SoulReaver - Kommentare

Alle Kommentare von SoulReaver

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    SoulReaver: FILMSTARTS.de 21.01.2013, 19:18 Geändert 03.08.2015, 18:35

    [...] Breaking the Waves“ hat ohne Wenn und Aber natürlich einen orthodoxen Kern. Die Behauptung von Gottes Anwesenheit ist immer gegenwärtig, bis zu dem Punkt, an dem Bess realisiert, dass ihre Mühen vergeblich sind. Sie kann Jan nicht helfen, egal wie vielen Männern sie auf Wunsch von ihrem Ehemann noch hingeben wird. Sie betet erneut, verzweifelt, verängstigt, desillusioniert. Und Gott? Gott schweigt. Er antwortet ihr nicht mehr in ihren Gebeten und Bess sieht sich vollständig allein gelassen. Die religiöse Hinterfragung, die Lars von Trier hier nun betätigt, ist Proklamation und pessimistische Offenbarung der Naivität und Verlogenheit zugleich. Wer sich noch in stupiden Behauptungen wälzen will, dass von Trier hier eine unverkennbare Feindseligkeit gegenüber Frauen an den Tag legt, der hat nicht im geringsten die Auffassungsgabe mitgebracht, die von Nöten ist, um zu verstehen, dass von Trier NIE die Frauen selbst in ein schlechtes Licht stellt, sie zerbrechen schlussendlich an ihrem Umfeld. [...]

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    • Wo ist meine Widmung?

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        Aus Stanley Kubricks Erbe „A.I.“ entwirft der massentaugliche Träumer und im Herzen Kind gebliebene Steven Spielberg eine Welt voller Sinnbilder, voller übertragener Anekdoten und irrealen wie emotional verknüpften Träumen. In einer futurischsten Zeit, in der die Polkappen durch die immense Industrialisierung und extreme Umweltverschmutzung geschmolzen sind und Familien ihre schweren Verluste wie privativen Schmerzen durch Mechas (Roboter, die in der Lage sind zu fühlen) kompensieren können, drängt sich unhaltbar die Frage nach der eigenen Existenzberichtigung in den Mittelpunkt. Eine Frage, die in ihren moralischen wie philosophischen Wurzeln bis tief an die Anfänge allen Seins zurückzuführen ist. „A.I.“ hätte ein Prunkstück des modernen Sc-Fi-Kinos werden können, mit bedeutungsvollen, existenziellen Subtext, mit intelligenten Analysen über den unantastbaren Wert des Daseins, über die Kraft der Emotionen und über den globalen Umschwung, der sich natürlich nicht nur in den gesellschaftlicher Strukturen transformiert hat, sondern auch in seiner ethischen Seelenverankerung.

        Dabei versteht sich „A.I.“ als überdeutliche Pinocchio-Parabel, die den kindlichen Roboter auf die Suche nach der Menschlichkeit schickt, dabei aber auch genauso an diese appelliert. Es ist die Vision eines Visionärs, die Brian Aldiss 1969 mit „Super-Toys Last All Summer Long“ verfasste und die mit mehr Einfluss eines eben solchen hochintelligenten Visionärs, Stanley Kubrick, zu Großkunst geworden wäre. Spielberg inszeniert einen durchaus guten Film, eingeteilt in drei Passagen, mit vielen erstrangingen Ansätzen, doch der familiäre/larmoyante Kitsch siegt unnötigerweise und wiegt dabei tonnenschwer auf den Schultern des eigentlich angetanen Betrachters. Am Ende schließt sich der Kreis, der technologische Fortschritt kennt keine Grenzen mehr und erforscht sich schlussendlich selbst - doch die Bestimmungssuche und Sinnfindung verschenkt ihr unermessliches Potenzial.

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        • 6 .5

          [...] „Excision“ ist ein subversiver Wellenritt durch das Innenleben eines pubertierenden Mädchens, das inständig nach Akzeptanz fleht, aber durch die Prüderie der amerikanischen Engstirnigkeit keinen Halt in ihrer Situation findet. Und auch wenn Richard Baker Jr. in der metaphorischen Narration ab und an in plakativer Art und Weise übertreibt und das eigentlich nicht zentral positionierte Ziel der kontroversen Provokation zu sehr in den Mittelpunkt stellt, anstatt das emotionale Chaos von Pauline weiterhin zu sezieren, ist „Excision“ doch ein sensitiver und einträglicher Film, der mit ästhetischer Grenzüberschreitung durchaus etwas bewirkt und diesen nicht nur als Selbstzweck verkauft – Die Sexualethik in Bezug auf die amerikanische Engherzigkeit verträgt die grotesken Backpfeifen doch immer noch am besten.

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            [...] Die Geschichte um den Kopfgeldjäger Dr. King Schultz und dem Sklaven Django, die sich zusammen durch die Welt schlagen und nach Broomhilda, der Frau von Django, suchen, ist grundsätzlich eine reizvolle, die Umsetzung hingegen ist jedoch bis in die kleinsten Winkel konstruiert, sprich, wer hier Überraschungen erwartet, der befindet sich auf dem Holzweg. Tarantinos einst ungehemmter Mikrokosmos ist nicht mehr der filmische Spielplatz für brillante Dialoge, vorgetragen von herausragenden, immer kultverdächtigen Charakteren, eingefangen in einer Welt, in der nichts heilig ist - außer die Filme selbst. Hier erfahren wir über weite Strecken die andere Seite des verehrten Regisseurs. Während Christoph Waltz seine Sache erneut sehr gut macht, Jamie Foxx die meiste Zeit damit zu tun hat, möglichst cool in die Kamera zu blicken und Samuel L. Jackson als Onkel Tom-Verschnitt endlich wieder eine gute Leistung zeigt, hängt Leonardo DiCaprio als Calvin Candie zumeist in den Seilen. Schlecht ist er nicht, nur die Rolle steht ihm einfach nicht und egal was DiCaprio unternimmt, ob er zügellos schreit oder charmant grinst, ob er an seinem Strohhalm schlürft oder seine Schwester abknutscht, man kauft es ihm nie wirklich ab. [...]

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              Manchmal könnte man es sich als Schreiber doch so herrlich einfach machen und einen Film nur mit einem flüchtigen Satzpartikel beschreiben, der den Nagel optimal auf den Kopf trifft. Knöpft man sich mit einem solchen Plan Juan Carlos Fresnadillos „Intruders“ vor, dann würde seine Grusel-Kamelle mit dem Wörtchen „langweilig“ problemlos komprimiert werden. Während sich die visuellen Perspektiven in „Intruders“ durchaus sehen lassen können, ist der Film auf inszenatorischem Plateau dem Totalausfall greifbar nah. Mit zwei parallelverlaufenden Geschichten – die eine spielt in Spanien, die andere in England – überhebt sich Fresnadillos durchweg. Der schwarze Mann interessiert schon lange keine Sau mehr, vor allem nicht dann, wenn er Schattengesicht heißt und so akzentlos wie fade vorgestellt wird. Mit Clive Owen und Daniel Brühl hat man zwei namhafte Darsteller im Repertoire, doch ihre belanglose Anwesenheit, die selbst bei jeder Bemühung am schwachen Drehbuch gescheitert wären, bedeuten rein gar nicht. „Intruders“ ist öde, extrem öde, atmosphärelos und gänzlich unausgegoren.

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              • 3

                „Meeting Evil“ ist nicht nur ein vollkommen abgeschmackter Direct-to-DVD-Streifen, der sich in seiner platten Trivialität jeder Logik entzieht, sondern auch der retardierenden Marginalie nonstop hinterhertorkelt, ohne auch nur ein Quäntchen Spannung in die Geschichte hineinzubringen oder Interesse für die Charaktere wecken zu können. Mit Samuel „Ich nehme jede Rolle an, weil ich das Script eh immer erst fünf Minuten vor Drehbeginn lese“ L. Jackson als Opponent mit mephistophelischen Frettchengrinsen und Luke „Ich hab nur einen Gesichtsausdruck zur Verfügung und selbst den beherrsche ich nicht“ Wilson als Familienpapi in existenzieller Krise, sind die zwei profillosen Figuren bereits nach wenigen Minuten auf dem charakterlichen Nullpunkt angekommen. Danach will Regisseur Chris Fisher das unkontrollierbare Tier in der Seele des Menschen offenbaren, verliert sich aber, wie gesagt, in der schnöden Gleichgültigkeit und macht seinem Ruf, den er sich mit „S.Darko“ und „Street Kings 2“ schnell angeeignet hat, alle Ehre.

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                  [...] Danach geht „Reservoir Dogs“ erst so richtig los. Mittels Zeitsprüngen wird die lineare Erzählstruktur auf den Kopf gestellt. Zwischen den Sequenzen aus der Vergangenheit, die die Charaktere ein stückweit entfalten, und den Szenen in der Gegenwart, in der sich die Männer kein Wort mehr glauben können, zieht sich die Atmosphäre wie ein Reißverschluss zusammen und wartet auf die finale Explosion. Bis zum großen Schlussakkord, in dem Tarantino die Karten auf den sich legt und die Figuren in ihrer Anspannung in einem moralischen Dekret kollidieren lässt, hält sich die Spannung in jeder Minute konstant aufrecht. Mittels legerer Geschwätzigkeit und dreckiger Gewalt, spannt „Reservoir Dogs“ ein Netz aus Verrat, scheiternder Freundschaften und letzter Loyalität, die im Augenblick des Vertrauensmissbrauch, wenn die Physiognomie in schierer Unverfälschtheit badet, erblüht

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                  • Die Extraerwähnung von "Dame König As Spion" freut mich ja jetzt besonders. Mein Film des Jahres. :)
                    PS: Schau dir endlich "Vier im roten Kreis" an! :D

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                      „You don't know fear, kid. You've never worked with Sam Raimi.”

                      „My Name ist Bruce“ ist genau der Film, der jedem Bruce Campbell-Fan direkt aus der Seele wird. Und wer kennt Bruce Campbell schon besser als Bruce Campbell? Deswegen war es in diesem Fall auch ein vorteilhafter Schachzug, dass sich der sympathische B/C-Movie-Star höchstpersönlich auf dem Regiestuhl positioniert hat und in 80 Minuten genüsslich selber durch den Kakao zieht. Das ist fernab jeder prätentiösen Selbstdarstellung, nimmt sich nicht im Bruchteil einer Sekunde ernst und arbeitet mit jeder Menge Reminiszenzen, die nur dann ihr Ziel erreichen, wenn man sich mit der Filmographie Campbells etwas vertraut gemacht hat, allen anderen ist von „My Name ist Bruce“ ohnehin nur abzuraten. Schlussendlich bleibt ein kurzweiliger Ausflug in die Welt des Trash-Horrors, Bruce Campbell wird zum selbstironischen Leiter der Reise und führt durch das gerne alberne, aber doch konziliante Szenario.

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                        SoulReaver: FILMSTARTS.de 05.01.2013, 23:15 Geändert 18.12.2014, 18:10

                        Die schlimmsten Befürchtungen haben sich nach dem langen Bewahren des letzten Hoffnungsschimmers und dem verzweifelten Mut zusprechen gnadenlos bewahrheitet: „Taken 2“ erfüllt nicht nur die gesamten Negativerwartungen, die seit dem Kinostart durch unzählige Kritiken und Kommentare in die Köpfe der Zuschauer gepflanzt wurden, „Taken 2“ ist ein widerliches Machwerk aus der degoutanten Vergeltungsschublade. Die Reaktionärität soll dabei gar kein Kritikpunkt sein, denn diese Sparte hat auch in Pierre Morels Vorgänger 2008 die erste Geige gespielt. Das Problem an „Taken 2“ ist dementsprechend sicher nicht die politische Inkorrektheit, die moralische Fragwürdigkeit und der Kugel- und Prügelsturm, den Hauptdarsteller Liam Neeson als Bryan Mills entfacht. Vielmehr fehlt in erster Linie vollkommen eine handfeste Spannungskurve, die auf einen erwartungsfrohen Höhepunkt hinarbeitet und eruptive Gewalt als konsequente Untermalung der Story benutzt, wie wir es aus „Taken“ gewohnt waren. Noch viel schlimmer: Die Weltanschauung, mit der uns Nullnummer Olivier Megaton hier konfrontiert, ist schon eine bodenlose Frechheit.

                        Istanbul wird zur Hölle für die amerikanische Kleinfamilie, die Väter der ermordeten Albaner wollen sich an Bryan, seiner Tochter und der Ex-Frau rächen. Natürlich geht die Rechnung nicht auf, Papa Bryan prügelt und ballert sich durch die Reihen, telefoniert andauernd, lässt Granatenwürfe von seiner Tochter anordnen - die übrigens keine Sau in Istanbul kratzen - und dann gibt es noch einen xenophoben Grundtonus, der nur Kopfschütteln verursacht. Jede nicht-amerikanische Person in Istanbul ist das personifizierte Böse, vor allem dann, wenn sie Kopftuch trägt und zu Allah betet. Gradlinige Action wurde eingetaucht durch ein wackeliges und unübersichtliches Durcheinander und den extremsten Schlag in die ungläubige Fresse des Zuschauers gibt es zum Ende, wenn die ganze Familie wieder fröhlich beieinander sitzt, der Freund der Tochter seinen Platz in der Familie einnimmt und bei einigen Milchshakes über das Töten gescherzt wird. Ja, eine Reise nach Istanbul macht sich doch immer bezahlt und als Betrachter möchte man bei diesem abscheulichen Anblick nur noch kotzen und wünscht sich in solchen Momenten, eine andere Leidenschaft über die Jahre entwickelt zu habe, Modelleisenbahnen oder so, die können wenigstens nicht so viel gequirlten Bockmist verzapfen.

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                            [...] „7 Psychos“ könnte man in seiner inszenatorischen Wirkung mit einer Silvesterrakete vergleichen: Sie zündet nur einmal, unterhält kurzweilig, das Funkeln und Blitzen schaut man sich gerne an, der Knall wird direkt zu Anfang abgefeuert und doch ist dieser Anblick ein alteingesessener. Wenn man sich dann in der Silvesternacht einmal um die eigene Achse dreht und den ganzen Himmel betrachtet, stellt man fest, dass es unzählige solcher Raketen in die Höhe geschafft haben und alles was letzten Endes bleibt, waren einige nette Minuten, die man schnell hinter sich lässt, weil eben nichts wirklich Bleibendes geboten wurde. [...]

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                              [...] Schwimmers Inszenierung ist nicht immer gespickt mit der subtilen Eindringlichkeit, die die großen Momente von „Trust“ auszeichnen, sondern geht doch hin und wieder einen Schritt zu deutlich in die Richtung des erhobenen Zeigefingers, ohne sich an ihn zu klammern und das Geschehen seinem Dirigat penetrant folgen zu lassen. „Trust“ spricht viel Wahrheit, verteilt die Rollen des Opfers nicht nur auf eine Person, sondern auf das ganze familiäre Umfeld, genauso, wie es in der Realität auch wäre. Eine Familie wird in ihren Grundwerten erschüttert, das Leben unter- und miteinander für immer verändert und die ehemals unbeschadete Verbundenheit zerschlägt in ihre Einzelteile.

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                                [...] Das „Das letzte Haus links“ hier effektiven Antagonismus betreibt, lässt sich unschwer erkennen: Das traute Land - die verruchte Stadt, das gehütete Elternhaus – die unerwarteten Eindringlinge, die drastische Selbstjustiz – die wirkungslose Polizei. Mit zunehmender Laufzeit unterscheiden sich Eltern und Peiniger in ihren Vorgängen nicht mehr, „Rape & Revenage“ war mehr als nur präsent und der soziale wie gesellschaftliche Kontrollverlust in einer Zeit des Vietnamkrieges, lässt nicht nur den Zahn der Zeit aus dem angeschlagenen Gebiss der Stars and Stripes-Nation brechen, sondern entfacht auch intensives wie verstörenden Terror-Kino, gesteuert durch die viehischen Vergeltungssucht, ohne Ordnung, impulsiv pochend durch die unausweichliche Eskalation, unheimlich sadistisch, extrem fies und mit der kleinbürgerlichen Krämerseele abrechnend. Sucht man nach Schuldigen, findet man sie hier in jedem Charakter.

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                                  In einer Zeit, in der ein exorbitanter Virus eine Pandemie auslöste und den Großteil der Weltbevölkerung auslöschte, versuchen vier Menschen (Chris Pine, Piper Perabo, Lou Taylor Pucci, Emily VanCamp) irgendwie an die pazifische Westküste zu gelangen. Was sich nun anhört wie ein standardisierter Vertreter des postapokalyptischen Subgenres, wird von den Gebrüdern David und Àlex Pastor zu einem etwas abgewandelten Bild der globalen Katastrophe: In „Carriers“ wird Gewaltexzessen keine Wichtigkeit zugesprochen, vielmehr geht es hier um die Auswirkungen der kontemporären Anomie. Regeln, Priorisierung und Ethik sind zweitrangig geworden, das Gesetz des Stärkeren, des Dschungels herrscht. Und wenn ein bestimmter Kraftstoff oder Materialien benötigt werden, dann muss man seine ehemals angeeigneten Moralvorstellungen über den Haufen werfen. Ohne Rührseligkeiten, dafür mit kühlem Abstand zum Handlungsverlauf und den Protagonisten, werden wir zu kontrollierten Beobachtern der prekären Sachlage. „Carriers“ überzeugt nicht immer mit der gleichen inszenatorischen Qualität, zu zäh sind viele Passagen, zu gewollt ist der Tiefgang zuweilen, doch wenn es um die Darstellung der Entwicklungspsychologie in dieser von unermesslicher Tragik gezeichneten Zeit geht, trifft der Film die richtigen wie konsequenten Töne: Ballast muss abgeschüttelt werden, egal ob es sich dabei um Gegenstände oder Menschen handelt, mit denen man innige Gefühle teilt. Eine Neudefinition darf man nicht erwartet, aber ein beherrschtes Endzeit-Szenario, das im Eigentlichen durch seine Ruhe punktet, nicht durch Adrenalinschübe.

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                                    [...] Wir als Zuschauer können hier nie genau sagen, auf welcher Ebene sich das Geschehen momentan abspielt. Beruhen die Bilder nun auf tatsächlichen Ereignissen, sind die eingestreuten Fakten der Wirklichkeit entsprechend oder beugt sich Cravens Inszenierung nur dem erdichteten, sprich fiktiven Nonsens. Der Spagat zwischen all diesen Möglichkeiten entfacht eine Melange, die sich auch dank der unangenehmen Atmosphäre des opaken Haitis beklemmend verdichtet. „Die Schlange im Regenbogen“ ist dabei kein Horrorfilm im eigentlichen Sinne, sondern ein lähmender Trip in die Welt des Voodoo-Kultes und den dubiosen Kräften der schwarzen Magie. Menschen werden zu Sklaven ihrer Reinkarnation, hilflos dem Erstreben des kreolischen Rituals ausgeliefert. In den intensivsten Momenten fühlt man sich als Zuschauer nicht nur mit einer stattlichen Dosis Psilocybin konfrontiert, sondern auch als Gefangener auf dem zwielichtigen Pfad der faszinierenden Gefahr. Würde Wes Craven gegen Ende nicht die Zügel lockern und etwas über das abgegriffene Ziel hinausschießen, dann wäre „Die Schlange im Regenbogen“ mehr als nur eine seiner stillen Perlen.

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                                        über Hautnah

                                        "You like him coming in your face?" – "Yes." – "What does it taste like?" – "It tastes like you but sweeter!" – "That's the spirit. Thank you. Thank you for your honesty. Now fuck off an die, you fucked up slag."

                                        Mike Nichols macht Theater zum Kino und Kino zum Theater. In „Hautnah“ (Eine Bühnenadaption) werden vier Menschen egoistischer Natur, ihre Bindungen untereinander und die zwischenmenschlichen Diskrepanzen durchleuchtet: Wenn Zuneigung plötzlich reizlos wird, Gespräche nur noch in Beleidigungen und verbalen Gefechten enden und die intime Hingabe dem bedeutungslosen Fick weichen muss. Liebe, Verachtung, Beziehungen, Affären und Trennung. In „Hautnah“ sind alle Zeichen auf die unerfüllten Sehnsüchte und den autonomen Schmerz gerichtet. Vier Charaktere (brillant gespielt von Jude Law, Julia Robert, Natalie Portman und ganz besonders Clive Owen, der hier jeden seiner Kollegen problemlos in den Boden rammt), wie aus dem Leben gegriffen, sind sich in diesem rücksichtslosen Quartett der Einsamkeit und zerrütteten Leidenschaft immer selbst die Nächsten. Das Wohl des Partners muss sich hinten anstellen und die Frage, ob ein Mensch wirklich zu einem anderen Mensch gehören kann, wird mit gegenseitiger Aversion und dem scheidenden Fluchtweg beantwortet. Doch umsonst gibt es in diesem unheimlich ehrlichen Schauspielkino nichts und die Hatz nach Glück, Einkehr und Zweisamkeit endet für jeden nur in der peinigenden Leere.

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                                          über Lincoln

                                          [...] Bei all der gestandenen Auseinandersetzung mit der amerikanischen Thematik, bei der Spielberg nicht faselt, sondern seinen Blick konsequent auf die wesentlichen Dinge richtet, auch wenn ein gewisser Grat an historischer Inkorrektheit und Pathos nicht abstreitbar ist, fehlt „Lincoln“ eine elementare Sache: Die Emotionalität. So detailliert das 19. Jahrhundert hier wiederbelebt wurde, so atmosphärisch der Einklang aus Musik, Ausstattung und Schnitt in den Kammerspielen auch ist, es fehlen letzten Endes die echten Gefühle. Die menschliche Ebene, die nicht nur schildert, sondern auch berührt. Das Fundament, das einen sehr guten Film schlussendlich auch zu einem Meisterwerk macht. [...]

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                                          • 6 .5

                                            „Don't ask me why I can't leave without my wife and I won't ask you why you can.”

                                            Sicher ist Breck Eisners gleichnamiges Remake von George A. Remeros Horror-Klassiker „The Crazies“ hinsichtlich der Originalität weder preisverdächtig, noch in irgendeiner Weise etwas Besonderes. Das Grauen beginnt vereinzelt in einer wohlbehüteten US-Kleinstadt und zieht dann nach und nach seine immer größeren Wellen. Dieses Mal geht es um eine biologische Waffe, die durch einen Unfall die Bevölkerung zu Infizierte werden lässt, vollkommen indifferent und blutrünstig. Danach folgt die handelsübliche Flucht vor den Infizierten und dem US-Militär, die jeden Überlebenden ausradieren, ohne Rücksicht auf Verluste.

                                            „The Crazies“ weiß das paralysierte Gefühl der Macht- und Hoffnungslosigkeit in atmosphärische Aufnahmen zu packen, die gerade in den weiten Einstellungen ihre ganze Klasse offenbaren. Das verzweifelte Aufgeben und ein letzte Aufbäumen liegen nah beieinander, genau wie die Mischung aus physischer Brutalität und psychischer Bedrängung. Der Blutzoll ist angemessen, die hin und wieder nicht ganz logischen Schlussfolgerungen der Charaktere mildern die Qualität von „The Crazies“ kaum und auch wenn Timothy Olyphant wieder mal mit seiner typischen Ungelenkigkeit auftritt und der Film nie wirkliches Gruselflair erzeugen kann, so ist die Inszenierung dennoch durchgehend spannend. Ein Lichtblick im scheußlichen Remakesumpf.

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                                            • 8 .5

                                              [...] Wenn wir uns dann langsam auf dem Ende entgegenbewegen, die Luft immer dünner wird, Grace immer verzweifelter und gebrochener in die Kamera blickt und Lars von Trier dann mit offenem Visier dem Zuschauer entgegentritt, um ihm die ganze Wahrheit erbarmungslos entgegenzuschmettern, entfaltet sich „Dogville“ zu einer abstoßend ehrlichen Wiedergabe des egoistischen Charakters der menschlichen Rasse. In „Dogville“ steht Schein und Sein über allem und begangene/empfangene Handlungen und Taten entpuppen sich schlussendlich nicht als die, für die man sie durchgehend gehalten hat. Alles erstrahlt in neuem Licht, bekommt eine neue Bedeutung zugesprochen. Der dünne Grat der Humanität wird analysiert – Wie schnell wird man selber Opfer und wie schnell kann man Menschen zu Opfer/Sklaven seiner eigenen Bedürfnisse machen. Arroganz und Schuld, auf beiden Seiten, sind die Säulen der hervorragenden Inszenierung und der Mensch, dessen Natur von Grund auf böse und durchtrieben ist, lässt die Masken fallen, um den Zuschauer nicht nur eiskalt zu erwischen, sondern ihm auch bis zur letzten Sekunde in die verschreckten Augen zu starren. [...]

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                                                „I could tell she knew what I was feeling; we all are orphans in Zombieland.“

                                                Herrlich unbekümmert und extrem unterhaltsam präsentiert sich Ruben Fleischers Horror-Komödie „Zombieland“. Meine persönlichen Abneigungen gegenüber Emma Stone und Jesse Eisenberg konnte ich für diese (in vielerlei Hinsicht) spritzigen 90 Minuten glücklicherweise ablegen und sogar für Eisenbergs Charakter Colombus eine gewisse Sympathie hegen, kämpft er doch mit dem gleichen Clown-Problem wie ich. „Zombieland“ weiß dem Zuschauer immer die richtigen Karten auszuteilen, ob als Parodie oder Hommage auf und an die Subgenre-Standards oder als innovative Spaßkanone, die für sich allein steht. Mit viel Blut, Gekröse, Kreativität, treffsicheren Gags, einem tollen Cameo von Bill Murray und dem, wie immer, wunderbaren Woody Harrelson macht die Zombiejagd endlich wieder richtig viel Laune.

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                                                  [...] Die Zutaten stimmen, die Inszenierung weist sicher ihre Mäkel auf und macht es sich auch, gerade in Bezug auf die Darstellung der Historie, etwas zu einfach, doch „Spartacus“ weiß nach wie vor zu überzeugen. Die Geschichte des Sklaven, der zum Gladiator wird und dann zum rebellierenden Anführer der Freiheitskämpfer, ist eine spannende. Themen wie Ehre, Neubeginn, Kultur und Liebe werden mit in die Szenerie gebunden und die philosophische Essenz von „Spartacus“, nämlich die Frage nach dem Wert und der Bedeutung des Menschen, steht immer über allen Dingen. Mit der hervorragenden Schlusssequenz, weiß Kubrick den Film mit einer Tragik zu beenden, die noch einem vollends berührt und bewegt. [...]

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                                                    [...] Wirklich erschreckend wird es in „Wege zum Ruhm“ allerdings erst, wenn sich die französischen Soldaten ihre Unterlegenheit eingestehen, wenn sie ihre Ängste vor dem Gegner offenbaren und sich dadurch mit unersetzbarer Humanität auszeichnen, die die Furcht vor dem Tode nun mal mit sich bringt, aber von den blinden Vorgesetzten verurteilt wird. Menschen, die ein vollkommen nachvollziehbares und ebenso vertretbares Verhalten in Bezug auf einen längst verlorenen Kampf beweisen, werden als „Feiglinge“ und „Vaterlandsverräter“ abgetan und müssen dann vor ihren eigenen Landsleuten bezahlen. Erschießungen sollen für neue Disziplin sorgen. Colonel Dax (hervorragend gespielt vom schneidigen Kirk Douglas) hat vollkommen Recht: Man muss sich wirklich schämen der menschlichen Rasse anzugehören. [...]

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