Tyler__Durden - Kommentare

Alle Kommentare von Tyler__Durden

  • 10
    über Karamay

    "Karamay" ist bei weitem kein vollkommen singuläres Erlebnis (Erlebnis im Kontext der Form) im Kino. Die Endscheidung einen Dokumentarfilm zu machen der fast ausschließlich durch seine einseitigen Interviews strukturiert/definiert ist, mag dem einen oder anderen vielleicht schon bekannt sein. Unter den wenigen Beispielen dieser konsequenten dokumentarischen Ausdrucksform findet man auf der einen Seite Claude Lanzmanns "Shoah", der z.B. komplett auf Archivmaterial verzichtet (etwas das "Karamay" verständlicher weiße nicht machen muss, da seine Thematik ja anders als der Holocaust kaum bekannt ist und sogar systematisch unterdrückt wird), wobei sich auf der anderen Seite der Chinese Wang Bing befindet mit seinem Film "He Fengming - Chronicle of a Chinese Woman" welcher diese Form endgültig purifiziert in dem er komplett auf externe Realitäten verzichtet und für die gesamte Laufzeit nur einer einzigen Person gegenüber sitzt und ihrer Geschichte zuhört. Xu Xin ist somit also nicht alleine mit seinem Film. Einzigartig ist "Karamay" aber trotzdem. Die angesprochenen Filme kehren auf ihre Weiße nämlich den gemeingültigen Standard vieler Dokumentarfilme um, in dem sie den Zuschauer nicht aufklären oder ihm gar etwas erklären wollen. Man will sie dazu bringen zuzuhören. Eine alternde Aktivität in unserer Zeit. Doch ist dies die wirklich menschlich/moralisch/anthropologisch vertretbare. Dem Zuschauer auf der Couch oder in dem dunklen Kinosaal eben mal nicht durch ein artifizielles oder didaktisches Vorgehen eine Geschichte miterleben lassen, nach dem "Privilegierten Prinzip", die andere Menschen durchlebt haben. Sondern uns die Gesichter und Körper dieser Personen vorzusetzen. Ihre Stimmen. Ihnen einfach mal wirklich zuzuhören. Sie das sagen zu lassen wofür sie von ihrer Gesellschaft in den Wahnsinn getrieben werden. Ihren Worten lauschen. Die kleinsten Unebenheiten und Brüche in ihren Gestiken oder Stimmlagen wahrnehmen. Ihren Schmerz sehen, nicht "Vor-fühlen" lassen. Wir hören die zahlreichen Testamente einer tragischen Nacht die zu vielen unschuldigen Menschen sinnlos das Leben genommen hat und müssen mit noch tragischer Erkenntnis dessen Konsequenzen erfahren. In der Mitte des Filmes sagt eine Frau sehr passend "Wir haben so viele Probleme über die wir nur Reden können. Dies ist unsere einzige Waffe." Eine Waffe namens Wahrheit dessen Kraft sich die Mächtigen des Landes nur allzu bewusst waren und immer noch sind, weswegen sie den Opfern diese Waffe entzogen hatten. Xu Xin gibt sie ihnen durch seine Kamera zurück.

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    • Brakhage könnte/sollte/müsste man da noch nennen. Ich meine der Mann malt ja wortwörtlich auf Film. Mehr Symbiose dieser beiden Ausdrucksformen geht ja kaum. Soll jetzt aber keine Kritik am Text sein, der ist zwar etwas zu kurz (für das Thema) geraten aber trotzdem toll geschrieben.

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      • Wunderbares Werk. Auf das eine oder andere wird zwar nicht oder nur zu kurz eingegangen (amerikanische avant-garde oder der Animationsfilm z.B.) und Cousins Geschichtsstunde ist nicht annähernd so poetisch angelegt wie z.B. Godards Versuch, aber von Hollywood bis Europa über Afrika bis nach Asien werden hier Referenzen gezogen, Kontexte gesetzt und Filmgeschichte erläutert sowie erweitert, das ist schon einzigartig. Schön ausufernd und eigen mit der fundierten Kompetenz und der großangelegten Liebe zum Kino. Und Cousins Dialekt erst. Kenne die deutsche Synchronisation zwar nicht aber allein dafür lohnt es sich das ganze im Original anzuhören.

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        • 7 .5

          Nach 10 Staffeln mit je 20+ Episoden à 40 Minuten welche nicht wirklich von so herausragender Qualität sind um die Großen des Mediums zu konfrontieren, bleibt die größte Stärke dieser Serie (wie eigentlich auch jeder Serie mit solch einer Länge) ihre Kontinuität. Wenn man über 10 Staffeln mit einer bestimmten Anzahl von Charakteren in einer bestimmten Welt lebt dann müsste man schon wirklich recht irre sein wenn man an dessen Ende nicht einen Hauch von Nostalgie verspürt. Und um dieses endgültige Verabschieden mit Humor Revue passieren zu lassen, hier ein kleines Trinkspiel für alle Kenner.

          Jede mal einen Kurzen trinken wenn...:
          - ... jemand wie aus dem Nichts Kryptonit aus dem Ärmel schüttelt um Clark zu stoppen
          - ... Clark "Lana" sagt/ruft/grunzt.
          - ... mal wieder jemand unangemeldet in Lex's Villa stürmt
          - ... Lana wieder irgendwas von "Wahrheit" und "Lügen" Clark an den Kopf wirft und aus seinem Loft stürmt
          - ... ein Charakter mal wieder von irgendetwas oder jemandem besessen ist

          Und natürlich der absolute Komasaufspiel für die ganz Harten:
          Jedes mal einen Trinken wenn...
          ... Lois oder Lana das Bewusstsein verlieren für genau die Zeitspanne in welcher Clark seine Kräfte nutzen muss (jetzt mal im ernst, die beiden müssen ja gravierende Hirnschäden davon getragen haben so oft wie die durch kleinste Schläge an den Kopf ins Traumland katapultiert worden sind.

          Aber Spaß beiseite.
          Auf Wiedersehen Smallville, war schön bei dir. Auf das ich nun wieder Zeit für Filme habe.

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          • 7 .5

            John Carpenters primäres Interessengebiet in seinen Filmen war schon immer die Darstellung von etwas bösem. Egal in was für Ausuferungen oder Formen, das absolute Böse wurde gesucht. In Wesen aus dem All, in Kindern, in Menschen, im Kapitalismus oder auch im okkulten sowie mystischen. Doch nach all den Jahren des Suchens, endet seine Reise nun endgültig bei sich selbst. Bei seinem Medium, seinem Handwerk, seiner Funktion und seiner verlorenen Liebe. Carpernter ist geschlagen, in die Knie gezwungen, das Kino hat ihn zerstört. Der Rezipient ist hier nur noch von seiner Obsession getrieben und der Regisseur ein simpler Terrorist. Cigarette Burns ist das tragische Ende. Das Kino - Das Böse. Hätte er hier aufgehört, ich hätte es ihm nicht verübelt.
            "I believe in truth. [chops a womans head off] One take. One uninterrupted shot. The only cut was to her. I turned her into art. Something happens when you point a camera at something terrible. The resulting film takes on power.”

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            • 7 .5

              Ein Film über Licht und Bewegung, wie ersteres dem letzteren Leben einhaucht und wie beide zusammen unserer Weltwahrnehmung formen. Wenn es immer heißt das man sein Leben vor dem inneren Auge vorbeiziehen sieht bevor man stirbt, dann denke ich mir immer das diese Zusammenfassung der eigenen Lebenserfahrungen in Form eines Brakhage Filmes kommt

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              • Einer der wirklich wenigen Regisseure die ihren Reiz für mich mit fortlaufendem und ständig erweiterndem Filmwissen nicht verlieren. Hab seine Filme damals gemocht als ich noch kaum Ahnung vom Kino hatte und egal wie tief ich noch abgetaucht bin in die Filmwelt, Hitchcock blieb immer gut und wurde sogar in manchen Fällen besser. "Pures Kino" ist zwar ein blöder, weil zu absoluter Begriff für so etwas ungreifbares wie das Kino, aber der Mann hier ist mit am nächsten daran gewesen wie sonst nur wenige.
                PS: http://franklin.davidson.edu/academic/music/public/nelerner/alwales/imgs/yeller/dentata-10.jpg

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                • 9

                  Das System gegen das Individuum. Ein ewiger Kampf, dessen Verlierer die Menschlichkeit des einen ist und leider immer öfters das Leben (im wörtlichen oder eben übertragenen Sinne) des anderen fordert. Doch ist das hier nicht Kafka oder Orwell. Dies ist keine Zukunftsvision oder Fiktion. Dies ist leider Realität. Und die ist wie so oft noch abstruser in ihren Ausmaßen und fataler in ihren Konsequenzen als man es sich ausmalen könnte. Immer mit dem Drang nach vorne, mit dem einen Ziel vor Augen rettet Zhao Liang mit Petition ein Bild der Realität vor seiner Verfälschung oder dem vollkommenen Vergessen. Ein Bild in welchem der Mensch auf seiner Suche nach Gerechtigkeit durch eine nur sich selbst nutzende Bürokratie in ein Leben der Transgression gezwängt wird, während um ihn herum seine Stadt vollkommen der Progression verschrieben ist. Hoffnung ist in diesem Leben nur der Ausbruch aus dem Kreislauf. Entweder durch den eigenen Tod oder durch das Aufgeben der Suche nach dem was doch eigentlich "Richtig" sein sollte. Wie ein Schnellzug auf der einen Seite das Leben einer alten Dame nach ihrem jahrelangen und erfolglosen Kampf nach Recht brutal beendet hat, bietet er einem jungen Mädchen das jahrelang an der Seite ihrer Mutter ihr eigenes Leben aufgegeben hat nun die Hoffnung auf ein neues Leben. Are we not humans?

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                  • "That's my work. It makes me dream and it makes me comes back. I felt so right when I saw a film by John Ford and I'm in front of those people. It was a dream thing. It was a real thing. It meant something. Sometimes you wouldn't agree. Perhaps a lot of times. Then came something else. It's a promise more than a project. I go and see films by my colleagues and I don't see this promise. Even Fincher. Which is a shame as he is the one who is connected to reality. I saw the girl, I saw the motorcycle, I saw the tattoo, it's all right. It's a bit too fancy, too chic maybe, but I understand. There's the iPhone, the sex, the loneliness. It's three hours because there's a guy killing girls. Why not just have no-one killing anyone and having a girl with a motorcycle? Can he do this? I think he can. I sent a message to his DP who I know very well. I said, “Avoid the killings. Three hours without the killings. You can have the Bond guy. Let's set it in Sweden for the yellow light. You can have the editor, the lover, the challenge between young and old, bodies coming together. I understand those fetishes. Let's avoid every single murder, killing, weapon. That's the challenge.” I have to deal with this. You can see The Big Sky and analyse it shot by shot. It's an amazing piece of craft. But you have to do a little bit more. It's about destiny. It's about going beyond something. It's about love. It's about racism, humiliation, pain. And it's a long film. It's big. Big scope! The Big Sky! The Girl With The Dragon Tattoo should be a remake of that film."

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                    • "Die französische Zeitung "Libération" hat Sie mal gebeten, die Schlüsselereignisse Ihres Lebens aufzulisten. Für das Jahr 1998 haben Sie notiert: "Zum letzten Mal mit einem Taxifahrer geprügelt. Nun ist meine Jugend zu Ende." Das war jedoch der Moment, in dem Sie anfingen, Filme über die jüngere Generation zu drehen:
                      Hou: ... ich hatte damals den Film "Good Men, Good Women" gedreht, in dem es eine historische und eine aktuelle Ebene gibt. Ich hatte Lust, moderne Geschichten zu erzählen, fürchtete aber, es würde mir nicht gelingen, das heutige Lebensgefühl einzufangen. In "Goodbye South, Goodbye" bin ich daran gescheitert. Es scheint meinem Temperament zu entsprechen, in die Vergangenheit zu blicken. Ein Foto, ein Gegenstand wecken augenblicklich Erinnerungen. Ein Freund sagte damals zu mir: "Du hast die Gegenwart gefilmt, aber so, als würdest du in zehn Jahren auf heute zurückblicken." Mir wurde klar, dass ich für die Gegenwart einen anderen Rhythmus finden muss. Bei der Arbeit an "Millenium Mambo" habe ich entdeckt, was die Schilderung der Gegenwart so schwierig macht: Sie erscheint mir fragmentiert, lässt sich erzählerisch schwer kontrollieren. Der Auftrag, in Japan "Café Lumière" zu drehen, eine Hommage an Yasujiro Ozu, war für mich sehr hilfreich, denn ich war mit einer anderen Kultur konfrontiert. Deshalb habe ich auch das Angebot des Musée d'Orsay angenommen, in Paris "Le Voyage du Ballon rouge" zu drehen. Nun bin ich bereit, das moderne Leben zu filmen."

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                      • "Durch nichts zu verzeihen, ich weiß..."

                        Ich glaube es war Rüdiger Suchsland der mal so etwas in der Art sagte wie: "Bei einem Film einzuschlafen heißt dem Film zu vertrauen." :)

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                        • Jede Preisverleihung bekommt die Gewinner die sie verdient. Ist also wohl alles gut so. Bin nur froh das mir mein Schlaf wichtiger ist als dieses "Event".

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                          • 8 .5

                            Zwei Regisseure. Zwei Filme. Getrennt voneinander durch über zwanzig Jahre. Verbunden durch ein Lied: http://www.youtube.com/watch?v=XUjqlwFoGBA

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                            • schnief...
                              http://www.fandor.com/blog/daily-donald-richie-1924-2013

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                                In einer Szene des Films fliegt Superman bis an die äußere Grenze unseres kleinen blauen Planeten um diesen zu beobachten. Er hört jedes Wort, jeden Hilfeschrei auf ihm in einem gewaltigen Wortschwall der für ein Menschen wohl nichts weiter als Lärrm wäre. Doch er hört es alles. Es hat einen Grund das ich gerade nur "für ein[en] Mensch[en]" geschrieben habe und nicht "für einen normalen Menschen". Denn Supermann ist nicht wie all die anderen Superhelden. Er ist kein Mensch. Seine wahre Existenz ist die mit der übernatürlichen Kraft für welche der handelsübliche Superheld erst einmal in ein radioaktives Fass stolpern müsste. Seine Maske ist im Umkehrschluss dann also die eines Menschen. Denn Superman ist kein Mensch. Nein. Für so jemanden wie ihn gibt es bei uns Menschen ein anderes Wort. Gott. Singer geht in seiner Verfilmung den konsequenten Weg dieser seit jeher deutlichen aber nie wirklich so konkret ausformulierten Symbolik der Ikone (Lois: Will we see you around? Superman: I'm always around.). Er macht ihn zu der gottgleichen Figur welche sie ist. Deshalb muss Superman im ganzen Film auch nie physische Gewalt gegen seine Gegner anwenden. Ganz einfach aus dem Grund da er es nicht nötig hat. Seine Präsenz sowie die nicht fassbare Größe seiner scheinbar unendlichen Kraft (oder jedenfalls die welche über die menschliche Wahrnehmung hinausgeht) reicht vollkommen. Wahrscheinlich ein Grund warum der Film bei so vielen auf taube Ohren getroffen ist da dieser doch so Grund Amerikanische Held aller Helden hier keine Fäuste schwingt um seine Gegner zu besiegen und somit die Gewaltlust des Publikums unbefriedigt zurücklässt. Doch badet auch ein Super-Mann nicht ganz im göttlichen Glanz. Genauso wie es bei üblichen Superhelden oft passiert das die Identität des Mannes vor der Maske sich langsam mit derer hinter der Maske verbindet, so ist es auch passiert das ein unter Menschen lebender und von Menschen erzogener Gott nicht gänzlich unbeeindruckt von den menschlichen Besonderheiten (Liebe etc.) ist denen er begegnet. Ähnlich wie auch Ang Lees Adaption des Hulk mit seiner interessanten Vater-Sohn Dynamik hat auch Superman Returns durch seine riskante Umsetzung mit fast schon pazifistischen Zügen der Namensgebenden Legende beim Publikum leider versagt und bekommt nun eine Erneuerungskur. Ob dies hilft und neue Akzente setzten kann oder nur ein zurückziehen in einen allzu sicheren Panzer sein wird bleibt offen. Zu wünschen wäre die erste Option. Der Mann in den Strumpfhosen hätte es durchaus verdient.

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                                • Einer der 2-3 größten zeitgenössischen Regisseure Amerikas. Alles alles gute. Bleib uns noch lange erhalten

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                                  • 8 .5

                                    Seit seine Anfängen als Filmschaffender war Michael Mann immer enorm an dem Aussehen seiner Filme interessiert. Von Blutmond über Thief bis zu der populären Serie Miami Vice ist diese Tendenz des romantischen Ästhetizismus mit seinen dunklen Nächten, satten Farben, parallel Positionierungen (vertikal, horizontal wie auch immer) von Personen oder Dingen durchaus deutlich zu erkennen. Doch langsam aber stetig kam etwas neues zu Vorschein in diesem Prozess. In all diesen unverkennbaren Stilistiken die er bald wie aus dem Stegreif auswendig konnte fand er die expressiven Möglichkeiten des Bildes an sich. Des Kinobildes. Heat, The Insider oder Ali. Alles großartige Filme die dieses intuitive Suchen und Finden aufzeigen. Doch war es erst mit Collateral geschehen das er sich mit seinem, langsam immer weiter ins digitale abschweifende, Bilde an neue Grenzen traute. Dies soll nun bei weitem nicht bedeuten das er hier schon die unheimlich formale Konsequenz und Neuerfindung eines Miami Vice erreichte, oder gar die von Public Enemies, doch verwandelt er hier seine visuelle Oberfläche der Bilder erstmals wirklich (finde ich jedenfalls) in einen Spiegel seiner Figuren, Emotionen, Umgebungen und Stimmungen samt dessen Texturen und Nuancen. Und langsam aber sicher verschwindet jegliches Gefühl für off-screen-space in den endlosen tiefen und weiten Fasern des digitalen sodass ein Raum nie mehr einfach nur ein Raum ist und das da draußen keine abgetrennte Realität darstellt sondern immer verbunden scheint, was das klare sound design nur noch unterstützt. Ein paar alte Überbleibsel des normalen Erzählkinos sind zwar noch vorhanden, was ja nicht schlimm ist, doch die Veränderung in seinen Bildern ist hier wahrlich deutlich zu spüren nd nicht aufzuhalten. Somit ebnete Collateral den Weg (obwohl er natürlich auch für sich alleine stehen kann) für Manns nächste zwei Filme welche ohne Übertreibung das wahrscheinlich interessanteste sind was im Amerikanischen Kino der Neuzeit so passiert ist. Die ersten drei-vier Schüsse in diesem Film sind neben bei bemerkt das angsteinflößende das ich seit langem gehört habe, fast schon apokalyptisch in ihrer brachialen Deutlichkeit. Einzigartig.

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                                    • Die 5. Generation ist zwar nicht meine aller Liebste, aber the gaffers Tipps bezüglich dieser kann ich nur noch mal unterschreiben. Speziell "Gebe Erde" und "Rote Laterne"sind da fast schon ein Muss und geben einen guten Ton an der die Bedürfnisse dieser Generation wunderbar einfängt. Tolle Sache.

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                                      • Der gute Slavoj Zizek hat dazu btw. auch was geschrieben (obwohl mir bei ihm reden wohl lieber gewesen wäre): http://www.egs.edu/faculty/slavoj-zizek/articles/zero-dark-thirty-hollywoods-gift-to-american-power/

                                        • Das Kino darf alles! Es muss es nur richtig machen.

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                                          • 7 .5

                                            Ein Anfang wie ein Ponyritt ohne Sattel durch Luzifers Abflussrohrsystem dessen filmische Gewalt regelmäßige Therapiestunden fordert, wird für den Großteil des Filmes zu einem nüchternen sowie durch das favorisieren langer Einstellungen behäbigem (aber nicht minder grausamen) Yakuza Drama, nur um am Ende dann ohne Vorwarnung den übriggebliebenen Verstand des Zuschauers aus den Nasenlöchern herauszusaugen nach dem dieser durch den Kontakt mit dem dargestellten Wahnsinn wie der arme Ikarus damals verglüht ist. Wer schon immer mal wissen wollte warum der Mann mit dem Namen Miike angeblich so ein unvorhergesehenes enfant terrible sein soll, hier bietet sich die perfekte Möglichkeit. Aber Obacht: Betreten besteht hier auf eigene Gefahr!

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                                            • 6

                                              In einer der paar wirklich guten Szenen in den fünf Stunden Gangs of Wasseypur sagt des Hauptziel der Rache unserer Protagonisten: Every fucker’s got his own movie playing inside his head. Every fucker is trying to become the hero of his imaginary film. As long as there are fucking movies in this country people will continue to be fooled.” Und genauso behandelt der Film auch oft die diversen Groß- oder Kleinkriminellen welche wir in regelmäßiger Häufigkeit im Film kennen lernen und genauso oft sterben sehen. Jeder hat seine eigene Vision und Geschichte um nach oben zu kommen oder jedenfalls an einen Platz der, vielleicht nicht unbedingt an der Sonne ist, dafür aber Geld mit sich bringt. Dies raubt dem Film aber leider oft jegliches zentrale Momentum. Denn obwohl der Film an sich natürlich ein übergeordnetes Ziel vor Augen hat welches aus einer simplen Rache besteht sowie zentrale Charaktere vorzuweisen hat , bläht man diese Saga auf mehrere Generationen sowie über zahlreiche Dekaden auf und springt dabei zu gerne nach rechts, nach links, nach vorne und wieder zurück. Die erweist sich dahingehend als Problematisch da der Film so schnell seine oft sehr delikate Gratwanderung zwischen melodramatischen Genrekonventionen und dem gleichzeitigen Versuch des nüchternen Präsentieren einiger Gewalttaten mit dem erwünschten Resultat einer physischen/reflektierenden Reaktion des Zuschauers verliert. Ganz zu schweigen davon das dieses wilde herum springen zwischen Charakteren und Sympathien, für einen Film der im Kern konventionelles Erzählkino ist, alle Bindungen, Sensibilitäten und Motive schnell in eine Gleichgültigkeit verortet die der Film sich nicht leisten will. Das klingt jetzt leider sehr böse soll aber nicht verschleiern das Gangs of Wasseypur ein unglaublich ambitioniertes und technisch manchmal doch recht schönes Werk darstellt welches sich aber leider als Ganzes mehr oder minder an eben diesen Ambitionen verhebt.

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                                              • 8 .5

                                                Was eigentlich ein recht brutales stören der Balance des Bildes sein könnte wird in James Bennings Hand fast schon eine harmonische und entspannende Erfahrung. Denn ob wohl das vorbeifahren der Züge (welches genauso das vorbeifahren der Zeit sowie das Bewusstwerden dieser ist) sehr oft von Benning in die Umgebung bewegungsloser und nicht selten von jeglichem Leben leergefegten Landschaften verortet wird veranlassen die Tonnenschweren und Meilenweit in die vorgegebenen Richtungen streckende Züge zwar oft vom Zuschauer sein Wahrnehmungsfeld neu auszurichten oder umzudenken aber zerstören sie die angesprochene Harmonie nur schwer. Dies liegt in weiten Teilen wohl an Bennings fast schon mathematischer Präzession mit welcher er die manchmal endlos langen Stahlgiganten filmt und wie sie in ihrer stets linearen Ausrichtung durchs Bild fahren. Das hat etwas ungemein warmes und entspannendes an sich.

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                                                • "Show a country, speak of a culture in whatever way, and you'll enter into fiction while yearning for invisibility."

                                                  • 7 .5

                                                    Ein Rundum wütender und gefährlicher Film in welchem sinnloser Gewalt, geboren aus Langeweile und Hass, in jegliche Richtungen explodiert. Niemand ist in diesem Film sichern und Gewalt wird immer mit mehr Gewalt ausbezahlt. Keine Ausnahmen. Durch unsere Gesellschaft scheint ein Parasit zu schleichen der hier von Tsui Hark nicht mit einem Schrei nach Revolution oder Neubeginn konfrontiert werden will sondern durch einen Schrei blankem Hasses und Hoffnungslosigkeit Ausdruck verliehen wird. Die Tier Szenen hinterlassen einen bitteren Geschmack, aber die generell unglaublich grimmige Energie ist so fast vollkommen singulär im Kino und bleibt selbst nach all den Jahren noch aktuell und leider auch irgendwie Zeitgeist beschreibend. Ein Kino das nicht nach Ausdruck dürstet sondern nach plakativer Attacke. Am Ende bleibt einem Charakter im Film dann also nichts anderes mehr übrig als in manischer Ekstase ganz Hong Kong (welches respektive für unserer Gesellschaft steht) per Schnellfeuer Waffe anzugreifen um somit den Film mit ebenso schnellen sowie brutalen Schnitten von aktuellen Zeitungsnachrichten zu beenden. Der Film wurde damals natürlich sofort Verboten und durfte nur in die Kinos kommen nachdem Tsui den Film umgeschnitten hatte. Die Anti-soziale Attitüde des Films hat den Behörden damals zu viel Angst gemacht. Zu recht.

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