Barelhaven - Kommentare

Alle Kommentare von Barelhaven

  • 9 .5

    "Was soll das heißen, alle guten Ärzte sind tot!?"

    Die Verfolgungsmaschinerie, die Stalin in den dreißiger Jahren mit voller Kraft wüten ließ, machte nicht nur Funktionäre der unteren Ränge besessen, sondern auch Stalin selbst. Als dieser 1953 stirbt, wird der engste Führungszirkel richtig aktiv: Komplotte werden geschmiedet, Allianzen gehen zu Bruch und bilden sich neu während Russland sich fragt, wohin die Reise wohl geht...

    Regisseur Armando Iannucci wollte keinen Dokumentarfilm drehen, sondern eine Satire die sich ernst gibt aber in 106 Minuten nur eine Kostprobe des Schreckens vermitteln kann. Der Film bedient sich in diesem Fall also realer Ereignisse und Anekdoten, die er leicht abgeändert wiedergibt. Es ist komisch, wenn geniale Schauspieler wie Steve Buscemi (Chruschtschow) und Simon Russell Beale (Beria) sich zanken und streiten, während Michael Palin (Molotow) seine inhaftierte Frau wegen ihrer Untreue zu Stalin verflucht, sie aber im selben Moment begnadigt vor sich stehen sieht. "Schatz, da bist du ja!" Jason Isaacs nimmt man den beinharten Feldmarshall ab, der in jedem Bond-Film passabel wäre - im Grunde hat jeder alte Mann im Zirkel dermaßen Dreck am Stecken, das der Zuschauer sich über jeden Fauxpas freut. Zwischen Mozart und Bach flüchten, zittern und sterben Russen (oder werden vergewaltigt, was zum Glück nicht gezeigt wird!) doch die 9 Millionen kommen in einem relativ kleinen Film nicht unter. Wie sollten sie auch! Es ist lustig bis man versteht, dass es passierte wie es passierte.

    Anders als in SCHINDLERS LISTE hat man das Böse karikiert und dabei auch ins Schwarze getroffen. Hübsch makaber. Allerdings nur für Leute, die sich auch auskennen.

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    • Schade, leider nicht gesehen. Die Kritiken sind aber überwiegend gut.

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      • 8

        Das marode Schulsystem hat für Nebenfächer nichts mehr übrig und will alle Künste streichen lassen. Damit sein Freund und Kollege nicht auf der Straße landet, beginnt Kevin James eine wahnwitzige Karriere als Käfigkämpfer... da er aber ebenso sportlich ist wie eine Straßenlaterne, räumt ihm kaum jemand Chancen ein.

        Die Filmkomödie besticht durch seine Grundidee dass es im Leben vor allem auf das Engagement jedes Einzelnen ankommt. Kevin James beim Hinfallen, Aufrappeln und wieder Hinfallen zu beobachten, hat schon etwas Komisches; fast Absurdes. So gelingt es dem Film dem knallharten UFC-Bereich tatsächlich etwas Kameradschaftliches abzugewinnen, wenn haushoch überlegene Gegner wie Krzysztof Soszynski ihm zuletzt ein anerkennendes Nicken gestatten. Unrealistisch, dass man es mit solchen Killern eine Minute im Ring aushält, aber es geht um den Spaß und der Botschaft niemals aufzugeben. Ein amüsanter Sportlerfilm.

        Bei all seinen ernsten Untertönen ist das der vielleicht beste Film von und mit Kevin James.

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        • 8 .5
          über Arcane

          Streben nach Perfektion

          Begann die lange Reihe mit einem missglückten Raubzug zweier verwaisten Geschwister, endet sie nach der 2. Staffel mit einem Fight-of-the-fitest. Zauber, Wissenschaft, Macht und Rache münden in einem Krieg, der irgendwie zwischen psychedelischen Träumen und der misanthropischen Weltsicht anzusiedeln ist. Irgendwie ist alles genial gemacht, wir erleben die erste heiße Sexszene und doch endet es mit einem Seufzen: es ist... vorbei. Sogar ziemlich schnell.

          Das bei allen komischen, irren und beinharten Figuren ausgerechnet der bescheidene, leidgeplagte Wissenschaftler Victor zum Endgegner gehört, ist dem dystopischen Drehbuch geschuldet, das am Ende nichts als Leere hinterlässt. Es gab Krieg. Es gab Verzweiflung. Man hat mitgefiebert. Sogar geweint.

          Puff. Das Studio hat einmal mehr alles gegeben - Farben, Themen und Figuren bis zum Äußersten getrieben... und... Puff. Genau das ist passiert, was Victor zum Umdenken bewegte: "Wenn man alles erreicht hat und das Streben nach Perfektion endet, beginnt die Einsamkeit."

          So auch beim Zuschauer.

          Puff.

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          • 7

            Erzählt wird die Odyssee eines Raumschiffs, dass im Namen der Erde Kontakt zu einem friedliebenden Volk (Iskarandaraner) knüpfen und den Krieg zu feindlich gesonnenen Gamilas führen soll. Ähnlich wie in ENTERPRISE erlebt die Mannschaft Abenteuer - nur, dass das titelgebende Raumschiff ein umgebautes Kriegsschiff der Marine ist.
            Der Film erzählt die ganze Serie bis zum Schluss nach -nur die Highlights - um zu resümieren wie wo was genau passiert ist. Das hätte langweilig oder schlimmstenfalls verwirrend werden können doch interessanterweise erlebt man unterhaltsam alles in einem Film mit.

            Auf AMAZON. Falls man keine Zeit für die ganzen Filme und Serien hat...

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            • 1 .5

              Bielefeld im Jahr 2014: Studienseminar Medienpädagogik, Lp-1er Kurs: "Filme von Peter Jackson".
              Zusammen mit drei anderen referierten wir über "Herr der Ringe", zeigten eine PowerPoint, bekamen unsere Noten und schauten den anderen zu was der große Meister wohl noch so auf Zelluloid gebannt hat. KING KONG (2005), IN MEINEM HIMMEL (2009) und natürlich HEAVENLY CREATURES (1994). Der Kurs hat schon Spaß gemacht. Die Heldenreise nach Chapel, und so.

              Dann kam das letzte Projekt: MEET THE FEEBLES.
              Alle Kommilitonen: "..."
              Der Dozent: "...darum sollte niemand von euch darüber ein Referat halten müssen..."
              Alle Kommilitonen: "..."
              Der Dozent: "...tja, das war es. Danke für eure Teilnahme. Geht schön in die Ferien..."
              Alle Kommilitonen: "..."

              Was mir in Erinnerung geblieben ist: das fassungslose Grauen, wie man einen solchen Schrott abliefern kann. Ein ziemlich schlechtes Ende für einen tollen, sehr unterhaltsamen Kurs.

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              • 8 .5
                Barelhaven 20.11.2024, 08:33 Geändert 20.11.2024, 08:34

                Es war einmal in Kansas

                Eine Meute jagt den geistig behinderten Bubba weil man annimmt, dass er der kleinen Marylee schlimme Dinge angetan hat. Als sich das Missverständnis aufklärt, ist es bereits zu spät: Bubba wurde eiskalt gelyncht. Zum Pech für seine Peiniger kann Bubba Rache aus der Hölle nehmen...

                Es ist ein kleiner, bescheidener Horrorfilm aus den 80ern. Larry Drake spielt gekonnt Bubba, Charles Durning gibt den eklig-bösen Otis gut und überhaupt sind hier nur Profis am Werk: Claude Earl Jones zittert und schwitzt als ginge es um den Oscar und Lane Smith klappert mit den Zähnen als ginge es ihm wirklich an den Kragen. Der Kniff des feinen Filmchens ist es, dass bis zum Schluss unklar ist ob Bubba wirklich zurückgekommen ist, oder ob es sich nicht doch um Unfälle oder Morde von anderen handelt. Wenig Blut, aber viel Substanz.

                Es waren die 80er, wohlgemerkt. Ein schöner TV-Horror-Mystery-Klassiker.

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                • 7 .5

                  Taylor ist schüchtern, kann nichts und wird zuhause nur geduldet. Nur eine Karriere bei der MMA wäre genau das Richtige. Gerade als er aufgeben will, schnappt die Chancen-Fee zu: ein unmöglicher und ziemlich berüchtigter Käfig-Kämpfer sucht noch einen Sparingpartner. Und Taylor gelingt ein Unentschieden. Als das Video viral geht, steht der Zero plötzlich im Rampenlicht...

                  Die französische "Rocky-"Variante punktet in zweierlei Hinsicht: jeder der in der MMA Rang und Namen hat, taucht hier auf und gibt seinen Senf dazu. Abdoul Abdouraguimov, Georges St.Pierre ( hatte im MCU einen Auftritt!), Saladhine Parnasse... kennst du nicht? Keine Sorge. Ist nicht schlimm.

                  Zum Zweiten ist das Drama sehr gut gemacht: Verrat in den eigenen Reihen, Mediengewitter, Trainer fällt ins Koma, eine dysfunktionale Familie und der Umstand, dass Taylor seine Karriere falsch anfängt: statt sich langsam hochzumausern, steigt er gleich mit den Profis ein was auch zu einer schlimmen Belastungsstörung führt.

                  LA CAGE ist eine Heldenreise wie aus dem Lehrbuch, nichts ist wirklich kompliziert aber dafür grundsolide gemacht. Dafür, das Held wie auch Schurke "nur" Schauspieler sind, geben sie sportlich alles. Yupp, kann man sich angucken und das Ende zeigt auf, dass da noch etwas kommt...

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                  • 8 .5
                    Barelhaven 19.11.2024, 09:39 Geändert 19.11.2024, 10:15

                    "Atmen Sie bewusst ein."

                    Björn Diemel ist unzufrieden. Mehr Zeit für die Familie wäre schön. Mit dem Achtsamkeitscoach an seiner Seite erhält er so mehr Lebensqualität und mehr Freude am Sein... doch auch die Möglichkeit kriminell zu werden.

                    Wie aus einem biederen Dauer-Gestressten sogar ein Mafiosi wird, ist beispiellos schön und unterhaltsam gelungen und ohne dass es lächerlich wirkt. Alle Figuren spielen gut mit, die Spannung und die Bilder können sich sehen lassen. Schwarzer Humor mit Weisheiten gespickt, die man ruhig befolgen sollte: Leben Sie bewusst und achten Sie auf sich, denn unsere Zeit auf Erden ist nur geliehen. Recht hat der Autor. Kein Wunder, dass die Buchreihe sich so gut verkaufen ließ.

                    Und so bleibt ein herrlicher Spaß-Krimi mit einem sehr guten Cast zurück und einem unheilvollen "Du wirst gleich Dragan wiedersehen". Schönes Ding.

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                    • 4 .5
                      Barelhaven 19.11.2024, 09:22 Geändert 19.11.2024, 10:16

                      Es ist ein kleiner Film, der viel verspricht aber wenig hält. Der hochpokert aber ohne Strategie seine besten Karten verschenkt. Der viele hochkarätigen Köpfe hat aber nichts damit anzufangen weiß. Zumindest hat es Spaß gemacht zu warten, wie sich die Geschichte entwickelt. Gesehen habe ich sowas noch nicht...

                      [SPOILER]
                      Welcher Auftraggeber gibt seinem Killer so dünne Infos, und welcher Killer nimmt den Auftrag dann auch noch an? Einen traumatisierten Mann solch einem unnützen Stress auszusetzen, denn es sterben auch drei Kollegen, ist dumm und unnötig. "Er fragt, ob du deinen Spaß hattest" wird ihm am Ende mitgeteilt. Ja, klar. Logo.

                      Zu sehen, wie Hopkins seine Waffe bedeutungsvoll putzt, aus dem Fenster schaut und darauf wartet, dass jemand vorbeikommt, ist eine unnütze Szene weil es nicht um ihn geht und es nicht zu einem Showdown kommt. Die Planungsszene mit dem entlaufenen Hund-Flyer will mir nichts sagen: selbst wenn es einem Schützen gelingen sollte einen Reifen bei Tempo 50 in einer Ortschaft zu treffen, bleiben auf dem Asphalt Spuren zurück. Warum nicht bei dem Opfer zuhause bei dem bewerten Trick Viagra + Glytzerin probieren?

                      Fragen über Fragen. Kein Wunder, dass der Film sofort auf Video-on-Demand kam.

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                      • 7

                        Auf die Ursachen des Konflikts oder Vorgeschehnisse wie die Beteiligung der NATO durch einen Militäreinsatz mit Luftstreitkräften 2011 kann man reagieren wie man will: Michael Bay lässt coole Soldaten, die nichts anbrennen lassen, wieder mal die Revolvertrommel drehen. Gleich zu Beginn steigt man mit der Hauptfigur aus dem Flieger aus, in den Wagen des Kollegen ein und begleitet die beiden durch den Alltag - von allen Seiten misstrauisch beäugt. Der Konflikt ist greifbar, die "Zeitarbeiter" (wie vom "The Chief" verächtlich behandelt) sind eben Typen mit Knarren die in Benghazi auch nur wegen des Geldes sind. Niemand ist wirklich scharf auf einen gewaltbereiten Mob (wie einst Chuck Norris in DELTA FORCE) sondern hat beträchtliche Angst. Weg vom Pathos, hin zum Realismus - das tut dem Film gut.

                        Musik, Schnitt und Kamera tragen ihr Notwendiges dazu bei. Etwas lang, aber dafür bekommt man auch keine Transformers sondern realistische Kämpfe und trockene Sprüche.
                        Aber angucken kann man solche Filme wohl nur einmal...

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                        • 6

                          Im 31. Fall der Kommissarin stolpert man über eine Leiche, eine zerrütteten Familie und einer taffen Heldin, die sich im schönen Nürnberg zurechtfinden möchte. Nach einem ewig langen Hin und Her mit emotionalen Momenten gelingt es dem Krimi einen tiefen Einblick zu Monstermütter und Horrorsöhnen zu schaffen aber auch seiner Protagonistin emotionale Stabilität zu verleihen. Heino Ferch als smarten Polizei-Psychologen Magnus Guttmann oder vor allen auch Nick Romeo Reimann, der als traumatisierter, gewaltbereiter Jugendlicher bedrohlich und zugleich verletzlich wirkt, sind neben einer glaubhaften Geschichte die Stars des kleinen aber feinen Filmchens.

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                          • 8 .5
                            Barelhaven 12.11.2024, 12:48 Geändert 06.03.2025, 02:13

                            Die Augen sind die Fenster zur Seele

                            In ferner Zukunft: Iron City ist die Müllkippe Zalems, die als unbekannte Utopie weit oben am Himmel funkelt und ein besseres Leben verspricht. Die gerade zum Leben erweckte Cyborg-Dame Alita will unbedingt dahin und entdeckt in sich einen unwiderstehlichen Drang für Kampf... und die Liebe zu einem Menschen.

                            Wer die Comics kennt wird den Film lieben, wobei man sich auf Kompromisse einstellen muss: der gehirnschlürfende Makaku wurde ersetzt durch den tumben Schläger Grewishka. Von den vier Büchern ist der Film mal gerade das erste Band. Allgemein wurde auf Gewalt und ellenlange Kämpfe verzichtet aber nicht auf zarte Andeutungen von Misanthropie und einen gewissen Hang zur Düsternis. Ist die Stadt bei der "Geburt" Alitas bunt und voller Wunder, wird sie dunkel und dreckig je mehr sie heranwächst. Der Rennsport Motorball kommt hart und richtig gut herüber - die herrliche Verfolgungsjagd auf den Straßen ist gut gelungen. Allein die visuelle Präsenz der Cyborgdame mit ihren übergroßen Pupillen (wie im Manga) wirkt so künstlich dass man sich daran gewöhnen muss. Die Amis haben sich an einem postapokalyptischen Mangas versucht und das Beste herausgeholt - rein visuell und schauspielerisch hätte man es nicht besser machen können.
                            Christoph Waltz als freundlicher Ido ist natürlich gut - aber auch Mahershala Ali als "Vector", der sich nur blaue Kontaktlinsen einsetzen muss und plötzlich ein ganz Anderer ist: seine Darstellung als Avatar, der von dem wahnsinnigen Genie Nova übernommen wird, ist kurzweilig aber einprägsam. Netter Gag übrigens, dass sie auch Edward Norton kurz auftreten lassen...

                            Leider sind die übrigen drei Teile noch in weiter Ferne. Aber als Kenner der Bücher kann ich nur darauf bestehen: es wird düsterer, dreckiger und fantastischer als dieser erste Teil - und hätte als Quadrologie wirklich das Zeug zum Blockbuster.

                            FAZIT: Manga-Verfilmung, die man genießen sollte

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                            • 8

                              "Der Schakal" ist ein Profikiller, die britische Agentin Bianca seine Jägerin. Kennt man schon. Oder geht da noch mehr?

                              Anders als im Remake von 1997 mit Bruce Willis kommt Eddie Redmayne ("Phantastische Tierwesen") nicht eiskalt und zynisch daher, sondern sachlich ruhig, im Beisein seiner Familie sogar fröhlich und ausgelassen. Als ein Kunde ihn betrügen will, lässt er ihn süffisant leiden. Was ist wirklich neu an der Figur?
                              Der Schakal ist nur ein Mensch, auch er unterliegt der Liebe, dem flüchtigen Gefühl von Sicherheit der Familie und er bezahlt hart - eben auch wie die Protagonistin Bianca (klasse gespielt von Lashana Lynch [The woman king, Captain Marvel]), die lieber auf der Arbeit ihrer Karriere nachgeht als der eigenen Tochter beim Elternabend beizustehen. Die Heldin geht sogar soweit die Tochter einer Informantin einzusperren, um an wichtige Infos zu kommen. Selbst die Vorgesetzten sind bestürzt. Beide Figuren opfern viel, um das zu tun was sie am Besten können.
                              Es ist ein Drama, aber eines das gut unterhalten kann: keine überzeichneten Figuren sondern Menschen, denen Fehlern passieren. Zwei Stars, die im Seriendschungel gut zurechtkommen.

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                              • 8

                                Europas THE WALKING DEAD...

                                Anwalt Manel ist seit dem Tod seiner Frau nicht mehr derselbe - selbst das Angebot seiner Schwester mit auf die Kanaren zu ziehen schlägt er aus. Eine neue Covid-Variante, die aus Menschen Zombies macht, lässt ihn anfangs kalt. Bis die Krise eskaliert und bald Europa voll mit wandelnden Zombies ist. Jetzt heißt es: Katze eingepackt und raus hier...

                                Der spanische Zombie-Action-Thriller punktet mit einem sympathischen Hauptdarsteller (Francisco Ortiz) und frischen Ideen und zahlreichen Verweisen auf Klassiker dieser Art (ich sage nur Zombie-Baby!). Ziemlich gut gelungen sind die Schreie der Zombies, die etwa so klingen als würden die Befallenen Qualen leiden aber auch das realistische Szenario, wenn Häfen, Flugplätze und sogar Autobahnen abgeriegelt werden. Kamera, Bild und Sound spielen gut auf. Wahrscheinlich wird es eine Fortsetzung geben.

                                MERKE: wir können es eben auch...

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                                • 6 .5

                                  Satanisten stehlen das Grabtuch von Turin, um Jesus zu klonen. Dieser soll als Opfergabe an Satan dienen um die Erde in eine zweite Hölle zu verwandeln. Erzengel Michael hat was dagegen...

                                  Der tschechische Horrorfilm besticht durch eine gewisse Leichtigkeit, die schon fast an Satire heranreicht. Als Aushängeschild hat man sich des Gesichts von Peter Mensah bedient, der schon bei anderen Produktionen mal hier und mal da auftauchen durfte. Die Idee mit den geklonten Geniebabys ("Wer will einen kleinen Michelangelo für 10 Millionen? Zum Ersten, zum Zweiten... 12 Millionen sind geboten...") ist ganz passabel und auch die zahlreichen RESIDENT EVIL- und THE POPE´S EXORCIST -Zitate können überzeugen. Doch hier und da mangelt es an Ernsthaftigkeit und klarer Linie, so dass ein fluchender Satan, der durch Tricks überrumpelt werden kann, einfach nur stört. Das allgegenwärtige Böse in Reinform lässt sich nicht in die Karten schauen, sonst verliert man an Respekt. Richtig gemacht hat man es in THE LEGION, wo Engel der Erde den Kampf ansagen - die Stimmung passt einfach. So wird einfach ein herrlich absurder Trash-Film mit netten Zitaten aus der Sache. Trotzdem ein Punkt für Innovation.

                                  Nein, kein Horror... aber ein ein schöner Beweis, dass man auch mit frischen Ideen zwei Stunden ganz nett unterhalten kann.

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                                  • 7

                                    OVER THE TOP- Teil 2

                                    2011 startete Hugh Jackman mit REAL STEEL in dem Sciencfiction-Film durch, indem er einen verbitterten Robotertrainer und nur mäßig erfolgreichen Vater spielt. Vater und Sohn haben sich nicht wirklich viel zu sagen, alle Hoffnungen ruhen auf den Kampfroboter ATOM, der das einzige Bindeglied darstellt. Hier wird nicht die Welt gerettet - hier geht es nur um ödipale Komplexe und um Showkämpfe.

                                    Nach 1h 50 Minuten kommt der befreiende Schlag, in der Hugh Jackmann anstelle des Roboters seinen Kampf gewinnt - und die Herzen seiner Ex und seines Sohnes. Es ist diese finale Schlacht mit der unvergleichlichen Musik, die ein gutes Gefühl hinterlässt: der Looser hat sich rehabilitiert, der unmögliche Vater hat sich die Liebe seines Sohnes gesichert. Danny Elfman erhielt für seine Musik einen BMI Film & TV Award.

                                    Einmal gucken - nicken - weiter geht´s

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                                      Konsumieren ist okay

                                      Garfield frisst für zwei, ein Konsument ohne Nutzen der bis zum Schluss nichts gelernt hat. Eine Käsefabrik, die wie ein heißer Höllenschlund inszeniert wird, mit Fondue wie Lava, aber auch von Robotern betriebenen, rotierenden Käsemessern, die die Katzen zu vierteilen drohen. Die Menschenwelt der Nahrungsmittelindustrie wird für die Tiere zum Albtraum. Doch die dünne Geschichte zeigt auf, dass Konsumieren - selbst maßlos - keinerlei Konsequenzen hat, so dass man am Ende sich sogar mit dem Feind einigen kann und alles bleibt, wie es ist. Gier hat keine Folgen. Bei all den Produktplatzierungen hatte man hier keine Moral im Auge sondern den Profit.

                                      Für TicToc-übersättigte Kids, die schon alles haben.

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                                        Der König des Trashs

                                        Ein mutierter Nerd verwandelt sich in einen zombiehaften Hünen mit einem Herz aus Gold...

                                        Ist es eine geniale Satire auf den gnadenlosen Körperkult der 80er Jahre? Sexistisch, inhumaner Dreck, in der alles entweder zerstückelt, gef***t oder ausgelacht wird? Eine explizite Gesellschaftssatire, in der die Bürger treu zu seinem Monster stehen, das die Bösen bestraft? Entscheidet selbst.

                                        Grottig, rücksichtslos und keine gerade Linie - aber das macht vielleicht diesen besonderen, sehr speziellen Trash-Kübel voll mit Mist aus...

                                        • 9 .5
                                          Barelhaven 29.10.2024, 22:28 Geändert 13.11.2024, 05:46

                                          Twist and shout

                                          Ferris Bueller macht mal einen Tag blau und plant den besten Tag seines Lebens. Während Direktor Roony und Ferris Schwester dem Schlitzohr alles Böse wünschen, geht der Schulliebling und fröhliche Sunnyboy mit seinen besten Freunden auf einen tollen Roadtrip...

                                          1986 feierte Matthew Broderick mit dem Kult-Film einen Riesenhit, der unschuldig und fröhlich daherkommt. Dauerte das Schreiben des Drehbuchs nur eine Woche, ist der Film gerammelt voll mit genialen Nebenhandlungen: immer wieder tauchen im Film Personen auf, die eine spontan initiierte Kampagne zur Rettung von Ferris unterstützen. Jeffrey Jones als boshafter Schuldirektor handelt sich bei seinen Versuchen Ferris "dranzukriegen" eine Schelle nach der nächsten. Cameron Frye, anfangs ängstlich vor seinem dominanten Vater, mausert sich langsam zum Erwachsenen heran.

                                          Leitmotiv: Ferris macht es zu seiner Mission, Cameron zu zeigen, dass die ganze Welt vor ihm sich bewegt und das Leben ziemlich wunderbar sein kann, wenn man aufwacht und es umarmt. Schule schwänzen, Ärger mit Lehrern und Eltern und natürlich die Liebe gehören zu seinen Lieblingsthemen. Der Klassiker des quirligen Teeniefilms.

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                                            Barelhaven 29.10.2024, 10:06 Geändert 29.10.2024, 10:19

                                            Danke heißt merci

                                            Eine Frau wird vergiftet, muss hilflos zusehen wie sich der Killer sich ihrer annimmt... "Danke", sagte er lächelnd, "war das Letzte, was ich zu meiner Liebsten sagte."

                                            Und damit könnte der Horror schon vorbei sein, wenn nicht der ungemein intelligente Killer vom Pech verfolgt und die Frau am Rand ihrer Möglichkeiten sich windet. Aber von Anfang an: Finn Wittrock als Killer kann es der depressiven Frau (Kelsey Asbille) nachempfinden; haben beide doch vor Kurzem ihre Liebsten durch Unfälle verloren. Während sie sich selbst das Leben nehmen will, hat er durch die Trauer den Geschmack des Tötens und der Folter als süßlich empfunden. Der Killer ist ein Frauenhasser, er will Macht ausüben und seine Opfer leiden sehen. Er spricht sein Beileid aus, überwältigt sie und nimmt sie mit. Es gibt einen Moment, in dem Iris sich entscheidet, zu leben und nicht nur zu überleben. Und der Film wirft dem Bösen eine Menge entgegen, um ihr Zeit zu schenken. Langweilig wird es nie.
                                            Und tiefgründig ist er auch: Sie holt sich auch ihren Lebenswillen zurück – und ironischerweise hat sie Richard dafür zu danken.

                                            Für mich ist der Film ein Gespräch mit sich selbst über den eigenen Lebenswillen.

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                                            • 7 .5
                                              Barelhaven 27.10.2024, 14:21 Geändert 30.10.2024, 00:17

                                              Ohayō gozaimasu, Kazuma?

                                              Nach der gleichnamigen Videospielreihe kommt jetzt auf AMAZON eine Verfilmung daher, die uns in die düstere Welt der Yakuza entführt und Themen wie Familie, Loyalität und Verrat beleuchtet.

                                              Story: Waisenjunge Kazuma schafft es durch einen Trick die Aufmerksamkeit einer mächtigen Yakuza-Familie auf sich zu ziehen und ist fortan Teil der Verbrecherorganisation - doch seine Entscheidung hat auch Konsequenzen für seine Freunde. Nach 10 Jahren Knast kommt Kazuma frei und erkennt seine Stadt, seine Freunde nicht mehr wieder...

                                              Die Bezeichnung Ya-Ku-Za ist die dialektale Aussprache der Zahlenkombination „8-9-3“, welche im Kartenspiel Oicho-Kabu als wertlos gilt. Laut wikipedia ist die Organisation in Japan nicht mehr wegzudenken und hat großen Einfluss in der Popkultur. Das Spiel wurde von Sega 2005 herausgebracht und erfreut sich immer noch großer Beliebtheit. Bis zu den ersten drei Folgen wirkt alles stilecht, ganz ohne Schnörkel und mit Liebe zum Detail gemacht. Weiterschauen kann sich lohnen...

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                                              • 8 .5

                                                Eine verschollene Filmperle

                                                Das Ehepaar Sam Neill und Nicole Kidman unternimmt eine ausgedehnte Segelreise mit ihrer Yacht auf dem Pazifik, als sie plötzlich einen havarierten Schoner entdecken. Der einzige Überlebende Billy Zane tischt den beiden eine Lügenmär auf, und als der misstrauische Sam Neill den Schoner überprüft, eskaliert alles...

                                                Die ausgefeilte Inszenierung eines haarsträubenden Erlebnisses auf See ist gelungen und kann durch drei geniale Schauspieler überzeugen. Dass das Drehbuch eine so devote und hilflose Damsel in distress vorgibt, ist wohl nur dem Zeitgeist von 1989 geschuldet. Zumindest wächst die Figur der Nicole K. über sich hinaus und sorgt für die treibende Kraft im Thriller. Klares Plus geht an Billy Zane (damals: 21 Jahre alt), der hart an der Insane-Schraube dreht und noch dazu gut aussieht. Nicole K. war gerade mal 20 Jahre alt...

                                                Der Soundtrack passt perfekt zu den Szenen. Die See als ruhige, blaue Fläche stellt eine gute Kulisse dar und man ahnt, dass manches Drama für immer dort verschwindet...

                                                Habe den Film 1997 im ZDF Abendprogramm geschaut und war begeistert. Schade, dass der Film kein finanzieller Erfolg war und lange im Dunkeln versauerte. Verdient hat er es nicht.

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                                                • 7 .5

                                                  JUMANJI lässt grüßen

                                                  Patchwork-Familie Vassier sitzt zusammen, während Vater Jerome alle für eine Partie "Werwölfe von Düsterwald" begeistern will. Das gelingt ihm nur mäßig, da alle irgendwie mit dem Kopf woanders sind. Kaum ist das Spiel weggepackt, wackeln die Wände, der Boden bewegt sich und... schwupp!... sind alle im Jahre 1497. Die gesamte Familie ist mittendrin in jenem Spiel gelandet, das eben noch auf ihrem Wohnzimmertisch lag. Ratlos schauen sich alle erstmal um...

                                                  ... und hier beginnt die Stärke des Films: Ehefrau Marie ist empört über den mangelhaften Umgang der Männer mit den Frauen, Jean Reno als Großvater will sich beim "Veranstalter" beschweren und Sohn Theo darf sich was wegen seinen unnatürlich langen Haaren anhören. Nur Jerome als Musiklehrer punktet bei den braven Bürgern ordentlich, da er als gelernter Musiker richtig Musik machen kann. Langsam wird allen klar, dass sie nach neuen Regeln leben müssen; dass sogar irgendwo im Düsterwald Werwölfe gefunden und enttarnt werden müssen. Die Werwölfe selbst sind grottenschlecht, aber das ist verzeihlich: richtig gute Werwölfe im Film habe ich selbst noch keine gesehen. Alles zusammen recht vergnüglicher, europäischer Humor indem das Ende mit einer "anderen" Mona Lisa ein netter Einfall ist. Wie jetzt ein Ausflug ins Mittelalter mit dem berühmten Bild zusammenhängt, soll jeder selbst herausfinden.

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                                                  • 3 .5
                                                    Barelhaven 23.10.2024, 00:07 Geändert 23.10.2024, 00:10

                                                    Bill Williamson hat einen extremen Hass auf die moderne Gesellschaft entwickelt. Ein von langer Hand geplanter Amoklauf soll es sein...

                                                    Die Sozialkritik am Anfang löst sich am Ende auf, aber auf welche Weise? Uwe Boll will die Leistungsgesellschaft anprangern aber schafft es nur Amokläufe als Schlupfloch für perfide Bereicherungstaktiken darzustellen. Ein durch und durch böser Mensch kommt davon...

                                                    Und jetzt? War es das? Was habe ich heute gelernt? Da fällt mir ein: ich bräuchte auch Geld und die Nachbarn konnte ich noch nie leiden... im Ernst, wer Unschuldige mit so einer perfiden Freude tötet, hat doch die Nächte an falschen Orten verbracht.

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