Bandrix - Kommentare

Alle Kommentare von Bandrix

  • 8

    Ridley Scott sollte endlich einmal lernen, seinen Directors Cut sofort ins Kino zu bringen.
    Denn jeder seiner Filme wird dadurch aufgewertet.
    Nicht anders verhält es sich mit „Königreich der Himmel“. Durch die Dreiviertelstunde an zusätzlichem Material erhält vieles eine neue Bedeutung. Gänzlich unbekannte Handlungsstränge werden eingeführt und lassen einiges in neuem Licht erstrahlen.
    Das sorgt für vertiefte Charaktere, erhöhte Spannung und dem einen oder anderen unerwarteten Moment.
    Fühlte sich die Kinofassung noch an wie ein Actionfilm, ist die erweiterte Fassung nun tatsächlich das Epos (ich mag dieses Wort eigentlich nicht!), das es auch sein wollte bzw. sollte.
    Die Kampfszenen sind mit ordentlich Schmackes inszeniert, so wie man es von Altmeister Scott gewohnt ist. Hierbei fällt auf, dass beinahe keinerlei Actionszene übermäßig erweitert wurde. Vielmehr baut Scott in seinem DC vermehrt auf seine Charaktere, beleuchtet sie näher und – nicht zu vergessen – überaus sinnvoll.
    Die Musik von Harry Gregson Williams ist wunderbar und in den meisten Szenen druckvoll eingesetzt. Was Bildsprache, Kostüme und Settings angeht, kann man „Königreich der Himmel“ ebenfalls keinen Vorwurf machen. Handwerklich ist der Film einfach perfekt.
    Besonderes Lob verdienen die Dialoge die teilweise geschickt die verschiedenen Glaubensauffassungen von West und Ost auffangen und den Zuschauer noch einmal überdenken lassen. Natürlich findet sich in Scotts Werk einiges an modernem Gedankengut wieder, das so in dieser Zeit nicht vorhanden war – dennoch großartig.
    Einziger Negativpunkt ist und bleibt Orlando Bloom. Auch wenn er mit Kostüm und Schwert tatsächlich wie ein Ritter wirkt – seine schauspielerische Leistung bleibt seltsam blass und teilweise gestelzt. Ich habe nichts gegen ihn als Darsteller, aber hier versagt er in nahezu allen emotionalen Szenen. Das ist unglaublich schade, nimmt es „Königreich der Himmel“ doch etwas von seiner in ihm brodelnden Kraft. Mag Bloom eintönig wirken, so sind es die Nebencharaktere, die allerhand Zeit haben zu glänzen. Ob Edward Norton als an Lepra erkrankter König durch Dialoge, oder Jeremy Irons und David Thewlis mit glänzenden Einzelszenen. Auch auf der Seite der „Bösen“ gibt es mit Brendan Gleeson und Marton Csokas darstellerisch einiges zu bestaunen.
    Dank dem Director’s Cut darf also nun auch „Königreich der Himmel“ in dem Glanz erstrahlen, der ihm zusteht. Wunderbarer Film. Punkt.

    12
    • 10

      Wenn Einer eine Reise macht, hat er viel zu erzählen.... (Tagebuch-Eintrag #3)

      Liebes Tagebuch,
      ein weiteres Mal sind einige Tage vergangen, seit ich dich herangezogen habe und wieder einmal hat es auch einen mehr als triftigen und gar unglaublichen Grund.
      Nach meinen Abenteuern in John Malkovichs Kopf gar nicht mehr für möglich gehalten, wurde meine Reise noch um ein Vielfaches verrückter und schier unfassbar.
      Ich setze am besten direkt nach den Geschehnissen in und um Malkovich ein....
      Als nach einigen Stunden endlich ein Bus an meiner Haltestelle hält, steige ich ohne zu Zögern ein. Ich frage den Fahrer nach einem Halt möglichst weit von hier. Den letzten Stopp würde der Reisebus in Utah, Lake Silencio einnehmen.
      Weit genug für mich, denke ich mir und bezahle das Ticket. Die Fahrt verläuft ziemlich unaufgeregt. Verschiedene Landschaften fliegen an mir vorbei. Eine verschlafene Kleinstadt mit immer gleichen Häuschen und sich ähnelnden Vorgärten, ein kurzes Waldstück, das gerade in seiner vollen Pracht ergrünt, schier endlose Seen, die sich kilometerweit ins Landesinnere erstrecken. Zum ersten Mal während meiner langen Reise fühle ich eine gewisse Naturverbundenheit. Desto weiter sich der Bus von der lärmenden Großstadt entfernt, umso mehr komme ich innerlich zur Ruhe und genieße die Fahrt. Da kann selbst kein noch so laut schnarchender Fahrgast links neben mir dagegen ankämpfen.
      Wir fahren nun schon mehrere Stunden und allmählich verschwindet jegliches Grün von der Bildfläche. Stattdessen scheint es, als ob die Außentemperatur mit jedem gefahrenen Kilometer um ein Grad in die Höhe schnellt. Kein Wald ist mehr zu sehen, immer mehr ähnelt die Landschaft einer Wüste mit einer Sonne, die unerbittlich auf uns niederbrennt. Die Klimaanlage ist bald überlastet und bricht unter der immensen Hitze zusammen. Von meiner anfänglichen Ruhe ist alsbald nichts mehr zu spüren, fange ich doch an zu schwitzen. Mein T-Shirt klebt mir am Rücken, die Handflächen sind schwitzig und wir haben immer noch zwei Stunden Fahrt vor uns.
      Plötzlich erzittert die Straße. Erschrocken tritt der Busfahrer auf die Bremse. Im selben Moment schlägt direkt vor uns ein Meteorit mit ohrenbetäubendem Knall ein. Sand- und Rauchschwaden wallen auf und umhüllen den Bus, nehmen uns die Sicht.
      Der Fahrer gibt einen Schrei von sich und drückt das Bremspedal nun fast durch den Boden. Der schnarchende Mann ist durch den Lärm inzwischen aufgewacht und wird prompt gegen den Sitz geworfen. Ich kann mich noch gerade so festhalten und staune nicht schlecht, als der Bus direkt vor dem Einschlagloch zum Stehen kommt.
      Geschwind laufe ich nach vorne zum Fahrer, der mit aller Kraft sein Lenkrad umklammert und mit starrem Blick in die Leere starrt. Eine Schweißperle läuft seine Stirn hinab.
      „Hey, sie! Öffnen sie die Tür!“, rufe ich ihm zu.
      Wie in Trance bewegt er seine Hand langsam in Richtung eines runden Knopfes, drückt darauf und die Vordertüren öffnen sich.
      Eilig springe ich nach draußen um zu erfassen, was zum Teufel hier vor sich geht.
      Der Rauch verzieht sich allmählich und mit offenem Mund stehe ich da.
      Statt eines Einschlaglochs und einem Meteoriten steht vor mir eine unversehrte blaue Polizei-Zelle, wie sie die Polizei in England früher benutzte und noch am ehesten mit einer Telefonzelle zu vergleichen ist. Ungläubig umrunde ich die Zelle und kann meinen Augen nicht so recht trauen.
      Was zum Teufel macht eine Polizei-Zelle hier?!? Mitten im nirgendwo?!? Noch dazu einem Meteoriten gleich von oben herab geschossen?!?
      In der Stille höre ich mit einem Mal das Knarzen einer Holztür gefolgt von einem Ausruf:“ Meine Güte, das war aber wirklich haarscharf!“
      Geschwind wende ich mich wieder der Vorderseite der Zelle zu, woraufhin mir ein weiteres mal der Unterkiefer jedwede Kontrolle entsagt und gen Boden strebt.
      Der soeben aus dem Himmel gefallenen Polizei-Zelle ist ein Mann entstiegen, der nun mit verschränkten Armen zwischen Bus und Zelle steht und sich prüfend umsieht.
      Schon erblickt er mich und kommt mit schnellen Schritten auf mich zu.
      „Hey, du! Hast du hier irgendetwas seltsames bemerkt? Schleimige Monster oder umherfliegende Raumschiffe?“, lächelt er mich verschmitzt an.
      Vollkommen verdattert schaue ich ihn an, blicke immer wieder zwischen ihm und der blauen Box hin und her.
      Er bemerkt das, dreht seinen Kopf kurz zur Polizei-Zelle und wieder zurück und sagt:“ Oh, ja, richtig. Mein Erscheinen dürfte wohl seltsam genug sein.“
      Immer noch mit einem nicht zu beherrschenden Unterkiefer gesegnet, nicke ich bloß.
      „Gut. Hm. Irgendetwas hier ist schief gelaufen. Die Daten sehen aus, als hätte jemand sich einen Spaß gemacht und mit Buntstift Smileys hineingemalt. Sehr interessant!“
      Zweifelnd schaue ich ihn an. Zum ersten mal bin ich in der Lage ihn genauer unter die Lupe zu nehmen. Er trägt einen hellbraunen Tweed-Sacko mit Flicken an den Ellenbogen, zusammen mit einem längsgestreiften, hellen Hemd, schwarzer Hose und schwarzen Schuhen. Außerdem trägt er eine hellblaue Fliege, die so gar nicht zu seinem biederen Altherrenoutfit in Verbindung mit dem eher jungen Gesicht passen will. Er bemerkt mein Stieren auf seine Fliege und rollt genervt mit den Augen.
      „Wie oft muss ich es denn noch sagen: Fliegen sind cool!“
      Langsam aber sicher gewinne ich wieder meine Fassung zurück.
      „Wer zum Teufel sind sie?!?“, platze ich heraus.
      Er legt den Kopf leicht zur Seite und antwortet:“ Wer ich bin? Ich bin der Doctor!“
      „Das war's? Einfach nur der Doctor?“
      „Genau, das ist mein Name.“
      Da die letzten Tage sowieso einiges vorgefallen ist, das sich rational nicht erklären lässt, belasse ich es nur bei einem Achselzucken.
      „Und wie kommt diese blaue Box hierher?“
      Mit hochgezogenen Augenbrauen sieht er mich an:“ Das, mein Lieber, ist nicht nur eine blaue Box. Es ist eine TARDIS!“
      „Was ist eine TARDIS?“
      „TARDIS steht für Time and Relative Dimensions in Space. Es ist ein Raumschiff und besitzt die Fähigkeit durch Raum und Zeit zu reisen.“
      Zweifelnd huschen meine Augen über die blaue Box.
      „Ach ja? Das Ding soll ein Raumschiff sein?“
      „Natürlich. Wieso nicht?“
      „Naja, ich habe mir Raumschiffe immer...anders vorgestellt.“
      „Anders?“, fragend sieht er mich an.
      „Nunja. Größer eben. Mit Laserwaffen und riesigen Antriebsdüsen. Jedenfalls so in etwa.“
      Geheimnisvoll lächelt er mich an.
      „Mein Freund, es kommt nicht immer auf die Größe an, auch wenn ich dir Eines versichern kann. In ihr steckt mehr, als du ahnst!“
      Ich bin immer noch nicht überzeugt, da wendet sich der Doctor plötzlich von mir ab und zieht ein metallisches Gerät in der Größe eines Schraubenziehers aus seiner Jackentasche. Ich kann mehrere silbrige Knöpfe darauf erkennen. Einen davon betätigt er und ein seltsam klingendes Summen erfüllt die Umgebung. Er bewegt ihn über die Tür der TARDIS, schwenkt ihn hierhin und dorthin und murmelt vor sich hin.
      „Was ist das für ein Ding?“, frage ich ihn.
      Er, immer noch wild vor sich hin fuchtelnd, antwortet mir: “ Ein Schraubenzieher, von mir selbst erfunden.“
      „ Aha, natürlich. Es sieht aber nicht ganz so aus wie ein normaler Schraubenzieher!“, beharre ich.
      „Natürlich nicht, schließlich ist es ein Schallschraubenzieher. Er öffnet jegliche Tür, außer sie besteht aus Holz.“
      „Warum denn kein Holz?“
      „ Meine Güte, ich bin eben kein Gott und kann auch nicht alles!“
      Schließlich lässt er davon ab und blickt ein wiederholtes Mal auf das Gerät.
      „Aha! Wusste ich's doch!“
      „Was wussten sie?“
      „Auf meiner Reise bin ich vom Kurs abgekommen und wurde von einem unbekannten Gegenstand in eine andere Zeitlinie geworfen. Deswegen bin ich auch plötzlich hier herausgekommen. Direkt vor eurem lieben Bus.“
      Er schaut auf, zufrieden mit sich und seiner Schlussfolgerung.
      „Und...und was werden sie jetzt tun?“
      „Nun, den Ursprung für meinen ungewollten Aufenthalt hier herausfinden natürlich.“
      Geschwind öffnet er die Tür zur TARDIS, steigt ein und schließt sie auch wieder.
      Immer noch etwas neben der Spur sehe ich einfach zu.
      Das angebliche Raumschiff beginnt seltsame, schwer einzuordnende Geräusche von sich zu geben. Abrupt hört es auf und die Tür öffnet sich einen Spalt. Der Kopf des Doctors lugt heraus, wild grinsend.
      „Du willst nicht zufällig mitkommen? Ich habe hier genug Platz!“
      „Platz? In diesem Ding?“
      „Natürlich, schaue es dir nur an!“
      Zögernd setze ich einen Fuß vor den anderen auf diese blaue Box zu. Der Doctor schwingt die Tür nach innen auf und ich erstarre.
      Statt einer winzigen, gerade mal einen Meter Platz bietenden Kapsel, erstreckt sich vor mir ein weitläufiges Areal bestehend aus einem rundläufigen Amaturenbrett mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Schaltern, Hebeln, Knöpfen und Monitoren. Um die Kommandosäule herum erstrecken sich mehrere Treppen, die in weitere Zimmer führen. Von der Decke hängen Kabel, der Raum ist in warmes, oranges Licht getaucht.
      Mit (mal wieder) offenem Mund betrete ich das Raumschiff und kann gar nicht fassen, was um mich herum geschieht.
      „Es...es ist...“, stammele ich.
      „....größer von innen, als von außen, ich weiß.“, beendet der Doctor meinen Satz.
      „Diesen Spruch höre ich öfter.“, zwinkert er mir zu.
      „So!“, ruft er aus, „ wir müssen jetzt aber wirklich los!“
      Er schlägt die Hände zusammen und tritt auf das Zentrum des Raumschiffs zu. Behände betätigt er mehrere Schalter, zieht hier einen Hebel nach oben, dort nach unten und blickt immer wieder hin zu einem der vielen Monitore.
      „Gleich haben wir es. Einen Moment!“
      Für mich sieht es aus, als wüsste er nicht, was er da tut. Doch ich scheine Unrecht zu haben, denn auf dem Monitor vor uns manifestiert sich langsam aber sicher ein Bild. Zuerst sind nur schemenhafte Umrisse zu erkennen, doch es ist deutlich, dass es sich hierbei um eine Aufnahme aus dem Weltraum handelt.
      „So, noch ein bisschen hier“, spricht er und dreht dabei an einem kleinen unscheinbaren Rädchen. Die Schärfe des Bildes nimmt zu und wir erkennen, um was es sich handelt.
      „Hah! Eine Raumbasis. Irgendwie muss sie meinen Flug beeinträchtigt haben. Sehr interessant!“
      „Was tun wir jetzt?“, frage ich den Doctor unsicher.
      „Wir werden diesen netten Leuten da oben einen kurzen Besuch abstatten, meinst du nicht? Sobald wir das dort oben geklärt haben, kannst du ein wenig mit mir reisen. Natürlich nur wenn du willst. Eine kurze Reise zum Ende der Welt? Kein Problem. Oder warum nicht einfach zum Beginn des Universums reisen? All das kann ich dir zeigen, wenn du es magst.“
      „Wow.“. Zu mehr ist mein Gehirn gerade nicht in der Lage.
      „Weltraum-Sightseeing war schon immer meine Lieblingsbeschäftigung. Ihr Menschen schaut dann immer so erstaunt und könnt anscheinend eure Unterkiefer nicht mehr kontrollieren. Immer wieder äußerst erbaulich zu beobachten!“
      „Egal, wo waren wir? Ach ja, auf zu dieser Raumstation!“
      Blitzschnell legt er einen relativ großen Schalter um. Durch die TARDIS fährt ein unangenehmer Stoß, der mich beinahe zu Boden wirft. Das Raumschiff gibt wieder diese seltsamen Töne von sich und schaukelt immer weiter hin und her.
      „Ist das normal?“, schreie ich über den Krach hinweg.
      Der Doctor, ganz in seinem Element, springt von einem Monitor zum Nächsten, drückt mal wieder mehrere Knöpfe und ruft laut aus vor Entzückung.
      „Natürlich. Sie ist ein gutes Mädchen. Alles läuft, wie es laufen soll!“
      Plötzlich regnet es Funken aus einem der Bildschirm und das Schiff ächzt laut auf.
      „Und das? Ist das auch normal?“, rufe ich laut um die Panik in meiner Stimme zu übertönen.
      „Ähm....nun, nicht ganz. Aber keine Panik!“
      Wie ein Wirbelwind umkreist der Doctor die Schaltkonsole und in der Tat scheint sein Ziehen und Drücken etwas zu bewirken. Die TARDIS kommt langsam zur Ruhe und liegt mit einem mal vollkommen still.
      Der Doctor und ich schauen uns an. Er fängt an zu grinsen.
      „Das war ganz schön knapp. Bist du nicht auch gespannt, was uns draußen erwartet?“
      Entgeistert starre ich ihn an. Nachdem ich mich nun schon zweimal in höchster Gefahr befunden habe, hält sich meine Lust, dies ein weiteres mal zu tun in Grenzen.
      Trotzdem laufe ich ihm hinterher, als er mit forschem Schritt die Tür öffnet und aus der TARDIS tritt. Ich folge ihm und pralle beinahe gegen ihn, als er wie angewurzelt stehen bleibt.

      „ KEINEN SCHRITT WEITER. WIR SIND DIE CYBERMEN. IHR WERDET ASSIMILIERT WERDEN. WIDERSTAND IST ZWECKLOS.“
      „Oh.“, entfährt es dem Doctor, der erstaunt die Augenbrauen zusammenzieht.
      „Damit habe ich nicht gerechnet.“
      Vor uns steht eine Gruppe hünenhafter Roboter, die uns augenscheinlich nicht freundlich gesinnt sind. Auf ihren metallenen Händen befindet sich ein Laser, von denen jeder Einzelne – wie könnte es anders sein – natürlich direkt auf uns gerichtet ist.
      „Was sind das für Dinger?!?“, staune ich.
      „ Ein paar alte Freunde von mir. Wobei Freunde etwas übertrieben ist. Vielleicht Bekannte? Nein, auch noch zu höflich ausgedrückt...“
      „ENDLICH IST DER DOCTOR – UNSER ALLER ERZFEIND – IN UNSERE FALLE GETAPPT!“
      „Hm, Erzfeind. Das ist der passende Begriff!“, raunt er mir zu.
      „Na super.“, stöhne ich und frage mich ein wiederholtes Mal, warum ich überhaupt eine Reise antreten wollte.
      „Keine Panik, es wird schon alles gut. Die CYBERMEN sind nicht gerade die hellsten Burschen im Sonnensystem.“
      „WIR HABEN MIT UNSEREM ZEITBRÜCKENKOMPENSATOR DIE TARDIS ANGEZAPFT, IHRE FLUGBAHN VORHERGESEHEN UND SIE AUS DER ZEIT FALLEN LASSEN. ES HAT FUNKTIONIERT, UNSERE LOGIK IST UNBESTREITBAR!“
      „Einen Zeitbrückenkompensator? Interessant. Das ist ungewöhnlich schlau für eure Verhältnisse. Wie habt ihr ihn denn zusammengebaut?“
      Während sich der Anführer der Cybermen in langwierigen Erklärungen ergeht, bemerke ich, wie der Doctor unauffällig seine Arme im Rücken verschränkt und aus seinem Jackenärmel den Schallschraubenzieher zieht. Ganz langsam stelle ich mich halb hinter ihn und nehme den Schraubenzieher an mich.
      Leise flüstert er mir zu: „ Wenn ich JETZT sage, rennst du nach rechts zu dieser Konsole. Siehst du sie?“
      Ich nicke.
      „Gut. Sobald du dort bist, hälst du ihn vor die Konsole und betätigst den oberen Knopf. Das müsste einen Kurzschluss im Zeitbrückenkompensator verursachen, diesen außer Gefecht setzen und durch die aufgestaute Energie der Zeit-und Raumbrechung die gesamte Raumstation noch dazu. Verstanden?“
      Atemlos nicke ich.
      „.....MITHILFE VON SEHR SELTENEM MATERIAL DES PLANETEN CALUFRAX MINOR, WODURCH WIR...“
      „Ja, ja ja. Das klingt ja alles unheimlich interessant. Aber ich hasse es, wenn der Bösewicht gegen Ende immer zu viel redet und dadurch verliert. Wollen wir nicht endlich zum Punkt kommen?“, fragt der Doctor.
      „ IHR WERDET ASSIMILIERT!“
      Mit einem genervten Seufzen wendet sich der Doctor ab: „So weit waren wir zwar schon, aber immerhin besser als nichts. JETZT!“
      Ohne auf die Cybermen oder den Doctor zu achten, setze ich mich in Bewegung. Aus den Augenwinkeln bemerke ich noch, wie er in die andere Richtung hechtet. Die Cybermen, die mich bisher völlig ignoriert haben, sind auch jetzt der Meinung, der Doctor wäre das weitaus gefährlichere Ziel. Alle folgen sie ihm.
      Nach ein paar Sekunden habe ich mein Ziel erreicht. Mit zitternden Fingern – das Adrenalin pumpt durch meine Adern und bringt mein Herz zum Beben – halte ich den seltsamen Schraubenzieher an die Konsole und befolge die Anweisungen des Doctors. Das inzwischen vertraute Summen ertönt und ein Zischen findet seinen Weg durch das Metall, gefolgt von kleinen Rauschwaden, die sich schnell ausbreiten. Das ohrenbetäubende Schrillen einer Alarmglocke dringt an mein Ohr und die Cybermen wenden sich nun mir zu.
      „SOFORT ASSIMILIEREN! SOFORT ASSIMILIEREN! SOFORT ASSIMILIEREN!“
      Anscheinend haben sie ihren Fehler eingesehen, denn einige von ihnen nehmen nun Kurs auf meine Wenigkeit.
      Geschwind versuche ich zu entkommen und gleichzeitig zum Doctor aufzuschließen. Die CYBERMEN sind zwar durchaus groß, jedoch besitzen sie nicht die Fähigkeit sonderlich schnell zu laufen. Das verschafft mir die Möglichkeit in einem großen Bogen den Doctor wieder einzuholen.
      „Den Schraubenschlüssel! Schnell!“, ruft er mir zu, während ich ihn zu ihm werfe.
      Geschickt fängt er ihn aus der Luft und richtet ihn auf die CYBERMAN.
      „Haha! Es hat mich wieder einmal gefreut, werte Herren. Doch leider ist das Vergnügen nur von kurzer Dauer. Denn mein Freund hier und ich, wir müssen uns leider schon wieder verabschieden.“
      Als Antwort fressen sich prompt einige Laserschüsse in die Wand des Raumschiffs um uns herum.
      In schneller Abfolge wedelt er mit dem Schraubenzieher hin und her und die Laserwaffen der CYBERMEN geben den Geist auf.
      „Ein Glück, dass sie nicht schon von Anfang an auf uns geschossen haben!“
      Plötzlich ertönt ein lauter Knall. Wir stürzen zu Boden, haben keine Chance uns auf den Beinen zu halten.
      „Beeilung! Wir müssen von hier verschwinden. Der Zeitbrückenkompensator beginnt, die aufgestaute Energie freizulassen!“
      Rasch stehe ich auf und folge dem Doctor. Die Cybermen scheinen uns völlig vergessen zu haben. Kaum verwunderlich, bricht doch ihr Schiff gerade auseinander.
      Der Doctor erreicht die TARDIS, öffnet die Tür und springt förmlich hinein. Ich bin ein paar Schritte hinter ihm, als mich plötzlich eine Welle purer Energie trifft und zu Boden reißt.
      Der Doctor, schon in seiner blauen Box, dreht sich um und reißt erschrocken die Augen auf.
      Mir fällt es schwer aufzustehen, ich habe das Gefühl mehrere Zentner Gewicht auf meinem Brustkorb zu spüren. So schnell er kann, kommt er auf mich zu und hebt mich hoch. Ich möchte ihm helfen, meine Beine bewegen – doch es funktioniert nicht. Panik umnebelt meinen Verstand.
      Warum kann ich mich nicht mehr bewegen?
      Er trägt mich hinein in die TARDIS, legt mich behutsam ab und rennt hinüber zu seinen geliebten Schaltern und Hebeln. Ich spüre, wie die TARDIS sich schwerfällig in Bewegung setzt - mit einigem Rumpeln und Zucken.
      Nach kurzer Zeit kommt der Doctor wieder zu mir.
      „Wir sind außer Gefahr. Die CYBERMEN sind mit ihrer Raumstation untergegangen. Gefahr gebannt.“
      Gequält lächelt er mich an.
      „Was ist mit meinem Körper? Warum kann ich mich nicht bewegen?“, frage ich ihn angsterfüllt.
      „Dich hat eine Welle aus dem Zeitbrückenkompensator getroffen. Das heißt, pure Energie, aus vielen verschiedenen Zeitlinien gebündelt, ist in deinen Körper gedrungen.“
      „Und was bedeutet das?“
      „Nun ja. Dein Körper beginnt sich aufzulösen. Ein Menschenkörper ist für solch eine Belastung nicht ausgelegt.“
      „Bitte was?!?“
      „Moment, Moment. Keine Angst. Du stirbst nicht.“, zwinkert er mir zu, während ich ihm in Gedanken schon eine schallende Ohrfeige verpasst habe.
      „Dein Körper wird dort wieder ausgespuckt werden, wo die Energie ihren Ursprung hat. Es kommt alles wieder an seinen Platz.“
      „ Ganz toll. Wundervoll! Und wo komme ich dann heraus?“
      „Ich weiß es nicht.“ Abwehrend hebt er die Hände, als ich protestierend aufbegehre.
      „Noch nicht. Aber ich habe hier eine Zeitmaschine und es wäre doch gelacht, wenn ich dich nicht finden würde.“
      „Und mir wird ganz sicher nichts passieren?“, frage ich ihn unsicher.
      „Nein, nein. Keine Angst. Dein Körper wird nur in seine Moleküle zerlegt und wieder an irgendeiner Stelle im Universum wieder zusammengesetzt. In Zukunft oder Vergangenheit. Keine große Sache!“
      „Das hilft nicht gerade, Doctor!“
      „Oh, entschuldige!“
      Allmählich spüre ich ein Kribbeln in meinen Beinen, das seinen Weg langsam meine Beine hoch hin zum Brustkorb sucht. Es ist angenehm, kein Schmerz ist zu spüren. Ich neige meinen Kopf etwas nach unten und hole tief Luft.
      Mein Körper löst sich auf! Füße, Beine, Hüfte. Alles verschwindet vor meinen Augen.
      Ein letztes Mal blicke ich ihm in die Augen.
      „Ich werde dich finden, du brauchst keine Angst zu haben. Wenn du aufwachst, bin ich wahrscheinlich schon direkt neben dir. Du wirst schon sehen.“
      Zu guter Letzt noch ein schelmisches Grinsen, das Kribbeln erreicht meinen Hals und dann...
      Stille.
      Geräuschlosigkeit.
      Dunkelheit.

      Fortsetzung folgt....

      Hier geht’s zu meinem bisherigen Reisetagebuch:
      http://www.moviepilot.de/liste/wenn-einer-eine-reise-macht-i-m-going-on-an-adventure-bandrix

      9
      • Hach. Auch wenn mich Teil eins nicht zu hundert Prozent überzeugt hat und der Trailer für Teil 2 auch nicht das Wahre ist....ich freue mich drauf!
        PS: Evangeline Lilly ist eine wahnsinnig hübsche Frau. Wow!

        1
        • Oha, das ist ja Charlie Hunnam aus "Sons of Anarchy"! Mit den kurzen Haaren habe ich den erst jetzt erkannt. :D

          • 7 .5

            Wong Kar Wai versteht es wie kaum ein Anderer, nur durch Bilder seine Geschichte zu erzählen. Dialoge sind eher zweitrangig, wendet sich Kar Wai doch lieber den Gesichtern seiner Darsteller in Großaufnahme zu und passt die Sets farblich und gestalterisch stets den Stimmungen der Figuren bzw. des Filmes an.
            Deshalb ist es verwunderlich, dass der Asiate erst jetzt auf die Idee kam, einen Kampfsportfilm zu drehen. Schließlich drückt sich der Charakter eines Menschen auch durch seine Art zu kämpfen aus – die vielen unterschiedlichen Stilrichtungen, die zu jener Zeit grassierten, verstärken diesen Eindruck noch mehr.
            Dieses Genre ist also wie für ihn geschaffen, kann er doch die Spannungen zwischen einzelnen Personen und ihre Beziehungen zueinander nur durch ihre jeweiligen Stile beschreiben und sich ganz seinem frenetisch-glanzvollem Bilderrausch verschreiben.
            In seinen besten Momenten erreicht er auch genau jene Symbiose aus bloßer Darstellung der Kämpfe, spannungsgeladener Dramatik und aufbegehrenden Emotionen.
            Im Fokus seines Films steht Ip Man, dem schon vor ein paar Jahren eine Trilogie gewidmet wurde – damals noch mit dem großen Donnie Yen in der Hauptrolle.
            Nun ist es an Tony Leung, dem Großmeister Leben einzuhauchen, was ihm mit Bravour gelingt. Mit ruhiger, gesetzter Art nimmt Leung den Zuschauer für sich ein, sein spartanisches Wing Chun verstärkt diesen Eindruck des stets höflichen und ehrlichen Mannes noch zusätzlich.
            Wer Wong Kar Wai kennt, wird ahnen, dass es sich hierbei nicht um ein genaues Biopic handelt. So überrascht es nicht, dass sich der Regisseur hier und da Freiheiten nimmt. Beispielsweise in der Einführung von Gong Er, die bloße Erfindung ist, jedoch zusammen mit Leung die stärkste Szene des Films inne hat.
            Ihr gemeinsamer Kampf ist es, der dem Rezipienten vorführt, welch Potenzial Wong Kar Wai mit „The Grandmaster“ zu entfalten weiß. Die anmutigen, blitzschnellen Bewegungen, durchbrochen von kurzen Momenten des inne halten. Sanfte Sprünge, der schönste Beinahe-Kuss der neueren Filmgeschichte und ein atemloser Zuschauer. Hier ist „The Grandmaster“ pure Poesie, verdeutlicht durch das Andeuten eines Kusses, der mehr über die jeweiligen Figuren aussagt, als alle Dialoge vorher und leider auch nachher.
            Diese Brillianz des bildlichen Erzählens erreicht Wong Kar Wai danach leider nur selten. Mögen die Bilder noch so überwältigend sein und die Kämpfe in ihrer Schönheit atemberaubend – auf narrativer Ebene kann der Film leider nicht überzeugen und kommt ausgerechnet im letzten Drittel heftig ins Schleudern.
            Neben der ausführlichen Beleuchtung von Gong Er wird ein weiterer Großmeister eingeführt. Nach großangelegter und äußerst brutaler Einführung ( hier hätten wir wieder die unterschiedlichen Kampfstile als Mittel zur Charakterisierung) bleibt jegliche Weiterführung des Storystrangs aus. Der Zuschauer wartet sehnsüchtig nach mehr und muss zum Ende verwirrt feststellen, dass die Figur „Rasiermesser“ vollkommen umsonst groß eingeführt wurde. Zudem schadet das der vermeintlichen Hauptfigur Ip Man, die zu einer weiteren Nebenfigur degradiert wird – wenn auch mit Voice Over.
            Leider aber hat Wong Kar Wai nach einer berauschenden Actionszene an einem Bahnhof nichts mehr zu sagen. Die Charaktere verlieren sich ironischerweise in trägen Dialogen, die wenig aussagen und auch die Handlung nicht vorantreiben können. Hier offenbart sich auch etwas, dass sich von Anfang an angekündigt hat. Wong Kar Wai versucht das gesamte Leben Ip Mans in einen Film zu packen. Oftmals werden mehrere Jahre übersprungen, wodurch eine echte Bindung zu ihm ausbleibt.
            So hetzt er von einem Fixpunkt zum anderen und erleidet während dem Schlussspurt Schiffbruch. Das ist unheimlich schade, denn die Hingabe des Regisseurs ist zu jeder Sekunde spürbar.
            Doch was hilft das, wenn das Szenario einfach nicht berühren will.
            Nichtsdestotrotz ist „The Grandmaster“ ein in den ersten zwei Drittel starkes Stück Genrekino, dass vor allem Kampfsportlern einigen Gefallen bereiten und dank der Opulenz der Bilder, der wunderschönen Choreographien und einigen magischen Momenten für Staunen sorgen wird.

            7
            • "Children of Men" kann in der Tat gar nicht genug gelobt werden. In diesem Sinne: Hello! ;)

              2
              • 7 .5

                Die letzten Jahre geriet die Animationsschmiede Pixar ein wenig ins Schlingern. Zwar nicht aus finanzieller Hinsicht – so gut wie heute stand die Firma noch nie da – betrachtet der Rezipient jedoch die künstlerische und kreative Kehrseite des Erfolges, so konnte ein schleichender Qualitätsabfall beobachtet werden.
                Angefangen mit „Cars 2“ der bis auf die Merchandise-Abteilung Disneys wohl niemanden interessierte und „Merida“, der zwar gelungen, doch weit entfernt von voll ausgeschöpftem Potenzial lag. Fehlender Mut, vielleicht sogar die Klauen des bösen, bösen Konzerns mit der Maus im Spiel, konnte „Merida“ trotz schöner Bilder und einer erfrischenden Heldin nicht bis zum Schlussspurt durchhalten.
                Nun wird also mit „Die Monster-Uni“ ein glorreiches Kapitel in der Geschichte Pixars nochmals aufgestoßen. Zeitlich spielt der Film vor dem Hit „Die Monster AG“ und behandelt den Werdegang unserer aller Lieblingserschrecker Mike Glotzowski und Sully.
                Dieser spielt sich auf dem Campus-Gelände der titelgebenden Monster-Uni ab, was im Vorfeld für einiges an Magenschmerzen sorgte.
                In amerikanischen Filmen schon wiederholt durchexerziert, kann ein weiterer Ableger solcher Unifilmchen doch gar nicht funktionieren, oder?
                Erfreulicherweise ist dem nicht bzw. nur in Teilen so.
                Der Ablauf der Story ist in der Tat ohne großartigen Überraschungen. Mike ist der personifizierte Außenseiter, der dank seines knuddeligen Aussehens nun überhaupt nicht zum Erschrecker taugt. Da helfen auch keine außerordentlichen Leistungen im theoretischen Bereich.
                Natürlich bekommt er Schwierigkeiten, muss für seinen Platz in der Welt und Anerkennung im Besonderen kämpfen. Die Botschaft hinter „Monster-Uni“ ist klar: Sei du selbst, lass dich nicht unterkriegen und vor allem: Du musst nicht immer der Beste sein, um zu gewinnen.
                Das ist natürlich alles altbekannt und in vielen Filmen behandelt worden.
                Doch die Art, wie Pixar an das Thema herangeht, ist bemerkenswert. Sie schaffen es tatsächlich ihre Figuren zum Leben zu erwecken. Der Zuschauer leidet mit Mike und seinen ähnlich veranlagten Freunden mit, die Gags sitzen und nach kurzer Anlaufzeit, sitzt der Film sicher im Sattel. Dank schrulliger Nebencharaktere( Art → der beste Sidekick seit Ewigkeiten!), ein paar netten Verweisen auf „Die Monster AG“ und liebevoller Detailfülle ist „Die Monster-Uni“ ein spaßiges Vergnügen. Zwar kann Pixar auch hiermit nicht an vergangene Großtaten anknüpfen, ein großer Schritt nach vorne ist ihnen jedoch sicherlich geglückt.
                Kurz vor Ende offenbart sich noch einmal kurz Pixars Ruf, etwas ungewöhnliche Wege zu gehen und den Durchschnitt hinter sich zu lassen. Dort, wo andere Filme dieser Art enden, ist noch lange nicht Schluss und die Macher verpassen es nicht, „Monster-Uni“ zu einem passenden und auch würdevollen Abschluss zu verhelfen.
                So kann es gerne weitergehen.

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                • 7 .5

                  Eins vorweg: Das Original kenne ich nicht, weshalb ich relativ unbefangen an das Remake „Fright Night“ herangehe.
                  Überraschenderweise unterhält dieses durchgehend.
                  Angefangen mit den Darstellern, die auf den Punkt gecastet wurden. Da hätten wir beispielsweise Anton Yelchin als verklemmte Hauptfigur, der zuerst nicht wahrhaben will, dass sein Nachbar ein Vampir ist. Dann wäre da noch David Tennant als urkomischer Möchtegernvampirjäger. Nicht zu vergessen natürlich Toni Collette, auch wenn sie eigentlich mehr drauf hat. Alle überragend, agiert jedoch Colin Farrell als Vampir. Er hat sichtlich Spaß an der Rolle und kostet jeden Moment genussvoll aus.
                  Die Gags sitzen, die Spannung ist tatsächlich vorhanden und die Optik ist sowieso über jeden Zweifel erhaben. Auch die Effekte überraschen - „Fright Night“ ist optisch wirklich ein Glücksfall.
                  Regisseur Craig Gillespie hat hierbei einen guten Job gemacht. Der Film ist witzig, besitzt hier und da blutige Szenen und baut zum Finale hin tatsächlich Spannung auf.
                  Mit ordentlich Ironie gewürzt, versteht sich.

                  4
                  • 7

                    „Verdammnis“ ist nun Teil 2 der Milleniumtrilogie rund um Everybody’s Darling Lisbeth Salander und dem Journalisten Kalle „Fucking“ Blomkvist.
                    Leider aber ist er nicht mehr so stark wie sein Vorgänger.
                    Dies ist einzig und allein der Buchvorlage geschuldet. Was sich auf Papier noch einigermaßen spannend liest, immerhin gibt es doch mehr Platz um Hintergründe zu beleuchten und Figuren zu vertiefen, ist auf Zelluloid teilweise nur Gerede ohne Unterhaltung.
                    Generierte sich die Spannung im Buch aus den diversen Unterhaltungen der vielen Charaktere, so muss der Zuschauer in „Verdammnis“ schon einiges an gutem Willen aufbringen. Dem Geschehen zu folgen ist auch im DC nicht leicht, sind es denn immer noch viele neue Figuren, die auch alle passabel eingeführt werden und mit einer akzeptablen Hintergrundgeschichte bedacht müssen.
                    Mit Vorkenntnissen ist das alles auch kein Problem, einem Unwissenden, sprich ohne derlei Wissen aus der Buchreihe, dürfte die Orientierung allerdings schwer fallen.
                    Trotzdem hat auch „Verdammnis“ seine spannenden Momente, auch wenn diese zumeist nur Noomi Rapace bzw. Salander geschuldet sind. Ohne sie würde der Film in der Versenkung verschwinden.
                    Auch mit Schwächen erstaunt die verdammt weitläufige Geschichte rund um Salanders Vergangenheit. Es ist schon erstaunlich wie umfangreich Stieg Larsson seine Geschichte gestaltet hat und wie plausibel alles wirkt.
                    Nach dem grandiosen „Verblendung“, der als eigenständiger Thriller hervorragend funktionierte, kommt mit „Verdammnis“ also eine schwächere Fortsetzung, die dank der umfassenden Buchvorlage Schwierigkeiten hat wirklich zu fesseln.
                    Für Fans der Bücher sicherlich lohnenswert, alle anderen werden wohl hin und wieder hilflos dreinschauen.

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                    • Nichts gegen dich, 999ghost, aber versuche das nächste mal doch bitte deine persönliche Meinung aus dem Spiel zu lassen.

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                      • 6 .5

                        Kaum ein anderer Blockbuster führte in letzter Zeit zu mehr Kontroversen als Zack Snyders Origin-Story „Man of Steel“.
                        Zusammen mit Produzent Christopher Nolan versucht er nun – ganz im Sinne des dunklen Ritters – Superman einen ernsten und dunklen Anstrich zu verpassen.
                        Keinerlei Witze mehr, von Selbstironie darf geträumt werden. Dafür ordentlich viel Krawumms, Explosionen, einstürzende Wolkenkratzer und 9/11-Zitate.
                        Eine geschlagene halbe Stunde beschäftigt sich „Man of Steel“ mit Supis Vorgeschichte und beschreibt den Werdegang des Heimatplaneten Krypton und natürlich dessen Vater Jor-El gespielt von Russell Crowe. Zumindest hier kann Snyder noch ein gesundes Maß an Interesse im Zuschauer wecken, immerhin ist das Weltendesign ungewöhnlich, womit es als SciFi-Fan ein Leichtes ist, sich zu begeistern. Snyder spart schon hier nicht mit effektvollen Actionsequenzen, die tricktechnisch selbstverständlich auf höchstem Niveau sind. Wofür J.J. Abrams jedoch im ersten Star Trek nur 10 Minuten brauchte, benötigt Snyder locker eine halbe Stunde – jedoch ohne den Zuschauer auf gleichsame Art emotional miteinbeziehen zu können. Schade.
                        Nach überlanger Exposition wendet sich Snyder sofort dem erwachsenen Superman zu. Henry Cavill gibt den Eisenmann eine Spur zu gelangweilt, nur selten bewegen sich seine Gesichtsmuskeln tatsächlich. Das Cavill schauspielern kann, steht außer Frage, immerhin hatte er in „The Tudors“ eine tragende Rolle inne, die er mit Bravour ausfüllte. Leider lässt das Drehbuch kaum Ambivalenz oder Charakterentwicklung zu. Nur ab und zu blitzt das für die Figur Superman dringend benötigte Charisma auf, denn rein optisch ist Cavill die Idealbesetzung.
                        In seinen beachtlichen 150 Minuten weiß Snyder zwar visuell Einiges aufzufahren, doch auf rein emotionaler Ebene berührt er gerade mal ein einziges mal. Das mag viele zwar nicht sonderlich interessieren – immerhin steht Superman für Action und Hau Drauf – mir ist der Hang aktueller Blockbuster storytechnisch nur noch wenig zu bieten nicht geheuer.
                        Schade auch, dass der Film bzw. das Drehbuch wenig mit seinen herausragenden Akteuren anzufangen weiß. Diane Lane und Kevin Costner als Stiefeltern bringen zwar von Haus aus ein nicht zu unterschätzendes Maß an Glaubwürdigkeit mit sich, doch wirklich viel zu tun haben sie leider nicht. Genau wie Russell Crowe, der im Verlauf des Films zum bloßen Stichwortgeber verkommt, jedoch mehr Dynamik ins Geschehen bringt, als Cavill. Vor allem gemeinsame Szenen mit Crowe und der wundervollen Amy Adams sind spritzig-witzig.
                        Für einen Superheldenfilm essentiell ist natürlich auch der Bösewicht. Die Vorzeichen standen verdammt gut, immerhin gibt sich der großartige Michael Shannon als General Zod die Ehre. Doch Pustekuchen. Sein sonst so subtiles Schauspiel verpufft und übrig bleibt ein gekränkter Psychopath, der kaum Akzente setzen kann und ständig mit vor Wut weit aufgerissenen Augen umher läuft. Besser trifft es da schon Antje Traue als Gehilfin, die tatsächlich eiskalt daherkommt und für einige bemerkenswerte Actionszenen sorgt.
                        Hier hält sich „Man of Steel“ nach dem Tohuwabohu auf Krypton bemerkenswert zurück. Die erste Stunde wird Wert auf Charakterisierung gelegt. Drehbuchautor Goyer versucht Superman einen Hauch von Tiefe zu verleihen, was leider nur in Ansätzen glückt. Die Jesus-Symbolik, gepaart mit unsagbar pathetischen Dialogen sind vollkommen übertrieben und nach einer Weile auch redundant. Das erübrigt sich jedoch, sobald die letzten 60 Minuten anbrechen. Ab diesem Moment folgt Prügelei, auf Prügelei, Explosion auf Explosion und Showdown auf Showdown. Ganze dreimal lässt Snyder alles um sich herum explodieren, bis Superman endlich als Sieger da steht.
                        Was anfangs noch ordentlich Spaß macht (Antje Traue!), im Folgenden nicht mehr gänzlich unterhält und schlussendlich den gesamten Charakter Supermans ad absurdum führt, entwickelt ein emotionsloses Eigenleben. In seiner Affinität zu großen Gesten und Bildern vergisst Snyder seine gesamte Story, sowie Supermans Entschluss die Menschheit zu beschützen. Wozu das, wenn er nichtsdestotrotz Tausende durch seine grenzdebilen Kämpfe mitten in New York in den Tod stürzt?
                        Hinzu kommt noch die unsägliche Wackelkamera (und ich habe weiß Gott gar nichts dagegen!), die immer wieder aus dem Geschehen reißt und in Verbindung mit dem (unnötigen) 3D-Effekt selbst in ruhigen Momenten für angestrengtes Blinzeln sorgt.
                        Da reiht sich auch Hans Zimmers Filmmusik nahtlos mit ein, denn sein neuestes Werk wirkt wie ein Potpourri aus „Inception“ und „The Dark Knight“. Wenig Neues, viel Recycling. Die zu weiten Teilen grottige Synchronisation trägt noch ihren Teil zur allgemeinen Emotionslosigkeit bei.
                        „Man of Steel“ ist Augenwischerei, Style over Substance und führt den Trend zahlloser Blockbuster vor ihm fort.
                        Natürlich unterhält der Film und ich behaupte nicht, mich im Kino gelangweilt zu haben. Doch bietet das heutige Kino wirklich keinerlei Substanz mehr, sobald ein hohes Budget wieder eingespielt werden muss? Muss das wirklich sein?
                        Denn „Man of Steel“ bietet mit Augenmerk auf ähnliche Filme keinerlei Alleinstellungsmerkmal. Er ist einfach ein Actionfilm mit einem Helden, der zufällig den Namen Superman trägt und die Welt vor Aliens in New York....ich meine natürlich Metropolis City rettet. So oder in der Art schon dutzende Male gesehen – nur wenige Impressionen brennen sich hier in das Gedächtnis ein. Für einen Snyder-Film, der seine Geschichte doch eher durch Bilder erzählt ziemlich ungewöhnlich.

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                        • 8

                          Wenn Einer eine Reise macht, hat er viel zu erzählen.... (Tagebuch-Eintrag # 2)

                          Liebes Tagebuch,

                          einige Tage ist es her, seit ich dich herangezogen habe, aber glaube mir: Ich hatte einfach keine Zeit.
                          Nach meinen fast schon besorgniserregenden Erlebnissen in Frankreich zog es mich per Zug hin zu neuen Ufern.
                          Ohne zu wissen, wohin er mich bringen würde, beschloss ich an der letzten Haltestelle auszusteigen.
                          Nach Tagen schier endlosen Fahrens erreichte ich endlich die letzte Haltestelle und staunte nicht schlecht, als ich mich in New York wiederfand.
                          Häuserschluchten, die mich geradezu winzig erschienen ließen, hoch über mir aufragten und mit quietschbunten Reklametafeln um Aufmerksamkeit bettelten. Menschenmassen, in denen ich mich beinahe verlor und die mich aufgrund ihrer Größe einfach mit sich schoben.
                          Autokolonnen bahnten sich ihren Weg durch endlos erscheinende Straßen, die das Häuserlabyrinth in unzählige Abschnitte teilten. Überall ertönten Hupen, sprachen Menschen in ihre Handys, schrien über den Lärm hinweg. Hier ein Auto, das mit quietschenden Reifen zum Stehen kam, dort ein Mann, der mich in seiner Eile anrempelte und weiter hastete. Verkäufer, die am Straßenrand laut ihre Waren feilboten. Hot Dogs, frisches Gemüse, ausländische Spezialitäten.
                          Inmitten dieses Wahnsinns versuchte ich dieser Reizüberflutung zu entfliehen.
                          Ich, ein Typ vom Land, der noch nie einen Fuß in eine Millionenmetropole gesetzt hatte, verzweifelte ob der unendlich vielen Menschen, der Anonymität der Masse und der zur Schau gestellten Gleichgültigkeit.
                          Mit verzweifeltem Blick suchte ich nach einer Ausweichmöglichkeit. Einem Moment der Ruhe, bevor ich mich wieder diesem sich alles einverleibenden Molochs New York stellen musste.
                          Am Straßenrand entdeckte ich eine Tür. Es war keine besondere Tür, noch war das Gebäude drumherum in irgend einer Weise aufsehenerregend. Doch durch die Glasfenster hindurch konnte ich etwas sehen, das ich dringend benötigte: Platz!
                          Schnell ging ich darauf zu, darauf achtend, nicht von einer neuerlichen Woge von Menschen mitgezogen zu werden.
                          Meine Hand schloss sich um den Türknauf und drückte ihn nach unten. Die Tür öffnete sich.
                          Es erwartete mich ein vollkommen normales Foyer inklusive Rezeption. Eintönig, in grau gehalten und doch war ich hier um ein vielfaches lieber, als dort draußen. Zu meiner rechten empfahl sich eine gemütlich wirkende Couch, auf der man sich kurz niederlassen und die aktuelle Ausgabe der Times lesen konnte. Erschöpft vom Gewirr der Straßen und Wolkenkratzer ließ ich mich auf die weichen Kissen nieder.
                          Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und blendete jegliches Geräusch aus, konzentrierte mich ganz auf mich selbst.
                          Da drang – leise und unbestimmt – eine Männerstimme an mein Ohr. Ich versuchte erst sie auszublenden, doch konnte ich mich dem Inhalt des Gespräches nicht entziehen.
                          „Ja, total verrückt. So etwas hast du noch nie erlebt, Spike!“, sprach der Mann neben mir in sein Handy.
                          „Ich sag dir, das musst du mal erlebt haben. Hier auf der Etage der Lestercorp. Unfassbar!“, schreit er vor lauter Enthusiasmus in den Hörer.
                          Langsam aber sicher hat der Mann meine Aufmerksamkeit.
                          Was mag ihn wohl derart in den Bann gezogen haben, dass er hier jegliche Fassung verliert?
                          „ Ja, ja. Ich erzähle es dir doch. Also. Es gibt hier in diesem Gebäude einen 7 ½. Stock. Hm? Nein, ehrlich. Absolut kein Witz. In diesem ungewöhnlichen Stock gibt es eine Tür. Diese Tür erreicht man, wenn man das Büro ganz rechts betritt. Doch ist das keine normale Tür, versteht sich. Oh nein. Man findet sie hinter einem Wandschrank und sie ist gerade mal halb so groß wie der Raum selbst. Sie führt dich direkt in den Körper von John Malkovich!“
                          Mit einem Ruck fährt mein Kopf herum.
                          Was hat er gerade gesagt? Eine Tür in den Kopf dieses Schauspielers?!?
                          „Du hast doch schon lange nach einer Idee für dein Langfilmdebüt gesucht, Spike. Das klingt doch wie dafür geschaffen. Ich rufe mal diesen verrückten Autor Charlie Kaufmann an. Der kann daraus bestimmt eine gute Geschichte basteln.“
                          Meine Gedanken wirbeln durcheinander. Soll das wirklich sein Ernst sein? So etwas gibt es doch sonst nur im Film?!?
                          Der Mann legt auf und pfeift glückselig eine fröhliche Melodie. Er blickt mich an, zwinkert und sagt:“ Für eine kurze Zeit mal jemand anders sein. Ist das nicht ein Abenteuer?“
                          Bevor ich ihm antworten kann, hat er schon seinen Hut vom Sofa genommen und ist Richtung Ausgang geschlendert.
                          Ein wenig fassungslos blicke ich ihm hinterher.
                          Da ich momentan sowieso nicht die Lust verspüre, mich wieder dem Gewimmel der Großstadt zu ergeben, entscheide ich diesem ominösen Stock mal einen Besuch abzustatten.
                          Im Aufzug angekommen traue ich meinen Augen kaum.
                          Hier, auf der Anzeige der verschiedenen Etagen prangt in goldenen Buchstaben auf schwarzem Grund die Ziffern 7 ½. Gefolgt von der Aufschrift LesterCorp.
                          Eine zierliche afroamerikanische Dame gesellt sich zu mir und erkennt meine Lage auf einen Blick.
                          „Stock 7 ½?“
                          Ich nicke.
                          „Das erste mal für sie?“
                          „Das stimmt.“
                          „Ich übernehme das für sie. Warten sie kurz.“
                          Sie betätigt den Schalter für Etage 8, während ich es mir in meiner Fahrstuhlecke gemütlich mache. Aus einer Halterung an der Wand nimmt sie plötzlich ein Brecheisen. Verwundert blicke ich sie an.
                          „Keine Sorge“, sagt sie, „ Einen anderen Weg zu diesem Stock gibt es nicht.“
                          Als die Anzeige oberhalb der Fahrstuhltür eine rote 7 aufleuchten lässt, drückt sie schnell auf die Notfalltaste. Mit einem entsetzlichen Ruck kommt der Aufzug zum stehen.
                          Mich beschleicht das Gefühl eines Deja Vu. Schon in Frankreich steckte ich in einer ähnlichen Situation.
                          Behände nimmt sie die Brechstange in beide Hände und zwängt das obere Ende zwischen die Fahrzeugtüren. Erst jetzt bemerke ich die vielen Beulen und Kratzer an derselben Stelle, die beweisen, dass schon Einige vor mir derselben Prozedur folgen mussten.
                          Ohne nennenswerte Probleme stemmt sie die Türen auf.
                          „Stock 7 ½. Bitte sehr, der Herr.“
                          Zu perplex um einen vernünftigen Satz meinem Mund zu entlocken, krächze ich ein Dankeschön.
                          Der Fahrstuhl befindet sich nun genau zwischen Stock 7 und 8.
                          Unterhalb erkenne ich Büroräume und mehrere Menschen, die eilig hin und her laufen, während oberhalb ein länglicher Gang von Etage 8 zu sehen ist.
                          Ich knie mich hin um mich nicht am Fußboden von Numero 8 zu stoßen und lasse mich vorsichtig aus dem Aufzug in Stock 7 ½ hinab.
                          Kaum bin ich dem beengenden Fahrstuhl entflohen, stoße ich mir auf schmerzhafte Art und Weise den Kopf.
                          Wie es scheint, trägt die Etage 7 ½ ihren Namen zu Recht. Auf den ersten Blick erscheint nichts ungewöhnliches an der Firma LesterCorp. Überall wuseln geschäftige Menschen hin und her, Schreibtische in jedem Büro fein säuberlich angeordnet, eine Kaffeemaschine auf dem Gang, Mitarbeiter, die sich über nervige Vorgesetzte unterhalten und doch:
                          Irgendetwas ist anders.
                          Da fällt der Groschen.
                          Die Decke der Etage ist gerade mal 1,50 Meter hoch!
                          Jeder Angestellte muss sich in gebückter Haltung fortbewegen, will er nicht eine Beule wie die meine riskieren.
                          Ungläubig starre ich umher. Das Schauspiel hat etwas von einem Affenkäfig, nur das statt Affen Menschen krumm daher watscheln.

                          Eine lachende Angestellte läuft an mir vorbei und ich fasse sie am Arm. Irritiert sieht sie mich an:“ Was wollen sie?“
                          „ Entschuldigen sie, aber könnten sie mir vielleicht erklären, warum die Decke hier so niedrig ist?“, frage ich die Frau.
                          „Haben sie noch nie von LesterCorp und seinen berühmten Sparmaßnahmen gehört?“, fragt sie ungläubig.
                          Ich schüttele den Kopf.
                          „Na, vielleicht sagt ihnen der Slogan IMMER SCHÖN BÜCKEN, MIETE DRÜCKEN ja etwas.“
                          Verdattert lässt sie mich stehen.
                          Mit einem mal fällt mir wieder mein eigentlicher Grund für meinen Besuch hier ein.
                          Die Pforte zu Malkovichs Kopf!
                          Schnell bewege ich mich auf die Tür ganz rechts zu. Ich blicke noch einmal von rechts nach links und achte darauf, dass mich keiner beobachtet. Durch die gebückte Haltung sieht jedoch sowieso jeder nach unten.
                          Erleichtert begebe ich mich in das Büro. Der Wandschrank ist ohne Schwierigkeiten ausgemacht. Mit ganzer Kraft schiebe ich ihn vor die Bürotür, damit mich niemand stören kann und siehe da:
                          Der Mann im Foyer hatte Recht!
                          Hinter dem Schrank befindet sich tatsächlich eine Tür und diese ist noch einmal nur halb so lang, wie die sowieso schon halbierte Etage!
                          Mit feuchten Fingern ziehe ich am Türknauf. Eisiger Wind schlägt mir entgegen. Ich sehe hinab in einen dunklen Gang und habe Schwierigkeiten Einzelheiten zu entdecken.
                          Ein mulmiges Gefühl breitet sich in meiner Magengegend aus, Schweiß läuft mir die Schläfe herunter.
                          Kann es wirklich sein? Ist das der Weg in den Kopf eines anderen Menschen?
                          Ich fasse Mut und krieche in die Öffnung. Jetzt oder nie!
                          In der völligen Schwärze muss ich mich ganz auf meine anderen Sinnesorgane verlassen. Ich fühle matschigen Sand unter meinen Händen. Jedenfalls denke ich, dass es sich um Schlamm handelt. Ein Geruch nach Fleisch, nach organischem Material steigt in meine Nase.
                          Plötzlich fegt ein Luftzug über mich hinweg und verschließt die Tür hinter mir mit lautem Knall. Ich werde nach vorne gezogen, auf ein weißes Licht zu.
                          Ich schreie und schreie und falle immer tiefer, weiter auf das Licht zu. Das weiße Licht ist allumfassend, es blendet mich sogar durch meine Hände hindurch. Meine Augen sind geschlossen und ich warte auf den Aufschlag, der sicherlich gleich kommen wird.
                          Adieu schöne Welt, adieu ihr Abenteuer die da noch....
                          „John?“
                          Mir ist übel, ich fühle mich, als ob tausend Stechnadeln in meinem Körper stecken würden. Doch Moment, wo bin ich?
                          Ich sitze in einem schicken Restaurant, vor mir sitzt eine unfassbar hübsche Frau und blickt mich fragend an.
                          „Was ist denn?“, bringe ich gerade noch hervor.
                          „Du hast mitten im Satz abgebrochen. Was ist denn los?“
                          Ich...ich weiß es nicht. Fühle mich nicht gut. Muss kurz auf Toilette!“.
                          Ich stehe auf und habe Schwierigkeiten mich auf den Beinen zu halten. Überhaupt fühlt sich mein Körper einfach nicht richtig an. Es ist, als wäre ich im falschen Körper.
                          Rasch torkele ich auf die Toilette zu, nicht ohne einem Kellner ein Tablett aus der Hand zu fegen, wodurch sich Champus auf eine Gruppe Asiaten ergießt, die mit einem überrascht-quitschigen Schreien aufspringen.
                          Ich bekomme davon jedoch wenig mit, habe ich doch ernstliche Schwierigkeiten weiter Kurs auf die Toilette zu halten. Irgendwie gelingt es mir dann doch die Tür aufzustoßen und ich lasse mich am Waschbecken nieder. Was zum Teufel ist los mit mir und wie komme ich überhaupt hierher?!?
                          Ich habe keine Ahnung und blicke in den Spiegel.
                          Wäre ich ein Mann um die Fünfzig, ich hätte wohl in diesem Moment mit einem Herzinfarkt zu kämpfen.
                          Mein Spiegelbild gleicht mir in keinster Weise. Ich bin nicht ich!
                          Aus grauen Augen blickt mich ein glatzköpfiger Mensch(meine schönen Haare!) an, der die fünfzig schon längst überschritten hat und auch sonst wenig bemerkenswert aussieht.
                          Der Mann mit dem Handy hatte tatsächlich Recht!
                          Ich bin John Malkovich!
                          Fassungslos streife ich mit meinen Fingern über mein Gesicht. Fühle meine kahle Haut dort, wo eigentlich mein Haupthaar sitzen sollte, streiche über meine grauen Bartstoppeln, wo eigentlich schwarz die vorherrschende Farbe sein sollte. Berühre Fältchen auf Stirn und Wange, die ich mit meinen 21 Jahren noch nicht einmal ansatzweise besitzen sollte.
                          Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich habe mich tatsächlich in einen alternden Schauspielstar verwandelt.
                          „Ach du scheiße, ich bin wirklich John Malkovich!“.
                          Hinter mir höre ich, wie die Spülung der Toilette betätigt wird und eine junge Frau heraustritt.
                          Erschrocken sieht sie mich an, ein Flackern des Erkennens huscht über ihr Gesicht. Langsam bewegt sie sich in Richtung des Waschbeckens zu meiner Linken.
                          Peinlich berührt muss ich erkennen, dass ich wohl Männer- und Damentoilette verwechselt habe.
                          Ich versuche die Situation mit einem Witz zu entschärfen:“ Keine Sorge, alt genug für Alzheimer bin ich noch nicht!“ Um meinem Gag noch mehr Ausdruck zu verleihen, lache ich ein unverkrampftes herzliches Lachen.
                          Doch scheint es nicht ganz so bei meinem weiblichen Gegenüber anzukommen, die fluchtartig die Toilette verlässt.
                          Ich wende meinen Blick wieder dem Spiegel zu und erschrecke. Vor mir selbst. Es scheint, als hätte ich noch nicht die völlige Kontrolle über Malkovichs Gesichtszüge. Anders kann ich mir das psychopathische Grinsen, das mein Gesicht anstelle eines einladenden Gewinnerlächelns ziert, nicht erklären.
                          Ein klein wenig belustigt verlasse ich die Toilette.
                          Draußen empfängt mich jedoch schon die Polizei mit der verschreckten Frau aus der Toilettenkabine im Schlepptau. Wild gestikulierend deutet sie auf mich.
                          Ich folge meinem ersten Instinkt und türme.
                          Renne ein zweites Mal den Kellner um, der diesmal einen Hummer auf dieselbe asiatische Reisegruppe niedergehen lässt. Wende mich nach links zur Küche hin und hechte über den Tresen. Meine alten Gelenke fangen an zu schmerzen und unheilvoll zu knacken. Die Polizisten haben indes die Verfolgung aufgenommen und scheinen rasch aufzuholen.
                          Das gefällt mir natürlich gar nicht.
                          Aus Spaß rufe ich ein „Ihr werdet mich niemals kriegen! Ich bin John Malkovich!“ hinter mich, nicht ahnend das mich einen Schritt weiter vorne ein beleibter Koch erwartet, der prompt mit seinem voluminösen Wok ausholt und mir eins über den Schädel zieht.
                          Mit sofortiger Wirkung werde ich ohnmächtig und finde mich im nächsten Moment in einem Straßengraben wieder. Stöhnend stehe ich auf und sehe mich um.
                          Ich befinde mich außerhalb New Yorks an einer Schnellstraße. Autos rasen an mir vorbei, während ich immer noch ein wenig desillusioniert im Graben sitze.
                          Da trifft es mich wie ein Schlag. Sofort fasse ich mit meiner Hand an meinen Kopf und schreie vor lauter Glück laut auf. Haare! Meine schönen, braunen Haare!
                          Auch mein Gesicht scheint wieder mein eigenes zu sein. Die Gesichtszüge erkenne ich auch ohne Spiegel wieder. Ein weiteres Indiz für meinen eigenen Körper ist meine Kleidung. Kein Anzug, sondern Jeans und Jacke. Meine Jeans und meine Jacke!
                          Glücklich stehe ich auf und laufe zur Busstelle ein paar Meter entfernt.
                          Auf der Bank entdecke ich die Zeitung von Heute. Anscheinend habe ich tatsächlich die ganze Nacht ohnmächtig in diesem Graben gelegen. Auf Seite 1 prangt das Konterfei des berühmten Darstellers John Malkovich: SCHAUSPIELER BETRUNKEN VON POLIZEI VERFOLGT!
                          Mit einem Lachen packe ich die Zeitung in meine Tasche.
                          Nach Drogenrausch in Frankreich und Identitätswechsel in New York.... viel verrückter kann eine Reise doch nun wirklich nicht mehr werden, liebes Tagebuch.
                          Oder doch?

                          (Hier gehts zu meinem Reise-Tagebuch:)
                          http://www.moviepilot.de/liste/wenn-einer-eine-reise-macht-i-m-going-on-an-adventure-bandrix

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                          • 8 .5

                            David Cronenberg – dieser Name stand mal für kreativen, wenn auch schonungslosen Body Horror. Soweit ich weiß, machte er dieses Genre bekannt.
                            „Die Fliege“ ist sein bekanntester Film dieser Sparte.
                            Gekonnt greift der Regisseur Motive aus Kafkas „Die Verwandlung“ und vermischt sie mit dem immer noch aktuellen Drang der Wissenschaft alles zu können und erforschen zu wollen.
                            Im Verlauf der Geschichte mischt Cronenberg noch die menschliche Sexualität mit hinein, Leistungssteigerung natürlich inklusive.
                            Der Film beginnt jedoch langsam mit dem Kennenlernen des Dr. Brumble (Jeff Goldblum) mit der interessanten Frau Veronica Quaife (Geena Davis).
                            Diese ist sichtlich beeindruckt von der Erfindung des Wissenschaftlers. Es kommt natürlich, wie es kommen muss. Sie werden ein Paar und die Studien werden vorangetrieben.
                            Aus einem Anfall der Eifersucht probiert Brundle die Erfindung an sich selbst – das Ergebnis kennen wir alle.
                            Fortan verwandelt er sich in eine Fliege.
                            Interessant hierbei ist, dass Brundle seiner eigenen Hybris zum Opfer fällt. Er hält seine Erfindung für bombensicher, als ob keiner ihm etwas anhaben könnte. Der Drang, mehr zu leisten als Andere vor ihm, gepaart mit Leichtsinn sind schließlich die Zutaten für seinen Untergang.
                            Cronenberg lässt die haarige Verwandlung zunächst schleichend beginnen um den Zuschauer gegen Ende nur so mit ekelerregenden Szenen zu malträtieren.
                            Dabei sind die Splattereffekte wohltuend ohne Computermätzchen entstanden. Allein die geniale Maske sorgt für Grauen. Cronenberg scheut wirklich vor keiner Extremität zurück…
                            Neben all dem Ekel und Blutfontänen ist die Spannungskurve konstant oben und entlädt sich auch folgerichtig im packenden Finale.
                            Es ist schwierig bis unmöglich heutzutage einen Film ähnlichen Formats zu finden bzw. erst einmal zu drehen. Wirklich schade.

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                            • 8

                              „Wall Street“ zeigt sowohl Michael Douglas als auch Oliver Stone auf dem Höhepunkt ihres Schaffens.
                              Unheimlich präzise durchleuchtet Stone die Machenschaften hinter der Börse, zeigt die Gier, die innerhalb der Finanzwelt pulsiert und wie manch ein Brooker über Menschenleben geht um noch mehr Reichtum anzuhäufen.
                              Das ist inzwischen natürlich nicht mehr ganz so neu und frisch. Nicht erst seit der Bankenkrise haben solche Jobs einen eher zwielichtigen Ruf.
                              Dennoch ist Stones Studie weit mehr als nur ein Blick hinter die Kulissen. Sie zeigt auch, wie sich ein Mensch (in diesem Falle Charlie Sheen) in solch einen Machtmenschen verwandelt und schlussendlich selbst mit seinem Leben nicht mehr klar kommt.
                              Auf der anderen Seite steht Michael Douglas alias Gordon Gecko als der Finanzhai schlechthin, der sein Gewissen, mit ihm auch sämtliche menschlichen Werte, über Bord geworfen hat. Er nimmt Sheen unter seine Fittiche und bringt ihm Dinge bei, die ihn immer mehr von sich selbst entfernen.
                              Hierin liegt die eigentliche Stärke von „Wall Street“. Der Wandel des netten Kerls in ein nur noch auf Profit bezogenes kaltes Etwas. Das einzige, das zählt, ist der Profit. Das macht den Film auch heute noch so brisant und auch wichtig. Der völlige Verlust der menschlichen Werte, das Einsetzen des Narzissmus und die völlige Ausrichtung auf eine kapitalistische Lebensweise.
                              Dass „Wall Street“ dabei trotzdem so locker von der Hand geht und keinesfalls schwierig ist, liegt an Stones inszenatorischem Können. Das späte 80er Flair wird unglaublich gut eingefangen. Das Voranschreiten der Technik, der Blick auf Markenartikel und natürlich der eigene Ruf.
                              Aber das Wichtigste: Geld, Geld und nochmals Geld.
                              Denn ohne Geld keine Markenartikel, ohne Geld keinen guten Ruf und ohne Geld auch keine neue Technik. Ein Teufelskreis, dem Sheen weder wiederstehen kann noch will.
                              „Wall Street“ ist also mehr als bloße Dokumentation der Börse. Er ist auch gleichzeitig eine kleine Tragödie über einen Mann, der seine Prinzipien über den Haufen wirft um Leuten zu gefallen und an das große Geld zu gelangen.
                              Es dreht sich doch alles nur ums Geld….

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                              • 7 .5

                                Wenn einer eine Reise macht... (Niveauvoll gesneaked)

                                Auch ich beteilige mich – wie so viele andere User hier – an der von liebertee ins Leben gerufenen Kommentarreihe.
                                Mein erster Tag der geplanten Reise führt mich direkt in das Herz eines französischen Ghettos, in dem eine in die Jahre gekommen Frau einer etwas unüblichen Beschäftigung nachgeht.

                                [Eine eigentliche Kritik zum Film findet ihr unter dem Tagebucheintrag.]

                                Liebes Tagebuch,
                                Frankreich sieht vollkommen anders aus, als ich es mir in meinen Träumen ausgemalt habe. Nirgendwo erkenne ich den Charme eines französischen Kleinstädtchens – keine niedlich-romantischen Laternen am Wegesrand, kein Mann mit langem Schnurrbart und großem Baguette unterm Arm und zum Teufel: Keine kitschige Musik!
                                Stattdessen müssen sich meine Augen an unsagbar hässliche Plattenbauwohnungen, kaputten Straßen und Obdachlose gewöhnen.
                                Wo bitte, ist die heile Welt, die mir „Die fabelhafte Welt der Amelie“ versprochen hat?!?
                                Inmitten dieser Realität gewordenen Ödnis erblicke ich eine ältere Frau, die sich schimpfend und fluchend ihren Weg durch das „Immigrantenpack“ (O-Ton der Frau) bahnt.
                                Klammheimlich stibitzt sie etwas Gemüse aus weggeworfenem Abfall des nahegelegenen Marktes. Mir wird klar: Diese Frau besitzt nichts.
                                Interessiert folge ich ihr.
                                Sie bewegt sich schnurstracks auf einen dieser grässlichen Betonkasten zu, würdigt die jugendlichen Vagabunden um sie herum keines Blickes und steigt in den Aufzug.
                                Blitzschnell presse ich mich mit ihr und zwei anderen Personen in das enge Aufzugabteil. Dieser ist von oben bis unten voll mit Graffiti beschmiert und bietet wenig fürs Auge.
                                Ruckelnd bewegt er sich nach oben, mit einem plötzlichen Knirschen kommt er zum stehen. Mit einem Mal beginnt die ältere Dame auf und ab zu springen.
                                Der Angstschweiß steht mir auf der Stirn, immerhin befinden wir uns schon mindestens im 4. Stock!
                                Doch siehe da, das Hüpfen wirkt Wunder und der Fahrstuhl setzt sich tatsächlich wieder in Bewegung.
                                Zwei Stockwerke weiter oben steigt sie aus und ich folge ihr weiterhin.
                                Verblüfft bleibe ich stehen.
                                Vor mir befindet sich eine ellenlange Schlange, bestehend aus den verschiedensten Typen Mensch. Mehrere Altrocker lehnen lässig an der Flurwand, junge Studenten drehen nervös den Kopf hin und her und auch ein paar Hausfrauen haben sich hier eingefunden.
                                Verwundert suche ich die Schlange mit den Augen nach der alten Frau ab. Diese hat sich schon ihren Weg durch die vielen Leute gebahnt und bewegt sich zielsicher auf die Tür – vor der jederman n anzustehen scheint – zu.
                                Ich will ihr folgen, werde jedoch von einem ganz übel riechendem Exemplar von einem Punker daran gehindert.
                                „Immer schön der Reihe nach. Kriegst schon dein Zeug von der Drogenoma!“
                                Drogenoma? Meine Gedanken überschlagen sich, ich habe das Gefühl, als befinde ich mich im falschen Film.
                                Ich wollte doch nur die schönen romantischen und liebenswürdigen Seiten Frankreichs kennenlernen! Stattdessen stehe ich hier mit einer Reihe an zwielichtigen Personen und habe eigentlich keine Ahnung, was ich hier überhaupt will.
                                Doch weiter vorne tut sich was.
                                Eine kleine Gruppe Jugendlicher kommt aus der Wohnung heraus, in die die ältere Dame schon längst verschwunden ist. Alle haben sie eine Art Plätzchen in der Hand und allesamt bedenken ihr Umfeld mit stupidem, lächelndem Grinsen.
                                Da ich sowieso schon hier bin, denke ich mir, kann ein Blick hinter die Tür nicht schaden.
                                Also warte ich.
                                Nach 20 Minuten darf auch ich endlich in die Wohnung treten. Mir bietet sich das Bild einer typischen Hausfrauenwohnung. Veraltete Möbel, Fotos von Familienmitgliedern, Spitzendeckchen, dafür jedoch ein moderner und vollkommen überdimensionaler Flat Screen.
                                Mein Blick wandert nach rechts und vor lauter Erstaunen bleibe ich wie angewurzelt stehen.
                                Dort steht die in die Jahre gekommene Frau und lächelt mich an. Vor ihr ausgebreitet das feinste Gebäck, das man sich nur wünschen kann.
                                Von Spritzgebackenem über Plätzchen, bis hin zu Macarons. Alles vorhanden.
                                Ich trete näher an den reich gedeckten Tisch. Vor jedem Teller mit Gebäck befindet sich ein Schild mit Preisangabe und Name. Die Preise beginnen ab 20 Euro aufwärts, was mich stutzig werden lässt. Welcher Bäcker bietet denn schon Plätzchen für 20 Euro an?!?
                                Ich nehme das erstbeste Schild in die Hand und lese laut vor: „ Space Cookies – echt guter Shit! 22 Euro das Stück!“
                                Die ältere Frau sieht mich an und sagt freundlich: „ Nur zu, der Erste ist gratis!“
                                Mit zweifelndem Blick breche ich ein Stück des Space-Cookies ab und stecke es mir in den Mund.
                                Der Geschmack ist vollkommen! Weiche Schokolade zergeht auf meiner Zunge, während ich mir auch den Rest des Kekses genehmige. Doch irgendwas ist anders.
                                Ich fühle mich plötzlich in absoluter Hochstimmung, wähne mich in der Lage ganze Bäume herauszureißen.
                                Schnell zücke ich meinen Geldbeutel.
                                „Geben Sie mir noch einen Space Cookie – oh – und noch einen schwarzen Afghanen dazu!“
                                Mit wissendem Blick füllt sie die Bestellung in eine kleine Tüte.
                                Vor lauter Euphorie, die mein Gehirn mit einem mal fliegen lässt, fällt es mir schwer die Geldbörse ruhig zu halten. Meine Finger zittern, als ich die Geldscheine zähle und sie ihr übergebe.
                                Ich muss mich beherrschen um nicht vor lauter Glück los zuschreien, doch kann ich mir einen kleinen Freudensprung nicht verkneifen.
                                Immer noch sorgsam lächelnd verabschiedet sich die ältere Frau: „ Machen sie es gut und denken sie daran: Den richtig guten Shit gibt es nur hier von der Drogenoma!“
                                Ich habe mit einem mal Lust, den Titelsong von Heidi zu singen, was ich auch sofort in die Tat umsetze.
                                Statt mich von ihr zu verabschieden, gebe ich ihr die Hand und fange aus vollem Halse an zu singen:“ Heidi, Heidi, deine Welt sind die Berge....Heidi, Heidi.....“
                                Ihr ist das nicht ganz so geheuer, weswegen sie einem breitschultrigen Bären hinter ihr – der erst jetzt in mein ohnehin schon beschränktes Blickfeld kommt – ein Zeichen gibt. Dieser springt sofort auf, packt mich unter seine Achseln und trägt mich (immer noch singend) die gesamten Stockwerke hinunter bis zur Tür.
                                Mit seligem Lächeln verbeuge ich mich vor ihm und danke ihm auf Japanisch: „Arrigato!“
                                Er zieht genervt die Augenbrauen hoch und schließt mit großem Knall die Tür.
                                Etwas verwundert, aber nicht minder glücklich, wende ich mich ab und begebe mich zum nächstgelegenen Bahnhof.
                                Ich kaufe mir eine Fahrkarte am Schalter, wobei ich den armen Mann dort bestimmt vollkommen aus den Socken gehauen habe. Immerhin habe ich mein Anliegen in einem Mischmansch aus Englisch, Deutsch, Französisch und Mongolisch (weiß der Teufel, woher ich das plötzlich alles kann) vorgebracht.
                                Die Karte habe ich im Zug nach der Kartenkontrolle natürlich verloren, wobei ich mir nicht mal sicher bin, ob ich auch tatsächlich kontrolliert wurde. Das Klo war einfach zu gemütlich und es war einfach zu interessant dem Wasserhahn beim Plätschern zuzuhören.
                                Vielleicht habe ich die Fahrkarte auch einfach das Klo heruntergespült. So Sachen passieren schließlich ständig.
                                Nach durchzechter Nacht und einem innigen Verhältnis zu einer Toilette schreibe ich also diese Zeilen nieder – nicht wissend, wo mich meine Reise als nächstes hinführen wird.
                                Aber eines ist sicher: Verrückter kann es schon gar nicht mehr werden.

                                Oder doch?
                                (Hier gehts zu meinem Reise-Tagebuch:)
                                http://www.moviepilot.de/liste/wenn-einer-eine-reise-macht-i-m-going-on-an-adventure-bandrix
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                                "Paulette" ist in seinen besten Momenten bitterböses Kino, dass sich nicht scheut eine ältere Oma auf den Drogenmarkt los zulassen.
                                Inspiriert von einer wahren Geschichte entwickelt sich die eigentlich ziemlich traurige Geschichte der Paulette von einem ironisch-witzigem Erlebnis zu einer Gangstergroteske. Die anfangs noch vorhandenen brisanten politisch-sozialen Untertöne werden zugunsten einer auf Humor und großer Gagdichte ausgelegten Story ad acta gelegt.
                                Das ist schade, denn "Paulette" hätte mehr sein können, als nur eine Komödie über eine "Drogenoma".
                                Damit angefangen, dass sie die Not um Hab und Gut erst zum Drogenhandel treibt, über ihre zerrütteten Familienverhältnisse - all das wird im Folgenden mehr und mehr für Gags aufgebraucht. Selten für echtes Drama.
                                Aber was solls. "Paulette" will eben eine Komödie sein und das ist sie auch.
                                Zwischen all den skurrilen Figuren, den verrückten Einfällen und dem eingangs erwähnten schwarzen Humor hat der Zuschauer allerhand zu Lachen. Die Gags könnten in ihrer Bissigkeit teilweise von der Insel stammen, dazu liefert Bernadette Lafont eine Glanzleistung in der titelgebenden Rolle.
                                Insgesamt ist "Paulette" ein spaßiges Vergnügen, das vor allem dank der unüblichen Szenerie als auch von der glänzend aufgelegten Hauptdarstellerin profitiert. Die anfangs propagierte Tiefe, die angedeutete tragische Lebensgeschichte wird zwar nur selten aufgegriffen und in den Film integriert - dafür geizt er jedoch nicht mit skurrilen Momenten und einigen Lachern.
                                Ohne Zweifel ein Crowdpleaser, der seine Fans finden wird.
                                Publikumswertung: 1,6

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                                • 5 .5
                                  über Fall 39

                                  Das hat man sich für Christian Alvarts Hollywooddebüt dann doch nicht gewünscht.
                                  Zwar spult der deutsche Regisseur die verschiedenen Horrorszenarien routiniert ab, fehlen tut es jedoch sonst an fast allem.
                                  Es hilft nicht, alle gängigen Horrorklischees in einen Film zu bannen.
                                  Hier haben wir das Angst einflößende Kind, dort die aus dem Körper krabbelnden Insekten. Dazu noch eine Prise Psychoterror der fiesen Sorte und fertig ist der Horroreinheitsbrei.
                                  Nichts anderes ist leider aus „Fall 39“ geworden.
                                  Auch mit einer routinierten Inszenierung gelingt es Alvart nur selten tatsächlich Spannung zu erzeugen, da alle Gruselmomente schon aus anderen Filmen bekannt sind. Keine einzige neue Idee, nichts, dass den Zuschauer wirklich überrascht.
                                  Das ist unheimlich schade, denn Atmosphäre ist vorhanden. Auch die schon erwähnte Inszenierung ist formidabel. Hilft aber alles nichts, wenn jeder nächste Schritt vorhersehbar ist.
                                  Gruseleinsteiger können „Fall 39“ sicherlich mehr abgewinnen, denn handwerklich ist er ordentlich. Zuschauer, die jedoch schon etwas mehr Erfahrung im Horrorbereich besitzen, dürfte der Film nicht mehr als ein kleines Achselzucken im Stil von „Und? Das war’s jetzt?!?“ entlocken.

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                                  • 6

                                    Mit „Tanz der Teufel“ erschuf Sam Rami in den 80ern ein Sinnbild für Kreativität und Hingabe unter Berücksichtigung eines Nichts an Budget. Zusammen mit ein paar Freunden und unter desaströsen Bedingungen gedreht, entwickelte sich Teil 1 der Reihe zu einem absoluten Kultfilm, der auch heute noch nichts von seiner Faszination eingebüßt hat.
                                    Nun steht mit „Evil Dead“ eine Neuinterpretation des Stoffes an.
                                    Unter Leitung des spanischen Regisseurs Fede Alvarez und mit Erstlingsregisseur Sam Raimi und ehemaligem Hauptdarsteller Bruce Campbell als Produzenten an Bord zieht es eine Bande Jugendlicher erneut in den schaurig -lüsternen Wald und die verlassene Hütte. Zeitlich ist „Evil Dead“ nach jeglichen zuvor verfilmten Geschehnissen angesiedelt und Alvarez spart nicht mit netten Reminiszenzen und Verweisen auf vergangene Großtaten.
                                    Schon der Beginn macht deutlich, dass der Fortführung des Tanzes deutlich mehr Budget zur Verfügung steht, als dem kultigen Vorgängerfilmchen. Die Bilder sind in ihren Grautönen absolut atmosphärisch gehalten, die Sets sind genauestens ausstaffiert und jede Kameraeinstellung ist wohl platziert. Vom B-Movie-Charme des Vorgängers weit entfernt, entfaltet „Evil Dead“ einen ganz eigenen, gekonnten Reiz.
                                    Die Darsteller selbst, allesamt unbekannt, machen einen soliden Job – auch wenn niemand besonders heraussticht. Einzig und allein Hauptdarstellerin Jane Levy weiß voll und ganz zu überzeugen.
                                    Die Prämisse rund um den kalten Entzug der Hauptdarstellerin und die Thematisierung ihrer drogenabhängigen Vergangenheit verleiht dem Film eine nicht zu unterschätzende Metaebene, auch wenn das Potenzial dieser hervorragenden Idee kaum genutzt und im Mittelteil vollkommen ausgeblendet wird.
                                    Sobald nämlich die verbotenen Wörter aus dem verfluchten Buch laut gelesen wurden und erste seltsame Anwandlungen die Besessene befallen, beschränkt sich Alvarez Interpretation des Klassikers auf das Abschneiden sämtlicher Körperteile – dies selbstverständlich stets auf höchst originelle Art und Weise. Das Blut spritzt im Sekundentakt durch die abgeschiedene Waldhütte, Ekel und Horror werden eins, wobei Letzterer leider zurückstecken muss. Alvarez lässt die anfangs subtile Inszenierung hinter sich und richtet sein Augenmerk schnurstracks auf das reine Spektakel. Die – zugegeben – sehenswerten (und handgemachten!) Goreeffekte nehmen überhand und lassen jegliche Spannung vermissen. Auch wenn das Geschehen weiterhin Spaß macht. Immerhin versteht es Alvarez trotzdem seinen Film verdammt schick aussehen zu lassen, wodurch es für das Auge immer etwas zu bestaunen gibt. Sei es der wunderbar gefährlich wirkende Wald, die heruntergekommene Waldhütte oder der besorgniserregende Keller.
                                    Leider schützt die formale Perfektion nicht vor eklatanten inhaltlichen Versäumnissen. Was nützt ein über weite Strecken hervorragend ausgenutztes Setting, wenn (beinahe) sämtliche Charaktere sich dämlich verhalten und dahingehend eine Identifikation mit den Figuren nicht stattfinden kann?
                                    Hier tappt „Evil Dead“ leider in die Klischeefalle. Des Öfteren sind die Handlungen der Akteure schwer bis überhaupt nicht nachvollziehbar, wodurch das Mitfiebern äußerst schwer fällt. Hier hagelt es Stereotypen, so das naive Blondchen, der zögernde Held und der wissende Nerd.
                                    Das ist insofern schade, macht „Evil Dead“ sonst einiges richtig. Sobald jedoch auch die Handlung selbst immer kruder und unglaubwürdiger wird, stellt sich der Film mehr als nur ein ohnehin schon wackeliges Bein. Das (augenscheinliche) Finale ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten, der Zuschauer ist regelrecht froh, wenn der Spuk vorbei ist.
                                    Das haben anscheinend auch die Drehbuchautoren erkannt, anders kann sich der Zuschauer das neuerliche zweite Finale nicht erklären. Die letzten 10 Minuten sind noch einmal ein starkes Stück Horrorkino, die tatsächlich durch und durch spannend sind. Zum ersten Mal darf mitgefiebert werden und Alvarez verbindet Gore und Horror auf solch perfide und gelungene Weise , dass sich gefragt werden darf, warum ihm das nicht schon vorher in solch ausgewogener Mischung gelungen ist. Sobald sich die Leinwand kunstvoll blutrot färbt, die Hölle ihre Pforten öffnet und das sprichwörtliche Terrorkino über das Kinopublikum hereinbricht, ist der Zuschauer in der Tat gebannt vom Überlebenskampf der Hauptfigur. Genau so muss eine „Evil Dead“- Verfilmung aussehen.
                                    Würde das Finale für sich selbst als Kurzfilm bestehen, Alvarez wäre ein Meisterstück gelungen. So bleibt, neben dem würdigen Ende und dem gelungenen Anfang, ein übliches Stück Horrorkino, das weder innovativ noch sonderlich spannend im Genreeinheitsbrei sein Unwesen treibt.

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                                    • Klar, der Film ist in jedem Fall sehenswert. Die vielen Lobhudeleien kann ich aber insofern nicht nachvollziehen, da das letzte Drittel stark nachlässt und kaum mit den ersten 90 Minuten mithalten kann.

                                      • 3

                                        „Willkommen in Russland, ihr Lutscher.“
                                        Wer noch hofft, es könnte besser werden, wird genau ab diesem Zitat eines Besseren belehrt.
                                        „Darkest Hour“ macht aus seiner eigentlich starken Grundidee, bzw. dem originellen Design der Aliens, nichts.
                                        Aber auch rein gar nichts.
                                        Unsympathische Amerikaner(!) hippeln durch Moskau (!!) und versuchen die Alieninvasion zu überstehen und zurückzuschlagen.
                                        Dabei setzt der Film allein auf seine ganz ansehnlichen Effekte (aber auch nicht immer) und pfeift auf Atmosphäre oder gar Spannungsaufbau.
                                        Die Action ist öde, nur ein paar Momente können Interesse schaffen. Der Rest ist schlicht und ergreifend Pustekuchen.
                                        Langeweile wohin das Auge reicht. Da hilft es auch nicht, wenn man für die Hauptrolle Emile Hirsch gewinnen konnte, dem wohl aufgrund der bisherigen (guten) Rollenauswahl das nötige Kleingeld gefehlt hat. Anders kann sich sein Engagement nicht erklären lassen.
                                        „Darkest Hour“ kann nicht mal mehr als harmloser Trash unterhalten, da das Geschehen – trotz Alienjäger in Ritterkostümen – bierernst gemeint ist.
                                        Nicht einmal über unfreiwillige Komik kann gelacht werden – sogar das macht der Film dem Zuschauer kaputt.
                                        Was bleibt ist eine nette Idee die Aliens betreffend und hier und da eine interessante Szene.
                                        Tipp an die Filmemacher: Die Invasion mal in einem anderen Land starten zu lassen – diese natürlich trotzdem von Amis bekämpfen lassen – sorgt noch lange nicht für einen guten bis soliden Film.

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                                        • 5 .5

                                          Mit „Hereafter“ hat sich Clint Eastwood nun wirklich keinen Gefallen getan.
                                          Hört sich die Story auf dem Papier noch gut an, so wirkt sie doch auf dem Bildschirm reichlich verquast und einschläfernd.
                                          Dabei ist der Beginn rund um den einfallenden Tsunami tatsächlich mitreißend und der Zuschauer blickt gespannt auf die folgenden Minuten.
                                          Wie sich die verschiedenen Episoden schlussendlich treffen und zu Einem werden. Wie die Schicksale der verschiedenen Figuren miteinander verwoben sind und die Vielzahl an Handlungssträngen vernünftig zusammengeführt werden.
                                          Aber nichts da.
                                          Stattdessen beobachten wir Matt Damon, der anscheinend mit Toten kommunizieren kann und das eigentlich nicht will. Schließlich macht er es aber doch und alles geht den Bach runter. Oder doch nicht?
                                          Auf seinem Weg begegnet er einem jungen Zwillingspärchen, einer Autorin mit Nahtoderfahrung und einer jungen Frau.
                                          Eastwood verpasst es seinem Film die nötige emotionale Wirkung zu geben. Jede Figur ist einem egal, es kümmert nicht, was sie tun oder eben nicht.
                                          Deshalb können auch die offensichtlich berührenden Szenen nicht funktionieren, egal wie sehr sich Eastwood dabei anstrengt. Auf emotionale Ebene ist "Hereafter" leider eine große Enttäuschung - trotz gewichtiger Themen, die universell Interesse hervorrufen.
                                          Es ist schade, dass „Hereafter“ nicht das erhoffte Meisterwerk um die Themen Tod und Weiterleben geworden ist. Obwohl man natürlich merkt, dass dieses Thema dem inzwischen über 80 – jährigen Clint Eastwood sehr nahe geht.
                                          Der Film bleibt dennoch oberflächlich und wenig ergreifend. Zu viele Charaktere, die unwichtige Dinge tun und es nicht schaffen, das Interesse des Zuschauers zu wecken.
                                          Schade.
                                          Klarer Fall von vorhandenem, aber nicht genutztem Potenzial.

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                                          • 5
                                            über Untreu

                                            Statt aus „Untreu“ einen elektrisierenden Film zu machen, schafft es Regisseur Adrian Lyne nur selten tatsächlich Feuer zu entfachen.
                                            Der Film ist trotz des Prädikats Erotikthriller ziemlich zugeknöpft, die Sexszenen sind oftmals harmloser und auch liebloser als beispielsweise in „Basic Instinct“.
                                            Dank hervorragender Darsteller, Richard Gere und Diane Lane als Ehepaar, kann sich der Film aber geradeso im Mittelfeld behaupten.
                                            Zu wenig Aufregendes passiert, zu wenig (wenn überhaupt) Innovationen und originelle Ideen. Einzig und allein das Ende kann noch etwas retten, der Rest versinkt in Langeweile.
                                            Das ist schade, denn das Thema würde eindeutig mehr hergeben.
                                            So bleiben unterm Strich nur Diane Lanes schöne Beine in Erinnerung, was, da bin ich mir ziemlich sicher, nicht die Intention des Regisseurs war.

                                            6
                                            • 8 .5

                                              Clint Eastwood ist wohl das, was man gemeinhin als lebende Legende bezeichnet. Kaum einer schafft es in seinem hohen Alter von 84 Jahren immer noch so viel zu spielen und sogar selbst zu inszenieren.
                                              Der Mann hat ein inneres Feuer, eine Hingabe, die man so nur selten sieht.
                                              „Gran Torino“ ist dabei nichts anderes als ein wundervoller Film, in dem er sich selbst ein großes Denkmal setzt.
                                              In der Rolle des Kriegveterans und Konservativen Walt Kowalski muss er sich nach dem Tode seiner Frau schlussendlich doch einmal mit der Welt vor seiner Tür beschäftigen. Die gefällt ihm so gar nicht, bevölkern doch nur noch Ausländer sein Viertel.
                                              Neben der geradlinigen und routinierten Inszenierung verdankt „Gran Torino“ seine Zugkraft vor allem seinen Dialogen. Sobald Eastwood den Mund aufmacht, kommen Sätze, die man sich, dank dem herrlich schwarzen Humor, eingerahmt an die Wand hängen könnte.
                                              Vor allem der Aufprall verschiedenster Kulturen kommt hierbei besonders zum Tragen und wird vom Altmeister wunderbar eingefangen.
                                              Sobald reale Bedrohung eintritt, zieht Eastwood die Spannungsschraube gehörig an. Die Situation spitzt sich zu und dank der emotionalen Bindung, die man sogar zu Nebenfiguren aufbaut, sitzt das packende Finale richtig tief im Magen.
                                              Emotional. Packend. Rührend und zugleich manchmal wahnsinnig komisch.
                                              All das ist „Gran Torino“.

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                                              • Leider hält dieses Verhalten seit geraumer Zeit Einzug in deutsche Kinos. Vor allem die Multiplexkinos sind davon betroffen.
                                                Ich versuche mir schon abzuwöhnen zur Prime Time- Vorstellung das Kino zu besuchen, denn teilweise sind die Assis kaum zu ertragen. Auch ich habe nichts gegen etwas Rascheln im Kinosaal, aber blinkende Handys in Dauerschleife, ständiges (lautes) Reden oder Telefongespräche sind wirklich zum abgewöhnen.
                                                Es ist doch bezeichnend, wenn man ins Kino will und schon auf der Straße vor dem Komplex von zwei 3er BMWs empfangen wird, die sich ein Rennen zum Parkhaus liefern und im Parkhaus selbst mit quietschenden Reifen vorfahren. Hauptsache cool und so. Diese Truppe jämmerlicher Idioten mussten wir dann zusammen mit einem anderen Pärchen im Aufzug ertragen -> einer der befremdlichsten Situationen, in denen ich mich jemals befand. Einladung zum Fremdschämen.
                                                Situationen wie diese sind leider kein Einzelfall...
                                                Da lobe ich mir mein kleines Arthousekino, in dem das Publikum noch Anstand besitzt und sogar ihr Essen vom Platz zur Theke trägt. Dort hatte ich noch nie das Problem mit minderbemittelten Menschen...

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                                                • 6 .5

                                                  Die „Fast and the Furious“- Reihe ist ein kurioses Beispiel dafür, wie man ein totgeglaubtes Franchise überaus erfolgreich wiederbeleben kann.
                                                  Man nehme die seit Teil 1 zusammengeschweißte Truppe, reichert sie mit ein paar durchaus sehenswerten Gaststars an, multipliziert das Ganze noch mit einigen exotischen Schauplätzen und setzt zudem noch einen überaus fähigen Regisseur auf den Stuhl.
                                                  So bahnte sich die Furios-Reihe ihren Weg ab Teil 1 vom ungeliebten Straßenrennfetischismus zum ernstzunehmendem Actionfranchise.
                                                  Teil 5 war die Krönung, emanzipierte sich vollständig vom simplen Autorennen hin zu einem sehr spaßigen Heistmovie.
                                                  Die neuerliche Fortsetzung „Fast & Furios 6“ setzt wie sein Vorgänger auf einen namhaften Cast, lässt sie nun wie Spezialagenten rund um den gesamten Globus agieren um einen gefährlichen Verbrecher mithilfe der Polizei zu fassen.
                                                  Die ersten 90 Minuten bewegt sich der Film konstant auf dem Niveau seines fabelhaften Vorgängers. Die Action ist groß aufgelegt, aber gerade noch zurechenbar, die Sprüche der charismatischen Truppe treffen jederzeit ins Schwarze und für Fans bietet Regisseur Justin Lin jede Menge Material in Bezug auf vorangegangene Filme.
                                                  Das große Geheimnis rund um einen ehemaligen Hauptcharakter ist zwar enttäuschend simpel, doch Luke Evans als Bösewicht ist nicht zu verachten.
                                                  Nebenbei wird London noch in Schutt und Asche gelegt – Spaß pur.
                                                  Sobald sich jedoch Vin Diesel und Co. Evans etwas nähern, hat „Fast & Furious 6“ deutlich Sand im Getriebe. Ich persönlich habe nichts dagegen, wenn in solchen Actionern die Gesetze der Physik aus den Angeln gehoben werden, was Lin hier jedoch vorlegt ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Zwar ist die Verfolgungsjagd mit Panzer durchaus witzig, die Entschärfung der Situation lässt Diesel jedoch wie Superman erscheinen. Too much!
                                                  Diesem Kredo bleibt der Film auch zum Ende hin treu. Nach einem vollkommen dämlichen Twist und nicht zu erklärenden Handlungen der Protagonisten entspinnt sich eine wilde Verfolgungsjagd auf einem über 40 Kilometer langen Rollfeld(!). Das ist dermaßen abgehoben(im wahrsten Sinne des Wortes), dass der Zuschauer nur noch den Kopf schütteln kann.
                                                  Merke: Action im Flugzeug klasse, außerhalb jedoch beschränkt.
                                                  „Fast & Furious 6“ kann das unerwartet hohe Niveau des Vorgängers weder halten noch steigern. Dafür bietet er aber gewohnt gut aufgelegte Darsteller, die mit Gina Carano schlagkräftige und auch sehenswerte Verstärkung erhalten. Die Sprüche sind ohne Makel, die Action von Lin bis zu einem gewissen Punkt sensationell. Nur zum Ende hin verliert der Film an Drive und kann nicht mehr an vergangene Großtaten anknüpfen.
                                                  PS: Teil 7 jedoch - das steht fest – wird klasse. Bei diesem Bösewicht!

                                                  10
                                                  • 7 .5

                                                    Ridley Scott mag es starke Frauen zu inszenieren. Das hat er mit „Alien“ eindrucksvoll bewiesen.
                                                    „Thelma & Louise“ beweist das erneut, auch wenn ich solch einen Film eher von James Cameron erwartet hätte.
                                                    Der Film zelebriert seinen Feminismus dermaßen offensichtlich und überdeutlich, dass er fast als Karikatur seiner Selbst rüberkommt. Das macht ihn nicht weniger unterhaltsam, im Gegenteil.
                                                    Dadurch gewinnt der Film an Komik und der eigentliche Wahnsinn hinter den Handlungen der Frauen verblasst etwas. Denn deren Verhalten ist nicht wirklich nachvollziehbar und wirkt oftmals ungestüm und unüberlegt. Vor allem Geena Davis kommt da nicht gut weg. Wie war das noch mal mit den Blondinenwitzen?
                                                    Ach, halt. So arg nimmt es der Film dann wohl doch nicht mit der Emanzipation der Frauen. Immerhin sind das doch typische Klischees die man manch einer Frau hinterher sagt.
                                                    Wie dem auch sei.
                                                    „Thelma & Louise“ ist, solange er nicht ernst genommen wird, höchst unterhaltsam und macht über weite Strecken Spaß. Dank wunderbarer Schauspieler, Susan Sarandon und Geena Davis natürlich an erster Stelle, gibt es wenige Längen. Auch die Nebenrollen sind mit erstklassigen Darstellern besetzt. Da kann man nicht meckern.
                                                    Allerdings ist das Alter an diesem Film nicht besonders gut vorbeigegangen. Die Musik von Hans Zimmer wirkt arg antiquiert. Woher der Oscar für das Drehbuch kommt, ist auch nicht wirklich ersichtlich. So besonders ist das Ganze nicht, außer dem Umstand, dass nun mal Frauen Reißaus nehmen.
                                                    Ansonsten gibt es klassische Road Movie – Elemente, gemischt mit ein bisschen Thriller und Komödie. Zusammengenommen ganz spaßig, aber kein über die Stränge schlagendes Meisterwerk.

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