Bandrix - Kommentare
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Alle Kommentare von Bandrix
Ach, Mensch.
Denzel Washington did it again!
Und hat er mich damit wieder gekriegt? Mich wider Willen unglaublich mitfiebern und vor allem mitfühlen lassen?
Ja!
„John Q“ ist das, was man eine Paraderolle für Washington nennen kann. Wieder einmal mimt er den aufrechten Bürger, der alles tut um seinen Sohn zu retten.
Von staatlichen Institutionen im Stich gelassen, muss er zur Waffe greifen, um seinem Sohn ein Herz zu besorgen.
Hierbei offenbart der Film gehöriges Potenzial.
Gelungen werden die Missstände im amerikanischen Gesundheitssystem offen gelegt. Gerade durch Einsatz von Presse und Johns offensichtliche Aufgabe als Spiegel der verarmten Gesellschaft Amerikas funktioniert das vorzüglich.
Der Film beginnt angenehm ruhig und stellt Washington als liebenden Vater vor, der für seine Familie nur das Beste will. Sein Sohn, dargestellt von dem talentierten Daniel E. Smith, ist glücklicherweise kein unsympathisches Teenager , wie so oft in manch anderem Film. Ganz im Gegenteil. Er wirkt wie ein normales Kind, mit Träumen und Wünschen. Das macht sein späteres Schicksal nur umso tragischer.
So weit, so gut.
Sobald jedoch klar ist, dass keine Hilfe zu erwarten ist, wechselt der Film fließend von Drama zu Thriller. Dank der gelungenen Exposition wirkt die Wendung heftig und lässt den Spannungsbogen gehörig steigen.
Nun kommen auch noch zwei Schauspiel – Schwergewichte hinzu in Form von Robert Duvall und Ray Liotta. Die dürfen dann auch gleich ihr großes Talent in einer äußerst mitreißenden Szene (Parkhaus!) unter Beweis stellen.
Washington hat derweil genug Zeit um darstellerisch zu glänzen. Die Rolle des tragischen Helden ist einfach auf ihn prädestiniert.
So weit, so spannend.
Was jetzt viele als Kritikpunkt anbringen - immer klischeevollere Dialoge und das Weicheiende - sehe ich etwas anders.
Klar, Regisseur Nick Cassavettes lässt nun so einiges vom Stapel um den Zuschauer zum mitfühlen zu animieren. Bei jedem anderen Film würde das auch bei mir nach hinten losgehen. Doch nicht mit Denzel Washington!
Allein ihm ist es zu verdanken, dass der Zuschauer auch in besonders kitschigen Momenten mitfühlt.
Einziger Kritikpunkt meinerseits ist auch das Ende, das doch viel zu konstruiert und zufällig wirkt um tatsächlich ernst genommen zu werden. Da hat dem Drehbuchautor der Mumm gefehlt es bis zum Ende durchzuziehen. Schade.
Nichtsdestotrotz bleibt „John Q“ ein bis zum Schluss hoch spannendes und emotionales Thriller-Drama, das nur gegen Ende die letzte Konsequenz vermissen lässt.
Falls jemand keine so hohe Affinität Denzel Washington gegenüber hat, könnte er sich auch vorher schon an manch einer kitschigen Szene sauer aufstoßen.
Aber für mich gilt, wie schon gesagt:
Denzel Washington did it again!
Gesneaked.
Eins vorweg: Die Indieperle des bisherigen Jahres.
„Voll und ganz und mittendrin“ - das klingt nach dem Üblichen Einerlei in Sachen Wohlfühl-Kino, gepaart mit ungeheuerlichen RomCom-Auswüchsen. Doch, wie schon bei „Vielleicht lieber morgen“ weit gefehlt.
Hinter diesem unpassenden deutschen Titel („Run and Jump“ im Original um einiges passender!) verbirgt sich ein Kleinod, ein intimes Portrait einer vom Schicksal gebeutelten Familie.
Das Leben von Vanetia gerät vollkommen aus den Fugen, als ihr geliebter Ehemann mit einem Schlaganfall eingeliefert wird. Der Film selbst setzt jedoch einige Monate später an, als Connor ins Eigenheim überliefert wird um dort wieder Fuß zu fassen. Ihn begleitet der amerikanische Psychiater Ted Fielding um die Familie zwecks Fallstudie zwei Monate lang auf Schritt und Tritt zu verfolgen und sämtliche Vorkommnisse festzuhalten.
Es ist vorprogrammiert, dass er in das tragische Leben der Familie mit zwei Kindern hineingezogen wird. Seine Professionalität lässt mit der Zeit immer weiter nach, bis er sogar Gefühle für Vanetia zu entwickeln beginnt. Nebenbei ist der Sohn im Teenager-Alter gerade in einer schwierigen Phase....
Auf dem Papier klingt die Szenerie wie Dutzendware. Schon oft gesehen, nur Details verändert. Allerdings steckt in „Voll und ganz und mittendrin“ noch so viel mehr, das sich zu entdecken lohnt.
Angefangen bei dem erfrischend aufspielendem Ensemble, das einem sogleich ans Herz wächst. Dreh- und Angelpunkt des Films ist dabei die großartige Maxine Peake, die die Frohnatur Vanetia mit solch herzergreifender Leichtigkeit verkörpert, dass es schmerzt. Durch sie fließen all die aufgestauten Emotionen, wie Wut, Hoffnung, Bangen, Schmerz und Liebe hindurch direkt in das Herz des Zuschauers. Gebannt verfolgt er ihr ständiges Aufbegehren gegenüber der Ungerechtigkeit des Lebens. Ihr zur Seite steht Will Forte als Psychiater, der im Grunde für seine Comedy-Auftritte in der Show Saturday Night Live bekannt ist und mit diesem Film seine Karriere als ernstzunehmender Schauspieler startet. Er bildet das Gegengewicht zu Vanetias Fröhlichkeit, bleibt nüchtern, trocken und analysiert. Erst durch diese vordergründig wild-herzliche Frau, fängt er an, das Leben losgelöst von seiner Arbeit zu betrachten. Die Dynamik und stimmige Chemie dieses ungleichen Films ist es zu verdanken, dass sich „Voll und ganz und mittendrin“ nicht in Klischees ergibt. Hinzu kommen noch talentierte Jungdarsteller in den Rollen der beiden Kinder. Selbst der Story-Arc um den Teen mit Problemen ist wohltuend subtil eingefangen, nervt nicht und wirkt niemals überfrachtet.
Hierin liegt auch die größte Stärke des Films.
Regisseurin Steph Green inszeniert in stimmigen Bildern diese im Grunde tragische Geschichte. Sie ist mit der Kamera ständig nah an den Figuren, lässt den Zuschauer unmittelbar teilhaben am Geschehen. Kleine, starke Momente sind überall zu finden. Das Drama baut auf seinem Realismus auf und entwickelt dadurch eine Sogwirkung, der sich der Rezipient wohl kaum entziehen kann. Gleichwohl traurig, als auch witzig wird das Leben selbst eingefangen. Im Mikrokosmos einer Familie entsteht eine Parabel über das Weiterleben bzw. das Überleben. Inmitten all der Hoffnungslosigkeit und den Schicksalsschlägen gibt es doch noch einen Funken Hoffnung auf Besserung. Nichts anderes wünscht sich ein Jeder für diese dem echten Leben entsprungenen Charaktere. In leisen Tönen besitzt der Film eine emotionale Zugkraft, die nur schwer in Worte zu fassen ist.
„Voll und ganz und mittendrin“ ist unglaublich nahe dran, an der Wirklichkeit. Unprätentiös, wahrheitsgemäß und ohne falschen Pathos. Zum herzhaften Lachen gesellt sich stets ein trauriger Nachgeschmack. Zu leben, heißt nun mal auch nicht, sein Dasein auf einem Ponyhof zu fristen und eben das macht "Voll und ganz und mittendrin" umso wirkungsvoller.
Da ist es nur umso passender, dass sich Steph Green einem klaren Happy End verweigert. Die Figuren haben – jeder für sich – eine Entwicklung durchlaufen, sind gewachsen und zum Teil auch reifer geworden. Doch das Leben lässt sich eben nicht anhalten, endet nicht mit dem Abspann. Es ist ein stetiger Fluss, der nicht aufhört zu fließen. Ebenso wie dieser Film. Der Zuschauer darf selbst entscheiden, wie es nun weitergeht, welche Biegung der Fluss nun letztendlich nimmt. Das macht „Voll und ganz und mittendrin“ nur umso größer.
Publikumswertung: 2,2
„Trance“ greift in seinen besten Momenten tief ein, in die Psyche seiner Akteure. Die Grenze zwischen Gut und Böse, Schwarz und Weiß verschwindet, verringert sich, bis sie nicht mehr zu sehen ist.
Einstige Sympathiegaranten kehren das Böse in sich nach außen, erst langsam, dann unaufhörlich. Ehemalige Bösewichte winden sich unter schrecklichen Erinnerungen und legen ihre eigene Unfähigkeit und bloße Angst frei.
Danny Boyle versteht es meisterlich mit der Erwartungshaltung des Zuschauers zu spielen. Die anfangs simple Story entwickelt sich unter seiner Führung in ein Wirrwarr aus Erinnerungen, falschen Realitäten, hypnotischen Einschüben und der Frage nach dem Wie.
Boyle kostet in „Trance“ die volle Palette seines Könnens aus. Er spielt mit Unschärfen, schnellen – nur vordergründig – krassen Schnitten, lotet mit Kameraeinstellungen die Grenzen der eigenen Wahrnehmung gekonnt aus, lässt Darsteller durch Spiegel blicken um sie sogleich verzerrt darzustellen und suggeriert dem Zuschauer, er wisse was kommen wird. Die Realität wird gedehnt, strapaziert, bis sie kaum mehr existent ist.
Denn ganz egal, wie sich der Rezipient das Eine oder Andere zusammenreimt – in seiner vollen Gänze wird er niemals richtig liegen. Mit hoher Aufmerksamkeit muss auf die Leinwand geblickt werden, sonst droht der entscheidende Hinweis schon über alle Berge zu sein.
Es ist sicherlich eine Leistung, dieses mehrstöckige Konstrukt aus Gedanken und Erinnerungen auf sicherem Fundament zu bauen. Die Gefahr ist groß, dass die Auflösung dem Vorangegangenem nicht gerecht werden wird – doch weit gefehlt. Am Ende macht alles einen Sinn, jegliches Puzzle-Teil begibt sich freiwillig an seinen Platz.
Boyles Affinität zu modernster Technologie wird gebührend Tribut gezollt – immerhin fungieren Tablets und Handys als Anker in Zeiten völliger Desillusionierung und erinnern die Charaktere an das Geschehene. Nebenbei ist „Trance“ ein witziges und lehrreiches Plädoyer für die rasierte Vagina.
Interessanterweise schwächelt „Trance“ ein wenig im Mittelteil, wenn mehr auf die Figuren im Einzelnen eingegangen wird. Denn Boyle war schon immer ein Regisseur, der durch seine visuelle Brillianz zu begeistern wusste. So kann bis auf die unheimlich starke Rosaria Dawson Niemand wirklich Tiefe entwickeln und das Geschehen bleibt inmitten der Irrfahrt durch James McAvoys Psyche ironischerweise an der Oberfläche.
Nichtsdestotrotz entwickelt „Trance“ vor allem im letzten Drittel eine sogartige Wirkung, glänzt mit immer neuen Wendungen und beweist, dass der Zuschauer auch heute noch überrascht werden kann. Wenigstens ein wenig.
Zum Ende hin bannt Boyle noch einmal sämtliches Können seinerseits auf Zelluloid, bringt die Leinwand zum Brodeln und lässt seine drei Hauptdarsteller am Ende klarer denn je Richtung Vergangenheit blicken.
Ein jeder trickst seinen Nebenmann aus, doch wer am Ende aufrecht steht – ja das muss Jeder selbst erfahren.
In der heutigen Zeit, die geprägt ist von glattgebügelten Blockbustern und risikoarmen Investitionen im Filmbusiness, tut es gut zu wissen, dass es zumindest noch einen Filmschaffenden gibt, der Gelder für kleine, dreckige Filme zur Verfügung gestellt bekommt. Ein wenig Abwechslung ist nämlich dringend nötig und „Trance“ ist eine solche.
Damon Lindelofs dritter Akt funktioniert erstaunlicherweise ganz gut bis zum peinlichen Schlussmonolog. Da wird dann noch einmal ordentlich Potenzial liegen gelassen. Die eigentliche Story rund um Russland und dem Schippern über die Weltmeere klang um ein Vielfaches interessanter...
Matthew Fox wird das sicher genauso sehen.
„Bangkok Dangerous“ ist kein wirklich misslungener Film.
Dafür sorgt schon die einzigarte Inszenierung, die aus jedem Frame ein Beinahe–Kunstwerk macht und den Film dadurch rein visuell gesehen vom Rest abhebt.
Die Story rund um einen taubstummen Auftragskiller ist dabei das Übliche – bis auf den körperlichen Zustand des Hauptdarstellers.
Allerdings ist er deutlich spannender als das Remake mit Nicolas Cage. Das Original wirkt dreckiger und fängt den Irrsinn Bangkoks hervorragend ein.
Was dem Film allerdings eine wirklich hohe Wertung verweigert, ist der Spannungsbogen, der nicht konsequent durchgehalten wird.
Hier mal eine halbwegs spannende Schießerei, dort mal ein kurzer Kampf. Dazwischen jedoch eine relativ belanglose Liebesgeschichte, die sowieso zu wenig Raum bekommt um ihre Wirkung tatsächlich entfalten zu können.
Lediglich das Finale kann wirklich noch etwas retten. Das ist stimmig inszeniert und wird folgerichtig zu Ende geführt.
Ohne den einzigarten Stil der Inszenierung würde jedoch kaum etwas von „Bangkok Dangerous“ hängenbleiben. Schade drum.
Anno 2010 sorgte ein Regisseur namens James Wan mit einem kleinen, altmodischen Spukfilmchen namens „Insidious“ für große Aufmerksamkeit. Bekannt durch das äußerst brutale, dennoch durchdachte Werk „Saw“, erwartete Jedermann ein blutiges Unterfangen. Doch siehe da, Wan verzichtete komplett auf jegliches Folterinstrument, frönte dem fast schon für Tod erklärten Grusel und zitierte nach Herzenslust einen Klassiker nach dem Anderen.
Hat sich etwas daran im Folgewerk „Conjuring – Heimsuchung“ geändert?
Mal abgesehen von einer exorbitant gesteigerten Erwartungshaltung seitens der Fans sicher nicht.
Eingebettet im wunderbar atmosphärischen 70er-Jahre-Setting entfaltet sich eine eigentlich schon ein gutes Dutzend mal erzählte Horrorgeschichte.
Eine sympathische Familie zieht in ein älteres Haus, findet einen ominösen Keller und der Schrecken nimmt seinen Lauf. Natürlich darf bei einem heutigen Horrorfilm die Marke „basierend auf einer wahren Begebenheit“ nicht fehlen. So nimmt sich Wan eines Falles des tatsächlich existierenden Warren-Ehepaars an, die in den 70ern und 80ern zahlreichen okkulten Phänomenen auf der Spur waren und – wie im Film gezeigt – einige Bücher schrieben und Vorträge an Universitäten hielten.
Wan nimmt sich angenehm viel Zeit seine Figuren vorzustellen und ihnen für einen Horrorfilm überraschend viel Tiefe einzuflößen. Sei es die Familie oder das Ehepaar. Sie alle sind nicht nur Eckpfeiler in einer Geschichte aus Horrorversatzstücken, sondern tatsächliche Charaktere, deren Überleben dem Zuschauer ein Anliegen ist. Ein großer Verdienst muss auch den Darstellern zugestanden werden. Wan-Spezie Patrick Wilson und Vera Farmiga als Dämonologen-Ehepaar strahlen genügend Glaubwürdigkeit aus, damit die Geschichte nicht ins Lächerliche abdriftet. Gerade Farmiga überrascht in der Rolle des Mediums, die sich immer tiefer ins Dunkel bewegt.
Neben dem gelungenen 70er-Flair ist es vor allem Wans versierte Inszenierung, die „Conjuring – Heimsuchung“ über restliche Genrevertreter hebt. Die Kamera bewegt sich oftmals unfassbar elegant durch das verfluchte Haus, wunderschöne Kamerafahrten, genauestens arrangierte Szenerien – der gesamte Films ist hervorragend konzipiert und durchkomponiert.
Auch in seinem neuesten Werk vertraut Wan auf die klassischen Mittel des Horrors. Wenig Blut, dafür zuschlagende Türen, Schritte im Nirgendwo, gruselige Gestalten beinahe außerhalb des Sichtfelds, Schreie und klatschende Hände. Mehr als einmal stellen sich die Nackenhaare auf, auch wenn die großen Schocks, wie sie „Insidious“ zuhauf aufweisen konnte, größtenteils ausbleiben.
„Conjuring – Heimsuchung“ ist natürlich weit davon entfernt, dem Haunted-House-Genre neue Facetten abzugewinnen. Viel mehr suhlt sich Wan in Klischees, weiß sie aber überaus effektiv zu einem großen, runden Ganzen zu vermischen. Er zitiert sich durch sämtliche Klassiker und schafft es trotzdem, den Zuschauer mitzureißen - wenn auch nicht im gleichen Maße wie drei Jahre zuvor mit „Insidious“.
Denn wie schon erwähnt: Die heftigen Schocks sind dieses mal nicht in selbem Maße durchschlagend, das Finale besitzt nicht dieselbe Spannungsdichte. Dennoch stellt „Conjuring – Heimsuchung“ nach all den Enttäuschungen der letzten Jahre - „Mama“ und „Possession“ um nur zwei zu nennen – eine willkommene Abwechslung dar.
Schön zu sehen, dass es immer noch echte Handwerker im Horror-Segment gibt, die es vermögen, im Zuschauer noch echte Furcht zu erzeugen. Diese Gabe ist, weiß Gott, selten geworden.
Wolverine ist im Vergleich mit all den anderen bekannteren Marvel-Helden sicherlich ein Raubein. Jemand, der mit Kraftausdrücken nicht spart und einer Konfrontation selten aus dem Wege geht. So zumindest in den Comics und weniger in den Filmen.
Dort muss er seit nunmehr vier bis fünf Filmen für die Figur des gebrochenen Helden, der alles zerstört, das er liebt, herhalten. Aus dem gefährlichen Wolf wird ein Kätzchen, dass ein gefühltes Dutzend mal aus dem Schlaf hochschreckt, dem Albtraum entflieht.
Im neuesten Ableger „Wolverine: Wege des Kriegers“ seziert Regisseur James Mangold den kampferprobten Charakter des Helden in mehrere Teile.
Da hätten wir den unbändigen Wüterich, der seine Feinde mit brutalster Gewalt niederringt und auf der anderen Seite eben einen traumatisierten Weichling. Mangold lässt ihn wieder und wieder den Tod seiner einstigen Liebe Jean Grey durchleben. So oft, bis auch der letzte Zuschauer verstanden hat, dass es um sein Innenleben nicht gerade gut bestellt ist. Dem schließt sich langes Bettgeflüster – seine Vergangenheit zum Thema - mit seiner Verblichenen, als auch mit der aktuellen Love interest an. Hier wird versucht einem Charakter Tiefe einzuflößen, wo es gar nicht notwendig ist. Redundanz ist hierbei das Stichwort.
Da hilft auch kein Schauplatzwechsel gen Asien, wenn dort angekommen sowieso nur die üblichen Klischees durchexerziert werden.
Ninjas, Samurai, Yakuza – alles vorhanden. Allerdings passt die Metapher des Ronin, ein herrenloser Samurai, zugegebenermaßen wie die mit Adamantium verstärkte Faust aufs blaue Auge. Denn Wolverine streunert – vor allem zu Beginn – ziellos durch die Wildnis ohne ein klares Ziel vor Augen zu haben. Wer etwas für asiatisches Setting übrig hat, wird somit trotzdem auf seine Kosten kommen, auch wenn sich der Einblick in die japanische Kultur auf das übliche Einerlei aus amerikanischer Sicht beschränkt.
Leider bleibt die Story selbst auch im formelhaften 1x1 des Superheldenfilms stecken. Jegliche Entwicklungen sind von Anfang an klar, kein Charakter bricht aus üblichen Konventionen aus. Wer schlussendlich wen verrät, lässt sich sogar schon anhand des Trailers erraten.
Die Action selbst ist routiniert inszeniert, verführt nie zu Jubelrufen, ist dank asiatischer Kampfkunst jedoch hübsch anzusehen. Wirkliche Suspense kommt jedoch nur einmal auf, während Wolverine mehrere Feinde in und auf einem Zug ausschaltet. Spektakulär eingefangen und umgesetzt. Dafür ist der riesenhafte Silver Samurai in der Tat so lächerlich, wie befürchtet und führt dazu, dass der Zuschauer das Finale nur schwer ernst nehmen kann. Außerdem ist der Versuch, auf PG 13-Niveau zu bleiben oftmals allzu krampfhaft umgesetzt.
Darstellerisch sticht niemand besonders heraus. Die Rolle des Wolverine ist untrüglich das größte Geschenk in Hugh Jackmans Karriere. Niemand anderen möchte man sich mit diesen Koteletten und Krallen vorstellen. Schade nur, dass das Skript ihm kaum Möglichkeiten gibt, mimisch Großes zu leisten. Interessant ist „Wolverine: Weg des Kriegers“ jedoch ausgerechnet, sobald sich der Rezipient den weiblichen Nebencharakteren zuwendet. Diese sind durchaus in der Lage sich zu verteidigen und das eine oder andere mal scheinen sie tatsächlich Wolverine überlegen zu sein. Sei es Svetlana Khodchenkova als biestige Viper, oder Rila Fukushima als Helferlein. Selbst die klassische „Damsel in Distress“ Tao Okamoto weiß durchaus sich zur Wehr zu setzen. Wenn das Skript nur nicht so dermaßen frei an Überraschungen wäre...
Es scheint, als sei „Wolverine: Weg des Kriegers“ ein einziges Hinarbeiten auf den kommen „X-Men: Days of Future Past“.
Seine Gewissensbisse müssen glattgebügelt, seine Einstellung wieder geändert werden. Nur darum existiert er, was in der Post Credit- Scene umso deutlicher wird. Diese ist nämlich, eigentlich fast schon beschämend – das Beste am gesamten Film und läutet den Nachfolger ein.
„Wolverine: Weg des Kriegers“ ist ein überlanger Epilog, der nur dank seines Hauptdarstellers halbwegs interessant erscheint, sonst allerdings wenig zu bieten hat. Schade drum.
Im Interview geht aber klar hervor, dass das Hüsteln der Pressedame eher ein Gag ist. Sie lachen ja Beide drüber.
Guillermo Del Torro ist seit seiner frühesten Kindheit fasziniert von asiatischen Monstern der Marke Godzilla oder Gamera. Daraus machte er in Interviews nie einen Hehl, sodass es kaum verwundert, dass er nach Hits wie „Hellboy“ oder „Pan's Labyrinth“ die Chance bekommt, seinen Kindheitstraum auf die große Leinwand zu transportieren.
Der Inhalt des Films ist dementsprechend schnell abgehandelt.
Ganze 15 Minuten benötigt der Film für seine Exposition, die gewichtige Ereignisse wie Erstkontakt, Aufnahme des Jaeger-Programms, sowie Ursache der plötzlichen Erscheinungen vorwegnimmt. Im Schnellprogramm werden Charaktere abgesteckt und dem Zuschauer wird eines klar: Del Torro lässt dem Kind in sich wirklich freien Lauf.
Sein Augenmerk ruht fast vollständig auf dem Spektakel, den Gewalten die fortwährend aufeinander prallen. Fast hilflos fühlt sich der Rezipient, sobald die riesigen Mechs gegen schier übermächtige Kaijus zu Felde ziehen und dabei alles im Umkreis von mehreren Kilometern in Schutt und Asche legen. Er wird in den Sessel gedrückt, was aufgrund der überbordenden Soundkulisse auch nicht anderes möglich ist. Der Kinosessel vibriert, sobald die meterlangen Fäuste auf eines der Kaijus treffen. Dumpf und schwerfällig bewegen sich die Maschinen, die Kraft hinter den Schlägen ist zu jederzeit spürbar. Die zwei Piloten innerhalb des Metallkolosses wirken schon beinahe unbedeutend winzig und doch möchte der Zuschauer am Liebsten mit ihnen tauschen, die Bewegungen nachahmen und selbst Hand an den „Steuerknüppel“ legen.
Denn Del Torro schafft mit „Pacific Rim“ das, was vielen seiner Kollegen im Blockbustersegment abhanden gekommen ist. Er weckt nicht nur das Kind in sich selbst, sondern auch das im Zuschauer. Es macht einfach höllisch viel Spaß dabei zuzusehen, wie ganze Städte in Asche verwandelt werden und sich die Monster an Superlativen nicht mehr messen lassen.
Tricktechnisch ist der Film perfekt umgesetzt und wesentlich mehr in der Realität verankert, als zuerst angenommen werden darf. Die Welt ist ein dunkler, gefährlicher Ort, die Optik der Kämpfe – auch wenn nur in völliger Dunkelheit – famos. Dauerregen, Schrammen, Kratzer, Rost und Dreck. All die Feinheiten, die eine Illusion erst zum Leben erwecken, sind vorhanden. Auch die realen Sets sind eine Augenweide, wobei vor allem Ron Perlmans Residenz der interessanteste Ort ist.
Generell sind die Schauspieler allesamt auf den Punkt gecastet. Es ist schon ein großes Wagnis, eine Major-Produktion mit 190 Millionen Budget ohne einzigen Star auflaufen zu lassen. Diese dann jedoch – von wenigen Ausnahmen abgesehen - nur mit Seriendarstellern zu besetzen, eine Kunst. So ist Hauptdarsteller Charlie Hunnam den Fans vor Allem durch sein Engagement in „Sons of Anarchy“ bekannt, genau wie Ron Perlman. Hunnam erfüllt seine Aufgabe des Durchschnittshelden mit Bravour, auch wenn seine Figur eigentlich wenig hergibt. Genau wie die seines Quasi-Mentors Idris Elba („The Wire“ und „Luther“). Er ist der beinharte Vorgesetzte mit Herz und seine Entwicklung ist von A bis Z vorhersehbar. Dazu reihen sich die obligatorischen Wissenschafts-Nerds Charlie Day („It's always sunny in Philadelphia“) und Burn Gorman („Torchwood“) wenn man so will perfekt ein. Als Comic-Relief-Figuren erfüllen sie ihren Zweck vortrefflich. Der Einzige, der etwas Abwechslung ins Geschehen bringt, ist natürlich Perlman in der Rolle des knallharten Unterweltboss.
Dies ist auch das große Versäumnis des Films. Seine Story ist zu seinem Leidwesen schon ein Dutzend mal erzählt worden, einige Dialoge furchtbar abgedroschen, Charakterentwicklungen glasklar. Von einem Regisseur der Marke Guillermo Del Torro ist der Zuschauer einfach mehr gewöhnt.
Das immense Potenzial, dass hinter dem Prinzip der neuronalen Brücke steckt, wird nur ein einziges mal (sehr gekonnt) aufgezeigt. Etwa, als ein Pilot sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen muss und dabei ein Trauma sondergleichen offenbart. DAS sind wirklich großartige Szenen, die leider zu selten ihren Weg in den fertigen Film gefunden haben.
Allerdings muss Del Torro zu Gute gehalten werden, dass er mit „Pacific Rim“ nicht mehr als eine Hommage an all die Filme, Bücher und Serien auf die Beine stellen wollte, die ihn bis zum heutigen Tag inspiriert haben. Anleihen an Anime a la „Neon Genesis Evangelion“ (leider eben ohne deren psychologischer Aspekte) oder eben Filme, wie „Godzilla“ und „Alien“. Von allem lässt sich hier der eine oder andere Fingerabdruck entdecken.
Mag die Geschichte rund um „Pacific Rim“ eindeutig aus der Kiste des 1x1 zusammengesetzt sein, so macht der Film ohne wenn und aber ordentlich Laune.
Die Liebe steckt hier eben in den Details, die uns zwar regelmäßig um die Ohren fliegen, allerdings immer präsent sind.
Es bleibt nur zu hoffen, dass „Pacific Rim“ im asiatischen Markt einschlagen wird, wie eine Bombe, sodass einem Sequel nichts mehr im Wege steht und sich Del Torros Gigantismus/Kindheitstraum tatsächlich im Stile der Serie „Neon Genesis Evangelion“ von purer Action hin zu einem psychedelischem Selbstfindungstrip entwickeln darf. Letzteres ist vielleicht nur Wunschdenken, aber eine Fortsetzung wäre in jedem Fall wünschenswert. Jedenfalls wird es „Godzilla“ nächstes Jahr sehr schwer haben, denn mehr Bildgewalt ist kaum noch möglich.
Also ab ins Kino, denn nur dort entfaltet „Pacific Rim“ seine volle Wirkung. Auf dem kleinen Bildschirm im eigenen Heim kann sich die brachiale Kraft des Films wohl kaum entfalten.
Schöne Analyse. Allerdings zeigt Snyder SPOILER!!! Keine Opfer in Bezug auf Supis Zerstörungswut. Die ums Überleben kämpfenden Menschen werden nur gezeigt, wenn Zods Weltenwandler anfängt alles in Stücke zu hauen.
„The Champ“ mag vom Storyverlauf her vielleicht keinen Innovationspreis gewinnen, dennoch funktioniert er zu weiten Teilen sehr wohl.
Die wahre Geschichte rund um einen heruntergekommenen Obdachlosen, der sich für einen gealterten Boxstar ausgibt und von einem ehrgeizigen Journalisten entdeckt wird, berührt.
Nicht zuletzt dank des großartigen Samuel L. Jackson, der hier wieder mal unter ganz viel Make Up versteckt eine hervorragende Leistung abgibt. Er lebt die Rolle dieses Boxers, so scheint es.
Auf diesem hohen Niveau mithalten kann Josh Hartnett nun mal nicht, das mag aber auch seiner Rolle zugeschrieben werden. Viel Grund für schauspielerische Höhenflüge gibt diese nämlich nicht her. Auch die Nebenrollen sind fein besetzt, da gibt es nichts zu meckern.
Da der Film sich sowieso schon in einem für mich interessanten Milieu bewegt (Journalismus in Filmen geht immer!), hat „The Champ“ von Grund auf schon einen Stein im Brett.
Wenn dann Regisseur Rod Lurie das Ganze auch noch ansprechend emotional umzusetzen weiß, sehe ich keinen Grund dem Prädikat „Sehenswert“ etwas entgegen zu setzen.
Gut, „The Champ“ widmet sich leider nicht allzu oft bildlich der Vergangenheit des Boxers und schwelgt hier und da etwas zu sehr im Kitsch – da es aber wirkt, kann ich nur sagen:
Was soll’s?
Niveauvoll gesneaked.
Er ist 1,78m groß. Sein Lieblingsessen ist Wiener Schnitzel und seine Lieblingsfarbe blau. Er ist außerdem noch FC Bayern-Fan, redet im Schnitt 15 Minuten am Tag mit seiner Frau und deren Koitus beläuft sich auf rund 7 Minuten.
Habt ihr euch in mindestens einem dieser Merkmale wiedererkannt?
Wenn ja, darf ich euch herzlichst im deutschen Durchschnitt willkommen heißen.
Doch wo im Grunde nur einige Merkmale auf Jedermann zutreffen, gibt es einen Menschen in der Bundesrepublik, der in jeglichen Belangen genau im Schnitt liegt.
Thomas Müller hat kein sonderlich aufsehenerregendes Leben, ist im Grunde genommen aber glücklich.
Familie, Job und baldiges eigenes Heim.
Sein Leben nimmt jedoch eine schicksalhafte Wendung, als er plötzlich seinen Job verliert und ihm im gleichen Atemzug eine neue Chance gewährt wird. Fortan läuft alles wie geschmiert, sein neuer Chef freundet sich mit ihm an, seine Meinung ist gefragt. Allmählich kommen Thomas Müller jedoch Zweifel, finden seine Ideen plötzlich – sobald er sie ausgesprochen hat – einen Abnehmer. Sei es in der Politik oder in der Wirtschaft – seine Wünsche erfüllen sich....
Regisseur von „König von Deutschland“ David Dietl bekam das Talent für gelungene Satire schon früh in die Wiege gelegt. Sein Vater Helmut Dietl sorgte in den 90ern mit der Kult-Satire „Schtonk“ für Aufsehen. Es besteht kein Zweifel, dass sich sein Sohn sämtliches Handwerk bei Dietl Senior abgeschaut hat.
Wichtigster Kritikpunkt einer Satire ist die Glaubwürdigkeit. Der Satiriker nimmt sich eines Themas an, das fest in der Realität verankert ist und aktuellen Bezug besitzt. So auch Dietl, der mit „König von Deutschland“ auf den Pfaden von Peter Weirs „Truman Show“ wandelt und die Individualität des Einzelnen, sowie Überwachung durch staatliche Institutionen in seinem Film aufgreift. Dies hat durch die Abhöraffäre der NSA einen besonders faden Beigeschmack. Natürlich nutzt Dietl das Stilmittel der Übertreibung, streut einige skurrile Szenen ein, doch im Kern ist „König von Deutschland“ eine durchaus ernste Angelegenheit. Jedenfalls wenn der Zuschauer die Lust verspürt, sich auch nach dem Abspann mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Freilich fallen sodann auch dramaturgische Schwächen auf. Mit zunehmender Laufzeit häufen sich Logikfehler und Ungereimtheiten, Charaktere beginnen, sich komplett irrational zu verhalten. Das wackelige Gerüst, auf dem das Skript aufgebaut ist, droht mehr als nur einmal einzustürzen.
Glücklicherweise geschieht dies nie ernsthaft, was vor allem an den glaubwürdigen Darstellern liegt. Ollie Dittrich mimt den Durchschnitts-Deutschen im Grunde perfekt. Unaufgeregt, sympathisch und ein Gutmensch durch und durch, der nur das Beste will und von der Situation zunehmend überfordert ist. Auch der Rest des Casts spielt solide, wobei Veronica Ferres' Engagement dazu führt, dass sich „König von Deutschland“ eher wie eine TV-Produktion, denn nach Stoff für die große Leinwand, anfühlt.
Was jedoch nicht einhergeht mit niedriger Qualität. Der Film ist durchgehend amüsant, hat hier und da große Lacher, lädt zumeist zum Schmunzeln ein. Die letzte Prise Boshaftigkeit mag Dietls Langfilmdebüt noch fehlen, ein wenig Mut zur Konsequenz – geschenkt.
„König von Deutschland“ ist in keinem Fall verschwendete Lebenszeit, auch wenn er nicht jegliches Potenzial ausschöpft. Es ist allerdings schön zu sehen, dass auch vordergründig seichte Unterhaltung zum Nachdenken anregen kann und dank seiner durchaus realistischen Prämisse einen gewissen Nährwert besitzt.
Marktforschung am lebenden Objekt ist doch schon längst alltäglich, nur eben nicht in diesem Ausmaß. Oder doch?
Schließlich wird tatsächlich geforscht, welche Farbe ein Politiker während seiner Fernsehauftritte tragen soll, welche Flaschenform bei Kunden besonders gut im Getränkemarkt ankommt und welche Gerüche ihn zum Kaufen animieren. „König von Deutschland“ treibt dies gekonnt auf die Spitze, auch wenn ihm – wie oben schon erwähnt – auf den letzten Metern der Wille fehlt mehr zu sein, als bloße Unterhaltung.
Publikumsnote: 2,4
Na Endlich. Die Buchreihe hat eine würdige Verfilmung verdient. Hoffentlich fahren sie aber nicht die reine Kinderbuchschiene. Das ist das Buch nämlich wahrlich nicht. Da geht es schon mal ziemlich rund.
„Ein Prophet“ vermittelt glaubhaft, wie das Leben im Knast abläuft.
Zwischen rivalisierenden Gangs, Drogendealern und ähnlichem Abschaum eingepfercht, muss Hauptfigur Malik schnell erkennen, dass es ohne Hilfe kein erstrebenswertes Leben dort geben wird.
Dank Schläue und Gewitztheit schafft er es in der Gefängnishierarchie aufzusteigen.
Den hohen Grad an Realismus besitzt der Film offensichtlich dank der herausragenden Darsteller. Tahar Rahim in der Rolle des Malik weiß die innere Zerrissenheit zwischen hartem Gangster und Kumpel gut rüberzubringen. Seine Rolle ist angenehm ambivalent. „Ein Prophet“ ist bis in die Nebenrollen fein, aber mit meist unverbrauchten Gesichtern, besetzt. Das macht den ruppigen Gefängnisalltag noch eine Spur bedrückender.
Die Inszenierung beleuchtet nüchtern den Weg Maliks vom simplen Lakai zum Gangsterboss. Gewalt ist allgegenwertig, auch wenn sie nur selten ausbricht. Dann aber heftig. So setzt der Film Gewaltexzesse nur dann ein, wenn es die Handlung erfordert. Ganz stark und atmosphärisch dicht!
Die Story selbst ist nicht ganz so ausgefeilt, wie die Inszenierung. Jedoch glänzt das Produkt dank seiner Verpackung nur umso mehr. Die Emotionen stimmen und das ist es, was zählt.
So stört die lange Laufzeit auch keineswegs, denn durchgehend bleibt Maliks Geschichte interessant und hält bei der Stange.
Die Vergleiche mit „Der Pate“ mögen vielleicht etwas hochgesteckt sein, dennoch ist „Ein Prophet“ absolut sehenswerte Genrekost, die mitzureißen weiß.
Es ist kein Geheimnis, dass in Deutschland in filmischer Hinsicht wenig gewagt wird.
Ja, Genrefilme sind Mangelware.
Entweder muss ein Film vom Dritten Reich handeln oder, noch besser, eine Komödie sein. Dafür finden sich regelmäßig Geldgeber. Doch warum ist das so?
Es ist nicht nur die Schuld der Produzenten. Ich bin erfahrener Sneaker und kenne das Mantra, sobald klar ist, dass ein deutscher Film über die Leinwand flimmern wird.
„Och nö, will doch einen gescheiten Film sehen.“
Das ist JEDES MAL der Fall. Viele stehen dann schon auf und gehen. Dabei ist das unheimlich schade. In zwei Jahren Sneak war gerade mal EIN schlechter deutscher Film dabei. Der Rest hoch unterhaltsam, mal traurig, mal witzig – aber nie schlecht.
Also stimmt der Leitspruch, wir Deutschen können keine Filme machen, nicht.
Dann traut sich ein deutscher Filmemacher mal an etwas heran. Man nehme hierfür den Vampirfilm „Wir sind die Nacht“ oder den Endzeitfilm „Hell“.
Beides handwerklich vortrefflich umgesetzt, mit überzeugenden darstellerischen Leistungen. Natürlich mit Schwächen, aber aller Anfang ist nun mal schwer.
Jetzt hat das deutsche Kino mal einen deutschen Genrebeitrag und was ist? Keiner geht hin.
Dann muss man sich nicht wundern, wenn Produzenten von solchen Stoffen die Finger lassen.
Gerade bei „Wir sind die Nacht“ ist das schade. Schon der unfassbar elegant gefilmte Einstand ist wunderbar und führt einem das Vampirsein in Dennis Gansels Film perfekt vor Augen.
Technisch ist der Film eine Wucht. Der Soundtrack immer passend gewählt, die Effekte wohltuend schmal eingesetzt, jedoch meist überzeugend. Die Actionszenen angenehm blutig, wie es sich eben für Vampire gehört. Kein dumpfes Glitzern im Morgenlicht, hier wird gebrannt und gestorben.
Dabei will ich auch gar nicht verschweigen, dass „Wir sind die Nacht“ mit viel Blendwerk zu Gange ist. Die Story gibt nicht wirklich viel her, man versucht einiges an Laufzeit mit stylischen Bildern zu füllen. Das Kunststück ist jedoch, dass es gelingt. Auch wenn storytechnisch Leerlauf herrscht, wird das Geschehen nie langweilig. Dafür sind die guten Darsteller, allen voran die wunderbare Karoline Herfurth mitverantwortlich. Am besten gefällt jedoch Nina Hoss als Vampiranführerin, die einiges an Coolness ausstrahlt, sowie Jennifer Ullrich als Kumpanin.
Dass der Endkampf zwar nicht unspannend ist, nebenbei auch hervorragend fotografiert, sondern einfach zu abrupt endet – geschenkt. Dafür versprüht der Film dank Berlin als Schauplatz ein ganz eigenes Flair und besitzt so auch mit Blick auf die große Konkurrenz Alleinstellungsmerkmal.
Also, wir Deutschen können Genrefilm – das Publikum traut es den Filmemachern einfach nur nicht zu. Das geht ja auch aus den Kommentaren hier hervor. Traurig.
Ich halte Edward Zwick für einen der wenigen Regisseure, die noch groß inszenieren können. Das ist eigentlich nichts besonderes, jedoch stören in seinen Filmen die typischen Hollywoodklischees selten. Dafür ist seine Inszenierung meist zu spannend, das Thema Interesse weckend und der Unterhaltungsgrad zu hoch.
Ähnlich verhält es sich mit „Ausnahmezustand“.
Dieser Film behandelte schon Jahre vor 9/11 eine Anschlagsserie auf eine amerikanische Stadt mit Hunderten von amerikanischen Opfern.
Das FBI, an vorderster Front Denzel Washington, ist machtlos ob der zahlreichen Anschläge und des unsichtbar erscheinenden Feindes.
Die Opfer häufen sich, Unsicherheit regiert die Straßen und niemand wagt sich mehr vor die Tür.
Bis zu diesem Zeitpunkt ist „Ausnahmezustand“ unfassbar spannend und mitreißend. Die Terroranschläge wirken erschreckend realistisch, die Jagd nach den Tätern ebenso. Der hohe Grad an Realismus sorgt dafür, dass der Zuschauer den Blick nicht mehr abwenden kann.
Hochgradig ironisch ist die Tatsache, dass dieser Film floppte, weil er den Amis damals zu realitätsfern erschien. Drei Jahre später bekamen sie die Antwort darauf.
„Ausnahmezustand“ ist dabei wunderbar recherchiert. So agieren die Terroristen in unabhängigen Zellen, reisen aus Deutschland mittels Studentenvisums ein.
Denzel Washington gibt dabei den All American Hero, der aufrecht steht, selbst wenn alles um ihn herum zerbricht. Das sind einfach seine Rollen, die er gewissenhaft ausfüllt und in denen er glänzen darf. Die überzeugendste Performance gib jedoch ein Nebendarsteller. Tony Shalhoub ist als sein Partner eine Wucht. Sehr überzeugend!
So geht das die ersten zwei Drittel des Filmes über. Dann jedoch, sobald der Ausnahmezustand ausgerufen wird und die Army die Kontrolle übernimmt, zerfasert der Film.
Vorher noch überaus glaubwürdig und realitätsnah, wirkt das Geschehen nun überfrachtet und unglaubwürdig. Zudem schmeißen sich Bruce Willis und Washington einige wunderbar patriotische Phrasen a la „Ich bin aber viel patriotischer als sie“ und „Gar nicht wahr! Ich kämpfe für mein Land!“ an den Kopf. Das ist dann doch etwas lächerlich und stört den doch so behutsam aufgebauten Spannungsbogen.
Aber wer weiß, vielleicht ist selbst dieses Szenario in ein paar Jahren gar nicht mehr weit hergeholt und wird von der Realität eingeholt. Dann sind auf einmal nicht nur die ersten zwei Drittel, sondern der gesamte Film exzellentes Spannungskino mit Niveau. Wer weiß.
„Summer Wars“ – das ist flirrender Bilderrausch, ein kindischer Kommentar zu unserem Zeitalter der Vernetzung, ein Plädoyer sich auf alte Werte zu berufen und dem Internet weniger Macht zuzugestehen.
Kindisch deshalb, weil es sich Regisseur Mamoru Hosoda doch zu einfach macht. Manches wirkt unglaubwürdig oder gar zu weit hergeholt, doch sollte man bei einem Anime es mit der Logik nicht so genau nehmen.
Natürlich sind die Auswüchse, die das Geschehen annimmt gnadenlos überzogen, doch im Kern bietet „Summer Wars“ durchaus kritische Ansätze.
Man tausche das Wort Facebook gegen das Wort Oz. Oz ist in „Summer Wars“ eine digitale Welt, in der jeder mit jedem reden kann, unabhängig von Sprache oder Herkunft. Milliarden Menschen haben schon einen Account, die Zahl wächst stetig. Auch wichtige Organisationen und Firmen tätigen dort, auf dieser virtuellen Plattform, ihre täglichen Geschäfte.
Das ist Potenzial. Grenzenlos.
Eine Art Facebook, nur besser entwickelt, man könnte sagen, vollendet. Zuckerberg würde vor Freude platzen.
Facebook 2.0
Augenscheinlich völlig sicher. Doch was wäre, wenn das gar nicht stimmt. Wenn deine Geheimnisse, deine gesamte Identität bloß liegt? Wenn es ein Virus gäbe, so hoch entwickelt, dass es deinen Account einfach übernehmen könnte?
Spinnen wir den Gedanken mal weiter. Angefangen mit persönlichen Accounts. Das heißt Zugangsdaten, Chatgespräche, dabei eigentlich geheime Daten Preis gegeben. Natürlich ohne böse Absichten, ist ja alles vollkommen sicher. Unbekümmert redet man mit Freunden und Verwandten.
Nun gehören dir diese Informationen jedoch nicht mehr. Sie werden verwendet.
So geht es dann Stufe um Stufe, vom Angestellten bis hin zur Firmenplattform im Onlineportal Oz.
Private Firmen fallen, danach staatliche Institutionen bis hin zu ohnmächtigen Regierungen.
Ein digitaler Krieg entfacht, um Informationen und gegen einen unsichtbaren Feind. Wie kämpft man schon gegen ein Programm?
Schaut man „Summer Wars“ unter diesen Gesichtspunkten, fällt auf, dass die Prämisse in Grundzügen gar nicht einmal so unwahrscheinlich ist.
Informationen auf Facebook und Co werden auch heutzutage schon von intelligenten Programmen ausgespäht und verwendet. Ein Facebookaccount, beziehungsweise dessen Daten ist tatsächlich bares Geld wert. Wenn die technische Revolution derart auf dem Vormarsch ist und menschliches Vertrauen in Technik derart blind, warum sollte es dann nicht einmal etwas Vergleichbares wie Oz geben? Durchaus in Betracht des Möglichen.
Würde der Film in eben jene Richtung gehen, wäre er ein unumstößliches Meisterwerk. Leider aber verstrickt er sich immer wieder in Unwahrscheinlichkeiten, die das Ganze etwas unglaubwürdig erscheinen lassen. Auch der Zeichenstil ist manchmal unpassend auf Komisch getrimmt. Schade.
Das nimmt dem eigentlich hochinteressanten Thema doch ein wenig die Brisanz.
Nichtsdestotrotz bleibt „Summer Wars“ ein interessanter Gedankengang zur Macht des Internets und der Abhängigkeit des Menschen davon.
Teil zwei ist wirklich nicht das Gelbe vom Ei. Allerdings bietet der Cliffhanger am Ende wirklich genügend reichhaltiges Potenzial für einen aberwitzigen und nicht kopierenden Abschluss der Trilogie.
Ich verabschiede mich dann mal für eine Woche Richtung Amsterdam. Bitte stellt nichts an und benehmt euch. Jedes Mal, wenn ich in den Urlaub fahre, passiert hier irgendetwas Schlimmes. Sorgt dafür, dass sich die Tradition dieses mal NICHT erfüllt. Bis in einer Woche. Macht's gut. ;)
Jeder Meister hat auch mal klein angefangen.
Eine Zusammenarbeit mit Namen, wie Harvey Keitel und Robert DeNiro klein zu nennen, grenzt zwar schon an Blasphemie, passt hier jedoch durchaus.
„Mean Streets“ ist Martin Scorsesees erste wirkliche Berührung mit dem Gangsterfilm, der ihn später berühmt machte.
Schon hier lässt sich sein in folgenden Werken formvollendeter Stil entdecken.
Wir haben wieder die ellenlangen und auch eleganten Kamerafahrten, die die Szenerie ebenso perfekt einfangen, wie die Stimmungen der einzelnen Charaktere. Dazu noch hervorragende Sets, die das schmutzige und teils auch grausame Gangsterleben auf den Punkt bringen. Natürlich ist auch der Soundtrack erwartungsgemäß ausgefeilt und, wie immer bei Scorsesee, überaus rockig ausgelegt.
Schon hier gibt es das obligatorische Voice Over, auch wenn es manchmal mehr irritiert, als elementar zur Story beizutragen.
Hier wären wir auch schon beim größten Kritikpunkt an „Hexenkessel“.
Auch wenn oftmals das Genie des Filmemachers durchscheint, vollkommen geglückt ist der Film noch nicht. Scorsesee hatte hier offensichtlich noch nicht seinen Stil gefunden, jedenfalls nicht vollends.
Hier und da schwächelt der Film, läuft in Gefahr im Leerlauf zu verharren – dank der großartigen Darsteller aber passiert das nie. „Mean Streets“ bekommt doch immer wieder die Kurve.
Vor allem das Finale ist geglückt und bietet all das, was Scorsesees Gangsterfilme ausmachen. Brutalität, Spannung und Realismus gepaart mit einer in den Sog ziehenden Inszenierung, die es dem Zuschauer schwer macht, sich dem Geschehen zu entziehen.
So ist „Mean Streets“ eine erste Fingerübung, die zeigt, was noch Großes in Martin Scorsesee steckte. Mit „Casino“ und „Goodfellas“ hat er es schlussendlich allen beweisen können.
„Five Minutes of Haven“ ist ein ambitionierter Versuch Oliver Hirschbiegels international Aufmerksamkeit zu erregen.
Mit einem sehenswerten Darstellergespann, bestehend aus Liam Neeson und James Nesbitt, klingt das auch recht vielversprechend.
Dazu noch ein Thema, das einigermaßen viel Zündstoff enthält und dem packenden Drama steht eigentlich nichts mehr im Wege.
Der Beginn ist dementsprechend verheißungsvoll.
Der Mord, begangen vom jüngeren Neeson, wird ansprechend in Szene gesetzt. Ohne Aufregung, kalt und trotzdem spannend.
Das war es aber auch schon. Die darstellerischen Fähigkeiten der jüngeren Ausgaben Neesons und Nesbitts liegen zwischen sämtlichen Extremen.
Verlagert der Film sich nun auf die Zeit mehrere Jahre nach dem Mord, sieht das nicht anders aus. Überraschenderweise ist es nicht Neeson, der den Film trägt. Seine Leistung ist bestenfalls Durchschnitt und kaum der Rede wert. Nesbitt (großartig in der Miniserie „Jekyll“) reißt das Ruder kräftig herum und sorgt mit seinem Schauspiel für die dringend benötigten Spannungsmomente. Denn diese sind leider rar gesät.
Nach der ersten Viertelstunde passiert nämlich so gut wie nichts. Hirschbiegel vertraut auf ein absolut nerviges Voice Over, das die Atmosphäre eher schwächt, denn verstärkt.
Das Aufeinandertreffen der Beiden wird auch viel zu lange hinausgezögert und dazwischen hat „Five Minutes of Heaven“ nun mal wenig zu erzählen. Und das trotz seiner geringen Laufzeit.
Für seine Längen im Mittelteil entschuldigt dann jedoch das Finale, das zwar schnell von statten geht, aber wenigstens die Spannungskurve noch einmal deutlich nach oben zieht. Da passt dann auch wieder die sehr ruhige und fast schon entschleunigte Inszenierung Hirschbiegels.
Insgesamt ist „Five Minutes of Heaven“ also ein Spiel mit Licht und Schatten. Auf der einen Seite ein grandioser Nesbitt, auf der anderen aber deutliche Längen, wenig relevante Handlung und verspieltes Potenzial. Dank ein paar guter Momente bleibt der Zuschauer jedoch bis zum Ende am Ball. Nur völlige Zufriedenheit will sich einfach nicht einstellen.
2013 ist den vielen Blockbustern bisher nicht wohlgesonnen gewesen. Kaum einer konnte seine Erwartungen zur Gänze erfüllen – viel eher war das Gegenteil der Fall. Bisher jedenfalls.
Ein Kandidat scheint doch tatsächlich den Ruf des Sommerblockbusters wiederherstellen zu wollen, in der Tat zu überzeugen ohne bloße Augenwischerei zu betreiben.
„World War Z“ heißt dieser Film und sein Hitpotenzial im Vorfeld unter „Im Bereich des Möglichen“ zu verbuchen, wäre noch euphemistisch ausgedrückt gewesen.
Kein Film 2013 hat vor Bundesstart eine solch negative Presse erfahren. Gravierende Drehbuchänderungen, teure Nachdrehs, in die Höhe schnellendes Budget und Funkstille zwischen Regisseur und Hauptdarsteller. Schlimmer könnten die Zeigefinger nicht Richtung Flop gedeutet werden. Von einem neuen „John Carter“ - Debakel war sogar die Rede.
Unverhofft kommt oft lautet ein Sprichwort und ich kann nur hoffen, dass es dieses Jahr noch öfter zutreffen wird.
„World War Z“ stellt sich als erstaunlich geradlinig, böse und klug heraus.
Regisseur Marc Forster, der jedes Genre für sich zu entdecken scheint, lässt Zombies nun auch im Kinobereich im Mainstream ankommen. Hochbudgetiert, dementsprechend blutarm auf PG 13 geeicht, kurbelt er ohne Kompromisse seine Form der Apokalypse herunter.
Der Film geht von Anfang an in die Vollen. Nach nicht einmal fünfminütiger Exposition erreicht Familie Pitt das Grauen urplötzlich, presst den Zuschauer in seinen Sitz und lässt ihn die kommenden 100 Minuten nur sehr selten wieder los.
Die aufkeimende, globale Panik ist unfassbar wirkungsvoll eingefangen, die springenden Zombies, die wie Tsunamis über die hilflosen Menschen hinwegfegen, grauenerregend. Konnte sich die Bedrohung der Zombieschwärme im Trailer kaum entfalten – im Kino wirkt sie.
Völlig erstarrt beobachtet der Rezipient das Geschehen, folgt Brad Pitt auf seiner internationalen Schnitzeljagd, die ihn von Amerika, nach Istanbul bis hin zu Wales führt. Pitt gibt dabei den Helden erstaunlich zurückgenommen und schafft es, glaubwürdig gegen den drohenden Weltuntergang anzukämpfen. Auch wenn er es immer wieder schafft zu entkommen, bangt der Zuschauer um ihn, denn die Eindrücke der Zombieinvasion sorgen nicht gerade für niedrigen Blutdruck.
Erfreulich ist es auch, einige bekannte Gesichter selbst in kleinsten Nebenrollen wiederzuerkennen.
Selbst das alternative Finale fügt sich (fast) nahtlos ins Geschehen ein. Stürmte die Gefahr vorher noch mit aller Macht auf den Zuschauer ein, so gleicht der letzte Akt einem Kammerspiel, dass die klassischen Muster des Zombiefilms durchexerziert, dabei jedoch zu jederzeit – trotz Klischees – packt und mitreißt. Forster dreht unermüdlich an der Spannungsschraube und erlaubt dem Zuschauer keine Pause. Das Funktionieren des 3. Aktes ist dementsprechend überraschend, zeichnet doch Damon Lindellof – Verursacher des verhinderten Meisterwerks „Prometheus“ - für die Änderungen verantwortlich. Die Quittung hierfür folgt jedoch auf dem Fuße.
Das klaustrophobische Finale ist zwar ungemein stimmig, doch der Schlussmonolog fasst die folgenden Geschehnisse in gerade einmal 5 Minuten zusammen. Entwicklungen, die locker noch einmal eine halbe Stunde in Beschlag genommen und dem Timing des Films merklich gut getan hätten. Das hinterlässt einen faden Nachgeschmack und wirkt wie zusätzlich angenäht. Hier hat die ursprüngliche, um einiges weitläufigere Fassung die Nase bedeutend weit vorne. Matthew Fox wird das bestimmt genauso sehen.
Für Genrefans wird auch die blutleere Optik ein Grund zum Stirnrunzeln sein. Oftmals wird mit hektischen Schnitten versucht, direkte Gewaltdarstellung zu vermeiden, obwohl dies ein essentieller Bestandteil eines Zombiefilms ist. Wie sehr das stört, muss jedermann für sich entscheiden. Fest steht jedoch: Für den DVD-Markt hat Forster schon eine blutigere Fassung angekündigt. Inwiefern diese einen Unterschied machen wird, bleibt natürlich abzuwarten. Ob er zudem noch seine ursprüngliche Fassung schneiden darf, steht in Folge dessen in den Sternen. Wünschenswert wäre es zumindest.
Doch auch ohne sichtbare Gedärme weiß „World War Z“ mitzureißen. Und das durchgehend. Schon lange nicht mehr konnte ein Kinofilm mit dermaßen dichter Atmosphäre und ebenso hoher Intensität aufwarten.
„World War Z“ ist eine positive Überraschung in diesem lauen Kinosommer, ein Film, der sich auf leisen Sohlen angeschlichen hat und nun das Feld von hinten aufräumt.
Niveauvoll gesneaked. [OmU]
Ein Mittzwanziger wohnt in einem kleinen Appartement, tingelt durchs Leben ohne klares Ziel vor Augen. Viel lieber hängt er mit Freunden ab, lässt sich treiben und macht sich wenig Gedanken um die Zukunft.
Das klingt doch sehr nach dem letztjährigen Überraschungserfolg „Oh Boy“, ist aber die Prämisse des neuen Films von Noah Baumbach mit dem Namen „Frances Ha“.
Nicht nur inhaltlich, sondern auch formal ähneln sich die beiden Filme – so präsentiert sich auch „Frances Ha“ in schickem Schwarz-Weiß.
Die titelgebende Hauptfigur scheint, genau wie sämtliche Nebenfiguren, dem realen Leben entnommen zu sein. Sie alle besitzen Tiefe, ein Stück Ambivalenz und erwecken den Eindruck, als blicke der Zuschauer in einen typischen New Yorker Lifestyle.
Doch woran liegt es dann, dass „Frances Ha“ bei weitem nicht diese Faszination verströmt, die in „Oh Boy“ jederzeit zu spüren war?
Liegt es an den unterschiedlichen Kulturen? Vielleicht unterscheidet sich der american way of life doch erheblicher von der deutschen Art zu leben, als es zunächst den Anschein hat. Denn selten, obwohl sämtliche Darsteller absolut ehrlich und sympathisch aufspielen, kann der Film packen oder ein wenig Esprit versprühen. Was anfänglich noch witzig und charmant eingeleitet wird, dreht sich in weiterem Verlauf um sich selbst, wird redundant und fängt tatsächlich an zu langweilen.
Wäre da nicht die großartige Greta Gerwig, die den Film zu jederzeit trägt, der Zuschauer hätte schon längst abgeschaltet. Mit lockerer und unbekümmerter Art führt sie durch ihren Film, rettet ihn vor dem völligen Stillstand und kann dem Publikum hier und da sogar ein Lächeln entlocken.
Leider aber reicht das nicht für einen gelungenen Film.
Gut gemeint sicherlich, in Amerika auch unter Garantie besser angenommen, kann „Frances Ha“ im Ausland nicht seine Zugkraft entfalten. Dafür ist er einfach zu sehr auf das Land der unbegrenzten Möglichkeiten abgestimmt, was auch überhaupt nicht negativ gemeint ist.
Im Gesamten ist „Frances Ha“ nett anzusehen, mit einigen herzlichen Momenten, allerdings ohne groß hervorzustechen.
„Eine offene Rechnung“ ist genau das geworden, was Trailer und DVD-Hülle propagieren.
Ein ruhiger Thriller mit einigen wenigen Gewaltausbrüchen, eingebettet in ein überwiegend realistisch anmutendes Szenario.
Mithilfe vieler Stars gelingt es John Madden ein wunderbar altmodisch inszeniertes Agentenfilmchen auf die Beine zu stellen, das nur gegen Ende hin etwas an Fahrt verliert.
Vorher jedoch darf der Zuschauer ein kammerspielartiges Katz–und–Maus–Spiel verfolgen, in dem alles schief läuft, das nur schief laufen kann.
Die meiste Zeit beschränkt sich der Film nämlich auf gerade mal einen Schauplatz des Geschehens. Dadurch ist der Raum frei für wunderbares Schauspiel und insbesondere Jessica Chastain liefert ab wie erwartet. Sie steht ihrem älteren Alter Ego Helen Mirren in nichts nach. Auch Marton Csokas überzeugt als Anführer, einzig und allein Sam Worthington tut sich ob der großen Konkurrenz etwas schwer.
Sei’s drum. Die Spannung wird von Madden konsequent hochgehalten. Besonders die Planung und Durchführung der Entführung sind wunderbar inszeniert. Sobald sich alles nur noch in der Wohnung abspielt und es zu Diskussionen, Uneinigkeiten und Streitereien kommt, erfüllen die Darsteller vollauf die Erwartungen.
So macht Kino Spaß.
Zwar trägt Madden im Finale dann doch zu dick auf, großen Abbruch tut das dem Film jedoch nicht.
Jeder, der mit Agentenfilmen mit mehr oder weniger glaubhaftem Hintergrund etwas anfangen kann, dürfte mit „Eine offene Rechnung“ keinen großen Fehler machen.
Na sieh mal einer an.
Paul Anderson kann tatsächlich Filme machen.
Es ist ja bekannt, dass Anderson rein visuell zu inszenieren weiß. Allerdings verhält es sich dann immer so, dass weder Charaktere, noch Timing, geschweige denn Spannung vorhanden ist. Zumeist wirkt das Geschehen vollkommen überzogen und richtiggehend lächerlich.
Dass er auch anders kann, bewies er mit „Event Horizon“ vor etlichen Jahren.
Die ersten zwei Drittel sind wirklich formidables Spannungskino. Die Kamera gleitet ruhig durch die Weiten des Weltraums, fliegt durch die schier endlosen Gänge des Raumschiffes und offenbaren dem Zuschauer stimmungsvoll eingerichtete Sets.
Genau so baut man eine erdrückende und unheimliche Atmosphäre auf.
Ich muss gestehen: Bis zu diesem Moment war ich begeistert von diesem Film.
Allerdings ändert sich das hin zum großen Finale doch etwas zu schlagartig. Andersons Inszenierung wird plump und verschwendet sich in viel zu vielen unnötigen Slow Mo – Effekten. Die Schockeffekte geraten meistens auch alles andere als kreativ.
Hier zeigt sich jedoch ein Unterschied zu so gut wie all seinen Folgewerken. Dank der zuvor bestens erzeugten Gruselatmosphäre ist die Spannung bis zum Schluss vorhanden. Sieht man mal von ein, zwei hochgradig lächerlichen Szenen ab, packt das Geschehen – auch mit deutlichem B- Movie –Anstrich.
„Event Horizon“ mag seine Story aus mehreren Klassikern zusammenklauben und gegen Ende in billigen Horror abrutschen. Zumindest ist das Ganze aber spannungsvoll inszeniert und Andersons Hang zur Übertreibung nur in Ansätzen zu spüren.
Vielleicht sollte sich dieser seine früheren Filme noch mal anschauen. Irgendwie scheint er das Filmemachen ja doch verlernt zu haben.
Da ich „Die unendliche Geschichte“ von Wolfgang Petersen NICHT in meiner Kindheit gesehen habe, kann ich auch keine Punkte aus rein nostalgischen Gründen vergeben.
Mit Remakes ist es manchmal so eine Sache, aber in diesem Fall würde ich dem nicht wutentbrannt entgegen treten.
„Die unendliche Geschichte“ ist kein unbedingt zeitloser Film. Einige Sets und Effekte sind ziemlich angestaubt und wirken heutzutage schlichtweg lächerlich.
Damit will ich der eigentlichen Geschichte gar nicht zu Nahe treten. Diese ist ein Ausbund an Kreativität und auch Genialität.
Ich finde nur, dass mit heutigen Mitteln Michael Endes Welt noch besser zum Strahlen gebracht werden könnte.
Denn es tut mir Leid, aber ich kann über Fuchur nur lachen, der so offensichtlich eingesetzt ist. Einzig Charme hat noch der Steinriese, der in seiner Machart tatsächlich sympathisch wirkt. Auch die Musik von Klaus Doldinger ist aus heutiger Sicht schwer zu ertragen.
Gegen Ende schafft es der Film dann doch halbwegs Spannung aufzubauen und tatsächlich interessant zu werden.
Das reicht dennoch nicht aus für einen guten Film.
In seiner Zeit vielleicht ein wunderbarer Film, aus heutiger Sicht jedoch veraltet und sichtlich überholt.
Mit einem neuen Team, einem angemessenen Budget und dem Willen der Macher Endes Vision Phantasiens unverfälscht auf die Leinwand zu bringen – warum nicht?