Audreyfan - Kommentare

Alle Kommentare von Audreyfan

  • 9
    über Persona

    » Kann man zur gleichen Zeit ein- und dieselbe Person sein? «
    Zwei Frauen. Sie sehen sich ähnlich, nicht unbedingt auf den ersten Blick. Elisabeth scheint weicher, hat längere Haare, ein weiblicheres Gesicht. Alma hat kurze Haare, ein spitzeres Gesicht. Das sind die Oberflächlichkeiten.
    Alma scheint eine intelligente Frau zu sein, die weiß was sie von sich und dem Leben will. Sie weiß, was sie kann, was sie nicht kann. Sie scheint vernünftig zu sein, denn schließlich ist sie auch Krankenschwester, da muss man einen gewissen Verstand haben, grob gesagt.
    Elisabeth ist Schauspielerin und die Schauspielerei verbinden wir doch mit Leidenschaft, mit Kunst. Man muss eine andere Person verkörpern mit Leib und Seele. Ist das dann Lügen, Täuschen, Selbstbetrug? Elisabeth ist nicht nur eine leidenschaftliche Schauspielerin am Theater, sie scheint auch sonst alles in ihrem Leben mit vollem Herz zu machen. Körperlich und geistig gesund versinkt sie in Schweigen und karge Mimik, dazu braucht man doch eisernen Willen.
    Alma ist fasziniert von Elisabeth, diese bekannte und doch unbekannte Person. Sie fürchtet sich zwar ein wenig vor der großen Aufgabe auf Elisabeth aufzupassen, nimmt sie aber doch an. Sie will so sein wie sie. So schön, so impulsiv, so berühmt, sie will so gut schauspielern können, so eine große Seele haben und nicht mehr nur die kleine, vernünftige Krankenschwester sein. Dabei ist sie gar nicht so vernünftig, wie es scheint. Alle ihre Handlungen, alle ihre Wörtern kommen nicht aus Überlegungen, sie kommen aus einem inneren Impuls. Sie ist nicht nur launisch, sie lässt sich von ihren Launen treiben. Ängstigt sie die erzählte Orgie am Strand zuerst, genießt sie sie ein wenig später schon wie noch nie zuvor und das ohne erkennbare Wendung. Ein paar Worte bringen sie komplett durcheinander, machen aus der fürsorglichen Frau eine rachsüchtige. Und dann wechselt sie wieder von der tollpatschigen zur kalkulierten. Von der realistischen zur verträumten. Sie vertraut sich an und dann weist sie ab. Sie will ängstigen und dann will sie wieder kümmern. Sie will so sein wie Elisabeth und dann wieder nicht, weil sie merkt, dass es kein unerfüllbarer Wunsch ist jemand anderes zu sein, sondern dass es einfach ist. Gefährlich einfach.
    Elisabeth selber hingegen bleibt ein leerer Charakter. Die kleinen Fetzen, herbeigetragen von den Nebencharakteren und ihr selber können keinen Prozent der Charakterisierung füllen. In der meisten Zeit ist sie nur das, was Alma in ihr sehen will und was andere von ihr denken. Dass sie immer schweigt, lenkt den Blick nur noch mehr auf ihre Mimik. Warum lächelt sie? Warum weint sie? Der Brief scheinen ihre einzigen Worte zu sein, doch es ist kein Geheimnis, dass wir etwas anderes schreiben, als wir sagen würden. Ihre Gesten, ihre Mimik geben viele Eindrücke, doch wirkliche Tatsachen zusammen reimen kann man daraus nicht. Dazu scheint zu viel gegensätzlich und zu wenig aus ihrer eigenen Sicht. Und doch scheint nicht sie die von der Leidenschaft getriebene Person zu sein, sondern eher die vernünftige, die ernste. Ihr Gesicht ist weich, aber ihre Augen blicken ernst, bemerkt Alma anfangs. Alma ist hier die bessere Schauspielerin, die zerrissenere, die impulsivere Frau.
    Das meiste was vom Film in Erinnerung bleibt, sind immer wieder ihre zwei Gesichter. Gesichter. Gesichter. In ihnen spielen sich Geschichten und fast die gesamte Wahrnehmung ab.
    "Persona" ist so ein schlichter Film. So subtil, dass man als Sinnbild hauchdünne Schokolade nehmen könnte, die man nur schmeckt, wenn man sie sich langsam und wohlüberlegt auf der Zunge zergehen lässt.
    Und dann saß ich da und der Film war zu Ende. Ich nahm die DVD noch nicht raus, ließ den sirrenden Ton des Menüs ein paar Mal im Raum klingen, schaltete auf Stumm. Ich stand auf, ging durch das Haus, in meinem Kopf ein Tornado. Dann setzte ich mich wieder und startete den Film von vorne. Es war das erste Mal überhaupt, dass ich einen Film direkt zweimal hintereinander schaute.
    Was mir bei der zweiten Sichtung vor allem auffiel, war dann das andauernde Vorhersehen und Reflektieren. Ich glaube nicht daran, dass da ein Zufall ist. Geradezu jeder signifikante Satz oder Moment deutet voraus oder zurück. Man könnte schon nach der ersten halben Stunde, vielleicht sogar auch schon nach der ersten Viertelstunde sagen wie es in etwa enden wird. Und doch ist man dann überrascht wie so zwei eigentlich gegensätzliche Charaktere sich dann doch dermaßen ähneln können. Wie sehr die Anziehungskraft sie abstoßen kann. Und obwohl es immer so subjektiv ist, wenn ein Charakter sich selber charakterisiert, stelle ich doch fest, ohne geht es auch nicht. Alma könnte stundenlang über Elisabeth reden, wenn diese nicht ein einziges Wort sagt, habe ich am Ende immer noch das Gefühl, sie wäre gar nicht so wirklich da gewesen. Es scheint so authentisch, wenn Alma aus sich heraus geradezu ohne Vorwissen Episoden aus Elisabeths Leben erzählt und Elisabeths Reaktion darauf erscheint auch so, als ob es die Wahrheit wäre. Aber ist es das wirklich? Ich kann mir nie sicher sein, Elisabeth bleibt ein unbeschriebenes Blatt und Alma fast genauso, da alles Geschriebene von dem darauf folgenden überschrieben und gelöscht wird.
    Selbst nach dieser zweiten Sichtung bleiben sehr viele Fragen offen. Nicht zwingend Nicht-verstanden-Fragen, sondern eher welche nach der Interpretation: Was wäre wenn ich diesen Moment anders interpretieren würde, wohin würde das führen? Was wäre dann der Sinn? Und gibt es noch andere Möglichkeiten? Es stimmt mich schon fast traurig, dass es ein fiktiver Film ist, denn wie auch selber im Film bemerkt: Außerhalb des Theaters spielt das, was wir spielen, keine Rolle, niemand fragt ob das wahr oder falsch, gut oder schlecht gespielt worden ist.
    Dabei sind wir doch alle Schauspieler. Und wir haben längst nicht nur eine Rolle.

    http://planetofpictures.blogspot.de/2014/03/persona-se-1966-ingmar-bergman-wer-bist.html

    13
    • 1
      • 5

        Švankmajer-Retro #10
        Ein Mann spioniert ein unscheinbares Haus aus. Zuerst schaut er durchs Fernglas, dann läuft er schnell und ungesehen über Straße und Wiese und geht in den Flur (vielleicht auch Keller) des Hauses und macht es sich dort bequem um alle Räume auszukundschaften. Das Ganze geschieht in Schwarz-Weiß unterlegt mit einem lauten Kamerageräusch.
        Doch schon als er in das erste Zimmer reinschaut, blickt er in eine komplett andere Welt. Geräusche gibt es hier nicht, dafür ist alles farbig und surreal. Bonbons werden ausgepackt, nur sind anstatt Bonbons Schrauben drin, die nach dem Auspacken zu einer Schreibmaschine marschieren und sich so draufsetzen, dass Schreiben unmöglich wird. Der Einbrecher macht sich scheinbar nichts draus und führt seinen alltäglichen Ablauf ein: Schlafen, bis der Wecker klingelt, ins Zimmer reinschauen, Tag durchstreichen.
        Aber in jedem Zimmer findet er eine andere, aber gleich stumme und farbige Welt vor. In der Küche leckt eine Zunge die Teller sauber und verwandelt sich dann mittels der Nudelmaschine in kleine Zeitungsröllchen. In einem anderen Raum jagt ein Vogel einem Teller Kerne nach, bis schließlich aus dem Schrank rausfallende Erde ihn begräbt und zerstört. Im Esszimmer werden die rumfliegenden Vögel gefedert, bis auf dem Stuhl so viele Federn liegen, dass er selber fliegen kann. In der Garderobe trinkt ein Schlauch aus einer Jacke den Blumen das Wasser weg, sodass sie Feuer fangen. Und im sechsten Raum fliegt ein Gebiss hin und her.
        Man fragt sich wie lange der Einbrecher das Reinschauen in diese merkwürdigen Welten noch aushält und tatsächlich gibt er nach dem sechsten Raum auf. Er rasiert sich, zieht sich um, legt eine Bombe in dem Haus und verschwindet. Zwar sieht man nicht wie das Haus explodiert, aber man weiß, dass es die bunte, stille, surreale Welt nicht mehr geben wird.
        Wie immer sind Švankmajers Ideen sehr schön anzusehen und auch die Idee ist nett, doch leider kann mich der Kurzfilm nicht wirklich verzaubern, was zum einem daran liegt, dass sich das Prinzip schon nach dem zweiten oder dritten Raum ausleiert, zum anderen, dass mir unschlüssig bleibt, was mir der Kurzfilm sagen oder zeigen will.
        http://www.dailymotion.com/video/xpfbvj_a-quiet-week-in-the-house-de-jan-svankmajer_shortfilms#.UWGTEJNBLN0

        http://planetofpictures.blogspot.de/2014/03/svankmajer-retro-10-quiet-week-in-house.html

        5
        • 8
          über Psycho

          » Mother! Oh God, mother! Blood! Blood! «

          Wie funktioniert das nur? Was macht einen Film aus, der mich bei der ersten Sichtung erschreckt, bei der zweiten Sichtung immer noch angespannt dasitzen lässt und selbst bei der mittlerweile dritten Sichtung immer noch nicht seine Spannung verloren hat. Viele Filme verlieren das Besondere, vor allem die Psychothriller und Horrorfilme. Was macht Psycho zu dem Film, der er ist?
          Zuerst einmal wäre das von mir sehr beliebte Handlungsmittel, den Bruch mit einer schönen, heilen Welt. Man ist nicht sofort in dem Gruseligen drin, fragt sich vielleicht auch, warum und wo das denn bitte ein Horrorfilm sein soll und schon bald merkt man, dass unter der heilen Hülle ganze Ungeheuer lauern. In diesem Fall fängt der Film romantisch, ja schon fast kitschig an, nach einem Streit zwischen Marion und Sam wackelt der Frieden zwar ein wenig, aber trotzdem geht es munter weiter. Doch dann plötzlich handelt die Hauptprotagonistin Marion anders als gewöhnlich, es scheint ein innerer, fast unerklärlicher Impuls zu sein, der sie das Geld unterschlagen und die Stadt verlassen lässt. Klar, sie hatte ein wenig Streit mit dem Lover, vielleicht nicht gerade den besten Tag und war ihres Lebens vielleicht überdrüssig, aber trotzdem ist man verwirrt, runzelt die Stirn, weil ihre Handlungen so ungewohnt wirken. Irgendetwas stimmt hier nicht, die Illusion der heilen Welt löst sich auf. Es ist ein mulmiges Gefühl, das sich von Polizeikontrollen bis hin zum minutenlangen Verharren der Kamera auf ihrem sich leicht aber stetig verändernden Gesicht, während sie sich innerlich Gespräche ausmalt, zieht. Eine gewisse Anspannung entsteht, alles erscheint dubios, mysteriös und ganz und gar nicht zufällig. Norman Bates, der im Normalfall wie ein netter, vertrauenswürdiger Mann auf einen wirken würde, wirkt hier beunruhigend, ein wenig psychopathisch, jede der Regel abweichende Gesichtszuckung wird erfasst und verstärkt das Gefühl: Es wird, es muss etwas passieren, nur wann? Jetzt? Und dann passiert es in einen der friedlichsten Momenten, die ein Tag dem Menschen bieten kann: Unter der Dusche. Und die Illusion der heilen Welt wird zerstochen, platzt auf und stirbt. Der Horror, die Spannung kehren in die Welt von "Psycho" ein.
          Etwas anderes in gewisser Weise angenehmes macht den Film auch zu etwas Besonderem. Die Schockmomente sind rar, aber mit riesigem Nachhall. Hier geht es nicht darum, den Herzschlag des Zuschauers den ganzen Film über an den Rande des Zusammenbruchs zu bringen, sodass der Zuschauer kaum Möglichkeit hat zu reflektieren und weiterzudenken. Die einzelnen Schockmomente sind dazu auch noch außergewöhnlich, bedienen sie sich doch sehr stark der Suspense. Gerade bei den ersten zwei Momenten, weiß der Zuschauer schon Sekunden vorher, was passieren wird. Und trotzdem sieht man die zukünftigen Opfer in Seelenruhe weiter leben. Man will eingreifen, sie warnen, irgendetwas tun, man ist aber im Endeffekt genauso hilflos wie die überraschten Opfer und das verstärkt noch weiter die Spannung. Nicht nur, dass wir wissen, dass irgendetwas passieren wird, wir wissen dazu auch noch, dass wir absolut nichts dagegen machen können. Klar, bei jedem Film hat der Zuschauer kein Mitbestimmungsrecht, aber durch die Suspense wird einem das extremst bewusst.
          Doch ist es nur der Grusel, die Suspense, die Spannung, die "Psycho" zu einem Meilenstein der Filmgeschichte und zu einem persönlichen Meilenstein meiner Filmschauen-Geschichte machen? Natürlich könnte man hier mit Kamera, Schauspielkunst und alldem ankommen, aber für mich sticht ein Element ganz besonders hervor - und da bin ich bestimmt nicht die einzige, andere sind wahrscheinlich noch begeisterter als ich - und zwar der Soundtrack. Schon alleine, wenn ich abseits des Films die Musik höre, kehrt die Atmosphäre in Form von Herzklopfen und Gänsehaut wieder zurück. Der Soundtrack ist schon da spannend, wo es noch gar nicht spannend ist und er erscheint einfach nur perfekt für diesen Film, ich könnte mir wahrlich nichts Besseres vorstellen. Es sind nicht nur die abgehackten, psychopathischen Töne, die die Schockszenen begleiten oder einleiten, sondern auch der restliche Soundtrack, der durch den Film läuft wie eine zweite Atmosphäre. Zum einem hilft der Soundtrack natürlich der eigentlichen Atmosphäre, zum anderen ist er aber auch seine eigene.
          Was vor allem von "Psycho" bleibt, sind für immer währende Szenen. Marions Gesicht im Auto, wenn in ihrem Kopf alle reden, das psychopatische Grinsen der Filmgeschichte, schwarz-weißes Blut in Badewannen und langsam sich öffnende Türen, aus denen jeder Zeit ein Ungeheuer hervor springen könnte.

          http://planetofpictures.blogspot.de/2014/02/psycho-us-1960-alfred-hitchcock-ein.html

          19
          • 8 .5

            »If you have wings, why not fly?«

            Lars von Trier will mal nur wieder provozieren. Kunstporno. Das sind zusammengefasst die Vorurteile/Erwartungen, die das ganze vorabstattfinde Mediengewimmel hervorgerufen haben. Manche wollten den Film deswegen nicht schauen, aber ich schon. Mag es teilweise an einer gewissen Rebellion liegen, die mich sonst sonst dazu bringt zu versuchen FSK18- Filme zu kaufen, obwohl ich noch längst keine 18 bin; vor allem liegt es aber auch daran, dass man Herausforderungen im Filmschauleben braucht um an ihnen zu wachsen und dass Filme von Lars von Trier dafür eine sehr gute Anlaufstelle sind. Und so wunderte ich mich zuerst ein wenig, dass der Film ab 16 war und wunderte mich noch ein bisschen mehr, dass es keine doofen Bemerkungen vom Kinokassierer gab, die ansonsten ja berühmt dafür sind des Kinogängers Charakter anhand des gekauften Kinotickets einschätzen zu können. Und so saß ich dann endlich im Kino, war gefasst und gespannt auf so ziemlich alles und wurde mehr als positiv enttäuscht/überrascht. Ich kann noch nicht mal mit Sicherheit sagen, ob das jetzt missglückte PR war oder eine ziemlich geniale, denn der Trailer und die Bilder zeigen nur die Hülle, nicht die wahren Qualitäten, die sich einem ziemlich schnell offenbaren, wenn man denn dann den Film schauen geht. Natürlich gibt es Sexszenen, pornografischen Inhalt und all das - aber bitte, was denkt man denn? Würde es um eine Alkoholikerin gehen, würde man sie auch andauernd saufen sehen. Und hier geht es eben um eine Nymphomanin - eine Sexsüchtige. Joe. Sie ist eine Frau, die vom Sonnenuntergang mehr erwartet als andere, die zuerst an ihrer rechten Hand die Fingernägel schneidet und dann an ihrer linken, die Küchengabeln feminin findet und die das Schicksal ihrer Liebhaber mit einem Würfel entscheidet.
            Die Lichter gehen aus und nach fröhlicher Werbung, fröhlichen Trailern und fröhlicher Musik sieht man erst mal gar nichts. Nur das Tröpfeln des Regens ist zu hören, die Leinwand ist schwarz und ich habe nicht wie so oft das Gefühl, dass die Welt des Films auf der Leinwand stattfinden wird, sondern dass ich schon in dieser Welt drin bin. Ich bin doch die, die den Regen hört, den Zug. Ich höre das. Und dann kommt das Bild und Joe liegt da und ich fühle mich so fern, so fern. Noch jähzorniger werde ich rausgerissen aus der Illusion, dieser Film wäre wirklich eine Welt in der man sich perfekt hineinversetzen kann, als das berühmt-berüchtigte Rammsteinlied ertönt. Und es passt. Die Musik passt auf den Film, passt auf die Bilder, als wäre der Film die Musik und die Musik der Film. An dieser Stelle würde ich sagen, ich wäre sofort in den Film verliebt gewesen, aber das sage ich nicht, denn es liegt auf der Hand, dass das nicht passt und etwas besseres fällt mir nicht ein.
            Dafür fallen dem Film viel bessere Dinge ein, sie alle aufzuzählen wäre schon ein neuer Film, es sind Methapern (Sex=Angeln), bis ins Tiefste schwarzer Humor (Kinder, prägt euch gut alles ein, falls ihr mal eine Therapie braucht) Sprüche, die philosophischer sind als Thesen von Philosophen (Ich teile die Menschen in zwei Gruppen ein: Die, die zuerst an ihrer linken Hand die Fingernägel schneiden und die, die zuerst an ihrer rechten Hand die Fingernägel schneiden) pervertierte Gegenstände (Joes Vagina=automatische Tür) und Details und Zeichnungen, auf die man erst mal kommen muss (Wie man richtig einparkt, wie schnell man welche Details an einem Menschen vergisst) Und vor allem ist es eine höchst interessante Charakterstudie. Joe charakterisiert sich selber, aber auch ihr Zuhörer Seligman charakterisiert sie, indem er ihre eigene Charakterisierung in Frage stellt. Wie oft bei Lars von Trier spielt der Selbsthass eine große Rolle. Joe findet ihre Taten unmenschlich, schädlich, sündig. Seligman hingegen versteht nicht, warum sie sich selber hasst.
            Und hier ist auch schon die erste und wichtigste Frage, die sich der Zuschauer stellen muss: Wie empfindest du Joes Taten? Hast du Mitleid? Empfindest du Verachtung? Furcht? Bist du fasziniert, begeistert von ihr? Wenn du Flügel hättest, würdest du dann nicht auch fliegen? Joe ist eine Frau, sie KANN Männer verführen, sie KANN mit ihnen schlafen, sie KANN ihren Körper einsetzen, um das zu bekommen was sie will. Die Frage ist doch nur, ob es getan wird. Und dasselbe gilt für jede Sucht. Jeder kann rauchen, saufen, ficken, koksen, Kaffee trinken, shoppen gehen, schlaflos bleiben bis es zur Sucht wird. Es ist eine einfache Ja-oder-Nein-Frage, fliegst du oder fliegst du nicht?
            Ich selber weiß nicht, was ich von Joe halten soll.
            Hab ich Mitleid mit ihr? Ja, in einigen Szenen sehr.
            Verachte ich sie? Nein.
            Fürchte ich sie beziehungsweise dieses Schicksal? Vielleicht, es ist unberechenbar.
            Bin ich fasziniert von ihr? Ja, manchmal.
            Ich glaube jeder einzelne Zuschauer findet andere Antworten auf diese Fragen. Auch wenn einiges sicherlich kalkuliert ist, wird es einem selbst überlassen, sich die Fragen zu stellen und sie zu beantworten. Joe erzählt nur ihre Geschichte und die Charakterisierung ihrer selbst. Seligman gibt andere Möglichkeiten der Charakterisierung. Aber was der Zuschauer am Ende für ein Bild von Joe hat, wird sich nicht mit denen von Joe und Seligman decken.
            Was haben wir hier also mit Nymphomaniac: Volume 1? Wir haben eine Charakterstudie, ein Nachdenken über Sucht, über Liebe, über Sex und über Fischfang. Wir haben auch weitere kleine Überlegungen über banale Dingen des Leben, so banal als ob Lars von Trier beim Schreiben des Drehbuchs aus dem Fenster geschaut hätte während er mit einer Kuchengabel etwas aß, ein rotes Auto unter Bäumen gesehen hätte und dann festgestellt hätte, dass im Fernseher noch eine Doku über Leoparden läuft. Wir haben so viele Details, dass ich selbst in diesen knapp 1000 Wörtern nicht annähernd beschreiben könnte, was ich alles toll fand und warum. Klar, wir haben Sex. Und tolle SchauspielerInnen. Und einen perfekt eingesetzt und vielfältigen Soundtrack. Und ein paar Mangel. Und wir haben dieses Gefühl ganz alleine im Weltraum zu sein. Und wir haben einen Film, wo man noch nicht mal aufstehen will, wenn der Abspann vorbei ist.
            Aber das Beste ist: Der zweite Teil liegt noch vor uns.

            http://planetofpictures.blogspot.de/2014/02/nymphomaniac-volume-1-b-d-dk-fr-gb-2013.html

            18
            • 8

              Švankmajer-Retro #9
              Es beginnt schon chaotisch. Ein Mann purzelt geradezu in ein dunkles Haus hinein, dessen Tür sich dann auch direkt auf ewig verschließt, als er sich verwirrt umdreht. Wie er hierein geraten ist, weiß keiner, vielleicht noch nicht mal er. Da es keinen Weg zurück gibt, muss er wohl nach vorne gehen. Und hier beginnt schon das surreale Ereignisfeuerwerk, denn anstatt zu gehen, krabbelt er Pfeilen entlang, bis er in einen Raum gelangt, der aussieht wie eine Mischung aus Schlafzimmer und Esszimmer. Man könnte es grob zusammenfassen mit Alles geht schief, aber es ist noch viel mehr, nicht nur alles was er versucht, misslingt, es misslingt auf eine unnatürliche Weise, die wohl in der Realität kaum einen passieren würde. Im Spiegel sieht er sich von hinten, anstatt von vorne, beim Versuch ein schiefes Bild gerade zu rücken, wird ein anderes Bild schief, Stühle schrumpfen, Möbel greifen ihn an, drehen durch und schlagen Löcher in die Wände, aus denen dann hölzerne Fäuste geschossen kommen, das Bierglas verwandelt sich in einen Fingerhut, das gekochte Frühstücksei ist steinhart und durchbricht Tische und Wände, aus dem Wasserhahn kommt nur ein Stein, Tiere kommen aus Schränken, das Bett verwandelt sich in Sägespäne und am Ende steht er halb nackt da, weil die Nägel in den Mauern ihm die Kleider vom Leib gerissen haben. Er ist kurz vorm Durchdrehen, denn nirgendswo ist eine Lösung, ein Ausgang in Sicht und jede Hoffnung ist verstorben, als er entdeckt, dass er nicht der erste in diesem gruseligen Haus ist, sondern dass hunderte Namen vor ihm schon da waren. Wird er einen Ausgang finden?
              Es ist keine Komödie, auch wenn die aufgezählten Sachen sich an sich komisch anhören, sondern eher tragisch, man empfindet Mitleid, was wahrscheinlich daran liegt, dass es den Anschein hat, als ob der Mann nur aus Zufall in diese hilflose Situation geraten wäre. Es ist wie so oft ein Kunststück, wie Švankmajer es schafft die Gegenstände lebendig werden zu lassen. Die surreale und verzweifelte Stimmung machen The Flat zu einem ganz besonderen Kurzfilm: http://www.youtube.com/watch?v=ABYY5mPEalM

              http://planetofpictures.blogspot.de/2014/02/svankmajer-retro-9-flat-cz-1968-jan.html

              7
              • 7

                Dort irgendwo draußen, wo die Sonne scheint und alle fröhlich und partywütig sind, dort irgendwo leben Menschen, die sich noch einsamer fühlen als der Zuschauer nach Somewhere. Diese Menschen liegen in ihren Hotelbetten, Prunk und Pracht perlen an ihnen ab, Massagen, Lapdance, Swimming Pool, sie haben alles, was der gewöhnlich einsame Mensch sich wünscht. Sie können mit ihren rasanten Autos hinfahren, wohin sie wollen, können verführen wen sie wollen, einfach tun was sie wollen. Es fehlt ihnen nur eins: Lebensfreude. Oder zumindest ein Ziel, dem sie sich zaghaft nähern können, das sie im Augenwinkel behalten können, damit zumindest ein paar der banalen Dinge Sinn ergeben. Einer von diesen Menschen heißt Johnny Marco. Er ist ein berühmter Schauspieler mit schönem Hotelzimmer in Hollywood, schönem Auto und schönen Frauen. Aber er ist einsam, antriebslos, und man weiß nicht wieso. Es ist einfach so. Somewhere bannt diese Einsamkeit in atemberaubende Szenen, die nicht mehr brauchen als Stille. Nur Stille. So sitzt er zum Beispiel einmal in der Maske, sein Gesicht ist zugegipst und die Kamera nähert sich langsam, aber stetig. Man hört nur seinen Atem und spürt sein inneres Gefühl der Leere. Man fühlt sich so wie er, vielleicht ist man in diesem Moment sogar Johnny. Und auch die zu langen Autofahrten, das Liegen im Bett, das Duschen, alles erscheint so sinnlos für einen Film, man fragt sich: Warum wird so etwas gezeigt? Das bringt den Film doch kein Stückchen weiter, geschweige denn sein Leben.
                Aber vielleicht ist es das, was ein Film mal braucht. Denn in der Regel werden ja nur die wichtigen Szenen gezeigt, halt die, die Story, die Charaktere, den Film weiter bringen, die Atmosphäre verbessern und so weiter. Hier scheint es vielmehr so, als wären ein paar Szenen aus Johnnys Leben raus gepickt worden, chronologisch, aber wert- und sinnlos. Das kann langweilen, muss aber nicht. Denn zum Glück hält Somewhere doch noch eine winzige Wendung parat. Johnnys Tochter Cleo erscheint auf der Bildfläche und er muss für sie Verantwortung übernehmen, sie unterhalten. Und tatsächlich lebt er auf, es ist ein Hoffnungsschimmer. Doch sie ist wie eine Art Droge und als sie wieder weg ist, zerdrückt einen die wieder aufkommende Stille und Einsamkeit noch mehr. Nun weiß er, dass er in der Lage ist zu leben, also was wird er tun?
                Somewhere ist vielleicht einer der wenigen Filme, die genauso so langweilig sind wie das eigene Leben (wenn das Leben im Moment spannend wäre, würde man sich wohl kaum hinsetzen und diesen Film schauen) und trotzdem schaut man hin. Vielleicht weil die Hoffnung eines Happy Ends gezeigt wird, vielleicht auch einfach, weil die Langeweile und Einsamkeit in gewisser Weise hypnotisierend sind. Alles ist hier kurzweilig bis auf das Nachgefühl des Films, diese innere Einsamkeit, dieser Hauch von Traurigkeit, weil das Leben halt kein Happy End hat und weil der Film irgendwann enden musste und seinen Protagonisten noch zielloser und einsamer zurücklässt - noch mehr als den Zuschauer.

                http://planetofpictures.blogspot.de/2014/02/somewhere-us-2010-sofia-coppola-wenn.html

                9
                • 7

                  Švankmajer-Retro #8
                  Irgendwo in der idyllischen Natur findet heute ein Picknick statt. Es ist schönes Wetter, Musik läuft. Trotzdem scheint etwas nicht ganz richtig. Möbel stehen herum, das Kartenspiel spielt sich von selber, das Schach ebenso und die Kleidung macht es sich neben einem Teller Weintrauben gemütlich. Dann fängt eine Schaufel an ein Grab vor einem Schrank zu graben. Man merkt, irgendetwas stimmt hier nicht und trotzdem erfreut man sich an dem schönen Tag, der jetzt von neuer, etwas schnellerer Musik richtig in Schwung gebracht wird. Alles wirkt so lebendig, auch wenn keine Menschen da sind. Die Kleidung isst den ganzen Teller voll Trauben leer und schmeißt die Kerne in einen anderen Teller, die Karten spielen und mischen sich, das Schachspiel wird immer spannender, die Stühle spielen mit einem Ball und schmeißen ihn wie kleine Kinder in das Grab, wo die Schaufel ihn wütend rausschmeißt und er an der Nadel des Plattenspielers kaputt geht. Es scheint so, als wären hier einfach die Gegenstände lebendig geworden und hätten einen schönen Tag. Doch dann ändert sich die Stimmung, der Tag nähert sich dem Ende, es werden noch ein paar Fotos gemacht, dann gehen einige weg, der Rest wird unter Herbstlaub begraben und wirkt plötzlich so vergänglich. Auf einmal öffnet sich der Schrank und ein gefesselter und geknebelter Mensch fällt hinaus. Die Idylle entpuppt sich als Horrorszenario. Was Švankmajer nun genau damit sagen will, bleibt mir persönlich ein Rätsel. Ich betrachte es als gelungenes Beispiel für die surrealistische Zerstörung der Idylle, die auch später in einigen Filmen und Serien von David Lynch auftauchen wird und auch in anderen Werken von Regisseuren, die sich von Švankmajer beeinflussen ließen.
                  http://www.youtube.com/watch?v=TrgOnL1Yyvk

                  http://planetofpictures.blogspot.de/2014/02/svankmajer-retro-8-picnic-with.html

                  6
                  • 5

                    Oftmals unterschätzen wir das Feingefühl, das hinter Meisterwerken steht. Wir hören den perfekt passenden Soundtrack, wir sehen die Farben, die Schnitte, alles ist perfekt und damit ist für uns meistens auch schon alles erledigt. Deshalb muss es schlechte Filme geben. Nicht jeder Film kann gut sein oder gar ein Meisterwerk, wir brauchen die schlechten, damit wir wieder staunen können, damit wir uns beim nächsten guten wieder fragen können: "Wie hat der das nur gemacht?" Nun gibt es Filme, die einfach von vorneherein zum Schlecht-sein verurteilt sind, ich denke da an grausige Parodien oder Möchtegerntrash, und deren höchster Wert der eines Guilty Pleasures ist. Aber das reicht nicht, denn alleine durch das Anschauen solcher Filme lernen wir nicht, ein Meisterwerk zu schätzen. Nein, wir brauchen einen Film, der ein Meisterwerk sein will, der alle Veranlagungen dazu hat ein Meisterwerk zu sein und der trotzdem schlecht ist. Es ist dieses bittere Gefühl, das sich während dem Schauen durch die Nase zieht und sie rümpfen oder krausig werden lässt. Innerlich verfault - ja so könnte man es auch nennen. Dann sitzt man da, schaut hoffend auf die Leinwand, klammert sich noch an die guten Absichten an die Erwartungen, aber irgendwann wird der Gedanke zu einer innerlichen Tatsache: Scheiße, der Film ist schlecht. Scheiße, "American Hustle" ist schlecht. Und erst nach solchen Filmen wird einem bewusst, was für Genies der Regisseur, der Drehbuchautor, der Komponist, alle Verantwortlichen, sein müssen, damit ein Meisterwerk zustande kommt und keine verfaulte Hülle einer guten Absicht. Der Grat ist so schmal, so schmal und nur ein wahres, geniales Meisterwerk kann auf ihm schwindelfrei wandern. Alles andere fällt herunter und stirbt. Und bei jedem dieser gescheiterten Genies kann ich einen klaren Fehler rausfinden, gerade jetzt in der Oscarsaison trifft man häufiger auf sie. Bei "12 Years A Slave" war es beispielsweise der Fehler, dass ich und wahrscheinlich auch sehr viele andere Zuschauer keine emotionale Bindung herstellen konnten. Bei "American Hustle" lässt sich der Fehler klar auf zwei Worte definieren: Zu Viel.
                    "American Hustle" will Drama und lässt dafür die Protagonisten ZU VIEL schreien und heulen. Es will Sex und lässt dafür ZU VIEL Auschnitt, ZU VIEL Bein, ZU VIEL lächerliche Verführung zu. Es will eine raffinierte Story und baut dafür ZU VIELE Twists und Weiterführungen der Geschichte ein. Es will episch sein und gibt dem Film dafür ZU VIEL Spiellänge. Es will geniale, oscarwürdige Schauspieler und nimmt dafür ZU VIELE. Es will die 70er aufleben lassen und nimmt dafür ZU VIELE Requisiten und Andenken und Accessoires und schreckliche Frisuren. Es will einen tollen Soundtrack und nimmt dafür ZU VIEL Musik, die zu oberflächlich und schlecht platziert ist. Es will ZU VIEL Glaubhaftigkeit, ZU VIELE Gefühle, ZU VIEL von allem und stürzt vom schmalen Grat. Das Potenzial war da, es war riesig, aber man kann einen Film auch mit einer Suppe vergleichen, diese schmeckt auch nicht mehr, wenn man zu viele Gewürze verwendet.
                    Über solche Filme kann ich noch nicht mal richtig enttäuscht sein, denn sie zeigen mir auf, wie sehr ich ein Meisterwerk schätzen kann und ich werde wieder glücklich wenn ich an die mitreißende Story von "The Wolf of Wall Street" denke, seine perfekt gemischten Zutaten, wenn ich an genial und subtil platzierte Soundtracks wie den von "The Place beyond the Pines" denke, wenn ich an umwerfende Wendungen und Twists denke, an filmische Momente, die ich nie vergessen werde und an Filme, die so atemberaubend schön und passend waren, dass ich heulen wollte.

                    http://planetofpictures.blogspot.de/2014/02/tagebucheintrag-7-daseinsberechtigungen.html

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                      Den ersten Film, den ich von Chaplin sah, war "The Great Dictator" und seitdem wusste ich, dass er in der Lage ist, selbst die ernstesten Themen der Welt so humorvoll und niveauvoll zu verpacken, dass man am liebsten selbst ein überschwänglichen Overacting-Händeschüttler versuchen will, um ihm für diese filmische Freude zu danken. In letzter Zeit sah ich einige Kurzfilme von ihm und gewann ihn immer mehr lieb, einfach weil ich stets lachen musste, egal wie oft der Gag wiederholt oder schon gesehen wurde. Schon alleine sein ulkiger Gang zaubert mir ein Lächeln auf das Gesicht und dabei lache ich nicht ihn deswegen aus, ich lache mit ihm. Und jetzt war es endlich soweit und ich sah seinen Klassiker, einen großen Filmklassiker, "Modern Times", der das Thema Industrialisierung, Kapitalismus und die daraus folgenden sozialen Verhältnisse behandelt. Vor einigen Jahren hatte ich in der Schule im Wirtschaftsunterricht einen wirklich kurzen Ausschnitt aus diesem Film gesehen und diese paar Bilder hatten mich bis heute nicht mehr losgelassen, dabei war ich damals noch ohne Filmbegeisterung oder einen Funken Wissen über diese Kunst.
                      Es ist Kunst, jede einzelne Szene besitzt eine solche Harmonie aus kritischem Inhalt und bloßer Unterhaltung, jeder Plumpser, jede Handlung, jeder Blick besitzt einen Sinn, einen Inhalt. Würde man heutzutage eine solche Komödie antreffen können? Ich glaube nicht.
                      Die Story handelt um den Fabrikarbeiter Charlie, der sich bei seiner anstrengen eintönigen Arbeit charmant tollpatschig benimmt und auch Opfer der Maschinen wird. Er erleidet einen Nervenzusammenbruch und wird aufgrund seiner Randale in die Psychiatrie gesteckt. Wieder frei gerät er durch einen Zufall in eine Arbeiterdemonstration und so ins Gefängnis. Dort allerdings wird er zum Helden, weil er ausversehen einen Häftlingsausbruch verhindert. Er bekommt ein Empfehlungsschreiben um einen Job zu finden. Doch jedes Mal verliert er ihn durch Missgeschicke wieder. In sein Leben ist auch eine Frau getreten, mit der er versucht das bürgerliche Leben nachzuleben und so gerät er in viele Missverständnisse, Gesangs- und Tanzeinlagen und schließlich bleibt nur der gemeinsame Weg über einsame Straßen.
                      Zu all dem kommt ein unglaublich treffsicher Soundtrack, die für einen Stummfilm üblich (auch wenn es hier einige Tonszenen gibt) die Stimmung und Atmosphäre des Films prägen. Ich habe mich prächtig amüsiert und dabei auch kritischen Inhalt erfahren - das ist genial.

                      http://planetofpictures.blogspot.de/2014/02/modern-times-us-1936-charles-chaplin.html

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                      • Der Trailer zu "Noah" hat mich auch negativ überrascht, ich bleibe aber zuversichtlich. Denn bis auf "The Fountain" verehre ich seine Filme sehr und steh da auch zu, egal ob er arthouse ist, war oder dann doch mainstream sein soll^^

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                          » You think I'm crazy? Well, listen up, there's a storm coming like nothing you've ever seen, and not a one of you is prepared for it. «

                          Wind. Er ist kalt, nervig, verwüstet unsere Haare, hebt die Kleider, heult, schreit, pfeift, stürmt und zerstört. Im Sommer sind wir froh für die angenehmen Brisen oder wenn wir im Auto sitzen und sich der Wind in unseren Haaren und herausgestreckten Händen wie die pure Freiheit anfühlt. Im Herbst verachten wir ihn, er bringt Regen, zerstört die Regenschirme und weht die Blätter wie kleine Tornados hin und her. Im Winter ist er ganz grässlich, denn er ist noch kälter, noch rauer und friert unsere Wangen ein, schmeißt uns den eventuell vorhandenen Schnee ins Gesicht. Und im Frühling dann ist er wieder friedlich, lässt die jungen, grünen Blätter in den Bäumen rascheln, die Blumen neigen sich sanft hin und her. Wind ist notwendig, mal nervig, mal schön und solange er es dabei belässt auch akzeptiert. Doch manchmal erhebt er sich und schreit und kreischt und pfeift und lässt Äste fallen, Ampeln wackeln, Bäume umstürzen, Stromleitungen herunter krachen, deckt Häuser ab, wirbelt und tobt, lässt Wellen sich erheben und facht das Feuer an, anstatt es auszupusten. Der Wind wird zum Sturm und schon sitzt so manch einer nervös in der Wohnung, lauscht und hofft, dass es bald vorbei ist. Natur macht Angst, wenn sie zur Gewalt wird. Ja auch Regen und Vögel können unser Herz stocken lassen, wenn ihn ihnen diese unerklärliche Bedrohung zu sehen ist.
                          Wenn ich "Take Shelter" mit nur einem Gefühl beschreiben dürfte, wäre es diese dumpfe Nervosität, die ich empfinde, wenn der Wind mal wieder so stark weht, dass man sich gegen ihn stemmen muss, um vorwärtszukommen oder wenn die Ampeln und Stromkabel wieder so heftig wackeln, dass ich meinen Blick kaum von ihnen lösen kann oder der Strom ausfällt und man nur im Haus sitzt und hört wie der Wind an den Rolladen reißt und schreit und kreischt wie ein wildes Tier. Wenn ich noch ein zweites Gefühl hinzunehmen dürfte, dann wäre es dieses ängstliche, aber auch erleichterte Gefühl, dass ich als Kind immer gefühlt habe, wenn wir uns bei starken Wind stehend zurück gelehnt und so getan haben, als würde der Wind uns tragen, bis wir dann das Gleichgewicht verloren haben oder der Wind nachließ.
                          Meiner Meinung nach hat "Take Shelter" ganz viel mit Gefühl zu tun. Zu fühlen, wie Curtis immer einen Tick paranoider wird und mit ihm diese dumpfe Bedrohlichkeit zu fühlen. Schon fast zu fühlen, wie der Wind einem um die Nase weht. Die Angst in seinen Alpträumen zu fühlen. Und seine Erleichterung. Seine Wut, weil ihn niemand versteht, weil er sich selber nicht versteht. Die Verwirrtheit von Samantha zu spüren, weil ihr Mann so anders ist und andersartige Dinge tut. Ihre Erleichterung zu spüren, wenn sie die Wahrheit rausfindet, wenn sie ihm verzeiht und er seine Angst bekämpft. Und schlussendlich nach dem Film immer noch diese Gefühle zu fühlen, in einem vermengt zu einem kleinen Tornado. Ein Film, der einem das Atmen beschwert, nach dem man nicht aufatmen kann, aber durchatmen muss, weil der Wind draußen immer noch weht.

                          http://planetofpictures.blogspot.de/2014/02/take-shelter-us-2011-jeff-nichols-ein.html

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                          • 8

                            Švankmajer-Retro #7
                            Irgendwo mitten in einer verrückten Kirmes mit Affenorchestern, glücklichen Familien, Schmied und Karussell mit Engelstapete ist ein Kasperletheater, in dem heute ein ganz besonderes, entlarvendes Stück aufgeführt wird. Hauptfiguren sind ein Meerschweinchen, sein Besitzer und sein Freund, vor dessen Haus sich das Drama ereignen wird.
                            Der Besitzer ist stolz auf sein Meerschweinchen und füttert und streichelt es. Der Freund, der noch im Haus ist, wird darauf aufmerksam und kommt nach draußen. Die beiden begrüßen sich und es wird schnell klar, dass dem Freund das Meerschweinchen ganz besonders gefällt. Sie fangen an zu verhandeln, zu streiten und schließlich fängt der Besitzer den Freund an mit einem Hammer zu schlagen, damit dieser bloß nicht mehr in die Nähe des geliebten Meerschweinchens kommt. Er schlägt ihn scheinbar tot, steckt ihn in einen Sarg und betritt das Haus. Aber er muss bald flüchten, denn in dem Haus scheint jeder Zeitungsartikel, jedes Bild, jedes Wort zu leben und zu sprechen. Der scheinbar Tote hat sich mittlerweile befreit und haut seinem vermeintlichen Mörder ebenfalls einen über den Schädel, als dieser aus dem Haus rauskommt. Aus zwei Freunden sind Todesfeinde geworden und alles nur wegen einem Meerschweinchen, das gar nicht weiß, was hier alles geschieht. Ruhe sanft steht auf dem Grab, aus dem sich der scheinbar tote Besitzer wieder herauskämpft. Und wieder kämpfen zwei wegen Neid, Habgier, Rachsucht und Eifersucht um Leben und Tod. Und wie schon bei The Last Trick gibt es weder Verlierer noch Gewinner, bis auf das Meerschweinchen, das sich über die Freiheit freut und munter weghüpft.
                            Den ganzen Kurzfilm über entsteht eine bedrohliche, ja schon fast gruselige Stimmung, die von der stets passenden Musik und den hektischen, spannenden Bildreihenfolgen unterstrichen wird. Kasperletheater ist für mich der bisher atmosphärischste Film von Švankmajer und bietet eine klare, verständliche Botschaft im Bildergewirr an.

                            http://planetofpictures.blogspot.de/2014/02/svankmajer-retro-7-kasperletheater-cz.html

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                              » Das nenn ich Leben, Mädchen «

                              Und wieder trifft man hier auf einer der beliebtesten Geschichten für Romanzen, nein nicht "Boy meets Girl", sondern "Poor Boy meets Rich Girl". Nur, dass diesmal die Hunde die Hauptrolle spielen. Von den Menschen sieht man kaum was, bloß am Anfang und am Ende, sonst nur die Röcke und Hosen - sie sind hier gewissermaßen das Böse.
                              "Lady & The Tramp" gehörte, soweit ich mich entsinnen kann, in meiner Kindheit zu meinen favorisierten Filmen, aber ich hatte ihn schon so lange nicht mehr gesehen, dass ich mich fast gar nicht mehr daran erinnern konnte, was genau passiert. Doch eine Szene war mir über die Jahre im Gedächtnis geblieben, was wahrscheinlich auch daran liegt, dass es die berühmteste Szene aus dem Film ist, und zwar die Spaghettiszene. Es ist irgendwie eine unaufgeregte Romantik und besitzt die Art Kitsch, die ich mir gerne ansehe.
                              Aber um an den Anfang zurückzukehren. Susi wird verwöhnt und geliebt von ihrem Herrchen und Frauchen, bis das Paar ein Kind erwartet. Ab dem Moment ist Susi nämlich quasi abgeschrieben. Erst nach der Geburt erwarten die Besitzer erst wieder etwas von ihr, nämlich, dass sie auf das Kind aufpasst. Doch es dauert nicht lange bis die Besitzer für ein Tage weg müssen und die hundehassende Tante Sarah mit ihren Katzen Si und Am auf Haus und Baby aufpassen soll und Susi damit den schlimmsten Demütigungen ihres bisher rosaroten Lebens aussetzt. So schlimm, dass Susi wegläuft und damit prompt in die Arme des Streuners Strolch. Diesem war sie schon vorher zufällig begegnet und da hatte er sie schon vor der Verachtung der Menschen gewarnt. Nun sind die bösen Vorhersagen eingetroffen und zumindest für den Moment gibt es für Susi keinen Grund wieder nach Hause zurückzukehren und so lernt sie für einige Tage das aufgeregte, romantische Leben von Strolch kennen.
                              Disneyfilme sind für Kinder und sollen glücklich machen, unterhalten, begeistern, Werte vermitteln. Und wenn man dann als Nicht-Kind wieder Kinderfilme wie diese schaut, kann man sie eigentlich gar nicht schlecht finden, weil man Erinnerungen mit ihnen verbindet und - zumindest bei mir so - sich nur zu gerne in die zuckersüße, unbeschwerte, happy Welt hineinziehen lässt. Allerdings kann man hier auch einiges bemängeln, wenn man mal den Schleier hochhebt. So schmeckt die Eingliederung in die hohe Gesellschaft von Strolch ziemlich fade, auch wenn ich denke, dass die Intention hier nur war, zu zeigen, dass jeder eine liebende Familie braucht. Auch die Darstellung der Haustierhaltung ist manchmal etwas fragwürdig. Irgendwie hätte ich es ziemlich interessant gefunden, wenn sich Susi in das frei, ungezwungene Streunerleben eingegliedert hätte, aber was solls. "Lady & The Tramp" bleibt oder ist wieder einer meiner liebsten Disneyfilme, die sogar gut sind und unterhalten, ohne zu sehr den Nostalgiebonus auszunutzen.

                              http://planetofpictures.blogspot.de/2014/02/lady-tramp-us-1955-clyde-geronimi.html

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                              • 7 .5

                                » Some things, once you've loved them, become yours forever. And if you try to let them go... They only circle back and return to you. They become part of who you are... or they destroy you. «

                                Und wieder ist da dieses tolle Lied "You always hurt the one you love", nur diesmal klingt es anders, denn es geht um eine andere Art von Liebe. Und wie schon öfters gesehen, sind da die fliegenden Finger über der Schreibmaschine, so fliegend, so tanzend, wie man sie sonst eher von Pianisten kennt. Sie lassen meinen Puls höher schnellen, entfachen meine Sehnsucht und bannen mich so stark, dass ich sogar die Plappernden neben mir vollkommen ausblenden kann. Wieder sind da die Regelbrüche, dieser Geruch von Freiheit, das Gefühl vor etwas vollkommen neuem zu stehen. Das Kino ist wieder unterwegs mit der Beat-Generation. Nur diesmal stehen wir am Anfang.
                                Allen Ginsberg, der hier gar nicht mal so fehlbesetzt ist mit Daniel Radcliffe, tritt ein Literaturstudium an der Columbia University an und ist ein mehr oder weniger unbedeutender Student. Doch schon bei der Unirundführung trifft er auf den stürmischen Rebellen Lucien Carr (famos: Dane DeHaan) und ist sofort insgeheim von ihm begeistert. Es dauert auch wirklich nicht lange, da stellt Allen in Vorlesungen unerwünschte Fragen und schon wird klar: Er ist anders. Zwar wirkt er verklemmt, schüchtern und irgendwie nicht ganz wie er selber, aber schon rauscht das Prickeln des Anfangs von etwas Neuem über die Leinwand und schon feiert er mit Lucien das Leben und die Literatur. Sie sind die Neue Vision, sie wollen mit Regeln brechen und leben und brennen und leuchten. Der Zuschauer erlebt den Anfang mit und das ist in manchen Szenen so mitreißend und so gänsehautverursachend, dass man in keinem Moment das Gefühl hat ein Biopic zu sehen - die ja sonst eher mit trockenem Faktenerzählen verbunden werden. Rasant ist das Leben dieser jungen Menschen und unter Drogeneinfluss werden Gedichte geschrieben und es wird in Bibliotheken eingebrochen und Suizid gespielt. Doch egal wie leidenschaftlich man lebt, es gibt doch Schwächen und Fehler und Tiefs. So hat Lucien kein wirkliches Talent zum Schreiben und Stress mit dem Loverboy. Allen wirkt mal mehr, mal weniger wie ein liebeskranker Mitläufer ohne Persönlichkeit und auch die anderen sind eher das Gegenteil vom göttlichen Genie. Ihre Ideale und damit verbundenen Sehnsüchte wirken zerbrechlich und werden andauernd auf die Probe gestellt. Der erste Gedanke ist immer der beste - ist das ein Lebensmotto, dass sogar einen Mord überstehen kann?
                                "Kill your Darlings" - wieder einer der Filmtitel, die mir erst mal gar nichts erzählen und dann im Endeffekt eine ganze Geschichte. Ein gelungenes Biopic, das abseits des bloßen Erzählens einer recht kurzen Geschichte einen Strudel von Bildern, passender Musik und pochender Leidenschaft bieten. Kein Meisterwerk, aber mehr als genug um mich zu fesseln und meine Neugierde wiedermal anzufachen und die Welt ein wenig mehr pulsierender und faszinierender erscheinen zu lassen.

                                http://planetofpictures.blogspot.de/2014/02/kill-your-darlings-us-203-john-krokidas.html

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                                  Švankmajer-Retro #6
                                  In Švankmajers ersten Kurzfilm mit echten Menschen fahren zwei Männer zu dem Haus von Josef, der den Beifahrer Franz eingeladen hat. Sie reden über Hasen, sinnlose Dinge, nehmen ein paar Medikamente. Angekommen wirkt das Haus zwar normal, dafür verbirgt der Garten aber eine große Überraschung. Er ist umzäunt von einer Menschenkette, die der Hausbesitzer Josef wie einen Zaun, ein Tor betrachtet. Franz hingegen ist verständlicherweise schockiert, kann die Augen nicht von der starren Menschenkette lassen, bis ihm schließlich auffällt, dass sie doch nicht so starr ist wie gedacht. Sie streicheln ihre Hände, drehen sich um, spielen Spiele. Noch mehr schockiert fragt Franz Josef, was es damit auf sich hat und dieser muss erstmal überlegen, welche Menschen sein Besucher wohl meinen könnte. Denn für ihn sind die vielen Menschen wirklich ein Gartenzaun, er hat sie instrumentalisiert. Eine gelungene Metapher auf Macht und ihre Mechanismen. Die wahren Gründe bleiben im Stillen und am Ende stellt sich Franz dazu.
                                  Der Kurzfilm regt zum kurzweiligen Nachdenken an, aber ich vermisse die intelligenten Animationen und die spannende Kamera.
                                  http://www.youtube.com/watch?v=Ud9JgGLvFgs

                                  http://planetofpictures.blogspot.de/2014/02/svankmajer-retro-6-garden-cz-1968-jan.html

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                                  • 2

                                    Es war einmal... ein hübsches und schlaues Mädchen. Nun zumindest behaupteten alle, sie wäre schlau, denn schließlich schrieb sie gute Noten und das ist genügend Beweis dafür, dass man intelligent ist. Ihr grausamer und ungerechter Vater hatte sie ihr Leben lang unter Druck gesetzt und so war ihr Ziel der Schulabschluss und ein Literaturstudium in Oxford. Denn da konnte sie endlich frei sein. Lesen, was sie will. Hören, was sie will. Ficken, was... pardon. So ging sie mit großen Schritten auf dieses Ziel zu. Aber es gab auch noch ein anderes Ziel in ihrem Leben. Sie wäre so gerne Französin, denn die sehen gut aus beim Rauchen, lesen französische Bücher, hören französische Musik und reden französisch. Sie liebte die französische Sprache und der Literaturunterricht war ihr anscheinend so wichtig, dass er andauernd gezeigt wurde. Außerdem streute sie immer ein bisschen français in ihre Sätze. Sie dachte, dies würde intellektuell klingen, aber in Wirklichkeit nervte es alle, doch niemand wollte das kleine, dumme, naive und unreife möchtegern-Mädchen aus ihrer zuckrigen Welt reißen. Sie hatte sogar einen Händchen-halt-Freund, der für ihre zarten sixteen-clumsy-and-shy-Jahre ganz gut aussah, einen schönen Mantel trug und außerdem umweltbewusst mit dem Fahrrad fuhr anstatt mit so einer roten Karre.
                                    Nun könnte man denken: Ach, wie schön das doch ist, so gebildet und so wissbegierig zu sein. Doch wie es sich herausstellte, war das Mädchen auf dem Holzweg. Denn sie hatte ihr ganzes Leben lang mit Lateinvokabeln und Englischaufsätzen vergeudet, aber wofür? Für ein Studium, nach dem sich jeder halbwegs vernünftige Mensch die Finger leckt? Für einen Job mit gutem Gehalt? Für Freiheit und Unabhängigkeit vom Bananengeschlecht? Nein, wie emanzipiert. Viel lieber wollte sie doch alles in ihr blasses Hinterteil geschoben bekommen und sich mit dummen Blondinen und raffinierten Dieben umgeben. Was für ein Zufall war es da, dass der edle, weiße Ritter im strömenden Regen in seiner roten Karre und seinem maßgeschneiderten Anzug kam und mit einem fetten Honigtopf nicht nur dem armen, fehlgeleiteten Mädchen, sondern auch ihren grässlichen, altmodischen Eltern Honig ums Maul schmierte. Was wollen wir denn mit Geld, Freiheit und Vernunft? Wählen wir doch lieber die Partys, dummes Gekichere und eine Entjungferung am 17. Geburtstag in Paris (au ja die Stadt der Liebe, wenn nicht gerade das Klo verstopft ist)
                                    Und so wandte sich endlich alles zum Guten. Das Mädchen wurde zur "Frau", bekam einen goldenen Ring und war so happy, ach, wir amüsierten uns einfach so köstlich. Hach, Schule, Zukunft, Bildung und Studium, wer braucht das schon? Gerade als Frau! Einfach mal Titten zeigen und schon hat man ein Leben, wofür es sich lohnt zu leben und in dem man am Ende nicht so endet wie diese arbeitenden (grässliches Wort, n'est ce pas?) halbtoten Kampflesben. Ja, wollten Sie uns DAS damit sagen, Lone Scherfig?
                                    Ach nein, tut mir leid, ich habe ja das Ende vergessen: Eines Tages - das Mädchen war noch nicht verheiratet, hatte aber schon Schule und Zukunft mit einem Spritzer Chanel und einem Feuerzeug abgefackelt - waren die Zigaretten alle und aus lauter Langeweile kam sie auf die süße Idee, die Briefe anzuschauen, die schon seit Monaten im Handschuhfach seines Autos lagen. Und - ach du Schreck! - er hatte sie belogen und betrogen und ihre nicht wasserfeste Schminke verschmierte und alle waren entsetzt und so böse, weil niemand hatte ihr ja geholfen damals, als sie noch so dumm war. Und unglücklicherweise wurde sie auch nicht an ihrer alten Schule angenommen, verlor ihre adretten Freunde, wurde dafür aber best friend mit ihrem Vater und verbündete sich mit der literarischen Leiche. Nun wurde ihr eingeredet sie wäre emanzipiert und weil man Dummheit leider nicht mit Lateinvokabeln abtrainieren kann, glaubte sie das auch noch. Jetzt wäre das gerechte Ende, wenn sie hinter der Supermarktkasse landen würde, aber nein, alles wendete sich erneut zum Guten und sie bekam ihren Oxfordplatz, weil sie ja so smart ist. Ah - haha. Selbst die GossipGirl-Tussen, die zumindest emanzipiert und halbwegs intelligent sind, würden neidisch auf sie werden.
                                    Und wenn sie nicht vor Dämlichkeit gestorben ist, dann radelt sie noch heute über das Oxfordgelände.

                                    http://planetofpictures.blogspot.de/2014/01/an-education-gb-2009-lone-scherfig.html

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                                    • 8

                                      Švankmajer-Retro #5
                                      In diesem Kurzfilm lädt Švankmajer uns zu seinem persönlichen, kleinen Evolutionskurs ein, selbstverständlich mit kritischem Unterton. So wird dem Zuschauer in acht Kapiteln die Evolution gezeigt - nicht ganz korrekt, aber was soll's. Dafür werden nicht nur Zeichnungen verwendet, sondern verschiedene Dinge werden zu Wesen zusammengelegt (wie beim obigen Bild) Skelette werden bewegt, gegensätzliche Darstellungen der Tiere werden zusammen gezeigt (wie zum Beispiel lebendige Tiere und ausgestopfte) und wie für Švankmajer üblich sprechen die Bilder und die unterlegte Musik für sich, es bedarf keiner weiteren Erklärungen.
                                      In der Kapitelreihenfolge werden Muscheln, Insekten, Fische, Reptilien, Vögel, Säugetiere, Affen und schlussendlich Menschen gezeigt.
                                      Der kritische Unterton wird deutlich gemacht im Wirken des Menschen auf diese verschiedene Tiere. So sind viele in Käfigen gezeigt (vor allem fällt mir das hier bei den Vögeln auf, da sind sogar ihre Skelette im Käfig) oder wie ein Ausstellungsstück dargestellt. Jedes Kapitelende wird dadurch gekennzeichnet, dass ein Menschenmund ein Stück Fleisch isst, welches wir durch das Gesehene mit dem vorher gezeigten Tier assoziieren. Am Ende isst der Mensch sich selber.
                                      Wird er sich auch einsperren? Oder hat er das längst?
                                      Ist das die Krone der Schöpfung? Oder nur das vorerst letzte Kapitel?
                                      http://www.youtube.com/watch?v=Q9Xmw6xByS8

                                      http://planetofpictures.blogspot.de/2014/01/svankmajer-retro-5-historia-naturae.html

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                                      • 7 .5

                                        » I never knew the son of a bitch even wanted to be a millionaire! «

                                        Einer von Woody Grants Schwächen ist, dass er alles glaubt, was ihm gesagt wird. Und so scheint sein Leben wieder einen Sinn zu ergeben, als er eines Tages einen Brief bekommt, in dem drin steht, dass er eine Million gewonnen hat (naja falls sein Gewinncode unter den Gewinnzahlen ist) Und nun will er natürlich aufbrechen. Auf nach Nebraska, nach Lincoln, wo er endlich reich wird und sich seine verwirrten Lebensträume endlich erfüllen kann, wie einen neuen Pick-up und Kompressor. Das wäre ja alles schön und gut, wenn Woody Grant nicht schon weiße Haare, ein Gebiss, erwachsene Söhne, eine dauerfluchende Ehefrau hätte und nicht ein bisschen geistesabwesend wäre. So kommt er auf den "genialen" Einfall zu Fuß nach Nebraska zu gehen, schließlich will das Geld bis Montag abgeholt werden. Nach vielen missglückten Fluchtversuchen erbarmt sich schließlich sein Sohn David ihn hinzufahren. Eine andere Schwäche von Woody ist nur leider der Alkohol und so kommt es zu einigen Problemen wie Gebisse in Eisenbahngleisen. Als seine Frau Kate aufgrund einer Kopfverletzung von Woody beschließt kurzerhand eine Familienfeier im Heimatdorf zu organisieren, wird es immer irrsinniger und chaotischer. Und dann kommt auch noch ans Licht, dass Woody angeblich steinreich ist. Doch wird am Ende dieses schrulligen Weges wirklich eine Million warten oder nur eine Täuschung?
                                        "Nebraska" ist ganz in schwarz-weiß gehalten, was von Zeit zu Zeit mehr passt, bis ich mir nicht mehr vorstellen kann, wie der Film je in Farbe funktionieren könnte. Die Charaktere sind zum Küssen, allen voran Kate, die sich durch ihr offenherziges Kleidchenheben vor dem Grabstein ein ganz großes Herz bei mir verdient hat und mir auch direkt einer der schrulligsten Momente in diesem noch jungen Kinojahr geliefert hat. Und auch der schrullige, zeitweise taube und stumme und auch ziemlich naive Woody Grant gehört definitiv zu den unterhaltsamsten Senioren der Filmgeschichte. Ich fühlte mich einfach direkt wohl in diesen kargen Bildern, die von Flüchen, Tratsch, Klatsch und Anekdoten von Weißhaarigen ausgezeichnet gefüllt wird.
                                        "Nebraska" ist einer der schrulligsten Roadtrips, die ich je sah mit ebenso schrulligen Charakteren, Humor zum Vom-Sessel-Fallen und einer Vater-Sohn-Geschichte, die das Herz erwärmt und zum Schmunzeln, Lächen und Lachen bringt.

                                        http://planetofpictures.blogspot.de/2014/01/nebraska-us-2013-alexander-payne-ein.html

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                                        • 6

                                          » I don't want to survive. I want to live. «

                                          12 Years A Slave kommt zwar nicht ohne Tränenflüsse, überdramatisierte Musik von einem zugegebenermaßen immer gleicher klingenden Hans Zimmer (die Musik klingt oft wie die von Inception, das ist dann verständlicherweise nicht so passend) und dem berühmt-berüchtigten Wahre-Begebenheiten-Satz aus, ist aber keins von den Dramen, die unverdient nur wegen ihres Themas für Oscars nominiert werden. Ein Meisterwerk ist der Film aber leider auch nicht.
                                          Aber zuerst das Positive: Die Schauspielleistungen sind exzellent und bis auf ein paar Szenen sind die Emotionen auch nicht zu aufgedrückt, eher manchmal ein wenig zu schlicht. Und ganz toll, so etwas ist keine Verständlichkeit bei heißen Oscaranwärtern, die Figuren sind mal nicht von Klischees durchtränkt. Selbst die interessant klingende Geschichte ist meinen Eindrücken nach weitestgehend frei von Schmus und all dem anderen Zeug, was ich reflexartig bei dieser Art von Filme vermute.
                                          Es könnte eigentlich dieses mitreißende Meisterwerk sein, von dem so viele sprechen, doch leider gelingt es mir in kaum einem Moment mitzufühlen und angesichts der traurigen Ungerechtigkeit, die der Film vermitteln will, ist das wirklich ärgerlich. Es sind nicht nur die Zuschauer hinter mir gewesen (ja, Auspeitschen kann auch weh tun, verdammt!) sondern auch immer wieder der deplatzierte, überdramatisierte Soundtrack, der - bis auf die Gesänge der Sklaven - nicht passt. Wie die Sklaven sich fühlen, wird mir durch Geheule und gut gespielter Mimik versucht zu vermitteln, aber es kommt einfach nicht bei mir an. Natürlich ist das ganz und gar subjektiv, ich vermute, wenn man mitfühlen kann, wird man den Film auch feiern.
                                          Alles in allem ist "12 Years A Slave" eine gelungene Aufarbeitung des neuen Lieblingsthemas des amerikanischen Kinos. Aufklärend ist er aber nicht sonderlich, ich bin weder all- noch unwissend in diesem Geschichtsabschnitt und habe nichts dazugelernt. Was hat ein solcher Film denn sonst für eine Aufgabe als zu lehren? Gutes Schauspiel, Geschichte und Bilder hatte der Film, von meiner Begeisterung ist er aber meilenweit entfernt.

                                          http://planetofpictures.blogspot.de/2014/01/12-years-slave-us-gb-2014-steven.html

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                                            Švankmajer-Retro #3
                                            Et Cetera oder auch Etc. - der Titel sagt schon viel. Der Zuschauer kann sich hier auf Wiederholungen und Wiederholungen und Wiederholungen gefasst machen. Der Kurzfilm lässt sich in drei Teile unterteilen, die alle von den Wörtern Et Cetera in verschiedenen Schriftarten getrennt werden.
                                            Im ersten Teil sieht man eine menschenähnliche Figur, die von einem Stuhl auf den anderen kommen will. Zuerst hüpft sie nur über einen kurzen Abstand rüber, dann fängt sie immer an bessere und größere Flügel zu verwenden und lässt immer einen größeren Abstand zwischen den beiden Stühlen entstehen. Am Ende hat die Figur die besten Flügel, aber die Stühle stehen durch das ständige Verschieben wieder nebeneinander. Ich interpretiere diesen Teil als Kritik an dem ständigen Fortschrittsdrang der Menschen, durch den die Welt sehr klein geworden ist.
                                            Im zweiten Teil sieht man dieselbe Figur, die versucht mit einer Peitsche einem Tier Kunststücke beizubringen. Mit jedem neuen Kunststück wird das Tier menschlicher und der Mensch tierischer und alles fängt von vorne an. Das könnte dafür stehen, dass die Menschen durch Dressur und Erziehung die Tiere immer menschlicher zu machen (was sich vor allem bei Zirkus- und Haustieren zeigt) dabei aber unmenschliche Methoden anwendet und selber immer tierischer wird.
                                            Im dritten Teil sieht man diese Figur mit einem Stift. Sie zeichnet damit ein Haus, vergisst aber die Tür und kommt nicht rein. Sie zeichnet das Haus weg und zeichnet es neu um sich herum, vergisst aber wieder die Tür und kommt nun nicht mehr raus. Sie zeichnet das Haus wieder weg und zeichnet das Haus mehrmals neu, mal um sich, mal nicht, und vergisst immer die Tür. Das könnte dafür stehen, dass uns manchmal die einfachsten Lösungen nicht auffallen und wir versuchen den komplizierten und eventuell unmöglichen Weg zu gehen.
                                            Wie immer ist der Kurzfilm gut animiert und auch die Botschaften, die sich für mich hinter dem Gezeigten verstecken, gefallen mir sehr. Dennoch schafft es Et Cetera keine Bindung zu mir aufzubauen. Es entsteht keine Spannung, keine Belustigung, keine Begeisterung und das führt dazu, dass Et Cetera für mich zu den schwächsten Werken von Švankmajer gehört: http://www.youtube.com/watch?v=RyDiNIik9Rw

                                            http://planetofpictures.blogspot.de/2014/01/svankmajer-retro-4-et-cetera-cz-1966.html

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                                              » Fuck you, U.S.A. Fuck you, U.S.A. Fuck you! Fuck you! «

                                              Rausch.
                                              Es war faszinierend zu sehen, wie Popcorngeraschel, Nachogemansche und Strohhalmgeziehe während diesen drei Stunden Kino verstummten, ausstarben. Und das lag nicht daran, dass alle aufgegessen und -getrunken hatten. Alle Köpfe starrten gebannt zu der riesigen Leinwand, über der nicht nur Scorseses neues Meisterwerk und Leonardo DiCaprios allerneuste Glanzleistung lief, sondern auch ein filmischer Rausch, der einen fesselt und auf sämtlichen Anspruchsebenen begeistern kann. Ob man nur Unterhaltung will oder ein großes Meisterwerk, man bekommt das was man will. Und dafür muss man einfach nur sitzen bleiben.

                                              Sex.
                                              Die allererste Werbung war die, die die neue digitale Bildtechnik als "Augasmus" anpries. Wie Recht sie behalten würden. Die Wortschöpfung klingt zwar merkwürdig, bringt "The Wolf of Wall Street" aber ziemlich genau auf den Punkt. Es sind nicht die üblichen spektakulären Naturbilder mit schönen Farben, die ihn bescheren, sondern es ist das alles, diese ganzen Details, jede einzelne Falte in die sich das oscarwürdige Gesicht von Leonardo DiCaprio legt, jeder Papierfetzen, jedes Krümelchen weißes Pulver.

                                              Drogen.
                                              Und neben dem Sex sind da auch die Drogen. Koks, Pillchen, Alkohol und all das andere wird hier so massiv konsumiert, es grenzt schon an der Verherrlichung. Aber hier hat die Moral keinen Platz. Wer meckern will, sollte lieber draußen bleiben. Der Zuschauer rauscht mit, aber zum Glück nur mit positiven Nebenwirkungen. Er rauscht mit im Drogen-, im Rede-, im Sex- und Filmrausch. Mein innerer Filmfan tanzt verrückter als die Protagonisten selber. Es gibt Szenenapplaus. Ich applaudiere mit.

                                              Geld.
                                              Überall, überall ist es. Das Popcorn, die Nachos, die Cola, das Wasser, die Sitze, die Wände, der Film, der Eintritt. Überall ist Geld. Wir sitzen auf Geld, liegen, feiern das Geld. Es fliegt in der Luft herum, es liegt auf dem Boden, man muss sich nur bücken. Geld ist für alle da, die es wirklich wollen. Es ist auch eine Sucht. Alles ist hier eine Sucht. Und frei von Moral. Frei.

                                              Mehr!
                                              Mehr Sex. Mehr Drogen. Mehr Geld. Mehr Rausch. Mehr. Mehr. Mehr. Mehr!
                                              Wir wollen alle mehr! Mehr Freiheit, mehr Glück, mehr Liebe, mehr Sonne, mehr Höhe, mehr Weite, mehr Schönheit, mehr Meer, mehr Genialität.
                                              So ist sie, unsere Gesellschaft, ob das einem jetzt gefällt oder nicht.
                                              Alles muss übertroffen werden. Nichts ist perfekt genug. Nichts ist teuer genug. Wir wollen diesen Rausch. Wir wollen uns in den Kinosessel fallen lassen und für drei Stunden in eine andere Welt versinken.
                                              Weil unsere eigene zu langweilig ist?
                                              Weil die Protagonisten Dinge tun, die wir niemals tun würden?
                                              Hier wird nicht nur mit der vierten Wand gebrochen, sondern auch mit Superlativen. Schimpfwörter, Überlänge, mehr Sex, mehr Drogen, mehr Geld, mehr Rausch.
                                              Es ist kein Ende in Sicht und die grauen Straßen vor der eigenen Tür verschwimmen, wenn man mit Jordan im Büro, im Flugzeug, im Hotel feiert, fickt, in den Rausch verfällt. Die nüchternen Phasen wirken nur wie eine Atempause. Jordans Reden fesseln einen an den Kinosessel. Ist es das was wir Menschen insgeheim wollen?
                                              Mehr?
                                              Wann werden wir stoppen?
                                              Wann wird unser Sex kürzer, unsere Drogen rarer, unser Geld weniger, unser Rausch langsamer? Wann hören wir auf uns wie Wahnsinnige zu benehmen? Oder sind wir es schon längst - Wahnsinnige?

                                              http://planetofpictures.blogspot.de/2014/01/the-wolf-of-wall-street-us-2013-martin_18.html

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                                                » We all want to forget something, so we tell stories. It's easier that way. «

                                                Was ist der Mensch? Selbstlos oder egoistisch? Ein Lügner oder sagt er stets die Wahrheit? Was ist überhaupt die Wahrheit? Existiert sie einmalig oder wird sie verzerrt vom Sprecher selber, sodass sie eigentlich nur ein Synonym der Lüge ist? Es sind nur einige der Fragen, die von "Rashômon" aufgeworfen werden.
                                                Ein Mann ist tot, offensichtlich ermordet von einem Schwert und es gibt vier Zeugen: seine Ehefrau, ein Priester, ein Holzfäller und ein Räuber. Sie alle stehen vor Gericht und geben ihre Aussagen ab. Zu dem allem kommt auch noch die Aussage des Toten hinzu, die von einer Totensprecherin vom Jenseits ins Diesseits übertragen wird. Jeder der Zeugen sagt aufrichtig die Wahrheit, es gibt nur ein Problem: Die Aussagen widersprechen sich. Und keiner weiß, was Wahrheit und Lüge ist.
                                                Der Priester und der Holzfäller sind verzweifelt über diese Zwicklage, sitzen in einer Tempelruine bei strömenden Regen und fragen sich, warum der Mensch lügt, warum der Mensch so ist, wie er ist. Ein unbeteiligter Knecht, der sozusagen die Position des unwissenden Zuschauers einnimmt, will die Geschichten wissen und der Holzfäller fungiert ihm als Erzähler. Zuerst scheint er nur ein unschuldiger Zeuge zu sein, der lediglich die Leiche des toten Manns gefunden hat, doch die Zeit wird die Lügen und Wahrheiten hervorbringen.
                                                Der Holzfäller erzählt von jeder Zeugenaussage. Von der einmal wilden, einmal verachteten, einmal launischen, einmal verräterischen Frau. Von dem einmal grausamen, einmal verliebten, einmal feigen, einmal davonlaufenden Räuber. Von dem einmal verachtenden, einmal stummen, einmal kämpferischen, einmal feigen Ehemann. Und von sich selber, dem entdeckenden, unschuldigen, unsichtbaren, klauenden und lügenden Wahrheitserzähler.
                                                Es ist nicht so, dass man bei jeder neuen Aussage erkennt, dass das letzte die Lüge/die Wahrheit war. Vielmehr ist es so, dass man weder beweisen kann, was Lüge ist und was Wahrheit ist, beziehungsweise was es nicht ist. Am einfachsten wäre es beide Begriffe, die nach diesem Film so hohl und falsch klingen wie kaum etwas anderes, für nicht existent zu erklären. Doch was würde dann bleiben? Wir müssen das Gesehene doch irgendwie in Richtig und Falsch einteilen, doch das verwehrt einem der Film. Er entlarvt den Mensch als vollkommen subjektives Wesen. Die Wahrheit, die Lüge ist subjektiv. Der Mensch ist gut und böse. Der Mensch ist egoistisch und selbstlos. Es gibt keinen Mittelweg. Nicht bei "Rashômon".

                                                http://planetofpictures.blogspot.de/2014/01/rashomon-jp-1950-akira-kurosawa-die.html

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                                                • Tolle Globes-Nacht, das wird ja ein lustiger koffeingetränkter Tag heute^^
                                                  Wer bleibt noch ein Stündchen wach, bis die normale Welt wieder erwacht? :D

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                                                  • Hat er etwas mit seinen Haaren gemacht?

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