Zense - Kommentare

Alle Kommentare von Zense

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    Zense 07.01.2017, 15:53 Geändert 09.01.2017, 11:53
    über Ferien

    Vivian (Britta Hammelstein), angehende Staatsanwältin, fühlt sich überfordert. Beruf, Freund, Gesellschaft – Alles. Die junge Frau braucht dringend eine Auszeit.
    Ferien.
    Nach einem Disput mit ihrem Freund sucht sie erstmals Zuflucht bei ihren Eltern. „Ich glaube du solltest ein Kind kriegen“ meint ihre Mutter. Kein hilfreicher Rat für die verzweifelte Vivian. Überhaupt wird sie von Rad-Schlägen geradezu überhäuft, bis ihr Vater sie auf eine Nordseeinsel mitnimmt. „Du ziehst uns eh nur runter“ sagt ihre kleine Schwester.
    Auf der Insel lernt Vivian die sonderbare, labile Bine und deren Sohn Eric kennen und zieht bei ihr ein. Sie findet eine Arbeit bei dem kuriosen Otto, in einem Laden für Zeug, das niemand braucht. „Eine Sackgasse“ sagt Otto, der den Lauf der Welt zu kennen scheint. Langsam kehrt ein Lächeln zurück auf das Gesicht von Vivian, der die eigentümliche Entrücktheit der Inselbewohner, nach anfänglichem Zögern, sichtlich gut tut.

    Ferien ist das Regiedebüt von Bernadette Knoller, der Tochter von Detlev Buck, der im Film den Vater von Vivian mimt. Der traurig-komische Film bleibt sich treu, Klischees werden gemieden oder ins Lächerliche gezogen und Britta Hammelstein spielt Vivian – die nur ihre Ruhe haben will – glaubhaft. Ein gelungener, großer, kleiner Film der den Zuschauer gleich zu Anfang abhohlt und ohne Antworten zurückläßt. Und das ist gut so.

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      Zense 13.12.2016, 17:40 Geändert 13.12.2016, 17:42

      Ich weiß, ich befinde mich im besten Alter... Aber wenn ich „Mel Gibson“, mit 60 hier in einer seiner Paraderollen sehe, frage ich mich wo der Kerl all die Kraft her nimmt.

      Der Film besteht aus Versatzstücken von Altbekanntem, variiert jedoch das klassische Thema zeitgemäß – rauer Kerl, Ex-Knacki, Ex-Alki mit harter Schale beschützt seine „auf Abwegen gekommene Göre" vor bösen Buben.
      Teen-Töchterchen „Erin Moriarty“ spielt, wie der gesamte Cast überzeugend, nervt nicht und bringt gelungene, pointierte Sprüche – ganz wie der Papa.

      Gelungen.

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      • Die spinnen, die Finnen...

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          Zense 19.09.2016, 11:34 Geändert 19.09.2016, 11:59
          über Frank

          Ein Film über psychisch labile Menschen die zusammen experimentelle Musik machen. Der wortwörtliche Kopf der Band ist der Sänger Frank, der einen riesigen Plastikkopf trägt, den er niemals absetzt.

          "Frank" wirft Fragen auf, liefert jedoch keine Antworten, reißt Themen an, die er alsbald fallen lässt. Ein Mix aus Satire, Drama, Comedy und Möchtegern-Kultfilm der letztendlich an seinen eigenen Ambitionen scheitert.
          Gut gespielt und solide inszeniert von Regisseur Lenny Abrahamson gelang es dem Film zu keiner Zeit mich zu berühren, gar in seinen Bann zu ziehen, was überwiegend dem unausgegorenen Drehbuch von Peter Straughan geschuldet ist.

          Was bleibt ist ein fiktives Musik Biopic, inclusive Plastikkopf. Wer die Filme von Jim Jarmusch mag könnte jedenfalls einen Blick riskieren.

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            Zense 17.09.2016, 08:20 Geändert 19.09.2016, 11:21

            Richard ist ein Gewinner, ein Alpha-Männchen und möglicherweise der nächste Stern am Rugby-Himmel. Als er Lara begegnet, deren Beziehung zu ihrem Freund Conor eben erst in die Brüche ging, verlieben sich die beiden ineinander. Da Lara ihre Gefühle zu Conor nicht einfach ausblenden kann, kommt es in einer Party-Nacht zu einer Schlägerei, die für Richard dramatische Folgen haben wird.

            „What Richard did“ zeigt eine Geschichte über Liebe, Eifersucht, Angst, Isolation, Schuld und Sühne. Es ist die Banalität der Story, der sparsame Einsatz von Musik, gepaart mit dem intensiven Schauspiel von Sam Reeley, die dieses Drama dermaßen glaubhaft machen.

            Das Drehbuch stammt aus der Feder von Malcolm Cambell, der bereits für „Skins“ und „Shameless“ tätig war. Regisseur Lenny Abrahamson greift nach „Garage“ und „Adam & Paul“ erneut das Thema Isolation auf, unterschwellig verbunden, die Angst vor dem Leben , dem Tod und die dadurch hervorgerufene Sehnsucht zu sterben. Sehenswert.

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              Zense 11.09.2016, 00:03 Geändert 12.09.2016, 06:29

              Tiefer kann man nicht mehr sinken. Adam und Paul, im Grunde zwei herzensgute Menschen, sind die Verlierer unter den Verlierern dieser Gesellschaft. Ohne Kohle und voll auf dem Affen, versuchen sie mit allen Mitteln Geld für Heroin aufzutreiben, zu betteln oder zu stehlen. Doch mittlerweile will kaum einer ihrer alten Freunde sich noch mit den beiden abgeben. Ihr gesamtes Glück und ihren Kredit haben sie bereits verspielt.

              Die Tragikomödie „Adam & Paul“ zeigt einen Tag im Leben von zwei Heroinabhängigen die sich schon seit Kindheitstagen her kennen, ihre verzweifelte Odysee durch ein erbarmungsloses Dublin, auf der Suche nach Erlösung durch den nächsten Schuss.
              Und auch wenn ich bei einigen Szenen an Laurel und Hardy denken musste, macht sich Autor Mark O’Halloran nicht über das Elend von suchtkranken Menschen lustig. Aber wo fließen mehr Tränen und wo wird mehr gelacht als in den Raucherzimmern von Entzugskliniken, wenn einer von seinen unglaublichen, verrückten Geschichten erzählt?

              Tom Murphy und Mark O'Halloran legen als Adam und Paul eine ungemein starke Performance hin. So ist „Adam & Paul“, eine bitterböse, schwarze Komödie, die sich größtenteils urkomisch gibt, sich dennoch nah an der Wirklichkeit orientiert. Ein gekonnter Drahtseilakt sowie ein intensives Filmerlebnis mit einem unvergesslichen Ende, meisterhaft inszeniert von Regisseur Lenny Abrahamson .

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                Zense 10.09.2016, 12:20 Geändert 11.09.2016, 08:11
                über Garage

                Die Welt von Josie besteht aus einer alten Tankstelle, auf der er sein bisheriges Leben als Erwachsener verbracht hat, „Horse“, dem Pferd, allabendlichen Besuchen im Pub und seinen Einkäufen im Dorfladen. Diese Einkäufe sind für ihn unerlässlich, denn dort wird Josie von der Dorfschönheit bedient, eine junge Frau in die er heimlich verliebt ist.

                Von der Dorfgemeinschaft wird der freundliche, sanfte Mann mit dem schlichten Gemüt toleriert, auch wenn sich fast jeder über ihn und seine Sicht auf die Welt lustig macht. Nur ein alter einsamer Mann wendet sich hin und wieder an Josie, um ihm sein Leid zu klagen.
                Auch wenn der Wunsch nach Liebe, menschlicher Nähe und seine sexuellen Sehnsüchte Josie wie ins Gesicht gemeißelt sind, ist der von seinen Mitmenschen isolierte Mann auf seine eigene Art zufrieden, weiß er doch immerhin die Schönheit der Natur zu schätzen.

                Als ein 15 jähriger Junge am Wochenende an der Tankstelle aushelfen soll, entwickelt sich zwischen den beiden eine zaghafte An­nä­he­rung. Der Versuch seiner Isolation zu entrinnen soll für Josie jedoch unerwartete Folgen haben.

                Mit „Garage“ ist der Zusammenarbeit von Leonard Abrahamson und dem Autor Mark O’Halloran, ein leiser, melancholischer Film gelungen, der von feinfühligem Humor gezeichnet ist. Beeindruckend, die Leistung von Pat Shortt als „Josie“, verschmelzen Schauspieler und Fiktion regelrecht zu einer realen Person.

                Schade nur, dass die DVD keine englischen Untertitel hat, da der irische Dialekt nicht leicht zu verstehen ist - was der Magie, diesem, hin und wieder wie hingemalt erscheinendem Film, jedoch keinen Abbruch tut.

                Ein Film der durchs Auge gleich ins Herz gelangt. Großartig.

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                  Zense 10.09.2016, 08:35 Geändert 12.09.2016, 06:33

                  Marina, halb Frau, halb Kind, lebt in einer, von der Industrie dominierten Kleinstadt, an der griechischen Küste. Ihre einzigen Bezugspersonen sind ihr Vater - ein an Krebs erkrankter Architekt - sowie ihre Freundin Bella.
                  Alles was Marina über Sexualität und das Sozialleben der Spezies Mensch weiß, entnimmt sie den Tierdokumentationen von Sir David Attenborough (Attenberg), vor allem das Verhalten der Affen wird von ihr gerne kopiert.

                  Die erfahrene Bella versucht Marina, menschliches, soziales Verhalten näherzubringen, eine entscheidende Veränderung erfährt Marina jedoch erst, als ein Fremder in die Stadt kommt.

                  Als ich „Attenberg“ vor einigen Jahren das erste Mal sah, brannten sich einige Bilder regelrecht in mein Gedächtnis, lebt dieser Kammerspiel-Art(ige) Film vor allem von seiner visuellen Gestaltung. Die Dialoge sind knapp gehalten, an Wörtern wird gespart. Herausragend das Schauspiel von Ariane Labed die 2010 bei den Filmfestspielen in Venedig als beste Darstellerin ausgezeichnet wurde.

                  Der besondere Film – unprätentiös, humorvoll, eindringlich, sehenswert.

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                    Zense 09.09.2016, 19:50 Geändert 11.09.2016, 07:16

                    „Und der Haifisch, der hat Zähne
                    und die trägt er im Gesicht
                    und Nancy, die hat Möpse
                    doch die Möpse sieht man nicht.“

                    (Frei nach Bertolt Brecht)

                    Nancy fährt zum Surfen nach Mexiko um einen kleinen Strand aufzusuchen; ein Geheimtipp unter Insidern, da er sich perfekt zum Wellenreiten eignet. Überglücklich stürtzt sie sich in die Wellen, hier kann sie ihr ganzes Können unter Beweis stellen.

                    Sehr lecker: Blake Lively als Nancy. Diese Meinung teilt allerdings auch ein weisser Hai, ein Untier von einem Fisch. Nur, dass er das mit dem "Vernaschen wollen" allzu wörtlich nimmt. Es beginnt ein Kampf, Mensch gegen Tier, die Schöne gegen das Biest.

                    Hervorragend inzenierter, spannender Knabberfilm – Kamera, Schauspiel, Haifisch - alles weit über dem Durschnitt üblicher Fischkost. Und nicht zuletzt: Blake Lively... ♥♥♥

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                      Zense 04.09.2016, 13:14 Geändert 04.09.2016, 16:14

                      Alki Alki ist der neuste Geniestreich von Axel Ranisch, für mich einer der kreativsten und interessantesten aller mir bekannten Regisseure.

                      Tobias und sein bester Freund Flasche sind untrennbar miteinander verbunden. Ob im Bett mit seiner Frau, ob Tobias seine drei Kinder zur Schule fährt; auf der Arbeit - stets gesellt sich Flasche dazu.

                      Genial die Idee, allen Suchterkrankten im Film, ihre Sucht als Verführer in Menschengestalt darstellen zu lassen, die scheinbar ein Eigenleben besitzen und sogar miteinander kommunizieren können.

                      Als die Katastrophe ihren Lauf nimmt und Tobias langsam bewusst wird, dass seine Freundschaft mit Flasche sein gesamtes Leben zerstören wird, gelingt es ihm trotz allem Willen nicht, seinen treuen Begleiter los zu werden. Flasche bleibt an seiner Seite bis zum bitteren Ende.

                      Alki Alki ist ein ungemein intensives und realistisches Trinkerdrama - der ehrlichste und berührendste Film über (Alkohol)Sucht den ich bisher gesehen habe. Respekt.

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                        Zense 03.09.2016, 23:22 Geändert 18.11.2016, 12:20

                        Nach dem für mich enttäuschenden „Dope“ wünschte ich mir, ich hätte mir statt eines Flachbildfernsehers ein Aquarium gekauft. Eines mit Plastikfischen. Natürlich wären lebende Fische faszinierender, aber ich würde vergessen sie zu füttern und sie würden mir wegsterben wie Eintagsfliegen.

                        Apropos Sterben... Darum geht es in „Coconut Hero“, dieser deutsch-kanadischen Koproduktion. Und was passiert wenn ein hervorragendes Drehbuch (Elena von Saucken), ein talentierter Regisseur (Florian Cosssen) sowie ein beeindruckend aufspielendes Schauspielerensemble zusammentreffen? Nichts weniger als einer der bewegensten Filme, die ich in diesem Jahr gesehen habe.

                        Der 16-jährige, bei seiner Mutter lebende Mike Tyson hat ein Ziel im Leben. Er will sterben. Also nimmt er sich das alte Gewehr seines Vaters und schießt sich in den Kopf. Dumm nur, dass die Flinte nur mit Platzpatronen geladen war. Bei einer Nachuntersuchung im Krankenhaus erfährt er allerdings, dass bei ihm ein Hirntumor festgestellt wurde. Für Mike der glücklichste Tag seines Lebens.

                        Doch dann lernt er die junge, leicht abgedrehte Miranda kennen, die in ihm einen Funken Lebenswillen weckt. Und ein Funke kann leicht ein Feuer entfachen.

                        Schwarz-humorig, schräg, gefühlvoll, mit ausgefeilten Dialogen und einer „todernsten“ Geschichte, sollte sich keiner dieses Kleinod entgehen lassen, der etwas für „Coming-of-Age Storys“ übrig hat. So wundervoll kann junges deutsches Kino sein.

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                        • Zense 16.07.2016, 13:49 Geändert 17.07.2016, 13:56

                          Ganz große Klasse... Für Kids ab 10 uneingeschränkt empfehlenswert...
                          (ggf. falls eure Eltern Pädagogen sind, schaut die Serie halt bei Freunden.)

                          Wer zum Teufel sind die „Duffer“ Brüder? Der junge Spielberg und J.J. Abrams?

                          „Strange Things“ ist DIE Mystery-Serie für Kids... Oder große Jungs wie mich, die nie so richtig erwachsen wurden. Frei vom Einfluss von Tarantino, CSI, oder den Coens, glaubt man sich zuerst in die 80er zurückversetzt. Aber dem ist nicht so. Fettnäpfchen werden geschickt ausgespart – Ja, die Charaktere sind Klischees, aber nur um das Bild alsbald zu brechen. Geschickt spielen die „Duffers“ mit den Erwartungen des Zuschauers und es gelingt ihnen stets eine Überraschung hervorzuzaubern. Als hätte "Stehpen King" höchstpersönlich die Drehbücher verfasst...

                          „Strange Things“ ist „Elfenlied“, ist „X-Files“, ist „Super 8“ und „E.T“ - alles zusammen in einem „Pseudo-Retro-Gewand. Dabei sind die Darsteller allesamt erste Sahne. Schön auch Winona Ryder wiederzusehen, eine der eher seltenen weiblichen Charakterköpfe. Hervorstechend auch die junge Natalia Dyer.

                          Filme in denen Kinder die Hauptrolle spielen gibt es viele, aber selten wirklich gelungene. „Strange Tings“ gehört definitiv zu dem besten was ich in der Liga seit (sehr) lange gesehen habe.

                          Empfehlung an alle Kids und Eltern... Aber es ist keine Familienserie. Lasst die Kids diese Serie alleine gucken...

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                            Zense 07.06.2016, 08:31 Geändert 07.06.2016, 13:03

                            Kleiner, für den Film unbedeutender _____ SPOILER ______

                            In "The Sand" versuchen halbnackte Jugendliche einem Monster zu entfliehen, das sich im Sand eingenistet hat und alles zu verschlingen droht, was sich in sein Umfeld wagt.

                            Die hübsche, blonde Strunz wacht nach einer wilden Party neben Doof auf, beide haben die Nacht in einem "Baywatch" Turm verbracht. Dicki steckt in einem Fass fest, vier weitere Dumpfbacken in einem Auto während Tittchen verkatert auf einer Bank liegt. Alle anderen, die dabei waren, wurden bereits vom Sand verspeist, hatten zwei Hohlbirnen doch tags zuvor ein glibberiges Riesen-Ei als Brennholz angeschleppt.
                            In puritanischen, amerikanischen Horror Filmen ziemt es sich nicht Sex zu haben oder verbotene Körperteile zu zeigen, somit landet Tittchen gleich auf der Speisekarte, nebst Jungspund der sie retten will. Ab in die Hölle mit den beiden…
                            Die Handys, dafür hatte Doof gesorgt, liegen im Kofferraum. Erstmal wird gestritten, wer nun mit wem herumgevögelt hat, anschließend versucht "Hero" mit Hilfe von zwei Surfbrettern zu fliehen…
                            Warum, so frage ich mich, öffnet er nicht den Kofferraum und nimmt die Handys? Sind die nervigen, beschränkten Teens in amerikanischen Filmen tatsächlich ein Abbild der Wirklichkeit?

                            Zugute halten kann man dem Film die Grundidee. Außerdem wirken die Logik-Krater sowie die grottigen Dialoge nicht gewollt schlecht sondern verweisen auf mangelndes Talent - ein Plus für Trash-Movies.

                            Schade. Hätte man mehr daraus machen können. Durch einen Ethanol-Schleier geblickt, durchaus genießbar.

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                              Zense 30.05.2016, 16:52 Geändert 31.05.2016, 12:04

                              Der 57 jährige Schmitke, Ingenieur für Windkraftanlagen, mag keine Veränderungen und wenn er beteuert wie wichtig ihm seine Arbeit sei, klingt dies abgedroschen. Schmitke wirkt schwermütig, wehleidig, gar misanthropisch - ein Mann der mit dem Leben abgeschlossen zu haben scheint.

                              Als Weckruf wird Schmitke mit seinem jungen, geschwätzigen Kollegen Thomas in das tschechische Erzgebirge geschickt um eine von ihm entwickelte Windturbine zu reparieren. Eine alte C-174, Schmitkes Ebenbild, so wie stöhnt und ächzt. Als Thomas spurlos verschwindet wird diese Reise ins Niemandsland - zwischen mysteriösem "Bärenmann" und dem sprechenden Geist des Waldes - für den alten Mann zu einem unverhofften Selbstfindungstrip.

                              „Schmitke“ bleibt von leisem Humor durchzogen, lässt dem Zuschauer Raum für Interpretation und ist nichts weniger als ein audiovisueller Hochgenuss. Empfehlenswert? Sicherlich nicht! Dafür ist der Film zu eigen. Aber einen Blick riskieren lohnt sich auf jeden Fall...

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                                Zense 22.05.2016, 07:16 Geändert 22.05.2016, 07:57
                                über Lichter

                                Unser Wirtschaftsprofessor pflegte zu sagen:“Wo es menschelt da stinkt es!“.

                                Slubice – Frankfurt an der Oder. Grenzposten. Für Pendler und Reisende eine Durchgangstation, für illegale Einwanderer aus dem Osten ein fast unüberwindbares Hindernis auf dem vermeintlichen Weg ins Glück.

                                Migranten, Zigarettenschmuggler, Unternehmer, Überlebenskünstler - enttäuschte, hoffnungsvolle, verlorene, verzweifelte Existenzen.
                                Hilfsbedürftige und Menschen die helfen wollen - mal aus Eigennutz, mal weil sie die Kaltherzigkeit und Tristesse des Systems nicht ohne ein wenig Wärme ertragen können.
                                Es wird geliebt, gelogen, gekämpft, geflucht, gestohlen, geschlagen – alles was Nötig ist um zu überleben, um ein wenig mehr vom Leben zu haben.

                                Dabei reihen sich die einzelnen Episoden wie Puzzlestücke aneinander, ohne das bei den vielen Einzelschicksalen der Überblick verloren geht. Die Handkammera so wie der geniale Soundtrack von „The Notwist“ fügen sich unmerklich in das Geschehen ein und liefern ein beeindruckendes Gesamtbild ab.

                                „Wo es menschelt da stinkt es...“ In „Lichter“ stinkt es gewaltig!

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                                  Zense 20.05.2016, 23:41 Geändert 17.11.2016, 11:13

                                  Atafeh und Shirin sind zwei junge Mädchen die mehr als nur Freundschaft verbindet. Im Untergrund Teherans blüht das Nachtleben, überschattet von der Angst von der Sittenpolizei erwischt zu werden. Doch nur hier können die weltoffenen jungen Menschen sich ihren Neigungen hingeben. Mehran, der Bruder von Atafeh, der sich nach einem Drogenentzug dem religiösen Fanatismus zugewannt hat, beginnt allerdings sich zunehmend für Shirin zu interessieren, zumal ihm die Gefühle der Mädchen füreinander bewusst sind.

                                  Ein persisches Sprichwort lautet: Zwei Herzen die eins sind, reißen Gebirge nieder. Liebe ist der höchste Wesenszustand, zu dem ein Mensch fähig ist. Sie steht über Gesetz, Moral, Geschlecht, Geboten oder allen erdenklichen Grenzen.
                                  Und so geht es in diesem Film vor allem um die Liebe. Hass gedeiht im Schatten der Angst, während die Liebe schon immer ein Kind der Freiheit war. Und frei sein kann nur, wer keine Furcht mehr kennt. Aber in einem Land das vom Schrecken beherrscht wird, vor willkürlichem Terror gegen die eigene Bevölkerung, bleibt den beiden Mädchen letztendlich nur die Phantasie als letzter Zufluchtsort, um ihre Träume ausleben zu können.

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                                  • Zense 02.05.2016, 12:33 Geändert 03.05.2016, 09:29
                                    über Barfly

                                    Mit 16 entdeckte ich Bukowski. Endlich, nach Dostojewski wieder eine Offenbarung… Ich liebte seine Gedichte. Bukowski sah Schönheit im Hässlichen. "Postman" war ein guter Einstig. Auf der Höhe seines Ruhmes schrieb er "Women" - eine Ode an die Frauen und das Leben abseits des normalen Wahnsinns.

                                    Irgendwann begann er sich zu wiederholen - "Hollywood" war bereits ein mäßiges Buch… Und das Drehbuch zu "Barfly" war die reinste Gurke. Rourke mit grausamen Overacting. Bukowski, dargestellt wie der letzte Penner. Wer das Buch "Bukowski, Schreie vom Balkon Briefe 1958 - 1994" gelesen hat weiß, dass er es zwar liebte, den "Chinaski" in der Öffentlichkeit zu spielen - aber Bukowski wurde von seinen Freunden als ruhiger, leise sprechender, gebildeter, sensibler und gefühlvoller Mensch beschrieben. Vieles war einfach nur Fiktion...

                                    Bukowski brauchte wohl Kohle, oder möglicherweise tat er es auch wegen Barbet Schroeder - keine Ahnung - aber "Barfly" ist so überflüssig wie alkoholfreier Wein... Ärgerlich...

                                    Oh... Zeit für den Apperativ... Heute auf dich, Buk...

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                                      Zense 16.04.2016, 10:59 Geändert 16.04.2016, 16:42

                                      Öko-Adam, Baum und Gemüsedoktor bezieht mit Frau und Baby eine einsame Hütte in einem düsteren irischen Wald. Dieser aber gehört den Hallow, mythischen Waldwesen, die einer kruden Mischung aus Kartoffel, Möhrenwurzel und Schimmelpilz gleich kommen. Von der Gastfreundschaft der Iren weit entfernt, stehen die Hallow allem Fremden skeptisch gegenüber und versuchen die Eindringlinge alsbald zu assimilieren.

                                      Der Film nimmt sich ernst, ist handwerklich gekonnt in Szene gesetzt, langatmig und ist weit weniger gruselig als etwa ein Endiviensalat ohne Beilage. Schwierig, Spannung zu erzeugen, wenn die Wurzelseppel wesentlich sympathischer erscheinen als die öden Protagonisten.

                                      Ab in den Komposthaufen der belanglosen Mittelmäßigkeit...

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                                        Zense 11.04.2016, 09:33 Geändert 12.04.2016, 07:41

                                        „Staffel 1“ steigerte sich im Verlauf, bis hin zu einem furiosen Finale. Das Ende ließ vermuten, die „Macher“ hätten selbst nicht an den Erfolg der Serie geglaubt. Auch wusste die Crew zu Anfang wohl nur wage, wohin die Reise gehen sollte..

                                        In „Staffel 2“ wurden die Schwächen der ersten Staffel konsequent beseitigt. Die Rolle des „Citizen Z“ wurde auf das Notwendigste beschränkt – strapazierte zuvor, das ständige Hin und Her beider Plots, die Geduld des Zuschauers. Außerdem wurde aller Vernunft gespottet, blasse Charaktere mit einem Biss entsorgt und die Produzenten setzten voll und ganz auf "Fun", Gore und Absurdität.
                                        Blaster-Zombies, Weed-Zombies, Baby-Zombies, Atom-Zombies, Schafe-Zombies, Kamel-Zombies, Alien-Zombies… Zombies, Zombies, Zombies… Puristen des Genres sollten lieber Abstand halten, denn dieser Serie ist längst nichts mehr heilig.

                                        Vom Cameo-Auftritt des Autors „George R.R. Martin“ als zombifizierter Autor, der reflexartig, als Untoter, seine Bücher unterzeichnet bis hin zu den drei heiligen Zombie-Königen, die der Geburt des ersten Zombie-Babys beiwohnen. Dazu wird ungeniert aus bekannten Filmen aller Genres abgekupfert und ganze Szenen nachgestellt. Hommage und Parodie zugleich. Im O-Ton wesentlich besser als in der deutschen Übersetzung.

                                        „Keith Allan“ brilliert mal wieder als abgefuckter Dr-House-auf-Speed Halb-Zombie Klon - die Hoffnung der Menschheit - dem sämtliche Kopfgeldjäger auf den Fersen sind. Gefühlte 30.000 zermatschte Zombies später müsste ich die erste Staffel eigentlich leicht abwerten. Tu ich aber nicht! Kultverdächtig...

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                                          Zense 03.04.2016, 14:23 Geändert 04.04.2016, 09:22

                                          Z Nation - Staffel 1.

                                          Nicht überall wo „The Asylum“ drauf steht, ist auch „T.A.“ drin. Ich will „TWD“ nicht schlecht reden, nur hatte - ICH - nach der dritten Staffel genug von dieser Untoten-Seifenoper. Durch endloses Gelabere öder Proganisten wurden mir die Zombies lieber als Rick und seine Spießgesellen - was schließlich jede Spannung bereits im Keim erstickte.

                                          Eine Gruppe Überlebender nimmt den Auftrag an, das „Packet“ Murphy nach Kalifornien zu bringen. An diesem wurde erfolgreich ein Impfstoff getestet, sodass er acht Zombie Bisse überlebte. Allerdings nimmt Murphy zusehends „zombieeske“ Züge an... Die Zeit drängt!

                                          "Den Spaß ins Genre zurück bringen", das schrieben sich die Macher dieser Serie auf die Fahnen und es ist ihnen geglückt! Statt Geplapper – Gore, Action & Humor, satt. Und geile Typen – wie der Drogenfreak und Althippie "Doc" oder der junge "10.000“, der glatt einem Manga entsprungen sein könnte. Und natürlich, der zwielichte, abgefuckte "Murphy", hervorragend gespielt von Keith Allan. Darüber hinaus ist die Story mit schrägen Einfällen gespickt und entfaltet einen eigensinnigen „Charme“, so wie ich ihn zuletzt bei der Kult-Serie „Firefly“ verspürte.

                                          Also - stellen Sie sich TWD ohne Genöle und nervender Bagage vor - sattdessen mit interessanten Charakteren, Selbstironie, schwarzem Humor, Sarkasmus und ganz viel Splatter. Schmeckt am besten mit Brot, Käse und belgischem Trappistenbier. Mir jedenfalls. Wie jedesmal, ein Kommentar frei von jeglicher Objektivität.

                                          Malzeit!

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                                            Zense 30.03.2016, 10:57 Geändert 30.03.2016, 11:16

                                            Nanu? Seit 30 Jahren „Hannes und der Bürgermeister“, 20 Jahre auf dem heimischen Bildschirm, einer der beliebtesten Sendungen im SWR Fernsehen – und noch kein Kommentar dazu?

                                            15 Minuten dauern die Folgen mit Albin Braig und Karlheinz Hartmann, in denen die beiden, Volkstheater mit kabarettistischem Anspruch präsentieren. „Der Hannes“, ein schwäbischer Simplicius, genial gespielt von Albin Braig, der „Mastermind“ hinter der Serie, im Clinch mit dem Bürgermeister, dem Repräsentanten der Staatsmacht.
                                            Mit List und Wortwitz gelingt es dem Hannes jedes Mal, sich aus den verzwicktesten Situationen herauszuwinden, den Bürgermeister zum Gespött zu machen oder diesem einen Schnäpsle abzuluchsen.

                                            Vergnügliche Unterhaltung für Jung und Alt.

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                                              Jörg, ein tapsiger Mensch, nimmt an einem Motivationsseminar teil. Dort trifft er auf Marius, den egozentrischen, selbstverliebten Kursleiter. Diesem ist der gutmütige Jörg bald schon ein Dorn im Auge und so lässt er keine Gelegenheit aus, Jörg zu demütigen. Durch einen Türschlag geraten beide in ein Paralleluniversum. Sobald dort eine Tür zufällt, haben die Menschen hinter der Tür, Jörg oder Marius wieder vergessen.
                                              Besonders Marius nutzt dies hemmungslos aus, da er tun und lassen kann was er will, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Die Kehrseite der Medaille wird den beiden erst bewusst, als die hübsche Anja in ihr Leben tritt. Schwierig eine Bindung zu einem Menschen aufzubauen, wenn dieser einen bei jedem Türschlag wieder vergessen hat.

                                              Stil und Aufmachung erinnern an „Das kleine Fernsehspiel“, die geschätzte Talentschmiede des ZDF. Regisseur, Darsteller und eine inspirative Idee sorgen dafür, dass dieser kreative, improvisierte Film, trotz geringem Budget, weit aus dem Durchschnitt heraussticht. Komisch, kurzweilig, nachdenklich – wieder mal gutes, erfrischendes, deutsches Kino.

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                                                Mit der Verfilmung des „Kohlhaas“ nach einer Novelle von Heinrich von Kleist, gedenkt Regisseur Aron Lehmann ein epochales Meisterwerk zu erschaffen. Dumm nur, dass kurz nach Drehbeginn die Produzenten abspringen, die Fördergelder gestrichen werden und fast die gesamte Crew, mitsammt einzigem Pferd, das Set verlässt. Doch mit der Inbrunst sowie dem Glauben eines echten Kohlhaas gesegnet, kämpft Lehmann tapfer gegen alle Widrigkeiten an - die Muse, in Gestalt einer holden Jungfrau, stets an seiner Seite.

                                                Und wenn der Kohlhass, auf einem Ochsen sitzend, mit stolz geschwellter Brust verkündet: „Ich bin Kohlhass, der Pferdehändler“ während im Hintergrund ein Mann aus der Dorffeuerwehr mit einem Schlauch für Regen sorgt, so hat diese Szene etwas tieftrauriges und irrwitziges zugleich.

                                                Wer wissen möchte, wie in Lehmanns Tragikomödie, Dörfler sich als Laienschauspieler profilieren, Ochsen zu Pferden mutieren, wie Pferde zu Schafen schrumpfen und selbst Bäume zu erbitterten Gegnern erkoren werden - der solle nicht zögern, sich diesen urkomischen, wie auch tragischen Film einzuverleiben, der es schafft, zu keinem Zeitpunkt albern oder despektierlich zu wirken.

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                                                  Sarah ist laut, widersprüchlich, süß, anstrengend, eckt an, nervt – sie springt mit beiden Beiden ins Leben; ein Seelenvampir, der allzu leichtsinnig verbrannte Erde hinterlässt. Sarah ist eine junge Frau die davon träumt Grafikdesignerin zu werden. Sie wirkt unerschütterlich, stark um einen Augenblick später in Einsamkeit und Verzweiflung zu versinken, ein wildes und gleichzeitig zerbrechliches Wesen. Ein Mensch, der noch keinen Platz in dieser Welt gefunden zu haben scheint.

                                                  Kamera an, Kamera aus. Dazwischen einige Tage aus dem Leben der jungen Frau, herausragend gespielt von Lilli Meinhardt. Meinhardt ist Sarah in diesem impovisierten Ersting von Philipp Eichholtz, der nach dem “Sehr gute Filme"-Manifest von Axel Ranisch entstand.
                                                  Mit Axel Ranisch, Jakob Laas, Aron Lehmann und Philipp Eichholtz - nur um einige beim Namen zu nennen - hat Deutschand zur Zeit richtig gute Filmemacher vorzuweisen. Low-Budget, Impovisation und jede Menge Herzblut zeichnen diese Filme aus, denen in den USA der Stempel „Mumblecore“ aufgedrückt wird.
                                                  „Liebe mich!“ braucht keine an den Haaren herbeigezogene Story, kein prätentiöses Schwarz-Weiß, kein pseudo-philosophisches Gelaber und weiß dennoch zu überzeugen.

                                                  Philipp Eichholtz: „Am Ende kostete der Film 4000€. Ich bin jetzt pleite, konnte dafür aber meinen persönlichen Seelenfrieden mit der „echten" Sarah finden. Billiger als ein Psychiater. Leider werden Filme noch nicht von der Krankenkasse gefördert.„

                                                  Einfach nur gutes, junges, erfrischendes Kino. Klasse.

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                                                    Mein Interesse an neuzeitlichen amerikanischen Serien wurde durch „Breaking Bad“ geweckt. Zuvor kannte ich vor allem die Klassiker - meine Wurzeln liegen dennoch im europäischen Film. Nachhaltig in Erinnerung bleiben, wird mir lediglich „The Wire“. Der Unterschied zu Serien wie „Braunschlag“ oder „Zeit der Helden“ liegt darin, dass ich bei europäischen Produktionen, die Gedanken und Handlungen der Protagonisten nachempfinden kann, was bei Serien und Filmen aus den USA eher selten der Fall ist. Dort bleibt mir das Treiben der handelnden Personen oftmals befremdlich, ich schaue ihnen zu, staune mitunter, ohne mich in sie hineinversetzen zu können.

                                                    „Zeit der Helden“ lief vom 25. bis 29. März 2013 auf Arte und im SWR Fernsehen um 20:15 und war als „Echtzeit-Serie“ konzipiert. Jeden Abend konnte der Zuschauer den Protagonisten zusehen, was diese um genau die gleiche Zeit veranstalteten. Mai und Arndt Brunner, ihren beiden Kindern sowie den Bekannten der Brunners, fast alle Mitte Vierzig. „Midlife crisis“ in Echtzeit. Ein interessantes Konzept, ein überzeugendes Drehbuch und hervorragende Darsteller bescherten der Serie den „Deutschen Fernsehpreis“, den „Grimme-Preis“, das einheitliche Lob der Kritiker sowie das fast vollkommene Desinteresse der Zuschauer.

                                                    Dachte ich zu Beginn, ich würde mir einer weitere Folge „Lindenstraße“ ansehen, begannen die „Helden“ mich bald zu fesseln, zu begeistern und nicht mehr loszulassen. Äußerst Unterhaltsam und absolut Empfehlenswert.

                                                    FSK 40+

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