999CINEASTOR666 - Kommentare
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Alle Kommentare von 999CINEASTOR666
Burn - Hell of a Night (OT: Burn / AT: Plume) / US / 2019
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Melinda (TILDA COBHAM-HERVEY) ist unscheinbar, ungewöhnlich höflich, bisweilen exzentrisch und schiebt Nachtschicht in einer abgelegenen Tankstelle, die 24/7 geöffnet hat. Sie ist es leid darunter zu leiden, dass sie im hübschen Schatten ihrer zickigen Kollegin Sheila (SUKI WATERHOUSE) steht. Die Männerwelt wirft nur ein Auge auf Sheila, während Melinda vereinsamt an ihrem trostlosen Leben verzweifelt. Als der ebenso verzweifelte wie attraktive Billy (JOSH HUTCHINSON) die Tankstelle ausrauben will, weil er einer Biker-Bande Geld schuldet, sieht Melinda die Chance gekommen, mit ihm durchzubrennen und das aufregende Leben zu führen, von dem sie immer geträumt hat. Dummerweise ist der Gauner damit nicht einverstanden und der Überfall läuft völlig aus dem Ruder ...
Eine Schwarze Krimikomödie, die als nächtliches Kammerspiel aufgezogen ist und prägnante Züge eines Psychothrillers und Heranwachsenden-Dramas aufweist. Der Fokus liegt voll und ganz auf Melinda, die durch die facettenreiche Performance von TILDA COBHAM-HERVEY ergründet und überzeugend dargeboten wird. Eine im Detail bemitleidenswerte Figur, der die Tränen in den Augen stehen, da sie ihre Verzweiflung in unberechenbare Situationen treibt, wodurch die anfänglich charmante Schrulligkeit einer ernst zu nehmenden Psychose weicht. Der psychische Verfall wird allerdings durch eine Reihe absurde Momente entschärft, die jedoch nicht fremdkörperlich wirken, sondern gekonnt ins Geschehen eingeflochten sind. Die Grenzen zwischen Opfer und Täter verschwimmen bizarr, wodurch brenzlige Überraschungen und explosive Wendungen den Howcatchem-Plot bestimmen und keine inhaltlichen Leeren dulden.
Black and Blue (AT: Exposure) / US / 2019
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
"Die Wahrheit macht sie zum Ziel"
Überraschend sehenswerter Cop-Thriller über die frischgebackene Polizistin Alicia (NAOMIE HARRIS), die sich in New Orleans zwischen dem schwarz ihrer Haut und dem blau ihrer Uniform entscheiden muss.
Direkt zu Beginn wird Alicia mit Rassismus und Diskriminierung konfrontiert und das düstere, US-amerikanische Gesellschaftsbild gezeichnet, von Willkür und Gewalt weißer Polizisten gegenüber schwarzer Gemeinden. Die sozialkritische Komponente ist unverkennbar und zieht sich durch den gesamten Film.
BLACK AND BLUE erzählt die Geschichte, wie Alicia versehentlich Zeugin der Exekution eines Drogendealers wird, der von korrupten Polizisten zum Schweigen gebracht wurde. Da sie den Vorfall auf ihrer Body-Cam festgehalten hat, steht sie als nächste auf deren Abschussliste, um zu verhindern, dass das brisante und belastende Beweismaterial an die Öffentlichkeit gelangt. Auf der Flucht vor ihren eigenen "Kollegen", kommt erschwerend hinzu, dass die dreckigen Bullen ihr den Mord in die Schuhe schieben, was die Gang auf den Plan ruft, der der Dealer angehörte, die ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt hat. Nur der Ladenbesitzer Mouse (TYRESE GIBSON) hilft ihr zunächst widerwillig, weil die Hood, in der Alicia aufgewachsen ist, glaubt, dass sie ihr den Rücken gekehrt und die Seiten gewechselt hat.
NAOMIE HARRIS performt mit einnehmender Präsenz und ist prompt als Sympathieträgerin etabliert. Als ihr Charakter zwischen die Fronten gerät, wird eine beklemmende Grundlage geschaffen, deren Dramaturgie zu packen weiß. Das immer noch von Hurrikan Katrina gezeichnete New Orleans bietet die perfekte Lokation, um das marode Sittengemälde abzubilden und die Hatz in desolater Atmosphäre voranzutreiben. Die Treibjagd ist zwar schnörkellos und weitestgehend genretypisch, trotz dessen überzeugen der kritische Unterton, die angespannte Stimmung, das flotte Tempo, das nahezu perfekt anmutende Timing, die bodenständige Action und eine Vielzahl Spannungsmomente.
Halloween Haunt (OT: Haunt) / US / 2019
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Leider ist HALLOWEEN HAUNT nicht die erhoffte Offenbarung am Horrorfilm-Firmament. Es gibt nämlich schon eine Reihe solcher und ähnlicher Filme. Bspw. DARK RIDE /// EXTREMITY - GEH AN DEINE GRENZEN /// THE SCAREHOUSE - REVENGE IS A BITCH /// TALON FALLS - NIEMAND WIRD DICH RETTEN /// HELL FEST, um nur einige zu nennen. Allerdings kann HALLOWEEN HAUNT dem Output weder inhaltlich noch formal irgendetwas bemerkenswert Originelles und/oder Innovatives beisteuern.
Die Gruppe Freunde wird nur spärlich vorgestellt und kann sich auch im weiteren Verlauf nicht sonderlich positiv entwickeln und eine Unmenge Sympathiepunkte einstreichen, an denen das Herz klebt und blutet, wenn jemand aus dem Grüppchen das Zeitliche segnet. Einzig allein das Final Girl bekommt einen tragischen wie anbiedernd klischeehaften Hintergrund eingestreut. Damit wird der Spannung alles andere als ein Gefallen getan, weil voll offensichtlich ist, wer das Extreme Haunted House lebend verlassen wird.
Das Katz-und-Maus-Spiel ist ganz atmosphärisch, die Räume nett gestaltet und ein paar deftige Momente bekommt man auch zu sehen. Besonders intensiv und dringlich wird das Ganze jedoch nie. Apokalyptisches Geschmodder und übertrieben sadistische Fallen braucht man demnach nicht zu erwarten. Es hält sich alles in geahnten Bahnen.
Meines Erachtens ist das einzige wirkliche Highlight des Flix', dass die Freaks unter ihren Masken BodMod-Psychos sind. Jedoch bekommen sie auch keinen Background, obwohl sie schon beinahe wie ein perverser Kult wirken. Das macht es umso bedauerlicher, dass man sich für sie nix Vernünftiges einfallen lassen hat. Meine letzte Hoffnung ist eine überraschende Wendung gewesen oder zumindest ein Twist, der dem Treiben entweder Sinn oder Zweck verleiht. Doch auch dahingehend wurde ich im Stich gelassen. An Halloween kann man den allerdings schon gucken, wenn man genügend Punsch intus hat.
Kartoffelsalat - Nicht fragen! (OT: Kartoffelsalat / AT: Potato Salad) / DE / 2015
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"Wer nicht hören will, muss fühlen"
Zunächst war ich optimistisch und dachte, dass es kaum schlimmer ist, als zahlreiche Zombie-Komödien aus US-amerikanischer Produktion. Kurze Zeit später fühlte ich mich sogar an deutsche Comedy-Serien erinnert, die mich früher zum Lachen gebracht haben, wie UND TSCHÜSS! /// DAS AMT /// DIE CAMPER /// RITAS WELT /// ALLES ATZE /// MEIN LEBEN & ICH usw. Es dauerte jedoch nicht allzu lang und ich hatte den Kartoffel-Salat. Das Ganze wurde kindischer als ein Kindergarten, platter als OTTO WAALKES' Ostfriesland, alberner als eine Clownschule, niveauloser als ein Bahnhofsklo und harmloser als ein Streichelzoo. Ich gebe einzig und allein mir die Schuld, da ich derart unbelehrbar und unverbesserlich bin und entgegen aller Warnungen stets fest daran glaube: so schlecht kann das doch gar nicht sein, wie alle sagen. Okay, die YouTube-Stars haben wohl eher ein jüngeres Publikum, welches sie mit diesem unbedarften Humbug ansprechen, zu dem ich einfach nicht mehr gehöre. Da eigentlich nur noch JOCHEN TAUBERT für mehr Unzumutbarkeit verantwortlich gemacht werden kann und mich KARTOFFELSALAT - NICHT FRAGEN! anfänglich zum Lachen gebracht hat, vergebe ich großzügig 2,5 Punkte.
Bis zum Untergang (OT: Jusqu’au déclin / AT: The Decline) / CA / 2020
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Obwohl die Laufzeit knackig ist, ist das Erzähltempo geruhsam. Das zeugt davon, dass das Drehbuch kein dicker Wälzer gewesen zu sein scheint. Jenen Eindruck habe zumindest ich gewonnen.
Ein Survival-Thriller, der im Prepper-Milieu spielt, ist dahingehend interessant, weil es dermaßen naheliegend ist. Um zu leben, muss man überleben, heißt es im Film. Da stellt sich mir die Frage, warum man nicht schon eher darauf gekommen ist, einen Survival-Thriller im Prepper-Milieu spielen zu lassen. Vielleicht sind weitere Beiträge auch nur an mir vorbeigegangen. Für eventuelle Geheimtipps habe ich allerdings ein offenes Ohr.
Dass der Film nicht umfangreich schildert, wie man autonom wird, empfand ich nicht als kritisch. Da ich einerseits nicht mit einer Dokumentation über die Prepper-Szene bzw. die Kunst des Überlebens am Tag X rechnete und andererseits schnell festgestellt habe, dass der Schwerpunkt des Plots ein ganz anderer ist. Darüber hinaus hatten die Kursteilnehmer bereits Vorkenntnisse durch die Webvideos des Prepping-Experten. Vielleicht wäre man auch noch zu Ackerbau und Viehzucht gekommen, wenn die Situation nicht abrupt zu tödlichem Ernst gekippt wäre, aufgrund eines Unfalls und seiner möglichen Folgen, die die utilitaristischen Gesichtspunkte ins Gegenteil verkehren ließen.
Dass ein beträchtlicher Teil der Prepper-Szene rechtsextrem und ultrakonservativ ist, ist ebenso naheliegend. Es geht nicht darum, als um- und weitsichtiger Zeitgenosse Vorräte einzulagern, Obst und Gemüse im Vorgarten oder auf dem Balkon zu züchten, sondern der Regierung und dem System zutiefst zu misstrauen und sich auf einen Bürgerkrieg vorzubereiten, weil hinter den Kulissen große und dunkle Verschwörungen vermutet werden. Bei BIS ZUM UNTERGANG werden am Rande „Klimaflüchtlinge” erwähnt. In Anbetracht der gegenwärtigen globalen Erwärmung am Puls der Zeit, leider nur eine Randnotiz, auf die nicht näher eingegangen wird. Im späteren Verlauf jedoch umso nachvollziehbarer, da der Wesenskern schlicht und ergreifend ein generisches Katz-und-Maus-Spiel ist, das lediglich behutsam Spannung erzeugt.
Inhaltlich ist der Streifen demnach recht schwach auf der Brust, weil er die wirklich interessanten Dinge nur äußerst oberflächlich angeht. Weil ich jedoch einen Survival-Thriller im Prepper-Milieu noch nicht gesehen hatte und letzten Endes der Nihilismus obsiegt und darlegt, dass idealistische Werte im Ernstfall wertlos werden können, entbehre ich 5,5 Punkte.
Staplerfahrer Klaus - Der erste Arbeitstag (AT: Forklift Driver Klaus: The First Day on the Job / German Forklift Video / Staplerfahrer Klaus) / DE / 2000
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STAPLERFAHRER KLAUS - DER ERSTE ARBEITSTAG ist einer der besten Splatterfilme, eine der besten Splatter-Komödien Deutschlands. Die, obwohl sie um die Jahrtausendwende entstanden ist, aus den Untiefen der Achtziger stammen könnte.
Eine der besten, weil sie ein ernstzunehmendes Thema angeht, und zwar den Arbeitsschutz. Darum gilt der Streifen auch als inoffizieller Lehrfilm, in manchen Berufsschulen und Ausbildungsstätten.
Die Splatterszenen persiflieren zwar zunächst den Ernst der Lage, doch kurze Trickfilme und ein seriöser Sprecher aus dem Off verdeutlichen darauffolgend, die unumstrittene Relevanz des Anliegens.
Die Moral von der Geschicht': sich und andere zu gefährden, kein Spaß ist.
Predators (AT: Predator 3) / US / 2010
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Ein aus aller Herren Länder auserlesener Haufen Elitesoldaten und skrupellose Killer stürzt vom Himmel und bruchlandet in der grünen Hölle eines fremden Planeten. Nach kurzer Orientierungs- und Findungsphase dämmert den irdischen Alpha-Raubtieren, dass sie im Pirschbezirk intergalaktischer Trophäenjäger pilgern, denen sie als Beute ausgesetzt sind.
Das zu meinen Lieblingsfilmen gehörende Original wurde genau unter die Lupe genommen und beispielhaft referenziert. Dennoch werden eigene Pfade eingeschlagen, die das trotz dessen etliche Male verneigende Alleinstellungsmerkmal hervorheben, sodass man sich nicht über eine uninspirierte 1:1-Kopie beschweren kann.
Auch wenn der Cast auf den ersten Blick nicht nach erste Wahl aussieht, überzeugen die Darsteller durch die Bank und verkörpern ihre Charaktere derart undurchsichtig und demzufolge Interesse weckend, dass man sich von keinem trennen will. Zudem ist der alles zu verschlingen drohende Dschungel erneut ein reizvolles Setting und vermittelt glaubhaft das Gefühl des Ausgeliefertseins. Dazu trägt auch der Old School-Charakter bei, da man bei den Actionszenen und Gewalteinlagen zum Großteil auf Handwerkskunst gesetzt hat, anstatt 99,9 % der Bilder aus dem Rechner zu quetschen. Darüber hinaus hält eine Palette eigene Ideen den Ball am Laufen, wie außerirdische Jagdhunde und eine hierarchische Struktur unten den extraterrestrischen Kriegern.
Wer die nostalgische Huldigung dieser würdigen Fortsetzung nicht als solche anerkennt, sondern als Beleidigung, Schändung der Ikone und belanglosen No-Brainer betrachtet, weil sich utopisch ans schier unerreichbare Original und dessen intellektuellen Anspruch (!) geklammert wird, dem entgeht ein fetter Survival-Thriller um eine gnadenlose Alien-Rasse, deren Mythen immer noch zu fesseln wissen.
Super Troopers - Die Superbullen (OT: Super Troopers / AT: Broken Lizard's Super Troopers) / US / 2001
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Harmloser Klamauk, der auf anarchisch machen will, in dem er sich grenzdebil gibt und mit flachen Kackawitzchen spielt. Manchmal kann man schon schmunzeln, jedoch ist die Story zum Großteil eine lahme Krücke. Die Insider-Jokes und tristen Plotideen genügen leider nicht.
Auge um Auge (OT: Quien a hierro mata / AT: Eye For An Eye) / ES/FR/US / 2019
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Die Spanier scheinen den Dreh raus zu haben, was düstere und dramatische Thriller anbelangt. Das von PACO PLAZA ([REC] /// [REC]² /// [REC]³: GENESIS) auf dem Regiestuhl auserkorene Erzähltempo ist jedoch das ein oder andere Mal langsamer als mein Metabolismus.
Dieser Eindruck wird nun noch verstärkt, durch die bedrückende und beunruhigende Atmosphäre. Trotz dessen ist stets eine gewisse Grundspannung wahrnehmbar, obwohl man erahnen kann, dass stellvertretend eine offene Rechnung beglichen werden soll, als sich zwei Schicksale zufällig kreuzen.
Trotz der Ahnung, bleibt die Erwartung allerdings bestehen, wegen dem Warum, Wann und Wie. Darüber hinaus fesselt die glaubhafte Darstellungsweise der schnörkellosen Begebenheiten und Geschehnisse, bei denen insbesondere Hauptdarsteller LUIS TOSAR (ZELLE 211 - DER KNASTAUFSTAND /// SLEEP TIGHT /// ANRUFER UNBEKANNT) brilliert, als engagierter Altenpfleger, der die Ankunft seines ersten Kindes freudig erwartet.
Als die Peripetie den schrecklichen Hintergrund und die innere Zerrissenheit offenbart, zeigt sich im vollen Umfang, mit welcher perfiden Arglist vorgegangen wurde. Diese bittere Pille muss man erstmal schlucken, vor allem, weil die Katharsis letzten Endes nur ein weiterer Schritt in Richtung des Abgrundes ist.
Abgerissen (OT: Otryv / Отрыв / AT: Break / Breakaway) / RU / 2019
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"Wenn die Gondel Trauer trägt"
Wer unbedingt will und es nicht sein lassen kann, kann ABGERISSEN als das russische Pendant zu FROZEN - EISKALTER ABGRUND bezeichnen. Muss man aber nicht zwangsläufig, weil die Konstellation und vor allem die Konzeptionen der Figuren abweichend sind. Dadurch ist der Pendelbahn-Überlebenskampf schon ein anderer, auch wenn das unterkühlte Szenario augenscheinlich Parallelen en gros aufweist.
Dem Anschein nach haben die Charakterzeichnungen dazu geführt, dass die Allgemeinheit verschnupft auf die frostige Situation reagiert, als die Hoffnung allmählich schwindet und die Möglichkeiten ausgeschöpft scheinen, sich selbst zu behelfen. Man sollte sich als Betrachter jedoch insoweit in die Lage hineinversetzen können, um nachzuvollziehen, dass die Ausweglosigkeit Urängste weckt, wodurch Frust zu Wut heranwächst, die auch körperlich formuliert werden kann. Trotz dessen liest man permanent von unlogischem Verhalten, obwohl das Dickerchen von der Waschanlage direkt zu Beginn, als aufdringliches, mehr oder weniger passiv-aggressives, leicht narzisstisches, mit seiner Männlichkeit im Unklaren seiendes und unterschwellig frauenfeindliches fünftes Rad am Wagen etabliert wird.
Meine unterdurchschnittliche Bewertung resultiert demnach nur unerheblich aus den Verhaltensweisen. Vielmehr ist es tatsächlich die figürliche Zusammenstellung. Vorab ist klar, wer, welche Rolle einnimmt, da es derart oberflächlich und plakativ geschieht, dass es mir beinahe aufgezwungen vorgekommen ist. Allerdings ist bedauerlicherweise keine der Figuren derart interessant und/oder sympathisch, um für sie Mitgefühl entwickeln zu können und der optisch grundsoliden Hängepartie gespannt entgegenzufiebern.
Air Force One (AT: AFO) / US/DE / 1997
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Ja, WOLFGANG PETERSEN bläst den Amis vom Regiestuhl aus ordentlich Zucker in den Allerwertesten. Wenn man von den anbiedernden patriotischen und heroischen Pathos absehen kann, offenbart sich AIR FORCE ONE jedoch, als verdammt unterhaltsame, hochkarätig besetzte und insbesondere nach heutigen Vorstellungen äußerst realitätsferne Popcorn-Unterhaltung, die man als Fan von 90er-Jahre Actionstreifen gesehen haben sollte.
Unbeachtet den Schleimspuren, ist das Hauptargument HARRISON FORD, der allen die Show stiehlt, als unvorstellbar cooler, tapferer, waghalsiger und vor allem selbstloser US-Präsident, der den kasachischen Flugzeugentführern und fanatischen Geiselnehmern seiner Familie Saures gibt und in die Suppe spuckt.
School Killer - Nacht des Grauens (OT: School Killer / AT: El Vigilante) / ES / 2001
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Zunächst glaubt man, sich inmitten eines Teenie-Slashers wiederzufinden, der sich wie SCREAM - SCHREI! auf die Metaebene schwingt, indem er sich selbstironisch und selbstreferenziell zeigt, als die schaurigen Begebenheiten von den Protagonisten mit denen diverser Horrorfilme verglichen werden.
Obwohl nach einer Reihe immer mysteriöser werdender Geschehnisse Bedenken und Befürchtungen geäußert werden, wird nicht das Weite gesucht, sondern rationale Erklärungen. Erst als diese nicht mehr gefunden werden und es mehr als offensichtlich scheint, dass sie es mit Geistern zu tun haben und sich eine Nacht des Grauens wiederholt, geht ihnen der Stift. Eine umfassende Rückblende demonstriert, dass ein irrer Wachmann in den Siebzigern ein grausames Massaker veranstaltet hat, als feierwütige Schüler Schuleigentum barsch behandelt haben.
Das Verhalten der jungen Leute ist des Öfteren nicht wirklich nachvollziehbar. Weil man jedoch den Eindruck gewinnt, dass sich der Streifen ohnehin nicht bierernst nimmt, vermutet man Absicht dahinter. Dies gleicht die seltsamen Entscheidungen der Gruppe teilweise aus. Dennoch macht das den Kohl kaum fetter, weil doch viel gebabbelt und durch die Gegend gelatscht wird. Der Härtegrad ist auch nicht erwähnenswert und die spanische Horrorfilm-Ikone PAUL NASCHY läuft auch mehr wie Falschgeld durch die Schulflure.
Das hört sich jetzt schlimmer an, als es letztendlich ist. SCHOOL KILLER - DIE NACHT DES GRAUENS ist ein netter, kleiner Horrorfilm für Zwischendurch, der nicht wehtut. Allerdings macht er ebenso viel falsch wie richtig, wodurch eine Durchschnittsbewertung absolut treffsicher ist.
Primal - Die Jagd ist eröffnet (OT: Primal) / US /2019
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NICOLAS CAGE als profitgeiler Großwildjäger mit Schlapphut, 10-Tage-Bart, Wohlstandsplauze, Kubanischer Zigarre im Mundwinkel, Blasrohr sowie ausgewachsenem Alkohol- und Autoritätsproblem. Ein Arschloch mit Herz, das sich mit einem psychopathischen und wahnsinnig grinsenden Söldner (KEVIN DURAND) herumschlagen muss, während der "Philanthrop" auf einem mexikanischen Frachter – der schon bessere Tage gesehen hat – versucht, seinen seltenen und lukrativen weißen Jaguar wieder einzufangen. FAMKE JANSSEN wird dem zynischen "Tierfreund" zur Seite gestellt, bei der ich zweimal hingucken musste, um sie nach all den "Beauty-Eingriffen" wiederzuerkennen.
Das ist er. Das ist der Stoff, aus dem die B-Movies sind. Der krude Stoff, der an die guten, alten 90er erinnert. Allerdings ist das Ganze recht steif, als wäre es von Curare betäubt. Es werden nämlich lieber triviale Action- und Thriller-Elemente uninspiriert und zahm zusammengeflickt, anstatt das ins Auge springende exploitierende Potential weird auszuschöpfen. Farblos wie die CGI-Raubkatze, reicht es jedoch noch zu 5 Giftpfeilen.
Contagion / US/AE/ 2011
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Schon irgendwie schräg und vor allem makaber – letzten Endes aber auch schlichtweg Ansichtssache – dass gerade in ungewissen Zeiten wie diesen (Corona), ein Film, der solch ein Thema derart realistisch in erschreckende Bilder bannt, ein Hype widerfährt, der dazu führen kann, Panik und Angst zu schüren.
Realismus ist das Stichwort und der Knackpunkt, für meine bescheidene Bewertung. Apokalyptische Ausmaße und/oder wild gewordene Horden, die mit ihren Zähnen Kehlen aus Hälse reißen, sollte man demnach nicht erwarten.
Wer meine Aktivitäten nur ein klein wenig auf dem Schirm hat, kriegt blitzschnell mit, dass ich ein Faible für den phantastischen Film mein Eigen nenne, der ein Thema reißerisch ausbeutet. Dadurch entsteht nämlich bestenfalls ein affektiver und effektiver Unterhaltungswert, der ganz meinem Gusto entspricht. Eben jener Unterhaltungswert fehlt mir bei CONTAGION, da man schlicht und ergreifend zu sehen bekommt, was Nachrichtendienste bereits zur Schau stellen und/oder was sich ohnehin längst in den Köpfen vieler zusammenbraut.
Weiterhin negativen Einfluss auf die Punktevergabe haben die diversen Handlungsstränge bzw. das Beleuchten mehrerer Einzelschicksale. Clever ist zwar, dass sie Puzzleteile sind, die Ursache und Verlauf der Seuche demonstrieren und ein besorgniserregendes Motiv ergeben, jedoch führt diese rekonstruktive Narration zu einer gewissen Distanz. Dadurch hatte ich ein immenses Problem, einen konkreten Bezug zu den Figuren aufbauen zu können. Wenn diese nicht bis in die Nebenrollen hochkarätig besetzt sein würden, würde mein Urteil wohl um einiges vernichtender ausfallen.
Bloody Beach (OT: Haebyeoneuro gada / AT: Beach Massacre - Terror am Strand) / KR / 2000
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https://www.youtube.com/watch?v=CD-E-LDc384
Sich bis dato anonyme und auch stereotype Chatbekanntschaften werden beim sonnigen Strandurlaub nach und nach von einem mysteriösen Killer dezimiert. Der Verdacht fällt entweder auf einen innerhalb der Gruppe oder auf einen Chatter namens „Sandman”, der wegen Aufdringlichkeit aus der Gruppe geworfen wurde und anschließend Selbstmord begangen haben soll.
Ein südkoreanischer Slasher nach gängigem Strickmuster, der jedoch gelegentlich die Vorgaben seiner Subgenre-Kollegen missachtet, um sein eigenes Ding durchzuziehen. Die Kills sind blutig, aber machen den Kohl in Sachen Kreativität auch nicht fett. Vielmehr sind es die unverbrauchten Darsteller und ihre verkörperten Figuren, die Frische ins Altbekannte bringen. Obwohl sie Klischees bedienen, sind sie nämlich nicht derart oberflächlich und nervtötend wie in zahlreichen US-Produktionen.
Anatomie (AT: Anatomy) / DE / 2000
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Ein ambitionierter Slasher, obendrein Made in Germany, der das altehrwürdige Prinzip mit einem Verschwörungsthriller aus dem medizinischen Bereich verschmelzen lässt, ist selbst heutzutage noch etwas Außergewöhnliches, wie ich finde.
Die Idee der Geheimloge um die Antihippokraten kreiert einen originellen Hintergrund, während zwischen Beziehungskisten und Eifersüchteleien gängige Schemata des Schlitzerfilms anatomisch korrekt seziert werden. Zudem lässt der Nexus zur Nazizeit die hoffentlich rein fiktive Logenvereinigung, die im Namen der Forschung ethische Bedenken missachtet, schlicht und ergreifend vorstellbarer erscheinen, als einem lieb ist.
Wenn ein Film in solch einem Milieu spielt, kann man davon ausgehen, dass es derart makaber wird, dass sich Besucher von "Körperwelten" wohlfühlen. Man gerät ins Schlottern vor den Weißkitteln, bei all den Albtraum-Vorstellungen die im Anatomiesaal geschaffen werden. Nichtsdestotrotz hätten mehr Gekröse und Ekeleinlagen bestimmt nicht geschadet, um bspw. das dürftige Schauspiel einiger zu relativieren. Neben dem dürftigen Schauspiel einiger, hat mich insbesondere der Ton gestört, da das Genuschel von manchen schwer bis gar nicht zu verstehen ist. Trotz dessen ist ANATOMIE eine der seltenen Ausnahmeerscheinungen Deutschlands und deshalb eine Erwähnung wert.
7 Skalpelle
Keine gute Tat (OT: No Good Deed) / US / 2014
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Nachvollziehbar, dass die Allgemeinheit in KEINE GUTE TAT nur belanglosen Standard sieht, im Bereich des Home Invasion-Thrillers. Ungeachtet der Tatsache, dass im Großen und Ganzen nach handelsüblichen Handlungsmustern vorgegangen wird, die für Spezis auf dem Gebiet abzusehen sind, wird aus dem schnörkellosen Katz-und-Maus-Spiel das Bestmögliche herausgeholt. Dass das überhaupt möglich ist, liegt hauptsächlich an den hervorragenden Hauptakteuren, aber auch an einem guten Gespür für Timing.
IDRIS ELBA als bösartiger Narzisst, der seinen Frauenhass hinter Charisma und Verführungskünsten verschleiern kann, bis die Fassade allmählich bröckelt und die grimmig gemimte und physisch präsente Bedrohung forciert wird. Auf der anderen Seite TARAJI P. HENSON, die ihre Karriere als Staatsanwältin auf Eis gelegt hat, um eine gute Ehefrau und Mutter zu sein, jedoch vom Empfinden umgarnt wird, dass ihre Ehe den Reiz verloren hat und eine Auszeit von der Kindererziehung gut tun würde.
Das überzeugende und intensive Spiel der beiden drängt die Formelhaftigkeit nahezu in den Hintergrund. Zunächst ist es die Bedrängung in den eigenen vier Wänden, dann die Beklemmnis bei der Entführung samt schutzbefohlenem Druckmittel, die den Spannungsbogen stramm ziehen. Allerdings auch der Mut und die mentale Stärke der Löwenmutter, die sich in leidenschaftlicher Gegenwehr äußern, lassen die Eindringlichkeit des Psychoduells nicht abflauen. Man sollte jedoch keine expliziten Gewaltdarstellungen erwarten, das Treiben bleibt bodenständig und wandelt sich nicht zum Torture Porn.
On top folgt abschließend eine durchaus überraschende Wendung, die die Handlung zwar nicht auf links dreht, jedoch die wahren Absichten des Soziopathen begründet, ohne diese billigend in Kauf zu nehmen.
Vanessa (AT: Vanessa - Die Bordellkönigin von Hong Kong / Vanessa - Die Bordellchefin von Hong Kong / Vanessa - Die Bordellchefin von Singapur) / DE / 1977
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VANESSA ist die teutonische Traktierung von EMMANUELLE von JUST JAECKIN aus dem Jahr 1974. Ein visuell softer Sexploitation-Luftikus, der spätestens abschließend vor den Kopf stößt, wenn er kundtut, wie inhaltlich leer er doch ist.
Eine verwaiste Klosterschülerin, die Phallus-Abbildungen beäugt, erbt unverhofft die größte Bordellkette in Hong Kong – wo das Klima einem die Schenkel auseinander drückt. Eine exotische wie erotische Abenteuerreise im wilden Orient steht ihr bevor, bei der sie zunächst Sightseeing im Rotlichtmilieu der Metropole betreibt, sich jedoch baldigst zahlreicher sexueller Avancen erwehren muss. Hin- und hergerissen, ob sie die Verweigerungshaltung ad acta legen soll, um ihre Jungfräulichkeit der Fleischeslust zu opfern, die das Objekt unerfüllter Begierde ist, für die die Männerwelt die volle Bandbreite ihrer Verführungskünste auffährt.
Eine Abfolge improvisierter Szenarien sollen durch ihre artifizielle Realisation in den ästhetischen Bann ziehen. Originelle Kameraperspektiven fangen die morgenländischen Drehorte ein. Affenhirn wird verzehrt, Voodoo wird betrieben und zahlreiche sadomasochistische Nummernrevues präsentiert. Das nimmt viel Zeit in Anspruch, trägt jedoch nix zur eigentlichen und ohnehin äußerst dünnen Handlung bei. Als Pubertierender Ende der 70er, Anfang der 80er mag VANESSA ein schwüler Sommernachtstraum gewesen sein, bei dem man nicht die Finger von sich lassen konnte. Doch heutzutage ist der sinnliche, sehnsüchtige und vor allem cineastische Mehrwert unbeträchtlich.
Der Exorzist und die Kindhexe (OT: La endemoniada / AT: Demon Witch Child / El Poder de las tinieblas / The Possessed) / ES / 1975
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Ein junges, unschuldiges Mädchen = das eh schon mit einem außergewöhnlichen bzw. gewöhnungsbedürftigen Antlitz aus der Reihe tanzt = wird vom Geist einer Teufel anbetenden Zigeunerhexe vereinnahmt, die sich nach Randale im Gotteshaus und dem Verdacht ein Baby entführt zu haben, im Polizeirevier per Fenstersturz für den Freitod entschieden hat. Das Mädel kriegt nun ein grottiges Makeover und wird mit Halbglatze samt graumelierten Flughaar-Zotteln, faltiger Pampe, riesigen Warzen und einem Gebiss verfaulter Beißerchen zur schrulligen Gewitterziege "aufgehübscht", die der Männerwelt eindeutige Avancen unterbreitet und im räudigen Gossenjargon herumplärrt. Selbstverständlich wird auch ein progressiver Priester zu Rate gezogen, der dem Humbug auf den Grund gehen soll. Dummerweise hadert er gerade mit seinem Glauben, da er einer Ische den Laufpass gegeben hat, die nun für Seemänner die Beine breit machen muss, um die Rechnungen zu bezahlen. (!)
Regisseur AMANDO DE OSSORIO ist Genre-Interessenten am ehesten ein Begriff, für seine Reitende/Schwimmende Leichen-Filmreihe. Scheinbar wollte er zwischenzeitlich nicht den Anschluss verlieren und ist auf den rasenden Zug der DER EXORZIST-Rip-offs aufgesprungen. Dass es sich um eine schäbige Raubkopie des beliebten Themas handelt, stellt nicht unmittelbar ein Problem dar, wenn man andere Trittbrettfahrer im Hinterstübchen hat, wie DER ANTICHRIST und/oder MALABIMBA - KOMM UND MACH'S MIT MIR. Was allerdings hier abgeliefert wird, ist ein schnarchiges Grindhouse-Furunkel, das nur durch den unfreiwilligen Humor der scheußlichen und abgrundtief naiven Umsetzung nicht sang- und klanglos untergeht.
Sieben (OT: Se7en / AT: Seven / The Seven Deadly Sins) / US / 1995
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Nach dem kreativ und inhaltlich flauen Debüt mit ALIEN³, beweist DAVID FINCHER auf dem Regiestuhl ein Äuglein fürs Detail. Das künstlerische und durchaus wirksame Geschwurbel aus Zahlensymbolik, den Todsünden als Motivik samt sinnbildlich abgebildeter Mordschauplätze, den Literaturbezügen und der Musikauswahl weiß in den Bann zu ziehen. Das liegt selbstverständlich auch am Bleach-Bypass-Effekt, der jede Bildmontage wie ein düsteres Gemälde eines nihilistischen Albtraums aussehen lässt. Eine beklommene und ausweglose Atmosphäre wird geschaffen, die wirkt, wie die pessimistische Ruhe vor dem apokalyptischen Sturm.
Diesem Serienkiller-Thriller eilt ein hervorragender Ruf voraus, von dem ich mich aber nicht beeinflussen lassen habe, ob man es mir glaubt oder nicht. Letztendlich habe ich jedoch nur eine Detektivgeschichte im Neo-Noir-Gewand zu Gesicht bekommen, die das Whodunit hintanstellt, weil sich lieber auf die Pathologie der Mordserie konzentriert wird, und auf die ähnlichen Weltansichten der zwei Detectives, die jedoch zu unterschiedlichen Schlüssen und Handlungen führen. Des Weiteren werden nur die Endresultate der Morde gezeigt, weder Planung noch Ausführung. Die allmähliche Aufklärung der Verbrechen ist zwar immer noch Dreh- und Angelpunkt, Spannung wird trotz dessen nur mäßig erzeugt, weil die Suche nach dem Täter indizienlos ist und es keine Verdächtigen gibt. Tatsächlich muss sich der Täter erst selbst stellen, damit er sich und seine Taten erklären kann. Dieser narrative Schachzug folgt zwar der inneren Logik des Plots, hat mich allerdings nicht zum Nägel kauenden Ratefuchs werden lassen.
Wie bereits angedeutet, folgt die Selbststellung des Täters der inneren Logik des Plots, die auf ein schockierendes Ende hinausläuft, das die siebte Todsünde vollendet. Demnach ging der Plan von John Doe (...) auf, indem man ihm unbeabsichtigt einen Gefallen getan hat. Das macht das Ganze umso abscheulicher, weswegen ich sieben Punkte für SE7EN für durchaus angemessen halte.
Night Train - Der letzte Zug in die Nacht (OT: L'ultimo treno della notte / AT: Violenza sull'ultimo treno della notte / Mädchen in den Krallen teuflischer Bestien / The Night Train Murders / Night Train Murders / Night Train Murder / The New House on the Left / New House on the Left / Christmas Massacre / Xmas Massacre / Torture Train / Late Night Trains / Don't Ride on Late Night Trains / Last Stop on the Night Train / Murders on the Last Night Train / Last House - Part II) / IT/DE/AU / 1975
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
DAS LETZTE HAUS LINKS im Nachtzug trifft es, wie die Faust aufs Auge. Ich möchte ungern frevelhaft klingen, der gravierende Unterschied ist meines Erachtens jedoch, dass der Debütfilm von WES CRAVEN weitaus zahmer und schwächer ist, als dieser Italo-Rape'n'Revenge-Reißer von ALDO LADO. Härter und gemeiner wird in die Kerbe des Terrorkinos geschlagen. Ein garstiges Stück Zelluloid, das den Betrachter nicht nur vom Bahnsteig abholt.
Zwei junge Freundinnen und Studentinnen wollen die Weihnachtsferien in Verona verbringen und beginnen ihre Reise in München. In Innsbruck müssen sie jedoch umsteigen und werden fortan von zwei Soziopathen und einer mondänen Nymphomanin bedrängt, die zuvor von einem der Taugenichtse auf der Toilette vergewaltigt wurde, was sie sichtlich genossen hat. Die beiden unschuldigen Mädchen sind ihnen hilflos ausgeliefert und müssen Sadismus und Missbrauch über sich ergehen lassen, bis eine von ihnen verblutet und die andere verzweifelt aus dem Fenster des fahrenden Zuges springt. Das Trio infernale trifft indes in Verona ein und bittet zufällig die wartenden Eltern eines der Mädchen um solidarische Hilfe – mit fatalen Folgen.
Ein Schmankerl mit Schockwirkung dieser filmischen Schmuddelei – das die zeitweise recht behäbige Erzählweise ausbalanciert – sind die teuflischen Bestien selbst. Der eine ist ein kaum Skrupel kennender Schmierlappen, der Frauen wie billige Gegenstände behandelt, mit denen er machen kann, was er will. Der andere ist ein nervöser Junkie, der alles tun würde, für den nächsten Schuss, und durch sein schauriges Mundharmonikaspiel für ungemütliche Stimmung sorgt. Am perfidesten ist allerdings die nach außen hin vornehm und elegant wirkende Unbekannte, die sich den beiden Kriminellen angeschlossen hat, um ihre schmutzigen Gedanken und perversen Gelüste dirigieren und auch ausleben zu können, die in ihrem verdorbenen Inneren schlummern.
Obwohl das Subgenre nicht für jedermann geeignet ist und auch dieses Werk schwere Kost auftischt, ist es nicht derart ausbeuterisch und primitiv, wie man zunächst glaubt. Nichtsdestotrotz schlägt das bitterböse Ende heftig auf den Magen, als gutbürgerliche Moral- und Wertvorstellungen über den Haufen geworfen werden und vor allem, als der Wolf im Schafspelz ungeschoren davonkommt.
Leprechaun Returns / US/CA/ZA / 2018
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Dieser Ableger ist die Rückkehr des giftgrünen, goldgeilen, zynische Limericks aufsagenden, mordlustigen und einen Schuhtick habenden Kobolds. D. h. hier kriegen wir es mit der direkten Fortsetzung zum Original zu tun, die 25 Jahre später ansetzt. Außer dem Erstlingswerk, werden demnach alle anderen Auskopplungen ignoriert. Das Zurückkommen des Killer-Knirpses geschieht indes völlig plausibel, was man den Verantwortlichen hoch anrechnen muss.
Ich bin nicht der größte Fan der Reihe, doch muss gestehen, dass sich dieses Sequel redlich bemüht, das Beste zu sein, und letzten Endes ein kurzweiliges Gesamtpaket abgeliefert wird, das phasenweise als äußerst gelungen zu bezeichnen ist, weil die kultigen Charakteristika des Originals ausgeklügelt referenziert werden.
WARWICK DAVIS ist zwar nicht mehr mit von der Partie, aber LINDEN PORCO macht als Killerkobold auch keine schlechte Figur, wenn der bewährte Humor des Franchises getroffen wird und die Kills schön kreativ und derbe ausfallen. Die Heldin ist obendrein ein Schnuckelhase und weiß sich, unerschrocken und ohne auf den Kopf gefallen zu sein zur Wehr zu setzen.
Mein Fazit ist: Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst. Diesmal ist die Erfüllung jedoch besser als gedacht.
Midsommar / US/SE / 2019
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"Lasst die Feierlichkeiten beginnen"
Bei genauerer Betrachtung, eigentlich ziemlich dünn. Im Detail eigentlich ziemlicher Standard im Sekten-Horror-Bereich. Jedoch ist die Inszenierung eine deliriöse Wucht und der Streifen daher ein ausgewachsener Blender (!). Obwohl mir in den Sinn gekommen ist, dass möglicherweise eine Kritik an uralten Traditionen mitschwingt, denen man blind gehorcht, ob sie in die Zeit passen oder nicht.
Selbstverständlich kann man sich auf die scheinbar von Symbolik geschwängerten Bildmontagen, für die stimmungsvolle und spannungsgeladene Klangteppiche ausgerollt wurden, voll und ganz einlassen. Gleichwohl kann man versuchen, potentiellen Subtext zu dechiffrieren und sich in den überbelichteten Sog hineinziehen lassen, wie die naiven US-Amerikaner*innen, die bei strahlendem Sonnenschein von ebenso strahlend schönen und besonnenen Schwedinnen in blütenweißen Trachten angehimmelt werden, psychotrope Substanzen zu sich nehmen und desorientiert an üppigen Banketts und bizarren Ritualen teilnehmen.
Ich hätte mich auch gerne von der inszenatorischen Wuchtigkeit überwältigen lassen, allerdings nur, wenn die audiovisuelle Suggestion des Kult-ur-Schockers letztendlich zu etwas Überwältigendem geführt hätte, das bestenfalls Raum für interessante Interpretationen eröffnet. Natürlich kann man seinen Thesen freien Lauf lassen, Verbindungen zum Beziehungsdrama knüpfen und mögliche Bedeutungen analysieren, wie die von unterdrückter Wut und Trauer gebeutelte Sehnsucht nach Mitgefühl und die endgültige Erlösung von emotionaler Verkümmerung. Jedoch macht es sich MIDSOMMAR am Schluss zu einfach, indem ein Gros offen bleibt, als hätte ARI ASTER Säcke vor der Tür (!). Weit hergeholte Auslegungen wären meiner Meinung nach nur hochtrabendes Gewäsch des Feuilletons.
Der Schacht (OT: El Hoyo / AT: The Platform) / ES / 2019
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"Es gibt drei Arten von Leuten: die von oben; die von unten; die, die fallen"
„Der Schacht”, wie es im Volksmund genannt wird, ist ein Gefängnis, dessen offizielle Bezeichnung „Vertikales Zentrum für Selbstverwaltung“ lautet. Manche Leute sitzen freiwillig ein, da ihnen bspw. ein anerkannter Abschluss versprochen wird. Warum?! Weil ein hoher Bildungsstand das Individuum gesellschaftlich weit oben ansiedelt. Die Luft dort oben ist jedoch dünn. Dort oben ist kein Platz für alle. Die, die dort oben sind, denken nur an sich selbst und nehmen sich, was sie kriegen können. Mehr, als sie zum Überleben brauchen. An die dort unten wird kein Gedanke verschwendet, sie kriegen nur die Reste.
DER SCHACHT ist eine ganz ausgeklügelte, systemkritische Allegorie auf die hierarchische Struktur des Kapitalismus, die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich, das Aussterben der Mittelschicht und die katastrophalen Auswirkungen auf die sozialen Verhältnisse.
Ein Bild von Hauen und Stechen wird gezeichnet, Fressen oder Gefressen werden. Ein friedliches Miteinander scheint unmöglich, da die astronomischen Unterschiede und das ausgewachsene Konkurrenzdenken Keile zwischen treiben und für brutale Ungleichheit Sorge tragen. Kurzfristige Kooperationen sind allerdings schon drin, um das egozentrische Ziel zu erreichen, zu stabilisieren oder auftürmen zu lassen, während man das Elend anderer ignoriert oder sich daran labt.
Die Ausrichtung der Einrichtung ist „Spontane Solidarität”. Wenn der Mensch dazu gar nicht fähig ist oder nur einer nicht mitzieht, sind sämtliche Anstrengungen zum Scheitern verurteilt, weil das Ziel unerreichbar und nicht mehr wert ist als Scheiße. Der Messias der Kackwurst will die Veränderung einläuten. Weil er nicht nach oben scheißen kann, muss eine Köstlichkeit als Symbol dienen, wie ein weiser Mann zu sagen pflegte. Zunächst erfüllt Panna cotta den symbolischen Zweck, allerdings muss sich der Überbringer erst dem System anpassen, um repräsentativ in Erscheinung treten zu können und der Verwaltung, die selbstverwaltende verwaltet, (!) ein Gewissen einzureden, das irreparabel beschädigt zu sein scheint.
Ich finde, die Grundprämisse weckt Erinnerungen an das Sozialexperiment aus DAS EXPERIMENT, bei dem Machtgefüge schamlos ausgenutzt werden, weil man den Probanden die Chance einräumt. Der Klassenkampf und die Kastenhaltung erinnern hingegen an SNOWPIERCER. Beim Zellen-Aufbau, den Lichtern und dem Loch in der Mitte, durch das die Plattform das Festmahl transportiert, fühlt man sich wiederum an die CUBE-Reihe erinnert. Wer den genannten Filmen etwas abgewinnen kann, sollte also mal einen Blick in den Schacht werfen. Obwohl ich finde, dass es sich die Dystopie am Ende parabolisch zu einfach gemacht hat, weil im Dunkeln bleibt, ob die Botschaft angekommen ist und einen Wandel herbeigeführt hat.
Da auf Ebene 0 bei Geigenspiel himmlisch aufgetafelt wird, während unten Mord und Totschlag herrschen, und weil sich manche mächtigen Menschen nur einer höheren Macht machtlos erweisen, vernehme ich auch einen religiösen Unterton, den der Hauptprotagonist als Erlöser verlauten lässt. Völlig klar, denn sie wissen nicht, was sie tun. YNWIM‽
American Mary / CA / 2012
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, ob es wirklich beabsichtigt gewesen oder nur rein zufällig geschehen ist, dass die kanadischen Zwillingsschwestern, JEN und SYLVIA SOSKA, einen Horrorfilm gedreht haben, der ein Plädoyer zur weiblichen Ermächtigung impliziert? Ich denke, sowohl zwischen den Zeilen als auch recht offensichtlich gesehen zu haben, dass die Sexualisierung der Frau thematisiert wird, wie auch die Individuation und Autonomie der Frau, in einer männerdominierten Domäne wie der Chirurgie, seine Fähigkeiten und Fertigkeiten für sich sprechen zu lassen und dem sogenannten stärkeren Geschlecht den Rang abzulaufen, anstatt seine Reize einzusetzen oder sich nach oben zu schlafen. Da einigen Frauen und auch Männern der Mut und die Kraft fehlen, sich selbst zu verwirklichen, steht Körpermodifikation symbolisch dafür, sich hinter einer Maske zu verstecken und vermeintlich unangreifbar zu machen.
Mir gefällt, dass AMERICAN MARY eine Lanze für Andersartigkeit und Konventionen gängiger Sehgewohnheiten bricht, wodurch sich von der breiten Masse distanziert wird. Wenn man mich fragen würde, wird das zwar befremdliche, jedoch grotesk-faszinierende Potential des Ganzen bedauerlicherweise nicht vollständig ausgeschöpft, weil noch zu sehr an der Oberfläche gekratzt wird und zu wenig denkwürdige Augenblicke kreiert werden. Möglicherweise hat es den Twisted Twins an Mut und finanzieller Kraft gefehlt, den Finger tiefer in die Wunde zu bohren. Entgegen der Meinungen vieler, empfand ich allerdings das abrupte Ende als rund, da man hineininterpretieren kann, dass das sinnbildliche Kreuz, das Mary Mason (KATHARINE ISABELLE) als Messias dieser Szene, Kultur, Bewegung, Lebenseinstellung trägt, immer schwerer zu werden scheint, bis sie den Märtyrerinnentod erleidet.