SeraphinaZoe - Kommentare

Alle Kommentare von SeraphinaZoe

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    über Nezha

    Ich hoffe der Film kommt nicht erst in 2-3 Jahren fürs Heimkino ( wie z.B. im Falle von BIGFISH & BEGONIA geschehen ). 
    NEZHA und ein weiterer chinesischer Animationsfilm namens WHITE SNAKE verdienen einen baldigen (!) Leinwandeinsatz. 
    Immerhin kommt jeder mittelmässige Animationsfilm aus den USA innerhalb von Tagen oder spätestens Wochen auch hierzulande raus.

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    • Ich hoffe der Film kommt nicht erst in 2-3 Jahren fürs Heimkino ( wie z.B. im Falle von BIGFISH & BEGONIA geschehen ).
      NEZHA und ein weiterer chinesischer Animationsfilm namens WHITE SNAKE verdienen einen baldigen (!) Leinwandeinsatz.
      Immerhin kommt jeder mittelmässige Animationsfilm aus den USA innerhalb von Tagen oder spätestens Wochen auch hierzulande raus.

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        über Aladdin

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        Trotz aller Zweifel hat mich der Film absolut begeistert zurückgelassen! ^^

        Die vorherigen Disney Live Action Verfilmungen fand ich in der Vergangenheit recht durchwachsen.
        Cinderella z.B. konnte ich so gar nicht leiden und Dumbo hat mich so wenig interessiert, dass ich gar nicht erst dafür ins Kino gegangen bin. Andere Filme fand ich gut (Das Dschungelbuch) bis ganz o.k. (Die Schöne und das Biest).
        Doch nur "Maleficent" hatte mich bisher so "geflasht". Bisher. Nun hat auch "Aladdin" dasselbe geschafft. Hab das - ehrlich gesagt - nach dem Anschauen der Trailer nicht erwartet. Ich stellte mich auf einen Film ein, den ich grade noch so vielleicht ok finde, aber nicht mehr. Eine nette Überraschung! Professionelle Kritiken lese ich aus Prinzip seit Jahren nicht mehr, da sie für mich in der Vergangenheit oftmals irreführend waren und ich mir inzwischen lieber selber eine Meinung bilde.

        Die Live Action Verfilmung übernimmt natürlich den Grundplot der animierten Version, baut die Geschichte aber noch etwas mehr aus und verändert einige grundlegende Dinge (und das NICHT zum Schlechten).
        Dadurch gewinnt man zum Einen tiefere Einblicke in alle Charaktere und zum Anderen wirkt die ganze Geschichte weniger gehetzt (und spiegelt dadurch eine etwas realistischere Entwicklung der Geschehnisse wider). Letzteres ist im Übrigen ein allgemeiner Pluspunkt aller Live Action Remakes von Disney.

        Eine dieser positiven Veränderungen ist die Existenz von Dalia, Jasmins Kammerzofe (eigentlich was ganz natürliches, denn welche Prinzessin hatte zur damaligen Zeit KEINE Zofe und stromerte stattdessen allein durch den Palast herum? Eben!) Doch Dalia ist noch viel mehr. Sie ist zudem Jasmins Vertraute und Komplizin und ... noch etwas! Aber das wäre ein ZU großer Spoiler, wenn ich es verrate.
        Außerdem wird die Rolle von Jasmins letzterem Verehrer ein wenig ausgebaut. Erstens ist er ein junger Schwede (was daran liegt, dass Jasmin wohl alle orientalischen Freier schon vergrault hat) und zweitens ein absolutes Comic-relief (nicht besonders helle und verwechselt zudem - mit üblen Folgen für ihn - den gezähmten Tiger Rajah mit einer gewöhnlichen Hauskatze ^^).
        Jasmin selber wurde charakterlich erweitert. So interessiert sie sich nicht nur dafür heimlich aus dem Palast zu schlüpfen um etwas Freiheit zu genießen, nein die Belange des Sultanats liegen ihr wirklich am Herzen und sie lernt sich eifrig politische Grundbildung an (was v.a. Jaffar sauer aufstößt, weil Frauen seiner Meinung nach zu schweigen haben).
        Die grösste charakterliche Veränderung hat der Sultan von Agrabah bekommen, Jasmins Vater. Er ist hier zwar ein gütiger und gerechter Herrscher (und nicht so infantil naiv wie sein animiertes Pendant ... was diesen im Grunde als Staatsoberhaupt disqualifiziert), aber auch er vertraut dem Falschen (Jaffar, der ihn auch hier mit seinem Schlangenstab hypnotisiert) und sperrt Jasmin absichtlich innerhalb der Palastmauern ein, weil er Angst um ihr Leben hat (wie es aussieht wurde seine indische Ehefrau vor Jahren ermordet und dieses Schicksal möchte der Sultan natürlich seiner Tochter ersparen).
        Der Schurke Jaffar ist zwar anziehend und einschmeichelnd (was viele Zuschauer anscheinend zu stören scheint, was mich wiederum wundert, denn schließlich paart sich Boshaftigkeit nicht automatisch mit Hässlichkeit), aber trotzdem ein eiskalter Schuft, der über Leichen geht um zu bekommen, was er will. Außerdem bekommt er hier eine interessante Vergangenheit, welche seine Bösartigkeit sogar ein wenig erklärt (und wenn man das weiterspinnt, hätte das auch Aladdins Werdegang werden können, wenn dieser sich dem Hass hingegeben hätte).
        Aladdin wird hier als sehr athletischer (klar!), aber auch gelegentlich unsicherer Charakter dargestellt (v.a. wenn er als Prinz auftritt) und das sorgt für diverse amüsante Fettnäpfchen (ich sag nur: Konfitüren). Doch Aladdins Unsicherheit ist ebenfalls realistisch, denn woher sollte ein gewöhnlicher Straßendieb die Gepflogenheiten des sultanischen Hofes kennen? Dschinni selber ist auch ganz verblüfft über Aladdins Art, ist er doch an hochrangige und heimtückische Meister gewöhnt. Doch genau diese menschenfreundliche, ungelenke Haltung Aladdins ist es, was den Dschinni schließlich seinen Freund werden lässt.
        Zu Aladdin gibt es nicht viel mehr zu sagen, als was ich oben erwähnt habe. Nur, dass er gegenüber Jasmin weniger wie ein angeberischer Aufreißer auftritt. Und das ihn zunächst niemand erkennt, weil Dschinnis Art von Zauberglanz über ihm dies verhindert. Diese Erklärung finde ich sehr gut, denn - ehrlich gesagt - ließe dies die Charaktere doch ziemlich blöde erscheinen, wenn sie andere Charaktere nach nur 1 Tag nicht wiedererkennen würden, nur weil diese plötzlich schickere Klamotten anhaben.
        Der Dschinni selber ist ein ähnlich durchgeknallter Chara wie sein animiertes Pendant. Doch Will Smith versucht gar nicht erst wie der Dschinni-Vorgänger Robin Williams zu sein und dessen Spiel zu kopieren, sondern zieht sein eigenes Ding durch und das auch noch überzeugend. Am Ende der Geschichte wird sein Schicksal zudem ein wenig abgewandelt (was ich persönlich begrüsse, da es für ihn selber ein besseres Happy End darstellt ... und darauf kommt es schließlich an). Er ist das Herzstück des Filmes und ich persönlich mag Wills Dschinni genauso gut leiden, wie Robins Dschinni. ^^

        Die Handlung des Real-Filmes finde ich etwas logischer und abgerundeter als die der animierten Version. Mehr möchte ich dazu nicht verraten. Auch deshalb nicht, weil die Logik hier oft im Detail liegt und ich hier keinen Roman schreiben mag (die Rezension ist eh schon lang genug! ^^).
        Nur eines: Weil der Film länger ist, gibt es auch einige nette Extra-Szenen. Auf Anhieb fällt mir da der "Erntetanz" im Palast ein. Hier tanzen Jasmin und Aladdin zusammen (nebst anderen Paaren) eine Art orientalischen Tanz (wobei ich nicht beurteilen kann ob es sich dabei um einen echten Tanz handelt, denn Aladdins Bewegungen erinnern ein wenig an Breakdance ^^). In dieser Szene zeigt auch Dschinni, dass er gute Marionettenspieler-Qualitäten besitzt, denn er ist es, welcher Aladdins Bewegungen steuert, da dieser natürlich keine höfischen Tänze kann (Kompliment hier an Aladdins Schauspieler Mena Massoud, der es anfangs wirklich so aussehen lässt, als wären Aladdins Gliedmassen an unsichtbaren Fäden aufgehängt und die Bewegungen leicht unnatürlich -> vgl. z.B. in Ratatouille mit Linguini der durch die Ratte Rémy gesteuert wird).

        Optisch ist der Film einfach bombastisch. Eine absolute Augenweide. Sowohl die Kulissen, als auch die Kostüme und Requisiten sind ein Blickfang. Hier haben sich einige im Voraus darüber beschwert, dass es zu indisch ( Bollywood ) und zu wenig arabisch aussieht (wobei ich mich frage, wie die Leute das eigentlich erkannt haben wollen, ich wage mal zu behaupten, dass keiner von denen ein orientalischer Historiker ist?)
        Aber das Märchen Aladdin selber ist ein Mischmasch an orientalischer Kultur (arabisch, indisch, persisch und sogar chinesische Einflüsse wurden dort verwoben), also von daher ist es mir herzlich egal. Es sieht großartig aus und darauf kommt es mir letzten Ende an, nicht auf irgendwelche Authentizität (die hier sowieso grösser ist als beim animierten Film) ... und die durch die alleinige Existenz des Dschinnis eh negiert wird (da ein Dschinn nun mal eine mythologische und keine historische Figur ist).
        Der Dschinni bekommt mehrere "Looks" im Film. Seine ursprüngliche Form (nämlich die des blauen, leicht ätherischen Lampengeistes) kommt allerdings genauso oft vor wie die von Will Smith im Oriental-Outfit! ^^
        Am schönsten sieht jedoch Prinzessin Jasmin aus. Die britisch-indische Schauspielerin selber, als auch ihre Garderobe.
        Aber auch die sehr detailliert ausgearbeiteten Sets (v.a. im Palast und auf dem Markt) sind nicht zu verachten.
        Die Spezialeffekte sind auch sehr gut. Nur der Dschinni wirkt in seiner Geistergestalt ein wenig unnatürlich (wobei sich hierbei auch die Frage stellt, wie ein natürlicher Dschinni aussehen müsste ... er ist schließlich nicht komplett solide, sondern hat eine leicht ätherische Gestalt). Von allen Realverfilmungen hat wohl (schätze ich mal) bisher Aladdin die meiste Anzahl an Spezialeffekten (was aber eben der Story verschuldet ist).

        Schauspielerisch konnten mich alle Darsteller überzeugen. Sie gehen völlig in ihren Rollen auf und es ist mir eine Freude ihr Spiel zu beobachten. V.a. Will Smith als Dschinni spielt seine Figur mit soviel Leidenschaft, dass es mich wundert, warum Disney den Film nicht in "Aladdin und der Dschinni" unbenannt hat.

        Die Songs (wieder komponiert von Alan Menken) sind auch dieses Mal toll anzuhören. Die bekannten Lieder wurden zunächst einmal instrumental aufgepeppt und im Text etwas verändert. Dazu kommt eine neue instrumentale Vertonung (die sehr orientalisch klingt) und Jasmin erhält einen eigenen Song namens "Speechless", welcher sie noch mehr zu einem Power-Girl macht (ich würde mich nicht wundern, wenn dieser für den Oscar als bester Originalsong nominiert wird).

        Alles in Allem eine absolut gelungene Live Action Adaption eines berühmten Disney-Klassikers. Definitiv sehenswert für alle die an den Realverfilmungen von Disney interessiert sind (jene, welche diese nicht interessieren, aber trotzdem ihre Freizeit verschwenden wollen, werden sowieso nur nach dem Suppenhaar suchen, egal wie der Film ausfällt).
        Meiner Tochter hat der Film sehr gefallen und jetzt möchte sie auch das Buch zum Film haben und auch den Soundtrack (diese kann sie sich dann von ihrem kürzlich erhaltenen Geburtstagsgeld kaufen ^^).

        Ich jedenfalls freue mich auf die zukünftigen Disney Live Action Verfilmungen, von denen ich die meisten wohl anschauen und - hoffentlich - mögen werde. Zunächst ist im Sommer "Der König der Löwen" dran, dann im Herbst "Maleficent 2" und nächstes Jahr "Mulan". Wie es dann weitergeht, werd ma schauen. "Ariel" würde sich empfehlen, aber dafür will man eventuell etwas zeitlichen Abstand zu "Aquaman" aufbauen. ^^

        • Wurde hier ganz schön an der Nase herumgeführt. *lol*
          "Friedhof der Kuscheltiere" von Stephen King ist mein Lieblings-Horrorbuch.

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            SeraphinaZoe 07.04.2019, 01:45 Geändert 07.04.2019, 03:53

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            Der "Friedhof der Kuscheltiere" (immer noch der blöde dt. Titel) ist weder ein Remake noch eine werkgetreue Neuverfilmung geworden ... sondern eine weitere Interpretation zweier bekannter Horror-Filmemacher ... eine unheilvolle Vision des Stoffes! Die Veränderungen der Story, welche hier vorgenommen wurden, finde ich allerdings sowohl nachvollziehbar als auch logisch. Stephen King selber meinte, dass viele Highways nach Tampa führen können ... Hauptsache man kommt dort an!
            Wer die Trailer nicht gesehen hat, kommt sogar in den Genuss mehrerer überraschender Wendungen ... ansonsten ist nur das Ende wirklich überraschend (zumindest für Kenner der Geschichte, ob durch Buch oder Film). Dieses ist nämlich ganz anders als im Original ... doch keine Angst! Es ist gewiss kein Happy End (zumindest nicht für jene, die klar im Kopf sind), sondern noch böser und gemeiner als in der Vorlage. King war jedenfalls davon begeistert (ob er sich wünschte ihm wäre dies beim Schreiben eingefallen?)
            PET SEMATARY ist mein Lieblings-Horror-Roman von King und mich stören die Neuerungen nicht. Nur unverbesserliche Buchpuristen dürften sich wirklich auf den Schlips getreten fühlen.

            Handwerklich ist der Film großartig geworden. Die schaurige Atmosphäre durch Bild und Ton ... die Maske (nicht nur die der Kinder im Film) ... alles ist erste Sahne und bringt den Horror der Story gut rüber.
            Der Film ist zwar blutig geworden aber nicht sehr splatterhaft (und das muss er auch nicht sein um einen Horror-Effekt zu erzeugen).
            Ich freue mich, dass auch die Mystik der Buchvorlage verwendet wird. So ist der Wald hier fast schon ein Nebencharakter mit seinem "sauren Boden" und dem "Flüstern direkt in den Kopf" (wie Ellie so schön sagt). Er wirkt auch optisch weit mehr unheilvoll als der relativ harmlos dargestellte Wald in der ersten Verfilmung. Wie eine omnipräsente, stille Bedrohung. Auch die darin hausende mystische Kreatur - von den früheren Ureinwohnern als Wendigo bezeichnet - wird hier behandelt. Der übernatürliche Strippenzieher der gesamten Geschichte. Leider wird sie nicht wirklich gezeigt, nur als schemenhafter Schatten im Wald angedeutet und ansonsten nur als Legende erwähnt ... was mich als Fan mystischer Wesen etwas enttäuscht hat. Andererseits verstehe ich die Beweggründe, warum man das Wesen nur vage behandelt. Es würde den anderen Horrorelementen gegenüber möglicherweise zu antiklimatisch entgegenwirken und von ihnen ablenken. Außerdem würde eine offene Darstellung der Kreatur ihr das Mysteriöse rauben.
            Immerhin ist Rachels verstorbene Schwester Zelda gut in Szene gesetzt worden. Damals noch von einem dürren Mann dargestellt wird sie hier endlich von einem Mädchen gespielt ... und Junge! Ist die Maske der todkranken Invalidin gut geworden. Dazu lassen die Filmemacher die Zuschauer das eklig klingende Knacken der deformierten Gliedmaßen und der verdrehten Wirbelsäule hören, was den Gruselfaktor nur noch stärker unterstreicht. Die alte Zelda mag sich zwar als Horror-Ikone festgesetzt haben, doch die neue Zelda unterstreicht diesen Effekt noch stärker (auch dank der immer noch in den Köpfen der Verängstigten festsitzenden Alt-Zelda).
            Die dezente "Zombie"-Maske von Ellie Creed finde ich ansprechend und unheimlich ... gerade WEIL sie so dezent ist, erscheint das Kind mit dem einem bläulich-blassen, leicht verzogenen Gesicht (zu sehen an einem Auge) und dem mit Draht zugenähten Hinterkopf so erschreckend ... wirkungsvoller und schrecklicher als es je eine verfaulende Zombie-Fresse sein könnte (manchmal ist eben weniger mehr). Ein sog. "uncanny valley" Effekt!
            Und nicht zu vergessen die untote Katze Church! Optisch immer noch eine recht niedliche - wenn auch schmutzig-blutverkrustet-zerzauste - Maine Coon Katze, bestehen ihre Zombie-Eigenschaften hauptsächlich aus Gestank und bösartiger Verhaltensstörung (da frisst sie z.B. genüsslich aus dem Bauch eines noch zappelnden kleinen Vogels ... obwohl - viele Katzen sind wohl sadistische kleine Mörder, also von daher ...). Ein unheilverkündender Begleiter durch die Geschehnisse des Films.

            Die Schauspieler wissen ebenfalls zu überzeugen. Einige Darstellungen sind sogar besser als in der ersten Verfilmung (da beziehe ich mich v.a. auf den Vater). Jason Clark bringt durch seine Mimik den langsam wachsenden Verzweiflungs-Wahnsinn des ehemals pragmatischen Arztes Louis Creed gut zur Geltung. Amy Seimetz tut das gleiche für ihren Charakter, Mutter Rachel und ihre Trauma-bedingten Halluzinationen von ihrer toten, kranken Schwester Zelda (später wohl auch durch die Macht des Waldes induziert). John Lithgow ist als freundlicher, hilfsbereiter alter Nachbar und Kenner des historisch-mystischen Geheimnisses dieser Gegend, Jud Crandall, genauso gut wie der verstorbene Fred Gwynne (beide spielen den von der Macht des Waldwesens emotional manipulierten Mann hervorragend).
            Auch das Spiel der Kinderdarstellerin Jeté Laurence alias Ellie Creed finde ich überzeugend und unheimlich.

            Noch eine kurze Anmerkung so nebenbei: Die dramatischste Filmszene könnte gut als schockierende "Sicherheit am Steuer" Werbung fungieren (Kein Handy während der Autofahrt!)

            Alles in Allem finde ich die neue Verflilmung des PET SEMATARY gut gelungen. Der Meister des Horrors, Stephen King ist derselben Meinung (und der Mann ist nicht leicht von den Verfilmungen seiner Bücher zu überzeugen).
            Der Film scheint so entstanden zu sein, als ob die Filmemacher die Buch-Vorlage samt einer VHS der alten Verfilmung auf dem Haustier-Friedhof begraben hätten und diese sind wieder auferstanden ... aber anders als davor (Zitat: They don't come back the same!" wie Jud so schön sagte).

            Im Abspann folgt ein modernes Cover des Songs "Pet Sematary" (ehemals von der 80er Jahre Gruppe "The Ramones" gesungen).

            PS:
            Im Netz gibt es Gerüchte, dass evtl. ein Prequel geplant wäre. Dieses könnte die mystische Vorgeschichte des Haustierfriedhof behandeln. Ich bin gespannt ob und was das sein wird.
            Aber zuerst freue ich mich auf "ES - Kapitel 2", welches voraussichtlich im September in den Kinos erscheinen wird.

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              SeraphinaZoe 21.02.2019, 16:08 Geändert 21.02.2019, 16:20

              Es ist Jahre her seit ich die Mangavorlage gelesen habe (ich weiß aber noch, daß sie mir nicht besonders gefiel, weil sie extrem splatterhaft war). Am ehesten erinnere ich mich aber an den Anime. Diesbezüglich kann ich behaupten, dass diese Verfilmung sich recht nahe an dessen Anime-Vorlage hält und damit den Titel einer guten Adaption auch wahrlich verdient hat.
              Die Story ist definitiv ins Science Fiction Genre des Cyberpunk einzuordnen. Das Worldbuilding ist so düster wie interessant. Die Handlung spielt auf der Erde viele Jahrhunderte in der Zukunft (genauer gesagt im Jahr 2563), als die Menschen von der Erde den Mars längst besiedelt haben und inzwischen sogar gegen die Nachfahren dieser Siedler kämpfen mussten. Wobei dieser Krieg ebenfalls schon 300 Jahre zurückliegt.
              Die Mehrheit der Menschheit ist ausgelöscht und der Rest darbt in verschrotteten (wortwörtlich) Mulitkulti-Städten daher. Ein Großteil der Menschen besteht nun aus Cyborgs (Menschen mit mehr oder weniger kybernetischen Körperteilen). Gesetze gibt es kaum welche (wenn dann eher solche wie man sie aus dem Wilden Westen kennt), Gesetzeshüter überhaupt keine (nur registrierte Kopfgeldjäger). Aber die Regel, dass die Menschen von der Erde nicht in die schwebende, verankerte Stadt Zalem gelangen dürfen ist wirklich bindend. Dieser angeblich paradiesische Ort für die Oberschicht, bleibt hingegen in diesem Film so mysteriös wie für die Charaktere hier unerreichbar.
              Das Himmelsstadt-Konzept a la Zalem wurde allerdings schon mal in einem westlichen Film aufgenommen, dem Matt Damon Film "Elysium" aus dem Jahre 2013.
              Die Handlung selber ist nicht extrem Aufsehen-erregend. Sie entspricht am ehesten Filmen wie "Blade Runner" (und natürlich dem verschmähten Realfilm "Ghost in the Shell") aber mit weitaus mehr Action und weniger Philosophie (letzteres ist allerdings - zumindest hintergründig - dennoch vorhanden, ohne den Film intellektuell auswuchern zu lassen).
              Dennoch fiebert man als Zuschauer mit dem kleinen wieder-erweckten Cyborg-Mädchen ohne Gedächtnis, auf ihrer Selbstfindungsreise voller Zuneigung und Gewalt zweifellos mit. Die Nebencharaktere (der Straßenjunge und Alitas love interest Hugo, Alitas "Reparateur" Dr. Ido, seine Ex-Frau Shiren) kommen hier ein bisschen zu kurz, zumindest was ihre Vergangenheit betrifft (man erfährt wirklich nur das Allernötigste). Die Schurken sind zwar astrein böse (wie in solchen Filmen üblich), haben aber zumindest etwas Persönlichkeit (so verquer sie auch sein mag).
              Das Schauspiel der Darsteller ist hingegen gut (trotz wenig Möglichkeiten dieses hier richtig zu entfalten).
              Die unzweifelhaften Stärken des Filmes liegen allerdings im visuellen Bereich.
              Die Optik des Filmes ist nicht nur bombastisch, sondern eine regelrechte Offenbarung.
              Selten hat man menschliche Charaktere und CGI-Motion-Capture Charaktere so gut miteinander agieren sehen. Selten war die ebenfalls computergenerierte Kulisse so eindrucksvoll anzuschauen (eigentlich war es bei mir das letzte Mal bei AVATAR, dass mich sowas so sehr beeindruckt hat).
              Alitas Augen-Design, welches für soviel "uncanny valley" Furore im Voraus bei den Zuschauern ausgelöst hat, wirkt nun überhaupt nicht störend. Es gehört zu ihrem Image der niedlich aussehenden Kampfmaschine eben dazu (ebenso wie ihr "Berserker"Körper). Die fortschrittliche Erd-Technologie finde ich übrigens interessant dargestellt, aber noch viel interessanter finde ich die weitaus fortschrittlichere (teilweise vergessene) Mars-Technologie. Ich hoffe, ich bekomme die Gelegenheit, mehr davon zu sehen.
              Kulissenmässig sieht Zalem am Besten aus. Man sieht die Himmelsstadt zwar nur von unten (sowie die Versorgungs-/Verankerungs-Pipelines), aber das reicht schon, um visuell beeindruckend zu wirken. Ich frage mich, wie es oben nun tatsächlich aussieht (ich habe den Manga nie zu Ende gelesen und im Anime sieht man die Stadt ebenfalls nur von unten).
              Als Zuschauer kann man so wunderbar in diese Sci-Fi-Welt eintauchen und sie wie eine reale, authentische Welt betrachten.
              Für eine Altersfreigabe von 12 Jahren ist der Film auch ziemlich brutal geraten. Ich nehme an, weil die Mehrheit der Todesopfer kybernetisch ist und deren Blut bläulich-grün gehalten wurde, konnte die FSK die Altersfreigabe so niedrig wie möglich halten. Auch weil bei den wenigen rein menschlichen (bzw. tierischen) Opfern nicht voll mit der Kamera draufgehalten wurde (was einigen Splatterfans der Original-Manga-Vorlage evtl. nicht schmecken dürfte).
              ALITA - BATTLE ANGEL schliesst zwar seine Handlungsstränge ab, hat aber an sich ein offenes Ende. Ich vermute es ist auf eine Trilogie ausgelegt. Ich würde wirklich gerne die Fortsetzung(en) sehen. V.a. wie Alita Zalem zerstört bzw. dessen gottgleichen, unmenschlich grausamen Herrscher vernichtet.
              Allerdings muss der erste Film dafür genügend einspielen. Es liegt nun an den Zuschauern ob sie endlich mal ANDERE Filme erfolgreich werden lassen, als nur Superhelden-Filme (welche in Zukunft die einzigen phantastischen Filme bleiben werden, wenn ihr lieben Leutchen alle anderen Filme dieses Genres verschmäht ... was einfach nur langweilig sein wird). Verdient hätte ALITA - BATTLE ANGEL den Erfolg allemal. Viele der Zuschauer sind ebenfalls meiner Meinung (nur die professionellen Kritiker sind etwas verhaltener, aber auf die höre ich persönlich inzwischen ÜBERHAUPT NICHT mehr).

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              • 7

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                Viele Leute wird dieser Film enttäuschen. Nämlich jene, welche eine weitere „Robin Hood“ Verfilmung erwarten. Denn das hier ist keine. Nicht wirklich. Es ist ein sozial- und religionskritisches Action-Drama (mehr Action als Drama), welches die Robin Hood Thematik nur als Aufhänger benutzt, um moderne, weltpolitische Missstände anzuprangern. Allerdings nur an der Oberfläche kratzend, denn im Großen und Ganzen ist „Robin Hood“ ein action-reicher Unterhaltungsfilm.

                Was einem beim Anschauen gleich auffällt, dürfte die starke Verwendung von Anachronistischem sein. Sowohl, was die Kostüme betrifft (die einerseits an heutige Straßenkleidung bzw. Designerkleidung oder eine Mischung aus historisch-modern erinnern), als auch die Waffen (die im dargestellten Irakkrieg … äh sorry … im Kreuzzug zu sehende „Maschinen“Armbrust zum Beispiel) und die Lebensweise der Bewohner von Nottingham bzw. der arabischen Stadt (viel zu modern fürs Mittelalter ... wenn sich so viele Leute der "ethnic minorities" Gruppierungen in dieser mittelalterlichen Stadt rumtummeln, dann wundert es mich nicht mehr, dass der muslimische Krieger aus dem Feindesland einfach so ganz offen durch die Straßen von Nottingham laufen kann, weil er überhaupt nicht als Fremder auffällt!).

                Visuell erinnert dieser Film mich außerdem stark an Guy Ritchies „King Arthur – Legend of the Sword“ (allerdings ohne ein derart wildes Szenenbild oder soviel CGI). Leider scheint er auch genauso wenig erfolgreich. Denn die Zuschauer von heute interessieren sich offenbar viel mehr für Superhelden-Filme und andere Action-Streifen (gern auch mit seichter Handlung) und weniger für eine moderne Dartstellung klassischer historisch-mythischer Stoffe.
                Vielleicht hätte man den Film lieber sowas wie „Hood – Legend of the Archer Thief“ genannt. Das hätte zumindest weniger falsche Erwartungen bei der Zuschauerschaft ausgelöst.

                Vorhersehbar war die Story - aufgrund der handlungstechnischen Änderungen zur Original-Sage - auch nicht wirklich.
                Doch wenn man die seltsam anmutenden Modernisierungen und das Actionfilm-Format akzeptiert hat, kann man den Film auch genießen! ^^

                Mir hat der Film jedenfalls unerwarteter weise ganz gut gefallen. Wenn auch gewiss nicht als „Robin Hood“-Verfilmung. Davon gibt es definitiv bessere.
                „Robin Hood – König der Diebe“ mit Kevin Costner aus dem Jahre 1991 bleibt für mich auch weiterhin die beste Verfilmung des berühmten Sherwood Forest Räubers. ^^

                FAZIT:
                Ein durchaus sehenswerter Film, für alle Zuschauer, die einen unterhaltsamen Abendfilm mit ein bisschen politischer Hintergrundbotschaft sehen wollen … und KEINE Robin Hood Puristen sind.

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                • 9
                  SeraphinaZoe 13.01.2019, 00:26 Geändert 13.01.2019, 11:29

                  *
                  "Mortal Engines - Krieg der Städte" ist eine großartige Steampunk-Dystopie!

                  Die Geschichte spielt mal ausnahmsweise nicht in den (ehemaligen) USA, sondern weitestgehend in Europa und später dann in Asien.
                  Nach dem berüchtigten 60-Minuten-Krieg in der Vergangenheit (von unserer Gegenwart aus gesehen in naher Zukunft), bei dem "dank" einer neuartigen furchterregenden Waffe die gesamte menschliche Zivilisation fast komplett vernichtet wurde, ist die Menschheit quasi zurück in die Steinzeit katapultiert worden und steckt zum Zeitpunkt der Handlung in einer Art Steampunk-artigen weiter entfernten Zukunft. In dieser haben unsere Nachfahren gelernt, dass sie - um zu überleben - wie die Nomaden umherziehen müssen und es wurden schließlich mobile Städte bzw. Dörfer auf Rädern gebaut. Damit hatte das Zeitalter der sog. Raubstädte angefangen. Da die Ressourcen dennoch immer knapper wurden, haben grössere Städte die Kleineren immer wieder überfallen, um deren Rohstoffe zu erbeuten.
                  Die Handlung setzt hier an, in der ersten Sequenz wird ein solcher Überfall (London greift ein kleines deutsches (?) Dorf an) in Szene gesetzt. Hier treffen auch die Hauptcharaktere - die umherstreunende Rebellin Hester Shaw und der junge Technik-begeisterte Archäologie-Lehrling Tom Natsworthy aus London - aufeinander, und schlittern (wortwörtlich) nach einem missglückten Attentat auf den zwielichtigen Leiter der Archäologengilde - Thaddeus Valentine - in ein Welt veränderndes Abenteuer. Sie treffen auf menschenfressende Sklavenhändler, untote Cyborg-Kopfgeldjäger und fliegende Widerstandskämpfer und versuchen zu verhindern, dass Valentine sprichwörtlich (und auch wortwörtlich!) die Büchse der Pandora öffnet um mit einem Angriff auf eine extrem befestigte, asiatische Großstadt unter der Führung des Dalai Lama (?). seine Weltherrschaft zu starten. Klingt seltsam? Ist es auch. Aber dennoch ist das Ergebnis grandios geworden, meiner Meinung nach (und ich bin mit recht niedrigen Erwartungen an den Film herangegangen).

                  Die Handlung ist größtenteils unvorhersehbar. Das trifft z.T. auch auf die Charaktere zu. Klar! Manche der Charas sind typisch schwarz-weiß gezeichnet, bei Anderen ist man sich nicht sicher was man von ihnen halten soll, während ein paar sogar komplett überraschen (gute Charaktere entpuppen sich als böse und jene, die man für böse hielt entpuppen sich als gute).
                  Das World-Building ist sehr interessant (und ausbaufähig).
                  Die weitestgehend ernste, action-lastige und abenteuerliche (gar brutale) Handlung wird gelegentlich sogar von humorvollen Einlagen durchbrochen. Wenn sich Londons Museums-Kuratur z.B. darüber beklagt, dass das Gewackel bei der Städtejagd fast die Statuen der amerikanischen Gottheiten zerbrochen hätte ... und zeigt auf große Plastik-Figuren, welche die gelben Minions (aus dem gleichnamigen Animationsfilm) darstellen (man hätte stattdessen auch die Simpsons nehmen können). ^^ Oder wenn Tom bei einer Essenspause bemerkt, dass die gefundenen verpackten Snacks die Hester grade verdrückt schon seit Jahrhunderten abgelaufen sein müssen und sie ihm versichert, dass DIESE Snacks nie verderben (und bezieht sich damit auf die urbane USA-Legende der angeblich unsterblichen Mini-Gebäck namens Twinkies). ^^
                  Auch die Tatsache, dass Tom - über die Maßen begeistert - vom Fund eines Toasters ist (welcher zu den sog. "Old-Tech"Gegenständen gehört) und ihn zu den anderen Museumsstücken (darunter Smart-Phones und PC-Bildschirme) dazustellt, bringt einen schon irgendwie zum Schmunzeln.

                  Visuell ist der Film einfach nur BOMBASTISCH! Hier liegt eindeutig die größte Stärke des Filmes.
                  Von kleinsten Requisiten, über die Kostüme bis hin zu den Kulissen und den Spezial-Effekten ... alles ist erste Sahne! Kein Wunder! Hat doch WETA-Workshops (u.a. Herr der Ringe, AVATAR und der Hobbit) ihre Finger mit im Spiel. Und sie lieben Detail-Verliebtheit (wurde auch zu Recht für den Oskar "beste visuelle Effekte" nominiert!)
                  Besonders die Retro aussehenden Maschinen schieben den Film eindeutig ins Steampunk-Genre. Die teilweise 1900-er Klamotten vieler Charaktere nicht zu vergessen (und die Luft-Piratin Anna Fang erinnert mich optisch irgendwie an Fullmetal Alchemist).

                  Alles in Allem hab ich mich - unerwarteter weise - extrem gut vom Film unterhalten gefühlt und kann ihn auch empfehlen. Zumindest jenen, die Geschichten mit neuartigen Ideen zu schätzen wissen.
                  Normalerweise würde ich ebenso schreiben, dass ich mich auf die Forstsetzung freue. Doch zu dieser wird es wohl nicht kommen, denn der Film ist leider finanziell gescheitert. Was ich überhaupt nicht verstehen kann. Hat er doch alles, was ein Blockbuster-Genrefilm braucht. Ich mochte ihn sogar besser als den ersten "Hunger Games" Film.
                  Langsam zweifle ich an der Gesinnung meiner Mitmenschen (inkl. der sog. prof. Kritiker) bzgl. Filmen. Da wird jeder Superhelden-Film begeistert konsumiert, selbst wenn dessen Story mau ist ... während wirklich innovative, originelle Geschichten, wie diese hier, weitestgehend abgelehnt werden. Das verstehe wer will!
                  Immerhin kann man den Film durchaus alleine für sich stehen lassen. Der erste Handlungsbogen wird hier nämlich abgeschlossen. Dennoch bleibt das Ende ein wenig offen, was daran liegt, dass die Buchvorlage ein Mehrteiler ist (wobei jedes der Bücher anscheinend ein eigenes Abenteuer erzählt).

                  A'propos Buchvorlage: Wer wissen möchte wie die Story weitergeht, der kann zu ebendieser zurückgreifen.
                  Mortal Engines - Krieg der Städte
                  Mortal Engines - Jagd durchs Eis
                  Mortal Engines - Der Grüne Sturm
                  Mortal Engines - Die verlorene Stadt

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                  • 8
                    über Aquaman

                    Bombastisches Unterwasser-Action-Abenteuer!
                    *
                    Eigentlich ist die Handlung von "Aquaman" sehr einfach gehalten. Eine Schnitzeljagd/Quest auf der Suche nach Poseidon's Dreizack, der dem ersten König von Atlantis gehörte, ein magischer Gegenstand welcher seinem Träger ungeheuerliche Macht über die Ozeane und alles was darin schwimmt, verleiht (gab's zuletzt schon in "Fluch der Karibik - Salazars Rache").
                    Ein ernsthafter familiärer Streit zwischen zwei Halbbrüdern bei der es um die Herrschaft über Atlantis geht und einen möglichen Krieg mit der Oberwelt, wobei der jüngere Bruder und aktueller König Orm ziemlich ruchlos vorgeht während der ältere - aber dafür halbblütige - Arthur Curry (alias Aquaman) ... nunja, heldenhafter ist (gab's mit Thor vs Loki schon in diversen Filmen). Dazu noch die Kabbeleien von Mera, der schlagkräftigen, hydrokinetisch begabten Ex-Verlobten des Orm von Atlantis mit Arthur Aquaman (welche zudem optisch doch sehr an Ariel erinnert ...fehlt nur noch die Fischflosse). Ein afroamerikanischer ruchloser Hochsee-Pirat, der sich Black Manta nennt (reimt sich irgendwie auf "Black Panther") und Aquaman Rache für den Tod seines (piratischen) Vaters geschworen hat. Viele Verfolgungsjagden, ein Gladiatoren-artiger Zweikampf, Unterwasser-Schlachten ... sowie eine nicht ganz so unterschwellige Umweltbotschaft über die Verschmutzung der Meere! Das alles sind recht simple Story-Elemente. Doch ist es zum Einen die optische Ausschmückung der Handlung und zum anderen die schauspielerische Leistung der Hauptcharaktere, die den Film ordentlich aufpeppen und sehenswert machen.
                    Visuell kann sich der Film nämlich absolut sehen lassen. Es wird ordentlich geklotzt nicht gekleckert. Atlantis (und überhaupt die gesamte Unterwasserwelt) sieht einfach fantastisch aus. Zudem hat man sich sehr viel Mühe damit gegeben, die Haare der Charaktere per CGI so aussehen zu lassen, als würden sie tatsächlich unter Wasser "schweben". Diesbezüglich kann ich also absolut nicht meckern.

                    Auch wenn Orm charakterzeichnerisch (noch) nicht an Loki heranreicht, finde ich dass die Schauspieler in ihren jeweiligen Rollen (so kurz sie in manchen Fällen auch sein mögen) sehr aufgehen und sogar simplen Dialogen mit ihrem Können entsprechendes Flair verleihen, sodass die Szenen letztlich besser rüberkommen als es mit weniger begabten Schauspielern wohl der Fall wäre.
                    Im Übrigen muss ich sagen, dass "Aquaman" der Marvel-hafteste DCEU-Film überhaupt ist. Trotz Tiefsee-Szenarien kommt die Story nicht extrem düster rüber. Es gibt sogar einige gelungene, humorvolle Szenen (welche man zum größten Teil dem Titelcharakter verdankt).
                    Trotz einer Länge von 141 Minuten war der Film recht kurzweilig und sehr unterhaltsam.
                    Ich freue mich auf die bereits in Planung befindliche Fortsetzung. Nachdem die Origin-Story um Aquaman die handlungstechnischen Weichen gestellt hat (welche noch recht stereotyp sind), dürfte es in dem/den Folgenfilm(en) dann richtig losgehen.

                    PS:
                    Für die Zuschauerinnen ist der sexy Aquaman Mamoa zudem ein weiterer Grund den Film als wahre Augenweide zu betrachten. ^^

                    • 7 .5
                      über Venom

                      *
                      Laut Angaben im Internet spielt diese Story außerhalb des MCU. Somit ist diese Welt hier quasi unsere (jungfräuliche) Welt, welche (offensichtlich) noch nie mit Ausserirdischen Kontakt hatte. Was erklären würde, warum der menschliche Protagonist, der Sensations-Reporter Eddie Brock, ganz aus dem Häuschen ist, als von Aliens die Rede ist (und die er mal ganz salopp mit E.T. vergleicht). Ganz offenbar hat der Mann (und der Planet auf dem er lebt) weder die Avengers noch irgendwelche ausserirdischen Angriffe erlebt.
                      Es erscheint daher unwahrscheinlich, dass Venom es hier jemals (in einer eventuellen Fortsetzung) mit Spider-Man zu tun haben wird. Nicht dass er ihn nötig hätte. Die Story funktioniert ganz wunderbar ohne einen Superhelden. Außerdem gäbe es da von Seiten des Filmstudios rechtliche Probleme habe ich mir sagen lassen.

                      Venom selbst würde ich zudem nicht wirklich als Schurken bezeichnen. Eher als Antihelden auf Speed/LSD. Eddies persönlichen Schutzengel ... oder besser Schutzdämonen! ^^
                      Zuerst war ich wegen der niedrigen Altersfreigabe von 12 Jahren besorgt. Zwar gibt es hier enorm viel brachiale Gewalt, doch es fliegen keine Körperteile herum und auch das Kopfabbeissen findet eher gefühlt als gesehen statt (off-screen). Gebrochene, verdrehte Gliedmaßen (Eddie) dürften hier das Schlimmste sein, was man zu sehen bekommt. Tote gibt's naturgemäß auch, aber auf die wird eben nicht mit der Kamera voll drauf gehalten (bis auf die Experiment-Menschenopfer natürlich). Erinnert mich diesbezüglich an die Jurassic Park bzw. World Filme. Der Film funktioniert jedenfalls auch mit dieser nicht allzu hohen FSK ganz gut.

                      Der Regisseur Ruben Fleischer (Zombieland) hat hier zudem eine Riesenportion an schwarzem Humor untergebracht. Das Zusammenspiel zwischen Eddie und dem Symbionten Venom ist bizarr, grostesk und einfach nur köstlich anzusehen (und anzuhören).

                      Optisch ist der Film sehr opulent gehalten (was ja inzwischen eine Selbstverständlichkeit in diesem Genrefilm ist). Venoms Design halte ich für sehr gelungen (und anscheinend sehr nah am Comic gehalten).
                      Die Schauspieler, allen voran Tom Hardy, sind ebenfalls überzeugend.
                      Keine Dialoge wirken deplatziert oder sonstwie albern.
                      Ich kann diesbezüglich also nicht klagen.

                      Allerdings hat der Film meiner Meinung nach eine Art Handlungslücke. In der Zeit in welcher Eddie und Venom sich trennen und dann wieder zusammenfinden, vergehen gefühlt nur einige Stunden bzw. höchstens ein Tag. Danach sind sie plötzlich ein Herz und eine Seele (bildhaft gesprochen). Das kommt mir ein wenig seltsam vor. Da hätte der Film ruhig eine Viertelstunde einschieben können um dieses Phänomen zu erklären (v.a. was Venom während der Trennung erlebt hat, das zu diesem Sinneswandel führte). Eddies und Venoms Gegenspieler Dr. Carlton Drake, der Wissenschaftler und Chef der Firma Life Foundation, hätte auch ruhig ein bisschen mehr ausgearbeitet werden können. Etwas mehr Hintergrundwissen zu seinem Leben (vielleicht als Rückblende) hätte dem Film meiner Meinung nach gut getan. Seine Motivationen (welche in letzer Zeit vergleichsweise häufig in Filmen thematisiert werden) sind nämlich für den Zuschauer durchaus nachvollziehbar und sogar legitim dargestellt (was letztlich irgendwie unheimlich erscheint ... wenn man dem Schurken nickend zustimmen kann). Lediglich seine Methoden sind unethisch und kriminell. Wie auch immer!
                      Das rasante Erzähltempo bedeutet aber auch, dass die Handlung zügig voranschreitet und keine Sekunde lang den Zuschauer langweilt. Bis hin zum Action-strotzendem Finale.

                      FAZIT:
                      Eine gelungene Comic-Verfilmung über einen Marvel Antihelden! Mit kleinen Abstrichen!

                      PS:
                      Mein Kinosaal war zum Bersten voll und als der Abspann anlief, hat mindestens der halbe Saal geklatscht. Zuvor haben sie bei den schwarzhumorigen Szenen gelacht (eine erwünschte Reaktion). Ich schließe daraus, dass die Normalo-Zuschauer mit dem Film zufrieden waren (anders als die professionellen Kritiker).

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                      • 9 .5
                        SeraphinaZoe 05.12.2017, 00:41 Geändert 05.12.2017, 00:43
                        über Coco

                        *
                        Genau wie der 2014 erschienene Animationsfilm "Manolo und das Buch des Lebens" dreht sich auch Pixar's "Coco" um das Thema "Día de los Muertos" - den mexikanischen Tag der Toten (wobei Letzerer tiefer in die Materie eintaucht, während ersterer eher an die Sage um "Orpheus und Eurydike" erinnert und mehr an die spanische als die mexikanische Kultur erinnert). Wie man im Film erkennen wird, beinhaltet dieser Tag alles andere als eine Trauerveranstaltung oder eine Gruselshow, sondern ein Festival zu Ehren der geliebten verstorbenen Familienmitglieder und der Vorfahren. Ein religiös synkretisches Fest, entstanden aus dem heidnischen, indianischen Ritus der Azteken und dem Brauchtum der katholischen spanischen Einwanderer. Von der UNESCO vor einigen Jahren zum Weltkulturerbe erklärt. Soviel dazu.

                        Die Inhaltsangabe spar ich mir mal. Die steht in der amazon Produktbeschreibung.
                        Die Handlung scheint zunächst etwas geradlinig und vorhersehbar zu sein, doch hat der Film einige überraschende Wendungen in petto.
                        Außerdem ist er emotional sehr packend (drei mal flossen bei mir Tränen während der Handlung). Ich verrate auch mal allgemein, dass der Schluss ziemlich bittersüß ist.
                        Für die Kinder ist "Coco" eine erste Annäherung an das Thema Tod. Keine schaurige Annäherung sondern eine zum normalen Lebenskreis dazugehörende. Eine ziemlich ungewohnte Darstellungsweise für den westlichen Kulturkreis - nicht so aber für die Mexikaner!
                        Wie man an den begeisterten Reaktionen der mexikanischen Zuschauer/Kritiker lesen kann, gibt "Coco" die mexikanische Kultur perfekt wieder. Kein Wunder! Hat man für den Film - während der Arbeiten an dem Werk - noch einige mexikanische Berater zusätzlich ins Boot geholt (darunter auch besorgte Künstler, welche starke Kritik an Disney ausgeübt haben, als diese vor einigen Jahren den damaligen Titel des Filmes - welcher noch "Dia de los Muertos" lautete - markenrechtlich schützen lassen wollten ... was man in Mexiko als unverschämten Versuch einer Aneignung ihres Kulturguts verpönte). Wie ein Featurette verrät, haben sich die Macher vor Ort sehr genau die mexikanische Lebensart (sowie Historie) eingeprägt und sie auch detailliert wiedergegeben. Das zeigen sowohl die farbenfrohen Dinge im Filmhintergrund, als auch die Verhaltensweisen der Charaktere. Egal ob im Film Szenen enthalten sind, welche das goldene Zeitalter des mexikanischen Kinos aufzeigen, oder amüsante Allegorien, welche an die berühmte mexikanische Malerin Frida Kahlo erinnern oder auch Miguels Sidekick, den Strassenhund Dante, welcher einer uralten (zu Azteken-Zeiten mystisch verklärten) mexikanischen Nackthunderasse namens Xoloitzcuintli angehört ... alles scheint durch und durch vom mexikanischen Geist durchzogen zu sein. In Zeiten von Trumps Politik der Abschottung der USA von Mexiko, ist "Coco" regelrecht eine Liebeserklärung von Hollywood an Mexiko ... welche dazu - unbeabsichtigt - ein gutes Timing hinlegt!

                        Optisch ist der Film eine Augenweide! Ich hab schon zuvor die detailverliebten, farbenfrohen Hintergründe erwähnt, welche - im Land der Lebenden - die mexikanische Kultur sehr gut wiedergeben. Zudem hat Pixar das Kunststück bewerkstelligt, Skeletten visuelles Leben einzuhauchen, sodass sie weder gruselig noch lächerlich erscheinen (viel besser dargestellt als bei "Tim Burton's Corpse Bride - Hochzeit mit einer Leiche"). Gelungen ist das v.a. indem man ihnen Augäpfel und ausdrucksstarke Mimik gegeben hat (ihre knochigen Gesichter spiegeln perfekt ihre Emotionen wider - nicht sehr realistisch, aber es wirkt!)
                        Das Land der Toten sieht toll aus. Extrem vollgestopft - mit immer weiteren neuen Bewohnern ... weil ja immer mehr Tote nachkommen, sieht man unten aztekische Pyramiden, in der Mitte Bauten aus der Kolonialzeit und oben immer weiter modernere Behausungen! Ein besonderes visuelles Schmankerl ist zum einen die goldene, bewegliche, ätherisch wirkende Blüten-Brücke als Verbindungsglied zwischen dem Reich der Toten und Lebenden (bestehend aus Ringelblumenblüten, welche - laut mexikanischem Brauchtum - eine wegweisende Funktion für die Toten haben sollen) und die leuchtend-bunten "Alebrije" als hybrid-animalische Geistführer im Land der Toten (tierähnliche Fantasiefiguren, entstanden aus dem Fiebertraum eines mexikanischen Künstlers und nun als beliebte Werke von mexikanischen Bildhauern und Malern fungieren). Auch die riesige Cenote (talartiges - mit Wasser gefülltes - Kalksteinloch, häufig vorkommend in der mexikanischen Landschaft) sieht wunderschön aus.

                        Zwar ist Pixar's "Coco" kein Musical-Film wie die üblichen Disney-Animationsfilme ... doch enthält es soviel Musik und Gesangszenen, sodass es fast wie eines rüberkommt. Man hat für die Sprech-und Singszenen mexikanischstämmige US-Amerikaner hergenommen. Sogar für die "Sprechrolle" des Xolo-Hund Dante hat man anscheindend sogar einen Hund verwendet, welcher zur selben Rasse gehört.
                        Für den Soundtrack hat man hauptsächlich Instrumente wie Trompeten und Gitarren, aber auch Okarinas, etc verwendet. Die Musikstücke klingen auch typisch mexikanisch. Egal ob altertümlich, oder modern. Der Titelsong "Remember Me" wird wohl auch als Oskar-Kandidat gehandelt.

                        Alles in Allem ein rundum gelungener Animationsfilm, welcher den rel. neuen Weg der Darstellung einer globalen Vielfalt des Disney-Imperiums (angefangen mit "Princess & the Frog" über "Brave", "Frozen", "Moana" und jetzt "Coco") weiterverfolgt und vertieft. Selbst wer sich nicht für diese neue Politik der Animation interessiert, bekommt einen kurzweiligen, zu Herzen gehenden, Musik-trächtigen Film, welches zugleich ein tolles Animationskunstwerk ist. Absolut sehenswert!

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                        • 9 .5
                          über mother!

                          *
                          Es ist wirklich sehr schwer, diesen Film zu beschreiben, ohne die Handlung zu spoilern.
                          Besagte Handlung entwickelt sich zu einer immer mehr surrealen und äußerst verstörenden Geschichte. Bah! Das ist noch untertrieben. Für mich ist es die krankeste Sch**ße seit Lars Triers „Antichrist“. Und das ist nicht im schlechten Sinne gemeint. Im guten Sinne aber auch nicht. „Mother!“ ist für mich einfach jenseits von gut und böse.
                          Am Ende habe ich mich dazu entschieden dem Film die Höchstwertung gegeben, weil er zwar schrecklich ist, aber eine geniale Allegorie darstellt (wenn man sich die Mühe macht, diese herauszufinden).
                          Worum geht es? Ein schönes Haus auf einer großen Lichtung im Wald. Ein Ehepaar, welches dort glücklich zusammen lebt, bis die ersten ungebetenen Gäste erscheinen … woraufhin alles immer schneller den Bach runtergeht!
                          Er, ein unsterblicher Dichter und sie, das Herz des Hauses (diese meine Worte bekommen nach dem Anschauen des Filmes eine doppelte, unheimliche Bedeutung).
                          Es spielen namhafte Darsteller (Jennifer Lawrence, Javier Bardem, Ed Harris und Michelle Pfeiffer, etc.) in „Mother!“ mit und die schauspielerische Leistung ist daher klasse!
                          Die einzige Kulisse ist das einsame schöne Haus auf der Lichtung, was eigentlich klaustrophobisch anmuten könnte, es jedoch nicht tut, denn hier ist nicht das freundliche, lichtdurchflutete Haus der Gegner, wie man annehmen könnte, sondern die Gäste, welche es besetzen.
                          Der Film ist psychologischer Horror mit einer guten Portion Splatter (der schockierenden Art) gegen Ende. Dazu ist die Geschichte absolut unvorhersehbar und sogar zum Schluss weiß man eventuell nicht, was man da gesehen hat. Ich habe noch minutenlang völlig verstört auf die vorbeieilenden „end-credits“ geschaut.
                          Ich dachte mir nur, ob Darren Aronofsky beim Drehbuch-Schreiben auf Droge war. Aber ich kenne seine Filme. Sie haben immer eine tiefere Bedeutung. So auch hier. Wenn ihr klug seid, werdet ihr die hintergründige Botschaft erraten. Wer dazu nicht in der Lage ist (wie ich *lol*), der sucht im Netz nach einer Erklärung. Ich brauchte nur einen Stups in die richtige Richtung. Und dann folgten die Aha-Momente, als ich mir die einzelnen Filmszenen in Erinnerung rufte.
                          SPOILER (für die Ungeduldigen)
                          Die häufige Bezeichnung des Hauses als ihr gemeinsames Paradies durch das Ehepaar. Der erste männliche Gast, welcher eine nicht heilende Wunde an seinem Brustkorb hat. Seine neugierige Ehefrau die später dazu stößt, ins private Zimmer des Ehemanns eindringt und die Dekoration, ein filigranes Kristallherz, versehentlich kaputt macht. Der Rauswurf der beiden Gäste aus dem Haus durch den wütenden Ehemann. Die Söhne der beiden Gäste, die in einer Eifersuchtsszene aufeinander losgehen, bis der eine den anderen tötet und daraufhin auf der Flucht ist. Das neugeborene Baby, welches später von der unerwünschten Gäste-Masse in einer rituellen Zeremonie mit Gebeten verzehrt wird. Das alles ist eine Allegorie auf die Religion, genauer gesagt die wichtigen Elemente der Bibel. Doch Aronofsky ist sowohl Atheist als auch Umwelt-Aktivist. Daher ist der Ehemann hier ein Schöpfergott, welcher jedoch von seinen Fans extrem psychisch abhängig ist (so wie es hier dargestellt wird, ist das eine sehr atheistische Darstellungsweise ... ein Gott kann ohne seine Anhänger nicht funktionieren ... bzw. die Glaubenden machen einen Gott aus) und seine Ehefrau ist die Mutter Natur, welche ihr Haus mit rundem Grundriss (die Erde) ständig renoviert und in Ordnung halten will (und einen immer schwächer werdenden Herzschlag in den Wänden hört, sowie blutende "Wunden" im Haus sieht) , während die unerwünschten, herumwuselnden Gäste (Menschheit) das besagte Haus zuerst verschmutzen und später regelrecht auseinander nehmen und die Hausherrin (Mutter Natur) gar nicht beachten oder gar total geringschätzen und am Ende sogar schänden (Umweltzerstörung). Auch das Baby kann als Jesusopfer-Allegorie gelten, aber auch als Personifikation der natürlichen Ressourcen, welche von den Menschen unbekümmert konsumiert wird (hier durch auffressen dargestellt). Das immerwährend brennende Ölheizofen-Feuer im Keller ist der Erdkern und die von der Ehefrau schliesslich herbeigeführte Ölexplosion am Ende kann auch eine große Naturkatastrophe sein als Rache von Mutter Natur (z.B. der Ausbruch eines Supervulkans, der die Menschheit auslöschen könnte).
                          SPOILER ENDE

                          „Mother!“ ist eine Allegorie. Der Film hat soziale, politische, psychologische und v.a. religiöse sowie ökologische Motive. Das angebliche Spukhaus/Okkultismus/Home Invasion -Thema ist nur Tarnung. Es ist kein 08/15 Horrorfilm. Und schon gar nicht für die breite Masse gedacht. Sogar ich selber (die ich doch meist in der Lage bin satirische Filme zu begreifen) konnte zunächst nicht viel mit dem Film anfangen. Bis ich auf der Suche nach irgendwelchen Erklärungen ging und sie im Netz auch letztlich fand. Ich wusste zunächst nicht, ob ich diesen Film – aufgrund seiner abscheulichen Handlung – hassen sollte (ich ging nämlich völlig unvorbereitet in den Film und war nach dem Anschauen wie vor den Kopf gestoßen). Doch nachdem ich mir ein paar erklärende Worte der Filmbeteiligten im Netz durchlas, konnte ich wiederum die einzelnen Details dann selber richtig zuordnen und nun finde ich Aronofskys Darstellung des Themas einfach nur genial.
                          Sein Aufruf an uns scheint zu sein: „Lasst es nicht in Blut und Feuer enden, wie hier im Film dargestellt!“
                          Den Film als hassenswert und verstörend anzusehen, ist offensichtlich die Absicht des Regisseurs. Schade nur, dass viele ihn hassen, ohne sich die Mühe zu machen, die Story richtig begreifen zu wollen.
                          „Mother!“ der Filmtitel kommt letztlich auch wie ein Ausruf, in dem Bedauern mitfließt rüber.
                          Damit ist „Mother!“ ein psychologischer Horrorfilm mit etwas Splatter und zugleich eine allegorische Satire auf diverse Dinge (wie schon oben erwähnt).
                          Es ist keinesfalls ein Horror-Filmchen, welchen man sich zur Entspannung mal nach Feierabend anschaut. Gruselig ist es allemal, aber in anderer Hinsicht.

                          FAZIT:
                          Wer bizarre und groteske Filme wie „Antichrist“ von Lars von Trier ertragen konnte und auch sonst satirische/allegorische Geschichten mit einer gehörigen Portion Surrealismus (besonders der Marke "Darren Aronofsky") mag, dem kann ich „Mother!“ uneingeschränkt empfehlen (bis auf die Altersbeschränkung welche "ab 16" lautet). Und über die hintergründige Botschaft kann man hinterher noch nachgrübeln.
                          Wer darauf absolut keine Lust hat, der sollte es lieber gleich sein lassen. Kein Sinn, sich mit dieser Einstellung den Film anzutun. Damit er/sie sich später nicht beschweren muss, dass er/sie nur mit dem Film seine/ihre wertvolle Lebenszeit vergeudet hat.

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                          • 4

                            Ich bin vom Film enttäuscht. Ich hatte vor ca. 7 Jahren den 1. Band der Reihe gelesen und es dabei belassen. Soweit ich mich erinnere, war mir die Geschichte zu langweilig. Die Folgebände hab ich mir dann nicht mehr angetan. Dennoch habe ich der Verfilmung eine Chance gegeben in der Hoffnung, sie würde die Spannungskurve etwas anheben. Bei THE VAMPIRE DIARIES hat es ja geklappt. Das Buch fand ich mies, doch die TV-Serie dann trotzdem gut. Einen ähnlichen Effekt hatte ich mir auch hier gewünscht. Pustekuchen!
                            Filme sind ja meist anders als ihre Buchvorlagen. Das trifft hier auch zu. Dennoch ist der Film genauso handlungsmässig lahm wie dessen Vorlage.
                            Es passiert hier einfach zu wenig. Und das Wenige wird auch noch in die Länge gestreckt. Erst gegen Ende kommt ein wenig Action auf.
                            Ansonsten bietet FALLEN erstmal über eine Stunde gepflegte Langeweile. Nerviges Hin-und-Her Liebesgesülze (Haben wir uns nicht schon mal getroffen? Ich bin mir sicher, dass wir uns von irgendwoher kennen! Du lügst, ich weiß wir haben uns vorher gekannt! Wieso stößt du mich von dir? Ich liebe dich! ... Bleib weg von mir! Ich bin ein emotionales Wrack! Können wir spazieren gehen? Du solltest dich wirklich von mir fernhalten! Es warst immer nur du! Du darfst mich nicht küssen! Ich liebe dich schon ewig! ... etc.) inkl. eines kleinen Liebesdreiecks der diese angeblich große Liebe in meinen Augen in Frage stellt (weil ihr Schwarm sie abgewiesen hat knutscht sie ganz offen mit dem "bad boy" herum, welcher daraufhin vom Schwarm vermöbelt wird) ... viel Selbstmitleid der Protagonistin, die sich von der Welt unverstanden fühlt und bei ihrer Zimmernachbarin stetig ausheult ... ein paar mysteriöse Andeutungen der anderen Mitschüler ... Pöbeleien mit einer bekloppten Mitschülerin mit einem Aggressionsproblem ... Schulunterricht, der hier offenbar nur daraus besteht andauernd vom Krieg der Engel zu faseln (wobei ich mich frage wieso die ungetaufte, ungläubige Protagonistin am Religionsunterricht - oder was das sein soll - teilnehmen muss) ... eine Suff-Party im Wald ... ... ein paar Visionenfetzen über vergangene Zeiten ... eine umkippende Engelsstatue, welche die Protagonistin fast erschlägt ... ein Brandunfall, bei dem sie fast drauf geht ... die große Enthüllung ... das war's dann auch schon mit der Handlung! Viele Fragen bleiben im Kopf des Zuschauers zurück! Das Ende bleibt offen!
                            Ebenso offen ist auch die Verfilmung des zweiten Bandes!
                            FALLEN war eigentlich 2015 fertig. Die Veröffentlichung wurde jedoch in Deutschland auf Juli 2017 verschoben. In den USA soll er erst im Herbst anlaufen. Bleibt abzuwarten, ob mit Erfolg! Bisher hat der Film sein 40 Mio $ Budget noch nicht mal eingespielt.
                            Wenn der Film FALLEN als extra-lange Fernseh-Pilotfolge zu einer TV-Serie angedacht gewesen wäre, hätte meiner Meinung nach noch was draus werden können. Aber so wartet man auf eine Fortsetzung der unfertigen Geschichte, welche höchstwahrscheinlich niemals kommen wird.

                            FALLEN ist wie eine Mischung aus ganz viel TWILIGHT (nicht als Kompliment gedacht) und etwas VAMPIRE ACADEMY und ein klein wenig BEAUTIFUL CREATURES (wobei ich die beiden Letztgenannten eigentlich ganz gut mochte, weil dort zumindest mehr Story vorhanden war).

                            Was soll ich noch sagen?
                            Lob für die paar gelungenen Spezialeffekte, das schicke Design der Engelsflügel und das nette in Szene-Setzen der barocken Schloßkulisse (welche im Film als Handlungsort dient, sprich als Internat / Besserungsanstalt für kriminelle oder psychisch labile Jugendliche).

                            Ich würd mal sagen, der Film FALLEN ist sehenswert für TWILIGHT-Fans. Die Stories sind sich ja recht ähnlich (im Ernst, das ist nicht nur so dahergesagt). Bloß, dass hier die Vampire durch Engel ersetzt wurden.
                            Eventuell noch für hartgesottene Fans von sehr schnulzigen Mystery-Romanzen.
                            Alle anderen sollten lieber einen weiten Bogen um FALLEN machen. Wer hingegen auf moderne Engelsgeschichten mit etwas mehr Action steht, sollte lieber zur TV-Serie DOMINION greifen ... oder - wie ich - auf die Verfilmung von ANGELFALL warten (falls die wirklich kommen sollte), welche kein Mystery-Liebesdrama ist, sondern postapokalyptische Dark Fantasy mit Horrorelementen (und mit einem Schuss Romantik).

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                              Wenn ich nicht das Original-Remake von 1999 (das echte Orinal ist ein Schwarzweißfilm aus dem Jahre 1932, welchen ich allerdings nie gesehen habe, weil Schwarzweiß-Filme nicht mein Ding sind) angeschaut hätte, hätte mir diese Verfilmung wohl besser gefallen (vielleicht hätte es sogar für 3 Sterne gereicht). Doch so hatte ich irgendwie ständig Déja-Vus in den einzelnen Szenen. Viel zu viele für meinen Geschmack.
                              Der Anfang des Filmes gefällt mir noch einigermaßen gut. Auch wenn ich es seltsam finde, dass man die Mumie der ägyptischen Prinzessin im Irak findet ... ist das nicht ein etwas zu großer Fußmarsch für die alten Ägypter? Außerdem hätten sie doch nicht einfach so ins damalige Perserreich einmarschieren können um ihre Leichen dort abzuladen? Der hiesige persische König hätte sicher was dagegen gehabt.

                              Die Unterschiede zum Original-Remake sind eindeutig:
                              Die Story spielt jetzt nicht mehr Anfang der 20-er Jahre des 20.sten Jahrhunderts (wie im Original-Remake), sondern in der Gegenwart. Es geht hier sehr modern zu. Was den altmodischen nostalgischen Charme der frühen Archäologie irgendwie zerstört.
                              Das Geschlecht der Mumie wurde vertauscht. Ich hatte zuerst sogar den Eindruck, dass man hier die Geschichte aus der Sicht von Anck-Su-Namun (der Geliebten von Imhotep) erzählt. Aber Ahmanet ist eine ganz andere Person wie sich rausstellt. Und sie handelt nicht aus Liebe (wie Imhotep) sondern Machthunger.

                              Aus irgendeinem Grund fanden die Filmemacher, dass eine wiedererweckte Mumie wohl nicht ausreicht um eine befriedigende Handlung abzugeben (was für diesen Film sogar zutrifft). So wurden noch andere Monster (nämlich Dr. Jekyll & Mr Hyde) hinzugefügt, was mich irgendwie an den "Van Helsing" Film mit Hugh Jackman erinnert (da wurden auch Dracula, Frankenstein und der Wolfsmensch zusammengefügt). Ist mir persönlich zu viel.

                              Jetzt noch ein paar vereinzelte Kritikpunkte, welche sich jedoch zusammen kumulieren und daher von Bedeutung für meine Bewertung sind.
                              Der von Cruise in Notwehr getötete Kumpel spukt als blutender Geist herum und nur Tom Cruise kann ihn sehen. Das hat man aus den American Werwolf-Filmen geklaut, in welchen die Opfer den Werwolf als Geister verfolgen. Völlig unnötig und entbehrlich.
                              Die Sklaven-Mumien hier sind im Grunde keine Mumien, sondern Sklaven-Zombies. Um eine Mumie zu sein, muss man mumifiziert werden und nicht einfach bloß ausgesaugt. A'propos: Die Prinzessin wird hier NICHT lebend mumifiziert (wie im Film erzählend im Rückblick gesagt wird), sondern lebend in einem Sarkophag begraben. Wenn sie lebend mumifiziert worden wäre, hätte sie diese Prozedur nicht überlebt, da man bei der altägyptischen Mumifizierung sämtliche Organe (einschließlich des Gehirns) dem normalerweise Toten entnimmt. Eine in Mullbinden eingewickelte Person macht noch lange keine Mumie aus. Die Mumifizierung war eine langwierige Prozedur. Sie dauerte mindestens 40 Tage.
                              Ich will ja den amerikanischen Leuten nicht ihre geschichtlichen Kenntnisse absprechen (doch will ich ^^), aber vor 2000 Jahren (die Zeit in welcher die Vorgeschichte um die Prinzessin hier im Film stattfindet) stand Ägypten schon lange unter der Herrschaft Roms. Die große Blütezeit des alten Ägyptens und seiner Pharaonen (vor 2000 Jahren herrschte der römische Kaiser Tiberius und die römische Provinz Ägypten unterstand seinem Präfekten) und seiner vielen Götter (zuletzt gab es v.a. den Isis-Kult und sogar eine grieschich-ägyptische Mischgottheit: Serapis) war da schon längst passé. Man hätte wohl die Vorgeschichte wohl lieber vor 4000 Jahren stattfinden lassen sollen. Wäre zumindest glaubwürdiger rübergekommen. Jetzt könntet ihr mir Kleinlichkeit vorwerfen, aber der historische Blödsinn, welcher hier verzapft wird, ist so signifikant, als hätten die Filmemacher behauptet England im Hochmittelalter stünde noch unter der Herrschaft des römischen Imperiums. Soviel zum historischen Hintergrund, der hier dem Gott des modernen Horrors und dem Gott der Unlogik vollständig geopfert worden ist. Das Original-Remake hat zumindest die ägyptische Geschichte respektiert (ich erinnere mich liebevoll an die Ägyptologin und Bibliothekarin Evelyn wie sie z.B. sagt: "Thutmosis ... hierhin gehörst du nicht!" und das Buch dann an seinen korrekten Platz verfrachtet ... bevor das Regal zusammenbricht! ^^).
                              Der altägyptische Wüsten-Gott Seth ist NICHT Satan, wie hier von Dr. Jekyll angedeutet wird (quasi als Satan mit altem ägyptischen Namen). Er ist höchstens einer seiner Vorbilder (war aber v.a. der Widersacher des Sonnengottes Horus).
                              Wieso zum Geier hat die Mumien-Prinzessin Macht über mittelalterliche christliche (!) Kreuzritter-Leichen? Kann sie auch Dinosaurier-Skelette "zum Leben" erwecken? Oder sämtliche Leute auf dem Friedhof (das wäre dann aber ein Remake von "Die Nacht der lebenden Toten" geworden)?
                              Und wieso die Rabenvögel? Die gehören doch wohl eher zum europäischen Mythos um den Tod (ich habe zumindest noch nie was von Raben/Krähen in der ägyptischen Mythologie gelesen).
                              Die Geschichte von Ahmanet ist allgemein betrachtet ziemlich dünn und sehr stereotyp. Im Grunde weiß man nur über sie, was auch schon im 2.Trailer gezeigt wurde, dass sie machtgeil ist und dafür über Leichen geht. Und dass sie dafür die Kräfte des Gottes Set benutzen will, sowohl im Leben als auch danach. Das war's auch schon, was man über die Frau erfährt. Mehr gibt's da nicht zu wissen (da hatte Imhotep mehr zu bieten).!

                              Die Optik ist hier zumindest bombastisch. Auch wenn ihr Charakter ansonsten recht hohl ist, ist Ahmanet (in lebendem Zustand) ein Augenschmaus. Und ihre doppelte Pupille samt Iris ist ein netter gruseliger Einfall. Auch die größeren Spezialeffekte sehen toll aus. Auf visueller Ebene kann man also nicht klagen.

                              Schauspielerisch ist der Film solide. Es gibt hier wohl keinen Oskar-Kandidaten, aber für einen Action-Horror-Streifen reicht es ('s gibt weitaus schlechtere Schauspielleistungen in diesem Genre).

                              FAZIT:
                              Nein, dieser Film landet nicht in meiner DVD-Sammlung. Ich leihe ihn mir evtl. später noch als amazon video (hoffentlich als amazon prime) aus, um ihn nochmal genauer anzuschauen, falls ich doch was Inhaltliches übersehen haben sollte. Obwohl ... einmal anschauen sollte eigentlich genügen.

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                                SeraphinaZoe 17.06.2017, 11:20 Geändert 17.06.2017, 11:21

                                Ich bin ein Fan der ersten Stunde der "Pirates of the Caribbean" Filmreihe.
                                Auch der fünfte Teil steht seinen Vorgängern in Nichts nach.
                                "Salazars Rache" ist genauso abenteuerlich, actionreich, humorvoll, mystisch, romantisch und einfallsreich wie die Filme zuvor. Captain Jack Sparrow ist wie immer ein durchgeknallter schräger Vogel der oft und gern auf der Flucht vor allerlei Häschern ist, die ihm wieder mal ans Leder wollen (und das oft auf spektakuläre Art und Weise).
                                Eine Schatzsuche darf dabei natürlich auch nicht fehlen. Diesmal handelt es sich um den mythischen Dreizack (des Meeresgottes Poseidon).
                                Elisabeth Swan und Will Turner haben hier sogar ein paar kurze Cameo-Auftritte. Doch das Hauptaugenmerk liegt diesmal auf ihrem (inzwischen erwachsenen) Sohn Henry Turner, welcher den Fluch seines Vaters zu brechen versucht (wofür er den Dreizack braucht). Sein love interest ist die junge selbstgelernte Wissenschaftlerin, welche als Hexe verurteilt wurde und nur knapp dem Galgen entkommen konnte. Ansonsten ist die ehemalige Crew der Black Pearl (allen voran Mr. Gibbs) wieder mit von der Partie, ebenso wie der berüchtigte Piraten-Kapitän Hector Barbossa. Und natürlich der titelgebende Geister-Kapitän Salazar, der samt seiner Crew stark an die Zombiepiraten aus dem ersten Teil der Filmreihe erinnert (und noch eine offene Rechnung mit Jack hat). Ach und eine mysteriöse (echte) Hexe spielt auch eine kleine Rolle (die allerdings noch erweitert werden könnte). Monstermässig erwarten hier einen ansonsten untote Möwen und Haie.

                                Die Optik ist wie gehabt einfach bombastisch.
                                Spezialeffekte-mässig ist hier der Bankraub (wortwörtlich) besonders amüsant anzusehen und die Teilung des Ozeans nach biblischem Vorbild sieht echt beeindruckend aus.
                                Wir bekommen zudem einen jugendlichen Jack Sparrow (Johnny Depp CGI-verjüngt) zu sehen (und erfahren sogar wie er zu seinem Nachnamen kam).

                                Nein ich kann wahrlich über nichts klagen.

                                Das sinkende Einspielergebnis lässt offenbar darauf schließen, dass die Luft langsam raus ist aus der Karaibikpiraten-Filmreihe für die meisten Zuschauer. Anscheinend brauchen sie nicht noch weitere "Pirates of the Caribbean" Filme. Ich bin da anderer Meinung. Einer geht noch. So wie die Post-Credits-Szene endet (ja, es gibt noch eine Szene nach dem Abspann), könnte noch eine Geschichte geplant sein (die hoffentlich auch realisiert wird). Es gibt ja genügend meeresbezogene Mythen die noch umgesetzt werden könnten (z.B. der Atlantis-Mythos).

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                                  "King Arthur - Legend of the Sword" (KALotS) ist keine werkgetreue Adaption der Artus-Sage. Ich möchte schon fast meinen, sie ist die am wenigsten werkgetreueste Adaption von allen. Möchte sie es sein? Nö. Stört mich das? Nö. Ich hab schon diverse Artus-Verfilmungen zu Hause auf DVD und ich will nicht, dass sie alle dieselbe Geschichte erzählen. Warum? Weil das einfach zu langweilig wäre. Darum. Guy Ritchies KALotS basiert nur vage auf der Sage. Es verwendet dieselben Namen (Personen, Orte, Dinge) und auch einige der Beziehungen (allen voran Arthur & Excalibur) sind dieselben, aber letztlich gestaltet der Film die Sage komplett um.
                                  Zum Beispiel ist der fiese Magier (!) Mordred hier ganz am Anfang zu sehen (statt zum Schluss) und hat mit Arthur selber im Grunde gar nix zu schaffen (welcher zu der Zeit noch ein Kleinkind ist). König Vortigern avanciert hier zum Hauptschurken und ist zudem der Bruder von König Uther Pendragon (Vortigerns erweiterte Rolle/Charakterdarstellung ähnelt derer von Prinz John aus der "Robin Hood" Sage).
                                  König Uthers und Königin Igraines Ehe scheint hier normal zu sein und Arthurs Geburt nicht "irregulär" durch Merlins Magie entstanden zu sein (wer die Sage kennt, weiß, wovon ich rede).
                                  Auch der Grundton von KALotS ist anders. Steht in der Sage noch das Rittertum und dessen Tugenden sehr im Vordergrund, gibt es hier stattdessen eine Gruppe von kleinkriminellen Underdogs und Rebellen, welche das Königreich zusammen mit Arthur retten. Aber es sind eben nicht edelmütige und ehrenvolle Adlige, mit welchen die meisten Leute heutzutage mitfühlen dürften, es sind die gesellschaftlich ausgestoßenen Außenseiter, welche gesellschaftliche Veränderungen bewirken, welche die Leute bewegen (behauptet nicht das Gegenteil, das wäre 'ne Lüge). Außerdem ist auch die Sage selber etwas anachronistisch. Geschrieben im Hochmittelalter, nimmt es die Vorstellungen der hochmittelalterlichen Menschen und setzt diese in ein frühmittelalterliches Britannien, deren zeitgenössische Menschen mit diesen Vorstellungen ganz sicher nix anfangen könnten.

                                  Historisch ist die Filmhandlung bzw. Darstellung des Handlungsortes sowieso nicht. Nicht nur wegen der Magie und den anderen Fantasy-Elementen. Den Vergleich muss sich der Film gefallen lassen, da er nicht in einer Fantasy Welt spielt, sondern auf den britischen Inseln des 5.Jahrhunderts.
                                  Arthur nennt das Reich hier England (viel zu früh, Britannien oder besser Albion wären passend). Die Wikinger sind auch zu früh dran (ein paar Jahrhunderte zu früh). Der schwarzhäutige Kämpfer kommt zwar in manchen Versionen der Sage als Ritter vor (doch im realen Britannien dürften die schwarzen Sklaven mit dem Abzug der römischen Besatzer auch verschwunden sein … im frühen Mittelalter zumindest). Was den chinesischen Kampflehrer (wieso heißt der hier George?) betrifft: Das ist total unmöglich. Weder sind Briten nach Asien zu dieser Zeit gereist, noch die Asiaten nach Britannien gekommen (selbst die chinesischen Seeleute haben zu dieser Zeit nur den Pazifik bereist). Und das Arthur sein Schüler ist, stammt wohl eher aus dem Film "Karate Kid". ^^
                                  Ach und das Christentum oder überhaupt jegliche Religion spielt auch keinerlei Rolle in diesem Film (was ich einerseits seltsam finde aber andererseits auch gut). Keine Kirchengläubigen, keine Priester, keine Heiden, keine Druiden und natürlich auch kein Clinch zwischen diesen Gruppen. Die einzige deren Rolle ein wenig spirituell ausfällt (wenn man unbedingt nach religiösen SPUREN suchen möchte), ist die Magiern, Schülerin von Merlin (der abwesend ist), deren Magie ihrem Talent entsprungen scheint und keiner Anbetung von Göttern. Sogar Vortigerns Menschenopferung an ein magisches Wesen unter dem Schloss ist überhaupt nicht religiös motiviert. Natürlich gibt es hier auch keinen heiligen Gral. Aber das eher deshalb, weil KALotS eine Origin-Geschichte ist (d.h. Arthurs Herkunft erzählt, bis zu dem Moment, in welchem er Britanniens König wird … und das ist kein Spoiler, weil … Sage!). Also null Götterglauben! Die Leute hier scheinen allesamt Atheisten zu sein. Oder werden zumindest so dargestellt. Was nicht bedeutet, dass der Glaube an Übernatürliches allgemein wegfällt.
                                  Etwas Schade finde ich, dass wir keine Morgana, keine Guinevere und auch keinen Merlin hier zu sehen kriegen (nein, die drei Sekunden, in denen man kurz eine schemenhafte Kapuzengestalt sieht, welche Excalibur in einer Rückblicks-Erzählung schmiedet, zähle ich nicht als "Merlin-Sichtung" ... man sieht ja nicht mal dessen Gesicht … oder ich habe in der Millisekunde, in der es doch der Fall war, geblinzelt). Obwohl ... die scheinbar namenlose Magierin (alle nennen sie hier nur "Magierin") könnte sich durchaus als Morgana entpuppen. Und Merlin hätte sicherlich später einen richtigen Auftritt gehabt, wenn es zu Fortsetzungen gekommen wäre. Trotzdem hätte man ihn auch hier irgendwo unterbringen können. Zum Beispiel in einer "post credits" Szene, in welcher ein Gandalf-Verschnitt seine Schülerin (die Magierin) lobt: Morgana, das hast du gut gemacht meine junge Padawan! - Danke, Meister Merlin! ... Ups! Falscher Film! ^^
                                  Leider ist Merlin hier offenbar schon auf seinem Alterssitz im mythischen Broceliande-Wald (Bretagne, Frankreich … auch aus der Sage). Woher auch die junge Magierin zu stammen scheint (erkennbar am fransüsischen Aksont der zauberhaften Dame … welcher leider unzeitgemäß ist, da im 5. Jhd. da – noch – gallisch gesprochen wurde … andererseits hat man in Britannien damals auch nicht englisch geredet, also was soll’s?).

                                  Was mir an KALotS ganz extrem gut gefällt, ist die inflationäre Verwendung von Magie-Darstellungen, die auch noch klasse aussieht! Von sowas bin ich ein ganz großer Fan und freue mich, dass KALotS damit offiziell die magischste Artus-Adaption von allen ist! Dergleichen habe ich zuletzt in der Game-Verfilmung Warcraft: The Beginning gesehen (und nein, Dirigier-/Zauberstabgeschwinge mit latainischen Sprüchen sehe ich nicht als meine favorisierte Darstellung von Magie an). Hier gibt es dunkle Magie, helle Magie, mystische Magie und Kampfmagie! Magische Gegenstände (Excalibur), sogar magische Gebäude (der Magierturm) oder magische Orte (Darklands = Avalon?). Magische Wesen wie z.B. die obligatorische Herrin vom See (eine Nymphe? die offenbar kein Problem damit hat in Schlammpfützen aufzutauchen), eine weibliche "Oktopus"-Kreatur (welche verdächtig an die Meerhexe Ursula aus Disneys "Arielle - die Meerjungfrau" erinnert ^^ und offenbar Guy Ritchies Version von Sirenen ist), Baumgeister (Dryaden?) und verschiedene übersinnlich angehauchte Tierwesen wie eine Riesenschlange (mit einem seltsam wirkenden Gift), einem Adler (in welches die Magierin am liebsten hinein"wargt", siehe Bran aus "Game of Thrones") und die übergroßen Wesen der Darklands wie Fledermäuse (Dracula lässt grüßen), Ratten (RVAGs aus "Die Braut des Prinzen" sagen hallo), Wölfe (Schattenwölfe aus "Game of Thrones" lassen sich offenbar auch mal ganz kurz blicken) und Olifanten (Mordred hat wohl die 4. Dimension durchbrochen und sich die Mûmakils aus Mittelerde besorgt *scherz*).

                                  Zwar hat KALotS auch viele tragische Momente (Menschen werden hier gerne mal brutal - aber nicht splatter-mässig - erschlagen), doch weist der Film auch eine gute Portion an typischem amerikanischen Humor auf. Einen Humor welchen man oft in Actionkomödien wiederfindet. Kein Slapstick, sondern eher Wortwitz, z.B. wenn sich ein paar Schlitzohre (darunter v.a. Arthur) aus etwas herausreden wollen oder durch ihr Gequassel von etwas anderem ablenken möchten, ähnlich dem Stil von "Captain Jack Sparrow". Kein "Ich wälz mich vor Lachen am Boden" Humor, sondern Schmunzel-und Kicherhumor.

                                  Die Schauspielkunst ist solide. Es handelt sich bei dem KALotS nicht um eine anspruchsvolle Shakespeare-Verfilmung. Hohe Schauspielkunst ist daher nicht gefragt. Nur überzeugende Darstellung. Und die habe ich bekommen. Nicht mehr nicht weniger. Die Schauspieler der Hauptcharaktere und z.T. auch die Nebendarsteller sind keine No-Names (z.B. Charlie Hunnam als Arthur und Jude Law als Vortigern). Da erwarte ich keine Laien-Darstellung. Doch auch die Neu-Darsteller liefern gute Arbeit ab. Selbst der kleine Jungdarsteller Bleu Landau (welcher den Sohn eines Rebellen spielt) war überzeugend.
                                  Schade nur daß Eric Bana (Uther Pendragon) und Katie McGrath (Elsa, Vortigerns Frau) in den ersten zehn Filmminuten das Zeitliche segnen (bis auf ein paar Traumsequenzen später). Die Igraine-Darstellerin Poppy Delevigne kenne ich nicht, aber auch sie geht auch mit drauf. Katie kenne ich aus der BBC-Serie "Merlin – die neuen Abenteuer" in welcher sie Morgana spielt, die Widersacherin des jungen Merlin (ob das wohl der Grund für diese Filmrolle hier war?)
                                  Und jetzt noch ein gaaanz wichtiger Spoiler! ^^
                                  Petyr Baelish / Littlefinger alias Sir William / Goosefat Bill alias Schauspieler Aidan Gillen ist hier kein mieser Verräter – trotz seines hinterhältigen Grinsens (oder kommt es mir nur so vor?) Ich habe ihn bis zuletzt verdächtigt, dass er dem Arthur gerne dessen Rübe abhauen möchte. *lol*
                                  SPOILER Ende

                                  Die Optik des Filmes ist bombastisch.
                                  Die Landschaften sind pitoresque und mal auch düster. Die Kulissen gigantisch (weniger frühmittelalterlich als vielmehr Fantasy-like). Die Kostüme opulent (wenn auch teils eher hoch- als frühmittelalterlich). Die Requisiten detailliert. Kein Wunder, hat der Film doch an die 175 Millionen $ gekostet. Bei der Summe erwartet man dass geklotzt und nicht gekleckert wird.
                                  Die Spezial-Effekte werden v.a. für die Magie-Darstellung verwendet und diese sieht – wie gesagt – klasse aus.

                                  Die Kameraführung ist abwechslungsreich. Wie es sich für einen Monumentalfilm gehört, gibt es so einige Massenszenen aus der Totalen. Die Filmschnitte sind temporeich. Manchmal fast schon zu hektisch. Bei einer Actionszene (Arthurs Flucht aus Londinium) sieht es so aus als hätte man den Darstellern eine Minikamera auf eine Schulter geschnallt, mit welcher sie herumrennen sollten. Arthurs Kindheit und Jugend als Adoptivsohn der Dirnen eines Londinium-Bordells (!) sieht hingegen so aus als hätte jemand die (2-4x) Vorspultaste gedrückt und dann ab und zu dazwischen für zehn bis fünfzehn Sekunden die Handlung im normalen Tempo ablaufen lassen. Ungewöhnliche aber nicht uninteressante Kamera-Inszenierung.

                                  Der Soundtrack in KALotS ist ebenfalls erwähnenswert. Und meist auch hörenswert. Teils mittelalterlich, teils modern, teils beides zusammen. Ich hätte nie gedacht, daß altmodische und moderne Musik zur gleichen Zeit so gut zueinanderpassen kann (außer bei der Geige). Es gibt allerdings auch ein paar seltsam klingende moderne Stücke, die sich aber gut in die Handlung einfügen (bzw. stören diese gar nicht).

                                  KALotS ist – wie schon zuvor gesagt - eine Origin-Geschichte und endet grade mal mit Arthurs Königskrönung. Das Ende ist also nicht wirklich offen, da der erste Erzählabschnitt fertigerzählt wird. Man könnte den Film also für sich alleine stehen lassen.
                                  Eigentlich waren jedoch einige weitere Fortsetzungen geplant. Diese fallen nun anscheinend ins Wasser. Denn der Film hat zu wenig eingespielt und zu viel gekostet. Die Zuschauer haben ihm keine Chance gegeben. Dabei gibt es weitaus schlechtere Filme, die TROTZDEM finanziell extrem erfolgreich sind. Das liegt zum einen an der Verwöhntheit und Wankelmütigkeit der Zuschauerschaft als auch an schlechter bzw. guter Voraus-PR. Viele potentielle Zuschauer glauben an die – oft bösartigen – Unkenrufe (oder gar Vorurteile) der selbsternannten Internet-Kritiker und versuchen es erst gar nicht. Ich habe meine Lehre schon vor Jahren gezogen. Viele Filme habe ich im Kino verpasst, welche ich im Nachhinein beim zufälligen Anschauen im TV gut fand. Selbst die professionellen Kritiker sind nicht das Nonplusultra und ihre Meinung nicht ohne jeden Zweifel erhaben. Und Trailer bieten nur gefährliches Halbwissen! Seitdem bilde ich mir mein Urteil lieber selber – nachdem ich den Film angeschaut und verstanden (in diesem Film kein Problem) habe. Vielleicht liebe ich einen Film, vielleicht hasse ich ihn. Aber das habe ich selbst entschieden und nicht andere Meinungen oder kurze Szenenabschnitte für mich im Voraus entscheiden lassen.
                                  So, ich hoffe ich habe genug Lob und Kritik abgegeben, damit der potentielle Zuschauer der das liest, ein bisschen mehr Input für eine Kaufentscheidung bekommt. Und glaubt mir bloß nicht jedes Wort, sondern schaut euch den Film lieber selber an. Vielleicht kommt ihr zu einem anderen Schluss als ich. Also viel Spaß ... oder Ärger! ^^

                                  Fazit:
                                  "King Arthur – Legend oft he Sword" landet auf jeden Fall in meiner Artus-Sammlung und steht bald neben der werkgetreuesten Verfilmung "Excalibur". Was denn? Ich mag Kontrastprogramme. Sind weniger langweilig.

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                                    SeraphinaZoe 04.04.2017, 00:11 Geändert 04.04.2017, 11:47

                                    Innovativ zumindest für jene, welche die gleichnamige Manga-bzw. Animevorlage nicht kennen (und das dürften allgemein betrachtet nicht wenige sein).
                                    Trotzdem ... die Cyborg-Thematik ist immer noch relativ unverbraucht und aktueller denn je!
                                    Ich weiß ... es ist Zukunftsmusik! Aber sehr glaubwürdige Zukunftsmusik (in der Medizintechnik existieren schon jetzt Neuroprothesen, welche einen elektrischen Anschluss ans Nervensystem haben). Ich möchte wetten, dass wir schon in 50 Jahren (spätestens in 100) so weit sein könnten wie in diesem Film.
                                    Die Protagonistin ist hier ein spezieller Cyborg, ein "Ghost in the Shell", d.h. ein künstlicher Körper der von einem menschlichen Gehirn gesteuert wird.

                                    Beim Anschauen des Realfilmes hatte ich ein paar Déja-vus. Tatsächlich wurden einige der Szenen fast 1:1 aus dem ersten Anime übernommen (was ich als Hommage verstehe und nicht als ideenlosen Abklatsch).
                                    Der Realfilm ist nicht ganz so philosophisch gehalten wie die Anime. Was natürlich nicht heißt, dass es hier komplett an Philosophie mangelt. Ganz im Gegenteil. Diese ist allerdings nicht so extrem tiefgründig gehalten. Wenn ich gemein wäre, würde ich sagen, dass die Amis bzw. Westler allgemein allergisch gegen zu viel Lebensphilosophie sind (würde zumindest das Lästern über das Ende von "Interstellar" erklären).
                                    Für mich enthält "Ghost in the Shell" gerade genug davon um nicht ins Langweilige abzurutschen und immer noch als Unterhaltungsfilm zu gelten. Die richtige Balance von Action (viel) und Philosophie (wohldosiert eingesetzt) ist in meinen Augen definitiv vorhanden. Genauso wie es schon z.B. bei "The Matrix" der Fall war (wobei deren Macher sich zugegebenermaßen an diesem Anime stark orientiert haben). Um mal einen Vergleich zu nennen.

                                    Die Story spielt im zukünftigen Japan, welches nun ein Mulit-Kulti-Reich geworden ist. Das Polizeipräsidium Sektion 9 ist ein Spiegelbild davon. Cyborg-Cop Mira wird von der Amerikanerin Scarlett Johansson gespielt. Ihr Partner Batou vom Dänen Pilou Asbæk, ihre Wartungs-Designerin Dr. Ouélet von der Französin Juliette Binoche, ihr Chef Daisuke Aramaki vom Japaner Takeshi Kitano und ihr Kollege Togusa vom Singapurer Chin Han.
                                    Ich mag Scarlett Johansson in der Rolle des Cyborg-Cops Mira. Im Vorfeld des Filmes hagelte es aber gerade wegen dieser Casting-Wahl einiges an Kritik. Die Rolle müsse von einer Asiatin gespielt werden hieß es. Völliger Blödsinn, sage ich! Der Cyborg Mira hatte zwar in den Anime einen japanischen Namen, der Makoto lautete (welcher allerdings nicht ihr echter Name war, sondern nur ein Alias), doch der Shell - die Cyborg-Hülle - war nicht der einer Asiatin (der Anime-Charakter hatte hellblaue Augen und wechselte sogar ihren "Shell" im Verlauf der Handlung). Und schließlich sagten sowohl der Mangaka Masmune Shirow als auch Anime-Macher Mamoru Oshii, dass sie den Charakter NIE als Japanerin ansahen. Und die müssen es ja wissen. Nur weil eine Story in Japan spielt und ursprünglich von einem Japaner gezeichnet bzw. gefilmt wurde, heißt das noch lange nicht, dass alle Charaktere darin ebenfalls Japaner sein müssen (das ist klischeehaftes Denken). Also kommt von eurem hohen Rassismus-Paranoia-Ross herunter liebe Anime-Fans und Überkorrekte. Hollywood mag definitiv ein Problem mit dem sog. Whitewashing haben, doch auf "Ghost in the Shell 2017" trifft dies NICHT zu. Gegen Ende des Filmes erlebt man sogar eine kleine Überraschung bzgl. Miras wahrer Identität.
                                    Die anderen Charaktere mochte ich ebenfalls im Film. Selbst wenn ihre Screentime begrenzt war, da das Hauptaugenmerk auf Scarlett Johanssons Cyborg-Chara lag. Dennoch hat v.a. der japanische Polizeichef (hervorragend gespielt von Filmlegende Takeshi Kitano ) trotz wenig Filmpräsenz bei mir einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Anfangs scheinbar nur eine unwillige Spielfigur eines skrupellosen Industriemagnaten entpuppt sich dieser letztlich als starke Persönlichkeit (geniales Filmzitat von ihm: schickt keine Hasen um einen Fuchs zu töten! *lol*)

                                    Definitiv hervorzuheben ist der hervorragende Look des Filmes. Er hat einen ziemlich düsteren Touch wie seinerzeit "Blade Runner". An diesem hat sich "Ghost in the Shell 2017" ganz sicher auch orientiert (da hatte ich auch so ein Déja-Vu bei der Marktszene mit den Straußvögeln ... die Viecher sieht man nämlich in beiden Filmen! ^^).
                                    Natürlich ... der Film hat einen enormen CGI-Overkill. Manche fanden z.B. diese Neon-Hologramme zu viel des Guten! Ich halte dagegen. Der extreme CGI-Gebrauch ist absolut passend zu dieser Thematik über eine immer mehr künstliche Welt. Die Menschen dieser zukünftigen Welt haben die Technik geradezu mit offenen Armen empfangen. Ziemlich vorbehaltlos und sorglos. Cyberverbesserungen des eigenen Körpers sind hoch im Kurs (man lässt sich sogar beispielsweise eine künstliche Leber einpflanzen um mehr Alkohol saufen zu können *pfft*). Es gibt kaum mehr "unberührte" Menschen. Da sind die riesigen Werbe-Hologramme im Stadtbild doch eine Kleinigkeit dagegen. Kurzum: Die Darstellung (auch mittels viel CGI) dieser Cyber-versessenen neuen Zukunftswelt wird visuell großartig und absolut passend dargestellt!
                                    Im Film werden zudem riesige (!) Wohnkomplexe (interessante Architektur) gezeigt, deren Höhe mit derer von heutigen Wolkenkratzern konkuriert. Dasselbe gilt für die Vertikal-Friedhöfe im Film. Beides ist eine exzellente Anspielung für die immer weiter anwachsende Weltbevölkerung.

                                    Ich muss leider auch was bemängeln, was mir im Trailer aufgefallen ist und im fertigen Film nicht vorhanden war. Das war der Kuss zwischen Cyborg Major Mira und einer von ihr angeheuerten Prostituierten (die von ihr erwählt wurde, weil diese offenbar gänzlich menschlich war und sich nur künstliche Teile aufklebte und nicht speziell wegen des Geschlechts - so meine Vermutung zumindest). Da waren die Filmemacher wohl doch zu feige dies im fertigen Film zu bringen. Entweder das oder ich habe den Moment verpasst, weil ich zu lange geblinzelt habe oder grade einen Schluck trinken musste oder wasweisich (die Szene hat im Trailer immerhin einige Sekunden gedauert). Whatever.

                                    Ich prophezeie euch, dieser Film wird ein Klassiker (genauso wie der Anime unter den Animes Kult ist). Dass er kommerziell und finanziell nicht grade als der große Brüller betrachtet wird, ist in meinen Augen KEIN Hindernis dafür. Schließlich war auch "Blade Runner" seinerzeit weder bei den professionellen Kritikern, noch beim Publikum beliebt oder gar finanziell ein Erfolg. Er wurde von ihnen belächelt (genauso wie "Ghost in the Shell 2017" bei Vielen). Und heute lacht "Blade Runner" allen seinen Spöttern ins gehässige Gesicht und hat mit der Zeit regelrechten und wohlverdienten Kultstatus erlangt. Dasselbe wird auch diesem Film passieren (ein Film mit so einem brisanten zukunftsträchtigen Thema wird nicht einfach in der Versenkung verschwinden ... denkt an meine Worte!)

                                    FAZIT:
                                    Ein düsterer, innovativer Cyberpunk-Action-Thriller mit einer Prise Philosophie. Für Sci-Fi- und Cyborg-Fans empfehlenswert.

                                    PS:
                                    Jetzt warte ich noch auf die Neuverfilmung / Sequel von "Blade Runner". Und auch die Sci-Fi-Animeverfilmung von "Battle Angel Alita" ( alias GNNM ) soll ja auch noch kommen.

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                                      Ich bin ein Fan von Geschichten über Magie. Leider wird die Thematik im Fantasy-Genre etwas vernachlässigt. Sie kommt bei den Leuten allgemein weniger gut an (im Vergleich zu Vampiren & Co), habe ich festgestellt. Mit Ausnahme natürlich von Kinderbüchern (und Filmen welche darauf basieren). Was ziemlich schade ist.
                                      Ich war recht positiv überrascht von "The Magicians". So sehr, dass die Serie nunmehr gleich nach "The Secret Circle" (welches mir unverständlicherweise weder auf DVD/Blu-Ray noch als amazon-Streaming gibt) in meiner Gunst steht.
                                      Viele der deutschen Rezensionen bei amazon waren gar nicht positiv. Die amerikanischen Rezensionen sprechen hingegen eine ganz andere Sprache (wörtlich und bildlich gemeint ^^). In den USA ist die Serie recht beliebt. Die zweite Staffel läuft gerade und die Einschaltquoten sind weiterhin gut. Möglicherweise wird auch eine dritte Staffel produziert (es gibt 3 Bücher).

                                      Achtung! Mein Überblick über diese Staffel wird recht detailliert. Ich mache das, damit potentielle Zuschauer etwas genauer wissen, worauf sie sich mit der Serie einlassen. Ich vermeide jedoch (relevante) Spoiler so gut es geht.
                                      Let`s start!

                                      Die Handlung ist quasi eine Satire auf die "Harry Potter" sowie die "Narnia" Romane. Doch ist die Story hier viel (!) düsterer und verdrehter. Schon der Autor der Buchvorlage hat sein Werk so geschrieben, dass jegliche Eskapismus-Naivität, welche mit dem Eintauchen in die magischen Welten einhergeht, im Keim erstickt wird (das kann ich schon beurteilen, obwohl ich nicht mal die Hälfte des 1.Bandes durch habe). Die Magie macht hier weder die Welt besser, noch löst sie die Probleme der Charaktere. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall. Magie kann in dieser Welt wie eine Droge wirken. Und tödlich sein (sogar sehr oft, wenn man sie nicht perfekt beherrscht). Ein Novum (ich habe ähnliches nur einmal bei der Hexe Willow in "Buffy - die Vampirjägerin" gesehen), denn normalerweise wird in den meisten Filmen/Serien die Magie anders behandelt. Als Werkzeug, welches voll und ganz kontrolliert werden kann (mit Übung) und sich nicht gegen den Zauberer selber wendet. Klar, es wird üblicherweise in schwarze und weiße Magie unterteilt. Doch die TYPISCHE 08/15 Magie-Ausübung wird nicht als potentiell gefährlich eingestuft für denjenigen der sie grade ausübt (vielleicht etwas erschöpfend, aber nicht wirklich lebensgefährlich). Zudem wird sie oft als sehr omnipotent präsentiert (ebenfalls mit Übung). Hier ist das NICHT der Fall. Auch wenn du ein Meistermagier bist, kannst du in dieser Welt hier eben nicht ALLES mit Magie anstellen (was die Charaktere schmerzhaft erfahren müssen). Der eigene Körper zeigt selbst dem Stärksten seine Grenzen auf (wobei das Keuchen, Husten und Würgen noch das Harmloseste ist).
                                      Es gibt hier auch an sich keine weiße oder schwarze Magie (ebenso wenig wie weiße oder schwarze Magier). Wie bei "Game of Thrones" hat alles und jeder hier Grauschattierungen.
                                      Dementsprechend gibt es hier nicht wirklich Helden. Vom Schicksal gar nicht erst zu reden. Es ist die Geschichte eines Haufen kaputter Leute und Underdogs (der neurotische Protagonist Quentin, die scheinbar gefühlskalte Streberin Alice, der schwule saufend-koksende Lebemann Eliot, dessen ebenfalls männergeile beste Freundin und Anhängsel Margo, der verschlossene Schlägertyp Penny und dessen klauende Freundin Cathy ... plus Quentins von der Uni abgewiesene Kindheitsfreundin Julia, die aber regelrecht besessen von Magie wird). Ach und zwei seltsame Nebencharaktere sind die Geschwister Jane und Martin, die Protagonisten der Fillory-Romane von Christopher Plover - einem philantrophischen und kinderliebenden englischen Autor - aus den 40er Jahren (Quentin ist seit seiner Kindheit ein glühender Fan der Kinderbuchreihe).
                                      Ein Problem, welches viele Zuschauer haben könnten (und auch haben wie man an den neg. Rezis sieht) ist damit der Mangel an Identifikationsfiguren . Keiner der Charaktere ist hier wirklich zu 100% sympathisch zu nennen. Zwar mag man den einen oder anderen gern leiden. Doch selbst diese Personen haben ihre Fehler (und das nicht grade wenige). Genau wie im richtigen Leben. Besonders Fantasyfans sind aber Anderes gewohnt. Die meisten wollen ihre Helden haben und diese kriegen sie hier aber nicht so wirklich. Sie kriegen nicht mal einen richtigen Bösewicht. In der ersten Staffel geht es zwar hauptsächlich um die Entwicklung der magischen Kräfte der Charaktere und damit um ihre "Reifung", doch der Schurke (genannt "die Bestie") tritt dennoch sporadisch als "Mottenmann" auf und dann wird's horrormässig (der Typ hat sich den Namen redlich verdient). Zum Schluss erfährt der Zuschauer dann die Identität des Biests (welche die wohl größte Überraschung der Staffel darstellt) und man denkt nur "Shit!"
                                      Die Handlung von "The Magicians" ist ziemlich sprunghaft und voller überraschender Wendungen. Ehrlich, bei vielen Szenen hätte ich ums Verrecken nicht sagen können, was daraufhin folgt. Oft wusste ich gar nicht was dieses oder jenes eigentlich zu bedeuten hat. Oder ob das Gezeigte einen Sinn ergibt. Das tut es aber, wenn man langsam gegen Ende alle Fäden zusammenzieht. Auch damit scheinen die Zuschauer ihre Probleme zu haben. Man ist als Fantasyfan eben an gereadlinige Geschichten gewöhnt. Und ... mal ehrlich ... die meisten Fantasygeschichten laufen mehr oder weniger nach Schema F ab. Hier nicht. Nicht mal der magische Unterricht. Zwar meint der Zuschauer er wisse wie der Hase läuft, sobald eine typische Fantasy-Szene gezeigt wird, doch das ist nur Täuschung (die Story schlägt oft plötzlich einen ganz anderen Weg ein als man erwartet). Hier ist die Handlung so komplex, dass sie gar als "wirr" empfunden wird. Oder "langweilig" (kompliziertes Zeug ohne erkennbaren Sinn erscheint vielen Menschen eben langweilig).
                                      Ich habe mich an die anfängliche Verwirrung gewöhnt und mich schließlich voll und ganz auf die Handlung eingelassen. Wurde dafür mit einer interessanten (wenn man dahinterblicken kann) Geschichte belohnt. Und die erste Staffel war eigentlich sogar nur eine Aufwärmphase für die Charaktere. Ein Auftakt, in denen sie ihre magischen Fähigkeiten üben können. Für das was noch kommen wird (was auch immer das sein mag, denn ich habe keinen blassen Schimmer was passieren wird ... kenne den zweiten Band nicht). Das Gefühl einer ominösen hintergründigen Bedrohung ist fühlbar und dürfte sich dann bald zeigen (und es wird wohl nicht nur mit der "Bestie" zusammenhängen).
                                      Das Ende der 1. Staffel ist nicht nur ein fieser Cliffhanger. Es bietet auch im letzten Moment eine überraschende Wendung, die einem ein letztes "Shit!" und "Was zum Geier soll das jetzt?" entlockt. Ich kann die zweite Staffel kaum mehr erwarten.

                                      Die FSK 16 ist ernst zu nehmen. Nicht nur wegen den Horrorszenarien mit viel Blut und toten Menschen (vergleichbar mit dem Horror-Niveau von "Supernatural"). Nein, es werden auch ernsthafte Themen angesprochen, darunter Drogen-/Alkoholabusus, Kindesmissbrauch, Vergewaltigung (mit evtl. Folgen), Verstümmelung und Mord. Dagegen erscheinen die persönlichen Probleme (welche hier auch eine Rolle spielen) der Charaktere schon wie bloße Lappalien, Bagatellen, Pipifax.

                                      Ach und es gibt hier natürlich Sex. Viel Sex (hetero- und homosexuell und sogar beides gleichzeitig wenn man genügend zugedröhnt ist ><). Allerdings eher unmissverständlich angedeutet. Man sieht jetzt keine nackten primären oder sekundären Geschlechtsorgane (da ist GoT diesbezüglich freizügiger). Die Charaktere sind Collegestudenten (zwischen 20 und 25 Jahre alt). In der Buchvorlage sind die Charaktere ein wenig jünger. Doch hier in der Serie wollte man wohl keine Teenager das alles machen lassen.

                                      Die Serie weist auch leichten Humor auf (geht v.a. aufs Konto von Witzbold Eliot). Meist ist die Stimmung jedoch düster und ernst.

                                      Sehr positiv hervorheben möchte ich die Darstellung der Magie in dieser Serie (was ja wichtig ist, da sie ja das Hauptthema hier ist ^^ ). Ich gestehe: Ich habe das Herumgeschwenke von Zauberstäben immer schon für recht kindisch gehalten. Zu Showmagier-mässig. Zu "ich bin abhängig von dem Ding und kann nicht mehr richtig zaubern ohne das Teil"-artig. Bei "The Magicians" wird Magie hauptsächlich mit den Händen und auch der Sprache ausgeübt. Nicht ausschließlich, denn Tränke, Runenzeichen und sonstige gegenständliche Rituale spielen auch eine - geringere - Rolle. Gekonnte Verrenkungen der Hände und Finger, die einer Art bizarren Zeichensprache (bzw. Handgymnastik zur Verbesserung der motorischen Fähigkeiten nach einer schweren Verletzung) ähnelt, ist jedoch das A & O eines Magiers. Und zwar so sehr, dass sie lieber blind sind als hand-behindert (und diese Erkenntnis kommt hier von einer Autoritätsperson).
                                      Die meisten Spezial-Effekte - welche die Wirkungen der Magie aufzeigen - können sich sehen lassen. Sind jetzt nicht SO extrem bombastisch (mit einigen Ausnahmen), aber dennoch beeindruckend anzuschauen. Kaum CGI-Overkill (und weniger ist eben manchmal mehr).
                                      Das Aussehen der "Bestie" ist allerdings etwas strange. Ein Anzugträger im "Mothman"Look (bei dem man sein Gesicht wegen der flatternden Insekten nicht erkennen kann, was natürlich Sinn ergibt, denn sonst wäre seine Identität am Ende keine Überraschung mehr), der soviel Kraft hat Leuten die Augäpfel herauszureißen, um mit ihnen kranke blutige Smiley als Signaturbild dazulassen (bäääh ><).
                                      Auch sonst ist die Optik des Filmes ansprechend. Klar, es gibt nicht viele Handlungsorte. Die Universität (die eher an Prof. Xaviers Internat erinnert und weniger an Hogwarts), der Wald, die nahe Stadt, die Nervenheilanstalt (nicht fragen), der antarktische Stützpunkt (nicht fragen), eine wasserbrunnenträchtige Zwischenwelt und nicht zuletzt die Narnia-artige Fantasywelt (inkl. unkitschiger sprechender Tiere und altmodisch aussehender Bewohnter) Fillory. Na, gut für eine TV-Serie ist das nicht wenig. Der Focus der zweiten Staffel dürfte sich auf Fillory fixieren (und seiner mystisch-merkwürdigen Flora und Fauna - wenn ich die Trailer zur 2. Staffel mir so anschaue ^^ ).

                                      Ich mochte übrigens auch die Einteilung der Magier in verschiedene Häuser auf dem Campus, je nach Fähigkeit. Das finde ich so schön HP-nostalgisch (obwohl es solche Einteilungen auf jeder stinknormalen Uni gibt). Hier gibt es jedenfalls 5 Häuser/Gebiete (die Physiker, die Naturmagier, die Illusionisten, die Wissensmagier, die Heiler und die Aussersinnlichen). Schade dass man hier nur drei davon näher kennen lernt. Zudem gibt es auch die abgewiesenen Magier, welche zwar Magie in ihren Körpern besitzen, die Aufnahmeprüfungen jedoch nicht bestanden, bzw. nie versucht haben. Diese sind die sog. Randmagier, welche ein (gefährliches) Eigenstudium alleine bzw. in Laiengruppen betreiben (wie z.B. die schon erwähnte Julia, Quentins Kindheitsfreundin).

                                      FAZIT:
                                      Harry Potter meets Narnia meets Sex, Drogen und Gewalt meets komplexe Story ohne Schwarz-Weiß-Einteilung der Magie und Personen!

                                      PS:
                                      Ehrlich gesagt gefällt mir das amerikanische Cover der Staffel 1 besser als das deutsche (das soll wohl Julia sein, die eine ähnliche Szene in der Serie hat).
                                      Auf diesem Coverbild hier sind übrigens (von links nach rechts /oben nach unten):
                                      Alice, Quentin, Julia, Eliot, Margo und Penny
                                      Die Romanreihe ist auf deutsch übrigens unter dem Titel "Fillory" erhältlich.

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                                        Zugegeben, ich bin etwas befangen. Der Zeichentrickfilm Die Schöne und das Biest aus dem Jahre 1991 war lange Zeit mein Lieblings-Disneyfilm (bis er kürzlich von MOANA abgelöst wurde). Daher kann ich diese Neuverfilmung wohl nicht ganz so objektiv betrachten wie es wohl angebracht wäre.
                                        Während die letzte gleichnamige französische Verfilmung von 2014 viel näher am Original - nämlich dem französischen Volksmärchen aus dem 18. Jahrhundert - war, orientiert sich DIESE Version sehr nahe an dem o.g. Zeichentrickfilm. Das geht sogar soweit, daß viele Textpassagen 1:1 aus dem Trickfilm übernommen wurden (ich weiß das, denn ich kann sie fast auswendig). Das gilt auch für die Lieder.
                                        Doch trotz aller Ähnlichkeit ist die Realverfilmung kein billiger Abklatsch des Zeichentrickfilmes geworden. Dieser Film hier ist um einiges länger als der von Damals. Daher wurden viele neue Passagen (inkl. neuer Lieder) in die Handlung mit eingebracht. Diese sorgen dafür, dass die Handlung in sich etwas schlüssiger erscheint und nicht mehr so gehetzt wirkt. Die Romanze zwischen Belle und dem Biest gewinnt so mehr an Tiefe und dadurch auch an Glaubwürdigkeit.
                                        Belle (gespielt von Emma Watson) wird außerdem nicht bloß als introvertierter Bücherwurm präsentiert, sondern als kluge junge Frau, die auch schon mal eine Art Vorläufer der Waschmaschine erfindet - aus einem Fass, einem Flaschenzug und einem Esel. ^^ Außerdem übt sie hier wie eine richtige Feministin Widerstand aus gegen den Machismus jener Zeit (hier finden es die Leute nicht nur komisch dass sie liest, sondern dass sie es als FRAU tut ... was v.a. dem hiesigen Schulmeister ein Dorn im Auge ist, während er die Schulkinder - allesamt JUNGEN - ins Klassenzimmer scheucht).
                                        Das Biest selber bekommt auch etwas mehr "Screentime" und der Zuschauer erhält dadurch die Möglichkeit etwas tiefer in seine gepeinigte Seele zu blicken (mitsamt Hintergrund über seine Eltern). Interessant ist auch die Tatsache, dass weder er noch die Dienerschaft altern, während der Fluch anhält. Das war im Trickfilm nicht der Fall (sonst wäre Tassilo inzwischen ein Jugendlicher). Da wurde das Biest bestraft, als er noch ein etwa elfjähriger junger Prinz war. Was ich - ehrlich gesagt - immer etwas befremdlich fand. Denn wer verflucht schon ein kleines Kind auf solch grausame Art, nur weil es sich wie ein verzogenes Gör verhält? Hier wird das ganz elegant gelöst - durch "Einfrieren" der Zeit (wie bei "Dornröschen"). Man erhält als Zuschauer auch eine Erklärung, warum die Schlossdiener gleich mitverflucht wurden.
                                        Belles Vater Maurice bekommt ebenfalls etwas mehr Tiefe. Er ist nicht nur der schräge Erfinder, sondern hat auch einen messerscharfen Verstand, den er an seine Tochter weitergab. Mir gefällt da vor allem seine sarkastische Bemerkung, man würde hier - im Schloss - offenbar schon alleine aufgrund des illegalen Pflückens einer Blume (dieses Element mit der Rose stammt aus dem Originalmärchen) mit lebenslangem Kerker bestraft ...ist das etwa eine Anspielung von Disney an politische Gefangene in einem diskriminierendem Staatssystem?)
                                        Dieselbe Ausarbeitung gilt auch für LeFou - Gastons besten "Freund" oder besser gesagt, seinen lebenden, atmenden Fußabtreter. Dieser bleibt nämlich nicht nur ein austauschbarer Sidekick, sondern macht gar eine kleine Charakterentwicklung durch (anders als sein gezeichnetes Vorbild).
                                        Ach und die Zauberin, mit welcher das alles anfing, hat hier mehr als nur einen Auftritt. ^^

                                        Der Film weist zudem mehr komödiantische Elemente auf als sein Vorgänger. Dafür sorgen in erster Linie die beiden Schlossdiener - der Kerzenleuchter Lumière und die Standuhr Herr von Unruh - sowie LeFou. Aber auch die anderen Charaktere rufen ein gewisses Amüsement hervor. Natürlich fehlt es dem Film dadurch nicht an Romantik oder Dramatik.

                                        Optisch ist der Film auch sehr schön geworden. Detaillierter und opulenter als der Trickfilm.
                                        Das 18.Jahrhundert war das Zeitalter der Aufklärung, Entdeckungen und Erfindungen. Hier sieht man diesen Fortschritt an den z.B. sehr filigranen, mechanischen "Gadgets" von Belles Vater.
                                        Das Biest hat ein weiteres interessantes magisches Spielzeug außer dem Spiegel. Das Teil könnte glatt aus einem "Harry Potter" Film stammen. *lol*
                                        Die Darstellung der Zauberin, welche das Biest verwünschte, erinnert an die eines Engels auf dem Abbild in einer Esoterikzeitschrift. ^^
                                        Die Kostüme orientieren sich stark an der französischen Mode Mitte des 18.Jahrhunderts (seltsamerweise aber nicht Belles Ballkleid, welches eher aus dem 19.Jahrhundert zu stammen scheint und etwas freizügiger aussieht). Die Kleider wirken allerdings viel bunter und verrückter im direkten Vergleich zu denen in historischen Filmen. Es gibt zudem gleich zwei afrikanisch aussehende Hofdamen in Rokoko-Klamotten im Film. Was einerseits etwas befremdlich wirkt (dunkelhäutige Frauen in Samt und Spitze in der französischen Pampa des 18 Jhdts?) und andererseits natürlich ein Pflichtprogramm in modernen Filmen darstellt und der "political correctness" verschuldet ist.
                                        Die Kulissen haben eine etwas leicht surreale Architektur und wirken daher ein wenig märchenhaft. Das ist wohl so beabsichtigt, denn immerhin IST es ja auch ein Märchen. Das Schloss des Biests erinnerte mich von außen und innen an Neuschwanstein.
                                        Dasselbe märchenhafte Feeling bekommt man auch von der Landschaft. Die Wälder sind leicht neblig mit seltsam diffusem Zwielicht, was sie sehr mysteriös und unheimlich aussehen lässt (ich könnte mir diese wunderbar als Kulisse zu einem Kurzfilm über das Goethe Gedicht "Der Erlkönig" vorstellen). Mir ist beim Anschauen zudem aufgefallen, dass das Schloss und die nahe Umgebung ganz offensichtlich ebenfalls in der Zeit eingefroren wurden. In der Zeit als der Fluch seinen Anfang nahm. Weshalb hier ein immerwährender Winter herrscht und anderswo nicht (was mich dabei schockiert ist, dass mir das erst jetzt auffiel, und das auch nur, weil Belles Vater Maurice sich wundert warum es hier im Sommer schneit).
                                        Übrigens ist die Darstellung der Wölfe hier irgendwie horrormässig. Die sehen aus als wären sie Höllenhunde aus dem Reich der Dämonen und verhalten sich so als hätte das gesamte Rudel die Tollwut. Entspricht also der typisch mittelalterlichen Verleumdung/Verteufelung dieser Tiere (während sie in Wahrheit eher scheu sind und keinesfalls ein monströses Erscheinungsbild haben).
                                        Von der Machart her ist der Film allgemein betrachtet sehr ähnlich der Cinderella-Verfilmung (inhaltlich war jene allerdings ein feministischer Rückschritt, ganz im Gegensatz zu diesem Film hier, was Emma Watson überhaupt reizte mitzumachen). Die Schauspielerin passt übrigens optisch und charakterlich perfekt zur Figur Belle.

                                        Ich muss allerdings gestehen, dass ich mir am Anfang (als die Verfilmung angesagt wurde) eher einen Film wie Maleficent - Die dunkle Fee erhofft hatte. Wäre irgendwie interessant geworden, den Film in erster Linie aus der Sicht des Biestes zu erleben.

                                        Die Filmmusik hatte ich schon oben erwähnt. Es sind die selben Lieder wie im Trickfilm ... plus ein paar Neue. Vom selben Kommponitsten (Alan Menken) und nach wie vor toll anzuhören. ^^

                                        FAZIT:
                                        Ich kann den Film auf jeden Fall empfehlen. Er ist definitiv sehenswert. V.a. für die jüngere Generation, denen die traditionelle Zeichentrickkunst zu altmodisch erscheint, sie aber nicht auf die tolle Disney-Geschichte verzichten mögen. Oder auch für die älteren Zuschauer, welche sich gerne mal wieder in nostalgischen Gefühlen ergehen lassen wollen.

                                        PS:
                                        Der Film ist kürzlich in die Schlagzeilen gekommen. Ich erwähne dies aus zweierlei Gründen. 1) Weil es mich als Freidenkerin ziemlich sauer macht und 2) weil ich den potentiellen Zuschauern mitteilen möchte, dass die Vorwürfe völlig unbegründet sind.
                                        Die Neuverfilmung von "Die Schöne und das Biest" hat nämlich den ersten schwulen Charakter in einem Disneyfilm zu bieten und ist deshalb in Russland ab einer Altersfreigabe von 16 Jahren (!) freigegeben (mit der Begründung, man wolle russischen Kindern keine "persversen sexuellen Praktiken" zeigen). Vor dem Anschauen des Filmes hatte ich mich gefragt, ob das russische Kultusministerium nicht mehr alle Tassen im Schrank hat ... jetzt WEISS ich, daß es so ist! Eine überaus peinliche Zensur. Staatliche Bevormundung wie im Kommunismus (und ich habe meine Kindheit in einem kommunistischen Staat verbracht, erkenne also ein repressives System, wenn ich es sehe ... egal wie sehr man den äußeren Anschein eines freien demokratischen Staates wahren will). Die politisch motivierte, paranoid homophobe Zensur sorgt nun dafür, daß sich fast jedes russische Kind den Film anschauen wird und zwar als Raubkopie. Die russische Filmindustrie schadet sich damit nur selber ...
                                        Wie auch immer, die deutschen Eltern brauchen sich keine Sorgen wegen irgendwelcher "perverser sexueller Praktiken" (LOL) zu machen. Der Charakter um den es hier geht ist Gastons Kumpel LeFou. Dieser wirkt etwas tuntig (kein großes Kunststück wenn man sich das stutzerhafte Verhalten der Männer im 18.Jahrhundert vor Augen führt ... kennt einer noch den Film "Gefährliche Liebschaften"?) und himmelt seinen Freund, oder besser gesagt seinen Meister regelrecht an (hat er aber auch schon in der Trickfilmversion getan). Außerdem tanzt er kurz (!) mit einem anderen Mann aus dem Dorf während eines Songs herum (und ich rede hier nicht von Lambada, sondern von einem traditionellen Tanz aus dem 18.Jhd. bei dem man sich bestenfalls an den Händen/Unterarmen berührt ... oder auch gar nicht anfasst ... was in LeFous Fall Letzeres zutrifft! Ich will gar nicht wissen, wie schwul der griechische Tanz "Sirtaki" auf die Russen wirkt ^^) Das war`s auch schon! Ernsthaft ... da wirkt doch die innige Beziehung zwischen Frodo/Sam und Merry/Pippin weitaus schwuler. *kopfschüttel* Kinder hingegen finden LeFou witzig. Meine Tochter hat sich v.a. dank diesem Charakter prächtig amüsiert (war überhaupt nicht von ihm in irgend einer Weise irritiert oder hat nachgefragt). ^^ Soviel dazu als meine persönliche Anmerkung!

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                                          Als Fan von mythologischen Geschichten aus aller Welt, musste ich mir auch "Kubo - Der tapfere Samurai" (OT: Kubo and the Two Strings / dt: Kubo und die Zwei Saiten) besorgen.
                                          Er erinnert mich zudem an einen ganz alten Anime namens Magic Boy - Der magische Junge, den ich in meiner Kindheit gesehen habe.
                                          Genau wie die anderen mir bekannten Filme des Animationsstudios Laika - nämlich Tim Burton's Corpse Bride - Hochzeit mit einer Leiche (eine Coproduktion), Coraline und ParaNorman - war auch "Kubo" für den Oscar als bester Animationsfilm nominiert. Und das zu Recht.
                                          Die Geschichten von Laika besitzen meiner Meinung nach viel erzählerische Tiefe/Substanz, sowie eine Menge traditionell handwerklichem Können (statt seichter Unterhaltung in schönen CGI-Bildern). Leider gewinnen die Oscars letztlich aber Filme mit höherem Bekanntheitsgrad renomierter Animationsstudios wie Disney und Pixar (mit ganz wenigen Ausnahmen).

                                          "Kubo" ist eine animierte Quest (Heldenreise), welche im alten Japan spielt. Es ist ein Action-Abenteuer voller Magie und Monster. Ernsthaftigkeit und Humor wechseln sich hier ab. Die Story mag zwar bekannten traditionellen Erzählmustern einer typischen Heldenreise folgen, dennoch wartet der Film mit einigen überraschenden Wendungen auf.
                                          Der Film hat wirklich gute Charaktere zu bieten, wie z.B. den Protagonisten Kubo, einen zehnjährigen, einäugigen Dorfjungen, der sich liebevoll um seine kränkelnde Mutter kümmert, sowie mystische Geschichten und seine Shamisen (eine dreisaitige Laute) liebt. Oder seine strenge Schutzpatronin, die sprechende kämpferische Äffin "Monkey". Oder den vergesslichen verwunschenen Samurai/Riesenkäfer-Mutant "Beetle". Auch die Schurken (wie der Mondkönig) mit ihren seltsamen Motiven sind interessant. Oder die ungewöhnlichen Monster.
                                          Regelrecht philosophisch kommt außerdem die Tatsache daher, daß die stärksten Waffen im Film nicht Schwerter (obwohl eines vorkommt) sind, sondern die Magie der Musik (hier wortwörtlich zu nehmen) mit deren Hilfe Kubo "zauber"hafte Origami (jap. Papierfaltkunst) herstellt, sowie die Kraft der Liebe und des Zusammenhalts sind. Eine richtig gute Botschaft für die kindlichen Zuschauer, finde ich! ^^
                                          "Kubo" mag zwar ein amerikanischer Film sein, doch wie ein japanisch-stämmiger Mitarbeiter den Zuschauern im Bonus-Material mitteilt, fängt er sehr gut die Seele japanischer Geschichten auf. Nicht zu vergessen japanischer Traditionen ( wie z.B. dem O-bon Sommerfest -> ein buddhistischer Feiertag zu Ehren der Geister der Toten) und anderer landestypischer Spezialitäten, welche man - dank kompetenter Berater und Eigenstudium der Filmemacher - im Film wiederfindet. Im Bonus-Teil sieht der Zuschauer auch wieviel Arbeit in einem solchen Projekt steckt.
                                          "Kubo" ist kein CGI-Film, sondern ein 3D - Stop Motion - Puppenanimationsfilm (genau wie "Corpse Bride"). Die Hintergründe wurden allerdings im PC nachbearbeitet. Die Ausstattung wurde mit sehr viel Liebe zum Detail gemacht. Man hat sogar alte Stoffe aus Japan eingeführt, um sehr authentische Kostüme für die Puppen herzustellen. Dieselbe Authentizität hat man bei den Miniatur-Kulissen verwendet und auch bei der Landschaft. Ich bin beeindruckt über die liebevolle Mühe, welche in dieses Projekt gesteckt wurde.

                                          Ein tolles exotisches Abenteuer für die ganze Familie. Für die ganz kleinen Zuschauer könnte der Film allerdings etwas zu unheimlich sein. Die Eltern müssen in dem Fall entscheiden, was sie ihren Kindern zumuten möchten. Kein Kind ist wie ein anderes. Meine Tochter (9) und mein Sohn (6) hatten überhaupt kein Problem mit der Geschichte und fanden sie supertoll.
                                          Ich möchte allerdings auch bemerken, daß viele Disney-Filme mit FSK 0 nicht weniger gruselig oder viel zu actionreich rüberkommen um für Kleinkinder geeignet zu sein (von Verständis will ich gar nicht erst reden).

                                          PS:
                                          Ich freue mich auf die zukünftigen Filme des Animationsstudios. Colin Meloys Jugendfantasyroman "Wildwood" und Philip Reeves "Goblins" wurden von Laika optioniert. ^^

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                                          • 9 .5
                                            SeraphinaZoe 18.01.2017, 19:00 Geändert 18.01.2017, 19:18

                                            *
                                            Eigentlich wollte ich mir den Film gar nicht anschauen. Doch meine Mutter, ein erklärter Fan von Tierfilmen, hat mich dazu genötigt mir den mit ihr zusammen anzugucken.
                                            Ich habe die Roman-Vorlage nicht gelesen und habe ein kitschiges und realtätsfernes Filmchen über eine Katze-Mensch-Freundschaft erwartet. Weit gefehlt. Zuvor hat mich die FSK 12 etwas gewundert. Inzwischen halte ich die für absolut gerechtfertigt.

                                            Bob der Streuner ist eine Tragikomödie nach einer wahren Begebenheit. Ich habe beim Anschauen gelacht und geweint ... war traurig, schockiert, wütend, besorgt, erleichtert, entzückt, fröhlich. Das ist ein Film der die gesamte Palette an Emotionen im empathischen Zuschauer wachruft.

                                            Luke Treadaway, welcher den Drogenabhängigen James Bowen spielt, trägt seine Rolle sehr überzeugend vor (ein Lob dabei auch an die Schmink-Abteilung). Auch Bob der Kater (gespielt vom echten Bob) wirkt toll und natürlich (war sicher nicht einfach eine Katze dazu zu bringen, daß zu tun, was die Regie von ihm erwartet). Ruta Gedmintas, welche James' Nachbarin und love interest Betty spielt, trägt die Rolle der leicht ausgeflippten, sozial engagierten Veganerin ebenfalls mit Bravour (nur Schade, daß ihr Veganismus dabei etwas lächerlich dargestellt wird und auch falsch ... Zitat: "Gestatten! Ich bin Mr. Tofu und ich bin absolut ungenießbar!! >< Das Schicksal der lächerlichen Darstellung teilen viele Minderheiten-life styles in Filmen, z.B. Homosexualität).
                                            Da könnte ich noch weiter aufzählen. Eigentlich spielen alle Nebendarsteller ihre Rollen gut.

                                            Was bisher noch niemand erwähnte: Einige der Kameraeinstellungen sind aus der Froschperspektive gedreht worden. Diese sollen wohl die Sichtweise von Bob darstellen. Daher sind diese Szenen auch manchmal etwas hektisch (Katzen machen ja manchmal abrupte Kopfbewegungen und bewegen sich i.d.R. flinker als Menschen). Netter Einfall! So wird Bob richtig in die Filmhandlung mit einbezogen.

                                            Diese Art von Filmen hat normalerweise ein trauriges Ende (hatte schon fast mit dem Tod von Bob gerechnet). Doch diese Geschichte endet gut.

                                            Sehr empfehlenswerter Film ... aber nichts für kleine Kinder! Lasst euch nicht von der Niedlichkeit des Covers täuschen. Es ist die Geschichte eines (nun Ex-) Junkies und eines Straßenkaters, der ihm zugelaufen ist. Manche Szenen sind harter Tobak (trotz Fehlens von körperlicher Gewalt). Es zeigt einen verbissenen Kampf ums Überleben als sozial/finanziell extrem Benachteiligter im modernen Großstadtdschungel. Es zeigt menschliche Gefühlskälte, ebenso wie menschliche Herzlichkeit. Ein toller Film!

                                            Vielleicht lese ich auch mal den Roman (bzw. inzwischen ist es eine Romanreihe).

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                                            • 9 .5
                                              SeraphinaZoe 22.12.2016, 20:54 Geändert 22.12.2016, 21:25
                                              über Vaiana

                                              Von 1993 bis 2016 waren „Die Schöne und das Biest“ mein Lieblings-Disneyfilm. Nun sind die Beiden in den Ruhestand getreten und haben die Nachfolge an „Moana“ abgetreten.
                                              Ich hatte schon immer ein Faible für exotische Mythologie und moderne Geschichten die damit arbeiten. Bei „Moana“ hatte ich nun endlich das Gefühl, daß Disney den Mythenstoff endlich richtig angepackt hat (nicht so ‚ne Slapstick-artige Veralberung wie bei „Herkules“). Mit großem Respekt für die polynesische Kultur und (alten) Glaubenssystemen (obwohl „Bärenbrüder“ schon ein erster Schritt in die richtige Richtung war).

                                              Die sechszehnjährige Moana (ich sag später warum ich sie so nenne) Waialiki ist eine Heldin ganz nach meinem Geschmack. Eine selbstbewusste und mutige junge Frau, die aber auch Zweifel an ihrem Tun in sich trägt. Also keine Mary Sue die alles gleich sofort weiß und kann. Sie hasst es „Prinzessin“ genannt zu werden (welche sie eigentlich auch nicht wirklich ist, denn „Prinzessin“ ist ein europäischer Adelstitel – so ganz nebenbei – „Khaleesi“ würde Klang massig sogar eher als Titel passen *lol*). Sie erinnert an Charaktere wie Merida, Mulan und auch Ariel. Doch im Vergleich zu letzterer, nimmt sie nicht alles auf sich, bloß um die Liebe eines Mannes zu gewinnen. Nein, nichts Geringeres als die Rettung ihres Inselvolkes steht auf dem Spiel. Als Häuptlingstochter (in der deutschen Version seltsamerweise „Tochter des Chiefs“ tituliert, weiß denn niemand hierzulande mehr was ein Häuptling ist oder was?) hält sie es für ihre Pflicht die überlieferte Prophezeiung, welche ihr die Großmutter erzählte, wahr werden zu lassen. Und natürlich auch dem Ruf des Meeres zu folgen, welches sie schon seit frühester Kindheit wahrnahm.
                                              Um ihren Status als Auserwählte zu untermauern, wird hier sogar das Wasser des Ozeans lebendig (Animismus par excellence). Ein stummer Helfer mit Seele. Begleitet wird sie ausserdem von Heihei, dem dümmsten Huhn der Filmgeschichte, welches einen äußerst amüsanten (sowie fast nutzlosen) Sidekick abgibt (das niedliche Ferkel Pua kommt leider nur in wenigen Szenen vor).
                                              Der zweite Protagonist ist der Halbgott Maui, welcher zunächst als selbstverliebter Macho daherkommt und Moana geringschätzt. Mit der Zeit werden die beiden Charaktere jedoch zusammengeschweißt und man erfährt sogar, wie Maui zu dem wurde, was er war.
                                              Ganz typisch auf einer (Fantasy- bzw. mythologischer) Quest müssen sie mehrere Hindernis-Etappen durchlaufen. Von fiesen kokosnussartigen Gnom-Piraten, über eine gefrässige und gierige Riesenkrabbe bis hin zu einem Lavamonster. Das alles begegnet ihnen auf dem Weg zur sagenhaften Insel Te Fiti. Und zwischenzeitlich muss ausserdem ein Kurs in Segeln und Navigieren absolviert werden. ^^
                                              Ein weiterer signifikanter Nebencharakter ist (nebst Moanas Vater) ihre leicht durchgeknallt wirkende aber dennoch sehr weise Großmutter Tala Waialiki. Die alte Frau bringt die ganze Geschichte erst zum Laufen und hat auch später eine wichtige Rolle zu spielen.

                                              Die Geschichte selber hat sehr viel Action zu bieten (wie es sich für ein richtiges Abenteuer eben gehört). Es kommen ernste/traurige Szenen vor (der obligatorische Disney-Tod eines Verwandten sowie Zweifel/Versagensängste der Protagonisten), die jedoch immer wieder durch witzige Szenen aufgelockert werden. Für den Humor sorgen v.a. Moanas und Mauis Kabbeleien, das Tun des blöden Huhns Heihei sowie Mini-Maui (ein belebtes Tattoo, welches auf Mauis Haut umherwandert und ihn schon mal stumm zurechtweist).
                                              Da die Handlung in Polynesien vor ca. 2000 Jahren angesiedelt ist, spielt die polynesische Mythologie (damals ein Glaubenssystem, welches immer noch zur Kultur dazugehört) eine nicht geringe Rolle.
                                              Omnipotente Naturgöttinnen, formwandelnde Halbgötter, Animismus, Reinkarnation, Geister, etc. Das alles kommt im Film vor (ohne als lächerlich dargestellt zu werden).
                                              Die polynesische Kultur wird ebenfalls aufgegriffen. Z.B. macht Moana mehrmals die typische Hongi-Begrüssung (bei welcher man Stirn und Nase gegen die zweite Person drückt). Oder Mauis Kriegstanz, welcher an den Ritualtanz Haka der Maori erinnert.
                                              Des Weiteren orientiert sich Disney an wahrer Historie, in denen die altertümlichen Polynesier als sehr fähige Seefahrer dargestellt werden, welches jedoch seltsamerweise 1000 Jahre lang diese Tradition unterbrochen haben, um sie später wieder aufzunehmen. Den Grund (für beides) kann man sich bis heute nicht erklären … wobei der Film eine fantastische Erklärung dafür anbietet. Genau in diese Zeit versetzt Disney seinen Film „Moana“.

                                              Apropos:
                                              Falls ihr euch wundert, warum ich die Heldin Moana nenne und nicht Vaiana, wie der deutsche Titel suggeriert … Ich tue das aus (hoffentlich nicht zu kindischem) Protest. Aus Protest über die europäischen Gesetze, welche es offenbar einzelnen Personen oder Organisationen erlauben, einen Frauennamen für sich patentieren zu lassen und anderen deren Gebrauch zu verbieten (was ich für ein Unding halte, Personennamen sollten für alle frei bleiben). Daher bleibe ich bei dem amerikanischen Originalnamen „Moana“. „Moana“ bedeutet übrigens „Ozean“ auf maori und „Vaiana“ bedeutet „Wassergrotte“ (nicht gut genug für mich).
                                              Auch Maui hatte im Vorfeld mit Kritiken zu kämpfen. Wegen seiner bulligen Statur. Er wurde als zu fett empfunden, was ich allerdings als unsinnig empfinde. Sein breiter Körperbau wird durch unmenschlich große Muskeln verursacht, nicht durch Fett. Bei ihm schwabbelt nichts, kein Hängebauch, keine Mann-Brüste, kein Doppelkinn! Ausserdem ist er eine Cartoon-Figur. Diese sind oft übertrieben gezeichnet. Praktisch ist es für Disney auch! So sieht der Zuschauer seine (sich bewegenden) Tattoos besser. Und nicht zuletzt ist es irgendwie irritierend, daß Zuschauer dickere Animationsfiguren diskriminieren. Hat man sich doch vorher über zu dünne Disney-Charaktere beschwert. Die Leute wissen auch nicht mehr, was sie eigentlich wollen.
                                              Moana selber ist jedenfalls kein Hungerhaken, wie die meisten Disney-Prinzessinnen, sondern hat eine realistische, sportliche Figur.

                                              Und damit komme ich zur Optik des Disney-Films! Ich glaube, über diese bombastischen Bilder, braucht man nicht viel diskutieren. Am Großartigsten finde ich den Ozean - bzw. das beseelte Wasser – gemacht (Kennt ihr den Film „Abyss – Abgrund des Todes“ von Cameron aus dem Jahre 1989? „Moana“ hat besagte Szenen perfektioniert). Ebenso toll sind die wallenden Haare der Charaktere anzuschauen. Mauis Tattoos sind quasi eine nostalgische Hommage an die handgezeichneten Disney-Werke. Die Schönheit der Südseeinsel ist eine wahre Augenweide.
                                              Ach … die Optik ist einfach von vorne bis hinten FAMOS.

                                              Die Musik von Moana ist das Beste was Disney zu bieten hat. Selbst die deutschsprachigen Lieder haben sich als nicht so schlimm entpuppt, wie ich zunächst befürchtet hatte. Dennoch empfehle ich euch, sich die Lieder in Originalsprache anzuhören. Lin-Manuel Miranda (bekannt aus dem Broadway-Musical „Hamilton“) und Disney-Veteran Mark Mancina sind die Komponisten. Der Score ist wunderbar, ebenso wie die Gesangseinlagen in polynesischer Sprache, gesunden von der Weltmusikband Te Vaka (ich weiß das, ich hab mir die Original-CD besorgt ^^).

                                              FAZIT:
                                              Wieder ein famoser Disney-Animationsfilm, welcher durch die klassische Prinzessinnen-Thematik wieder (3 Jahre nach „Frozen“) zurück zu seinen Wurzeln geht, dieses Thema jedoch noch gründlicher entstaubt und modernisiert.
                                              Mein neuer persönlicher Disney-Favorit! ^^

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                                                SeraphinaZoe 21.11.2016, 08:53 Geändert 21.11.2016, 09:09

                                                *
                                                Es gibt keine wirkliche literarische Vorlage zu dem Film, daher kann man es nicht als Verfilmung betrachten und bewerten (das gleichnamige Buch ist kein Roman, sondern bloss ein Tier-Lexikon, welches im HP-Universum ein Schulbuch darstellt, verfasst vom Protagonisten dieses Filmes, Newt Scamander).
                                                Doch zum Glück hat die HP-Autorin das Drehbuch selber geschrieben. Damit gehört der Film offiziell zum Kanon des magischen Universums von Rowling.

                                                Es ist der erste (von geplanten fünf Teilen) Spin-Off und zugleich ein Prequel der HP-Buchreihe.
                                                Diesmal spielt es in den USA (genauer gesagt New York) der 20er Jahre (eine Epoche, welche nicht oft filmisch verarbeitet wird, trotz der späteren Bezeichnung als "Goldene Zwanziger").
                                                Damit bekommt der Zuschauer zum ersten Mal die Zaubererwelt außerhalb von England (und Hogwarts) zu sehen (die zwei anderen europäischen Schulgruppen aus "HP und der Feuerkelch" lasse ich mal außen vor, von denen weiß man allgemein etwas zu wenig).
                                                Interessant ist, daß sich die amerikanische Zaubergesellschaft etwas anders entwickelt hat als in Europa. Andere Lebensweise, andere Regeln, andere Bestrafungen ... bis hin zur anderen Bezeichnung der Nicht-Magier (hier "No-Mag" statt "Muggel" genannt).
                                                Auch ist die Existenz der Zauberkundigen hier nicht völlig unbekannt, weshalb im Film auch selbsternannte (nicht-religiöse) Hexenjäger - normale Menschen - vorkommen, welche sich als "Second Salemers" bezeichnen. Sie führen damit das Vermächtnis der Hexenprozesse von Salem fort. Das ist ein Novum in der magischen Welt von Rowling. Sonst war ja immer "böse Magier vs gute Magier" das Motto. Auf Seiten der Normalos war bisher nur komplettes Unwissen bzw. Spott (die Dursleys) zu erwarten. Doch hier wird ein solcher normaler Mensch sogar zu einem Hauptcharakter gemacht. Durch seine Augen darf man (als Zuschauer) die Rowlingsche Zauberwelt wieder aufs Neue bestaunen.
                                                Auch was Neues: Anscheinend bevorzugt man in den USA das Apparieren/Disapparieren als Reisemethode anstelle des Besenflugs. Oder sind Besen hierzulande zu auffällig und daher verboten? Wer weiß. Der Brite Newt Scamander hat jedenfalls auch keinen Besen dabei.
                                                Immerhin gehört der Zauberstab nach wie vor zum festen Inventar eines jeden Zauberers/einer jeden Hexe.

                                                Die Autorin zeigt ausserdem ein wenig Bissigkeit gegenüber den USA, indem sie ihren britischen (!) Protagonisten Newt sagen lässt, die amerikanische Zaubergesellschaft wäre quasi etwas rückschrittlich und sozial weniger gerecht (Autsch!). Zudem lässt man die hiesigen Auroren hier (strikt auf Befehl) erst schiessen und dann Fragen stellen. Rigoros. Gnadenlos. Es gibt hier sogar einen magischen Todesstuhl, welcher ganz eindeutig eine Anspielung auf den elektrischen Stuhl gedacht ist (eine amerikanische Erfindung Ende des 19.Jahrhunderts). Und da dachten wohl die Meisten, Askaban wäre schon schrecklich. Da der Film von Amis gemacht wurde und es sich um einen reinen Fantasyfilm handelt, braucht man dennoch keinen politischen Afront erwarten. Und ein biss-chen britischen schwarzen Humor samt Zynismus darf man Rowling ja zugestehen.

                                                Die schauspielerische Leistung ist 1A. Bis in die Nebenrollen perfekt besetzt und die Rollen mit Bravour gespielt. Da brauch ich gar nicht weiter drüber zu diskutieren. Es gibt hier allerdings nur eine Kinderrolle (die ein Komparse/Kleindarsteller und kein Statist ist) und ansonsten tragen nur erwachsene Charaktere die Handlung (ein weiterer Unterschied zur HP-Reihe).

                                                Die Optik ist - wie nicht anders zu erwarten - einfach bombastisch. Schon für die typischen 20-er Jahre Kulissen, Requisiten und Kostüme hat man geklotzt nicht gekleckert. Die toll aussehenden CGI-Spezialeffekte verwendet man wie üblich zur Darstellung der Magie und der phantastischen Tierwesen ... deren Aussehen die Spanne von niedlich, über mega-cool bis hin zu unheimlich umfasst.
                                                Diese Wesen sind zum größten Teil sogar richtige Charaktere mit eigenen Persönlichkeiten und Emotionen (allen voran der Zweig-artige Bowtruckle, den Newt Scamander immer in seiner Jackentasche mit sich rumträgt). Nicht bloss magische Viecher, die mal eben schnell eingefangen werden müssen (rührend ist in diesem Bezug auch die ernsthafte Sorge von Newt um "seine" magischen Tiere, welcher auch schon mal einen Paarungstanz aufführt - inklusive einem speziellem Pheromon-Parfüm - um eines dieser Wesen anzulocken).

                                                Aufgrund der vielen unheimlichen Szenen (bis hin zu Todesszenen) halte ich das Anschauen des Filmes im Grundschulalter jetzt nicht unbedingt als empfehlenswert (FSK 6 ist meiner Meinung nach zu tief angesetzt).
                                                Schon die HP-Filmreihe war recht düster und daher nicht für die kleinsten Zuschauer geeignet. "Fantastische Tierwesen" wist einen ähnlichen Gruselfaktor auf. Ein paar wenige sexuelle Anspielungen gibt es auch (die Kinder aber sowieso nicht verstehen dürften).
                                                In den USA hat der Film jedenfalls eine PG -13 bekommen. Ich würde 9 Jahre als Untergrenze vorschlagen. Aber die Eltern sollten eh nach eigenem Ermessen urteilen (sie dürften es ja am besten wissen, was ihre Kinder ängstigt und was sie ihnen zumuten können).
                                                Es gibt hier aber natürlich auch komödiantische Szenen (die v.a. auf das Konto des No-Maj Jacob Kowalski gehen ... bzw. seinem Zusammenspiel mit dem introvertierten Newt). Nicht daß man denkt, hier gehe es nur düster und bierernst zu.

                                                Ich bin jedenfalls zufrieden und erwarte ungeduldig die vier weiteren Spin-Offs (welche alle zwei Jahre erscheinen sollen). Der zweite Teil (2018) soll angeblich in Paris spielen und wieder Newt Scamander als Protagonisten haben.
                                                Da in diesem Film hier die amerikanische Zaubererschule Ilvermorny erwähnt wird, könnte diese in einem der anderen Film eventuell auch eine grössere Rolle spielen (vielleicht ihre Entstehungsgeschichte). Es gibt so viele Möglichkeiten die Rowling'sche magische Welt auszudehnen. ^^

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                                                  SeraphinaZoe 15.10.2016, 00:51 Geändert 15.10.2016, 11:19
                                                  über Inferno

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                                                  Leider hat mich die Verfilmung des dritten Robert Langdon Thrillers ziemlich enttäuscht.
                                                  Hier hat man nämlich das Besondere der Dan Brown "Touristenführer"Thriller fast komplett herausradiert, um einen konventionellen Action-Thriller daraus zu machen.
                                                  Die kryptischen Rätsel und sogar die Kunstwerke wurden (im direkten Vergleich mit den Vorfilmen) auf ein absolutes Minimum reduziert. Und das was gezeigt worden ist, hat man so SCHNELL abgehandelt, als handelte es sich um eine lästige Pflicht, die man möglichst fix hinter sich bringen wollte. So wird durch die Handlung nur noch gehetzt und Langdon kann dadurch nicht mal seine Fähigkeiten voll entfalten. Anstatt rumzurätseln, fasst er sich wiederholt an den schmerzenden Kopf und die Zuschauer sehen etweder kurze Rückblicke oder wirre Visionen von Dante's Hölle (Letzteres ist "nett" anzuschauen, aber was - zur HÖLLE! - soll das der Filmhandlung bringen? das wir nun eine CGI-Version von Botticellis Gemälde haben?) Die Rätsel verkommen dadurch zur absoluten NEBENSACHE!

                                                  Doch am Schlimmsten ist das total vermurkste Ende. Das schockierende, bizarre Finale aus der Vorlage hat man zu Gunsten eines typischen Thriller-Finales geopfert. "Inferno" wurde zu einem x-beliebigen Killervirus degradiert (im Buch hatte es mit ihm aber eine besondere Bewandnis, die absolut genial ausgeklügelt war).
                                                  Die Filmcharaktere erinnern kaum an die Buchcharaktere (und ich rede NICHT vom Aussehen).
                                                  "Infernos" genialer Schöpfer, der schweizerische (!) Genetiker Zobrist wurde zu einem amerikanischen (!), reichen Psycho mit hochtrabenden, größenwahnsinnige Plänen (im Buch hatte er mehr Charaktertiefe und wurde als TRANSHUMANIST dargestellt, was eigentlich wichtig für die Handlung gewesen wäre ... oder wollte man hier im Film etwa absichtlich den Transhumanismus in ein schlechtes Licht rücken?).
                                                  Dr. Sienna Brooks' Charakter wurde auch unnötig verändert (das Fehlen einer blonden Perücke ist wir wurscht, wie sie sich verhält und was mit ihr passiert nicht).
                                                  Daß man einen etwas weniger wichtigen Nebencharakter wie Agent Bruder (hier Bouchard genannt) verändert, kann man noch verschmerzen (selbst wenn auch das völlig unnötig gewesen war).
                                                  Selbst Robert Langdon ist - wie schon zuvor erwähnt - etwas aus der Form (im Buch war er das nur zu Beginn). Sienna löst sogar einige der Rätsel anstelle von Langdon (???).
                                                  Alles in Allem betrachtet, wurden hier zu viele Charaktere verändert, so daß sie eher an Figuren aus "Normalo"-Thrillern à la "24" erinnern und weniger an solche aus einem "Dan Brown"typischen Thriller.

                                                  Übrigens ist es ziemlich RASSISTISCH, daß die Helfer (mit den Sprengsätzen), welche FÜR eine Freisetzung des Virus sind, ausgerechnet türkische Muslime sind (einer davon hat sogar offenbar einen Lehrstuhl an der Uni). Und ein anderer Charakter, welcher das Virus für sich haben will, um es zu verkaufen, ist auch ... Nicht-Kaukasier (es wäre gespoilert, wenn ich ihn genauer beschreiben würde). Außerdem ist es ebenso rassistisch, daß man den Schweizern offenbar keine genialen Wissenschaftler aus dem normalen Volk zutraut (das drastische Genie muß offenbar (a) amerikanisch und (b) stinkreich sein). ><

                                                  Schauspielerisch, visuell und action-mässig ist der Film völlig in Ordnung. Aber was nützt das, wenn die Handlung so ... GEWÖHNLICH geworden ist? Das ist kein Robert Langdon Thriller! Das ist ein 08/15 Thriller!

                                                  Selbst die Filmmusik sticht nicht besonders hervor (zumindest in meinen Ohren nicht ... was im Fall von "The DaVinci Code" noch absolut zutraf).

                                                  Die Filmemacher hier sind absolute FEIGLINGE! Wie kann man einen so guten Roman (welcher mir sogar besser gefiel als "The DaVinci Code") nur so verhunzen? Und ich rede nicht von kleineren Veränderungen (die völlig legitim sind). Nein, die Änderungen, welche an der Vorlage verübt wurden, sind hier weltverändernd (wortwörtlich)! Ich hasse es wie ein enttäuschter Buch-Fan zu klingen, doch hier ist das völlig gerechtfertigt (anders in den beiden vorherigen Verfilmungen, die mir gut gefallen haben).
                                                  DER FILM WURDE EINES GENIALEN ENDES BERAUBT (welches noch die Buchvorlage auszeichnete).
                                                  Was soll denn das? Wie kann man solch einen brillanten Clou einfach so aus der Filmstory streichen? Was hat die Filmemacher da geritten? Darf man in Filmen (anders als in Büchern) sowas nicht zeigen, oder was?
                                                  Ich weiß gar nicht wie Dan Brown das zulassen konnte! Hatte er denn gar kein Mitspracherecht? Ich kann mir nicht vorstellen, daß ihm der Film gefallen hat.
                                                  Jene Zuschauer, die dem Film eine gute Bewertung geben, dürften sich damit wohl als Nicht-Kenner des Buches outen (was anderes kann ich mir nicht vorstellen ... es sei denn, man fand das - in meinen Augen brillante - Buchende wirklich zu drastisch und wünschte sich ein anderes herbei).

                                                  FAZIT:
                                                  Diese Verfilmung wird weder der Romanvorlage gerecht, noch seinen Vorgänger-Filmen.
                                                  Wenn man auf einen völlig normalen, üblichen Thriller aus ist (und die Buchvorlage nicht kennt), dann kann man sich diesen Film ruhig antun.
                                                  Doch wer etwas mehr der Brown'schen Spezialitäten haben möchte, sowie mehr überraschende Storywendungen und v.a. ein genial-schockierendes Ende, der sollte den Film links liegen lassen und lieber gleich zur gleichnamigen Buch-Vorlage greifen.
                                                  Ich empfehle die Lektüre auch jenen, die jetzt nur den Film kennen und ihn gut - oder auch nicht - fanden. Lest das Buch (ihr werdet auf jeden Fall überrascht, selbst nach Anschauen des Filmes - oder gerade deshalb).
                                                  Oder ihr seht euch noch einmal "The DaVinci Code" an (am besten in der Langfassung). Nun offiziell auch weiterhin der beste Teil der Filmreihe (für mich jedenfalls).

                                                  PS:
                                                  Budget "The DaVinci Code" 125 Mio $, "Illuminati" 150 Mio §, "Inferno" 75 Mio $ ... ob die o.g. Minimierung daran lag?

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                                                    SeraphinaZoe 10.10.2016, 09:09 Geändert 10.10.2016, 09:18

                                                    *
                                                    Ich kenne die Buchvorlage nicht, kann daher nicht beurteilen wie gut die VERfilmung geworden ist.
                                                    Die Story kommt mir jedoch so vor, als hätte jemand versucht, Elemente aus MARRY POPPINS, HARRY POTTER, PAN'S LABYRINTH und X-MEN zu einer interessanten Mischung miteinander zu kombinieren.

                                                    Die Altersfreigabe FSK 12 ist ernst zu nehmen, ist die skurrile Story doch stellenweise recht düster bis hin zu morbide. Der Regisseur Tim Burton tobt sich hier nach Herzenslust aus ... siehe z.B. ausgerissene und verschlungene Augäpfel, getötete Kinder und die kämpfenden Skelette (diese Spoiler waren notwendig, um euch die Ernsthaftigkeit der Altersfreigabe nahezulegen). Der Film ist für jüngere Kinder ebenso wenig geeignet wie der morbide Fantasyfilm PAN'S LABYRINTH von Guilliermo del Toro. Dieser hatte allerdings drastischere Szene als hier (weshalb er auch eine FSK 16 bekam). Dennoch geht es stilmässig durchaus in diese Richtung.

                                                    Optisch ist der Film passend. Die walisische Landschhaft, die Kulissen (besonders das Jugendstil-Waisenhaus), die Kostüme (im 40er Jahre-Stil) und die Spezialeffekte (bzgl. der Darstellung der "Besonderheiten") gefallen mir gut. Die Monster, genannt Holows, sehen echt gruselig aus. Sie erinnern an das kinderfressende augenlose Monster aus PAN'S LABYRINTH (eine fast schon verdächtige Ähnlichkeit!).

                                                    Es ist ungewiss ob der Film eine Fortsetzung bekommt. Doch der Film funktioniert auch für sich alleine. Der erste Erzählstrang wird abgeschlossen. Es bleiben dennoch viele Fragen übrig, da hier kaum auf die Hintergründe des ganzen Systems eingegangen wird. Woher kommen diese Hexen, die sich in Vögel verwandeln und die Zeit manipulieren können? Ich verstehe zudem immer noch nicht den Sinn der Zeitschleifen-Orte. Klar, sie dienen dem Schutz der Kinder vor den Halows, sind aber doch eigentlich goldene Käfige in denen man wahnsinnig werden sollte, wenn man jeden Tag ganz bewusst UND TÄGLICH GRÜSST DAS MURMELTIER erleben müsste. Längerfristig betrachtet sind diese Orte doch ziemlicher Humbug. Die Kinder sind hier praktisch Gefangene einer mütterlichen/lehrerhaften Figur und können nie die richtige Außenwelt sehen. Nie erwachsen werden. Nie das Leben in seinen vollen Zügen auskosten. Ist doch ätzend. Da ist die Idee von Jakes Großvater Abe doch am vernünftigsten (es wundert mich, warum nicht mehr Kids aus diesem System ausgebrochen sind). Abe nahm die Dinge lieber in die eigenen Hände und bekämpfte aktiv die Monster (kein Spoiler, das alles erzählt er seinem kleinen Enkel schon am Anfang des Filmes .. wofür er von seinem eigenen Sohn für einen senilen Spinner gehalten wird). Das macht jedenfalls mehr Sinn, anstatt sich zu verstecken, alles passiv auszusitzen ... und das für alle Zeit! Die Kinder müssten doch inzwischen alte Seelen sein, die in ihren Kinderkörpern gefangen sind. Ihr immer noch kindliches Verhalten ist daher recht unglaubwürdig. Sie sind doch nicht geistig zurückgeblieben. Wenn man jahrzehntelang gelebt hat, verändert man sich auf jeden Fall psychisch, selbst wenn der Körper der Selbe bleibt (das Vampirkind Claudia in INTERVIEW MIT EINEM VAMPIR hat es schon logisch vorgemacht). Sehr merkwürdig. Vielleicht erfährt man mehr darüber, falls jemals eine Fortsetzung gedreht wird. Ansonsten kann man sich ja die Bücher kaufen.