ChristianGe - Kommentare

Alle Kommentare von ChristianGe

  • 8 .5

    (..) Henriette Confurius besitzt genug Ausstrahlung und Charisma, und verkörpert die gleichermaßen nach Sinn wie nach Eigenständigkeit suchende Ava mit so viel Charme, dass die 93 Spielfilmminuten mit ihr wie im Fluge vergehen. Ava ist abwartend. Und das gibt ihren Weggefährten reichlich Raum, sich zu zeigen und sogar sich zu entfalten. Avas Vater beispielsweise, überzeugend verschroben verkörpert von Michael Maertens, verschafft seiner Tochter eine Hospitanz am städtischen Theater. Überhaupt findet viel im Theater, vor und hinter den Kulissen statt. Performance, Proben und Politisches inklusive. Ava erträgt als Mädchen für alles und nichts die herablassenden Demütigungen der Weisungsbefugten mit viel Kraft und Würde. (..)

    • 7 .5

      (..) Jede Szene und jede Aufmerksamkeit schenkt Safy Nebbou seiner Hauptdarstellerin. Und Juliette Binoche dankt es ihrem Regisseur mit der ganzen Bandbreite, in diesem Fall Stärke, Verletzlichkeit und Kaltschnäuzigkeit ihres Könnens. (..)

      • 8
        über Burning

        Was „Burning“ so besonders macht sind die kleinen Momente, die Lee Chang-dong am dünnen Story-Gerüst anbringt. Es sind Momente, die jeder große Film so dringend nötig hat und die noch lange nachklingen. So überraschen Ben und Hae-mi ihren vermeintlichen Freund Jong-su irgendwann Zuhause auf dem Land. Ben hat Gras mitgebracht, die Abendsonne gibt dem Event die passende Stimmung. Jong-su hatte auf die Schnelle für ein wenig Ordnung gesorgt und eine Sitzgelegenheit auf der Terrasse errichtet. Miles Davis erklingt aus dem Auto und Hae-mi beginnt zu tanzen. Verführerisch, selbstvergessen. In den Augen der Männer spiegelt sich eine Mischung aus Sehnsucht, Resignation und Trauer wieder. Eine deutliche Reminiszenz an Truffauts „Jules und Jim“, in dem es eine ähnliche Szene gibt, die bei weitem jedoch nicht die Tiefe besitzt, weil im Fall von Lee Chang-dongs „Burning“ beide Kontrahenten sehr viel unterschiedlicher sind.

        3
        • 8
          über Roads

          (..) Schipper findet seine kraftvollen Bilder in den intimen Momenten. Als beide eines Abends am Tisch sich gegenübersitzen und Worte wie „Kindersoldat„, „Dartspieler„, „Jesus“ oder „Rassist“ zurufen. Oder während einer Umarmung, die „unbedingt mindestens 20 Sekunden lang sein muss, weil erst dann Endorphine ausgeschüttet werden.“ Schippers Filme sind, wie auch „Roads“ dem direkten (jungen) Zeitgeist entsprungen und fühlen sich deshalb so greifbar an. Ein schönes Zeitdokument. Nicht verpassen!

          • 7 .5

            (..) Peretz verzichtet (..) auf das ganz große Besteck, auf die große Inszenierung sowie den obligatorisch kitschigen Klangteppich. Richtig so, denn er kann sich ganz auf die subtile Art, wie Hornby immer wieder das Tragische mit dem Komischen verbindet als auch auf seine Darsteller, allen voran Rose Byrne und Ethan Hawke (als famos ewig-jugendlicher) Träumer verlassen.

            • 7

              (..) Dass das Stück von La Patellière und Delaporte auch acht Jahr nach seiner Bühnenpremiere noch eine Berechtigung auf eine Version für das deutsche Kino hat, zeigen Wortmann und Päging durch ihre geschickte Positionierung gegenüber den Neuen Rechten und weiteren kleinen Anspielungen, zum Beispiel zur AfD.

              Doch viel mehr Freude hat das Duo hinter der Kamera am rhetorisch-moralischen Kräftemessen zwischen den unterschiedlichen Kontrahenten vor der Kamera, der studierte Professor auf der einen und der neureiche Immobilienmakler auf der anderen Seite.

              • 8

                (..) Nach seinen erfolgreichen Pixar-Hits „Die Unglaublichen“ (2004) oder „Ratatouille“ (2007) um einige Erfahrungen reicher, weiß Brad Bird, dass es weniger auf eine hohe Gagdichte ankommt, als vielmehr darauf, dass die Zuschauer sich mit den Figuren identifizieren können. Und mögen Mr. Incredible und Elastigirl auch Superkräfte haben, am Ende geht es um die allzu menschlichen Sorgen, Job und Familie unter einen Hut zu bekommen. Nie waren Superhelden "menschlicher".

                • 7 .5
                  ChristianGe: Mehrtexte.de 03.08.2018, 23:11 Geändert 03.08.2018, 23:11

                  (..) „Fallout“ ist wie eine Achterbahnfahrt für besonders wagemutige Zeitgenossen. Und die beginnt bereits mit der dritten Einstellung. Zugegeben, selten (oder vielleicht noch nie?) hat man im jüngeren Actionkino eine so hohe Dichte an „Kinosessel-Festklammer-Momenten“ genießen dürfen wie im sechsten Teil der Mission: Impossible Reihe. Zuschauer, die unter Höhenangst leiden, seien an dieser Stelle vorgewarnt. Denn auch sie werden über knapp zweieinhalb Stunden erleben dürfen, nicht nur was die Drohnenkamera-Technik zur Zeit leisten kann, sondern um nach Genre-Meilensteinen wie „Stirb langsam“ oder „Leathal Weapon“ Actionkino at it´s best zu erleben. Um dann durchgeschüttelt und nicht durchgerührt vielleicht am Ende sagen zu können: Mann, war das´n geiler Ritt!

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                  • 9 .5

                    (..) Und so entwickelt sich, ähnlich wie in Corinna Belz sehenswerter Künstlerdoku „Gerhard Richter Painting“ in der liebenswert offenen und unkomplizierten Art selbst große Kunst, die bis zum Ende der kurzweiligen 88 Minuten ganz einfach glücklich macht. Ein sehr berührendes Meisterwerk. Nicht verpassen!

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                    • 6 .5

                      Zusammen mit den hervorragenden Bildern von Kameramann David Raedeker, einem wunderbar entspannten Schnitt inklusive zahlreicher Zeitlupen von Cutterin Liana del Giudice nimmt man deshalb sehr gerne teil an den Schicksalsgeschichten dieser Durchschnittskerle, die es nicht nur ihrem Neu-Mitglied Eric leicht machen, auch weiterhin an die „Männerfreundschaft“ zu glauben.

                      • 4 .5

                        (..) Lust auf dessen (Schnabels) Werke und dessen Schaffen macht diese Doku (anders als beispielsweise „Banksy – Exit Through the Gift Shop“, „Gerhard Richter Painting„, „Pina“ oder „Beuys“) nicht

                        • 6 .5

                          (..) obwohl in der Gegenwart verortet, fühlt sich „Der andere Liebhaber“ zudem wie ein Film aus den 90er Jahren an. Aber bis zur erwartbar wenig eruptiven Auflösung hat man sich als Zuschauer/in über 100 Minuten so sehr in das Spiel von Doppeldeutungen und Spiegelungen hineinziehen lassen, dass man Ozon die zahlreichen De Palma und Cronenberg-Verweise gerne verzeiht. Nach seinem vergleichsweise stringend erzählten Vorgänger „Frantz“ eine schöne, spielerische Ablenkung.

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                          • 5 .5

                            (..) Die tollpatschige Mumie als Flamenco-Tänzerin bzw. als Elvis-Double sowie der Zweikampf zwischen Hund Jeff und Papagei machen zwar Spaß und sorgen für Lacher bei den Allerkleinsten. Doch das Stakkato der zahlreichen Einfälle wirkt bisweilen albern und übertrieben. Nur in wenigen Momenten wird die Dramatik der Artefakt-Suche oder gar das Talent des Hauptdarstellers sichtbar, wenn es denn mal um Archäologie gehen soll. So erweist sich Tad Stones einmal mehr als billige und überflüssige Kopie eines Kino-Helden, den auch die jüngsten in der Originalversion längst ins Herz geschlossen haben.

                            • 7 .5

                              (..) Delphine und Muriel Coulin interessieren sich wie bereits in ihrem starken Debüt „17 Mädchen“ letztendlich für die Reaktion. Was passiert, wenn starkes, weibliches Selbstbewußtsein auf antiquierte Rollenvorstellungen treffen. Waren es bei den „17 Mädchen“ die nahezu gesichtslosen Väter, die kaum bis gar keine Verantwortung für ihren Nachwuchs übernommen haben, sind es bei „Voir du pays“, wie der Film im Original heißt, die als Nebenfiguren auftretenden männlichen Soldaten, die sich den Frauen gegenüber wie „Übermenschen“ verhalten.

                              • 2 .5

                                (..) Verrückte Dialoge, amateurhafte Jump-Cuts, bis zum Klamauk überzeichnete Figuren, … was sich zwischen Jona und Ferdi entwickelt, ist schwer erträgliches Mumblecore-Impro-Theater, das allen Beteiligten zwar sichtlich Spaß gemacht haben muss, vor allem an der Groteske und am „over-acting“, als Zuschauer jedoch spätestens beim Brust-Zwicken in einer Frauenarztpraxis oder bei Tom Lass´ WG-Auseinandersetzungen nur schwer erträglich ist. Dabei mochte ich Lass´ Vorgänger „Kaptn Oskar“ sehr. „Blind und hässlich“ – Schnell vergessen.

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                                • 3 .5

                                  (..) Regisseurin Nadège Loiseau ist (..) in jeder Szene sichtlich bemüht, ihrem Publikum die Ernsthaftigkeit der Lage zu vermitteln, was mit einer Familie geschieht, die die Chancen bzw. die Machbarkeit eines späten Zuwachses auslotet. Doch anstatt die Gedanken und Gefühle ihrer Protagonisten genauer unter die Lupe zu nehmen, interessiert sich die junge Regisseurin in erster Linie für den nächsten Witz und die nächste komische Szene.

                                  • 3 .5

                                    (..) Nein, auch bei diesem TV-Leinwand-Reboot bestätigt sich wieder einmal die alte Weisheit von den vielen Köchen und dem Brei, gepaart mit überflüssigen Muskelspielchen und zahlreichen „unter-der-Gürtellinie-Gags“ von eingeklemmten Penissen bis hin zu chauvinistischen Blicken auf Frauenbrüste. Entstanden ist ein Film, der gleichzeitig spannend sein will und einen lockeren Witz erzählen möchte. Und das alles vor einer Rettungsschwimmer-Kulisse. Kein Wunder, dass diese Akrobatik nicht gelingen will. Nicht einmal in engen roten Badeanzügen oder mit Sixpack auf dem Bauch.

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                                    • 6 .5
                                      ChristianGe: Mehrtexte.de 13.06.2017, 15:03 Geändert 13.06.2017, 15:03

                                      (..) Der nur wenig jüngere (als "Dokumentarfilm-Papst" Frederick Wiseman), mittlerweile weit über 60-jährige Ministerialdirigent des Bayerischen Kultusministeriums Toni Schmid, der sich selbst als „Hobbyfilmer“ bezeichnet, muss sich die Filme von Wiseman sehr genau angeschaut haben. Denn die großzügig vom Bayerischen Rundfunk unterstützte Dokumentation über die Bayerische Staatsoper ist auch so eine Doku, die in erster Linie Lust auf einen Besuch der vorgestellten Institution macht. Das ist vordergründig nicht schlecht. Und atmet erkennbar den Geist einer Auftragsarbeit, erfüllt aber mehr als seinen Zweck voll und ganz: Die Dokumentation macht Lust auf Oper – und das höchst professionell.

                                      • 6

                                        (..) Diesmal wird ihm mit dem furchteinflößenden spanischen Kapitän Salazar ein wirklich ernstzunehmender Gegenspieler auf die Gegenseite gestellt. Gerne hätte man sich mehr Szenen mit den beiden gewünscht. Doch gerade mit dem fünften Teil wird deutlich, dass es sich bei „Pirates of the Caribbean“ im Kern um eine Idee aus einem Disney-Themenpark handelt. Einmal mehr liegt also der Schwerpunkt auf den Effekten und weniger im Erzählerischen. Fans wird das kaum stören. Einige von ihnen werden gar Reminiszenzen zu älteren Piratenfilmen („Sindbad“) entdecken, andere sich über die Geschlechterrollen im Disney-Franchise aufregen. Am Ende bleibt es eine temporeich inszenierte Rückbesinnung auf den Kern der Reihe mit über-sich-hinaus-wachsenden-Neben- und einem nimmermüden Hauptdarsteller, der Ehe-und-Suff-Eskabaden mühelos ins Reich der Fantasy manövriert.

                                        • 8

                                          (..) In dieser nicht perfekten Erzählung vom Abschied und vom Neubeginn liegt so viel Wahrheit und Wärme, so viel unverstellter Blick, das man ihr die Reminiszenzen, den flachen Versöhnungsplot und die teils komödienhaften Figuren gerne verzeiht. Genau wie in einer zurückliegenden Beziehung. Wenn man Dinge zum letzten Mal tut, wird fast alles verziehen. Nun kann ein neues Kapitel beginnen.

                                          • 3 .5

                                            (..) Nach etwa 40 Minuten liegen alle Beteiligten am Boden, rutschen in die nächste Deckung oder suchen nach einem Ausweg. Es werden „Freundlichkeiten“ ausgetauscht, vermeintlich coole One-Liner vom Format: „Mist, ich habe vergessen, auf wessen Seite ich eigentlich bin„. Als wenig später zwei Scharfschützen auftauchen, von denen niemand weiß, woher sie kommen, besteht Anlaß zum Fremdschämen. Aber das Publikum lacht. (..) Ein Genre wird entkernt. Im Vergleich zu Wheatleys vorangegangen Filmen ist die Fingerübung „Free Fire“ für Fans eine riesengroße Enttäuschung

                                            • 4 .5

                                              (..) Die Kamera von David Finn betrachtet die Wunderheiler-Vorgänge aus feinfühliger Distanz. Darunter zum Beispiel die Arbeit von Birthe Krabbes, die mit einem Pfarrer verheiratet ist und in Hamburg lebt. Oder bei Bauer Robert Baldauf sowie beim weißbärtigen Hirten Köbi Meile aus der Schweiz. Regisseur Andreas Geiger stellt nur wenige Fragen, er ist lediglich "vor Ort", begleitet die Heiler bei ihrer Arbeit, beim Patientengespräch und bei Veranstaltungen. Clever, dass sich Geiger in den stärksten Szenen seiner Dokumentation, beim Umgang mit den Patienten, jeder Wertung oder anschließenden Erfolgsgeschichte entzieht. Dadurch muss er sich aber auch die Frage gefallen lassen, ob sein Film vielleicht nicht viel mehr als ein Werbefilm für die vorgestellten Personen ist.

                                              • 5 .5

                                                (..) Mit einer großen Portion Ehrfurcht berichtet der Kanadier Robert Valley von seiner Freundschaft zu einem alten Schulfreund, die tatsächlich auf wahren Begebenheiten beruht. Für sein sehr musiklastiges Kickstarter-Projekt hat Valley knapp 65.000 US-Dollar gesammelt und allein 18 Songs in 35 Minuten unterbringen können, inklusive Original Kompositionen von Robert Trujillo (Metallica) und Dave Nunez (Anitek).

                                                Die Geschichte, die auf einer von Robert Valley zuvor selbst gezeichneten Graphic Novel basiert, fällt gegenüber seinen 2017er (Oscar-)Konkurrenten deutlich ab, weil der Trickfilm weder einen Spannungsbogen noch eine ungewöhnliche Tricktechnik vorweisen kann. Einzig und allein die "Coolness", die Musik sowie die Art der Entstehung des Projektes können auf der "Haben-Seite" verbucht werden.

                                                • 8 .5

                                                  (..) Eine Vater-Sohn-Geschichte, Verantwortung, Selbstreflexion, Loslassen, Spannung, Wagenrennen, Action, und das vor großartigen Bildern ... und das alles in einem nur sieben Minuten kurzen Animationsfilm, mehr kann ein Trickfilm kaum leisten, meisterhaft!

                                                  • 7 .5

                                                    (..) Theodore Ushevs kanadischer Kurzfilm, entstanden im so genannten "lincut-Stil", also auf sehr holzschnitt-artiger Vorlage, darüber Radierungen, überzeugt durch seine sehr mysthische Geschichte. Durch die feinfühlige Erzählerinnen-Stimme wird man in das Schicksal von Vaysha beinahe "hineingezogen".