angucker - Kommentare

Alle Kommentare von angucker

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    über Infam

    Schrecklich konventionell: Trotz der gediegenen Besetzung ödes Dramolett um die nichts merkende, erschreckend abgehungerte Hepburn, die irgendwie nicht den ewigen Gynäkologen Garner heiraten will und mit ihrer zugewandten Kollegin McLaine von einer bösen Schülerin bezichtigt wird... Na klar ist das super interessant wegen der Bezüge zu gleichgeschlechtlichen Fragen, aber der Film ist zu konventionell und schematisch, um auch nur interessant zu sein.

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      Kein Koks bei Sigmund Freud: Robert Duvall alias Dr. Watson schickt seinen best Buddy Sherlock Holmes mit einer geschickten Finte nach Wien zu dem berühmten Nervenarzt und Ex-Junkie Freud, um die zerstörerische Kokainsucht Holmes zu beenden. Das klappt mit kaltem Entzug, Hallus und Hypnose. Bis hier ist der Film eine gediegen gespielte und kostümierte Variante von "Der Mann mit dem Goldenen Arm" ohne Sinatra. Dann duelliert sich Freud mit dem irren Militär auf dem Tennisplatz, das Team Freud kapert einen Zug und es beginnt die Reise mit dem Orient Express, um die ebenfalls drogensüchtige Lebedame (die junge Vanessa Redgrave als waffenscheinpflichtige Schönheit) zu befreien. Einschließlich Action, Fechterei und Romanze. Tolle Filmmusik, historische Ausstattung und Kostüme, gute Schauspieler, die aber doch etwas durchgeknallte Kombi eher für Eisenbahnfreunde und Holmes Fans.

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        angucker 21.05.2020, 23:06 Geändert 21.05.2020, 23:07

        Krude Mischung aus Rambo, Familiendrama, Öko-Agitprop (rettet den Adler war Ende der 70er ein ernstes Thema, der Weißkopfadler war durch Pestizide praktisch ausgestorben) und Daktari. An den Schauspielern liegt es nicht, Donald Pleasence ist gut als zwanghafter Sammler von Vogeleiern, Rutger Hauer gibt zuverlässig den blonden Indianer und auch Kathleen Turner wirkt als männermordende Single Mom absolut glaubwürdig. Nur die Story kommt nicht in die Pötte, will zuviel und schläft zwischendurch immer wieder ein. Die Fassung bei Amazon Prime war nicht vollständig synchronisiert, zwischendurch und zu Beginn gibt es O-Ton. Sehenswerte Naturaufnahmen und Brion James in einer feinen Nebenrolle als böser Redneck.

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          Guilty pleasures. Aaron Paul war eine gute Besetzung für die Hauptrolle, denn seine vergrübelte schwitzige Variante eines Auto Nerds ist ebenso originell und authentisch wie Imogen Potts als Nerd Braut. Rami Malek zieht als Abschied von seinem verhassten Bürojob komplett blank, Michael Keaton darf mit gelber Brille den Ansager mimen, aber vor allem haben die Car-Stunts analoge Härte, sind direkt und gekonnt inszeniert und heben sich dadurch wohltuend ab vom digitalen Effektgespiele der anderen Franchise.

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            angucker 21.05.2020, 13:07 Geändert 21.05.2020, 13:11

            Etwas anders: Schon die aus dem schwarzen Off gesprochene Exposition - eine Unterhaltung mit der hervorragend synchronisierten "Gesundheitsfachkraft" entwickelt diesen Sog. Neorealistisch, natürliches Licht, eine völlig gradlinig erzählte Geschichte, frei von jeder Sentimentalität, unbekannte Laiendarsteller - hier geht es um eine der fuxxxing größten Ungerechtigkeiten aller Zeiten. Maggie Thatchers UK in der Endphase des Neoliberalismus, der schottische Schreiner ohne vernünftige Altersversorgung und seine Zufallsbekanntschaft, die irgendwann sehr viel Hunger hat (ich will nicht spoilern, diese einfache Szene hat mir wirklich die Schuhe ausgezogen). Nicht weggucken, hingucken! Kino kann das und es ist ein guter Film.

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            • angucker 19.05.2020, 08:54 Geändert 20.05.2020, 08:20

              Der Wackeldackel von Hollywood. Natürlich können Schauspieler Jahrzehnte vom Ruhm leben, den sie mit einigen Rollen in Kassenschlagern der 70er und 80er Jahre erwarben. Aber die Schauspielerei von Al Pacino ist wirklich wie die Pest in meinen Augen. In jedem Film mit seiner Beteiligung kommen auf rätselhafte (vertraglich vereinbarte?) Weise massive Mengen von Filmminuten zustande, in denen er sein stets auf halblang geschnittenes, tief dunkel gefärbtes und stets sorgfältig geföhntes Haar in die Kamera halten und ohne Ende Grimassen schneiden darf. Der Mann
              a) spielt immer sich selbst
              b) hampelt, wedelt, schaukelt und grimassiert jede Sekunde herum wie ein Hamster auf Speed und
              c) findet sich selbst offensichtlich so toll, dass es aus jeder Kameraeinstellung erkennbar sein muss - wie ein Papagallo, der jeden Tag wenn nicht vor der Kamera doch vor dem Spiegel einige Stunden posiert.

              Einfacher Test: Den Ton ausschalten und dann nur darauf achten, was für Gezappel und Gesichterschneiden Pacino im Vergleich zu anderen Schauspielern permanent abliefert. Das ist wie Gebärdensprache - Schauspielerei für Zuschauer, die es wirklich sehr nötig haben, unterhalten zu werden. Maximales Gehampel für den Eintrittspreis. Egal in welchem Film. Habe gerade "Mr. Collins 2. Frühling" gesehen und musste das jetzt mal loswerden. Hier haben sooo viele MPs ihre gegenteiligen Gefühle und Ansichten bekundet. Sorry, aber es gibt auch eine andere Sicht.

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                angucker 19.05.2020, 08:38 Geändert 19.05.2020, 09:05

                Eine vorhersehbare, kindliche Schnulze um das Märchen vom guten reichen Onkel/Großvater. Das wäre noch zu ertragen, aber einmal mehr hat Al Pacino, den ich für den schlechtesten, eitelsten und am meisten überschätzten Hollywood-Schauspieler seiner Generation halte, offensichtlich 90 % Screentime in seinem Vertrag vereinbart und füllt diese wie üblich mit Armeschlenkern, Kopfwackeln, Körperwackeln und albernen Grimassen - es ist kaum zu ertragen. Wie ein vergreistes Kind mit dunkel gefärbten Haaren und absolut albernen Kostümen (hat er sich offensichtlich selbst ausgesucht) kämpft dieser Möchtegern pausenlos nur um Aufmerksamkeit, während alle anderen versuchen, seinem Overacting und den damit verbundenen permanent hampelnden Bewegungen auszuweichen. Ansonsten gibt es massig Werbung für Mercedes, Hilton und Steinway, das Drehbuch ist dumm wie Brot und noch nicht einmal die Mucke ist zu ertragen. Natürlich das alles in Sülze von Fahrstuhlmusik getaucht. Annett Benning, Christopher Plummer und Bobby Cannavale hätten Besseres verdient.

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                  Die lange, mit Turandot sorgfältig immer wieder konterkarierte, von dem auch hier exakt passenden Score eindrucksvoll untermalte Szene in der Wiener Oper gehört zu den Sternstunden gekonnter Actionfilmerei. Wie auch der Rest des Film mit massenhaft gutem Handwerk zu überzeugen weiß. Von der starken Frauenrolle über sorgfältig gemachte Geräuscheffekte, gute Kampfszenen und packende Verkehrsverwicklungen. Selbst die komischen Pausen (Ego Shooter auf der Arbeit) setzen gekonnt Akzente. Negativ fällt da nur auf, dass Ving Rhames vor Übergewicht kaum noch laufen kann und Tom Cruise hat komische Sachen mit dem Gesicht gemacht, das sieht in den wenigen Nahaufnahmen aus wie ausgepolstert. Dafür liefert Rebecca Ferguson umso mehr. Gediegenes Handwerk, Chapeau!

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                  • Wer "Das Fliegende Auge" als hybrides Gesamtkunstwerk gestemmt hat, muss etwas können. In der Tat: John Badham hat so diverse Filme wie "Saturday Night", "Gegen die Zeit" oder auch "Ein Vogel auf dem Drahtseil" unter dem Gürtel. Vom Tanzfilm über den Action-Kracher bis zur Salonkomödie. Zwar erschien mir der formal sehr anspruchsvolle (Stichwort: "Echtzeit") "Gegen die Zeit" sehr gekünstelt (was wohl an der merkwürdigen Story lag), aber formal und regietechnisch hat sich Badham nie etwas vorzuwerfen. Und seine vielen verschiedenen Genres sprechen für einen erfahrenen Handwerker und Filmkünstler.

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                      angucker 17.05.2020, 07:51 Geändert 17.05.2020, 12:43

                      Irgendwie durchgeknallter Hybrid aus Actionfilm, Militär- und Waffenwerbung, Vietnam-Drama und "yes we can" Kino: John Badham ist deutlich inspiriert von "Apocalypse Now", lässt Kritik an Militarismus und Waffenwahn anklingen (die Szene mit der Hubschraubervorführung und deren Folgen ist einfach goldig). Er strickt eine ziemlich einfache Geschichte um eine Verschwörung von Falken, erzählt diese total straight herunter, bringt dann noch etwas Scheidungsdrama, Cop-Story, Buddy-Movie, eine sehr sehenswerte Nackt-Gymnastik und vor allem immer wieder interessante Kameraeinstellungen und faszinierende Außenaufnahmen im Film unter. Und dann noch ziemlich gute Car-Stunts. Dieses Programm hätte jeden schlechteren Regisseur komplett überfordert, aber so ist das ein Film, den ich jetzt beim 2. Mal erst so richtig würdigen kann. Zudem sind Roy Schneider und Malcom McDowell wirklich gut (Roy Schneider wird extrem gekonnt von Helmut Lange synchronisiert - ein weiterer Grund, diesen Film nochmal zu besichtigen). Erinnert mich in seiner perfektionistischen "ich kann alles" Art sehr an "Against All Odds", hat aber wesentlich mehr Atmo und macht eigentlich von Anfang bis Ende Sinn. Well Done!

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                      • angucker 16.05.2020, 08:20 Geändert 18.05.2020, 11:56

                        Nach etwa 15 Serienstaffeln Navy CIS praktisch das Gesicht dieser kommerziell erfolgreichsten Fernsehserie und auch Showrunner, Produzent und (wenn man diversen Talk-Show Auftritten glauben darf) die gute Seele der Serie. Sehr auffallend durch seine eher bedächtige Art (die er mit und für seine Rolle über die Jahre wohl auch kultiviert hat) und sein stets bescheidenes, freundliches Auftreten. Der Mann (er war eigentlich Football-Spieler) kommt so dermaßen amerikanisch rüber, da ist das Etikett vom "Durchschnittsamerikaner" nicht weit und auch die Ähnlichkeit zu Harrison Ford (der seine Rolle bei Navy CIS bekommen sollte) ist nicht weit hergeholt. Harmon ist auch einer der wenigen bekannteren Schauspieler Hollywoods, die in erster Ehe seit Jahrzehnten verheiratet sind. Einfach sympathisch.

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                        • angucker 16.05.2020, 07:39 Geändert 16.05.2020, 07:40

                          Einer der Lieblingsdarsteller von Milos Forman. Sein "Kiffing-Instructor" in "Taking Off" ist legendär und war laut MP zugleich seine erste Rolle. Demnach wurde er von Forman, dem Weltmeister des originellen Castings, entdeckt. Und danach vom Rest der Filmwelt als Darsteller für besondere Fälle.

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                          • angucker 16.05.2020, 07:32 Geändert 16.05.2020, 08:09

                            Jede/r hat ihn schon mal gesehen, meist als Darsteller in einer Fernsehserie. Mein Aha-Erlebnis kam mit Navy CIS, wo er immer wieder und über mehrere Staffeln hinweg den charmanten und betrügerischen Hochstapler-Vater von Tony DiNozzo spielt. Damals schon etwa 70 Jahre alt, unglaublich präsent, präzise in seinen darstellerischen Mitteln und mit einem durch viel Routine erworbenem Understatement, etwas Distanz zur Rolle. Die Produzenten dieser Erfolgsserie wussten schon, warum Sie immer wieder Wagner verpflichten. Die Arbeit mit ihm muss die reine Freude sein (und das Resultat ist gediegen).

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                              angucker 15.05.2020, 20:07 Geändert 16.05.2020, 06:15
                              über Mile 22

                              Das oberflächliche Schnittgewitter verdeckt nur die hanebüchene Storyline, deren Pointe so vorhersehbar ist wie die Resultate der endlosen Schießereien. Nur die durchweg guten Choreographien der Mixed Martial Arts Kämpfe und die unbestreitbare Präsenz von Lauren Cohan retten den Film vor der kompletten 🗑. Wozu es mit der bulligen Ronda Rousey eine ehemalige UFC Weltmeisterin in einer Nebenrolle braucht, wenn die noch nicht einmal Köpfe einschlagen oder Männer fachgerecht erwürgen darf, das verstehe wer will.

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                                angucker 14.05.2020, 12:10 Geändert 23.05.2020, 08:14

                                <<Spoiler inside>> Als ich im Studium mittels Diavortrag das erste Mal ein Onanieopfer zu sehen bekam (erhängt bei der Masturbation inmitten von Lampen und Spiegeln), da war ich noch überrascht. Jährlich sterben wohl Hunderte auf der ganzen Welt durch diese Sexualpraktik die (Danke, @macintosh) Hypoxyphilie heißt. Aber die hier im Film gezeigte Kombination von Damentennis im Fernsehen, grünem Schal und Kamerazoom auf die einäugige Schlange nach Vollzug gehört wohl eher in den Bereich künstlerische Freiheit oder Voyeurismus - genau wie der gesamte Film. Was bei "Kids" von Larry Clark noch verstörend, nachdenklich machend und letztlich authentisch, weil pseudodokumentarisch wirkte, ist hier nur noch eine in wunderbare Kamerafahrten in warmem Sonnenlicht getauchte Abfolge von voyeuristischen Szenen, die wohl die Einsamkeit der Jugendlichen in der amerikanischen Vorstadt transportieren sollen. Vielleicht auch nicht, denn abstruser und künstlicher könnte das kaum noch inszeniert werden. Als Peaches dann mit dem (welcher christlichen Sekte angehörigen?) Vater zur Hochzeitszeremonie schreitet und danach zum Dreier, krachte mir der Balken vor den Kopf und auf dem stand: "Achtung, ich bin Kunst."

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                                • angucker 14.05.2020, 06:50 Geändert 16.05.2020, 07:25

                                  Von Zwickau bis in die große weite Welt - Gert Fröbe war nach einem Auftritt als Stargast in der Fernseh-Show "Was Bin Ich?" bei Robert Lembke für mich der erste männliche Schauspieler, den ich als "Star" wahrnehmen konnte. Ein lebhafter Mann, der (anstatt wie heute üblich seine Ansichten über die Welt daher zu quatschen) am Ende seines Auftritts scheinbar spontan um einen Stuhl bat und diesen dann höchst gekonnt auf dem Nasenrücken (!) durch das Studio balancierte. Meine nächste Begegnung Jahre später, als Fröbe in "Goldfinger" seinen Bösewicht so gehetzt, unangenehm und zwanghaft anlegte, dass er seine Rolle und den "hässlichen Deutschen" geradezu übergroß machte - der Rest des Films verblasste spätestens, als Fröbe mit aberwitziger Körpersprache anfing, seine Widersacher zu vergasen (!). Beliebt bei Kindern als "Räuber Hotzenplotz", enorm wirkungsmächtig auch über seine Stimme, die er bis zur absurden Posse quetschen, nörgeln und poltern lassen konnte. Und zuletzt noch seine (wieder übergroß ausgefüllte-) Nebenrolle in "Der Regenschirmmörder" 1980 - da war Fröbe schon fast 70 Jahre alt und spielte, grimassierte wie ein junger Bub, sprang zuletzt in den Pool und machte irre Faxen - sicherlich für Kollegen nicht immer leicht zu nehmen, aber was für ein Schauspieler!

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                                    angucker 14.05.2020, 06:27 Geändert 16.05.2020, 06:17

                                    <<Achtung - leichte Spoiler!>> Ich habe den Film (Streaming-Angebot) nur wegen dem unvergesslichen Gerd Fröbe geschaut und es keine Sekunde bereut. Fröbe hat nur eine Nebenrolle, füllt diese aber übergroß aus: Trotz seiner damals schon fast 70 Lebensjahre unfassbar physisch, sogar athletisch und mit sichtlicher Lust an der Komödie spielt er den Gangsterboss mit erdrückender Präsenz, um dann in einer der letzten Einstellungen, gerade in den Swimming-Pool gefallen, den "Walfisch" zu mimen mit vollem Grimassenrepertoire - ich habe mir fast in die Hosen gemacht, als dieser großartige Schauspieler wie ein kleiner Junge Faxen machte.
                                    Eine schlichte Verwechselungskomödie, die nach einer ziemlich langatmigen Einführung des Hauptdarstellers mit der schlichten Verwechselung einer Tür beginnt. Manche Dinge muss man mit Abstand nachholen. Dazu gehört bei mir Pierre Richard, der zu seiner Zeit schon allein wegen Peinlichkeit und Faxenmacherei absolut verpönt war. Auch in diesem Film aus 1980 kann und wird dieser modernere Nachfolger von Louis de Funés und Jaques Tati sein Publikum nerven. Die albernen Grimassen, die bescheuerten 80er Jahre Pullunder (unfassbar, was ein Unterzieh-Pullover aus Acryl mit pastellfarbenen Bonbontönen aus einem Mann machen kann!) - und doch ist dies eine tolle Komödie! Hohe Gagdichte, fabelhafte Auto-Stunts, körperlicher Slapstick der überragenden Art (wenn Richard mit dem neuen Regenschirm über den Ladentresen des Waffenlieferanten tanzt oder einen Regenschirm-Kampf inszeniert, während gleichzeitig ein Mantel und Degen Film über den 20 Zoll Röhrenfernseher flimmert). Nach einem etwas zähen Beginn (die irren Politessen sind nicht selbsterklärend und etwas langatmig inszeniert) steigert sich der Film immer mehr und spätestens nach dem Flug nebst beiläufiger Vernichtung des schwulen Killers wird das rasante Tempo bis zur letzten Minute gehalten. Neben für heutige Zeiten geradezu brutal frauenfeindlichem Sexismus (vermutlich keine Frau interessiert sich für Typen in solchen Klamotten mit kaum verstecktem Bäuchlein) werden ständig unbekleidete weibliche Oberkörper in die Kamera gehalten, die Anrufbeantworter (eine der ersten schönen Szenen) sind groß wie Umzugskartons, eingeparkt wird grundsätzlich mit Kontakt (wozu heißt es denn sonst bitte Stoßstange) und auch die non-verbalen Gags (das Kind mit den blonden Löckchen) werden präzise gezündet und sind eigentlich nie langweilig. Alle Nebenrollen funktionieren bestens, die Hundefutterwerbung ist auch bei Wiederholung noch witzig (Achtung: Selbstirionie!) und die irren, offen rassistischen Gags (da wird ein afrikanischer Politiker (?) an der Angelleine mit deftigen Sprüchen kielgeholt, da wird der "schwarze Pickel" zum kleinen rassistischen Gag) zünden in ihrer bescheuerten Zeitgeistigkeit bestens und rufen heute auch Erstaunen hervor. Originelle und handwerklich gut gemachte Komödie, die zu ihrer Zeit vermutlich nicht zu ertragen war.

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                                    • Wurde als Darstellerin mit Timothy Dalton im James Bond "Der Hauch des Todes" 1987 bekannt und schrieb später ein Buch über die "Bond Girls", aus dem sogar eine Doku wurde. Verblüffende Ähnlichkeit mit Nastassja Kinski.

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                                        Connery, Moore, Dalton, Lazenby, Brosnan, Niven, Craig? Es ist müßig, bei einer Filmfigur mit mehr als 20 Verfilmungen über mehr als 50 Jahre nach dem "echten" oder "besten" Darsteller zu suchen. Dieser Erstling von Dalton (der nach nur zwei Episoden zurück ins "ernste" Fach wechselte oder gewechselt wurde) ist gelungen. Modern, viel moderner als zuvor widmet sich sein Bond sachlich, athletisch und durchaus monogam mit einem deutlichen Zynismus seinen unliebsamen Aufgaben. Das ist flott inszeniert, bereits die ersten 15 Minuten sind gelungen, haben Tempo und natürlich ist Dalton viel physischer als Roger Moore, der außerhalb des Smokings doch ziemlich hüftsteif war. Als Fan von Don Baker muss ich dessen Bösewicht mit den irren Zügen eines Militaristen und Geschäftsmannes in allen Übertreibungen gut finden und genießen. Die etwas blasse Maryam D'Abo (dafür verblüffende Ähnlichkeit mit Nastassja Kinski) ist eine für die Reihe eher schwache Frauenfigur, zudem bleibt Bond komplett monogam - eine interessante Abwechslung. Handwerklich bestens gemacht mit wenig Green-Screen und vielen komplizierten Stunts, unter denen natürlich die Autoverfolgung zu Beginn herausragt. Amüsant auch der russische Superkiller mit Sony-Walkman und Kopfhörern sowie die geschickten Spielereien mit der Annäherung von West und Ost. Ankreiden könnte man dem Drehbuch allenfalls, dass die Locations "im Osten" völlig beliebig und schlecht in die Handlung integriert sind, so dass ich selbst beim zweiten Sehen teilweise nicht mehr Prag, Wien, Moskau oder wie oder was unterscheiden konnte. Und die kräftige Maschinistin der Pipeline-Station ist natürlich sehr originell - etwas Klamauk und interessante Nebenrollen haben der Franchise noch nie geschadet.

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                                          angucker 12.05.2020, 20:33 Geändert 13.05.2020, 09:32

                                          Richard Lester übertreibt es mit dem Klamauk, nie bekommt der Film die Originalität und Naivität des ersten Teils, obwohl die ersten 10 Minuten ebenso sinnfrei wie witzig sind und sogar einige aktuelle Themen angesprochen werden. Robert Vaughn macht den langweiligsten Bösewicht seiner Karriere (das will etwas heißen) und nur die erlesene Filmmusik und einige skurrile Effekte wie das Rückblasen eines Ölteppichs nebst Schnellreparatur des Tankers retten den Film vor der kompletten Abwertung. Entbehrlich.

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                                          • angucker 12.05.2020, 11:30 Geändert 13.05.2020, 09:34

                                            Der seröse und gutaussehende Mann des deutschen Films der 50er und 60er Jahre war gelernter Schauspieler mit Studienabschluss, Absolvent des Max Reinhardt Seminars, früher Theaterschauspieler und stammte aus Österreich, wo er in Klosterneuburg nahe bei Wien 1915 geboren wurde. Unnachahmlich in seiner leicht schleppenden Sprechweise, immer leicht als Österreicher erkennbar, spielte er Ludwig II in der Verfilmung von Helmut Käutner (mit Marianne Koch), später auch oft ironisch gebrochen männliche Helden ("Peter Voss", "Thomas Lieven") und schaffte es dabei stets, mit großer Präzision in den schauspielerischen Möglichkeiten seiner Rolle Würde und eine leichte Distanz zu geben - ein ganz Großer, der den klassischen Schauspieler mehr verkörpert als viele andere männliche Zeitgenossen. Schaffte nie den Sprung nach Hollywood, weil er für Billy Wilder und das Hollywood der ausgehenden 50er Jahre wohl schon zu alt war (diese Rollen bekam dann Horst Buchholz) und außerdem ein erheblicher Teil seiner Wirkung eben auf seiner nicht zu synchronisierenden Sprachmelodie beruht.

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                                              • Wichtige Nebenrolle (Sidekick) in "James Bond 007 - In Tödlicher Mission" (1981), wo sie eine mit Verlaub ziemlich nymphomane, sehr sportliche und offen der Prostitution zugeneigte junge Eisläuferin spielt. Mit diesem markanten Gesicht und muskulös sowie sehr sportlich ohne Double auch in anspruchsvollen Eislauf- und Gymnastikszenen unterwegs ist sie als Kontrast zu der ernsten, intellektuellen und physisch zurückhaltenden Carole Bouqet eine großartige Entscheidung der Casting-Abteilung. Zumal die beiden Frauen unterschiedlicher (auch vom Gesicht her) kaum sein könnten. Insoweit: Sehenswert - ein Original!

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                                                • Ungarische Theater- und Filmschauspielerin, die bereits mit 39 Jahren ihre Karriere beendete. Übersiedelte 1948 nach London und wurde in den 50er bis 60er Jahren häufiger als die lebhafte brünette Schönheit besetzt, die sie mit Eleganz und etwas Frivolität mühelos verkörpern konnte. In dramatischen oder ernsthaften Rollen war sie eher selten zu sehen. Einer ihrer bekanntesten Filme war "Es muss nicht immer Kaviar sein" (1961) nach dem Erfolgsroman von Johannes Marion Simmel, wo sie an der Seite von O.W. Fischer viel Temperament in die Inszenierung einbrachte.

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                                                    Bei Arte gab es diesen Ausflug in die Vergangenheit: In strengem Schwarz-Weiß fast ausschließlich im Studio (1960 in den mittlerweile vergangenen CCC-Studios in Berlin Spandau) hergestellte Agentenkomödie um den "Doppel-, Dreifach, Vierfach" Agenten Thomas Lieven, der als "echter Europäer" in den letzten Tagen vor dem II. Weltkrieg von seinem Job als kleiner Bankangestellter "nur 13 Pfund die Woche" in London auf Abenteuer nach Berlin und Paris geschickt wird. Ein fast wie Theater ("Salonkomödie") wirkendes Drehbuch nach dem Erfolgsroman von Johannes Mario Simmel - da werden wirklich viele, teilweise etwas altmodische Gags bereits durch das sehr dialogorientierte Drehbuch angelegt - und die zünden überwiegend noch heute. Vom französischen Kuss (mit oder ohne Zunge) über alle möglichen Anzüglichkeiten bis hin zu wirklich zeitlosen Witzen über Hitler, den Nationalismus und den Rest der Welt.
                                                    Natürlich fällt es schwer, die bezaubernden Darstellerinnen Eva Bartok und Senta Berger (als junge Frau und heißer Feger) unter ihren wild auftoupierten Haaren und den Camouflage-Make up Masken überhaupt auseinander zu halten (die Frauen wurden damals alle gnadenlos dick und identisch geschminkt). Aber es hat Tempo, es hat Witz und vor allem sind die Schauspieler, allen voran der wirklich überragend präzise und fast perfektionistisch agierende O.W. Fischer (gebürtiger Österreicher, damals der große Held des deutschen Kinos) unglaublich gut drauf. Da stimmt jede Geste, da wird gekonnt das übervolle Tablett mit allen möglichen und unmöglichen Verrenkungen durch die Hotelflure bewegt, da wird wirklich jede auch noch so winzige Chance des Drehbuchs bis zum kleinen Verdrehen der Augen im richtigen Moment ausgekostet - mehr schauspielerische Perfektion bekommt man im Kino bis in die kleinste Nebenrolle selten zu sehen. Ich könnte vergehen vor Bewunderung für diese Filmschaffenden, die unter sicher nicht immer einfachen Bedingungen mit unglaublicher Disziplin und Präzision Unterhaltungskunst gemacht haben, die nur durch ihre Zeitgeistigkeit heute etwas angestaubt wirkt wie die alten Edgar Wallace Filme (aber mit einem viel witzigeren Drehbuch). Total klassisch und sehr unterhaltsam.

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