vannorden - Kommentare

Alle Kommentare von vannorden

  • 8 .5

    Richard Lesters Popartversion von wirklichem Realismus. Die Straße als Jauchegrube. Der Zahnarzt als Schlächter. Ratten zum Imbiss. Schläger und Betrüger steht edlen Helden. Ein uninteressierter König, der auf Staatsgeschäfte wie ein Kind reagiert, das von seinem Spielzeug zum Zähneputzen geholt wird. Bunte Gesellschaftsspiele am Hof, verlauste in den Straßen, die aber alle gemeinsam haben, dass sie brutalst möglich den Leuten zeigen, wieviel Spaß es macht, sich über das Leid der Menschen, die sich gesellschaftlich unter einem befinden, zu belustigen. Dazu werden Dumas und herzliche Albernheiten gereicht.

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    • Wie kann ein Tag besser beginnen, als in ein Faß Inspiration geschmissen zu werden. ♥ Tolles Interview.

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      • vannorden 15.09.2014, 16:21 Geändert 15.09.2014, 16:28

        Gehört der Teaser zu den 800 Wörtern?
        "Die Texte sollten sich im Umfang zwischen 300 bis 800 Wörtern bewegen.", hört sich jetzt nicht so in Stein gemeißelt an. Gehen auch mal 900?

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        • vannorden 12.09.2014, 15:51 Geändert 12.09.2014, 22:59

          Ich werde die Szene beschreiben, die George Lucas just in RÜCKKEHR DER JEDIRITTER einbauen lassen hat, wo am Ende plötzlich ein gebeutelter, aber noch lebender Jabba the Hut auftaucht und Han Solo erzählt, dass er ein entfernter Cousin von ihm ist. Wo beide erkennen, dass sie Fehler gemacht haben (in Folge dessen wird auch KRIEG DER STERNE bzw. EINE NEUE HOFFNUNG so umgewandelt, dass Han wieder zuerst schießt und George Lucas in Zukunft abstreiten wird, dass Han jemals nicht als erster geschossen hat) und losgehen um in die Zukunft zu reisen um Han Solos Kinder zu retten. Alles natürlich ein Marketingschachzug um alle Teile nochmal verändert in die Kinos zu bringen, bevor Episode 7 diesen Strang dann aufnimmt, aber eben auch so herzerweichend schön und einen so voll Gespanntsein zurücklassend. Oder muss es die Szene geben?

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          • vannorden 12.09.2014, 10:11 Geändert 12.09.2014, 10:32

            Eine neue Chance auf eine GlossyBox. Yes. (oder zähle ich zu ehemaliger Mitarbeiter, was nicht gut wäre. Wo bleibt mein Recht auf Gloss?) Muss mich nur noch zwischen 2 Tanz- und 2 Sexszenen entscheiden. Das wird hart.

            btw: die vergangenen Aktionen oben sind nicht verlinkt.

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            • Wenn du einen gesehen hast, tauscht du den dann auch aus? Weil diese Liste kann ja im Grunde/hoffentlich nicht schrumpfen kann ... irgendwas bleibt immer übrig.

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              • 9

                Die Bibliothèque nationale de France als düsteres Verlies, in dem Bücher in staubige Keller gezwängt werden. Wie ein Krebs frisst sie sich in den Boden und in die Luft … nichts vergessen wollend, alles behalten, nichts sterben lassen. Für immer katalogisiert in dunklen Ecken abgestellt. Und auf diesem krankhaften Archivierungsgeschwulst sitzt ein Ameisenhaufen. Leute, die hineingreifen und tatsächlich einige Bücher und Gedanken wieder ans Tageslicht holen, sich ihren Köpfe damit durchpusten und noch mehr schaffen. Blüten, die kurzzeitig sprießen werden … und vll wieder in der Bibliothèque nationale de France verenden.

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                • 6 .5

                  Erwin C. Dietrich lässt „Die Stewardessen“ mit einer Texttafel beginnen, die besagt, dass dies hier nur Phantasie ist und kein Report. Er lässt vier Stewardessen, erotische Silhouetten von Lebewesen, in diverse Situationen kommen, wo sie sich schnell nackt machen und sich vergnügen. Aber mit was bekommen sie es zu tun? Ein böser Antrieb, ein Drang nach Wahrheit lässt eine unfassbare Parade von Männern los. Männer in deren Köpfen die phantastisch-erotischen Begegnungen wünschgeträumt nisten, welche in „Die Stewardessen“ ablaufen. Aber sonst haben diese Herren nichts mit Erotik zu schaffen. Lustgreise, lächerliche Machos, abgewrackte wie eingebildete Revoluzzer und großbürgerliche Wohlstandshippies. Womit die Stewardessen sich herumschlagen müssen, soll entweder eine Strafe für ihre Sexualität sein, ist Ausgeburt des Selbsthass der Macher oder ein garstiger Abgesang auf die Köpfe, denen solche Phantasien entspringen. Alles ist möglich, das Gehirn muss kapitulieren.

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                  • 9 .5

                    Wenn Gene Kelly oder Fred Astaire die Hauptrolle in einem Film spielen, dann geht es um Menschen wie Götter. Übermenschen die tanzendes Schritts jedes Problem aus lockerster Hüfte verschwinden lassen. In HEISSER SOMMER wird sich, der ideologischen Linie seines Produktionslandes folgend, nicht solchen Sehnsüchten von individueller Perfektion hingegeben. In der idyllischen Hüpfeburg eines realsozialistischen Utopia von Kameradschaft und bodenständigem Glamour ohne Glamour suchen zwei Gruppen, 11 Mädchen und 10 Jungs, schöne Sommerferien und privates Glück. Dabei singen sie zwar göttliche Melodien des Glücks, Euphoriebomben des Überschwangs, aber sie tanzen und handeln dazu wie Millionen andere Zuschauer von Gene Kelly und Fred Astaire. Sprich, sie sind Menschen, die gerne wie die Stars und Sternchen in den Filmen wären, aber aussehen wie aus der Nacht der tanzenden Besenstiele entsprungen. Sie sind peinlich und gerade deshalb liebenswert. Weil sie wie wir sind. Außer Tritt mit unseren Träumen, aber voll Gefühl und Liebe zu ihnen. Im Glauben an sie lebend und liebend. Und am Ende bekommt der FDJ-Paragraphenreiter als Einziger keine Frau ab, obwohl noch Hauptpreis Chris Doerk winkt. Göttlich.

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                    • Die Fächer (je ca. 80 Silber- und Blaulinge) meiner selbstgebauten und optimal angepassten DVD-Schrankwände tragen inzwischen Namen, die das Feeling (oder ähnliches) der Filme einfachen. So gibt es:
                      - Sich regen bringt Segen (Actionfilme)
                      - Tod & Trieb (Jean Rollin, Jess Franco, BFI Flipside und anderes verdorbenes)
                      - Omas Tanztee (Stummfilme, Western, Noir und anderes älteres)
                      - Zeugen Nippons: Vom Leben gezeichnet (japanische Horrorfilme, die beiden (bekanntesten) Kurosawas und Animes)
                      - Taifun der Zärtlichkeit (Melodramen, Erotikfilme, Antonioni, Petzold, Käutner uswusf.)
                      - Das Unbehagen in der Moderne (unangenehme Seltsamkeiten sowie Fuller und De Palma)
                      - Kolosse auf der Sprosse (die sogenannten Großen wie Coppola und Buñuel)
                      - Phantasten & Spasten (selbsterklärend)
                      - Zeugen Nippons: Sex & Gewalt (Yakuza und Pinkfilme)
                      - Für die Kleinen, damit sie lachen und nicht weinen (Kinderfilme und Animes)
                      - Politik & andere Komödien (von the Wire über Zoolander bis Tante Trude aus Buxtehude)
                      - Video Killed the Radiostar (für sogenannte Videokassetten)
                      ...

                      Innerhalb dieser Fächer wird nach Ähnlichkeit sortiert, so dass ein fließender Übergang entstehen sollte. Erschwerend kommt hinzu das Filme von Regisseuren zusammenbleiben sollen, was z.B. jemanden wie Robert Aldrich (Western, Noir, Sandalenfilm, manisches Drama, existenzieller Wüstenüberlebensabenteuerfilm) zur ersten Umräumoption macht, wenn eine Leiste wieder voll ist ... weil wage. Aber eben möglichst logisch und subjektiv. :)

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                      • 7 .5

                        Pussyface kämpft im Initiationsritus gegen die riesigen, laufenden Penisse und muss diese restlos töten, weil diese sonst alles zerstören. Dazwischen die Menschen. Sigmund Freud würde an seiner riesigen, dicken Zigarre ziehen und verhalten mutmaßen, dass da etwas sexuelles im Busch ist.

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                        • Katzen gibt es zwar nicht in Quantität, dafür stehen sie für Qualität. Allen voran: Die Rache der 1000 Katzen.

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                          • "Rudolf Lenz ist niemand, mit dem jemand auf eine Party gehen möchte. Apathischer Ernst zeichnet ihn aus, der ihn zwar noch lächeln lässt, aber immer mit der Vorsicht, als ob hinter jeder kleinsten Aufgabe seines verkümmerten Frohsinns ein existenzieller Schrecken auf ihn lauert, der ihn droht zu zerreißen. Da er aber offenkundig der Held der Filme [der Silberwaldfilme, Anmerk. d. Verf.] ist, fehlt das Mitleid. Er verzichtet auch gern darauf, irgendwie ist er einem ja auch sympathisch. Stattdessen wieder Tiere, Wald, ein fröhliches Kind oder ein harmloser Spaß. Mitgefühl, Angst, Ablehnung, Unglauben und argumentative Impotenz führen die wild sprießenden Winkel dieses selbstgewählten dementen Irrsins mit sich. Tränen können ob der Blüten dieser pathologischen Angst gelacht werden. Düster kann einem ums Herz werden. Sehr menschlich ist das."

                            http://www.eskalierende-traeume.de/rudolf-lenz-verzicht-und-die-deutsche-seele/

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                            • 9

                              BLIND HUSBANDS und FOOLISH WIVES durch einen ätzenden Kakao gezogen. Wo sich von Stroheim in den erst genannten Filmen noch als Hochstablerekelpacket der Herzen inszeniert, der jede Frau um seine Uniform wickelt, da lässt er hier einen degenerierten Adel aufspielen, der Shakespeares Richard III wie ein von der Muse geküsstes Hippiekind erscheinen lässt, dass am liebsten über unzählige Blumenfelder tanzt. Sadismus, Snobismus und eigens entworfene, überladen-düstere Privatpuffräume, in denen zwei gefesselte Leute eines jeden Geschlechts halbnackt und mit Leder verbundenen Augen mit der Laute musizieren, auf das der Prinz Erfolg mit seiner Geliebten habe. Irrsinn, dein Name ist Stroheim.

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                              • 5 .5

                                Feuillade zieht Fantômas gleich mit den ersten Einstellungen den Zahn. Nichts bleibt von den ersten Zeilen des Romans, nichts von Pierre Souvestres und Marcel Allains wild wuchernder Paranoia.
                                Fantômas!
                                Was haben sie gesagt?
                                Ich sagte… Fantômas.
                                Was heißt das?
                                Nichts… und alles!
                                Aber was ist es?
                                Niemand… aber doch jemand!
                                Und was macht dieser jemand?
                                Er macht Angst!!!
                                Mit diesen Worten beginnt eine nicht enden wollende Jagd, die einen besessenen Pariser Inspektor und die Welt zunehmend in den Wahnsinn treibt und die jede Sicherheit hinsichtlich Identität und Vertrauen zerstören wird, da Fantômas niemand, aber doch jemand ist. Jemand oder etwas, der vor allem nie außerhalb seiner perfekten Verkleidung existiert. Der hinter jedem stecken kann, mit dem wir zu tun bekommen. Ein Gespenst in unserem Kopf. Und was macht Feuillade? Er besetzt nicht nur einen eigenständigen Schauspieler als Fantômas – einem jemand, der nie er selbst sein kann – sondern klärt gleich mit den ersten Bildern alle Verkleidungen auf. Keine Unsicherheit darf aufkommen im noch jungen Medium Film. Deshalb ist es sicherlich halbseiden von FANTÔMAS – À L’OMBRE DE LA GUILLOTINE bitter enttäuscht zu sein. Aber dieser Schock muss erstmal überwunden werden, dass es wieder kein Film über Fantômas ist, auch wenn er so heißt. Vll die folgenden Teile, vll wenn ich mich mit dem Gedanken abgefunden habe, dann kann ich hiermit etwas anfangen.

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                                • Bitte eine kurze Gedenkminute für die verlorene "Zukunft des Superheldennippels"!

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                                  • 9

                                    Kaum zu übersehen ist, dass OPERA ein Film über das Sehen ist. Nicht auf Grund der sagenhaften, allerorts beschwärmten Kamerafahrten oder der Stakkatoschnitte zwischen Rabenaugen, Rabenköpfen, Raben und Zeug … die wie die Panoramaaufnahmen bei Ozu die Atmosphäre vorgeben. Nur hier sind es nicht Ruhe und Kontemplation, die erzeugt werden, sondern es ist eine anziehende Stimmung, Genuss versprechend, obwohl oder gerade weil die Tiere einen archaischen Terror ausstrahlen. Aber wie gesagt geht es ums Sehen. Sehen müssen und nicht sehen können. Der schwarzbehandschuhte Psychopath verhindert mit den ihren Ruf vorauseilenden an die Augenlider geklebten Nadeln, dass die gefesselte Opernsängerin Betty ihre Augen vor seinen brutal für sie inszenierte Morden verschließen kann. Sie muss alles mit ansehen, was er ihr zu sehen gibt. Alles andere entzieht sich ihr aber. Er verschwindet so schnell, wie er gekommen ist. Wie ein Phantom oder eine Einbildung. Der Terror sind also nicht die Klingen, das Blut und die malträtierten Körper, sondern die (Selbst-)Inszenierung des Mörders. Und so ist OPERA nicht nur ein Film über das Horrorkino an sich, sondern auch über den Terror real-inszenierter Gewalt, welche Leuten präsentiert bis aufgezwungen wird … und so eben über Macht an sich. So verführerisch wie möglich. Und ebenso verunsichernd. Denn wenn alles in alpiner Harmonie zu enden scheint, dann ist mir zumindest nicht klar, was hier eigentlich wirklich passiert ist.

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                                    • Was ist da mit den Bewertungen los? Wo ist die Liebe?

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                                      • Hast du dir die anderen Nakahira_Filme nicht mehr angesehen? Bombe, die waren. :)

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                                          • 8 .5

                                            Ein Ballerina wird entführt und auf diverse Arten geschändet (was für die Missetäter wie ein Boomerang zurück kommt). In barocken Dekors und melancholischen Bildern von Sehnsucht, Gewalt und dreckigem Spaß. Volle Punktzahl auf der nach oben offenen “Wie sehr ich mich schäme, wenn ich diesen Film mit normalen Menschen schauen würde”-Skala. Und dazu das fragwürdigste Produktplacement, was mir je unter die Augen gekommen ist. Nie wieder werde ich kleine 0,33-Flaschen von Coca Cola sehen können, ohne verschmitzt zu grinsen und über meine Schulter zu gucken, ob jemand errät, was in meinem Kopf vorgeht. Ich hoffe inständig, dass die Brausefirmaniederlassung in Japan hierfür bezahlt hat. Natürlich undenkbar. Deshalb zum Ausgleich: Pepsi.

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                                            • 0 .5
                                              über Her

                                              Das Grauen eines bewegten IKEA-Katalogs. Keine Unordnung. Makellose Designs. Keine alten Menschen. Keine armen Menschen. Keine dicken Menschen. Keine hässlichen Menschen. Sicherlich sehen wir nur einen begrenzten Ausschnitt der Welt, in der HER spielt, aber die Phantasie, wie eine solche Welt entstehen kann, jagt mir Angst ein. Alles was nicht passt, negiert. Unter der Erde, wie in H.G. Wells ZEITMASCHINE, ermordet wie in FLUCHT INS 23. JAHRHUNDERT oder einfach nur in luftdichten Slums, den niemand mehr entsteigt um das saubere, schöne Bild zu verunstalten. Keine Hass. Keine Ausbrüche. Keine Brutalität. Die Menschen auf dem Weg zu einer bürgerlichen Vervollkommnung, die den Briefen von Joaquin Phoenix/Theodore Twombly gleicht. Das Schlimme an diesen ist ja nicht, dass die Auftraggeber sich selbst nicht mehr anstrengen und andere sagen lassen, was sie fühlen, was sie gerne fühlen würden bzw. was sie gerne hätte, dass jemand glaubt, dass sie es fühlen, sondern, dass diese Briefe immer schön sind, immer so treffend. Hier und da etwas Melancholie, etwas schweinisches, etwas dümmliches, aber immer in Grenzen, immer so, dass der Brief sich schön und wahr und voller Gefühl anfühlt ... immer für eine Gänsehaut gut ... ohne Makel, ohne Überflüssiges, ohne Egoistisches, ohne Fettnäpfchen ... einem IKEA-Katalog der Gefühle entsprechend. Und so ist auch HER. Die Farbe der Hemden von Theodore Twombly ein Verrat an der Farbe und den Gefühlen, weil sie immer designt sind, immer auf Grund einer Entscheidung zum wasserdichten psychologisieren ausgewählt. Die Dialoge schön und treffend und etwas aussagend ... über Menschen, deren Gefühle die Untiefen eines Suppentellers haben. Die Handlung vielsagend, andeutend, offen für Interpretationen und immer schön alle Möglichkeiten ansprechend ... außer dem, was nicht passt, was dreckig wäre, was peinlich wäre, was über Melancholie und süßer Schönheit hinausgehen würde. Die Montage und der Erzählfluss sauber abarbeitend, ohne Strenge oder Umwege für ein nicht aneckendes Wohlgefallen. Die Bilder glatt und glänzend wie eine Katalogseite, an der alles abperlt ... ich fühlte mich abrutschend, fallend ... angeekelt. Ein garstige Dystopie einer Welt, in der sich die Menschheit fast von allem gelöst hat, was uns Werbung, Magazine und solche Filme erzählen, dass es unschön sei ... und jede Faser in meinem Körper schreit, dass HER auf der Seite dieser gruseligen Reinlichkeit steht.

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                                              • Comic-Stars gegen Drogen, der hat mir damals die Augen geöffnet.

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                                                  Solidarität braucht Träume. Die hat hier niemand. Weder die Doppeldenk-Koryphäen Heinrich Gerhard (Hansjörg Felmy als Stasi-Chef) und Karl Manfred (Günter Strack), leblose wie bedrohliche Robotermenschen, die ohne Innenleben ihrer Ideologie folgen und mit der einen Hand grüßen, während sie in der anderen schon das Messer bereithalten, noch Stasi-Agent Gromek (Wolfgang Kieling), der, weil die Zukunft nichts bringt, immer von der Vergangenheit in New York träumt, von einem anderen Leben, das aber unerreichbar ist, und noch so viele andere, sie alle haben vor allem aufgegeben. Ein paar Dissidenten, die um Herrn Jacobi (David Opatoshu) ihr Leben als Fluchthelfer für ein gerechtes Abenteuer riskieren, sie träumen noch etwas von der Freiheit anderer Menschen, aber auch sie stehen immer am Rand zum Verrat. Eine tschechische Ballerina wird gegen Ende auf einer Bühne ihre Pirouetten drehen. In den kurzen Pausen zum Schwungholen hält das Bild kurz an und zeigt uns – mit jeder Umdrehung immer näher kommend – ihren voll Wahnsinn und Hass starrenden Blick auf das Flüchtlingspaar im Publikum. Immer wieder im berstenden Stakkato der Schnitt zwischen Blick und einer zarten Hoffnung, kurz vorm Erlöschen, kurz vorm Ertapptsein. Es ist, als schmeiße die Inszenierung die Niedertracht einer ganzen Nation in Form von filmischen Dolchen.

                                                  - http://www.the-gaffer.de/blog/2014/04/22/der-traum-alle-traume-zu-beenden-der-zerrissene-vorhang-usa-1966/

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                                                    Es ist 1977 und der Punk zieht über die westliche Welt. Während selbst Queen den nebenan aufnehmenden Sex Pistols Tribut zollen und mit SHEER HEART ATTACK zumindest ein Lied etwas brachial auf ihr NEWS OF THE WORLD-Album rotzen, macht Jess Franco einen Film, der auch von 1967 hätte sein können. Psychedelische Nachtclubs mit hippen Kostümen, bunte Farben, transparente futuristische Aufblasmöbel, Labore und technische Gerätschaften, die nach frühstem Raumschiff Enterprise aussehen, ganze Szenen die durch ein Aquarium gefilmt werden … von loungigem Cool Jazz unterlegt. Ein Film, der zum vergnügten Fußwippen und entspanntem Genießen einlädt. Männer bzw Spione werden in Kerker geworfen und von nackten Frauen mit Anheizen, aber dem Verwehren von Körperkontakt gequält. Wirklich fieses Zeug. Einzig das Franco für Erwin C. Dietrich einen Film mit Plot hinzaubern muss … das ist bisher in meiner Erfahrung immer etwas trüb … wie ein Korsett aus Handlung(-smotivierung). Aber es ist eben ein Film, in dem Männer mit keinem Sex gefoltert werden und ganze Szenen durch ein Aquarium gedreht wurden!!! Mit Fischen drin!!! Super.

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