SoulReaver - Kommentare

Alle Kommentare von SoulReaver

  • 7

    [...] Cash versucht den wachsenden Erfolg mit erhöhtem Drogenkonsum zu kompensieren und driftet immer weiter in den Bereich der Selbstzerstörung. Er hat keine Zeit für seine Frau, keine Zeit für die Erziehung seiner Kinder und die Ehe zerbricht aufgrund einer neuen Liebe, die ihn letzten Endes vor dem katastrophalen Sturz rettet. Durch die Stadien der Schüchternheit bis zur gestandenen Reife zieht „Walk the Line“ uns streckenweise unheimlich fesselnd in das Geschehen, auch wenn die Faszination Cashs für die Musik nie wirklich angesprochen wird. Letztlich bekommen wir einen Film über den Menschen Cash serviert, der über die Fehler, die Gefühle und die Entwicklung dieses Mannes spricht. [...]

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    • 8

      [...] „Gone Baby Gone“ entwirft ein unvorhersehbares, intelligentes und ebenso eindringliches Netz aus ethischen Werten, den gesetzlichen Richtlinien und der menschlichen Ambivalenz, die den Tiefgang des Filmes immer weiter ausbaut und dem Zuschauer die Fragen stellt, wie er selber in einer solchen Situation gehandelt hätte und aus welchem Blickwinkel er das Geschehene betrachten will. [...]

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      • 6

        [...] „Men in Black 3“ hat das Problem, dass ihm einfach immer wieder der kurzweilige Spaß fehlt, denn auf große Lacher wartet man vergebens, während man sich hier und da ein nettes Grinsen nicht verkneifen kann. Die kreative Leichtigkeit ging ein stückweit verloren, genau wie die trockenen Wortgefechte zwischen K und J, und die Geschichte plätschert oftmals nur höhepunktlos vor sich her, ohne eine wirkliche Richtung einschlagen zu können. Im Gegensatz zur fehlenden Würze, weiß „Men in Black 3“ aber durchaus in den zwischenmenschlichen und gefühlvollen Momenten zu gefallen, die uns eine neue Seite vom sonst bierernsten K offenbart und den Film aus einem anderen Blickwinkel plötzlich rentabel macht, ihn aber letztlich nicht vor Durchschnittlichkeit rettet. [...]

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        • 7

          [...] „Livid“ wird zur Totenmesse für die vernarbte wie unverbrauchte Jugend und die zarte Melancholie, die sich nach und nach mit der kompromisslosen Gewalt und der blutenden Schönheit verknüpft, bricht alle Erwartungen und findet so einen ganz eigenen Halt. Die Symbiose aus Hommage und surrealer Eigenkreation, die das Mosaik aus prägenden Bestandteilen des Genres Stück für Stück in einen zerbrechlichen Einklang bringt, verlässt den Zuschauer nicht mit triefender Brutalität, sondern mit der Erinnerung an die sanfte Erlösung. [...]

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          • 4

            [...] „Loft – Liebe, Lust, Lügen“ ist einer von den standardisierten Thrillern, wie sie allmonatlich in den DVD-Regalen landen und dort unbemerkt bis in die Ewigkeit verkümmern – zu Recht. Regisseurin Antoinette Beumer will uns hier einen ausgeklügelten und verschachtelten Streifen servieren, der nicht nur durch seine Sexszenen Aufmerksamkeit erlangen kann, sondern den Zuschauer zum miträtseln einlädt. Das klappt anfangs auch ganz gut und der düstere Cocktail aus Verführung und Verzweiflung kann einen Hauch von Spannung vortäuschen. Sind die ersten gut 20 Minuten jedoch vergangen, hat „Loft – Liebe, Lust, Lügen“ sein schleppendes Tempo erreicht, mit dem er den Zuschauer die restlichen 80 Minuten berieselt und die Tätersuche wird nicht zum prickelnden Nervenkitzel, sondern zur gedrosselten Geheimniskrämerei. [...]

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            • 7

              "Ich hab's satt immer eine scheiß Enttäuschung zu sein!"

              Problemlos könnte man „The Fighter“ in die staubige Mottenkiste der ausgelutschten Sportler-Dramen stecken. Die altbekannten Vorgaben sind sofort gegeben: Komplizierte Familienverhältnisse werden vermengt mit einem Kerl, der sich durchbeißen will, um es endlich an die Spitze zu schaffen. Dass David O. Russell das Rad hier nicht neuerfindet, sollte von vorneherein klar sein, aber das braucht er auch gar nicht, denn Russell versteht es, die wahre Geschichte der Brüder Micky Ward und Dicky Eklund überaus kraftvoll, packend und genauso sensibel zu erzählen. Der Verlierer aus der Mittelschicht wird zum Helden aus der zweiten Reihe und erobert die Herzen der Zuschauer im Sturm. „The Fighter“ ist ein Film über das Durchhalten, über Rückschläge, familiäre Konflikte und letztlich auch ein Film über Vergebung und Wiedergutmachung, der die menschliche Größe in den Mittelpunkt stellt und die Figuren schlussendlich nicht an ihrem Erfolg misst. Ein Film mit Kämpferherz.

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              • Bevor es zu spät ist: Joaquin Phoenix darf heute seinen 38. Geburtstag feiern (Gesetz dem Fall, er hat überhaupt Bock darauf, was wahrscheinlich eher nicht so ist). Einer der besten Charakter-Darsteller unserer Zeit, der es locker in den glanzvollen Kreis der legendären Größen schaffen kann, wenn er denn weiterhin schön auf die Rollenauswahl achtet. Immer wieder ein Genuss ihn vor der Kamera zu sehen und die Vorfreude auf die kommenden Performances kennt keine Grenzen. Alles, alles Gute!

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                • 5
                  SoulReaver: FILMSTARTS.de 28.10.2012, 22:18 Geändert 22.08.2015, 16:52

                  So überlang wie überflüssig. Andrew Garfield spielt im besten Fall solide, seine großkotzige Art gefällt mir allerdings nicht, auch wenn sie vorlagengetreu ist. Emma Stone bleibt durchgehend profillos, Martin Sheen und Sally Field werden leichtfertig verschenkt und Rhys Ifans darf ebenfalls heftig unterfordert zum quietschgrünen Lizard mutieren. Visuell ist das Ganze nett anzuschauen, die Sprünge durch die Häuserschluchten und über die Dächer der Wolkenkratzer oszillieren zwischen spektakulär und synthetisch, während die Kämpfe selbst mit keinerlei wirklich dynamischer Choreografie aufwarten können. Der Versuch, „The Amazing Spider-Man“ in ein düstereres Gewand zu hüllen, mag nicht auf ganz Linie gescheitert sein, allerdings wird der introspektive Aspekt des Comcis vollkommen ausgespart: All die seelischen Konflikte, die Selbstfindung, die Tragik, alles scheint in einer verwaschenen Sprunghaftigkeit angegangen zu sein, dass kein emotionaler Zugang gewährt wird. Trotzdem, nett, aber nicht im Ansatz so wundervoll wie Sam Raimis Interpretation.

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                  • 6

                    [...] Mit „Contagion“ spricht Regisseur Soderbergh das inzwischen allgegenwärtige Virus- und Infektionsthema an und verzichtet dabei gänzlich auf eine emotionale Achterbahnfahrt, die den Zuschauer mit dem Schicksal der Protagonisten mitreißen möchte, sondern setzt auf inszenatorischen Abstand und die kühle Unnahbarkeit. Wir sehen dabei zu, wie die Gesellschaft von der vorerst mysteriösen Pandemie (keine örtliche Beschränkung) hilflos erschlagen wird, beobachten die (verständliche) Massenpanik und die politische, medizinische und wissenschaftliche Überforderung, die durch die nüchtern-kalte Erzählweise zwar nie wirklich nahe tritt, aber dennoch das beunruhigende Gefühl erzeugt, welches den Zuschauer auch nach dem Abspann noch über das eben Gesehene nachdenken lässt. Sicher schlägt Soderbergh einen durchaus realistischen Ton an, gerade auch in Verbindung mit der heutigen Globalisierung, doch „Contagion“ ist letztlich, und das macht sich eben auch durch die offenkundige Distanzierung klar, zu bepackt mit Figuren, die keinen emotionalen Zugang erlauben, und sich so gegenseitig die Möglichkeiten auf einen Charakter-Tiefgang entreißen. Dazu gibt es noch eine Prise Medienkritik und einen Blick auf die humanen Verhaltensmuster in einem solchen Extremfall. Das ist alles wunderbar gefilmt und geschnitten, überaus aktuell und sicher auch wichtig, aber es ist in erster Linie keine brisante Neuigkeit und schlussendlich fehlt dem Zuschauer die nötige Empathie, um wirkliche Anteilnahme am Geschehen zeigen zu können. [...]

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                    • 3

                      [...] Das erste, was „The Ward“ nach dem Abspann hinterlässt, ist das Gefühl der Profillosigkeit. Würde der Name John Carpenter nicht als Regisseur vermerkt sein, so könnte man meinen, es hätte sich mal wieder ein namenloser Neuling am Horror-Genre versucht, aber musste sich dem miserablen Script nach wenigen Minuten bereits geschlagen geben. Und da liegt schon das größte Problem von „The Ward“: Das Drehbuch von Michael & Shawn Rasmussen ist derart verstaubt, dass sich jeder Antiquitätenhändler bei der bloßen Betrachtung grinsend die Hände reiben würde. Altbekanntes wird nicht gekonnt auf die heiße Platte gestellt und danach mit ordentlich Zunder dem Zuschauer serviert, sondern zu einem lauwarmen Aufguss vergangener Zeiten geformt. Dabei war das Setting der alten Psychiatrie sicher kein schlechter Drehort, um die Geister wieder spuken zu lassen und die labilen Patientinnen mit ihrer Todesangst in den Überlebenskampf zu schicken. Carpenter reiht eine austauschbare "Grusel"szene an die nächste, beweist dabei keinerlei Talent für das Erzeugen einer fesselnden Atmosphäre und die schnöde Abwechslungslosigkeit, die uns hier geboten wird, lässt alle einstigen Akzente Carpenters schmerzlich vermissen. Das Desinteresse an den Figuren wächst mit jeder Minuten und die Patientinnen, die immer akkurat geschminkt sind, erweisen sich als charakterlose Schlaftabletten, die in ihrer erzwungenen Art und Weise nur noch von dem furchtbar dummen wie vorhersehbaren Finale getoppt werden. [...]

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                      • 2
                        • 5

                          [...] Allgemein sollte man von „Vincent will meer“ keinen großen Tiefgang erwarten und wenn dann mal wirklich ernste Töne angeschlagen werden, sind diese auch in Windeseile schon wieder überwunden. Ralf Huettner legt seinen Schwerpunkt auf die Unterhaltung, mischt hier und da etwas Charakter-Tragik ins Geschehen und schlängelt sich geschickt an den Konventionen des Genres entlang, ohne sein Trio auch nur in einer Minute mit konterproduktiver Antipathie zu umhüllen. „Vincent will meer“ ist nettes Familienkino, zu oberflächlich um wirklich eine tiefgehende Aussage zu treffen, aber durchweg unterhaltsam. [...]

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                          • 4

                            [...] „Männerherzen“ ist sicher nicht schmerzhaft, aber gänzlich uninteressant, denn die schnöden Muster einer romantischen Komödie werden furchtlos abgegrast und hauen uns schlussendlich die gewohnten Phrasen um die Ohren: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt und wer nicht kämpft, wird nie etwas auf die Reihe bekommen. Schnarch. [...]

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                                [...] Eine unüberlegte Aktion führt zum ausweglosen Chaos. Dabei spricht Regisseur Riedhof auch die zerrütteten Familienverhältnisse an, die sexuelle Umorientierung der Mutter, die gescheiterte Ehe, die erste Liebe und die bitteren Folgen auf allen Seiten. „Homevideo“ offenbart uns das Bild des inzwischen alltäglichen Cyber-Mobbings in einer realistischen und mitreißende Art und Weise, wie es in dieser Form den Kopf des Zuschauers lange nicht verlassen wird. Perversion oder Normalität? Mögliche Erlösung oder schrecklicher Fehler? Diese Fragen beantwortet nicht der Film, sondern letztlich ganz allein der Betrachter selbst. [...]

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                                • 7

                                  [...] Dabei schlägt „Der letzte schöne Tag“ jedoch nicht nur in diesen Fällen den richtigen Ton an, sondern stellt auch die richtigen Fragen in Verbindung mit der Beerdigung und den Abläufe davor und danach. Wieso muss eine tote Frau im Sarg gut aussehen? Wer schaut sie an und denkt darüber nach, in welchen Kleidern sie unter die Erde kommt? Wieso sitzen die Menschen lachend beim Leichenschmaus? Trinken Alkohol, reden über Fußballergebnisse und tun so, als wäre man auf einem Geburtstag, bei dem die Stimmung zwar etwas angeschlagen ist, aber durchaus noch zu retten. [...]

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                                    [...] Dresen zeichnet ein unverfälschtes, authentisches, ehrliches und vor allem durchgehend menschliches Bild dieser Familie. Er zeigt schonungslos die unübersehbaren Veränderungen, die verständliche Überforderung, die Hilflosigkeit, die Trauer, die Verzweiflung und die schleichende Akzeptanz. Und doch ist das letzte Gefühl des Zuschauers nicht das der einsamen Leere, sondern ein durchaus optimistisches: Das Leben wird weitergehen, auch wenn es qualvoll wird, auch wenn man denkt, es gibt keine Zukunft danach. Es wird weitergehen, einfach weil es immer weitergehen muss. [...]

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                                    • 4

                                      [...] Die menschliche Natur ist von Grund auf schlecht, jeder trägt seine bösen Geheimnisse mit sich herum und es ist immer nur eine Frage der Zeit, bis sich diese unscheinbaren Abgründe offenbaren. Diese altbekannte Tatsache ist allerdings schon ewig keine brisante Besonderheit mehr, deswegen kommt es, wenn man denn einen Film über diese Thematik macht, rein auf die Inszenierung und Darstellung an, und in diesem Fall zerbricht „Antikörper“ vollkommen an sich selbst. Christian Alvart setzt sich hohe Ziele und will einen Psycho-Thriller entwerfen, wie man ihn nie aus Deutschland hätte erwarten können, vergreift sich dabei jedoch fast durchgehend im Ton und lässt seine amerikanischen Vorbilder gnadenlos durchsickern. Wird am Anfang sogar noch eine ironische Spitze gegen Hannibal Lecter geschossen, verliert sich „Antikörper“ wenig später auch schon in einer ähnlichen Geschichte: Ein überlegener Psychopath möchte seinen zurückhaltenden Gegenspieler an die eigenen Grenzen führen. Wir tauchen danach in ein ungeordnetes Mischmasch aus religiöser Hau-Drauf-Symbolik und grober Langatmigkeit. Martens wird in einen sexuellen Strudel gezogen, in dem Frauen gerne auch mal härtere Bettaktivitäten bevorzugen und sogar zum Analverkehr nicht nein sagen. Wow. Wen diese Tatsache nun wirklich aus den Schuhen hauen sollte, der ist entweder irgendwo in der staubigen Vergangenheit stehengeblieben, oder will seine rosarote Realitätsseifenblase nicht verlassen, die das goldene Kruzifix als schützendes Aushängeschild trägt.

                                      Dazu möchte „Antikörper“ uns noch mit einer aufgesetzt-vulgären Sprache beweisen, zu welch schmutziger Wortwahl ein mordender Psychopath doch in der Lage sein kann, mit Vorliebe wird dabei auf den Satz „An was denken Sie, wenn sie ihre Frau ficken?“ geschätzte 50 Mal zurückgegriffen. Natürlich denkt unser braver Dorfbubi dabei an das Ehegelübde, nur um kurze Zeit danach in einen wahren Stoßrausch zufallen. Wenn dann auch noch der Verdacht auf ein Mitglied von Martens Familie gelenkt wird, machen sich die Probleme des schwachen Drehbuches erst so richtig deutlich, denn die beiden Handlungsstränge wollen sich dabei einfach nicht verknüpfen. Die Familien-Problematik bleibt immer distanziert und erzeugt einfach keinerlei emotionale Wucht, genau wie die Tätersuche, die immer reizlos dargestellt wird und in ihrer gewollten Besonderheit einfach nur große Vorbilder plagiiert, ohne sie auch nur im Ansatz zu erreichen und mündet dann schlussendlich in einem derart abstrusen Finale, welches dem Zuschauer wirklich die Sprache verschlägt. [...]

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                                      • 8

                                        [...] Ein sorgenfreies Leben ist für niemanden mehr denkbar und die egoistische Abgründigkeit, die das ganze Schlamassel ausgelöst hat, muss in einer persönlichen Katastrophe enden. Dennoch ist „Killer Joe“, trotz dieses klaren Aspektes, dass es hier kein gutes Ende geben wird, nie vorhersehbar, oder arbeitet sich an gewohnten Konventionen entlang, vielmehr lässt Friedkin den ungeschönten Tatsachen freien Lauf, schlägt immer wieder zynische Haken und explodiert in einem derart mutigen Finale, wie man es kaum erwarten hätte können. [...]

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                                        • Gib Liebe doch dein Herz! Symbolischer gehts nicht!

                                          • 5

                                            [...] Robbies problematisches Dasein wird mit allem Drum und Dran aus dem Weg geräumt und wir müssen uns schmerzlich vom schroffen Ton verabschieden, denn nun beschreitet Loach den Pfad der Gauner-Komödie und lässt die kriminelle Bande zu Whiskey-Dieben werden. Sicher bringt dieser Teil des Films seine amüsanten Szenen mit sich, gerade durch den herrlichen schottischen Akzent, doch insgesamt wollen sich diese extremen Gegensätze einfach nicht glaubwürdig verknüpfen. Es gibt niveaulose und pubertärer Witze und alles erscheint plötzlich in einem positiven und unbeschwerten Licht, das die eigentliche Problematik vollkommen aus den Augen verliert und den Zuschauer nicht mehr mit Tatsachen beschäftigen will, sondern mit guter Laune aus dem Kino führen. [...]

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                                            • 5

                                              [...] „Kriegerin“ beinhaltet die altbekannten Phrasen wie „Ausländer raus!“ und „Krieg ist überall“ natürlich ebenfalls, doch der sozialkritische Kontext, setzt sich hier zuweilen gekonnt aus der frustrierten Orientierungslosigkeit zusammen, die sich aus den familiären Problemen und verankerten Traumata heraufbeschworen hat. Die falsche Zeit, der falsche Umgang, die unausweichliche Bekehrung, bis hin zum gewalttätigen Hass, der einen gewissen Halt für jeden Beteiligten darstellt und die gescheiterte Erziehung kompensieren möchte. Hätte Wnendt sich mehr Zeit gelassen und diese durchaus interessanten Aspekte mit mehr Ruhe und Charaktertiefe ausarbeitet, dann hätte „Kriegerin“ ohne Probleme seinen Stand als strahlender Lichtblick in der jungen deutschen Filmgeschichte genießen dürfen. So muss man jedoch sagen, dass die Entwicklungen der Figuren (Woher kommt die eigentliche Faszination/Wieso die plötzliche Einsicht?) viel zu hastig und unscharf ausgeleuchtet wurde und der Verlauf der Geschichte immer weiter in den vorhersehbaren Bereich rutscht. [...]

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                                              • 2

                                                [...] In „Red Riding Hood“ soll alles möglichst geheimnisvoll und undurchsichtig aufgezogen daherkommen. Wir werden in ein verschneites Märchen-Setting gezogen, das zwar hin und wieder seine optischen Reize hat, aber durch die fehlende Atmosphäre jedes Potenzial unter den weißen Massen versteckt hält. Die Charaktere sind schnell durchschaut und das konservative Schubladendenken kennt keine Grenzen: Wir haben die gestylten Adonisse, die sich wie gewohnt als geleckte Lackaffen herausstellen und die zarte Schönheit, die sogar einmal kurz ein paar Knöpfe der Bluse geöffnet bekommen darf. Mehr bleibt von den Persönlichkeiten und den Handlungen dieser nicht im Kopf. Eindimensionalität trifft auf gähnende Langeweile, die jede Spannung in der Seelenlosigkeit erstickt und besten Falls die anspruchslose Teenie-Generation erreichen wird, was natürlich letztlich an den profillosen Akteuren liegt, deren äußerliche Makellosigkeit dem aufgeblasenen Kasperltheater perfekt in die Arme spielt. Catherine Hardwicke versucht krampfhaft ein rätselhaftes Mystery/Fantasy-Märchen zu entwerfen, doch die unübersehbare Inhaltsleere verdeutlicht die vollkommen höhepunktlose Inszenierung mit ganzer Kraft. Die Werwölfe werden mal wieder zu Lachnummern, genau wie jede andere Figur, und die aufgezwungene Modernität, mit der Hardwicke ihre miserable Geschichte immer anfeuern will, gibt „Red Riding Hood“ endgültig den verdienten Gnadenstoß. [...]

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                                                • 6 .5

                                                  "Warum glauben Sie, haben die Menschen mich erschaffen?" - "Na, weil wir es konnten." - "Können Sie sich ausmalen, wie enttäuschend es wäre, dasselbe von Ihrem Schöpfer zu hören?"

                                                  Die Erwartungen an Ridley Scotts „Prometheus“ waren schlichtweg astronomisch. Die Hoffnungen auf ein kommendes Meisterwerk à la „Alien“ seit den ersten bewegten Bildern tief verankert, doch die Realität sieht mal wieder anders aus, dabei ist die eingetroffene Ernüchterung gar nicht so gravierend, denn Scott hat mit „Prometheus“ alles andere als einen schlechten Film abgeliefert. In erster Linie ist es schon erfreulich, dass „Prometheus“ sich äußerlich zwar genüsslich in den bebenden Bockbuster-Mantel kuschelt, ihn aber nicht zwanghaft ausfüllen möchte. Antworten auf den Ursprung, auf den Sinn des Lebens und den Schöpfer der Menschheit gibt es hier zu keiner Sekunde, vielmehr stellt „Prometheus“ am laufenden Band neue Fragen, die ihrer bahnbrechenden Auflösung nachjagen, daraufhin aber von neuen Fragen erdrückt werden. Das soll jedoch kein Kritikpunkt sein, sondern lädt zum freien interpretieren ein und macht durchaus Lust auf eine Fortsetzung.

                                                  Visuell ist das hier die ganz große Kunst, atemberaubend, welch optische Brillanz hier aufgefahren wird. Schauspielerisch gibt es ebenfalls wenig zu meckern: Michael Fassbender ist der pure ambivalente Wahnsinn und Noomi Rapace weiß ihre Rolle überzeugend auszufüllen. Alle anderen Darsteller sind allerdings nur nebensächliche Prototypen. Auch atmosphärisch ist „Prometheus“ eine umklammernde Klasse für sich, die sich aus der fremden Düsternis und der undurchsichtigen Angst wunderbar zusammensetzt. Dennoch hat der Film nicht nur mit einigen Logiklöchern zu kämpfen, sondern auch mit inszenatorischen Mängeln, die dem größtenteils packenden Tempo (welches sicher nicht rasend ist) zuweilen schaden. Die Story von „Prometheus“ bleibt natürlich Unfug, durchgehend, aber es ist fesselnder, interessanter und einfach unterhaltsamer Unfug.

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                                                  • 6

                                                    [...] Die Köpfe werden innovativ vom Torso entfernt, ein Schulbus voller Kinder bekommt es mit einem Flammenwerfer zu tun und die Brutalität selbst wird in überzogener Art und Weise ohne Gnade auf die Spitze getrieben. Viel schöner ist jedoch das unverkennbar schmutzige 70er-Feeling, das durch das herrlich satte Technicolor erzeugt wird und direkt in die Zeit des Exploitationsfilm zieht. „Hobo with a Shotgun“ ist kein prägendes Meisterwerk, sicher nicht im Ansatz, das will er auch gar nicht sein, aber es macht einfach Spaß dem bunten Treiben zu folgen. [...]

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