Arthur A. - Kommentare
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Alle Kommentare von Arthur A.
Was Solo: A Star Wars Story an Vision und Ambition fehlt, macht er mit flotter Action, gut dosiertem Humor, tollen Effekten und mal mehr, mal weniger überraschenden Wendungen wieder wett, von denen insbesondere eine Star-Wars-Fans in helle Freude versetzen sollte.
In vielerlei Hinsicht erinnert Solo: A Star Wars Story an Ant-Man: Regiewechsel, nachdem die Vorstellungen kreativer, unkonventioneller Filmemacher mit denen ihrer Auftraggeber auseinandergingen, und als Ergebnis ein unaufregender, unterhaltsamer Film, dem seine turbulente Produktionsgeschichte glücklicherweise nicht anzumerken ist. Dadurch, dass Ron Howard große Teile des Streifens nachdrehte, fühlt sich Solo wie aus einem Guss an, auch wenn in einigen Dialogszenen Millers und Lords Einflüsse noch leicht zu spüren sind. [...]
[...] Avengers: Infinity War jagt von einem Höhepunkt zum nächsten und jongliert gekonnt mit seinen unzähligen Charakteren, wobei er den meisten von ihnen zumindest kurze Momente einräumt, in denen sie glänzen dürfen. Das halsbrecherische Tempo, der ungezwungene Humor, einige düstere Überraschungen und atemberaubende Nonstop-Action, die Fanherzen mehrfach höher schlagen lassen wird, sorgen für die vermutlich schnellsten und kurzweiligsten zweieinhalb Stunden, die man dieses Jahr im Kino erleben wird. Allerdings haben der rasante Wechsel der Schauplätze und der Fokus auf den Kampf gegen Thanos und seine Handlanger ihren Preis - sie gehen auf Kosten der Figuren und ihrer Beziehungen zueinander.
[...] Die lange Wartezeit hat sich gelohnt! Das ausgelutschte Home-Invasion-Subgenre wird hier zwar nicht neu erfunden, doch Regisseur Johannes Roberts setzt in The Strangers: Opfernacht eigene Akzente. Der Film ist schnörkelloses Terrorkino und eine stilsichere Verbeugung vor den Achtziger-Horrorfilmen der Marke John Carpenter, die das Herz des Genrefans höher schlagen lassen sollte.
[...] Mungiu wählt nicht den einfachen Weg in seinem Film, indem er die Kirche und ihre Rituale verteufelt. Sein Drehbuch zeigt Verständnis, gar gewisse Sympathie für alle Figuren, auch wenn sie Dinge tun, die auf Außenstehende befremdlich oder falsch wirken. Der Pater, der den Exorzismus letztlich durchführt, wird nicht als ein irrer, unvernünftiger Fanatiker gezeigt, sondern als ein Mann, der seiner Berufung voll und ganz ergeben und in seinem Glauben fest verankert ist. Als Alina ihren ersten Anfall bekommt, greift er nicht direkt zum Rosenkranz und Weihwasser, sondern lässt gleich den Krankenwagen rufen, und wenn die anderen Nonnen anfangen, diverse Vorkommnisse wie einen hohlen Holzscheit oder ausbleibende Eier bei den Hühnern als Zeichen einer bösen Präsenz zu deuten, weist er das als albernen Aberglauben zurück. Weder er noch die Nonnen in dem Film sind böswillig, sondern geleitet von ihrem (Irr)Glauben, nur Gutes tun zu vollen. Wie man so schön sagt: Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. [...]
"Jessica Jones" ist zurück und verspricht die beste Marvel/Netflix-Serie seit ihrer eigenen ersten Staffel. Nach einem zähen Auftakt nimmt das Tempo zu und die Staffel überrascht mit einigen interessanten Wendungen. [...]
[...] Der Film unternimmt halbherzige Versuche, das Richtig oder Falsch von Pauls Handlungen als "Sensenmann" zu thematisieren (gibt es da wirklich einen Spielraum?!), indem er diverse Radiomoderatoren zu Wort kommen lässt, die unterschiedliche Positionen einnehmen. Auch sehen wir einmal eine Meldung von einem Nachahmer, der jedoch bei seinem Versuch, einen Kriminellen aufzuhalten, ums Leben kommt. Doch all das bleibt ohne jegliche Konsequenz und fühlt sich reingezwängt an, um ja keinen Zorn auf sich zu ziehen.
Während Paul Kersey weder im Roman noch im Originalfilm jemals die Täter findet, die seiner Familie großes Leid angetan haben, müssen die Zuschauer heutzutage natürlich diese Genugtuung erfahren. Da die Polizisten im Film völlig inkompetent sind, muss Paul die Sache eben in die eigene Hand nehmen. Dass er sich innerhalb kurzer Zeit von einem völligen Waffen-Amateur zu einem abgebrühten Actionhelden der Marke Bruce Willis wandelt, ist nur einer von vielen weit hergeholten Aspekten des Films. Als Chirurg, der augenscheinlich keine einzige seiner Operationen zu Ende bringt (achtet mal genau darauf!), ist Bruce Willis leider so unglaubwürdig besetzt, dass es mich nicht überrascht hätte, wenn auch noch Jason Statham als Onkologe und Steven Seagal als Chefarzt in Gastauftritten aufgetaucht wären. Die Kriminellen im Film sind dafür allesamt furchtbare Schützen, völlig blöd und lassen sich fast bereitwillig von Willis abknallen, sodass bei keiner der Konfrontationen echte Spannung aufkommen mag. [...]
[...] Wonder Wheel (2017) Filmbild 3Wonder Wheel hat nicht viel zu sagen, was man nicht schon in besseren Allen-Filmen – sogar vor nicht zu langer Zeit – gesehen hat. Jede Pointe wirkt wie ein müder Aufguss. Es ist jedoch sogar mit den meisten schwächeren Filmen von Woody Allen so, wie mit den indischen Restaurants in meiner Umgebung. Es gibt zwar den einen oder anderen wirklich herausragenden, doch in den meisten schmecken die meisten Gerichte von der Karte zum Verwechseln ähnlich, egal was man bestellt. Schlecht schmeckt es jedoch nie. An Allens Filmen lässt sich eigentlich auch fast immer etwas Positives finden und neben Winslets wuchtiger Performance ist es bei Wonder Wheel die prächtige Kameraarbeit des italienischen Altmeisters Vittorio Storaro, der schon Apocalypse Now für Francis Ford Coppola, Reds für Warren Beatty und Der letzte Kaiser für Bernardo Bertolucci auf Film bannte (und für jeden der drei einen Oscar gewann). Storaro war auch bei Café Society für die Kamera zuständig, doch hier ist sie noch viel auffälliger. Er taucht die Szenen abwechselnd in leuchtendes Blau, Rot oder Gelb. Der kitschige Vergnügungspark wird bei ihm zu einer sonnendurchfluteten, goldfarbenen Idylle. Möglicherweise spiegelt das eine nostalgische Erinnerung von Woody Allen an seine Jugend dort wider. Schade, dass er keine bessere Geschichte aus dieser erzählen konnte. Doch natürlich wird der Stadtneurotiker schon bald mit einem neuen Film zurückkehren. Neues Spiel, neues Glück. [...]
[...] Die letzten Jedi ist eine visuell spektakuläre Weiterführung der Star-Wars-Saga, in der das Nostalgiegefühl des Vorgängers neuen, teilweise wirklich überraschenden Ideen weicht. Adam Driver, Daisy Ridley und Mark Hamill stechen aus dem starken Ensemble heraus, doch das stellenweise holprige und unnötig überkonstruierte Drehbuch lässt Rian Johnsons große Ambitionen gelegentlich im Stich.
[...] Auch visuell schafft es das Remake, sich vom Originalfilm abzugrenzen. Oplev, der bereits der schwedischen Version von Verblendung, dem Colin-Farrell-Thriller Dead Man Down und der Pilotfolge von "Mr. Robot" seinen unterkühlten, polierten Stil mit gelegentlichen markanten Ausbrüchen injizierte, bringt diesen auch bei Flatliners gut zur Geltung. So sieht der Film also zumindest ziemlich gut aus, wodurch er jedoch nur bedingt seine Ambitions- und Inhaltslosigkeit überspielen kann.
Leider ist nämlich die zweitgrößte Gemeinsamkeit zwischen dem Originalfilm und dem Remake, nach dem Grundriss der Geschichte, das Desinteresse beider Filme, näher auf die Implikationen dessen einzugehen, was die wagemutigen (lies: dummen) Studenten im Jenseits erleben. Als Courtney versucht, Jamie und Sophia davon zu überzeugen, ihr bei ihrem Experiment zu helfen, begründet sie es noch mit der Möglichkeit zur größten Entdeckung in der Menschheitsgeschichte. Doch sehr schnell sind alle Beteiligten viel mehr daran interessiert, ihre Noten durchs Flatlining aufzubessern und einen drogenähnlichen Rausch zu erleben, als zu verarbeiten, dass sie möglicherweise eine gigantische Entdeckung gemacht haben. Die Frage nach dem Leben nach dem Tod machte schon immer den größten Reiz bei Flatliners aus und ist leider der Aspekt, der für Macher offenbar nachrangig war. [...]
[...] "The Punisher" wäre eine tolle Miniserie aus sechs bis sieben Folgen gewesen, doch der Durchhänger in den ersten zwei Akten ist einfach viel zu lang, um ihn irgendwie zu rechtfertigen. Wenn man es bis zum Schluss durchhält, wird man aber mit einem fulminanten, actionreichen und dem Charakter angemessen blutigen Finale belohnt, das eine hoffentlich temporeichere zweite Staffel in Aussicht stellt.
[...] Justice League ist definitiv ein kohärenterer, geradlinigerer Film als Batman v Superman, jedoch auch ein viel weniger ambitionierter. Man of Steel und Batman v Superman hatten viele Probleme, doch man merkte ihnen Snyders Ehrgeiz an, etwas Episches zu erschaffen. Es ist offensichtlich, dass Warner Justice League im Hinblick auf die negativen Reaktionen auf die ersten drei DC-Filme so lange adjustiert hat, bis ein möglichst massenkompatibler Film aus dem gedrehten Material entstehen konnte. Massenkompatibel ist an sich keineswegs ein Kritikpunkt, dass sind die meisten tollen Comicverfilmungen ja auch. Das Problem ist hier, dass am Ende ein etwas seltsamer Hybrid entstand. Es ist ein Film mit Snyders klassischer Ästhetik, bei dem aber die düsteren und ambitionierten Elemente deutlich heruntergefahren wurden. Stattdessen wurde der Film mit Whedons Humor und flotten Sprüchen aufgepeppt, die Justice League zu bislang humorvollsten Film aus dem DCeU machen und auf jeden Fall ein positiver Einfluss sind, sich jedoch stellenweise wie in einem falschen Film anfühlen. Es ist gut, dass Warner aus bisherigen Fehlern lernt, doch vielleicht war es in diesem Fall einfach schon zu spät in dem Entstehungsprozess. [...]
[...] Die Spierig-Brüder, die u.a. für ihren Vampirfilm Daybreakers und den cleveren Zeitreisethriller Predestination bekannt sind, haben mit Jigsaw die Reihe nicht neu erfunden, sondern vielmehr einen Film inszeniert, der ganz im Geiste seiner Vorgänger steht. Wer nicht nur den ersten Film, sondern v.a. die gesamte Reihe mochte, wird hier auf seine Kosten kommen. Doch Jigsaw ist trotz diverser Querverweise und Hommagen an die früheren Filme so ausgelegt, dass auch Neueinsteiger sich problemlos zurechtfinden könnten. Die Macher befreiten sich weitgehend von der Last der Franchise-Mythologie, die vor allem ab Teil 2 immer verschachtelter wurde, und steuerten stattdessen ein eigenes Puzzlestück zu diesem bei. Was soll's, dass einige rückwirkende Ergänzungen der Vorgeschichte geradezu haarsträubend sind. Auch wenn die Saw-Reihe sich auf eine drollige Art und Weise todernst nimmt, sollte man es als Zuschauer lieber nicht tun. Jigsaw ist so gut, wie man es vom achten Saw überhaupt erwarten kann.
[...] Inspiriert durch den Erfolg von Guardiuans of the Galaxy, erfindet sich die Thor-Reihe mit viel Pep, Retro-Charme, exzentrischen Nebencharakteren und einer deftigen Ladung Selbstironie erfolgreich neu.
[...] Raw ist eine sensibel erzählte Coming-of-Age-Geschichte, die dem Ruf eines ultraheftigen Horrorschockers weder gerecht wird noch tut dieser ihr einen Gefallen, denn er lenkt davon ab, worum es hier eigentlich geht. Im Grunde ist Raw nichts anderes als Ginger Snaps mit einem Schuss von Black Swan. Wurde im kanadischen Horrorfilm das sexuelle Erwachen und die Selbstfindung einer jungen Frau durch die Verwandlung in einen Werwolf symbolisiert, sind es hier kannibalistische Gelüste. Auch die Dynamik der beiden Schwestern - eine ausgelassen, wild und herrisch, die andere zurückhaltend und schüchtern - erinnert sehr an das Zusammenspiel von Katharine Isabelle und Emily Perkins aus Ginger Snaps. Weil Ginger Snaps die Alegorie bereits so gut abgehandelt hat, hat man bei Raw trotz guter Umsetzung durch die Regisseurin Julia Ducournau das Gefühl, es alles irgendwie schon zu kennen. Die beiden fantastischen Hauptdarstellerinnen (Garance Marillier war bei den Dreharbeiten erst 17!) heben den Film jedoch deutlich über den Durchschnitt und wirken sehr glaubwürdig als gegensätzliche und einander doch sehr verbundene Schwestern.
[...] Trench 11 ist im Prinzip nichts Anderes als eine kurzweilige Variation des Zombies-/Infizierten-Horrors mit einem zusätzlichen Ekelfaktor, was den Ursprung der Infektion angeht. Der Film möchte das Rad nicht neu erfinden, sondern begnügt sich mit altbekannten Versatzstücken, was aber dennoch überraschend gut funktioniert. Der Blood-'n'-Gore-Anteil ist ordentlich und sobald die Bunkeranlagen betreten sind, bewegt sich die Handlung recht flott. Durch das unterirdische Setting fällt das geringe Budget des Films nicht so sehr ins Gewicht. Leider setzt Trench 11 seine Kulisse kaum dazu ein, um Klaustrophobie beim Zuschauer zu erzeugen. [...]
]...] Als Zuschauer werden viele für den Clown kommen, doch mit dem Gefühl gehen, Zeuge einer glaubwürdigen, magischen Freundschaft aus einem Lebensabschnitt geworden zu sein, in dem das Leben nach außen hin noch einfach erscheint, doch auf die direkt Beteiligten ungleich komplizierter und verwirrender wirkt. Stephen King sagte einst, dass Stand by Me die erste wirklich gute Adaption von einem seiner Werke war und es ist jener Film mehr als jeder andere, mit dem sich Es zu messen versucht. Den Vergleich besteht Es blendend.
[...] Die ersten vier "The Defenders"-Episoden verlangen den Zuschauern Geduld ab und brauchen Zeit, um den richtigen Ton zu treffen, schaffen jedoch optimale Voraussetzungen für ein bombiges Finale.
[...] Wer einen angenehm gruseligen Abend im Kino sucht, kann mit Sicherheit eine schlechtere Wahl als Annabelle 2 treffen. Obwohl der Film übrigens die Probleme seines Vorläufers vermeidet, ignoriert er dessen Handlung keineswegs, sondern schließt gekonnt die Lücke zwischen den beiden Filmen, wie ein passendes Puzzlestück im Conjuring Cinematic Universe. Darüber hinaus bereitet er sogar unaufdringlich den nächsten Spin-Off-Film vor, in dem der gruselige Nonnen-Dämon aus Conjuring 2 ins Rampenlicht rücken wird. Solange die Qualität zumindest auf dem Niveau von Annabelle 2 bleibt, bin ich für alles offen, was uns dieses neue Kinouniversum noch bescheren wird.
[...] Woran der Film jedoch hauptsächlich scheitert, ist der Versuch, Stephen Kings komplexes Universum in dem Film nachzubauen. Egal wie abgefahren, absurd oder fantastisch die gezeigte Welt ist, der Zuschauer muss sie als in sich schlüssig und innerhalb des Films glaubwürdig wahrnehmen. Wenn man Peter Jacksons Der-Herr-der-Ringe-Filme anschaut, wird man jeweils für drei Stunden nach Mittelerde entführt. Sieht man die Star-Wars-Reihe, taucht man in die weit, weit entfernten Galaxis ein. Das nennt man Worldbuilding und während seiner atemlosen Hatz zwischen den Welten, vergisst der Film, dass dies das A und O des Fundaments eines jeden Franchises ist. Ein Schriftzug klärt uns zu Filmbeginn darüber auf, dass der dunkle Turm alle Welten zusammenhält und nur der Verstand eines Kindes ihn zum Einsturz bringen kann. Es wird davon ausgegangen, dass diese trocken mitgeteilte Information einfach als solche angenommen und nicht hinterfragt wird. Warum genau der Mann in Schwarz die Dunkelheit über die Welt hereinbrechen lassen will, bleibt vage. Irrelevant ist für die Macher auch die Frage, wer Walters Handlanger sind und was sie davon haben, dass der Turm gestürzt wird. Das ist nicht etwas, was sich durch "warte bis zum nächsten Film" wegerklären lässt. [...]
[...] Ob in Memento, Inception oder Interstellar – die Zeit und ihr Ablauf haben Nolan schon häufig in seinen Filmen beschäftigt und fasziniert. Diese Faszination übertrug er auch auf sein neustes Szenario. Anstatt einer klassischen Geschichte mit drei Akten, ist Dunkirk ein Film von drei Zeitebenen. Während für die Soldaten an Land eine Woche vergeht, verbringt der Hobby-Segler Mr. Dawson einen Tag auf See und Tom Hardys Kriegspilot lediglich eine Stunde in der Luft. In der nichtlinearen Erzählstruktur des Films, in der diese drei Zeitebenen miteinander konvergieren und dann wieder auseinanderdriften, zerfließt und verschwindet jegliches Zeitgefühl. Man stelle sich Memento als Kriegsfilm vor, nur dass die Zeit nicht rückwärts fließt, sondern in wechselnder Geschwindigkeit. Wir treffen auf die gleichen Charaktere zu unterschiedlichen Zeitpunkten und sehen einige Ereignisse aus mehreren Blickwinkeln, wobei sich mit jedem neuen Blick weitere Details eröffnen, bis sich alles zu einem stimmigen Bild zusammenfügt. [...]
[...] Spider-Man: Homecoming ist eine erfrischende Neubelebung des Franchises über den Spinnenmann, in der Tom Hollands bestechend sympathische Performance die Zuschauer daran erinnert, weshalb Spider-Man schon immer der Superheld mit dem größten Identifikationspotenzial war. Während der Film jedoch in seinen Highschool-Szenen aufgeht und ein Anwärter auf das humorvollste irdische Abenteuer im Marvel Cinematic Universe ist, gerät er in seinen effektreichen Actionszenen ins Straucheln und hinterlässt mit diesen keinen bleibenden Eindruck.
[...] Tom Cruise spielt mit Charme, Humor und vollem Körpereinsatz, die Stunts sind spektakulär und Sofia Boutella strahlt in ihrer zu kurzen Screentime ausreichend Bedrohlichkeit, Exotik, Sex-Appeal und Wut aus, doch Die Mumie kommt nie als ein eigenständiger Film zusammen. Die Rahmenhandlung um Ahmanet und ihren generischen Apokalypse-Plan wirkt spätestens nach Russell Crowes großem Auftritt als Dr. Jekyll nebensächlich und als Mittel zum Zweck, um den Weg für Universals ambitioniertes Universum von Göttern und Monstern zu bereiten.
[...] Wie die meisten Origin-Filme von Superhelden steht und fällt auch dieser mit seiner Hauptfigur und zum Glück kann ich sagen, dass er erhobenen Hauptes steht und nur an wenigen Stellen stolpert, die jedoch nichts mit seiner Heldin zu tun haben. Jegliche Zweifel über Gal Gadots Besetzung räumt der Streifen erfolgreich aus dem Weg. Mit körperlicher Ausstrahlung und ruhiger Erhabenheit besitzt die statueske israelische Schauspielerin eine starke Präsenz und wirkt nicht nur in ihren zahlreichen Actionszenen als mächtige Kriegerin glaubwürdig. Doch es ist letztlich nicht ihr körperlicher Einsatz, sondern ihre kindliche Naivität und unumstößlicher Idealismus, die sie sympathisch machen und zu einer echten Figur, anstatt einer eindimensionalen Kämpferin, die sie noch in Zack Snyders Film war. [...]
[...] Pirates of the Caribbean – Salazars Rache bietet leicht verdauliche Nachmittagsunterhaltung mit einigen spektakulär in Szenen gesetzten Actionsequenzen und einem herausragenden Bösewicht, doch wie schon sein Vorgänger, bleibt der Film dennoch eine recht belanglose und letztlich überflüssige Ergänzung zum Piraten-Franchise, bei der nicht alle Gags zünden und nicht alle Wendungen ihre erhoffte emotionale Wirkung entfalten.
[...] Manch einer wird vielleicht bemängeln, dass Guardians of the Galaxy Vol. 2 seinem Vorgänger gegenüber nicht noch einen draufsetzen kann und der bewährten Formel treu bleibt, ohne Neues auszuprobieren oder die Geschichte auf Avengers: Infinity War bedeutend hinzuentwickeln (dessen Bösewicht Thanos wird zwar mehrfach erwähnt, taucht im Film jedoch nicht auf). Doch es ist eine beachtliche Leistung, dass er nicht nur den Spaßfaktor und die Gagdichte des Originals konstant halten kann, sondern dass ein Film mit einem sprechenden, schießwütigen Waschbär, einem wortarmen lebenden Babybaum und außerirdischen Wesen in allen Farben des Regenbogens in richtigen Momenten aufrichtig ans Herz geht, ohne zu kitschig zu wirken. Hut ab an James Gunn für das aktuell beste Franchise des Marvel-Kinouniversums.