Tyler__Durden - Kommentare

Alle Kommentare von Tyler__Durden

  • 8 .5

    "Like the horse has it's rider,
    like the moon has it's sky,
    so a man has it's loneliness,
    mistaken as pride."

    6
    • 7 .5

      Die Früh-Phase des Kinos von Johnnie To verschwindet meistens unweigerlich neben seiner, von neuer Kreativität und Freiheit geprägten, Ära die mit der Gründung seines Milkyway Produktionsstudio begann und bis heute stark anhält. Verwunderlich ist dies nicht, da die Höhen welche der Hong-Kong Meister mit jedem weiteren Film heutzutage durchbricht auch durchaus von anderer Qualitativen Güte sind wie seine Anfänglichen Gehversuche, doch ist es durchaus eine enorm interessante und erleuchtende Tätigkeit/Vergnügen, sich näher mit eben jenen auseinanderzusetzen. Sein Debüt stellt da keine Ausnahme dar. Schon durch das wild-suggestsive Intro wird anfangs klar das man es hier nicht einfach nur mit einem Martial-Arts Film zu tun hat, man wird eher an japanische Exploitation-filme der 70er erinnert (und in späteren Momenten auch an Italo-Western) wenn man sich die Musik sowie die Raum-verzerrenden Schnittmuster ansieht. Sich in eine einfache Genreklassifikation zu drängen war To wohl damals schon zu einfach. Dies wird speziell ersichtlich wenn der Film sich gen Ende endlich öffnet im Bezug auf sein Inhaltliches Leitmuster, und uns zeigt was die Motivationen unseres eigentlichen Antagonisten sind. Hier regiert nicht etwa Rache, Hass oder blinde Ehre, sondern ausgerechnet Nächstenliebe und soziales Engagement. Eine bedeutende Information im Film, die selbst unseren Helden zum innehalten anregt, welche vom körperlich schwächsten Charakter (einer Frau) benutzt wird um die zwei Personen zu beschützen die sie am meisten liebt, welche drauf und dran waren sich gegenseitig zu töten. Eine unglaublich warmherzige Aktion, die zwar leider doch fatalistische Endresultate mit sich zieht, in ihrer Aufrichtigkeit bezüglich festgefahrener Geschlechterrollen im Genrefilm aber durchaus positiv zu bewerten ist. Auch stilistisch weißt der junge To bedeutende Akzente auf die man bis in seine jetzige Schaffensphase mitverfolgen kann. Ganz besonders hervorzuheben seien hierbei die letzten beiden Kampfszenen, welche durch ihren innovativen sowie tragisch konnotierten Zeitlupeneinsatz, den expressiven Licht/Schattenspielereien oder klaren Raumdarstellungen deutlich aufzeigen, das man hier einen jungen Mann vor sich hat dessen Zukunft mehr als nur vielversprechend seien könnte.

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      • 8

        Den Film umgibt eine recht weltmüde Aura des Todes, welche so in den eher romantisierenden Geschichten über den Westen damals selten zu finden war. Hier will jeder irgendjemanden umbringen und jeder weiß zugleich, das es da draußen jemanden gibt der einen selbst umbringen will. Die Frau im Bunde sagt da zurecht zu unserem Held: "God, like two dogs fighting over a bone!" Doch entsteht genau dadurch eine Art moralisches Gleichgewicht im Film, die Figuren wirken selten wie ein rein narratives Konstrukt die allein zur Progression gewisser inhaltlichen Züge gebraucht werden. Hier ist jeder sein eigener Herr (oder eben Frau) über das eigene Schicksal, im Wissen das der Tod auch für sie kommen wird. Nicht durch Gott, die Natur oder Zufall, sondern in Form eines anderen Menschen. Diese Attitüde wird speziell durch Boettichers sehr ausgeglichenen Kompositionen geformt, sodass das "Böse" nie nur im anderen gefunden wird, sondern immer auf einer Stufe in einem selbst brennt. Wenn ein Outlaw z.B. unserem Helden erzählt was er mit dem Gefangenen machen will den unser Held nach Santa Cruz bringen will (wo der Galgen auf ihn wartet) und ihm somit suggeriert das er ihn wohl umbringen wird bevor er sein Ziel erreicht, dann stehen beide umhüllt in fast vollkommener Dunkelheit beisammen und reden wie gleichgestellt. Hier sind alle gleich, egal ob Held oder Krimineller. Alles nur Menschen. Das Boetticher in all diesem menschlichen am Ende noch ein Tor zum transzendenten aufmacht, die Umgebung in eine Repräsentation der brodelnden Rache umbaut, welche selbst im Feuer aufgeht, dann steigt der Film in Höhen auf welche im Western so selten erreicht worden sind.

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        • Der Gewinner des besten Festival Line-Ups von großen Regisseuren geht an das keine Taipei Golden Horse Film Festival - http://tinyurl.com/km5ccvz.
          - Festivalvorsitzender ist Hou Hsiao-hsien.
          - Eröffnungsfilm ist der neue Film von Tsai Ming-liang "Stray Dogs"
          - Johnnie To ist Jurymitglied einer Rubrik des Festivals über neue Talente.
          - Und Ang Lee ist diese Jahr Hauptjuror des Wettbewerbs. Obwohl der Gute neben den drei Großen eher wie eine unwichtige Nebenerscheinung wirkt.

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          • 8

            Ein Frau fliegt,
            das Kino macht mit,
            die Wahrnehmung verschluckt beide.

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            • Sachdienlicher Miike Hinweis:
              Die filmtechnisch bravouröse Eröffnungsszene von Dead or Alive - http://youtu.be/dZJOn1O6IsQ

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              • 7

                Während man die Einflüsse des jungen Johnnie To hier vor allem in mehr konzeptuellen Methoden und Ideen der Inszenierung wiederfindet, sowie in einem gewissen Sinn für ein etwas melancholisches Darstellen einiger psychologischen Spielereien mit dem Hauptcharakter und seinen Defiziten, entsteht durch die sehr explikative und übertriebenen Gewaltdarstellungen seines Co-Regisseurs eine sehr fühlbare Unausgeglichenheit. Denn obwohl Gewalt in Tos Filmen häufig ein Element ist, verkommt sie nie zu einem Mittel der Befriedigung oder Ausschlachtung abwertender Emotionen. Sie mag zwar meistens stilisiert sein, doch ist sie immer an eine tragische Spannweite, Verzweiflung oder Verlorenheit gekoppelt welche die schwere des Todes nie außer acht lässt (bestes Beispiel sei da sein letzter Film Drug War). Deshalb wirkt der Film in seiner Glorifizierung der drastischen Gewalt oft unpassend inmitten den von To gezeigten Elementen. Wenn man sich jedoch aus diesem Blickwinkel (gerichtet auf To, und wie der Film in seinem größeren künstlerischen Kontext funktioniert) etwas befreien kann, etwas das bei der Gewaltdarstellung nicht unbedingt sein muss, funktioniert der Film aber sehr gut als Teil des Heroic Bloodshed Genres. Wodurch vor allem durch das blut-durchtränkte Ende etwas Sinn für Fatalismus aufkommt und die Gewalt einigermaßen erträglicher macht da sie in einen tragbareren Kontext gerückt wird. Die Geschehen mündet somit nämlich eher in einer Geschichte über Verlierer, anstatt in eine über Gewinner.

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                • "Wie Drive nur in Meisterwerk und ganz anders."
                  :D

                  • 10

                    In Johnnie Tos pulsierender Filmographie welche von Komödien, Romanzen, Actionfilmen und Familiendramen so ziemlich keine Grenzen kennt, kann man drei Filme ausmachen die wohl die persönlichsten des Regisseurs sind. Erstens wäre da "Running on Karma" welcher in seiner bedeutenden und in dieser Form recht einzigartigen Meditation über Gewalt eine klare Ausformulierung von To's buddhistischem Glauben ist. Zweitens wäre da Sparrow, welcher ein Ode an sein liebes Hong-Kong ist. Und drittens wäre da Throw Down - ein Film als Jazz. Ein Lied über Menschen in der Großstadt von einem Mensch der seine Figuren liebt. Warm, geborgen und daheim fühlt man sich hier. Ein Film mit einem Dach über dem Kopf dessen Menschlichkeit und formale Brillianz jeglicher zeitlichen Abnutzung stand halten kann. Immer noch Johnnie Tos Meisterwerk!

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                    • Hat einen neuen Film, der in Venedig seine Premiere feiert. "'Til Madness Do Us Part" heißt er. Ein Film über ein entlegenes Irrenhaus in China. Lustigerweise hat auch Frederick Wiseman einen neuen Film in Venedig am Start ("At Berkeley"). Und Wisemans Debüt Ende der 60er ist ja bekannterweise "Titicut Follies", ein Film über ein Irrenhaus in Amerika. Scheint als schließt sich hier ein Kreis zwischen den zwei größten Dokumentarfilmern. Hach was freue ich mich, hier ein Auszug von dem ersten Kommentar zum Film:

                      "'The director's unique way of setting his understanding eye over minute gestures and apparently trivial situations eases the minds of his subjects, who engage the camera with unprecedented candour. By deliberately withholding judgment, Wang actually renders a ferocious critique of the system. The eloquent beauty he extracts from dirty, raw material creates a new form of plastic art — one of great visual and emotional impact — that draws from his earlier works such as West of the Tracks."

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                      • 8 .5

                        Breaking News. Schwarzes Bild. Dann:
                        Die Kamera sieht in die Luft, nur blauer Himmel und die oberen drittel vereinzelter Hochhäuser sind zu sehen. In einer Bewegung schweift die Kamera nun langsam ihren Blick nach unten, um uns den räumlichen Überblick über eine kleine Seitengasse zu liefern. Ihr Sitz ist aber immer noch erhöht, fast auf einer Höhe mit den Häuser die sie umgibt. Langsam bahnt sich die Kamera ihren Weg hinunter in die Seitengasse und fängt in ihrer Mitte eine Person ein welcher sie, nun mit allen drei Beinen auf dem Boden, folgt. Sie beobachtet diese männliche Person von hinten wie sie in einen Hauseingang verschwindet. Mit immer noch wackerem Interesse fliegt die Kamera nun einfach wieder in die Lüfte, an der Hauswand nach oben, um an einem offenen Fenster im zweiten Stock ein Zimmer zu entdecken in welchem unser unbekannte Mann von vier anderen Männern empfangen wird. Sie reden, doch was sie sagen ist nicht von großem Interesse, irgendjemand soll angeblich ein Auto vorfahren und ganz suspekt scheinen sie auch nicht zu sein. Die Männer machen sich fertig und verlassen langsam das Zimmer, einer jedoch geh noch einmal an das geöffnete Fenster vor dem noch immer unsere Kamera verweilt. Seinem Blicke nach draußen folgend, schwenkt die Kamera nun rechts hinunter und sieht auf einmal wie eine Zeitung, welche auf einem kleinen Dach unterhalb des Hauses liegt, vom Wind weiter nach rechts geblasen wird und genau auf der Windschutzscheibe eines Autos landet. Die Kamera ist nun wieder auf dem Boden und fährt langsam an das Auto heran welches da unten parkt. Der Fahrer nimmt die Zeitung von seiner Scheibe und redet mit seinem Beifahrer, irgendwas wird gesagt. Der Beifahrer fragt beiläufig ob die Nachrichten denn schon wieder Zeitverschwendung sein wird. Der Fahrer antwortet leichtfüßig das sie wissen würden was denn heute passiert wenn es die Zeitung von morgen wäre. Wieso er das sagt ist nicht genau klar, das er etwas vorhat, auf etwas oder jemanden wartet (könnten es die suspekten Personen in dem Haus sein?) ist aber deutlich.

                        Dies sind nur die ersten knapp zwei Minuten der insgesamt sieben minütigen Eröffnungseinstellung-/szene von Johnnie Tos Breaking News. In einer einzigen ungeschnittenen Einstellung schafft es To die Kamera vom Himmel herunter zu holen, auf dem Boden herumfahren zu lassen, wieder in den Himmel zu schicken, erneut nach unten schweifen zu lassen nur um dort all mögliche Geschehnisse einzufangen für dessen Entstehung es normaler Weiße die Magie der Montage benötigt. Was die Kamera hier aus technischer Sicht leistet ist in der gesamten Filmgeschichte vielleicht nur noch mit der berühmten Beerdigungsszene aus "I Am Kuba" zu vergleichen. Doch auch formal schaff er es mit seiner einzigartigen Bildsprache diese technische Kompetenz so zu benutzen, um mit einfachsten Gesten und Bewegungsabläufen der Kamera intuitiv inhaltliche sowie charakterbildende Gegebenheiten (Wer ist sind die guten, wer die bösen und was sind ihre groben Charakterzüge) einzuführen. Das alles mitsamt einer ständigen und langsam aufbauenden räumlichen Kohärenz die aus dieser kleinen Gasse, welche sich binnen weniger Sekunden in ein Kriegsgebiet verwandelt, eine geschlossene Einheit schafft. Ein Meisterwerk der Filmkunst. Wie der Rest des Filmes, dessen Medien-Satire sich mit mehrmaligen sehen viel besser in ein sonst so pures visuelles Vergnügen eingliedert. So geht es in Breaking News nämlich nur auf einer Ebene um diese Medien, der Rest ist ein grandioses Spiel mit Räumen (anfangs offen, nur begrenzt durch die transparenten Räume der urbanen Umgebung, dann durch den Wechsel ins Hochhaus eingeengt durch tatsächliche Räume - Treppenhäuser und Gänge). Ein Ausnahmefilm des modernen Kinos und trotzdem "nur" der 12. beste Film des Johnnie To. Da kann einem schon mal schwindlig werden.

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                          • 1
                            • “In the day God controls the light. At night, I control it.”

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                              • 10

                                Anders als zuvor in Collateral, als Michael Mann noch einige Szenen auf Film gedreht hat um die Einschränkungen des digitalen Kinos zu überbrücken, gibt er sich in Miami Vice fast vollkommen dieser neuen Aufnahmetechnik hin. Er akzeptiert die Limitationen des Digitalen und verwendet sie hier das erste mal wirklich als Vorteil, um sich den ästhetischen Eigenheit nicht als Problem zu nähern sondern als einen lediglich neuen Weg etwas zu zeigen. So ist es verständlich wenn das körnige Bild in den Nachtaufnehmen z.B. zuerst noch für einige ablenkend wirken mag sollte man sich jedoch im klaren sein das es sich hier um etwas neues handelt. Wenn die zwei Hauptcharaktere am Beginn des Filmes z.B. aus dem See an Menschenmassen in einer Disko, voll von über-stimulierenden Farben und Geräusche, nach draußen auf ein Dach gehen und sich hinter ihnen ein See an Lichtern und Gebäuden ausbreitet, dann legt Mann die Konzentration hier auf die Fähigkeiten des digitalen Bildes und dessen enorme Weitsicht. So entstehen wort-wörtlich unendliche Kompositionen welche in ihrer starken Einteilung und horizontalen Gliederung, in denen der rote Himmel den Großteil des Bildes einnimmt und die Lichter der Großstadt zu einer feinen Linie in der unteren Hälfte werden, dann am besten mit der Wirkung deutscher Romantik zu vergleichen sind (David Friedrichs "Mönch am Meer" kommt in den Sinn). Hier passt sich also nicht nur die eine Bewegung auf die andere ab, sondern auch Linien und Formen sowie Farben und Gesten. Ein Abgleich geometrische Symbole und formalen Einheiten die nicht nur im autonomen Bild an sich eine Präsenz finden, sondern auch mit Verbindung andere darauffolgender eine Bedeutung ergeben. Ein ständiger Fluss an Bildern der eben nicht nur mit sich im einzelnen (und uns) kommuniziert, doch auch untereinander die klare Linie der suggerierten oder dargestellten Empfindungen und Wahrnehmungen unterstreicht. Das mag jetzt alles recht theoretisch klingen, doch schaffte es Mann ja gerade durch diese neuen Möglichkeiten eine Erweiterung seiner sowieso schon weit ausgebreiteten Emotionen. Die Sehnsucht von Professionellen nach etwas außerhalb ihrer kalten Tätigkeiten, der Blick in diese immer weiter ausbreitende Weite. Doch bietet diese keine Antwort, am Ende ist alles wieder wie am Anfang und der Versuch der Flucht in einen Traum nach Liebe und Frieden ist nur ein Traum geblieben. Ein schöner, aber hoffnungsloser. Ach du süße Melancholie, lass mich noch verweilen. Sie sieht ihn. Er sieht sie. Sie fährt weg, ihn im Blick. Doch er ist schon fort, zurück in seiner Welt.
                                One of these mornings / Won't be very long / You will look for me / I'll be gone.
                                I'll be gone...

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                                • 8 .5

                                  Dem Film Xenophobie vorzuwerfen grenzt fast schon an Film-feindlichkeit. Natürlich sieht jeder Zuschauer einen Film mit seinen eigenen zwei Augen, und der damit verbundenen Persönlichkeit, weswegen es recht anmaßend von mir wäre von einem fehlendem Kontext zu sprechen. Doch nicht zu verstehen das die Geschehnisse in der Realität des Filmes nicht zwingend die Kernaussage des Filmes darstellen müssen, heißt dem Medium als solches seine Attribute sowie Fähigkeiten abzusprechen. Nur weil etwas schlimmes in einem Film passiert, heißt dies nicht das der Film selbige Tat auch gut heißt. Kunst kann unsere Realität nicht nur wiedergeben, sondern auch über sie kommentieren etc. Das man so was überhaupt aussprechen muss, macht traurig. Gerade bei solch einem Film, der die sozialen und persönlichen Auswirkungen von Fremdenfeindlichkeit darstellt. Mickey Rourkes Charakter stellt auf der einen Seite seinen Kreuzzug gegen das Verbrechen in Chinatown unter die noblen Absichten des Allgemeinwohl der restlichen chinesischen Bevölkerung in diesem Viertel, auf der anderen Seite ist es aber genau seine eigene Engstirnigkeit und sein Rassismus, geboren aus den eigenen Erfahrungen im Vietnamkrieg, die so viel Leid über ihn selbst und seine Umgebung bringen. Der Film ist erneut eine Meditation über die gerne Verschwiegenen menschlichen Ungerechtigkeiten in der Geschichte der USA gegenüber seiner (Ausländischen)Bevölkerung und dessen Auswirkungen auf die Gegenwart. So war es nicht nur das Blut der Amerikaner welches ihr Land erbaute, sondern auch das von zahlreichen Einwanderern aus allen Ecken der Welt. Der Film zeigt dabei in tristem Realismus wie dieses aggressive, ausbeuterische und rassistische nicht-berücksichtigen für Menschenleben von damals, als man die Chinesen einfach in Goldminen oder Höhlen zum sterben geschickt hat, die zeitgenössische Mentalität und Betrachtung der eigenen Landsmänner als Ausländer anheizt und am leben hält.

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                                  • 8

                                    Anstatt den grünen Dschungel als Plattform/Hintergrund für eine gloriose Abenteuergeschichte zu nutzen, macht Tourneur das was er zuletzt vor genau 10 Jahren bei "The Leopard Man" getan hat. Er reduziert den Inhalt auf die pure Essenz. Wo es 10 Jahre zuvor aber eine Meditation auf die Mechanismen des Horrofilmes wurde, ist "Treffpunkt Honduras" nicht an eine bestimmten Genre interessiert. Hier geht es schlicht und einfach um den Tod. Um den Tod von außen auferlegt und den von innen bestimmt. Unsere "Abenteurer" schlagen sich durch eine wortwörtliche "grüne Hölle", dessen Gefahren allgegenwärtig sind. Das stets präsente grün der Umgebung mutet fast schon wie ein Hinterhalt an, eine trügerische Schönheit in dessen Mitte der Mensch fällt wie jedes andere Lebewesen auch. Der Tod ist also überall und die einzige Moral die ein Mensch dort erlangen kann ist die des eigenen Überlebens. Ein nihilistischer Grundsatz, der so aber nicht zu Tourneur passt. Deshalb zeigt er das es auch hier in dieser konstruierten moralischen "Sicherheit" Raum für Ambiguität gibt. So ist das Ziel eines unserer Figuren nicht nur (mit der Betonung auf "nur") die eigene Instandhaltung sondern, wie sich herausstellt, ein soziales. Ein durchaus verständliches und intelligentes inszenieren und Erhalten eines Gleichgewicht in Themen und Ideologien, dessen Effekt nicht minder beeindruckend ist wie die Tatsache das dies alles in unter 80 Minuten passiert.

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                                    • 10

                                      Und es passiert just in dem Moment wenn die junge intellektuelle Garde in Harvard, im nächtlichen Beisammensein ihren Abschluss feiern und ihren Damen zu singt, welche aus den Fenstern sehnsüchtig hinunter blicken, das der Film 20 Jahre in die Zukunft (und nach Amerika) springt. Wir folgen nun einem gebückten Mann in einem Zug, der im dunklen Korridor an dem Sitzplatz eines bärtigen Mannes vorbei läuft welcher schlafend und alleine am Fenster sitzt. Innerhalb eines Schnittes überbrückt Cimino nicht nur eine zeitliche oder geographische Differenz, sondern bricht mit diesem Schnitt wortwörtlich auch alle falschen Sehnsüchte und Träume eines Mannes, ja gar eines ganzen Landes in ihre gezeichneten sowie hilflosen Einzelteile Auseinander. Was Cimino hier gemacht hat war per Definition zum Scheitern verurteilt, da er das Versagen und Scheitern eines ganzen Landes auf die Schultern dieses Filmes legt. Jede Szene versprüht das Gefühl einer anbahnenden Tragik, einer Tragödie geschrieben mit dem Blute der Armen und Unvorteilhaften. Das weite Land aber bleibt indifferent in Mitten dieser menschlichen Schicksale. Es kann, so wie wir, nur zusehen und innehalten. Innehalten vor dieser demütigen Schönheit, welche in den falschen Händen wohl zynisch wirken würden. So wirkt es doch anfangs wahrlich grausam, wenn das beißende Licht unsere Figuren in mystische Silhouetten verwandelt wenn sie ein Haus betreten. Man könnte fast schon meinen das es hier Helden gibt. Doch kurz darauf sehen wir sie auf dem Boden, betrunken und armselig, nur um zu erkennen das auch sie nur zusehen können. Auch sie können nicht gewinnen, da das "Etwas" gegen das sie Kämpfen keine Person ist, sondern eine gebrochene Moral und ein Traum gezeichnet von Ungerechtigkeit. "They advance the idea, that poor people have nothing to say in the affairs of this country." Amerika der Film. Unerträglich gut.

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                                      • 8

                                        Ein Film voller Erotik, aber fast ohne Sex. Mehr ein Ballett der Blicke und Bewegungen. Wenn das Auge innerhalb den Sekunden vor dem Kuss sowie dem Begehren dutzende male von den Augen des Gegenüber auf seinen Mund blickt, dann ist das sexuell geladener als wenn die Figuren am Ende dann doch letztendlich mal nackt im Bett zusammen sind. Genauso wie das betrachten einer Frau alleine und nackt vor ihrem Spiegel, Sehnsüchtig und Selbstbewusst ihrer Weiblichkeit entgegen blickend. Ein Glück das der Film sich selbst in all der Natürlichkeit aber oft auch nicht zu ernst nimmt. Die Ausflüchte und Fantasien der Personen sind eben genau dies, ihre Provokation nur Fassade und der Humor dabei unmissverständlich und erfrischend. "Ich bin die Göttin der Liebe, nenn mich Venus wenn du einen Namen brauchst."

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                                        • 7 .5

                                          Die Geschichte eines hübschen jungen Franzosen, der sich in Geheimer Mission auf das Piratenschiff eines der teuflischsten Kapitäne der Meere begibt, um von der britischen Marine sein schönes Schiff wieder zu bekommen. Und seine Ehefrau. Langweilig. So hat es sich wahrscheinlich auch Tourneur gedacht und dreht unseren Blickwinkel dieser Geschichte einfach mal auf den Kopf, in dem unser Hauptcharakter eben nicht der hübsche junge Franzose ist sondern der teuflische Kapitän. Wäre das nicht schon gewagt genug, wird aus dem Kapitän die Kapitänin. Auf die zahlreichen sexuellen Implikationen will ich hier gar nicht eingehen, da diese an fast jeder Ecke lauern. Schön aber zu sehen wie sich ein Film vornimmt, vor allen wenn man mal das Erscheinungsjahr betrachtet, einen Film über den "weiblichen Blick" zu machen. Anne ist zwar kleiner als fast all ihre männlichen Gegenspieler und an Wahnsinn, Gewalt oder Fehlendscheidungen fehlt es ihr auch nicht, doch ist es sie die in lodernden Flammen verglühen darf. Sie ist es die (bitte entschuldigt) die Hosen an hat. Sie ist es die im Angesicht des Verderben ihren (erneut, Entschuldigung) Mann steht und dem Feind ins Gesicht sieht. Eine freie Frau, wenn auch nicht ohne Fehlern. Doch das sie diese haben darf, macht sie in ihrer Unglück doch so menschlich.

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                                          • 8

                                            Es grenzt fast schon an Größenwahn wie die spektakulärste Szene in Tourneurs zweitem famosen Technicolor Film, komplett in der Dunkelheit inszeniert wird. Tourneur gleicht auch für "Der Rebell" seinen Stil der neuen Praktik nicht an, sondern macht sie sich komplett zu eigen und schöpft die neuen Möglichkeiten so weit aus um seine Vision zu komplementieren, anstatt sie von ihnen zu vereinnahmen lassen. Tourneur Form steht dabei in ständiger Kommunikation mit den inhaltlichen Zügen seiner eher spaßigen Abenteuer Geschichte. Die Inszenierung der Innenaufnahmen z.B. , in den weiten Hallen des Schlosses, sieht dann schon fast so aus als würde er Still Leben photographieren. Passend für das tote Dasein des dekadenten Herzogs. Ein augenscheinlich kleiner Film in Tourneurs Schaffen, wohl auch aufgrund seiner leichten Gangart und der romantischen und gymnastischen Ausartungen von Filmheld Burt Lancaster, doch sind es genau diese Komponenten die dem Film seine eigentliche Größe verleihen. Kurz genug um den falschen Heroismus unseres Helden als solchen zu erkennen ("I don't know which gives me more pleasure: kissing you or hitting you. 'Don't move till I come back' A girl could starve waiting for you!" Sagt ein Fräulein am Anfang des Filmes) und gerade lang genug um sich nicht in ihnen zu verlieren wenn sie eingesetzt werden.

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                                            • 7

                                              Was ist ein Auteur? Tourneur sicherlich nicht. Als man ihm das Drehbuch für "Berlin Express" gab, äußerte er keinen Widerspruch. Als das Studio ihm die weibliche Hauptrolle vorschrieb, welche gleichermaßen ihren Mann den Kameramann mit ins Boot holte, war ihm das auch herzlich egal. Es gab keine Konflikte, kein Drama. Tourneur ging einschneidende Kompromisse ein, sein Status als Auteur also nichtig. Wieso ist es aber das jeder seiner Filme eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit ähnlichen Themen ist (z.B. Unwissen, Unfähigkeit, Niederlagen und die Angst vor diesen), eine Vision die sich entweder psychologisch, philosophisch oder poetisch gewichtet in seinen Filmen verteilt. Filme von verschiedenen Studios, mit verschiedenen Drehbüchern, mit verschiedenen Schauspielern und verschiedenen Kameramännern. Ich glaube es ist klar worauf ich hinaus will. Tourneurs kraft liegt in seiner Form und was er durch sie kommuniziert. Berlin Express ist ein Film der Bewegung. Das folgen von Bewegung in Bewegung, meist linear, perfekt durchgeführt in den Szenen im Zug in welchen Tourneur die Kamera tief in die engen Gänge drängt. Und dann natürlich Bewegung im Stillstand wenn man sich durch die zerbombte Umgebung Deutschland wühlt. Und obwohl man nun aus der Enge des Zuges befreit worden ist, gibt der Film einem nun im Freien mehr als zuvor ein Gefühl der Hilflosigkeit. Hilflosigkeit gegenüber den eigenen Ressentiments und Unterschieden. Ein Film über einen Amerikaner, Franzosen, Briten und Soviet die sich gemeinsam auf die Suche nach einem Deutschen machen. Nicht aber etwa um ihn zu töten, sondern um ihm zu helfen. Eine noble Absicht, vor allem in der Nachkriegszeit, doch Tourneur zeigt auf das es auch da Grenzen gibt. In dem Versuch der Vereinigung und dem gegenseitigen Verständnis kann durchaus eine Freundschaft entstehen, doch fehlt dem gegenüber zwangsläufig und per Definition oft der Kontext. Wie die Hilflosigkeit des Amerikaners, der in dem Schlüsselmoment des Filmes in einem großen Bierbraukessel gefangen ist und nur zusehen kann. Am beeindruckendsten und sensibelsten ist diese Hilflosigkeit aber beim Ende dargestellt: Unser Amerikaner, unser Brite, unsere Deutschen und Soviets trennen sich in Freundschaft, die Musik schwillt an, die Kamera setzt sich zurück und sieht unsere letzten Gefährten in ein Auto steigen. Doch bevor der Film uns mit seinem "The End" verlässt sieht man, vollkommen ohne Ironie oder Zynismus, einen Einbeinigen Mann durchs Bild humpeln. Durch die Ruinen Berlins. So viel Schuld, Zerstörung und Leid kann man von der anderen Seite nicht nachempfinden, schon gar nicht verstehen. Freundschaft aber, die kann nützlich sein.

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                                              • 8 .5

                                                Für seinen ersten Farbfilm, dreht Tourneur dem Genre das ihm die ersten Erfolge gesichert hat den Rücken zu und macht seinen nicht minder beeindruckenden Einstand im Western. Dies soll aber nicht heißen das der Mann keinen Respekt vor dem Horrorfilm hatte. In späteren Jahren drehte er nur noch einen wirklichen Horrorfilm (Night of the Demon) in welchem er sich dazu entschied, trotz all der Erfahrung im Farbfilm, wieder zu der expressiven Stärke des Schwarz-weißfilm zurück zu kehren. Aber das nur am Rande. Sein Einstieg in den Western zeigt deutlich das Tourneur wirklich einer der ganz großen war. Einer dem es, bei all der Liebe zu den verschiedenen Genres, nicht um gängige Implikationen in diesen ging, sondern um eine persönliche Auslegung mit Ausdruck eigener Ideen. Sein Western ist kein Western, keine nostalgische Zivilisation der Ehre. Sondern eine des Geldes, der Gier und der Gewalt. Unser Cowboy kein Revolver-held, sondern fast schon ein Pazifist. Wenn er mal Kämpft dann nur weil ihn die Gesellschaft wortwörtlich dazu zwingt. Es sei gute Unterhaltung sagt der eine, der andere hat eine Wette am laufen. Eine friedliche Gemeinschaft die gemeinsam das Haus für zwei frisch verheiratete gebaut hat, nun ein Mob die unseren Helden zum Kampf anfeuern und danach fragen warum er seinen Gegenüber nicht getötet hat. Das eigenen Volk ist hier kaum besser als die bösen Indianer. Tourners filmisches Geschick seine Ideen simpel und mit perfektem Ausgleich unterschwellig oder direkt zu kommunizieren ist erstaunlich. Das rein räumliche kartieren von Umgebung und Verbindungen sowie seine ausdrucksstarken Farbbilder und tiefen/dynamischen Kompositionen mal ganz zu schweigen. Ein harmonischer Film in einer gierigen Welt.

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                                                  Idole verwandeln sich in das Produkt der (artifiziellen/eskapistischen) Versprechen und Traumbildungen ihrer eigenen Industrie, nur um an ihnen zu zerfallen. Der amerikanische Traum, schon lange nicht mehr nur ein amerikanischer, mehr eine verkommene Pop-Referenz dessen erratischer Gedanke der Jugend im Kopf verwachsen ist. Nationale und vor allem kulturelle Geschichte mag für uns die sie erleben zwar nicht akkurat wieder zugegeben sein (und das macht der Film auch nicht), doch können wir dokumentieren wie sich eben diese Geschichte angefühlt hat. Tragisch das Spring Breakers sich leider so ehrlich anfühlt. Adoleszent. Aber ehrlich.

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                                                  • 8

                                                    Tourneurs vielschichtiger und zugleich Atmosphären-reichster Film seiner Frühphase. Das Ungewisse ist wieder vorhanden, diesmal aber verankert in den Köpfen der Personen(-gruppen). Anders als "Katzenmenschen", welcher mit seiner suggestiven Haltung dann am Ende einen definitiven Strich gesetzt hat bzgl. der Wahrheit der Situation, macht es sich Tourneur hier nicht mehr so einfach. Der Zuschauer muss nun selber entscheiden und wird zwangsweise durch seine Antwort auch etwas über sich selbst erfahren. Die konsequente Dualität in der Stellungnahme und Durchführung dieser Frage nach dem einen oder anderen, dem Realen oder Übernatürlichen, ist mit die größte Stärke in dieser "Variation" über das Thema des Ungewissen. Der Film wird nie absolut in seinen Vermutungen und treibt somit ein Spiel der Argumente, sprichwörtlich sowie bildlich. Tourneurs Bilder vibrieren einmal wieder nur so voller Expression, Rauheit und (doppel) Kodierungen, sodass der Film eine enorme Nachwirkung mit sich zieht, da noch so viel Kontext und Bedeutung unter der Oberfläche lauert, welche bei der kleinsten Unaufmerksamkeit verloren gehen kann. Ein enorm sinnlicher Film bleibt er aber so oder so.
                                                    "Everything seems beautiful because you don't understand. Those flying fish, they're not leaping for joy, they're jumping in terror. Bigger fish want to eat them. That luminous water, it takes its gleam from millions of tiny dead bodies. The glitter of putrescence. There is no beauty here, only death and decay."

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