BenAffenleck - Kommentare
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Alle Kommentare von BenAffenleck
Als sich OLDBOY vor 20 Jahren als Geheimtipp und dann als internationaler Filmhit herausstellte, war noch gar nicht so sehr bekannt, dass er den Mittelteil einer ganzen Rache-Trilogie darstellen sollte. Erst mit seiner Popularität wuchs das Interesse an den anderen beiden Werken, von denen eins bereits existierte (SYMPATHY FOR MR. VENGEANCE), jedoch völlig unterm Radar lief, und das andere (LADY VENGEANCE) erst noch geschaffen werden musste. Um es gleich vorwegzunehmen, ein großer Fan der Trilogie bin ich leider nicht, mochte aber Park-Chan-wooks Grenzposten-Drama JOINT SECURITY AREA von 2000 sehr gerne. Jedenfalls machte der studierte Philosoph, Regisseur und Drehbuchautor das süd-koreanische Kino mit seinen Filmen zu einem der aufregendsten der Welt. Aber vor allem mit dem auf einem Manga basierenden OLDBOY setzte er sich ein unwiderrufliches Denkmal, dass unzählige Festival-Preise absahnte und zig Filmfans ganz vorne in ihrer asiatischen Filmmischung stehen haben. Ich weiß ihn zumindest zu schätzen, und finde ihn wenigstens … äußerst interessant.
Im Mittelpunkt dieses unerbittlichen, aber gleichzeitig poetischen Rache-Thrillers steht das Schicksal eines Mannes, der zunächst nicht einmal weiß, warum er eigentlich Rache üben muss. 15 Jahre lang wird der Geschäftsmann Oh Dae-su (Choi Min-sik) von ihm unbekannten Entführern völlig isoliert in einen Raum gesperrt, mit einem Fernseher als einzige Verbindung zur Außenwelt. Dort erfährt er vom Mord an seiner Frau. Und dass er als Täter gesucht wird.
Nach seiner überraschenden Freilassung lassen die Peiniger dem von Rachegefühlen zerfressenen Oh Dae-su genau fünf Tage Zeit, um herauszufinden, warum er so leiden musste…
Ich finde ja die ganze Prämisse, bzw. den Grund für die Gefangennahme schon irgendwie schräg-komisch, zumal Choi Min-sik auch wesentlich älter ist als sein “Klassenkamerad” Yoo Ji-tae. Des weiteren ist dieses ganze Manipulation/Hypnose-Ding für mich völlig drüber. Allerdings bietet OLDBOY auch Szenen, die ich die letzten 20 Jahre nie vergessen habe, wie zB. die damals spektakuläre Plansequenz mit der Gegnerhorde auf dem Flur, der fachmännischen Überbiss-Korrektur per Hammer und natürlich die krasse Oktopus-Szene. Worauf die Geschichte letzten Endes hinaus läuft, ist natürlich immer noch ein Schlag ins Gesicht, den wohl nur die Wenigsten so haben kommen sehen.
In der Summe eine extrem originelle und radikale Odyssee, die sich mit ihren verstörenden Bildern, inhaltlicher Kontroverse aber auch rundum inszenatorischer Brillanz tief ins Gedächtnis einbrennt . . .
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Hier geht's zum Wok : : : https://www.moviepilot.de/liste/gruesse-aus-dem-wok-benaffenleck
BenAffenleck und die McDonagh-Brüder reden bei einem Guinness über schwarzen Humor, die Kunst eines guten Drehbuchs und die Fallstricke des Lebens.
John Michael McDonagh - DIRTY COPS (2016)
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Keine Ahnung, ob John Michael McDonagh in seiner dritten Regiearbeit DIRTY COPS noch den Bogen bekommen hat. Nach rund 45 Minuten gähnender Langeweile und einigen müden Schmunzlern hatte ich keinen Bock mehr. Fühlte sich nicht danach an, als ob der talentierte Schreiber und Regisseur von THE GUARD und AM SONNTAG BIST DU TOT hier auch nur irgendwas mit zu tun hatte. So gesehen eine derbe Überraschung . . .
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Hier geht's zur Liste : : :
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Der Argentinier Damián Szifron gibt mit CATCH THE KILLER sein US-Debüt und liefert einen äußerst gelungenen Thriller ab, in dem ein schier übermächtiger Scharfschütze im winterlichen Baltimore eiskalt 29 Menschen tötet. Streifen-Cop Eleanor Falco (Shailene Woodley) ist überzeugt, dass es sich um einen Serienkiller handelt. Genau wie FBI-Special Agent Lammark (Ben Mendelsohn), der die psychisch angeknackste Polizistin ins Team holt…
Thriller wie MISANTHROPE (der mutigere vom Regisseur angedachte OT) laufen einem heutzutage nicht mehr in einer 6 Wochen-Taktung über den weg, es sei denn man zieht öfters mal etwas aus dem 90er-Jahre-Filmregal. Hier wirft man keine Blutwurst in sämtliche Nebengassen, um den Zuschauer zu verwirren oder im Dunkeln Twister spielen zu lassen. CATCH THE KILLER ist stringent und lässt den Fokus auf den Hauptfiguren und der Ermittlungsarbeit. Ich fand es als sehr angenehm und effektiv, wie langsam sich die Charaktere des Ermittler-Duos entfalten und durch immer mehr kleinere Info-Häppchen an Profil hinzu gewinnen. Der Film lässt einen natürlich sofort an den Massenmord in Las Vegas von 2017 denken, bei dem ein vorher nie auffälliger Mann (der auch Millionär war) aus rund 350 Metern 58 Menschen mit einem irren Arsenal an Gewehren tötete, und 869 (!) Menschen verletzte. Die Beklemmung und Unsicherheit sind auch in CATCH THE KILLER allgegenwärtig und werden von einer interessanten Inszenierung Szifrons getragen, der ungewöhnlich starke Kameraperspektiven findet und schon gleich zu Beginn (die Bilder für uns und) die Leben aller Beteiligten auf den Kopf stellt. Ganz stark.
Auch mit mal mehr mal weniger offensichtlicher Kritik geizt der Thriller nicht. Egal ob NRA, Trump-Ultras, sensationsgeile Medien, die immerzu vorrangigen politischen Interessen und das Kompetenzgerangel der Behörden im Allgemeinen. Botschaften muss man hier nicht mit der Lupe suchen, wurden aber stimmig im Film verwoben.
Etwas übers Mittelmaß wird CATCH THE KILLER allerdings von seinen beiden Hauptdarstellern gehoben, die ihren Charakteren genug Tiefe verleihen können. Ben Mendelsohn als unangepasster und charismatischer FBI-Agent ist schon super, aber Shailene Woodley hat mich mit ihrer sensiblen Darstellung einer angeknacksten Polizistin echt begeistert. Keine Ahnung warum, konnte mich aber voll abholen.
Durchs Zielfernrohr betrachtet ist CATCH THE KILLER einer der besten Ermittlungs-Thriller der letzten Jahre, der stark inszeniert wurde, auch etwas Action zu bieten hat und einfach rundum klasse gespielt ist. Werde ich sicherlich nicht zum letzten Mal gesehen haben, auch wenn die Story hier sicherlich das schwächste Glied der Kette ist . . .
Als ich 1991 als junger Filmfan im einzigen Saal des Kinos saß, etwas Knabberkrams aus dem kleinen Kassenhäuschen und ne gekühlte Dose “Weiß-Gott-Was” vor mit stehend, konnte ich natürlich nicht ahnen, dass man die nächsten 2 Stunden in einem Feuerinferno und Brüder-Drama verweilen würde. Beides packte mich ungemein, da hatte ich zu Wörtern wie “Pathos” und “Stereotypen” aber auch lediglich nur zwei Fragezeichen parat.
Bei BACKDRAFT handelt es sich um einen frühen Vertreter des 90er-Jahre-Blockbusterkinos, der nicht auf Sparflamme gekocht wurde. Ron Howard fuhr für seinen dramatischen Action-Thriller alles auf, was die Pyrotechnik zu bieten hatte und ließ etablierte und aufstrebende Hollywood-Sterne Seite an Seite um sein Freudenfeuer tanzen: Kurt Russel, William Baldwin, Robert De Niro, Donald Sutherland, Jennifer Jason Leigh, Scott Glenn, Rebecca De Mornay und J.T. Walsh darf man durchaus als spektakulären Cast betiteln. Hans Zimmer mischte einen Molotov-Cocktail aus pompös-heroischen Klängen zusammen, der THE ABYSS-Kameramann Mikael Salomon liefert wunderschöne Totalen, bekommt aber auch das "mittendrin-Gefühl" sehr gut hin. Das Team von ILM war seinerzeit Verantwortlich für die praktischen Tricksereien, und ließ mit seinen Ideen das Feuer so lebendig werden, wie man es vorher noch nie auf der Leinwand gesehen hatte.
Inhaltlich wirkt die Geschichte ziemlich aufgeplustert und verliert immer mal wieder ihren Fokus, da man hier einfach zu viele storytechnische Brandherde gleichzeitig aufmacht. Da bleibt die ein oder andere durchhängende Drehleiter im Mittelbereich nicht aus, dafür entschädigt dann aber noch mal das hitzige Finale mit reichlich Feuer, Action und Drama. BACKDRAFT ist ein gut ausgewogener Brandbeschleuniger, der im Laufe der Jahre und unzähliger Sichtungen etwas von seinem Wumms verloren hat, sich aber immer noch wunderbar entzündet und für reichlich nostalgische Brandflecken auf der Leinwand sorgt . . .
Mit OVER THE TOP wollte sich der zum gefeierten Action-Star aufgestiegene Stallone nach RAMBO 2, ROCKY IV und DIE CITY COBRA endlich mal in einem bodenständigen Film behaupten, kann man zumindest meinen. Aber überzeugt haben ihn dann nur ein 12 Millionen Dollar Scheck (wohlgemerkt, für einen Cannon-Film!) und sämtliche Freiheiten rund um den Film, was sich gleich in einer Drehbuch-Nachbearbeitung seinerseits ausdrückte. Letzten Endes ist das Drehbuch aber flach wie der Bizeps von Micky Maus, hält so einige ROCKY-Anleihen parat und trägt ein weiteres Mal US-Working-Class-Underdog-Fantasien in die Kinosäle.
Storytechnische Höhenflüge sollte man hier nicht erwarten, und obwohl dieses Vater/Sohn-Drama reichlich Pathos bietet und vorhersehbar ist, kann der kurzweilige Film immer noch bestens unterhalten, man fühlt sich einfach wohl. Cannon-Chef Menahem Golan ließ es sich auch nicht nehmen, bei OVER THE TOP Regie zu führen. Und ich muss schon sagen, für Kino hat er ein gutes Feeling, denn etliche große Bilder schüren in Verbindung mit dem feinen 80er-Rock-Score durchaus US-Fernweh und kommen schon ordentlich melancholisch daher. Die Mischung aus Drama, Road-Movie, Entfremdungsgeschichte und etwas (Arm-Wrestling-)Action ist schon über alle Maße im positiven Sinne zweckdienlich. Stallone bringt den Underdog und die teils etwas dick aufgetragenen Zeilen aber auch ungemein authentisch rüber, ich mag ihn in dieser Rolle total gerne sehen. Der Rest vom Cast reißt sich bei ihren Jobs keinen Arm aus, bleibt jetzt aber auch nicht nachhaltig negativ in Erinnerung. An den Kinokassen konnte er nur etwas über die Hälfte seines 25 Millionen Dollar Budgets einspielen, in den Videotheken erwies sich OVER THE TOP aber als echter Renner.
Nach wie vor ein unterhaltsamer Genre-Mix, dem aber sicherlich auch etwas Nostalgie-Bonus innewohnt. Würde ich aber trotz erstmal nur 6 Punkten jederzeit wieder in den Player legen . . .
Die spanische Serie HAUS DES GELDES lief in ihrem Heimatland alles andere als gut, bis Netflix sie aufkaufte, umschnitt und schließlich vor allem durch Mund zu Mund Propaganda an Popularität zulegte, schlussendlich sogar zu einem regelrechten Phänomen wurde. Kein Wunder, denn in den ersten beiden mir bekannten Staffeln handelt es sich um eine äußerst durchdachte und unheimlich spannende Serie rund um den perfekten Raub in einer staatlichen Banknotendruckerei, viele Jahre lang geplant von dem sogenannten "Professor". 67 Geiseln sollen mit den zusammengewürfelten, charakteristisch völlig unterschiedlichen aber gut vorbereiteten Räubern (und nun auch Geiselnehmern) kooperieren und den Verbrechern vor allem eines verschaffen: Zeit zum Geld drucken. Doch bald muss auch der “Professor” feststellen, dass egal wie gut man etwas geplant hat, nicht immer alles nach Plan läuft.
Da der gesamte Raubüberfall aus 3 Perspektiven erzählt wird (Räuber, Polizei und Geiseln) gibt es keinerlei Leerlauf. Gut geschriebene Charaktere, plötzliche Wendungen und jede Menge Spannung halten die Show immer am Laufen. Je weiter der Raub fortschreitet, um so öfter muss man allerdings auch mal die Augen zukneifen, denn Handlung und Charaktere werden immer konstruierter und überzeichneter, wodurch sich wiederum der Entertainment-Faktor bis an den Anschlag pushen lässt.
Der Cast war mir auch gänzlich unbekannt, kenne mich im spanischen Kino aber auch kaum aus. Darstellerisch gibt es jedenfalls nichts zu meckern, eher zu entdecken. Gerade Álvaro Morte und Itziar Ituño Martínez als “Professor” und Kommissarin erhalten immer wieder Gelegenheiten um zu glänzen und sind die beiden hellsten Punkte eines wirklich gut zusammengestellten Darsteller-Ensembles.
Ich werde mich die Tage dann mal an Staffel 3 machen, natürlich mit etwas gemischten Gefühlen, denn Staffel 2 hatte ein wunderbares und stimmiges Ende. Trotzdem freue ich mich schon, die Gang wieder zu sehen und mit ihr möglicherweise das nächste große Ding durchzuziehen. Action, Spannung und Drama sind halt eine fantastische Mischung. In diesem Sinne: Oh bella, ciao! Bella, ciao! Bella, ciao, ciao, ciao!
Bei einer Verkehrskontrolle wird Doug (Caleb Landry Jones) blutverschmiert und im Abendkleid, am Steuer eines Lastwagens voller Hunde aufgegriffen und festgenommen. Auf der Polizeiwache offenbart er der Polizeipsychologin Evelyn (Jojo T. Gibbs) bereitwillig seine bittere Lebensgeschichte…
Mit einer oft erprobten Rückblenden-Erzählstruktur vermischt Luc Besson gekonnt Drama, Thriller und (etwas) Action in einem Napf, und serviert das dem interessierten Zuschauer mit einem wild geschminkten JOKER-Gesicht. Bei einem Innovationswettbewerb braucht DOGMAN gar nicht erst antreten, trotzdem handelt es sich um den besten Besson-Film seit langer Zeit, obwohl ich die mäßig erfolgreichen ANNA und MALAVITA gar nicht mal übel fand. DOGMAN lässt sich jedenfalls auch kaum in ein Genre einordnen, man sollte hier allerdings keinen Actionfilm erwarten. Angenehm langsam und zurückhaltend öffnet sich ein durchaus bewegendes Drama über die ausgespuckten Reste eines Kindes, das nun zum Mann geworden, akzeptiert hat, dass es für ihn keinen Platz in der Welt gibt, außer bei seinen Hunden.
Das wird sicherlich nicht jedem gefallen, aber mit fortschreitender Laufzeit beisst sich DOGMAN doch fest, was aber auch vor allem an dem charismatischen und wahnsinnig gut aufspielenden Caleb Landry Jones, dessen Namen ich seit seiner überzeugenden aber recht schrägen Rolle in DENEN MAN VERGIBT seit einigen Monaten endlich auf dem Schirm habe. Ein wirklich außergewöhnlicher Darsteller, ohne dessen hingebungsvoller und mitreißender Darbietung DOGMAN nur die Hälfte wert wäre. Seine Figur Doug ist faszinierend und vielschichtig und damit außergewöhnlich interessant.
Die bekannten und offensichtlichen Vorbilder werden zwar nie erreicht, dennoch liefert Luc Besson mit DOGMAN einen äußerst interessante Genre-Züchtung ab, stilvoll bebildert und mit einer herausragenden Performance seines Hauptdarstellers gesegnet . . .
Bei den Preisen und Vorschusslorbeeren für ANATOMIE EINES FALLS waren die Erwartungen und die mögliche Fallhöhe natürlich hoch. Das französisches Drama mit einer bemerkenswert aufspielenden Sandra Hüller, die sich nach dem Tod ihres Mannes als Hauptverdächtige vor Gericht verteidigen muss, ist die Anatomie einer toxischen Beziehung, dessen finale Beurteilung dem Publikum überlassen wird. Mir war das bei zweieinhalb Stunden Laufzeit aber alles viel zu langatmig vorgetragen, durchgehende Spannung war hier Fehlanzeige. Da ich aber am Ende auf d e n einen g r o ß e n Moment der Auflösung oder einen Twist gewartet habe, der einem den Atem verschlägt, blieb ich dran. Aber auch hier überlässt es Autorenfilmerin Justine Triet dem Zuschauer, zu werten und zu beurteilen. War leider nicht meins, da schaue ich doch lieber die polierten und laut posaunenden US-Varianten ähnlichen Inhaltes . . .
BenAffenleck und die McDonagh-Brüder reden bei einem Guinness über schwarzen Humor, die Kunst eines guten Drehbuchs und die Fallstricke des Lebens.
John Michael McDonagh - AM SONNTAG BIST DU TOT (2014)
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“Die meisten Fälle liegen 40 oder 50 Jahre zurück. Warum sollten wir den alten Schmutz wieder aufrühren? Man muss auch mal vergessen und vergeben.” [so ‘n weltfremder Pfaffen-Typ]
Nach dem derb-ironischen Krimispaß THE GUARD schlägt der Ire John Michael McDonagh mit AM SONNTAG BIST DU TOT deutlich düstere Töne an, bei denen einem das Lachen oft im Hals stecken bleibt.
In dem Schuld- und Sühne-Drama geht es um den unbescholtenen Dorfpriester James Lavelle (Brendan Gleeson), der für seine zynischen und verlorenen Schäfchen in einem Provinznest an der irischen Küste ein wahrer Fels in der Brandung ist. Eines Sonntags erfährt James von einem Mann in seinem Beichtstuhl, dass dieser als Kind hundertfach von einem Priester missbraucht wurde. Da der Mann auf Rache sinnt, der Täter aber längst verstorben ist, soll nun Pfarrer James stellvertretend für die Sünden seiner katholischen Kollegen büßen und somit sterben. Sieben Tage bleiben ihm von nun an um jedes seiner Schäfchen zu treffen, sein Leben zu ordnen und auch mit seiner suizidalen Tochter (Kelly Reilly) ins Reine zu kommen…
McDonagh gelingt hier vor malerischer Kulisse der Grünen Insel ein mutiger Balanceakt zwischen bösem Humor, Kirchen-Kritik und Charakterdrama. Was anfangs noch als bissiges Porträt des Alltags eines typisch irischen Fischerdorfes für skurrile Komik sorgt, entwickelt sich im weiteren Verlauf zu einer tragischen Schicksalsgeschichte über Schuld, Vergebung und innere Dämonen. Hauptdarsteller Brendan Gleeson liefert darin einmal mehr eine Glanzleistung ab. Er spielt den Dorfpriester mit einer unglaublichen Präsenz, viel Wärme und zutiefst menschlich, wodurch sich schnell eine starke positive Nähe zum Zuschauer entwickelt.
Thematisch ist AM SONNTAG BIST DU TOT nicht gerade leichte Kost, lockert das aber immer wieder mit schräg-gimmigem Humor auf. Das entschleunigte Erzähltempo ist sicherlich nicht für jeden was, passt hier aber auch irgendwie wie das Guinness ins Glas und wirkt genau wie der Film noch etwas nach. Einige Wochen nach der Erstsichtung habe ich den sogar noch mal gesehen, weil der mich nicht losließ. Da konnte er mich sogar richtig bewegen. Der Dorfpriester der versucht, dass Feuer des Glauben in sich am brennen zu halten und die Gemeinschaft, die alles daran setzt, dieses Feuer zu löschen. Ein wirklich außergewöhnlicher, bitterer und ungemein atmosphärischer Film . . .
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Thematisch bietet John Krasinskis neuester Film (Regie, Drehbuch und Nebenrolle) IF: IMAGINÄRE FREUNDE einiges an Melancholie, 2-3 Szenen die wirklich zu überzeugen wissen und zumindest in Ansätzen nette Ideen.
Mir fehlten hier dann aber doch mal einige richtige Lacher, und die Charakterisierung der 12-jährigen passte wie so vieles nicht wirklich zusammen. Irgendwie fährt IF gefühlt den ganzen Film über mit angezogener Handbremse und verpasst dabei die Chance, wirklich zu begeistern, reiht abgestandene Plattitüden aneinander und überlässt es oft dem aufdringlichen Score, was der Zuschauer fühlen soll.
Familienkino, bei dem man nicht mal weiß, für welche Altersklasse das jetzt wirklich sein soll . . .
Als Fan einiger legendärer Action-Meisterwerke des Funkenmariechens John Woo konnten mich die miesen Kritiken leider nicht aufhalten. Also Teflon-Weste an, Anti-Tauben-Bat-Spray griffbereit und den Feuerlöscher wegen des Funkenflugs neben mir stehend. Gebraucht habe ich nix davon, dafür sind 6 Pullen Bier, die Chipstüte und der Koffer mit der Hoffnung leer, dass John Woo im Alter von 77 Jahren noch mal ein US-Comeback (oder überhaupt ein Comeback) landen kann. Killed by Langeweile.
20 Jahre lang sollen ihm nur miese Drehbücher angedreht worden sein, aber dann griff er bei diesem Klumpen aus dem Nougat-Tunnel eines Drehbuchschreibers namens Robert Archer Lynn zu, der zuletzt 2007 die Vorlage für den (u.a.) Til Schweiger Film RACHE ablieferte. Eine absolut großartige Idee. Nun, das Drehbuch ist jetzt nicht komplett für die Tonne, man hat so eine ähnliche Geschichte aber schon 1000 Mal gesehen. Und das hier kaum gesprochen wird ist zwar eine besondere Idee, bietet aber keinerlei Mehrwert. SILENT NIGHT steigt ganz verheißungsvoll in die Handlung ein, hat dann gefühlt 40 Minuten Trauerphase, 40 Minuten Trainingsphase und dann den Showdown in einem Lagerhaus, der als einziges Highlight die Treppenhaus-Action aus ATOMIC BLONDE und KEINE ZEIT ZU STERBEN zu kopieren versucht, und selbst dabei kläglich scheitert. Die Woo-typischen Trademarks fehlen einfach komplett, dafür gleitet man mit einem soliden Haufen Enttäuschung in den Abspann. Einzig Joel Kinnaman kann man hier nix ankreiden, der liefert solide ab. Einige Fights sind schön roh, die Auto-Action ist ganz cool, den Rest hat man nach wenigen Tagen schon wieder vergessen . . .
BenAffenleck und die McDonagh-Brüder reden bei einem Guinness über schwarzen Humor, die Kunst eines guten Drehbuchs und die Fallstricke des Lebens.
Martin McDonagh - 7 PSYCHOS (2012)
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Ein entführter Hund, ein wütender Mafioso und viel zu viele gestörte Gestalten machen Colin Farrell als ausgebranntem Schreiberling das versoffene Leben zur Hölle. Aber alles der Reihe nach.
Nach seiner schwarzen Kultkomödie BRÜGGE SEHEN ... UND STERBEN? ließ sich Regisseur Martin McDonagh erst mal 4 Jahre Zeit, holte dann aber erneut den charismatischen Iren mit den markanten Augenbrauen ins Boot und kreierte mit 7 PSYCHOS eine doppelbödige L.A.-Comedy-Crime-Story, die nur so vor skurrilen Figuren und Dialogen strotzt.
Im Zentrum des chaotischen Gangster-Streifens steht Drehbuchautor Marty (Colin Farrell), der mit seiner geplanten Geschichte über sieben Psychopathen einfach nicht vorankommt. Um Martys Schreibblockade zu beheben, inseriert sein bester Kumpel Billy (Sam Rockwell) eine Suchanzeige für Psychopathen, die dem Schreiberling zu neuer Inspiration verhelfen sollen. Billy selbst ist währenddessen mit seinem Kollegen Hans (Christopher Walken) im Hunde-Kidnapping-Geschäft tätig, indem sie die Vierbeiner reicher Leute entführen, sie “wiederfinden” und den üppigen Finderlohn einstreichen. Das geht so lange gut, bis sie den Shih-Tzu des cholerischen Gangsterbosses Charlie Costello (Woody Harrelson) kidnappen…
7 PSYCHOS ist eine wilde Ansammlung abgefahrener Ideen, der man anmerkt, dass der Regisseur seiner Fantasie hier freien Lauf lassen konnte. Die Suche Martys nach seinen sieben Psychopathen bildet den roten Faden, der die einzelnen Fragmente des Films jedoch nur sehr lose zusammenhält. Messerscharfe Dialoge wechseln sich mit raffinierten Film-im-Film-Szenen ab, sodass die Grenzen zwischen Realität und Fiktion immer wieder aufgelöst werden. Dadurch entsteht das Gefühl, dass sich der Film wie Martys Drehbuch selbst erst im Laufe der Zeit entwickelt. In der ersten Hälfte funktioniert das prächtig, da es sich passenderweise meta-mäßig nach einem verfilmten überkonstruierten Drehbuch anfühlt. Ab der Mitte hängen die 7 PSYCHOS etwas in den Seilen, während McDonagh mit seiner Erzählung nicht richtig voran kommt, weiß aber mit einem guten Finale zu entschädigen.
So ist 7 PSYCHOS eine irrwitzige Gangster-Groteske mit einer Fülle an ausgeflippten Einfällen und einer unkonventionellen Erzählstruktur und dank des genial zusammengestellten Ensembles definitiv ein ‘Must-See’. Da ist mir jeder Psycho glatt einen wirklich dicken Punkt wert, auch wenn Christopher Walken mit seiner coolen Aura der absolute Matchwinner ist . . .
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Puuh, ich konnte kaum glauben, dass der letzte ICH - EINFACH UNVERBESSERLICH schon wieder 7 Jahre her ist. Mag aber auch daran liegen, dass Gru und vor allem die bekloppten gelben Tic-Tacs allgegenwärtig sind und das gigantisches Popkultur-Franchise immer wieder neue Unmengen von Dollar einfährt. Ähnlich verhält es sich auch mit Teil 4 von DESPICABLE ME (OT), in dem Gru als Mitarbeiter der AVL (Anti-Verbrecher-Liga) und frischgebackener Vater als Teil des Zeugenschutzprogrammes mitsamt seiner Familie und einigen Minions in der Vorstadtidylle von ‘Mayflower’ untertauchen muss.
Die mMn ganz große Klasse der beiden ersten Teile konnte man schon beim dritten Teil nicht mehr erreichen, und ähnlich verhält es sich auch beim neuesten gelben Auswurf. Erzählt werden hier parallel mehrere dünne Geschichtchen, die dann mehr oder weniger geschickt zusammen laufen und in einem riesigen Tohuwabohu kulminieren. Besonders klasse ist allerdings schon das Vor-Finale, in dem Gru mit seinem Nachbars-Puber-Balg Poppy in das Superschurken-Internat seiner Kindheit einbricht. Sau komisch und klasse “inszeniert”, besser wird es hiernach nicht mehr, dank des Tempos taucht aber trotzdem nie Langeweile auf. Popkulturelle Anspielungen gibt es natürlich auch zu Hauf, da sind die TERMINATOR 2 und die SPIDER-MAN 2 Szenen noch die offensichtlichsten. Der Rest ist schon irgendwie malen nach altbekannten gelben Zahlen, aber Action, Gags und Slapstick lassen die Kinotickets zu einer halbwegs soliden Investition werden. Packen kann man den Film eh kaum mit einer Sichtung, dafür ist einfach viel zu viel los. Vielleicht auch bananenmäßig gut so . . .
Das DIE TRIBUTE VON PANEM-Prequel THE BALLAD OF SONGBIRDS & SNAKES ist eine völlig träge Cash-Cow, die sich halbtot durch Suzanne Collins Welt quält.
Erzählt wird hier eine uninspirierte und unausgegorene Lagerfeuer-Geschichte von aufkeimender Liebe und Revolution, in der Rachel Ziegler befremdlich oft trällern darf, was der Vorgeschichte vom zukünftigen Präsidenten Snow und dem Hanging Tree schon leichte Musical-Ambitionen verleiht. Die Hungerspiele an sich sind eine absolut müde Veranstaltung, bei der man mit Wasserflaschen um sich wirft und zu keiner Person eine emotionale Verbindung hat. Aufgeteilt ist der grausam überlange Film in 3 Kapitel, wobei die Hungerspiele am Ende des zweiten Kapitels platziert wurden und man danach noch einen gähnend langweiligen und nicht enden wollenden Epilog über sich ergehen lassen muss.
Keine Ahnung, wie Regisseur Francis Lawrence und sein Autorenteam das so dermaßen verkacken konnten. Keine Spur mehr vom großen und teils pompösen Spektakel, das DIE TRIBUTE VON PANEM einst auszeichnete, nur ein weiterer völlig egaler Film des boomenden Franchise-Wahnsinns . . .
Ein Wochenende am See wird zum Alptraum für Gouverneur McCabe und seine Familie. Er wollte sich nur erholen und Zeit mit seiner Frau und der abweisenden Stieftochter verbringen. Bis der mysteriöse und charismatische Jesse (Kevin Interdonato) an der Tür klopft und um Hilfe bittet. Er betäubt und fesselt die Familie und beginnt ein brutales Spiel mit seinen Opfern…
Bei MALICIOUS - NACHT DER GEWALT handelt es sich um einen kanadisch-amerikanischen Home-Invasion-Thriller von John Fallon, der gemeinsam mit Hauptdarsteller Kevin Interdonato auch das Drehbuch schrieb. Wie hart man letztendlich mit dem fertigen B-Movie ins Gericht geht, bleibt jedem selbst überlassen, denn neue Impulse im Sub-Genre kann man nicht setzen. Der Aufbau ist langsam, die Figuren nicht ohne Klischees, alles wirkt natürlich auch etwas konstruiert und nicht immer glaubwürdig, wie man den Plot aber später auf den Kopf dreht … puuh, dass fand ich schon geil und habe ich so auch nicht kommen sehen. Hauptdarsteller Kevin Interdonato überzeugt mit beachtlicher Präsenz, dem möchte man nicht gefesselt an einem Stuhl gegenüber sitzen. Generell ist der Cast jetzt nicht direkt vom Hinterhof des örtlichen Karnevalsvereins weg gecastet, sondern agiert schon ziemlich überzeugend.
Kleiner fieser Kläffer, der sein Home-Invasion-Setting auf interessante Weise nutzte und mich gut in Schach hielt. Da teile ich gerne 6,0 Mal ordentlich aus . . .
"Wenn uns die Menschen, die wir lieben, genommen werden, können wir sie trotzdem behalten, indem wir nie aufhören, sie zu lieben. Gebäude brennen und Menschen sterben, aber die wahre Liebe hält ewig" [Sarah]
Der 1994 erschienene Film von Regisseur Alex Proyas ist ein unglaublich starkes und bildgewaltiges Werk. Geschnitzt aus der Originalgeschichte von Comiczeichner James O'Barr, dreht sich alles um den ermordeten Gitarristen Eric Draven (Brandon Lee) der von den Toten aufersteht um Rache an seinen Mördern zu nehmen. Proyas schmeißt uns in diese dreckige, verregnete und düstere Stadt, in der kein Batman über die Unschuldigen wacht. In den schwarzen Schatten der Häuserschluchten wird man regelrecht verschluckt und muss zusehen, wie eine unschuldige Liebe und zwei Leben ausgelöscht werden. Man bekommen Durst. Durst nach Rache und Gerechtigkeit, möchte Blut sehen, es schmecken und Eric auf dem Weg zu seinem Seelenfrieden begleiten … Erlösung finden.
“Sie sind alle tot. Sie wissen es nur noch nicht.“ [Eric Draven]
THE CROW ist Poesie und Atmosphäre in Perfektion. Schön brutal, aber auch brutal schön, ein Film mit Herz und Seele, ein auf magische Art und Weise wahr gewordener Gothic-Traum, der auch als fesselnder Action-Thriller mit packend choreographierten Shootouts überzeugen kann. Selten konnte mich ein Film so begeistern, wie es dieses Meisterwerk zumindest seinerzeit geschafft hat. Die Wände im Affenlecker-Jugendzimmer wurden mit THE CROW tapeziert, schwarze Klamotten waren en vogue, und der OST war das Non-Plus-Ultra. Gerade „Burn“ von ‘The Cure’ und „Dead Souls“ von den ‘Nine Inch Nails’ zählen immer noch zu meinen Lieblingssongs. Aber auch der Score von Graeme Revell beschert mir immer noch eine Gänsehaut, er unterstreicht die Stimmung perfekt.
Ob THE CROW auch den gleichen Kult-Charakter innehätte, wenn Brandon Lee nicht bei den Dreharbeiten umgekommen wäre, vermag ich nicht zu sagen. Für mich ist er jedenfalls einer der besten Filme aller Zeiten, vereint Drama und Action, Optik und Geschichte zu einem Meisterwerk. Der charismatische Brandon Lee war schauspielerisch natürlich kein Schwergewicht, bringt die Rolle hier aber in einer dem Irrsinn nahen Performance perfekt rüber und verleiht seiner Figur eine ungeheure Sympathie, Tiefe und Trauer. Aber auch Ernie Hudson als standhafter Cop und Newcomerin Rochelle Davis, die als Sarah zwar oft tough rüberkommt, ihrer Figur aber auch eine gewisse Zerbrechlichkeit verleiht, können voll und ganz überzeugen. Michael Wincott und Bai Ling liefern ein herrlich durchgeknalltes Psychopathen-Geschwisterpaar ab und zelebrieren ganz besondere “Augenblicke”.
Auch nach mittlerweile schon 30 Jahren bleibt THE CROW immer noch ein einmaliges Filmerlebnis. Inhaltlich simples Revenge-Kino, aber atmosphärisch ohne Ende und dabei düster, brutal und … ja, irgendwie traurig.
PLANET DER AFFEN - SURVIVAL war 2017 ein hervorragender Abschluss der profitablen Reihe, wenn auch der schwächste Teil innerhalb der Caesar-Trilogie. Da die Filmstudios heutzutage aber händeringend nach Hits suchen, lies man das PLANET OF THE APES-Franchise nicht lange ruhen.
Zeitlich findet man sich hier 300 Jahre nach dem Tod von Caesar wieder, die Natur hat sich die Städte zurück geholt, was in teils atemberaubenden Bildern auf die Leinwand gegossen wird. Inhaltlich dreht sich PLANET DER AFFEN: NEW KINGDOM um den heranwachsenden Primat Noa, der damit kämpft, einen Platz in der Mitte seines Adler-Clans zu finden und sich mit den üblichen Themen des Erwachsenwerdens auseinander setzen muss. Die Nachfahren der Seuchen-Überlebenden (also der Menschheit) hausen als Wilde, werden nur noch “Echoes” genannt und sind für Noa nicht mehr als Schreckgespenster. Als sein Dorf eines Tages niedergebrannt wird und die Überlebenden seines Clans vom Despoten Proximus Caesar zur Errichtung eines neuen Königreichs entführt werden, begibt sich Noa auf eine abenteuerliche Reise, um seine Liebsten zu befreien.
Potential bietet NEW KINGDOM reichlich. Neben den CoA-Aspekten der Hauptfigur ist es interessant, wie mit dem Vermächtnis und den Lehren von Caesar umgegangen wird. Eine gewisse Kritik an Religion und anderen gesellschaftlichen Problemen ist offensichtlich, wird aber irgendwie nur halbherzig heraus gearbeitet. Tricktechnisch ist das hier natürlich ganz großes Kino, man vergisst regelrecht, dass die Primaten nicht “real” sind. Darüber hinaus ist aber eine gewisse Formalität spürbar, dass Money-Making-Gefühl kann der Film mMn nur schwer abschütteln. Die tiefgreifenden Beziehungen und Emotionen der vorangegangenen Trilogie fehlen dieser inhaltlich dann doch recht dünnen und überlangen Exposition, die zudem so einige Antworten (vorerst?) schuldig bleibt. Somit bliebt diese neue Kerbe im Affenbaum ein gutes Stück hinter meinen Erwartungen und der übergroßen vorangegangenen Trilogie zurück. NEW KINGDOM ist einfach nicht so fesselnd, kämpft mit einigen Längen und hätte ruhig noch 2-3 Actionszenen mehr haben dürfen. Der fette Cliffhanger am Ende macht aber definitiv neugierig auf die sicherlich folgenden Abenteuer . . .
Auf der Flucht vor zwei Killern wird der Ex-Söldner Baek Yeo-hoon (Ryu Seung-ryong) von einem Auto angefahren. Im Krankenhaus kümmert sich der junge Arzt Lee Tae-joon (Lee Jin-wook) um ihn. Als kurz darauf Tae-jungs schwangere Frau entführt wird, soll der Arzt den Schwerverletzten an die Gangster ausliefern. Schon bald befindet sich das unfreiwillige Duo in einer gefährlichen Verfolgungsjagd…
Bei THE TARGET handelt es um das südkoreanische Remake des scheinbar recht gelungenen französischen Thrillers POINT BLANK - AUS KURZER DISTANZ. Auf südkoreanischen Hochglanz poliert und optisch (wie gewohnt) ansehnlich inszeniert, wird einem hier kurzweilige, schnörkellose und gerne auch mal blutig servierte Action-Kost geboten. Die Geschichte schmeißt genug verschiedene Parteien und Intrigen ins Rennen, kann aber darüber hinaus keinerlei neue Genre-Akzente setzen. Darüber trösten bei dem wilden Katz-und-Maus-Spiel aber genug Ballereien, Verfolgungsjagden und Martial-Arts-Einlagen hinweg. Letztere sind mal hervorragend als kleinere One-Takes zu genießen, um dann nur kurze Zeit später wieder durch eine hohe Schnittfrequenz entwertet zu werden. Etwas schade. Im Finale kommt noch ein wenig Heroic-Bloodshed hinzu, wenn im Polizeirevier mit einer Pumpgun die Splitter und Funken nur so fliegen. So eine Scheiße liebe ich ja.
Etwas mehr Mut zu Neuem und ein klein wenig mehr emotionale Tiefe hätten sicherlich nicht geschadet. Handwerklich großartig gemacht, die Action kann was und vor allem Hauptdarsteller Ryu Seung-ryong ist der Kracher. Ziemlich kurzweilige 102 Minuten, die THE TARGET zu den gelungeneren Actionern aus Südkorea zählen lassen . . .
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Hier geht's zum Wok : : : https://www.moviepilot.de/liste/gruesse-aus-dem-wok-benaffenleck
Pixar stürzt sich, die Zuschauer und vor allem die nun 13-jährige Riley ein weiteres Mal ins Gefühlschaos und sorgt mit der Fortsetzung zu ALLES STEHT KOPF nach langer Durststrecke endlich wieder für einen absoluten Money-Magneten an den Kinokassen. Auch hier konnte man schon fast einen weiteren lauwarmen Aufguss eines einstigen Hits befürchten, was zum Teil auch stimmt. Zumindest der Überraschungseffekt bleibt hier auf der Strecke, denn Pixar führt das Konzept des Vorgängers konsequent weiter, lässt nun aber die Pubertät-Warnleuchte, die vor 2 Riley-Jahren noch von “Freude” als „wahrscheinlich unwichtig“ bezeichnet wurde, wild aufleuchten. Über Nacht wird aus dem herzlichen und aufgeweckten Kind eine emotional tickende Zeitbombe, denn das Team in der Gefühle-Schaltzentrale, bestehend aus “Freude”, “Kummer”, “Angst”, “Wut” und “Ekel”, wird nun mit “Zweifel”, “Neid”, “Null Bock” und “Peinlich” aufgestockt.
Als Vater von zwei Pubertieren (Junge 15, Tochter 13) konnte man hier so unglaublich viel wieder finden, was man in den letzten Monaten so oder so ähnlich schon selbst erlebt hat. Da musste ich doch einige Male lachen und noch viel öfter in mich rein Grinsen. Es ist auch einfach unglaublich stark gemacht, wie Pixar das alles komplex ineinander greifen lässt und sich so mit dem Gefühlschaos dieser Mini-Erwachsenen auseinandersetzt, wobei einige Szenen wirklich ans Herz gehen. Ein schöner Familienfilm, der so ziemlich alle relevanten Altersgruppen bedienen dürfte und perfekt Kreativität, Humor und Herz miteinander kombiniert. Auf dem Weg aus dem Kino zwickte mich meine Tochter in den Arm und meinte nur augenzwinkernd zu mir: “Jetzt weißt du ungefähr, wie es in mir aussieht”. Mission successful, Pixar.
Jetzt muss ich mir nur noch mal zeitnah Teil 1 anschauen, den ich vor 9 Jahren gar nicht so überragend fand. Vielleicht lasse ich vorher meinen eigenen “Zweifel” von dem Rest der Truppe fesseln und knebeln . . .
Der französische Action-Thriller FARANG - SCHATTEN DER UNTERWELT bietet eine Rache-ist-Blutwurst-Story, wie sie schon unzählige Male erzählt wurde und selbst in 20 Jahren noch von gescheiterten Literaturstudiums-Heimkiffern als der heilig-innovative Gral des Geschichtenerzählens für knapp vierstellige Dollar-Summen an B-Movie Produzenten verhökert werden. Soll heißen: Martial-Arts-Mann (recht charismatisch, Nassim Lyes) flieht aus seiner Heimat, gründet in Thailand eine Familie, gerät in halbseidenen Kämpfen an die Falschen, die wiederum Hand an der Familie des Martial-Arts-Mannes anlegen, was der natürlich nicht so gut findet. Daraus resultieren dann ziemlich geile Kämpfe, die nicht übel choreographiert sind, stilsicher eingefangen und mit einigen netten Kamera-Spielereien veredelt wurden. Je tiefer sich der Martial-Arts-Mann in der thailändischen Unterwelt nach oben fräst, desto gnadenloser wird die Gewaltschraube angezogen, bis das Gewinde schließlich in einem Fahrstuhl mit einer Grundfläche von 3x3 Metern komplett abreißt und literweise Blutzoll fordert. Scheiße ja, auch wenn FARANG nicht viel Neues zu bieten hat, alleine für diese Fahrt nach oben lohnt sich eine Sichtung schon. Falls ihr den eh nie schauen werdet oder erst in einiger Zeit, hier ist das Ding:
https://www.youtube.com/watch?v=SoAM274rzUc
Regisseur Xavier Gens tat die Arbeit mit Gareth Evans (THE RAID) an der derbe gefeierten Serie GANGS OF LONDON scheinbar gut, denn FARANG ist zwar inhaltlich dünn, bietet darüber hinaus aber kompromisslose slashing-Moments, Knorpelschäden und Knochenbrecher, wie einst im indonesischen Hochhaus unseres Vertrauens. Dafür knacke ich gerne 6 Mal übertrieben laut mit den Fingern . . .
BenAffenleck und die McDonagh-Brüder reden bei einem Guinness über schwarzen Humor, die Kunst eines guten Drehbuchs und die Fallstricke des Lebens.
John Michael McDonagh - THE GUARD (2011)
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Sergeant Gerry Boyle (Brendan Gleeson) arbeitet als Polizist in der irischen Provinz und verbringt seine Zeit am liebsten mit leichten Damen, Alkohol oder bei seiner Mutter im Altenheim. Seinen Mitmenschen begegnet er stets zynisch und griesgrämig - ganz besonders schwer trifft es den amerikanischen FBI-Agenten Wendell Everett (Don Cheadle), der auf der Jagd nach einem 500 Millionen-Dollar-Drogenschmuggel in Boyles Revier landet. Immer wieder konfrontiert ihn der ruppige Dorfpolizist mit latent rassistischen Bemerkungen, dummen Fragen und unnützem Halbwissen über amerikanische Verbrechensbekämpfung. Doch irgendwie schaffen es die beiden, sich zusammenzuraufen und kommen den Gaunern allmählich auf die Spur…
Trotz der beiden ungleichen Protagonisten ist THE GUARD keine typische Buddy-Komödie, sondern eine ausgewogene Mischung aus Krimi, Drama, Action und einen guten Schuss feinsinnigem Humor. Echte Schenkelklopfer sind rar, Regisseur John Michael McDonagh legt in seinem Regie-Debüt den Fokus vielmehr auf die skurrilen Eigenheiten der Irischen Landbevölkerung und insbesondere auf seinen Hauptdarsteller Brendan Gleeson.
Der spielt den ruppigen Dorfpolizisten herrlich verschroben und trägt mit seiner Performance den gesamten Film. Sein Kollege Don Cheadle versucht ihm als eifriger FBI-Agent stets Kontra zu geben, bleibt aber lediglich Stichwortgeber für Boyles bissige Bemerkungen. Die übrigen Nebendarsteller sind allesamt passend besetzt und so hat der Streifen einige schräge Typen zu bieten, die über die etwas träge erzählte Story hinwegtrösten. Der eigentliche Krimiplot steht auch gar nicht im Zentrum des Films und ist für sich gesehen nicht sonderlich innovativ. Dennoch ist THE GUARD eine gelungene schwarze Komödie mit starken Figuren, spritzigen Dialogen und viel irischen Charme . . .
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Die Finanz Satire DUMB MONEY - SCHNELLES GELD dreht sich um die abenteuerliche, auf wahren Ereignissen beruhende Geschichte des US-Amerikaners Keith Gill, der die Finanzwelt auf den Kopf stellte und Wall-Street-Millionäre zu Fall brachte.
Wer mit Finanzjargon wenig anfangen kann und hier drögen oder sperrigen Stoff erwartet, wird schnell eines Besseren belehrt. Regisseur Craig Gillespie, der unter anderem auch den extrem starken I, TONJA drehte, liefert hiermit eine spannende, kurzweilige und mitunter haarsträubende Finanz-Satire im David vs. Goliath-Style, die von ihrem kleinen Star-Ensemble rund um Paul Dano und Shailene Woodley profitiert.
DUMB MONEY ist hip und modern inszeniert und legt einen gekonnten Spagat zwischen Drama und Comedy hin. Also holt eure Katzen-T-Shirts und roten Stirnbänder aus der Mottenkiste, denn “Roaring Kitty” ist in the house . . .
Robert Mulligan, der unter anderem den herausragenden Klassiker WER DIE NACHTIGALL STÖRT (1962) drehte, setzte gut 30 Jahre später mit DER MANN IM MOND den Schlusspunkt hinter seine Karriere. Für ein Ausrufezeichen reichte es leider nicht, an den Kinokassen spülte dieses gefühlvolle Drama nicht mal die Hälfte seines recht kleinen Budgets ein. In Deutschland lief er nicht mal mehr im Kino, und ist auch im Free-TV ein extrem rares Stück Coming-Of-Herzschmerz. Um so schöner, dass Prime ihn noch bis vor einigen Wochen im Programm hatte und mein immerzu aufmerksamer Buddy Ryan den Mann im Mond für sich entdeckte und ihm ein paar schön zusammengefügte Worte widmete.
Basierend auf dem teils autobiografischen Drehbuch der Autorin Jenny Wingfield erzählt der Film im schön bebilderten Louisiana der 1950er-Jahre von zwei Schwestern, die sich in den selben Jungen verlieben. Dicken Schmalz und Pathos sucht man hier vergeblich, auch wenn der spätere Wendepunkt (sorry, möchte nicht triggern) der Geschichte nicht ganz zum grundlegenden Ton des wunderbar warmherzigen Films passen will. Aber klar, manchmal ist das Leben dann aber auch genau so … es kratzt, beißt und tut ungemein weh.
Reese Witherspoon darf man hier übrigens in ihrem Leinwanddebüt erleben, obwohl sie eigentlich nur für eine Statistenrolle vorsprach. Bei den anderen beiden Teen-Darstellern, Jason London und Emily Warfield, reichte es nicht für größere Popularität, trotzdem wirken sie sehr authentisch und überzeugend in ihren Rollen. DER MANN IM MOND sollte man sich nicht entgehen lassen, wenn man UNSERE KLEINE FARM schon immer mal in Louisiana sehen wollte und generell Bock auf einen entspannten Abend hat . . .
Alle Geheimdienste der Welt jagen zwei Teile eines Schlüssels, mit dem man eine hochmoderne künstliche Intelligenz, die “Entität” genannt, kontrollieren kann. Superspion Ethan Hunt und sein Team sind (natürlich) auch hinter dem Schlüssel her, um die mächtige und gefährliche KI für immer zu vernichten. Ihre Mission führt sie nach Abu Dhabi, Rom, Venedig und an Bord des Orient-Expresses...
Ab Teil 3 Ist die MISSION: IMPOSSIBLE-Reihe für mich das Action-Franchise des neuen Jahrtausends schlechthin, selbst nach mehrmaligen Sichtungen nutzen sich die Filme kein Stück ab, ganz im Gegenteil. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an DEAD RECKONING - TEIL 1, der ja gute Kritiken einfahren konnte und an dessen Stunt-Heiligsprechungen man in Bild und Text eine Zeit lang kaum vorbei kam. Anders als der zweiteilige Schlüssel passen die Erwartungshaltung und der fertige Film zumindest bei mir (noch) nicht so ganz ineinander. Regisseur und Co-Autor Christopher McQuarrie verwässert seinen lupenreinen Blockbuster mit einer geradezu exzessiven Laufzeit und stopft unzählige Figuren in eine Geschichte, in der man lediglich einem klassischen McGuffin hinterherjagt und darüber hinaus nicht viel zu erzählen hat. Dafür will einem wirklich jeder mit ernster Mine bis ins kleinste Detail erklären, wie gefährlich die Entität ist, was schon seit der Opening-Scene klar ist und somit schon mal zu völlig unnötigem Geschwafel und Leerlauf führt.
Das Aushängeschild ist hier also nach wie vor die Action, die natürlich einiges zu bieten hat und auch größtenteils handmade ist, aber eben ganz ohne digitale Unterstützung nicht mehr umsetzbar erscheint. Langsam, gerade wenn man den Trailer zu Teil 2 gesehen hat, setzt das M:I-Franchise den Blinker Richtung F&F-Ausfahrt, was das recht beschissene Finale im Zug schon mehr als nur anteasert. Auch emotional kann DEAD RECKONING bei mir nirgendwo mehr anknüpfen und macht dieses Agenten-Märchen zu einer ziemlich leeren Hülle von einem Film, der von den übergroßen Ambitionen seines Hauptdarstellers langsam erwürgt wird, und dabei überwiegend nur noch auf der Stelle treten kann . . .
Ein Mann, ein Auto, ein Telefon: Tom Hardy spielt sich in NO TURNING BACK selbst gegen die Wand. Das Roadmovie und Kammerspiel in einem zeichnet recht packend das Porträt eines Mannes, dessen Leben in einer Nacht zusammenbricht…