ChristianGe - Kommentare
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Alle Kommentare von ChristianGe
(..) Natürlich sind die neuen, in elegischen Einstellungen selbst und natürlich hergestellten Dorayakis ein voller Erfolg, der missmutige Koch und die alte Dame werden beste Freunde und der Film wäre zu Ende - säße man in einer Produktion aus Hollywood - man denke nur an "Kiss the Cook", "Burnt" und Co.
Doch Naomi Kawase geht es um mehr. Bereits im Herstellungsprozess der Bohnen-Paste wird klar, dass Kawase nicht nur handlungstechnisch sondern auch stilistisch elementare japanische Grundwerte vermitteln will. Das heißt auch, aus Fehlern lernen, Scheitern akzeptieren, seine persönliche Aufgabe sowie das eigene Glück finden. Einige Kinobesucher mit kurzer Aufnahmekapazität, wie auch in meiner (abermals ausverkauften) Vorstellung, haben damit einige Schwierigkeiten. Doch wer sich auf die fast dichterischen Einstellungen und das ruhige Tempo einlässt, der bekommt Kino für Feinschmecker geboten mit berührenden Bildern, hinter denen sich sehr viel Demut und Wohlbefinden verbergen. Inklusive langer Nachwirkung.
(..) Wem soll man es auch recht machen? Dem Star-Ensemble von Cooper über de Niro bis Rosselini? Der jungen Hauptdarstellerin, die eine Bandbreite von verliebtem Teenie bis zur gerissenen Geschäftsfrau glaubhaft verkörpern muss? Der Hauptfigur selbst, die den Film mit produzierte? Oder gar dem Publikum, das von ähnlichen Biopics wie "Erin Brockovic" bis "Königin der Wüste" zahlreiche One-Woman-Shows zur Genüge gesehen hat? Autor und Regisseur David O. Russell hat sich schließlich für "alle" entschieden und genauso unentschlossen verlässt der Zuschauer am Ende den Saal. Er oder Sie hat ein einfallsreiches, nettes kleines Szenen-Potpourri gesehen bei dem die Hauptfigur letztendlich egal wird. Auch wenn Jennifer Lawrence in allen Lebensabschnitten als Joy Mangano natürlich umwerfend aussieht.
(..) Zusammen mit beeindruckenderen CGI-Effekten, den neuen 3D-Möglichkeiten, welche die zahlreichen Raumschiffe noch bedrohlicher, Räume noch tiefer und viele Luftkämpfe noch spannender wirken lassen, darf man sich mit “Star Wars VII – Das Erwachen der Macht” auf ein Sci-Fi-Epos freuen, das zwar keine neuen Standars innerhalb des Genres setzt aber geschickt die Magie der Saga weitertransportiert – im Gewand eines politisch korrekten Gut-gegen-Böse-Abenteuers – mit zahlreichen neuen und bekannten Figuren. Ein fantastischer siebter Teil also, den man nicht verpassen sollte. Somit ist festzustellen, dass auch J.J. Abrams und sein Team die richtigen Lehren aus der Geschichte gezogen haben. Einschließlich einer weiblichen Heldin und zahlreichen nostalgischen Verknüpfungspunkten ohne rührseligem Rückbesinnungs-Kitsch. Freuen wir uns auf die Teile 8 und 9! Der Anfang ist gemacht.
(..) Kurz zusammengefasst: Männerkrisen-Gruppenbild trifft im Großstadt-Dschungel Berlin auf spießige Journalistin mit Liebeskummer: Macho-Womanizer? Hamm´wa (Fritz von Thun)! Quoten-Schwuler? Hamm´wa ooch (Samy Challah)! Spießiger Einzelgänger? Yoo (Max Giermann)! Das konservative, türkische Elternpaar! Aba klaa (Hasan Ali Mete, Özay Fecht)! Wat fehlt noch? Na, die prominenten Randfiguren! Da, kiekste (Rolf Eden, Lotto King Karl, Oliver Kalkofe)! Und wie oft muss ich mir diesen Sch… noch antun? Na, solange ein Millionenpublikum stets auf´s Neue auf die zugegeben clever inszenierten Trailer hereinfällt (die übrigens die besten Witze stets vorweg nehmen) und sich dann für eine zeitentrückte Sketch-Parade ins Kino locken lässt. Wer´s mag.
(..) Klarer kann ein Stament auf den tugendhaften amerikanischen Pragmatismus kaum sein. Und wenn auch im Drehbuch der Gebrüder Coen immer mal wieder große Sympathie für die benachteiligten Figuren und ein großes Können hinsichtlich ihrer unterhaltsamen Dialoge durchscheint, so fügt Altmeister Steven Spielberg seinen jüngeren Geschichts- und Sozialkunde-Statements zwei weitere Lehrstunden hinzu. Auch wenn diese, wie bei “Bridge of Spies” zu sehen, mit großem handwerklichen Geschick inszeniert sind, und es manches Mal in der Geschichte großer Mühe bedurfte, um diese alten Tugenden durchzusetzen. “Kino, das ist das Leben was uns umgibt. Nur besser.”
(..) Zusammen mit der sehr dünnen Handlung wirken (..) Szenen wie eine naive Fantasterei. Die meisten Einstellungen sind deutlich auf den Splatter-Effekt hin inszeniert, was vor dem Hintergrund der zuckersüßen Coming-of-Age-Handlung ein ums andere Mal Kopfschütteln evoziert. Eingebettet wird diese Disharmonie in einen altmodischen Synthesizer-Soundtrack, der nur dann unterbricht wenn die meist einfältig gezeichneten Protagonisten auf ihren Zwei- und Dreirädern aus dem Blickfeld verschwunden sind. Nichts gegen bedingungslosen Trash-Spaß aber dem Franco-Kanadischen Kunstkollektiv gelingt es nicht, aus den zahlreichen Versatzstücken ein harmonisches Ganzes zu entwerfen mit dem zusätzlich die Gefühle für den Hauptdarsteller erwärmt werden können.
(..) „Dieser Film besteht nicht darauf, dass wir Zucker aufgeben sollen, sondern möchte vielmehr mehr Bewusstsein schaffen für eine Substanz, die in etwa 80 Prozent der verarbeiteten Nahrungsmittel enthalten ist.“ Dieses hehre Anliegen verfolgt Gameau vor allem spielerisch, mit unterhaltsamen Vorträgen befreundeter Schauspielkollegen (Stephen Fry, Isabel Lucas, Hugh Jackman), mit zahlreichen Experteninterviews und nicht zuletzt anhand eines (zugegeben etwas eitlen) Selbstversuches.
(..) Ein schwer zu packender Film, der Erinnerungen an Filme wie “Allein” von Thomas Durchschlag (2004) oder “Valerie” von Birgit Möller (2006) weckt. Wie “Das fehlende Grau” auch vielversprechende Debütfilme, die Lust auf mehr mach(t)en.
(..) Man würde gerne mehr über die Haupt- und verschrobenen Nebenfiguren erfahren. Was beschäftigt diesen Earl, abgesehen von seiner Zusammenarbeit mit Greg? Was erhofft sich Rachel von ihrer Freundschaft mit Greg? Aus diesem Grund ist “Ich und Earl und das Mädchen” zwar ein bezaubernder, ein sehr empfehlenswerter aber auch ein sehr distanzierter Film, dem noch einige Prozent fehlen, bis beispielsweise in die Belle-Etage des Genres mit Filmen wie “Breakfast Club”, “Stand by me” oder “Der Club der toten Dichter”.
Nein, diese Neuverfilmung von Verbong hat mit “wahre Geschichte der Trapp-Familie” ebensowenig zu tun wie Rosamunde Pilcher-Verfilmungen mit niveauvoller Fernseh-Unterhaltung. Auch wenn sich Yvonne Catterfeld in dieser international produzierten Großproduktion allergrößte Mühe gibt, ihr darstellerisches Talent unter wahren Schauspielern wie Matthew Macfadyen (als Baron Georg von Trapp) oder Rosemary Harris zu beweisen, sollte sie doch in den zahlreichen Talkshow-Auftritten, die noch folgen werden zugeben, dass es sich bei Ben Verbongs Neuverfilmung lediglich um eine weitere Alpenheimat-Schmonzette handelt, die den Trapp-Mythos lediglich aus einem anderen Blickwinkel befeuert.
Dabei hätte es der zusätzlichen Rahmenhandlung mit dem Rückblick Agathe von Trapps als Urgroß-Oma (in der Jetztzeit) ebenso wenig bedurft wie der völlig überflüssige Erzählstrang mit dem ehemaligen Chauffeur Konrad (Cornelius Obonya), der sich vom Angestellten der von Trapps zum gefürchteten Nazi-Schergen “hocharbeitet”. Unter all diesen Gesichtspunkten lässt diese Neuverfilmung nur ein Urteil zu: Ein Ärgernis!
(..) Regisseur Dagur Kári widersteht (..) glücklicherweise nicht nur der Verlockung, seine Figur in eine kitschige Romanze zu schicken, sondern auch zahlreichen Fallgruben, die sich auftun, wenn man seinen Film mit einer unattraktiven Hauptfigur besetzt. Fúsi ist sehr weit weg von einem Womanizer, er ist weder Komödiant noch Serienkiller; Fúsi, herausragend verkörpert von Gunnár Jonsson, ist ein sehr realer Charakter, ein Einzelgänger, der in seinem Leben durch Verweigerung zahlreiche Weichen gestellt hat.
Dabei erzählt Kári die Begegnungen seiner Titelfigur unaufgeregt, vertraut ganz seinen Nebenfiguren, deren Schwächen er weder bloßstellt noch überzeichnet, die er aber trotzdem voller Zuneigung beobachtet. Denn eines ist zu Beginn eigentlich völlig klar, Fúsi ist ein stiller Held. Eine Filmfigur, die man gerne zum Freund hätte.
(..) Unter der meisterhaften Führung eines Schauspieler-Regisseurs wie Sam Mendes fügen sich wieder einmal, auch in “Spectre” mit seinen knapp zweieinhalb Stunden Laufzeit, zahlreiche Erzählstränge, Figuren und Abenteuer zu einem der besten Agentenfilme des jungen Jahrhunderts zusammen. Mit zahlreichen Referenzen, Verknüpfungspunkten und Reminiszensen. Die Messlatte für weitere Bond-Abenteuer wurde mit “Spectre” einmal mehr etwas höher gelegt. Wer durfte das nach dem grandiosen “Skyfall” erwarten?
(..) Obwohl das Storygerüst rund um "er-kriegt-sie-er-kriegt-sie-nicht" alles andere als neu ist, hat man bei Daniel Radcliffe und der bezaubernden Zoe Kazan stets das Gefühl, als würde die Rom-Com gerade erst erfunden, so ehrlich und glaubwürdig vollführen der verunsicherte Radcliffe und die fokussierte Zoe Kazan diesen zauberhaften Reigen von Zuneigung. Klischees und Kitsch-Fallgruben werden gekonnt umschifft, und für die nötigen Gedankenpausen zwischen den einzelnen Treffen und Gesprächen sorgen Chantrys federleichte Zeichnungen einer imaginären Feen-Figur, die Regisseur Michael Dowes immer mal wieder in die Skyline von Toronto projeziert - dem heimlichen dritten Hauptdarsteller des Films. (..)
(.. ) (Die Reise) sorgt neben beeindruckenden Landschaftsaufnahmen natürlich für zahlreiche berührende Momente, die nicht nur Lust auf eine Wanderung zu zweit machen sondern auch das Herz erwärmen. Vor allem, wenn man in den 104 Filmminuten dabei zusieht, wie zwei Ikonen des amerikanischen Kinos ihr Image noch einmal so richtig auf der großen Leinwand gegeneinander ausspielen. Ein Film, der von existenzialistischen Innenansichten ähnlich ambitionierter Protagonisten (“Der große Trip”, “Spuren” oder bald “Ich bin dann mal weg”) ebenos meilenweit entfernt ist wie das Ziel dieser Reise für die zwei überforderten Altvorderen.
(..) Nein, Drehbuch und Regie meinen es nicht gut mit der Hauptdarstellerin. Kate ist eine fahrlässig naive Identifikationsfigur. Ratschläge vom nonchalanten Befehlhaber Matt Graver werden überhört und auch die Verführungskünste eines korrupten Beamten haben bei ihr leichtes Spiel. Auch wenn Emily Blunt als wachsame wie gewissenhafte Gesetzeshüterin Kate stets bemüht ist ihrer Figur zumindest die physische Präsenz und Professionalität zu verleihen, die ihre Figur benötigt, ist es doch Benicio del Toro als Alejandro, der sofort die meiste Aufmerksamkeit auf sich zieht. Vor diesem emotionalen Gemengelage ist “Sicario” am Ende eben doch nur ein klischeebehafteter, effekthascherisch inszenierter Drogenthriller, der vorgibt, sich an der Wirklichkeit abzuarbeiten.
(..) Wer hätte gedacht, dass keine andere Landschaft so gegensätzliche Emotionen weckt wie das Moor? Und ein stiller Dialog mit diesem faszinierenden Biotop auch über 99 Minuten vergehen wie im Fluge?
Ob es an den faszinierenden Zeitraffer-Aufnahmen liegt? Oder am angenehm sanften Timbre von Axel Milberg im Off-Kommentar? In ganz wenigen Naturdokumentationen gelingt es den Filmemachern eine perfekte Balance zu finden zwischen faszinierenden Aufnahmen ohne Pathos, einem Abwechslungsreichtum in der Bilderfolge ohne Redundanz und einem nötigen Begleitkommentar ohne vermenschlichte Beschreibungen der Abläufe. Jan Haft und sein Team hat sich über viele Jahre in meist sehr schwer zugängliches Gelände gewagt und Naturschausspiele eingefangen, für die selbst Naturliebhaber nie die Zeit oder ein Auge übrig hätten. Hier stimmt nicht nur die Balance. Hier stimmt auch die Qualität der Bilder. Zu toppen vielleicht nur noch von einem längeren Besuch im Moor selbst. Aber bitte im Anschluss an diese meisterhafte Dokumentation!
(...) Den Vorbildern aus den amerikanischen High-School-Komödien mag es geschuldet sein, dass überflüssige Nebenstränge wie der Kampf um eine internationale Partnerschaft mit einer anderen Schule (für das perfekte Image) oder Schulstreiche weit unterhalb der Gürtellinie auch beim Schulausflug der 10b der Goethe-Gesamtschule nicht fehlen dürfen. Schwamm drüber. Mit dem perfekt eingespielten, kompletten Team des ersten Teils, etwas mehr Action und etwas mehr Tiefe sowie unzähligen verbalen Auseinandersetzungen mit langer Halbwertzeit gelingt Autor und Regisseur Bora Dagtekin auch diesmal der gut getimte Balanceakt zwischen hemmungsloser Überzeichnung und notwendiger Bodenhaftung. Sowohl bei seinen Figuren als auch auch bei seiner Geschichte.
Ob Tsunami-Waisen, Integrations-Schüler mit Handicap, Proll-Gören oder Öko-Lehrer, Dagtekin hat Spaß mit all seinen Figuren – ohne sich über sie lustig zu machen. Beste Unterhaltung in einem verdammt hoch getakteten, sehr authentischen Gag-Feuerwerk mit sehr viel Slaptsick und Selbstironie, das mit verbalen Grobheiten in Form eines Tuschs bis weit nach Filmschluss für Lachmuskelkater sorgt.
" (..) Ähnliche Paradebeispiele für nonverbale Kommunikation kommen dem Betrachter in den Sinn: Corinna Belz´ großartige Dokumentation über den Künstler Gerhard Richter ("Gerhard Richter Painting") beispielsweise. Auch so ein Porträt, das sich die Zeit nehmen konnte, dem Werk des Künstlers Schicht für Schicht auf den Grund zu gehen. Wie einst Corinna Belz gelingt es auch Tilman Urbach durch vorsichtige und entwaffnende Fragen die spärlichen, aber aufschlussreichen biografischen und persönlichen Informationen über einen herausragenden Künstler aufzudecken, und viel wichtiger noch, einem außergewöhnlichen Künstler dabei über die Schulter sehen zu dürfen, wenn umwerfende Bilder entstehen und wie der Maler dabei immer wieder der eigenen, inneren Perfektion zu genügen versucht, bietet für den kunstinteressierten Betrachter einen Mehrwert, den nur eine Dokumentation leisten kann, die sich sehr viel Zeit nimmt. "
(..) Eine geheimnisvolle Agentin namens Ilsa Faust (nicht die einzige Reminiszens an Michael Curtiz´ “Casablanca” von 1942), gespielt von der erschreckend überzeugenden Schwedin Rebecca Ferguson, deren Interessen bis zum Schluss unklar bleiben, ist es, die Hunt ein ums andere Mal sowohl nicht nur die Schau stiehlt, sondern auch das Leben rettet. Wie auch umgekehrt. Überhaupt wird Christopher McQuarrie nicht müde, von Hitchcock (“Der Mann, der zuviel wusste”) über James Bond bis hin zu zahlreichen John Le-Carré-Verfilmungen (“Der Spion, der aus der Kälte kam”) Bestmarken des Genres zu zitieren. Keine schlechte Idee. (..)
Trotz des etwas angestaubten, nostalgischen Plots und sichtbaren Anleihen an “James Bond 007 jagt Dr. No” überzeugt der vierte Teil der Reihe, weil sich die Drehbuchautoren auf die alten Teamgeist-Werte der TV-Serie besinnen, Tom Cruise auch mal scheitern darf und jede einzelne Figur ein ganz besonderes, mindesten zweidimensionales Eigenleben bekommt. Zwar ist hinsichtlich der szenen- und bruchstückhaften Dramaturgie sowie des enervierenden (BMW-)Product Placements noch viel Luft nach oben, doch wenn spektakuläre Stuntszenen (wie die am Burj Khalifa) noch Tage nach Filmsichtung im Gedächtnis haften bleiben, haben alle Verantwortlichen nur wenig falsch gemacht.
(..) Sorgte der cineastische Kniff, nur ganz selten die Aussagen der Zeitzeugen als “Talking Head” sondern als stillen Kommentar im Hintergrund zu platzieren, bereits in “Senna” dafür, dass seine Dokumentation über den gleichnamigen, talentierten Rennfahrer aus Brasilien fast wie ein rasanter Spielfilm wirkte und dessen Spielzeit von 105 Minuten wie im Fluge vergingen, ist es bei “Amy” der herausragende Kniff, dass man durch die zahlreichen Privataufnahmen als Zuschauer das Gefühl bekommt, von einer Freundin an die Hand genommen zu werden, um über sie zu erfahren, dass (wie es der große Tony Bennett so trefflich formuliert) sie “ein einmaliges Talent besaß und nicht genug darauf aufpasste.” Die Künstlerin, die im Alter von nur 27 Jahren verstarb, das Opfer eines Systems? Umso mehr sollte man die Dokumentation “Amy” auch als Anschauungsfilm verstehen. Sehenswert ist er so oder so.
(..) Zugegeben, ich saß in einem ausverkauften, kleinen Kino, vorne in der zweiten Reihe. Mir war bereits nach 20 Minuten angesichts der Wackelkamera von Brandt Grøvlen schwindelig und als die titelgebende Spanierin drei betrunkene Berliner Jungs in einem geklauten Auto in ein von schwerbewaffneten Türstehern flankiertes Parkhaus fährt, um sich von einem blondierten, drittklassigen Bond-Villain fragen zu lassen: “Und wer ist die Bitch?” konnte ich mir ein lautes Lachen nicht verkneifen. Mit dem Blick auf die Uhr hatte ich da noch gut eine Stunde vor mir und spätestens zu diesem Zeitpunkt habe mich nach Pilsen gesehnt, in die tschechische Nachbarschaft, die mir Michal Samir 2014 in seinem Film “Hany” vorstellte, auch mit nur einem Schnitt, weil es bei ihm um die Freiheit geht. Und nicht um 140 Minuten “Scripted Reality”.
Sechs Lolas, ein “Prost” auf den deutschen Film. Oder sollte ich besser schreiben: “Zum Wohle!” ?
(..) Nach den ersten wirklich guten 40 actionreichen Minuten verliert sich der Film irgendwo zwischen Romanze und Einbruch-Action. Schade.
(..) Wie ist das noch gewesen, damals in den späten 60ern und frühen 70ern in Deutschland? In einer Zeit, als der Kapitalismus noch gewalttätige Feinde hatte und die Nachkriegsjugend in Deutschland die Nase voll von Meinungsmache und Obrigkeitsdenken. Und mehr noch, als die Freiheit erkämpft werden musste, notfalls mit Waffengewalt. (..) Der Franzose Jean-Gabriel Périot, Jahrgang 1974, wollte mehr wissen. Und dies ist seine Geschichte einer deutschen Radikalisierung, die auch die Geschichte einer Kommunikationsverweigerung ist. Umfangreich, kommentarlos, allein durch die Montage von bereits gefertigten Bildern aus Fernsehnachrichten, Fernsehreportagen, Fernsehdiskussionen und diversen Spiel- und Agitationsfilmen beantwortet er die Frage selbst. Mit großer Bewunderung für die Kämpfer der Außerparlamentarischen Opposition, kurz APO, der Denker der R.A.F., allen voran Ulrike Meinhof, und die zeitkritischen Filmemacher wie Holger Meins. Eine scharfe, sehr unterhaltsame, nie belehrende Kollage naher und ferner Echos. (..)
(..) Drei Freunde, ein Missbrauchsfall und die unterschiedlichen Reaktionen darauf. Gerd Schneider konzentriert sich in den atmosphärisch sehr dichten 95 Filmminuten auf den emotionalen Jakob, dem Sebastian Blomberg zahlreiche Facetten seines schauspielerischen Könnens verleiht. Jedes Bild, jeder Schnitt bei der Annäherung an die emotionale Krise seiner Hauptfigur Jakob sitzt perfekt. Erst recht, als Dominik (Kai Schumann) seinen Missbrauch an einen jungen Messdiener seiner Gemeinde vor seinem besten Freund zugibt. Natürlich wird Jakob hin und hergerissen zwischen der Verantwortung seines Arbeitgebers, seines Freundes Dominik und seiner eigenen Aufgabe in diesem "Fall". Soll er schweigen? Den Vorfall herunter spielen? Wie es sein Freund Oliver tut?
Jakob sucht das Gespräch. Mit der Mutter des Opfers, anderen Messdienern der Gemeinde und sogar mit dem Bischof. Und was er dabei Zutage führt, ist so erschreckend wie bedrückend. Gerd Schneider und sein Kameramann Pascal Schmit finden für die Tour de force die passenden Bilder, packend, differenziert, einfühlsam und größtenteils frei von Klischees und Vorurteilen. "Verfehlung" ist sicherlich eines der besten Filme zum Thema "Missbrauch in der Kirche" und gerade aus Deutschland vor dem aktuellen Hintergrund längst überfällig. Unbedingt sehenswert!