vannorden - Kommentare

Alle Kommentare von vannorden

  • 9

    Es gibt diese Alben, bei denen sehr deutlich das Studio gehört werden kann. Es ist nicht nur eine körperlose Version des Liedes an sich zu hören, sondern auch die Band, wie sie im Studio steht und diese Version aufnimmt. Bei THE MASTER gibt es immer wieder diese Szenen und Sequenzen, in denen deutlich zu spüren ist, dass Menschen vor einer Kamera stehen und spielen. Besonders in der Szene als Joaquim Phoenix so tut als sei er Freddie Quell und ein letzter Ausbruch von Gewalt, lange unterdrückt, aus ihm herausbricht. Er fällt über einen Anhänger des Masters her, der gerade dessen Schreibstil kritisierte. Die Machart von THE MASTER, seine Herstellung ist deutlich zu spüren … und das ist nicht zu seinem Nachteil, sondern … ehrlich, vll ist es ehrlich. Wie bei diesen Studioalben wird er so greifbarer und verliert seinen ernst. Denn da rollt sich ein Schauspieler vor einer Kamera auf dem Boden und benimmt sich wie ein lächerlicher Idiot. Voller Ernst. Charmant. Schelmische Unbekümmertheit und Narrentum lassen die aufgeblasene Epik, die asketisch trockene Ästhetisierung aufweichen. Zudem erzählt er wunderschön assoziativ. Voller Ellipsen, Andeutungen und nicht Ausformuliertem … ohne seine Klarheit zu verlieren. Gleichzeitig bedeutungsschwanger und belanglos. Jonny Greenwoods Musik treibt es fernerhin an. Die Zeit verflog nur so. Und wenn ein Film mit einem epochal an Bedeutung überladenem Satz enden muss, dann gibt es vll keinen besseren als “Schieb ihn wieder rein, er ist rausgerutscht.”. In der Logik der Szene eine einfache Äußerung zwischen zwei Menschen, ist es auch der Schlüsselsatz der über Freddie Quell und The Cause entscheidet. Paul Thomas Anderson als eingebildeter Lausbub. Mit weitem Abstand sein bester Film.

    6
    • Wer Cage nicht liebt, liebt das Kino nicht! :P

      10
      • "[...] wird er von Cronenberg genutzt, um sein Publikum in einen Zustand von Unbehagen zu werfen. So könnten wir theoretisch die Hoffnung darauf, dass die Figuren in Crash sich nur nach außen hin kalt und emotionslos geben, bis zum Ende hin aufrecht erhalten. Doch stattdessen blicken wir auf ihre wahre, ebenso kalte Persönlichkeit und werden deprimiert zurückgelassen."
        Also um hier mal die Hosen runter zu lassen, CRASH ist der erotischste Film, den ich kenne, und ich finde ihn nicht wirklich depremierend, emotionslos und vor allem kein Stück kalt. Der ist höchsten wegen dem ganzen Schweiß kühl, durch seinen manisch, begierlichen Blick :) Die Erotik des Unbehagens ... vll stimmt aber einfach was mit mir nicht :P

        8
        • Die Liste steht auf dem Kopf! Und das einzige was ich an ZERRISSENE UMARMUNGEN gut fand, waren Anspielungen auf Filme von ihm selbst, die du scheinbar noch nicht gesehen hast :) Und es sei dir gesagt, schau dir sein Werk aus 89ern und 90ern an, da ist er noch nicht so öde, wie nach ALLES ÜBER MEINE MUTTER, oder listest du noch weiter, weil die Einleitung kann nach diesen Filmen kaum ernst gemeint sein ;)

          1
          • 9 .5

            Die Menschen scheinen Schatten zu sein, die mit ihren materiellen Anhängseln Puppentheater spielen. Sie verstecken sich hinter ihnen und geben sich den Anschein von Normalität, Anstand und Nachvollziehbarkeit. Dahinter herrschen Abgründe und Meere. Langsam mäandert A STORY WRITTEN WITH WATER mit wunderschönen Bildern dahin, die einen ständig zur Pausetaste greifen und kontemplieren lassen wollen. Verschlossene Türen, fehlende Gegenschnitte, unheimliche Andeutungen bauen Geheimnisse auf, die in Momente kumulieren, die mit wohligen/entsetzlichen Schauern elektrifizieren. Die Schönheit des Alltags, im krassen Gegensatz zu seiner scheinbaren Banalität, wird immer wieder in die Dunkelheit gezogen und von ihr zerfressen. Sie schlägt ihre Zähne in die Sicherheiten und die Bilder und lässt nichts übrig als Schemen und Ahnungen. Die Schönheit des Alltags, im krassen Gegensatz zu seiner scheinbaren Banalität, wird immer wieder in grelles Licht gezerrt. Von ihm geblendet, werden die klaren Kanten ausgelöscht. Zurück bleiben Ahnungen und Schemen. Badehäuser, Flüsse, Seen greifen nach den Leuten und bekommen sie in ihre Macht. Schweiß und anderen Körperflüssigkeiten fehlen, weil die verführenden Mächte der Lust und des Todestriebs außen in der Welt, im Wasser liegen und nach den Mitglieder zweier Familien packen, die aber auch nur eine sein könnte. Heirat, Fremdgehen, Aufsuchen von Prostituierten verdecken nur den allumfassenden Inzest mit seiner beklemmenden Gier. Irgendwann sehen wir eine stöhnende Frau aus Sicht des mit ihre schlafenden Mannes. Die Kamera erlöst uns mit einer Drehung um 180°, der die Frau auf den Kopf stellt und sie in Gleichgültigkeit zurücklässt. Sie wartet nur mehr das Ende des Rackerns des Mannes ab. Aber vor allem werden wir aus dem Hirn eines Fremden erlöst, aus den Klauen der, für den Zuschauer, körperlosen Gier. So wird der Zuschauer immer wieder hereingezogen und herausgestoßen. Verständnis und Fremdheit. Kaum zu trennen, was schöner, was erschreckender ist. Verzicht und Hingabe. Kaum zu unterscheiden, was beruhigender, was verzehrender ist. Die kurzweilig eskalierenden Kamerarasereien, welche die Vergangenheit mit Realität mit den Phantasien verbinden, schaffen keine Verwirrung, sondern die unwirkliche Vertrautheit eines Traumes. Doch wer mag an der Realität von dem allen zweifeln? Zu richtig, zu beunruhigend ist es … Und dann steht auch mal ein weißen Rauch spuckender Phallus im Wald.

            7
            • 4

              Inszenatorisch recht interessant, auch wenn er mit seinem Blockbusteransprüchen immer mit einem Fuß in der Lächerlichkeit steht. Die Schießereien sind teilweise kurz vor DAS A-TEAM. Schweiger gibt sich betont jugendlich und möchte in fast kompletter Verkrampfung den Tatort aufmischen. Der zweite Fuß wird so auch noch nachgezogen. Wenn es nicht ganz so witzig wäre, könnten einem Tränen vor Schmerzen über die Wangen laufen. Er merkt wahrscheinlich gar nicht, wie sehr er sein Potential als faschistischer Schläger verschenkt. Stattdessen bietet WILLKOMMEN IN HAMBURG einen feuchten faschistischen Tagtraum, in dem Schweiger nur Leute entgegen gestellt werden, die ihn gut aussehen lassen. Das Weltbild hier ist einfach. Nick Tschiller (Til Schweiger) hat Recht, immer, und alle anderen nicht. Simpel as that. Wer Schweigers letzte Fernsehauftritte gesehen hat, kann schwer glauben, dass dieses Drehbuch nicht aus seiner Feder stammt. Zwangsprostitution ist böse und wer nicht alles tut, um alle Geschändeten/Verblendeten zu befreien, der mit schlaffen Penis und verzickten Neid auf einen Rechtsstaat beharrt, der ist ein Doofie. Verbohrte Bürokraten, abtrünnige Polizisten, alle rattern nur Floskeln runter, die Til als einzig Gerechten, einzig Effektiven im weiten Land erscheinen lassen müssen, ihn, dem immer das Magazin vor allen anderen ausgeht, ihn, den alle missverstehen, ihn, der trotz dieser bösen, bösen Welt, die ihm alles in den Weg stellt, gewinnen wird … auf ganzer Linie. Pathetisch will WILLKOMMEN IN HAMBURG einem seine einfache, wahre Botschaft die Speiseröhre runterdrücken. Am Ende taucht Tschiller auch noch als Heiland aus der Dunkelheit auf … mit den verlorenen Kindern Israels (befreiten Zwangsprostituierte) im Rücken. Es hat nur gefehlt, dass er noch die Alster geteilt oder Eikochwasser in Wein verwandelt hätte.

              2
              • 8

                Lehnen Sie sich zurück. Genießen Sie … die Palmen, die warme, süße Luft, die halbnackten Körper, die schönen Gesichter, die Flüße, Pools und das Meer. Ab und zu wird ihnen Hugo Stieglitz zwar sagen, dass er Sie an seine 1000 Katzen verfüttern wird, aber haben Sie keine Angst, die Entspannung kommt in wenigen Minuten wieder und wird ewig dauern. Wieder die Palmen, die Luxusyachten, Nußschalen, Tempel, die Wiederholungen und die warme, süße Luft. Das schönste Urlaubsvideo der Welt aus denen ihnen verführerische Auge entgegen starren werden und in dem manchmal Haarsträubendes passieren wird, aber wie gesagt keine Angst. Genießen Sie.

                5
                • 9

                  Das sehnsuchtsvolle Titellied ist wahrscheinlich auf Ringo (Guiliano Gemma) gemünzt, den unbesiegbaren Revolverhelden, der nicht haltlos durch den Westen zieht, weil er es möchte, sondern weil er keinen Platz findet, wo er nicht herausgefordert wird, wo er nicht einfach nur mit Kindern Himmel und Hölle spielen kann, wo er sich seiner Liebe hingeben kann. In dieser wunderschönen, schmerzhaften Melodie steckt aber auch die Verlorenheit der Schwachen, der Leibeigenen, die der Spielball der Mächtigen sind. Die Banditen, die sich auf einer Farm verschanzt haben und fast beiläufig alles bis dahin über den Haufen geschossen haben, töten die Feldarbeiter auf möglichst sadistische Weise, um sich zu unterhalten, und erkennen gar nicht, dass die Offiziellen in Form von Gesetzeshütern, Großgrundbesitzern, Bankbeamten usf. es nicht mal im geringsten juckt, dass dieser marginale Abschaum Blei fressen muss. Im Angesicht seiner Umwelt ist Ringos Gier noch die am wenigsten verlogene Moral. Duccio Tessari lässt die Kamera durch eine Welt schweben, in der alles verloren ist. Seine Bildern sind von Gewehren gerahmt. Brutalität kommt noch aus dem totesten Winkel. Und Morricones Thema zieht über diese perverse Welt hinweg und offenbart erst wie schlimm es um sie steht. Wer will da nicht am Ende lieber mit etwas Geld wegreiten, als sich diesen verlogenen Edelmütigen anzuschließen?

                  4
                  • 9 .5

                    Kobayashis Anitsamurai-Samuraifilm. Einer dieser ehrenvollen Kämpfer, der nichts mehr vom Leben erwartet, der mit dem Bushidō abgeschlossen hat, sitzt in dem Hof eines Daimyōs. Der Hof gleicht einem Steingarten. In der Mitte eine Matte und rund herum Kiesel, die akurat gefegt wurden. Überall herrscht Ordnung und aufgeräumte Schönheit. Doch würde sich jemand die Mühe machen etwas Unordnung in die Steine zu bringen, etwas zu graben, würde er auf Blut treffen, auf abgeschnittene Zöpfe, auf verlorene Träume. Kobayashi macht sich diese Mühe und schaufelt mit knackigem Schwarz-weiß, Ballet-artigen Kämpfen, Zooms, Geraden und Schrägen meditativ im Herz seines Landes. Manchmal platzt es eruptiv aus ihm raus und der Gore überzieht die Leere, die hinter dem System auftritt. Wie so viele japanische Filme kämpft hier das Individuum gegen ein übermächtiges System von Ordnung und Schönheit und muss zwangsläufig scheitern. Doch im Kampf und Scheitern findet es seine Würde, die sogar Hoffnung ausstrahlt.

                    11
                    • 8

                      Mit der Pistole in der Hand zieht der zarte Schönling Guiliano Gemma durch wunderschöne Bilder und zeigt einem jeden, wie hinreißend Skrupellosigkeit sein kann. Entspannt und entspannend. Nichts passiert zwischen den kurzen Schlaglichtern von Gewalt, Degeneration und Verrat. Zumindest fast nichts. Eine schockgefrorene Familiensoup, eine zarte Liebesgeschichte und viel Landschaft füllen die Geschichte. Lange Aufnahmen von Nichtigkeiten, die wie eine Taschenlampe im Dunkeln sind. Ehe ein Gesamtbild entsteht, sind die Batterien alle. DER BASTARD trübt dahin und nimmt sich keine Zeit Zusammenhänge, Charaktere oder Geschehnisse zu erklären. Menschliches Miteinander als hysterisches Theater, dass keinen Fokus kennt. Was passiert, kann ein jeder selbst entscheiden.

                      1
                      • 8 .5

                        Ein dreistes Rip-off von “Bonnie and Clyde”. Aber auch der bessere “Bonnie and Clyde” mit unserem liebsten ehemaligen Wunderkind-Erweckungsprediger. Er spielt einen jungen Aufschneider, der lieber von der Polizei gehetzt durch den ganzen Südwesten der USA hetzt, als bieder zu leben. Drüber nachdenken, was er tut, tut er nicht. An seiner Seite spielt die spätere “Wonder Woman” Lynda Carter eine junge Frau, die sich lieber in der Hitze eines Aufschneiders sonnt, als bieder zu leben. Die Blut leckt und sich zunehmend selbst in die Glut schmeißt, um der Welt zu zeigen, wie viel aufregender es ist, Menschen zu töten, als Pommes an einem Drive-in zu servieren. Mit Schwester und einem anderen biedereren Aufschneider im Gepäck plündern sie die Läden und Banken dieser Welt auf der Suche nach Ehre, Liebe und dem ultimativen Kick … verfolgt von den Trüblingen dieser Welt in Form von Sheriff Hicks, diesem selbstherrlichen Anti-Lausbuben der Tristess.

                        • 4 .5

                          X-Men auf Chinesisch, nur dass sich niemand dafür zu interessieren scheint, einen Film zu machen, der verständlich ist. Aus irgendeinem Grund habe ich die Actionszenen zu einem beachtlichen Teil nicht nachvollziehen können, sprich welche Strahlen gerade von wem gerade ausgestrahlt wurden und wen sie aufhielten bzw trafen. Dazu wurden die Handlungsstränge irgendwie sehr stiefmütterlich bezüglich ihrer Nachvollziehbarkeit behandelt. Es passiert etwas und das war auch nicht weiter spannend. Die Helden lebten in einem fröhlichen Kindergarten der Güte und ab und zu kamen Menschen, die ihnen und dem Staat böses wollten, vermehrt ein Großhändler (der Kapitalismus), und dann passierte was mit Farben…

                          2
                          • 5

                            Teilweise funktioniert LA CAGE AUX FOLLES wie ein Zoo. “Kommen Sie herein und schauen sie sich diese drolligen Transen und Tucken an.” Das zerstört leider, dass diese sympathischen Menschen, welche die am nacheiferungswertesten role models sind, auch ab und zu wie solche behandelt werden.

                            • 4 .5

                              Hahahaha, was habe ich lachen müssen. Eigentlich ein herrlich gescheiterter Film, der versucht eine Guy Ritchie Con-Action-Comedy mit MATRIX REVOLUTIONS, THE FOUNTAIN oder ähnlich esoterischen Mumpitz zu kreuzen, was größtenteils in die Hose geht und einen unter seinen Ansprüchen zerberstenden Haufen Coolnessformeln schafft, der nur marginal verstecken kann, dass er im Grunde nicht weiß, was er tut. In THE GLAMOROUS LIFE OF SACHIKO HANAI wird Sachiko furchtbar intelligent. Da der Drehbuchautor aber keine Ahnung hat, was schlaue Menschen so sagen oder wie sowas für den Zuschauer verständlich dargestellt wird, schmeißt das Drehbuch nur mit Namen um sich und täuscht höchst kläglich Intelligenz vor: “Einstein hatte unrecht” ruft Sachiko ohne nähere Erklärung. Bei solchen Aussagen muss sie jawohl schlau wie Bolle sein. So ähnlich funktioniert auch REVOLVER. Er wirft mit verschwurbelten Theorien um sich, dass es nur so eine Freude ist. Es macht schon einen riesen Spaß, diesen scheiternden Versuchen einer Aussage zu folgen, die sich immer überdrehter in den eigenen Schwanz beißen und einen ratlosen Guy Ritchie offenlegen, der etwas zu sagen hat, aber der keine Ahnung hat wie. Sehr sympathisch. Viel Ambition, kaum Materie, verpackt in einen Gangsterfilm, in dem der große letzte Con eine verschwurbelte Rätselreise ins Ich ist … so zielstrebig erzählt, wie der ungeübte Versuch bei schweren Seegang einer Linie zu folgen. Die Linie gerät zum Glück auch schnell gänzlich außer Sicht. Leider gefällt sich Ritchie aber dabei sich hinter fernöstlichen Kalendersprüchen zu verstecken, die alles möglichst bedeutsam und mysteriös erscheinen lassen sollen, statt zu sagen, was er will. Egal wie wenig er es formulieren kann (wobei es im Grunde aber auch recht simpel ist, so von wegen das Ich ist eine Illusion, ein Schemen, der einen eitel dazu bringt es und seine Eigenschaften zu verteidigen, wodurch es zu einem einengendem Gefängnis wird, voll paranoider Verteidigungsspiegelspiele, grob). Zudem endet REVOLVER aber mit einer filmischen Bankrotterklärung sondergleichen. Einem Tritt in die Eier des eigenen Films gleichen die PhD-ler, welche den Film beschließen und dem Zuschauer erklären, was der Film sagen wollte. Die vorgeschobene Antwortgala für die Q&A-Bühnen dieser Welt und ihrer ewigen Frage, was der Regisseur/Drehbuchautor usw. mit dem Film denn sagen wollten, sind eine grausames Gemetzel … mit möglichst vielen Doktortiteln wird rumgeschmissen, damit auch niemand an dem Inhalt zweifelt. Vll hatte Ritchie Angst vor den Lachern der Trashgemeinde. Schämen sollen sie sich.

                              7
                              • 6

                                Ein Film der postuliert, dass alle (Hetero-)Männer nur in die Hosen aller Frauen wollen, seien es Schuldirektoren, Polizisten oder Mitschüler. Dementsprechend inszeniert er Frauen auch nur als Eye Candy, die Sachen tragen, die perfekt zum runterreißen sind. Linda Blair liegt auch super unmotiviert nackt in der Wanne. Kein Problem solange sie den Machotypen den Arsch aufreißt, aber weil der Spannungsbogen zu unspannend wäre, wenn sie diese einfach nur umbringen würde, muss sie sich anscheinend gegen Ende in eine schwache, mitleidserregende Heulboje verwandeln (eine Frau laut dem Film?). Skandal. Außerdem haben Frauen hier scheinbar die genetisch verursachte Unfähigkeit Fäuste zu bilden. Seltsam.

                                3
                                • 8 .5

                                  Ein unverschämtes Potpourri so vieler Arten Filme zu machen. Die (unverschämt lange) Traumsequenz läßt an Buñuel denken. Sie ist auch deutlich besser als L’ÂGE D’OR zum Beispiel. Die ganzen Stummfilmmomente, manchmal auch mit Voice-over. Als Glens Schwester ihn in ihren Klamotten erwischt und wie in einem Film von 1924 vom Terror geplagt vor einem Vampir zurückweicht und die Situation mit dem Schnitt auf einen Wasserspender gelöst wird. Unverschämt. Lugosi als Wissenschaftler, Gott und Chor in einem, der von einem Sessel aus Wahnsinn ins Publikum wirft. Der unverschämte Einsatz von Archivaufnahmen, statt von der Botschaft ablenkenden Handlungen. Der wissenschaftiche Teil mit seinen irrwitzigen Theorien, voll Naivität, Liebe und dem kindlichen Schrei nach Gerechtigkeit. Wie soll sowas für den schlechtesten Regisseur aller Zeiten sprechen, wenn zum Beispiel Ron Howard bekanntermaßen auch Filme macht.

                                  3
                                    • “Viele Leute, die über Kunst schreiben, verstehen die Bedeutung des Scheiterns nicht, die Bedeutung des Arbeitsprozesses.” vll liegt genau darin der Grund für die Pause, weil er sich gefunden hat. Er ist ja gerade, wie du schreibst, bei sich angekommen und macht einen tollen Film nach dem anderen, aber vll ist da schneller die Luft raus, wenn er jetzt keine Pause macht, weil er nicht mehr Suchen muss und nur noch zu machen braucht. Bevor es für ihn und uns zu langweilig wird. Vll.

                                      3
                                      • sehr sehr toller Text. Und kleinen Kindern mit Godzilla-Figur unterm Arm ist doch der beste Leumund für einen Film. (Dem traue ich mehr als unseren wunderbaren 6% Geschmacksgemeinsamkeit.) Ach ja und Critteeeeers :D

                                        1
                                        • 9
                                          über Dredd

                                          DREDD ist ein schillernder Alptraum in rauschhaft, verängstigten Bildern. Die Kamera jagt durch das Elend eines Slums, eines Hochhauses, das nur aus Dreck und kalten, heruntergekommenen Steinwänden besteht. Die Betonwüste einer "Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", die manch einem so schon kalte Schauer über den Rücken jagte, ist hier vollkommen eskaliert und die einzige Wahrheit. Die Hoffnung liegt unter Äonen von Pessimismus vergraben. Doch das comichaft stilisierte 3D betont nicht die Kümmernis, sondern den Rausch des Blutes, des Selbstgerechten, des Unerbittlichen, des Irrealen. Ein Film gewordener wohlig warmer Schauer des Entsetzens.
                                          (http://www.the-gaffer.de/blog/2012/12/02/die-ruckkehr-der-apokalypse-dredd-3d-gbza-2012/)

                                          12
                                          • Einfach meine Liste umdrehen! Skandal! :D

                                            1
                                            • 9 .5

                                              Blut, Schweiß und Tränen am Revers, an den Händen, unter den Achseln, im Gesicht. Hinterlassen an den Stellen, wo sie hinfassen, hinfallen, berührt werden, allgegenwärtig. Zugeklatscht wird noch die kleinste Szene mit melodramatischer Musik am Anschlag, nur um an der wichtigsten Stelle endlose, erstickende Stille herrschen zu lassen. Richard Widmarks Grinsen, Hadern, Schwitzen, Bluten, Verzweifeln geht unter die Haut. De Niro, einziges Highlight, was mir vom Remake noch in Erinnerung ist, wird davon an die Wand gepresst und die Luft aus seinem Spiel herausgelassen. Unvergleichliche Schäbigkeit hat nur der Harry Fabian von Richard Widmark, der durch eine Welt voll Verkommenheit, Diebstahl, Neid, Rache, Missgunst torkelt, in der keine Liebe eine Chance hat. Noir auf dem Höhepunkt. Dieser unamerikanische Auswuchs musste zur Verbannung Dassins führen.

                                              6
                                              • 9

                                                Eine Hommage, die noch besser als das Original ist (und auch besser als die andere von Fatih Akin). Vll das Gegenstück zu IN THE MOOD FOR LOVE in Wong Kar-Wais Filmographie. Hier ist die immer mehr an den Rand gedrängte Action nicht nur da, sondern zentral. Und die Liebe, die Romantik blitzt nur in kurzen Momenten auf, kurzen, wagen Momenten, die für die Protagonisten vll genau so überraschend kommen, wie für den Zuschauer. Ein bißchen weht auch STRANGER THAN PARADIES durch die Szenerie. Besonders zu Beginn. Lakonisch schlagen, schießen und Maulen sich fast alle, auf nichts mehr hoffend, außer etwas Anerkennung. Die besagten Momente ziehen an ihnen vorbei und sie wissen gar nicht was geschieht. Es blitzt halt nur unmerklich in ihrer Männerwelt.

                                                7
                                                • 9 .5

                                                  "Sie Kind! Ein Mann, der sich bei ihnen vergisst, würde sie zerbrechen wie ein Streichholz."
                                                  Anschnallen nutzt nichts. Sidney Lumets/Tennesse Williams’ hysterische Achterbahnfahrt schleudert einen zwangsläufig gegen eine Wand. Wahnsinn in den selbstgerechten Bürgern, die, zerfressen von Unsicherheit, mit brutalem Irrsinn den verkrampften, kleinkarierten Status Quo ihrer Gegend aufrecht erhalten, sowie in den vereinzelt auftretenden Einzelgängern, Sonderlingen und schlangenbehäutenden Vögeln, die das Pech haben, mit etwas Würde, Kreativität, Fein- und Mitgefühl ausgestattet worden zu sein und deshalb zwangsläufig an ihrem Umfeld zerbrechen müssen bzw. von ihm zermürbt werden. Fieber in ihren Augen, Worten und Taten.
                                                  "[...] ich hab das alles satt gehabt. Mich hat das angeekelt. Mir war direkt übel und … mir war zumute als wenn mein ganzes Leben mir wie ein verfaulter Fisch im Magen lag [...]“

                                                  5
                                                  • 6
                                                    über Stalker

                                                    Lange Jahre war er mein Lieblingsfilm. Aus alter Verbundenheit habe ich ihm auch eine etwas bessere Note gegeben, als ich eigentlich fühle, dass er bekommen sollte. Vielleicht ist es nur die enttäuschte Liebe, dass ich ihn inzwischen unerträglich finde. Damals mit 18, als ich ihn das erste Mal sah, da bombten mich die Bilder, die Atmosphäre weg. Auf die lasse ich auch nichts kommen. Zuletzt war ich aber immer mehr enttäuscht. Vokuhila und Oliba des Films traten immer schmerzhafter ins Gewicht. Die krampfhaft intellektuellen Dialoge, die mehr noch als an der Thematik, an der Ausstellung der eigenen Intelligenz interessiert sind. Eine Mischung aus Goethe und BattleRap. Stalker fühlt sich für mich immer mehr wie ein Kool Savas-Video an, in dem Tarkowskij verbal seinen Schwanz auf den Tisch packt und sich selbst prollig feiert. Die schamlose Typisierung der Figuren (Schriftsteller, Wissenschaftler), die in die inneren Wahrheiten der Welt vordringen möchte, aber sich nur an Klischees und erbärmlich hochgestelztem Gejammer abarbeitet. Früher fand ich ihn getragen und rätselhaft. Heute finde ich ihn kurzweilig und banal (bis nervig) ... bei aller Schönheit. Wie gesagt, vielleicht ist es nur enttäuschte Liebe und irgendwann einmal werde ich ihn wieder ohne Erwartungen sehen können. Bis dahin empfinde ich schon ein Grauen nur beim Gedanken an den ehemals so geliebten STALKER.

                                                    9