Andy Dufresne - Kommentare

Alle Kommentare von Andy Dufresne

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    Andy Dufresne 31.07.2015, 06:16 Geändert 28.08.2015, 05:56

    Wenn eine Zivilisation ihr Verfallsdatum überschritten hat, heißt dies nicht zwangsläufig, dass sie dann aufhört zu existieren.
    Sie darbt, wird zum Moloch, rottet vor sich hin.
    Sie ist noch da, auch wenn ihr "göttlicher Funke“ verglüht ist, die Intension aufgebraucht wurde, ihr Zweck sich erfüllt hat (oder auch nicht?), ihr Zenit weit überschritten ist.
    Technisch weit gediehen, die Natur zerstört, bestenfalls künstlich kopiert, menschlich, humanistisch am Ende.

    In einer solchen Zeit ist "Blade Runner“ angesiedelt.
    Menschen ohne menschliche Regungen jagen Menschkopien.
    Diese Regungen sind fast nur noch in den Menschkopien zu finden, das macht sie so gefährlich.
    Obwohl diese Menschkopien im Gegenwart-Moloch geboren, geschaffen wurden, beziehen sie ihre Existenz, ihren Funken, aus einer vergangenen Epoche, als noch gefühlt wurde, als es noch eine andere, möglicherweise bessere Zukunft gab.
    Trotz ihrer Obsoleszenz, ihrer begrenzten Zeit, entwickeln sie Absichten, Visionen, Hoffnungen.
    Sie wollen (mehr) leben, sind sich selbst bewusst.
    Wollen lieben („Sie wird sterben und das kann ich nicht zulassen.“).

    Sie sind auf dem Weg menschlicher zu werden als der gescheiterte, „abgelaufene“ Mensch selbst.

    Und weil verlernt wurde, was Kant einst formulierte mit den Worten
    „Die höchste Aufgabe des Menschen ist zu wissen, was einer sein muß, um ein Mensch zu sein.“, müssen sie sterben, wenn sie dem gefallenen, “echten“ Menschen zu nahe kommen.

    "Kann der Schöpfer das reparieren was er geschaffen hat ?"

    Dystopie, Film Noir, Science Fiction, Action-Thriller, voller biblischer Motive, voller Fragen, voller Ästhetik, voller Metaphern, unglaublich feinst ausgestattet, klanglich extrem passend untermalt, großartig gespielt und pefekt inszeniert, einzigartig und Vorbild, "Blade Runner" ist so vieles.

    Erst vor kurzem las ich zum ersten Mal "Do Androids Dream of Electric Sheep", das Buch von Philip K. Dick, auf dem "Blade Runner" basiert, deshalb gibt es "nur" 9 Punkte für diesen ansonsten perfekten Film.
    Denn was die Vorlage im Kern ausmacht (also laut meiner Auffassung), lässt der Film komplett weg.
    Im Buch ist eine erlogene, in Wahrheit völlig nichtexistente Religion der letzte Anker der Menschen, der sich schlussendlich als eben sinnlos und obsolet herausstellt.
    Das hat mich beim Lesen des Buches am meisten fasziniert, dieses Thema zieht sich durch die ganze Geschichte und der Film filtert diese Ebene eben komplett raus.
    Das ist durchaus in Ordnung so, ich verstehe auch warum Scott diesen Aspekt der Geschichte negiert haben könnte (aus dramaturgischen, visuellen Gründen und weil dann aus einem dynamischen, visuellen Actiondrama wohl eher ein moralphilosophisches Metawerk entstanden wäre, also ein komplett anderer Film), dennoch war eben gerade der "weggelassene Teil" mein Lieblingsaspekt der Geschichte, es war der Teil, der mich am meisten packte und ich glaube auch, dass es der Teil ist, auf den Philip K. Dick am meisten wert legte.

    Abseits dieses kleinen Punktes bleibt "Blade Runner" selbstverständlich ein wirklich herausragender, ganz besonderer Film, der seinen Ruf als Großmeilenstein des Science Fiction Filmes absolut gerechtfertigt genießt.

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    • 6 .5
      Andy Dufresne 30.07.2015, 22:37 Geändert 30.07.2015, 23:42

      Äußerst tendenziell, äußerst einseitig und plakativ, im reinsten, Moore´schen Sinne polemisch.

      Aber: Wenn ich sagen würde "Krieg ist immer scheiße!" und ich dabei vernachlässigen würde, dass durch Krieg sinkende Arbeitslosigkeit, Industriewachstum und Patriotismus (und noch einiges mehr) positiv beeinflusst würden:
      Ich hätte trotzdem immer noch uneingeschränkt recht!

      Und so ist der Film.
      Im Grunde hat er ganz einfach recht.

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      • Andy Dufresne 30.07.2015, 22:05 Geändert 30.07.2015, 22:26

        Die Szene in "Dark Knight", wenn der Angestellte verraten will, dass Bruce Wayne Batman ist und wie Freeman/Fox darauf reagiert.
        Musste so lachen im Kino :)

        Lucius Fox: [to Reese] Let me get this straight, you think that your client, one of the wealthiest and most powerful men in the world, is secretly a vigilante, who spends his nights beating criminals to a pulp with his bare hands, and your plan is to blackmail this person?
        [Reese's face falls and Fox smiles]
        Lucius Fox: Good luck.

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        • “Why do we fall? So we can learn to pick ourselves up.”

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          • 5 .5
            Andy Dufresne 30.07.2015, 01:27 Geändert 21.11.2015, 05:06

            Wie sich Vincent Price, Brendan Fraser, Dennis Quaid und gar Joseph Gordon-Levitt hier rein verirrt haben, will mir so gar nicht in den Kopf.
            Wahrscheinlich hat Hasbro einfach mal so richtig dick Kohle locker gemacht für diesen Film (und eine namhafte Besetzung), der mit Channing Tatum als Hauptheld schon ganz genau richtig besetzt ist: Angemessen hohl.

            Aber gut, soviel Daueraction hab ich selten gesehen, zumal so unrealistische, sowas kann man ja ab und an durchaus auch mal goutieren.

            Ich hätte mich allerdings totlachen können, über die absolut absurde Sinnlosigkeit der ultrageheimen Unterwasserstation der Bösen (und ihrer Unterbösen und deren Unterbösen und so weiter...).
            Das Teil hat die Größe von drei Vierteln des Todessterns, wer zum Geier soll so ein Ding bauen?!
            Unter Wasser?!
            Am Nordpol?!
            7784857 Tauchbauarbeiter und Ingenieure (grob geschätzt)?
            Wäre so etwas geheimzuhalten?
            Was hätte das Ding gekostet?
            Wahrscheinlich 4638578557838 $ (noch gröber geschätzt).
            Wer soviel Asche für ein Hauptquartier raushauen kann, braucht die Welt eigentlich nicht mehr zu erobern, monetär gesehen hätte er es nämlich schon gemacht/geschafft.
            Aber okay, die Jungs vom Bösenverein Cobra müssen wohl halt auch einfach irgendwas zu tun haben, also quasi "Welteroberung als ABM-Maßnahme"...

            Na ja, der Film brauchte wohl eben schlicht ein ordentliches Showdownziel, vorher hat er ja sonst schon einfach alles zerstört, zerschnetzelt, explodieren lassen, oder mit Ooze wegfressen lassen - inkl. Eifelturm und einem allerletzten Rest Logik -, was noch hätte angegriffen werden können.

            Egal, ich habe schon viel Schlechteres gesehen und durchgängig zum Schmunzeln (freiwillig und unfreiwillig) ist es ja auch durchaus.

            "G.I. Joe - Geheimauftrag Cobra" ist das Sinnbild für die alte Actionfilm Regel: Beginne mit einer Explosion und dann steigere dich langsam...

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            • 8
              Andy Dufresne 29.07.2015, 23:56 Geändert 30.07.2015, 00:40

              "Du sollst nicht töten!
              Weißt du das nicht mehr!
              Gott ist tot, wie meine Beine!"

              "Geboren am 4. Juli" ist ein sehr eindrucksvoller Film von der Heimatfront des Vietnamkrieges, der zeigt, dass der Krieg alles zerstört und dass diese Zerstörung nicht aufhört, wenn der Krieg vorbei ist, im Gegenteil.

              Tom Cruise kann wirklich schauspielern, "Geboren am 4. Juli" ist wahrscheinlich der Film, in dem er dies am allerdeutlichsten zeigte.
              Verdammt schade, dass er nicht viel mehr aus sich gemacht hat (künstlerisch, also im Bezug auf anspruchsvolle, schwierige Rollen) in den folgenden Jahren, er hätte absolut das Zeug dazu gehabt.
              An dem Mann ist wahrlich ein großer Charakterdarsteller verloren gegangen (dafür wurde er einer der größten Stars des Mainstreams, was ja natürlich auch seine Berechtigung hat).

              "Geboren am 4. Juli" ist wie ein Menetekel, er zeigt den Niedergang einer Idee, einer Nation, die auf Patriotismus und unbedingten Glauben an sich selbst gegründet ist und diesen Glauben langsam aber stetig verliert, bis nichts mehr übrig ist außer Verzweiflung und Wut.

              "Es war ein unrechter Scheiss-Krieg!
              Es war ein unrechter Scheiss-Krieg!
              Und keinen interessiert das.
              Ich meine, nimm dein verfluchtes Vietnam und steck es dir in den Arsch!"

              Aus dem amerikanischen Traum - es vom Tellerwäscher zum Millionär zu schaffen - ist die amerikanische Gewissheit geworden, froh sein zu müssen, wenn man noch einen Job als Tellerwäscher bekommt.

              Ein prophetischer, sehr gut gespielter Antikriegsfilm, der zurecht mitgenannt werden kann, wenn die wirklich gelungenen Filme dieses Genres aufgezählt werden.

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              • Andy Dufresne 29.07.2015, 01:24 Geändert 29.07.2015, 01:24

                Es kann nur einen geben!
                Und zwar den hier:

                http://www.vectis.co.uk/AuctionImages/510/3471_l.jpg

                Das war meine erste noch original verpackte Vintage Figur und ich werde sie immer in Ehren halten :)

                Und Han shoot first?
                Ist der Papst katholisch?
                Also...

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                • 8 .5
                  Andy Dufresne 28.07.2015, 22:52 Geändert 29.07.2015, 22:53

                  Hach ich mag erwachsene, kluge RomCom!
                  Hach ich liebe Filme, die ihr Ding durchziehen, nicht nachlassen und (vor allem ja meist gegen Ende hin) nicht einbrechen in ihrer Dynamik!

                  "Crazy, Stupid, Love" beinhaltet beide "Hachs" und zwar auf ganzer Linie.
                  Der Film ist nie doof, oft sogar recht klug, er ist nie unter der Gürtellinie, und wenn doch (Gosling und Carell in der Sauna zum Beispiel), dann brüllkomisch.

                  Der Film funktioniert einfach von vorne bis hinten.
                  Er fängt direkt trocken und ironisch und doch mitfühlend und herzlich an und es gelingt ihm tatsächlich, dies bis zum Ende durchzuhalten.

                  Und "Crazy, Stupid, Love" hat klasse Schauspieler!
                  Ich mag Steve Carell schon immer einfach gerne (spätestens seit "Little Miss Sunshine" ist er mir ans Herz gewachsen), er passt perfekt in die Rolle des etwas eingerosteten Ehemannes, der verlassen wird, aufgepimpt wird und eigentlich doch die ganze Zeit er selbst bleibt:
                  Ein ehrlicher, gutmütiger, schwer (in seine Frau) verliebter Ehemann.
                  Julianne Moore ist IMMER großartig, da gibt es kein wenn und aber für mich (schön dass die Academy das in diesem Jahr auch ENDLICH mal so gesehen hat!).
                  Ryan Gosling passt ebenso wunderbar als Aufreißer mit (eigentlich) warmherzigem Charakter und Emma Stone ist eben einfach Emma Stone ( ♥ ).

                  Und damit nicht genug!
                  Gerade denke ich "Toller Film, tolle Schauspieler!", da kommt auch noch Kevin Bacon ums Eck geschlappt!
                  Ich LIEBE es, wenn Kevin Bacon ums Eck geschlappt kommt, immer!
                  Und, immer noch nicht genug, wer macht Carell dann zum Ladykiller:
                  Marisa Tomei! Ich finde (und fand schon immer) diese Frau soooo attraktiv, so sexy, so charmant. Sie hat eine Wahnsinnsaustrahlung und die wird, in meinen Augen, immer noch größer, umso reifer diese tolle Frau wird. Hach, Marisa...

                  "Crazy, Stupid, Love" ist einfach ein komplett gelungener, sehr, sehr lustiger, sehr gefühlvoller, sehr kurzweiliger Film, der so ziemlich alles richtig macht, was man im Bereich romantische Komödie eben richtig machen kann.

                  Ja, zugegeben, so einiges ist/wirkt konstruiert, so einige Begebenheiten (vor allem das Zusammentreffen aller Protagonisten im Garten, oder das Lehrertreffen in der Schule) sind schon arg "drehbuchmäßig", auch wird es ab und an etwas pathetisch und ganz leicht kitschig.
                  Aber das stört nicht!
                  Das ist schon okay so, eine RomCom ist ja auch keine Doku, gerade Liebeskomödien brauchen ja eine gewisse Dramatik, ein wenig "Weg vom echten Leben", sonst würden sie wohl kaum funktionieren, vom Timing und eben von der Dramaturgie her.
                  Das passt schon so, vor allem weil "Crazy, Stupid, Love" sich dieses "RomCom-Werkzeugkoffers" nur dann bedient, wenn es absolut nötig ist.

                  Die meiste Zeit ist der Film nämlich überraschend, empathisch und sehr nah dran an seinen toll gespielten und stark geschriebenen Charakteren.
                  "Crazy, Stupid, Love" mag alle seine Figuren, verrät sie nie, nutzt sie nie aus, für billige Jokes oder schnelle Gags.

                  Und, etwas (leider) ganz besonderes:
                  Der Film kommt komplett ohne Antagonisten aus!
                  Hier ist keiner ein Arschloch, niemand ist böswillig oder nur auf seinen Vorteil bedacht. Alle Figuren sind Menschen und handeln wie Menschen eben handeln.
                  Diesen Punkt sollten sich so einige Filmemacher, nicht nur im RomCom-Bereich, mal ganz gehörig hinter die Ohren schreiben!

                  "Crazy, Stupid, Love" ist eine der besten Liebeskomödien der letzten Jahre, in wirklich jedem Aspekt, nicht weniger.

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                  • Mal völlig vom Thema weg (ich habe nur den ersten MM-Film gesehen und fand ihn durchaus okay):
                    Toll geschrieben!
                    Schön mal wieder einen "echten" Artikel/Text, über den die Autorin sich wirklich Gedanken gemacht hat, auf moviepilot zu lesen.
                    Bitte mehr davon!

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                    • 6
                      Andy Dufresne 27.07.2015, 23:30 Geändert 28.07.2015, 01:05

                      Eigentlich die typische 0815-Vollpfosten-Dummkomödie pur, die man bei 88 Minuten Laufzeit selbst dann noch komplett kapiert, wenn man erst in Minute 89 einschaltet.
                      Aber die Jungs haben einen gewissen Charme und irgendwo auch Schneid, als ob sie die vollgequarzten Cousins von Dumb&Dumber wären.
                      Quatschdeppen halt, aber liebenswert genug, um mit ihnen mitzugehen.

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                      • 8
                        Andy Dufresne 27.07.2015, 23:21 Geändert 28.07.2015, 04:04

                        Der Horrorfilm, der mich für Horrorfilme versaute...

                        Neulich schrieb ich über "Cabin in the Woods" und meinte da, ich wäre kein Horrorfilm-Typ, wäre es nie gewesen. Das stimmt nicht so ganz, denn eigentlich war ich als Kind ja noch "gar kein Typ", was Horrorfilme angeht (weil ich ja noch nicht damit in Berührung gekommen war).
                        Und dann kam Freddy...

                        Und ich sah "A Nightmare on Elm Street" nicht mal ganz, ich sah ihn nur teilweise bei einem Freund auf Video, aber das reichte aus, um mich nachhaltig zu verstören.
                        Ich war elf oder zwölf Jahre alt und einer meiner Freunde hatte mehr oder weniger freien Zugang zu den Videos seiner Eltern. Und seine Eltern waren quasi nie Zuhause, also war der Weg frei für alle Arten von "Erwachsenenfilmen" (dort sah ich auch meinen ersten Pornofilm, aber das ist eine ganz andere, allerdings ebenso nachhaltige, Geschichte :D).

                        Ich sah vielleicht eine halbe Stunde des Filmes (dann flüchtete ich mit irgendeiner Ausrede...), aber das reichte vollkommen.

                        Ein Kindermörder der Jugendliche verfolgt und sie in ihren Träumen auf grausamste Weise abschlachtet.
                        In ihren Träumen!!!
                        Perfider geht es ja wohl kaum...

                        Und auch heute noch denke ich, dass es kaum eine perfidere Hintergrundidee geben kann. Es ist nicht der Charakter Freddy, der so große Angst macht(e), es ist die Idee (heute würde man sagen: Die Metaebene) dahinter:
                        Du KANNST nicht entkommen, egal auf welcher Ebene.
                        Und wenn Du einschläfst, wird er kommen.
                        Und Du wirst schlafen, denn irgendwann MUSST Du schlafen.
                        Und dann kommt Freddy ums Eck...

                        So gesehen ist Freddy viel schlimmer als Pinhead, Chucky, das/ein Alien, Jason, Mike Myers, oder sonst irgendeine Meuchelikone.
                        Denn er ist unaufhaltsamer als ein T 1000, weil:
                        Er ist eh schon tot und er holt Dich im Schlaf.
                        Du kannst ihn nicht killen, aber er kann und wird Dich killen.

                        Vor Freddy müssen sich ja selbst alle anderen Meuchelikonen in Acht nehmen, denn irgendwann muss ja selbst ein Chucky mal in die Heia gehen und selbst ein Pinhead in der Hölle, wird irgendwann mal müde.
                        Und der Jason weiß ja sowieso ganz genau, wie Freddy so abgeht...
                        Wobei: Wenn normale Leute Alpträume haben, träumen sie ja von bösen Geschehnissen, dann müssten Meuchelikonen ja in ihren Alpträumen, im Umkehrschluss, von ganz süßlichen, quitschvergnügten Glücksbärchidingen träumen, wenn der Nachtmahr bei ihnen vorbeischaut.
                        Freddy müsste sie dann quasi mit glitzernden, hardcorebunten Zuckerstangen totstreicheln und sie unter einem wunderhübschen Regenbogen zu Grabe tragen. Aber am Schluss wären sie alle eben auch irgendwann platt(gestreichelt) :D

                        Auf jeden Fall ist Freddy der Typ, der dafür sorgte, dass ich angefangen habe Horrorfilme zu hassen.
                        Keiner hat mir in meiner (End)Kindheit mehr Schrecken eingejagt, keiner hat mir so viel Angst vorm Schlafen gemacht.
                        Echter Horror damals!
                        Heute kann ich solche Filme schauen, mache es auch ab und an.
                        Aber eigentlich will ich solche Filme immer noch nicht so wirklich sehen.
                        Danke dafür, Freddy, Du Arsch! :D

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                          Andy Dufresne 23.07.2015, 05:51 Geändert 28.08.2015, 06:04

                          "Also ich stell mal vor, das hier ist Prosetto, auch genannt Sylvester der Bohnenstängler...
                          Da und nun zu ihm hier, hier haben wir ein echtes starkes Tier unserer Box-Schule. Er nennt sich Schnucki der Seelöwe.
                          Unser nächstes Ass ist unser Lederpudel, ein klasse Kerl, den wir uns von der Nasa ausgeliehen haben, genannt: Die Nasa-Nase.
                          Zu einem wirklichen Ass, einem Profi der Extraklasse kommen wir jetzt.
                          Der macht unserer Schule bisher alle Ehre, ein Stern dieser Box-Schule.
                          Der nennt sich Pedu der Stern von Neapel.
                          Zugegeben auf den ersten Blick traut man ihm nicht allzu viel zu, aber wenn er im Kampf so richtig loslegt, ist Muhammed Ali ein Scheißdreck gegen ihn.
                          Gib Papa Pfötchen."

                          Noch irgendwelche Fragen? Eben...

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                            Andy Dufresne 23.07.2015, 03:50 Geändert 23.07.2015, 05:34

                            Ein waschechter Nichtfilm.

                            Eine gute Freundin hatte immer ohne Ende von "Soloalbum" geschwärmt und ihn mir quasi aufgezwungen.
                            Ich fand ihn dann aber einfach nur schlecht, von Anfang an.
                            Es war gar nicht so leicht, das dieser guten Freundin zu erklären, sie liebt den Film nämlich wirklich und damals sah es gerade so aus (wir kannten uns erst ganz kurz), als könne vielleicht noch etwas zwischen ihr und mir laufen, da will man ja eher geschmeidig bleiben und nicht auf etwas einprügeln, das ihr so viel bedeutet...
                            Na ja, als sie fragte, wie ich es denn fand, prügelte ich trotzdem tapfer gegen "Soloalbum" los, ich konnte einfach nicht anders, dafür liebe ich (richtige) Filme dann doch einfach zu sehr :)
                            Und nein, zwischen ihr und mir lief nie etwas, nur so zur Info :)

                            Die Story von "Soloalbum" ist doof, ekelhaft selbstverliebt, maßlos konstruiert, durchgehend langweilig und hat höchstens das Niveau/den Mehrwert eines krachenden Furzes:
                            Kurz laut, geschwind nervig stinkend und dann vom Winde verweht...

                            Ich finde man baut null Sympathie mit Schweighöfer auf, im Gegenteil, er ist hier einfach nur ein dummes Arschloch, dem man wünscht, dass es voll abkackt und die Frau nicht zurückbekommt (ich frage mich warum sie überhaupt mal mit so einem Vollschmock zusammen war...).

                            Der Film hat ein, zwei ganz witzige Szenen (als Schweighöfer die Tür in die Schnauze bekommt, habe ich lachen müssen) und Nora Tschirner, deshalb gibt es noch 2 Punkte.

                            Ein Film wie Krieg und Hämorrhoiden:
                            Braucht keiner und es wäre angenehmer ohne sie leben zu können.

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                              Andy Dufresne 23.07.2015, 00:04 Geändert 23.07.2015, 01:58

                              Absolut gigantisch dieser Film!

                              "Groß, wunderbar, wütend, verzweifelt, gigantisch, aggressiv, verblödelt, melancholisch und albern ist das Leben.
                              Alles außer klein und scheiße".

                              Dieses Gefühl, diesen Standpunkt, diese Überzeugung, fängt “Absolute Giganten“, der Debütfilm von Sebastian Schipper, grandios ein.
                              Er fängt es witzig, speziell, ruhig und hektisch, wild und gelassen und vor allem mit dem Herz auf dem allerrichtigsten Fleck überhaupt ein.

                              Mit an sich fast schon existentiellen Aussagen, welche (fast) nie pathetisch oder oberlehrerhaft gewollt rüberkommen, sondern immer mitten aus dem Bauch und mitten aus dem Herzen stammen:

                              "Weisst du was ich manchmal denke?
                              Es müsste immer Musik da sein. Bei allem was du machst.
                              Und wenn´s so richtig scheisse ist, dann ist wenigstens noch die Musik da.
                              Und an der Stelle wo es am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment."

                              Und mit fast magischen Einlassungen, die einfach mal so gesagt werden, ohne damit die Welt verändern zu wollen, einfach so gesagt werden, weil sie stimmig und richtig und ehrlich und menschlich sind:

                              "Die erste Sache an die ich mich erinnern kann ist, wie ich von meiner Mutter an Silvester ne Wunderkerze bekommen hab.
                              Der Himmel war voll mit Raketen und Feuerwerkskörpern die sprühten und explodierten und es war laut.
                              Aber ich hatte keine Angst, sondern hab meine Wunderkerze in den dunklen Himmel gehalten und wie wahnsinnig geschüttelt.
                              Ich hab sie so doll geschüttelt, so wahnsinnig doll wie ich irgendwie konnte, oder noch doller, bis ich nicht mehr konnte und immer weiter besinnungslos und immer doller.
                              Und ich war klein und die ... die Wunderkerze auch.
                              Aber ich war beim Grössten und Unglaublichsten dabei, was ich je gesehn hatte.
                              Das Tollste und Grösste was es gab und ich war dabei.
                              Ohne das ich es wusste, dass ich irgendwas wusste.
                              Ich glaub ich hab in meinem ganzen Leben nie wieder etwas so gemacht.
                              So doll und kompromisslos und total.
                              Ich glaub ich hab auch nie wieder in meinem Leben irgendwas erlebt, was so gross war und so gigantisch."

                              Und mit technischem Einzelheiten, die ebenfalls aus tiefstem (Überzeugungs-)Bauch heraus kommen:

                              "Das ist der Schlüssel zu nem 74er Granada GLX Coupé von Ford.
                              Der Wagen ist von mir mit nem australischen V8 5-Liter-Motor ausgestattet worden.
                              Es ist damit das beschleunigungsstärkste Aggregat das auf Hamburgs Strassen in nem PKW unterwegs ist."

                              Drei Männer, gerade so Männer, eigentlich noch halbe Jungs - verkörpert vom einzigartigen Antoine Monot Jr., dem leider so viel zu früh verstorbenen Frank Giering und dem immer gern gesehenen Florian Lukas - verbringen eine letzte großartige, verrückte, nervenzehrende, sauwitzige und ganz einfach absolut gigantische Nacht zusammen.

                              In Freundschaft, in Verbundenheit, in Hamburg.

                              Einer der drei wird am nächsten Tag das Land, seine Freunde, seine Vergangenheit hinter sich lassen.
                              Aber vorher wird noch ein letztes mal der Granada angeworfen und die große Freiheit, die große Freundschaft gefeiert!

                              Unter anderem bereichern eine Stuntshow, eine betrunkene Minderjährige (großartig: Julia Hummer), diverse Un- und Glücksfälle und die großartigste (Tisch-)Fußballpartie aller Zeiten - mit einem umwerfenden (nur dieses Wort trifft es: affengeilen) Jochen Nickel als Kickerpaten - die letzte gemeinsame Nacht der Jungs.

                              Klar kann man anfangen nach Logik, Charakterzeichnung, Stringenz, Spannungsbogen usw. zu fragen.
                              Sollte man aber hier nicht tun.
                              Hier geht es um gelebte, echte Freundschaft, im Kleinen wie im Großen.
                              Hier geht es nicht darum perfekt zu sein oder sein zu wollen.
                              Hier geht es um Seele und Loyalität.
                              Hier geht es um Herzblut.

                              Und es ist meiner Meinung nach einer der schönsten, tollsten, grandiosesten, liebenswürdigsten und ganz einfach besten, ehrlichsten (nicht nur!) deutschen Filme aller Zeiten dabei rausgekommen.

                              Das folgende Zitat beschreibt Freundschaft(en) und für mich auch die Faszination, den Antrieb und das strahlend goldene Herz, welches bis zum Anschlag im Inneren von “Absolute Giganten“ pumpert:

                              "Freundschaften sind wie Sehnsüchte.
                              Toll, groß, absolut gigantisch.
                              Und wenn sie dich erstmal gepackt haben, dann lassen sie dich nicht mehr los.
                              Manchmal nie mehr."

                              Danke Jungs.
                              Für alles!

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                                Andy Dufresne 20.07.2015, 00:39 Geändert 22.07.2015, 05:15

                                Ein echter Film.

                                Marion Cotillard und Matthias Schoenaerts wirken hier wie echte Menschen, nicht wie Schauspieler, die versuchen echte Menschen darzustellen.
                                Sie bluten, leiden, lieben, lachen und weinen - und immer fühlt es sich echt an.
                                Und sie (dies gilt aber mehr für Schoenaerts) sind auch echt in ihrem Versagen, ihrer dunklen Seite, echt in ihren Verfehlungen und ihren schwachen, ja verachtenswerten Momenten.

                                Glaubhaft und wahrhaftig fühlt sich „Der Geschmack von Rost und Knochen“ an.

                                Das ist natürlich vorrangig den immens stark zusammen agierenden Hauptdarstellern zu verdanken, ohne sie kann ein solcher Film natürlich nur scheitern, ohne Chemie zwischen dem Paar, ist alles nichts wert, in einem Liebesdrama.

                                Aber der Überbau, die Anleitung, die Kraft hinter dieser Echtheit, geht völlig klar von Jacques Audiard, dem Auteur des Ganzen, aus.
                                Ich kenne bis jetzt leider nur seine beiden Vorgängerwerke „Der wilde Schlag meines Herzens“ und „Ein Prophet“ (für mich einer der stärksten Filme der letzten Jahre, ein echtes Meisterwerk!), aber das reicht mir um sagen zu können:
                                Dieser Mann ist ein Geschenk, für mich ist er unter Europas Filmemachern mit Sicherheit einer der ganz, ganz Großen und auch weltweit braucht sich der Mann vor absolut niemandem verstecken.

                                In seinen Filmen herrscht Kitschverbot, als ob er einen natürlichen Instinkt, einen Detektor hätte, der in ihm schreit und poltert, sobald sich eine seiner Ideen auch nur in die theoretische Nähe eines kitschigen Fettnäpfchens entwickelt.
                                Er vermeidet (so gut es eben geht) Klischees, er wertet nicht, er bietet etwas an. Das dann aber mit voller Konsequenz.

                                Wenn es brutal wird, in seinen Filmen, dann drastisch, hart, unverblümt.
                                Weil es eben nötig ist, wird Gewalt so gezeigt, wie sie ist.
                                Sie wird nicht verteufelt und nicht gefeiert, sie wird gezeigt, sie gehört dazu, weil sie eben dazu gehört, alles andere wäre eine Täuschung - und für Audiard wohl auch schlicht ein Verrat an seinen Ideen und am Zuschauer.

                                Wenn Sex gezeigt wird, in seinen Filmen, dann richtig.
                                Dann wird Liebe gemacht und/oder gefickt, ohne Scham, ohne Künstlichkeit, ohne Schutz, sozusagen.
                                Wenn ein Paar Sex hat, zeigt er wie sie es – im wahrsten Sinne des Wortes – tun. Nicht stilisiert, nicht voyeuristisch, nicht zum Selbstzweck.

                                Egal was gezeigt wird, in seinen Filmen:
                                Es ist echt. Es hat immer mit realem Leben zu tun, mit dem Anspruch authentisch sein zu wollen, dem Wunsch Wirklichkeit zu erzählen und nicht Märchen.
                                Dem Anliegen Menschen zu zeigen, die durch ihr oft diffuses Verhalten, ihre ambivalenten Antriebe, ihre wechselnden Wünsche und Hoffnungen eine Geschichte zum Leben erwecken – und eben nicht eine Geschichte zu erzählen „die nur so tut".
                                Audiard bleibt an den Menschen, das macht ihn für mich so großartig und ja, eben so echt.

                                Natürlich ist auch Audiard nicht davor gefeit, mal etwas zu viel zu wollen, oder mal nicht alles bis ans Ende gedacht zu haben.
                                „Der Geschmack von Rost und Knochen“ ist kein perfekter Film, dafür sind manche Begebenheiten dann eben doch zu „drehbuchmäßig“, vor allem in der letzten Viertelstunde des Filmes.

                                Dennoch: „Der Geschmack von Rost und Knochen“ ist einer der besten Filme zum Thema „echte“ Liebe überhaupt.
                                Er ist voller Gefühl und Hoffnung und gleichzeitig erzählt er vom Scheitern und vom Schmerz.
                                Und er hat immer wieder Szenen, die einem absolut nahe gehen, visuell (weil so großartig direkt bebildert!), sowie emotional (weil sie entweder so schön oder so abstoßend sind, dass sie einen richtiggehend mitnehmen).
                                Ein Film der sich nicht sträubt, sich nicht versteckt, sich nie zu schade ist auch Hässlichkeit und Trauer und Wut zu zeigen.
                                Ein Film der vom echten Leben und Lieben handelt.

                                Ein echter Film eben.

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                                  Andy Dufresne 14.07.2015, 01:04 Geändert 20.07.2015, 05:37

                                  Boah, was für ein Scheiß...

                                  Aus der Verdrängung heraus, stolperte ich jüngst über den Film, ich stolperte allerdings nicht allzu lange, dazu ist er einfach viel, viel zu unlustig.
                                  Und bei der Gelegenheit fiel mir ein: Hey, da warst Du damals sogar im Kino drin!

                                  Ebenfalls fiel mir ein, dass ich den Film nicht mal als derbst pubertierender 14-Jähriger witzig fand.
                                  Und ich fand damals so ungefähr ALLES witzig.
                                  "Ballermann 6" war quasi mein damaliges "Manche mögen´s heiß" und "Flodder Forever" war mein "Royal Tenenbaums".
                                  Aber selbst aus diesem "Expertenstatus" heraus, empfand ich "Tot aber glücklich" schon als oberlangweilig und strunzdoof.

                                  Zum Glück hatte ich "Bram Stoker's Dracula" (ein extrem guter Film, wie ich meine) damals noch nicht gesehen (denn diesen Film will "Tot aber glücklich" parodieren), wäre das der Fall gewesen, gäbe es wahrscheinlich nicht mal mehr Punkte aus Nostalgiegründen.
                                  Deshalb - und weil ich Peter MacNicol mag (wobei seine Rolle eigentlich so nervig und fahrig ist, dass man allein deswegen die 2 1/2 Punkte auch gleich wieder einbehalten könnte) - gibt es noch objektiv unverdiente Gnadenpünktchen.

                                  Parodiefilme waren ja in den Neunzigern allgegenwärtig und es gab durchaus auch heute noch sehr anschaubare Höhepunkte darunter (Loaded Weapon I, die nackte Kanone-Filme, Hot ShotsI&II oder Men in Tights zum Beispiel).
                                  "Tot aber glücklich" gehört allerdings definitiv nicht zu diesen Glanzbeispielen.
                                  Eine Möchtegernparodie, die in etwa so effektiv funktioniert, wie der Versuch, einen T 800 mit einem Super Soaker in die Flucht zu schlagen.

                                  "Tot aber glücklich" ist wie ein Vampir ohne Zähne, wie Van Helsing ohne Pflock, wie ein offener Sarg im Sonnenstudio.
                                  Völlig fehl am Platze halt.

                                  Oh, jetzt habe ich ja gar nichts zum Inhalt des Filmes geschrieben...na ja, es gibt ja auch keinen :)

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                                    Andy Dufresne 12.07.2015, 03:15 Geändert 19.11.2015, 22:14

                                    Berauschte Gedanken zu V und allem anderen, straight outta Rinnstein

                                    Letzten Samstag kam ich nach acht Nächten Arbeit und keinem Schlaf, in prallster Mittagshitze, auf dem Weinbergstückle eines Freundes an. Dort floss viel Bier und Rebensaft und weil ich gegen Mitternacht noch nicht genug hatte (manchmal MUSS ich feiern, ich KANN dann einfach noch nicht heimgehen), bin ich noch ins Nachbarkaff gelangt, zu einem richtigen Landklischeefest.
                                    Dort können tagsüber Traktoren/Landmaschinen bestaunt werden, Abends/Nachts wird dann an der Bar gebechert und getanzt, ganz genau so, wie man sich eine Landeierparty eben so vorstellt.

                                    Und irgendwann, ich schätze mal so gegen 2-3 Uhr, war ich atomar bedient, da ging dann gar nichts mehr. Beim Versuch Wasser zu lassen, stolperte ich dann in irgendein Mähwerk oder ähnliches (gesehen habe ich nichts, es war zu dunkel, spüren tue ich es aber auch nach 7 Tagen noch...), keine Ahnung was es genau war, auf jeden Fall haute es meine rechte Schulter mit voller Wucht in irgendwas gabeliges, spitziges Landmäßiges hinein. Mein T-Shirt riss und aus drei Stellen lief relativ suppig Blut. Es war halb so wild, sah aber doppelt so bloody aus.
                                    Zeit zu gehen also...

                                    Nach ein paar hundert Metern Festentfernung legte ich mich erst mal neben die Straße, ich war einfach ultraplatt und musste mal geschwind durchschnaufen. Ein paar Minuten (vielleicht war auch mehr Zeit vergangen, für den genauen Zeitfortschritt in diesem Moment würde ich jetzt nicht die Hand ins Feuer legen…) später weckte mich ein Polizist.

                                    Er meinte: „Alles okay bei Ihnen, geht es Ihnen gut?“
                                    Ich meinte: „Joar, alles okay, ich muss nur mal geschwind abchillen, bin ein wenig geplättet…“
                                    Er: „Ja…Das sieht man…Was ist denn mit ihrer Schulter, brauchen sie Hilfe?“
                                    Ich: „Nee, nee, sieht schlimmer aus als es ist…“
                                    Er: „Aha…Können sie sich vielleicht ausweisen?“
                                    Ich: „Ähh nö.. Ich wusste dass der Tag dirty enden würde, da nehme ich dann nix mit außer Geld, nachher verlier ich das dann nur…“
                                    Er: „Ah ja, okay, sehr vernünftig (er grinste da schon etwas)…“
                                    Ich: „Ja, ne (ich grinste ihn an)…“
                                    Er: „Okay, Ihnen scheint es ja also recht gut zu gehen… Können sie dann heimlaufen, hier im Rinnstein liegen zu bleiben ist ja irgendwie nicht so der Renner…“
                                    Ich: „Klar, kein Ding. Aber Ihr dürft mich ruhig auch ein Stück mitnehmen, das ginge auch…“
                                    Er (lacht): „Nee, das geht jetzt leider nicht, das dürfen wir nicht, nur einsatzbezogen darf einer mitfahren…“
                                    Ich: „Ich bin also nicht so am Arsch genug, dass Ihr mich heimfahren könnt?!“
                                    Er: „Nein, zum Glück nicht (grinst)… Also laufen sie dann mal bitte Heim, das wird das Beste sein.“
                                    Ich: „Joar, wird es wohl (ich rapple mich langsam auf)… Na dann bis bald, ne (ich grinse ihn an).“
                                    Er: „Bis bald, der Herr (er grinst zurück).
                                    Abgang, Polizeiauto entfernt sich, ich entferne mich auch (schwankend aber halbwegs stabil)…

                                    Ca. eine Viertelstunde und 300 Meter weiter (so stabil war ich wohl irgendwie doch nicht), suchte ich mir abermals einen Rinnstein und legte mich wieder nieder.
                                    Es war Zeit zum Denken…

                                    [Ab jetzt kommen dann die offiziellen Gedanken zu „V“ zu diesem Text hinzu…]

                                    Mir fiel die Szene ganz am Anfang von „V for Vendetta“ ein, als Natalie Portman nachts von den Fingermännern (also den Polizisten dieser Welt) abgefangen wird. Wie sie sie bedrohen, wie völlig klar ist, dass Portman nun ein Riesenproblem hat, dass diese Begegnung nicht gut enden wird. Und die Männer sind ja dann auch kurz davor sie zu vergewaltigen, bis V auftaucht und dem ganzen eloquent und blutig ein Ende macht.

                                    Und ich dachte darüber nach, dass bei „V for Vendetta“ diese Welt, also der Überwachungsstaat, der Unterdrückungsstaat, ja nicht schon ewig währte, sondern dass die Protagonisten wenige Jahre zuvor noch in einer viel freieren Welt gelebt hatten.
                                    Dass es ein schleichender Prozess war – so wie eben alles immer ein schleichender Prozess ist – der in „V“ zu diesen Verhältnissen geführt hatte.

                                    Und ich, so dachte ich mir, lebe eben in einer freien Welt, in der ein Polizist mich Nachts kontrolliert – ich völlig am Arsch – und nicht mal auf einem Ausweis besteht, der mit mir lacht und feixt und der mir (und dem ich) auf Augenhöhe begegnet (also im übertragenen Sinne, meine Augen waren ja im Rinnstein nicht wirklich auf Höhe der seinen…).
                                    Von Bürger zu Bürger (in Uniform) quasi.

                                    Besser geht es ja wohl kaum (außer er hätte mich auch noch heimgefahren…), so dachte ich. Und viel besser war es wohl nie und besser wird es auch wohl so schnell nicht werden, eher im Gegenteil, denn das Leben ist eben zyklisch.
                                    Im Grunde befinden wir uns in Deutschland wohl gerade auf dem Scheitelpunkt einer Periode, die wohl bald so nicht mehr zu halten sein wird. Und wir sind uns dessen gar nicht bewusst!
                                    Zum einen wie unglaublich gut es uns geht (im Vergleich mit so vielen anderen Menschen) und zum anderen dass es eben so nicht bleiben wird.

                                    Das sind für mich keine pessimistischen Gedanken, das sind für mich absolut pragmatische Gedanken.
                                    Vor etwas mehr als 10 Jahren galt Deutschland noch als „Der kranke Mann Europas“.
                                    Vor 25 war dieses Land – und mit ihm die ganze Welt – noch geteilt, es war ein anderes Land, eine andere Welt.
                                    Vor 70 Jahren war dieses Land (und mit ihm halb Europa, der halbe asiatische Raum) in Schutt und Asche und wir lebten bis dahin im wohl größten Verbrecherstaat aller Zeiten.
                                    Davor Weimar, davor Weltkrieg, davor Kaiserreich, davor 1000 Jahre römisches Reich deutscher Nation, davor 1000 Stämme, davor Völkerwanderung, davor…(usw., usw.).

                                    Alles ist also immer im Wandel, manchmal dauert es sehr lange (von der Steinzeit bis zu den ersten Maschinen zum Beispiel), manchmal geht es ruck zuck ( das zwanzigste Jahrhundert zum Beispiel), aber in Bewegung ist es (alles was ist) eben immer.

                                    Als ob das Sein an sich eine ewige Unruhe wäre, eine ewige Unwucht, die ständig sich verändern muss, um überhaupt existieren zu können.

                                    Ein schleichender Prozess also, bei „V“, bei uns, bei allem eben.

                                    Ich, in meinem Rinnstein, dachte an 9/11 und wie dieses Ereignis, dieser schwarze Schwan (etwas mit dem keiner rechnet, etwas das keiner (oder kaum einer) kommen sieht, keiner für möglich hält, das aber eben doch passiert. Wie Fukushima oder die Finanzkrisen seit Geldbeginn) die Welt verändert hat.
                                    Wie viel unfreier wir deshalb heute leben, wie viel gerechtfertigt wird, unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung.
                                    Und, weil so schleichend, wie wenig wir uns das bewusst machen.

                                    Als vor 30 Jahren der deutsche Staat eine Volkszählung durchführte, liefen die Leute Sturm dagegen (dabei ging es, aus heutiger Sicht, nur um relativ banale Fragen), gingen zu Hunderttausenden auf die Straßen deswegen.
                                    Heute geben wir fast alles preis, freiwillig per Smartphone, Twitter, Facebook, „Sammeln sie Punkte“-Quatsch etc., unfreiwillig per NSA, Mautdaten, Chipkarten und vielem mehr.
                                    Alles schleichende Prozesse.
                                    Wo fängt es an, wo endet es?
                                    Oder: Hat es überhaupt einen Anfang (ein Ende wird es schon irgendwann mal haben, wie auch immer das aussehen mag)?

                                    Bei „V“ fängt die Unfreiheit an, weil eine weltweite Seuche ausbricht, weil die Welt ins Chaos stürzt und weil die Menschen irgendwann sagen:
                                    Wir akzeptieren ALLES, Hauptsache dieses Chaos hört auf!

                                    Da musste ich, in meinem Rinnstein, an Benjamin Franklin denken, der 1775 meinte:

                                    "They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety."

                                    Und hatte der Mann nicht unglaublich recht?
                                    Und gilt das nicht auch heute noch genauso?

                                    Kann man überhaupt etwas gegen dieses ewig Wiederkehrende auf und ab aus Freiheit und Unfreiheit machen?
                                    Kann man sich, wie in „V“, erst wehren wenn es „zu spät“ ist, oder kann man vorher denken, handeln, agieren, eben bevor man nur noch gegensteuern, reagieren kann.

                                    Ist das alles gegeben, also von einer höheren Macht bestimmt, oder ist es nur der Mensch, der sich permanent im Weg steht, der sich immerwährend selbst versklavt?

                                    Ich sah neulich eine Dokumentation über die Intuition (und wie wir modernen Menschen sie uns aberziehen), in der sagte ein Wissenschaftler, dass seit Anbeginn der Menschheit ca. 15,2 Milliarden (Milliarden!) Menschen bei Konflikten ums Leben kamen. Eine schier wahnsinnige Zahl!
                                    Kann der Mensch also vielleicht gar nicht in Frieden leben?
                                    In Wahrheit gab es ja zu keinem Zeitpunkt einen absoluten Frieden auf Erden, immer gab es Kriege, Fehden, Kämpfe, Konflikte.
                                    Auch so etwas, dass wir uns viel zu selten bewusst machen.
                                    Gerade unsere Generation in Europa, welche (bis auf die schrecklichen Kriege auf dem Balkan in den Neunzigern) Krieg nicht kennt und Frieden für gegeben hält, für den natürlichen Normalzustand, macht sich mit Sicherheit viel zu wenig Gedanken über diese Wahrheiten.

                                    Oje, dachte ich, in meinem Rinnstein, was wird wohl in ein paar Jahren sein?
                                    Oder auch in ein paar Monaten, Wochen, wer weiß schon wohin diese Griechenlandkrise (die ja eine Europakrise ist) geht, was im Nahen Osten mit diesen IS-Fanatikern passiert, was mit Russland passiert, wohin Europa geht, welche kruden Parteien da in fast jedem Land in Parlamente gespült werden, gar an die Macht gelangen könnten!

                                    Eine unglaubliche schnelle Welt ist das geworden. Rom hat ewig gebraucht um unterzugehen (aber es ist letztendlich untergegangen! So wie alles untergegangen ist, was mal als „ununtergehbar“ galt…), heute geht das alles so viel schneller…

                                    Wie Bob Dylan, am Anfang von „The Times They Are A-Changin' “ singt:

                                    Come gather around people, wherever you roam
                                    And admit that the waters around you have grown
                                    And accept it that soon you'll be drenched to the bone
                                    If your time to you is worth savin'
                                    Then you better start swimmin' or you'll sink like a stone
                                    For the times they are a-changin'

                                    Spätestens jetzt, dachte ich in meinem Rinnstein, hast Du Dich aber komplett zerdacht, auf was willst Du denn raus?!
                                    Und was hat das noch mit „V“ zu tun?

                                    Alles, dachte ich dann, alles hat damit zu tun!
                                    Man muss doch die Fragestellungen von „V“ sehen.
                                    Und die haben eben mit allem zu tun was ist und war!

                                    Wie viel ist Freiheit an sich und wie viel ist persönliche Freiheit wert?
                                    Wie viel ist Persönlichkeit wert?
                                    Was ist der Mensch und was ist die Menschheit eigentlich und wie weit darf/muss man gehen, für die Freiheit des Einzelnen und/oder das Wohl Aller?
                                    Was bedeutet es ein Mensch zu sein?
                                    Um was geht es überhaupt, was ist der Sinn allen Seins?
                                    Und kann man diesen Sinn nur für sich selbst finden, oder sollte man diesen Sinn für alle denken, suchen, finden?

                                    Ist der kategorische Imperativ (verkürzt: Handle stets so, dass Dein Handeln allgemeines Gesetz werden könnte.) der Weg, oder ist die kategorische Selbsterkenntnis des Einzelnen der Weg?

                                    Oder ist es so, wie Hermann Hesse einmal anmerkte:
                                    "Unsere Bestimmung ist, die Gegensätze richtig zu erkennen, erstens nämlich als Gegensätze, dann aber als Pole einer Einheit."

                                    Ist es mit der persönlichen Freiheit, der Selbsterkenntnis nicht so, wie wenn man in einem heißen Raum einen Ventilator anschaltet? Wenn man ihn wieder ausschaltet, merkt man, dass man es eigentlich nicht mehr in dem heißen Raum aushalten kann, ohne laufenden Ventilator, auch wenn man es zuvor konnte und viele/alle anderen weiter im heißen Raum sitzen, man selbst kann es nicht mehr (der Ventilatorgedanke ist eine sehr vereinfachte Form des Höhlengleichnisses von Platon, im Endeffekt läuft er auf das exakt gleiche hinaus: Es gibt eigentlich kein zurück mehr, wenn Erkenntnis einen ergriffen hat).

                                    Puuuuhhh, dachte ich, in meinem Rinnstein, jetzt hast Du aber das ganz große Fass aufgemacht! Etwas zu groß, etwas zu verworren, etwas zu kompliziert und ausschweifend, wer soll das denn nachvollziehen können, da blickst Du ja nicht mal mehr selber durch!

                                    Natürlich nicht, dachte ich, das ist ja auch nicht zu durchblicken!
                                    Das ist es doch, warum Milan Kundera das Leben als „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ bezeichnet!
                                    Weil es leicht ist und weil es unerträglich ist, gleichzeitig, weil Du eben nie ganz durchsteigst, es nie ganz kapieren kannst, es zu schwer ist, obwohl es eben leicht ist.

                                    Allerspätestens jetzt, dachte ich, musst Du raus aus diesem verdammten Rinnstein!
                                    Lauf mal nach Hause jetzt, es wird schon hell, nein, eigentlich war es schon verdammt hell geworden!

                                    „V“ sind wir also irgendwie alle, dachte ich beim loseisen aus meinem Rinnstein, und alles drum herum ist irgendwie auch wie bei „V“.
                                    Die Frage ist nur, ob wir auf ewig eine Vendetta gegeneinander starten müssen, oder ob wir es schaffen können Frieden zu machen mit uns selbst und dann keine Masken mehr brauchen und keine Bomben mehr und auch keinen Hass mehr.

                                    Man wird sehen, dachte ich beim Laufen, es ist ja noch nicht aller Tage Abend…

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                                    • Andy Dufresne 11.07.2015, 04:00 Geändert 11.07.2015, 04:17

                                      "Truly, for some men nothing is written unless THEY write it."
                                      (-Sherif Ali in "Lawrence of Arabia"-)

                                      Farewell, Omar Sharif!

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                                      • 4
                                        Andy Dufresne 11.07.2015, 00:01 Geändert 23.07.2015, 00:36

                                        Es gibt Filme, die sind von Haus aus schlecht, hatten nie eine echte Chance gut zu werden.
                                        Schlechte Darsteller, schlechte Kamera, schlechte Idee, schlechtes Setting, schlechte Umsetzung, alles schlecht halt.

                                        In diese Kategorie fällt "Æon Flux" nicht wirklich rein, was das Ganze eigentlich nur noch schlimmer macht.

                                        Denn eigentlich hat "Æon Flux" recht gute bis sehr gute Darsteller, nur zeigen sie ihr Können überhaupt nicht, keiner von ihnen, zu keiner Zeit.

                                        Der Kameramann ist nicht unambitioniert, das sieht man durchaus immer wieder. Oft denkt man allerdings auch, dass hier ein Second-Unit Computerspielebebilderer seinen Job mal so richtig volle Lotte vergeigt hat.

                                        Und das Setting!
                                        Das alles sieht (meistens, einige gelungene Settings hat der Film dann eben doch auch) aus, als ob es auf einer EXPO oder einer Landesgartenschau gedreht worden wäre, im Schaubereich "Zengarten-Feng Shui-Style-Möchtegern-Future-Architektur".
                                        Aber (die meiste Zeit) nicht "in echt", sondern eher in einer Betaversion eines Planungssimulationsvideos davon.
                                        "Tron" trifft "Schöner Wohnen" in der "Matrix" in dilettantisch.

                                        Was am schwersten wiegt:
                                        Die Idee hinter dem Ganzen ist eigentlich gar nicht schlecht, im Gegenteil, sie wurde nur leider furchtbar schlecht rübergebracht.
                                        Der Film weiß überhaupt nichts aus seinem im Grunde interessanten Hintergrund zu machen, der Film weiß schlicht nichts mit sich selbst anzufangen.
                                        Gentechnik, die Menschheit am Rande der Auslöschung, Staatsräson, Verschwörungen, Dynastien, schmutzige Geheimnisse, Verrat, Täuschung, Rebellion, das alles in einer eigentlich gar nicht so unklugen Verquickung.
                                        Eigentlich halt.
                                        Uneigentlich leider, packt "Æon Flux" das alles komplett falsch und zum Teil absolut lächerlich zusammen.
                                        Man kennt ja den Spruch: " Wenn Du anpackst, ist es so, als ob zwei Leute loslassen würden."
                                        "Æon Flux" ist quasi der Film zum Spruch.

                                        Dazu Charlize Theron, die ja erst jüngst in "Fury Road" bewiesen hat, dass sie toughe Amazone ja eigentlich mal so richtig gut drauf haben kann, als mit eineinhalb Gesichtsausdrücken "gesegnete" Æon Flux. Wunderschön sieht sie aus, knapp gekleidet ist sie oft, null Emotion bringt sie rüber. Ich glaube ihrer Figur zu keiner Sekunde die Überzeugung das alles zu tun, den Willen, den Background.
                                        Marton Csokas sieht aus wie eine Billigmischung für Arme aus Kevin Spacey und Clive Owen (wofür er nichts kann) und agiert hölzern und lustlos wie eine Drittbesetzung, der fünf Minuten vor Drehbeginn mitgeteilt wurde, dass sie jetzt dann doch zwangsweise ran muss, und die eigentlich völlig unvorbereitet für den Job ist (wofür er sehr wohl etwas kann).

                                        Wie sich Frances McDormand und Pete Postlethwaite, eigentlich zwei meiner liebsten Nebendarsteller überhaupt, hier reinverirrt haben, ist mir absolut schleierhaft. Ihre Rollen sind so doof und nichtssagend und statisch und einfach komplett bescheuert, dass es echt komisch wäre, wenn es nicht so traurig wäre.
                                        Allein wie Pete Postlethwaite aussieht!!!
                                        http://www.hotflick.net/flicks/2005_Aeon_Flux/005AFL_Pete_Postlethwaite_002.jpg
                                        Wie ein verschrumpelter Penis im Schlafrock, der oberfaltige Pete im Ikea-Blätterteig-Lampenschirm.

                                        Und ...... ... ...... (ich will den Namen nicht spoilern :D) als zum Schluß entpuppter Bösewicht.
                                        Der eben der Böse ist, weil...ähhh...ja...ääähhem...weil...tja weil halt...äähhh...Einer MUSS ja schließlich irgendwie der Böse sein!
                                        Ob das (seine Beweggründe, sein Antrieb) irgendeinen Hauch von Sinn macht (tut es nicht!), scheißegal, einer muss halt eben einfach den Bösen machen, in dem Fall halt ...... ... ......, was auch immer die Intension des Drehbuchschreiberlings hier gewesen sein mag (ich schätze mal, er dachte sich irgendwas in Richtung: "Film muss am Ende aus sein und Böses muss zum Schluß besiegt werden. Also muss halt dann gegen hintenraus eben auch irgendwer den Bösen machen. Irgendwie.").

                                        Alles in allem einfach ein großer Quatsch, der eigentlich alle Zutaten gehabt hätte, um daraus einen großartigen Film zu basteln.
                                        Es geht allerdings noch deutlich schlechter, die Laufzeit (knapp 90 Minuten) geht überraschend kurzweilig (im Vergleich mit anderem Schund) vorüber und immer wieder mal blitzt schon durch, wohin der Film hätte gehen können, daher die recht gnädige Bewertung.
                                        Ein auf allen Ebenen vergurkter Film bleibt "Æon Flux" aber auf alle Fälle, das muss man (leider) ganz deutlich sagen. Schade.

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                                          Andy Dufresne 03.07.2015, 00:59 Geändert 04.07.2015, 01:49

                                          James Bond ist ein Mensch.

                                          Wenn er angegriffen wird, fühlt er Schmerz, blutet er, leidet er.
                                          Wenn er liebt, dann ganz und gar.
                                          Wenn er trauert, dann vollkommen.
                                          Und er behält seine Verletzungen, seine Narben bleiben ihm.

                                          James Bond ist ein Mensch.

                                          Es brauchte "Casino Royale", und somit Bond Nr.21, um das so deutlich, so klar und so unmissverständlich herauszustellen.

                                          Denn Bond, so wie auch Ian Fleming seine Figur verstand, ist eben Mensch und nicht unbesiegbare, nichtfühlende MI6-Maschine.
                                          Er braucht eben keine unsichtbaren Autos, keine tausend Frauen im Quartal und schon gar nicht ist er unfehlbar, ganz im Gegenteil.

                                          Und so wurde aus "Casino Royale" nicht nur ein mehr als gelungener Neuanfang der Reihe, der geglückte Versuch den Agenten in die Moderne hinüberzuretten.
                                          "Casino Royale" schaffte es vielmehr, was weitaus bedeutender ist,
                                          007 zu seinen Wurzeln (zurück) zu führen, ihn sich nicht nur neu erfinden zu lassen, sondern ihn sich selbst finden zu lassen, ihn bei sich selbst ankommen zu lassen.
                                          Ihn, den Mann mit der Lizenz zum Töten, zum fühlenden, verletzlichen Individuum zu machen. Und ihm dabei seine Härte, seine Brutalität zu lassen, seine raue Schale, ohne die er in seiner gefährlichen Welt sofort verloren wäre.

                                          Eine Parallele zwischen klassisch und modern, zwischen Vorgängern und Neuausrichtung, zwischen Gefühl und Gewalt, zwischen Mann und Marke, zwischen Erbe und Zukunft.
                                          Diesen Spagat haben die Bondmacher mit "Casino Royale" mit Bravour hinbekommen.

                                          Eine wirklich besondere, beeindruckende Leistung, denn einen schwereren Brocken, ein größeres Damoklesschwert, als dieses jahrzehntealte, mit so viel Bedeutung aufgeladene, hochverehrte Riesenfranchise auf den Schultern sitzen zu haben, mit so vielen Möglichkeiten zu scheitern, mit so vielen Fallstricken, kann es nur schwerlich geben.

                                          Man muss schon den Krieg der Sterne heraufbeschwören, um die Größe des Bond-Kosmos - und die Gefahr beim "es anders machen" massiv zu versagen und damit die halbe Welt gegen sich aufzubringen - in den passenden Fokus zu rücken.

                                          Daniel Craig is not Bond?
                                          Ich glaube ihm alles, was er hier macht.
                                          Wie er liebt, wie er leidet, wie er kämpft.
                                          Daniel Craig is Bond!

                                          Für mich sind "Casino Royale" und Daniel Craig auf Augenhöhe mit "Goldfinger" und Sean Connery.
                                          Mehr Lob geht also nicht.

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                                          • Hui, sind die schnell, das Spiel zum Film gibt es schon!

                                            http://a3.mzstatic.com/eu/r30/Purple1/v4/e7/4d/ea/e74dea6c-002e-2b70-7ae9-38456437edc5/screen480x480.jpeg

                                            "Die Vögel", von wegen. Wenn Bay es macht, sollte es wohl eher "Der Geier" heißen, Michael der Leichenfledderer vergeht sich an Hitchcock, was für ein Sakrileg!

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                                            • 9 .5
                                              Andy Dufresne 01.07.2015, 23:08 Geändert 02.07.2015, 02:20

                                              Boaaaaahh, in meinem Büro ist es so scheiße heiß!
                                              Grad eben kamen zwei Hobbits vorbei und warfen einen Ring durch die Tür...

                                              (Ja, ist nicht der neueste Joke, ich weiß, aber es ist zu 99,99% wahr, ich schwöre!)

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                                              • Andy Dufresne 01.07.2015, 22:33 Geändert 02.07.2015, 22:53

                                                Mr Vincent Vega, letztes verbliebenes Bollwerk auf moviepilot, was kreative, reflektierte und abwechslungsreiche Artikel anbelangt.

                                                Das war auch schon mal anders (A long time ago, in a (Artikel/moviepilot)galaxy far, far away...).

                                                Artikel wie dieser hier zeigen was alles möglich wäre, wie wahre News auf moviepilot aussehen könnten.
                                                Dieser Artikel zeigt wie Artikel geht.

                                                "Reboot 17 knackt Wochenendrekord", "Croissant beim Star Wars Catering in den Matsch gefallen", "Titten", "Marvel ist geil/scheiße", "Haben sie sie schon mal gesponsertes Sponsoring gesponsert?" sind nämlich eher nicht so wirklich echte News/Artikel mit Mehrwert.

                                                Danke also Mr Vincent Vega, ich hätte ja nie gedacht, dass ich das jemals schreiben würde/müsste...

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                                                  Andy Dufresne 30.06.2015, 05:25 Geändert 01.07.2015, 04:40

                                                  Hooooooraaaaay Jiiiiihhhaaaaahhh 'Murica kills the Taliban
                                                  (Taliban = Alles was in Afghanistan atmet) mit einem ziemlich aufgesetzt wirkenden Hauch Reflexion und einem Spritzer Selbstkritik, welche wohl zu 99% als reines Deckmäntelchen fungiert.

                                                  Hört sich irgendwie nach krudem Mix an?
                                                  Ist es auch.

                                                  Als ob der Clint´sche American Sniper nach Abschuß 257 aus Versehen einen Abhang runterkugelt, unten angekommen zur Erfrischung von einem kleinen Talibanjungen ein Glas Ziegenmilch geschenkt bekommt, um sich danach auf Abschuß 258 vorzubereiten.

                                                  Zum Teil wirklich schick gefilmt, schauspielerisch durchaus in Ordnung und von der Dynamik her oft sehr sehenswert.

                                                  Die Grundaussage von "Lone Survivor" allerdings:
                                                  Regel 1: Der amerikanische Kriegsgrund und/oder dessen Vollstrecker hat/haben immer recht.
                                                  Regel 2: Wenn der amerikanische Kriegsgrund und/oder dessen Vollstrecker mal nicht recht hat/haben, selbst wenn es noch so offensichtlich schief läuft, oder auch schon unübersehbar komplett aus dem Ruder gelaufen ist, tritt Regel 1 in Kraft. Immer.

                                                  Es gibt durchaus Schlimmeres als "Lone Survivor".
                                                  Schlimm genug ist es aber trotzdem.

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                                                    Andy Dufresne 30.06.2015, 00:20 Geändert 20.07.2015, 23:57

                                                    Viel mehr Pathos geht wohl wirklich nicht.
                                                    Von der Größenordnung her in etwa so, als wenn eine
                                                    Walnuss ( Nuss = "Gegen jede Regel") in eine randvoll mit Pathos gefüllte Badewanne springen würde.
                                                    Und zwar mit Vollkaracho, dreifachem Salto und anschließender Arschbombe mit Rekordwasserspritzhöhe.

                                                    Aber manchmal ist das für mich okay und bei "Gegen jede Regel" funktioniert es sogar ausgesprochen gut und passend.

                                                    Ich bin relativ neutral (mit leichter Tendenz Richtung wohlwollend) eingestellt, was Nordamerika anbelangt, aber der Film schafft es tatsächlich immer wieder, dass ich kurz davor bin aufzustehen und mit Hand auf dem Herzen und voller Inbrunst anfange "USA!!! USA!!! USA!!!" zu brüllen. :D

                                                    So mitreißend ist dieser, im Kern völlig dem Schema-F folgende, Football-Film mit Antirassismus-Botschaft teilweise.

                                                    Das Ganze ist saustark und drückend nah gefilmt und dazu sehr glaubwürdig gespielt, ich denke das sind die Hauptgründe, warum der Film so erstaunlich gut funktioniert.
                                                    Vorneweg Denzel Washington als Chef- und Will Patton als Co-Trainer, die beiden passen hier rein wie Bier und Chips zum Superbowl.
                                                    Dazu superputzig und erstaunlich stark (und leicht altklug) agiert die damals erst 11-jährige Hayden Panettiere, als Coachtochter und Mini-Footballexpertin.
                                                    Als Spieler Donald "Turk Turkelton" Faison, Ethan " My Name is Earl´s Brother" Suplee, Ryan "Son(s) of Anarchy" Hurst, Wood "The Wire" Harris, ein blutigst junger Ryan Gosling und ein ganzes Dutzend weiterer, eher unbekannter, aber sehr überzeugender Jung-Schauspieler.

                                                    Dass die ganze Geschichte (1971 wird aus zwei verschiedenen Highschool-Football Teams eine gemischtrassige Mannschaft geformt) wahr ist, trägt dann auch noch einiges zur emotionalen Überzeugungskraft des Filmes bei.

                                                    Manchmal kriegen sie einen halt, die Amis, mit ihrer Pathoskanone und ihrem Patriotismusknüppel.
                                                    "Gegen jede Regel" hat auf jeden Fall mich gekriegt und das schon zum wiederholten Male.

                                                    In diesem Sinne: Remember the Titans!

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