angucker - Kommentare

Alle Kommentare von angucker

  • Hellblaue Kulleraugen und viel Plan als Schauspieler. Der Bürgermeister aus Unterleuten.

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      angucker 11.06.2020, 20:25 Geändert 12.06.2020, 06:07
      über Toy Boy

      Ashton Kutcher hat einen platten Popo und kann nicht schauspielern. Grauenhafte Story. 1 Punkt für Anne Heche, die sehr gut und glaubwürdig die alternde Anwältin spielt, 1 für die coolen Ausstattungen und Vögeleien und 1 für den obercoolen Killerfrosch in der letzten Einstellung, der hat mehr Ausdruck und Style als.... Und er hat eine weiße Maus. Mahlzeit!

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        Creepy Old Guy auf Französisch: Das endlose Gelaber insbesondere des alternden Diplomaten und dessen handgreifliche Annäherung an die teilweise noch minderjährigen Halbschwestern sind nach heutigen Maßstäben völlig inakzeptabel. Und entpuppen sich erst in den letzten 5 Minuten als Gedankenspiel und Gesellschaftsspiel über Beziehungen und das Erwachsenwerden der Erwachsenen. Der Film hat aber 102 weitere Minuten und die werden manchmal sehr lang, zumal fast jeder Satz die Worte ich oder mich enthält. 1 Sonderpunkt für Originalität und 70er Kultfaktor, aber "Pauline Am Strand" ist besser, weil da mehr passiert und die Gesellschaftsspiele vielfältiger sind.

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          Ich trage keine Unterwäsche: Bist du eine 10? Die kindliche Vorstellung, dass die Attraktivität und der Status einer Liebesbeziehung nicht unter Wert gepaart werden sollte, ist zutiefst amerikanisch und allein daraus bezieht diese Rom-Com ihre Dynamik. Das Ganze wird schnell zur One Woman Show der fotogenen und immer strahlenden Alice Eve, die noch dazu mit der ebenso gutaussehenden Krysten Ritter als beste Freundin gematcht wird. Erst im OmU kommen die Gags so richtig, vor allem wenn es zu der prolligen Familie des übertrieben bescheuerten Jungmannes geht. Ganz nett.

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            angucker 07.06.2020, 06:57 Geändert 11.06.2020, 11:57

            Zwei Superhelden, eine Stadt und "My Funny Valentine": Ein merkwürdiger Film, independent Style, mit ständig schwankender Kamera, die allerdings mit natürlichem Licht und wunderbaren Bokehs zauberhafte Aufnahmen von und mit der nächtlichen Stadt New York schafft. Die Stadt ist der dritte Hauptdarsteller hier vom kathedralenhaften Bahnhof, von der kurzen Kamerafahrt durch einen Sweat Shop mit Aufpasser und Handtaschen-Hehlerei im Hinterzimmer bis zum obligatorischen nächtlichen Diner. Ein Filmpaar, dessen Chemie extrem gut ist. Chris Evans scheint wirklich aufzugehen in seiner Rolle als sympathischer junger Mann mit vielen Selbstzweifeln und Alice Eve ist gerade mit ihren immer wieder von der Kamera geschickt eingefangenen 3 1/2 Falten und ihrer unverkennbaren "british upperclass attitude" ein fesselndes und gut schauspielerndes und begehrenswert distanziertes "Love Interest". Auch einen frühen Höhepunkt hat der Film, als beide (Trompete und Gesang!) als Überraschungsgäste auf einer Party "My Funny Valentine" aufführen; der Text des oft gespielten Titels passt perfekt und die dann endlich im O-Ton zu genießenden zauberhafte Stimme von Alice Eve auch. Es wäre schön gewesen, wenn der Film auch OmU angeboten würde. Denn die fantastisch wandlungsfähige Sprechstimme von Eve, die zudem von Hause aus auch einen sehr süßen englischen Oxford-Akzent hat - da versagt jede Synchro. Leider ist das Drehbuch, an dem 4 (!) Autoren geschrieben haben, echter Müll. Die Dialoge zünden nicht, es passiert sehr wenig und der Konflikt als solcher taugt gerade mal für eine Fernsehepisode. Trotzdem sehr sympathisch, wenn ein Superheldendarsteller wie Evans mit eigenem Geld und Regie so einen Film macht. Mit dem Mann kann nicht nur Eve gern mal Kaffee trinken gehen.

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              Oh la la: Wer Gefallen an dem "isch bin söö französüsch" einer im Ungefähren bleibenden Handlung findet, ist mit diesem Kassenschlager der Jahrtausendwende bestens unterhalten. Viele Freunde hat auch die getragene Filmmusik von Yann Tiersen. Für mich wars Wohlfühlkino ohne Substanz, aber das muss nicht jeder/m so gehen.

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                angucker 06.06.2020, 06:00 Geändert 06.06.2020, 06:03

                Kirk Douglas spielt (nicht) Trompete: Dieses sehr konventionelle Bio-Pic unter der Regie von Michael Curtiz lohnt sich nur wegen der virilen Schauspielerei des jungen Kirk Douglas, der fantastischen Musik des Trompeters Harry James (der mit seiner Band die gesamte Musik einspielte - gibt es auch als sehr lohnende CD) und natürlich wegen dem Gesang von Doris Day, die damals noch ganz im Jazz-Modus war und neben Ella Fitzgerald die wohl beste Jazzsängerin der Welt.

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                  angucker 06.06.2020, 05:24 Geändert 06.06.2020, 05:33

                  Heimlicher Musikfilm: Wie wohl viele meiner Generation kannte ich diesen Hitchcock-Klassiker nur aus dem Fernsehen - schwarzweiß und weniger als 55 cm Diagonale bis in die späten 80er Jahre hinein. In diesem Format war der Film eher schwach, wenig involvierend, wie ich nur noch undeutlich erinnere. Heute dagegen (Streaming sei Dank) mit angemessenem Ton und in Groß und Farbe ist das eine kleine Perle. Die erste Hälfte noch etwas zäh, "National Geographic" sagt meine bessere Hälfte spontan, gemeint sind die farbenprächtigen Außenaufnahmen in Marokko und das routinierte Spiel von Stewart und Day auf Märkten und in Restaurants. Gemächliches Erzähltempo, James Stewart versucht, seine unendlich langen Beine auf einem niedrigen Sofa unter einen arabischen Tisch zu bekommen. Gekonnt, natürlich, mit den interessanten Nebendarstellern und einem sehr präzisen Schnitt wird ganz geruhsam etwas Spannung aufgebaut. Dann geht die Handlung ab nach London und jetzt beginnt die Magie. Die überragende Filmmusik schiebt sich mit dramatischen Einwürfen in Moll immer mehr in das Bewusstsein der Zuschauer, geschickt leitet eine kurze Salonkomödie (die dekadenten, gelangweilten Londoner Freunde) über in den langen, genüsslich aufgebauten Showdown. Jetzt wechseln die Schauplätze häufiger. die Kamera löst sich von den Darstellern, erfasst Treppenhäuser, Türen, dunkle Opernlogen und dazu dreht die Filmmusik mit kurzen, dramatischen Einwürfen immer mehr auf. Zuletzt ein doppelter Shootout zuerst in der Albert Hall, wo die Zuschauer (ausführlich und mehrfach gebrieft für den Ablauf des bevorstehenden Anschlags) auf dem Logenplatz zusehen, wie der Perkussionist seine Becken bereit legt. Sogar durch die Becken ins Orchester dürfen wir blicken, die Musik wird längst "fulltime" vom Orchester gespielt (ziemlich gekonnt), Blicke auf die hart arbeitenden OrchestermusikerInnen, eine Pistole schiebt sich hinter einem plüschroten Vorhang hinein in die tiefe Schwärze einer Opernloge (geniale Einstellung), Doris Day fängt vor Verzweiflung und Stress an zu weinen (nie zuvor hat mir die als Jazz- und Popsängerin hoch verehrte Doris Day als Darstellerin so gut gefallen wie hier), Schuss! Reicht noch nicht, zweiter Showdown. Kirche, innen, außen, die düsteren englischen Kirchen wurden mit ihren schwarzen Steinen selten so geschickt inszeniert wie hier. Szenenwechsel, Botschaft, Gala-Gesellschaft, alle laufen im Smoking herum. Doris Day soll singen - so der Plan. Das kann sie (Doris Day war - was viele nicht wissen - eine der erfolgreichsten Unterhaltungssängerinnen der 40er bis 50er Jahre und wird wegen ihrer schönen Stimme und technischen Möglichkeiten von mir und vielen Fachleuten in einer Liga mit der berühmten Ella Fitzgerald gehandelt). Also singt Doris Day am Klavier "Que Sera" - was durch diesen Film zu ihrem Signature Song wurde. Mit routinierter Modulation und professionell sanfter Stimme. Aber es wäre nicht Hitchcock, wenn der Song einfach so gespielt würde. Nein. Wieder öffnet die Kamera in fließenden Einstellungen den Raum des Zuschauers auf Korridore, Türen, Stuckdecken - hin zu dem Jungen, der seine Mutter hört. Nie wird der Song wirklich ausgespielt, sondern Kamera und Musik verbinden Mutter und Sohn - der Rest ist Filmgeschichte, einschließlich der notwendig heiteren Ausgangsszene (die dekadenten Londoner Freunde wachen endlich wieder auf).

                  Geiler kann man eine so einfache Geschichte eigentlich nicht inszenieren. Perfekt, auf den Punkt und einen besseren Einsatz von Filmmusik und einem (!) Song kann ich aus dem Gedächtnis nicht erinnern. Außerdem gibt es mal wieder grandiose Nebendarsteller zu sehen und auch, wenn die erzählte Geschichte wirklich dünn ist, macht dieser Klassiker richtig Spaß. Wenn man Musik mag und genießen kann, sonst eher nicht. Übrigens habe ich gerade MI 5 noch einmal gesehen und muss sagen, dass die wirklich toll inszenierte Opernsequenz mit Tom Cruise eigentlich ein (gut gemachtes) Remake dieses Meisterwerks von Hitchcock ist.

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                    angucker 05.06.2020, 09:28 Geändert 05.06.2020, 09:28

                    Das System Henry Ford in der Imbissküche: Es ist ja durchaus verdienstvoll, wenn mit einem mal wieder faszinierend präzise und nachvollziehbar spielenden Michael Keaton in der Hauptrolle das Leben einer amerikanischen Unternehmerlegende verfilmt wird. Die noch dazu den amerikanischen Traum vorgelebt hat, wie sonst wohl nur Henry Ford, Disney oder Hugh Hefner.

                    Als die Brüder McDonald (interessanter Cast) ihre Imbissküche auf dem Tennisplatz durchspielen oder voller Begeisterung von ihren Innovationen erzählen, hat der Film seine inhaltlichen Höhepunkte. Tolle Kamera, massenkompatible Fahrstuhlmusik im Hintergrund, angemessenes 50er Jahre Ambiente - aber warum zur Hölle muss man das Leben eines Mannes, dem Hunderttausende ihren vorzeitigen Herztod zu verdanken haben und die Welt 1000 Sünden von der Vernichtung des Regenwaldes bis zum Plastikmüllberg so dermaßen seicht in Bonbonfarben als Film bringen? Bei allem Verständnis für die handwerklichen Qualitäten - dies ist bescheuerte Kapitalismuswerbung in Cinemascope wie sie so einfallslos zuletzt im Biopic über Disneys zu sehen war. 2 Extrapunkte Abzug für hirnlose McDonalds-Werbung.

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                      angucker 02.06.2020, 19:48 Geändert 03.06.2020, 10:15

                      Ich kenne diesen Konzertmitschnitt nur, weil ich als alter Fan des Gitarristen Ry Cooder an einem langen Winterabend mal alle Youtube Videos in die richtige Reihenfolge gebracht habe. Aus unklaren Gründen ist die Langfassung nicht mehr auf dem Markt und wird wohl auch nicht mehr kommen. Ry Cooder war damals auf dem Zenit seiner Ende der 60er begonnenen Roots Entdeckung und lieferte mit begnadeten Musikern wie Jim Kelter, Jorge Calderon, van Dyke Parks, Flaco Jiminez und seiner Vokalgruppe ein schwitziges, unfassbar groovendes Live Konzert mit R&B, Soul, Blues und TexMex ab, das von dem Kamerateam unter der Regie von Les Blank sehr intim und packend eingefangen wurde. Dagegen verblasst wirklich jeder Konzertmitschnitt der Stones, der Gig ist so heiß wie die Temperaturen an diesem Abend.
                      Suchbegriff bei YouTube ist "Let's Have A Ball" - ein eifriger Youtuber hat alle Clips mit den einzelnen Titeln des Konzerts auf seinem Kanal eingestellt.

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                        angucker 02.06.2020, 03:10 Geändert 02.06.2020, 03:11

                        Mastroiani wird gestört: Er, der zynische und hedonistische Pharmaunternehmer, trifft sich mit seiner 30 Jahre jüngeren Geliebten, um mit ihr und seinem roten Mercedes 450 SL Cabrio ins Wochenende zu fahren, die angesagte Fischsuppe zu essen und die junge Frau zu vögeln. Dumm gelaufen, denn er trifft auf 3 entschlossene, bewaffnete und prinzipienfeste Bankräuber der italienischen Linken, die ihn und die Geliebte entführen und als Geisel nehmen, um von seiner Familie ein aberwitzig hohes Lösegeld zu erpressen. Daraus entwickelt sich eine trotz der zeitgeistig umfangreichen Dialoge zielstrebig voran schreitende Politsatire. Nicht nur sind die Gangster ihrem Opfer an Entschlossenheit und auch sexueller Attraktivität voraus, sondern während der Verfolgung passieren immer wieder unerwartet Dinge, die in ihrer Absurdität viel über die unterschiedlichen Milieus sagen. Der zufällig auftauchende Zahnarzt des Fabrikanten im selben Alter trägt ein schrill gemustertes Hemd, dessen Knöpfe an der Wampe über dem Goldkettchen aufspringen, der alte General ist ein feiger Deserteur und die junge Entführerin (beeindruckend als Tomboy gespielt) tauscht sich mit ihrer weiblichen Geisel beiläufig über die Rolle der modernen Frau aus. Das hat Witz und Stil, nur gegen Ende geht diesem originellen Road Movie die Luft aus und dem Drehbuch die Ideen.

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                          angucker 01.06.2020, 20:25 Geändert 02.06.2020, 12:00

                          Kapitalismus ist so ungezügelt: Wer nach dieser Doku noch an Kapitalismus glaubt, ist zwischendurch eingeschlafen. Detailfreudig, aber doch empathisch geht der Film von Alex Gibney der Frage nach, wie es zu diesem Abgrund an Beschiss und Geldvernichtung kommen konnte, wer daran wie beteiligt war und warum keiner der Akteure ernstlichen Schaden nahm. Bei den Interviews mit einfachen Gehaltsempfängern, die den Zockern in der Vorstandsetage von Enron den Verlust ihrer kompletten Altersversorgung verdanken, kamen mir fast die Tränen - wer danach noch an soziale Marktwirtschaft oder Kapitalismus glaubt, der glaubt wirklich und ist für Fakten nicht mehr erreichbar. Und dass dies passieren konnte in einem Land mit einer vergleichsweise sehr mächtigen und mit erheblichen Mitteln ausgestatteten Finanzaufsicht, ist umso mehr ein Armutszeugnis für eine Gesellschaft der Reichen.

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                            angucker 01.06.2020, 06:40 Geändert 02.06.2020, 12:00

                            Retro Thriller: Götz George nuschelt, Heinz Hönig brüllt und Gudrun Landgrebe ist das "Love Interest" - alles wie gehabt in den goldenen 80ern. Aber das leider in Endlosschleife. Von den blutroten Titeln über den vom heute zu Recht vergessenen Idol der 68er Generation Eric Burdon eingesungenen (und sogar wiederholten) Song "Good Times" bis zu den toupierten und dauergewellten Frisuren ist hier alles sehr bemüht, sehr deutsch und sehr schlecht gealtert. Das liegt nicht an der Kamera, die immer wieder geschickt zwischen schwitzigen und sabbernden Innenaufnahmen und weiten Totalen in der kalten Betonwelt der modernen Stadt wechselt. Das liegt auch nicht an der Story, die zwar ein einziges Logikloch ist, aber dafür einen zwar vorhersehbaren, aber doch witzigen Twist bereit hält. Der Retro-Effekt mit seinen für mich negativen Auswirkungen speist sich aus dem leider völlig lahmen und sehr gleichmäßigen Erzähltempo ohne jede Rhythmuswechsel, dem sehr deutschen Bemühen, die Einzelheiten der "großen" Produktion immer wieder angemessen ins Bild zu rücken (wozu muss ich mir minutenlang immer wieder dieselben Einstellungen auf rennende SEK-Polizisten und Autodächer angucken). Aber vor allem ist die Story an den Haaren herbeigezogen, zwischendurch wird in bester Fernsehmanier immer wieder alles für den Zuschauer erklärt aber vor allem hätte Dominik Graf niemals jemals seinen deutschen Schauspielstars so dermaßen freie Hand für Mätzchen und Marotten lassen dürfen. Götz George mit seinem Genuschel und der auch für die Rolle völlig unpassenden Fliegerbrille (die er wohl seit den frühen 80ern nie wieder abgesetzt hat), Hönig mit seiner diffusen Körpersprache und seinem ewigen Gebrüll und Landgrebe - na ja, lassen wir das.

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                              angucker 30.05.2020, 23:12 Geändert 31.05.2020, 10:24

                              Bewegendes Drama um die verlorene Tochter, die verlorene Frau, das verlorene Leben und die verlorene Mitte der Gesellschaft. Mit einem konzentriert aufspielenden Ewan McGregor in Hauptrolle und Regie, einer beklemmend in die Rolle eingetauchten Dakota Fanning und einer insgesamt perfektionistischen Inszenierung. Allein schon das Licht der teilweise in tiefes Dunkel oder kühles Winterlicht getauchten Aufnahmen und die souverän erzählten Rückblenden sind beeindruckend.
                              Tipp: Wer die extrem harten und direkten Verhandlungen der frisch gekürten Schönheitskönigin mit ihrem künftigen Schwiegervater in Spe nicht gut findet oder mag, wird an dem folgenden Film mit seinen straff erzählten 1:47 h wenig Freude haben.
                              Das ist mal ein Regiedebüt der Oberklasse und ein sehr gutes Drehbuch nach einem 1997 erschienenen Roman von Philip Roth.

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                                angucker 30.05.2020, 09:45 Geändert 31.05.2020, 10:25

                                Ganz modern geht es hier schon in der Exposition mitten hinein - Banker, Verschwörung, Attentat, Wasser, Raketenboot. Allein die ersten 15 Minuten heben diesen Bond deutlich über den Durchschnitt der Franchise. Die Dreharbeiten sollen ja spektakulär aufwändig gewesen sein schon wegen Geschwindkeitsbeschränkungen auf der Themse. Danach trödelt es so dahin, hat aber wegen der durchaus realistischen geopolitischen Bezüge und der intensiven Darstellung von Marceau und "Stupsnäschen süß" Richards (geniales Casting, irgendwie ironisch) sowie Carlyle, Dench und Coltrane immer wieder gutes Niveau. Macht Spaß und ist zeitlos, einer der besseren Brosnan-Bonds. Guter Schnitt, Kamera und Ausstattung vom Feinsten, die Ski-Stunts waren für meinen Geschmack wenig originell.

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                                  über Taxi

                                  Berühr mich: Manchmal sind Drehbücher und vermutlich auch deren Romanvorlagen so einfallslos, unoriginell und klischeehaft, dass der Film nur noch Schrott werden kann. Selbst wenn Autorin Karen Duve in den 80er Jahren 13 Jahre Taxi gefahren ist muss sie doch bitte nicht unbedingt ein Buch und Drehbuch daraus machen. Die Liebesnächte der noch dazu völlig trudschigen Hauptdarstellerin sind so uninteressant, das bißchen Atmo so bemüht, das selbst die souveräne Darstellung von Peter Dinklage und die (Kompliment an die Fahrzeugabteilung) vielfältigen modernen Oldtimer diese Gurke von Film nicht mehr retten können. Und das nächste Mal nehmen wir bitte für Szenen in engen Jeans bei dieser Darstellerin ein Bodydouble, bitte bitte.

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                                  • Sohn russisch-jüdischer Einwanderer, Tänzer, Choreograph, Theaterregisseur, kam erst ziemlich spät zum Film. Seine beruflichen Wurzeln konnte er in "Footloose" nutzen, er schuf mit "Magnolien aus Stahl" einen leichtfüßigen, unaufgeregten Klassiker des "Frauenfilms", drehte sonst meist Komödien, wenn er nicht gerade am Broadway mit Musicals beschäftigt war.

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                                      angucker 27.05.2020, 10:32 Geändert 27.05.2020, 19:06

                                      Frauen, Film, Finesse: Ein tänzerisch leichter, handwerklich umwerfend gut gemachter Film über die Probleme und Problemchen von Frauen im Süden der USA? Echt mal? Vielen vor allem männlichen MPs zieht es förmlich die Schuhe aus, da wird sinniert über die Frage, ob man zwei Eier haben darf, um diesen Film zu mögen. Andere beklagen sich über Ereignislosigkeit, über "grelle Schauspielerei im Stil der 80er". Ich bin keine Frau und habe diesen Film über die volle Laufzeit genossen.

                                      Höchstpunkte in jeder Kategorie. Ein grandioser Cast. Die junge Julia Roberts zeigt spätestens bei ihrem Ausbruch nach dem letzten Haarschnitt, was für ein Schwergewicht von Schauspielerin sie ist, wenn sie darf. Tom Skerrit ist ganz der chaotische, liebende Ehemann mit seinen zwei Söhnen, die nicht nur bewusst auf Ähnlichkeit gecastet sind (das fällt vielen Produktionen ja offenbar sehr schwer), sondern sich auch genau so bewegen wie ihr Vater. Sally Field, deren Verzweiflung und Überforderung mühelos die Zuschauer erreicht. Dolly Parton mit der aberwitzigsten Perücke/Frisur der USA und ihrer bodenständigen Attitüde. Mit einem depressiven Ehemann, der sich im richtigen Augenblick aufrafft, um an der Beerdigung teilzunehmen. Daryl Hannah - nach Blade Runner endlich mal wieder richtig besetzt. Für ihre fahrige, etwas zwanghafte, leicht autistische Art braucht es noch nicht einmal die verrückte Brille, sie kann das auch so. Shirley Maclaine spielt die (wer nicht auf Kostüme achtet, merkt es erst spät im Film) stinkreiche Nachbarin ohne Ehemann, Haare auf den Zähnen und verbale Attacken inklusive, die auch mal im 10.000 $ Nerzmantel mit Jeans-Latzhose und einem sabbernden, haarenden Bernhardiner ("wenn er Haare hätte, wär es ein Bernhardiner") in Nachbars Garten eindringt. Da wird geplaudert, aggressiv geklatscht, die Damen schlagen auch mal zu (oder verleiten Dreijährige, das an ihrer Stelle zu tun). Da wird gestorben in einer perfekt inszenierten, kurzen, dichten Krankenhaus-Szene, an die sich dramaturgisch geschickt später eine verbale Aufarbeitung der Gefühle anschließt. Die Kostüme sind atemberaubend, abwechslungsreich, passend zu den Figuren, die Hüte sagen uns immer auch etwas über die Figur. Die Musik ist ebenso unauffällig wie atemberaubend gut: Zydeco, Tex-Mex (ein atmosphärisch passender Titel von Ry Cooder läuft auf der Hochzeit ganz beiläufig im Hintergrund), selbst eine perfekt mehrstimmige Vokalgruppe wird da noch untergebracht. Regisseur Herbert Ross war gelernter Tänzer und Choreograph - alte Schule sozusagen. Da wird die Hochzeitsfeier zu einer ausgelassenen Tanzdarbietung, die so perfekt ausgeführt und in die Handlung integriert ist, dass es dem Zuschauer kaum auffallen will. Wenn ich das mit unendlich vielen anderen vergurkten Tanzeinlagen in Spielfilmen vergleiche - dazwischen liegen Welten. Dazu serviert uns das Drehbuch nicht nur eine beiläufig in die Handlung eingeschlichene Tragödie, sondern auch viele viele witzige, teilweise tiefsinnige One-Liner. Und so skurrile Gags wie "ältere Damen treffen sich in der Umkleide mit nackten Football-Spielern". Die Locations, die Veranden, die riesigen Bäume der Südstaaten sind mit leichter Hand in die Handlung integriert. Die Regie fügt das alles mit einer leichtfüßigen Professionalität zusammen, die ich sonst nur von Robert Altmann erwarten würde. Ein Filmklassiker, den ich vermutlich noch häufiger sehen und mich an den vielen Bedeutungsebenen, den Gags, den perfektionistisch ausgebreiteten Details erfreuen werde.

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                                        Renate Krössner singt keine Soli mehr. RIP.

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                                        • angucker 27.05.2020, 03:47 Geändert 27.05.2020, 10:49

                                          Renate Krößner war "Sunny" - eine etwas prollige, ehrgeizige, direkte, nicht immer vom Leben und den Männern nett behandelte Sängerin in dem nach einem Drehbuch von Wolfgang Kohlhaas entstandenen Film "Solo Sunny". Da schlug sie sich herum mit dem Verehrer Harry, einem etwas schlichten Taxifahrer, dem anderen Liebhaber, einem eitlen und nutzlosen ewigen Philosophiestudenten, den bescheidenen Wohnverhältnissen im Ostberlin der 80er Jahre und der mauen Sangeskarriere. Etwas rotzig, verwundbar, berufstätig sowieso - die unglamouröse Art und den nicht von Männern oder Partei abhängigen Lebensstil teilte ihre Filmfigur mit vermutlich den meisten Frauen ihrer Generation in der DDR. Nach ihrer Übersiedlung 1985 in die BRD war sie häufig im Fernsehen beschäftigt, auch wenn die Hauptrolle in einem der besten Spielfilme der DDR und diese übergroße Frauenrolle natürlich nicht einfach zu wiederholen war. Im März 2020 starb Renate Krössner mit 75 Jahren in Berlin. Bye, Sunny!

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                                              angucker 24.05.2020, 22:35 Geändert 26.05.2020, 18:03

                                              Endlich weiß ich jetzt, was die Paraderolle für Ben Affleck ist. Der Buchhalter mit autistischen Zügen und dem einen Gesichtsausdruck. Und weil er mit Anna Kendrick auch noch eine passende Nerd Braut zur Seite gestellt bekommt, funktioniert der Film bis zur Trennung der beiden ganz gut. Ein wenig Einführung in das Krankheitsbild und danach sind die Gags und Action gekonnt inszeniert. Gerade will ich mich freuen zum Beispiel auch über die effektvolle Tonmischung, da kommt wieder dieser Scheibenkleister mit Action im Dunkeln. So macht Showdown keinen Spaß! Auch der Twist zum Ende ist arg bemüht. Schade, da wäre mehr möglich gewesen.

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                                                Was für eine Vergeudung von Geld und Talenten, wobei ich die reinen "Spielfilmszenen" trotz der wirren Vor- und Rückblenden noch gelungener fand als den in metallic-graue Oberflächen getauchten restlichen Mist. Die Animationen haben den Charme einer silbrigen Einbauküche für Nerds und Antje Traue (deretwegen ich den Film nur gesehen habe) ist unter dem ganzen Make up kaum zu erkennen. Ein Hauptdarsteller frei von schauspielerischen Fähigkeiten ("Stirnrunzel an/aus") und nur Costner, Crowe, Adams, Lane, Shannon und (der Ehre halber erwähnt) Traue retten diesen Blockbuster-Müll vor der sofortigen Tonne. Wenn man sie lässt und nicht stundenweise langweilige Animationen abfährt. Von daher irgendwie vergurkter als die alten Supermans, wo die Effekte noch bemüht/skurril oder wenigstens nur das Sahnehäubchen auf einer munter naiven Spielhandlung waren. Superman wäre der Comic, der viel mehr Drama/Komödie und viel weniger CGI vertragen würde.

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                                                • angucker 24.05.2020, 06:08 Geändert 25.05.2020, 06:49

                                                  Erstaunlicherweise spielt er (obwohl ein "waschechter" Brite aus Sheffield) meist internationale Charaktere, beginnend mit seinem schwierigen McNulty in "The Wire". So hat er sich zu einem sehr vielseitigen Charakterdarsteller entwickelt, der selten in anspruchslosen Filmen oder Rollen zu sehen ist. Dies kontrastiert bisweilen mit seinen unbestreitbar gutem Aussehen - von daher würde ich ihn als den anderen, etwas weniger dunklen Christian Bale beschreiben. Wie in "The Square" gut zu sehen ist, ist er mit seinen 1,83 m (genau dieselbe Größe wie Bale) ein ziemlicher Schrank von Mann.

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                                                    angucker 24.05.2020, 06:00 Geändert 24.05.2020, 18:25

                                                    Hilfe, mein Handy ist weg: Wie bereits in "Höhere Gewalt" gelingt es Östlund, die Demontage des bürgerlichen Wertesystems quälend langsam und effektvoll in genau arrangierten Einstellungen erlebbar zu machen. Dabei entwickelt der Film eine teilweise bedrückende Intensität, ist bisweilen auch richtig komisch, vor allem, wenn Elisabeth Moss als amerikanische Journalistin den von Claes Bang betont weichgespült angelegten Protagonisten angeht. Gerade diese Szenen zeigen aber auch, dass vieles in diesem Film einfach zu lang ist (wie der Film insgesamt mindestens eine halbe Stunde Kürzung vertragen könnte) - statt den "Samenraub" knackig zu inszenieren, wird daraus eine gefühlt 10 Minuten lange Szene einschließlich Kondomziehen. Das ging mir schon bei "Höhere Gewalt" mächtig auf den Zeiger. Lediglich die "Affenszene" in ihrer ganzen bedrückenden Übergriffigkeit kann die exzessive Länge vertragen, ansonsten bitte etwas fokussierter. Dominic West hat eine wunderbare Gastrolle - Mann, ist das ein Hirte!

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