shortybuster - Kommentare

Alle Kommentare von shortybuster

  • 6

    Der zweite Teil aus Dario Argentos mystischer Mütter-Trilogie ist dank der Inszenierungswut des Italieners ein optisches Feuerwerk. Ein verfilmter Alptraum, in dem keine Figur sicher ist vor einem unbekannten Killer. Garniert mit starken Rot- oder Blautönen, einem eingängigen Score und deftigen, einfallsreichen Killszenen. Was (wieder mal) bei Argento auf der Strecke bleibt, ist ein irgendwie stringenter Plot. So ist hinter der optischen Pracht nur ein heterogenes Flickwerk an guten Einzelideen zu finden, bei dem man sich fragen muss: Warum nimmt sich dieser großartige Regisseur keine Zeit für eine wenigstens halbwegs sinnstiftende Geschichte? Inferno bleibt daher mehr Blendwerk als Filmkunstwerk.

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    • 10

      Killer Klowns... ist für Fans des (trashigen) 80er Horror-Kinos ein Festival an lustigen und deftigen Szenen gleichermaßen. Klowns aus dem All machen Jagd auf Menschen und nutzen dabei alle Mittel der Unterhaltung, die Clowns so in ihrem Repertoire haben. Aus geringem Budget wird so ein liebevoll handgemachter, verspielter und vor allem extrem kurzweiliger Horrorstreifen, dessen Gagdichte (ähnlich wie bei Blood Diner) so hoch ist, dass man mit dem Klatschen und Lachen gar nicht nachkommt. Die Edition von Arrow Video auf Bluray ist ebenso ein Highlight.

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      • 3

        Das Remake des eher unbekannten 80er Jahre Slashers "The House on Sorority Row" macht im Grunde alles das falsch, was man modernen Horrorfilmen reihenweise vorwerfen kann. Lieblose, unsympathische bis nervtötende Charaktere, die einem aufgeschreckten Hühnerhaufen gleich in die nahende Klinge des Mörders stürmen. Passable Killszenen und ein kurzweiliges Whodunit-Spiel bewahren diesen Schund vor dem völligen Untergang.

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        • 8 .5

          In den ersten gut 30 Minuten schickt sich Inarritu an, Kinogeschichte zu schreiben, Szenen, die wuchtiger und gleichzeitig authentischer nicht wirken könnten, toppen an Intensität selbst sein unerreichtes, pulsierendes Meisterwerk "Amores Perros". 'Der Struggle ist real' würde die Jugend dazu neudeutsch sagen.

          Leider rauscht der Film nicht weiter unaufhaltsam an die Obergrenze und lässt es klingeln wie beim 'Hau den Lukas'. Denn trotz aller Bildgewalt nutzen sich die ständig selbstzweckhaft auftauchenden Naturaufnahmen irgendwann ab und der existenzielle Kampf des Protagonisten wird zum harten, aber nie wirklich in Frage stehenden Parforce-Ritt, der einen immer wieder gedanklich auf das Ziel des Ganzen schielen lässt und einen damit ein wenig vom Jetzt entrückt.

          "The Revenant" ist wohl Inarritus geradlinigster, schnörkellosester Film. Verschachteltes Erzählen hat er schon eine Weile hinter sich gelassen. Und so liegt der Schwerpunkt dieses Films ganz auf dem (Mit-)Erleben bzw. (Mit-)Leiden. Und an dieser Stelle liegt letztlich auch der Knackpunkt, der aus einem sehr guten Film einen großartigen, ein Meister- aber vor allem ein Kunstwerk sondergleichen machen würde. Denn eine wirklich substanzielle Meta- oder Subebene erschließt sich (unter Vorbehalt der ersten Sichtung) für dieses Rache-Drama nicht. Lediglich eine Metapher zur Widerstandskraft von Baum und Mensch unterfüttern den Lebenskampf. Ein zerstörtes Familiengefüge, das nie ganz emotional berühren kann und ein wenig distanziert bleibt, reicht als Handlungsmotor.

          Das alles führt dazu, dass Inarritu wieder mal einen sehr guten Film gemacht hat, der bedingungslos zu empfehlen ist und der mindestens zwei unvergessliche Sequenzen bereithält, aber dem letztlich noch ein wenig künstlerische Stilisierung gegenüber reiner Bildopulenz zur Vollendung fehlt. Das mag Kritik auf hohem Niveau sein, aber der Eindruck einer gewissen Leerstelle war nicht zu verflüchtigen. Aber überhaupt so ein Level zu erreichen und mit jedem Film wieder ein berührendes (Kino-)Erlebnis zu zaubern, macht Inarritu ohne Zweifel zum besten Filmemacher des neuen Jahrtausends.

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          • 4 .5

            "The Final Girls" will die engen Genregrenzen des Slashers ironisch durchbrechen, wie es einst schon "Scream" bravourös getan hat. Bereits damals war das von starker Stereotypie unterjochte Slasher-Genre eigentlich nur noch durch humoristische Übersteigerung konsumierbar. Und so scheint "TFG" nun endlich das zu liefern, was alle klischeegeplagten Zuschauer sehnlichst herbeiwünschen: wehrhafte, aufgeklärte Figuren, die von Anfang an das Zeug zur Auflehnung haben.

            Umso härter trifft unter dieser Prämisse das Verhalten der Figuren und der Ablauf der Geschichte. Aus der einführenden Erhöhung der Figuren auf die Metaebene und ihrer daraus erwachsenden Souveränität wird schnell das, was alle anderen normalen Slasher auch schon hatten: dumme, unorganisierte Opfer, die diesmal lediglich wissentlich untergehen, anstatt aus heiterem Himmel abzutreten. Die Metafiguren werden umgehend wieder entthronisiert und degradiert auf das Maß ihrer Camp Bloodbath Kollegen. Der Hühnerhaufen bekommt Zuwachs!

            Was bleibt, ist leidlich spannende Genre-Kost, denn ironische Brechung bei gleichzeitiger Spannung und packendem Horror ist ein verschwindend geringer Grat, auf dem bisher letztlich nur Wes Craven mit besagtem Film zufriedenstellend tanzte. Einfach alles herbei zu zitieren, was als Genre-Wissen im Kopf des Zuschauers abgespeichert ist, ergibt noch lange keinen klugen Film.

            • 5
              shortybuster: Filmtoast.de 27.12.2015, 19:52 Geändert 27.12.2015, 19:57
              über Sicario

              Mit "Sicario" liefert Denis Villeneuve seinen bis dato schlechtesten Film ab. Das Setting an der mexikanisch-amerikanischen Grenze und die dazugehörige Polizeigeschichte um Drogenhandel und Mordgeschäfte wurde schon hinlänglich - und letztlich wesentlich besser - dargestellt. Da wirkt auch die Besetzung von Benicio del Toro als ambivalente Figur in den Reihen der Amerikaner auch wie eine reine Wiederholung.

              Das allein würde den Film nicht gleich überflüssig machen. Der Plot und die handwerkliche Umsetzung zeigen, dass Villeneuve großes US-Kino kann. Der Film ist durchaus genießbar. Was dem Film den substanziellen Boden raubt, ist der inhaltliche wie nominelle Flop in Form von Protagonistin Kate Macer und Schauspielerin Emily Blunt. Villeneuve wagt etwas und besetzt die Hauptrolle - entgegen den Bedenken der Produzenten - mit einer Frau.

              Damit ist das Neue, das Sehenswerte , das Kernthema von "Sicario" offensichtlich: Wie bewährt sich eine Frau in einer männerdominierten Welt, in der es kein Schwarz oder Weiß, sondern nur unzählig viele Graustufen gibt?

              Ab hier: SPOILER

              Die Protagonistin entpuppt sich erschreckenderweise als reines machtloses Instrument in einer männerdominierten Welt, geht unter und bricht am Ende auch noch in Tränen aus, als sie ihre völlige Niederlage einsieht. Für Gender-Denker ist dieser Film ein plumper Schlag ins Gesicht. Kate Mercer mischt die Genrekarten damit nicht neu - sie mischt gar nichts, weil die Karten in den Händen der Männer liegen. Noch dazu spielt Emily Blunt diese Rolle nahezu mit einem Gesichtsausdruck über die gesamte Spielzeit. Sie versucht sich in einer Männerdomäne anzupassen und Härte zu zeigen, aber Schritt für Schritt zerbröckelt diese Fassade.
              Identifikation ist für den Zuschauer nicht möglich bei einer Figur, die in zarten Ansätzen versucht, als "Good Cop" den juristisch legalen Weg zu gehen, aber letzlich nur in Schockstarre verharrt, weil ihre Niederlage niederschmetternd ist.
              Benicio Del Toro spielt den von Anfang an offensichtlich ambivalent angelegten Auftragskiller routiniert, aber ohne sonderliche Glanzmomente. Überraschungen sucht man vergeblich...

              SPOILER-ENDE

              Fazit: Villeneuve bietet einen interessanten Ansatz in Form einer gegen den Strich besetzten Hauptfigur/-rolle. Der erhoffte frische Wind ebbt nach einem grandiosen Beginn und erstem Kontakt an mexikanischer Grenze jäh ab. Was am Ende dabei rauskommt, ist ein völlig genretypischer, mäßig spannender Thriller, der eine eigene Aussage schmerzlich vermissen lässt.

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              • 6 .5
                über Maggie

                "Maggie" mit Abigail Breslin und Arnold Schwarzenegger fügt dem ohnehin schon gehörig allegorisch aufgeladenen Zombie-Genre ein weiteres Sinnbild hinzu. Das Familiendrama, das im Kern um die Beziehung zwischen Vater und Tochter ringt, stellt den Zombie-Virus als das dar, was er eigentlich ist: eine Krankheit, die zum schrittweisen Verfall und zum (Un)Tod führt. Damit rückt "Maggie" aber in die Reihe von Filmen wie "Das Schicksal ist ein mieser Verräter", "Restless" oder "Now is good". Hobson nutzt die Untoten-Metapher stellvertretend als eine grundsätzliche (natürlich fiktive) Art von tödlichen Krankheiten und stellt damit existenzielle Fragen nach Menschlichkeit, familiärem Zusammenhalt und menschlicher Selbstbestimmung.

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                • Der Scorpion King ist mein persönliches Highlight - oder doch der verrenkte Dummy? :D

                  • Die häufige Verwendung des Fog Horn liegt wohl auch daran, dass Hans Zimmer meistens den Score produziert. Mir persönlich fiel das nochmal ganz stark bei "12 years a slave" auf, als der Protagonist auf dem Schiff verschleppt und wird und man das Heck filmt, begleitet von einem quälend überdramatischen "DÖÖÖÖÖ".

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                    • Puh also optisch/handwerklich sieht er schon wieder mal sehr billig aus, aber damit muss man im Horrorgenre leben können. Dafür sieht der Rest einigermaßen ansprechend aus.

                      Viel interessanter auf allgemeiner Ebene finde ich diese 80er-Rückwärtsgewandtheit, die sich mittlerweile in der Filmmusik sehr deutlich bemerkbar macht. Besonders wirkmächtig auch bei It follows. Natürlich kann man bei so ziemlich jeden Horrorfilm sagen, ja das kennt man aus dem und dem vergangenen Jahrzehnt, aber mir scheint, es werden derzeit noch expliziter Hommagen gedreht, die auch so wahrgenommen werden wollen und davon profitieren wollen. Ein Trend, den man mal kritisch beachten sollte, denn Hommagen sind schön und gut, um die Alteingesessen nostalgisch werden zu lassen, aber auf Dauer ist so ein "Wir bringen es zurück" nicht sonderlich fortschrittstauglich. Und Fortschritt braucht dieses Genre für meinen Geschmack wie kein anderes sehr.

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                      • 4

                        Wild Things ist ein zutiefst pessimistischer Film und zeigt eine Gesellschaft im freien Fall in die Sündhaftigkeit. Die reichen da oben und die armen da unten sind im Grunde gleich. Sie langweilen sich, die einen vom Überfluss, die anderen wahrscheinlich von ihrem scheinbar unerfüllten Leben.
                        Und so entwickelt sich ein Spiel um Leben und Tod und natürlich um Geld, in dem niemanden nichts und vor allem niemand mehr heilig ist. Dass selbst die anfangs noch als die einzig moralische Instanz erscheinende Figur des Vertrauenslehrers spielend leicht korrumpiert wird, ist in dieser Welt nur folgerichtig - über die Vertreter des Gesetztes schweigen wir am besten ganz. Und so windet sich dieser Film von Leerlauf zu Leerlauf, immer wieder kurzzeitig befeuert durch einen Twist (und viel nackter Haut), der den Zuschauer eines Magiers gleich so stark blenden soll, dass dieser erfreut aufschreit und sich im wogenden Glück eines vermeintlich großartigen Erlebnisses badet.
                        Im Endeffekt war doch alles nur ein Spiel, ein Spiel um die immer gleichen falschen Götzen und was schert es den Betrachter schon, wenn diese stereotypen Rollenverkörperungen untergehen? Eine wirkliche Fallhöhe, die schmerzen könnte, erreicht der Film leider nie.

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                        • shortybuster: Filmtoast.de 13.12.2015, 14:16 Geändert 13.12.2015, 14:17

                          Ende Oktober 2002 hatte ich mit meinem älteren Bruder beschlossen, Geld zusammenzulegen, um endlich eine eigene Playstation 2 im Haus zu haben, weil wir zuvor nur PS 1 & 2 bei Freunden spielen konnten. Da mein Bruder schon ein Auto hatte und in der Stadt arbeitete, sollte er die Konsole nach der Arbeit kaufen und mit nach Hause bringen, während ich den ganzen Tag über schon auf glühend heißen Kohlen saß.

                          Als er dann endlich da war und als Recht des Älteren zuerst anfing zu spielen (GTA Vice City, damals brandneu), musste ich mich noch länger gedulden. Schließlich war es sein Fernseher und sein Zimmer. Doch er hörte recht schnell wieder auf und übergab mir den PS2 Controller, damit ich (endlich) loslegen konnte. Ich am Ziel meiner Wünsche dachte plötzlich, dass ich nicht allein spielen wollte ohne meine besten Freund, der aber gerade bei einem Tischtennisspiel war und nicht vorbeikommen konnte.

                          Ich sagte meinem Bruder "nein" und ging erstmal in die Sporthalle, um meinem Freund von der Konsole zu erzählen und abzuwarten, bis er endlich fertig war und mit zu mir konnte. Lustigerweise war ich vorher nie bei einem seiner Spiele, weil ich Tischtennis auch heute noch total langweilig finde. Mein Freund war mehr als verwundert und verstand gar nicht, warum ich jetzt hier auf der Bank saß und zusah, anstatt zu spielen, denn damals waren wir beide Gamer aus Leidenschaft und zockten solange bis unsere Eltern uns den Stecker zogen. In dem Moment war ich definitiv ein bisschen stolz, dass ich lieber mit meinem besten Kumpel die ersten Schritte auf der eigenen Konsole wagen wollte, als gierig alleine zu zocken. Auch die nächsten Jahre waren wir jeden Tag bei ihm oder mir, um PS2 zu spielen. Und mit der PS3 und einer gemeinsamen WG zur Studentenzeit setzte sich diese Tradition fort!

                          • Sieht wieder mal nach typischen Geister-Mumbo-Jumbo aus - langweilig. Eine Gruppe von jungen Leuten, denen man im Trailer schon nicht abnimmt, was sie da tun und eine Handvoll von altbekannten Schockmomenten....bleibt eigentlich nur noch die Frage, ob zum Millionsten mal der Spiegel-Schocker zitiert wird - gerade Indie-Filme sollten sich doch mal was trauen!!

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                            • 5 .5
                              shortybuster: Filmtoast.de 01.12.2015, 09:29 Geändert 14.12.2015, 16:01

                              + tolle handgemachte Effekte (Danke Robert Kurtzman!!)
                              + ein Hauptcharakter mit Ecken und Kanten
                              + eine durchweg ordentliche Schauspielerriege
                              + Anklang von Vater-Sohn-Drama...
                              + eigener Look...

                              - ...das aber zu klischeehaft geschrieben ist
                              - ...der stellenweise doch als zu überstarker Farbfilter auffällt
                              - viel Leerlauf im Mittelteil
                              - etwas unausgereifter Genremix, der zwischen eher trashigem Horror und ernsthaftem Drama mit (pseudo)tiefer gehenden Gesprächen changiert
                              - die besonders inszeniert wirkenden Dialoge zwischen Pater und Hauptfigur sind mehr Phrasen- und Sprichwortdrescherei als wirklich ergreifende Diskussion
                              - fragwürdiges Design der Werwölfe (bewusst trashig?)
                              - etwas unglaubwürdiges Setting: ein Blinder "völlig" allein in einer Residenz? Wer kümmert sich?

                              Fazit: Ein mutiger Versuch, mehr als nur einen Malen-nach-Zahlen-Genrefilm zu kreieren. Leider geht die Mischung nicht vollkommen auf.

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                              • Bin sehr gespannt drauf! Leider noch etwas warten.

                                • Scream hat dazu eigentlich schon alles gesagt und daraus auch einen spannenden Film gemacht :)

                                  • 6

                                    + atmosphärischer Score, der für eine unheimliche Stimmung sorgt
                                    + authentisch wirkendes Setting
                                    + starke Darstellerleistung von Gene Jones als Sektenführer

                                    - Found Footage typische Probleme: Warum wird weitergefilmt?
                                    - Plot wird zu schnell abgehandelt und ist sehr dünn
                                    - gehetztes Finale, das in seiner Härte und Schärfe nicht ganz so gut spürbar wird

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                                    • Das Slasher-Genre ist ziemlich ausgelutscht. Was natürlich nicht dazu führt, dass nicht doch gefühlt jede Woche wieder eine völlig generische Umsetzung dieses Genres in die Regale wandert. Dabei erscheint es mir grundsätzlich gar nicht so schwer zu sein, sich vor allem mehr Mühe bei den Figuren zu geben, damit der Zuschauer mitleiden kann, den Killer mit ein wenig Background auszustatten, damit das Böse greifbar wird.

                                      • 3
                                        shortybuster: Filmtoast.de 05.11.2015, 10:15 Geändert 04.06.2017, 09:52

                                        Ein Mann wacht in einem Loch voller Leichen auf - mehr sollte man von diesem Film auch nicht wissen. Die Grundidee verspricht natürlich Spannung: Wer bin ich? Wo bin ich? Was ist hier passiert? Sharlto Copley schafft es diese Bürde des Protagonisten glaubhaft und ordentlich zu tragen - mehr ist in diesem Genrefilm an Schauspielleistung auch nicht gefragt.

                                        Leider verpufft die Grundspannung jäh - es entwickelt sich im Folgenden eine Gruppendynamik so unglaubwürdig und haarsträubend, wie es jeder 08/15 Horror-Streifen schon vorher zusammengemurkst hat. Jeder ist sich spinnefeind, handelt im Übersprung und schnell scheren alle aus wie ein wilder Hühnerhaufen und verlieren sich in der unkontrollierten Suche nach irgendwas in den Weiten des Settings.

                                        Die Aufdeckung des Mysteriums ist erst zäh und langatmig, wird einem dann aber schon doch recht früh plump entgegengeworfen. Ein starkes Indiz für ein schwaches und schlecht balanciertes Drehbuch!

                                        Open Grave verbucht erst im letzten Drittel noch ein paar ordentliche Momente. Die Enthüllung bewegt sich zwar in bekannten Fahrwassern aus dem Horrorgenre, aber die Art und Weise wie dieser Plot eine bekannte Geschichte erzählt, ist zumindest erfrischend und anders - fatalerweise entsteht so erst dann mehr Spannung, als eigentlich alles klar ist und die Gefahr deutlich vor Augen steht. So fehlt nun aber die Spielzeit. Leider hilft daher dieses gelungene letzte Drittel nicht über das erschreckend einfallslose Drehbuch der ersten Hälfte und dessen Inszenierung hinweg.

                                        Fazit: Mit etwas mehr Wohlwollen könnte man sagen: was (zu) lange wärt, wird endlich gut - das Finale stimmt. Aber Open Grave langweilt den Großteil der Spielzeit und verhindert so eine solide Bewertung, die auch eine Sichtungsempfehlung nach sich ziehen würde.

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                                        • 5 .5

                                          + ein starker Mads Mikkelsen
                                          + eine bezaubernde Königin (- ...die schnell zum unwichtigen Beiwerk wird)
                                          + eine konfliktreiche Dreiecks-Beziehung (- ....die nie richtig Fahrt aufnimmt)
                                          + glaubhaftes Setting und Kostüme

                                          - Überlänge
                                          - Vorhersehbarer Klischee-Plot
                                          - wenig psychologische Ausarbeitung und Tiefe der Charaktere
                                          - wenig höfische Pracht und Opulenz
                                          - lächerliche, plumpe und dadurch unglaubwürdige Darstellung des Königs

                                          Fazit: Solides Historiendrama, das sich bereits im ersten Drittel an zu vielen Banalitäten und Plumpheiten abarbeitet. Die Botschaft der Aufklärung wird mit der Moralkeule verbreitet - was bleibt: ein wieder mal starker Mads Mikkelsen als aufrechter Kämpfer für eine bessere Gesellschaft.

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                                          • 2 .5

                                            "wenn man sich die Geschichte wie ein Labyrinth vorstellt, will man ja nicht von oben herabschauen und jede Entscheidung der Charaktere sofort als Fehler bemerken, das ist frustrierend. Man will mit den Figuren im Labyrinth sein und um dieselben Ecken gehen, das ist viel spannender. Ich möchte im Labyrinth sein."
                                            Christopher Nolans Gedanken zum richtigen Geschichtenerzählen in Filmen zeigen auf, woran der kanadische Film "The Shrine" am meisten krankt. Neben anderen unzähligen Horror-Klischees und Plattheiten, die man minütlich schlucken muss, ist der wohl größte Fehler des Films, dass der Zuschauer etwa Dreiviertel des Films über der Geschichte thront und auf die Figuren herabschaut und mit jeder Dummheit mehr ermüdet. Denn bereits mit dem Titel und dem genreüblichen Anfangsschocker ist (fast) alles klar...
                                            "Eine Gruppe Journalisten reist nach Polen, um dem Fall eines verschwundenen amerikanischen Rucksacktouristen auf den Grund zu gehen. Die Spur des Verschwundenen führt in ein abgelegenes Dorf, welches ein grausames Geheimnis birgt."
                                            Die Geschichte um eine Journalistin, die unbedingt eine gute Story braucht, ist platt und zu keiner Zeit glaubwürdig inszeniert. Die Motivation einer anderen Figuren, die zur Gruppe stößt, wird hanebüchen erklärt: "Sie ist freiwillig hier". Der Look des Films ist schlichtweg bescheuert: In der eigenen nordamerikanischen Heimat ist alles in Hochglanz wie eine Daily Soap gehalten - im beschaulichen Dorfumfeld in Polen dann alles grau ausgewaschen. Viele Horror-Filme, gerade amerikanische, gehen mit fremden Ländern und Kulturen platt und diskriminierend rum - dieser Film treibt es aber auf die Spitze!
                                            Ewig langatmig wird dann das entwickelt, was der Zuschauer schon längst sieht und was die schlechten Schauspieler mit ihren emotionsleeren Gesichtern nicht spüren lassen können. Wirklich alle fünf Minuten wird gewarnt: "Wir sollten gehen"; "lass uns abhauen" - und doch entwickelt sich alles genauso, wie man es nach einer Minute vorhergesehen hat. Als im letzten Viertel der Gore einsetzt, der Bodycount ausschlagen darf und sich ein passabler Okkult-Dämonenfilm abzeichnet, sind einem die Figuren schon völlig egal und die Geschichte bereits zu Ende gedacht. Lediglich dieser viel zu späte Blutzoll in einem ordentlichen Kammerspiel-Finale sorgt für ein Paar zerquetschte Pünktchen.

                                            Ein Film für die Versenkung!

                                            • 6

                                              + erstklassige, verspielte Kameraarbeit mit vielen witzigen Szenenüberleitungen und interessanten Einstellungen
                                              + Die Raimi-Brüder und Bruce Campbell als kleines Extra am Rande
                                              + Liebvoll handgemachte Effekte von Kurtzman
                                              + Splatterlastige und unterhaltsame Killszenen

                                              - schwacher Plot (zäher Anfang, hektischer Mittelteil, solides Finale)
                                              - total misslungenes Pacing bis zum Final Girl (Morde werden ohne Atempause runtergerattert)
                                              - Charaktere als dumme gesichtslose Opfer, die im Mittelteil verheizt werden
                                              - unglaubwürdiger, leicht vorhersehbarer Killer

                                              Fazit: Formal ausgezeichnete, inhaltlich aber unzureichend ausgearbeitete Schlachtplatte für Zwischendurch. Solider 80er-Slasher, der zu Recht nicht zu den großen seiner Zunft zählt.

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                                                shortybuster: Filmtoast.de 17.07.2015, 10:21 Geändert 17.07.2015, 10:22

                                                + exzellente Kameraarbeit für so einen kleinen Genre-Film
                                                + Starker Score mit Anklängen an die 80er und Carpenter
                                                + Starke Exposition mit Hommage an alte Klassiker
                                                + Subtil gruselige Atmosphäre, statt plötzlicher (und leicht vorhersehbarer) Jump Scares vielmehr ständig düstere Stimmung
                                                + Interessante Grundidee

                                                - Zum Teil übertreibt es der ständig aufbrausende Score und baut mehr Druck & Spannung auf, als es das visuelle Geschehen hergibt (treibt Bild und Ton etwas auseinander)
                                                - Grundidee/Plot uninspiriert und wendungsarm ausgearbeitet
                                                - Seltsames Figurenverhalten vor allem der Protagonistin in einzelnen Szenen

                                                Fazit: Formal erfrischender und ansprechender, inhaltlich minimalistischer und halbfertig wirkender Genre-Film

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                                                    Bietet der Trailer irgendwas anderes außer Pathos? Wie wärs mit einer interessanten Idee? Versteh die Begeisterung nicht...

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