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Alle Kommentare von angucker
Die ideale Besetzung für alte Männer, Väter, versteinerte Senioren - wenn Clint Eastwood gerade nicht verfügbar sein sollte. Kennengelernt als "Arlo Givens" in "Justified" - mit schmalen Lippen und griesgrämigem Gesicht immer eine bösartige Sache auf Lager. Und gerade in "Loveletter - eine zweite Chance" wieder als brummiger Vater, der aus dem Hintergrund seine in Trauer versteinerte Tochter umsorgt. Der kann es - auch ohne große Bekanntheit oder Glamour. Sozusagen die männliche und etwas ältere Ausgabe von Margo Martindale, die wie er schwierige, brummige und nicht immer sympathische Charaktere "drauf" hat.
Rom-Com mit interessanten Details: Die Grundidee des Drehbuchs ist mehr als gediegen - ein mit Internetverbot belegter Hacker stiehlt Post und verliebt sich in die Verfasserin der rosafarbenen, gesiegelten Briefe an einen Soldatenfriedhof. Die stammen von einer in Trauer versteinerten Witwe (Charleene Glosshey - interessanter Cast), die wie ein Automat durch ihren alleinerziehenden Alltag läuft, aus dem Hintergrund umsorgt von ihrem Vater (Raymond J. Barry - der brillante Darsteller des Arlo Givens aus "Justified").
Doch leider kommt diese Storyline nicht recht voran und versinkt (nach einigen völlig unglaubwürdigen Schlenkern um Hacker und Bitcoin) am Ende in einem schwarzen dunklen Loch der Belanglosigkeit.
Aber ich liebe ja immer gutes Handwerk, und da hat der Film auf unauffällige Art viel zu bieten. Es beginnt mit den praktisch vollständig unbekannten Darstellern, die aber ihre Rollen souverän ausfüllen. Die Darstellerin der Josie trägt neben ihrem schmalen Mund und der entsprechenden Mimik durch den ganzen Film völlig unpassende alt-rosa Garderobe, was überhaupt nicht zu ihrem rötlichen Teint passt, aber die Figur bestens charakterisiert. Locations und Ausstattungen sind trotz des offensichtlich bescheidenen Budgets originell und filmdienlich gemacht - da reichen wenige Bierdosen auf einem leeren, abgeranzten Couchtisch, um die Wohngemeinschaft des Hackers mit seinem schlunzigen Bruder angemessen darzustellen. Die Kamera und der Schnitt sind elegant, folgen den Figuren, lassen den Darstellern (zum Beispiel dem mal wieder überragenden Raymond J. Barry) Zeit für ihre Rolle. Und auch die psychologischen Aspekte der Trauer, der hochbegabten Tochter (eine nette kleine Nebenrolle) und der Kontaktaufnahme sind gut. Nur leider ist das ganze Hacker-Gedöns lahm gefilmt, unglaubwürdig und klischeehaft wie der Schluss. Trotzdem nicht schlecht gemacht.
Pummelige Teenagerin als Ich-Erzählerin versucht, einen angehenden anglikanischen Priester zu vögeln, hilfsweise den netten Nerd aus ihrer Schule. Spätestens nach 15 Minuten versetzt dich das dümmliche Gelaber der jugendlichen Hauptdarstellerin aus dem Off in ein tiefes Koma, danach ist nur noch Stille.
Literaturbetrieb lernen: Eine Art "WhoDunIt" im Literaturbetrieb, wobei man nebenher Einiges über Verwertung, Vermarktung und Begutachtung von Literatur erfährt. Dank der souveränen Schauspieler gelingt es dem Film immer, unterhaltsam zu bleiben. Hinzu kommen schöne Außenaufnahmen aus der Bretagne. Hanna Schygulla in einer winzigen Nebenrolle ist kaum zu erkennen, hat aber immer noch dieses Strahlen, welches ihre früheren Rollen auszeichnete.
Das Genre ist tot, mausetot. Wer findet noch neue Varianten im "WhoDunIt", wer mag noch die immer gleiche Geschichte um den rätselhaften Mörder sehen und mitfiebern? Nach der verunglückten "Orient Express" Adaption von Kenneth Brannagh wollte ich schon am Genre verzweifeln und hatte mir geschworen, nie wieder solche Filme zu gucken. Und doch klappt es hier relativ gut. Viele interessante Twists, ein gekonnt gemachtes Drehbuch, das seinen ersten Höhepunkt bereits in der Mitte des Films bringt. Dazu Darsteller, die es einfach können - auch wenn Daniel Craig den müden Detektiv mit etwas zu viel Understatement anlegt. Und immer wieder gute Schauspieler. Michael Shannon - meine Güte, der kann es einfach. Christopher Plummer, der erst in hohem Alter seine zweite Berufung als charismatischer Hochbetagter gefunden hat (nach den vielen sinistren und diabolischen Rollen seiner jüngeren Jahre). Jamie Lee Curtis, Don Johnson - immer noch heiß und gut besetzt. Wir fühlten uns bestens unterhalten und das ist doch was.
National-Chauvinismus pur: Meine MP Buddy Mareike erinnert zu Recht daran, dass der Film ein Chauvinismus englischer Prägung ist und als solcher ebenso anachronistisch wie doof. Ich hatte den nach der Sichtung damals noch nicht einmal bewertet. Manchmal erinnere ich mich wie in einem DejaVu an eine nicht geschriebene Besprechung, etwa:
Die albernen Pfadfinderspielchen im Gefangenenlager, das mehr wie ein Feriencamp zu sein scheint für ältere (alle diese Männer sind eigentlich 10-20 Jahre zu alt für ihre Rollen) weiße Männer. Die blasierte Überheblichkeit, mit der die englischen Offiziere ihren japanischen Widersachern begegnen und der übertriebene Respekt in umgekehrter Richtung. Die Leichtigkeit des Ausbruchs, die pomadige Art, wie der Angriff auf die Brücke vorbereitet wird. Dieser Film hat aus heutiger Sicht wenig zu bieten, keine gute Story, keine Untertöne, kaum Spannung (die Engländer gewinnen doch sowieso) und dazu immer flotte Marschmusik.
Verglichen etwa mit Peckinpah und seinem "Steiner - das eiserne Kreuz" (was auch kein überragender Film ist) fehlt hier eigentlich ziemlich viel.
Bei allem Respekt vor den berühmten Darstellern und David Lean: Die vielen Oscars waren unverdient. 1 für den Ohrwurm von Marsch und 2 für das Lebenswerk.
1970 in Woodstock geboren. Arbeitet überwiegend als Photographin und bei der Gestaltung von Musikvideos. Hat mit ihrer Austen-Verfilmung "Emma" 2020 mehr als deutlich gezeigt, dass sie ihr Handwerk beherrscht.
Aber sowas von (wie man in Berlin sagen würde).
Coming Of Age, Mädchenfilm, Schauspielerkino: Wer hätte das gedacht. Eine weitere Verfilmung der im angelsächsischen Raum als Kultautorin geltenden Jane Austen nimmt mich mit. Schon mehrfach verfilmt, aber die mehr als Photographin und Regisseurin von Musik-Videos tätige Regisseurin Autumn DeWilde (geboren 1970 in Woodstock) schafft es, die Entwicklung einer etwas hyperaktiven, ewig unausgelastet wirkenden, nicht immer sympathischen Tochter (Anya Taylor-Joy mit maximal lebhafter Mimik, riesigen dunklen Augen und eine tolle Besetzung) eines Landadligen (Bill Nighy wie immer präzise, zurückhaltend, präsent) von der pubertären, intriganten, kupplerischen Zicke zur Frau trotz Überlänge unterhaltsam, witzig und in grandiosen Bildern darzustellen. Geradezu unterkühlt werden hier die belanglosen kleinen Dramen (wer kriegt wen, die Nachbarin nervt) des englischen Landadels über mehr als zwei Stunden ausgebreitet. Mit unfassbar weiten Landschaftsaufnahmen der in Morgennebel gehüllten uralten Bäume in sanften Hügeln (Freunde englischer Landschaftsgärten werden kreischen vor Entzücken). Mit witzigen Kostümen (der mit dem Sessel verschmelzende Schlafmantel des Mr. Woodhouse), geschliffenen Dialogen, einer unaufdringlich die Handlung unterstützenden Filmmusik und Schauspielern, die wirklich in jeder Szene alles geben.
Wer drauf achtet, bekommt krachende, dramatische Höhepunkte, die als solche zwar geschickt inszeniert, aber nicht leicht wahrzunehmen sind: Die Enthüllung eines unglücklich gerahmten Bildes, mit der das bisherige Beziehungsgefüge einschließlich pubertärer Liebe plötzlich implodiert. Die in einem kleinen Nebensatz rausgehauene, inhaltlich treffende, aber in der kühlen Art unfassbar tief verletzende Beleidigung der schwatzhaften Nachbarin - zugleich wohl der Beginn vom Wandel der Emma hin zu einer mehr empathischen jungen Frau. Die linkische, mit einem toten Fasan auf dem Silbertablett (!) überreichte Entschuldigung dafür. Und die Schlussszene - ein in seiner absurden Komik und menschlichen Tiefe wirklich anrührendes, fast stilles Kammerspiel von wenigen Minuten, in dem ein aufmerksamer Vater und mehrere (!) Kaminschirme die Hauptrolle spielen.
(Kunst-)Pelze, Kostüme und Licht: In dieser ziemlich dicht am Original bleibenden Verfilmung des Märchens von dem verwirrten Vater, der seine Tochter heiraten will und sie damit vertreibt (großartig verschwitzt und verwirrt: Ulrich Noethen) beeindrucken vor allem einmal mehr die Kostüme - Hauptrolle für die drei Ballkleider der Königstochter und deren riesigen, das Gesicht immer im Schatten lassenden Kunstpelzmantel - großes Handwerk. Auch die Lichtsetzung weiß zu gefallen. Hier wird viel mit Schatten und von hinten kommenden Streiflichtern gearbeitet, da bekommen die Gesichter eine geheimnisvolle Tiefe, Kerzen leuchten, das Licht gibt Stimmungen vor - Ridley Scott lässt grüßen. Auch sonst allerbestes Handwerk und gut besetzte Darsteller, von denen mir hier Fritz Karl als Koch und Nina Gummich als Prinzenschwester besonders gut gefallen haben.
Die Ähnlichkeit mit meiner geliebten Stiefmutter, die feminin selbstbewusste Ausstrahlung, ob in der Kultserie "Mit Schirm, Charme und Melone" oder als unglückliche Liebe und Ehefrau des Lazenby Bonds - Mrs. Rigg wurde durch frühkindliche Prägung und außergewöhnliches Charisma zum Inbegriff meiner Vorstellung von einer englischen Lady. Eine Dame bis zuletzt. RIP, Emma.
Digitales Make-up, wenig Substanz: Ang Lee ist einer meiner Lieblingsregisseure wegen seiner stilistischen Vielseitigkeit, seiner perfektionistischen Inszenierung und seiner großen Sensibilität auch im Blockbuster Kino. So ist sein "Hulk" einer der ultimativen Superheldenfilme, emotional tief und trotzdem bunte Unterhaltung. Aber hier? Eher digitales Zauberwerk. Man sieht dem Stoff an, dass er durch dutzende Hände gegangen und zuletzt bei Disney gelandet ist. Belangloser, schlichter geht es kaum. Zwischendurch wird immer wieder für Blöde und Kleinkinder erklärt, was Genetik ist und was es mit Klonmedizin auf sich hat - Gääähn! Zudem ist Will Smith wirklich nicht so interessant. Ich vergleiche das jetzt mal mit "Jack Reacher" und Tom Cruise - das ist wie Kreisliga gegen Champions-League. Immerhin gibt es technischen Standard der Goldklasse, eine pixelgenaue Auflösung der teilweise gut gemachten CGI-Orgien (die Motorradverfolgung ist wirklich flott inszeniert). Und Mary Elizabeth Winstead spielt eine wirklich knuffige, unangepasste Frauenrolle. Das war es dann aber auch schon. Zum Testen meiner neuen AV-Installation war der Film gerade richtig - es ist der unterdurchschnittlichste Film von Ang Lee und nicht wiederholenswert. Heute können Christopher McQuarrie, Jaume Collet-Serra und Christopher Nolan auch flotte Action mit CGI und sogar witziger, interessanter und weniger konventionell.
Modernes Märchen, modern gefilmt: Auch hier (ich hatte gerade "Siebenschön" vom MDR in der Mediathek) bestes Handwerk, gute Schauspieler, tolle Ausstattung und eine nicht ganz anspruchslose Geschichte (nach Motiven von Grimm); die charmante und wissbegierige Tochter des Königs fällt bei diesem in Ungnade, weil sie die Tochterliebe mit Salz vergleicht (und nicht mit Juwelen oder Gold). Leonie Brill als Amelie macht das mit großen Augen mühelos, unterstützt von Sophie von Kessel als Hexe/Mutter/Zombie und dem übrigen Cast. Durchweg gutes Handwerk, eine interessante, etwas öko-angehauchte Storyline. Manchmal fehlt etwas der Pfiff, die Originalität von "Siebenschön" - ARD kann so gut sein mit Märchen.
Man glaubt es kaum, aber dieser Name ist echt! Rudolf-Steiner Schule in Hamburg, Schulaufführungen und dann...
Gut besetzt in "Siebenschön" (2014), vielleicht treffe ich sie ja mal in Berlin auf der Straße (eher unwahrscheinlich).
Perfekt produziertes Modernmärchen: Diese 59 Minuten lange MDR-Produktion erzählt ein modernes Märchen in handwerklich perfekter Form. Die Geschichte von der schönen Bauerntochter mit dem Interesse für Bildung und Bücher, die für ihr Inneres und nicht für den schönen Schein geliebt werden will wird konterkariert von dem Intrigenspiel des amtsmüden Königs, der seinen ebenfalls mehr intellektuellen Sohn (herrlich zerstreut: Franz Dinda) unbedingt mit der extrovertiert-durchgeknallten Tochter eines anderen Adligen verheiraten will. Während der von Florian Panzer eindrucksvoll blasiert gespielte Baron seine Intrigen spielt und mal eben die Eltern der bäuerlichen Schönheit von der Straße weg verhaftet, nachdem er ihren Hof grundlos niedergebrannt hat (irgendwie modern oder?).
Von der Ausstattung mit ihren detailfreudigen Kostümen (da trägt die Bauerntochter natürlich Risse an den richtigen Stellen) und dem interessant eingefärbten Königspudel der überkandidelten Prinzessin bis hin zu den mehr als gediegenen, geradezu lustvoll ausgespielten Rollen der originell besetzten Schauspieler - hier gibt es in jeder Sekunde unterhaltsames, amüsantes Märchen- und Kinohandwerk. Da wird kein kleiner oder großer Gag ausgelassen, da werden Schnecken und Blutegel ebenso gekonnt inszeniert wie der bleiche Arsch des Königs, da darf Esther Schweins grandios in wenigen kurzen Einstellungen als Oberin und "Über-Mutter" die junge Schönheit auf den rechten Weg lenken. Da gibt es die rothaarige Barbara Meier (Ex-GNTM) präzise intrigant und sehr sexy in einer kleinen Nebenrolle als Rivalin der Siebenschön und immer bleibt der Fluss erhalten, jeder Schnitt, jede Einstellung, jeder Szenenwechsel macht Sinn und nie kommt die Erzählung aus dem Flow - große Klasse und überhaupt nicht betulich.
Kennengelernt habe ich sie in Ang Lee's Meisterwerk "Der Eissturm" und jetzt gerade wieder "Black Snake Moan" - eine der wirklichen Charakterdarstellerinnen von Hollywood. Wenn man sie doch nur mehr besetzen würde. Voller Einsatz und frei von Belanglosigkeit, da macht Zusehen Spaß.
Black Blues Boogaloo: Trotz der absolut beeindruckenden Hauptdarsteller (habe ich Christina Ricci eigentlich schon mal unengagiert, langweilig oder doof gesehen? - NEIN!) nur soso, denn die Musik ist zwar originell, aber nicht wirklich gut gemacht und die Themen Blues, Missbrauch, Nymphomanie, innere Dämonen, Drogen, Rassismus, Vergebung und Lebensängste werden für meinen Geschmack sehr amerikanisch, bigott, trotz der Überlänge hastig und mit stark religiösem Einschlag abgehandelt. Der Film will viel und wirkt dadurch trotz Überlänge etwas fahrig. Dafür gibt es reichlich Atmo "way down South", tolle Darsteller und immer wieder beeindruckende Schauspielerei (Justin Timberlake sollte für meinen Geschmack nur noch schauspielern..) - wäre da nicht dieses etwas fahrige Drehbuch und das manchmal übertrieben wirkende Bemühen, tolle eindrucksvolle Bilder zu generieren - der Film wäre der Hammer. Und die Sache mit der Kette ist etwas übertrieben ausgewalzt wie auch der Film insgesamt etwas straffer inszeniert sein könnte. Trotzdem: Unterhaltsam, viel Atmo und großartige Schauspielerleistungen.
Verpasste Chance: Nicht nur Vincent Cassel verpasst hier die Chance auf eine Lolita Affäre mit der hübschen und pubertären Tochter seines besten Freundes, sondern auch der Film verpasst die Gelegenheit, aus einer entsetzlich schlichten Story mehr zu machen als abgedroschene Gags und Dialoge, die sich noch dazu schon nach einer halben Stunde nur noch wiederholen wie das Eindringen der Wildschweine in den Vorgarten des von François Cluzet mit wildem Augenrollen lustlos gespielten Spießer-Vaters. Trotz der unbestreitbaren und sehr schön pubertär gespielten Sexiness der Lolita echt überflüssiger Film.
Bis auf die fein abgestuften Schwarz Weiß Bilder eher öder Film, bei dem im Wesentlichen herumgerannt und gekichert wird.
Coming Of Age Tanzfilm mit Musik: Dieses kleine Meisterwerk aus den frühen 80ern überzeugt trotz der ziemlich schlichten Handlung und dem schlichten Setting auf einer Kunsthochschule in vielerlei Hinsicht. Es gibt zwar sehr klassische, vorhersehbare Charaktere (schüchterner schwuler Junge, Ghetto-Kid usw.), aber deren Beziehungen und Entwicklung werden unsentimental und teilweise sogar originell dargestellt. Der Film verdient etwas Aufmerksamkeit, beim ersten Mal begeisterte er mich weniger. Deswegen zähle ich einfach mal auf, welche "Checkboxen" meines persönlichen Geschmacks hier abgehakt werden:
1. Gute Musik: Die Songs sind (doppelt Oscar prämiert) überragend. Gleichzeitig wird der Zuschauer nicht ständig mit Musik zugemüllt. Lange Einstellungen zeigen Studenten beim Üben auch mit schiefen Tönen. Das ist witzig, das erinnert an Milos Formans kleines Meisterwerk "Taking Off". Die für solche Filme obligatorische Abschlussaufführung ist überragend. Überragend!
2. Guter Schnitt: Der Film hat große Eleganz mit seinen Tempowechseln, der Integration einzelner Szenen in die Handlung, den Übergängen. Das ist beispielsweise verglichen mit einem modernen Musikfilm wie "La La Land" (einer hohlen Nummernrevue) eine komplett andere Liga. Niemals nie laufen Musik, Kamera und Handlung völlig synchron - perfekt und modern.
3. Tolles Casting: Hier wurden unbekannte Darsteller allein aufgrund ihrer Eignung für bestimmte Charaktere gecastet. Das funktioniert bis in die Nebenrollen (ein etwas dickliches Mädchen mit angestrengtem Gesichtsausdruck, das zwischendurch immer wieder Geige übt) hervorragend. Die Hauptrollen? Grandios. Das Sixpack von Leroy und dessen prollige Sexiness ebenso wie die verschiedenen Lehrer - der Standup Comedian und Schauspieler Richard Belzer (Homicide!) in einer winzigen (aber dramaturgisch wichtigen-) Nebenrolle. Auch hier sind Vergleiche mit "Taking Off" angebracht.
4. Fantastische, mitreißende und perfekt in die Handlung integrierte Tanzszenen. Wie zwei Mädels da beim Ballettraining lästern (Köpfe zwischen den Beinen). Wie Leroy sich über die Lustzentren der Lehrerinnen in die Klasse tanzt. Selbst die einzige (!) Massenszene, das "Fame" auf der Straße über die Autos, passt in die Handlung, ist perfekt geschnitten und getanzt. Hier wurden Maßstäbe gesetzt. Vergleiche ich das mit der ähnlichen Sequenz in "La La Land" (ganz am Anfang), dann klaffen dazwischen Welten, nein Universen.
5. Zeitgeistig, aber nicht albern: Hier sind die 70er zu Ende, es wird immer wieder leiser Zweifel gesät an den Idealen der Hippies, die 80er kommen, die Reichen benehmen sich auch wie solche und alles das wird völlig unverkrampft in Handlung umgesetzt.
6. Großartige, authentische Dialoge: Wenn hier schlichte, nicht schulisch herausragende farbige Jugendliche oder zickige Upper-Class Töchter sprechen, dann hört sich das richtig an.Wenn der egozentrische und eitle Leroy seine Deutschlehrerin sogar noch im Krankenhaus nervt - unsentimental und gelungen auch hier.
7. Kein Happy End: "Im Mittelalter wurden Schauspieler noch nicht einmal beerdigt, krieg Dich ein" sagt der schwule Rothaarige zu seinem Kumpel, der grade in Frust und Alkohol versinkt. "Lass uns eine gute Pizza essen gehen". In diesem Sinne!
8. Tolle Locations, perfekte Ausstattung: Die Highschool ist abgeranzt, riecht förmlich über den Bildschirm nach knappen Geldern und schwitzigen Schülern, die Requisiten passen in jeder kleinen Einstellung, billige Schuhe sind billige Schuhe, wenn ein Kostüm Aufmerksamkeit heischen soll (das Superwoman-Kostüm der rundlichen Farbigen beim Vortanzen) dann klappt das auch. Natürlich kann der Film für eine kurze Einstellung auch eine "echte" Upper-Class Villa mit Marmorfußboden aufbieten und für die South Bronx richtig abgewrackte Häuser.
9. Etwas Magie: Wenn sich Irene Cara, die sicherlich keine große Schauspielerin, aber eine begnadete Sängerin ist, an ein abgeranztes Klavier setzt, um eine anspruchsvolle Ballade mit richtig gutem Text zu singen - also ehrlich, dann schmelze ich dahin.
Wiederholung nicht bei jedem ZuschauerInnengeschmack garantiert, aber hier bei mir bekommt der Film viel Beifall.
Instagram-Models und Startup-Scammer: Interessante Doku über einen klassischen Scam im Festival/Veranstaltungsbereich, angefeuert durch einen dicklichen, dauergrinsenden Jungmann, der eigentlich fast immer eine angebrochene Bierflasche in der Hand hat und im Stile eines Sektenführers eine bemitleidenswerte Gruppe von MitarbeiterInnen seiner kleinen Firma und nicht wenige Auftragnehmer immer wieder linkt, sogar einen älteren berufserfahrenen Veranstaltungsprofi (am Telefon!) dazu bringt, sich für einen Blowjob zur Umgehung von 150.000 $ Einfuhrsteuern für Tafelwasser (!) vorzubereiten. Man glaubt es kaum. Vernünftig erscheinende Menschen tun irre Dinge und werden abgezockt, weil alle dabei sein wollen bei einer in den Social-Media beworbenen Monsterparty auf einer Bahamas-Insel mit Bella Hadid, Alessandra Ambrosio, Kendall Jenner u.a. - es sagt viel über das Freizeitverhalten der Millennials und einer durch Instagram befeuerten Partykultur, wenn sich studierte, berufstätige und ernsthafte Jungmänner nach eigenen Angaben 5 Wochen im Fitnessstudio auf einen Event vorbereiten, bei dem alle die bunte Welt der Instagram Mädels nachahmen wollen. Diese offiziell als "Influencerin" bezeichneten Damen, die für Honorare im oberen 6stelligen Bereich kurz die Lippen schürzen, sich im Bikini ablichten lassen, das als Werbung posten und dafür bewundern lassen. Fun Fact: Erst als Folge dieses Scams wurde es (auch für Cathy Hummels) Pflicht, Werbung bei Instagram als solche zu kennzeichnen. Denn ansonsten hätten die gut verdienenden Damen für den Betrug ihres Auftraggebers mit gehaftet. Amerikanische Anwälte können so gnadenlos sein. Eine unerfreuliche Entwicklung.
Die Doku selbst ist routiniert, aber manchmal etwas umständlich gemacht.
Russische Atmo: In faszinierenden Kameraeinstellungen irrt William Hurt als junger Offizier der sowjetischen Miliz durch eine Mordgeschichte, deren Begehung und Aufklärung ebenso konstruiert ist wie künstlich. Dafür gelingt es dem 1983 entstandenen Film, mich von den ersten Minuten der gut gefilmten Eislaufpartie in Moskau (mit unfassbar arm und versoffen aussehender Oma in einer kleinen Bude - das war bestimmt keine Schauspielerin) bis zum rauschhaften Davongaloppieren einiger Zobel in den schwedischen Wald mitzunehmen in eine versunkene Welt hinter dem eisernen Vorhang. Ohne Perestroika, aber mit Funktionären, die sich als Gangster betätigen. Mit gut besetzten Schauspielern, Brian Dennehy als New Yorker Cop auf Abwegen, Lee Marvin als abgebrühtem Ost/West Gangster und Joanna Pacula als "Irina". Die Handlung spielt oft keine Rolle - ganz modern und mit Erfolg versucht der Film, in jedem Fall eindrucksvolle Bilder zu generieren (etwa bei der Freilegung von Menschenköpfen mittels Maden) und erhält damit das Interesse bis zuletzt. Vergiss die Geschichte - erfreue dich an bewegten Bildern. Auch so geht Kino. Und wenn zuletzt die Zobel knurrend und fauchend (aus dem Off!) gegen die verrotteten Gitter ihrer primitiven Käfige ballern um danach fortzulaufen, dann ist das fast metaphorisch für ein russisches Volk kurz vor dem Fall des eisernen Vorhangs. Einen Extrapunkt für "Russland-Faktor" und ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob die Produktion sich wirklich im Stil von Lee Marvins Figur mit Dollars und Whisky in Russland eingekauft hat für die Dreharbeiten. Denn im Studio scheint der Film nicht entstanden zu sein.
Nur mit viel Alkohol zu ertragen: Vor drei Jahren habe ich diesen Film noch (nach Genuss einer 1/2 Flasche Sekt fast so zugedröhnt wie Nick Nolte im Film) wohlwollend mit 6 Punkten besprochen. Diese Bewertung hat die zweite Sichtung ohne Alkohol nicht bestätigt. Abgesehen von der zwischendurch immer wieder involvierenden Kamera, vor allem den bei Walter Hill so typischen Kamerafahrten durch neblige feuchte Straßen mit Neonlichtern und Kunstnebel und der wirklich exzellenten Musik von James Horner (Score) nebst einiger wirklich cooler und voll ausgespielter Kneipenmusik (Hillbilly mit Country-Fiddle, Bluesrock - Alles vom Feinsten) gibt es hier nur eine entsetzlich lahme Geschichte, ewiges Herumgerenne und Herumgefahre und dazwischen immer wieder völlig unmotiviertes Gebrüll und künstlich erregte Dialoge ohne Inhalt. Da versucht ein weißer Regisseur, absolut obercool zu machen und das geht eigentlich voll in die Hose mit großen Flecken - bis auf die wirklich witzige und gut gemachte Kneipenszene ("Eddie Murphy verhaftet und beleidigt eine komplett volle Kneipe mit rechten weißen Hinterwäldlern") besteht der Film auch im Drehbuch nur aus einer unendlichen Kette gewaltverherrlichender, zotiger, fäkaler, frauenfeindlicher, sexistischer und rassistischer Sprüche - soll wohl witzig und ironisch sein, wirkt aber auf den nüchternen Betrachter nur noch abgestanden und eklig. 6 -> 3 - echt überschätzt, dieser bemüht zeitgeistige Klaumauk.
Keine Macht den Drogen: Sehr gut besetzter und streckenweise witziger und origineller Film über Erwachsenwerden, Liebe und Drogen. Besonders gut gefallen haben mir William Fichtner als zynischer Arzt und der junge William Robinson als herzkranker Jungmann. Originell auch das von Macy und Huffman gespielte Elternpaar, mit dem die Serienrollen der beiden ironisch gebrochen werden. Leider schleichen sich immer wieder üble Klischees ein und der Schluss ist ebenso kitschig wie schlecht. Merke: Lass Dir nie von Rosario Dawson den Oberschenkel verarzten, wenn Du Unterhose trägst.
Grauenhaft: Voller Klischees (alle Italiener kreischen pausenlos herum, die italienische Frau ist eitel, eingebildet und kreischt rum) und vermutlich der überflüssigste, dümmste und eintönigste Film in der Biografie von Clark Gable und Sophia Loren. Allein schon die Tonspur mit dem ewigen Gekreisch der "Italiener" und das bräsige Gequatsche der von Gable gespielten Figur des super-seriösen und super-sichauskennenden Amerikaners sind kaum zu ertragen. Im Vergleich zu "Hausboot" oder ähnlichen Filmen dieser Zeit einfach nur unterirdisch. Und Sophia Loren hätte niemals vor der Kamera tanzen dürfen. Sieht nämlich einfach nur doof aus. Auch die Göttin kann eben nicht alles.
Mit roten Haaren und grünen Augen und dem Gesicht einer englischen Porzellanpuppe eine der auffälligen Erscheinungen im Film der 90er Jahre. Bekam aber nie die große Hauptrolle, sondern spielte die auffälligen Nebenrollen, die Ärztinnen, Kolleginnen und in Navy CIS auch mal die Chefin, in direkter Konkurrenz zu Jamie Lee Curtis und mit einer ähnlichen Mischung aus Härte und Sex-Appeal. An fehlenden schauspielerischen Fähigkeiten liegt es jedenfalls nicht, dass Lauren Holly nicht die Jessica Chastain oder Christina Hendricks der 90er Jahre wurde.