Andy Dufresne - Kommentare
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Alle Kommentare von Andy Dufresne
Mi barrio ya no existe.
[My neighborhood doesn't exist anymore]
- Carlito Brigante -
"Carlito´s Way", was für ein tolles, was für ein breitgefächertes Werk!
Gangsterepos, Charakterstudie, Lovestory, Drama, Sittenbild & Zeitbild, totales Schauspielerkino.
Ein fatalistischer "Not coming of Age"-Film.
Alternder ehemaliger Großdealer kehrt nach 5 Jahren Gefängnis in sein altes Umfeld zurück. Carlito Brigante ist geläutert, sein Umfeld ist es nicht, im Gegenteil.
Es kommt, wie es kommen muss...
Aus dieser Geschichte destilliert Brian De Palma einen ganz eigenen, ganz speziellen Film.
Und er macht hier - 10 Jahre danach - keinen Aufguß von "Scarface".
Denn Carlito Brigante ist NICHT Tony Montana.
Tony Montana wollte alles ("The world, chico, and everything in it!").
Alles oder sterben. Nichts dazwischen.
Carlito Brigante will weniger. Und doch viel mehr.
Carlito will Liebe, will Leben, will Erlösung.
Al Pacino hat in seiner langen Karriere so viele unglaublich starke Rollen gespielt, er war in so vielen wahnsinnig guten Filmen zu bestaunen.
Und doch: So komplett, so vielschichtig, so real, so echt, im reinen Wortsinn, wie hier als Carlito Brigante, so aufgehend in einer Rolle, habe ich Pacino selten erlebt.
Der Mann ist ein totaler Schauspieler, hier, in "Carlito´s Way", erreicht er (s)einen Peak Point, hier badet er geradezu in seinem Zenit. Ausgiebig.
Und Sean Penn!
Für mich ebenso ein totaler Schauspieler, einer der begnadetsten Darsteller - nicht nur seiner Generation, ein einzigartig talentierter Mann.
Wie er hier brilliert, mit einer Frisur zum davonlaufen (er war niemals unattraktiver!), einer Attitüde zum abkotzen, ein Feigling, ein Schwein, ein pures Arschloch: Herausragend!
Zum verlieben Penelope Ann Miller, zum fürchten John Leguziamo, zum vertrauen Luis Guzmán, zum nicht mehr vertrauen Viggo Mortensen.
Ein wirklich starkes Ensemble.
Und doch gehört der Film ganz klar Al Pacino.
Pacino IST Carlito.
Brian De Palma gelang selten zuvor und nie mehr danach ein so dichtes, stringentes, aufrichtiges, zeitweise gar zärtliches Werk.
"Carlito´s Way" müsste eigentlich in einem Atemzug mit den ganz großen Klassikern des Filmes genannt werden, nicht nur im Gangstergenre.
Ich habe nie richtig verstanden, warum dieser Film immer noch eine Art Schattendasein führt, warum ihn nicht viel mehr Menschen gesehen haben, warum er eben nicht wirklich zu den Alltime-Great Movies im allgemeinen Kanon zählt.
Jetzt, nachdem ich "Carlito´s Way" nach vielen Jahren erneut wieder gesehen habe, kann ich dies absolut überhaupt gar nicht mehr nachvollziehen.
"Carlito´s Way" ist nämlich unbedingt einer der besten Filme aller Zeiten, nicht weniger.
NICHTS an diesem Film ist echt.
Nichts besitzt hier wahre Substanz, nichts fühlt sich an als ob es greifbar wäre, alles ist hier kalt.
Mehr CGI geht nicht, weniger Seele geht nicht.
Einfach alles fühlt sich falsch an.
So falsch, dass ich es nicht länger als insgesamt vielleicht zwanzig Minuten ausgehalten habe, diesen Film zu schauen.
Daher "Kein Interesse", ganz bewerten sollte man nur nach "Genuß" eines ganzen Filmes, denke ich.
Und meine Liebe zu echten Filmen sträubte sich so sehr gegen "Alice im Wunderland", dass eben nach zwanzig Minuten an ein Zuendeschauen nicht mehr zu denken war. Und nie mehr zu denken sein wird.
Tim Burton, mein früherer Regie-Held, was ist nur passiert?!
Wohin ist all Deine Kraft gegangen, wohin sind alle Deine Ideen entfleucht, wo hast Du Dein Genie verloren, wo Deine Phantasie gelassen?
Johnny Depp, mein einst heißgeliebter Special-Schauspieler, warum nur?!
Warum nur, schaffst Du es seit so vielen Jahren fast nur noch als grotesk zurechtgemachter, derangiert kostümierter, explodierter Schminkkasten in Filmen aufzutauchen?
So sterben Helden.
Besser: Solche Filme fabrizieren sie heute, nachdem sie alles verloren haben, was sie einst hatten.
Burton & Depp, back to the roots!
Hoffentlich ist es nicht schon längst zu spät dafür...
Hat hier einer fünf Taxis bestellt?
Ja, Jim Jarmusch!
In fünf verschiedenen Städten, mit ganz verschiedenen Menschen, mit ganz verschiedenen Sprachen, mit ganz verschiedenen Ansätzen.
Und es war eine gute Entscheidung diese Taxis zu bestellen, denn im Verbund ist dadurch ein wirklich einmaliger, großartig abwechslungsreicher Film zustande gekommen.
Wie ja oft bei Taxifahrten, ist der eine Fahrer cool, der andere eher weniger, der eine Gast ist eine Bereicherung, der andere eher eine Strafe.
Im Einzelnen:
Los Angeles mit Gena Rowlands und Winona Ryder
Ein relativ behäbiger Anfang, mit einer wie immer starken Gena Rowlands und einer blutjungen Winona Ryder, die hier sichtlich bemüht ist, mit Grande Dame Rowlands mitzuhalten, wobei ihr das eigentlich zu keiner Sekunde gelingt.
Winona Ryder kommt fast schon lächerlich "Schauspielmäßig" rüber, sie übertreibt ihre (eigentlich sehr simple) Rolle arg, sie wirkt nie wie eine dauerrauchende, junge, burschikose Taxifahrerin, sie wirkt durchgehend wie eine überambitionierte Schauspielerin bei dem Versuch, ebenjene Fahrerin zu improvisieren. Trotzdem ist die Episode nicht komplett misslungen, aber die Funken sprühen hier noch nicht.
Ca. 6 Punkte
New York mit Armin Mueller-Stahl, Giancarlo Esposito und Rosie Perez
Grandios, von der ersten Szene an. Wirklich witzig, ich habe mehrmals richtig lachen müssen, diese Fahrt macht einfach nur Spaß. Die Schauspieler wirken frisch und motiviert und ganz frei, wirklich toll. Mueller-Stahl als gefühlt vor fünf Minuten nach Amerika emigrierter Ossi, mit einem englischen Wortschatz der locker ausgeschrieben auf eine Briefmarke passen würde, Esposito als abgeklärter Ur-New Yorker, Rosie Perez als lautstarke Schwägerin, die eigentlich einen drauf machen wollte, aber vom Taxi mit dem ungleichen Duo eingesammelt wurde und nun durchgehend dagegen protestiert. Ein Herzwärmer, eine großartige Episode, womöglich die Episode, die von den meisten Zuschauern als liebste gewählt wird.
Ca. 8,5-9 Punkte
Paris mit Béatrice Dalle und Isaach de Bankolé
Leicht aggressiv, sehr speziell und mit sehr interessanten Aussagen des blinden Fahrgastes (Béatrice Dalle).
Und Béatrice Dalle ist ja sowieso ihre ganz eigene Liga.
Etwas unausgegoren, etwas abgehackt am Ende, aber wirklich sehenswert.
Ca. 7-7,5 Punkte
Rom mit Roberto Benigni und Paolo Bonacelli
Die wohl ambivalenteste Episode: Entweder man kann mit Roberto Benignis (zum Weltstar geworden mit "Das Leben ist schön") lauter, wirrer, chaotischer Kasperattitüde etwas anfangen, oder eben nicht. Die erste Hälfte der Fahrt cruist er quasi im "Dauermitsichselbstsprech-Modus" durch das nächtliche Rom, ich kann schon verstehen, dass man dies als nervig und anstrengend empfinden kann (ich empfand es teilweise selbst so). Wenn dann aber der Priester einsteigt und Benigni ihn, im wahrsten Sinne des Wortes, um Kopf und Kragen redet, dann muss ich dem Kasper einfach folgen und amüsiere mich köstlich bei seiner Beichte, in der heiße Schafe, reife Kürbisse und scharfe Schwägerinnen die Hauptrollen spielen.
Ist wohl nichts für jedermann, aber wenn Benigni es schafft Dich zu schnappen, dann kommst Du nicht mehr von ihm weg...
Ca.7,5-8,5 Punkte
Finale in Helsinki mit Matti Pellonpää, Kari Väänänen, Sakari Kuosmanen und Tomi Salmela
Melancholie pur, so stellt man sich Finnland vor, so stellt man sich eine Taxifahrt in Kaurismäkis Gefilden vor. Traurig, rührend, leise und laut witzig, ordentlich promillig. Wohl meine liebste Episode, weil sie so menschlich ist, so roh, so ehrlich und gleichzeitig ganz zart und robust erzählt ist. Etwas ganz besonderes!
Ca. 8,5-9 Punkte
Insgesamt gesehen ist "Night on Earth" ein spannendes, wendungsreiches und schlicht einzigartiges Projekt, ein gelungenes Experiment, mit immens hohem Wiederanschauwert.
Dafür gibt es locker noch ein, zwei Extrapunkte, als "Gesamtwerk-Bonus".
Nach dem Abspann keimte in mir der Wunsch auf, Jim Jarmusch möge doch alle fünf bis zehn Jahre einen neuen "Night on Earth" drehen. Immer in anderen Städten, immer mit anderen Fahrern und Gästen, immer mit anderen Themen. Das wäre ein tolles Zeit(Geist)bild, ein tolles Sittenbild, ein echtes Stück Geschichte eben.
Hach Jim, dreh mir doch noch ein paar mehr Nächte auf Erden, das wäre zu schön!
Also der Ober-Trekkie war ich zwar nie, aber ich verstehe durchaus die Faszination von Star Trek, die grandiose Idee der Völkerverständigung dahinter und das viele Science in der Fiction, sozusagen.
Picard und seine Crew habe ich damals, als "Next Generation" rauskam, auf ziemlich vielen ihrer Reisen begleitet, ich habe einige der Filme gesehen (und auch eigentlich alle für anschaubar bis ziemlich gut befunden) und William Shatner und Leonard Nimoy sind ja eh Popkultur-Inventar pur.
Die alte Serie, die ja wahrlich Maßstäbe in sehr vielen Richtungen gesetzt hat, und momentan wieder auf ZDF-neo läuft, kann ich mittlerweile aber nicht mehr schauen, jedenfalls keine ganzen Folgen.
Ein Ultraklassiker bleibt "Raumschiff Enterprise" aber natürlich.
Und wenn ich auf Dialoge wie diesen hier stoße, dann weiß ich auch sofort wieder warum. Denn hier steckt eigentlich alles drin, inkl. dem schelmischem Humor, was Star Trek zu Star Trek macht:
Kirk: "Wir versuchen nicht, die Zukunft oder die Vergangenheit zu verändern, Pille. Wir versuchen, die Gegenwart zu verändern."
McCoy: "Aber wir sind die Vergangenheit der Zukunft anderer Menschen."
Kirk: "Das ist das spitzfindigste Argument, das ich jemals gehört habe."
"Aber von jetzt an steht ihr alle in meinem Buch der coolen Leute."
(Zitat und letztendliche Quintessenz von "From Dusk Till Dawn", wenn man "From Dusk Till Dawn" mal wieder gesehen hat, und dabei feststellt, dass der Film nicht ein Milligramm Staub angesetzt hat.
Und dies wohl auch bis in alle Ewigkeit nicht tun wird.)
Adam West, der Vordenker der Herrenhandtasche! :)
Robin: "Where'd you get a live fish, Batman?"
Batman: "The true crimefighter always carries everything he needs in his utility belt, Robin."
Adam West, ein Mann der Bildung, des Geistes, der Aufklärung und der Pädagogik! :)
Robin: "You can't get away from Batman that easy!"
Batman: "Easily."
Robin: "Easily."
Batman: "Good grammar is essential, Robin."
Robin: "Thank you."
Batman: "You're welcome."
Mein Glückwunsch, es trifft den Richtigen! ;)
Cage as Cage can!
Endlich mal wieder eine Rolle in der Cage aufgehen kann.
Denn ca. 96% seiner Rollen in diesem Jahrtausend dien(t)en ihm ja rein zur monetären Bewältigung seines Immobilienbestandes, bzw. dazu diese Immobilien weiterhin halbwegs in seinem Besitz zu halten.
Ich brauche dafür auch keine Beispiele bringen, JEDER kennt schlechte Filme mit Nicolas Cage, wirklich JEDER (selbst wer ohne Fernsehanschluß in einer Höhle lebt, weiß, dass Cage in JEDEM Film mitspielt, Hauptsache es bringt Kohle...).
Cage als Psychodrogenbulle unter der Regie von Werner Herzog, allein diese Konstellation ist ja schon ein echtes Träumchen.
Und Cage und Herzog liefern ganz genau das ab, was der geneigte Cageianer und der geneigte Herzogianer erwarten:
Ein knallbunt schmuddeliges Crimemärchen mit vielen Ideen, Spinnereien, Drogen, Leguanen und Austickern.
Flankiert von Val Kilmer und Fairuza Balk, beides Schauspieler die ich schon immer großartig finde, denen viel zu wenig Rollen angeboten werden und die in meinen Augen total zu unrecht nicht viel öfter aus der Versenkung auftauchen.
Dazu eine hübsch derangierte Eva Mendes (diese Frau ist für mich zeitlos, sie wird auch in 20 Jahren noch zu den begehrenswertesten Frauen überhaupt gehören), eine interessante, teilweise recht ungewöhnliche Kameraführung und eine Geschichte, die sich nicht groß um Dinge wie Handlungsbogen oder Stringenz kümmert, was in manchen Filmen nervt, hier allerdings perfekt passt.
Denn der Film ist wie New Orleans und sein Bad Lieutenant:
Angegriffen, schwer am Wanken, halb delierend, voll drauf, irgendwo klimpert trotzdem noch ne Brass Band trotzig auf und je dunkler die Nacht wird, desto smoothiger spielt der Jazz, desto freier geben der Bad Lieutenant und the Big Easy ihrem Affen Zucker...
"Bad Lieutenant" ist ein spezieller Film, ein Krimi, der sich kaum um seine Krimihandlung schert, ein Polizeifilm, der kaum an (realer) Polizeiarbeit interessiert ist, ein Drama, das nie zu dramatisch wird, ein Roadmovie, das eher statisch und behäbig, als mobil und agil agiert.
Ein Film der sich schlicht um sich selbst dreht, sein ganz eigenes Ding macht. Danke dafür Werner Herzog und Nicolas Cage, "Bad Lieutenant" KANN nur mit Euch und durch Euch funktionieren.
Und "Bad Lieutenant" funktioniert nicht nur bestens, "Bad Lieutenant" atmet und lebt und macht Spaß und lässt einen entspannt verwirrt zurück.
Ein abwechslungsreicher, feiner Special-Film, mit dem Zeug zum eher abseitigen, kleinen Klassiker.
Endlich!
Sehen will ich "Breaking Bad" schon, seit es "Breaking Bad" gibt, die komplette Serie auf DVD habe ich schon seit zwei Jahren im Regal stehen, jetzt ENDLICH kam ich mal dazu. Also zumindest zur ersten Staffel :)
Ach ja, bad gebreakte Spoiler sind im Text zu finden...
Folge 1: Guter Einstieg, knackig die Eckpfeiler erklärt, macht sofort Lust dranzubleiben!
Und Walter White ist NICHT Hal (aus "Malcolm Mittendrin")!
Zum Glück, denn das war ein bissl meine Befürchtung.
Nur einmal ganz kurz, als er sich auf dem Highway in den Kopf schießen will, das war Hal-Power pur :D
Passt. 7,5-8 ca.
Folge 2: Sehr schön, wie gezeigt wird, dass die Jungs blutige Amateure sind, völlig überfordert sind.
Noch.
Und es ist auch schön zu sehen, wie es "Breaking Bad" gelingt witzig, ironisch zu sein, ohne dabei seine im Grunde todernste Basis zu verraten.
Ein bissl wie im echten Leben eben, da muss man ja auch oft genug Lachen, wenn es zum Weinen nicht reicht ;)
7,5 ca.
Folge 3: Die Pro- und Contraliste Jemanden umzubringen: Wahrheit.
So wird abgewogen, so "breakt man bad"...
Und das Gespräch zwischen Walter und Domingo im Keller hat, situationsbedingt, etwas tief Existentielles, angefangen damit, dass Walter zum ersten Mal überhaupt jemandem erzählt, dass er Krebs hat, endend damit, dass es hier eben tatsächlich um das Leben Domingos geht.
Großartig und völlig ohne Pathos, ohne pathetische Musik oder Effekte rübergebracht.
Und, und hier reagiere ich situativ (ich weiß ja noch nicht wohin die Serie insgesamt gehen wird): Bei "Breaking Bad" geht es nicht primär um Chrystal Meth, also um Drogen. Hier geht es um normale Menschen, die, wie es das Leben ja eben oft will, in nicht normale Situationen geraten.
Der Gedanke kam mir wohl, weil "Breaking Bad" ja oft vorgeworfen wird quasi Werbung für Drogen zu machen. Ich bin mir sicher, dass garantiert manche Leute "angefixt" wurden, selbst zu kochen, wegen "Breaking Bad".
Aber wenn ein Mensch bereit ist schwere Drogen herzustellen und diese dann in Umlauf zu bringen: Ein solcher Mensch hat eine große Menge kriminelle Energie in sich, da braucht es keine Serie um ihn zu "aktivieren", "Breaking Bad" funktioniert da dann wohl eher als eine Art Brandbeschleuniger bei manchen Menschen, gebrannt hat es schon davor und es würde auch (weiter)brennen ohne die Existenz der Serie, denke ich.
Was mir auch mal wieder klar wird: Eine Serie hat so viel mehr Möglichkeiten als ein Film! Eine Serie kann sich Zeit lassen und Zeit nehmen. Zeit für einfach alles, für Nuancen, für (vordergründig) Beiläufiges, für Details eben.
Der "Tanz" zwischen Walter und Domingo hat, vor allem im Ergebnis, etwas faustisches. Etwas, im Ergebnis, leider Unausweichliches.
Wer dem bösen Pfad folgt, dem ist der Rückweg verschlossen.
Oder, wie Darth Vader sagen würde:
"Never underestimate the Power of the Dark Side."
Hier geht es ums Eingemachte, im wahrsten Sinne des Wortes.
"Was ist mit der Seele?"
Ganz starke Folge. 9 ca.
Folge 4: Homecoming Jesse: Ein neuer Aspekt, ein neuer Standpunkt, sehr interessant. Die Folge dreht sich rein um die Reallife-Probleme der Protagonisten, um das Leben mit Lügen.
8 ca.
Folge 5: Emotionale Familiengeschichte, passt. Und die Verstrickungen werden größer und größer...
"Willst Du kochen?"
8 ca.
Folge 6: Das Business geht los. Aber richtig!
8 ca.
Folge 7, letzte Folge der ersten Staffel: Superguter Einbruch um ein Fass zu klauen :D
Fein auch, wie diskutiert wird über die Willkühr im Bezug auf Legales und eben Illegales, auf Recht und eben Unrecht. Und über die riesige Grauzone.
Schön illustriert anhand der kubanischen Zigarren und dem gestohlenen Diadem.
8,5 ca.
Fazit insgesamt: Ich bin angefixt, oh ja, ich bin angefixt!
Herausragend gute Darsteller (allen voran Brian Cranston, besser geht es nicht!) in einer neuen Geschichte, die ironisch, aber auch knallhart erzählt wird.
Großartig. Und es geht ja erst los!
Ich brauche schnell den nächsten Schuß/die nächste Staffel.
Noch eine Schippe mehr Hoffnung für Star Wars :)
Ich hatte "Into Darkness" (wie auch seinen Vorgänger) im Kino gesehen und fand ihn richtig gut. Nicht soooo dark, wie ich erhofft hatte, aber eben echt gelungen.
Jetzt sah ich den Film noch einmal und ich muss sagen:
Das ist (immer noch) ein richtig, richtig gelungener Film!
Die Story passt, sie überfordert einen jetzt nicht, ist aber auch alles andere als dumm und/oder einfältig. Die Schauspieler sind stark und wirklich sehr gut gecastet, hier gibt es meines Erachtens keinen einzigen Jar Jar Binks, im Gegenteil, eigentlich machen alle Rollen Spaß und sind glaubhaft und zum Teil sogar immens passend besetzt (Cumberbatch und Quinto zum Beispiel).
Die Settings sind ansehnlich und schön "trekkig", also man sieht, dass sich das Team Gedanken gemacht hat, wie man am besten das alte Star Trek Feeling mit neuestem Kino verbinden kann, sie haben schön darauf geachtet, diesen wissenschaftlichen Touch (der ja Star Trek zu Star Trek macht) mitreinzukriegen.
Dazu passt die absolut gelungene Action, die schön über den ganzen Film verstreut auftaucht, die "Into Darkness" aber trotzdem nie zum reinen Actionfilm degradiert. Tolle Bilder kommen da zustande (zum Beispiel als die Enterprise aus dem Meer auftaucht), aber sie erdrücken eben nicht die Geschichte und die Charaktere.
Dazu ist "Into Darkness" sehr kurzweilig und abwechslungsreich und auch, immer wieder, sehr witzig.
Der Film schafft einfach den höchst schwierigen Spagat, ein riesiges, klassisches Franchise in die Neuzeit zu hieven, dabei seinem (alten) Konzept treu zu bleiben und dennoch hochmodern auszusehen.
Hut ab vor J.J. Abrams, das hat er richtig ordentlich hinbekommen.
Star Wars kann also kommen, langsam läuft ja jetzt dann auch die heiße Phase an (in den Lebensmittelketten steht auch schon seit Wochen die ganze Weihnachtsschnabulation in den Gängen, so ähnlich fühlt es sich langsam für den Sternenkriegerfan an: Bald beginnt es, bald beginnt es!!! :D ).
Fazit:
Das passt. Und zwar alles.
So transformiert man klassische Stoffe ins neue Jahrtausend.
Bitte weitermachen J.J., bitte ganz genau so weitermachen!
Peter Stormare ist wie geröstete Mandeln auf einem leckeren Eis mit Sahne, wie das kalte Bierchen nach Feierabend, wie der Sprung ins erfrischende Wasser an einem heißen Sommertag.
Er macht schlicht den kleinen, feinen, unbezahlbaren Unterschied.
Wenn Peter Stormare in jedem Film wäre, den es gibt, dann würde es keine schlechten Filme mehr geben.
Hach Peter, Danke für alles! ♥ ♥ ♥
Michael Bay versucht eine Satire zu drehen.
Das muss man erst mal sacken lassen :)
Das ist in etwa so, als ob eine Pornofilmcrew in den Dschihad ziehen würde um gegen Masturbation zu kämpfen...
Was ich aber klar sagen muss: Ich habe 130 Minuten schon deutlich ununterhaltener verbracht, ich mag Ed Harris (eh immer!) in seiner Rolle als Ed Harris als Detektiv und ich mag The Rock (ebenfalls immer), auch wenn er mittlerweile eher The Rocks heißen müsste, oder Two and a half Rocks, so atomar todesstabil wie er sich inzwischen hingepumpt hat.
Auch habe ich immer wieder mal schmunzeln müssen und schön dreist ist "Pain & Gain" auch öfters, hier werden wahrlich keine Gefangenen gemacht.
Und trotzdem, immer wieder dachte ich (ich glaube ein paar mal sagte ich es auch laut, obwohl ich "Pain & Gain" alleine anschaute):
Alter, das ist doch kein Film!
Was auch immer es ist, ein echter Film ist es nicht.
Die Story ist so Nichtstory (ja, da kann man hundert mal einblenden "It´s a true Story!", macht es für mich nicht besser), so konfus aufgebaut und so arg auf "Seht alle her, ich bin mega Special!" getrimmt, dass ich öfter mal lachen musste, einfach weil es so schön doof ist.
Und das quasi ununterbrochene Ansprechen des American Dream, was zum Geier soll das?! Nur weil ich einen aufgepumpten Einzeller anschreie: "Sei smart, werde Satire!!!", wird er noch lange nicht hintersinnig und klug. Er bleibt ein aufgepumpter Einzeller, der sich vielleicht ein wenig schämt, weil er dem Anschreier zu plump und einzellig ist.
Wobei ja der Schuldige der Anschreier (in dem Fall Michael Bay) ist, denn er hätte es schlicht besser wissen müssen, im klassischen "Schuster bleib bei deinen Leisten"-Stil, oder, wie hier:
Bay bleib bei deinen Anti-Satiren.
Insgesamt ist "Pain & Gain" dennoch das beste, weil kurzweiligste und abwechslungsreichste Produkt, welches Michael Bay seit Dekaden abgeliefert hat. Und auch wenn ich hier, wie oben beschrieben, keinen "echten Film" entdecken kann, würde ich mir im Zweifelsfall wünschen, dass Michael Bay sich öfter mal an kleine, andere, strange, weirde Geschichten wie diese ranwagt.
Tausend mal besser als der typische Bay Film ist "Pain & Gain" nämlich in jedem Fall.
Straight Outta 08/15
Leider.
Sehr lange schon fieberte ich "Straight Outta Compton" entgegen, vor ca. zwei Jahren las ich zum ersten Mal, dass der Film gemacht werden würde und ich dachte nur:
Sofort! Ich will diesen Film jetzt sofort sehen!
Ich bin mehr der Rock-Singer Songwriter-Gitarren-Typ, dennoch höre ich (auch) schon immer gerne Rap/Hip Hop, vor allem wenn es abgeht (Rage against the Machine, Beastie Boys, Body Count etc.), einfach gechillt ist (ATLiens von Outkast ♥, Cypress Hill), oder eben einfach was kann (da wären wir dann eben bei NWA angekommen, oder dem Wu-Tang Clan, oder Dr. Dre nach NWA). Ich nahm natürlich Snoop Dogg und 2Pac mit und später dann auch Eminem, und bis heute steh ich auf Rap, auch wenn die älteren Sachen mir viel mehr zusagen als neueres Zeug.
Von daher: Große Vorfreude auf "Straight Outta Compton"!
Und letzte Woche dann also endlich ab ins Kino, mit einem meiner allerengsten Freunde, welcher ein noch viel größerer Rap-Fan ist, als ich es bin.
Vorher noch schnell die grüne Brille geschnappt und ab ging es...leider nicht.
"Straight Outta Compton" geht einfach nicht ab, zumindest nie so richtig, also so vollkommen, wie ich es mir vorstellte.
Der Film hat in meinen Augen keine einzige, wirklich herausragende Szene, im ganzen Film vermag ich Nirgends "das Besondere" zu finden. Alles ist Schema F, alles ist Drehbuch, alles ist dramaturgisch so hingequetscht, dass es auch ja in ein 08/15 Music-Biopic reinpasst.
Es fühlt sich einfach nicht echt an, nicht wahrhaftig, nicht streetmäßig, nicht Ghetto genug, nicht Gangster genug.
Und die oft erwähnte Polizeiübergriffthematik empfand ich teilweise schon an der Grenze zur Parodie. Wenn es richtig ernst wird (Rodney King, die Riots), zappt der Film einfach weg.
Überhaupt: "Straight Outta Compton" ist ein klassischer Zapp-Film.
Alles mögliche wird kurz angerissen und Zapp:
Der Film springt woanders hin.
Man denkt kurz jetzt wird ein Charakter etwas tiefschichtiger angegangen und Zapp:
Der Film lässt den Charakter fallen und reißt abrupt irgendetwas anderes an, was er dann genauso schnell wieder negiert.
Die Werdung der Jungs zur Band: Zapp, Zapp, Zapp, auf einmal sind sie NWA, einfach so, man bekommt vom Prozess quasi nichts erzählt, gerade eben noch im Kinderzimmer und im nächsten Moment schon auf der Showbühne...
Auch die Trennung der Jungs wird mehr oder weniger kaum bis gar nicht merklich vollzogen, auf einmal sind sie halt getrennt.
Ganz ehrlich: Ich habe das im Kino überhaupt nicht wirklich mitbekommen, erst ein paar Szenen später wurde mir klar:
Ah, okay, sie sind jetzt also tatsächlich komplett getrennt, gut zu wissen...
Und der Film ist unheimlich redundant. Er hat zahllose Szenen die sich wiederholen, er reiht Szenen an Szenen, welche im Grunde wenig bis nichts erzählen. Bei einigen Szenen (zum Beispiel als die Jungs im Hotel mit einigen Mädels feiern und sich mit einem der Freunde der Mädels battlen) sagte ich zu meinem Freund: "Alter, wenn auf diese Szene nichts mehr folgt, sie also nirgendwo hin führt, ist diese Szene schlicht komplett lächerlich und bescheuert, die Szene ist nur im Film um zu zeigen "UH, the Boys in the Hood are always hard..." quasi".
Und auf keine einzige dieser Szenen folgte dann auch nur ein Hauch von Weiterführung.
"Straight Outta Compton" könnte unglaublich viel erzählen, tut es aber nicht. Er reißt an und lässt fallen.
Und frisst sich an Dingen fest, die man hätte aussparen, bzw. kürzer erzählen können.
Paradoxerweise: Der Film ist viel zu lang (147 Minuten) und hätte, um richtig gut zu werden, viel länger sein müssen.
Was aus den Jungs wurde, was aus Hip Hop wurde, was aus den Staaten wurde, was aus Compton wurde, was aus dem Lebensgefühl wurde, was aus dem Aufbegehren eben gegen die Polizei, den Staat, die Obrigkeit wurde: Das alles verschenkt "Straight Outta Compton".
Der Film hätte über Obama bis nach Ferguson führen können, bis zu den zahllosen heutigen Problemen der Vereinigten Staaten, welche (unter anderem) ja vielfach aus der Zeit der frühen NWA stammen und deren Flammen bis Heute lodern und, wie ja jüngst wieder, immer wieder bedrohlich aufflackern.
"Straight Outta Compton" verschenkt sein Potential.
Und doch ist "Straight Outta Compton" kein schlechter Film.
Er unterhält schon, wenn die Musik kommt (in meinen Augen hätte sie viel öfter kommen sollen!) kriegt man - sofern man etwas für diese Art von Musik übrig hat - sofort eine Gänsehaut. Die Schauspieler sind teilweise super gewählt (Ice Cube Junior als Ice Cube Senior ist eine Bank, top auch die Schauspieler die Snoop und 2Pac verkörpern), richtig langweilig wird es selten.
Das Dr. Dre und Ice Cube den Film produziert haben, merkt man allerdings zu jeder Sekunde. Sie sind quasi als Engel dargestellt, was öfters fast schon zum Fremdschämen anregt. Suge Knight ist der Dämon der Dämonen, Eazy E der verlorene Sohn (sein "Heimkommen" ist sooooo schmalzig rübergebracht worden...) und Paul Giamatti ist der liebenswürdige Don King. Das ist mir alles viel zu schablonenhaft und wenn man etwas recherchiert zuweilen auch schlicht falsch und immens einseitig dargestellt.
Lange Rede, kurzer Sinn:
Ein grad noch okayer Film, der seine (eigentlich zahlreich vorhandenen) Trümpfe total verschleudert.
Ein Film der alles gehabt hätte, um etwas Großes, Wichtiges zu werden.
Robert De Niro sagt in "In den Strassen der Bronx":
"Du kannst alles machen, was Du willst, das Schlimmste im Leben ist verschwendetes Talent".
In diesem Sinne hat "Straight Outta Compton" sein Talent verschwendet, "In den Strassen der Bronx" könnte man so niemals bestehen...
PS: Ich habe wegen der Synchro (mein Freund wollte den Film lieber auf deutsch sehen) keine Punkte abgezogen - der Film an sich kann ja nichts für seine Synchro - , aber wenn ich in einem solchen Film Sätze ins Deutsche übertrage, welche dann zum Beispiel lauten:
"Man, dem werde ich aber ordentlich den Marsch blasen..." (den Marsch blasen! WTF?!).
Dann, ja dann habe ich als Synchroübersetzungsjoe denn Schuß wahrlich nicht gehört...
Man kann über den Mann ja sagen was man will (die meisten werden wohl etwas Schlechtes über ihn sagen wollen :D).
Aber dass er keine Eier hätte, das kann man nach dieser Filmkritiker-Uff die Fresse-Aktion hier nicht mehr sagen (aus Wikipedia):
"Im Spätsommer 2006 lud Boll fünf seiner größten Kritiker (Richard Kyanka, Jeff Sneider, Chris Alexander, Carlos Palencia Jimenez-Arguello und Nelson „Chance“ Minter) nach Vancouver zu einem Boxkampf gegen ihn ein. Boll begründete die Aktion:
„Wenn die mich fertig machen wollen, sollen sie es doch versuchen!“
Boll gewann alle fünf Kämpfe [...]."
Hach, zu schön, wie manche Leute zum Film kamen...
"Wilder wohnte 1927 in Berlin-Schöneberg (Viktoria-Luise-Platz 11) zur Untermiete: „Eineinhalb Jahre. Ein winziges Zimmer mit düsterer Tapete. Wand an Wand mit einer ständig rauschenden Toilette.“
Hier begann auch seine Filmkarriere, als der Direktor einer Filmgesellschaft, Maxim Galitzenstein, sich in Unterhosen aus dem Schlafzimmer der Nachbarin in Wilders Zimmer flüchten musste und deshalb nicht umhin kam, dessen erstes Drehbuch zu kaufen."
( - aus Wikipedia -)
So, nun habe ich zum vierten Mal - diesmal in OV und nicht ganz nüchtern -"RoboCop" uncut geschaut. Und es müssen nun doch noch ein paar kurze Worte zusätzlich gemacht werden (eigentlich gibt es hier nämlich schon einen Kommentar von mir zu "RoboCop").
"RoboCop" ist von 1987, also fast 30 Jahre alt, und was er erzählt, um was er handelt, ist so extrem aktuell (und zukünftig wird es immer aktueller werden)!
So wahr, so nah dran, so real.
Wegen all seiner Gewalt, wegen all seiner Schauwerte, wegen seiner Actioness: Unterschätzt.
Denn "RoboCop" ist nicht nur Bumm-Bumm, nicht nur Freakfilm, nicht nur Granate.
Dieser Film ist im Kern so was von Satire!
Dieser Film ist ein Menetekel, eine Nachricht aus der Vergangenheit/Zukunft:
Privatisierung, Monopolentwicklungen, Technik, Fortschritt, KI, Wirtschaft, Geld, Aktien, Outsourcing, Kapitalismus härtester Prägung.
Das alles hat seine Schattenseiten, seine Folgen, Aktion-Reaktion, alles kommt zurück.
Ein zeitlos wahrer, durch sein vieles Blut womöglich verschmierter, verschleierter Film, als ob man erst die Blutkruste abschälen müsste, um seine Größe zu erkennen.
Denn ja, "RoboCop" funktioniert durchaus als reiner, bockelharter, derber Reißer, als purer Gewaltfilm.
Er funktioniert aber eben auch als Metafilm, als Diskussionsfilm, als Metapher.
"RoboCop" hat den Ruf ein guter Film zu sein, gelungen zu sein, stark zu sein. Für mich ist er noch um ein vielfaches größer.
Vor allem, wenn man zum "Dazudenken" bereit ist, wenn man bereit ist, das nicht Gezeigte eben durch eigene Gedanken zu ergänzen.
Ein Überfilm, wenn man ihn eben abseits aller Gewalt zu entdecken bereit ist, wenn man die Achtziger-Stop-Motion-Action zu goutieren bereit ist, wenn man über das reine Konstrukt (getöteter Polizist wird zum Cyborg) hinauszugehen bereit ist.
Dann, ja dann ist "RoboCop" mehr als nur ein Meilenstein.
Dann ist "RoboCop" ein singulärer "Alleinstein", ein knallharter Brocken mit der Tendenz zum vorausschauenden Wisserfilm.
Auf mehreren Ebenen: Action, Drama, Satire. Und eben Meta.
Für mich ist "RoboCop" mittlerweile, nachdem ich ihn eben immer wieder geschaut habe, fast auf Augenhöhe mit dem ersten Teil von "Terminator" (T1 ist, by the way, auch so ziemlich der einzige Film, den man nach "RoboCop" schauen kann, wenn man "mehr" will).
Ein Lob also, das nicht größer ausfallen könnte.
Viel mehr kann ein Actionfilm nicht draufhaben.
Hui, ich hätte gar nicht gedacht, dass "Brautalarm" teilweise SO verhasst ist...
Was sollte eine Komödie können, um sich als gelungen bezeichnen zu dürfen?
Nun, sie sollte wohl so einiges können, aber eines ist unabdingbar, eines MUSS sie können:
Sie muss Dich zum lachen bringen, sie muss schlicht witzig sein.
Oder besser: DU musst es als witzig empfinden, Humor ist ja teilweise höchst subjektiv in seiner Wirkung.
Und ein guter Lacher ist wie ein sich stark kitzlig ankündigender Nieser, wie ein sich machtvoll anmeldender Furz:
Du musst Dich schon sehr anstrengen um es zu unterdrücken und gesund wäre es auch nicht :)
Von daher ist "Brautalarm" für mich schlicht eine gelungene Komödie, denn ich musste lachen, mehrmals, teilweise sogar recht laut.
Das hier Frauen im Fokus stehen, ist oft Mittelpunkt der Kritik, bzw. der Auseinandersetzung mit "Brautalarm".
Warum eigentlich?!
Ist doch eigentlich total egal, bzw. sollte es total egal sein.
Ist Fäkalhumor fäkaliger, wenn er von Frauen, statt von Männern zelebriert wird, ist ein Kotzschwall kotzschwalliger, wenn er einer Frau, statt einem Mann aus dem Gesicht schießt?
Eigentlich nicht wirklich, oder?
In meinem Umfeld gibt es einige etwas derbere Frauen, die dreckigere Witze erzählen als andere Menschen (in dem Fall: Männer), die auf Partys völlig durchdrehen und danach schlimmer untergehen als der größte Teil ihrer männlichen Pendants und die eine Riesenklappe haben und sich eben einfach ausleben, eben so wie sie es für richtig halten. Und das ist verdammt gut so!
Gender hin, Gender her, klar ein wichtiges Thema, aber bei einer Komödie sollte einfach zählen wie sehr sie einen zum lachen bringt. Ende.
Das Problem von "Brautalarm" ist eher, dass dem Film ab der Hälfte (ziemlich genau nach der heftig diskutierten "Brautkleidladenszene") schlicht die Luft ausgeht.
"Brautalarm" legt einfach los wie eine Rakete und haut wunderbare, teilweise sehr derbe, stark gespielte Gags und Lacher und Charaktere raus, aber dann geht der Rakete eben langsam der Treibstoff aus und der Restflug wird mit gedrosseltem Tempo zu Ende geführt (aber gute, witzige Anteile hat der "Restflug" durchaus immer noch zu bieten).
Das Ganze ist allerdings wirklich klasse und ehrlich und richtig gut gespielt, vor allem von Kristen Wiig und Rose Byrne.
Aber auch die kleineren Rollen überzeugen, am meisten gefiel mir Wendi McLendon-Covey als 3-fach Mutter Rita, und als Rebel Wilsons Charakter Brynn - herrlich dämlich, fast schon grenzdebil - erläutert, was sie dachte, als sie Kristen Wiigs Tagebuch las, musste ich meiner Schwester (die den Film bei sich Zuhause auch gerade zum ersten Mal schaute) sogar eine schnelle SMS schicken, weil ich es so erfrischend witzig fand.
Annie: What diary?
Brynn: You're diary proved very interesting to read.
Annie: You read my...you read my journal?
Brynn: At first I did not know that it was your diary, I thought it was a very sad handwritten book.
Dass Melissa McCarthy für ihre Rolle eine Oscarnominierung bekommen hat, finde ich zwar etwas hoch angesetzt, aber ihre Interpretation der strangen Megan ist tatsächlich eine Wucht. Als sie bei der Partyplanung den Fight Club für Frauen vorschlägt, habe ich losprusten müssen.
"Female fight club. We grease up, we pull in.
Lillian doesn't know so it's 'Surprise, we're going to fight!'
We beat the shit out of her."
Im Endeffekt macht "Brautalarm" vieles richtig, vor allem in Punkto Humor, teilweise gelingen ihm auch wirklich authentisch wirkende emotionale Szenen.
Der Film legt halt in meinen Augen einfach (zu) stark vor um dann (relativ) stark nachzulassen, aber eine gelungene Komödie, in der Gesamtheit, das ist "Brautalarm" für mich in jedem Fall.
"Homeboy" schwitzt und stinkt und atmet Suff, er kommt aus einer Zeit, in der in den Staaten noch so richtige Dirty Movies gemacht wurden...
"Homeboy" ist ein Film, den ich schon ewig sehen wollte, ist er doch einer der letzten "Ur-Rourke-Filme", entstanden 1988, kurz vor Mickey Rourkes zwischenzeitlichem Karrierende in Hollywood, kurz bevor er es sich mit 99,99% der Traumfabrik komplett verschissen hatte.
Und ich dachte immer: "Homeboy" ist sicher wie ein früher "The Wrestler", als Randy The Ram noch fit (und schön) war.
Aber dem ist nicht wirklich so.
"Homeboy" ist anders. "Homeboy" ist viel weniger subtil, viel weniger Psychostudie, "Homeboy" ist viel mehr erdig und eben Dirty Movie aus den späten Achtziger Jahren, als noch nicht alles so sauber und geleckt war.
Ein einfacher, ehrlicher, echter Film, mit einer einfachen, ehrlichen, echten Geschichte (erstmals schrieb Mickey Rourke hier das Drehbuch für einen Film!), einfach und ehrlich rübergebracht.
On Point, ein Film der sich nie, zu keiner Sekunde verhebt, oder meint etwas zu sein, was er eben nicht ist.
Einfach eben, im besten Sinne.
Okay, klar, manchmal dumme Sprüche/Dialoge und kleinere Storyhänger gibt es schon und eine achtzigermäßige Lovestory wurde auch mit reingepackt, aber das alles ist immer (noch) hinnehmbar umgesetzt.
Denn ganz schnell wird der Film dann auch wieder blutig und derb!
Und Rourke als wütendes Boxerwrack (allerdings aus heutiger Sicht unpassend mit reinrassiger 80´s Mucke unterlegt), schreiend und geifernd und randalierend im Regen, da blitzt dann eben doch ein wenig Randy The Ram durch.
Und es geht hier NICHT um Rocky, es geht hier nicht um den American Dream, den American Way of Life, es geht hier nicht um Aufstieg, nicht darum nach oben zu kommen.
Die Leute in "Homeboy" sind unten. Unten, nicht oben.
Und sie wissen wer sie sind und wo sie sind. Unten eben, da wo alles ursprünglich herkommt. Hier geht es um Lebenswege, nicht um Erfolgswege. Hier geht es um eine Chance, nicht um richtig oder falsch, hier geht es ums jetzt oder niemals.
Und Dreck am Stecken hat hier jeder und ganz von unten wegkommen wird hier keiner.
Kein großer Anspruch, kein Bling-Bling, Alkohol, Fäuste, hart, auch oft soft, teilweise mit Schmalzmucke unterlegt, Boxerdrama, Eighties-Feeling, Kriminalität und Kämpfe, Vergnügungsparks und Blut, Schweiß und Tränen, Christopher Walken als Schmalspur-Promoter und Teilzeit-Gangster, Mickey Rourke als ebenso fertige wie gutherzige ehemalige Boxhoffnung, das alles gibt es als bunte Mischung in "Homeboy" zu sehen.
Im Endeffekt sicher kein großer, wichtiger, tiefer Film, aber für sich selbst, ganz bei sich selbst, ein absolut sehenswertes, nie langweiliges, authentisches, cooles, trauriges, eben echtes Stück "Old School Rourke".
Ein einfacher Film eben, den man, gerade wenn man nicht das große Meisterwerk erwartet, vorbehaltlos schauen und (dann) auch ungeniert mögen kann.
"Wenn man das Dasein als eine Aufgabe betrachtet, dann vermag man es immer zu ertragen."
- Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach -
Sensibel, ruhig, melancholisch, humanistisch, sehr lakonisch, (meist) leise witzig und großartig geschauspielert.
Oberflächlich hat "The King´s Speech" ein bissl wenig Inhalt und sehr einschienig ist das Ganze auch erzählt (es gibt quasi nicht mal einen Hauch von Nebenhandlung). Teilweise zieht es sich auch etwas und vorhersehbarer sind wohl auch nur sehr wenige Filme, was allerdings klar der wahren Geschichte geschuldet ist, auf welcher der Film basiert, die eben zu einem Zeitpunkt stattfindet (Der Vorabend des zweiten Weltkrieges und der folgende Eintritt Englands in ebenjenen Krieg), den jeder, der auch nur rudimentär an Geschichte interessiert ist, genau kennt.
Material wie es die Academy liebt und dann auch reichlich bedachte.
Wobei man ja ganz allgemein behaupten kann, dass man Colin Firth für fast jede seiner Leistungen dekorieren könnte/sollte (er hätte schon für "A Single Man" den Oscar bekommen müssen). Hier bei "The King´s Speech" hat mir Geoffrey Rush allerdings fast noch einen Ticken mehr imponiert, er spielt seine Rolle des Mentoren (sein Charakter Lionel Logue hat fast schon etwas von einem wahrhaften Befreiungstheologen) herausragend echt, erfrischend uneitel und zutiefst philanthropisch.
Und - und dies macht "The King´s Speech" dann doch noch eine ganze Nummer besser als viele ähnlich gestrickte Filme - der Film hat etwas tief menschliches, er hat ein Herz für die, die es mit etwas zu tun haben, das eigentlich eine Nummer zu groß für sie ist, ein Herz für alle Zweifelnden, Verzweifelten, ein Herz für jene, denen das Leben riesige Brocken hinwirft.
Ich kann das schwer in Worte fassen, aber dankbarerweise brauche ich das auch gar nicht tun, denn zum Glück gibt es hier auf moviepilot ja die gute Jenny von T! Jenny beschreibt in ihrem Kommentar grandios jenes "Zwischenetwas des Nichtzeigbaren aber eben doch vorhandenen", das in "The King´s Speech" eben immer mitschwingt, ohne das man es wirklich greifen kann. Also bitte einfach einmal (oder nochmal) hier bei Jenny nachlesen, was den Film wirklich ausmacht, was ihn im Innersten zusammenhält, sozusagen:
http://www.moviepilot.de/movies/the-king-s-speech/comments/756766
Im Endeffekt ist "The King´s Speech" also ein sehenswerter Film, der insgesamt gesehen womöglich die ein oder andere Lorbeere zu viel abbekommen hat (haben die internationalen Filmpreis-Jurys erst Blut geleckt, schießen sie ja gerne Mal über das Ziel hinaus...).
Gerade im Mainstreambereich (vor allem im Vergleich mit anderem Oscarmaterial) aber ganz klar ein richtig starkes und empfehlenswertes Werk, mit einer ganz eigenen Note und einer schönen und wichtigen Botschaft: Du bist nicht allein! Zusammen schaffen wir das!
Hemdsärmeliger Halb-John McClane, unterwegs mit der Con Air, klappert mit der Outland-Demolition Man-Schlange.
Also alles schon mal dagewesen, ab und an kopiert "Lockout" sogar Kopien von Kopien.
Aber recht kurzweilig ist es trotzdem, Guy Pearce überrascht als zynisches Hartei und das Tempo und die Schauwerte gehen meist auch ziemlich in Ordnung.
Insgesamt ist das Ganze dann allerdings doch schon etwas unausgegoren, teilweise sehen die Tricks nämlich leider aus wie Computerspiel Mitte letztes Jahrzehnt und der Spannungsbogen ist auch nicht wirklich durchgehend straff gedehnt.
Peter Stormare geht allerdings natürlich absolut IMMER, auch wenn seine Rolle leider recht dämlich geraten ist, also vom Drehbuch her (Stormare himself KANN ja aber schlicht gar nicht nerven!).
Und zum Teil sehr lakonisch-onelinerisch-witzig ist "Lockout" durchaus, das muss man ihm dann doch schon lassen.
Großer Wurf geht definitiv anders, schlechter Film aber eben auch.
Klassischer "Ich häng Samstag Nacht vor der Glotze rum und lasse mich berieseln von allem was nicht allzu scheiße ist"-Film.
"Der amerikanische Freund" ist einer der Hauptgründe, warum der neue deutsche Film so schrecklich vermisst werden muss...
Der krebskranke Bruno Ganz wird Mitte der Siebziger über Dennis Hopper angeheuert einen Mord zu begehen, um mit dem Blutgeld, nach seinem nahenden Tod, seine Familie absichern zu können.
Aber der Film ist so viel mehr!
Großes, persönliches Drama, Familientragödie, Zeitbild, Charakterstudie, Freundschaftsgeschichte, entschleunigter Thriller, kontemplativer Krimi.
Lakonie pur (vor allem Hopper als Tom Ripley), spannend, leise und ganz beiläufig komisch, ruhig und doch unruhig, selten hektisch aber oft unheilschwanger. Eine tiefe Melancholie durchzieht den Film und doch schwingt immer die Hoffnung mit und eine kaum zu erklärende Sogwirkung setzt bei "Der amerikanische Freund" ein, sofort, unmittelbar. Großartig!
Dokumentarisch anmutend und doch voller "Drehbuch", also voller Absicht, voll von grundverschiedenen Ideen, undurchschaubar, differenziert, ganz eigen. Wunderbar persönlich und tief authentisch und echt in der Wirkung.
Wim Wenders zelebrierte hier europäischen Film pur, im besten Sinne, international (Hamburg-München, New York, Paris) stattfindend und in mehreren Sprachen formuliert, keinem einzelnen Land zugehörig, keiner archetypische Herangehensweise folgend, ganz eigen.
Nur und schlicht dem echten, eben grenzenlosen Kino ergeben.
Dass alle zwielichtigen Rollen von Wenders mit Regisseuren (unter anderem Samuel Fuller und Nicholas Ray) besetzt wurden, "„weil das die einzigen richtigen Gauner sind, die ich kenne, und die einzigen, die über Leben und Tod ähnlich lässig verfügen wie die Mafia.“, setzt dem Film sozusagen noch ein cineastisches Sahnehäubchen auf.
"Der amerikanische Freund" ist einer der großen, kleineren Klassiker des internationalen Films deutscher Herkunft.
Der frühe Brian De Palma - der grausam konsequente Brian De Palma
"Blow Out" funktioniert auf ganz vielen Ebenen, von der Geschichte her, vom Ton her, vom Hintersinn des Ganzen her, vom Bezug dieses Filmes auf andere Filme, auf Filmtechnik und auf Film an sich.
Politik, Korruption, Lüge, Sex, Erpressung, Gefahr, Täuschung, Verderben, Verschwörung, die Wahrheit als variabler Standpunkt, als veränderbare Momentaufnahme.
Hitchcock, Antonioni, De Palma feiert seine Vorbilder.
Auch "The Conversation", das Paranoiadrama seines guten Freundes Francis Ford Coppola, wird De Palma deutlich vor Augen gehabt haben.
"Blow Out" mutet teilweise wie eine (extrem gelungene!) Art Pulp-Version von "The Conversation", bzw. seines Protagonisten Harry Caul/Gene Hackman an.
Zynisch direkt, perfide verworren, reflektiert hundsgemein:
Ein wirklich vielschichtiges Drehbuch und eine durchgehend hochspannende, ganz stark visuell und akustisch ausgerichtete Umsetzung, mit einem (fast) schon misanthropisch anmutendem
Anti-Happy End.
Ein fieses kleines Meisterwerk.
Mehr Musikdoku geht nicht.
Bob Dylan ist, wenn es das gibt, also wenn es jemanden gäbe, der dies sein könnte, der Jesus der Songs, mehr noch der Mohammed (im Bezug auf sein "Prophetentum") des modernen Liedgutes, wenn man religiöse Vergleiche heranziehen will, was sich bei Dylan fast schon aufdrängt, in meinen Augen.
"No Direction Home" untermauert dies eindrucksvoll, massiv, breit gestreut, vollkommen. 3 1/2 Stunden lang wird hier von Marty Scorsese ein zeitgeschichtliches Bild aufgezeigt, ein Stück Menschheitsgeschichte dokumentiert, ein persönlicher Weg nachgezeichnet, der verquickt ist mit wahrlich ALLEM, was in den frühen Sechziger Jahren passiert ist, primär in Amerika, sekundär weltweit.
Dylan als Projektionsfläche des denkenden, zweifelnden, persönlich freien, reflektierten Menschen. "No Direction Home" zeigt zu wie viel Reflexion der Mensch fähig sein kann, wenn er eben über sich selbst, im Bezug auf die (sogenannte) Moderne, bereit ist nachzudenken, zu sinnieren, sich selbst und sein komplettes Umfeld in Frage zu stellen.
Immer zu zweifeln, darum geht es.
Vor allem in der Hinsicht, dass der Mensch sich von Generation zu Generation emanzipiert, also dass er nicht stehenbleibt.
Dies ist nichts, was immer zwangsläufig bedeutet, dass alles besser wird (die Geschichte hat ja oft genug gezeigt, dass der Mensch nicht immer dazu lernt, oft in alte, eigentlich überholte Muster zurückfällt),
aber dass der Mensch eben immer im Wandel ist und er schon deshalb nicht als gut oder böse bezeichnet werden kann.
"No Direction Home" sagt, für mich, dass der Mensch, eben WEIL er immer in Wandlung ist, einen Wert besitzt, der über gut und/oder böse, richtig und/oder falsch weit hinausgeht.
Der Mensch ist und wird.
Wie Dylan eben.
No Direction Home, im wahrsten Sinne des Wortes, denn es gibt eben kein endliches Zuhause, es geht um Reise, um den Weg.
Und Dylan vertont diesen Weg.
Das zeigt der Film.
Und der Film zeigt, dass der einzelne Mensch (hier Dylan) niemals allen und allem gerecht werden kann. Und/Oder will!
Viele Menschen zusammen entscheiden oft falsch, ein einzelner aber genauso.
Ein Mensch ist ein Mensch, also eben kein Gott, also eben immer fehlbar, oft verletzend, immer verletzlich. Nicht perfekt. Er kann nicht perfekt sein, alleine schon weil er nicht weiß was "Alles" bedeutet, also worum es wirklich geht. Er muss glauben, vertrauen, denn er weiß ja eben nicht.
Wie Dylan eben, er will nicht verantwortlich sein, denn er kann es gar nicht.
Abseits von all diesen "Andi-Reinprojezier-Gedanken":
Ein maximal alles ausschöpfender Musik/Dokumentar-Film.
Du setzt Dich ernsthaft mit Musik und Zeitgeist und Geschichte auseinander?
Dann führt an "No Direction Home" kein Weg vorbei.
Ein Brocken und ein Abgrund gleichermaßen.
Ein unglaublich heftiger, extrem harter, schlimm wahrer Alptraum.
Einer der wichtigsten Filme die je gemacht wurden.
Einmal und dann nie wieder.
Aber einmal sollte - eigentlich müsste - jeder Mensch "Mysterious Skin" anschauen.
Denn dieser Film ist wie ein Mahnmal, sein Thema - sexueller Missbrauch von Kindern und die Folgen - , also dieses Thema ins Bewusstsein ALLER Menschen zu bringen, ist eines der wichtigsten Themen überhaupt.
Die Zerstörung, die Missbrauch anrichtet, ist leider überall dort aktiv, wo Menschen zusammenleben. Es ist leider eines der menschlichsten "Vorkommnisse" überhaupt und es ist so weit verbreitet, dass man es kaum glauben will.
Gerade deshalb sind Filme wie "Mysterious Skin" so immens wichtig, denn sie zwingen dazu hinzuschauen.
In meinem nächsten Umfeld (also Menschen die ich persönlich sehr gut kenne, nicht "Irgendwer aus meinem Dorf") kenne ich ein halbes Dutzend Fälle von Kindesmissbrauch. Zum Teil liefen diese Übergriffe über viele Jahre, in allen Fällen kannten die Opfer die Täter, in manchen Fällen waren die, die das Kind am engsten schützen sollten, die, welche es missbrauchten. Ich will damit zum Ausdruck bringen, dass Missbrauch eben "Nebenan" passiert, dass wir alle Opfer und Täter kennen, auch wenn uns oft sicherlich nicht bewusst ist, dass diese Übergriffe stattfanden, stattfinden. Dazu kommt die Dunkelziffer, die hier mit Sicherheit massiv hoch angelegt werden muss.
Und - und dies ist ja der "noch größere Abgrund im großen Abgrund" - Missbrauch passiert ja nicht und hört danach, wenn die Übergriffe enden, auf.
Die Menschen tragen ihre Wunden ja ein Leben lang! Können oft erst viel später (oder auch nie!) darüber reden, werden immer wieder eingeholt von ihren schlimmen Erlebnissen. Die Vergangenheit hört nie auf.
Ein riesiges, abgründiges, aber eben absolut alltägliches Drama und deshalb eben ein so zentrales Thema, vor dem wir uns aber oft versuchen zu verschließen, eben weil es so schlimm ist, weil es so weh tut sich damit auseinanderzusetzen.
Und weil "Mysterious Skin" sich des Themas so umfassend annimmt und es schafft sein Thema hoch sensibel, sehr direkt und ungeschönt und ehrlich anzugehen, ist dieser Film in meinen Augen so wichtig und wertvoll.
Einen solchen Film zu bewerten allerdings, ist wirklich nicht leicht.
Ich musste mich durchkämpfen, musste immer wieder weinen (gegen Ende eher schon schluchzen), habe immer wieder geschaut wie viele Minuten der Film noch läuft, einfach weil ich wollte das ich es "überstanden habe". Das Thema geht mir unglaublich nahe (so wie wohl fast allen Menschen), gerade weil ich an die Menschen denken musste, die ich persönlich kenne ( die sexuellen Missbrauch erlebt haben) und eben an die hohe Dunkelziffer. Der Film hat mich wahnsinnig beklommen gemacht, er hat mich tagelang "nicht losgelassen".
Für einen solchen Film Punkte zu vergeben, geht also eigentlich an jedem Richtwert vorbei. Ihm 10 Punkte mit Herz zu geben, bringe ich quasi nicht über mein Herz, ihm unter 10 Punkten zu geben, wäre allerdings paradox.
Dieser Film ist unendlich viele Punkte wert und zugleich will ich diesen Film nicht noch einmal sehen "müssen".
Ein Zwangsfilm, ein Ereignis, ein Film der gesehen werden muss, der durchlitten werden will.
Und mir fehlen schlicht die Worte um diesen Kommentar "richtig" zu beenden.