Bandrix - Kommentare

Alle Kommentare von Bandrix

  • 5 .5

    Puh.
    In der Riege der schwachsinnigsten Filme der letzten Jahre bewegt sich „G.I. Joe 2“ ziemlich weit vorne. Nicht einmal „The Raid“ kann ihm dort nahe kommen.
    Dabei hört sich alles eigentlich ganz vorteilhaft an. Für einen Action- No Brainer zumindest.
    Da hätten wir Channing Tatum, der, auch wenn nicht gerade der größte Charakterdarsteller, durchaus glaubhaft in Actionfilmen auftritt. Dann natürlich den überaus charismatischen Dwayne „The Rock“ Johnson, der in letzter Zeit zum Rettungsanker für verloren geglaubte Franchises mutiert ist. Nicht zu vergessen Bruce Willis, der im Trailer schon Lust auf mehr machte.
    Tja, das war es aber auch schon.
    Ich habe wirklich nichts dagegen, wenn ein Film sämtliche physikalischen Gesetze außer Kraft treten lässt, sich einen feuchten Kehrricht um Logik schert und seine Figuren nicht mehr sind als bloße Abziehbildchen.
    Wenn aber plötzlich ein ganzer Haufen verschiedener blasser Charaktere aufeinandertreffen (mitsamt absolut bescheuerten Kosenamen) und aus einem simplen Actioner plötzlich etwas Größeres entstehen will, dann ist das nicht sonderlich interessant.
    Hier und da blitzt das gehörige Potenzial auf, dass „G.I.Joe 2“ durchaus besitzt. Beispielsweise die funktionierende Dynamik zwischen Tatum und The Rock, Jonathan Pryce famoser Over the Top – Bösewicht und ein, zwei nette Actionsequenzen.
    Die Gags bewegen sich naturgemäß auf äußerst niedrigem Niveau, sind aber noch ziemlich das Beste am gesamten Film. Willis Sprüche sind meistens treffend, The Rock eine sichere Bank und den einen oder anderen Seitenhieb auf aktuelle politische Geschehnisse findet auch seinen Weg ins Ziel. All das ist zwar komplett hirnverbrannt, aber schon wieder so gaga, dass der Zuschauer einfach drüber lachen muss.
    Ändert aber nichts daran, dass die Story allzu zerfasert wirkt. Verschiedene Schauplätze und Storylines werden begonnen und können kaum Spannung entfalten, auch wenn sich hier und da ein interessanter Fight entspinnt. Wenn schlussendlich alle Joes versammelt sind und zum großen Angriff stürmen, denkt der Zuschauer: Jetzt geht es richtig los.
    Falsch gedacht, denn wieder sind die Protagonisten voneinander getrennt, lose und es ergibt sich kein passendes Gesamtbild. Da verwundert es nicht, dass die Actionsequenzen an sich teils vollkommen verschnitten sind, sodass sich ja kein Blutspritzer vor die Kamera verirrt. Ungemein schade, denn Potenzial hat das Geschehen durchaus.
    Insgesamt ist „G.I. Joe 2“ kein Totalausfall, ist aber bei weitem nicht das Actionfeuerwerk, das er hätte sein können. Dafür kommt Willis viel zu kurz, gibt es kaum Identifikationsmöglichkeiten mit dem Team, denn das Einzige, das davon in Erinnerung bleibt ist Adrianne Palicki im (wirklich) heißen roten Kleid. Allerdings gibt es immer noch Jonathan Pryce. Ihm zuzusehen ist pures Vergnügen.
    Und natürlich Byung-hun Lee. Den kennt aber natürlich in Deutschland keine Sau.

    5
      • 9

        Niveauvoll gesneaked [OmU]

        Das Baby des Casino Aschaffenburg, nämlich das Spotlight (im Volksmund Sneak), feierte diese Woche einjähriges Bestehen.
        So gab es gleich mehrere Premieren auf einen Streich.
        Zum ersten Mal kündigte eine Live – Band den Film an. Ein Dreiviertelstündiges Unplugged- Konzert direkt vor der Kinoleinwand gefüllt mit gediegenem Bluegrass. Ein großer Hinweis auf den darauffolgenden Film.
        Zum ersten Mal zeigten die Jungs des Kinos einen Film in flämischer(!) Sprache.
        „The Broken Circle Breakdown“.
        Und man glaubt es nicht, aber während der „After Film – Party“ mit DJ habe ich doch tatsächlich endlich etwas gewonnen(Soundtrack, Filmposter und EP der Band).
        Nun aber zum Film an sich.
        Der belgische Streifen „The Broken Circle Breakdown“ erzählt die tragische Liebesgeschichte eines jungen Paares, das sich durch die Musik kennen und lieben gelernt hat. So definiert sich so gut wie alles, was sie tun in der Musik, die sie ausleben.
        Regisseur Felix Van Groeningen gelingt es meisterlich, die emotionalen Höhepunkte des Films durch Songs der (Film)Band zu verstärken. Sämtliche bedeutsame Szenen, ob positiv oder negativ, fokussieren sich während den Auftritten der Band. Die Spannungen zwischen den beiden Hauptcharakteren ist zum Greifen nahe. Ob Freud oder Leid, beides gewinnt dadurch an Durchschlagskraft.
        Dabei ist die Chemie zwischen den Beiden ausschlaggebend. Johan Heldenbergh und Veerle Baetens geben alles, zeigen sowohl sämtliche hässlichen als auch wunderschönen Seiten der Liebe. Der Eindruck der Schauspielerei verschwindet zusehends, so echt und real wirkt ihre Beziehung und die tiefe Zuneigung zueinander.
        Dennoch durchzieht den Film eine relativ große Anzahl an Schicksalsschlägen. Diese sind nicht immer originell, jedoch nachvollziehbar und glaubwürdig dargestellt. Manchmal ist eben nicht das Ziel, sondern der Weg dorthin wichtig. Und kein Film der letzten Zeit vermag dies so gut darzustellen wie „The Broken Circle Breakdown“.
        Das erste kleine Kinojuwel im einigermaßen jungen Kinojahr 2013. Meine erste unbedingte Kinoempfehlung.
        Denn eine schönere und gleichzeitig herzzereißendere Ode an die Liebe gibt es zurzeit nicht zu sehen.
        Still und zurückgenommen, dennoch ungemein kraftvoll und bewegend.
        So muss das.

        Publikumsbewertung: 1,7

        9
        • 8

          Die Gebrüder Coen sind ein Phänomen.
          Ob Western oder Drama, ob Komödie oder Mafiathriller.
          Sie beherrschen jedes Genre und schaffen es auch noch, diesen grundverschiedenen Thematiken ihren ureigenen Stempel aufzudrücken.
          „Millers Crossing“ stellt dabei keine Ausnahme dar.
          Schauspielerisch wie handwerklich auf absoluter Augenhöhe mit den großen Vorbildern, entfalten die Coens eine ebenso blutige wie spannende Reise hinein in die Welt der Gangster mit all der Brutalität, Machohaftigkeit, Gier nach Macht und Geld sowie der obligatorischen Femme Fatale.
          Mittendrin statt nur dabei befindet sich die Hauptfigur Tom, gespielt von Gabriel Byrne, die sich selbst zwischen die Linien bugsiert und munter die Seiten wechselt.
          Dabei überzeugt Byrne wie noch nie, jedoch ist auch der restliche Cast eine Wohltat. Neben Albert Finney und Marcia Gay Harden ist es John Turtorro der allen die Show stiehlt. Seine Leistung in der Rolle als verfolgter Wettschieber ist große Klasse. Eine ganz starke Leistung, die im Gedächtnis bleibt.
          Die Coens entfalten ihre Geschichte nur langsam, nehmen sich Zeit für die Beziehungen zwischen den Figuren und bauen so zum Ende hin enorm viel Spannung auf. Entlädt sich diese bieten die Brüder feinste Shootouts, die perfekt inszeniert und gefilmt sind.
          Auch das Finale bleibt der inszenatorischen Perfektion treu, ist wunderbar durch komponiert, durchdacht und (wieder einmal) hervorragend gespielt.
          Barry Sonnenfeld beweist mit seiner Kameraarbeit, dass er doch lieber hätte Kameramann bleiben sollen. Dank seines Könnens wirkt die Atmosphäre, dieses Dreckige und Kalte, noch unnachgiebiger und gemeiner. Exemplarisch dafür ist die Szene vom Gang in den Wald.
          Hier sind alle Stärken des Films vereint: Schauspielerisch zum Niederknien, perfekt gewählte Kamerafahrten und ein Regieduo, das weiß, was es will.
          Nämlich die Leute stilvoll zu unterhalten.
          Und weiß Gott, dass können die Coens.

          12
          • 7 .5

            Nach dem Erfolg „Unsere Erde“ wird der Zuschauer erneut in die fabenfrohe Welt der Natur entführt.
            Dieses mal widmet sich die Dokumentation „Unsere Ozeane“ jedoch ausschließlich den titelgebenden Ozeanen und seinen Bewohnern.
            Was die Franzosen hier auf Bild bannen, ist schlicht und ergreifend atemberaubend. Man bekommt Bilder zu sehen, die man so vorher noch nie zu Gesicht bekommen hat.
            Das Faszinosum Natur wird hier in seiner ganzen Pracht dargestellt, mit Einblicken, die noch lange im Gedächtnis haften bleiben.
            Negativ zu sehen ist jedoch der Wert als Dokumentation an sich.
            Viele spektakuläre Bilder bleiben unerklärt, vieles wird kommentarlos gezeigt. Das ist schade, hat man doch einige der Tiere und vor allem deren Verhalten so noch nie sehen können und ist dementsprechend auch komplett ahnungslos, was da gerade auf dem Bildschirm von statten geht.
            Dennoch ist „Unsere Ozeane“ eine fantastische Reise in ein Reich, das noch nicht einmal ansatzweise vom Menschen erkundet worden ist.
            Was dort, trotz lediglich rudimentärer Kenntnisse, schon entdeckt und gefilmt wurde, ist nichtsdestotrotz bemerkenswert.
            Schönheit, gepaart mit der Unnachgiebigkeit des Fressen und Gefressen werden.
            Packend.

            6
            • 7 .5

              „Dylan Dog“ ist ein Film, der garantiert nicht jedem gefallen wird.
              Dafür ist seine Machart schon viel zu trashig.
              Vor allem in Bezug auf Kostüme und Make Up, kann sich der Film einem gewissen Trashfaktor nicht entziehen. Auch die Effekte sind nicht auf dem Hoch der Zeit, jedoch passt das allgemein ziemlich gut in die Stimmung und Atmosphäre des Films.
              Generell erinnert „Dylan Dog“ an die Serie „Buffy“.
              Wir haben wieder mal einen Dämonenjäger, viele unterschiedlichste Dämonen, einen hohen Anteil an Wortwitz und einige skurril – komische Ideen.
              Dazu kommen ein überraschenderweise nicht nervender Sidekick und passable Actioneinlagen.
              Die Darsteller passen allesamt in ihre Rollen. Sogar Brandon Routh als Titelheld punktet und kann tatsächlich darstellerisch glänzen. Sein Filmgegner Taye Diggs ist von mir seit „Equilibrium“ sowieso gerne gesehen.
              Inmitten all der Blutsauger, Zombies und Werwölfe entspinnt sich eine an den Film Noir angelehnte Kriminalstory, die mit Witz und Spannung ordentlich Pfeffer besitzt.
              Sein geringes Budget macht „Dylan Dog“ mit Einfallsreichtum wieder wett. Eine Selbsthilfegruppe für erst kürzlich verstorbene Zombies muss man erstmal zu Papier bringen.
              Insgesamt also ein großer Spaß für all jene, die auf gute B- Movies abfahren, sich nicht von billigen Masken abschrecken und stattdessen von herrlichen Sprüchen und absurden Situationen beömmeln lassen.

              5
              • 7 .5

                Da sieh mal einer an. „Jack and the Giants“ ist tatsächlich überaus brauchbar. Ein Umstand, den ich ihm nach Sichtung der allzu klamaukig wirkenden Trailer nicht zugestanden hätte.
                Die Verantwortlichen haben sich mit der Marketingkampagne leider ins eigene Fleisch geschnitten, denn wirklich ersichtlich ist es nicht, an welche Zielgruppe sich der Film denn nun richtet.
                Es scheint auch, als hätte Regisseur Bryan Singer oftmals zurückrudern müssen. Immer wieder durchbrechen brutale Momente die Atmosphäre des Films. Köpfe werden abgebissen, ein Riese zerplatzt oder ein Mensch wird von einem Riesenfuß in den Boden gestampft. Allerdings wird nur selten Blut gezeigt. Zwischen diesen durchaus brutalen Szenen fügt Singer (oder eben die Produzenten) lockere Witzchen ein. Die Riesen müssen natürlich zum Großteil dämlich sein und für Lacher sorgen. Ist klar.
                Doch bevor ihr jetzt denkt, „Jack and the Giants“ würde im Slapstick stecken bleiben, irrt ihr euch.
                Der Film besitzt durchaus großes Potenzial, das er auch in Teilen ausschöpft. Die Welt der Riesen ist wunderbar bebildert, genau wie die Besteigung der Bohnenranke. Zwar sind die Figuren, genau wie deren Entwicklung beinahe allesamt vom Reißbrett, das hindert jedoch nicht daran, dass „Jack and the Giants“ ordentlich Laune macht.
                Newcomer Nicholas Hoult ist in der Rolle des Helden Jack einigermaßen in Ordnung, bleibt nur, da seine Figur nicht sonderlich interessant ist, blass. Seine Love Interest ist da schon etwas spannender, Eleanor Tomlinson ist überdies sehr nett anzuschauen. Wie zu erwarten sind es die Nebenfiguren, die diesen Film auch aus charakterlicher Sicht interessant machen. Da wäre der wie immer großartige Stanley Tucci, der mal seine fiese Seite ausleben darf. Ian McShane, sonst immer Bösewicht, darf König spielen und auch ein Bill Nighy versteckt sich hinter einem Monokel. Derjenige, der „Jack and the Giants“ jedoch mit Esprit und Witz gehörig aufwertet, ist Ewan McGregor. In der Rolle des Elmont gehört ihm ein Gutteil der gelungenen Szenen des Films. Außerdem hat er eine wirklich coole Frisur. Hätte ich den Friseuren des Mittelalters nicht zugetraut.
                Die Effekte sind zum Großteil überaus gelungen, was jedoch auch zu erwarten ist. Lediglich die durch Motion Capture zum Leben erweckten Riesen sehen, wie die Figuren aus Zemeckis letzten Werken, etwas leblos aus.
                Macht allerdings wenig, denn sobald die Riesen zum Angriff stürmen, ist der Zuschauer vollends bei der Sache. Da regnet es Bäume, Pfeile und Feuer. Der Ton des Films ist spürbar ernster und auch härter. So erinnert die finale Schlacht doch sehr an die Eroberung von Minas Tirith. Mehr als einmal zitiert Singer in dieser Sequenz „Der Herr der Ringe“. Dies aber überaus stilvoll und gelungen. Großartig in Szene gesetzte Action, nicht zu viel, nicht zu wenig – genau wie es sein muss.
                Hätte Singer sein Ding durchziehen dürfen, „Jack and the Giants“ wäre ein fast vollkommener Genuss. So bleibt doch ein schaler Beigeschmack, da der Film seinen ernsten Ton nicht immer durchziehen DARF. Für kleine Kinder absolut nicht geeignet, Erwachsene wird das (offensichtliche) versuchte Vermeiden von allzu brutalen Szenen vielleicht negativ aufstoßen.
                Zusammen mit dem vollkommen falschen Marketing ergibt das einen fast schon sicheren Flop. Schade, denn das hat der Film wirklich nicht verdient.

                6
                  • Das hat "Jack and the Giants" echt nicht verdient. Was falsches Marketing nur alles anrichten kann...

                    • 7

                      Mit „Die fantastische Welt von Oz“ ist die Blockbustersaison dieses Jahres wohl offiziell eingeleutet. Nun, auf dieser Ebene enttäuscht uns Hollywood schon mal nicht.
                      Die Bilder sind gigantisch, die Effekte vollendet und in seinem Größenwahn sucht das Effektespektakel seines Gleichen. Aber von Sam Raimi erwartet der Zuschauer natürlich mehr, als bloße Augenwischerei.
                      Hier sieht die Sache dann schon etwas anders aus.
                      Die Story ist leider nicht in dem Maße überzeugend, wie die technische Seite des Filmes. Ist der Einstieg in den Film noch wunderbar charmant und witzig, so ist der Fortlauf der Story ab Betreten des Reiches Oz vorhersehbar von vorne bis hinten. Keine Überraschungen mehr, wenig Spannung und gegen Ende auch noch zahlreiche Logikfehler.
                      Das ist ungemein schade, denn bei dem Ensemble hätte eigentlich nichts schiefgehen können.
                      Für viele stellt James Franco in der Hauptrolle des Zauberers einen großen Kritikpunkt da. Seine Mimik ist oftmals überzogen und grenzt schon fast an Karikatur. Jedoch erinnert mich sein Schauspiel an die Ära des Stummfilms und die Art der Schauspieler durch übertriebenes Nutzen von Gestik und Mimik ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Ein James Franco, der seine vollkommen verschlafene und bekiffte Oscarmoderation wieder gut machen will und nun doppelt so viel Aufwand in sein Schauspiel steckt, ist aber verständlicherweise nicht jedermanns Sache. Rachel Weisz und Mila Kunis als Hexengeschwister sehen gut aus, wobei Erstere glaubwürdiger wirkt. Vollkommen treffend besetzt ist aber Michelle Williams als herzensgute Zauberin Glinda. Fabelhafte Ausstrahlung! Außerdem ist es schön, Zach Braff mal wieder in einem richtig großen Projekt zu sehen.
                      Abseits der Effektegigantomie punktet der Film mit viel Wortwitz und schräger Situationskomik. Dadurch kann er das schwache Drehbuch wenigstens etwas überspielen. Raimis Herkunft aus der Horrorfilmecke kann er auch nicht vollends verbergen, immer wieder schleichen sich kleine aber feine Verweise auf das Genre ein, das ihn einst berühmt machte. Ändert aber leider auch nichts daran, dass „Die fantastische Welt von Oz“ wenig Herz besitzt und seine quietschbunte Welt oftmals an „Alice im Wunderland“ erinnert. Irritierend sind auch manche 360° - Kamerafahrten, die die Welt von Oz in ihrer Pracht zeigen sollen. Durch den ansonsten sehr gelungenen 3D- Effekt wirkt die Umgebung teilweise erschreckend unscharf. Da wünscht man sich beinahe Jacksons HFR- Technik herbei…
                      Sei es wie es sei. „Die fantastische Welt von Oz“ ist sicherlich kein Meistwerk der Fantasy. Dafür unterhält der Streifen in seinen zu langen 130 Minuten jedoch ganz ordentlich und ist wenigstens kurzweilig. Die Welt Oz sieht schnieke aus, die Darsteller sind einigermaßen gut aufgelegt und die Sidekicks sorgen für den nötigen Witz im martialischen Geschehen. Popcornkino, wie es erwartet wird, jedoch nicht, wie es hätte sein können.
                      Lieber noch mal „Der Sternenwanderer“ anschauen. Da passt alles.

                      6
                      • Natürlich hast du Recht. Von vorne bis hinten. Aber daran wird sich wohl sobald nichts ändern.

                        • 7

                          Niveauvoll gesneaked.
                          Im Vorfeld war ich mir einigermaßen sicher, dass „Hitchcock“ zu den Oscarnominierten gehören wird. Nun, im nach hinein ist mir klar, wieso es nur für eine Nominierung für das beste Make Up gereicht hat.
                          „Hitchcock“ präsentiert sich zu weiten Teilen etwas unausgegoren. Immer im Schwebezustand zwischen Biopic, Komödie und Beziehungsdrama.
                          Nach amüsantem Beginn flacht das Geschehen ab, statt sich wirklich um den Entstehungsprozess des Filmes „Psycho“ zu konzentrieren, versucht Regisseur Sacha Gervasi die Beziehung zwischen Alfred Hitchcock und seiner Frau Alma Reville zu bebildern. Das gelingt ab und zu auch ganz gut, lenkt jedoch vom eigentlichen Thema des Films ab. So schlingert „Hitchcock“ immer wieder zwischen ernsthafter Biographie und irrelevanten Eifersüchteleien.
                          Das wird dem Master of Suspense natürlich nicht gerecht. Da ist es sogar hinderlich, dass sich Helen Mirrens Figur der Alma als phasenweise greifbarerer Charakter entpuppt. Während sich Hitchcock in seine Blondinen- und Mörderfantasien flüchtet, ist sie es, die den Film in der Spur hält.
                          Das klingt jetzt natürlich weitaus schlimmer, als der Film eigentlich ist.
                          „Hitchcock“ ist trotz seiner Fehler größtenteils unterhaltsam und leicht anzuschauen. Zuschauer, die jedoch eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Genie Hitchcock erwarten, können nur enttäuscht werden. Was Gervasi hier im Sinn hat, ist eine kleine leichte Geschichte zu erzählen, die zufällig Alfred Hitchcock als Hautpfigur beinhaltet. Das ist schade, lässt einiges an Potenzial ungenutzt und bringt dem Publikum sein Genie kaum näher.
                          Warum er für die Filmwelt solch eine Ikone ist? Nach diesem Film kann diese Frage von Niemanden tatsächlich beantwortet werden. Dank der zwei gut aufgelegten Darsteller, entwickelt der Film zumeist aber einen angenehmen Wortwitz. Mit mehr Konzentration auf Hitchcocks Arbeit als Filmemacher hätte hier auch mehr entstehen können als bloß ein „sehenswerter“ Film, bei dem man nicht alles Gezeigte für bare Münze nehmen darf.
                          Publikumswertung: 2,2

                          11
                          • 2
                            • 8

                              Marion Cotillard ist eine Leinwandgöttin. Punkt.
                              Mehr muss man eigentlich gar nicht schreiben um ihre konstant hervorragenden Leistungen, es sei denn sie wird von Regisseuren verheizt („Dark Knight Rises“), hervorzuheben.
                              So kommt es auch nicht überraschend, dass sie auch in ihrem neuesten Werk „Der Geschmack von Rost und Knochen“ vollends überzeugt.
                              Überhaupt sind es die hervorragenden Darsteller, die diesen Film immer wieder auf Kurs halten. Die Geschichte rund um Stephanie und Alain sprüht nämlich nicht gerade vor Originalität.
                              Zwei grundverschiedene Charaktere nähern sich an. Jeder hat seine eigenen Probleme. Stephanie kann nach einem schrecklichen Unfall ihren Beruf nicht mehr ausüben und Alain ist mehr oder minder ein sozialer Extremfall. Durch das Kennenlernen der Beiden beginnt sich aber deren Leben wieder einzurenken. Die Eine gewinnt wieder an Lebenslust, während der Andere endlich erkennt, was wirklich wichtig im Leben ist.
                              Diese Dramatik wird teilweise ziemlich plump umgesetzt, wirklich raffiniert wird es selten. Allerdings versteht es Regisseur Jacques Audiard eine glaubhafte Atmosphäre zu erzeugen, wodurch manch ein Stolperstein nicht weiter ins Gewicht fällt. Die Kamera ist immer nah an den Figuren, erzeugt so eine gewisse Nähe zu Ihnen. Generell ist „Der Geschmack von Rost und Knochen“ herausragend gefilmt. Das Zusammenspiel zwischen Cotillard und Matthias Schoenaerts ist glaubwürdig, die Chemie stimmt. Überhaupt entwickelt der Film eine passende Dynamik, sobald diese Zwei in einer Szene zusammen sind. Das überraschend zeigfreudige Spiel der Beiden leistet ihr Übriges dazu um diese Beziehung tatsächlich ernst zu nehmen und dem Zuschauer das Gefühl zu geben wirklich in den intimsten Momenten der Beiden zugegen zu sein.
                              Gegen Ende übertreibt es Audiard mit den schicksalhaften Wendungen dann doch etwas, bekommt jedoch glücklicherweise im richtigen Moment noch die Kurve um den Film nicht im langweiligen Melodram enden zu lassen.
                              „Der Geschmack von Rost und Knochen“ ist sicherlich in weiten Teilen vorhersehbar, jedoch ist das kaum ein Grund den Film links liegen zu lassen. Dank der talentierten Darsteller und den wunderschön fotografierten Bilder entwickelt sich „Der Geschmack von Rost und Knochen“ konstant zu einem packenden Stück Drama, das mehr als sehenswert ist.

                              8
                              • Also wenn er während der letztjährigen Oscarverleihung nicht bekifft war, verstehe ich die Welt nicht mehr.

                                2
                                • 8 .5

                                  Niveauvoll gesneaked.
                                  Nachdem die letzten male eher Komödiantisches geboten wurde, trauten sich die Jungs des Programmkinos mal wieder an etwas dramatischeres Material heran.
                                  Mit „Die Jagd“ von Thomas Vinterberg haben sie auch alles richtig gemacht.
                                  Die Story ist stimmig, die Darsteller durch die Bank weg überzeugend und die Atmosphäre fesselt ungemein.
                                  Die Hauptfigur Lucas, dargestellt von meinem Lieblingsdänen Mads Mikkelsen, ist eigentlich ein durch und durch sympathischer Kerl. Angestellt in einem Kindergarten ist er in seinem beschaulichen Heimatdorf ein gern gesehener Gast. Jeder mag ihn. Alle respektieren ihn.
                                  Das ändert sich jedoch schlagartig, als ein kleines Mädchen eine Lüge in die Welt setzt und so Lucas‘ Welt zum Einsturz bringt. Das seiner Familie gleich mit….
                                  Vinterberg versteht es, die Anspannung immer präsenter werden zu lassen, bis sie sich folgerichtig entlädt. Atmosphärisch ist „Die Jagd“ über jeden Zweifel erhaben. Der Zuschauer leidet mit Lucas mit, traut Augen und Ohren kaum und der Film präsentiert dieses unangenehme Thema mutig wie kein Zweiter.
                                  Dabei ist Mikkelsen unübersehbar Dreh und Angelpunkt dieses Filmes. Er verleiht Lucas gerade in schmerzvollen Augenblicken Tiefe, lässt dem Zuschauer seinen Schmerz – wird er doch zu Unrecht angefeindet – mitfühlen. Der Preis als bester Darsteller in Cannes ist absolut gerechtfertigt.
                                  Ebenso die vielen Nominierungen für die Kreativen hinter der Kamera. Das Drehbuch veranschaulicht glaubwürdig das Ausmaß einer Lüge in einem kleinen bzw. begrenzten Mikrokosmos. Wie die Gefühle und das Verhalten Lucas gegenüber umschlagen, ist ganz großes Kino und lässt Wut im Zuschauer aufkommen. „Die Jagd“ gewinnt mit zunehmender Laufzeit immer mehr an Intensität, veranschaulicht auch die Situation des Sohnes und lässt dementsprechend mehrere Blickwinkel zu.
                                  „Die Jagd“ ist sicherlich kein Film, den man sich gerne ansieht. Dafür ist das Thema einfach nicht gemacht und lässt den Zuschauer mit mulmigem Gefühl im Sessel zurück. In seiner ruhigen Art erreicht der Film nämlich das, was er erreichen will. Den Eindruck, dass so etwas eben überall passieren könnte.
                                  Nicht nur im Kino.
                                  Publikumswertung: 1,9

                                  7
                                  • 7 .5

                                    Gesneaked.
                                    Manchmal frage ich mich schon, was so mancher Kritiker sich denkt.
                                    Schon der Trailer zu „Hänsel und Gretel“ macht klar wohin die Reise geht.
                                    Der Film ist nichts weiter als geballter Blödsinn, jedoch so umwerfend präsentiert, dass es wenig ausmacht. Natürlich ist die Handlung nicht der Rede wert, vieles macht auch erst gar keinen Sinn – doch ganz ehrlich: Wer hat denn damit NICHT gerechnet?
                                    Wenn schon ein Tommy Wirkola für Skript und Regie verantwortlich zeichnet, der vorher toten Nazis wieder das Laufen beibrachte, dann ist doch vollkommen klar, wohin der Hase läuft.
                                    „Hänsel und Gretel“ will zu keiner Zeit hohe Ansprüche bedienen. In seinen knappen 90 Minuten wird literweise Blut und Gedärme vergossen, springen dem Zuschauer Köpfe vor die Nase und die gut aufgelegten Darsteller werfen sich mit dämlich – witzigen Sprüchen gegenseitig die Bälle zu.
                                    Das ist beileibe keine anspruchsvolle Unterhaltung. Jedoch ziemlich kurzweilig und überraschend gut besetzt. Gemma Arterton und Jeremy Renner als Geschwisterpärchen, noch dazu Famke Janssen als böse Oberhexe. Und das in solch einem trashigen Film! Peter Stormare nicht zu vergessen...
                                    Die Actionszenen sind dabei angenehm blutig und scheuen nicht vor jeder Menge schwarzen Humor. So macht Nonsens- Kino mal wieder richtig Spaß! Da verzeiht man auch die teils unübersichtlichen Schnitte während der Kämpfe und klischeelastige Rollenzeichnung bzw. Verteilung.
                                    „Hänsel und Gretel“ macht Spaß von vorne bis hinten, bietet einen – zugegeben nicht gerade subtilen – 3D- Effekt und will mehr auch gar nicht sein. Mission erfüllt. Noch dazu sind einige der Hexen kostümtechnisch äußerst originell.

                                    11
                                    • Da sieht man mal, was professionelles Make Up alles machen kann.

                                      • 8

                                        „Les Miserables“ ist sicherlich nicht frei von Fehlern.
                                        An mancher Stelle driftet die Handlung des Films/Musicals gefährlich Richtung Kitsch ab, Handlungslücken sind nicht von der Hand zu weisen und Szenenübergänge erscheinen holprig.
                                        Das trifft alles zu und sorgt auch dafür, dass der Film nicht das Meisterwerk ist, das er hätte sein können.
                                        Dabei geht Regisseur Tom Hooper unglaublich couragiert und ambitioniert zu Werke.
                                        Fantastische Sets, große Bilder, gelungene Kostüme und elegante Kamerafahrten. Alles vorhanden, alles 1 A.
                                        Der technische Aspekt des Films ist rundum gelungen, auch wenn manche Hintergründe ihren computergenerierten Ursprung nicht verbergen können.
                                        Inszenatorisch offenbaren sich jedoch die oben benannten Mängel. Hooper traut sich nicht sein eigenes Ding zu drehen, übernimmt Schwächen der Vorlage und versäumt es manch einem Charakter ansprechende Hintergründe zu vermitteln.
                                        Oftmals wird der Zuschauer vor vollendete Tatsachen gestellt, ohne wirklich zu wissen, wie nun bestimmte Dinge abgelaufen sind. Teilweise wirkt es auch, als hastete Hooper mit seinen Figuren von einem Punkt zum Anderen. Da betrauert ein Charakter seine gefallenen Freunde aufs Bitterste, nur um im nächsten Moment vor Freude jauchzend zu heiraten. Seine eben erst gestorbenen Kameraden interessieren plötzlich niemanden mehr. Diese Art der holprigen Erzählweise häuft sich leider und bringt den Film so um den Status eines Meisterwerks. Mehr Eigensinn hätte Hooper gut gestanden.
                                        Doch so schlimm, wie sich das auf den ersten Blick liest, ist es gar nicht.
                                        Alle noch so großen inszenatorischen Stolpersteine räumen die Darsteller aus dem Weg.
                                        Hugh Jackman gibt eine solide Leistung in der Hauptrolle des Jean Valjean, wie es von ihm im Vorfeld erwartet wurde. Schließlich kommt er ursprünglich aus dem Musicalbereich. Dabei ist es nicht sein Gesang, der erstaunt, sondern seine darstellerische Intensität, die ich so bei ihm noch nie erlebt habe. Die großen Überraschungen des Films sind jedoch Anne Hathaway und Russel Crowe.
                                        Hathaway brilliert in ihrem Solo wie keine Zweite – unfassbar, wenn man bedenkt, dass alles live gesungen wurde. Falls das stimmt. Jedenfalls ist sie mit dieser Leistung endgültig bei mir angekommen.
                                        Doch ist es Crowe, dem der Film gehört. Zwar wird es versäumt aus seiner Figur Javert eine ständige Bedrohung zu machen (Handlungslücken!), doch sobald er auftaucht, gehören die Szenen ihm. Auch wenn seine Stimme nicht die Bandbreite seiner Kollegen erreicht – Wahnsinn! Er verkörpert den pflichtbewussten Inspektor mit einer solchen Intensität und Glaubwürdigkeit, dass es einem den Atem verschlägt. Er ist DIE Überraschung des Films und trägt gehörig dazu bei, dass „Les Miserables“ trotz der Fehler funktioniert. Hierbei lohnt sich auch der Einsatz der Handkamera, wodurch während der Soli das Gesicht der Schauspieler die Leinwand voll ausfüllt und sie förmlich zu Höchstleistungen gezwungen werden.
                                        Verzeiht mir, wenn ich nun nicht alle Castmitglieder aufzähle. Sie spielen und singen alle durch die Bank weg wunderbar, allerdings würde das Loblied auf diese doch wirklich jeglichen Rahmen sprengen. Witzig jedoch, dass Helena Bonham Carter beinahe dieselbe Rolle aus „Sweeney Todd“ erneut zum Besten gibt. Gesanglich besser ist sie jedoch in Letztgenanntem.
                                        Die Songs sind dabei ungemein kraftvoll und emotional. Ihre Wirkung verfehlen sie eigentlich nie, der Zuschauer wird mitgerissen, die Melodie setzt sich im Kopf fest und verstummt nicht einmal Tage später. Lediglich die obligatorische Romanze ist in ihrer kitschigen Art an der Grenze des guten Geschmacks. Aber gut, das muss man bei einer Musicalverfilmung wohl einfach akzeptieren.
                                        Letztendlich ist „Les Miserables“ ein vortreffliches Werk geworden, das es versteht den Zuschauer mitzureißen. Gäbe es allerdings nicht den herausragenden Cast und das gelungene Set – und Kostümdesign würde Tom Hooper damit baden gehen.

                                        10
                                        • Gibt es von euch eigentlich schon einen Artikel zum eigentlichen "Skandal" der diesjährigen Oscars? Die Situation der VFX- Firmen und dass die diesjährigen Oscargewinner schon wieder arbeitslos sind? Würde mich über einen gut recherchierten Artikel darüber freuen und nicht über das Niedermachen eines Moderators, der einfach sein Ding durchgezogen hat, in alle(!!!!) Richtungen ausgeteilt hat und sich nun mit haltlosen Anfeindungen konfrontiert sieht.

                                          9
                                            • Wirklich böser Film. Macht Spaß, aber nur O-Ton. Die Synchro ist wirklich grausig.

                                              1
                                              • 1
                                                • Wie sie alle Russell Crowe in Grund und Boden stampfen....
                                                  Auf CD mag seine außerordentliche Leistung nicht so rüberkommen, aber im Film selbst, wenn sich zur Stimme auch seine schauspielerische Performance gesellt - dann sind alle Anderen chancenlos. Die geringere stimmliche Bandbreite wird durch seine Ausstrahlung absolut wett gemacht. Die Überraschung des Films.

                                                  • 8

                                                    Nanu?
                                                    „The Master“, ein für mehrere Oscars nominiertes Werk und von Regiewunderkind Paul Thomas Anderson inszeniert, läuft an und keiner geht hin(am 1. Tag!!!)?
                                                    Tatsächlich scheint sich niemand für den Film zu interessieren, waren wir doch die einzigen im gesamten Kinosaal. Schon traurig, denn es wundert wirklich niemanden mehr, wenn Produzenten sich scheuen anspruchsvolles Kino zu machen, wenn niemand mehr zuschaut.
                                                    Mein Dank geht also an Megan Ellison und ihre Produktionsfirma Annapurna Pictures!
                                                    Nun aber zum Film.
                                                    „The Master“ ist mit Sicherheit keine leichte Kost. Der Zuschauer muss sich darauf einlassen, sich langsam vom Film mitziehen lassen. Denn mit der Zeit entwickelt dieser einen eigenen, gemächlichen Fluss, dem man sich doch nicht so einfach entziehen kann.
                                                    Inszenatorisch ist der Film einmalig – wie jeder Anderson. Dabei ist es immer wieder erstaunlich wie unterschiedlich jedes seiner Werke ist. War „Boogie Nights“ noch ein zu weiten Teilen fröhlicher Spaß mit allerlei skurrilen Figuren, so ging „There Will Be Blood“ in die völlig andere Richtung und präsentierte uns mit Daniel Planview das Aufopfern eines obsessiven Mannes. In „The Master“ geht es vordergründig auch um das Leben eines Mannes. Allerdings ist dieser kaum mit Planview zu vergleichen, ist er doch antriebslos, weiß nicht wohin mit sich und seinem Leben.
                                                    Joaquin Phoenix liefert in dieser Rolle seine wohl bisher stärkste Leistung ab. Gäbe es nicht Daniel Day- Lewis in der Rolle des Lincoln, der Oscar wäre ihm sicher. Als Freddie Quell sucht er den Sinn des Lebens und berauscht als unterschwellig- aggressive Zeitbombe, die jederzeit hochgehen kann. Seine Mimik fängt den zwiespältigen Charakter Qells perfekt ein. Seine innere Zerrissenheit, sein Problem mit Autorität jeglicher Art. Besonders beeindruckend ist eine Verhörszene zwischen ihm und Phillip Seymor Hoffman, in der er Augenblinzeln länger als eine Minute unterdrückt und dabei sein Innerstes offenbart. Herausragend!
                                                    Das zweite Steckenpferd des Films ist natürlich Hoffman als charismatischer Sektenführer. Der Zuschauer weiß eigentlich nichts über ihn, genauso wenig, wie die, die er zu begeistern versucht. Durch diesen gekonnten Schachzug fällt es schwer, ihn nicht sympathisch zu finden. Hoffman holt dabei alles aus sich heraus. In längeren Monologen vertritt er die Standpunkte seiner Sekte, lässt Kritiker verstummen und richtet seine Aufmerksamkeit immer mehr auf Phoenix Charakter, der ihn zu inspirieren scheint. Die Macht hinter ihm ist jedoch seine Frau (Amy Adams), die ihm abseits des Trubels, im trauten Familienzusammensein Gedanken einflößt. Hiervon hätte ich gerne noch mehr gesehen, immerhin spielt Amy Adams bravourös.
                                                    Einen roten Faden besitzt „The Master“ nun jedoch nicht. Auch findet im Film keine Auseinandersetzung mit dem Thema Sekte bzw. Scientology statt. Kein Fingerzeig, kein Gut und Böse – nur Menschen die sich nach Zugehörigkeit sehnen und mit ihrer Vergangenheit abschließen wollen. Wir begleiten Phoenix Figur auf einer Reise zu sich Selbst, ohne Anfang und Ende. Da passt es auch vollkommen, dass er schlussendlich wieder dort steht, wo er angefangen hat. „The Master“ hat keinen Schluss, jedenfalls keinen im herkömmlichen Sinne.
                                                    Paul Thomas Anderson hat keinerlei Interesse daran, seinen Film den Sehgewohnheiten des Publikums anzupassen. Auch wenn jedes seiner Bilder streng durchkomponiert ist, die Kamerafahrten wunderschön sind und die Musikauswahl haargenau abgestimmt – man muss schon gehörig aufpassen um den Zug nicht zu verpassen.
                                                    Passiert einem dies nicht, wird man mit einem der interessantesten Filme der letzten Zeit belohnt. Ein Film, der tief in die Psyche seiner Charaktere eindringt, sie bloß legt und sogar kleinsten Regungen Bedeutungen beimisst.

                                                    17