Audreyfan - Kommentare

Alle Kommentare von Audreyfan

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    • Ach ja, dem Ganzen begegne ich auch mehrmals die Woche und zwar in mehrfacher Ausführung. Auch noch schöne Argumente meiner Freunde sind: "Du guckst doch nur so Psychozeug" (bei gefühlt jedem zweiten Versuch, sie für einen Film zu überreden)
      "Ich mag keine Weltraumfilme" (Alien, 2001, Star Wars usw...)
      "Ich mag keine Filme ohne Farben, das ist billig" (alle schwarz-weiß-Filme)
      "Der ist zu alt" (alle Filme aus dem letzten Jahrtausend)
      "Ich mag keine Kinder" (Shining)
      Ich hab es mittlerweile fast aufgegeben^^

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      • 10

        Metropolis... (ein paar Worte der Begeisterung)
        Stille. Lärm. Musik. Maschine. Schichtwechsel. Armut. Reichtum. Ein Paradies. Moloch! Maschine. Maschinen. Göttin. Hoffnung. Liebe. Angst. Schrecken. Vorhersage. Sünde. Maria. Eine Maria. Zwei Maria. Lieb. Böse. Macht. Ein Traum. Wut. Wut. Tod. Tod den Maschinen. Tod den Maschinen! Die Dummheit der Menschen. Die Kinder, die Kinder. Angst. Schrecken. Angst. Masse. Menschenmasse. Menschenmassen. Mitreißend. Bombastisch. Umwerfend. Unaufhaltsam. Tod. Tod den Maschinen! Tote Maschine. Zerstörung. Wut. Hass. Liebe. Hass. Hexe. Feuer. Liebe. Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein! Stille. Begeisterung. Applaus. Meisterwerk. Perfektion. 

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        • 2
          • "Bewertung: 6.0-6.5" ? :(((((
            Eine viel zu niedrige Tendenz, ich mein..schon alleine diese Dialoge, wie können die einen nicht endlos begeistern?

            Peter:  We don't know each other, do we?
            Reggie: Why? Do you think we're going to?
            Peter: I don't know -- how would I know?
            Reggie: Because I already know an awful lot of people; until one of them dies, I couldn't possibly meet anyone else.
            Peter:  Mmm. Well, if anyone goes on the critical list, let me know. 
            Reggie: Quitter!
            Peter: How's that? What? What?
            Reggie: You give up awfully easy, don't you?

            • 9

              "Why are you wearing that stupid bunny suit?" -  "Why are you wearing that stupid man suit?"

              Donnie Darko. Ein Mysterium durch und durch. Der Film gehört zu der Sorte Filme, die im Kino floppten, sich dann mit der Zeit aber zu heißen Anwärtern auf unsere zukünftigen Klassiker und Kultfilme entwickelten. Klar, man sollte immer sorgfältiger mit dem Wort "Klassiker" und "Kultfilm" umgehen, aber "Donnie Darko" hat meiner Meinung nach das Potenzial dazu, in ein paar Jahren oder Jahrzehnten zu den Must-Sees zu gehören. Das liegt an den vielen Genres, die der Film vereint, der schrägen Story, den tollen Schauspielern, dem gehörigen Mindfuck, dem guten Soundtrack und so weiter. Die Geschichte ist wirklich so schräg, wie sie sich anhört. Ein psychisch gestörter Junge lässt sich von seinem imaginären Freund Frank, der in einem Hasenkostüm steckt, überreden allerlei verrückte Sachen zu machen, wie zum Beispiel die Schule unter Wasser zu setzen. Dann ... dann ... kann man das Ganze nicht mehr wirklich zusammenfassen. Es gibt allerlei Interpretationen, was nicht sehr verwunderlich ist, da ja meistens gilt: Je mysteriöser der Film, desto mehr Interpretationen gibt es. Und "Donnie Darko" ist wie gesagt sehr mysteriös. 
              (ab hier Spoiler vorhanden)
              Meine Interpretation ist, dass durch Donnies Überleben des einstürzenden Triebwerkes eine Art Kettenreaktion ausgelöst wird, die dafür sorgt, dass es den anderen Protagonisten im Endeffekt immer schlimmer geht, beziehungsweise dass sie sterben. Diese Kettenreaktion liegt vielleicht daran, dass Donnie eigentlich sterben sollte, doch zu dem Zeitpunkt mit Frank sprach, der in der Zeit zurückgereist ist, um Donnie vor dem Weltuntergang zu warnen. So durchbrach Donnie sozusagen sein eigenes Schicksal, was wie gesagt dazu führte, dass die anderen Schicksale sozusagen 'durchdrehten' und sich zum Schlimmen wendeten. Frank (der in der Zukunft Donnies Freundin Gretchen überfährt und deshalb von Donnie Darko umgebracht wird mit der Pistole, die Donnie im Schrank seiner Eltern gefunden hatte) will diese Kettenreaktion aufhalten. Vielleicht ist er auch nur eine Reflexion von Donnie aus der Zukunft. Es macht sich schon bemerkbar, wie schwer es ist diesen Film logisch und passend zu interpretieren, aber es ist ja nur meine Interpretation, also muss sie auch keiner lesen ;) Jedenfalls denke ich, dass Donnie sich dafür entscheidet das Schicksal wieder richtig hin zu biegen und so das Leben und das Glück seiner Mitmenschen zu retten. Also versucht er noch vor dem angekündigten Weltuntergang zurück in die Vergangenheit zu reisen. Das gelingt ihm und er opfert sich selbst. Die Frage ist jetzt, ob das wirklich der richtige Schritt von ihm war. Hat er das Leben der Menschen durch sein Sterben besser gemacht oder wäre es besser gewesen, wenn er doch überlebt hätte? Was ist Glück? Lässt sich das Leben in Liebe und Angst unterteilen? Hat Donnie Darko sich für die Liebe oder für die Angst entschieden? Ist das Schicksal vorherbestimmt?.......

              "And I find it kind of funny, I find it kind of sad. The dreams in which I'm dying are the best I've ever had. I find it hard to tell you, I find it hard to take. When people run in circles it's a very, very mad world, mad world." 

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              • 7

                Theoretisch könnte alles, was ich positiv finde, dem Film auch vorgeworfen werden. Da wäre einmal der Soundtrack. Ich mein, dieser Soundtrack passt einfach. Er passt so dermaßen gut, dass ich am liebsten aufstehen und mittanzen würde. Eine Zwanziger-Jahre-Party mit Musik aus dem dritten Jahrtausend! Das ist so genial, das will ich kaum glauben, dabei würde ich diese Musik im Alltag nicht gerade als mein Favorit kennzeichnen. Obwohl es mehr als genug Sachen gäbe, die den Film kitschig oder überladen machen 
                könnten, gab es kaum einen Zeitpunkt, an dem der Film es wirklich war. "Der große Gatsby" wechselt zwar in einer atemberaubenden Geschwindigkeit zwischen dem schillernden, glitzerndem Leben und dem grauen, traurigen Leben, behält dabei aber stets die Balance und seine Würde. Sowieso bekommt man eigentlich die ganze Farbpalette des Lebens geboten: Spaß, Glück, Liebe, Hass, Wut, Traurigkeit, Langeweile, Hoffnung, Dramatik, Spannung, Provokation, Tod und so weiter. Mit diesen Farben kreiert Baz Luhrmann ein New York in den zwanziger Jahren, wie man es zuvor noch nie gesehen hat. Die Stadt lebt und ist laut und wenn sie dann doch mal leise ist, wirkt sie eher wie eine Meute, die auf dem Boden hockt, um sich für den nächsten Sprung in den Konfettiregen oder in den unverschämt blauen Swimming Pool bereit zu machen.

                "You can't repeat the past." - "Can't repeat the past? Why, of course you can."

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                • 7

                  "Allez hop ! Un matin. Une louloute est venue chez-moi. Poupée de Cellophane, cheveux chinois. Un sparadrap. Une gueule de bois. A bu ma bière dans un grand verre en caoutchouc. Hou! Hou! Hou! Hou! Comme un indien dans son igloo. Ça plane pour moi. Ça plane pour moi. Ça plane pour moi moi moi moi moi. Ça plane pour moi. Hou! Hou! Hou! Hou! Ça plane pour moi."

                  Genauso wie bei einem Buch braucht es auch bei einem Film Szenen, bei denen man einfach dasitzt, alles aufsaugt mit den Ohren, mit den Augen, mit dem Herz, und nur denkt: Wow! "Ruby Sparks" hat diese Szenen und auch wenn die Handlung sich manchmal etwas zieht, manchmal atmosphärisch nicht ganz hinhaut und auch wenn mir das Ende ein wenig missfällt, so sind es doch diese Szenen, die diesen Film zu etwas Besonderem machen. Jeder Film sollte etwas Besonderes sein, denn jeder Film erzählt eine Geschichte (sei sie noch so abgedreht oder nichtig) und auch jede Geschichte sollte etwas Besonderes sein. Diese Geschichte ist etwas Besonderes. Es ist die Geschichte von dem jungen Schriftsteller Calvin, der seit seinem großen Erfolg unter einer Schreibblockade leidet und dessen Leben bisher auch nicht gerade Stoff für Geschichten liefert. Doch dann packt ihn die Inspiration, er schreibt und schreibt und schreibt. Er schreibt über ein Mädchen. Ruby Sparks heißt sie. Und sie ist perfekt. Und auf einmal...wird sie real. Calvin kann es zuerst kaum fassen, doch schließlich fängt er an, die Beziehung mit ihr zu geniessen, bis er realisiert, dass sie nicht perfekt (genug) ist. Große Fehler macht sie nicht, eher macht er die Fehler. Oder man kann auch sagen: Er hat den Charakter der Protagonistin seiner Geschichte nicht gründlich genug ausgearbeitet. Wie sollte er auch? Kann man einen Charakter so detailliert beschreiben, dass er einfach perfekt und fehlerlos ist? Entwickelt der Charakter nicht seine eigene Persönlichkeit, wenn man nicht weiter schreibt, sondern ihn einfach leben lässt? 
                  "Ruby Sparks" spielt belustigt mit dem Stereotypen des Indiemädchens und lässt uns zusehen, wie Calvin die Kontrolle über seine eigene Protagonistin verliert in seinem verzweifelten (Schreib-)Kampf um die perfekte Liebe, die perfekte Beziehung, das perfekte Mädchen. Aber die Liebe zwischen Menschen kann nie perfekt sein, denn es sind immer noch Menschen. Die Liebe an sich ist einfach nicht perfekt. Sie ist wie ein Zauber. 

                  "I'm not writing about you. I wrote you."

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                  • 7
                    über Driver

                    Quietschende Autoreifen. Polizeisirenen. Verfolgungsjagden. Banküberfälle.
                    Sachen, bei denen mein Filmherzchen in der Regel nicht gerade höher schlägt. Warum auch immer, vielleicht entsprechen solche Filme einfach nicht meinem Geschmack oder ich hab zu oft solche Filme gesehen, die einfach schlecht waren. Wie auch immer, "Driver" macht mir das oben wieder schmackhaft und das liegt an einer Sache...
                    Die Atmosphäre. 
                    Kühl, atemlos, laut und gleichzeitig leise, spannend, irgendwie neu und doch klassisch.

                    Ich kann es nicht ganz erklären, aber "Driver" gefiel mir vom Anfang bis zum Ende. Obwohl es Klischees gibt (wobei sich da immer die Frage stellt, ob die Klischees nach oder vor dem Film entstanden sind) und obwohl man den Stereotyp vom gefühllosen, in der Mimik erstarrten, coolen Verbrecher schon oft gesehen hat, gefällt es, unterhält es und reißt mich mit. Ich geniesse geradezu die rasanten Verfolgungsjagden, die ganz ohne Explosionen und unrealistischen durch-die-Luft-flieg-Stunts auskommen. Ryan O'Neal mag ich eh und im Gegensatz zu den anderen Kritiken hier gefiel mir auch Isabelle Adjani richtig gut.
                    "Driver" mag für viele langweilig und altmodisch sein, aber für mich ist es ein Lichtblick unter den vielen Actionthrillern, die ich sonst eher zu vermeiden versuche.

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                    • 8

                      "Lola, das Mädchen aus dem Hafen" heißt in Wirklichkeit Cécile und wartet seit sieben Jahren auf die Rückkehr ihrer großen Liebe. Eines Tages trifft sie auf ihren Jugendfreund, der in ihr seine große Liebe sieht und an demselben Tag auf eine Frau trifft, die eine Tochter hat, welche auch Cécile heißt und einen Matrosen trifft, der die Affäre von Lola ist, weil er so aussieht wie ihre große Liebe, auf die sie ja wartet. So komplex diese Zusammenhänge scheinen, so leichtfüßig sind sie in Wirklichkeit. Typisch für die Nouvelle Vague verschmelzen die Zeiten und es wirkt, als ob die Geschichte von Lola sich bei der jungen Cécile wiederholt. Die Vergangenheit verbindet sich sozusagen mit der Gegenwart und der Zukunft, aber im Gegensatz zu anderen Filmen, ist das nicht verwirrend. Und auch sonst schwebt der Film eher, als dass er läuft. Die Protagonisten suchen nach ihrer verlorenen Liebe, finden sie, verlieren sie, behalten sie, sind hoffnungslos, voller Hoffnung und voller Glück. 
                      Also ein absolut empfehlenswerter und viel zu unbekannter Film oder wie hier auch steht "Ein Musical ohne Musik". 

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                      • 9

                        "Any world that can produce the Taj Mahal, William Shakespeare, and Stripe toothpaste can't be all bad."

                        Eins, zwei, drei, was für eine perfekte Komödie! In Zeiten, wo man oft genug nur den Kopf schütteln kann über sogenannte Komödien, mit zweideutigen Witzchen, flachen Storys, durchschnittlichen Wendungen und Endungen und lahmen Wortspielchen, tut es mehr als gut sich der anderen Sorte Komödie zuzuwenden. 
                        Und zwar der Sorte Komödie, die sich auch so nennen darf.
                        Die Komödien, die witzig sind und Spaß machen.
                        Die Komödien, die kritisieren, indem sich sich über alles lustig machen. 
                        Die Komödien, die sich den Klischees, Vorurteilen und Konventionen so geschickt bedienen, dass das Benutzen dieser etwas Positives wird.
                        Die Komödien, in denen ein Gag dem nächsten folgt wie ein riesiges Feuerwerk, ohne dass der Zuschauer müde wird, nur vielleicht etwas wund vom vielen Lachen.
                        Die Komödien, die nicht versuchen den Zuschauer davon zu überzeugen, dass die Protagonisten mit all ihren Fehlern, Stärken und Schwächen sympathisch sind, sondern schlicht und einfach Protagonisten haben, die mit all ihren Fehlern, Stärken und Schwächen sympathisch sind.
                        Die Komödien, die so schnell sind, weil ihre Protagonisten so schnell reden und nicht weil der Beat des Soundtracks so schnell ist.
                        Die Komödien, die gar keine poppigen Lieder brauchen, sondern einfach nur ein schönes Musikstück, das man zwar nicht kennt, das aber trotzdem zum Mitwippen einlädt. 
                        Die Komödien, die ihre Frauen auf dem Tisch tanzen lassen, ohne verurteilend zu wirken.
                        Die Komödien, in denen zwar alle ihre Rolle haben, aber in dieser so perfekt aufgehen, dass es gar keine Rolle mehr ist.
                        Die Komödien, die Product Placement, politische Situationen und eine Liebesgeschichte zu einer genialen Satire auf den Kapitalismus und Kommunismus verstricken.
                        Die Komödien, die mehr sind als Komödien, die tanzen und lachen und explodieren und schreien und so schrecklich viel Spaß machen, dass man sich wünscht sie würden nie enden. 
                        "Eins, zwei, drei" ist so eine Komödie

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                        • 7

                          Oh, "Moulin Rouge" ist wie ein Bonbon. So zuckrig, so bunt, so lecker. Die Verpackung knistert beim Aufmachen und man schmeckt schon diesen herrlichen Geschmack, bevor es überhaupt erst auf der Zunge zergeht. "Moulin Rouge" ist so durchgeknallt, so über allen Maße kitschig und spektakulär dramatisch, dass es einfach nur liebenswert ist. Wenn sie ihre Röcke rumschwingen und ihre Beine hochwerfen. Alles glitzert und funkelt und strahlt. Und die Farben! Blau, rot, grün, pink, silber, gold, die Farben der Sonne, der Liebe, der Freude, der Freiheit und es prickelt und glitzert und tanzt. Sie singen, als ginge es um ihr Leben. So makellos, so perfekt und es ist die Liebe zwischen ihnen, die die Luft vibrieren lässt und anstatt unsere heißen Gemüter abzukühlen, macht sie sie noch heißer, bis wir berauscht sind. Berauscht von den Farben, dem Glitzer, dem Tanz, den Liedern, der Geschichte, der Liebe. Das Leben imitiert die Kunst und die Kunst imitiert das Leben. Es ist ein einziger Rausch demonstriert in raschen, umherschwirrenden Bildern. Sie harmonieren und wirbeln und kreischen. Brechen zusammen und stehen wieder auf. Und lachen und lieben und weinen und lieben. Und sterben und leben. Leben auf.
                          Leben auf für die Show, für den Tanz, für die Liebe, für die Kunst. 
                          Leben auf für das Moulin Rouge. 

                          "The greatest thing you'll ever learn is just to love and be loved in return."

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                          • 7

                            "I saw the best minds of my generation destroyed by madness, starving hysterical naked,
                            dragging themselves through the negro streets at dawn looking for an angry fix,
                            angelheaded hipsters burning for the ancient heavenly connection to the starry dynamo in the machinery of night [...]" 

                            "Howl - Das Geheul" zeigt die Entstehung des Gedichtes Howl von Allen Ginsberg, das er 1955 zum ersten Mal vorlas, den Prozess um die angebliche Obszönität des Gedichts und versucht Ginsbergs Wesen selber zu beleuchten. Dieser wird von dem (immer wunderbaren) James Franco gespielt. Der Film ist als Dokumentation inszeniert und spielt auf verschiedenen Zeitebenen, zum einem die des Prozesses im Gericht, dazu zeitgleich die eines Interviews, die der ersten Vorlesung, das animierte Gedicht und einige lose Erinnerungsstücke. 
                            In dem Gerichtsprozess geht es darum rauszufinden, ob Howl nun obzön ist oder nicht. Einige Literaturexperten kommen zu Wort und müssen Verse des Gedichtes interpretieren und sagen, ob sie Howl für literarisch wertvoll halten oder nicht. Sehr interessant die Diskussion über die Frage was überhaupt literarisch wertvoll ist, warum oder warum nicht. Zeitgleich wird Ginsberg interviewt und es wird versucht rauszufinden, wer Ginsberg überhaupt war. Hier wird er als verzweifelter Mensch mit gespalteten Gefühlen dargestellt, der einerseits nach dem strebt, was er wirklich will, anderseits von der Gesellschaft und ihren Erwartungen quasi erdrückt wird.
                            In der Vorlesung kriegt man einige Fetzen des Gedichts vorgetragen und die Stimmung, die dieses Gedicht auf die Zuhörer hat, wird klar. Das ganze Gedicht wird animiert und deshalb auch bildlich interpretiert. Ich persönlich fand die Animationen gut, aber es ist klar, dass nicht jeder mit dieser Interpretation einverstanden ist. Hier liegt auch der große Unterschied zwischen Film und Literatur. Bei der Literatur stellt man sich alles selber vor und muss selber alles selber analysieren und interpretieren. Beim Film hingegen nimmt man mit den Augen und dem Gehör alles wahr und muss sich eigentlich kaum noch was vorstellen, es werden Interpretationsansätze geboten. So wäre es vielleicht besser gewesen, man hätte die Animationen weggelassen, doch dann wäre dem Film auch ein wichtiges Stilmittel genommen worden, schließlich interpretieren die Literaturexperten auch, also wieso nicht gleich das gesamte Gedicht bildlich interpretieren? 
                            "Howl" ist nicht nur ein Film über das Gedicht und Ginsberg, es ist auch ein Film über die Literatur. Um das Brechen von Konventionen, den Mut sie zu brechen, die Neugier sie zu brechen, eine Aufforderung sie zu brechen, mutig und neugierig zu sein, sich nicht um Werte und Regeln zu scheren, denn diese ändern sich und verschwinden. Die Literatur verschwindet aber nicht, sie bleibt und wird immer bleiben. Sie wird sich oft ändern, aber immer nur zum Guten, nie zum Schlechten, solange es Menschen gibt, die anders sind und ändern. 

                            "[...] Holy forgiveness! mercy! charity! faith! Holy! Ours! bodies! suffering! magnanimity!
                            Holy the supernatural extra brilliant intelligent kindness of the soul!"

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                            • Bei "Das weiße Band" und "Ziemlich beste Freunde" wäre ich dabei.
                              Und ich würde gerne die hier entsorgen:
                              -Blind Side
                              -Fluch der Karibik I-III
                              -Ben Hur
                              -Sweeney Todd
                              -Die fetten Jahre sind vorbei

                              Merci :)

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                              • So klein Darren Aronofskys Filmoghraphie auch noch ist, kann ich sagen, dass er zu einen meiner Lieblingsregisseure gehört. Ob Schicksal oder Zufall hab ich seine Filme in der Reihenfolge gesehen, wie ich sie im Ranking auch aufzähle. Der Beste zuerst, der 'Schlechteste' zuletzt. 
                                Doch woran liegt es, dass ich seine Filme so sehr liebe?
                                Mir fällt auf, dass die fünf Filme (Requiem for a dream, Black Swan, Pi, The Wrestler, The Fountain) alle etwas gemeinsam haben. In jedem dieser Filme geht es um eine bzw. mehrere Personen, die für ihren Traum, ihren Wunsch, ihre Sehnsüchte kämpfen und dabei ans Äußerste gehen und alles riskieren. 
                                Bei "Requiem for a dream" sind es einmal Harry, Marion und Tyrone, dessen größter Wunsch das Glück ist. Und Sarah, deren größter Wunsch Aufmerksamkeit ist. Diesen Wunsch steckt sie in den Wunsch, in ihr rotes Kleid wieder rein zu passen. Sie alle kämpfen hart, blind und unerbittlich für die Erfüllung ihres Wunsches und grade, als das Ziel erreicht zu sein scheint, fallen sie tief.
                                In "Black Swan" ist Ninas größter Wunsch die Perfektion, den sie durch die Rolle des Schwans denkt, erfüllen zu können. Doch ihre eigene Psyche kämpft gegen sie an und lässt sie ebenfalls tief fallen.
                                In "Pi" will Maximillian Muster in der Natur finden und steckt seinen Wunsch nach Verstehen in das Entschlüsseln einer Zahl. Doch je näher er der Entschlüsselung kommt, desto mehr wendet sich sein Verstand gegen ihn und lässt auch ihn scheitern.
                                In "The Wrestler" ist Randys größter Wunsch die Zugehörigkeit. Dadurch entsteht ihn ihm das irrsinnige Ziel, wieder in den Wrestlingring zu steigen und sich seiner 'Familie' nah zu fühlen. Hier erreicht er das Ziel und gegen seine eigenen Konventionen lässt Aronofsky offen, ob Randy überlebt oder nicht.
                                In "The Fountain" ist Toms größter Wunsch das Finden von Unsterblichkeit. Er hält den Tod für eine Krankheit. Auch hier erreicht er sein Ziel und findet die Unsterblichkeit, muss aber feststellen, dass das die falsche Denkweise war und die Unsterblichkeit nicht das eigene ewige Weiterleben ist, sondern das ewige Weiterleben des Lebens ist.

                                Glück, Aufmerksamkeit, Perfektion, Verstand, Zugehörigkeit, Unsterblichkeit...diese Wünsche, Träume, Sehnsüchte sind der Kern der Aronofskyfilme. Dazu kommen Bilder, exzellente Atmosphäre, mitreißende Storys, brutale Enden....

                                Aber wenn diese Wünsche nun der wirkliche Kern der Filme sind, was in aller Welt will das uns jetzt sagen? Aronofsky schmeißt uns in das Leben von Menschen rein, die alles für die Erfüllung ihrer Wünsche tun, dabei aber von ihrem eigenen Wunsch bekämpft werden und daran zerbrechen. Er lässt sie aufleben und schmeißt sie dann auf den Boden. Soll das eine Warnung sein? Nein, ich glaube es ist eher eine Einladung, selber seine Wünsche zu verwirklichen, für sie zu kämpfen, für sie zu leben! Vielleicht nicht ganz so radikal wie in den Filmen, aber wenigstens mehr als jetzt. Denn was wäre das Leben ohne Kampf, ohne einen Traum, ohne einen Wunsch, ohne Sehnsucht, ohne Hindernisse, ohne Grenzen, ohne Enttäuschung und ohne Erfüllung? Es wäre der Tod. 

                                Hier noch mein Ranking von den Aronofskyfilmen:  http://www.moviepilot.de/liste/auf-ein-tanzchen-mit-darren-aronofsky-audreyfan

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                                • 4
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                                    Und die Ehre der 700. Film zu sein, den Audreyfan laut moviepilot sieht, geht an (Applaus bitte) ALIEN auch bekannt als das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt! 

                                    Unheimlich und faszinierend ist dieses Alien. Mit einer Mischung aus Ekel und Faszination starre ich es an, dieses Ding da, während mein Mund vor Erstaunen offen steht, kräuselt sich meine Nase vor Entsetzen. Schleimig, blutend und tropfend kämpft es sich da aus Kanes Körper, bringt ihn um, um zu leben, um zu überleben. Denn das ist das einzige Ziel dieses Wesens: Überleben. Es wird größer und böser und unheimlicher und faszinierender. Die Besatzung versucht vergeblich das Alien zu fangen und zu töten. 
                                    Alles fängt damit an, dass das Raumschiff ein Signal von einem fremden Planeten erhält, dort landet und einen technischen Schaden hat. Während den Reparaturen sollen einige, darunter Kane, dem Signal nachgehen und den Planeten erforschen. Ein fremder Planet. Eine fremde Welt. Unheimlich und faszinierend zugleich. Unheimlich und faszinierend sind die beiden Adjektive, mit denen man diesen Film treffend beschreiben könnte. Einerseits ist da diese Spannung von Anfang bis zum Ende, diese unheimliche Atmosphäre, diese unheimliche Welt mit ihren unheimlichen Wesen und auf der anderen Seite ist da dieses faszinierende Weltall mit seinen faszinierenden Planeten und faszinierenden Wesen. Faszinierend weil anders. Unheimlich weil anders. Und "Alien" ist anders. Und mein in letzter Zeit immer stärker schlagendes Herzchen für andersartige Sachen schlägt immer stärker und schneller und zuckt auch oft genug vor Schrecken zusammen. 
                                    Nun die einen reparieren das Raumschiff (übrigens: diese Raumschiffe, die sind doch toll! Vergesst hübsch eingerichtete Landhäuschen, ich möchte in einem Raumschiff wohnen!) und die anderen sind wie gesagt auf dem Entdeckungsgang, Kane wagt sich runter in eine Höhle, so mit Schleim und dunkel und blauem Nebel und entdeckt dabei mehrere eierartige Wesen. Als er eins aus Neugier näher erkunden will, springt das Wesen ihm ins Gesicht und lässt ihn ins Koma fallen um seinen Nachkommen in ihm entstehen zu lassen. Und so muss ich entsetzt mit ansehen, wie Kane am Essenstisch hustend zusammenbricht, sein Shirt binnen Sekunden blutgetränkt wird und das Alien aus ihm 'schlüpft' und mich anstarrt....
                                    Doch bei all der Bewunderung für diesen Film muss ich einen kleinen Kritikpunkt anbringen (oder auch nicht) ich meine, wieso nehmen die eine Katze mit?! Wieso? Wo ist der Sinn, die Logik? Wenn ich Astronaut wäre und monatelang durchs weite All reise, nehme ich doch keinen putzigen, liebenswerten Kater mit. Ich hab mehr um Jones Leben gefiebert, als um das der Besatzung, ja ich konnte es mir sogar nicht verkneifen und musste wie Holly Golightly "Kater...." jammern. Oder ist das etwa beabsichtigt, dass ich mit dem Kätzchen so mitfiebere? Hmm....wenn, dann hast du es echt geschafft Ridley Scott, aber das hast du ja eh schon. 

                                    "Alien" - ein unheimlich faszinierendes Meisterwerk mit einem faszinierend unheimlichen Alien.

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                                      über Caché

                                      Ich will "Caché" irgendetwas vorwerfen. Der Zuschauer muss sich doch einfühlen, der muss doch mitfühlen, und wo bleibt denn hier das Neue, der Sinn, die Moral? Ist es denn wirklich nötig, minutenlang dasselbe Bild zu zeigen und dazu zwei hölzern sprechen zu lassen? Was sollen die letzten beiden Szenen? Wo ist denn die Lösung? 
                                      Spulen wir nochmal zurück und fangen von vorne an.
                                      "Caché". Eine Familie wird mit Videobändern, anonymen Anrufen und Postkarten terrorisiert. Auf den Postkarten immer dasselbe: ein blutender Kopf. Im Video auch immer dasselbe: die Ansicht ihres Hauses. Als dann einmal ein Flur zu sehen ist, drängt sich George der Verdacht auf, dass vielleicht einer, den seine Eltern adoptieren wollten und den er aus Neid vergraulte, der Täter ist. 
                                      Auf dem Video nur das Haus, auf den Karten dasselbe Bild. Könnte es denn nicht jemand anders sein? Vielleicht wirklich nur ein verrückter Fan? Wieso sollte es ausgerechnet dieser Mann sein? Vielleicht hätten 'normale' Menschen etwas anderes getan, aber George geht zu dieser Wohnung. Warum tut er das? Er weiß weder, wer der Mann ist, noch hat er den kleinsten Beweis. Aber er will den Täter finden. Irgendjemand MUSS es ja sein, es kann doch nicht angehen, dass er es nicht weiß, dass das alles im Unklaren bleibt. Er steigert sich in den Gedanken so herein, dass dieser Mann der Täter ist, sodass es zu gar keinem richtigen Gespräch zwischen den beiden kommt. Er will nicht, dass die genauen Umstände erklärt werden und auch keine andere Lösung, nein, nein, es ist so! George ist ein Mensch, den die Gesellschaft nur zu häufig hervorbringt. Ein Uns-geht-es-gut-Mensch, einer der nichts zu erzählen hat, weil nichts passiert, weil nichts passieren soll, ich habe eine Arbeit und eine Frau und einen Sohn und uns geht es gut und es läuft gut und es wird immer gut laufen. Und wehe dem, der diesen scheinheiligen Frieden stört! Ein Egoist, einer der es nicht ertragen kann, wenn er Unrecht hat, der sich deswegen in einen simplen Gedanken reinsteigern kann. Das muss doch alles einen Sinn haben, eine Lösung und diese Lösung muss ich finden, nur ich darf sie finden. Und den Frieden wiederherstellen. Damit es uns gut geht. Es geht uns gut. Er steigert sich in den Gedanken rein, bringt damit seine gesamte Familie und sein Leben durcheinander und auch das von Majid. Dieser hatte ihn vielleicht schon vergessen, genauso wie George ihn vergessen hatte und nun wird das alles wieder aufgewirbelt und Majid wird beschuldigt und beschimpft und wieder kriegt er anstatt Liebe nur Hass zu spüren. Ist das das Tröpfchen, das sein Fass zum Überlaufen bringt? Ich denke schon. Die Schuld für sein Unglück, für das alles, liegt für ihn bei George. Und deshalb soll George >dabei sein< Und das reißt sie alle in einen noch tieferen Strudel der Verzweiflung, der verzweifelten Lösungssuche und der Angst vor der Lösung. Nach und nach erkennt man die seelischen Krater und die blank liegenden Nerven. Und es drängt sich mir die Frage auf: Hat George jetzt Schuld? Wäre er nicht bei Majid aufgetaucht, was wäre dann gewesen? Oder hätte er ihm nicht das angetan...ja, darf man denn jemanden für seine Boshaftigkeit in der Kindheit verantwortlich machen? Wir sind ja schließlich alle keine Kinder mehr. Und reagiert Majid so nicht über, wenn das wirklich der Grund ist? Obwohl George reagiert ja schon über...Reagieren alle über? Oder reagieren sie normal? Und wer war denn jetzt der Täter? Ich hätte gerne eine Lösung, aber die krieg ich eh nicht, also lassen wir das...
                                      Ich will "Caché" irgendetwas vorwerfen, aber wenn hier etwas anders wäre, dann wäre es nicht mehr "Caché"...obwohl der Film an sich, wie man an meiner Punktezahl erkennen kann, nicht der Tollste ist, nein eigentlich kann ich "Caché" nur vorwerfen mir nichts gegeben zu haben, außer vielleicht....nein, "Caché" hat mir nichts gegeben. Punkt. Und sind in anderen Filmen die Bilder, die Musik, die Schnitte blendend, so ist sind es hier die ruhigen Bilder und die vollkommene Stille, die uns blenden und die uns dazu verleiten, hier etwas rein zu interpretieren, weil...weil auch wir eine Lösung suchen, weil wir vielleicht doch so sind wie George und auf das alles vielleicht ein wenig über reagieren. Und dieses Spiegelvorhalten ist dann schlussendlich das einzige Überragende und das reicht mir nicht. 

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                                      • Wirklich interessanter Artikel :)
                                        Da habe ich in den zehn Minuten Lesen mal wieder mehr gelernt, als in den acht Stunden Schule heute...

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                                        • Das wird lustig an der Kinokasse :D

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                                            Dann wage ich mich auch mal an einem Kommentar zu "The Master"
                                            Ich würde gerne anfangen mit "Was für ein Film!" oder "Ein unglaubliches Meisterwerk" oder noch besser "Woah!", stattdessen muss ich leider anfangen mit...Mmmh, mmh...
                                            Ich hätte da diese Theorie, dass Paul Thomas Andersons Filme mir erst beim zweiten Mal Anschauen wirklich gefallen, aber ich hab den Film erst einmal gesehen und weiß deshalb auch nur, was mir zum ersten Sichtung einfällt. Vielleicht werde ich mir in ein paar Monaten oder Jahren an den Kopf fassen und denken, wieso mir nicht gleich klar geworden ist, dass dieser Film ein Meisterwerk ist oder so. Vielleicht auch nicht. Vielleicht denke ich nur, dass ich etwas nicht erkenne, weil anscheinend sehr viele andere etwas in diesem Film erkennen. Vielleicht erkenne ich auch wirklich nicht, was man erkennen sollte. Aber da schweife ich jetzt ab, obwohl man an dieser Abschweifung erkennen kann, dass ich diesen Film mögen wollte, ich wollte aus dem Kino gehen mit dem Gefühl einen unvergleichbaren, atmosphärischen, und was weiß ich, was denn ein Meisterwerk ausmacht, Film gesehen zu haben. Stattdessen lief der Abspann und ich dachte mir nur: Aha....und jetzt? Will mir dieser Film etwas sagen? Sind das mal wieder enttäuschte Erwartungen oder steckt da wirklich nicht viel (für mich) drin?...
                                            Ich fang mal bei der Oberfläche an, die ist nämlich sehr schön. Tolle Bilder, herausragende Schauspielleistungen, eine wirklich interessante Story...über zwei Stunden seh ich Joaquin Phoenixs Wutausbrüche, seine Welt, sein Lachen, sein Nuscheln und sein Zusammentreffen mit Philip Seymour Hoffman und der Aufstieg einer Art Sekte. Im zeitlichen Kontext könnte man es so sehen, dass Anderson zeigen will, wie labil und anfällig die Psyche der Amerikaner nach dem zweiten Weltkrieg für solche religiösen Sachen war. Vielleicht wie einfach es ist, die menschliche Psyche umzupolen und dass es irgendwie noch Hoffnung gibt, dass sie sich schlussendlich dagegen wehrt. Oder vielleicht will dieser Film nur die Freundschaft zwischen zwei vollkommen verschiedenen Männern beleuchten. Oder ein wenig Gesellschaftskritik ausüben, indem der Film zeigt, dass die Gesellschaft in zwei Teile aufgeteilt ist, in die 'Meister' und die labilen Untergebenen. Und wenn man will, könnte man hier alles mögliche reininterpretieren, sowie man es bei ziemlich jeden Film machen kann. Hier ist die Versuchung für mich sehr groß, in diesen Film irgendwas hinein zu interpretieren, weil ich will, dass dieser Film einen Sinn für mich hat, ich würde ihn doch so gerne mögen...aber keine Interpretation macht diesen Film besser, das Einzige was bleibt sind die Bilder vom schönen Meer, von Phoenixs Gesicht und dieses schreckliche Gefühl der Langeweile. 

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                                              "Zeugin der Anklage" fängt so an, wie ziemlich jeder andere Justizthriller. Ein Anwalt bekommt einen Fall dargelegt, der ziemlich eindeutig ist und wo die Unschuldigkeit des Angeklagten schwer, eigentlich gar nicht zu beweisen ist. Doch schon sehr bald merkt man, dass man es hier mit keinem Durschnittsfilm zu tun hat.
                                              Da wäre einmal Marlene Dietrich, die Frau des Angeklagten. Was für eine Ausstrahlung, was für eine Präsenz, eine unglaubliche Aura umgibt diese Frau, obwohl der Zuschauer sie eigentlich gar nicht so sympathisch findet. Schließlich lügt und betrügt sie und sagt gegen ihren Mann aus.
                                              Dann wäre da Charles Laughton, der Anwalt. Was für ein Humor, Gerissenheit. Ein Anwalt wie er im Bilderbuche steht, nur besser. Wie er sich seiner Krankenschwester widersetzt, einfach göttlich.
                                              Und wir dürfen nicht vergessen, es ist ein Billy-Wilder-Film.
                                              So übernimmt Sir Wilfrid den Fall und es folgt die Gerichtshandlung, der Hauptteil dieses Filmes. Während des Filmes überleg ich mir natürlich, wer denn jetzt der wirkliche Täter sein könnte, weil der Mann ist es ja schonmal nicht. Oder doch? Es ist absolut genial, wie dieser Film mit meinen Konventionen spielt und mit ihnen bricht und wie er den gesellschaftlichen Fehler entlarvt, alles ohne weiteres Hinterfragen hinzunehmen, nur weil die Vertrauenspersonen es so sagen. Wir glauben jedem Twist, der dann irgendwie doch kein Twist ist, weil der nächste Twist den vorherigen Twist umtwistet. Ist der Anwalt von der Unschuld des Angeklagten überzeugt, sind wir es auch. Stellt sich seine eigene Frau gegen ihn, tun wir das auch. Beteuert der Angeklagte seine Unschuld, beteuern wir ihn Gedanken mit. 
                                              Doch was ist, wenn sich einer irrt?
                                              Was ist, wenn einer lügt?
                                              Was ist, wenn keiner lügt und sich niemand irrt?

                                              "Lügen! Alles Lügen!"

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                                                Es ist schon komisch, es gibt Filme, die verwirren mich, obwohl sie überhaupt nichts Verwirrendes an sich haben. "Into the Wild" ist von der Story so simpel gestrickt, dass ich mich schon am Anfang frage >wie wollen die damit bitteschön über zwei Stunden vollkriegen?!< und trotzdem blieb ich am Ende mit diesem verwirrend mulmigen ich-glaub-irgendwas-habe-ich-hier-nicht-verstanden-Gefühl zurück. Wie so oft schob ich das auf falsche Erwartungen (die hatte ich genau genommen auch) aber etwa eins, zwei Stunden später stellte ich fest, dass ich wirklich etwas nicht verstanden hatte. Also verstanden schon, aber nicht begriffen. Man kennt das ja, wenn einem etwas tausendmal gesagt wird, man es aber erst zu einem späteren Zeitpunkt wirklich begreift. Die Sache war die: ich hatte einen Film erwartet, bei dem man Bock bekommt selber alles über Bord zu werfen und die eigene Freiheit zu suchen, einen Film wo das Herzchen mit die Berge hochklettert und der einem halt das Gefühl von Freiheit vermittelt, welches ich ja so liebe. Stattdessen bekam ich einen Film, der mir wunderschöne Bilder lieferte, sehr viel Mitreissendes (aber eben nicht so viel wie erwartet) und ein Ende, welches mir irgendwie die Kehle zuschnürte.
                                                Soll es das jetzt gewesen sein? Wo ist da der Sinn? Was will mir dieser Film sagen?
                                                Nicht erfüllte Erwartungen + nicht komplett begriffen + was soll ich davon halten? = gar nicht gut. 
                                                Also denk ich nach und verzweifle fast an meiner Nicht-Erkenntnis, da kapiere ich endlich jenen Satz, der mir im Film besonders auffiel, bei dem ich eine Gänsehaut hatte, der vielleicht am wichtigsten ist, weil es die Moral von der Geschichte ist...

                                                „Happiness only real when shared.“

                                                Christopher sucht das Glück, die absolute Freiheit und dafür schmeißt er alles über Bord, seine Zukunft, seine Familie, das Geld, die Sicherheit, die gesellschaftlichen Ideale. Nur mit dem nötigsten bepackt macht er sich auf den Weg nach Alaska, zur Natur, zu seinem wahren Selbst. Er begegnet Menschen, die zum ersten Mal in seinem Leben, unvoreingenommen nett und herzlich zu ihm sind. Verrückte Menschen im gewissen Sinne ja - aber ist Christopher nicht selber ein wenig verrückt? Er weiß selber, dass er nicht der Stärkste ist, aber er will sich einfach nur stark fühlen und trotzt und überwindet deshalb jedes Hindernis. Allerdings ist er meist alleine. Und er will das auch. Sein ganzes Leben lang waren seine gehassten Eltern da, war die Gesellschaft da, jetzt will er einfach nur er selbst sein. Niemand soll ihn daran hindern. Gut gemeinte Ratschläge kontert er mit seiner eigenen Lebensphilosophie und mir persönlich fällt es schwer, mich in Christopher hineinzuversetzen, was vielleicht auch einer der Gründe war, wieso mich der Film nicht so sehr begeisterte, wie andere. Und dann ist Christopher in der Wildnis. Alleine. Mit sich selber (und mit seinem neuen Namen). Er hat alles verloren, er hat alles zerstört. Er ist frei? Er ist glücklich? Hat er denn nicht auch sich verloren, hat er denn nicht auch sich zerstört? Und da ich hier vom Ende rede, sind hier natürlich auch SPOILER drin.... 
                                                Ja, das Ende....ich verehre konsequente Enden, sprich, Hauptperson ist tot. Doch wie schon erwähnt, blieb mir ein Kloß im Hals von dem Ende. Aber es musste ein konsequentes Ende sein, wenn auch nur Christopher zuliebe, sonst wäre er genauso geendet, wie die tausend Rebellen vor ihm und zwar als das, gegen das er sich gewehrt hat. Also ist das Ende gut...aber...was bringt das jetzt? Soll das heißen, rebellier bloß nicht, lebe bloß nicht, suche nicht nach Freiheit und Glück, sonst endest du so...sonst endest du so mit einem Lächeln im Gesicht? Kurz vor seinem Tod hatte Christopher die Erkenntnis: „Happiness only real when shared.“ Er hat andere zerstört, er hat alles verloren, er hat sich zerstört, er hat sich verloren, um Freiheit und Glück zu finden. Und hat er das gefunden? Die Freiheit? Das Glück? Vielleicht hat er seiner Definition nach die Freiheit gefunden und das macht ihn glücklich, aber wenn....was wäre wenn er jemanden mitgenommen hätte? Seine Schwester, die Hippies, die komischen Paddler da, Tracy, den Opa der ihn adoptieren wollte, einfach irgendjemanden...dann wäre das mit dem Elch nicht passiert und vor allem nicht das mit der Vergiftung, zumindest hätte der Mitreisende Hilfe holen können und alles, nein ich will nicht sagen, dass dann der Film besser geworden wäre, denn: das Ende ist so perfekt. Es ist die Moral, die Botschaft: „Happiness only real when shared.“
                                                Und wahrscheinlicher hat ein gewisser Jemand sogar Recht, wenn er meint, dass mir der Film von Mal zu Mal mehr gefallen wird, auf jeden Fall ist noch viel Platz nach oben und...ich will diesen Film nochmal sehen! Oder noch besser ich will gemeinsam mit den Leuten, die ich mag, glücklich sein und das Glück teilen...denn nur so ist es real, greifbar, lebendig, vollkommen....

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                                                  In Time. Ein Film, den ich damals unbedingt im Kino gucken wollte, aber irgendwie nicht schaffte. Eigentlich war ich darüber froh, denn man las und hörte nur Schlechtes bis Mittelmäßiges, sodass ich heute fast nur negative Erwartungen hatte. Klar, die Idee hört sich immer noch gut an, aber Justin Timberlake, nee und sowieso Hollywood und das heutige Science-Fiction und der Titel, also das kann nur schlecht werden.
                                                  Falsch gedacht.
                                                  "In Time" ist viel besser als je gedacht, ja, ich mag diesen Film. Ich mag die Idee. Ich mag die Optik. Ich mag, dass es hier keine meterhohen Explosionen im Sekundentakt gibt. Ich mag die angenehmen und nicht zu langen Verfolgungsjagden. Ich mag glaub ich sogar Justin Timberlake. Ich mag Amanda Seyfrieds Frisur. Und habe ich schon erwähnt, dass ich die Idee mag? Das muss man sich mal vorstellen. Zeit als Währung. Die eigene Lebenszeit als Währung. Da bekommt der Spruch "Zeit ist Geld" doch endlich mal einen richtigen Sinn. Und wie bei so jeder Gesellschaftsidee hört sich das Ganze gar nicht so schlecht an, wie es in Wirklichkeit ist. Wenn unsere Lebenszeit unsere Währung wäre, würden wir dann nicht alle das, was wir kaufen und unser Leben an sich mehr schätzen? Wenn wir für einen Kaffee ein paar Minuten bezahlen müssten, würden wir dann nicht den Kaffee mehr schätzen? Würden wir dann nicht die Minute, die Stunde, den Tag mehr schätzen? Das Leben an sich mehr schätzen, es versuchen zu geniessen, das Beste draus zu machen und zu versuchen, es zu verlängern? Das würden wir doch oder? Nein, nicht wenn man Mensch heißt. Der Mensch lässt aus dieser Idee ein knallhartes System entstehen. Du wirst fünfundzwanzig und hast dann nur noch ein Jahr zu leben. Weitere Lebenszeit kannst du dir verdienen, kaufen oder auch stehlen. Klar, dass sich auch hier die Bevölkerung in Arm und Reich spaltet. Die Armen müssen Tag für Tag ums Weiterleben kämpfen, Zeit verdienen, gegen die Zeit rennen, ständig auf die Uhr schauen. Sie können nicht leben, weil sie keine Zeit haben. Die Reichen hingegen haben genug Zeit. Mehr als genug. Sie schmeißen mit der Zeit um sich, spielen darum, verschenken sie gegenseitig, lassen sich bewachen aus Angst, dass die Zeit ihnen gestohlen wird. Sie können nicht leben, weil sie zuviel Zeit haben. Die einen leben von Tag zu Tag, von Minute zu Minute, die anderen wissen gar nicht, was sie mit all ihren Minuten und Tagen anstellen sollen. Ein unglückliches System, das nur sein Gleichgewicht hält, wenn sich nichts verändert, alles seinen Regeln und Mechanismen folgt. Ach, das kommt mir irgendwie bekannt vor...
                                                  In diesem System lebt Will. Er rettet einem Reichen das Leben und kriegt, weil der Reiche keine Lust mehr auf seine Unsterblichkeit hat, dessen gesamte Zeit geschenkt. Will macht sich auf zu Zone 1, die Zone der Superreichen. Dort trifft er auf Sylvia und in beiden entsteht der Funken der Revolution, der das System stürzen wird. 
                                                  Verzichtet wird hier, wie gesagt, auf riesige Explosionen und endlos lange Verfolgungsjagden und Schusswechsel, stattdessen gibt es hier eine tolle Optik. Und einen Haufen Fragen, die sich mir während des Films und nach dem Film aufdrängen. Und ich mag Fragen. Ich mag "In Time".
                                                  Ein Film über das Gegen-die-Zeit-laufen, mit-der-Zeit-laufen, die Zeit, das Leben, die Lebenszeit, über das Unsterblich-werden-und-dann-sterben, übers Stehlen vom Gestohlenen...
                                                  Und ich würde gerne noch viel mehr schreiben, aber ich will ja nicht eure Zeit stehlen.

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                                                    >Now you are Danny!<

                                                    Du bist Danny aus "Shining" und läufst durch das Hotel. Hinter jeder Ecke, in jedem Gang könnten die zwei Zwillingsschwestern lauern. Wenn du sie siehst, bist du tot. Du kannst ihnen nur entgehen, wenn du die Augen schließt, aber du darfst die Augen nur zehnmal schließen. Du gehst und gehst. Hinter jeder Ecke könnten sie sein. Du kannst ihre Anwesenheit nicht spüren. Du musst auf dein Gefühl vertrauen. Hinter jeder Ecke, hinter jeder Ecke könnten sie sein. Du biegst um die Ecken und jedesmal bleibt dein Herz kurz stehen, dann atmest du auf. Die nächste Ecke, sie könnten da sein. Soll ich die Augen schließen? Soll ich sie nicht schließen? Soll ich? Die nächste Ecke, die nächste Ecke...
                                                    Man kann die Spannung mit den Händen greifen, obwohl schlicht gesagt kaum was passiert. Die Macher von diesem Filmchen haben gerade das aufgegriffen, was "Shining" so besonders macht. Spannung, obwohl nichts passiert. Richtige Spannung. Knisternde Spannung, denn: sie könnten hinter der nächsten Ecke sein, sie könnten da sein, sie könnten nicht da sein. Soll ich die Augen schließen? Soll ich die Augen schließen?! Du biegst um die nächste Ecke und....
                                                    Do you have the shine? 

                                                    Wer wissen will, was Spannung ist...—> http://www.youtube.com/watch?v=WW9Ejiif5NA

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