Seit den prüden 1930ern haben sich die Zeiten in Hollywood geändert. Natürlich gibt es schon länger ausdifferenzierte und intelligente Frauenrollen, die nicht nur eine Ergänzung zum männlichen Protagonisten sind. Aber was bedeutet das wirklich? Hat sich so viel geändert? Mal abgesehen von offensichtlichem Eye Candy wie Megan Fox. Über Sex-Symbole, die in Castings wegen ihrer 8-Form überzeugen, brauchen wir nicht zu reden. Der Fall ist klar. Oder habt ihr in Hollywood schonmal einen weiblichen Paul Giamatti gesehen?
Wie sieht es abseits von reiner Äußerlichkeit aus? Sarah Jessica Parker hatte sich als unabhängige Frau im Showbiz etabliert. Auch Kristen Stewart entwächst schrittweise und überlangsam den pseudoromantischen Dreiecks-Fantasien und Style-Märchen, bleibt aber bisher nur für diese berühmt. Was ist los in Hollywood? Wie viele Schauspielerinnen haben abseits von Sex-Appeal und RomCom Erfolg?
Was nicht passt, wird passend gemacht
Ich bin ein Mann und habe alle Staffeln von Sex and the City freiwillig und mehrfach angesehen. Auch der Kinofilm Sex and the City ist mir nicht entgangen, beim zweiten war mein Interesse dann aber doch erloschen. Für mich ist die Serie weder chauvinistisch noch feministisch. Sarah Jessica Parker verkörpert eine unabhängige Frau, die zwar nach einem Mann sucht, deren Leben aber nicht von der Suche nach Mr. Right dominiert wird. Was Carrie Bradshaws Leben nicht zeigen konnte, wurde in den Sequenzen für Miranda (Cynthia Nixon), Charlotte (Kristin Davis) und Samantha Jones (Kim Cattrall) mit großen Gespür für authentische Situationskomik abgehandelt, bis das Franchise teilweise mit dem ersten Film, sicher aber mit Sex and the City 2 auf die Vorurteile reduziert wurde, die die Masse dagegen hegt. Ihre jüngeren Filme haben Sarah Jessica Parker auch nicht geholfen und gaben Anlass für diesen Text.
In Haben Sie das von den Morgans gehört? spielt sie eine Frau, die ihrem Mann den Seitensprung nicht vergeben kann, es sei denn, sie werden von einem Killer verfolgt. In Der ganz normale Wahnsinn – Working Mum ist sie die überarbeitete Mutter, die ihr Leben in eine Balance zwischen Arbeit und Familie bringen muss. Smart People zeigte uns eine Frau, die auf ihren Ex-Professor geil ist und in Die Familie Stone – Verloben verboten! kämpft Sarah Jessica Parker um die Anerkennung der Familie ihres Verlobten. Alle diese Filme haben mit Ehe, Mutterschaft oder indirekt mit der tickenden Uhr im Bauch zu tun. Warum? Es wirkt, als würde Sarah Jessica Parker sich eine eigene Uhr einbilden und sich nun nachträglich zu einer Art Doris Day Verschnitt ummodelieren. Sie baut sich ein Image als ungefährliches Girl-Next-Door auf. Mal sehen, was uns in Happy New Year erwartet.
Und sonst so?
Kristen Stewart ist im Kommen. Mit Twilight hat sie den Sprung in den Mainstream geschafft, musste dafür aber einen Preis zahlen. Wer weiß schon von der kommenden Literaturverfilmung On the Road – Unterwegs oder The Runaways, in dem sie Joan Jett spielt, gehört? Abseits von dieser vom Prestige her in hormongeladenen Teenieromanzen und Style-Märchen gefangenen Schauspielerin gibt es eine ganze Riege von vornehmlich für RomComs zuständigen Damen (natürlich mit Ausnahmen). Sandra Bullock, Katherine Heigl, Reese Witherspoon, Jennifer Aniston und auch Julia Roberts brechen nur selten aus alten Mustern aus und widmen sich der Liebesjagd nach Schema F. Selbst Zooey Deschanel ist in Hollywood-Filmen wie Der Ja-Sager trotz ihres besonderen Auftretens eher ein Love-Interest. Drew Barrymore konnte sich in Hollywood bis heute nur schwerlich von ihren Altlasten lösen, nichtmal durch ihre eigene Produktionsfirma Flower Films.
In Filmen wie When in Rome – Fünf Männer sind vier zu viel werden die Handlungsmuster der Darstellerinnen auf die Auswahl zwischen den Verehrern reduziert. Aber nicht nur viele RomComs präsentieren uns merkwürdige und vor allem langweilige Vorstellungen von Frauenrollen. Das brauche ich eigentlich nicht zu erwähnen, aber ich kann mich kaum an eine Frauenfigur von Roland Emmerich und Michael Bay erinnern, die nicht nur passiv nebenhergelaufen ist. Irritierend ist auch Jennifer Lawrence, die sich nach Winter’s Bone für Die Tribute von Panem – The Hunger Games Bella-änlich zwischen zwei Stühlen wiederfindet.
Aber da sind doch…
Natürlich, es gibt sie. Helen Mirren, Glenn Close, Meryl Streep, Judi Dench, Tilda Swinton, Susan Sarandon und Emma Thompson wurden nicht auf das Aussehen oder ihre RomCom-Potential reduziert, sondern konnten ihre starken Charaktere und Intelligenz als Hauptaugenmerk als Qualitätsmerkmal nach vorne bringen. Ihnen “muss” nicht unbedingt ein Mann zur Seite gestellt werden, damit der Film ankommt (oder die Produzenten den Pitch akzeptieren). Aber ohne auf dem Alter herumreiten zu wollen – warum gibt es außerhalb des Indie-Segments nicht mehr jüngere Schauspielerinnen dieser Art?
Einige sind da draußen: Kate Winslet konnte sich längst von ihrem Schmachtprofil aus Titanic mit Filmen wie Zeiten des Aufruhrs und Little Children losreißen. Hilary Swank ist seit jeher eine harte Nudel mit vielen Schichten, genau wie Charlize Theron. Auch Cate Blanchett hat starke Hauptrollen in Die Journalistin, Babel, Benjamin Button oder Tagebuch eines Skandals (mit Judi Dench). Aber Achtung: Das sind fast alles internationale oder englische Produktionen. Ist das ein Kultur-Ding? Action-technisch verhält es sich seit Thelma & Louise, Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt oder Tödliche Weihnachten zum Glück etwas anders, mit Michelle Yeoh, Milla Jovovich (wenn auch als Tomboy-Stereotyp) oder auch Angelina Jolie, die in Salt einen Hauch von Geena Davis trägt.
Der Punkt dieses unvollständigen Schlags ins Blaue ist, dass es gar kein „Aber da sind doch…“ geben sollte, das starke oder proaktive Frauenfiguren in Hollywoodfilmen als Ausnahme entlarvt. Es gibt genauso viele weibliche wie männliche Charakterköpfe in Hollywood, nur generieren erstere zu wenig Buzz. Aber vielleicht ändert sich das ja mit den jetzt aufsteigenden Hollywoodgenerationen oder, noch wichtiger, Publikumsgenerationen.
Was ist eure Meinung? Ist der Status Quo nicht der Rede wert oder muss sich ganz klar etwas ändern?