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Alle Kommentare von vannorden
Paul May exorziert die Geister, die er rief. Nur die giftgelben Pollen an manchen Fenster erinnern an den reißenden Wahnwitz des Vorgängers. Statt den überbordenden Gefühlen erzählt er nun von Stahl und Technik, von Eifersucht und Vernunft. Ein kalter Film für den Fortschritt.
Der Waldrauscher, ein seltsamer Heiliger, warnt vor ihm, dem Waldrausch. Ernst nimmt ihn niemand, gibt es doch Vernunft und Wissenschaft um massiv blühende Wälder, deren Pollen sich wie ein Nebel über den Wald legen und somit Atemwege verkleben und die Menschen krank und verrückt werden lassen, ins Reich der Mythen zu verweisen. Doch der Waldrausch wird kommen, ist dieser doch keine Macht der Biologie, sondern etwas streng Romantisches. Denn die Depression einer Herzogin ist es, die sich auf Wald und Bewohner legt. Lebensmüde und todessehnsüchtig lebt sie in den leeren Hallen ihres Schlosses. Nur die unmögliche Liebe zu einem Ingenieur, einem Spielkameraden aus ihrer Kindheit, aus einer Zeit der Unschuld, lässt sie sich ans Leben klammern. Er ist es auch, der ihr die romantischen Klavierstücke vorspielt, welche sich wie die Pollen über die Bilder legen und vom Tod schwelgen. Dunkle, erratische Bilder dominieren, die Melancholie würgt die Lebensgeister. Liebe ist der schönere Tod, die Qual des lebenden Todes der hässliche. Außerhalb dieser Dyade gibt es nur Arbeit. Lebensausfüllende Arbeit und Vernunft. Und so weht der Wind, steigt das Wasser und der Hass, angefacht von der Romantik. Und nur nüchterne Kämpfer mit Sinn im Leben können den Kampf dagegen gewinnen. Die Herzogin wird sich im von ihr entfachten Waldrausch auflösen, d.i. zum Höhepunkt einfach aus dem Film verschwinden. Und uns bleibt nur die Wahl, folgen wir ihr oder der faden Ideologie der Arbeit und bringen wenigstens mal den Müll runter. Nach WALDRAUSCH wäre alles andere aber auch Selbstmord.
Die bisher letzte Verfilmung von DAS SCHWEIGEN IM WALDE bringt den totalen Schiffbruch. Vieles ist da, was von den Vorgängern bekannt ist, aber die Geschehnisse stehen völlig verloren herum. Irgendwo hingefallen in einen stickigen Raum aus noch mehr Erklärungen noch kleinster Zusammenhänge. Zurück bleibt ein Abstraktum, welches den Heimatfilm als völlig Gestriges begreift, wo dieses Ding, Leben auf dem Lande, im Wald, auf den Bergen, für den Smog gewohnten Zuschauer auf Suche nach Nostalgie als völlig idiosynkratisch zusammengesetztes Klischee präsentiert wird. Ein Hauch des Todes…
Regie, Kamera, Drehbuch, Schnitt, alle räumen IM WALDE auf. Eine atemberaubende Arbeit wurde hineingesteckt um die Dramen der vorangegangenen Verfilmung abzumildern, zu verstecken und dem Zuschauer möglichst viel Harmonie zu bieten. Die verwobene Struktur wird völlig gekappt. Die aufrüttelnden Ereignisse werden ins erste und ins dritte Drittel geschoben, damit in der Mitte eine sonnig, strahlende Wiese des Glücks entsteht. Tieraufnahmen inklusive. Die Kamera ist stets auf Distanz, lässt die Figuren, von einigen Nahaufnahmen bei Dialogen abgesehen, fast immer in Totalen und Halbtotalen. Nur keine Aufdringlichkeit… die Theaterbühne des Glücks könnte dieses Vorgehen genannt werden. Der Schnitt gibt sich kaum zu erkennen. Erklärung folgt auf Erklärung. Die Ellipsen des Vorgängers werden geradezu neurotisch gefüllt und auch bei den Motivationen der Figuren lassen die Dialoge nunmehr kaum Raum für Unklarheit. Goldige Tristkinder werden eingefügt und Rudolf Lenz, der große Entdramatisierer, der netteste Gastgeber des Bundesdeutschen Films lädt uns als Hauptdarsteller ein ohne Arg zu sein. Am Ende steht wieder der Wald in Flammen, diesmal in einer überraschend leidenschaftlichen, rotleuchtenden Farbdramaturgie in von Irrsinn gezeichneten Gesichtern, und doch finden sich die beunruhigendsten Aufnahmen im Herz der Harmonie. Wenn Fürst von Ettingen (Lenz) bei seiner Malerin, Lo Petri (Sonja Sutter), im Wald genau in der Mitte von DAS SCHWEIGEN IM WALDE einkehrt, dann kann einem das Herz enger werden. Einmal ist da Lenz, der in der Bescheidenheit der Waldhütte sein Glück findet, der aber mit seinem erleuchtetem Grinsen wie ein Frauenmörder aussieht… wo war nur der Michael Powell, der mit Lenz etwas wie bei PEEPING TOM gemacht hätte? … Und vor allem gibt es den Moment, wo Lo in einen angrenzenden Raum geht, um ihren kleinen Bruder (der auch ihr geheimer Sohn sein könnte) ins Bett zu bringen und hinter sich die Tür schließt. Langsam geht sie wieder auf. Ganz langsam… in einer bedrohlichen Bewegung, die alle Dämonen spürbar macht, welche hier so fürsorglich unter den Teppich gekehrt wurden.
Zwei Frauen vom Land müssen sich jeweils zwischen den Avancen zweier Männer – einem aus der Stadt, einer ein Förster – entscheiden, während einem der Herren, dem Fürst von Ettingen, noch eine Schauspielerin auf den Fersen ist, welche die Trennung von ihm nicht akzeptiert. Zweieinhalb Dreiecksgeschichten, welche am Ende Stadt und Land vereinen, in dem ein Förster und der Fürst aus der Stadt eine Frau aus den Flammen des Irrsinns retten werden. Zweieinhalb Dreiecksgeschichten über städtische Dekadenz, wäldliche Ruhe und heimatliches Ungestüm. Beschauliche Geschichten, die Hans Deppe, das Erzählbiest, aber nie zur Ruhe kommen lässt. Die Parallelmontage zwischen einem ersten Kuss und dem ankommenden Keil zwischen das Paar in Form der Schauspielerin… der im schwitzigen Wahnsinn gelegte Waldbrand… der Spanner, der aus expressiven Horrorperspektiven gezeigt wird… wild geschnittene Tänze… Frauen, die in gleißendem Licht auf einem Esel durch den Wald reiten und Rettung versprechen… ein Film, der alle Möglichkeiten seines jungen Mediums probiert, der jeden Einfall nutzt, um das Drama beständig hochzuhalten, um sie miteinander zu verweben und sich so zu einem Karussell der Leidenschaften aufgebaut… wobei der Ulk, Harmonie versprechenderweise, nie zu kurz kommt. Am schönsten sind aber vll die ständigen Ellipsen, wodurch einem wirklich nur das aller Nötigste erzählt wird. DAS SCHWEIGEN IM WALDE gibt so zumindest mir das Gefühl als Zuschauer ernst genommen worden zu sein.
DAS DSCHUNGELBUCH 2016 möchte mehr Kipling sein, düsterer als die gemütlich säuselnde Version von 1967. Aber genauso gerne wäre es auch so wie du und probiert's mal mit Gemütlichkeit. Sicherlich, Kaa wird wohl nie mehr in einer Adaption einer der besten Freunde von Mowgli werden, Balu bleibt auf ewig der Gemütlichkeitsbär statt einem leidenschaftlichen Lehrmeister der Gesetze des Dschungels uswusf, die Bilder, welche Disneys Megaerfolgsversion in das kollektive Gedächtnis gebrannt hat, sind wohl nicht mehr loszuwerden, aber die totale Unterwerfung unter die Dramaturgie des Vorgängers, ist durchaus entnervend. Es gibt eine finale Szene, wo Shir Khan Mowgli Schachmatt setzt, wo er der große Politiker aus dem Buch ist, wo er einen tiefen Keil zwischen Mowgli und die Tierwelt treibt, aber im selben Moment wird dies gleich wieder weggeschmissen. Einfach wieder Gut (Tiere und Mowgli) gegen Böse (Shir Khan), schmusiger Zusammenhalt, statt die epische Tragik zu nutzten, die beständig aufgebaut wird. Statt Identitätskrise findet Mowgli sich, statt zerrissenes Wesen zwischen Mensch und Tier wird er Disneys Mogli, statt Raubbauer an der Natur wird er hilfreicher Erfinder ... alle Widersprüche werden unter den Tisch gekehrt. Sichtlich will THE JUNGLE BOOK immer wieder losrennen, aber ebenso beständig nimmt es wieder asthmatisch Platz. Teilweise hat dies durchaus seinen Reiz. Wenn beispielsweise König Louie, hier ein riesiger Horroraffe, zu Mowgli aus einem Schatten in einer Ruine spricht. Im Hintergrund beginnt dabei der Hit "Ich wär so gern wie du" schon fröhlich zu swingen, während uns die Bilder zeigen wollen scheinen, wie Mowgli auf Colonel Kurtz trifft. Da werden die Widersprüche ausnahmsweise auf die Palme getrieben. Aber sonst ist alles zu sehr wie Kaas Auftritt. Auf den ersten Blick scheint es einen bis in die Alpträume verfolgen zu wollen, war dann aber doch nur da um schön auszusehen. Da ich jedoch die beiden Bücher seit ich 12 war ca. 5-Mal gelesen habe und diese mir viel bedeuten, bin ich vielleicht auch einfach nur zu pingelig, weil er so viel besser hätte sein können.
Vll wurde ISLANDS OF LOST SOULS tatsächlich nur gedreht, damit der Sex zwischen Menschen und Monstern einmal als sinnliche Möglichkeit auf den Tisch gebracht werden sollte. Ein schöner Gedanke. Der Schiffbrüchige Edward Parker (Richard Arlen) fühlt sich jedenfalls in einer zentralen Szene zur Panther Woman hingezogen, welche wie ein Mensch aussieht, aber die Frucht eines Experiments des Dr. Morreau (Charles Laughton als wunderbar distinguiertes wie fast sympathisches Ekel) ist. Als in der Annäherung also, kurz vor dem Vollzug, das Animalische in ihr durchbricht, wird ihm klar, wer oder was sie ist. Erschreckt vor ihr weicht er zurück. Genauso gut kann es zudem die Furcht sein, dass das Animalische bei ihm durchbricht, welches ihn verschreckt. Denn wer oder was ist sie? Wer oder was sind wir? In der verwinkelten Spurensuche nach der Conditio humana in ISLAND OF LOST SOULS ist die letzte Grenze zwischen Tier und Mensch der Sex. Ob es nun der zwischen Mensch und … Wesen ist oder eben die Macht der ungeheuren Gefühle in einem. Auf der anderen Seite ist das, was Dr. Morreau am meisten von seinen Wesen scheidet, die Nutzung von Gewalt. Hier der Sadismus durch Peitschenhiebe und die pervers-erzieherische Drohung mit dem House of Pain als Agenten der Zivilisation und dort Affekte und Rausch, die gleich unter der dünnen Haut der (aufgezwungenen) Zivilisation warten. Nebel umziehen das in einem Vulkan liegende, expressive Gewächshaus Morreaus. Die Zucht des Wesen Mensch liegt hinter Schwaden verborgen, genau wie die Frage, wer mehr Ursache des Grauens ist, die Dinge draußen oder die Unsicherheit, die Morreaus Experimente und Kentons Bilder im Menschen hervorrufen. Irgendwo aus der kurzen Zeit nach Ausbrechen der Horrorfilmwelle und vor dem Verzicht durch den Hays-Code kommt jedenfalls ISLAND OF LOST SOULS - voller wahrlich verlorener Seelen - der sich ganz simpel und trocken gibt und unter dessen dünner diegetischer Schicht eine irre prä-foucaultsche Studie lauert.
Programmtipp für alle in Frankfurt/Main und Umgebung lebend:
http://www.filmkollektiv-frankfurt.de/hommage-an-eloy-de-la-iglesia
Ich kenne zwar nur CANNIBAL MAN, aber das ist ein wunderbarer, wunderbarer Film. Es lohnt sich und ich beneide jeden, der dort hin kann.
Jesus ist wiedergekehrt und möchte, dass du tötest… und dass du ihn vll auch fickst. In dokumentarischer Direktheit erzählt GOD TOLD ME TO von der Suche eines Polizisten nach den Gründen für eine Mordwelle, bei der Menschen sich von Gott motiviert sehen, ihre Mitmenschen zu töten. Diese prischt zwar atemlos voran, bleibt dabei aber ganz sachlich. Und so kann es die ganze Zeit geahnt werden, aber in welchen Wahnsinn wir ganz unbedarft schauend hineingezogen werden, wird einem wohl erst ganz klar, wenn der Kopf schon am aussetzen ist. Willkommen im Reich von Howard Phillips Lovecraft. Und so schaut der dezidiert katholische, aber schon etwas zerrissene Polizist Peter J. Nicholas hinter die Fassade seines Glaubens und hinter seine eigene und findet nur Monster, ewig alte, alles, was sicher schien, niederreißende Monster. Hinter allem Beruhigenden steckt hier das Grauen. Erkenne dich selbst, wenn du dich traust.
Am Ende dieses Flusses ohne Wiederkehr steht die Ehe. Zwangsläufig, denn: Eindringlich warnt RIVER OF NO RETURN mäandernd vor dem Leben allein. Männer müssen sonst sinnbildlich mit ihrem Puma kämpfen, also ihrem Drang sich der Frauen körperlich zu bemächtigen. Kleine Jungen werden zu Mördern. Gier und Verzweiflung ob höherer Ziele macht aus einem nicht zum Verzicht (der Ehe) bereiten Menschen einen Gauner und Widerling. Frauen leben sowieso ansonsten in Sodom und Gomorrah. Dass die Indianer, diese Menschen loswerden wollen, dafür hat RIVER OF NO RETURN jedenfalls erstaunlich viel Verständnis. Irgendwo zwischen Gastgebern, die die Schnauze voll haben, und einer biblische Kraft wie der Sintflut changierend fallen sie über die Siedler her. Was aus Matt Calder (Robert Mitchum) eine Art Noah macht, der sich und die Seinen vor dieser Macht retten muss, um gereinigt daraus wieder hervorzukommen und in das Schwarze Loch des Glücks (die Ehe, das Happy End) einzufahren. Und so ist es wie immer, die Geschichte, die es zu erzählen gilt, ist nicht die Geschichte des Glücks. RIVER OF NO RETURN erzählt mit begnadeten Bildern von einer epischen Reise und auch wenn alles bigger than life ist, scheint doch klar, dass das Leben nicht im Ende steckt, sondern viel mehr da, wo Marilyn Monroe auf der Bühne steht und von der Sehnsucht singt.
Der schönste, der emotionalste Moment ist, wenn Chuck Norris sich Bruce Lee todessehnsüchtig in die Arme wirft und Letzterer fast weint, weil er von der Existenz eines solchen Kämpfers überwältigt ist. Es ist der Moment, in dem auch der fröhliche Ton des Beginns von WAY OF THE DRAGON schlussendlich zerbricht. Bruce Lee spielt Tang Long, der als eine Art Monsieur Hulot mit erhöhtem Harndrang in einem ihm fremden Rom und in einer etwas psychedelischer eingerichteten Version von ZWEI WIE PECH UND SCHWEFEL ankommt. Locker prügelt er sich durch die Reihen von Schlägern, die ein Gangersterboss/Großkapitalist losschickt, um an ein chinesisches Restaurant zu kommen. Unbesiegbar wie er ist, wird er nicht von second thoughts belästigt. Und so entgeht ihm auch wie es immer düsterer um ihn und in THE WAY OF THE DRAGON wird. Bis sich, wie gesagt, im Kollosseum alles ändert, etwas in Tang Long zerbricht und der gedankenlose Frohsinn als Scherbenhaufen zurückleibt.
Der geneigte DMAX-Zuschauer wird sich vielleicht erinnern: In der Sendung um den Tattooshop Miami Ink wurde nicht einfach gezeigt, wie Farbe unter die Haut gestochen wurde, sondern die Bedeutung der Bilder wurde beständig menschelnd ausgeleuchtet. Geliebte Menschen, Einflüsse und Inspirationen wurden verewigt, und lebensverändernder Momente wurde gedacht. Kein Tattoo, das nicht emotional aufgeladen oder aber rationalisiert worden wäre. Bis in einer Folge ein Mädchen in den Shop kam und einfach nur einen Zombiearm tätowiert haben wollte. Comichaft stilisiert in Grün und mit heraushängendem Knochen. Selbst für den Tätowierer war das eine kleine Erlösung: Einfach nur mal Spaß gehabt. Einen ähnlichen Effekt hält Lamberto Bavas lose Fortsetzung seines Kinomassakers Dèmoni für uns bereit.
Intro meines Textes auf *hüst*hüst* critic.de. Wer weiterlesen will muss dem folgenden Link folgen:
¯\_(ツ)_/¯
http://www.critic.de/film/demoni-2-lincubo-ritorna-8699/
Am Ende spricht Rambo das Problem einfach an. Er möchte von seinem Land geliebt werden, wie er es liebt. Und da das nicht sein kann, da es sein Land als liebende Entität nicht gibt, wird er sich immer ungeliebt und in Folge dessen missverstanden fühlen. Sich für seine Liebe aufopfernd wird das Gefühl ausgenutzt zu werden selbstreden hinzukommen, angesicht dessen dass sein Land ihm nur als undankbares Volk, autoritätseinfordernde Staatsgewalt oder eben wie in RAMBO II als opportune Politiker und Militärs gegenüber treten kann. Cosmatos zeigt nun wie Rambo in den Dschungel geht, männlich heroisch für sein Land gegen teuflische Feinde kämpft und, wie es kommen muss, wie er es schon von Anfang an zu erwarten scheint, verraten wird… aber eben auch wie er doch triumphieren wird, wie er seinem Land zeigt, was er nicht alles für es tut und wie schlecht er dafür behandelt wird. RAMBO II ist der Liebesbrief, der ins protofaschistische geglittene Liebesbeweis eines Gekränkten, der seinen Körper, seinen Schweiß und sein Blut in heiße, betörende Bilder steckt um es allen zu zeigen. Ein melancholischer, trauriger Film, dieser RAMBO II… über eine Liebe die nicht sein kann.
Ein Patriarch nutzt seine Schwiegertochter aus, welche im Schoß ihrer angeheirateten dysfunktionalen Familie bleibt, obwohl ihr Mann tot ist. Sie sehnt sich nach dem Stallburschentypen auf dem Anwesen, dessen Ablehnung an ihr nagt, die sie aber auch dickköpfig ignoriert. Klassischer Stoff. Inzest, Sehnsucht, lebendiger Tod und Tagträume von Explosionen glatter Oberflächen. Doch der leichte Hauch von LADY CHATTERLEY, der in der Luft liegt, wird schnell Lügen gestraft. Kein D.H. Lawrence hat diesen Film gemacht, sondern Kurahara Koreyoshi. Keine erdig-realistische Geschichte von tragischer Sehnsucht und Klassenunterschieden, keine Befreiung versprechende Körperlichkeit. Stattdessen ist die Zuspitzung der Geschichte so comichaft überzogene Hysterie in sozialen Fesseln (auch wenn es andere als die englischen sind, weil niemand sich hier wirklich genötigt sieht, seine Affären und Sehnsüchte wirklich zu verstecken), wie das kontrastreiche Schwarz-Weiß zu einer vor Schönheit und Intensität brennende Version der Realität wird. Zudem ist Sex in THIRST FOR LOVE dubios und zerstörerisch... weil in diesem vergifteten Umfeld keiner mit ihm umzugehen vermag. Und Kurahara zeigt nebenbei, dass wenn er vom Gaspedal geht, Filme wie Kobayashi Maski macht... denen nur etwas mehr Fieber in den Augen steht.
Noah hat doch gar kein drittes Wort...
Andrea (oder wer auch immer es in die Wege geleitet hat), danke! GLOSSYBOX! <3
Kurz runtergebrochen möchte JACK THE GIANT SLAYER die wirklich wahre Geschichte hinter JACK AND THE BEANSTALK erzählen. Wie es sich wirklich zugetragen hat, bevor der Volksmund das bekannte Märchen daraus machte. Gleichzeitig soll die altbekannte Geschichte aber auch ordentlich gepimpt werden. Was heißt: große Schlachten zwischen Menschen und Riesen, Geheimorden, welche die Bohnen vor den Menschen verstecken, und anderes Episches, was in unserer Marvel-Comic-Superhelden-Kinolandschaft eben nicht fehlen darf. Und so wird aus einer ambivalenten Einzigartigkeit Blockbusterkino, in welchem edle Recken und solche, die es werden sollen, ausziehen um ein Mädchen zu retten, um den hinterhältigen Bösen zu erlegen und um gegen eine Übermacht zu triumphieren. Wenigstens erkennt JACK THE GIANT KILLER so die Kraft der Phantasie mündlicher Überlieferung an, welche so gesehen aus diesem gleichströmigen Event, der sich nichts Schräges oder Nennenswertes traut, eine überdauernde Geschichte gemacht haben muss.
Als LE MANS vorbei war, wäre das Zirpen von Grillen zu hören gewesen, wenn in meinem Raum Grillen anwesend gewesen wären. So hörte ich nur das Rauschen des medialen Equipments. Und doch war es das Geräusch inzwischen ungewohnter Stille. Seit fast zwei Stunden hatten durchweg die Motoren gebrummt, Reifen gequietscht und Werkzeuge bei Boxenstopps gerattert. Und plötzlich: Ruhe. Nicht mehr die rauschhafte Geschwindigkeit der Wagen im Rennen von LE MANS, die vorbei rasenden Landschaften, die Reporter mit ihren Fragen, sondern Steve McQueens Blick und seine Aura, die nachhalten. Denn auch wenn der Rummel um das Rennen, der tatsächliche Rummel nebenan, der die Zuschauer des 24-Stunden-Rennens bei Laune halten soll, etwas anders behaupten, LE MANS ist eine Verlierer-Ballade. Ein Märchen von Ehre und eine lakonische Geschichte von Einsamkeit. Der Gewinner? Recht schnell wird klar, dass der Sieg egal sein wird, auch wenn der Wettkampf bis zum Ende spannend bleibt. McQueen schlurft durch das Gelände und wird erst ein Mensch, wenn er fährt... wenn alles andere egal ist... wenn vll einfach nicht mehr genug Zeit ist, um sich über das Leben den Kopf zu zerbrechen. Er sagt es auch, dass er nur in einem Rennen lebendig ist. Dazwischen gibt es für ihn nur Warten und Gedanken an den Tod. Und so bleiben zumindest bei mir gar nicht die atemberaubenden Rennszenen in Erinnerung, sondern wie Steve McQueen in einem Diner sitzt und wartet. Wartet, dass das Leben wieder einen Sinn hat.
Venedigfilme sind ja neben Inselfilmen sowieso über jeden Zweifel erhaben. Und das Venedig ein Ort voller Schatten ist, muss auch nicht erwähnt werden. Paul Schrader und sein Kameramann Dante Spinotti pellen aber ihre Bilder aus dem Ei, so dass sie wie Statuen in der Sonne stehen. Kalt ist in ihnen alles Oberflächliche erkennbar und voll Wärme locken sie einen an. Und so klar wie die Bilder sind auch die Dialoge und die Beziehungen der Menschen. Das Paar, Rupert Everett und Natasha Richardson, die im Venedigurlaub den Status Quo ihrer Beziehung suchen, treffen auf ein Paar in einem Renaissance-Palast, Helen Mirren und Christopher Walken, welche wie Schatten mit ihrer Welt verbandelt und wie Vampire aus der Zeit gefallen scheinen... welche in einem vorprotestantischen Klima sexueller Undefiniertheit leben (homo- und heterosexuell gibt es für sie scheinbar nicht als abgegrenzte Entitäten) und sich die Welt eines sadistischen Patriarchats zurückwünschen. Die Kameras schweben beruhigend, die Szenerie irgendwie zudecken wollend... für die Gemütlichkeit oder zum Fesseln ist nicht ganz klar. Das venezianische Labyrinth und der Renaissance-Palast, in welchen fast alles geschieht sind von traumhafter Schönheit. Alles ist an der Oberfläche. Mitunter ist DER TROST VON FREMDEN etwas seltsam mit solitären Ausbrechern ins Unerklärliche, aber doch bleibt immer alles simpel. Und genau durch diese Klarheit kommt in DER TROST VON FREMDEN das Unbehagen, weil sie nichts bietet, wo sich festgeklammert werden kann, und weil sie wie ein Floß in einem unbestimmten, rauen Meer schwankt, ohne das klar wäre, wo die Anschlusspunkte zu sicherem Boden wären.
Komplexe und Paranoia liegen so schon in dieser Grundkonstellation. Von der restlichen Welt im Stich gelassen (Der Film beginnt mit Tafeln, die kurz den katastrophalen Zustand dieser fiktiven Zukunft in Stichpunkten zusammenfassen. Eine davon offenbart, dass die Grünen in Deutschland an die Regierungsmacht gekommen sind und keine Atombomben in Europa dulden.) müssen die USA alleine sehen, wo sie bleiben. Das Ergebnis ist Wild West inklusive weiten Landschaften, Wildnis, Pferden, umgehängten Patronengürteln und Lagerfeuern. Nur der Schnellere überlebt in dieser unwirtlichen Welt. Dass Patrick Swayze und sein kommunistisches Gegenüber sich beim finalen Shootout breitbeinig gegenüber stehen, ist nur das letzte i-Tüpfelchen. Doch so sehr sich Red Dawn damals aktuellen US-amerikanischen Ängsten mit uramerikanischen Mythen stellt, so sehr bietet dies auch einen faszinierenden Perspektivwechsel. - See more at: http://www.the-gaffer.de/blog/2015/08/03/the-way-we-were-die-rote-flut-1984/#sthash.07MIomXg.dpuf
Wo muss ich hin, dass ich bei dem Trinkspiel nicht stocknüchtern bleib??? Ich kenn nur Läden (auch Metro-Töchter), wo ich ab und zu ne Limo trinken müsste, um nicht zu verdursten. :(
Wer schon immer mal wissen wollte, woher die Idee zu LÖWENZAHN stammt, der schaue CHAPEAU CLAQUE aus einer Perspektive, wo einem der Wille nach Fernsehpädagogik unter den Nägeln brennt. Aber die fröhliche Beichte eines Faulenzers ist dabei so viel reicher, als dass sie nur Wissen über unsere Umwelt bereithalten würde. Von seinem Leben in einem Häuschen voll Ramsch erzählt uns Hanno Giessen (Ulrich Schamoni) in seinen ständig wechselnden Bademänteln, uns und den Menschen in tausenden Jahren. Er, der Peter Lustig ohne Pädagogik, er, ein Beispiel an Gelassenheit und Witz, wundert sich über die Welt und versucht sie zu erklären. Aber am Ende des Tages hat er doch nur wieder aus seinem verwilderten Garten in den der Nachbarn geschaut, wo alles geordnet und gradlinig ist, und nichts verstanden. Er, der Schalk im Dschungel seines Gartens und im Sumpf seines Nippes/seiner Sammelobjekte. Aus seiner müßigen, genussvollen Perspektive gibt es auch nichts zu verstehen. Von der (ausgehenden?) bürgerlichen Gesellschaft ist er abgefallen und hält ihr einen Spiegel vor. Naiv rezitiert er ihre Weisheiten/Allgemeinplätze („Kurz vorm Ziel verreckt ist auch gestorben.“) und lässt sie wie Laufräder für Mäuse erscheinen, während er wieder auf der Couch sinniert. Die Weisheit schwappt hier, wie aus einem übervollen Planschbecken... und manchmal kommt auch ein quietschendes Entchen mit. Insterburg und Co. schauen vorbei, Rolf Zacher bringt die ständig nackte Anna (Anna Henkel) unter und der Haussegen wird immer schiefer... oder es wird einem erst bewusst, wie schief er schon immer war. Aber nichts wird erzwungen, es plätschert dahin. Ein Film, der einem unendlich viel Platz zum Wandeln gibt. CHAPEAU CLAQUE sollte fester Bestandteil des bundesweiten Lehrplans für die 10. Klasse sein... oder besser, es sollte vor ihm gewarnt werden, damit die Schüler ihn sich auch mal wirklich zu Herzen nehmen, statt zu Recht reflexartig mit Abscheu auf Schulkram zu reagieren. „Gott gibt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht auf.“
oder der Trailer sagt es besser: https://www.youtube.com/watch?v=kUD_AQEyeoM
De Palma macht aus einem perversen Film, nämlich VERTIGO – als Beleg reiche hier Hitchcocks werbeträchtige Zusammenfassung, dass dieser von einem Mann handele, der mit einer Toten schlafen wolle – etwas noch Verkommeneres. Wenngleich nicht mit der gleichen verschlungen, andeutungsreichen Eleganz ausgestattet schwummert OBSESSION doch entrückt dahin… dumpf und fiebrig. Hier lauert der Abgrund nicht in der Tiefe, sondern an der Oberfläche. Schon in den Opening Credits reißt Bernard Herrmanns vorletzte Filmmusik immer wieder ein verträumt-sehnsuchtsvolles Thema auseinander und fällt mit Pauken und Trompeten darüber her. Im ständigen Wechsel: der Traum und der in ihn einfallende Schrecken. Und so gleitet OBSESSION in einem verträumten Wandelgang durch ein Glück, dass irgendwie immer das Staunen des Träumers evoziert – Kann ich denn so viel Glück haben? – nur um es doch stets schlagartig in einen Alptraum zu verwandeln. Das oft eingesetzte Gegenlicht und die Weichzeichner rauben den Bildern die Konturen, das Ergebnis in Verbindung mit der ewig gleitenden Kamera ist taumelig wie Gelee. Erst der Schrecken bringt die Sicherheit. Und darüber verlieren die Hauptfiguren des Traums am Ende den Kopf. Das Ende ist dabei so wahnsinnig happy an seiner Oberfläche und so pervers in seiner Vieldeutigkeit, dass Paul Schraders gekürztes Skript in seiner Geschichte um Tod und Wiederkehr in einer Welt voller Besessener – sei es von Sühne, Geld, Rache – immer wieder Dialoge einbaut, die dem Zuschauer versichern, dass nichts Schlimmes passiert ist. Die Bilder vermitteln aber einen ganz anderen Eindruck. Und so, abgesichert und arglos im Wort, wird OBSESSION ein grundverkommener Film für die ganze Familie.
Ich und SUCKER PUNCH kommen wohl nicht so schnell zusammen und da ich oft einfach nur unangesprochen Dingen folgte, die scheinbar dem ein oder anderen, vor allem wohl Zack Snyder gefallen und in meinem Fall nur vor mir passierten, hier die Top Five, der Sachen, die SUCKER PUNCH von mir fern halten:
5. Die tollen Songs, die hier nur in Emo-Schlager-Cover-Versionen laufen... noch dazu mit aufgerüsteten Rhythmusabteilungen, die auch das letzte Schräge, Zarte, Intime dem Lied austreiben. (Die "Love is a Drug"-Musicalnummer war zumindest als halb verweste Version einer Baz Luhrmann-Musicalnummer auf interessante Weise unangenehm.)
4. Die Zeitlupen. Alles ist immer die ganz große Geste und Feier des Heroischen. Wo ist das Kleine, das Zärtliche, das Fehlerhafte?
3. Wenn jemand losgeschickt wird um eine Karte, ein Feuerzeug, ein Messer und einen Schlüssel zu besorgen, dann ist dieser besser auf der Suche nach Big Whoop und wird von einem Piraten oder einer Voodoolady auf Scabb Island beauftragt, der/die Witze darüber macht, was für ein Quatsch dies im Grunde ist.
2. Die armen, unschuldigen Frauen in einer brutalen Männerwelt, die armen Engel... die wie Silhouetten vom Reißbrett rüberkommen.
1. Statt der Babydollschen Tänze kamen immer coolnessgepanzerten Hochglanzmassaker. Sicherlich können diese als Babydolls mentale Panzer gesehen werden, aber so gierig wie sie vorgetragen werden, sollen diese wohl auch atemberaubend und geil sein. Kam bei mir nur als Leere in verkrampfter Glanzästhetik an. Öhm... lieber Tanz. Im Grunde immer lieber Tanz.
Matratzen, Smog & gute Laune. Ein fast nur noch aus Grundmauern bestehendes überflutetes Hochhaus wird mit zwei kleinen Pumpen ohne Eile trocken gelegt. Und genauso gemächlich schmust sich Tsai Ming-liang an seine Darsteller heran. Ein sprachloser Obdachloser kommt zusammengeschlagen bei einem Inder unter, während eine Frau für einen Mann im Koma sorgt, während dessen Frau darunter ein Imbiss betreibt. Oder ist Letztere gar die Mutter? Alles bleibt im Nebel, denn Tsai interessiert sich nicht dafür Hintergründe aufzudecken. Stattdessen beobachtet I DON'T WANT TO SLEEP ALONE Menschen, die durch die Nacht und dreckige Straßen schlendern, die in heruntergekommenen Häusern wenig aufregende Dinge tun, die in einem babelschen Gewirr meist nur passiv antizipieren. Gescheiterte, antriebs- wie orientierungslose, betrügerische wie zu wenig berührte Existenzen bevölkern diesen vorsichtigen Film, der sich, wie gesagt, an diese ran tastet, als ob er sie nicht aufscheuchen und vertreiben will. Der im Verlauf zunehmend leicht unwirkliche Orte und Lebenssituationen ansammelt und so kaum merkbar gen traumhafter Atmosphäre abgleitet. Einem Traum, in dem Menschen langsam, ganz langsam gen Wärme und fragilem wie obskuren Glück treiben. Wo beim unbeholfenen Sex auch mal durch die Hose geatmet werden muss. Einen Traum, der die Sinne öffnet.