehenden Gesprächen und versucht dennoch das Beste aus dem zu machen, was sein Gemüt noch zulassen möchte. Die Dialoge mit ihm und die mangelnde Fähigkeit zu kommunizieren, zeichnen seinen Charakter. Dabei durchlebt er unsagbares Leid, Entscheidungen, die ihn unaufhörlich an seine Vergangenheit erinnern und die Angst davor, für den Sohn seines Bruders zu sorgen und somit in eine neue Familie integriert zu werden.
                                                    Er hat Angst eine weitere Familie zu zerstören und geht dem möglichst oft aus dem Weg.
                                                    Aber er möchte auch das Richtige tun und trifft zum Ende einen wichtigen Kompromiss, indem er Patrick nicht aus seinem Heimatort Manchester by the Sea zieht, sondern alles so zufriedenstellend wie nur möglich arrangiert. Dabei trifft der Kompromiss auf sein eigenes, unverarbeitetes Leid zu, als auch auf Patrick, der mit der Veränderung noch gar nicht recht umgehen kann. Das Leben von Lee ist seit langer Zeit zerstört und der Weg zu neuer Kraft noch immer ein langer, aber stetiger Weg der Besserung.

                                                    Manchester By The Sea ist ein emotional und musikalisch hochgradig packender Film, der mit dem Verlust und dem Alleinsein arbeitet, dabei aber die Wege und Möglichkeiten zu einer Besserung niemals außer Acht lässt, auch wenn dies nun mal sehr schwer zu behandeln ist.
                                                    Ein Film mit unglaublich großem Herz, der zu Tränen rührt und vielen Menschen Leid vorhält, die schon einmal einen herben Verlust verkraften mussten. Ein wichtiger Film, nicht nur für diejenigen, sondern für uns alle. Denn einige Fehler müssen uns nicht andere vergeben, sondern wir selbst. Weil das Leben weiter geht, die Erde sich weiter dreht und die Kraft für neue Tage eine stetige, qualvolle, aber wichtige Aufgabe ist, ohne die das Leben keine Funktion mehr hätte.

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