vannorden - Kommentare

Alle Kommentare von vannorden

  • 9

    Tsukue Ryunosuke ist seinem Umfeld überlegen. Er ist ein Genie des Schwertkampfes, der sich schon in jungen Jahren einen virtuosen, eigenwilligen Stil zugelegt hat, der ihn zum Björn Borg seines Fachs macht. Passiv wartet er auf die Fehler des Gegner, um ihn zu bestrafen. Selbst aktiv wird er kaum. Immer mehr wandert er so hinauf in einen Elfenbeinturm und ist verdammt. Verdammt. Denn solche Arroganz, nichts anderes strahlen diese wunderbar chorographierten Kämpfe aus, führt zwangsläufig dazu, dass große Teile des eigenen Bluts den Boden netzen werden … egal wieviel fremdes Blut gleichzeitig dort aufschlagen wird. In kristallklaren Bildern fließt die Geschichte elliptisch dahin … erfrischend und erfreuend … um in einem dieser wunderbaren Ende zusammenzulaufen, wo der Film einfach aufhört, wenn er vorbei ist … wie wenn HERR DER RINGE aufgehört hätte, wenn der Ring schließlich unaufhaltsam Richtung Lava fällt. Einfach Schluss. Warum auch weitermachen. Ein Riss, der einem die Brust und den Kopf aufreißt … raus aus dem Fluß. Ein Schluss gegen das wohlige Zurücklehnen. Schweiß und Zittern statt Gemütlichkeit.

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    • Mondo infantile. Ein frivoler Mann phantasiert, was das materialisierte Klischee von Jayne Mansfield wohl in Angesicht von französischen Nudisten, eines Pariser Männerstrichs, Travestie-Shows, Transvestiten- und Schwulenbars, Tittenshows, des Forum Romanums oder des Eifelturms denken würde. Ein Mansfield Sound-Alike spricht dies über Urlaubsaufnahmen, Filmausschnitte und Spielszenen an besagten Orten ein, da die echte Jayne zu diesem Zeitpunkt schon gestorben war. Das Ergebnis ist ein aberwitzig verdrießlicher laissez fair-Konservatismus. “Geschlechter sollten kein Grund zur Verwirrung sein und an einem Menschen auf 50 Meter erkennbar sein, aber Männer die als Frauen besser als ich selbst aussehen, sind ja auch mal ganz putzig.”, denkt sich dieses Phantom von Jayne Mansfield grob über den Daumen gepeilt. Sie wird an den Herd und als liebende Mutter phantasiert, voll Romantik, unfähig eine Schlampe zu sein, aber trotzdem noch keck genug um nacktem Fleisch aufgeschlossen gegenüber zu stehen. Dieser Versuch einer “natürlichen” ungezwungenen Sexualität mit konservativen Rollenklischees unter einen Hut zu bringen, könnte so auch von einer THC-benebelten Bild-Redaktion stammen. Die zeitweise Ausbeutung der Familie nach dem Tod ist scheußlich. Aber der Rest presst einen wie die Druckwelle einer Atomexplosion in den Sessel, droht einen Augen und Ohren zu verbrennen und lässt einen an der Welt verzweifeln. Der wilden, wilden Welt dieses einfältigen wie schmierigen Phantoms einer echten Frau.
      (Keine Bewertung, da keine linieare Bewertung das Entsetzung und den Spaß einfangen kann, die widerliche, stümperhafte Ausbeutung und die naive, leichtgläubige Amateurhaftigkeit, die schreckliche Ahnung, dass die Leute wissen, was sie hier tun, und die diebische Freude darüber, dass sie gar nicht mitbekommen, wie viel sie über sich selbst preisgeben. Wirklich ein brutaler Autounfall. Weggucken ist nicht einfach.)

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      • 7 .5

        JU-ON leidet an Schock-Diarrhö. Könnte gesagt werden und es würde stimmen. Jump-Scars lauern hinter jeder Ecke. Jede Kamerabewegung kann überraschend ein grusliges Kinder auftauchen lassen. Das Sounddesign rollte einem die Finger- und Fußnägel hoch. Und Spiegel zeigen sowieso andere Menschen als davor stehen. Aber irgendwann ist es die Regel und keine Ausnahme mehr. Erschreckende Dinge allerorts. Wohlgehütet sitzen wir dann im Schockzug und können es uns gemütlich machen … wenn wir nicht auf diesem Glitsch, der hier effektvoll über uns ergossen wird, ausgerutschen und tatsächlich die Unsicherheit der Realität zu spüren bekommen.

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        • Da freut sich aber einer:
          http://images2.wikia.nocookie.net/__cb20110611131843/spongebob/images/8/85/Tumblr_kxm7nkGnAo1qaqps8o1_500.jpg

          • 8 .5

            Jim Halsey wird von einem Anhalter angemacht. Dieser greift ihm ans Knie und für Halsey steht fest, er ist ein wahnsinniger Massenmörder. Er deliriert sich das Entsetzen zusammen, das es ist, von einem Verrückten geliebt zu werden. Da wir das Erzählte immer aus Halseys Sicht sehen, können wir uns nicht sicher sein. Ist John Ryder dieser Madman oder nur eine Phantasie, ausgelöst durch den Kampf, die eigene Heterosexualität zu erhalten? Auf jeden Fall aber ein wunderschönes, blutiges Melodram über eine verhängnisvolle Affäre.

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            • Sehr schön. Vor allem hätte ich den noch lange vor mir hergeschoben. Einer der Käutners, der mich eher weniger interessiert hat. Werde ihn bald kaufen und ihn zu benutzen wissen.
              Vll werde ich sogar BILDNIS EINER UNBEKANNTEN noch eine zweite Chance geben. War damals beim Schauen wahrscheinlich einfach nur geschockt, dass O.W. Fischer in seiner Mischung aus der Selbstgerechtigkeit von James Bond und der Coolness von Steve Urkel zum Frauenschwarm erklärt wurde. ;)

              • 9 .5

                War der erste Teil noch ein mehr oder weniger klassischer Frauengefängnisfilm, entläßt Ito seine Darsteller nach dem frühzeitigen Ausbruch nicht nur aus dem Gefängnis, sondern auch aus dieser Welt. Eine Zwischenwelt öffnet sich und verschluckt sie. Geister und Dämonen ziehen durch diese. Aber sind es vll doch nur Menschen? Winde wehen, Lichter leuchten, Farben erstrahlen, eine diesseitige Physik scheint es nie gegeben zu haben. Oder ist es nur die entgrenzte Sasori, die sich über die Welt legt und die Realität verschluckt? Hysterie packt die Menschen und lässt ihre Stimmen an unseren Trommelfellen und an unseren Nerven sägen. Oder ist dies das Verdrängte, von dem der kalte, rationale Geist nicht wahrhaben will, wieviel Realität doch noch darin schwirrt? Sasori, im ersten Teil noch die härtere, no fun-Version von Newmans COOL HAND LUKE, ist hier vergangen. Sie ist nur noch ein Blick, ein alles durchdringender dämonischer Blick, der auf den Menschen ruht und ihnen ans Leder will, sobald sie es verdienen und wer hat es schon nicht verdient, und Schweigen, grenzenloses Schweigen, das die Menschen auf sich zurückwirft. Wenn die unterdrückten Tränen der Frauen sich einmal zu einem Strom sammeln, werden die Männer ertrinken, teilt uns ein Lied mit. Sasori ist die Brandung dieses Stroms, der rauschende erste Vorbote … der auch vor Frauen kein Halt macht. All diese Düsternis ist es, die Itos Inszenierung, welche die Welt in ein knallbuntes, wunderschönes Bonbon verwandeln würde, die Genießbarkeit verleiht. Und andersherum ist es Ito vor Ideen überflutende, lockere Inszenierung, die aus den pauschalen Inhalten ein Wunderwerk macht. Denn er schafft es Sympathien zu schüren, wo keine sein dürften. Er hält zu den Marginalisierten, zu diesen Frauen, die schlimme Verbrechen begangen haben, denn er wirft nicht den ersten Stein. Er zeigt uns den schmalen Grad, der nur einen kurzen Anlass braucht um überschritten zu sein und dann aus einem zivilisierten Menschen etwas macht, das beschämende Sachen begeht. Das später nicht weiß, was denn los war, als es zum Messer griff, als es zuschlug, vll sogar als es Wärtern befiel zu foltern. So singt JAILHOUSE 41 ein Lied auf die Trauer, die es ist ein Mensch zu sein, aber auch ein wütendes, das von der kommenden Flut kündet.

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                • Wirklich toller Text. Vor allem thematisch, wie Filmsüchtiger schon schreibt. Schade natürlich, dass niemand kommentiert. Aber was können die meisten schon zu Monicelli sagen. Nichts nämlich. Ich ja auch. Habe bisher nur eine Episode in einem Episodenfilm gesehen, die grauenhaft prätentiös war. :D Aber ich werde deinen Tipps folgen, bald. Danke dafür.

                  • Ich habe den leichten Eindruck, dass du meinst, dass FUNERAL PARADE OF ROSES nicht genug gewürdigt wird. Kann das sein? ;)
                    Schöner Text, toller Film.
                    Etwas verstehe ich nicht, nämlich dieses ewig wiedergekäute Primat der Nouvelle Vague. ("In Anlehnung an die französische Filmbewegung Nouvelle Vague [...]") Das sind zwei "Filmbewegungen" die parallel verlaufen und gerade Imamura und die Shôchiku-Bande haben gerade ihr eigenes Kino versucht zu finden. Und so wie es sich mir darstellt, nicht in Anlehnung an die Nouvelle Vague, sondern in Abkehr von dem was sie zu Hause vorgefunden haben. Eben ähnlich wie die Nouvelle Vague, aber nicht durch sie. Sorry, falls ich streßig klinge :) Höre nur immer wieder dieses Nouvelle Vague ist originär und die japanische Welle nicht (so sehr). Das finde ich irgendwo unverschämt und so pauschal, wie ungerechtfertigt wie "Ôshima = der japanische Godard". Vielleicht hat es mich bei dir, als ausgeschriebenen "Japanfilmnerd" nur eben gerade erschreckt. :D

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                      • 7
                        über Lincoln

                        John Williams’ Musik gleicht (abermals) einem fremden Menschen, der einem immer wieder ungebeten die Hand in die Klamotten steckt und einen befummelt. Bei mir erzeugt das mehr Abwehr und Übelkeit als die gewünschte Stimmung. Ansonsten das Phänomen Spielberg das erste Mal verstanden. Er kann einfach unheimlich klar erzählen. Die Bilder sind meist im Zwielicht, die Unwägbarkeit der Situation spiegelnd. Die Gesichter sind meist voll Schatten oder nur als Silhouetten zu sehn. Die Farben meist in einem gelblichen Braun, Wärme und Geborgenheit ausstrahlend, sowie ein klein wenig Übelkeit und Krankheit beinhaltend. Denn Lincoln und den USA geht es nicht gut, auch wenn Märchenonkel Lincoln alle in den Arm nehmen möchte. Überarbeitet beziehungsweise ausgezehrt. Elegant fährt die Kamera auf Gesichter zu, nur um nach dem Schnitt von anderen weg zu ziehen. Trash wird hierzu niemand sagen. Seinen Lincoln lotet er auch von Beginn an ohne Umwege aus. Es startet mit Lincoln als Hoffnung (er erzählt mit afroamerikanischen Soldaten) und als Superstar (auf die ersten Soldaten folgen gleich die weißen Groupies). Er folgt als aufopfernder Vater, warmer Kommunikationspartner und kühler Überzeuger mit Überzeugungen usw usf. Er baut einen Propheten, wenn nicht gar Messias auf, der keinen Fehl und Tadel hat … außer vll den, der in den Blicken und dem Auftreten der zu Befreienden steckt. Denn über eins lässt Spielberg keinen Zweifel aufkommen, dass sie keine Mitsprache haben, dass über ihren Kopf entschieden wird, dass sie außenstehen und selbst von ihren Rettern nicht wie Gleiche behandelt werden (können). In all der Hoffnung dieser groß aufgefahrenen Geschichtsstunde, die auch mal auf Sitcomelemente zurückgreift und nur selten, aber doch kenntlich auf das Niveau einer MDR-Geschichtsverfilmung verfällt (allein der erste Auftritt von Sally Fields. Mir ist nicht klar, ob ihr Schauspiel hölzern und morsch ist, wie es die Überreste der Santa Maria sind oder ob solche Sätze nicht anders aufgesagt werden können.), in diese meist erhabene Geschichtsstunde kommt durch dieses Element der Überheblichkeit also eine … naja … erfreuliche Bitterkeit. Am schönsten fand ich aber, dass Spielberg nicht aus seiner Haut kann und den Tod eines von ihm zum Übermenschen aufgebauten Heiligen nur durch die Augen eines Kindes (des Sohnes von Lincoln) darstellen kann. Der Verlust einer Nation ist für Steven Spielberg der Verlust eines Vaters. Dadurch bleibt in mir das Gefühl bestehen, dass in dieser Unterhaltungsmaschine noch etwas Naivität steckt.

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                        • 10
                          vannorden 22.05.2013, 09:01 Geändert 05.03.2015, 13:15

                          Siechen, überall siechen. Mahlers kitschige Musik schwebt über Venedig und Gustav von Aschenbach (Dirk Bogarde) verfällt langsam. Krampfhaft klammert er sich an das Schöne und Gute, ohne einsehen zu wollen, dass es das Leben aus ihm saugt. Ganz Ästhet will er die Widrigkeiten des Lebens in zu bestaunenden Abstraktionen aufheben, auf das alles wunderbar und ohne Fehler ist. Doch so kann er nicht leben, so kann niemand leben. Er verzehrt sich nach einem Jüngling, aber will es nicht wahrhaben. Und just als er einknickt und sich seinen Obsessionen verschämt annähern möchte, bricht die Cholera in Venedig aus. Vll. Zumindest in seinem Kopf und das Siechen greift vollends um sich. Die Menschen sehen immer ekliger aus. Visconti ist da ganz anders. Er lässt sich völlig gehen. Unterhaltsames, kurzweiliges Erzählen hat er nicht mehr nötig, er ertränkt alles in seinem emotionalen Bombast und verstrahlt-künstlichem Kitsch. MORTE A VENEZIA schleicht dahin, siecht dahin … und es ist wunderbar. Ein Rausch der Lust. Nicht der gedankenverlorene Rausch, wenn zwei Liebende übereinander herfallen und rasend ihre Bedürfnisse befriedigen. Nein, nein. Visconti lässt sich Zeit und reizt alle seine Möglichkeiten aus, um den Höhepunkt anzuhalten, er schaltet immer wieder zurück um billige Befriedigung zu umgehen. MORTE A VENEZIA ist für mich pure Ekstase. (Visconti is squeezing my lemon ’til the juice runs down my legs) … und Gustav von Aschenbach vielleicht einer der Filmcharaktere, der mir am nächsten steht. Obwohl es vll so scheint, wird er nicht von Visconti als öder Trauerklos vorgeführt, der auf sein Glück verzichtet. Er entwickelt in seiner Kläglichkeit doch eine Würde, die sich voll krampfhaft verzehrendem Ringen mit sich Selbst und den eigenen Wünschen noch die kleinsten sehnsuchtsvollen Blicke abwringen muss. Denn im Grunde liebt von Aschenbach das Leben zu sehr, als das er sich näherheran trauen würde.

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                          • 9

                            Die Gesten des Films würden vielmehr für den Film sprechen, als es Wörter können. Das verstrahlte Lachen unter dünnen Stirnbändern, die Daumenküsse, die Hand, welche die Flugübelkeit und/oder den Liebeskummer in einem wehleidigen Gesicht versteckt, die Freude alte Freunde wieder zu sehen … ewig weiter könnte dies gehen, denn das Gerüst dieser kaum nachvollziehbaren Kolportagegeschichte, die nichts anderes zeigen will, als dass Militärs ja eigentlich ehrenvoll Kumpels sind, die nur durch den ewigen Feind Politik zu unschönen Situationen gezwungen werden … (also es geht um eine Spezialeinheit, die von einem Land, nennen wir es USA, hinter die Grenze geschickt wird um einen Terroristen mit seiner Panzerdivision (Henry Silva!) in einem angrenzenden Land zu ärgern und ihn vor die Grenze zu locken, um dort offiziell gegen ihn vorgehen zu können. Leider ist die Spezialeinheit zu explosiv in ihrem fröhlichen computerspielartigen Angriff, wie ihn nur die 80er Jahre hervorbringen konnten, dass dieses andere Land sich angegriffen fühlt. Die USA sagen deshalb, dass sie nichts mit der Einheit zu tun haben, die sich nun auf sich gestellt alleine nach Hause durchkämpfen muss. Der Terrorist entpuppt sich dabei als alter Freund vom Chef der Megaforce und alles ist und bleibt ein fröhlicher Wettkampf, der eben nur von der hinterhältigen Politik getrübt wird) … diese Grundstruktur wird also aufgefüllt mit einer unzählbaren Menge an Unfassbarkeiten, die den Zuschauer zwangsläufig strahlen lassen. Die Dialoge, die Gesichter, die Charaktere, dass kann alles nicht möglich sein, vor allem nicht in einem dermassen großen Hollywoodfilm, der dermassen ungerecht in Vergessenheit geraten ist, aber es ist Realität, dieser Film existiert wirklich so wie er ist. Unglaublich.

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                            • 8 .5

                              Gegen Ende erklärt eine Stimme aus dem Off die Zusammenhänge. Überflüssig. Die Geschichte ist nicht von Belang. Leuchtende Neonfarben, überdrehte Popart und hippelige Action, welche die Kinder dieser Welt nach Sichtung von BLACK TIGHT KILLERS im naiven Glücksgefühl der Imitation dieser wunderbaren Figuren wild durch Wohnzimmer, Wälder und Straßen springen lässt. In der Mitte eines Wirbelsturms stehen zwei Liebende. Nach einer kurzen Begegnung wird sie entführt und er jagt ihr nach. In ihm dreht es sich, vor allem um sie. Er hetzt hinter ihren Schemen her und wird von Entführern und leicht bekleideten weiblichen Ninjas gejagt, die wie die Fliegen sterben, sobald sie sich ihm anschließen. Seine Liebe verzehrt diese Gruppe schwarz bestrumpfhoster Mörder, die nichts mehr von Geistern haben, die lautlos ihre Taten vollbringen, sondern hip durch die Gegend tanzen. Ihr Tod wiegt diese Liebe auf, die in der Welt der Gier nicht mit Geld bezahlt werden kann. Doch es kann so oder so gesehen werden. Steckt diese Romantik unter einem Berg aus verrücktem Kitsch und nervöser Coolness versteckt oder ist sie der leuchtender Kern, der in leuchtenden Farben noch ausgestellt wird. Egal wie, BLACK TIGHT KILLERS schielt immer an der Liebe vorbei, auch wenn er sie in den Blick nehmen möchte.

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                              • 9

                                Ein feministisches Manifest. Kein Stück Utopie verwässert ein grausames Bild. Die Hauptdarstellerin hat nicht die Kraft sich von ihrem 5-jährigen Kind zu trennen. Das Kind läuft unter dem Namen Mann oder Liebhaber. Es sieht zwar aus wie 40, aber das jämmerliche Heulen mit der Bitte nach Liebe, das bockige Schweigen, wenn es sauer ist, der Spieltrieb und die Lust sich mit Frauenkleidern zu verkleiden (Austesten der Identität) legen das wahre Alter offen. Der Wüstling, trotz seiner ständigen Vergewaltigungen und brutalen Übergriffe, ist ein Kleinkind. Schwestern, wehrt euch! Schaut diese erstickende Groteske, die süffig mit wilder Kamera und aberwitzigen optischen Ideen die Kehle mit Ausgelassenheit netzt. Schaut ihr Frauen! Schaut ihr Männer! Seht die Fratze einer unschönen Welt mit Popart verzerrt.

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                                • Das schreibst du doch nur um uns zu provozieren.

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                                  • 9

                                    Epische Trunkenheit. Masochistischer Selbsthass oder torkelnde Energie, im Alkohol wird das Leben vom getriebenen Post-WK1-Piloten Roger Schumann (Robert Stack) und dem Journalist mit der goldenen Zunge Burke Devlin (Rock Hudson) erst erträglich. Erst der schummrige Tunnelblick lässt sie mit sich klar kommen und sie im ewigen Scheitern verweilen, dem heroischen Scheitern das sie auf perverse Weise adelt. LaVerne Shumann (Dorothy Malone) hat den Alkohol dazu gar nicht nötig, ihre Gefühle in denen sie ertrinkt, reichen ihr.

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                                    • 9 .5

                                      Ich habe mich immer gedrückt. Zu lang war er für das Versprechen eines biederen Heldeneposes, der wieder nichtwestliche Geschichte nur über einen westlichen Mittelsmann erzählen will. Wie falsch lag ich. Wie falsch. Ein so reicher, umwerfender Film. Der nie einfache Lösungen bietet, der stattdessen in einer ambivalenten Niederlage endet, die einen Tränen in die Augen treiben kann. Persönlicher Wahnsinn und Verlorenheit in einer weiten Wüstenwelt, die immer zwischen Hölle und Paradies wandelt und einen Mann auf dem Weg zu sich selbst zeigt und der sich völlig von sich entfernt. Zudem ein riesiger Film darüber, wie es ist, die Welt verändern zu wollen, über Idealismus und Pragmatismus, ohne in dümmliche, einfache Formeln zu verfallen. Wie falsch ich lag. Sicherlich ist nicht alles super, von angemalten Männern und angeklebten Nasen bis zu … ach was weiß ich, irgendwas war sicher Mist, aber wow … Sicherlich mag ich persönliche, kleine Filme zur Zeit mehr, aber … ich musste an die Alhambra denken oder diese ganzen andalusischen Moscheen, die während der Reconquista nicht abgerissen wurden, sondern um die einfach Kirchen herum gebaut wurden. Vieles daran und darin kann einem Bauchschmerzen machen, aber wenn ich drin stehe, kann ich nur staunen und durch diese vergangene, immer noch vielsagende Welt der Schönheit laufen und davon beeindruckt sein, was Menschen ab und zu zustande bekommen.

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                                      • Immer noch eine der besten Komödien der Welt! Wirklich.

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                                        • *hüstl*
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                                          Ich repräsentier die Welt wie Hardy Krüger"
                                          Alles Gute

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                                          • 10
                                            vannorden 08.04.2013, 12:53 Geändert 21.12.2016, 13:21

                                            "If my films are messy, it is probably due to the fact that I don’t like to perfect a cinema. The audience must not admire the technical aspects of my filmmaking, like they would a computer or the law of physics." (Imamura Shôhei)
                                            Vor allem ist PROFOUND DESIRES OF THE GODS anzumerken, dass sich Imamura bei diesem Film, in dem ein Ingenieur auf einer sehr südlichen Insel von Okinawa auf ein ursprüngliches Japan trifft, sein Paradies findet, dort versandet und sein altes Leben links liegen lässt, dass Imamura sich also auf dieser Insel verlor und seinen Drehplan über ein Jahr überzog. Detailliert, durchgedreht und wunderschön zeichnet er ein Paradies auf die Leinwand, dass immer seine Schattenseiten und Düsternisse hat, und dass genauso naiv sich selbst verliert, wie der Ingenieur, der denkt er könnte seine Umwelt ändern.

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                                            • 9 .5

                                              Farben. Was für FARBEN. Ein Rausch. Vielleicht ist es immer das Erste, was jemand über JIGOKUMON gehört haben wird. Es ist einfach unbegreiflich, diese Farben. Die Kimonos und Rüstungen leuchten in Farben, die einen Glauben machen, dass einem die Augen in die reichste aller Farbpaletten gefallen sind. Das Glück eines sonnigen Sommertages öffnet einen den Verstand. Was für Farben!?! Die nicht mal unnatürlich oder künstlich wirken. Farben der Welt durch die Brille eines realistischen Zaubers. Dazu, wie könnte es anders sein, Gefühle und Wahnsinn in zurückhaltenden, impressionistischen Bildern. Liebe macht aus Samurai Moritoh einen tollwütigen Hund, der nicht akzeptieren will/kann, dass seine Geliebte schon mit einem Mann verheiratet ist, der Buddha selbst sein könnte. Gütig, verständnisvoll und langweilig. Lady Kesa (Kyô Machiko ♥ wiedermal in ihrer perversen, gruseligen Unweltlichkeit) hat zu viel giri (grob: Pflicht, Verantwortungsbewusstsein) um zu zeigen, was in ihr passiert, ob sie bei ihrem Mann bleiben will, weil sie ihn liebt, oder vor dem immer mehr Testosteron getriebenen Moritoh Respekt, Angst hat (was ja nicht heißen muss, das sie sich nicht nach ihm verzehrt), oder einfach ganz kühl entschieden hat, dass es nichts bringt sich mit dem Wahnsinnigen einzulassen. Hinter wehenden Vorhängen, den ewig wehenden Vorhängen liegt die Antwort.

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                                              • 7 .5

                                                Ich werde mit Timothy Dalton als Bond nicht so richtig warm. Vll ist es sein verschmitzt-schüchternes Lächeln, weshalb er auf mich eher wie ein Nerd in Anzug wirkt, der eine Rolle spielt. Bei den Bond-typischen One-Linern fühlt er sich auch nicht wirklich wohl. LICENCE TO KILL macht in der ersten Hälfte so am meisten Spaß, wenn er nicht den wiederkehrend Bond-Kram (Tauchszenen, Casino, ein schwarzer Fischer als Sidekick,…) bedient, sondern wenn sich der britische Agent seinen Rachegelüsten hingibt. Mit der Zeit entgleist LICENCE TO KILL zunehmend und verwandelt sich in die wilde Straßenschlägerei zweier tollwütiger Hunde. Glen ahnte vielleicht, dass es sein letzter Bond werden sollte, und lässt alles raus. Ein überdrehter Reigen in Farben, Gefühlen, Gore, Staunen und wahnsinnigen Einfällen. Und Professor Joe ist die tolldreisteste Figur, die sich je an den Rändern einer Geschichte herumgetrieben hat. Er ist die Sahnehaube.

                                                • 2 .5

                                                  Auf der Ebene der Bilder schangelt Welles bis zum abwinken. Es hätte ein Wahnsinnswerk werden können, würde er nicht so trüb affektiert Kafkas Prozeß zu einem Rundumschlag gegen die Übel dieser Welt uminterpretieren. Penetrant aufdringlich zwinkert er mit den Augen, dass auch jeder Depp versteht, dass seine offensichtlichen Symbole wirklich wichtige Aussagen treffen. Ein Ödland der Penetranz. Gestapo, Konzentrationslager, Atomwaffen, Christentum, alles wird mit trauriger Musik und monolithisch schwülstiger Plumpheit zu einem weinerlichen Brei vermengt, der nur schwer bei sich zu behalten ist.

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                                                  • 6

                                                    MIRAGE ist ein Hungerleider aus Haut und Knochen. Der Plot (das Skelett) ist wohl durchdacht und hat durchaus seine Vorzüge. Doch die WTF-Twists sind hohl und mit nichts unterlegt. Wohlfeine Bilder kaschieren die Nichtigkeit etwas, aber Gregory Peck taumelt durch den Film und weiß nicht wer er ist oder was ihm geschehen ist. Stockwerke und Firmen, die er kennt, verschwinden spurlos. Menschen, die er kennt erkennen ihn nicht. Menschen, die er nicht kennt, erkennen ihn. Alles ist spannend und verwirrend, aber es ist dermaßen egal, weil hier nur die schlaue Grundidee verfolgt wird, ohne die Figuren mit Leben zu füllen, ohne das jemand den Eindruck vermittelt, wirklich an etwas interessiert zu sein, etwas zu fühlen.

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