Arthur A. - Kommentare

Alle Kommentare von Arthur A.

  • 5 .5

    [...] Fack Ju Göhte 2 weist die üblichen Schwächen eines Comedy-Sequels auf. Was im ersten Teil gut funktionierte, wird noch einmal aufgewärmt, doch es gibt eben nur ein erstes Mal. Die Fortsetzung wirkt nicht mehr so erfrischend, frech und lustig wie der Vorgänger und leidet an unnötigen Nebenhandlungen, doch Fans von Elyas M’Bareks Draufgänger-Charme und Jella Haases sympathisch-unterbelichteter Tussi werden immer noch auf ihre Kosten kommen. [...]

    • 4

      [...] Ich habe durchaus meinen Spaß an Filmen, die man entweder auf metaphorischer oder auf handfester Ebene nachträglich entwirren kann oder über die man noch lange nachdenkt. Gerne dürfen diese Filme auch keine endgültige und genaue Auflösung haben. Enemy, Donnie Darko, Coherence und Under the Skin sind allesamt solche Filme, die sicherlich kein einfaches, aber ein umso befriedigenderes Sehvergnügen darstellen, weil sie entweder eine echte visuelle oder symbolische Wucht sind oder ihre Erzählweise so gestalten, dass es wirklich Spaß macht, aus dem Gesehenen einen Sinn zu machen. All das ist bei Observance nicht vorhanden. Der Film hat Atmosphäre, das will ich nicht leugnen und die zunehmende Intensität der bedrohlichen Visionen der Hauptfigur hinterlässt durchaus eine Gänsehaut. Doch letztlich fühlen sich die surrealen Versatzstücke hier irgendwann beliebig an. Schwarze Galle hier, eine tote Ratte da, Visionen vom toten Kind, Wellen die gegen eine felsige Küste krachen - vielleicht ist der Protagonist verrückt, vielleicht ist ein okkultes Ritual im Spiel, vielleicht ist es eine Zeitschleife. Mögliche Erklärungen gibt es viele, doch das Interesse, nach einer zu suchen, kann Observance beim besten Willen nicht erzeugen.

      • 4 .5

        [...] Die Ausgangssituation ist zugegebenermaßen interessant und alle vier Darsteller des Films, insbesondere die beiden Jugendlichen, leisten tolle Arbeit in den Rollen. Doch nach einem interessanten Aufbau verläuft der Film ins Nichts. Das Problem dabei ist, dass die Superkraft der Geschwister zunehmend eine untergeordnete Rolle spielt, sodass man sich irgendwann fragt, wieso man sich überhaupt ausgerechnet für diese entschieden hat. Man erfährt weder etwas über den Ursprung noch über die Regeln, nach denen diese Teleportation funktioniert und irgendwie ist es auch für den Film nicht wichtig, doch die Coming-of-Age-Geschichte für sich genommen ist einfach nicht fesselnd genug. [...]

        • 6

          [...] An Dog Soldiers, dessen Darsteller Sean Pertwee hier ebenfalls (kurz) zu sehen ist, kommt Howl nicht heran, doch angesichts der recht mageren Ausbeute im Werwolfgenre in den letzten Jahren, kann der Film sich allemal sehen lassen.

          • 6

            [...] Die Ausgangssituation ist simpel, funktionierte bereits in anderen Filmen und funktioniert auch hier gut. Ich kann nicht behaupten, Sympathie für einen unserer beiden Protagonisten empfunden zu haben, doch Regisseur Julien Seri zieht die Spannungsschraube ordentlich an und der Kickboxer Jess Liaudin, der den wortlosen Rächer der Nacht spielt, macht eine wirklich bedrohliche Figur. Er ist eine Naturgewalt, die durch nichts und niemanden aufzuhalten ist und gemeinsam mit ominösen Sprüchen über Schulden, die jeder begleichen muss, natürlich Fragen aufkommen lässt, ob etwas Übernatürliches hinter den Geschehnissen steckt. Ich schätze in manchen Fällen ist keine Erklärung besser als eine blöde und vielleicht hätte es dem Film gut getan, sein Ende einfach offen zu lassen. Denn als er sich aufmacht in den finalen Minuten aus dem Vorherigen Sinn zu machen, holt er so weit aus, dass man meint, in einem anderen Film gelandet zu sein. [...]

            • 5 .5

              Demonic ist mehr oder weniger die Definition eines "Fast Food"-Horrorfilms, in dem all die üblichen Elemente eines Geisterhaus-Horrorfilms verarbeitet werden. Produziert vom jungen Horror-Papst James Wan, der mit Insidious und Conjuring zwei sehr gute und erfolgreiche Vertreter des Genres in den letzten Jahren ins Leben rief (und natürlich Jahre zuvor mit Saw auch die Torture-Porn-Welle startete), ließ sich Regisseur Will Canon bei Demonic offensichtlich von seinen Filmen sehr inspirieren - aber ebenso auch von jedem anderen Geister- oder Dämonenfilm, der in den letzten 20 Jahren produziert wurde. [...]

              • 3
                über Body

                [...] Dass trotz nur 75-minütiger Laufzeit die erste halbe Stunde eigentlich nur mit blödem, langweiligem Gelaber der drei Schauspielerinnen verbracht wird, ist eigentlich unverzeihlich. Auch der plötzliche und absolut nicht zur Handlung beitragende Auftritt des Freundes einer der Hauptfiguren wirkt vollkommen deplatziert. Der Plot von Body reicht allenfalls für einen längeren Kurzfilm aus und auch dieser wäre immer noch keine Offenbarung. Keine der Figuren verdient auch nur ein Körnchen Sympathie und wenn das Filmende nach einer deutlich länger gefühlten als tatsächlichen Laufzeit dann da ist, beginnt der Film bereits damit, aus dem Gedächtnis zu schwinden.

                • 3 .5

                  [...] Excess Flesh entzieht sich eigentlich jeder Genrezuordnung oder Beschreibung. Die Themen der Isolation und natürlich der leider immer noch sehr verbreiteten Essstörungen bindet der Film einem unsubtil auf die Nase und an den beiden engagierten Darstellerinnen kann man dabei eigentlich nicht viel aussetzen. Gerade Mary Loveless als Unsympathin Jennifer enthüllt im Verlauf des Films überraschende Dimensionen ihrer Figur. Doch leider werden die guten Ansätze und die Schauspielerinnen in der überstilisierten, inkohärenten Inszenierung vergraben. Wir springen von einer Ess- und/oder Kotzorgie zur nächsten, währenddessen gibt es surreale Sequenzen in Jills verstörter Gedankenwelt, in denen vielleicht, vielleicht aber auch nicht interessante Plotelemente offenbart werden. [...]

                  • 8

                    Die Geschichte von Momentum ist keine Offenbarung. Es ist wieder einmal eine undurchsichtige Verschwörung und ein übermächtiges Team, das einer Person hinterherjagt, die zur falschen Zeit am falschen Ort war. Die Logik hinter dem Ganzen hinkt gelegentlich und besonders das Ende, das scheinbar auf eine Fortsetzung ausgelegt ist (die aber, wie ich vermute, nie kommen wird) lässt ein wenig zu wünschen übrig. Doch wo der Film hingegen immens punktet, ist der Unterhaltungsfaktor. Von den ersten Minuten geht das Tempo auf 180 und lässt nie nach. Olga Kurylenko, die bereits letztes Jahr beim Festival im nicht unähnlichen The November Man zu sehen war, dort die Action aber Pierce Brosnan überlassen hat, darf als sexy Actionheldin diesmal selbst die Hintern versohlen. Wie Liam Neeson in 96 Hours hat auch sie ein ganz spezielles Set an Fähigkeiten, die sie zu einer ernstzunehmenden Gegnerin macht. Den Part und vor allem die zahlreichen Actionszenen meistert Kurylenko so gut, dass man sich wünscht, sie künftig häufiger in solchen Rollen zu sehen und nicht nur als schmuckes Beiwerk wie in Hitman oder Ein Quantum Trost. James Purefoy, den viele als den charismatischen Serienkiller aus "The Following" kennen, macht als sadistischer, stilbewusster Gegenspieler ebenfalls einen guten Eindruck. [...]

                    • 5
                      über 88

                      Bei der achronologischen Erzählweise und der Suche nach der Wahrheit, die durch Gedächtnisverlust verhindert wird, stand hier offensichtlich Memento Pate. Für die exzentrischen Charaktere und den Gewaltfaktor mussten Tarantinos Filme herhalten. Originell ist hier nicht viel und die Filmemacher trauen dem Publikum offenbar auch nicht zu, selbst ein wenig zu rätseln. Stattdessen wird sichergestellt, dass trotz der teils verworrenen Erzählung beim Zuschauer alles ankommt, bis zu dem Punkt, dass die meisten Twists von den Charakteren im Klartext ausgesprochen werden, damit auch der unaufmerksamste Zuschauer weiß, was Sache ist. Dadurch geht natürlich das Potenzial eines Knobelfilms verloren. Es ist einzig und alleine Katharine Isabelles vielseitiger Performance zu verdanken, dass das Interesse an ihrer Wahrheitssuche nie ganz schwindet. Ob als verschreckte, ängstliche Gwen, die versucht, die Puzzlestücke zusammenzusetzen oder als obercoole Flamingo, die ungeniert mit einer Don't-give-a-fuck-Attitüde in einem Supermarkt auf den Boden uriniert - Isabelle zeigt hier alle Facetten ihres Könnens. Nett ist auch wieder einmal, Christopher "Doc Brown" Lloyd in einer herrlich überdrehten Rolle zu sehen. [...]

                      • 6

                        Scherzo Diabolico, dessen Titel einem Klavierstück entliehen ist, welches (gemeinsam mit anderer Klaviermusik) eine wichtige Rolle im Film spielt, ist ein dreckiges, fieses Filmchen, das seine Exploitation-Wurzeln erst in der zweiten Hälfte offenbart. An dieser Stelle soll nicht mehr verraten werden, doch einige Wendungen der Ereignisse sorgen dafür, dass der Fokus der Zuschauer und der Verlauf der Handlung schlagartig um 180 Grad gedreht werden. Im Prinzip haben wir es dann plötzlich mit einem überraschend brutalen, bluttriefenden Rape 'n' Revenge-Film zu tun, ohne jedoch die Vergewaltigungskomponente. Einige für den Verlauf der Handlung nötige Enthüllungen wirken dabei sehr an den Haaren herbeigezogen und jegliche Logik bleibt dabei auf der Strecke. Die Kontrast zwischen der fast ausschließlich psychischen Gewalt in der ersten und den sehr körperlichen Gewaltausbrüche in der zweiten Filmhälfte verleiht dem Film einen sehr inkonsistenten Ton und lässt den Zuschauer sich auch mal die Frage stellen: "Was soll das Ganze eigentlich?" Mit dieser Frage hält der Film sich jedoch in seinem prestissimo-Finale nicht auf. Regisseur Adrián García Bogliano (Here Comes the Devil) ist hier auf jeden Fall ein kurioses Stück gelungen, dessen überwiegend klassische Klaviermusikuntermalung den ungewöhnlichen Rhythmus bestimmt. Scherzo Diabolico ist ein Film, der trotz all seiner Schwächen und Ungereimtheiten nachwirkt. [...]

                        • 3 .5
                          über Infini

                          Mit 110 Minuten Laufzeit hat Infini einfach nicht genug Geschichte zu erzählen und so darf der Zuschauer lange Passagen ertragen, in denen die Charaktere sich gegenseitig anbrüllen, halluzinieren oder einen langen sinnlosen Kampf gegeneinander austragen, ohne dass der Plot dabei wirklich voranschreitet. Im Gegensatz zum sehr zähen Mittelteil ist der Beginn des Films sehr hektisch und dank zahlreicher Zwischenschnitte zwischen mehreren Locations und Charakteren auch schwer verständlich. Außerdem macht der Film zu Beginn ein Versprechen, die er nie einhält. So erklärt die besagte Infotafel auch, dass der Slipstream-Prozess sehr umstritten und für Datenverfälschung anfällig sei. Dieser Punkt wird jedoch später gar nicht mehr aufgegriffen. Überhaupt spielt der Slipstream, dessen Regeln und Funktionsweise zu Filmbeginn ausführlich erklärt werden, später kaum noch eine Rolle im Handlungsverlauf. Dabei wäre dieser Ansatzpunkt eigentlich deutlich interessanter als der besagte Virus, der die Söldner in den Wahnsinn treibt. [...]

                          1
                          • 8

                            Backtrack ist in vielerlei Hinsicht ein sehr klassischer Film, der mit Versatzstücken aus anderen Mysterythrillern und Horrorstreifen arbeitet. Allerdings werden diese Versatzstücke so gekonnt zusammengesetzt und von Regisseur Michael Petroni so spannend inszeniert, dass die mangelnde Originalität hier wirklich nicht schwer ins Gewicht fällt. Nach zahlreichen fragwürdigen Rollen in den letzten Jahren darf Adrien Brody hier wieder zeigen, was er schauspielerisch draufhat. Der eigentliche Star ist hier jedoch die Geschichte, die sich spannungs- und wendungsreich entfaltet und mit einigen gut platzierten (wenn auch manchmal zu CGI-lastigen) Schreckmomenten für wohlige Gänsehaut sorgt. [...]

                            • 8

                              [..] Ein Mann der mit übel zugerichtetem Bein ans Bett gefesselt ist und der Willkür einer offensichtlich durchgeknallten, geradezu besessenen Frau ausgeliefert ist. Das kennen wir bereits gut aus der Stephen-King-Verfilmung Misery und was dort gut funktionierte, lässt sich auch super in das katholische spanische Setting verpflanzen. Spaniens enfant terrible Álex de la Iglesia (Witching and Bitching) hat das Erstlingswerk der Regisseure Juanfer Andrés und Esteban Roel produziert und tatsächlich sieht man seinen Einfluss an einigen grotesk-splattrigen Einlagen in der blutigen zweiten Filmhälfte sowie an der Besetzung, in der natürlich auch de la Iglesias Muse, die umwerfende Carolina Bang, in einer kurzen Nebenrolle nicht fehlen darf. Doch es sind nicht diese Elemente, die Shrew's Nest zu seinem sehr sehenswerten Genrebeitrag machen. Im Kern ist Shrew's Nest eine sehr tragische, düstere Geschichte und Macarena Gómez' Montse eine komplexe, traurige Figur, die Annie Wilkes aus Misery in nichts nachsteht. [...]

                              • 8

                                Es ist tolles, schön abgefilmtes, altmodisches Kino, das die große Leinwand verdient hat. Doch das Juwel des Films sind seine beiden Hauptdarsteller. Als Kontrahenten gehen Dujardin und Lellouche in ihren Rollen voll auf, wobei Lellouche den komplexeren Part hat. Beide sind Familienväter und obwohl der Film nie Zweifel daran lässt, dass Tany ein skrupelloser Krimineller ist, wird er trotzdem nicht als eindimensionale Schablone gezeigt, sondern als ein Mensch, der seine Frau und Kinder liebt, der den Verlust seiner Freunde betrauert und der nicht einfach zu sinnloser Gewalt greift. Obwohl man um seine Missetaten Bescheid weiß, kommt man nicht umhin, mit ihm ebenso mitzufühlen wie mit Michel und gerät in ein Dilemma der Sympathien.

                                • 7

                                  Die Idee einer Selbsthilfegruppe für Ex-Besessene klingt nach dem Stoff einer Filmparodie, doch obwohl der Film einige lustige Momente zu bieten hat, nimmt er sich deutlich ernster, als man vielleicht nach dem Lesen der Inhaltsangabe vermuten würde. Ava's Possessions ist zu gleichen Teilen eine Horrorkomödie wie auch ein Mysterythriller und zu meiner großen Überraschung funktioniert die Mischung über weite Strecken auch echt gut. Ich würde nicht so weit gehen, um Ava's Possessions als eine verborgene Perle zu bezeichnen, doch er gehört definitiv zu den kleinen Überraschungen dieses Jahrgangs. Ich folgte Ava gerne auf ihre Suche nach Antworten und auch wenn die Twists am Ende etwas plötzlich und beinahe willkürlich erschienen und einige Fragen einfach unbeantwortet blieben, war der Weg dorthin ziemlich spannend. Zu bemängeln ist dafür leider der ziemlich billige Look des Films, was dem niedrigen Budget zu verdanken ist. [...]

                                  1
                                  • 4 .5
                                    über Stung

                                    Für eine Horrorkomödie ist er nicht lustig genug, für einen ernsthaften Horrorfilm ist er zu albern. Was bleibt, sind einige nette Einfälle, tolle, schleimige Splattereffekte und ein stets souveräner, wenn auch sehr in die Jahre gekommener Lance Henriksen.

                                    • Das Achtziger-Kino zu imitieren ist schon lange "in", doch wenigen Filmen gelingt das so gut und so erfrischend (obwohl jede Einstellung einem auch irgendwie vertraut erscheint) wie Turbo Kid. Das liegt nicht zuletzt daran, dass man den Filmemachern anmerkt, wie viel Leidenschaft und Begeisterung sie in den Film gesteckt haben. Turbo Kid ist der beste Endzeit-Trashfilm der Achtziger, der nicht in der Dekade entstanden ist! Synthie-Score, Charakternamen wie Zeus, Skeletron oder Frederic the Armwrestler und sehr viele herrlich übertriebene Splattereinlagen machen den Retro-Spaß nahezu perfekt. Turbo Kid ist womöglich auch der blutigste Jugendfilm aller Zeiten, denn trotz der aufgekurbelten Gedärme (!), der abgehackten Gliedmaßen und den explodierenden Körpern ist der Film in seinem Kern eine fast schon unschuldige Abenteuergeschichte von einem Jungen, der unversehens zum Helden wird. In einem anderen, ernsthafteren Film wäre Frederic, der stark an den jungen Clint Eastwood aus Leone-Zeiten oder an Indiana Jones angelehnt ist, der Held der Geschichte, doch nicht hier. Dies ist die Story von Kid und Apple und es ist das Zusammenspiel zwischen den beiden, ihre Freundschaft und die zarte Romanze, die das Herzstück des Films bildet. Dabei ist Apple das prototypische Manic Pixie Dream Girl, allerdings mit einem cleveren Twist. Ihre übertrieben positive Art wird vermutlich den einen oder anderen Zuschauer in den Wahnsinn treiben, doch mir zauberte jeder ihrer Auftritte ein Lächeln ins Gesicht, was an Labeoufs hingebungsvollem Spiel liegt und ihrer tollen Chemie mit dem zurückhaltenden Protagonisten. [...]

                                      • 7 .5

                                        [...] Man vermag (möglicherweise aufgrund der Erzählweise) auch nicht wirklich in das Schicksal seiner Protagonisten zu investieren und mit ihnen mitzufiebern. Stattdessen übt der Film mit seiner bildgewaltigen, größtenteils handgemachten Optik, die den CGI-Kulissen der US-amerikanischen Märchenfilm-Pendants allemal vorzuziehen ist, seinen engagierten Darstellern und mit Alexandre Desplats magischer Musik eine unwiderstehliche Faszination auf den Zuschauer aus.

                                        1
                                        • 7

                                          [...] Doppelbödig, gelegentlich schwarzhumorig (bis einem das Lachen im Halse stecken bleibt) und besonders von Marshall-Green überzeugend gespielt, The Invitation ist ein kleines, feines Stück Paranoia-Kino, das den Zuschauer auf dem Trab hält, auch wenn eigentlich sehr wenig passiert und der Film über seine gesamte Laufzeit ein dialoglastiges Kammerspiel ist. Ein wenig geht dem Streifen zwischendurch die Puste aus, besonders wenn er mal wieder in gewohnten Bahnen verläuft. Gerade wenn die Auflösung des Ganzen gegen Ende offenbart wird, verliert The Invitation seinen Reiz und kann dann wieder erst mit der unheimlichen finalen Kameraeinstellung punkten. Der Weg ist hier das Ziel und es lohnt sich, diesen zu gehen.

                                          • 5

                                            Nina Forever lässt sich keinem Genre zuordnen und hat gleichzeitig Elemente aus vielen - ein wenig Horror hier, ein bisschen Verlustdrama da, einige sehr britische Humorspitzen, ohne dass es je wirklich eine Komödie ist, und sogar eine Prise Erotik fehlt beim schrägsten Ménage-à-trois der letzten Jahre nicht. Letztlich ist Nina Forever natürlich auf einer metaphorischen Ebene zu sehen und setzt sich mit der Verarbeitung von Verlust auseinander (wie auch viele andere Filme in diesem FFF-Jahrgang), aber auch damit, wie unsere Verflossenen spätere Beziehungen noch belasten oder gar zugrunde richten können, wenn man nie einen Abschluss finden konnte. Die Umsetzung dieser altbekannten Grundgedanken ist erfrischend anders und insbesondere die über große Strecken des Films nackt agierenden Hardingham und "Utopia"-Darstellerin O'Shaughnessy spielen ihre Rollen bravourös. Doch das Konzept alleine reicht viel eher für einen Kurzfilm aus denn für eine fast 100-minütige Laufzeit und so schleichen sich spätestens bei der dritten Sexszene, in der Nina aus einer Blutlache wieder einmal auftaucht, Redundanzen ein, die der Film bis zum Schluss nicht loswerden kann. [...]

                                            1
                                            • 8
                                              über Hyena

                                              Hyena ist nicht für Zartbesaitete und sicherlich auch nicht für den Massengeschmack. Wir sehen hier hässliche Menschen in hässlichen Situationen, die hässliche Dinge tun, und gerade wenn man einen Hoffnungsschimmer am Horizont zu sehen glaubt, wird einem der Boden unter den Füßen weggezogen. Wer den typischen schwarzen Humor der Brit-Crime-Filme erwartet, wird enttäuscht. Hier ist alles todernst, bis auf einige fast schon surreale Momente der zugedröhnten Ausgelassenheit von Michaels Kollegen. Ansonsten bleibt der Ton sehr schwermütig, böse und bis an die Schmerzensgrenze deprimierend. Identifikationsfiguren bietet der Film keine und es ist auch nach Michaels Gewissensfindung nicht einfach, mit ihm zu sympathisieren. Doch Peter Ferdinandos vielschichtiges Spiel eines Mannes, der versucht Gutes zu tun, aber vielleicht gar nicht mehr weiß, wie es geht, macht "Bad Lieutenant" Michael zu einer faszinierenden Figur, während Elisa Lasowski Ariana, das gepeinigte Opfer der Albaner, mit großer Verletzlichkeit und tief sitzender Trauer spielt. [...]

                                              1
                                              • 6 .5
                                                über Bite

                                                Cronenberg hat in Die Fliege die AIDS-Ängste der Achtziger verarbeitet. Ganz so ambitioniert ist Bite nicht, doch auch hier soll die (sehr) schleimige Verwandlung nicht der Selbstzweck sein. Anfangs manifestieren sich darin Caseys Zweifel an der Hochzeit und ihre Ängste; später wird ihr neues Ich zur Waffe der Emanzipation und Selbstbehauptung gegenüber allen anderen, die ihr übel mitgespielt haben. Diese metaphorische Schicht ist hier natürlich viel dünner als bei Cronenberg und die Figurenzeichnung ist schon arg simpel, wenn es um die hasserfüllte Schwiegermutter in spe und falsche Freunde geht. Die Wendung, durch die der Film einen zu überraschen glaubt, sieht der geübte Zuschauer schon meilenweit im Voraus. Letztlich schaut sich aber kaum jemand den Film wegen seiner Tiefgründigkeit oder eines komplexen Plots an. In puncto Ekelfaktor und tolles Makeup enttäuscht Bite nicht, insbesondere wenn man sich vor Augen führt, dass hier vermutlich nur ein Bruchteil des Budgets von Die Fliege zur Verfügung stand. Diese Einschränkung merkt man dem Film an seinem begrenzten Setting (fast alles spielt sich in einem Apartment-Komplex ab) an, jedoch nicht an den Maskeneffekten, die mit viel Liebe zum Detail umgesetzt wurden. Ausfallende Fingernägel, säurehaltiger Speichel, Haarverlust und viel Schleim, Schleim, Schleim – hier wird überzeugend das volle Seth-Brundle-Programm abgespielt. Man ekelt sich, kann aber die Augen trotzdem nicht abwenden.

                                                • 2 .5
                                                  Arthur A.: www.filmfutter.com 23.08.2015, 11:17 Geändert 23.08.2015, 11:18

                                                  Es beginnt schon bei der schablonenhaften Zeichnung der Charaktere. Da ist der gutherzige Vater, naturverbunden und ein Farmer mit Herz und Seele, der seine Farm den gierigen Landhaien nicht überlassen will, obwohl er bis zum Hals in Schulden steckt. Die Frau, die als Tierärztin arbeitet, ist selbstverständlich verständnisvoll und unterstützend. Die missgelaunte Teenie-Tochter hasst es natürlich, auf dem Land zu leben, und der junge, pfiffige Sohn fühlt sich, wie auch sein Vater, in der Natur zu Hause. Eine solche Konstellation hat man schon Dutzende Male gesehen und The Pack mag daran auch kein bisschen rütteln. Doch auch das könnte man ihm noch verzeihen, wenn er in Aspekten wie Spannung oder Atmosphäre punkten könnte. Fehlanzeige! Die meisten Schreckmomente signalisiert der Film einem meilenweit voraus, die tatsächliche Gefahr für die Familie ist an keinem Punkt wirklich spürbar und die wilden Köter wirken nur selten bedrohlich, egal wie viele Close-Ups es von ihren fletschenden Zähnen gibt. Das ist eigentlich schade, denn der Ausgangspunkt eines Home-Invasion-Szenarios, in dem die externe Bedrohung von Mutter Natur kommt, wäre eine interessante Variation des Genres gewesen.

                                                  1
                                                  • 7 .5
                                                    über Maggie

                                                    Machen wir uns nichts vor, Arnold Schwarzenegger ist vermutlich der Hauptgrund, weshalb sich die meisten Leute diesen Film anschauen werde. Deshalb komme ich direkt auf den Punkt: ja, Arnie zeigt sich hier von einer anderen als seiner Äktsch-Seite, doch von einer oscarreifen Leistung ist er immer noch ein wenig entfernt. Die Rolle des stoischen Beschützers und liebevollen Vaters ist ihm wie auf den Leib geschrieben und statt Muckis lässt er hier Emotionen (und gelegentlich sogar die Tränensäcke) spielen. Doch letztlich verlangt der Part ihm auch nicht allzu viel ab und sobald er den Mund aufmacht, ist und bleibt es eben unmissverständlich Arnie. Obwohl sich die meisten Gespräche um den Film stets auf ihn konzentrieren, ist Abigail Breslin der eigentliche Star des Films. Nicht nur hat sie deutlich mehr Screentime, es ist auch ihre rührende Performance, die einem am meisten in Erinnerung bleibt. Wir durchleben mit ihr die Verzweiflung, die Wut und die Resignation im Angesicht ihrer tödlichen Krankheit. Nichts anderes ist die Zombieplage hier nämlich. Es geht um die Akzeptanz des Unausweichlichen und darum, vom geliebten Menschen Abschied zu nehmen. Man könnte den Zombievirus auch durch eine x-beliebige tödliche Epidemie ersetzen und das Ergebnis wäre kaum anders. Das Problem des Films liegt eher darin, dass seine Grundidee vom schmerzvollen langsamen Verlust und der innigen Vater-Tochter-Beziehung eigentlich schnell ausgeschöpft ist und an und für sich einfach nicht genug Material für die 90-minütige Laufzeit hergibt, sodass einige Passagen sich leider sehr zäh anfühlen. Der Film blüht dann auf, wenn wir Maggie auch außerhalb von ihrem trauten Heim folgen, beispielsweise auf eine Party, auf der es zu einer zarten Annäherung zwischen ihr und ihrem ebenfalls infizierten Ex-Freund kommt. [...]

                                                    2